"Mehrfachbehinderung" im PDF-Format - Schweizerischer Blinden ...
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Mehrfachbehinderung<br />
September 2012
2<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
Die Angst vor dem Unbekannten 2<br />
Mehrfachbehinderung<br />
Die Mehrheit besteht aus<br />
Minderheiten 3<br />
Die Theorie hinter dem<br />
furchterregenden Begriff 6<br />
Médéric – Geschichte mit Happy End 8<br />
Wenn einem Hören und<br />
Sehen vergeht 10<br />
Bensil 16<br />
Ein Marathonläufer<br />
der andern Art: Nils Jent 20<br />
Titelbild<br />
Zwei Hände auf den Augen, zwei Hände<br />
verschliessen die Ohren und zwei Hände<br />
halten den Mund zu. Die schematisch<br />
dargestellte Person kann nicht sehen,<br />
nicht hören, nicht sprechen. Sie ist mehrfach<br />
behindert. Die Hände symbolisieren<br />
ausserdem die Gesellschaft. Denn gerade<br />
Fokus<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung geht alle etwas an 22<br />
Gleichstellungsdefizite bei der IV 26<br />
Magazin<br />
Zwei Welten kommen sich näher 29<br />
Bitte um Erfahrungsberichte 31<br />
Solsana Superior 32<br />
Verband<br />
Namen gesucht 34<br />
Berichtigung 35<br />
Geburtstagsfeier <strong>im</strong> Atelier Zürich 36<br />
Veranstaltungen 37<br />
mehrfachbehinderte Menschen erfahren<br />
oft Ausgrenzung statt der dringend<br />
benötigten Integration. Und nicht zuletzt<br />
symbolisieren die Hände, die zärtlich<br />
auf dem Gesicht der schematischen<br />
Person liegen, die intensive Zuwendung,<br />
die Mehrfachbehinderte brauchen.
Editorial<br />
Die Angst vor dem Unbekannten<br />
Jean-Marc Meyrat<br />
Seit der Gründung des Schweizerischen <strong>Blinden</strong>-<br />
und Sehbehindertenverbands hat sich sein Mitgliederprofil<br />
erheblich gewandelt. Ursprünglich waren<br />
die meisten Mitglieder blind. Dank der Fortschritte<br />
der Ophthalmologie hat sich dieser Trend gewendet.<br />
Heute machen Sehbehinderte 90% des SBV<br />
aus. Das wirft einige Fragen auf; zum Beispiel in<br />
Bezug auf das Image, das der Verband von sich<br />
vermitteln will, oder weil einige der blinden Mitglieder<br />
sich in einem Universum, in dem das Sehen<br />
allgegenwärtig geworden ist, vernachlässigt fühlen.<br />
Nicht selten hören wir Aussagen wie: «Die <strong>Blinden</strong><br />
werden überhaupt nicht mehr berücksichtigt.»<br />
Ob wahr oder nicht, man gewinnt manchmal den<br />
Eindruck, dass Blinde gegenüber Sehbehinderten<br />
eine leicht hochmütige Haltung einnehmen oder<br />
dass sie sich bemitleiden lassen. Andrerseits stehen<br />
Sehbehinderte <strong>Blinden</strong> zum Teil mitleidig oder<br />
bewundernd gegenüber. Fast als versetzten sie sich<br />
in eine furchterregende Situation hinein, die sie<br />
langfristig selbst erwartet. Deshalb müssen wir<br />
darauf achten, dass sich innerhalb des SBV keine<br />
Kluft zwischen <strong>Blinden</strong> und Sehbehinderten bildet.<br />
Denn es geht um den Fortbestand der Selbsthilfe.<br />
Dank der Fortschritte der Medizin überleben<br />
heute behinderte Kinder, die früher keine Chance<br />
gehabt hätten. Die Lebenserwartung steigt<br />
stetig an. Auch durch Adoptionen von Kindern<br />
aus armen Ländern n<strong>im</strong>mt die Zahl mehrfachbehinderter<br />
Kinder bei uns zu. Deshalb steht der<br />
SBV vor einer neuen Herausforderung: Wie können<br />
wir diese Menschen, die nebst der Sehbehinderung<br />
weitere Behinderungen aufweisen, angemessen<br />
in unseren Verband integrieren?<br />
Es gibt St<strong>im</strong>men, die sagen, wir könnten nur<br />
reine Sehbehinderte aufnehmen. O ja, solche<br />
Vorschläge gibt es. Ganz abgesehen davon, dass<br />
sie an eine düstere Epoche des 20. Jahrhunderts<br />
erinnern, drückt sich darin ein gewisses Unbehagen<br />
aus. Ebenso wie «normalen» Menschen fällt<br />
Jean-Marc Meyrat, Redaktor<br />
«clin d’oeil». (Foto: SBV)<br />
auch <strong>Blinden</strong> der Umgang mit<br />
Mehrfachbehinderten nicht<br />
leicht, umso mehr, wenn eine<br />
geistige Behinderung <strong>im</strong> Spiel<br />
ist oder andere Sinne als das<br />
Sehen betroffen sind.<br />
Aber man muss mit der Wirklichkeit<br />
seiner Zeit leben. Man<br />
darf nicht der Verlockung erliegen,<br />
die Augen vor dem Schicksal<br />
derjenigen zu verschliessen,<br />
die nicht das Glück haben, mit<br />
nur einer Behinderung zu leben.<br />
Ich wünsche mir, dass das Thema<br />
dieser Ausgabe von «der Weg»<br />
uns allen die Augen für diese<br />
anderen, die weniger Glück<br />
hatten, öffnet. Denn Angst hat<br />
man nur vor dem, was man<br />
nicht kennt. <br />
3
4<br />
Mehrfachbehinderung<br />
Die Mehrheit besteht aus Minderheiten<br />
Cyril Mizrahi<br />
Behinderte sind untereinander solidarisch, so<br />
glaubte ich <strong>im</strong>mer.<br />
Die Gegenseitigkeit sollte ein ethisches Grundprinzip<br />
jeder behinderten Person sein, frei nach<br />
dem Grundsatz: Was du vom anderen erwartest,<br />
musst du selbst zu tun bereit sein. Ich hielt es<br />
deshalb <strong>im</strong>mer für selbstverständlich, dass behinderte<br />
Menschen mit anderen Behinderten ebenso<br />
wie mit anderen diskr<strong>im</strong>inierten Gruppen<br />
solidarisch umgehen. Blinde, Schwarze, Juden,<br />
Homosexuelle kämpfen alle an derselben Front.<br />
Denn: Bilden nicht alle Minderheiten zusammen<br />
eine Mehrheit?<br />
Zu meiner Verblüffung äusserten jedoch einige<br />
mir bekannte Behinderte die Ansicht, ihr Kampf<br />
habe mit dem der Homosexuellen nichts gemeinsam.<br />
Andere waren bis zur Feindseligkeit<br />
gleichgültig gegenüber Migrantenschicksalen,<br />
die sich mit jeder Revision des Asyl- und Ausländerrechts<br />
weiter verschärften – bis gewisse Politiker<br />
es auf die Behinderten selbst abgesehen<br />
hatten.<br />
Verblüffung und Wut<br />
Meine Verwunderung verwandelte sich in Wut,<br />
als ich miterlebte, wie sehbehinderte Personen<br />
sich in meinem Sportverein gegen die Aufnahme<br />
mehrfachbehinderter Menschen in den Verein<br />
wehrten. Die gemässigteren dieser St<strong>im</strong>men<br />
schlugen vor, für mehrfachbehinderte Menschen<br />
eine separate Sektion zu bilden. Warum? Fürchteten<br />
sie, Blinde und Sehbehinderte könnten mit<br />
geistig Behinderten in einen Topf geworfen<br />
werden, wenn ihr Verein auch Menschen mit<br />
einer kognitiven Einschränkung aufnahm? Wie<br />
war es möglich, dass manche Leute bis zur Karikatur<br />
nachäfften, was sie ihrerseits Nichtbehinderten<br />
vorwarfen?<br />
Ich sprach mit Veteranen der<br />
Selbsthilfe über meine Ideale<br />
der Solidarität – und landete<br />
auf dem harten Boden der Realität;<br />
Natürlich sollten auch<br />
Behinderte solidarisch sein, aber<br />
sie seien schliesslich Menschen<br />
wie alle anderen, weder besser<br />
noch schlechter. Es wäre diskr<strong>im</strong>inierend,<br />
wollte man so tun,<br />
als bildeten Behinderte eine<br />
homogene, monolithische Gruppe.<br />
Wie viel man von den Leuten<br />
erwarten könne, sei abhängig<br />
von Bildung und<br />
Emanzipation des Einzelnen.<br />
Eine Voraussetzung für solidarisches<br />
Verhalten sei ein positives<br />
Selbstbild: Wichtig sei, dass man<br />
sich selbst als anders, aber nicht<br />
minderwertig erlebe, und von<br />
anderen ebenso gesehen werde.<br />
Ist Solidarität also ein Sport für<br />
Reiche? Und ist diese Sichtweise<br />
nicht ein wenig gönnerhaft?<br />
Solidarisch sein, wenn man<br />
selbst in Schwierigkeiten steckt,<br />
ist schwierig aber möglich. Denn<br />
sowohl mit einem angeborenen<br />
Handicap als auch mit einer<br />
später aufgetretenen Behinderung,<br />
muss man vor allem seine<br />
eigenen Probleme lösen, bevor<br />
man über die anderer Leute<br />
nachdenken kann. Man muss<br />
sich zunächst bewusst werden,<br />
dass man trotz allem etwas zu<br />
bieten hat. Dann kann man erst<br />
begreifen, was man mit dem
Mehrfachbehinderung<br />
Nach anfänglichen Vorbehalten integrieren die Mitglieder des Groupement romand<br />
de skieurs et skieuses aveugles et malvoyant-e-s auch mehrfachbehinderte Menschen<br />
in ihren Verein. (Foto: GRSA)<br />
anderen gemeinsam hat. Dies jedoch setzt voraus,<br />
dass man den anderen kennt. Und auch das<br />
Kennenlernen des andern ist gerade für Menschen<br />
mit Sinnes- und/oder Mehrfachbehinderungen<br />
eine weitere Hürde.<br />
Happy End<br />
An diesem Punkt setzen die Behindertenverbände<br />
an, nämlich die Kontakte zwischen Menschen<br />
mit allen Arten von Behinderungen zu fördern.<br />
So wird die Solidarität zwischen Menschen mit<br />
dem gleichen Handicap, aber auch zwischen<br />
Leuten mit verschiedenen Behinderungsformen<br />
und schliesslich mit anderen diskr<strong>im</strong>inierten<br />
Gruppen kultiviert.<br />
Mein Skisportverein für Blinde und Sehbehinderte<br />
ist dafür ein gutes Beispiel. Das GRSA (Groupement<br />
romand de skieurs et skieuses aveugles et<br />
malvoyant-e-s) schuf auf demokratischem Wege<br />
die Voraussetzungen für die Aufnahme mehrfachbehinderter<br />
Mitglieder. Trotz meiner Sehbehinderung<br />
kann ich dazu beitragen: Ich habe die<br />
Ausbildung als «Mediator» absolviert (eine Art<br />
persönlicher Assistent für Menschen<br />
mit Mehrfachbehinderung).<br />
Als dieser Service nach<br />
einigen Jahren reibungslos lief,<br />
haben selbst eingefleischte<br />
Skeptiker begriffen, dass Solidarität<br />
ihnen keinerlei Nachteile<br />
bringt. <br />
Quelle: Agile – Behinderung<br />
und Politik, Ausgabe 4/2008<br />
(franz. Version)<br />
Cyril Mizrahi arbeitet freiberuflich<br />
als Rechtsanwalt in<br />
Genf mit den Schwerpunkten<br />
Sozialversicherungsrecht und<br />
Behindertengleichstellung.<br />
Von Geburt an sehbehindert,<br />
ist er zudem seit über zehn<br />
Jahren in Behindertenorganisationen<br />
aktiv.<br />
5
6<br />
Mehrfachbehinderung<br />
Die Theorie hinter dem Begriff<br />
Claudine Damay<br />
Das Konzept «Mehrfachbehinderung» umfasst<br />
alle Konstellationen, die vom sogenannten Normalfall<br />
einer Behinderung abweichen.<br />
Klassifikation der Behinderungen<br />
15% der Weltbevölkerung sind von Behinderung<br />
betroffen. Fast 200 Millionen Menschen sind<br />
schwerbehindert.<br />
Deshalb veröffentlichte die WHO 1980 unter dem<br />
Kürzel ICIDH eine erste Klassifikation der Behinderungen<br />
als Ergänzung zur internationalen<br />
Klassifikation der Krankheiten. Die 2001 überarbeitete<br />
Fassung wurde von 200 Staaten ratifiziert.<br />
Die neue internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit,<br />
Behinderung und Gesundheit<br />
(ICF) unterscheidet:<br />
• Sogenannte Schädigungen, das sind physiologische,<br />
anatomische oder psychologische Funktionsstörungen<br />
und Strukturschäden,<br />
• die daraus resultierende Beeinträchtigung der<br />
Interaktion mit der Umgebung, also die Behinderung<br />
<strong>im</strong> engeren Sinn,<br />
• und die Nachteile bei der sozialen Integration.<br />
Mehrere Definitionen<br />
Der Oberbegriff «zusammentreffende Behinderungen»<br />
umfasst best<strong>im</strong>mte Konstellationen:<br />
Die erste Gruppe (franz. «polyhandicap») schliesst<br />
alle Fälle ein, in denen eine motorische oder<br />
sensorische Behinderung mit einer kognitiven<br />
Einschränkung zusammentrifft. Jemand ist zum<br />
Beispiel blind und zugleich geistig behindert.<br />
Die zweite Gruppe («plurihandicap») bezeichnet<br />
das Zusammentreffen mehrerer motorischer und/<br />
oder sensorischer Behinderungen, jedoch ohne<br />
kognitive Beeinträchtigung. Z.B. jemand, der<br />
blind und querschnittsgelähmt ist.<br />
Die dritte Gruppe («surhandicap») umfasst komplexere<br />
Fälle, die man als sekundäre Beeinträchti-<br />
gung gerade aufgrund des<br />
Zusammentreffens mehrerer<br />
Behinderungsformen definieren<br />
könnte. Zum Beispiel dann,<br />
wenn jemand geistig zurückgeblieben<br />
ist, weil seine Taubblindheit<br />
nicht angemessen<br />
betreut wurde.<br />
Individuell unterschiedlich<br />
Taubblindheit gilt als Einzelbehinderung,<br />
auch wenn zwei<br />
Sinnesbehinderungen zusammentreffen.<br />
Eigentlich sollten<br />
alle Mehrfachbehinderungen als<br />
Einzelbehinderung gelten, doch<br />
das ist aufgrund der zahlreichen<br />
Kombinationsmöglichkeiten<br />
nicht möglich. Wichtig ist, dass<br />
es bei einer Mehrfachbehinderung<br />
nicht um eine Häufung<br />
hierarchisch abgestufter Behinderungen<br />
geht, sondern um<br />
best<strong>im</strong>mte Konstellationen, in<br />
denen sich die Einschränkungen<br />
wechselseitig beeinflussen.<br />
Deshalb ist jeder Fall einzigartig<br />
und muss entsprechend betreut<br />
werden. Eine geistig behinderte<br />
und blinde Person ist weder ein<br />
blinder geistig Behinderter,<br />
noch ein geistig behinderter<br />
Blinder. Entscheidend ist das<br />
Potential der mehrfach behinderten<br />
Person.<br />
Die Problematik wird noch<br />
zunehmen<br />
Die Medizin hat in den letzten<br />
50 Jahren sagenhafte Fort-
Mehrfachbehinderung<br />
schritte gemacht. Eine Konsequenz<br />
davon ist jedoch, dass<br />
Mehrfachbehinderungen zunehmen<br />
werden. Die Überalterung<br />
der Bevölkerung ist nur<br />
die eine Ursache. Zu denken ist<br />
auch an die Frühchen, die früher<br />
nicht überlebt hätten.<br />
Heute kann man sie retten.<br />
Aber oft tragen sie schwere<br />
Folgeschäden davon. Und dank<br />
der verbesserten Medizin überleben<br />
viele Menschen seltene<br />
Krankheiten und schwere Unfälle,<br />
jedoch oft mit einer oder<br />
mehreren Behinderungen.<br />
Die Angst als Auslöser sekundärer<br />
Behinderungen<br />
Jede behinderte Person weiss,<br />
dass Angst vor dem Anderssein<br />
soziale Ausgrenzung und somit<br />
eine sekundäre Behinderung<br />
(surhandicap) von behinderten<br />
Menschen bedingen kann.<br />
Daher sollte man meinen, dass<br />
Menschen mit einer Mehrfachbehinderung,<br />
insbesondere<br />
Menschen mit zusätzlichen<br />
kognitiven Defiziten, bei Behindertenorganisationenbesondere<br />
Solidarität und Unterstützung<br />
finden.<br />
Dem ist leider nicht so. Aus<br />
Angst davor, dass ihre körper-<br />
oder sinnesbehinderten Mitglieder<br />
mit geistig behinderten<br />
Menschen in einen Topf geworfen<br />
würden, fällt es Behindertenorganisationen<br />
schwer, Menschen<br />
mit<br />
Mehrfachbehinderungen insbesondere<br />
mit kognitiven Einschränkungen<br />
zu integrieren.<br />
Eine überzeugende Erfahrung<br />
Anders der Verein blinder und sehbehinderter<br />
Skisportler in der Romandie: Seit rund zehn Jahren<br />
bietet er ein Multi-Integrationsprogramm an.<br />
Der Verein n<strong>im</strong>mt jeden und jede Sehbehinderte<br />
unabhängig von seinen bzw. ihren zusätzlichen<br />
Einschränkungen auf, solange er oder sie Ski<br />
laufen kann. Auch Sehbehinderte und Blinde mit<br />
kognitiven Einschränkungen haben hier Zugang<br />
zu Wintersport und anregendem Gemeinschaftsleben.<br />
Der Verein bildet eigens «MediatorInnen»<br />
aus, die den Mitgliedern mit Mehrfachbehinderungen<br />
bei alltäglichen Verrichtungen behilflich<br />
sind, d.h. be<strong>im</strong> Essen, Aufstehen und Schlafengehen<br />
sowie bei der Körperhygiene. Der Begriff<br />
«Mediator» ist mit Bedacht gewählt. Denn die<br />
Aufgabe der Mediatoren besteht darin, Kontakte<br />
zur Gruppe zu vermitteln.<br />
Nach anfänglichen Vorbehalten unter den Mitgliedern<br />
des Vereins klappt die Integration von<br />
Mehrfachbehinderten inzwischen ausgezeichnet.<br />
Für die von Mehrfachbehinderung betroffenen<br />
Personen ist es eine hervorragende Möglichkeit,<br />
sich in einem besonders st<strong>im</strong>ulierenden Umfeld<br />
zu entfalten, und die physischen Fähigkeiten<br />
durch die sportliche Aktivität zu fördern. <br />
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7
8<br />
Mehrfachbehinderung<br />
Médéric – Geschichte mit Happy End<br />
Jean-Marc Meyrat<br />
Mit seinen 32 Jahren ist er ein<br />
gestandenes Mannsbild mit<br />
dunkelbrauner Haut und pechschwarz<br />
glänzendem Haar. Der<br />
Schnurrbart ist sein ganzer Stolz.<br />
Médéric ist Autist und blind.<br />
Médérics Geburtsdatum ist nicht<br />
genau bekannt. Wie viele ausgesetzte<br />
Kinder in Indien fand<br />
er – hochgradig unterernährt<br />
– Aufnahme in einem Waisenhaus.<br />
Eine von mehreren katastrophalen<br />
Folgen der Unterernährung<br />
war die Erblindung.<br />
Das wusste auch eine Genfer Familie, die in<br />
Kenntnis der Behinderung und nach reiflicher<br />
Überlegung den damals etwa zweijährigen kleinen<br />
Médéric adoptierte.<br />
Allerdings wusste die Familie nicht, dass sich zum<br />
Handicap der Blindheit ein zweites hinzu gesellte:<br />
Médéric spricht nicht. Er ist Autist.<br />
Dank der unablässigen Förderung durch seine<br />
Familie machte Médéric langsam, aber sicher<br />
Fortschritte, kam Schritt für Schritt voran. Nachdem<br />
er Kindheit und Jugend in einer Sonderschule<br />
<strong>im</strong> Kanton Genf verbracht hatte, musste das<br />
richtige institutionelle Umfeld gefunden <br />
Der Ausflug <strong>im</strong> geländetauglichen Rollstuhl bereitete Médéric viel Freude.<br />
(Foto: z.V.g.)
Mehrfachbehinderung<br />
werden, das seinen individuellen Bedürfnissen<br />
gerecht wird. Die Frage war ja: Ist Médéric blind?<br />
Oder ist er geistig behindert?<br />
Im luftleeren Raum<br />
Um eine Institution zu finden, die der Realität<br />
ihres Sohnes gerecht wurde, zog die Familie nach<br />
Lausanne. Anfangs als Externer, später mit ein bis<br />
zwei Übernachtungen pro Woche, fand Médéric<br />
schliesslich seinen Platz <strong>im</strong> Foyer pour aveugles<br />
<strong>im</strong> oberen Stadtteil von Lausanne.<br />
Hier verfügt er sogar über ein eigenes Z<strong>im</strong>mer.<br />
Tag für Tag arbeitet er in der Werkstatt der <strong>Blinden</strong>einrichtung<br />
an der Herstellung eines der<br />
Vorzeigeprodukte des Hauses: Feueranzünder.<br />
Médérics Hobby ist vor allem die Musik. Daneben<br />
treibt er Sport, und gerade die sportlichen Aktivitäten<br />
fördern seine Entwicklung. Er geht mit<br />
seinem Papa schw<strong>im</strong>men, er reitet, und er fährt<br />
Ski.<br />
Dank der systematischen Betreuung, die das<br />
Groupement romand de skieurs aveugles et<br />
malvoyants (GRSA) auf die Beine gestellt hat, ist<br />
Médéric fest in diesen Verein blinder und sehbehinderter<br />
Skifahrer integriert. Das Skifahren<br />
fördert nicht nur seine Entfaltung, sondern<br />
Médéric wird allmählich auch für soziale Kontakte<br />
besser zugänglich als je zuvor.<br />
Wie zu erwarten, verlief seine Aufnahme in den<br />
GRSA nicht völlig reibungslos. Es war Überzeugungsarbeit<br />
nötig, vielleicht eher noch bei den<br />
sehbehinderten Skifahrern selbst als bei den<br />
Betreuern, von denen die allermeisten der Neuerung<br />
sehr offen und solidarisch gegenüber<br />
standen.<br />
Die anfänglichen Vorbehalte sind inzwischen<br />
echter Akzeptanz gegenüber Médéric und seinem<br />
Anderssein gewichen. Seine Mama schaut<br />
gelassen zu, wenn ihr Grosser schon ungeduldig<br />
mit den Hufen scharrt, bis der Betreuer ihn zu<br />
Hause abholt. Diese Betreuung<br />
durch sensibilisierte, speziell in<br />
Bezug auf Mehrfachbehinderungen<br />
geschulte Personen<br />
wäre auch bei vielen anderen<br />
Gruppierungen, die Menschen<br />
mit Behinderung offen stehen,<br />
sinnvoll.<br />
Ein fruchtbares Umfeld<br />
Natürlich hat Médéric trotz<br />
seines schlechten Starts auch<br />
viel Glück gehabt. Sein Papa<br />
hatte schon zuvor ein blindes<br />
Kind aufgenommen, und seine<br />
sehbehinderte Mutter öffnete<br />
ihm Türen, die ihm ohne sie<br />
verschlossen geblieben wären.<br />
Die Verständigung mit Médéric<br />
ist zugegebenermassen nicht<br />
einfach, vor allem dann, wenn<br />
man, wie ich, selbst blind ist.<br />
Einen echten Austausch gibt es<br />
nicht, doch mit zunehmender<br />
Gewöhnung entwickelt sich ein<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl.<br />
Gerne erinnere ich mich daran,<br />
wie ich <strong>im</strong> Genfer Bois de Versoix<br />
den noch kleinen Médéric huckepack<br />
trage. Mit der linken Hand<br />
halte ich seine Waden fest, die<br />
rechte hebe ich über den Kopf<br />
vor sein Gesicht, um Zweige aus<br />
dem Weg zu schieben.<br />
Jedes Mal, wenn ich Médéric<br />
Genoud treffe, gibt es mir einen<br />
Stich – nicht aus Mitleid, sondern<br />
aus Zärtlichkeit. Meine<br />
einzige Sorge ist manchmal,<br />
gerade weil er nicht spricht,<br />
könnte ich seine Anwesenheit<br />
vergessen. <br />
9
10<br />
Mehrfachbehinderung<br />
Wenn einem Hören und Sehen vergeht<br />
Olivier Schmid<br />
Ein blinder Mensch hört und spricht und liest die<br />
Punktschrift. Eine gehörlose Person sieht und<br />
liest und benutzt die Gebärdensprache. Wer<br />
taubblind ist, fühlt und schmeckt und riecht.<br />
Aber wie kommunizieren taubblinde Personen<br />
mit ihren Mitmenschen? Wie wird ihnen die<br />
Welt vermittelt? Ein Besuch in der «Tanne»,<br />
einem Zentrum für Hörsehbehinderte.<br />
Laut einer Studie des SZB gibt es in der Schweiz<br />
214 geburtstaubblinde respektive mit einer<br />
Hörsehbehinderung geborene Personen und<br />
zwischen 285 und 428 Personen mit Usher-Syndrom.<br />
Als hörsehbehindert gilt, wer taubblind ist<br />
oder schwerhörig und blind oder gehörlos und<br />
sehbehindert oder schwerhörig und sehbehindert.<br />
Eine angeborene Hörsehbehinderung geht<br />
oft auch mit einer kognitiven oder körperlichen<br />
Beeinträchtigung einher.<br />
60 hörsehbehinderte Menschen lernen und<br />
arbeiten in der «Tanne», einem Zentrum für<br />
hörsehbehinderte Kinder, Jugendliche und<br />
Erwachsene; 40 leben <strong>im</strong> Wocheninternat oder<br />
auf einer Erwachsenenwohngruppe, 20 werden<br />
ambulant betreut. Vom Angebot der «Tanne»<br />
profitieren aber auch anders sinnesbehinderte<br />
Menschen ohne Lautsprache. Insofern sind<br />
sowohl die Art als auch das Ausmass der Behinderung<br />
der Tanne-Klientel sehr unterschiedlich.<br />
«Bei 60 verschiedenen Leuten decken wir 60<br />
verschiedene Bedürfnisse ab.» sagt Thomas<br />
Wälchli, Leiter Betriebswirtschaft der «Tanne».<br />
Eins zu Eins<br />
Hörsehbehinderte Menschen haben ausgeprägte<br />
Orientierungsschwierigkeiten und die zwischenmenschliche<br />
Kommunikation sowie der Zugang<br />
zu Informationen sind stark eingeschränkt. In<br />
der «Tanne» werden darum die Wahrnehmungs-<br />
und Kommunikationsmöglichkeiten<br />
der Betroffenen gefördert.<br />
Dazu muss zuerst eine<br />
Beziehung zwischen Klientin<br />
und Betreuer aufgebaut werden:<br />
«Ein taubblindes Kind hat<br />
keine Ahnung von seiner Umwelt.<br />
Es muss entdecken: Es gibt<br />
jemanden, wie ich selber, und<br />
wenn ich etwas mache, löst das<br />
be<strong>im</strong> anderen etwas aus. Es<br />
muss lernen, dass es etwas<br />
bewirken kann – das ist ein<br />
Prozess, der ein ganzes Leben<br />
lang andauert», sagt Angela<br />
Camenisch, langjährige Wohngruppenleiterin<br />
und seit einem<br />
Jahr Fachverantwortliche für<br />
Unterstützte Kommunikation.<br />
Alles läuft taktil über den Körper.<br />
Die Hände sind mit der<br />
hörsehbehinderten Person<br />
ständig in Kontakt. Darum<br />
arbeitet man mit einem vollständig<br />
taubblinden Menschen<br />
am besten in einer Eins-zu-Eins-<br />
Betreuung.<br />
«Wenn das hörsehbehinderte<br />
Kind entdeckt, dass da jemand<br />
ist, der auf seine Handlungen<br />
reagiert, beginnt es Gesten zu<br />
entwickeln», sagt Angela Camenisch.<br />
Gesten sind individuell<br />
erfundene Bewegungen oder<br />
Berührungen, mit denen Betroffene<br />
etwas mitteilen wollen. Es<br />
sei spannend, die Bedeutung<br />
der Gesten zu entdecken,
Mehrfachbehinderung<br />
Eins-zu-Eins-Betreuung: Katia und Petra schneiden<br />
Obst.<br />
meint sie. Man müsse kreativ sein und den Menschen<br />
gut kennen, wissen, welche Erfahrungen<br />
er in seinem Leben gemacht habe und was ihm<br />
wichtig sei. Als Betreuerin müsse sie die Gesten<br />
mit Situationen verbinden und <strong>im</strong>mer wieder<br />
mit der betroffenen Person aushandeln: Was<br />
heisst diese Geste genau?<br />
Die Bedeutung der Gesten kann aber nicht<br />
<strong>im</strong>mer klar best<strong>im</strong>mt werden. «Wir wissen nicht<br />
wirklich, was sie für Konzepte<br />
haben und was sie wahrnehmen.<br />
Selbsterfahrungen helfen<br />
da nur beschränkt, da wir andere<br />
Voraussetzungen haben, die<br />
Welt, ihre Kategorien und abstrakte<br />
Konzepte kennen. Aber<br />
wir Nichtbehinderte wissen ja<br />
auch nicht genau, was unsere<br />
Mitmenschen für Konzepte<br />
haben. Auch nicht für die Wörter.<br />
Der Umgang mit taubblinden<br />
Menschen macht deutlich,<br />
dass es ein absolutes Verstehen<br />
nicht gibt. Es ist <strong>im</strong>mer unsicher,<br />
ob und wieweit man sich versteht.<br />
Dafür ist es ein Fest,<br />
wenn man merkt, dass man sich<br />
versteht, wenn man merkt, ja,<br />
das ist es!»<br />
Hand auf Hand<br />
Wenn die hörsehbehinderte<br />
Person verstanden hat, dass es<br />
eine Interaktion zwischen ihr<br />
und ihrer Umwelt gibt, werden<br />
konventionelle Kommunika-tionsformen<br />
eingeführt;<br />
das heisst solche, die nicht nur<br />
der hörsehbehinderte Mensch<br />
und seine Bezugsperson verstehen<br />
und die die Betroffenen<br />
befähigen, mit möglichst<br />
vielen Menschen zu kommunizieren.<br />
Denn obwohl die individuellen<br />
Gesten dokumentiert<br />
und innerhalb der «Tanne»-<br />
Teams auch weitergegeben<br />
werden, würde zu viel Wortschatz<br />
verloren gehen, wenn<br />
die Bezugsperson wechselt –<br />
und damit der Zugang der<br />
Betroffenen zur Welt wieder<br />
eingeschränkt. <br />
11
12<br />
Mehrfachbehinderung<br />
Andreas bespricht mit Thomas mittels taktiler Gebärden die Wochenstruktur, die an<br />
der Wand mit Hilfe von Piktogrammen festgehalten ist. (Fotos: Tanne)<br />
Eine dieser konventionellen<br />
Kommunikationsformen sind<br />
die Tanne-Gebärden. Sie sind<br />
keine Sprache mit Syntax oder<br />
Grammatik, sondern eine auf<br />
die Bedürfnisse hörseh- und<br />
mehrfachbehinderter Personen<br />
abgest<strong>im</strong>mte Gebärdensammlung,<br />
die taktil ausgeführt<br />
werden; durch Hand-Hand-<br />
Kontakt oder Hand-Körper-<br />
Kontakt: Die «zuhörende»<br />
Person legt ihre Hände auf die<br />
der gebärdenden, also «sprechenden»<br />
Person, und spürt<br />
deren Gebärden.<br />
Manche hörsehbehinderte<br />
Kinder in der «Tanne» erwer-<br />
ben ihr symbolisches Verständnis über die Personengebärden<br />
oder über das Personenzeichen.<br />
Denn in der «Tanne» ist dem Namen jedes Menschen<br />
eine spezifische Gebärde zugewiesen, die<br />
zum Beispiel dessen Persönlichkeit entspricht.<br />
Und alle tragen ein individuelles Personenzeichen<br />
ums Handgelenk, das taktil wahrnehmbar<br />
ist und den Menschen identifiziert. Im Kontakt<br />
mit den Menschen in der «Tanne» lernen die<br />
Kinder, den Zeichen und Gebärden eine best<strong>im</strong>mte<br />
Bedeutung zuzuordnen.<br />
Tag für Tag<br />
Nebst den sogenannt flüchtigen Kommunikationsmitteln<br />
– den Tanne-Gebärden, dem Fingeralphabet<br />
und dem Lormen – kommunizieren die<br />
Menschen in der «Tanne» viel mit sogenannten<br />
festen Kommunikationsmitteln: Hörsehbehinderte<br />
mit Piktogrammen, Fotos, Buchstaben-
Mehrfachbehinderung<br />
Tabellen und Zeichnungen, Taubblinde mit Bezugsobjekten,<br />
das heisst taktil wahrnehmbaren<br />
Gegenständen.<br />
Mit Hilfe der festen Kommunikationsmittel<br />
werden den Bewohnerinnen und Bewohnern<br />
ihre Tages- und Wochenaktivitäten vermittelt.<br />
«Dies ist wichtig, damit die Leute wissen, was<br />
läuft, damit sie merken, dass sich die Tage voneinander<br />
unterscheiden und damit sich jeder<br />
Tag anders anfühlt», sagt Angela Camenisch.<br />
Ämtli, Freizeitaktivitäten, Therapien, Ferien,<br />
An- und Abwesenheiten der Bezugspersonen<br />
werden mittels Farben, ertastbaren Formen,<br />
Inserat<br />
Fotos und Bezugsobjekten an<br />
einer Aufhängevorrichtung in<br />
der Wohngruppe für die Betroffenen<br />
wahrnehmbar gemacht.<br />
So wissen sie, wann sie<br />
essen, arbeiten gehen, duschen,<br />
ihr Bett machen, laufen<br />
gehen, Kaffee trinken, den<br />
Tisch decken, putzen.<br />
Schritt für Schritt<br />
Die «Tanne» verfügt über mehrere<br />
Werkstätten, wo die Erwachsenen<br />
jeden Morgen <br />
Ausbildung zur<br />
Kommunikations-Assistenz<br />
Der/die Kommunikations-Assistent/in wird von hörsehbehinderten Personen engagiert<br />
und ermöglicht ihnen den Zugang zur Welt. Die Kommunikations-Assistent/<br />
innen unterstützen sie bei alltäglichen Geschäften, wie z.B. bei Arztbesuchen,<br />
Teilnahme an Selbsthilfegruppen, be<strong>im</strong> Ausüben von Hobbies usw. Sie tragen zur<br />
Selbstbest<strong>im</strong>mung von hörsehbehinderten Menschen bei.<br />
Die Aufgaben umfassen<br />
– Kommunikation vor Ort sicherstellen<br />
– Eine sichere Begleitung an diversen Orten<br />
– Sicherstellung der Information inkl. Vor- und Aufbereitung von Informationen<br />
– Nachbearbeiten der Informationen (z.B. Notizen, Protokoll usw.)<br />
– Hilfe bei der Mobilität und Begleitung<br />
Wann: März bis Dezember 2013<br />
Was: ~ 20 Kurstage à 4 bis 6 Lektionen jeweils freitags und samstags<br />
plus mind. 30 Stunden Praktikum Abschluss mit einem Zertifikat<br />
Wo: Lenzburg und Winterthur<br />
Kosten: Fr. 2000.–<br />
Anmeldeschluss: 1. Oktober 2012<br />
Weitere Informationen:<br />
www.szb.ch/de/angebot/taubblindheit/kommunikations-assistenz<br />
Auskunft: SZB Beratungsstelle<br />
e-mail: taubblind@szb.ch / Tel: 062 888 28 68<br />
13
14<br />
Mehrfachbehinderung<br />
modellieren, filzen, malen, kleben, stanzen,<br />
weben, flechten. Die Arbeit mit den verschiedenen<br />
Materialien soll aber nicht nur die Wahrnehmung<br />
fördern; die hergestellten Produkte<br />
werden <strong>im</strong> hauseigenen Laden verkauft. Und<br />
regelmässig bekommt die «Tanne» Aufträge<br />
von Firmen und erledigt Versände, verpackt<br />
Kassetten oder Broschüren, stellt Haarprobesets<br />
für die Gerichtsmedizin zusammen, füllt Säcke<br />
mit Schraubensets oder Münzenrollen. «Für die<br />
‹Tanne› ist es gut, dass ihre Klientinnen und<br />
Klienten etwas zu tun haben und etwas machen,<br />
das gebraucht wird», erklärt Angela Camenisch.<br />
Aktuell stellen die Betroffenen in der Holzwerkstatt<br />
Anzündhölzer her. «Es geht darum, die<br />
Arbeitsschritte so einzurichten und die Hilfsmittel<br />
so auszuwählen, dass möglichst viele Betroffene<br />
die Arbeit möglichst selbständig ausführen<br />
können», sagt Angela Camenisch: Hölzer spalten,<br />
in ein Schächtelchen legen, die Dicke der<br />
Hölzer kontrollieren, in einen Ring legen, zusammenbinden.<br />
Auch <strong>im</strong> lebenspraktischen<br />
Bereich sollen die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner möglichst<br />
selbständig werden. «Einerseits<br />
geht es um die persönliche Selbständigkeit,<br />
zum Beispiel fähig<br />
zu sein, sich Brötchen zu<br />
schmieren oder etwas für sich<br />
zu kochen oder die Körperpflege<br />
zu erledigen. Und andererseits<br />
sollen alle einen Beitrag<br />
für die Wohngruppe oder die<br />
‹Tanne› leisten. Der Grad der<br />
Selbständigkeit, der erreicht<br />
wird, hängt aber von den einzelnen<br />
Interessen, Vorlieben<br />
und kognitiven Möglichkeiten<br />
ab», sagt Angela Camenisch.<br />
Hörsehbehindert sein, ist anstrengend<br />
Um die Kommunikationsmöglichkeiten<br />
und Selbständigkeit<br />
zu fördern, besuchen die <br />
Die «Tanne» ist ein Zentrum für die Bildung, Betreuung und Beratung taubblinder<br />
und hörsehbehinderter Menschen. Sie bietet Früherziehung und Betreuung<br />
von Kleinkindern, eine Tagessonderschule, Wocheninternat für Kinder und Jugendliche,<br />
Wohnmöglichkeiten mit Beschäftigung für Erwachsene sowie Therapien<br />
an. Nebst taubblinden und hörsehbehinderten Menschen werden auch sinnesbehinderte<br />
Menschen ohne Lautsprache aufgenommen, die von den<br />
taubblindenspezifischen Kompetenzen der «Tanne» profitieren können.<br />
Die «Tanne» bietet des Weiteren Beratungen für Einzelpersonen, Angehörige,<br />
Fachstellen und andere Institutionen <strong>im</strong> Behindertenwesen an, die nicht über das<br />
taubblindenspezifische Wissen verfügen. Und sie pflegt den Fachaustausch zwischen<br />
Praxis und Forschung rund um die Hörsehbehinderung.<br />
Der Aufenthalt in der «Tanne» wird normalerweise von den Gemeinden und<br />
Kantonen mittels IV-Beiträgen, Ergänzungsleistungen und Hilflosenentschädigung<br />
vollständig finanziert.<br />
Mehr Informationen unter www.tanne.ch
Mehrfachbehinderung 15<br />
«Tanne»-Klientinnen und -Klienten regelmässig<br />
speziell für die St<strong>im</strong>ulation der Wahrnehmung<br />
eingerichtete Räume, wo sie lernen, allfällige<br />
Hör- und Sehreste auszuschöpfen und ihre Sinnesbeeinträchtigung<br />
durch andere Sinne zu kompensieren.<br />
Im Musikraum können sie sich beispielsweise<br />
auf ein mit einer Art Harfe verbundenes<br />
Bett legen und die Schwingungen wahrnehmen.<br />
Ein ganz besonderer Ort ist der Snoezelraum:<br />
Die Spiegel, Lichter, Infrarot-Lampen, Wassersäulen,<br />
das Becken mit vielen kleinen farbigen Bällen,<br />
die an den Wänden befestigten Drehscheiben,<br />
die von den Decken hängenden Ketten aus<br />
Schrauben, ein Wasserbett, der Boden mit Feldern,<br />
die Töne von sich geben, wenn man auf sie<br />
tritt – all diese zum Teil in der «Tanne» hergestellten<br />
Dinge verschaffen den Betroffenen ein<br />
Vernissage: «Haptic-Handbuch»<br />
Das Handbuch soll die haptische Kommunikation<br />
in einheitlicher Form auf nationaler Ebene<br />
einführen. Die haptische Kommunikation dient<br />
der Verständigung mit taubblinden und hörsehbehinderten<br />
Menschen und basiert auf<br />
Berührungen innerhalb neutraler Körperzonen,<br />
etwa an Händen, Armen oder Schultern. Haptische<br />
Zeichen sind rasche, praktische, informative<br />
Signale und können ergänzend zur Gebärdensprache,<br />
zur Lautsprache, zum Lormen usw.<br />
eingesetzt werden.<br />
Das Haptic-Handbuch wurde von «Haptic<br />
Schweiz» entwickelt, eine Projektgruppe der<br />
Selbsthilfevereine von taubblinden und hörsehbehinderten<br />
Menschen «tactile Deutschschweiz»<br />
und «GERSAM französische Schweiz».<br />
Datum der Vernissage: 13. Oktober 2012<br />
Ort: Walkerhaus, Bern<br />
Nähere Informationen folgen Anfang September<br />
auf www.sbv-fsa.ch/pinnwand oder auf<br />
www.tactile-selbsthilfe.ch<br />
Fest der Sinne. Gleichzeitig ist<br />
der Raum auch ein Ort, wo sie<br />
sich entspannen können. Denn<br />
hörsehbehindert zu sein sei<br />
ganz schön anstrengend, weiss<br />
Angela Camenisch. <br />
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16<br />
Mehrfachbehinderung<br />
Bensil<br />
Naomi Jones<br />
Benno Bernet war 16 Jahre alt, als er Silvia Inderbitzin zum ersten Mal küsste.<br />
Als Benno Bernet aus dem Koma erwachte, sah<br />
er nichts, konnte nicht sprechen und sich nicht<br />
bewegen. Seine Liebe zu Silvia Inderbitzin war<br />
noch jung.<br />
Die Wohnung befindet sich <strong>im</strong> Erdgeschoss. Sie<br />
ist modern, hell und geräumig. Die Eingangstür<br />
öffnet und schliesst von selbst. Die Z<strong>im</strong>mer haben<br />
Schiebetüren. Auch Schwellen gibt es keine. Das<br />
muss so sein, damit Benno Bernet mit seinem<br />
Elektrorollstuhl überall hin fahren kann. Benno<br />
ist halbseitig gelähmt und stark sehbehindert.<br />
Mit dem einen Auge sieht er zwar scharf, jedoch<br />
nur einen Ausschnitt etwa in der Grösse von vier<br />
gedruckten Buchstaben.<br />
Während Silvia Inderbitzin in der Küche hantiert,<br />
liest Benno Bernet die Mails. Der ehemalige<br />
Schreiner kümmert sich um die Administration. Er<br />
arbeitet am Computer mit einer Tastatur, die er<br />
nur mit der rechten Hand bedient. bensil@ lautet<br />
die elektronische Anschrift des<br />
Paares.<br />
Als Benno Bernet Silvia Inderbitzin<br />
zum ersten Mal küsste, war<br />
er 16 Jahre alt. Er hatte das<br />
blonde Mädchen soeben kennen<br />
gelernt. Silvia, die von Bennos<br />
Ruf als Schürzenjäger bereits<br />
gehört hatte, war zunächst<br />
gar nicht erfreut. Dies allerdings<br />
spornte Bennos jugendlichen<br />
Übermut nur umso mehr an.<br />
Auch heute noch ist Benno ein<br />
charmanter Draufgänger und<br />
bringt Silvia regelmässig zum<br />
Lachen, obwohl er nur noch<br />
sehr leise und undeutlich sprechen<br />
kann. Auch seine Zunge<br />
und sein Gaumensegel sind
Mehrfachbehinderung<br />
teilweise gelähmt. Die Lippen sind dadurch<br />
schräg verzogen. Be<strong>im</strong> Sprechen näselt er. Die<br />
Sätze artikuliert er stossweise.<br />
Benno Bernet war 20 Jahre alt als ein entgegenkommender<br />
Autofahrer die Kurve schnitt und<br />
frontal in Bennos Wagen prallte. Sein Genick brach.<br />
Er war jung und als Kunstturner durchtrainiert.<br />
Dies rettete ihm das Leben. Die Muskeln vermochten<br />
den Kopf zu halten, so dass Benno den<br />
Bruch überlebte, wenn auch schwer geschädigt.<br />
Als Benno Bernet nach einem Monat aus dem<br />
künstlichen Koma erwachte, funktionierten einzig<br />
sein Gehör und sein Geist. Es folgten zwei Jahre<br />
Spitalaufenthalt und Rehabilitation. Danach drei<br />
Jahre Umschulung zum Büroangestellten.<br />
Im Wohnz<strong>im</strong>mer steht die Stereoanlage – mit<br />
meterhohen Lautsprechern. «Wenn niemand da<br />
ist, drehe ich voll auf, am liebsten so richtig harten<br />
Rock» grinst Benno. Jetzt legt er etwas Leichteres<br />
auf, für Silvia, und fährt durch den wehenden<br />
Vorhang auf den Gartensitzplatz hinaus.<br />
Silvia Inderbitzin tischt auf: Salat mit frischen<br />
Kräutern, die ums Haus wachsen, Bratkartoffeln<br />
mit Rosmarin – ebenfalls aus dem eigenen Garten<br />
– und ein Gericht mit selbstgesammelten<br />
Pilzen. Das 200 Quadratmeter grosse Stück Land<br />
für den Garten hat Silvia von Bennos Mutter<br />
erhalten. Blumen blühen, die beiden Apfelbäume<br />
tragen kleine noch saure Früchte.<br />
Silvia verbrachte Tage an Bennos Bett. Benno lag<br />
nur da. Mit der Zeit gelang es dem jungen Paar<br />
trotz der schweren Behinderung zu kommunizieren.<br />
Benno malte mit seiner rechten Hand, die<br />
langsam ihre Beweglichkeit zurück gewann,<br />
Buchstaben in Silvias Hand. Mühsam lernte er<br />
wieder sprechen und essen. Silvia brachte ihm<br />
regelmässig sein Lieblingseis.<br />
Zwei Gästez<strong>im</strong>mer hat die grosszügige Wohnung.<br />
«Der Kontakt zu andern Menschen ist uns wichtig.<br />
Aber Benno mag nicht oft ausgehen und bleibt<br />
lieber zu Hause. Also holen wir die Leute zu <br />
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17
18<br />
Mehrfachbehinderung<br />
uns», erzählt Silvia. Und Benno ergänzt: «Unter<br />
vielen Leuten habe ich keine Chance und bin bloss<br />
der Statist.» Dabei behindert ihn die Sehbehinderung<br />
nebst der Sprachbehinderung am meisten. Es<br />
sei eine Behinderung auf sozialer Ebene. «Ich sehe<br />
die Leute nicht und sie verstehen mich nicht.»<br />
Silvia konnte lange nicht über Bennos Unfall sprechen.<br />
Sie besuchte Benno täglich und musste sich<br />
zugleich intensiv mit der Frage auseinander setzen,<br />
ob sie ein Leben an der Seite des schwer<br />
Behinderten bewältigen könne. Sie ging hart mit<br />
sich selbst ins Gericht. Denn niemand konnte ihr<br />
die Entscheidung abnehmen. Es war ein Prozess<br />
der Selbstfindung in einer Situation, die den jungen<br />
Leuten eine unhe<strong>im</strong>liche Reife abverlangte.<br />
«Hast du meine Zweifel damals bemerkt?» fragt<br />
Silvia ihren Mann. «Vermutlich schon. Aber ich<br />
habe es verdrängt. Ich gewöhnte mir an, nur auf<br />
den nächsten Schritt zu schauen», antwortet<br />
Benno. «Ich grüble nicht und hadere nicht. Ich lebe<br />
den Tag und ich lebe jetzt. Das ist mein Glück.»<br />
Dank der Versicherungsentschädigung und Bauland<br />
von Bennos Mutter haben die beiden zusammen<br />
mit einem befreundeten Paar ein Haus<br />
Das Haus des Paares ist komplett rollstuhlgängig.<br />
bauen können, das komplett<br />
rollstuhlgängig ist. Im Haus kann<br />
Benno Bernet mit seinem Rollstuhl<br />
ziemlich flüssig fahren, weil<br />
er sich gut auskennt. Auf unbekanntem<br />
Terrain ist er verloren.<br />
Ausserdem erhält Benno nebst<br />
seiner Rente eine Pflegerente,<br />
mit der er sich die nötige persönliche<br />
Assistenz finanzieren kann.<br />
Benno Bernet hat sich so eingerichtet,<br />
dass er nicht allein auf die<br />
Hilfe Silvias, sondern auf die eines<br />
grossen sozialen Netzes zählen<br />
kann. Denn er braucht Hilfe be<strong>im</strong><br />
Aufstehen und Zubettgehen,<br />
be<strong>im</strong> Anziehen und der Körperpflege.<br />
Wenn Silvia als Kaufmännische<br />
Angestellte in Teilzeit<br />
arbeitet, kommt die Spitex und<br />
hilft Benno be<strong>im</strong> Aufstehen.<br />
Wenn Silvia mit Freundinnen ein<br />
paar Tage verreist, helfen Nachbarn,<br />
Freunde und Verwandte<br />
Benno abends wieder ins Bett.
Mehrfachbehinderung 19<br />
Wenn er alleine zu Hause ist, dreht Benno voll auf. (Fotos: Naomi Jones)<br />
Silvia tischt eine Spezialität der Käserei zum Nachtisch<br />
auf. Dazu Nespresso – Benno kann die Maschine<br />
einhändig bedienen. Der laue Sommernachmittag<br />
lädt zum Verweilen ein. Silvia schlüpft aus<br />
den Sandalen und legt ihre Füsse auf einen Stuhl.<br />
Dann streicht sie das lachsfarbene Sommerkleid<br />
glatt, lockert mit beiden Händen das noch <strong>im</strong>mer<br />
blonde kurze Haar auf und lehnt sich zurück.<br />
Derweil bereitet sich Benno auf die Massage vor.<br />
Der Elektrorollstuhl summt leise, wenn er durch<br />
die Wohnung fährt. Benno benötigt die Massage<br />
einmal in der Woche. Die Masseurin kommt zu<br />
ihm nach Hause. Ausserdem fährt er einmal pro<br />
Woche in die Physiotherapie. Täglich sollte er<br />
eine Stunde am Stehbarren stehen.<br />
Wenn kein Termin ansteht fährt Benno Bernet<br />
nachmittags allein ins nahegelegene Kaffee, wo<br />
es ruhig ist und er dennoch Leute trifft. Silvia<br />
pflegt ihren grossen Garten oder geht einem<br />
ihrer Hobbys nach.<br />
Die beiden machen einen zufriedenen Eindruck.<br />
Sie gehen liebevoll miteinander um. Dabei sind<br />
sie offen und ehrlich. Der Unfall vor mittlerweile<br />
zweiundzwanzig Jahren und seine Folgen haben<br />
die Beziehung von Benno und<br />
Silvia vertieft. Trotz der behinderungsbedingtenAbhängigkeit<br />
behalten aber beide ihren<br />
Freiraum. «Ich will Silvia nicht<br />
verpflichten», erzählt Benno.<br />
«Es ist wichtig, dass sie ihr Leben<br />
als Nichtbehinderte lebt und in<br />
die Welt zieht, während ich zu<br />
Hause bleibe. Manchmal muss<br />
ich sie richtiggehend wegschicken».<br />
Silvia aber ist gerne um<br />
Benno herum und geht lieber<br />
nicht alleine weit weg. Zu gut<br />
erinnert sie sich, wie sehr sie um<br />
den Charmeur bangte, als es um<br />
Leben und Tod ging. Und sie<br />
weiss, dass sie mit einem andern<br />
Mann nicht glücklicher wäre:<br />
«Es kommt auf den Charakter<br />
an. Benno ist ein toller Mensch.»<br />
«Und ich bin ein zärtlicher Liebhaber»,<br />
ergänzt Benno verschmitzt.
20<br />
Mehrfachbehinderung<br />
Ein Marathonläufer der andern Art:<br />
Nils Jent<br />
Naomi Jones<br />
Seit Juni dieses Jahres läuft der Film «Unter<br />
Wasser atmen» von Stefan Muggli und Andri<br />
Hinnen in den Schweizer Kinos. Er zeigt ein<br />
eindrückliches Porträt des mehrfachbehinderten<br />
HSG-Dozenten. Der Film entstand gleichzeitig<br />
mit dem Buch von Röbi Koller «Dr. Nils<br />
Jent».<br />
Im Alter von 18 Jahren überlebte Nils Jent einen<br />
schweren Motorradunfall. Während der mehrstündigen<br />
Operation erlitt er zwe<strong>im</strong>al einen<br />
Herzstillstand und wurde wiederbelebt. Als Jent<br />
nach einem Monat <strong>im</strong> Koma erwachte, konnte er<br />
sich nicht bewegen, nicht sprechen und nicht<br />
sehen. Einzig seine Augenlieder konnte er aktiv<br />
bewegen. Und er hörte. Seine Mutter begann,<br />
ihm das Alphabet vorzusagen. Wenn Jent bei<br />
einem Buchstaben blinzelte, notierte sie diesen.<br />
Dann begann sie von vorne mit Aufsagen, bis sie<br />
so ein Wort notiert hatte.<br />
Dreissig Jahre später lebt Nils Jent mit Hilfe der<br />
Spitex in einer eigenen Wohnung. Er hat einen<br />
Doktortitel und ist Lehrbeauftragter an der HSG.<br />
Der Film wie auch das Buch erzählen vom langen<br />
Als Teenager war Nils Jent ein sportlicher<br />
Tausendsassa.<br />
Weg dahin. Sie zeichnen das<br />
Bild eines eigenwilligen Menschen<br />
mit eisernem Willen, der<br />
trotz allem ein sehr einnehmendes<br />
Wesen hat. Sowohl <strong>im</strong> Film<br />
als auch <strong>im</strong> Buch werden nebst<br />
Jent dessen Eltern gewürdigt,<br />
die ihren Sohn begleiten und<br />
tatkräftig unterstützen – die<br />
Mutter hat unter anderem den<br />
ganzen Stoff für die Matura des<br />
Sohnes auf Kassetten gelesen.<br />
Trotz allen Hürden<br />
Vor allem in Röbi Kollers Buch<br />
werden die Hürden deutlich, die<br />
Jent nehmen musste, etwa wie<br />
schwierig es war, eine Schule zu<br />
finden, an der er die Matura<br />
machen konnte. Um Zeit für das<br />
Studium zu gewinnen, verzichtete<br />
Jent auf Physiotherapien<br />
und nahm körperlichen Abbau<br />
in Kauf. Deutlicher als die Filmemacher<br />
dies können, arbeitet<br />
Koller die Motivation Jents für<br />
die ungeheuren Strapazen heraus.<br />
In der Rehabilitationsklinik nach<br />
dem Spitalaufenthalt wurde der<br />
junge Nils Jent vom Pflegepersonal<br />
nicht ernst genommen.<br />
Durch seine Mehrfachbehinderung<br />
passte er in kein Therapieschema.<br />
Viele Leute behandeln<br />
ihn, «als hätte er nicht alle<br />
Tassen <strong>im</strong> Schrank». Dabei war<br />
sein Intellekt das Einzige,
Mehrfachbehinderung 21<br />
Heute sammelt er Schildkröten. Er ist langsam und ausdauernd wie diese.<br />
In seiner Langsamkeit arbeitet Jent sehr genau. Von dieser Qualität profitiert<br />
sein Arbeitgeber. (Fotos: Instantview)<br />
was noch gut funktionierte. So begann Jent, der<br />
vor seinem Unfall sportliche Leistungen erbrachte,<br />
seinen Geist zu trainieren bis er den Doktortitel<br />
erreichte: Langsam, mühsam und kontinuierlich<br />
wie eine Schildkröte, die auf dem Rücken<br />
gelandet ist und zurück ins Meer will. Die Filmemacher<br />
verwenden dieses Bild sehr treffend.<br />
Während der Autor Röbi Koller in die Tiefe<br />
gehen und Hintergrundinformationen geben<br />
kann, lebt der Film davon, dass man Nils Jent<br />
sieht. Man hört, wie schwer es ihm fällt, deutlich<br />
zu artikulieren. Er zeigt der Kamera wie er sich<br />
anzieht. Wir beobachten ihn in einer Sitzung mit<br />
der Ergotherapeutin ebenso wie als Dozent <strong>im</strong><br />
Center for Disability and Integration an der<br />
Hochschule St. Gallen (HSG). Und wir sehen Nils<br />
Jent als lebendiges Kind und übermütigen Jugendlichen<br />
auf wunderbaren alten Superacht-<br />
Filmen, die sein Vater Cuno Jent gedreht hat. So<br />
ergänzen sich Film und Buch in sinnvoller Art und<br />
Weise. <br />
Röbi Koller: Dr. Nils Jent. Ein<br />
Leben am L<strong>im</strong>it. Wörterseh<br />
Verlag, Gockhausen, 2011.<br />
Das Buch ist in der SBS sowohl<br />
zur Ausleihe als auch zum<br />
Kauf als Hörbuch <strong>im</strong> Daisy-<br />
<strong>Format</strong> erhältlich.<br />
Unter Wasser atmen. Das<br />
zweite Leben von Dr. Nils Jent.<br />
Ein Film von Stefan Muggli<br />
und Andri Hinnen. Schweiz<br />
2011. Mundart mit deutschen<br />
und französischen Untertiteln.<br />
Die DVD zum Film erscheint <strong>im</strong><br />
Herbst 2012. Ob der Film audiodeskribiert<br />
wird, ist noch offen.<br />
Da viel erzählt wird, dürfte der<br />
Film auch ohne Audiodeskription<br />
verständlich sein.
22<br />
Fokus<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung geht alle etwas an<br />
Angie Hagmann<br />
Die Kontaktstelle für Frauen<br />
und Mädchen mit Behinderung,<br />
avanti donne, hat ein Memorandum<br />
für einen besseren<br />
Schutz vor Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung<br />
lanciert. Warum<br />
braucht es das?<br />
Die Geschichte erregte landesweit<br />
Aufsehen: Ein junger Mann<br />
aus Kosova, körperbehindert<br />
und auf den Rollstuhl angewiesen,<br />
möchte sich an seinem<br />
langjährigen Wohnort in der<br />
Ostschweiz einbürgern lassen.<br />
Während seine Schwester den<br />
roten Pass erhält, lehnt die<br />
Gemeindeversammlung sein Gesuch auch be<strong>im</strong><br />
zweiten Anlauf ab. Begründung: Er sei nicht<br />
integriert und wolle nur in den Genuss einer<br />
Rente kommen.<br />
Unterschiedlich starker Rechtsschutz<br />
Auf den ersten Blick ein klarer Fall von Behindertenfeindlichkeit.<br />
Oder war doch eher die Herkunft<br />
aus dem Balkan Grund für die Ablehnung?<br />
Vielleicht sogar beides zusammen? Spielt das<br />
überhaupt eine Rolle?<br />
Ja. Zum Beispiel dann, wenn der Mann sich<br />
gegen den Entscheid wehren möchte. Artikel 8<br />
der Schweizer Bundesverfassung nennt rund ein<br />
Dutzend Merkmale, aufgrund derer Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
verboten ist. Diese sind aus menschenrechtlicher<br />
Sicht zwar gleichrangig, doch der <br />
Jede Person mit Behinderung ist <strong>im</strong>mer auch Mann oder Frau, sie hat ein Alter, eine<br />
Herkunft, usw. (Foto: SBV)
Fokus<br />
rechtliche Schutz ist nicht überall gleich stark.<br />
Spezifische Gleichstellungsgesetze gibt es für die<br />
Merkmale Behinderung und Geschlecht. Beide<br />
Gesetze sind jedoch auf best<strong>im</strong>mte Lebensbereiche<br />
begrenzt. Im vorliegenden Fall wäre der<br />
Beweis einer Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund der Herkunft<br />
leichter zu erbringen als aufgrund der<br />
Behinderung, meint die Fachstelle Egalité Handicap.<br />
(Ein ausführlicher Kommentar findet sich auf<br />
der Website www.egalite-handicap.ch.)<br />
Kein Mensch ist nur behindert<br />
Sicher ist: Menschen mit Behinderung erfahren<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung nicht nur, weil sie behindert<br />
sind. Jede Person mit Behinderung ist <strong>im</strong>mer<br />
auch Mann oder Frau, sie hat ein Alter, eine<br />
Herkunft, einen sozialen Status, eine Hautfarbe,<br />
eine sexuelle Orientierung usw. – sie gehört also<br />
gleichzeitig mehreren Gruppen an.<br />
Zugehörigkeiten oder Identitäten sind fast<br />
<strong>im</strong>mer mit Machtverhältnissen in der Gesellschaft<br />
verknüpft. Benachteiligungen und Diskr<strong>im</strong>inierungen<br />
sind die Folge eines Machtgefälles; sie<br />
finden an verschiedenen Schnittstellen und auf<br />
verschiedenen Ebenen statt: direkt oder indirekt,<br />
strukturell, institutionell oder <strong>im</strong> direkten Kontakt<br />
zwischen Menschen.<br />
Überschneidungen und Wechselwirkungen zwischen<br />
den verschiedenen Formen und Ebenen<br />
sind häufig. Das Konzept der Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung<br />
versucht, diesem Umstand Rechnung zu<br />
tragen. In der Schweiz fand dieser Ansatz bislang<br />
aber erst in der Rechtswissenschaft Beachtung.<br />
Um dies zu ändern, hat die Kontaktstelle für<br />
Frauen und Mädchen mit Behinderung, avanti<br />
donne, ein Memorandum lanciert.<br />
Schlagwort mit Tücken<br />
Aha, die doppelte Diskr<strong>im</strong>inierung der Frauen,<br />
denken Sie nun wahrscheinlich. Tatsächlich ist<br />
«doppelte Diskr<strong>im</strong>inierung» eine Form von Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung.<br />
Der Begriff wurde in den<br />
1980er Jahren eingeführt, um eine breite Öffentlichkeit<br />
auf die besondere Situation von behin-<br />
derten Frauen aufmerksam zu<br />
machen: nämlich auf ihre Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
als Mädchen oder<br />
Frau und als Mensch mit Behinderung.<br />
Der Befund ist in vielen Bereichen<br />
<strong>im</strong>mer noch gültig, und<br />
politisch ist es oft notwendig,<br />
ein oder auch zwei Merkmale in<br />
den Vordergrund zu stellen. <br />
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ist ein Thema vorgesehen.<br />
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Lassen Sie sich unverbindlich<br />
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Mail: cecile.zuettel@sbv-fsa.ch<br />
23
24<br />
Fokus<br />
Das Schlagwort von der doppelten<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund<br />
von Behinderung und Weiblichkeit<br />
hat allerdings auch seine<br />
Tücken: Zum einen nagelt es<br />
Frauen pauschal in einer Opferrolle<br />
fest (das schwache Geschlecht<br />
lässt grüssen…). Zum<br />
andern verstellt es den Blick auf<br />
andere Diskr<strong>im</strong>inierungsursachen:<br />
Alter, soziale Lage, sexuelle<br />
Orientierung und Herkunft<br />
stellen in Kombination mit<br />
Behinderung oft ein ebenso<br />
grosses Risiko für Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
dar wie das Geschlecht. Bei<br />
diesen Faktoren ist der rechtliche<br />
Schutz schwach oder versagt<br />
ganz. Das ist fatal, weil<br />
davon besonders verletzliche<br />
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Definition-Bildqualität. Durch die leichte<br />
und handliche Bauweise eignet sich das<br />
System besonders für den privaten Bereich<br />
und <strong>im</strong> Haushalt. Das Gerät lässt<br />
sich einfach zusammenklappen und in der<br />
mitgelieferten Tasche transportieren.<br />
Gruppen betroffen sind. Beispiele sind ältere<br />
Migranten und Migrantinnen mit Behinderung,<br />
Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mit<br />
psychischen Beeinträchtigungen. Betroffen sind<br />
beide Geschlechter, doch die Folgen sind für<br />
Männer und für Frauen unterschiedlich.<br />
Tatort Arbeitswelt<br />
Dass Differenzierung kein Luxus ist, sondern je<br />
nach Kontext eine Notwendigkeit, zeigt sich<br />
besonders deutlich <strong>im</strong> Bereich Erwerbstätigkeit.<br />
Zum Beispiel bei der Invalidenversicherung: Frauen<br />
sind hier bei fast allen Leistungsarten benachteiligt<br />
(vgl. separaten Artikel). Doch auch bei<br />
Stellenbesetzungen und in Arbeitsverhältnissen<br />
erleben Menschen mit Behinderung Benachteiligungen<br />
und Diskr<strong>im</strong>inierung auf vielfältige Art.<br />
Dies zu belegen ist allerdings schwierig. Wie<br />
beweisen Sie, dass Sie eine Stelle nur deshalb<br />
nicht bekommen haben, weil Ihr Sehver- <br />
Sattelgasse 4 4001 Basel Tel. 061 261 58 72 www.ramstein-optik.ch/lowvision
Fokus<br />
mögen eingeschränkt ist? Oder<br />
dass Sie am Arbeitsplatz gemobbt<br />
werden, weil Sie mit<br />
einer psychischen Beeinträchtigung<br />
leben? Das ist fast unmöglich,<br />
und das wissen auch<br />
diejenigen, die für die Diskr<strong>im</strong>inierungen<br />
verantwortlich sind.<br />
Gemeinsam für Chancen-<br />
gleichheit<br />
Oft fehlt es aber auch schlicht an<br />
Wissen, und rechtswidrige Diskr<strong>im</strong>inierungen<br />
werden gar nicht<br />
als solche erkannt. Um mehr<br />
über die oft subtilen Mechanismen<br />
zu erfahren und wirksame<br />
Massnahmen dagegen definieren<br />
zu können, ist ein mehrd<strong>im</strong>ensionaler<br />
Ansatz notwendig.<br />
Dieser Anforderung tragen das<br />
Eidgenössische Büro für die<br />
Gleichstellung von Menschen mit<br />
Behinderungen (EBGB) und die<br />
Fachstelle für Rassismusbekämpfung<br />
(FRB) Rechnung: Sie haben<br />
gemeinsam eine Studie zur Diskr<strong>im</strong>inierungsbekämpfung<br />
bei<br />
der Personalrekrutierung in<br />
Auftrag gegeben. Ziel ist es, die<br />
Chancengleichheit be<strong>im</strong> Zugang<br />
zum Arbeitsmarkt sicherzustellen.<br />
Solidarität statt «Gärtlidenken»<br />
Ein gemeinsames Vorgehen von<br />
Organisationen unterschiedlicher<br />
Zielgruppen wäre vermehrt<br />
wünschbar. Denn Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
trifft verschiedenste Menschen<br />
auf ganz unterschiedliche<br />
Art und Weise und in unterschiedlichenLebenszusammenhängen.<br />
Gemeinsam könnten<br />
die Anliegen betreffend Diskr<strong>im</strong>inierungsschutz<br />
und Gleichstellung wirksamer in die Politik eingebracht<br />
werden. Das Bewusstsein für die Problematik<br />
und die Notwendigkeit gegenseitiger<br />
Solidarität würden aber auch <strong>im</strong> Alltag geschärft<br />
– dort, wo Diskr<strong>im</strong>inierung stattfindet und ihre<br />
Folgen unmittelbar spürbar sind. <br />
Das Konzept der Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung<br />
greift die vielschichtigen Mechanismen und<br />
Erscheinungsformen von Diskr<strong>im</strong>inierung auf.<br />
Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet.<br />
Die EU-Kommission zum Beispiel verwendet<br />
ihn als Oberbegriff und unterscheidet zwischen<br />
additiver, verstärkender und intersektioneller<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung.<br />
Additive Diskr<strong>im</strong>inierung liegt vor, wenn Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
aufgrund von zwei (oder mehr)<br />
Merkmalen separat zum Tragen kommt und<br />
verschiedene Auswirkungen hat.<br />
Verstärkende Diskr<strong>im</strong>inierung liegt vor, wenn<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund von zwei oder mehr<br />
Merkmalen gleichzeitig erfolgt und zu einem<br />
best<strong>im</strong>mten Ergebnis führt.<br />
Intersektionelle Diskr<strong>im</strong>inierung liegt vor,<br />
wenn mehrere Gründe mitspielen und miteinander<br />
interagieren, so dass sie nicht voneinander<br />
zu trennen sind.<br />
Helfen Sie mit,<br />
ein kräftiges Zeichen zu setzen!<br />
Das Memorandum von avanti donne kann auf<br />
der Webseite unterzeichnet werden. Dort<br />
stehen auch weitere Informationen und Unterschriftenbogen<br />
zum Download bereit.<br />
www.avantidonne.ch<br />
Kontakt: Angie Hagmann, Geschäftsleiterin<br />
E-Mail: angie.hagmann@avantidonne.ch<br />
25
26<br />
Fokus<br />
Gleichstellungsdefizite bei der IV<br />
Naomi Jones<br />
Männer sind weniger oft von<br />
einer Behinderung betroffen als<br />
Frauen. Jedoch erhalten mehr<br />
Männer als Frauen Leistungen<br />
von der Invalidenversicherung<br />
(IV).<br />
In der Schweiz leben etwas<br />
mehr Frauen als Männer. 50.7%<br />
der fast acht Millionen Einwohnenden<br />
sind Frauen. Laut dem<br />
Bundesamt für Statistik sind<br />
Frauen häufiger von einer Behinderung<br />
betroffen als Männer:<br />
20% der Frauen gegenüber<br />
14% der Männer geben an,<br />
eine Behinderung zu haben.<br />
Von den 450 000 Personen, die<br />
<strong>im</strong> Jahr 2011 eine Leistung der<br />
Invalidenversicherung (IV) bezogen<br />
haben, sind 250 000 Männer<br />
und 200 000 Frauen. Weshalb<br />
beziehen mehr Männer als<br />
Frauen eine IV-Rente, obwohl<br />
es mehr Frauen gibt und diese<br />
häufiger von Behinderung<br />
betroffen sind?<br />
Knappes Geld – ungleich verteilt<br />
Bereits 2001 sind Katerina Baumann<br />
und Margareta Lauterburg<br />
dieser Frage in ihrer Studie<br />
zur Gleichstellung von<br />
Mann und Frau in der IV nachgegangen.<br />
Dabei haben sie<br />
etliche Gleichstellungsdefizite<br />
aufgezeigt.<br />
Frauen erhalten weniger oft als<br />
Männer eine IV-Rente und sie<br />
erhalten öfter als Männer nur eine halbe oder<br />
Viertelrente. Die Zahlen von 2011 sprechen die<br />
gleiche Sprache wie die von 2001.<br />
Bei den Eingliederungsmassnahmen, zeigt sich<br />
ein ähnliches Bild. Die IV finanziert rund doppelt<br />
so vielen Männern wie Frauen eine Ausbildung.<br />
Bei medizinischen Massnahmen kommen die<br />
Männer öfter zum Zug.<br />
Wie erklären sich solche Verhältnisse 15 Jahre<br />
nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Gleichstellung<br />
von Mann und Frau?<br />
Veraltete Rollenbilder<br />
Baumann und Lauterburg zeigen auf, dass die IV<br />
den Begriff der Invalidität mit aus dem alten<br />
Eherecht stammenden Vorstellungen verknüpft.<br />
Sie haben nachgewiesen, dass bis 2001 der Mann<br />
von der IV als der Ernährer der Familie behandelt,<br />
die Frau hingegen als Hausfrau angesehen<br />
worden ist. Sollte die IV diese Praxis unterdessen<br />
geändert haben, so Katerina Baumanns These,<br />
dann höchstens unter dem allgemeinen<br />
Spardruck, der auf der IV lastet und dies zuungunsten<br />
von engagierten Männern, die ein modernes<br />
Familienmodell praktizieren.<br />
Im alten Eherecht, das bis 1988 seine Gültigkeit<br />
hatte, waren die Rollen von Mann und Frau klar<br />
verteilt. Der Mann sorgte dafür, dass die Familie<br />
ein finanzielles Auskommen hatte, die Frau<br />
kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Eine<br />
Berufstätigkeit der Frau war nur vorgesehen,<br />
wenn das Einkommen des Mannes nicht ausreichte.<br />
Die Eheleute bildeten eine Gütergemeinschaft<br />
und waren verpflichtet, einander<br />
gegenseitig zu unterstützen.<br />
Mit diesen Rollenbildern verknüpft die IV den<br />
Begriff der Invalidität. Denn der Begriff der<br />
Invalidität bezieht sich nicht in erster Linie auf<br />
die Gesundheit bzw. Behinderung, sondern auf<br />
die wirtschaftliche Existenz. Invalid ist, wer
Fokus<br />
aufgrund eines gesundheitlichen<br />
Problems nicht genügend<br />
Geld verdienen kann, um seine<br />
Existenz zu sichern. Nach altem<br />
Eherecht kommt bei verheirateten<br />
Männern die Existenz der<br />
Familie hinzu.<br />
Dies führt dazu, dass der Invaliditätsgrad<br />
nicht an der Behinderung<br />
bemessen wird, sondern<br />
an der Auswirkung der Behinderung<br />
auf die Erwerbsfähigkeit<br />
und das Einkommen. Somit<br />
kann die gleiche Behinderung<br />
je nach Beruf zu einem unterschiedlichen<br />
Invaliditätsgrad<br />
führen.<br />
Da Hausfrauen über kein eigenes<br />
Einkommen verfügen, sind<br />
sie nach IV-Logik in ihrer Erwerbsfähigkeit<br />
nicht eingeschränkt.<br />
Sie können nicht<br />
weniger als nichts verdienen.<br />
Gemäss altem Eherecht müssen<br />
sie nichts verdienen, da es ihre<br />
Aufgabe ist, den Haushalt zu<br />
führen. Immerhin wird Hausarbeit<br />
als berufliche Tätigkeit<br />
bzw. als Pflicht einer verheirateten<br />
Frau anerkannt. Deshalb<br />
wird der Invaliditätsgrad einer<br />
Hausfrau mit einer Methode bemessen,<br />
die nicht von einem<br />
Einkommen ausgeht. Sachbearbeitende<br />
der IV besuchen die<br />
Versicherte zu Hause und schätzen<br />
ab, wie stark sie durch die<br />
Behinderung in ihren Aufgaben<br />
eingeschränkt ist. Das von Anfang<br />
an fehlende Einkommen<br />
einerseits und die Subjektivität<br />
der einschätzenden Person<br />
andererseits führen in der Regel<br />
dazu, dass der Invaliditätsgrad<br />
von Hausfrauen relativ tief bemessen wird. Entsprechend<br />
klein ist dann der Anspruch auf Leistungen<br />
der IV.<br />
Neue Männer hat das Land …<br />
Heute leben <strong>im</strong>mer mehr Paare ein gleichberechtigtes<br />
Familienmodell. Das Eherecht berücksichtigt<br />
die Gleichberechtigung seit einem Vierteljahrhundert.<br />
Die Frauen bleiben berufstätig,<br />
wenn sie eine Familie gründen. Die Männer<br />
beteiligen sich an der Betreuung der Kinder und<br />
an der Hausarbeit. Die meisten der berufstätigen<br />
Eltern arbeiten je teilzeitlich <strong>im</strong> Beruf und in der<br />
Familie. Für sie wendet die IV beide Berechnungsmethoden<br />
an. Der Invaliditätsgrad wird<br />
bei Männern wie Frauen für den Bereich der<br />
Hausarbeit abgeschätzt und für die Erwerbstätigkeit<br />
berechnet. Aber dies führt aufgrund des<br />
durch die Teilzeitarbeit bedingten tieferen Einkommens<br />
bei gleicher Behinderung zu einem<br />
tieferen Invaliditätsgrad, als wenn die versicherte<br />
Person eine Vollzeitstelle innegehabt hätte.<br />
Dass die finanzielle Einbusse durch die Familienarbeit<br />
bedingt ist, und dass die Person also die<br />
Doppelbelastung von Erwerbs- und Familien-<br />
arbeit auf sich genommen hat, wird nicht berücksichtigt.<br />
… und braucht noch mehr<br />
Die IV behandelt Männer und Frauen gleich. Sie<br />
folgt aber in der Best<strong>im</strong>mung des Invaliditätsgrades<br />
der gesellschaftlichen Realität, dass traditionelle<br />
Frauenarbeit schlechter entlöhnt wird<br />
als Männerarbeit, bzw. dass Familienarbeit gar<br />
nicht entlöhnt wird; Dass diese gesellschaftliche<br />
Situation absurd ist, zeigt sich daran, dass die<br />
Löhne in klassischen Frauenberufen steigen,<br />
sobald der Männeranteil höher wird, und umgekehrt.<br />
Bei der IV ergibt sich dadurch die störende<br />
Situation, dass Personen, die ihre Existenz ohnehin<br />
nur knapp sichern können, weil sie einer<br />
schlecht oder gar nicht bezahlten Arbeit, sprich<br />
traditioneller Frauenarbeit, nachgehen, <br />
27
28<br />
Fokus<br />
Gefahr laufen, durch eine Behinderung unter<br />
das Existenzmin<strong>im</strong>um zu fallen. Die IV erfüllt<br />
somit ihr Ziel nicht, «den Versicherten mit Eingliederungsmassnahmen<br />
oder Geldleistungen<br />
die Existenzgrundlage zu sichern, wenn sie<br />
invalid werden».<br />
Weil sich die IV an einem veralteten Familienmodell<br />
orientiert, betrifft die ungenügende Versicherungsleistung<br />
vor allem Menschen, die Familienarbeit,<br />
also traditionelle Frauenarbeit,<br />
tätigen. Dies ist umso störender, als eine Gesellschaft<br />
Kinder braucht, damit die soziale Solidarität<br />
erhalten bleibt. Es bleibt zu hoffen, dass mit<br />
höherem Männeranteil in der Familienarbeit ihr<br />
Wert steigt und sich somit die IV-Leistungen für<br />
Frauen und Männer angleichen. <br />
Inserat<br />
– Baumann, Katerina; Lauterburg,<br />
Margareta: Knappes<br />
Geld – ungleich verteilt.<br />
Gleichstellungsdefizite in<br />
der Invalidenversicherung.<br />
Basel, 2001.<br />
– IV-Statistik 2011 auf<br />
www.iv.bsv.admin.ch<br />
– www.ahv-iv.info<br />
– «Gleichstellung von Menschen<br />
mit Behinderung»,<br />
Bundesamt für Statistik,<br />
Neuenburg 2011
Magazin<br />
Zwei Welten kommen sich näher<br />
Naomi Jones<br />
Der «Bezgraniz Couture» Award verleiht Preise<br />
an Modedesigner, die Kleider für Menschen mit<br />
Behinderung machen.<br />
Gegensätzlicher könnten die Welt der Mode und<br />
die der Behinderten nicht sein.<br />
In Moskau organisierte das Kulturzentrum Bez<br />
Graniz (Ohne Grenzen) zum zweiten Mal einen<br />
internationalen Wettbewerb für Mode für Menschen<br />
mit Behinderung. «Bezgraniz Couture»<br />
ruft Designer, Modelabels und Bekleidungsindustrie<br />
auf, Kleider, Schuhe und Accessoires, die den<br />
speziellen Bedürfnissen von Menschen mit einer<br />
Behinderung gerecht werden,<br />
zu entwerfen.<br />
Insbesondere für Menschen <strong>im</strong><br />
Rollstuhl und für Menschen mit<br />
körperlichen Missbildungen ist<br />
es schwierig, Kleider zu finden,<br />
die gut sitzen und kleiden. Eine<br />
Jury prämierte drei Designer:<br />
Natalja KostinA aus Archangelsk<br />
mit der Kollektion für die Kinder<br />
mit Kinderlähmung (1.<br />
Platz), Christine Wolf aus Berlin<br />
mit der Kollektion für Frauen<br />
mit verschiedenen Behinderungen<br />
(2. Platz) und Dmitrij Kljutschewsky<br />
aus Moskau mit der<br />
Kollektion für Männer <strong>im</strong> Rollstuhl<br />
(3. Platz). Den Innovationspreis<br />
erhielten die Brasilianerinnen<br />
Inae Brito und Harumi Sato<br />
mit der Kollektion Fairytale für<br />
sehbehinderte und blinde Kinder.<br />
Auf diesen Kleidern sind<br />
Märchenmotive und Kinderverse<br />
in Relief und Braille tastbar.<br />
Die Kollektionen wurden anlässlich<br />
einer Gala-Show in Moskau<br />
präsentiert.<br />
Die Zeitschrift «Der Spiegel»<br />
berichtete <strong>im</strong> August dieses<br />
Jahres über die Modeschau. Es<br />
sei bemerkenswert, dass ausgerechnet<br />
<strong>im</strong> behindertenfeindlichen<br />
Russland eine Modeschau<br />
mit behinderten Models stattfinde.<br />
Behinderte Menschen seien<br />
in der russischen Öffentlichkeit<br />
kaum zu sehen. Denn Stalin<br />
habe Menschen mit einer Behinderung<br />
von den Strassen <br />
29
30<br />
Magazin<br />
Auf den Kleidern der Kollektion Fairytale von<br />
Inae Brito und Harumi Sato können sehbehinderte<br />
Kinder die Sujets ertasten und Verse in<br />
Brailleschrift lesen. (Fotos: Bezgraniz Couture)<br />
verbannt, da sie nicht zum Bild einer Siegermacht<br />
passten. Allerdings, so Yanina Urussowa von<br />
Bezgraniz Couture, geschehe <strong>im</strong> Bereich Inklusion<br />
von behinderten Menschen gerade jetzt in<br />
Russland sehr viel.<br />
Botschafter und Botschafterin in der Schweiz<br />
In der Schweiz findet am 13. Oktober zum vierten<br />
Mal die Miss Handicap-Wahl statt. Zum ersten<br />
Mal wird auch ein Mister Handicap gewählt.<br />
Zur Wahl stehen sechs junge Frauen und sechs<br />
Männer mit Handicap. Der Anlass findet wie<br />
letztes Jahr <strong>im</strong> KKL in Luzern<br />
statt. Die von Michelle Z<strong>im</strong>mermann<br />
ins Leben gerufene Organisation<br />
etabliert sich langsam.<br />
Leider befindet sich dieses Jahr<br />
unter den Finalisten keine Person<br />
mit Sehbehinderung.<br />
Weg vom magersüchtigen Ideal<br />
Wenn auch Anlässe wie die Miss<br />
Handicap-Wahl oder Modeschauen<br />
mit behinderten Models<br />
erst vereinzelt stattfinden,<br />
so stehen sie doch für ein neues<br />
Selbstbewusstsein der Menschen<br />
mit einer Behinderung. Sie<br />
zeigen sich. Sie fürchten sich<br />
nicht vor der Bühne.<br />
Es ist zu hoffen, dass dadurch<br />
die Modebranche sensibilisiert<br />
wird und sich so auch das mörderische<br />
Modediktat, das laufend<br />
magersüchtige junge<br />
Frauen hervorbringt, aufzuweichen<br />
beginnt. Wenn die Modebranche<br />
beginnt, Mode für<br />
Menschen mit Behinderung zu<br />
machen, wird sie auch beginnen<br />
für alle andern Menschen<br />
jenseits der Modelmasse gutaussehende<br />
Kleider zu schaffen.<br />
<br />
Auf www.bezgraniz-couture.<br />
com sucht die Organisation<br />
«Bezgraniz Cuture» Award<br />
bereits wieder Models für die<br />
Modeschau 2013.<br />
Mehr zu den Bewerbungen<br />
für die Miss und Mister Handicap-Wahl<br />
2013 findet sich<br />
auf www.misshandicap.ch
Magazin<br />
Bitte um Erfahrungsberichte<br />
Philippe Chazal<br />
Blinde in der Arbeitswelt: unglaubliche aber<br />
wahre Zeugenberichte<br />
1999 erschien in Frankreich das Buch mit dem<br />
Titel «Blinde am Arbeitsplatz». Wir wollten<br />
damit die beruflichen Möglichkeiten für blinde<br />
Menschen den Betroffenen selbst, aber auch<br />
den für ihre Berufsbildung zuständigen Organisationen,<br />
öffentlichen und privaten Arbeitgebern<br />
und der Öffentlichkeit besser bekannt<br />
machen. Das Buch war auf Anhieb ein Erfolg:<br />
Über 5000 Exemplare in verschiedenen <strong>Format</strong>en<br />
wurden verkauft.<br />
Seitdem hat sich die Situation für Blinde auf dem<br />
Arbeitsmarkt gewandelt: Neue Einstellungsmöglichkeiten<br />
sind entstanden, während die so genannten<br />
traditionellen Berufe rückläufig sind.<br />
Andere sind nach wie vor aktuell und haben gute<br />
Zukunftsaussichten. Deshalb entschied sich der<br />
Verleger des Buchs von 1999 vor kurzem, mit mir<br />
gemeinsam eine zweite Ausgabe zu erstellen, die<br />
<strong>im</strong> zweiten Halbjahr 2013 erscheinen soll.<br />
Wir möchten unsere Sache noch besser machen<br />
als be<strong>im</strong> ersten Mal:<br />
• Mit Unterstützung der Mitgliedsorganisationen<br />
des Weltblindenverbands, die anlässlich der<br />
Generalversammlung <strong>im</strong> November dieses Jahres<br />
angesprochen werden, möchte ich Erfahrungsberichte<br />
aus der ganzen Welt sammeln.<br />
Mir ist bekannt, dass wir aus Asien, Afrika, Amerika<br />
und anderswo trotz erheblicher kultureller<br />
und wirtschaftlicher Unterschiede Informationen<br />
über innovative Erfahrungen und Praktiken<br />
erwarten können, die unser eigenes Spektrum<br />
an Berufen für blinde oder stark sehbehinderte<br />
Menschen erweitern können.<br />
• Eine Übersetzung ins Englische und ggf. in<br />
weitere Sprachen soll die Reichweite dieses<br />
Werks wesentlich vergrössern.<br />
Die Erfahrungsberichte sollten<br />
jeweils zwischen 5000 und 7000<br />
Zeichen (mit Leerzeichen) lang<br />
sein und auf ansprechende<br />
Weise den ausgeübten Beruf,<br />
die erlebten Schwierigkeiten<br />
samt entsprechenden Lösungen<br />
und die eingesetzten technischen<br />
Hilfsmittel vorstellen, die<br />
positiven Aspekte hervorheben<br />
und Tipps für diejenigen enthalten,<br />
die diesen Weg gern einschlagen<br />
würden. Auswahlkriterien<br />
sind Originalität, die<br />
Klarheit der gebotenen Informationen<br />
und die Übertragbarkeit<br />
auf andere Länder.<br />
Falls Sie zu hundert Prozent<br />
blind sind, also bei Ihrer Berufstätigkeit<br />
völlig ohne Sehfähigkeit<br />
auskommen, falls Sie von<br />
Ihren beruflichen Einkünften<br />
leben können, mit Ihrer Tätigkeit<br />
zufrieden sind und Ihre<br />
Erfahrungen mit anderen <strong>Blinden</strong><br />
teilen möchten, wäre ich<br />
dankbar, wenn Sie mit mir Kontakt<br />
aufnehmen würden, entweder<br />
per E-Mail unter<br />
blindatwork@phchazal.fr oder<br />
per Post an 3, rue des Chantiers,<br />
75005 Paris (Frankreich), vorzugsweise<br />
bitte auf Französisch,<br />
Englisch, Italienisch oder Spanisch.<br />
Unter diesen Adressen<br />
beantworte ich auch gern allfällige<br />
Fragen.<br />
Ihnen allen herzlichen Dank! <br />
31
32<br />
Magazin<br />
Solsana Superior<br />
Naomi Jones<br />
Geschmackvolles Design, hochwertige Materialien<br />
und ein grosser Balkon zeichnen die renovierten<br />
Z<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Hotel Solsana aus.<br />
(Foto: Solsana)<br />
Das Hotel Solsana in Saanen/Gstaad ist neu ein<br />
Dreisterne-Superior-Hotel. Nach der Renovation<br />
seiner Z<strong>im</strong>mer hat das Hotel die Klassifikation<br />
von Hotellerie Suisse nach internationalen Kriterien<br />
mit 495 statt der benötigten 380 Punkten<br />
locker erreicht.<br />
Der Superior-Standard zeichnet ein Hotel als<br />
herausragend in seiner Klasse aus. Um diesen zu<br />
erreichen musste die Solsana den Mindestanforderungen<br />
eines Viersterne-Hotels gerecht werden.<br />
Punkte machte das Hotel mit hochwertigen<br />
Materialien, mit der Rollstuhlgängigkeit und<br />
dem auf sehbehinderte Menschen ausgerichteten<br />
Beleuchtungskonzept. Dusche und Toilette<br />
in den Z<strong>im</strong>mern sind eine Selbstverständlichkeit.<br />
Aber auch viele kleine Dinge, die den Komfort<br />
des Gastes erhöhen, wie etwa der Wasserkocher<br />
in jedem Z<strong>im</strong>mer, womit die Gäste sich selbst<br />
einen Tee kochen können, bewirkten Punkte.<br />
Zudem wurden die Familienz<strong>im</strong>mer und die<br />
behindertenfreundlichen Zusatzangebote wie<br />
das Hallenbad mit Leitlinien<br />
und Handläufen, das Fitnessz<strong>im</strong>mer<br />
mit einfachen aber<br />
effizienten Geräten und die<br />
Tandems, die das Hotel seinen<br />
Gästen zur Verfügung stellt,<br />
honoriert.<br />
Ausserdem konnte sich die<br />
Solsana als Seminar-, Biker- und<br />
Wanderhotel spezialisieren.<br />
Vom Wäscheservice, den die<br />
Radfahrer benötigen, profitieren<br />
auch die andern Gäste. Die<br />
beiden Computer, die vom<br />
Seminarhotel erwartet werden,<br />
sind mit einer Sprach- und einer<br />
Vergrösserungssoftware ausgestattet.<br />
Sonderangebote für<br />
SBV-Mitglieder<br />
Alles schön neu und entsprechend<br />
teuer wird sich manch<br />
einer denken. Solsana habe sich<br />
bewusst nur zum Dreisterne-<br />
Hotel qualifizieren lassen, obwohl<br />
der Viersterne-Standard<br />
bereits erreicht gewesen sei,<br />
erzählt Hotelier Daniel Leuenberger.<br />
So sei er flexibler, die<br />
Leistungen nach den Bedürfnissen<br />
der Gäste zu richten und er<br />
könne seine Preise moderater<br />
gestalten. Mit 150 Franken für<br />
ein 13 Quadratmeter grosses<br />
Einzelz<strong>im</strong>mer in der Zwischensaison<br />
sind die Preise <strong>im</strong> Vergleich<br />
zu anderen Gstaader<br />
Dreisterne-Hotels allerdings<br />
eher teuer. Im Hotel Alphorn
Magazin<br />
etwa findet man ein Einzelz<strong>im</strong>mer,<br />
das grösser ist, für 97<br />
Franken.<br />
Nur in der Solsana allerdings<br />
erhalten SBV-Mitglieder eine<br />
Preisreduktion. Der SBV subventioniert<br />
den Aufenthalt<br />
seiner Mitglieder und einer<br />
Begleitperson <strong>im</strong> ehemaligen<br />
Verbandshotel mit je 70 Franken<br />
pro Nacht (während max<strong>im</strong>al<br />
30 Nächten pro Jahr). Dadurch<br />
kostet ein Doppelz<strong>im</strong>mer<br />
mit Balkon und Frühstück für<br />
ein SBV-Mitglied mit seiner<br />
sehenden Partnerin noch 140<br />
Franken statt 280. Mit zwanzig<br />
Quadratmetern hat das Z<strong>im</strong>mer<br />
eine angenehme Grösse. Und<br />
Inserat<br />
für langjährige Gäste mit sehr kleinem Budget<br />
hält Leuenberger vorerst noch elf alte Z<strong>im</strong>mer<br />
zum alten Preis bereit. Diese befinden sich <strong>im</strong><br />
Hotelanbau aus den 70er Jahren. Aufgrund von<br />
verschiedenen baurechtlichen Auflagen und<br />
Einschränkungen sei noch unklar, was mit diesem<br />
Teil des Hotels geschehen solle, so Leuenberger.<br />
Der Verwaltungsrat prüfe zurzeit ein<br />
Projekt, das Wohnungen mit Hotelleistungen<br />
kombiniert, ähnlich wie es sie in gehobenen<br />
Altersinstitutionen gibt. Bis es soweit ist, fliesst<br />
noch viel Wasser die Saane runter. <br />
Für SBV-Mitglieder gibt es fast gratis<br />
Schnupperübernachtungen in den neuen<br />
Z<strong>im</strong>mern. Mehr dazu auf info@solsana.ch<br />
oder 033 748 94 94.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Drei Sterne Ferienhotel für<br />
<br />
Erholung, Sport und Plausch.<br />
Speziell <br />
eingerichtet für blinde- und<br />
sehbehinderte <br />
Gäste. Das ganze<br />
Haus ist zudem <br />
rollstuhlgängig.<br />
<br />
<br />
Einzigartige Infrastruktur für<br />
<br />
Seminare, Anlässe und Bankette<br />
<br />
jeder Größe und jeder Art.<br />
<br />
<br />
Lassen Sie sich auf die<br />
<br />
besondere Weise verwöhnen und<br />
<br />
genießen Sie das<br />
<br />
unvergessliche Ambiente<br />
<br />
mit erschwinglichen Preisen<br />
und <br />
außerordentlichen Leistungen.<br />
<br />
33
34<br />
Verband<br />
Namen gesucht<br />
Naomi Jones und Jean-Marc Meyrat<br />
Ab 2013 publiziert der SBV zwei neue Magazine<br />
anstelle des «Weg».<br />
«der Weg» in seiner heutigen Form ist eine Mischung<br />
aus Verbandsorgan und Spezialzeitschrift.<br />
Seine Leser und Leserinnen sind einerseits Mitglieder<br />
des SBV, die sich dafür interessieren, was <strong>im</strong><br />
Verband geschieht, andererseits sind es Menschen<br />
mit einer Sehbehinderung, die nicht Mitglied sind,<br />
Angehörige und Freunde. Die zweite Lesergruppe<br />
schätzt den Themen- und Fokusteil. Der Verbandsteil<br />
ist für diese Lesergruppe nicht interessant. Für<br />
engagierte Mitglieder hingegen ist er eher zu kurz.<br />
Deshalb hat der Zentralvorstand beschlossen, ab<br />
2013 zwei Magazine zu publizieren, die sich<br />
klarer an ihre unterschiedliche Leserschaft richten.<br />
Künftig gibt es ein Mitgliedermagazin und<br />
ein Spezialmagazin.<br />
Das Mitgliedermagazin berichtet über die Geschehnisse<br />
<strong>im</strong> Verband und seine Aktivitäten. Wir<br />
werden Mitglieder porträtieren und Ehrenamtliche<br />
interviewen. Wir werden von besonderen<br />
Anlässen berichten und die Angebote des SBV<br />
vorstellen. Jede Sektion erhält die Möglichkeit,<br />
vier Seiten selbst zu gestalten. Hier können Sektionsnachrichten<br />
und -veranstaltungen publiziert<br />
werden. Eine Kommission in der Mitglieder und<br />
Inserat<br />
Brieffreundschaft<br />
Ehrenamtliche einsitzen, steht<br />
der Redaktion zur Seite. Sie<br />
berät die Redaktion hinsichtlich<br />
der Bedürfnisse der Mitglieder.<br />
Das Spezialmagazin wird weiterhin<br />
allgemeine Themen unter<br />
dem Aspekt der Sehbehinderung<br />
behandeln und den Fokus<br />
auf sozialpolitische und gesellschaftliche<br />
Fragen, die für Menschen<br />
mit einer Sehbehinderung<br />
relevant sind, legen. Es geht um<br />
das Leben mit einer Sehbehinderung<br />
allgemein. Das Magazin<br />
richtet sich an Menschen mit<br />
einer Sehbehinderung, ihre<br />
Angehörigen und Interessierte.<br />
SBV-Mitglieder erhalten beide<br />
Magazine gratis. Weg-Abonnenten<br />
werden künftig das Spezialmagazin<br />
erhalten.<br />
Beide Magazine brauchen einen<br />
Namen. So bitten wir Sie liebe<br />
Leserin und lieber Leser, uns Ihre<br />
besten Ideen an redaktion@<br />
sbv-fsa.ch zu schicken. <br />
Je suis un homme, mon nom est Balkan Fernandez. J’a<strong>im</strong>e écrire pour échanger<br />
des expériences de vie, musique, culture, voyages. Je peux écrire en braille, e-mail,<br />
français, anglais ou espagnol. Voici mon adresse:<br />
Balkan Fernandez, C. Fernando el Catolico 44, 5D 28015 Madrid, Espagne<br />
Mon e-mail: marcopolomagenlan@hotmail.fr<br />
À bientôt, Balkan Fernandez
Verband<br />
Berichtigung<br />
In der Bildlegende zum Artikel «Zugänglichkeit,<br />
das ewige Hin und Her» in der letzten Ausgabe<br />
von «der Weg» wurde fälschlicherweise gesagt,<br />
das Reisezentrum mit einem speziellen Schalter<br />
für Menschen mit Behinderung <strong>im</strong> Bahnhof Bern<br />
befinde sich <strong>im</strong> ersten Stock. Tatsächlich befindet<br />
es sich <strong>im</strong> Erdgeschoss.<br />
Mit dem Lift kommt man ausserdem nicht direkt<br />
zum Schalter sondern nur in das Reisezentrum.<br />
Leitlinien bis zum Schalter sind geplant. Bis die<br />
Leitlinien jedoch da sind, empfiehlt die Interessenvertretung<br />
blinden und sehbehinderten Menschen<br />
<strong>im</strong> Reisezentrum in der Nähe eines bedienten<br />
Schalters zu warten, bis sie von einer<br />
Mitarbeiterin angesprochen werden. Dabei ist<br />
Inserat<br />
Apfelschule <strong>im</strong> Herbst<br />
wichtig, dass sie ihren weissen<br />
Stock mit sich führen, damit die<br />
Mitarbeitenden die Sehbehinderung<br />
bemerken. Bei Hochbetrieb<br />
kann dies manchmal ein<br />
paar Minuten dauern. Leser<br />
berichten jedoch, dass es nicht<br />
<strong>im</strong>mer gleich gut klappt und die<br />
Mitarbeitenden schlecht informiert<br />
seien. Die Interessenvertretung<br />
ist froh, wenn sie von<br />
diesen Situationen per Mail an<br />
interessenvertretung@sbv-fsa.ch<br />
erfährt, um sie mit der SBB<br />
besprechen zu können. <br />
Nachdem die iPhone-Einführungskurse bereits nach wenigen Tagen ausgebucht<br />
waren, organisiert die Apfelschule weitere Grundschulungstage in Zürich, Bern<br />
und Olten.<br />
Für erfahrene Anwendende finden folgende Kurse statt:<br />
• Das iPhone als Orientierungshilfe (MyWay, Ariadne GPS, Navigon) Teil I.;<br />
10.10.2012, 13.45–16.45 Uhr in Olten<br />
• Das iPhone als Reiseplaner (Fahrplan, Routenplaner, Reiseführer); 18.10.2012,<br />
13.45–16.45 Uhr in Olten<br />
• Das iPhone als Medienzentrum (Zeitungen, Radio, Fernsehen, Podcasts, iBooks,<br />
Daisy-Bücher); 25.10.2012, 13.45–16.45 Uhr in Bern<br />
• Das iPhone als persönlicher Assistent (Agenda/Terminplanung, Erinnerung,<br />
Wecker, Notizfunktion) 2.11.2012, 13.45-16.45 Uhr in Zürich<br />
Thementag «Navigation» am 23. November in Zürich.<br />
Erfahrene Anwendende stellen Lösungen vor. Interessierte stellen Fragen. Im Austausch<br />
entstehen neue Strategien.<br />
Neue Entwicklungen wie Blindsquare und die für IOS 6 angekündigte Karten-App<br />
mit Navigationsunterstützung werden vorgestellt und beurteilt.<br />
Detaillierte Informationen und Anmeldung zu allen Veranstaltungen: www.apfelschule.ch<br />
35
36<br />
Verband<br />
Geburtstagsfeier <strong>im</strong> Atelier Zürich<br />
Ruth Häuptli<br />
Vanessa Brun (mit Torte) und Ruth Häuptli (mit<br />
Schwyzerörgeli) am Fest des Bildungs- & Begegnungszentrum<br />
Zürich<br />
Seit fünf Jahren dürfen blinde und sehbehinderte<br />
Personen <strong>im</strong> Raum Zürich und Aargau <strong>im</strong><br />
Atelier bzw. Bildungs- & Begegnungszentrum<br />
Zürich in Dietikon ihre Kreativität unter Beweis<br />
stellen. Dies wurde dann auch am Montag, 25.<br />
Juni, gebührend gefeiert. So lud das Zentrum<br />
unter der Leitung von Martin Bühler zu einem<br />
Tag der offenen Tür ein. Da wurde allerlei<br />
Selbsthergestelltes gezeigt, wie Vasen, Kerzen,<br />
Fruchtschalen. Gestricktes, Perlenketten, ja sogar<br />
ein selbstgez<strong>im</strong>mertes Bett mit Nachttischchen.<br />
Für das kulinarische Wohl wurde selbstverständlich<br />
auch gesorgt, es gab Leckereien in allen Formen.<br />
Zu einer Feier gehört ja auch ein wenig<br />
Musik, so hat Daniel Burri die Gäste mit Klavierspiel<br />
erfreut und sogar zwei Alphornbläser warteten<br />
auf, mit denen ich bald musikalische Freundschaft<br />
schloss. Mit dem Schwyzerörgeli und<br />
Jodelgesang haben wir ganz gut harmoniert.<br />
Eine viereckige Säule, die mitten <strong>im</strong> Raum als<br />
Träger dient, wurde schon während längerer Zeit<br />
von verschiedenen Personen mit bunten Mosai-<br />
ken geschmückt. Diese Säule<br />
wurde als Geschenk verpackt<br />
und während der Feier enthüllt.<br />
Ganz besonders ist zu erwähnen,<br />
dass sehr viele Teilnehmer<br />
aus dem Aargau und Solothurn<br />
da waren. Selbst die Präsidentin<br />
der Sektion, Verena Müller, liess<br />
es sich nicht nehmen, zu erscheinen.<br />
So verlief der Nachmittag<br />
in recht fröhlicher St<strong>im</strong>mung<br />
und ich wünsche dem Bildungs-<br />
& Begegnungszentrum in Dietikon<br />
noch viele, viele frohe Stunden<br />
mit frohem Schaffen und<br />
auch guten Begegnungen. <br />
Inserate<br />
Funktionstüchtiges<br />
Optacon<br />
zu kaufen gesucht<br />
Paul Baumgartner<br />
044 777 63 30, ra.pb@hispeed.ch<br />
Wir gratulieren<br />
herzlich:<br />
Frau Dr. Barbara Müller,<br />
Mitglied des SBV, aus<br />
Ettenhausen wurde <strong>im</strong><br />
Frühjahr (2012) in den<br />
Kantonsrat Thurgau<br />
gewählt.
Verband<br />
Veranstaltungen<br />
Sektion Aargau-Solothurn<br />
02.10. Stammtisch/Kaffeetreff<br />
von 14.00–16.15 Uhr<br />
in der Aarauerstube in<br />
Aarau. Auskunft: Verena<br />
Müller-Bachmann<br />
062 721 51 67<br />
10.10. Backen in der Bäckerei<br />
Leutwyler in Zofingen.<br />
Anmeldungen bis<br />
28. September bei:<br />
Hansruedi Häuptli<br />
062 751 66 14<br />
15.10. Tag des weissen Stocks,<br />
Aufruf 2012. Auskunft<br />
bei: Verena Müller-<br />
Bachmann 062 721 51 67<br />
06.11. Stammtisch/Kaffeetreff<br />
von 14.00–16.15 Uhr<br />
in der Aarauerstube in<br />
Aarau. Auskunft: Verena<br />
Müller-Bachmann<br />
062 721 51 67<br />
14.11. Aargau-Solothurner<br />
Jasstag. Auch Mitglieder<br />
anderer Organisationen<br />
sind herzlich<br />
willkommen! Anmeldung<br />
bis 13. November<br />
bei: Hansruedi Häuptli<br />
062 751 66 14<br />
20.11. Museumsbesuch <strong>im</strong><br />
Aargauer Kunsthaus in<br />
Aarau. Organisation<br />
und Auskunft bis<br />
9. November: Aarg.<br />
<strong>Blinden</strong>fürsorgeverein<br />
Verena Z<strong>im</strong>mermann<br />
062 836 60 24<br />
verena.z<strong>im</strong>mermann@<br />
abv-aargau.ch<br />
Sektion Bern<br />
26. 09. Stammtisch ab 17.00 Uhr <strong>im</strong> «a familia<br />
portuguesa», Zähringerstrasse 15 in<br />
Bern.<br />
01. 10. Mittagstisch in der Villa Stucki ab 12.00<br />
Uhr, Seftigenstrasse 11 in Bern.<br />
31.10. Stammtisch ab 17.00 Uhr <strong>im</strong> «a familia<br />
portuguesa», Zähringerstrasse 15 in<br />
Bern.<br />
03. 11. Verkehrshaus in Luzern Auskunft über<br />
E-Mail: sektion.be@blindenverband.ch<br />
05. 11. Mittagstisch in der Villa Stucki ab 12.00<br />
Uhr, Seftigenstrasse 11 in Bern.<br />
Sektion Berner Oberland<br />
13.09. Ausflug der Freizeitgruppe, bei schlechtem<br />
Wetter 20.09, Brigitta Stehli,<br />
Tel. 034 461 89 88; Bruno Seewer,<br />
Tel. 033 657 10 58<br />
28.09. Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/<br />
Gut, Tel. 033 437 25 82<br />
06.10. Herbstanlass um 14 h <strong>im</strong> Hotel Freienhof<br />
in Thun<br />
08.10. Selbsterfahrungsgruppe, Hansueli<br />
Lüthi, Tel. 033 453 14 22; Rösli Polgar,<br />
Tel. 033 334 34 29<br />
11.10. Freizeitgruppe, Brigitta Stehli,<br />
Tel. 034 461 89 88; Bruno Seewer,<br />
Tel. 033 657 10 58<br />
26.10. Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/<br />
Gut, Tel. 033 437 25 82<br />
08.11. Freizeitgruppe, Brigitta Stehli,<br />
Tel. 034 461 89 88; Bruno Seewer,<br />
Tel. 033 657 10 58<br />
30.11. Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/<br />
Gut, Tel. 033 437 25 82 <br />
37
38<br />
Verband<br />
Sektion Nordwestschweiz<br />
19.09. Kontaktgruppe um<br />
14.30 Uhr <strong>im</strong> <strong>Blinden</strong>he<strong>im</strong><br />
Basel<br />
30.09. Wanderung mit<br />
Erika Hammel,<br />
Tel. 061 599 64 89<br />
17.10. Kontaktgruppe um<br />
14.30 Uhr <strong>im</strong> <strong>Blinden</strong>he<strong>im</strong><br />
Basel<br />
28.10. Wanderung mit<br />
Barbara Böttinger,<br />
Tel. 061 641 63 37<br />
17.11. Familienabend <strong>im</strong><br />
Restaurant L’Esprit,<br />
Basel<br />
21.11. Kontaktgruppe um<br />
14.30 Uhr <strong>im</strong> <strong>Blinden</strong>he<strong>im</strong><br />
Basel<br />
24.11. Wanderung mit Vreni<br />
und Peter Geiger,<br />
Tel. 831 27 08<br />
Sektion Ostschweiz<br />
03.09. Stamm, Rest. Brasserie,<br />
ab 19.00 Uhr, be<strong>im</strong> HB<br />
St. Gallen<br />
09.09. Wanderung «Walzenhausen-Heiden»,<br />
08.45<br />
Uhr bei Appenzellerbahn<br />
am HB St. Gallen,<br />
ohne Anmeldung,<br />
weitere Info 14-Tage<br />
vorher auf Televox<br />
26.09. Herbstausflug: Casinobesuch<br />
St. Gallen,<br />
Mi 19.00 Uhr, weitere<br />
Info in Televox und<br />
Post 031 390 88 88<br />
(126 612)<br />
01.10. Stamm, Rest. Brasserie,<br />
ab 19.00 Uhr, be<strong>im</strong> HB<br />
St. Gallen<br />
07.10. Wanderung «Amdener Höhenweg»,<br />
08.45 Uhr bei Appenzellerbahn am HB<br />
St. Gallen, ohne Anmeldung, weitere<br />
Info 14-Tage vorher auf Televox<br />
05.11. Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr,<br />
be<strong>im</strong> HB St. Gallen<br />
Sektion Zürich<br />
25.09 Kontaktgruppe Enge: Exkursion nach<br />
Zell <strong>im</strong> Tösstal mit Vortrag <strong>im</strong> Paul-<br />
Burkhard-Haus über diesen.<br />
Anmeldung telefonisch bei Ursula Graf:<br />
044 940 33 23 oder 079 219 89 34<br />
29.09. Samstags-Lunch:<br />
Rest. Brunnentor, Brunnenstrasse 21,<br />
8610 Uster. Zeit: 11.00–13.30 Uhr<br />
Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10<br />
oder sbv.zh@buero-lektro.ch<br />
03.10. Wandergruppe Merkur, Widen-Dietikon<br />
Anmeldung bei Maya + Gilbert Monnerat,<br />
Tel. 044 741 23 49 (Ersatzdatum<br />
04.07.)<br />
13.10. Wandergruppe Soleblitz<br />
Baden, Turgi, Baldegg, Birmenstorf<br />
Anmeldung bei Marianne + Walti Ogi,<br />
Tel. 044 432 28 28 (Ersatzdatum 22.07.)<br />
27.10. Samstags-Lunch: Rest. Brunnentor,<br />
Brunnenstrasse 21, 8610 Uster<br />
Zeit: 11.00–13.30 Uhr<br />
Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10<br />
oder sbv.zh@buero-lektro.ch<br />
30.10. Kontaktgruppe Enge:<br />
Anmeldung telefonisch bei Ursula Graf:<br />
044 940 33 23 oder 079 219 89 34<br />
10.11. Herbstanlass <strong>im</strong> Hotel Landhaus Zürich-<br />
Seebach. Mit humoristischer Unterhaltung<br />
durch Schösu. Anmeldung bei Urs<br />
Lüscher 044 940 93 10 oder<br />
sbv.zh@buero-lektro.ch<br />
24.11. Samstags-Lunch: Rest. Brunnentor,<br />
Brunnenstr. 21, 8610 Uster<br />
Zeit: 11.00–13.30 Uhr<br />
Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10<br />
oder sbv.zh@buero-lektro.ch
Verband<br />
Inserat<br />
Sportinteressierte gesucht<br />
Der SBV sucht blinde und sehbehinderte Sportbegeisterte sowie Begleitpersonen,<br />
die Interesse haben, eine neue Sportart auszuprobieren und diese bei Interesse<br />
langfristig auszuüben. Ermöglicht wird dieses Angebot durch die Migros-Herbstkampagne<br />
«Fit für einen guten Zweck», deren Erlös dem SBV zugutekommen<br />
wird.<br />
Selbstverständlich können Betroffene auch direkt bei der Migros-Kampagne<br />
mitmachen und das Projekt zur nachhaltigen Bewegungsförderung selbst unterstützen.<br />
Mehr Informationen: philipp.thommen@sbv-fsa.ch, 031 390 88 07<br />
Impressum<br />
Offizielle Zeitschrift des Schweize-<br />
rischen <strong>Blinden</strong>- und Sehbehindertenverbandes<br />
(SBV) <strong>im</strong> 99. Jahrgang.<br />
Erscheint sechsmal <strong>im</strong> Jahr in Grossdruck,<br />
in Braille, <strong>im</strong> DAISY-<strong>Format</strong>,<br />
<strong>im</strong> Elektronischen Kiosk, teilweise auf<br />
www.sbv-fsa.ch sowie auf Bestellung<br />
per E-Mail (ohne Fotos) in Deutsch<br />
und Französisch («clin d’œil»).<br />
Herausgeber: SBV<br />
Redaktion: Naomi Jones, Jean-Marc<br />
Meyrat und Olivier Schmid<br />
Umschlaggestaltung: Büro Grotesk.cc<br />
Layout: Claudia Holzer, Edipr<strong>im</strong> AG, Biel<br />
Übersetzungen: USG Übersetzungs-<br />
Service AG<br />
Druck: Edipr<strong>im</strong> AG, Biel/Bienne<br />
Druck auf umweltfreundliches<br />
FSC-Papier<br />
Brailleumwandlung und -druck:<br />
S<strong>im</strong>one Rentsch, Anton Niffenegger<br />
DAISY: Paul Güntert Tonstudio<br />
ISSN (Schwarzschrift): 1422-0490<br />
ISSN (<strong>Blinden</strong>schrift): 1422-0504<br />
Für Mitglieder des SBV: gratis. Jahresabonnement<br />
für Nichtmitglieder:<br />
Fr. 28.– (Inland), Fr. 34.– (Ausland).<br />
Postkonto: 30-2887-6<br />
Redaktionsschluss für die nächste<br />
Ausgabe: 10. Oktober 2012<br />
Thema: Armut<br />
Anregungen bitte an: Redaktion<br />
«der Weg / clin d’œil» <strong>Schweizerischer</strong><br />
<strong>Blinden</strong>- und Sehbehindertenverband,<br />
Gutenbergstrasse 40b,<br />
3011 Bern, Tel. 031 390 88 00;<br />
Fax 031 390 88 50<br />
info@sbv-fsa.ch, www.sbv-fsa.ch<br />
39
In Russland zeigen behinderte Models<br />
Mode für Menschen mit Behinderung.<br />
In der Schweiz findet am 13. Oktober<br />
die Wahl von Miss und Mister Handicap<br />
statt. Siehe S. 29.<br />
(Foto: Miss Handicap-Organisation)