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"Mehrfachbehinderung" im PDF-Format - Schweizerischer Blinden ...

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Mehrfachbehinderung<br />

September 2012


2<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

Die Angst vor dem Unbekannten 2<br />

Mehrfachbehinderung<br />

Die Mehrheit besteht aus<br />

Minderheiten 3<br />

Die Theorie hinter dem<br />

furchterregenden Begriff 6<br />

Médéric – Geschichte mit Happy End 8<br />

Wenn einem Hören und<br />

Sehen vergeht 10<br />

Bensil 16<br />

Ein Marathonläufer<br />

der andern Art: Nils Jent 20<br />

Titelbild<br />

Zwei Hände auf den Augen, zwei Hände<br />

verschliessen die Ohren und zwei Hände<br />

halten den Mund zu. Die schematisch<br />

dargestellte Person kann nicht sehen,<br />

nicht hören, nicht sprechen. Sie ist mehrfach<br />

behindert. Die Hände symbolisieren<br />

ausserdem die Gesellschaft. Denn gerade<br />

Fokus<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung geht alle etwas an 22<br />

Gleichstellungsdefizite bei der IV 26<br />

Magazin<br />

Zwei Welten kommen sich näher 29<br />

Bitte um Erfahrungsberichte 31<br />

Solsana Superior 32<br />

Verband<br />

Namen gesucht 34<br />

Berichtigung 35<br />

Geburtstagsfeier <strong>im</strong> Atelier Zürich 36<br />

Veranstaltungen 37<br />

mehrfachbehinderte Menschen erfahren<br />

oft Ausgrenzung statt der dringend<br />

benötigten Integration. Und nicht zuletzt<br />

symbolisieren die Hände, die zärtlich<br />

auf dem Gesicht der schematischen<br />

Person liegen, die intensive Zuwendung,<br />

die Mehrfachbehinderte brauchen.


Editorial<br />

Die Angst vor dem Unbekannten<br />

Jean-Marc Meyrat<br />

Seit der Gründung des Schweizerischen <strong>Blinden</strong>-<br />

und Sehbehindertenverbands hat sich sein Mitgliederprofil<br />

erheblich gewandelt. Ursprünglich waren<br />

die meisten Mitglieder blind. Dank der Fortschritte<br />

der Ophthalmologie hat sich dieser Trend gewendet.<br />

Heute machen Sehbehinderte 90% des SBV<br />

aus. Das wirft einige Fragen auf; zum Beispiel in<br />

Bezug auf das Image, das der Verband von sich<br />

vermitteln will, oder weil einige der blinden Mitglieder<br />

sich in einem Universum, in dem das Sehen<br />

allgegenwärtig geworden ist, vernachlässigt fühlen.<br />

Nicht selten hören wir Aussagen wie: «Die <strong>Blinden</strong><br />

werden überhaupt nicht mehr berücksichtigt.»<br />

Ob wahr oder nicht, man gewinnt manchmal den<br />

Eindruck, dass Blinde gegenüber Sehbehinderten<br />

eine leicht hochmütige Haltung einnehmen oder<br />

dass sie sich bemitleiden lassen. Andrerseits stehen<br />

Sehbehinderte <strong>Blinden</strong> zum Teil mitleidig oder<br />

bewundernd gegenüber. Fast als versetzten sie sich<br />

in eine furchterregende Situation hinein, die sie<br />

langfristig selbst erwartet. Deshalb müssen wir<br />

darauf achten, dass sich innerhalb des SBV keine<br />

Kluft zwischen <strong>Blinden</strong> und Sehbehinderten bildet.<br />

Denn es geht um den Fortbestand der Selbsthilfe.<br />

Dank der Fortschritte der Medizin überleben<br />

heute behinderte Kinder, die früher keine Chance<br />

gehabt hätten. Die Lebenserwartung steigt<br />

stetig an. Auch durch Adoptionen von Kindern<br />

aus armen Ländern n<strong>im</strong>mt die Zahl mehrfachbehinderter<br />

Kinder bei uns zu. Deshalb steht der<br />

SBV vor einer neuen Herausforderung: Wie können<br />

wir diese Menschen, die nebst der Sehbehinderung<br />

weitere Behinderungen aufweisen, angemessen<br />

in unseren Verband integrieren?<br />

Es gibt St<strong>im</strong>men, die sagen, wir könnten nur<br />

reine Sehbehinderte aufnehmen. O ja, solche<br />

Vorschläge gibt es. Ganz abgesehen davon, dass<br />

sie an eine düstere Epoche des 20. Jahrhunderts<br />

erinnern, drückt sich darin ein gewisses Unbehagen<br />

aus. Ebenso wie «normalen» Menschen fällt<br />

Jean-Marc Meyrat, Redaktor<br />

«clin d’oeil». (Foto: SBV)<br />

auch <strong>Blinden</strong> der Umgang mit<br />

Mehrfachbehinderten nicht<br />

leicht, umso mehr, wenn eine<br />

geistige Behinderung <strong>im</strong> Spiel<br />

ist oder andere Sinne als das<br />

Sehen betroffen sind.<br />

Aber man muss mit der Wirklichkeit<br />

seiner Zeit leben. Man<br />

darf nicht der Verlockung erliegen,<br />

die Augen vor dem Schicksal<br />

derjenigen zu verschliessen,<br />

die nicht das Glück haben, mit<br />

nur einer Behinderung zu leben.<br />

Ich wünsche mir, dass das Thema<br />

dieser Ausgabe von «der Weg»<br />

uns allen die Augen für diese<br />

anderen, die weniger Glück<br />

hatten, öffnet. Denn Angst hat<br />

man nur vor dem, was man<br />

nicht kennt. <br />

3


4<br />

Mehrfachbehinderung<br />

Die Mehrheit besteht aus Minderheiten<br />

Cyril Mizrahi<br />

Behinderte sind untereinander solidarisch, so<br />

glaubte ich <strong>im</strong>mer.<br />

Die Gegenseitigkeit sollte ein ethisches Grundprinzip<br />

jeder behinderten Person sein, frei nach<br />

dem Grundsatz: Was du vom anderen erwartest,<br />

musst du selbst zu tun bereit sein. Ich hielt es<br />

deshalb <strong>im</strong>mer für selbstverständlich, dass behinderte<br />

Menschen mit anderen Behinderten ebenso<br />

wie mit anderen diskr<strong>im</strong>inierten Gruppen<br />

solidarisch umgehen. Blinde, Schwarze, Juden,<br />

Homosexuelle kämpfen alle an derselben Front.<br />

Denn: Bilden nicht alle Minderheiten zusammen<br />

eine Mehrheit?<br />

Zu meiner Verblüffung äusserten jedoch einige<br />

mir bekannte Behinderte die Ansicht, ihr Kampf<br />

habe mit dem der Homosexuellen nichts gemeinsam.<br />

Andere waren bis zur Feindseligkeit<br />

gleichgültig gegenüber Migrantenschicksalen,<br />

die sich mit jeder Revision des Asyl- und Ausländerrechts<br />

weiter verschärften – bis gewisse Politiker<br />

es auf die Behinderten selbst abgesehen<br />

hatten.<br />

Verblüffung und Wut<br />

Meine Verwunderung verwandelte sich in Wut,<br />

als ich miterlebte, wie sehbehinderte Personen<br />

sich in meinem Sportverein gegen die Aufnahme<br />

mehrfachbehinderter Menschen in den Verein<br />

wehrten. Die gemässigteren dieser St<strong>im</strong>men<br />

schlugen vor, für mehrfachbehinderte Menschen<br />

eine separate Sektion zu bilden. Warum? Fürchteten<br />

sie, Blinde und Sehbehinderte könnten mit<br />

geistig Behinderten in einen Topf geworfen<br />

werden, wenn ihr Verein auch Menschen mit<br />

einer kognitiven Einschränkung aufnahm? Wie<br />

war es möglich, dass manche Leute bis zur Karikatur<br />

nachäfften, was sie ihrerseits Nichtbehinderten<br />

vorwarfen?<br />

Ich sprach mit Veteranen der<br />

Selbsthilfe über meine Ideale<br />

der Solidarität – und landete<br />

auf dem harten Boden der Realität;<br />

Natürlich sollten auch<br />

Behinderte solidarisch sein, aber<br />

sie seien schliesslich Menschen<br />

wie alle anderen, weder besser<br />

noch schlechter. Es wäre diskr<strong>im</strong>inierend,<br />

wollte man so tun,<br />

als bildeten Behinderte eine<br />

homogene, monolithische Gruppe.<br />

Wie viel man von den Leuten<br />

erwarten könne, sei abhängig<br />

von Bildung und<br />

Emanzipation des Einzelnen.<br />

Eine Voraussetzung für solidarisches<br />

Verhalten sei ein positives<br />

Selbstbild: Wichtig sei, dass man<br />

sich selbst als anders, aber nicht<br />

minderwertig erlebe, und von<br />

anderen ebenso gesehen werde.<br />

Ist Solidarität also ein Sport für<br />

Reiche? Und ist diese Sichtweise<br />

nicht ein wenig gönnerhaft?<br />

Solidarisch sein, wenn man<br />

selbst in Schwierigkeiten steckt,<br />

ist schwierig aber möglich. Denn<br />

sowohl mit einem angeborenen<br />

Handicap als auch mit einer<br />

später aufgetretenen Behinderung,<br />

muss man vor allem seine<br />

eigenen Probleme lösen, bevor<br />

man über die anderer Leute<br />

nachdenken kann. Man muss<br />

sich zunächst bewusst werden,<br />

dass man trotz allem etwas zu<br />

bieten hat. Dann kann man erst<br />

begreifen, was man mit dem


Mehrfachbehinderung<br />

Nach anfänglichen Vorbehalten integrieren die Mitglieder des Groupement romand<br />

de skieurs et skieuses aveugles et malvoyant-e-s auch mehrfachbehinderte Menschen<br />

in ihren Verein. (Foto: GRSA)<br />

anderen gemeinsam hat. Dies jedoch setzt voraus,<br />

dass man den anderen kennt. Und auch das<br />

Kennenlernen des andern ist gerade für Menschen<br />

mit Sinnes- und/oder Mehrfachbehinderungen<br />

eine weitere Hürde.<br />

Happy End<br />

An diesem Punkt setzen die Behindertenverbände<br />

an, nämlich die Kontakte zwischen Menschen<br />

mit allen Arten von Behinderungen zu fördern.<br />

So wird die Solidarität zwischen Menschen mit<br />

dem gleichen Handicap, aber auch zwischen<br />

Leuten mit verschiedenen Behinderungsformen<br />

und schliesslich mit anderen diskr<strong>im</strong>inierten<br />

Gruppen kultiviert.<br />

Mein Skisportverein für Blinde und Sehbehinderte<br />

ist dafür ein gutes Beispiel. Das GRSA (Groupement<br />

romand de skieurs et skieuses aveugles et<br />

malvoyant-e-s) schuf auf demokratischem Wege<br />

die Voraussetzungen für die Aufnahme mehrfachbehinderter<br />

Mitglieder. Trotz meiner Sehbehinderung<br />

kann ich dazu beitragen: Ich habe die<br />

Ausbildung als «Mediator» absolviert (eine Art<br />

persönlicher Assistent für Menschen<br />

mit Mehrfachbehinderung).<br />

Als dieser Service nach<br />

einigen Jahren reibungslos lief,<br />

haben selbst eingefleischte<br />

Skeptiker begriffen, dass Solidarität<br />

ihnen keinerlei Nachteile<br />

bringt. <br />

Quelle: Agile – Behinderung<br />

und Politik, Ausgabe 4/2008<br />

(franz. Version)<br />

Cyril Mizrahi arbeitet freiberuflich<br />

als Rechtsanwalt in<br />

Genf mit den Schwerpunkten<br />

Sozialversicherungsrecht und<br />

Behindertengleichstellung.<br />

Von Geburt an sehbehindert,<br />

ist er zudem seit über zehn<br />

Jahren in Behindertenorganisationen<br />

aktiv.<br />

5


6<br />

Mehrfachbehinderung<br />

Die Theorie hinter dem Begriff<br />

Claudine Damay<br />

Das Konzept «Mehrfachbehinderung» umfasst<br />

alle Konstellationen, die vom sogenannten Normalfall<br />

einer Behinderung abweichen.<br />

Klassifikation der Behinderungen<br />

15% der Weltbevölkerung sind von Behinderung<br />

betroffen. Fast 200 Millionen Menschen sind<br />

schwerbehindert.<br />

Deshalb veröffentlichte die WHO 1980 unter dem<br />

Kürzel ICIDH eine erste Klassifikation der Behinderungen<br />

als Ergänzung zur internationalen<br />

Klassifikation der Krankheiten. Die 2001 überarbeitete<br />

Fassung wurde von 200 Staaten ratifiziert.<br />

Die neue internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit,<br />

Behinderung und Gesundheit<br />

(ICF) unterscheidet:<br />

• Sogenannte Schädigungen, das sind physiologische,<br />

anatomische oder psychologische Funktionsstörungen<br />

und Strukturschäden,<br />

• die daraus resultierende Beeinträchtigung der<br />

Interaktion mit der Umgebung, also die Behinderung<br />

<strong>im</strong> engeren Sinn,<br />

• und die Nachteile bei der sozialen Integration.<br />

Mehrere Definitionen<br />

Der Oberbegriff «zusammentreffende Behinderungen»<br />

umfasst best<strong>im</strong>mte Konstellationen:<br />

Die erste Gruppe (franz. «polyhandicap») schliesst<br />

alle Fälle ein, in denen eine motorische oder<br />

sensorische Behinderung mit einer kognitiven<br />

Einschränkung zusammentrifft. Jemand ist zum<br />

Beispiel blind und zugleich geistig behindert.<br />

Die zweite Gruppe («plurihandicap») bezeichnet<br />

das Zusammentreffen mehrerer motorischer und/<br />

oder sensorischer Behinderungen, jedoch ohne<br />

kognitive Beeinträchtigung. Z.B. jemand, der<br />

blind und querschnittsgelähmt ist.<br />

Die dritte Gruppe («surhandicap») umfasst komplexere<br />

Fälle, die man als sekundäre Beeinträchti-<br />

gung gerade aufgrund des<br />

Zusammentreffens mehrerer<br />

Behinderungsformen definieren<br />

könnte. Zum Beispiel dann,<br />

wenn jemand geistig zurückgeblieben<br />

ist, weil seine Taubblindheit<br />

nicht angemessen<br />

betreut wurde.<br />

Individuell unterschiedlich<br />

Taubblindheit gilt als Einzelbehinderung,<br />

auch wenn zwei<br />

Sinnesbehinderungen zusammentreffen.<br />

Eigentlich sollten<br />

alle Mehrfachbehinderungen als<br />

Einzelbehinderung gelten, doch<br />

das ist aufgrund der zahlreichen<br />

Kombinationsmöglichkeiten<br />

nicht möglich. Wichtig ist, dass<br />

es bei einer Mehrfachbehinderung<br />

nicht um eine Häufung<br />

hierarchisch abgestufter Behinderungen<br />

geht, sondern um<br />

best<strong>im</strong>mte Konstellationen, in<br />

denen sich die Einschränkungen<br />

wechselseitig beeinflussen.<br />

Deshalb ist jeder Fall einzigartig<br />

und muss entsprechend betreut<br />

werden. Eine geistig behinderte<br />

und blinde Person ist weder ein<br />

blinder geistig Behinderter,<br />

noch ein geistig behinderter<br />

Blinder. Entscheidend ist das<br />

Potential der mehrfach behinderten<br />

Person.<br />

Die Problematik wird noch<br />

zunehmen<br />

Die Medizin hat in den letzten<br />

50 Jahren sagenhafte Fort-


Mehrfachbehinderung<br />

schritte gemacht. Eine Konsequenz<br />

davon ist jedoch, dass<br />

Mehrfachbehinderungen zunehmen<br />

werden. Die Überalterung<br />

der Bevölkerung ist nur<br />

die eine Ursache. Zu denken ist<br />

auch an die Frühchen, die früher<br />

nicht überlebt hätten.<br />

Heute kann man sie retten.<br />

Aber oft tragen sie schwere<br />

Folgeschäden davon. Und dank<br />

der verbesserten Medizin überleben<br />

viele Menschen seltene<br />

Krankheiten und schwere Unfälle,<br />

jedoch oft mit einer oder<br />

mehreren Behinderungen.<br />

Die Angst als Auslöser sekundärer<br />

Behinderungen<br />

Jede behinderte Person weiss,<br />

dass Angst vor dem Anderssein<br />

soziale Ausgrenzung und somit<br />

eine sekundäre Behinderung<br />

(surhandicap) von behinderten<br />

Menschen bedingen kann.<br />

Daher sollte man meinen, dass<br />

Menschen mit einer Mehrfachbehinderung,<br />

insbesondere<br />

Menschen mit zusätzlichen<br />

kognitiven Defiziten, bei Behindertenorganisationenbesondere<br />

Solidarität und Unterstützung<br />

finden.<br />

Dem ist leider nicht so. Aus<br />

Angst davor, dass ihre körper-<br />

oder sinnesbehinderten Mitglieder<br />

mit geistig behinderten<br />

Menschen in einen Topf geworfen<br />

würden, fällt es Behindertenorganisationen<br />

schwer, Menschen<br />

mit<br />

Mehrfachbehinderungen insbesondere<br />

mit kognitiven Einschränkungen<br />

zu integrieren.<br />

Eine überzeugende Erfahrung<br />

Anders der Verein blinder und sehbehinderter<br />

Skisportler in der Romandie: Seit rund zehn Jahren<br />

bietet er ein Multi-Integrationsprogramm an.<br />

Der Verein n<strong>im</strong>mt jeden und jede Sehbehinderte<br />

unabhängig von seinen bzw. ihren zusätzlichen<br />

Einschränkungen auf, solange er oder sie Ski<br />

laufen kann. Auch Sehbehinderte und Blinde mit<br />

kognitiven Einschränkungen haben hier Zugang<br />

zu Wintersport und anregendem Gemeinschaftsleben.<br />

Der Verein bildet eigens «MediatorInnen»<br />

aus, die den Mitgliedern mit Mehrfachbehinderungen<br />

bei alltäglichen Verrichtungen behilflich<br />

sind, d.h. be<strong>im</strong> Essen, Aufstehen und Schlafengehen<br />

sowie bei der Körperhygiene. Der Begriff<br />

«Mediator» ist mit Bedacht gewählt. Denn die<br />

Aufgabe der Mediatoren besteht darin, Kontakte<br />

zur Gruppe zu vermitteln.<br />

Nach anfänglichen Vorbehalten unter den Mitgliedern<br />

des Vereins klappt die Integration von<br />

Mehrfachbehinderten inzwischen ausgezeichnet.<br />

Für die von Mehrfachbehinderung betroffenen<br />

Personen ist es eine hervorragende Möglichkeit,<br />

sich in einem besonders st<strong>im</strong>ulierenden Umfeld<br />

zu entfalten, und die physischen Fähigkeiten<br />

durch die sportliche Aktivität zu fördern. <br />

Inserat<br />

Nokia zu verkaufen<br />

Nokia X6, 8GB schwarz, talksfähig, Fr. 150.–.<br />

Das X6 wurde am 30. Dezember 2010 gekauft,<br />

es hat noch bis 30. Dezember 2012 Garantie.<br />

Das Handy ist in einem sehr guten Zustand.<br />

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und ovi Nokia-CD.<br />

Für weitere Infos: Elisabeth Merki,<br />

079 311 78 23, E-Mail: mega@ggaweb.ch<br />

7


8<br />

Mehrfachbehinderung<br />

Médéric – Geschichte mit Happy End<br />

Jean-Marc Meyrat<br />

Mit seinen 32 Jahren ist er ein<br />

gestandenes Mannsbild mit<br />

dunkelbrauner Haut und pechschwarz<br />

glänzendem Haar. Der<br />

Schnurrbart ist sein ganzer Stolz.<br />

Médéric ist Autist und blind.<br />

Médérics Geburtsdatum ist nicht<br />

genau bekannt. Wie viele ausgesetzte<br />

Kinder in Indien fand<br />

er – hochgradig unterernährt<br />

– Aufnahme in einem Waisenhaus.<br />

Eine von mehreren katastrophalen<br />

Folgen der Unterernährung<br />

war die Erblindung.<br />

Das wusste auch eine Genfer Familie, die in<br />

Kenntnis der Behinderung und nach reiflicher<br />

Überlegung den damals etwa zweijährigen kleinen<br />

Médéric adoptierte.<br />

Allerdings wusste die Familie nicht, dass sich zum<br />

Handicap der Blindheit ein zweites hinzu gesellte:<br />

Médéric spricht nicht. Er ist Autist.<br />

Dank der unablässigen Förderung durch seine<br />

Familie machte Médéric langsam, aber sicher<br />

Fortschritte, kam Schritt für Schritt voran. Nachdem<br />

er Kindheit und Jugend in einer Sonderschule<br />

<strong>im</strong> Kanton Genf verbracht hatte, musste das<br />

richtige institutionelle Umfeld gefunden <br />

Der Ausflug <strong>im</strong> geländetauglichen Rollstuhl bereitete Médéric viel Freude.<br />

(Foto: z.V.g.)


Mehrfachbehinderung<br />

werden, das seinen individuellen Bedürfnissen<br />

gerecht wird. Die Frage war ja: Ist Médéric blind?<br />

Oder ist er geistig behindert?<br />

Im luftleeren Raum<br />

Um eine Institution zu finden, die der Realität<br />

ihres Sohnes gerecht wurde, zog die Familie nach<br />

Lausanne. Anfangs als Externer, später mit ein bis<br />

zwei Übernachtungen pro Woche, fand Médéric<br />

schliesslich seinen Platz <strong>im</strong> Foyer pour aveugles<br />

<strong>im</strong> oberen Stadtteil von Lausanne.<br />

Hier verfügt er sogar über ein eigenes Z<strong>im</strong>mer.<br />

Tag für Tag arbeitet er in der Werkstatt der <strong>Blinden</strong>einrichtung<br />

an der Herstellung eines der<br />

Vorzeigeprodukte des Hauses: Feueranzünder.<br />

Médérics Hobby ist vor allem die Musik. Daneben<br />

treibt er Sport, und gerade die sportlichen Aktivitäten<br />

fördern seine Entwicklung. Er geht mit<br />

seinem Papa schw<strong>im</strong>men, er reitet, und er fährt<br />

Ski.<br />

Dank der systematischen Betreuung, die das<br />

Groupement romand de skieurs aveugles et<br />

malvoyants (GRSA) auf die Beine gestellt hat, ist<br />

Médéric fest in diesen Verein blinder und sehbehinderter<br />

Skifahrer integriert. Das Skifahren<br />

fördert nicht nur seine Entfaltung, sondern<br />

Médéric wird allmählich auch für soziale Kontakte<br />

besser zugänglich als je zuvor.<br />

Wie zu erwarten, verlief seine Aufnahme in den<br />

GRSA nicht völlig reibungslos. Es war Überzeugungsarbeit<br />

nötig, vielleicht eher noch bei den<br />

sehbehinderten Skifahrern selbst als bei den<br />

Betreuern, von denen die allermeisten der Neuerung<br />

sehr offen und solidarisch gegenüber<br />

standen.<br />

Die anfänglichen Vorbehalte sind inzwischen<br />

echter Akzeptanz gegenüber Médéric und seinem<br />

Anderssein gewichen. Seine Mama schaut<br />

gelassen zu, wenn ihr Grosser schon ungeduldig<br />

mit den Hufen scharrt, bis der Betreuer ihn zu<br />

Hause abholt. Diese Betreuung<br />

durch sensibilisierte, speziell in<br />

Bezug auf Mehrfachbehinderungen<br />

geschulte Personen<br />

wäre auch bei vielen anderen<br />

Gruppierungen, die Menschen<br />

mit Behinderung offen stehen,<br />

sinnvoll.<br />

Ein fruchtbares Umfeld<br />

Natürlich hat Médéric trotz<br />

seines schlechten Starts auch<br />

viel Glück gehabt. Sein Papa<br />

hatte schon zuvor ein blindes<br />

Kind aufgenommen, und seine<br />

sehbehinderte Mutter öffnete<br />

ihm Türen, die ihm ohne sie<br />

verschlossen geblieben wären.<br />

Die Verständigung mit Médéric<br />

ist zugegebenermassen nicht<br />

einfach, vor allem dann, wenn<br />

man, wie ich, selbst blind ist.<br />

Einen echten Austausch gibt es<br />

nicht, doch mit zunehmender<br />

Gewöhnung entwickelt sich ein<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl.<br />

Gerne erinnere ich mich daran,<br />

wie ich <strong>im</strong> Genfer Bois de Versoix<br />

den noch kleinen Médéric huckepack<br />

trage. Mit der linken Hand<br />

halte ich seine Waden fest, die<br />

rechte hebe ich über den Kopf<br />

vor sein Gesicht, um Zweige aus<br />

dem Weg zu schieben.<br />

Jedes Mal, wenn ich Médéric<br />

Genoud treffe, gibt es mir einen<br />

Stich – nicht aus Mitleid, sondern<br />

aus Zärtlichkeit. Meine<br />

einzige Sorge ist manchmal,<br />

gerade weil er nicht spricht,<br />

könnte ich seine Anwesenheit<br />

vergessen. <br />

9


10<br />

Mehrfachbehinderung<br />

Wenn einem Hören und Sehen vergeht<br />

Olivier Schmid<br />

Ein blinder Mensch hört und spricht und liest die<br />

Punktschrift. Eine gehörlose Person sieht und<br />

liest und benutzt die Gebärdensprache. Wer<br />

taubblind ist, fühlt und schmeckt und riecht.<br />

Aber wie kommunizieren taubblinde Personen<br />

mit ihren Mitmenschen? Wie wird ihnen die<br />

Welt vermittelt? Ein Besuch in der «Tanne»,<br />

einem Zentrum für Hörsehbehinderte.<br />

Laut einer Studie des SZB gibt es in der Schweiz<br />

214 geburtstaubblinde respektive mit einer<br />

Hörsehbehinderung geborene Personen und<br />

zwischen 285 und 428 Personen mit Usher-Syndrom.<br />

Als hörsehbehindert gilt, wer taubblind ist<br />

oder schwerhörig und blind oder gehörlos und<br />

sehbehindert oder schwerhörig und sehbehindert.<br />

Eine angeborene Hörsehbehinderung geht<br />

oft auch mit einer kognitiven oder körperlichen<br />

Beeinträchtigung einher.<br />

60 hörsehbehinderte Menschen lernen und<br />

arbeiten in der «Tanne», einem Zentrum für<br />

hörsehbehinderte Kinder, Jugendliche und<br />

Erwachsene; 40 leben <strong>im</strong> Wocheninternat oder<br />

auf einer Erwachsenenwohngruppe, 20 werden<br />

ambulant betreut. Vom Angebot der «Tanne»<br />

profitieren aber auch anders sinnesbehinderte<br />

Menschen ohne Lautsprache. Insofern sind<br />

sowohl die Art als auch das Ausmass der Behinderung<br />

der Tanne-Klientel sehr unterschiedlich.<br />

«Bei 60 verschiedenen Leuten decken wir 60<br />

verschiedene Bedürfnisse ab.» sagt Thomas<br />

Wälchli, Leiter Betriebswirtschaft der «Tanne».<br />

Eins zu Eins<br />

Hörsehbehinderte Menschen haben ausgeprägte<br />

Orientierungsschwierigkeiten und die zwischenmenschliche<br />

Kommunikation sowie der Zugang<br />

zu Informationen sind stark eingeschränkt. In<br />

der «Tanne» werden darum die Wahrnehmungs-<br />

und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

der Betroffenen gefördert.<br />

Dazu muss zuerst eine<br />

Beziehung zwischen Klientin<br />

und Betreuer aufgebaut werden:<br />

«Ein taubblindes Kind hat<br />

keine Ahnung von seiner Umwelt.<br />

Es muss entdecken: Es gibt<br />

jemanden, wie ich selber, und<br />

wenn ich etwas mache, löst das<br />

be<strong>im</strong> anderen etwas aus. Es<br />

muss lernen, dass es etwas<br />

bewirken kann – das ist ein<br />

Prozess, der ein ganzes Leben<br />

lang andauert», sagt Angela<br />

Camenisch, langjährige Wohngruppenleiterin<br />

und seit einem<br />

Jahr Fachverantwortliche für<br />

Unterstützte Kommunikation.<br />

Alles läuft taktil über den Körper.<br />

Die Hände sind mit der<br />

hörsehbehinderten Person<br />

ständig in Kontakt. Darum<br />

arbeitet man mit einem vollständig<br />

taubblinden Menschen<br />

am besten in einer Eins-zu-Eins-<br />

Betreuung.<br />

«Wenn das hörsehbehinderte<br />

Kind entdeckt, dass da jemand<br />

ist, der auf seine Handlungen<br />

reagiert, beginnt es Gesten zu<br />

entwickeln», sagt Angela Camenisch.<br />

Gesten sind individuell<br />

erfundene Bewegungen oder<br />

Berührungen, mit denen Betroffene<br />

etwas mitteilen wollen. Es<br />

sei spannend, die Bedeutung<br />

der Gesten zu entdecken,


Mehrfachbehinderung<br />

Eins-zu-Eins-Betreuung: Katia und Petra schneiden<br />

Obst.<br />

meint sie. Man müsse kreativ sein und den Menschen<br />

gut kennen, wissen, welche Erfahrungen<br />

er in seinem Leben gemacht habe und was ihm<br />

wichtig sei. Als Betreuerin müsse sie die Gesten<br />

mit Situationen verbinden und <strong>im</strong>mer wieder<br />

mit der betroffenen Person aushandeln: Was<br />

heisst diese Geste genau?<br />

Die Bedeutung der Gesten kann aber nicht<br />

<strong>im</strong>mer klar best<strong>im</strong>mt werden. «Wir wissen nicht<br />

wirklich, was sie für Konzepte<br />

haben und was sie wahrnehmen.<br />

Selbsterfahrungen helfen<br />

da nur beschränkt, da wir andere<br />

Voraussetzungen haben, die<br />

Welt, ihre Kategorien und abstrakte<br />

Konzepte kennen. Aber<br />

wir Nichtbehinderte wissen ja<br />

auch nicht genau, was unsere<br />

Mitmenschen für Konzepte<br />

haben. Auch nicht für die Wörter.<br />

Der Umgang mit taubblinden<br />

Menschen macht deutlich,<br />

dass es ein absolutes Verstehen<br />

nicht gibt. Es ist <strong>im</strong>mer unsicher,<br />

ob und wieweit man sich versteht.<br />

Dafür ist es ein Fest,<br />

wenn man merkt, dass man sich<br />

versteht, wenn man merkt, ja,<br />

das ist es!»<br />

Hand auf Hand<br />

Wenn die hörsehbehinderte<br />

Person verstanden hat, dass es<br />

eine Interaktion zwischen ihr<br />

und ihrer Umwelt gibt, werden<br />

konventionelle Kommunika-tionsformen<br />

eingeführt;<br />

das heisst solche, die nicht nur<br />

der hörsehbehinderte Mensch<br />

und seine Bezugsperson verstehen<br />

und die die Betroffenen<br />

befähigen, mit möglichst<br />

vielen Menschen zu kommunizieren.<br />

Denn obwohl die individuellen<br />

Gesten dokumentiert<br />

und innerhalb der «Tanne»-<br />

Teams auch weitergegeben<br />

werden, würde zu viel Wortschatz<br />

verloren gehen, wenn<br />

die Bezugsperson wechselt –<br />

und damit der Zugang der<br />

Betroffenen zur Welt wieder<br />

eingeschränkt. <br />

11


12<br />

Mehrfachbehinderung<br />

Andreas bespricht mit Thomas mittels taktiler Gebärden die Wochenstruktur, die an<br />

der Wand mit Hilfe von Piktogrammen festgehalten ist. (Fotos: Tanne)<br />

Eine dieser konventionellen<br />

Kommunikationsformen sind<br />

die Tanne-Gebärden. Sie sind<br />

keine Sprache mit Syntax oder<br />

Grammatik, sondern eine auf<br />

die Bedürfnisse hörseh- und<br />

mehrfachbehinderter Personen<br />

abgest<strong>im</strong>mte Gebärdensammlung,<br />

die taktil ausgeführt<br />

werden; durch Hand-Hand-<br />

Kontakt oder Hand-Körper-<br />

Kontakt: Die «zuhörende»<br />

Person legt ihre Hände auf die<br />

der gebärdenden, also «sprechenden»<br />

Person, und spürt<br />

deren Gebärden.<br />

Manche hörsehbehinderte<br />

Kinder in der «Tanne» erwer-<br />

ben ihr symbolisches Verständnis über die Personengebärden<br />

oder über das Personenzeichen.<br />

Denn in der «Tanne» ist dem Namen jedes Menschen<br />

eine spezifische Gebärde zugewiesen, die<br />

zum Beispiel dessen Persönlichkeit entspricht.<br />

Und alle tragen ein individuelles Personenzeichen<br />

ums Handgelenk, das taktil wahrnehmbar<br />

ist und den Menschen identifiziert. Im Kontakt<br />

mit den Menschen in der «Tanne» lernen die<br />

Kinder, den Zeichen und Gebärden eine best<strong>im</strong>mte<br />

Bedeutung zuzuordnen.<br />

Tag für Tag<br />

Nebst den sogenannt flüchtigen Kommunikationsmitteln<br />

– den Tanne-Gebärden, dem Fingeralphabet<br />

und dem Lormen – kommunizieren die<br />

Menschen in der «Tanne» viel mit sogenannten<br />

festen Kommunikationsmitteln: Hörsehbehinderte<br />

mit Piktogrammen, Fotos, Buchstaben-


Mehrfachbehinderung<br />

Tabellen und Zeichnungen, Taubblinde mit Bezugsobjekten,<br />

das heisst taktil wahrnehmbaren<br />

Gegenständen.<br />

Mit Hilfe der festen Kommunikationsmittel<br />

werden den Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

ihre Tages- und Wochenaktivitäten vermittelt.<br />

«Dies ist wichtig, damit die Leute wissen, was<br />

läuft, damit sie merken, dass sich die Tage voneinander<br />

unterscheiden und damit sich jeder<br />

Tag anders anfühlt», sagt Angela Camenisch.<br />

Ämtli, Freizeitaktivitäten, Therapien, Ferien,<br />

An- und Abwesenheiten der Bezugspersonen<br />

werden mittels Farben, ertastbaren Formen,<br />

Inserat<br />

Fotos und Bezugsobjekten an<br />

einer Aufhängevorrichtung in<br />

der Wohngruppe für die Betroffenen<br />

wahrnehmbar gemacht.<br />

So wissen sie, wann sie<br />

essen, arbeiten gehen, duschen,<br />

ihr Bett machen, laufen<br />

gehen, Kaffee trinken, den<br />

Tisch decken, putzen.<br />

Schritt für Schritt<br />

Die «Tanne» verfügt über mehrere<br />

Werkstätten, wo die Erwachsenen<br />

jeden Morgen <br />

Ausbildung zur<br />

Kommunikations-Assistenz<br />

Der/die Kommunikations-Assistent/in wird von hörsehbehinderten Personen engagiert<br />

und ermöglicht ihnen den Zugang zur Welt. Die Kommunikations-Assistent/<br />

innen unterstützen sie bei alltäglichen Geschäften, wie z.B. bei Arztbesuchen,<br />

Teilnahme an Selbsthilfegruppen, be<strong>im</strong> Ausüben von Hobbies usw. Sie tragen zur<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung von hörsehbehinderten Menschen bei.<br />

Die Aufgaben umfassen<br />

– Kommunikation vor Ort sicherstellen<br />

– Eine sichere Begleitung an diversen Orten<br />

– Sicherstellung der Information inkl. Vor- und Aufbereitung von Informationen<br />

– Nachbearbeiten der Informationen (z.B. Notizen, Protokoll usw.)<br />

– Hilfe bei der Mobilität und Begleitung<br />

Wann: März bis Dezember 2013<br />

Was: ~ 20 Kurstage à 4 bis 6 Lektionen jeweils freitags und samstags<br />

plus mind. 30 Stunden Praktikum Abschluss mit einem Zertifikat<br />

Wo: Lenzburg und Winterthur<br />

Kosten: Fr. 2000.–<br />

Anmeldeschluss: 1. Oktober 2012<br />

Weitere Informationen:<br />

www.szb.ch/de/angebot/taubblindheit/kommunikations-assistenz<br />

Auskunft: SZB Beratungsstelle<br />

e-mail: taubblind@szb.ch / Tel: 062 888 28 68<br />

13


14<br />

Mehrfachbehinderung<br />

modellieren, filzen, malen, kleben, stanzen,<br />

weben, flechten. Die Arbeit mit den verschiedenen<br />

Materialien soll aber nicht nur die Wahrnehmung<br />

fördern; die hergestellten Produkte<br />

werden <strong>im</strong> hauseigenen Laden verkauft. Und<br />

regelmässig bekommt die «Tanne» Aufträge<br />

von Firmen und erledigt Versände, verpackt<br />

Kassetten oder Broschüren, stellt Haarprobesets<br />

für die Gerichtsmedizin zusammen, füllt Säcke<br />

mit Schraubensets oder Münzenrollen. «Für die<br />

‹Tanne› ist es gut, dass ihre Klientinnen und<br />

Klienten etwas zu tun haben und etwas machen,<br />

das gebraucht wird», erklärt Angela Camenisch.<br />

Aktuell stellen die Betroffenen in der Holzwerkstatt<br />

Anzündhölzer her. «Es geht darum, die<br />

Arbeitsschritte so einzurichten und die Hilfsmittel<br />

so auszuwählen, dass möglichst viele Betroffene<br />

die Arbeit möglichst selbständig ausführen<br />

können», sagt Angela Camenisch: Hölzer spalten,<br />

in ein Schächtelchen legen, die Dicke der<br />

Hölzer kontrollieren, in einen Ring legen, zusammenbinden.<br />

Auch <strong>im</strong> lebenspraktischen<br />

Bereich sollen die Bewohnerinnen<br />

und Bewohner möglichst<br />

selbständig werden. «Einerseits<br />

geht es um die persönliche Selbständigkeit,<br />

zum Beispiel fähig<br />

zu sein, sich Brötchen zu<br />

schmieren oder etwas für sich<br />

zu kochen oder die Körperpflege<br />

zu erledigen. Und andererseits<br />

sollen alle einen Beitrag<br />

für die Wohngruppe oder die<br />

‹Tanne› leisten. Der Grad der<br />

Selbständigkeit, der erreicht<br />

wird, hängt aber von den einzelnen<br />

Interessen, Vorlieben<br />

und kognitiven Möglichkeiten<br />

ab», sagt Angela Camenisch.<br />

Hörsehbehindert sein, ist anstrengend<br />

Um die Kommunikationsmöglichkeiten<br />

und Selbständigkeit<br />

zu fördern, besuchen die <br />

Die «Tanne» ist ein Zentrum für die Bildung, Betreuung und Beratung taubblinder<br />

und hörsehbehinderter Menschen. Sie bietet Früherziehung und Betreuung<br />

von Kleinkindern, eine Tagessonderschule, Wocheninternat für Kinder und Jugendliche,<br />

Wohnmöglichkeiten mit Beschäftigung für Erwachsene sowie Therapien<br />

an. Nebst taubblinden und hörsehbehinderten Menschen werden auch sinnesbehinderte<br />

Menschen ohne Lautsprache aufgenommen, die von den<br />

taubblindenspezifischen Kompetenzen der «Tanne» profitieren können.<br />

Die «Tanne» bietet des Weiteren Beratungen für Einzelpersonen, Angehörige,<br />

Fachstellen und andere Institutionen <strong>im</strong> Behindertenwesen an, die nicht über das<br />

taubblindenspezifische Wissen verfügen. Und sie pflegt den Fachaustausch zwischen<br />

Praxis und Forschung rund um die Hörsehbehinderung.<br />

Der Aufenthalt in der «Tanne» wird normalerweise von den Gemeinden und<br />

Kantonen mittels IV-Beiträgen, Ergänzungsleistungen und Hilflosenentschädigung<br />

vollständig finanziert.<br />

Mehr Informationen unter www.tanne.ch


Mehrfachbehinderung 15<br />

«Tanne»-Klientinnen und -Klienten regelmässig<br />

speziell für die St<strong>im</strong>ulation der Wahrnehmung<br />

eingerichtete Räume, wo sie lernen, allfällige<br />

Hör- und Sehreste auszuschöpfen und ihre Sinnesbeeinträchtigung<br />

durch andere Sinne zu kompensieren.<br />

Im Musikraum können sie sich beispielsweise<br />

auf ein mit einer Art Harfe verbundenes<br />

Bett legen und die Schwingungen wahrnehmen.<br />

Ein ganz besonderer Ort ist der Snoezelraum:<br />

Die Spiegel, Lichter, Infrarot-Lampen, Wassersäulen,<br />

das Becken mit vielen kleinen farbigen Bällen,<br />

die an den Wänden befestigten Drehscheiben,<br />

die von den Decken hängenden Ketten aus<br />

Schrauben, ein Wasserbett, der Boden mit Feldern,<br />

die Töne von sich geben, wenn man auf sie<br />

tritt – all diese zum Teil in der «Tanne» hergestellten<br />

Dinge verschaffen den Betroffenen ein<br />

Vernissage: «Haptic-Handbuch»<br />

Das Handbuch soll die haptische Kommunikation<br />

in einheitlicher Form auf nationaler Ebene<br />

einführen. Die haptische Kommunikation dient<br />

der Verständigung mit taubblinden und hörsehbehinderten<br />

Menschen und basiert auf<br />

Berührungen innerhalb neutraler Körperzonen,<br />

etwa an Händen, Armen oder Schultern. Haptische<br />

Zeichen sind rasche, praktische, informative<br />

Signale und können ergänzend zur Gebärdensprache,<br />

zur Lautsprache, zum Lormen usw.<br />

eingesetzt werden.<br />

Das Haptic-Handbuch wurde von «Haptic<br />

Schweiz» entwickelt, eine Projektgruppe der<br />

Selbsthilfevereine von taubblinden und hörsehbehinderten<br />

Menschen «tactile Deutschschweiz»<br />

und «GERSAM französische Schweiz».<br />

Datum der Vernissage: 13. Oktober 2012<br />

Ort: Walkerhaus, Bern<br />

Nähere Informationen folgen Anfang September<br />

auf www.sbv-fsa.ch/pinnwand oder auf<br />

www.tactile-selbsthilfe.ch<br />

Fest der Sinne. Gleichzeitig ist<br />

der Raum auch ein Ort, wo sie<br />

sich entspannen können. Denn<br />

hörsehbehindert zu sein sei<br />

ganz schön anstrengend, weiss<br />

Angela Camenisch. <br />

Inserat<br />

TOPAZ<br />

Jetzt in HD!<br />

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16<br />

Mehrfachbehinderung<br />

Bensil<br />

Naomi Jones<br />

Benno Bernet war 16 Jahre alt, als er Silvia Inderbitzin zum ersten Mal küsste.<br />

Als Benno Bernet aus dem Koma erwachte, sah<br />

er nichts, konnte nicht sprechen und sich nicht<br />

bewegen. Seine Liebe zu Silvia Inderbitzin war<br />

noch jung.<br />

Die Wohnung befindet sich <strong>im</strong> Erdgeschoss. Sie<br />

ist modern, hell und geräumig. Die Eingangstür<br />

öffnet und schliesst von selbst. Die Z<strong>im</strong>mer haben<br />

Schiebetüren. Auch Schwellen gibt es keine. Das<br />

muss so sein, damit Benno Bernet mit seinem<br />

Elektrorollstuhl überall hin fahren kann. Benno<br />

ist halbseitig gelähmt und stark sehbehindert.<br />

Mit dem einen Auge sieht er zwar scharf, jedoch<br />

nur einen Ausschnitt etwa in der Grösse von vier<br />

gedruckten Buchstaben.<br />

Während Silvia Inderbitzin in der Küche hantiert,<br />

liest Benno Bernet die Mails. Der ehemalige<br />

Schreiner kümmert sich um die Administration. Er<br />

arbeitet am Computer mit einer Tastatur, die er<br />

nur mit der rechten Hand bedient. bensil@ lautet<br />

die elektronische Anschrift des<br />

Paares.<br />

Als Benno Bernet Silvia Inderbitzin<br />

zum ersten Mal küsste, war<br />

er 16 Jahre alt. Er hatte das<br />

blonde Mädchen soeben kennen<br />

gelernt. Silvia, die von Bennos<br />

Ruf als Schürzenjäger bereits<br />

gehört hatte, war zunächst<br />

gar nicht erfreut. Dies allerdings<br />

spornte Bennos jugendlichen<br />

Übermut nur umso mehr an.<br />

Auch heute noch ist Benno ein<br />

charmanter Draufgänger und<br />

bringt Silvia regelmässig zum<br />

Lachen, obwohl er nur noch<br />

sehr leise und undeutlich sprechen<br />

kann. Auch seine Zunge<br />

und sein Gaumensegel sind


Mehrfachbehinderung<br />

teilweise gelähmt. Die Lippen sind dadurch<br />

schräg verzogen. Be<strong>im</strong> Sprechen näselt er. Die<br />

Sätze artikuliert er stossweise.<br />

Benno Bernet war 20 Jahre alt als ein entgegenkommender<br />

Autofahrer die Kurve schnitt und<br />

frontal in Bennos Wagen prallte. Sein Genick brach.<br />

Er war jung und als Kunstturner durchtrainiert.<br />

Dies rettete ihm das Leben. Die Muskeln vermochten<br />

den Kopf zu halten, so dass Benno den<br />

Bruch überlebte, wenn auch schwer geschädigt.<br />

Als Benno Bernet nach einem Monat aus dem<br />

künstlichen Koma erwachte, funktionierten einzig<br />

sein Gehör und sein Geist. Es folgten zwei Jahre<br />

Spitalaufenthalt und Rehabilitation. Danach drei<br />

Jahre Umschulung zum Büroangestellten.<br />

Im Wohnz<strong>im</strong>mer steht die Stereoanlage – mit<br />

meterhohen Lautsprechern. «Wenn niemand da<br />

ist, drehe ich voll auf, am liebsten so richtig harten<br />

Rock» grinst Benno. Jetzt legt er etwas Leichteres<br />

auf, für Silvia, und fährt durch den wehenden<br />

Vorhang auf den Gartensitzplatz hinaus.<br />

Silvia Inderbitzin tischt auf: Salat mit frischen<br />

Kräutern, die ums Haus wachsen, Bratkartoffeln<br />

mit Rosmarin – ebenfalls aus dem eigenen Garten<br />

– und ein Gericht mit selbstgesammelten<br />

Pilzen. Das 200 Quadratmeter grosse Stück Land<br />

für den Garten hat Silvia von Bennos Mutter<br />

erhalten. Blumen blühen, die beiden Apfelbäume<br />

tragen kleine noch saure Früchte.<br />

Silvia verbrachte Tage an Bennos Bett. Benno lag<br />

nur da. Mit der Zeit gelang es dem jungen Paar<br />

trotz der schweren Behinderung zu kommunizieren.<br />

Benno malte mit seiner rechten Hand, die<br />

langsam ihre Beweglichkeit zurück gewann,<br />

Buchstaben in Silvias Hand. Mühsam lernte er<br />

wieder sprechen und essen. Silvia brachte ihm<br />

regelmässig sein Lieblingseis.<br />

Zwei Gästez<strong>im</strong>mer hat die grosszügige Wohnung.<br />

«Der Kontakt zu andern Menschen ist uns wichtig.<br />

Aber Benno mag nicht oft ausgehen und bleibt<br />

lieber zu Hause. Also holen wir die Leute zu <br />

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17


18<br />

Mehrfachbehinderung<br />

uns», erzählt Silvia. Und Benno ergänzt: «Unter<br />

vielen Leuten habe ich keine Chance und bin bloss<br />

der Statist.» Dabei behindert ihn die Sehbehinderung<br />

nebst der Sprachbehinderung am meisten. Es<br />

sei eine Behinderung auf sozialer Ebene. «Ich sehe<br />

die Leute nicht und sie verstehen mich nicht.»<br />

Silvia konnte lange nicht über Bennos Unfall sprechen.<br />

Sie besuchte Benno täglich und musste sich<br />

zugleich intensiv mit der Frage auseinander setzen,<br />

ob sie ein Leben an der Seite des schwer<br />

Behinderten bewältigen könne. Sie ging hart mit<br />

sich selbst ins Gericht. Denn niemand konnte ihr<br />

die Entscheidung abnehmen. Es war ein Prozess<br />

der Selbstfindung in einer Situation, die den jungen<br />

Leuten eine unhe<strong>im</strong>liche Reife abverlangte.<br />

«Hast du meine Zweifel damals bemerkt?» fragt<br />

Silvia ihren Mann. «Vermutlich schon. Aber ich<br />

habe es verdrängt. Ich gewöhnte mir an, nur auf<br />

den nächsten Schritt zu schauen», antwortet<br />

Benno. «Ich grüble nicht und hadere nicht. Ich lebe<br />

den Tag und ich lebe jetzt. Das ist mein Glück.»<br />

Dank der Versicherungsentschädigung und Bauland<br />

von Bennos Mutter haben die beiden zusammen<br />

mit einem befreundeten Paar ein Haus<br />

Das Haus des Paares ist komplett rollstuhlgängig.<br />

bauen können, das komplett<br />

rollstuhlgängig ist. Im Haus kann<br />

Benno Bernet mit seinem Rollstuhl<br />

ziemlich flüssig fahren, weil<br />

er sich gut auskennt. Auf unbekanntem<br />

Terrain ist er verloren.<br />

Ausserdem erhält Benno nebst<br />

seiner Rente eine Pflegerente,<br />

mit der er sich die nötige persönliche<br />

Assistenz finanzieren kann.<br />

Benno Bernet hat sich so eingerichtet,<br />

dass er nicht allein auf die<br />

Hilfe Silvias, sondern auf die eines<br />

grossen sozialen Netzes zählen<br />

kann. Denn er braucht Hilfe be<strong>im</strong><br />

Aufstehen und Zubettgehen,<br />

be<strong>im</strong> Anziehen und der Körperpflege.<br />

Wenn Silvia als Kaufmännische<br />

Angestellte in Teilzeit<br />

arbeitet, kommt die Spitex und<br />

hilft Benno be<strong>im</strong> Aufstehen.<br />

Wenn Silvia mit Freundinnen ein<br />

paar Tage verreist, helfen Nachbarn,<br />

Freunde und Verwandte<br />

Benno abends wieder ins Bett.


Mehrfachbehinderung 19<br />

Wenn er alleine zu Hause ist, dreht Benno voll auf. (Fotos: Naomi Jones)<br />

Silvia tischt eine Spezialität der Käserei zum Nachtisch<br />

auf. Dazu Nespresso – Benno kann die Maschine<br />

einhändig bedienen. Der laue Sommernachmittag<br />

lädt zum Verweilen ein. Silvia schlüpft aus<br />

den Sandalen und legt ihre Füsse auf einen Stuhl.<br />

Dann streicht sie das lachsfarbene Sommerkleid<br />

glatt, lockert mit beiden Händen das noch <strong>im</strong>mer<br />

blonde kurze Haar auf und lehnt sich zurück.<br />

Derweil bereitet sich Benno auf die Massage vor.<br />

Der Elektrorollstuhl summt leise, wenn er durch<br />

die Wohnung fährt. Benno benötigt die Massage<br />

einmal in der Woche. Die Masseurin kommt zu<br />

ihm nach Hause. Ausserdem fährt er einmal pro<br />

Woche in die Physiotherapie. Täglich sollte er<br />

eine Stunde am Stehbarren stehen.<br />

Wenn kein Termin ansteht fährt Benno Bernet<br />

nachmittags allein ins nahegelegene Kaffee, wo<br />

es ruhig ist und er dennoch Leute trifft. Silvia<br />

pflegt ihren grossen Garten oder geht einem<br />

ihrer Hobbys nach.<br />

Die beiden machen einen zufriedenen Eindruck.<br />

Sie gehen liebevoll miteinander um. Dabei sind<br />

sie offen und ehrlich. Der Unfall vor mittlerweile<br />

zweiundzwanzig Jahren und seine Folgen haben<br />

die Beziehung von Benno und<br />

Silvia vertieft. Trotz der behinderungsbedingtenAbhängigkeit<br />

behalten aber beide ihren<br />

Freiraum. «Ich will Silvia nicht<br />

verpflichten», erzählt Benno.<br />

«Es ist wichtig, dass sie ihr Leben<br />

als Nichtbehinderte lebt und in<br />

die Welt zieht, während ich zu<br />

Hause bleibe. Manchmal muss<br />

ich sie richtiggehend wegschicken».<br />

Silvia aber ist gerne um<br />

Benno herum und geht lieber<br />

nicht alleine weit weg. Zu gut<br />

erinnert sie sich, wie sehr sie um<br />

den Charmeur bangte, als es um<br />

Leben und Tod ging. Und sie<br />

weiss, dass sie mit einem andern<br />

Mann nicht glücklicher wäre:<br />

«Es kommt auf den Charakter<br />

an. Benno ist ein toller Mensch.»<br />

«Und ich bin ein zärtlicher Liebhaber»,<br />

ergänzt Benno verschmitzt.


20<br />

Mehrfachbehinderung<br />

Ein Marathonläufer der andern Art:<br />

Nils Jent<br />

Naomi Jones<br />

Seit Juni dieses Jahres läuft der Film «Unter<br />

Wasser atmen» von Stefan Muggli und Andri<br />

Hinnen in den Schweizer Kinos. Er zeigt ein<br />

eindrückliches Porträt des mehrfachbehinderten<br />

HSG-Dozenten. Der Film entstand gleichzeitig<br />

mit dem Buch von Röbi Koller «Dr. Nils<br />

Jent».<br />

Im Alter von 18 Jahren überlebte Nils Jent einen<br />

schweren Motorradunfall. Während der mehrstündigen<br />

Operation erlitt er zwe<strong>im</strong>al einen<br />

Herzstillstand und wurde wiederbelebt. Als Jent<br />

nach einem Monat <strong>im</strong> Koma erwachte, konnte er<br />

sich nicht bewegen, nicht sprechen und nicht<br />

sehen. Einzig seine Augenlieder konnte er aktiv<br />

bewegen. Und er hörte. Seine Mutter begann,<br />

ihm das Alphabet vorzusagen. Wenn Jent bei<br />

einem Buchstaben blinzelte, notierte sie diesen.<br />

Dann begann sie von vorne mit Aufsagen, bis sie<br />

so ein Wort notiert hatte.<br />

Dreissig Jahre später lebt Nils Jent mit Hilfe der<br />

Spitex in einer eigenen Wohnung. Er hat einen<br />

Doktortitel und ist Lehrbeauftragter an der HSG.<br />

Der Film wie auch das Buch erzählen vom langen<br />

Als Teenager war Nils Jent ein sportlicher<br />

Tausendsassa.<br />

Weg dahin. Sie zeichnen das<br />

Bild eines eigenwilligen Menschen<br />

mit eisernem Willen, der<br />

trotz allem ein sehr einnehmendes<br />

Wesen hat. Sowohl <strong>im</strong> Film<br />

als auch <strong>im</strong> Buch werden nebst<br />

Jent dessen Eltern gewürdigt,<br />

die ihren Sohn begleiten und<br />

tatkräftig unterstützen – die<br />

Mutter hat unter anderem den<br />

ganzen Stoff für die Matura des<br />

Sohnes auf Kassetten gelesen.<br />

Trotz allen Hürden<br />

Vor allem in Röbi Kollers Buch<br />

werden die Hürden deutlich, die<br />

Jent nehmen musste, etwa wie<br />

schwierig es war, eine Schule zu<br />

finden, an der er die Matura<br />

machen konnte. Um Zeit für das<br />

Studium zu gewinnen, verzichtete<br />

Jent auf Physiotherapien<br />

und nahm körperlichen Abbau<br />

in Kauf. Deutlicher als die Filmemacher<br />

dies können, arbeitet<br />

Koller die Motivation Jents für<br />

die ungeheuren Strapazen heraus.<br />

In der Rehabilitationsklinik nach<br />

dem Spitalaufenthalt wurde der<br />

junge Nils Jent vom Pflegepersonal<br />

nicht ernst genommen.<br />

Durch seine Mehrfachbehinderung<br />

passte er in kein Therapieschema.<br />

Viele Leute behandeln<br />

ihn, «als hätte er nicht alle<br />

Tassen <strong>im</strong> Schrank». Dabei war<br />

sein Intellekt das Einzige,


Mehrfachbehinderung 21<br />

Heute sammelt er Schildkröten. Er ist langsam und ausdauernd wie diese.<br />

In seiner Langsamkeit arbeitet Jent sehr genau. Von dieser Qualität profitiert<br />

sein Arbeitgeber. (Fotos: Instantview)<br />

was noch gut funktionierte. So begann Jent, der<br />

vor seinem Unfall sportliche Leistungen erbrachte,<br />

seinen Geist zu trainieren bis er den Doktortitel<br />

erreichte: Langsam, mühsam und kontinuierlich<br />

wie eine Schildkröte, die auf dem Rücken<br />

gelandet ist und zurück ins Meer will. Die Filmemacher<br />

verwenden dieses Bild sehr treffend.<br />

Während der Autor Röbi Koller in die Tiefe<br />

gehen und Hintergrundinformationen geben<br />

kann, lebt der Film davon, dass man Nils Jent<br />

sieht. Man hört, wie schwer es ihm fällt, deutlich<br />

zu artikulieren. Er zeigt der Kamera wie er sich<br />

anzieht. Wir beobachten ihn in einer Sitzung mit<br />

der Ergotherapeutin ebenso wie als Dozent <strong>im</strong><br />

Center for Disability and Integration an der<br />

Hochschule St. Gallen (HSG). Und wir sehen Nils<br />

Jent als lebendiges Kind und übermütigen Jugendlichen<br />

auf wunderbaren alten Superacht-<br />

Filmen, die sein Vater Cuno Jent gedreht hat. So<br />

ergänzen sich Film und Buch in sinnvoller Art und<br />

Weise. <br />

Röbi Koller: Dr. Nils Jent. Ein<br />

Leben am L<strong>im</strong>it. Wörterseh<br />

Verlag, Gockhausen, 2011.<br />

Das Buch ist in der SBS sowohl<br />

zur Ausleihe als auch zum<br />

Kauf als Hörbuch <strong>im</strong> Daisy-<br />

<strong>Format</strong> erhältlich.<br />

Unter Wasser atmen. Das<br />

zweite Leben von Dr. Nils Jent.<br />

Ein Film von Stefan Muggli<br />

und Andri Hinnen. Schweiz<br />

2011. Mundart mit deutschen<br />

und französischen Untertiteln.<br />

Die DVD zum Film erscheint <strong>im</strong><br />

Herbst 2012. Ob der Film audiodeskribiert<br />

wird, ist noch offen.<br />

Da viel erzählt wird, dürfte der<br />

Film auch ohne Audiodeskription<br />

verständlich sein.


22<br />

Fokus<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung geht alle etwas an<br />

Angie Hagmann<br />

Die Kontaktstelle für Frauen<br />

und Mädchen mit Behinderung,<br />

avanti donne, hat ein Memorandum<br />

für einen besseren<br />

Schutz vor Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung<br />

lanciert. Warum<br />

braucht es das?<br />

Die Geschichte erregte landesweit<br />

Aufsehen: Ein junger Mann<br />

aus Kosova, körperbehindert<br />

und auf den Rollstuhl angewiesen,<br />

möchte sich an seinem<br />

langjährigen Wohnort in der<br />

Ostschweiz einbürgern lassen.<br />

Während seine Schwester den<br />

roten Pass erhält, lehnt die<br />

Gemeindeversammlung sein Gesuch auch be<strong>im</strong><br />

zweiten Anlauf ab. Begründung: Er sei nicht<br />

integriert und wolle nur in den Genuss einer<br />

Rente kommen.<br />

Unterschiedlich starker Rechtsschutz<br />

Auf den ersten Blick ein klarer Fall von Behindertenfeindlichkeit.<br />

Oder war doch eher die Herkunft<br />

aus dem Balkan Grund für die Ablehnung?<br />

Vielleicht sogar beides zusammen? Spielt das<br />

überhaupt eine Rolle?<br />

Ja. Zum Beispiel dann, wenn der Mann sich<br />

gegen den Entscheid wehren möchte. Artikel 8<br />

der Schweizer Bundesverfassung nennt rund ein<br />

Dutzend Merkmale, aufgrund derer Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

verboten ist. Diese sind aus menschenrechtlicher<br />

Sicht zwar gleichrangig, doch der <br />

Jede Person mit Behinderung ist <strong>im</strong>mer auch Mann oder Frau, sie hat ein Alter, eine<br />

Herkunft, usw. (Foto: SBV)


Fokus<br />

rechtliche Schutz ist nicht überall gleich stark.<br />

Spezifische Gleichstellungsgesetze gibt es für die<br />

Merkmale Behinderung und Geschlecht. Beide<br />

Gesetze sind jedoch auf best<strong>im</strong>mte Lebensbereiche<br />

begrenzt. Im vorliegenden Fall wäre der<br />

Beweis einer Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund der Herkunft<br />

leichter zu erbringen als aufgrund der<br />

Behinderung, meint die Fachstelle Egalité Handicap.<br />

(Ein ausführlicher Kommentar findet sich auf<br />

der Website www.egalite-handicap.ch.)<br />

Kein Mensch ist nur behindert<br />

Sicher ist: Menschen mit Behinderung erfahren<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung nicht nur, weil sie behindert<br />

sind. Jede Person mit Behinderung ist <strong>im</strong>mer<br />

auch Mann oder Frau, sie hat ein Alter, eine<br />

Herkunft, einen sozialen Status, eine Hautfarbe,<br />

eine sexuelle Orientierung usw. – sie gehört also<br />

gleichzeitig mehreren Gruppen an.<br />

Zugehörigkeiten oder Identitäten sind fast<br />

<strong>im</strong>mer mit Machtverhältnissen in der Gesellschaft<br />

verknüpft. Benachteiligungen und Diskr<strong>im</strong>inierungen<br />

sind die Folge eines Machtgefälles; sie<br />

finden an verschiedenen Schnittstellen und auf<br />

verschiedenen Ebenen statt: direkt oder indirekt,<br />

strukturell, institutionell oder <strong>im</strong> direkten Kontakt<br />

zwischen Menschen.<br />

Überschneidungen und Wechselwirkungen zwischen<br />

den verschiedenen Formen und Ebenen<br />

sind häufig. Das Konzept der Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung<br />

versucht, diesem Umstand Rechnung zu<br />

tragen. In der Schweiz fand dieser Ansatz bislang<br />

aber erst in der Rechtswissenschaft Beachtung.<br />

Um dies zu ändern, hat die Kontaktstelle für<br />

Frauen und Mädchen mit Behinderung, avanti<br />

donne, ein Memorandum lanciert.<br />

Schlagwort mit Tücken<br />

Aha, die doppelte Diskr<strong>im</strong>inierung der Frauen,<br />

denken Sie nun wahrscheinlich. Tatsächlich ist<br />

«doppelte Diskr<strong>im</strong>inierung» eine Form von Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung.<br />

Der Begriff wurde in den<br />

1980er Jahren eingeführt, um eine breite Öffentlichkeit<br />

auf die besondere Situation von behin-<br />

derten Frauen aufmerksam zu<br />

machen: nämlich auf ihre Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

als Mädchen oder<br />

Frau und als Mensch mit Behinderung.<br />

Der Befund ist in vielen Bereichen<br />

<strong>im</strong>mer noch gültig, und<br />

politisch ist es oft notwendig,<br />

ein oder auch zwei Merkmale in<br />

den Vordergrund zu stellen. <br />

Inserat<br />

Kochen<br />

<strong>im</strong> Herbst<br />

Wild<br />

Pilzgerichte<br />

Apfelküchlein<br />

Immer am Freitagnachmittag<br />

kochen wir unter kundiger<br />

Anleitung in der Klubschule<br />

Migros Bern. Pro zwei Nachmittage<br />

ist ein Thema vorgesehen.<br />

Verlangen Sie die spezielle<br />

Broschüre <strong>im</strong> Kurssekretariat.<br />

Lassen Sie sich unverbindlich<br />

beraten oder erfahren Sie bei<br />

einem persönlichen Gespräch<br />

mehr über die Angebote.<br />

Haben Sie Ideen und Wünsche<br />

für neue Kurse? Setzen Sie sich<br />

mit uns in Verbindung.<br />

Tel. 031 390 88 37 oder per<br />

Mail: cecile.zuettel@sbv-fsa.ch<br />

23


24<br />

Fokus<br />

Das Schlagwort von der doppelten<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund<br />

von Behinderung und Weiblichkeit<br />

hat allerdings auch seine<br />

Tücken: Zum einen nagelt es<br />

Frauen pauschal in einer Opferrolle<br />

fest (das schwache Geschlecht<br />

lässt grüssen…). Zum<br />

andern verstellt es den Blick auf<br />

andere Diskr<strong>im</strong>inierungsursachen:<br />

Alter, soziale Lage, sexuelle<br />

Orientierung und Herkunft<br />

stellen in Kombination mit<br />

Behinderung oft ein ebenso<br />

grosses Risiko für Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

dar wie das Geschlecht. Bei<br />

diesen Faktoren ist der rechtliche<br />

Schutz schwach oder versagt<br />

ganz. Das ist fatal, weil<br />

davon besonders verletzliche<br />

Inserat<br />

MEZZO<br />

Elektronische Grossflächenlupe mit High<br />

Definition-Bildqualität. Durch die leichte<br />

und handliche Bauweise eignet sich das<br />

System besonders für den privaten Bereich<br />

und <strong>im</strong> Haushalt. Das Gerät lässt<br />

sich einfach zusammenklappen und in der<br />

mitgelieferten Tasche transportieren.<br />

Gruppen betroffen sind. Beispiele sind ältere<br />

Migranten und Migrantinnen mit Behinderung,<br />

Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mit<br />

psychischen Beeinträchtigungen. Betroffen sind<br />

beide Geschlechter, doch die Folgen sind für<br />

Männer und für Frauen unterschiedlich.<br />

Tatort Arbeitswelt<br />

Dass Differenzierung kein Luxus ist, sondern je<br />

nach Kontext eine Notwendigkeit, zeigt sich<br />

besonders deutlich <strong>im</strong> Bereich Erwerbstätigkeit.<br />

Zum Beispiel bei der Invalidenversicherung: Frauen<br />

sind hier bei fast allen Leistungsarten benachteiligt<br />

(vgl. separaten Artikel). Doch auch bei<br />

Stellenbesetzungen und in Arbeitsverhältnissen<br />

erleben Menschen mit Behinderung Benachteiligungen<br />

und Diskr<strong>im</strong>inierung auf vielfältige Art.<br />

Dies zu belegen ist allerdings schwierig. Wie<br />

beweisen Sie, dass Sie eine Stelle nur deshalb<br />

nicht bekommen haben, weil Ihr Sehver- <br />

Sattelgasse 4 4001 Basel Tel. 061 261 58 72 www.ramstein-optik.ch/lowvision


Fokus<br />

mögen eingeschränkt ist? Oder<br />

dass Sie am Arbeitsplatz gemobbt<br />

werden, weil Sie mit<br />

einer psychischen Beeinträchtigung<br />

leben? Das ist fast unmöglich,<br />

und das wissen auch<br />

diejenigen, die für die Diskr<strong>im</strong>inierungen<br />

verantwortlich sind.<br />

Gemeinsam für Chancen-<br />

gleichheit<br />

Oft fehlt es aber auch schlicht an<br />

Wissen, und rechtswidrige Diskr<strong>im</strong>inierungen<br />

werden gar nicht<br />

als solche erkannt. Um mehr<br />

über die oft subtilen Mechanismen<br />

zu erfahren und wirksame<br />

Massnahmen dagegen definieren<br />

zu können, ist ein mehrd<strong>im</strong>ensionaler<br />

Ansatz notwendig.<br />

Dieser Anforderung tragen das<br />

Eidgenössische Büro für die<br />

Gleichstellung von Menschen mit<br />

Behinderungen (EBGB) und die<br />

Fachstelle für Rassismusbekämpfung<br />

(FRB) Rechnung: Sie haben<br />

gemeinsam eine Studie zur Diskr<strong>im</strong>inierungsbekämpfung<br />

bei<br />

der Personalrekrutierung in<br />

Auftrag gegeben. Ziel ist es, die<br />

Chancengleichheit be<strong>im</strong> Zugang<br />

zum Arbeitsmarkt sicherzustellen.<br />

Solidarität statt «Gärtlidenken»<br />

Ein gemeinsames Vorgehen von<br />

Organisationen unterschiedlicher<br />

Zielgruppen wäre vermehrt<br />

wünschbar. Denn Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

trifft verschiedenste Menschen<br />

auf ganz unterschiedliche<br />

Art und Weise und in unterschiedlichenLebenszusammenhängen.<br />

Gemeinsam könnten<br />

die Anliegen betreffend Diskr<strong>im</strong>inierungsschutz<br />

und Gleichstellung wirksamer in die Politik eingebracht<br />

werden. Das Bewusstsein für die Problematik<br />

und die Notwendigkeit gegenseitiger<br />

Solidarität würden aber auch <strong>im</strong> Alltag geschärft<br />

– dort, wo Diskr<strong>im</strong>inierung stattfindet und ihre<br />

Folgen unmittelbar spürbar sind. <br />

Das Konzept der Mehrfachdiskr<strong>im</strong>inierung<br />

greift die vielschichtigen Mechanismen und<br />

Erscheinungsformen von Diskr<strong>im</strong>inierung auf.<br />

Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet.<br />

Die EU-Kommission zum Beispiel verwendet<br />

ihn als Oberbegriff und unterscheidet zwischen<br />

additiver, verstärkender und intersektioneller<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung.<br />

Additive Diskr<strong>im</strong>inierung liegt vor, wenn Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

aufgrund von zwei (oder mehr)<br />

Merkmalen separat zum Tragen kommt und<br />

verschiedene Auswirkungen hat.<br />

Verstärkende Diskr<strong>im</strong>inierung liegt vor, wenn<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung aufgrund von zwei oder mehr<br />

Merkmalen gleichzeitig erfolgt und zu einem<br />

best<strong>im</strong>mten Ergebnis führt.<br />

Intersektionelle Diskr<strong>im</strong>inierung liegt vor,<br />

wenn mehrere Gründe mitspielen und miteinander<br />

interagieren, so dass sie nicht voneinander<br />

zu trennen sind.<br />

Helfen Sie mit,<br />

ein kräftiges Zeichen zu setzen!<br />

Das Memorandum von avanti donne kann auf<br />

der Webseite unterzeichnet werden. Dort<br />

stehen auch weitere Informationen und Unterschriftenbogen<br />

zum Download bereit.<br />

www.avantidonne.ch<br />

Kontakt: Angie Hagmann, Geschäftsleiterin<br />

E-Mail: angie.hagmann@avantidonne.ch<br />

25


26<br />

Fokus<br />

Gleichstellungsdefizite bei der IV<br />

Naomi Jones<br />

Männer sind weniger oft von<br />

einer Behinderung betroffen als<br />

Frauen. Jedoch erhalten mehr<br />

Männer als Frauen Leistungen<br />

von der Invalidenversicherung<br />

(IV).<br />

In der Schweiz leben etwas<br />

mehr Frauen als Männer. 50.7%<br />

der fast acht Millionen Einwohnenden<br />

sind Frauen. Laut dem<br />

Bundesamt für Statistik sind<br />

Frauen häufiger von einer Behinderung<br />

betroffen als Männer:<br />

20% der Frauen gegenüber<br />

14% der Männer geben an,<br />

eine Behinderung zu haben.<br />

Von den 450 000 Personen, die<br />

<strong>im</strong> Jahr 2011 eine Leistung der<br />

Invalidenversicherung (IV) bezogen<br />

haben, sind 250 000 Männer<br />

und 200 000 Frauen. Weshalb<br />

beziehen mehr Männer als<br />

Frauen eine IV-Rente, obwohl<br />

es mehr Frauen gibt und diese<br />

häufiger von Behinderung<br />

betroffen sind?<br />

Knappes Geld – ungleich verteilt<br />

Bereits 2001 sind Katerina Baumann<br />

und Margareta Lauterburg<br />

dieser Frage in ihrer Studie<br />

zur Gleichstellung von<br />

Mann und Frau in der IV nachgegangen.<br />

Dabei haben sie<br />

etliche Gleichstellungsdefizite<br />

aufgezeigt.<br />

Frauen erhalten weniger oft als<br />

Männer eine IV-Rente und sie<br />

erhalten öfter als Männer nur eine halbe oder<br />

Viertelrente. Die Zahlen von 2011 sprechen die<br />

gleiche Sprache wie die von 2001.<br />

Bei den Eingliederungsmassnahmen, zeigt sich<br />

ein ähnliches Bild. Die IV finanziert rund doppelt<br />

so vielen Männern wie Frauen eine Ausbildung.<br />

Bei medizinischen Massnahmen kommen die<br />

Männer öfter zum Zug.<br />

Wie erklären sich solche Verhältnisse 15 Jahre<br />

nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Gleichstellung<br />

von Mann und Frau?<br />

Veraltete Rollenbilder<br />

Baumann und Lauterburg zeigen auf, dass die IV<br />

den Begriff der Invalidität mit aus dem alten<br />

Eherecht stammenden Vorstellungen verknüpft.<br />

Sie haben nachgewiesen, dass bis 2001 der Mann<br />

von der IV als der Ernährer der Familie behandelt,<br />

die Frau hingegen als Hausfrau angesehen<br />

worden ist. Sollte die IV diese Praxis unterdessen<br />

geändert haben, so Katerina Baumanns These,<br />

dann höchstens unter dem allgemeinen<br />

Spardruck, der auf der IV lastet und dies zuungunsten<br />

von engagierten Männern, die ein modernes<br />

Familienmodell praktizieren.<br />

Im alten Eherecht, das bis 1988 seine Gültigkeit<br />

hatte, waren die Rollen von Mann und Frau klar<br />

verteilt. Der Mann sorgte dafür, dass die Familie<br />

ein finanzielles Auskommen hatte, die Frau<br />

kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Eine<br />

Berufstätigkeit der Frau war nur vorgesehen,<br />

wenn das Einkommen des Mannes nicht ausreichte.<br />

Die Eheleute bildeten eine Gütergemeinschaft<br />

und waren verpflichtet, einander<br />

gegenseitig zu unterstützen.<br />

Mit diesen Rollenbildern verknüpft die IV den<br />

Begriff der Invalidität. Denn der Begriff der<br />

Invalidität bezieht sich nicht in erster Linie auf<br />

die Gesundheit bzw. Behinderung, sondern auf<br />

die wirtschaftliche Existenz. Invalid ist, wer


Fokus<br />

aufgrund eines gesundheitlichen<br />

Problems nicht genügend<br />

Geld verdienen kann, um seine<br />

Existenz zu sichern. Nach altem<br />

Eherecht kommt bei verheirateten<br />

Männern die Existenz der<br />

Familie hinzu.<br />

Dies führt dazu, dass der Invaliditätsgrad<br />

nicht an der Behinderung<br />

bemessen wird, sondern<br />

an der Auswirkung der Behinderung<br />

auf die Erwerbsfähigkeit<br />

und das Einkommen. Somit<br />

kann die gleiche Behinderung<br />

je nach Beruf zu einem unterschiedlichen<br />

Invaliditätsgrad<br />

führen.<br />

Da Hausfrauen über kein eigenes<br />

Einkommen verfügen, sind<br />

sie nach IV-Logik in ihrer Erwerbsfähigkeit<br />

nicht eingeschränkt.<br />

Sie können nicht<br />

weniger als nichts verdienen.<br />

Gemäss altem Eherecht müssen<br />

sie nichts verdienen, da es ihre<br />

Aufgabe ist, den Haushalt zu<br />

führen. Immerhin wird Hausarbeit<br />

als berufliche Tätigkeit<br />

bzw. als Pflicht einer verheirateten<br />

Frau anerkannt. Deshalb<br />

wird der Invaliditätsgrad einer<br />

Hausfrau mit einer Methode bemessen,<br />

die nicht von einem<br />

Einkommen ausgeht. Sachbearbeitende<br />

der IV besuchen die<br />

Versicherte zu Hause und schätzen<br />

ab, wie stark sie durch die<br />

Behinderung in ihren Aufgaben<br />

eingeschränkt ist. Das von Anfang<br />

an fehlende Einkommen<br />

einerseits und die Subjektivität<br />

der einschätzenden Person<br />

andererseits führen in der Regel<br />

dazu, dass der Invaliditätsgrad<br />

von Hausfrauen relativ tief bemessen wird. Entsprechend<br />

klein ist dann der Anspruch auf Leistungen<br />

der IV.<br />

Neue Männer hat das Land …<br />

Heute leben <strong>im</strong>mer mehr Paare ein gleichberechtigtes<br />

Familienmodell. Das Eherecht berücksichtigt<br />

die Gleichberechtigung seit einem Vierteljahrhundert.<br />

Die Frauen bleiben berufstätig,<br />

wenn sie eine Familie gründen. Die Männer<br />

beteiligen sich an der Betreuung der Kinder und<br />

an der Hausarbeit. Die meisten der berufstätigen<br />

Eltern arbeiten je teilzeitlich <strong>im</strong> Beruf und in der<br />

Familie. Für sie wendet die IV beide Berechnungsmethoden<br />

an. Der Invaliditätsgrad wird<br />

bei Männern wie Frauen für den Bereich der<br />

Hausarbeit abgeschätzt und für die Erwerbstätigkeit<br />

berechnet. Aber dies führt aufgrund des<br />

durch die Teilzeitarbeit bedingten tieferen Einkommens<br />

bei gleicher Behinderung zu einem<br />

tieferen Invaliditätsgrad, als wenn die versicherte<br />

Person eine Vollzeitstelle innegehabt hätte.<br />

Dass die finanzielle Einbusse durch die Familienarbeit<br />

bedingt ist, und dass die Person also die<br />

Doppelbelastung von Erwerbs- und Familien-<br />

arbeit auf sich genommen hat, wird nicht berücksichtigt.<br />

… und braucht noch mehr<br />

Die IV behandelt Männer und Frauen gleich. Sie<br />

folgt aber in der Best<strong>im</strong>mung des Invaliditätsgrades<br />

der gesellschaftlichen Realität, dass traditionelle<br />

Frauenarbeit schlechter entlöhnt wird<br />

als Männerarbeit, bzw. dass Familienarbeit gar<br />

nicht entlöhnt wird; Dass diese gesellschaftliche<br />

Situation absurd ist, zeigt sich daran, dass die<br />

Löhne in klassischen Frauenberufen steigen,<br />

sobald der Männeranteil höher wird, und umgekehrt.<br />

Bei der IV ergibt sich dadurch die störende<br />

Situation, dass Personen, die ihre Existenz ohnehin<br />

nur knapp sichern können, weil sie einer<br />

schlecht oder gar nicht bezahlten Arbeit, sprich<br />

traditioneller Frauenarbeit, nachgehen, <br />

27


28<br />

Fokus<br />

Gefahr laufen, durch eine Behinderung unter<br />

das Existenzmin<strong>im</strong>um zu fallen. Die IV erfüllt<br />

somit ihr Ziel nicht, «den Versicherten mit Eingliederungsmassnahmen<br />

oder Geldleistungen<br />

die Existenzgrundlage zu sichern, wenn sie<br />

invalid werden».<br />

Weil sich die IV an einem veralteten Familienmodell<br />

orientiert, betrifft die ungenügende Versicherungsleistung<br />

vor allem Menschen, die Familienarbeit,<br />

also traditionelle Frauenarbeit,<br />

tätigen. Dies ist umso störender, als eine Gesellschaft<br />

Kinder braucht, damit die soziale Solidarität<br />

erhalten bleibt. Es bleibt zu hoffen, dass mit<br />

höherem Männeranteil in der Familienarbeit ihr<br />

Wert steigt und sich somit die IV-Leistungen für<br />

Frauen und Männer angleichen. <br />

Inserat<br />

– Baumann, Katerina; Lauterburg,<br />

Margareta: Knappes<br />

Geld – ungleich verteilt.<br />

Gleichstellungsdefizite in<br />

der Invalidenversicherung.<br />

Basel, 2001.<br />

– IV-Statistik 2011 auf<br />

www.iv.bsv.admin.ch<br />

– www.ahv-iv.info<br />

– «Gleichstellung von Menschen<br />

mit Behinderung»,<br />

Bundesamt für Statistik,<br />

Neuenburg 2011


Magazin<br />

Zwei Welten kommen sich näher<br />

Naomi Jones<br />

Der «Bezgraniz Couture» Award verleiht Preise<br />

an Modedesigner, die Kleider für Menschen mit<br />

Behinderung machen.<br />

Gegensätzlicher könnten die Welt der Mode und<br />

die der Behinderten nicht sein.<br />

In Moskau organisierte das Kulturzentrum Bez<br />

Graniz (Ohne Grenzen) zum zweiten Mal einen<br />

internationalen Wettbewerb für Mode für Menschen<br />

mit Behinderung. «Bezgraniz Couture»<br />

ruft Designer, Modelabels und Bekleidungsindustrie<br />

auf, Kleider, Schuhe und Accessoires, die den<br />

speziellen Bedürfnissen von Menschen mit einer<br />

Behinderung gerecht werden,<br />

zu entwerfen.<br />

Insbesondere für Menschen <strong>im</strong><br />

Rollstuhl und für Menschen mit<br />

körperlichen Missbildungen ist<br />

es schwierig, Kleider zu finden,<br />

die gut sitzen und kleiden. Eine<br />

Jury prämierte drei Designer:<br />

Natalja KostinA aus Archangelsk<br />

mit der Kollektion für die Kinder<br />

mit Kinderlähmung (1.<br />

Platz), Christine Wolf aus Berlin<br />

mit der Kollektion für Frauen<br />

mit verschiedenen Behinderungen<br />

(2. Platz) und Dmitrij Kljutschewsky<br />

aus Moskau mit der<br />

Kollektion für Männer <strong>im</strong> Rollstuhl<br />

(3. Platz). Den Innovationspreis<br />

erhielten die Brasilianerinnen<br />

Inae Brito und Harumi Sato<br />

mit der Kollektion Fairytale für<br />

sehbehinderte und blinde Kinder.<br />

Auf diesen Kleidern sind<br />

Märchenmotive und Kinderverse<br />

in Relief und Braille tastbar.<br />

Die Kollektionen wurden anlässlich<br />

einer Gala-Show in Moskau<br />

präsentiert.<br />

Die Zeitschrift «Der Spiegel»<br />

berichtete <strong>im</strong> August dieses<br />

Jahres über die Modeschau. Es<br />

sei bemerkenswert, dass ausgerechnet<br />

<strong>im</strong> behindertenfeindlichen<br />

Russland eine Modeschau<br />

mit behinderten Models stattfinde.<br />

Behinderte Menschen seien<br />

in der russischen Öffentlichkeit<br />

kaum zu sehen. Denn Stalin<br />

habe Menschen mit einer Behinderung<br />

von den Strassen <br />

29


30<br />

Magazin<br />

Auf den Kleidern der Kollektion Fairytale von<br />

Inae Brito und Harumi Sato können sehbehinderte<br />

Kinder die Sujets ertasten und Verse in<br />

Brailleschrift lesen. (Fotos: Bezgraniz Couture)<br />

verbannt, da sie nicht zum Bild einer Siegermacht<br />

passten. Allerdings, so Yanina Urussowa von<br />

Bezgraniz Couture, geschehe <strong>im</strong> Bereich Inklusion<br />

von behinderten Menschen gerade jetzt in<br />

Russland sehr viel.<br />

Botschafter und Botschafterin in der Schweiz<br />

In der Schweiz findet am 13. Oktober zum vierten<br />

Mal die Miss Handicap-Wahl statt. Zum ersten<br />

Mal wird auch ein Mister Handicap gewählt.<br />

Zur Wahl stehen sechs junge Frauen und sechs<br />

Männer mit Handicap. Der Anlass findet wie<br />

letztes Jahr <strong>im</strong> KKL in Luzern<br />

statt. Die von Michelle Z<strong>im</strong>mermann<br />

ins Leben gerufene Organisation<br />

etabliert sich langsam.<br />

Leider befindet sich dieses Jahr<br />

unter den Finalisten keine Person<br />

mit Sehbehinderung.<br />

Weg vom magersüchtigen Ideal<br />

Wenn auch Anlässe wie die Miss<br />

Handicap-Wahl oder Modeschauen<br />

mit behinderten Models<br />

erst vereinzelt stattfinden,<br />

so stehen sie doch für ein neues<br />

Selbstbewusstsein der Menschen<br />

mit einer Behinderung. Sie<br />

zeigen sich. Sie fürchten sich<br />

nicht vor der Bühne.<br />

Es ist zu hoffen, dass dadurch<br />

die Modebranche sensibilisiert<br />

wird und sich so auch das mörderische<br />

Modediktat, das laufend<br />

magersüchtige junge<br />

Frauen hervorbringt, aufzuweichen<br />

beginnt. Wenn die Modebranche<br />

beginnt, Mode für<br />

Menschen mit Behinderung zu<br />

machen, wird sie auch beginnen<br />

für alle andern Menschen<br />

jenseits der Modelmasse gutaussehende<br />

Kleider zu schaffen.<br />

<br />

Auf www.bezgraniz-couture.<br />

com sucht die Organisation<br />

«Bezgraniz Cuture» Award<br />

bereits wieder Models für die<br />

Modeschau 2013.<br />

Mehr zu den Bewerbungen<br />

für die Miss und Mister Handicap-Wahl<br />

2013 findet sich<br />

auf www.misshandicap.ch


Magazin<br />

Bitte um Erfahrungsberichte<br />

Philippe Chazal<br />

Blinde in der Arbeitswelt: unglaubliche aber<br />

wahre Zeugenberichte<br />

1999 erschien in Frankreich das Buch mit dem<br />

Titel «Blinde am Arbeitsplatz». Wir wollten<br />

damit die beruflichen Möglichkeiten für blinde<br />

Menschen den Betroffenen selbst, aber auch<br />

den für ihre Berufsbildung zuständigen Organisationen,<br />

öffentlichen und privaten Arbeitgebern<br />

und der Öffentlichkeit besser bekannt<br />

machen. Das Buch war auf Anhieb ein Erfolg:<br />

Über 5000 Exemplare in verschiedenen <strong>Format</strong>en<br />

wurden verkauft.<br />

Seitdem hat sich die Situation für Blinde auf dem<br />

Arbeitsmarkt gewandelt: Neue Einstellungsmöglichkeiten<br />

sind entstanden, während die so genannten<br />

traditionellen Berufe rückläufig sind.<br />

Andere sind nach wie vor aktuell und haben gute<br />

Zukunftsaussichten. Deshalb entschied sich der<br />

Verleger des Buchs von 1999 vor kurzem, mit mir<br />

gemeinsam eine zweite Ausgabe zu erstellen, die<br />

<strong>im</strong> zweiten Halbjahr 2013 erscheinen soll.<br />

Wir möchten unsere Sache noch besser machen<br />

als be<strong>im</strong> ersten Mal:<br />

• Mit Unterstützung der Mitgliedsorganisationen<br />

des Weltblindenverbands, die anlässlich der<br />

Generalversammlung <strong>im</strong> November dieses Jahres<br />

angesprochen werden, möchte ich Erfahrungsberichte<br />

aus der ganzen Welt sammeln.<br />

Mir ist bekannt, dass wir aus Asien, Afrika, Amerika<br />

und anderswo trotz erheblicher kultureller<br />

und wirtschaftlicher Unterschiede Informationen<br />

über innovative Erfahrungen und Praktiken<br />

erwarten können, die unser eigenes Spektrum<br />

an Berufen für blinde oder stark sehbehinderte<br />

Menschen erweitern können.<br />

• Eine Übersetzung ins Englische und ggf. in<br />

weitere Sprachen soll die Reichweite dieses<br />

Werks wesentlich vergrössern.<br />

Die Erfahrungsberichte sollten<br />

jeweils zwischen 5000 und 7000<br />

Zeichen (mit Leerzeichen) lang<br />

sein und auf ansprechende<br />

Weise den ausgeübten Beruf,<br />

die erlebten Schwierigkeiten<br />

samt entsprechenden Lösungen<br />

und die eingesetzten technischen<br />

Hilfsmittel vorstellen, die<br />

positiven Aspekte hervorheben<br />

und Tipps für diejenigen enthalten,<br />

die diesen Weg gern einschlagen<br />

würden. Auswahlkriterien<br />

sind Originalität, die<br />

Klarheit der gebotenen Informationen<br />

und die Übertragbarkeit<br />

auf andere Länder.<br />

Falls Sie zu hundert Prozent<br />

blind sind, also bei Ihrer Berufstätigkeit<br />

völlig ohne Sehfähigkeit<br />

auskommen, falls Sie von<br />

Ihren beruflichen Einkünften<br />

leben können, mit Ihrer Tätigkeit<br />

zufrieden sind und Ihre<br />

Erfahrungen mit anderen <strong>Blinden</strong><br />

teilen möchten, wäre ich<br />

dankbar, wenn Sie mit mir Kontakt<br />

aufnehmen würden, entweder<br />

per E-Mail unter<br />

blindatwork@phchazal.fr oder<br />

per Post an 3, rue des Chantiers,<br />

75005 Paris (Frankreich), vorzugsweise<br />

bitte auf Französisch,<br />

Englisch, Italienisch oder Spanisch.<br />

Unter diesen Adressen<br />

beantworte ich auch gern allfällige<br />

Fragen.<br />

Ihnen allen herzlichen Dank! <br />

31


32<br />

Magazin<br />

Solsana Superior<br />

Naomi Jones<br />

Geschmackvolles Design, hochwertige Materialien<br />

und ein grosser Balkon zeichnen die renovierten<br />

Z<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Hotel Solsana aus.<br />

(Foto: Solsana)<br />

Das Hotel Solsana in Saanen/Gstaad ist neu ein<br />

Dreisterne-Superior-Hotel. Nach der Renovation<br />

seiner Z<strong>im</strong>mer hat das Hotel die Klassifikation<br />

von Hotellerie Suisse nach internationalen Kriterien<br />

mit 495 statt der benötigten 380 Punkten<br />

locker erreicht.<br />

Der Superior-Standard zeichnet ein Hotel als<br />

herausragend in seiner Klasse aus. Um diesen zu<br />

erreichen musste die Solsana den Mindestanforderungen<br />

eines Viersterne-Hotels gerecht werden.<br />

Punkte machte das Hotel mit hochwertigen<br />

Materialien, mit der Rollstuhlgängigkeit und<br />

dem auf sehbehinderte Menschen ausgerichteten<br />

Beleuchtungskonzept. Dusche und Toilette<br />

in den Z<strong>im</strong>mern sind eine Selbstverständlichkeit.<br />

Aber auch viele kleine Dinge, die den Komfort<br />

des Gastes erhöhen, wie etwa der Wasserkocher<br />

in jedem Z<strong>im</strong>mer, womit die Gäste sich selbst<br />

einen Tee kochen können, bewirkten Punkte.<br />

Zudem wurden die Familienz<strong>im</strong>mer und die<br />

behindertenfreundlichen Zusatzangebote wie<br />

das Hallenbad mit Leitlinien<br />

und Handläufen, das Fitnessz<strong>im</strong>mer<br />

mit einfachen aber<br />

effizienten Geräten und die<br />

Tandems, die das Hotel seinen<br />

Gästen zur Verfügung stellt,<br />

honoriert.<br />

Ausserdem konnte sich die<br />

Solsana als Seminar-, Biker- und<br />

Wanderhotel spezialisieren.<br />

Vom Wäscheservice, den die<br />

Radfahrer benötigen, profitieren<br />

auch die andern Gäste. Die<br />

beiden Computer, die vom<br />

Seminarhotel erwartet werden,<br />

sind mit einer Sprach- und einer<br />

Vergrösserungssoftware ausgestattet.<br />

Sonderangebote für<br />

SBV-Mitglieder<br />

Alles schön neu und entsprechend<br />

teuer wird sich manch<br />

einer denken. Solsana habe sich<br />

bewusst nur zum Dreisterne-<br />

Hotel qualifizieren lassen, obwohl<br />

der Viersterne-Standard<br />

bereits erreicht gewesen sei,<br />

erzählt Hotelier Daniel Leuenberger.<br />

So sei er flexibler, die<br />

Leistungen nach den Bedürfnissen<br />

der Gäste zu richten und er<br />

könne seine Preise moderater<br />

gestalten. Mit 150 Franken für<br />

ein 13 Quadratmeter grosses<br />

Einzelz<strong>im</strong>mer in der Zwischensaison<br />

sind die Preise <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu anderen Gstaader<br />

Dreisterne-Hotels allerdings<br />

eher teuer. Im Hotel Alphorn


Magazin<br />

etwa findet man ein Einzelz<strong>im</strong>mer,<br />

das grösser ist, für 97<br />

Franken.<br />

Nur in der Solsana allerdings<br />

erhalten SBV-Mitglieder eine<br />

Preisreduktion. Der SBV subventioniert<br />

den Aufenthalt<br />

seiner Mitglieder und einer<br />

Begleitperson <strong>im</strong> ehemaligen<br />

Verbandshotel mit je 70 Franken<br />

pro Nacht (während max<strong>im</strong>al<br />

30 Nächten pro Jahr). Dadurch<br />

kostet ein Doppelz<strong>im</strong>mer<br />

mit Balkon und Frühstück für<br />

ein SBV-Mitglied mit seiner<br />

sehenden Partnerin noch 140<br />

Franken statt 280. Mit zwanzig<br />

Quadratmetern hat das Z<strong>im</strong>mer<br />

eine angenehme Grösse. Und<br />

Inserat<br />

für langjährige Gäste mit sehr kleinem Budget<br />

hält Leuenberger vorerst noch elf alte Z<strong>im</strong>mer<br />

zum alten Preis bereit. Diese befinden sich <strong>im</strong><br />

Hotelanbau aus den 70er Jahren. Aufgrund von<br />

verschiedenen baurechtlichen Auflagen und<br />

Einschränkungen sei noch unklar, was mit diesem<br />

Teil des Hotels geschehen solle, so Leuenberger.<br />

Der Verwaltungsrat prüfe zurzeit ein<br />

Projekt, das Wohnungen mit Hotelleistungen<br />

kombiniert, ähnlich wie es sie in gehobenen<br />

Altersinstitutionen gibt. Bis es soweit ist, fliesst<br />

noch viel Wasser die Saane runter. <br />

Für SBV-Mitglieder gibt es fast gratis<br />

Schnupperübernachtungen in den neuen<br />

Z<strong>im</strong>mern. Mehr dazu auf info@solsana.ch<br />

oder 033 748 94 94.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Drei Sterne Ferienhotel für<br />

<br />

Erholung, Sport und Plausch.<br />

Speziell <br />

eingerichtet für blinde- und<br />

sehbehinderte <br />

Gäste. Das ganze<br />

Haus ist zudem <br />

rollstuhlgängig.<br />

<br />

<br />

Einzigartige Infrastruktur für<br />

<br />

Seminare, Anlässe und Bankette<br />

<br />

jeder Größe und jeder Art.<br />

<br />

<br />

Lassen Sie sich auf die<br />

<br />

besondere Weise verwöhnen und<br />

<br />

genießen Sie das<br />

<br />

unvergessliche Ambiente<br />

<br />

mit erschwinglichen Preisen<br />

und <br />

außerordentlichen Leistungen.<br />

<br />

33


34<br />

Verband<br />

Namen gesucht<br />

Naomi Jones und Jean-Marc Meyrat<br />

Ab 2013 publiziert der SBV zwei neue Magazine<br />

anstelle des «Weg».<br />

«der Weg» in seiner heutigen Form ist eine Mischung<br />

aus Verbandsorgan und Spezialzeitschrift.<br />

Seine Leser und Leserinnen sind einerseits Mitglieder<br />

des SBV, die sich dafür interessieren, was <strong>im</strong><br />

Verband geschieht, andererseits sind es Menschen<br />

mit einer Sehbehinderung, die nicht Mitglied sind,<br />

Angehörige und Freunde. Die zweite Lesergruppe<br />

schätzt den Themen- und Fokusteil. Der Verbandsteil<br />

ist für diese Lesergruppe nicht interessant. Für<br />

engagierte Mitglieder hingegen ist er eher zu kurz.<br />

Deshalb hat der Zentralvorstand beschlossen, ab<br />

2013 zwei Magazine zu publizieren, die sich<br />

klarer an ihre unterschiedliche Leserschaft richten.<br />

Künftig gibt es ein Mitgliedermagazin und<br />

ein Spezialmagazin.<br />

Das Mitgliedermagazin berichtet über die Geschehnisse<br />

<strong>im</strong> Verband und seine Aktivitäten. Wir<br />

werden Mitglieder porträtieren und Ehrenamtliche<br />

interviewen. Wir werden von besonderen<br />

Anlässen berichten und die Angebote des SBV<br />

vorstellen. Jede Sektion erhält die Möglichkeit,<br />

vier Seiten selbst zu gestalten. Hier können Sektionsnachrichten<br />

und -veranstaltungen publiziert<br />

werden. Eine Kommission in der Mitglieder und<br />

Inserat<br />

Brieffreundschaft<br />

Ehrenamtliche einsitzen, steht<br />

der Redaktion zur Seite. Sie<br />

berät die Redaktion hinsichtlich<br />

der Bedürfnisse der Mitglieder.<br />

Das Spezialmagazin wird weiterhin<br />

allgemeine Themen unter<br />

dem Aspekt der Sehbehinderung<br />

behandeln und den Fokus<br />

auf sozialpolitische und gesellschaftliche<br />

Fragen, die für Menschen<br />

mit einer Sehbehinderung<br />

relevant sind, legen. Es geht um<br />

das Leben mit einer Sehbehinderung<br />

allgemein. Das Magazin<br />

richtet sich an Menschen mit<br />

einer Sehbehinderung, ihre<br />

Angehörigen und Interessierte.<br />

SBV-Mitglieder erhalten beide<br />

Magazine gratis. Weg-Abonnenten<br />

werden künftig das Spezialmagazin<br />

erhalten.<br />

Beide Magazine brauchen einen<br />

Namen. So bitten wir Sie liebe<br />

Leserin und lieber Leser, uns Ihre<br />

besten Ideen an redaktion@<br />

sbv-fsa.ch zu schicken. <br />

Je suis un homme, mon nom est Balkan Fernandez. J’a<strong>im</strong>e écrire pour échanger<br />

des expériences de vie, musique, culture, voyages. Je peux écrire en braille, e-mail,<br />

français, anglais ou espagnol. Voici mon adresse:<br />

Balkan Fernandez, C. Fernando el Catolico 44, 5D 28015 Madrid, Espagne<br />

Mon e-mail: marcopolomagenlan@hotmail.fr<br />

À bientôt, Balkan Fernandez


Verband<br />

Berichtigung<br />

In der Bildlegende zum Artikel «Zugänglichkeit,<br />

das ewige Hin und Her» in der letzten Ausgabe<br />

von «der Weg» wurde fälschlicherweise gesagt,<br />

das Reisezentrum mit einem speziellen Schalter<br />

für Menschen mit Behinderung <strong>im</strong> Bahnhof Bern<br />

befinde sich <strong>im</strong> ersten Stock. Tatsächlich befindet<br />

es sich <strong>im</strong> Erdgeschoss.<br />

Mit dem Lift kommt man ausserdem nicht direkt<br />

zum Schalter sondern nur in das Reisezentrum.<br />

Leitlinien bis zum Schalter sind geplant. Bis die<br />

Leitlinien jedoch da sind, empfiehlt die Interessenvertretung<br />

blinden und sehbehinderten Menschen<br />

<strong>im</strong> Reisezentrum in der Nähe eines bedienten<br />

Schalters zu warten, bis sie von einer<br />

Mitarbeiterin angesprochen werden. Dabei ist<br />

Inserat<br />

Apfelschule <strong>im</strong> Herbst<br />

wichtig, dass sie ihren weissen<br />

Stock mit sich führen, damit die<br />

Mitarbeitenden die Sehbehinderung<br />

bemerken. Bei Hochbetrieb<br />

kann dies manchmal ein<br />

paar Minuten dauern. Leser<br />

berichten jedoch, dass es nicht<br />

<strong>im</strong>mer gleich gut klappt und die<br />

Mitarbeitenden schlecht informiert<br />

seien. Die Interessenvertretung<br />

ist froh, wenn sie von<br />

diesen Situationen per Mail an<br />

interessenvertretung@sbv-fsa.ch<br />

erfährt, um sie mit der SBB<br />

besprechen zu können. <br />

Nachdem die iPhone-Einführungskurse bereits nach wenigen Tagen ausgebucht<br />

waren, organisiert die Apfelschule weitere Grundschulungstage in Zürich, Bern<br />

und Olten.<br />

Für erfahrene Anwendende finden folgende Kurse statt:<br />

• Das iPhone als Orientierungshilfe (MyWay, Ariadne GPS, Navigon) Teil I.;<br />

10.10.2012, 13.45–16.45 Uhr in Olten<br />

• Das iPhone als Reiseplaner (Fahrplan, Routenplaner, Reiseführer); 18.10.2012,<br />

13.45–16.45 Uhr in Olten<br />

• Das iPhone als Medienzentrum (Zeitungen, Radio, Fernsehen, Podcasts, iBooks,<br />

Daisy-Bücher); 25.10.2012, 13.45–16.45 Uhr in Bern<br />

• Das iPhone als persönlicher Assistent (Agenda/Terminplanung, Erinnerung,<br />

Wecker, Notizfunktion) 2.11.2012, 13.45-16.45 Uhr in Zürich<br />

Thementag «Navigation» am 23. November in Zürich.<br />

Erfahrene Anwendende stellen Lösungen vor. Interessierte stellen Fragen. Im Austausch<br />

entstehen neue Strategien.<br />

Neue Entwicklungen wie Blindsquare und die für IOS 6 angekündigte Karten-App<br />

mit Navigationsunterstützung werden vorgestellt und beurteilt.<br />

Detaillierte Informationen und Anmeldung zu allen Veranstaltungen: www.apfelschule.ch<br />

35


36<br />

Verband<br />

Geburtstagsfeier <strong>im</strong> Atelier Zürich<br />

Ruth Häuptli<br />

Vanessa Brun (mit Torte) und Ruth Häuptli (mit<br />

Schwyzerörgeli) am Fest des Bildungs- & Begegnungszentrum<br />

Zürich<br />

Seit fünf Jahren dürfen blinde und sehbehinderte<br />

Personen <strong>im</strong> Raum Zürich und Aargau <strong>im</strong><br />

Atelier bzw. Bildungs- & Begegnungszentrum<br />

Zürich in Dietikon ihre Kreativität unter Beweis<br />

stellen. Dies wurde dann auch am Montag, 25.<br />

Juni, gebührend gefeiert. So lud das Zentrum<br />

unter der Leitung von Martin Bühler zu einem<br />

Tag der offenen Tür ein. Da wurde allerlei<br />

Selbsthergestelltes gezeigt, wie Vasen, Kerzen,<br />

Fruchtschalen. Gestricktes, Perlenketten, ja sogar<br />

ein selbstgez<strong>im</strong>mertes Bett mit Nachttischchen.<br />

Für das kulinarische Wohl wurde selbstverständlich<br />

auch gesorgt, es gab Leckereien in allen Formen.<br />

Zu einer Feier gehört ja auch ein wenig<br />

Musik, so hat Daniel Burri die Gäste mit Klavierspiel<br />

erfreut und sogar zwei Alphornbläser warteten<br />

auf, mit denen ich bald musikalische Freundschaft<br />

schloss. Mit dem Schwyzerörgeli und<br />

Jodelgesang haben wir ganz gut harmoniert.<br />

Eine viereckige Säule, die mitten <strong>im</strong> Raum als<br />

Träger dient, wurde schon während längerer Zeit<br />

von verschiedenen Personen mit bunten Mosai-<br />

ken geschmückt. Diese Säule<br />

wurde als Geschenk verpackt<br />

und während der Feier enthüllt.<br />

Ganz besonders ist zu erwähnen,<br />

dass sehr viele Teilnehmer<br />

aus dem Aargau und Solothurn<br />

da waren. Selbst die Präsidentin<br />

der Sektion, Verena Müller, liess<br />

es sich nicht nehmen, zu erscheinen.<br />

So verlief der Nachmittag<br />

in recht fröhlicher St<strong>im</strong>mung<br />

und ich wünsche dem Bildungs-<br />

& Begegnungszentrum in Dietikon<br />

noch viele, viele frohe Stunden<br />

mit frohem Schaffen und<br />

auch guten Begegnungen. <br />

Inserate<br />

Funktionstüchtiges<br />

Optacon<br />

zu kaufen gesucht<br />

Paul Baumgartner<br />

044 777 63 30, ra.pb@hispeed.ch<br />

Wir gratulieren<br />

herzlich:<br />

Frau Dr. Barbara Müller,<br />

Mitglied des SBV, aus<br />

Ettenhausen wurde <strong>im</strong><br />

Frühjahr (2012) in den<br />

Kantonsrat Thurgau<br />

gewählt.


Verband<br />

Veranstaltungen<br />

Sektion Aargau-Solothurn<br />

02.10. Stammtisch/Kaffeetreff<br />

von 14.00–16.15 Uhr<br />

in der Aarauerstube in<br />

Aarau. Auskunft: Verena<br />

Müller-Bachmann<br />

062 721 51 67<br />

10.10. Backen in der Bäckerei<br />

Leutwyler in Zofingen.<br />

Anmeldungen bis<br />

28. September bei:<br />

Hansruedi Häuptli<br />

062 751 66 14<br />

15.10. Tag des weissen Stocks,<br />

Aufruf 2012. Auskunft<br />

bei: Verena Müller-<br />

Bachmann 062 721 51 67<br />

06.11. Stammtisch/Kaffeetreff<br />

von 14.00–16.15 Uhr<br />

in der Aarauerstube in<br />

Aarau. Auskunft: Verena<br />

Müller-Bachmann<br />

062 721 51 67<br />

14.11. Aargau-Solothurner<br />

Jasstag. Auch Mitglieder<br />

anderer Organisationen<br />

sind herzlich<br />

willkommen! Anmeldung<br />

bis 13. November<br />

bei: Hansruedi Häuptli<br />

062 751 66 14<br />

20.11. Museumsbesuch <strong>im</strong><br />

Aargauer Kunsthaus in<br />

Aarau. Organisation<br />

und Auskunft bis<br />

9. November: Aarg.<br />

<strong>Blinden</strong>fürsorgeverein<br />

Verena Z<strong>im</strong>mermann<br />

062 836 60 24<br />

verena.z<strong>im</strong>mermann@<br />

abv-aargau.ch<br />

Sektion Bern<br />

26. 09. Stammtisch ab 17.00 Uhr <strong>im</strong> «a familia<br />

portuguesa», Zähringerstrasse 15 in<br />

Bern.<br />

01. 10. Mittagstisch in der Villa Stucki ab 12.00<br />

Uhr, Seftigenstrasse 11 in Bern.<br />

31.10. Stammtisch ab 17.00 Uhr <strong>im</strong> «a familia<br />

portuguesa», Zähringerstrasse 15 in<br />

Bern.<br />

03. 11. Verkehrshaus in Luzern Auskunft über<br />

E-Mail: sektion.be@blindenverband.ch<br />

05. 11. Mittagstisch in der Villa Stucki ab 12.00<br />

Uhr, Seftigenstrasse 11 in Bern.<br />

Sektion Berner Oberland<br />

13.09. Ausflug der Freizeitgruppe, bei schlechtem<br />

Wetter 20.09, Brigitta Stehli,<br />

Tel. 034 461 89 88; Bruno Seewer,<br />

Tel. 033 657 10 58<br />

28.09. Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/<br />

Gut, Tel. 033 437 25 82<br />

06.10. Herbstanlass um 14 h <strong>im</strong> Hotel Freienhof<br />

in Thun<br />

08.10. Selbsterfahrungsgruppe, Hansueli<br />

Lüthi, Tel. 033 453 14 22; Rösli Polgar,<br />

Tel. 033 334 34 29<br />

11.10. Freizeitgruppe, Brigitta Stehli,<br />

Tel. 034 461 89 88; Bruno Seewer,<br />

Tel. 033 657 10 58<br />

26.10. Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/<br />

Gut, Tel. 033 437 25 82<br />

08.11. Freizeitgruppe, Brigitta Stehli,<br />

Tel. 034 461 89 88; Bruno Seewer,<br />

Tel. 033 657 10 58<br />

30.11. Freitagstreff, Yvonne und Jürg Albisser/<br />

Gut, Tel. 033 437 25 82 <br />

37


38<br />

Verband<br />

Sektion Nordwestschweiz<br />

19.09. Kontaktgruppe um<br />

14.30 Uhr <strong>im</strong> <strong>Blinden</strong>he<strong>im</strong><br />

Basel<br />

30.09. Wanderung mit<br />

Erika Hammel,<br />

Tel. 061 599 64 89<br />

17.10. Kontaktgruppe um<br />

14.30 Uhr <strong>im</strong> <strong>Blinden</strong>he<strong>im</strong><br />

Basel<br />

28.10. Wanderung mit<br />

Barbara Böttinger,<br />

Tel. 061 641 63 37<br />

17.11. Familienabend <strong>im</strong><br />

Restaurant L’Esprit,<br />

Basel<br />

21.11. Kontaktgruppe um<br />

14.30 Uhr <strong>im</strong> <strong>Blinden</strong>he<strong>im</strong><br />

Basel<br />

24.11. Wanderung mit Vreni<br />

und Peter Geiger,<br />

Tel. 831 27 08<br />

Sektion Ostschweiz<br />

03.09. Stamm, Rest. Brasserie,<br />

ab 19.00 Uhr, be<strong>im</strong> HB<br />

St. Gallen<br />

09.09. Wanderung «Walzenhausen-Heiden»,<br />

08.45<br />

Uhr bei Appenzellerbahn<br />

am HB St. Gallen,<br />

ohne Anmeldung,<br />

weitere Info 14-Tage<br />

vorher auf Televox<br />

26.09. Herbstausflug: Casinobesuch<br />

St. Gallen,<br />

Mi 19.00 Uhr, weitere<br />

Info in Televox und<br />

Post 031 390 88 88<br />

(126 612)<br />

01.10. Stamm, Rest. Brasserie,<br />

ab 19.00 Uhr, be<strong>im</strong> HB<br />

St. Gallen<br />

07.10. Wanderung «Amdener Höhenweg»,<br />

08.45 Uhr bei Appenzellerbahn am HB<br />

St. Gallen, ohne Anmeldung, weitere<br />

Info 14-Tage vorher auf Televox<br />

05.11. Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr,<br />

be<strong>im</strong> HB St. Gallen<br />

Sektion Zürich<br />

25.09 Kontaktgruppe Enge: Exkursion nach<br />

Zell <strong>im</strong> Tösstal mit Vortrag <strong>im</strong> Paul-<br />

Burkhard-Haus über diesen.<br />

Anmeldung telefonisch bei Ursula Graf:<br />

044 940 33 23 oder 079 219 89 34<br />

29.09. Samstags-Lunch:<br />

Rest. Brunnentor, Brunnenstrasse 21,<br />

8610 Uster. Zeit: 11.00–13.30 Uhr<br />

Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10<br />

oder sbv.zh@buero-lektro.ch<br />

03.10. Wandergruppe Merkur, Widen-Dietikon<br />

Anmeldung bei Maya + Gilbert Monnerat,<br />

Tel. 044 741 23 49 (Ersatzdatum<br />

04.07.)<br />

13.10. Wandergruppe Soleblitz<br />

Baden, Turgi, Baldegg, Birmenstorf<br />

Anmeldung bei Marianne + Walti Ogi,<br />

Tel. 044 432 28 28 (Ersatzdatum 22.07.)<br />

27.10. Samstags-Lunch: Rest. Brunnentor,<br />

Brunnenstrasse 21, 8610 Uster<br />

Zeit: 11.00–13.30 Uhr<br />

Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10<br />

oder sbv.zh@buero-lektro.ch<br />

30.10. Kontaktgruppe Enge:<br />

Anmeldung telefonisch bei Ursula Graf:<br />

044 940 33 23 oder 079 219 89 34<br />

10.11. Herbstanlass <strong>im</strong> Hotel Landhaus Zürich-<br />

Seebach. Mit humoristischer Unterhaltung<br />

durch Schösu. Anmeldung bei Urs<br />

Lüscher 044 940 93 10 oder<br />

sbv.zh@buero-lektro.ch<br />

24.11. Samstags-Lunch: Rest. Brunnentor,<br />

Brunnenstr. 21, 8610 Uster<br />

Zeit: 11.00–13.30 Uhr<br />

Anmeldung bei Urs Lüscher 044 940 93 10<br />

oder sbv.zh@buero-lektro.ch


Verband<br />

Inserat<br />

Sportinteressierte gesucht<br />

Der SBV sucht blinde und sehbehinderte Sportbegeisterte sowie Begleitpersonen,<br />

die Interesse haben, eine neue Sportart auszuprobieren und diese bei Interesse<br />

langfristig auszuüben. Ermöglicht wird dieses Angebot durch die Migros-Herbstkampagne<br />

«Fit für einen guten Zweck», deren Erlös dem SBV zugutekommen<br />

wird.<br />

Selbstverständlich können Betroffene auch direkt bei der Migros-Kampagne<br />

mitmachen und das Projekt zur nachhaltigen Bewegungsförderung selbst unterstützen.<br />

Mehr Informationen: philipp.thommen@sbv-fsa.ch, 031 390 88 07<br />

Impressum<br />

Offizielle Zeitschrift des Schweize-<br />

rischen <strong>Blinden</strong>- und Sehbehindertenverbandes<br />

(SBV) <strong>im</strong> 99. Jahrgang.<br />

Erscheint sechsmal <strong>im</strong> Jahr in Grossdruck,<br />

in Braille, <strong>im</strong> DAISY-<strong>Format</strong>,<br />

<strong>im</strong> Elektronischen Kiosk, teilweise auf<br />

www.sbv-fsa.ch sowie auf Bestellung<br />

per E-Mail (ohne Fotos) in Deutsch<br />

und Französisch («clin d’œil»).<br />

Herausgeber: SBV<br />

Redaktion: Naomi Jones, Jean-Marc<br />

Meyrat und Olivier Schmid<br />

Umschlaggestaltung: Büro Grotesk.cc<br />

Layout: Claudia Holzer, Edipr<strong>im</strong> AG, Biel<br />

Übersetzungen: USG Übersetzungs-<br />

Service AG<br />

Druck: Edipr<strong>im</strong> AG, Biel/Bienne<br />

Druck auf umweltfreundliches<br />

FSC-Papier<br />

Brailleumwandlung und -druck:<br />

S<strong>im</strong>one Rentsch, Anton Niffenegger<br />

DAISY: Paul Güntert Tonstudio<br />

ISSN (Schwarzschrift): 1422-0490<br />

ISSN (<strong>Blinden</strong>schrift): 1422-0504<br />

Für Mitglieder des SBV: gratis. Jahresabonnement<br />

für Nichtmitglieder:<br />

Fr. 28.– (Inland), Fr. 34.– (Ausland).<br />

Postkonto: 30-2887-6<br />

Redaktionsschluss für die nächste<br />

Ausgabe: 10. Oktober 2012<br />

Thema: Armut<br />

Anregungen bitte an: Redaktion<br />

«der Weg / clin d’œil» <strong>Schweizerischer</strong><br />

<strong>Blinden</strong>- und Sehbehindertenverband,<br />

Gutenbergstrasse 40b,<br />

3011 Bern, Tel. 031 390 88 00;<br />

Fax 031 390 88 50<br />

info@sbv-fsa.ch, www.sbv-fsa.ch<br />

39


In Russland zeigen behinderte Models<br />

Mode für Menschen mit Behinderung.<br />

In der Schweiz findet am 13. Oktober<br />

die Wahl von Miss und Mister Handicap<br />

statt. Siehe S. 29.<br />

(Foto: Miss Handicap-Organisation)

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