Cyclodextrine als molekulare Reaktionsgefäße - ArchiMeD ...
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Allgemeiner Teil - 111 -<br />
Es wurde nun gefunden, dass durch Komplexierung der Monomeren 1,3-Diene mit<br />
<strong>Cyclodextrine</strong>n die oben genannten Probleme bei der radikalischen Polymerisation in<br />
Wasser vermieden werden können. Weiterhin ist es durch dieses Verfahren erstm<strong>als</strong><br />
möglich, emulgatorfreie Polydiene durch radikalische Polymerisation von 1,3-Dienen in<br />
wässriger Lösung herzustellen. Folgende deutliche Vorteile sind aufzuweisen:<br />
• Die Wasserlöslichkeit der Dienmonomere wird bei Verwendung eines oder mehrerer<br />
Moläquivalente des Cyclodextrins drastisch erhöht (z.B. lässt sich Isopren mit<br />
äquimolaren Mengen RAMEB fast vollständig bei Raumtemperatur in Wasser lösen).<br />
Dies ermöglicht die emulgatorfreie Durchführung von radikalischen Polymerisationen in<br />
Wasser <strong>als</strong> Lösungsmittel.<br />
• Der Dampfdruck des Monomers wird bei der Verwendung von <strong>Cyclodextrine</strong>n drastisch<br />
erniedrigt.<br />
• Aufgrund der guten Löslichkeit und Erniedrigung des Dampfdruckes der Monomere bei<br />
Verwendung eines oder mehrerer Moläquivalente des Cyclodextrins ist eine druckfreie<br />
radikalische Polymerisation in wässriger Lösung der Diene möglich.<br />
Besonders für die Herstellung von medizinischen Produkten und bei der Anwendung im<br />
Lebensmittelbereich ist es sehr wichtig, dass emulgatorfreie Polymere erhalten werden. Bei<br />
den durch klassische Emulsionspolymerisation hergestellten Polymeren wird dies erst durch<br />
aufwendige Reinigungsprozeduren erreicht. Beim Einsatz von <strong>Cyclodextrine</strong>n <strong>als</strong><br />
Lösungsvermittler entfällt diese Aufarbeitung, da kein Tensid eingesetzt wird.<br />
Isopren lässt sich beispielsweise relativ gut mit RAMEB in wässriger Lösung komplexieren.<br />
Dies zeigt auch ein Versuch, bei dem je 1ml Isopren in ein mit Wasser und in ein mit einer<br />
48%igen wässrigen RAMEB-Lösung gefülltes Reagenzglas gegeben wurde. Beide wurden<br />
mit einem Stopfen verschlossen und für mehrere Minuten geschüttelt. In dem mit Wasser<br />
gefüllten Glas fand nach beendetem Schütteln sofort eine Phasenseparation statt, während in<br />
dem mit RAMEB gefüllten Reagenzglas die Phase stabil blieb. Weiterhin konnte nach dem<br />
Entfernen der Stopfen im dem mit reinem Wasser gefülltem Glas nach 1 h nicht mehr der<br />
Geruch von Isopren wahrgenommen werden, während man im RAMEB befüllten Glas noch<br />
nach 24 h den Geruch von Isopren wahrnehmen konnte.<br />
Als Beispiel für eine Dienpolymerisation wurde Isopren (38) in einer wässrigen RAMEB-<br />
Lösung komplexiert (38a) und anschließend bei 30°C unter Verwendung von VA-044 <strong>als</strong><br />
Initiator 3h polymerisiert (Abb. 98). Das entstandene Polyisopren (39) wurde über einen