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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>07 08/<strong>2005</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli august<br />
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />
interview<br />
queermovie<br />
Andrea Sperling über D.E.B.S. und die H<strong>an</strong>dlungsspielräume<br />
des lesbischen Films<br />
thema<br />
asylsuchen<br />
Das Zufluchtsl<strong>an</strong>d Österreich wird für Asylsuchende<br />
oft zur unerträglichen Wartehalle
Fabrik in B<strong>an</strong>gladesch wird zur Todesfalle<br />
Am 11. April <strong>2005</strong> stürzte in der Industriestadt Savar nordwestlich<br />
von Dhaka ein Fabrikgebäude zusammen und<br />
begrub hunderte ArbeiterInnen unter den Trümmern, die<br />
noch nach Mitternacht ihre Arbeit verrichteten. Zusammen<br />
mit Gewerkschaften kämpft die Cle<strong>an</strong> Clothes-Kampagne<br />
für eine <strong>an</strong>gemessene<br />
Entschädigung der<br />
ArbeiterInnen und<br />
Hinterbliebenen von<br />
den ver<strong>an</strong>twortlichen<br />
Firmen Zara und<br />
Karstadt Quelle.<br />
Als die Katastrophe<br />
geschah – kurz nach<br />
Mitternacht - bef<strong>an</strong>den<br />
sich noch rund 450 ArbeiterInnen der Spectrum Sweater<br />
Ltd und Shahriyar Fabrics Ldt, die Zulieferbetriebe von<br />
namhaften Firmen wie Zara (Inditex), Karstadt Quelle und<br />
Carrefour waren, in dem Gebäude. Die Katastrophe kostete<br />
74 ArbeiterInnen das Leben, mehr als 100 wurden verletzt<br />
und 5000 ArbeiterInnen verloren ihren Arbeitsplatz.<br />
Senden Sie ein e-Mail <strong>an</strong> Zara und Karstadt/Quelle:<br />
www.cle<strong>an</strong>clothes.at<br />
Spenden Sie: Südwind Entwicklungspolitik, BA-CA<br />
21910343400, BLZ 12000, Verwendungszweck:<br />
Cle<strong>an</strong> Clothes B<strong>an</strong>gladesch
auf.takt<br />
Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> machen Urlaub und wir hoffen, dass<br />
genau das auch möglichst viele von euch tun<br />
können. Damit ihr im Flugzeug und am Str<strong>an</strong>d, in<br />
der Straßenbahn und auf der Praterwiese, oder<br />
auch im Zug auf dem Weg zur Regenbogenparade<br />
in Budapest feministischen Lesestoff habt,<br />
haben wir uns bemüht, eine B<strong>an</strong>dbreite von Themen<br />
zu bieten: von Ernstem und Bedrückendem<br />
wie der Titelgeschichte zum Leben von Asylsuchenden<br />
in Österreich, wo uns auch zwei betroffene<br />
Frauen ihre Sicht der Dinge offenlegten<br />
(S.16-19), über die Arbeitssituation von Supermarkt<strong>an</strong>gestellten<br />
(S.28f.) hin zu Kunstsinnigem,<br />
Erfreulichem, beispielsweise dem Porträt<br />
von Claire Denis (S.34f.) und dem Interview mit<br />
Andrea Sperling, der Produzentin der lesbischen<br />
Komödie „D.E.B.S.“, die beim diesjährigen Identities-Filmfestival<br />
gezeigt wurde (S.36f.).<br />
Wie schon in den letzten <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n findet ihr<br />
auch hier wieder einige <strong>an</strong>.riss-Beiträge von<br />
Publizistik-Studentinnen, denen wir <strong>an</strong> dieser<br />
Stelle für ihr großes Engagement d<strong>an</strong>ken wollen.<br />
Last but not least ein D<strong>an</strong>ke <strong>an</strong> Saskya Rudigier,<br />
die uns auch nach ihrem Praktikum weiter tatkräftig<br />
unterstützt hat und so zu einem fixen<br />
Best<strong>an</strong>dteil der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion geworden ist.<br />
Wir freuen uns schon auf einen kämpferischen<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Herbst.<br />
Liebe Grüße,<br />
eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen<br />
P.S.: Da wir das Forum schließen mussten, freuen<br />
wir uns auf eure Rückmeldungen per mail, die wir<br />
künftig gerne auf unserer LeserInnenbriefseite<br />
veröffentlichen.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
In aller Öffentlichkeit: „Nein!“<br />
Liberale Medien lassen linke EU-GegnerInnen erröten<br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
gesetz.<strong>an</strong>tistalking<br />
Tatort: Leben<br />
Absichtserklärungen gegen mehr als Stress mit dem Ex<br />
ö h.wahlen<br />
„Die haben nicht die letzte Weisheit“<br />
Die neue Bundesvertretung und ihre Pläne<br />
foto.projekt.international<br />
Ins Auge stechen<br />
Afgh<strong>an</strong>ische Perspektiven durch die Lochkamera<br />
<strong>an</strong>.sage<br />
Dirty old bodies?<br />
Die Erotik alter Frauen und was frau darüber sagen könnte<br />
thema.asyl.recht<br />
Warten auf ein besseres Leben<br />
Wie es Asylsuchenden geht, während mit ihnen verfahren wird<br />
forum.wissenschaft<br />
Auf dem Vormarsch?<br />
Frauenpolitische Bil<strong>an</strong>z Indonesiens Demokratie<br />
big.billa<br />
Gut im Geschäft<br />
Report über unbezahlte Überstunden und Ersetzbarkeit<br />
porträt.ida.kuklina<br />
Feindin, ich liebe dich<br />
Eine Soldatenmutter wehrt sich gegen politische Verbrechen<br />
film.proträt<br />
Die Ästhetik der Zeit<br />
Unter die Haut gehende Metaphorik der großartigen Claire Denis<br />
interview.<strong>an</strong>drea.sperling<br />
Solche Filme möchte ich machen!<br />
Die subversive Filmproduzentin entwirft neue H<strong>an</strong>dlungsspielräume<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Queens, Princesses & Ladies<br />
Verlier’ die Kontrolle mit Synthie-Gewitter und Retro-Flair<br />
lese.zeichen<br />
Beiden Seiten glauben<br />
Von der Hoffung auf ein Leben ohne Hass und Gewalt<br />
ge.sehen<br />
Wir kochen elektrisch!<br />
Trostlose Liebe geht bek<strong>an</strong>ntlich durch den Magen<br />
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<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Redaktion: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination), Paula<br />
Bolyos/pabo, Karin Eckert/keck, D<strong>an</strong>iela Fohn/DF,Verena<br />
Fabris/vab, Svenja Häfner/svh, Gabi Horak/GaH, Kerstin<br />
Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Bibi Klein/bik, Martina Madner/mad<br />
(Gesamtkoordination), Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Zoraida<br />
Nieto, Petra Öllinger/PÖ, Helga P<strong>an</strong>kratz/p<strong>an</strong>, Rom<strong>an</strong>a<br />
Radlwimmer/ror, Eva Steinheimer/ESt<br />
Praktik<strong>an</strong>tin: Saskya C. Rudigier/s-r<br />
Inserate: Andrea Gadler, inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Katharina Buschenreiter/kabu,<br />
Genia Findeisen, Agnes Fleißner/FlAg, Helga Haiden/haid,<br />
Christina Haudum/CHa, Sonja Hribar/soh, Jennifer<br />
Imhoff, Bernadette Keusch/bek, Michaela Mair/mima,<br />
Silke Pixner/pix, Claudia Saller, Elke Salomon, Conny<br />
Sattler/cosa<br />
<strong>an</strong>.sage: Eva Geber & Gerlinde Mauerer<br />
neu.l<strong>an</strong>d: Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />
heim.spiel: Eva Steinheimer<br />
lesben.nest: Anahita Lucoj<strong>an</strong>nakis<br />
ge.sehen: Michaela Pachler<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Vina Yun<br />
plus.minus: Renate Billeth & Katharina Nagele<br />
Cartoon: J<strong>an</strong>a Grabner<br />
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />
Cover: identities<br />
Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Renate Billeth, Magdalena Blaszczuk,<br />
bos5/Mobile Jugendarbeit, Cle<strong>an</strong> Clothes, Roberto<br />
D<strong>an</strong>gon, Filmmuseum Wien, Genia Findeisen, Eva Geber,<br />
identities, Fatima Kalsoom, LEFÖ/TAMPEP, Martina Madner,<br />
Sabine Marte, Gerlinde Mauerer, Hossain Mirzaie, Josef<br />
Ondracek, Beate Passow, Waltraud Pomper, Eva Steinheimer,<br />
Bettina Surtm<strong>an</strong>n,Wien Museum<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />
Layout: Andrea Gadler<br />
Druck: Reha Druck, Graz<br />
© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
Betrifft:„Habemus Beelzebub“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05/05<br />
Päpstlicher Rundfunk<br />
Ein polnischer Taxifahrer lachte neulich<br />
auf meine Frage, ob die Polen und Polinnen<br />
wirklich so gläubig sind, wie es das<br />
Fernsehen vermittelt hat und ob sie<br />
wirklich so traurig waren wegen Wojtylas<br />
Tod. „Das Fernsehen war der heilige<br />
Geist unseres Papstes“, meinte er. Viele<br />
Polen und Polinnen wären wegen Joh<strong>an</strong>nes<br />
Paul II in die Kirche geg<strong>an</strong>gen<br />
und würden gar nicht darüber nachdenken,<br />
ob sie nun wirklich glauben.<br />
M<strong>an</strong> habe ihnen erfolgreich eingeredet,<br />
dass er den Kommunismus stürzte (der<br />
übrigens durchaus in Ausprägungen<br />
böse und nicht „böse, böse“ war), sie seien<br />
d<strong>an</strong>kbar und sie seien zu einfach um<br />
zu realisieren, dass sie es selber waren.<br />
Und auch zu einfach, um zu realisieren,<br />
dass sich die Situation in vielen Bereichen<br />
gar nicht verbessert hat, seit es<br />
den Kommunismus nicht mehr in dieser<br />
Form gibt.<br />
Eine vielleicht unbedeutende Episode.<br />
Es zeigt nur wieder einmal, welche Intentionen<br />
die Kirche seit vielen Jahren<br />
verfolgt. Nämlich Politik zu machen, die<br />
ihrer Ansicht nach gerade so richtig<br />
schön im Trend liegt. Einst setzte m<strong>an</strong><br />
einen unbedeutenden polnischen Kardinal<br />
als Papst ein, um ein Signal in<br />
Richtung Kommunismus zu setzen,<br />
heute setzte m<strong>an</strong> einen ultrakonservativen<br />
deutschen Kardinal ein, der die<br />
zahllosen konservativen, ja reaktionären<br />
Strömungen weltweit gutheißt –<br />
der offen Bush gegen Kerry im US-<br />
Wahlkampf unterstützte (er konnte ja<br />
schwer für einen Abtreibungsbefürworter<br />
sein), der sich wegen der Vatik<strong>an</strong>-<br />
Haltung gegen den Irakkrieg (immerhin<br />
– es wurden ja auch schon Bomben gesegnet!)<br />
nur mit schwachen Argumenten<br />
gegen Bush stellte, weil er vielleicht<br />
selbst merkte, wie opportunistisch er<br />
ist... In seinem Konservativismus findet<br />
er nicht selten Worte, vor allem<br />
über Homosexualität, die in einer Art<br />
und Weise abwertend sind, wie m<strong>an</strong><br />
sie selbst von Kirchenfürsten nicht gewöhnt<br />
ist, dass m<strong>an</strong> als christlicher, soll<br />
heißen offener, den nächsten liebender<br />
Mensch heute eigentlich nur Atheist<br />
sein k<strong>an</strong>n und aus dieser Kirche austreten<br />
muss.<br />
Die einzige Hoffnung, die ich habe, ist,<br />
dass das Fernsehen nicht Benedikts heiliger<br />
Geist ist und keine stundenl<strong>an</strong>gen<br />
Predigtübertragungen das Hirn der<br />
Leichtgläubigen erweichen. Grundrechte<br />
der Frauen, die in der Genesis beschrieben<br />
wurden, wird kein Benedikt,<br />
werden auch seine Nachfolger nicht<br />
akzeptieren. Da st<strong>an</strong>d doch, wenn ich<br />
mich nicht g<strong>an</strong>z täusche, der Mensch<br />
wurde als Abbild Gottes als M<strong>an</strong>n und<br />
Frau geschaffen. Als Personen seien<br />
M<strong>an</strong>n und Frau gleich und in ihrem<br />
M<strong>an</strong>n- und Frausein ergänzen sie ein<strong>an</strong>der.<br />
Würden die Kirchenfürsten das<br />
geschriebene Wort akzeptieren, d<strong>an</strong>n<br />
müssten sie also auch eine Päpstin akzeptieren,<br />
oder? Nur als ein Beispiel. Sie<br />
werden aber auch noch in vielen Jahren<br />
<strong>an</strong> ihren Doktrin festhalten.<br />
Peter Illetschko, 1030 Wien<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />
FRAUEN<br />
BURO<br />
MAGISTRAT DER STADT WIEN
Katharina Nagele<br />
In aller Öffentlichkeit: „Nein!“<br />
Ob profil, ob St<strong>an</strong>dard, alle stimmten in letzter Zeit in<br />
das Wehklagen über die gescheiterte EU-Verfassung<br />
ein. Da auch Armin Thurnher im Falter um die Verfassung<br />
weinte, konnte es nicht am Mediamil-Komplex<br />
liegen, dass die liberalen Medien so einhellig in Depressionen<br />
ob des „Nein“ stimmenden EU-Plebs verfielen. Es<br />
tauchte ein interess<strong>an</strong>tes Argument auf: Der Grund für die<br />
ablehnende Haltung zu Europa sei, dass es keine europäische<br />
Öffentlichkeit gebe (die selbstverständlich nur aus Verfassungs-BefürworterInnen<br />
bestünde). Aus dem Munde etwa eines<br />
Fr<strong>an</strong>z Fischler klingt das eigenartig, wäre es doch sein Job<br />
als Politiker, diese Öffentlichkeit überhaupt erst herzustellen.<br />
Das Nein überraschte diese Elite aber auch, weil sie sich selbst<br />
für die europäische Öffentlichkeit hielt. Welche aber keine EU-<br />
Patriotin ist, weil sie schon keine Österreich-Patriotin war, sich<br />
darum auch noch nie auf Seiten von Krone und Or<strong>an</strong>ge/Blau<br />
schlagen konnte, die findet ihr Nein nirgends wieder und hat<br />
sie noch so treu die liberalen Blättchen gelesen. Dass in solch<br />
einer Medienl<strong>an</strong>dschaft keine demokratisch diskutierende Öffentlichkeit<br />
erblüht, ist darum nicht so erstaunlich.<br />
Georg Hoffm<strong>an</strong>n-Ostenhof vom profil unterstellt den<br />
VerfassungsgegnerInnen – auch den linken – gar Rassismus,<br />
weil sie <strong>an</strong>geblich gegen die EU-Osterweiterung und den<br />
Türkei-Beitritt seien. Ist Europa-Hurra gegen nationalistischen<br />
Kleingeist etwa alles, was dem liberalen BügerInnentum<br />
zu Rassismus einfällt? So werden die Fremden statt<br />
außerhalb Österreichs jetzt eben außerhalb der EU verortet.<br />
Linke Nein-PlebejerInnen aber können ihre Wohnungen nicht<br />
mehr verlassen, ohne sich mit Lackstiften zu rüsten, weil sie<br />
aus der Festung Europa ausbrechen und zehn „Neger raus!“<br />
auf dem Weg zu ihrer prekären Beschäftigung übermalen<br />
müssen. Werden diese Schmierfinken in Zukunft per europäischen<br />
Haftbefehl gesucht, weil H. C. Strache sich seine Plakatschwemme<br />
leisten k<strong>an</strong>n, Ist<strong>an</strong>bul-F<strong>an</strong>s aber die Geldstrafe<br />
für Sachbeschädigung nicht zahlen können? Der Versuch,<br />
die Menschen so emotional <strong>an</strong> ein Europa samt abendländischer<br />
Leitkultur zu binden wie vorher <strong>an</strong> die Nationalstaaten,<br />
soll unschuldig <strong>an</strong> dieser Hetze sein? Und welche am 6. <strong>Juli</strong><br />
nach Schottl<strong>an</strong>d fährt, um gegen den G8-Gipfel zu protestieren,<br />
wird erfahren, was wir schon seit dem Europäischen So-<br />
zial Forum in Florenz wissen: dass nämlich der freie Personenverkehr<br />
nur für TouristInnen und Geschäftsleute gilt, die<br />
Grenzen aber g<strong>an</strong>z schnell zu sind für eine europäische Öffentlichkeit,<br />
die gegen Rassismus, Sexismus, Krieg und Ausbeutung<br />
protestiert.<br />
Wenig wurde aus frauenpolitischer Sicht zur EU-Verfassung<br />
gesagt. Während der letzten zehn Jahre hat sich die Einkommensschere<br />
zwischen Frauen und Männern in der EU<br />
nicht geschlossen. Der Abst<strong>an</strong>d ist eher größer geworden. Die<br />
Beschäftigungsrate ist für Frauen gestiegen, jedoch überproportional<br />
im prekären Bereich. Und trotz wachsender Beschäftigung<br />
steigt die Arbeitslosenrate, nicht zuletzt wegen Kürzungen<br />
im Sozial- und Bildungsbereich – Maastricht sei D<strong>an</strong>k.<br />
In einem Kaufhaus lächelt von einer Bikiniwerbung eines<br />
Sportartikelkonzerns die, in Gestalt einer minderjährigen Magersüchtigen<br />
reinkarnierte Freih<strong>an</strong>delszone herab. Auf ihren<br />
Brüsten pr<strong>an</strong>gt „Frei verkäuflich um nur 9,90“. Um ins Schlaschengenl<strong>an</strong>d<br />
zu kommen, laufen unzählige Frauen Gefahr,<br />
von Schleppern als Sexarbeiterinnen verkauft zu werden, weil<br />
die EU legale Einw<strong>an</strong>derung kaum ermöglicht. Viele dieser<br />
Frauen kommen aus den EU-Anwärterstaaten, wie z.B. der<br />
Ukraine, die eine Strukturreform nach der <strong>an</strong>deren durchziehen,<br />
um den EU-Aufnahmekriterien zu entsprechen. Gleichzeitig<br />
werden AnwältInnen, die Visitenkarten <strong>an</strong> Flüchtende<br />
verteilen, kriminalisiert und der Schlepperei bezichtigt .<br />
Eigentlich wurde bei den Referenden nicht über die EU-<br />
Verfassung, sondern über die alte EU abgestimmt. Die Festung<br />
Europa mag für wenige Nein-Stimmen ausschlaggebend<br />
gewesen sein, aber es gab auch sonst wenig Grund alte<br />
und neue EU zu befürworten. Die Verfassung hätte die<br />
Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofs festgeschrieben:<br />
EU-Recht steht über den nationalen Verfassungen.<br />
Die gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik über der<br />
Neutralität. Das EU-Parlament hätte zwar mehr mitbestimmen,<br />
aber eben nicht alleine entscheiden können. Das täte<br />
noch immer der Europarat. Auch Gesetze wären weiterhin<br />
von der EU-Kommission ausgearbeitet worden, statt von Regierungen,<br />
die aufgrund des Ergebnisses direkter Wahlen gebildet<br />
werden. Warum auf dieses bisschen Demokratie auch<br />
noch verzichten? ❚<br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05
österreich<strong>an</strong>.riss<br />
girls only<br />
Picknick im Park<br />
In Wien ver<strong>an</strong>staltet die Mobile Jugendarbeit Back on Stage 5 diesen<br />
Sommer wieder ihre Mädchenpicknicks. Die Idee dazu entst<strong>an</strong>d im Rahmen<br />
der aufsuchenden Jugendarbeit. Angeregt durch Gespräche mit<br />
jungen Parkbesucherinnen, wurde zusammen mit einigen Mädchen aus<br />
dem Bezirk ein Konzept für „gemütliche, ungestörte Stunden im Park“<br />
ausgearbeitet und im Sommer 2004 erfolgreich umgesetzt. Ziel der Aktion<br />
ist nicht nur die Stärkung der H<strong>an</strong>dlungskompetenz von Mädchen<br />
im öffentlichen Raum, sondern auch die Vernetzung der Margaretner<br />
Mädchen unterein<strong>an</strong>der. Treffpunkt ist auch heuer wieder das Büro von<br />
Back on Stage 5 – es wird gemeinsam eingekauft und los geht’s: ab in<br />
den Park, raus mit der Picknickdecke und nach Lust und Laune quatschen<br />
oder einfach nur abhängen und ungestört öffentlichen Raum<br />
nutzen. reb<br />
Infos und Sommertermine: Back on Stage 5, 5., Strobachgasse 4., T. 01/5853196 (Gina verl<strong>an</strong>gen). www.mobilejugendarbeit.at<br />
„Wir können uns keine<br />
Kinder kaufen“<br />
K<strong>an</strong>zler Schüssel gibt sich bei einem Festakt<br />
<strong>an</strong>lässlich „50 Jahre Familienlastenausgleichsfonds“<br />
gewohnt scharfsinnig. Und<br />
lobt bei der Gelegenheit auch die Kostenübernahme<br />
bei In-Vitro-Fertilisationen durch<br />
den Fonds, wodurch Österreich nun 1000<br />
zusätzliche Kinder zur Verfügung stünden.<br />
Dass diese Leistungen nur verheirateten<br />
Paaren zugesprochen werden, versteht sich<br />
wohl von selbst. Schließlich brauche Österreich<br />
„das Bekenntnis zu Ehe und Familie“<br />
und „eine familienfreundliche Gesinnung“.<br />
Letztere stellt die Regierung vor allem mit<br />
ihrer Asylpolitik gerne unter Beweis.<br />
06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
plus.minus<br />
immerhin<br />
sensible sprache<br />
Fo t o : b o s 5 /M o b i l e J u g e n d a r b e i t<br />
f rauendoku graz<br />
Noch mal gerettet!<br />
Schwer tun wir uns oft genug für diese Rubrik<br />
ein Plus zu finden. Diesmal wurden wir aber positiv<br />
überrascht! Die Zeitschrift „mein job“, die<br />
neben Stellen<strong>an</strong>zeigen auch Tipps für die Jobsuche<br />
enthält, benutzt durchgehend geschlechtergerechte<br />
Sprache. Das Binnen-I ist damit Mainstream.<br />
Erfreulich auch der Kommentar zur<br />
gepl<strong>an</strong>ten SchwerarbeiterInnenregelung in<br />
Ausgabe Nr. 58. Redaktionsleiter Klaus Kienesberger<br />
kritisiert darin den Pl<strong>an</strong> Schwerarbeit<br />
nach dem Kalorienverbrauch zu bewerten. Dies<br />
lasse psychische Belastungen außer Acht, die<br />
typisch für vor allem von Frauen geleistete Arbeit<br />
wie etwa der Altenpflege sind. +<br />
Am 1. Juni <strong>2005</strong> kam zuerst eine Pressemeldung vom DOKU GRAZ<br />
(Frauendokumentations-, Forschungs- und Bildungszentrum), dass die<br />
Schließung nun unausweichlich geworden sei. Die Fin<strong>an</strong>zierung des<br />
Projektes für das zweite Halbjahr sei wie schon seit Dezember 2004<br />
befürchtet nicht zust<strong>an</strong>de gekommen. Noch am Nachmittag desselben<br />
Tages d<strong>an</strong>n unerwartet die Wende. Die zuständige Stadträtin Tatj<strong>an</strong>a<br />
Kaltenbeck-Michl hatte die benötigten 21.300 Euro doch noch aufgetrieben.<br />
Erst überwog bei den Mitarbeiterinnen natürlich die Freude, „dass<br />
das DOKU GRAZ räumlich, inhaltlich und symbolisch ein Ort für Frauen<br />
bleibt.“ Gleichzeitig bleibt zu befürchten, dass mit den Budgetverh<strong>an</strong>dlungen<br />
für das nächste Jahr der Kampf von vorne beginnt. Seit 16 Jahren<br />
wurde im DOKU ein großes Archiv zur Frauenbewegung sowie die<br />
zweitgrößte frauenspezifische Bibliothek Österreichs aufgebaut, zahlreiche<br />
<strong>an</strong>dere Projekte und Aktivitäten gingen daraus hervor. Wir hoffen<br />
auf eine unproblematische Weiterführung im nächsten Jahr, damit die<br />
Mitarbeiterinnen vom DOKU motiviert weitermachen können! Est<br />
www.doku.at<br />
beratungsstelle I<br />
Gegen Frauenh<strong>an</strong>del<br />
Vor kurzem wurden <strong>an</strong> der Uni Klagenfurt die Ergebnisse des EU-Intereg-<br />
Projektes W.E.S.T. (Women East Smuggling Trafficking) präsentiert, das<br />
in Zusammenarbeit von Kärnten, Niederösterreich und der italienischen<br />
Provinz Emilia-Romagna Frauenh<strong>an</strong>del (von Osteuropa nach Italien)<br />
zum Zwecke der Prostitution erforschte. Die Ergebnisse bezeichnet die<br />
Kärntner Frauenbeauftragte Helga Grafschafter als Zeugnisse „moderner<br />
Sklaverei“. Kärnten ist dabei nicht Ziell<strong>an</strong>d des Menschenh<strong>an</strong>dels<br />
plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />
wenigstens<br />
späte reue<br />
Dass homosexuelle und tr<strong>an</strong>sgender Opfer des<br />
Nationalsozialismus hierzul<strong>an</strong>de totgeschwiegen<br />
werden, ist eine Sch<strong>an</strong>de für sich. Ein<br />
dickes Plus daher für Wiens Frauenstadträtin<br />
Sonja Wehsely und den Wiener Kulturstadtrat<br />
Mailath-Pokorny, die nun auf Initiative der<br />
HOSI die Errichtung eines eigenen Mahnmals<br />
am Morzinplatz <strong>an</strong>kündigten. Acht international<br />
renommierte KünstlerInnen wurden um<br />
ihre Entwürfe gebeten, die von einer Fachjury<br />
gemeinsam mit einem eigens eingerichteten<br />
Community-Beirat bewertet werden sollen.<br />
Damit wird den tausenden Opfern nun endlich<br />
ein Denkmal gesetzt. +
sondern eine Drehscheibe des Schlepperwesens Richtung Süden. Nur 31 Prozent<br />
der Frauen bleiben in Österreich. In Zusammenarbeit von Uni Klagenfurt,<br />
dem Verein Apsis und dem Weißen Ring wurde ebenfalls erhoben, dass<br />
29 Prozent der Opfer erst zwischen 14 und 17 Jahren alt sind. Ein Ausstieg ist<br />
kaum möglich. Gerade da möchte nun das Referat für Frauen und Gleichbeh<strong>an</strong>dlung<br />
<strong>an</strong>setzen, indem eine Beratungsstelle für Opfer von Frauenh<strong>an</strong>del<br />
eingerichtet wird. Dort will m<strong>an</strong> den Frauen vermitteln, dass sie keine Einzelfälle<br />
sind und ihnen mögliche Hilfs<strong>an</strong>gebote aufzeigen. Das klingt nach einem<br />
engagierten Projekt.Wir werden weiter darüber berichten. Est<br />
promotion im kindergarten<br />
Prost, Mahlzeit!<br />
Vor den Unis wird ja ständig Promotion betrieben: Cola, Joghurt und jede<br />
Menge Zeitungen werden da verteilt. Findige Firmen haben jetzt allerdings<br />
eine jüngere Zielgruppe entdeckt: Kindergartenkinder. Und weil<br />
m<strong>an</strong> Unmündige ja doch nicht einfach so auf Konsum prägen k<strong>an</strong>n, holt<br />
m<strong>an</strong> sich Unterstützung auf höchster politischer Ebene, indem m<strong>an</strong> einer<br />
Gesundheitsministerin die Idee verkauft, den Kindergartenkindern Lust<br />
<strong>an</strong> Bewegung und gesunder Ernährung zu vermitteln, auch wenn m<strong>an</strong><br />
eine Fast-Food-Kette ist. Der Clown Ronald McDonald ist bei den Kindern<br />
<strong>an</strong>geblich der Renner. Werbegeschenke gibt es auch, zwar keine Pommes,<br />
dafür zum Bespiel Puzzles mit dezentem Firmenlogo. Neuerdings versucht<br />
sich der Limonadenhersteller Dreh&Trink in Sachen Kindersicherheit<br />
auf Spielplätzen, unterstützt von einer Broschüre und – zumindest<br />
auf der einleitenden Pressekonferenz in einem KIWI-Kindergarten in Wien<br />
- Zuckerwasser in Plastikflaschen. Im Gesundheitsministerium will<br />
m<strong>an</strong> davon nichts gewusst haben, wiewohl ATV+-SeherInnen Ministerin<br />
Rauch-Kallat in einem Beitrag zu ebendieser Pressekonferenz erk<strong>an</strong>nt haben<br />
wollen. Für die SPÖ-Abgeordnete Andrea Kuntzl Grund genug für eine<br />
parlamentarische Anfrage. Wir sind einstweilen gesp<strong>an</strong>nt auf den<br />
nächsten „Weniger Staat – mehr Promotion“-Coup der Regierung! Est<br />
beratungsstelle II<br />
Eine Zukunft nach FGM<br />
Durch Waris Diries Rom<strong>an</strong> „Wüstenblume“ wurde 1998 der Fall der weiblichen<br />
Beschneidung zum ersten Mal auch für ein breiteres Publikum in Europa<br />
publik. Im Juni <strong>2005</strong> eröffnete unter dem Namen „Bright Future“ in<br />
Österreich die erste FGM – Beratungsstelle, getragen von der Afrik<strong>an</strong>ischen<br />
Frauenorg<strong>an</strong>isation und fin<strong>an</strong>ziert durch die Stadt Wien, die damit ein Pilotprojekt,<br />
welches 1998 gestartet wurde, institutionalisiert. Der Name symbolisiert<br />
die Richtung, in die betroffenen Frauen mit Hilfe der Beratungsstelle<br />
gelenkt werden sollen, um, wie Frauenstadträtin Sonja Wehsely erklärt, diesem<br />
brutalen Ritual endlich ein Ende zu bereiten. Denn wie die WHO erhoben<br />
hat, stehen diejenigen Länder, in denen FGM praktiziert wird, weltweit<br />
<strong>an</strong> der Spitze der Müttersterblichkeit.Wie zum Beispiel in Ägypten, Äthiopien,<br />
dem Sud<strong>an</strong> oder Djibout, wo fast 100 Prozent der Frauen betroffen<br />
sind, was 6000 Genitalverstümmelungen <strong>an</strong> Mädchen pro Tag ausmacht.<br />
„Bright Future“ berät Betroffene, legt aber auch Wert auf Aufklärungsarbeit<br />
bei Frauen und Männern. Prinzipiell k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> während den Öffnungszeiten<br />
jederzeit bei der Beratungsstelle vorbeikommen, welche allerdings gynäkologische<br />
oder psychologische Betreuung in Anspruch nehmen möchte,<br />
sollte einen Termin vereinbaren. CHa<br />
9., Türkenstraße 3, Mo-Fr 9-17 Uhr, T. 01/3192693<br />
<strong>an</strong>.ruf<br />
Renate Billeth sprach mit Waltraud Pomper<br />
Lichtblicke<br />
<strong>an</strong>.rissösterreich<br />
Du bist Mitbegründerin und Pressesprecherin der deutschen Feministischen<br />
Partei „DIE FRAUEN“. Seit w<strong>an</strong>n gibt es euch?<br />
Die Partei wurde 1995 in Kassel gegründet – wir feiern also Jubiläum.<br />
Werdet ihr bei den kommenden Bundestagswahlen <strong>an</strong>treten?<br />
In einigen Ländern bestimmt. Es kommt darauf <strong>an</strong>, die erforderlichen beglaubigten<br />
Unterstützungsunterschriften zu sammeln, damit wir überhaupt<br />
zugelassen werden. Angesichts der Kürze der Zeit ist das schwierig.<br />
Habt ihr Skrupel der politischen Linken für den Wahlausg<strong>an</strong>g entscheidende<br />
Stimmen wegzunehmen?<br />
Nein. Die Linken machen keine feministische Politik.<br />
Erstmals hat mit Angela Merkel eine Frau reelle Ch<strong>an</strong>cen auf die deutsche<br />
K<strong>an</strong>zlerinnenschaft. Ist das (k)ein Grund zu feiern?<br />
Es ist sicherlich ein Lichtblick. Aber Frau Merkel hat sich <strong>an</strong> die Männerpartei<br />
CDU <strong>an</strong>gepasst und vertritt deren Inhalte und Interessen.<br />
Feministische Politik hat da keine Ch<strong>an</strong>ce.<br />
Würdet ihr dennoch eine K<strong>an</strong>zlerin Merkel einem K<strong>an</strong>zler Stoiber vorziehen?<br />
Ja. Merkel ist wenigstens nicht so verbohrt. Aber eine wirkliche Alternative<br />
ist sie für Feministinnen nicht.<br />
Warum sollte frau euch wählen?<br />
Wir stellen die Rechte von Frauen in den Mittelpunkt unserer Politik.<br />
Wir wollen für Frauen das Recht auf Selbstbestimmung in Bezug auf<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaft, Sexualität und Wahl der Lebensweise verwirklichen.<br />
Wir wollen ökonomische Unabhängigkeit für Frauen und damit<br />
die Umverteilung der Arbeit, der Macht, des Geldes . Wir wollen eine<br />
Gesellschaft ohne Gewalt, Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg.<br />
Wir wollen für alle Personen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer<br />
Herkunft oder Nationalität gleichwertige Lebensbedingungen.<br />
Gibt es auch bekennende WählER von „Die Frauen“?<br />
Wenn du mit „bekennend“ ein Bekenntnis in der Öffentlichkeit<br />
meinst, kenne ich keinen. Im privaten Bereich habe ich schon mal<br />
gehört, dass der eine oder <strong>an</strong>dere feministisch wählt.<br />
www.feministischepartei.de<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07
Fo t o : A rc h i v gesetz<strong>an</strong>tistalking<br />
1 In der Folge wird deshalb von den<br />
Tätern als männlichen Personen<br />
ausgeg<strong>an</strong>gen.<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Tatort: Leben<br />
Wenn Frauen von ihren Ehemaligen belästigt und terrorisiert werden, werden sie mit<br />
dieser Situation in Österreich alleine gelassen. Karin Eckert über die aktuellen<br />
politischen Debatten zu einem notwendigen Gesetz.<br />
Sie zuckt zusammen, wenn das<br />
Telefon klingelt. Abheben oder<br />
nicht? Vielleicht ist es ja schon<br />
wieder er ... Ihr Herz klopft bis<br />
zum Hals, sobald sie das Haus<br />
verlässt. Möglicherweise steht er um<br />
die Ecke und folgt ihr wieder in einigen<br />
Metern Abst<strong>an</strong>d? Jedes Mal, wenn er im<br />
Geschäft auftaucht, in dem sie arbeitet,<br />
fürchtet sie, ihr Vorgesetzter könnte von<br />
der Sache Wind bekommen und ihr Probleme<br />
machen. Der aufgestochene Autoreifen<br />
letzte Woche ist wahrscheinlich<br />
auch auf sein Konto geg<strong>an</strong>gen.<br />
Schlafstörungen, Depressionen, Magenschmerzen<br />
sind ihre ständigen Begleiter.<br />
Oder ist sie schon par<strong>an</strong>oid? Viel-<br />
leicht bildet sie sich das alles nur ein<br />
und sie ist hysterisch, so wie der Polizist<br />
ihr neulich vorwarf? Die Diagnose ist<br />
klar: Stalking.<br />
Angst. Achtzig Prozent der Opfer sind<br />
Frauen. Laut einer ifes-Studie in Wien<br />
hat jede vierte Frau Erfahrung mit Stalking,<br />
Die TäterInnen sind zu neunzig<br />
Prozent Männer 1 – mehrheitlich Expartner<br />
oder verschmähte Liebhaber.<br />
Durchschnittlich hält der Psychoterror<br />
ein bis zwei Jahre <strong>an</strong>, k<strong>an</strong>n sich aber<br />
auch über mehrere Jahre ziehen. Die<br />
Folgen der Dauerbelastung und des<br />
Gefühls des Ausgeliefertseins sind physische<br />
und psychische Leiden, bis hin zu<br />
posttraumatischen Belastungsstörungen.<br />
Die Flucht vor dem Täter k<strong>an</strong>n mit<br />
massiven sozialen und fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Auswirkungen verbunden sein, wie etwa<br />
dem Verlust der Arbeit, der Wohnung,<br />
des FreundInnenkreises. So ziehen<br />
sich die Betroffenen bisweilen aus<br />
Angst vor weiteren Übergriffen zurück.<br />
Sie werden mitunter misstrauisch und<br />
introvertiert, wie eine Studie aus dem<br />
Jahr 1998 heraus f<strong>an</strong>d. „Ich k<strong>an</strong>n tun<br />
und lassen, was ich will – er findet<br />
mich überall. Die Macht, die der M<strong>an</strong>n<br />
über das Leben entwickelt, wird g<strong>an</strong>z<br />
massiv erlebt. Es ist ein Gefühl der<br />
Hoffnungslosigkeit. Der Tatort ist kein<br />
abgegrenzter: er ist das gesamte Le-
en“, erzählt Karin Spacek, Leiterin des<br />
Wiener Frauennotrufs, aus ihrer Beratungserfahrung.<br />
Den Drohungen des<br />
Täters müssen nicht unbedingt auch<br />
Taten folgen. Eine Untersuchung der<br />
John Hopkins University zeigte allerdings,<br />
dass achtzig Prozent der Mordopfer<br />
ein Jahr vor der Tat durch den<br />
Partner gestalkt wurden.<br />
Zahnlose Maßnahmen. Auch wenn inzwischen<br />
eine Diagnose gestellt werden<br />
k<strong>an</strong>n, Therapie gibt es in Österreich bis<br />
jetzt keine. Das Gewaltschutzgesetz<br />
weist Lücken auf, sodass das Verhalten<br />
der Täter meist im gesetzlichen Rahmen<br />
bleibt: Wenn es bei ehemaligen Partner-<br />
Innen eine gemeinsame Wohnung gab,<br />
so k<strong>an</strong>n die Betroffene bei Gericht eine<br />
Einstweilige Verfügung (EV) und damit<br />
eine Wegweisung ver<strong>an</strong>lassen, die auch<br />
Kindergarten und Schule umfassen<br />
k<strong>an</strong>n. Nach drei Monaten läuft die EV<br />
allerdings aus, und wenn der Täter sie<br />
weiter verfolgt, k<strong>an</strong>n die Frau nur darauf<br />
hoffen, dass eine weitere EV ausgesprochen<br />
wird. Sie k<strong>an</strong>n auf Unterlassung<br />
klagen, was mit Kostenrisiko verbunden<br />
ist. Zudem muss sie selber Beweise<br />
her<strong>an</strong>schaffen. Eine Verständigung<br />
der Telekommunikationsbehörde<br />
über Telefonterror zieht maximal eine<br />
Verwaltungsstrafe nach sich. Vermutlich<br />
ändert der Täter d<strong>an</strong>n einfach seine<br />
Strategie und findet neue Möglichkeiten<br />
sich in das Leben der Betroffenen<br />
hinein zu drängen. Ein Kritikpunkt seitens<br />
der ExpertInnen betrifft den eng<br />
gefassten Personenkreis, der vom Gewaltschutzgesetz<br />
erfasst wird. Denn Expartner,<br />
mit denen kein gemeinsamer<br />
Haushalt best<strong>an</strong>d, sind von einer EV<br />
ausgenommen. Die Hilfestellungen, die<br />
bis dato möglich sind, reichen also bei<br />
weitem nicht aus und sind auch nicht<br />
schnell genug wirksam. Die Polizei hat<br />
keine H<strong>an</strong>dhabe.<br />
Diskussionen. Zu Beginn der 1990er Jahre<br />
wurden in den USA eigene Anti-Stalking-Gesetze<br />
eingeführt, weitere Länder<br />
zogen nach. In Deutschl<strong>an</strong>d sind Aspekte<br />
von Psychoterror im Gewaltschutzgesetz<br />
erfasst. Seit 2003 in Wien die erste<br />
Psychoterrorkonferenz Österreichs abgehalten<br />
wurde, ist auch hierzul<strong>an</strong>de<br />
Bewegung in die Angelegenheit gekommen.<br />
ExpertInnen von NGOs und<br />
Polizei, Richterinnen und Anwältinnen<br />
wiesen auf das gesetzliche M<strong>an</strong>ko hin.<br />
Im darauffolgenden Jahr wurde die Politik<br />
erstmals aktiv. In Wien wurde auf Betreiben<br />
von Rot und Grün eine Vier-Parteien-Resolution<br />
einstimmig <strong>an</strong>genommen.<br />
Weitere Bundesländer folgten. Ein<br />
wichtiges Zeichen Richtung Parlament<br />
– nicht mehr und nicht weniger. Denn<br />
die eigentlichen gesetzlichen Regelungen<br />
müssen auf Bundesebene passieren,<br />
will m<strong>an</strong> ein schlagkräftiges Instrument<br />
schaffen. Und was macht die<br />
Frauenministerin? „Wenn sie direkt darauf<br />
<strong>an</strong>gesprochen wird, verweist sie sofort<br />
auf Karin Miklautsch. Sie sei nicht<br />
zuständig. Das macht sie überhaupt<br />
gerne, wenn’s um Frauenbel<strong>an</strong>ge geht“,<br />
berichtet Brigid Weinzinger, Frauensprecherin<br />
der Grünen, kopfschüttelnd. Anf<strong>an</strong>g<br />
des Jahres wurde von eben dieser<br />
Justizministerin eine Arbeitsgruppe mit<br />
VertreterInnen des Justiz- und Innenministeriums,<br />
des Frauennotrufs und der<br />
Polizei ins Leben gerufen, die einen Gesetzesentwurf<br />
vorbereiten soll. Was in<br />
der Arbeitsgruppe passiert – das weiß<br />
niem<strong>an</strong>d so recht. APA-Meldungen<br />
zufolge soll der Entwurf im Herbst<br />
vorliegen.<br />
Politische Befindlichkeiten. In der Zwischenzeit<br />
hat sich einiges <strong>an</strong> politischem<br />
Geplänkel zugetragen, das aber<br />
nicht unbedingt auf ein schlechtes Ergebnis<br />
aus dem Justizressort schließen<br />
lässt. Ein parlamentarischer Vierparteien-Entschließungs<strong>an</strong>trag,<br />
der nicht<br />
mehr ist als der grundsätzliche Entschluss<br />
etwas ändern zu wollen, wäre<br />
fast geplatzt, so unverbindlich waren<br />
zwischenzeitlich die von den Regierungsparteien<br />
abgesegneten Entschlüsse.<br />
Dennoch spricht einiges<br />
dafür, dass ein akzeptables Resultat erzielt<br />
werden könnte:„Ich denke, die FPÖ<br />
wollte das ein bisschen für sich vereinnahmen.<br />
Deshalb war es ihnen sehr<br />
un<strong>an</strong>genehm, dass da ein detaillierter<br />
Antrag mit klaren Vorgaben von der<br />
Opposition kommt“, schätzt Weinzinger<br />
den Rückzieher ein. In das selbe<br />
Horn stößt SP-Frauensprecherin Gabriele<br />
Heinisch-Hosek:„Ich habe das Gefühl,<br />
die Ministerin wollte nicht, dass<br />
m<strong>an</strong> ihr schon die Lösung <strong>an</strong>bietet. Sie<br />
k<strong>an</strong>n den Entwurf fürs Bundesgesetz,<br />
den die Wienerinnen bereits erarbeitet<br />
haben, nicht übernehmen. Sonst verliert<br />
sie ihr Gesicht.“ Obwohl sich Op-<br />
position und auch Frauennotruf zuversichtlich<br />
zeigen, gibt es einige Knackpunkte,<br />
die nötigenfalls in der Begutachtungsphase<br />
hineinreklamiert werden<br />
müssen. Für alle drei Frauen ist<br />
klar, dass eine Ver<strong>an</strong>kerung im Zivilrecht<br />
nicht ausreicht. Im Strafgesetz<br />
festgesetzt, muss die Polizei als Vertretung<br />
des Staates eingreifen. „Für uns ist<br />
klar: Es ist Gewalt und da k<strong>an</strong>n ich<br />
nicht sagen, macht euch das unterein<strong>an</strong>der<br />
aus. Das ist keine Privatsache,<br />
sondern es ist Aufgabe des Staates, das<br />
Opfer zu schützen“, erklärt Spacek unmissverständlich.<br />
S<strong>an</strong>ktionen. Um flexibel reagieren zu können,<br />
wird es wichtig sein, die gesetzlichen<br />
Lücken in mehreren Bereichen zu<br />
schließen: über das Sicherheitspolizeigesetz,<br />
die Exekutionsordnung und die<br />
Strafprozessordnung, so die SP-Sprecherin.<br />
Auch Weinzinger betont, dass Regelungen<br />
in mehrere Gesetze mitein<strong>an</strong>der<br />
verpackt werden müssten. „Es k<strong>an</strong>n<br />
nicht rauskommen, was eine Zeitl<strong>an</strong>g<br />
von der Regierung überlegt wurde:Wir<br />
machen ein eigenes Anti-Stalking-Gesetz,<br />
das hat d<strong>an</strong>n vermutlich drei Seiten<br />
und keinerlei Auswirkungen.“ Gretchenfrage<br />
wird sein, wie die S<strong>an</strong>ktionen<br />
aussehen und wie ausführlich die Tatbestände<br />
definiert werden. Denn je umfassender<br />
diese aufgelistet sind, umso<br />
eher k<strong>an</strong>n gegen Stalker vorgeg<strong>an</strong>gen<br />
werden.<br />
Nächstes Jahr könnte das neue Gesetz<br />
stehen. Was aber k<strong>an</strong>n bis dahin<br />
get<strong>an</strong> werden? ExpertInnen raten, dem<br />
Täter nur einmal klar zu machen, dass<br />
frau keinen weiteren Kontakt wünscht.<br />
Jeder noch so kleine Dialog bestätigt<br />
den Täter in seinem Ansinnen. Dokumentation<br />
und Sammeln von Beweisen<br />
sind bei rechtlichen Schritten wichtig.<br />
Wird das private und berufliche Umfeld<br />
nicht informiert, stärkt das den Täter.<br />
Zudem könnte so eine Geheimnummer<br />
oder neue Wohnadresse unabsichtlich<br />
weiter gegeben werden. Beratungsstellen<br />
informieren über rechtliche Möglichkeiten.<br />
Sie sind aber auch in psychischer<br />
Hinsicht unterstützend:„Es ist<br />
wichtig, den Betroffenen Verständnis<br />
entgegen zu bringen, ihnen klar zu machen,<br />
dass das nicht ihre Schuld ist“, erklärt<br />
Spacek. „Denn ihr Gefühl ist richtig.<br />
Nicht normal ist nur das Verhalten<br />
des Täters.“ ❚<br />
<strong>an</strong>tistalkinggesetz<br />
Informationen zum Thema:<br />
www.psychoterror.konferenz.wien.at<br />
www.stalking.at<br />
www.liebeswahn.de<br />
www.stalkingforum.de<br />
Beratung: Wiener Frauennotruf<br />
T. 01/717 19;<br />
Kriminalpolizeiliche Beratung:<br />
T. 0800/216346<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09
Fo t o : H o s s a i n M i r za i e öhwahlen<br />
„Die haben nicht die letzte Weisheit“<br />
„Hätten Studierende in<br />
Freiräumen die Möglichkeit<br />
eigenes Denken weiterzuentwickeln,<br />
würden sie auch die<br />
richtigen Entscheidungen<br />
treffen“, zeigt sich Rosa<br />
Nentwich-Bouchal (links)<br />
– hier gemeinsam mit der<br />
zweiten GRAS-Spitzenk<strong>an</strong>didatin<br />
Doris Gusenbauer (rechts) –<br />
optimistisch.<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Die von der Bundesregierung gepl<strong>an</strong>te Umfärbung der ÖH ist misslungen! Nach den<br />
Erfolgen von VSStÖ und GRAS bei den letzten ÖH-Wahlen wird es nun wieder<br />
eine linke Koalition geben. Von Paula Bolyos<br />
Am 10. November 2004 löste<br />
Bildungsministerin Gehrer<br />
nicht nur innerhalb der ÖH<br />
Empörung aus, als sie die Novelle<br />
zum neuen HochschülerInnenschaftsgesetz<br />
(HSG) präsentierte.<br />
Das Ergebnis der ÖH-Wahlen (31.5 - 2.6.)<br />
macht unter <strong>an</strong>derem auch die Ablehnung<br />
einer Umfärbung der ÖH durch<br />
die österreichischen Studierenden deutlich.<br />
Der Verb<strong>an</strong>d Sozialistischer StudentInnen<br />
(VSStÖ) erl<strong>an</strong>gte österreichweit<br />
15 M<strong>an</strong>date und wurde somit erstmals<br />
in seiner Geschichte m<strong>an</strong>datsstärkste<br />
Fraktion. Auf Platz zwei l<strong>an</strong>deten mit je<br />
14 M<strong>an</strong>daten die Grünen und Alternativen<br />
StudentInnen (GRAS) und die ÖVPnahe<br />
Aktionsgemeinschaft (AG). Die<br />
Fachschaftslisten Österreichs (FLÖ) erhielten<br />
nur 11 M<strong>an</strong>date.<br />
Der Wahlmodus nach der HSG-Novelle<br />
führte zu einer Aufwertung der<br />
Stimmen auf kleineren Universitäten.<br />
Da diese traditionell eher von FLÖ oder<br />
AG dominiert wurden, hatte m<strong>an</strong>/frau<br />
mit einer Umfärbung des bisher mehrheitlich<br />
rot-grünen bundesweiten Studierendenparlaments<br />
gerechnet, das<br />
nach dem neuen Wahlmodus nicht<br />
mehr direkt gewählt wurde. Doch am<br />
29. Juni wird nach der konstituierenden<br />
Sitzung des Studierendenparlaments<br />
die Koalition für weitere zwei Jahre feststehen.<br />
ExpertInnen. Kritik <strong>an</strong> der Bildungspolitik<br />
der Bundesregierung wurde von Seiten<br />
der ÖH nicht erst seit dem Beschluss<br />
zur HSG-Novelle geübt. Die Ökonomisierung<br />
aller Bildungsbereiche war ein<br />
wichtiges Thema in der Arbeit der bisherigen<br />
Exekutive. Denn die Verwertung<br />
von Bildung auf dem freien Markt steht<br />
im Vordergrund der Kampagnen und<br />
Gesetzesmaßnahmen der derzeitigen<br />
Regierung. „In der Realität ist Bildung<br />
für viele Menschen wichtig, um arbeits-
fähig zu sein, um überleben zu können;<br />
aber das ist eben nicht der einzige Faktor“,<br />
meint Rosa Nentwich-Bouchal, neben<br />
Doris Gusenbauer Spitzenk<strong>an</strong>didatin<br />
der GRAS. Bildung sei darüber hinaus<br />
in einem Sinn zu verstehen, der auf<br />
„Selbstbestimmung“ und ein „sich<br />
selbst gewahr werden“ hinweist. Damit<br />
spreche sie den demokratischen Aspekt<br />
von Bildung <strong>an</strong>:„Wir leben in einer demokratischen<br />
Gesellschaft und<br />
grundsätzlich müsste m<strong>an</strong> davon ausgehen,<br />
dass die Gesellschaft weiterhin<br />
zu demokratisieren wäre. Das heißt, alle<br />
Leute müssen Zugriff auf Bildung und<br />
Mitbestimmung haben, denn nicht umsonst<br />
wird gesagt: ,Wir leben in einer<br />
Wissensgesellschaft’ und ,Wissen ist<br />
Macht’.“ Derzeit sei die Möglichkeit der<br />
Bildung jedoch auf einen kleinen Kreis<br />
konzentriert, der durch den Diskurs<br />
über „ExpertInnen“ deutlich gemacht<br />
werde:„Diese können entscheiden und<br />
für den Rest wird zum Wohle entschieden.<br />
Aber ExpertInnen haben doch<br />
nicht die letzte Weisheit. Vielmehr sind<br />
Menschen ExpertInnen ihrer eigenen<br />
Lebensrealität.“<br />
Zug<strong>an</strong>gsbeschränkungen. Das große Thema<br />
innerhalb der ÖH werde die nächsten<br />
zwei Jahre das der Zug<strong>an</strong>gsbeschränkungen<br />
sein, meint VSStÖ-Spitzenk<strong>an</strong>didatin<br />
Barbara Blaha. „Ich bin davon<br />
überzeugt, dass Bildung ein Menschenrecht<br />
ist, weil es ein Instrument zur<br />
Em<strong>an</strong>zipation ist. Nicht zuletzt wegen<br />
meiner eigenen Situation bin ich eine<br />
glühende Verfechterin des offenen<br />
Hochschulzug<strong>an</strong>gs. Als ArbeiterInnenkind<br />
bin gerade ich noch wegen der<br />
Öffnung der Hochschulen der 1970er<br />
Jahre <strong>an</strong> die Uni gekommen und leide<br />
jetzt unter den Studiengebühren. Mein<br />
Bildungsideal ist deshalb: allen Menschen<br />
höchstmögliche und hürdenfreie<br />
Bildung.“ Für Rosa zeigt sich gerade <strong>an</strong><br />
der Diskussion über Themen wie den<br />
Zug<strong>an</strong>gsbeschränkungen die Wichtigkeit<br />
studentischer Mitbestimmung:<br />
„Diese Aufgabe, nämlich kritische Stimme<br />
in der Öffentlichkeit zu sein, hat die<br />
ÖH bisher sehr gut übernommen.“ Allerdings<br />
dürfe die Diskussion <strong>an</strong> diesem<br />
Punkt nicht stagnieren. Vielmehr<br />
müsse Studierenden die Möglichkeit<br />
gegeben werden, in HörerInnenversammlungen<br />
und in eigenen Räumen<br />
zu diskutieren, doch gerade <strong>an</strong> solchen<br />
m<strong>an</strong>gle es <strong>an</strong> den Universitäten massiv:„Die<br />
Räume auf den Universitäten<br />
sind meistens nur für g<strong>an</strong>z bestimmte<br />
Funktionen <strong>an</strong>gelegt; auch diese<br />
Raumverteilung unterliegt dem Effizienzdiskurs.<br />
Nur der Raum, der einen genau<br />
bestimmten Nutzen hat, ist auch<br />
effizient <strong>an</strong>gelegt. Was es braucht, sind<br />
aber Räume, in denen Studierende<br />
die Möglichkeit haben sich selbst frei<br />
zu entwickeln, nicht vordeterminiert<br />
durch Vorlesungen eigene Denkweisen<br />
zu entwickeln.“ Das letzte Ziel sei<br />
jedenfalls nicht, die eigene Ideologie<br />
durchzusetzen, sondern die Studierenden<br />
dabei zu unterstützen, selbst Ziele<br />
zu finden. Denn, so Rosa:„Ich wäre<br />
nicht Teil einer linken ÖH, wäre ich<br />
nicht der Meinung, dass die Ansichten<br />
dieser ÖH zum freien Hochschulzug<strong>an</strong>g<br />
die besseren sind.“ Hätten Studierende<br />
in Freiräumen die Möglichkeit<br />
eigenes Denken weiterzuentwickeln,<br />
würden sie auch die richtigen Entscheidungen<br />
treffen.<br />
Mitbestimmung. Ein häufiger Kritikpunkt<br />
<strong>an</strong> der Arbeit der Bundesvertretung war<br />
bisher die m<strong>an</strong>gelnde Vernetzung mit<br />
den <strong>an</strong>deren ÖH-Ebenen, aber auch die<br />
fehlende Kommunikation mit Studierenden<br />
und die nur geringe Möglichkeit<br />
zur aktiven Mitbestimmung. Für Barbara<br />
ist eine bessere Zusammenarbeit der<br />
verschiedenen ÖH-Ebenen ein wichtiger<br />
Aspekt ihrer Arbeit:„Kommunikation<br />
ist immer verbesserungswürdig.<br />
Beim Projekt „Diskriminierungsbericht“<br />
etwa sind wir natürlich auf Berichte vor<br />
Ort <strong>an</strong>gewiesen, genauso wie bei der<br />
darauf folgenden Antidiskriminierungscharta,<br />
die ja vom Senat der jeweiligen<br />
Universität beschlossen werden soll –<br />
da sind wir absolut auf die Universitätsvertretungen<br />
<strong>an</strong>gewiesen.“<br />
Gemeinsame Arbeit wie auch verstärkte<br />
studentische Mitbestimmung<br />
möchte Rosa in den kommenden Jahren<br />
umsetzen:„Einerseits geht es darum,<br />
Bereitschaft zu zeigen, auch die Perspektiven<br />
von <strong>an</strong>deren durchzudenken<br />
und zu diskutieren. Dazu ist Vertrauen<br />
notwendig. Wir müssen den Blick dafür<br />
schärfen, dass es unterschiedliche Lebensrealitäten<br />
gibt. Und bei der Mitbestimmung<br />
der Studierenden sollte m<strong>an</strong><br />
in kleineren Strukturen denken: Eine Urabstimmung<br />
muss nicht bundesweit<br />
stattfinden. Es k<strong>an</strong>n beispielsweise bei<br />
einer Studierendenvertretung durch<br />
Studierende darüber abgestimmt werden,<br />
ob ein Curriculum mehr Wahlfächer<br />
bekommt. Und dafür ist es d<strong>an</strong>n<br />
die Aufgabe der Bundesvertretung, die<br />
Kommunikation mit Rektorenkonferenz,<br />
dem Ministerium oder auch autonomen<br />
Bildungsgruppen herzustellen<br />
oder zu unterstützen.“<br />
Sexismen. Feministische Politik umzusetzen,<br />
ist ein wichtiges politisches Ziel<br />
beider Fraktionen. In der praktischen<br />
ÖH-Arbeit besteht aber trotz der guten<br />
Vorsätze die gesamte ÖH zu „feminisieren“<br />
immer wieder die Gefahr, dass<br />
feministische Projekte oder Inhalte<br />
automatisch dem Frauenreferat „zugeschoben“<br />
werden. Nur wenige Männer<br />
– und auch nicht alle Frauen – sehen es<br />
als Selbstverständlichkeit <strong>an</strong>, feministische<br />
Sichtweisen in ihrer Arbeit einzunehmen.<br />
Dieses Problem kennen auch<br />
die beiden Spitzenk<strong>an</strong>didatinnen:„Das<br />
ist für viele die einfachste Lösung,“ erklärt<br />
Barbara. „Weil, wenn wir schon ein<br />
Frauenreferat haben, d<strong>an</strong>n sollen die<br />
sich doch damit beschäftigen. Das ist<br />
oft ein Problem – dass in Org<strong>an</strong>isationen,<br />
die sich prinzipiell zur Frauenförderung<br />
bekennen, das Thema hin zu Einzelpersonen<br />
delegiert wird. Eine Sache,<br />
die ich in den nächsten beiden Jahren in<br />
der ÖH gerne ändern würde. Was<br />
spricht dagegen, dass sich ein bildungspolitisches<br />
Referat mit den Auswirkungen<br />
der Zug<strong>an</strong>gsbeschränkungen auf<br />
Frauen ausein<strong>an</strong>dersetzt?“<br />
Auch mit verbaler sexistischer Gewalt<br />
machen Frauen in der ÖH Erfahrungen.<br />
Rosa sieht hier vor allem die<br />
Notwendigkeit einer Bewusstseinsbildung<br />
von Männern. Eine Idee dazu<br />
wären Feminismus-Workshops für die<br />
Kollegen. Barbara ist der Meinung, dass<br />
Frauen sich vor allem auch gegenseitig<br />
unterstützen müssen:„Die wirkliche<br />
Herausforderung ist es d<strong>an</strong>n, sich in der<br />
Zukunft gegenseitig als Frauen den<br />
Rücken zu stärken, eben nicht klein beizugeben<br />
oder eine Frau vorzuschicken,<br />
die d<strong>an</strong>n alleine mit ihrer Kritik dasteht.“<br />
Die beiden Spitzenk<strong>an</strong>didatinnen<br />
haben nun die Gelegenheit, ihre optimistischen<br />
Ziele gemeinsam mit ihren<br />
KollegInnen von VSStÖ und GRAS auch<br />
in den kommenden zwei Jahren weiter<br />
umzusetzen. ❚<br />
wahlenöh<br />
Als ArbeiterInnenkind ist<br />
Barbara Blaha vom VSStÖ<br />
„eine glühende Verfechterin<br />
des offenen Hochschulzug<strong>an</strong>gs“.<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11
international<strong>an</strong>.riss<br />
schweiz<br />
„... zu Frau & Frau“<br />
Was für viele noch wie Zukunftsmusik klingt, ist in der Schweiz bereits<br />
Wirklichkeit geworden. Seit dem 18. Juni ist es laut dem sogen<strong>an</strong>nten<br />
Partnerschaftsgesetz nun möglich, dass auch Schwule und Lesben ihre<br />
PartnerInnenschaft auf dem Zivilst<strong>an</strong>desamt registrieren lassen können.<br />
Für die eingetragenen Paare gelten nun fast die selben Rechte und<br />
Pflichten wie für Hetero-Ehepaare. Weiterhin keinen Zug<strong>an</strong>g haben sie<br />
zu Methoden der künstlichen Fortpfl<strong>an</strong>zung und zur Adoption.<br />
Mit einer klaren Mehrheit von 58 Prozent stimmten die SchweizerInnen<br />
per Volksabstimmung für das Gesetz. Ulrike Lunacek von „die<br />
Grünen <strong>an</strong>dersrum“ glaubt, dass ein solches Abstimmungsergebnis<br />
auch in Österreich der Fall sein würde. „Die öffentliche Meinung ist viel<br />
positiver als m<strong>an</strong>che das meinen“. Aus diesem Grund kämpft sie auch<br />
im Parlament für „ein Ende der Diskriminierung“ und dafür,„das die Ehe<br />
für Lesben und Schwule aufgemacht wird.“ cosa<br />
schweiz<br />
FrauenSicht<br />
Seit 2003 informiert die Schweizer FrauenSicht über internationale frauenspezifische<br />
Themen. Aus Zeitungen, Zeitschriften und Internet werden<br />
Informationen gesammelt, die viermal im Jahr in gebündelter Form erscheinen.<br />
Quellen sind unter <strong>an</strong>derem auch Frauensolidarität, der St<strong>an</strong>dard,<br />
Der Spiegel, NZZ am Sonntag, Le Monde oder International Herald<br />
Tribune. Die aktuelle Nummer bietet wieder einige interess<strong>an</strong>te Schwerpunkte:<br />
Von Abtreibung über Gewalt <strong>an</strong> Frauen bis zu Sport und Wissenschaft<br />
sind mit etwa halbseitigen Artikeln in alphabetischer Reihenfolge<br />
einige Themen abgedeckt. Auch die Leserinnen können sich <strong>an</strong> der Informationssammlung<br />
beteiligen: Artikel, die sie für wichtig halten, können<br />
per Post, Fax oder Mail <strong>an</strong> die FrauenSicht gesendet werden.<br />
Ein Abo der FrauenSicht kostet 39 Euro pro Jahr. Die Jahrgänge 2003<br />
und 2004 sind zum Preis von 17 Euro für Abonnentinnen, 39 Euro für<br />
Nicht-Abonnentinnen auf Diskette erhältlich. Die nächste Nummer erscheint<br />
Anf<strong>an</strong>g <strong>August</strong>. pabo<br />
FS-Verlag, Postfach 193, CH-3095 Spiegel, www.frauensicht.info, Fax: 0041 / (0) 31 972 77 33<br />
12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
d eutschl<strong>an</strong>d<br />
Mahnmal<br />
In einem Park in Berlin Kreuzberg errichteten Frauen <strong>an</strong>lässlich der<br />
Vergewaltigung einer Frau ein Mahnmal, das <strong>an</strong> diese und jede <strong>an</strong>dere<br />
Vergewaltigung erinnern soll. Sie verfassten folgende Presseaussendung:<br />
„In der Nacht vom 20.05.05 auf 21 .05 .05 wurde im<br />
Viktoriapark (Berlin, Kreuzberg) ein Mahnmal für Frauen, die Opfer<br />
von Vergewaltigung wurden, aufgestellt. Anlass war eine Vergewaltigung,<br />
die <strong>an</strong> diesem Ort vor 2 Jahren stattf<strong>an</strong>d. Eine von Vielen! Jede<br />
Vergewaltigung ist Erniedrigung und Folter. Wir fordern, dass die<br />
Frauenfigur <strong>an</strong> dieser Stelle stehen bleiben k<strong>an</strong>n, um <strong>an</strong>dere Frauen<br />
zu stärken, über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen, sich Unterstützung<br />
zu holen und gemeinsam zu h<strong>an</strong>deln. Wir wollen dass sich Frauen<br />
<strong>an</strong> ALLEN Orten ohne Angst bewegen können! Wir wollen dass<br />
keine Vergewaltigungen mehr stattfinden, dass es nie wieder passiert,<br />
keiner Frau auf dieser Welt! Wir wollen ein Zeichen setzen, dass<br />
Vergewaltiger gestoppt werden und Gewalt gegen Frauen beendet<br />
wird. Kommt vorbei und schaut es euch <strong>an</strong> (Viktoriapark, Eing<strong>an</strong>g<br />
Grossbeerenstr., links vom Wasserfall). Ihr werdet sie nicht übersehen,<br />
sie wird euch entgegenschreien.“ pabo<br />
sp<strong>an</strong>ien<br />
Konservative Demonstration<br />
In Madrid demonstrierten am 18. Juni zehntausende Menschen gegen<br />
die Zulassung der Ehe von Lesben und Schwulen. Die Demonstration<br />
hatte das Sp<strong>an</strong>ische Familienforum, eine katholische Gruppierung,<br />
org<strong>an</strong>isiert. PolitikerInnen der konservativen Opposition, wie auch der<br />
sp<strong>an</strong>ische Erzbischof nahmen teil.<br />
Die von den regierenden SozialistInnen eingebrachte Gesetzesvorlage<br />
pl<strong>an</strong>t neben der Zulassung der Eheschließung auch die Adoption<br />
von Kindern durch gleichgeschlechtliche PartnerInnen. Das Gesetz wird<br />
voraussichtlich in wenigen Wochen verabschiedet werden. Nach Umfragen<br />
unterstützt eine Mehrheit der Sp<strong>an</strong>ierInnen das Gesetz. pabo<br />
chile<br />
Homophobie<br />
Am 12. Mai wurde der Richterin Karen Atala vom Obersten Gerichtshof<br />
in dritter Inst<strong>an</strong>z das Sorgerecht für ihre drei Töchter entzogen. Das Gericht<br />
begründete das Urteil mit dem Argument, die lesbische Beziehung<br />
der Frau stelle eine „Gefahr für die Entwicklung“ ihrer Kinder dar.<br />
Bereits im Mai des verg<strong>an</strong>genen Jahres hatte das oberste Gericht mit<br />
knapper Mehrheit entschieden, das Sorgerecht dem Vater der Kinder<br />
zuzusprechen. U.a. könne die „Abwesenheit eines männlichen Vaters<br />
im Haushalt und seine Ersetzung durch eine weibliche Person zur Verunsicherung<br />
über Geschlechterrollen“ bei den Kindern führen. Die beiden<br />
Richter, die sich dem Urteil nicht <strong>an</strong>geschlossen hatten, stellten fest,<br />
dass es sich am „R<strong>an</strong>de der Legalität“ befinde. Es kam zu Protesten von<br />
Frauengruppen, katholischen Vereinigungen und Rechts<strong>an</strong>wältinnen.<br />
Karen Atala reichte Klage beim Interamerik<strong>an</strong>ischen Menschenrechtshof<br />
ein, der in der Folge das Oberste Gericht Chiles zu einer Stellungnahme<br />
aufforderte. Dieses wies jedoch die Diskriminierungsvorwürfe zurück.
Das Urteil wird von Menschenrechtsgruppen als diskriminierend<br />
und homophob bezeichnet:„Diese Richter bremsen die Entwicklung einer<br />
freieren Gesellschaft. Sie sind die gleichen, die sich weigerten, die<br />
Menschenrechtsverbrechen der Diktatur strafrechtlich zu verfolgen.“ pabo<br />
Quelle: www.npla.de<br />
b<strong>an</strong>gladesch<br />
Fabrikseinsturz<br />
Am 11. April stürzte in der Industriestadt Savar ein Fabriksgebäude ein,<br />
in dem nach Mitternacht noch etwa 450 ArbeiterInnen der Spectrum<br />
Sweater Ltd und Shahriyar Fabrics Ltd ihrer Arbeit nachgingen. Dabei<br />
wurden 74 ArbeiterInnen getötet und mehr als 100 verletzt. 5000<br />
wyber.space<br />
www.genderweblogs<br />
Fo t o : c l e a n c l o t h e s<br />
<strong>an</strong>.rissinternational<br />
weitere ArbeiterInnen verloren ihren Arbeitsplatz. Die beiden Unternehmen<br />
sind unter <strong>an</strong>derem Zulieferbetriebe von Zara, Karstadt/<br />
Quelle und Carrefour. Während Zara und Karstadt/ Quelle behaupten,<br />
die Einhaltung von Arbeitsrechten und Sicherheitsst<strong>an</strong>dards ihrer<br />
Zulieferbetriebe zu überprüfen, zeigt dieser Vorfall wieder deutlich,<br />
dass Kontrollen nicht oder nicht ausreichend durchgeführt werden.<br />
Wie Cle<strong>an</strong> Clothes berichtet, erhielten die ArbeiterInnen nicht<br />
einmal den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn und mussten<br />
zusätzlich sieben Tage pro Woche arbeiten, zum Teil bis nach Mitternacht.<br />
Cle<strong>an</strong> Clothes fordert auf, sich <strong>an</strong> dem Protest gegen die Firmen zu<br />
beteiligen. Ein vorgedrucktes Protestmail k<strong>an</strong>n problemlos von der Cle<strong>an</strong>-Clothes-Homepage<br />
aus abgeschickt werden. Auch weitere Infos zu<br />
den Zuständen in den Zulieferfabriken sind auf der Homepage nachzulesen.<br />
pabo<br />
www.cle<strong>an</strong>clothes.at<br />
ir<strong>an</strong><br />
Politische Premiere<br />
Am 24.<strong>Juli</strong> wird erstmals in der Geschichte des Ir<strong>an</strong> eine Stichwahl<br />
über den zukünftigen Präsidenten entscheiden. Die beiden K<strong>an</strong>didaten<br />
zwischen denen nun entschieden wird, sind Ali Akbar Rafs<strong>an</strong>dj<strong>an</strong>i<br />
und Mahmud Ahmadinejad. Ersterer war bereits von 1989-1997<br />
Staatspräsident. Er wird dem Lager der Konservativen zugerechnet,<br />
betont aber selber eine moderne und liberale Linie. Eines seiner Haupt<strong>an</strong>liegen<br />
ist beispielsweise die Stärkung der Frauenrechte am Arbeitsmarkt<br />
wie auch innerhalb der Familien. Vergessen darf m<strong>an</strong> hier<br />
jedoch nicht, dass er ähnliches bereits während seiner ersten beiden<br />
Amtszeiten versprach, im Endeffekt jedoch nichts geschah. Ahmadinejad<br />
gilt als Erzkonservativer, dessen Anliegen es unter <strong>an</strong>derem ist,<br />
die Kleidervorschriften wieder zu verschärfen. Amnesty International<br />
zeigt sich skeptisch gegenüber Versprechen, Frauenrechte zu stärken.<br />
Diese Skepsis beruht nicht zuletzt auf der starken Rolle des konservativen<br />
Wächterrats. pix<br />
Sie werden immer mehr! Die Weblogs - jene Internetprojekte, wo Interessensschwerpunkte<br />
und Themenbereiche gebündelt zu finden sind, wie<br />
beispielsweise im netbib in Bezug auf das Bibliotheksgeschehen. Aber<br />
wo sind jene Blogs, die hinsichtlich Feminismus, Frauen- und Geschlechterforschung<br />
den schier endlosen virtuellen Garten bereichern? Eines<br />
steht fest: Zur Zeit sind sie noch recht dünn gesät. Aber ein paar zarte<br />
Pflänzchen „bloggen“ schon recht eifrig. Erstes Beispiel: www.genderblog.de<br />
- blüht und gedeiht seit März 05. Zur Zeit gärtnern sechs engagierte<br />
AutorInnen u.a. in den Kategoriebeeten „Frauenförderung“ oder<br />
„Geschlechterpolitk“. Sie graben um in Einträgen mit aktuellen Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
wie „EinsteigerInnenseminar zu Feminismus“ oder „Konferenz:<br />
Internationalismus der Frauenbewegungen“. Zweites Beispiel:<br />
www.h<strong>an</strong>nelore.org steht bereits mehrere Jahre in voller Blüte und wird<br />
gepflegt von H<strong>an</strong>nelore Vonier. Gemeinsam ist den beiden Blogs: Sie sind<br />
grafisch einfachst gestaltet, die einzelnen Module sind leicht zu finden,<br />
Kommentare von „Außenstehenden“ zu den Themen bewegen sich auf<br />
einem „normalen“ Niveau (kein verbaler Wildwuchs ohne Hirn oder unter<br />
der Gürtellinie) und: Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. PÖ<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13
fotoprojektinternational<br />
Fo t o : Fat i m a Ka l s o o m<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Ins Auge stechen<br />
Obwohl das alte Regime in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> mit dem Argument der Verhinderung der Gewalt<br />
gegen Frauen gekippt wurde, erfahren Frauen und Mädchen wenig Schutz. Ein Projekt<br />
traut sich mit einer eigenwilligen Idee in die Region und unterstützt<br />
die Selbstbestimmung. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
Schon bevor der afgh<strong>an</strong>ische<br />
Präsident Hamid Karzai im Juni<br />
zu Besuch in den USA weilte<br />
und von US-Präsident Bush als<br />
„großartige Inspiration“ bezeichnet<br />
wurde, vertiefte sich die Instabilität<br />
in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>. Im Mai wurden in<br />
der Provinz Baghl<strong>an</strong> drei Frauen erwürgt<br />
aufgefunden. An der Leiche einer<br />
25jährigen Frau, die für eine pakist<strong>an</strong>ische<br />
Hilfsorg<strong>an</strong>isation zur Beschaffung<br />
von Mikrokrediten für Witwen gearbeitet<br />
hatte, war eine Nachricht als Warnung<br />
befestigt, dass Frauen nicht mehr<br />
für internationale NGOs arbeiten sollen.<br />
Es zeigt sich, dass es – drei Jahre nach<br />
dem Ende des Talib<strong>an</strong>-Regimes – weder<br />
der internationalen Gemeinschaft noch<br />
der afgh<strong>an</strong>ischen Überg<strong>an</strong>gsregierung<br />
gelungen ist, Frauen wirklich vor Menschenrechtsverletzungen<br />
zu schützen.<br />
Amnesty International erhebt schwere<br />
Vorwürfe gegen die afgh<strong>an</strong>ische Regierung.<br />
Bei Vergewaltigungen durch Mitglieder<br />
bewaffneter Gruppen, aber auch<br />
bei Zw<strong>an</strong>gsehen sei das Strafgerichtswesen<br />
zu schwach, bzw. diskriminiere<br />
es die Frauen. Diese könnten kaum da-<br />
mit rechnen, dass ihre Rechts<strong>an</strong>sprüche<br />
beh<strong>an</strong>delt werden. Bei den Gesetzesreformen,<br />
dem Wiederaufbau der Polizeikräfte<br />
und des Justizsystems wurde von<br />
den internationalen Geberländern zu<br />
wenig auf die Sicherung der Frauenrechte<br />
geachtet. Gewaltverbrechen<br />
werden mit aktiver Unterstützung oder<br />
passiver Komplizenschaft von Staatsorg<strong>an</strong>en<br />
beg<strong>an</strong>gen. M<strong>an</strong>chmal finden<br />
sich Mädchen in einer ausweglosen Situation<br />
wieder und geben sich auf: Ärzte<br />
berichten von einer hohen Anzahl<br />
von Mädchen-Selbstmorden. Die Situa-
tion ist krass und es wird noch schlimmer:<br />
Am 18. September werden voraussichtlich<br />
Wahlen stattfinden. Da Gewaltakte<br />
erwartet werden, soll die 8500<br />
Personen umfassende internationale Sicherheitstruppe<br />
um 3500 BeamtInnen<br />
aufgestockt werden. Die österreichische<br />
Regierung entsendet zusätzlich<br />
100 SoldatInnen. Doch wer findet einen<br />
direkten Zug<strong>an</strong>g zu den Mädchen und<br />
Frauen? Wer interessiert sich für ihren<br />
Alltag? Ein österreichisches Projekt versucht<br />
ohne Dramatisierung und Sensationshascherei<br />
zu unterstützen.<br />
ipsum. Bester Laune und deutlich zufrieden<br />
mit sich selbst und der Arbeit des<br />
Projekts „ipsum“ sitzt Joh<strong>an</strong>na Kellerm<strong>an</strong>n,<br />
eine junge Kärntnerin, im kühlen<br />
Garten des Wiener Cafes Weidinger und<br />
erzählt, dass tags zuvor die Zusage von<br />
Fördergeldern für ein ipsum-Teilprojekt<br />
in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> eingetroffen ist:„Nun<br />
müssen wir uns entscheiden, wollen<br />
wir in Pakist<strong>an</strong>, in der Region Baluchist<strong>an</strong>,<br />
<strong>an</strong> der Grenze zu Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> ein<br />
Projekt durchführen oder wollen wir direkt<br />
nach Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>. In beiden Fällen<br />
sind Kontakte vor Ort vorh<strong>an</strong>den, die<br />
Workshops würden in Mädchenschulen<br />
stattfinden. Die Entscheidung hängt<br />
auch davon ab, wie sich die politische<br />
Lage bis zum Sommer entwickelt hat.“<br />
Die Idee für das mediale Projekt ipsum<br />
wurde vor circa zwei Jahren durch die<br />
FotografInnen Vera Br<strong>an</strong>dner und Kurt<br />
Prinz ins Leben gerufen. Kurz darauf bot<br />
sich die Möglichkeit den ersten Workshop<br />
durchzuführen: Mit Jugendlichen<br />
des kleinen Ortes Cacuaco, wenige Kilometer<br />
vor Angolas Hauptstadt Lu<strong>an</strong>da.<br />
Hierbei wurde mit der örtlichen Missionstation<br />
des Don Bosco Ordens zusammengearbeitet.<br />
Der Grundged<strong>an</strong>ke von ipsum hat<br />
sich seither herauskristallisiert und<br />
weiterentwickelt: Es geht darum, Menschen<br />
einen Zug<strong>an</strong>g zu verschiedenen<br />
Medien zu geben, mit denen sie ihre<br />
individuellen Perspektiven und ihre eigene<br />
Geschichte ausdrücken können.<br />
„Eine weinende, verschleierte Frau, die<br />
ein trauriges Kind am Arm trägt, das<br />
ein<br />
Foto vom vermissten Papa hält..., derartig<br />
emotional einschlägige Bilder<br />
sind uns aus vielen Medien bek<strong>an</strong>nt.<br />
Europäische JournalistInnen machen<br />
in bestimmten Regionen typische Bil-<br />
der, die stark durch ihre eigene persönliche<br />
Haltung und kulturelle Prägung<br />
beeinflusst sind. Oft wird einfach nach<br />
Sensationen gesucht. Es entsteht für<br />
uns allzu gewöhnliches Bildmaterial,<br />
der Fokus liegt auf Hunger, Elend, Verwahrlosung“,<br />
erklärt Joh<strong>an</strong>na. G<strong>an</strong>z<br />
<strong>an</strong>dere Blickwinkel werden sichtbar,<br />
wenn Leute aus der Region ihren eigenen<br />
Alltag abbilden und ausdrücken.<br />
Workshops. In den bisher auf Fotografie<br />
konzentrierten Workshops wird das<br />
Prinzip der Fotografie erarbeitet, die<br />
Technik, die Wirkung, die Verwendungsmöglichkeiten.<br />
Zu Beginn erhalten die<br />
Jugendlichen eine „Lochkamera“, einen<br />
dichten Schuhkarton, in den in einer<br />
Dunkelkammer Fotopapier eingelegt<br />
wird. Vorne wird ein Fensterchen mit<br />
einer Klappe ausgeschnitten und Aluminium,<br />
durch das Licht eindringen<br />
k<strong>an</strong>n, befestigt. „Die Frage ist d<strong>an</strong>n, wo<br />
platziere ich die Kiste! Die Lochkamera<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> in die Pampa stellen. Und<br />
das belichtete Fotopapier in der Dunkelkammer<br />
herausholen. Da ergeben<br />
sich bereits tolle Effekte“, beschreibt Joh<strong>an</strong>na.<br />
Später erhalten die Kids <strong>an</strong>aloge,<br />
kompakte Kameras, die zwar „nicht<br />
alle Spomp<strong>an</strong>adeln (alle Finessen) spielen“,<br />
die sie aber behalten dürfen. Die<br />
Filme müssen sie sich später selbst<br />
aufstellen. In Lu<strong>an</strong>da, der Hauptstadt<br />
Angolas, gibt es viele Fotoläden. „Wir<br />
bieten keine Ausbildung <strong>an</strong> und dist<strong>an</strong>zieren<br />
uns deutlich von Qualifikationstests,<br />
wir wollen nur einen Zug<strong>an</strong>g vermitteln.<br />
Es geht auch nicht darum, nur<br />
zwei Monate l<strong>an</strong>g jem<strong>an</strong>dem ein Medium<br />
zu präsentieren, ihn lustig zu machen<br />
und es ihm d<strong>an</strong>n wieder wegzunehmen.<br />
Wenn wir wieder nach Hause<br />
fahren, übernehmen Leute aus der Region<br />
die Weiterbetreuung. Die Fotos<br />
können auf unserer Homepage erworben<br />
werden, die Einnahmen gehen <strong>an</strong><br />
die Urheberinnen des Bildes. Die Urheberschaft<br />
ist uns sehr wichtig, und<br />
auch die Teilnehmerinnen diesbezüglich<br />
aufzuklären.“<br />
Pakist<strong>an</strong>. In Lahore konnten sich die Waisenkinder<br />
eines SOS-Kinderdorfes im<br />
Sommer 2004 aussuchen, ob sie in den<br />
Workshops mit dem <strong>an</strong>deren Geschlecht<br />
in Kontakt treten wollen oder<br />
nicht. Es gab getrennte Workshops für<br />
junge Frauen und Männer sowie eine<br />
gemischte Gruppe. „Müll überall, die<br />
Schäbigkeit der Häuser, ein abgemagertes<br />
Kind rennt durch die Gegend –<br />
wenn du aus einer Wohlst<strong>an</strong>dsgesellschaft<br />
kommst, sticht einem das ins Auge.<br />
Die Bilder der Leute waren d<strong>an</strong>n<br />
g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders. Es entst<strong>an</strong>den intensive<br />
Fotos, Überbleibsel aus dem Krieg, aber<br />
auch blumige Fotos und viele Freundschaftsfotos.<br />
Ihr Blick dramatisiert weniger.<br />
Mein Blick änderte sich. In Angola<br />
konnte ich auch nicht, selbst wenn die<br />
Menschen 30 Jahre Krieg hinter sich haben,<br />
die g<strong>an</strong>ze Zeit mit einem Mitleidsblick<br />
durch die Gegend rennen. Wir haben<br />
viel Spaß gehabt und gelacht.“ In<br />
Zukunft will Joh<strong>an</strong>na Kellerm<strong>an</strong>n zusätzlich<br />
mit Texten arbeiten, denn Fotos<br />
können Missverständnisse auslösen. Ein<br />
Bild eines Jugendlichen mit Maschinenpistole<br />
in seinem Schlafzimmer k<strong>an</strong>n<br />
völlig unterschiedlich interpretiert werden.<br />
Andere Medien werden folglich innerhalb<br />
der Workshops zum Tragen<br />
kommen. So wurde in Lahore ein Akkustikworkshop<br />
durchgeführt, auch mit<br />
Textmaterial soll gearbeitet werden.<br />
Das entst<strong>an</strong>dene Material k<strong>an</strong>n in einer<br />
multimedialen Ausstellung verknüpft<br />
werden.<br />
internationalprojektfoto<br />
Perspektive. Wie sieht der Kulturbegriff<br />
von ipsum aus? „Es geht uns weniger<br />
um das, was Kulturen gemeinsam haben<br />
oder was sie vonein<strong>an</strong>der trennt,<br />
uns geht es um den Abbau von Vorurteilen<br />
durch Konfrontation mit Perspektiven,<br />
die einem nicht so nahe stehen“,<br />
erklärt Joh<strong>an</strong>na und trinkt bereits<br />
ihren dritten Kaffee. In jedem<br />
L<strong>an</strong>d ist ein ipsum-Workshop denkbar,<br />
auch in Österreich gibt es genügend<br />
Welten, in die m<strong>an</strong> kaum Einblick hat.<br />
Die Medien sind Arbeitsinstrumente,<br />
eine Ausdrucksplattform. „Es wird<br />
nicht gesteuert, was dabei herauskommt.<br />
Die Perspektive eines <strong>an</strong>deren<br />
Menschen k<strong>an</strong>n einem schnell fern<br />
sein, es geht darum, den entfernten<br />
Blick in die Nähe zu holen.“ Es steht<br />
viel für ipsum in Pl<strong>an</strong>ung, einerseits<br />
soll in Österreich im Dezember eine<br />
große Präsentationsausstellung entstehen,<br />
<strong>an</strong>dererseits sollen die vorh<strong>an</strong>denen<br />
Bilder der TeilnehmerInnen verschiedenen<br />
Medien zur Verfügung gestellt<br />
werden. Vielleicht ein Schritt in<br />
Richtung einer alternativen, weniger<br />
beengten Berichterstattung. ❚ www.ipsum.at<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />
themaasylrecht<br />
16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Warten auf bessere Zeiten<br />
Asylgesetze regeln nicht nur Verfahren. Sie beeinflussen auch das Leben der Menschen,<br />
die auf der Suche nach Asyl nach Österreich kommen. Martina Madner und<br />
Katharina Nagele berichten von „alltäglichen“ Problemen.<br />
14.00 Uhr Nachmittags. Eine<br />
Caritas-Unterkunft. Zwei Frauen,<br />
Aisha, 19, aus Somalia geflüchtet<br />
und Maryam 1 , eine junge<br />
Frau Mitte Zw<strong>an</strong>zig – sie ist<br />
aus Ägypten geflohen – setzen sich <strong>an</strong><br />
den Tisch und reden über ihre Situation<br />
hier in Österreich. Über das, was sie<br />
hier tun und noch mehr über jene Dinge,<br />
die sie hier nicht tun können. Dinge,<br />
die für ÖsterreicherInnen g<strong>an</strong>z alltäglich,<br />
aber für Asylsuchende d<strong>an</strong>k geltender<br />
Gesetze unmöglich sind. Gesetze,<br />
die nicht nur ein menschenwürdiges<br />
Leben vereiteln, sondern Menschen<br />
in Situationen bringen, die vielen auf<br />
legalem Wege kaum bewältigbar scheinen.<br />
Besonders Maryam, die seit einem<br />
halben Jahr hier ist, ist ihre Wut <strong>an</strong>zumerken.<br />
Willkommen in Österreich. D<strong>an</strong>k der Dubliner<br />
Übereinkommen gibt es kaum mehr die<br />
Möglichkeit legal auf dem L<strong>an</strong>dweg nach<br />
Österreich einzureisen:„Wir“ sind beinahe<br />
nur noch von EU Staaten umgeben<br />
und Asylsuchende müssen im ersten EU-<br />
L<strong>an</strong>d, in das sie einreisen, ihren Antrag<br />
stellen. Zwar gibt es das „Selbsteintrittsrecht“,<br />
wonach Österreich die Ver<strong>an</strong>twortung<br />
für ein Verfahren übernehmen<br />
k<strong>an</strong>n, aber „da fehlt offenbar der politische<br />
Wille“, stellt Alev Korun, Menschenrechtsexpertin<br />
und K<strong>an</strong>didatin der Grünen<br />
für den Wiener L<strong>an</strong>dtag fest. Und das<br />
obwohl die Asylrechtssprechung nicht in<br />
allen EU-Staaten mit jener von Österreich<br />
vergleichbar ist: In der Slowakei wurden<br />
beispielsweise, nach einer eben vom UN-<br />
HCR veröffentlichten Statistik, 2004 nur<br />
15 Asyl<strong>an</strong>träge positiv beschieden,<br />
während über 1.500 negative Bescheide<br />
ausgestellt wurden und beinahe 11.600<br />
Verfahren ohne Ergebnis eingestellt wurden<br />
– was de facto einem negativen Bescheid<br />
gleichkommt.Von einer reellen<br />
Ch<strong>an</strong>ce in der Slowakei Asyl zu bekommen<br />
k<strong>an</strong>n also wohl kaum die Rede sein. 2<br />
Aber auch wenn sich österreichische<br />
BeamtInnen zuständig fühlen, bedeutet<br />
das nicht, dass nun Menschlichkeit und<br />
Rechtssicherheit <strong>an</strong>gesagt sind. Obwohl<br />
es laut Genfer Flüchtlingskonvention keine<br />
Konsequenzen für eine illegale Einreise<br />
geben dürfte, wurden 2004 im niederösterreichischen<br />
Gmünd Menschen<br />
aus Tschetschenien aus eben diesem<br />
Grund wieder nach Tschechien zurückverfrachtet.<br />
Mit Verständnis können Asylsuchende<br />
aber selbst d<strong>an</strong>n nicht rechnen,<br />
wenn es ihnen gelingt, dass es überhaupt
zu einem Verfahren kommt: Ute Bock, die<br />
sich seit Jahren für asylsuchende Menschen<br />
ohne staatliche Unterstützung tatkräftig<br />
einsetzt, erzählt, dass m<strong>an</strong>chem<br />
ihrer Schützlinge unterstellt wurde,„weil<br />
er noch die Zeit hatte den Pass einzupacken“<br />
keinen Fluchtgrund zu haben.<br />
„Der muss am besten bloßfüßig kommen“,<br />
meint Bock kopfschüttelnd. Aber<br />
selbst wenn die Situation dem beinahe<br />
entspricht, fehlt es oft <strong>an</strong> Mitgefühl. Zur<br />
Situation von drei aus B<strong>an</strong>gladesch geflüchteten<br />
Männern, die im November<br />
<strong>an</strong> der Grenze aufgegriffen wurden und<br />
m<strong>an</strong>gels ausreichender Winterkleidung<br />
Erfrierungen hatten, meinte eine am<br />
Meldeamt arbeitende Frau gegenüber<br />
Ute Bock:„Die sind ja deppert, die wissen<br />
doch, dass es bei uns kalt ist.“ Als ob<br />
Asylsuchende die Zeit hätten Koffer zu<br />
packen, alle Eventualitäten zu bedenken<br />
und im Bedarfsfall wohl auch noch eine<br />
fehlende Wollmütze einkaufen zu gehen<br />
– wie Urlaubsreisende.<br />
Start in ein neues Leben? Asylsuchende flüchten,<br />
wegen „wohlbegründeter Furcht, aus<br />
Gründen der Rasse, Religion, Nationalität,<br />
Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen<br />
Gruppe oder der politischen Gesinnung<br />
verfolgt zu werden“. 3 In Österreich<br />
<strong>an</strong>gekommen, heißt das aber nicht, dass<br />
sie sich nun in einem „sicheren“, weil berechenbaren<br />
Umfeld befinden. Schon geringste<br />
„Vergehen“ gegen das restriktive<br />
Bundesbetreueungsgesetz und die<br />
Grundversorgungsvereinbarung können<br />
zur massiven Existenzbedrohung mutieren.<br />
Aisha besuchte FreundInnen in Salzburg,<br />
wo sie, der Rechtslage unkundig, zur<br />
Sicherheit einen zweiten Meldezettel be<strong>an</strong>tragte.<br />
Zurück in Wien wurde ihr mitgeteilt,<br />
dass sie nicht doppelt gemeldet sein<br />
k<strong>an</strong>n und deshalb ihre Unterkunft, jegliche<br />
fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung und ihre<br />
Kr<strong>an</strong>kenversicherung verloren habe.„Als<br />
ich d<strong>an</strong>n eine Woche ins Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />
musste, hatte ich eine Menge Probleme“,<br />
schildert sie rückblickend. Zwar konnte sie<br />
mit Hilfe ihres Rechtsbeist<strong>an</strong>des die Situation<br />
klären – Aisha hat nun wieder Versicherung<br />
und eine aus privaten Spenden<br />
fin<strong>an</strong>zierte Unterkunft, <strong>an</strong>sonsten aber<br />
keine fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung. Kein Einzelfall,<br />
wie Ute Bock schildert: Personen,<br />
die wegen einer polizeilichen Personenkontrolle<br />
eine sogen<strong>an</strong>nte „St<strong>an</strong>deskontrolle“<br />
in ihrer Unterkunft versäumten,<br />
wurden obdachlos. Andere wiederum<br />
wurden wegen des Luxus ein H<strong>an</strong>dy zu<br />
besitzen als der staatlichen Unterstützung<br />
nicht bedürftig erklärt.<br />
Die meisten Hilfesuchenden kommen<br />
deshalb über ein Problem zu Ute Bock ins<br />
Büro bei SOS Mitmensch in die Zollergasse<br />
15. Oft ist es ein amtlicher Bescheid wegen<br />
Schwarzfahrens.„Sie zahlt einsfünfzig für<br />
einen Fahrschein nicht und soll d<strong>an</strong>n einige<br />
hundert Euro Strafe zahlen“, ärgert sich<br />
die resolute 63-jährige über die Verkehrsbetriebe.<br />
Angesichts der vierzig Euro Taschengeld,<br />
die Asylsuchende in Bundesbetreuung<br />
pro Monat bekommen, ein immens<br />
hoher Schuldenberg.<br />
Besser Wohnen. Alleine beim Verein SOS<br />
Mitmensch sind ca. 1000 Menschen – davon<br />
ca. zehn Prozent Frauen – obdachlos<br />
gemeldet. Durch die Obdachlosmeldung<br />
bekommt frau zwar eine Zustelladresse<br />
für die Asylbescheide, allerdings keinen<br />
Anspruch auf Sozialhilfe. Auch wenn das<br />
schon mal in kleinformatigen Zeitungen<br />
oder von m<strong>an</strong>chem or<strong>an</strong>ge-blauen PolitikerInnen<br />
behauptet wurde. Die meisten<br />
Bundesländer – allen vor<strong>an</strong> Kärnten,Tirol<br />
und Vorarlberg – stellen immer noch zu<br />
wenig Quartiere zur Verfügung. G<strong>an</strong>ze<br />
Familien sind deshalb obdachlos und auf<br />
private Initiativen <strong>an</strong>gewiesen. In Ute<br />
Bocks Unterkünften wohnen zur Zeit ca.<br />
340 Personen. Zwei Wohnungen bieten<br />
Platz für alleinstehende Frauen vor allem<br />
aus afrik<strong>an</strong>ischen Ländern. Probleme in<br />
den WGs gäbe es keine. Ute Bock vermutet,<br />
dass das dar<strong>an</strong> liegt, dass es „keine<br />
Vorschriften gibt. Das sind normale Leute,<br />
die können mitein<strong>an</strong>der reden.“ Strenge<br />
Regeln fordern ihrer Meinung nach Streit<br />
heraus. Bei Frau Bock können die Frauen<br />
sol<strong>an</strong>ge wohnen bleiben, bis sie der<br />
Hausherr kündigt. Da der gepl<strong>an</strong>te Abriss<br />
von zwei Gebäuden, die bisher als Unterkunft<br />
für Ute Bocks Schützlinge dienten,<br />
in diesen Wochen nun tatsächlich stattfindet,<br />
benötigen ca. zweihundert Menschen<br />
ein neues Dach über dem Kopf.<br />
Nichts tun. Das „Ausländerbeschäftigungsgesetz“<br />
regelt, dass Asylsuchende für die<br />
Dauer ihres Verfahrens keine Arbeitserlaubnis<br />
bekommen. Menschen, die Asyl<br />
erhalten haben, dürfen zwar arbeiten,<br />
müssen aber den sogen<strong>an</strong>nten Integrationsvertrag<br />
einhalten. Die Familie nach<br />
Österreich nachzuholen gestaltet sich<br />
schwierig, denn da gibt es eine Quote –<br />
lesbischwule Paare sind darin allerdings<br />
nicht berücksichtigt. Nachgereiste erhalten<br />
weder eine eigene Arbeits- noch Aufenthaltsgenehmigung<br />
– neben der Abhängigkeit<br />
auch im Falle einer Scheidung<br />
ein Problem. Ob jene arbeiten dürfen, die<br />
zwar einen negativen Asylbescheid erhalten<br />
haben, aber trotzdem – weil eine<br />
Rückkehr in die Heimat z.B. wegen drohender<br />
Gefahr nicht zumutbar ist – in<br />
Österreich geduldet werden, unterliegt<br />
ebenfalls Quoten.„Mit dem Argument einer<br />
hohen Arbeitslosenrate wird da aber<br />
schon mal keine Arbeitserlaubnis ausgesprochen“,<br />
weiß Alev Korun. Das öffnet<br />
„alternativen“ Möglichkeiten Tür und Tor<br />
und unterstützt den Aufbau eines informellen<br />
Sektors in Österreich, besser bek<strong>an</strong>nt<br />
unter dem Titel Schwarzarbeit.<br />
Wenn frau d<strong>an</strong>n nicht der Prostitution<br />
nachgehen will, um Geld zu verdienen,<br />
findet sie sich wohl in einer ähnlichen Situation<br />
wie Aisha und Maryam wieder: sie<br />
müssen zum Teil gesundheitsgefährdende,<br />
halblegale oder illegale Jobs in Kauf<br />
nehmen, um sich zu ihrem geringen<br />
Taschengeld, oft nur ein, zwei Euros die<br />
Stunde dazu zu verdienen. Ausbeutung<br />
wird so leicht gemacht und Lohndumping<br />
gegenüber <strong>an</strong>gemeldeten ArbeiterInnen<br />
billigend in Kauf genommen. Dass so<br />
auch die „Ressourcen“ der oft guten Ausbildung<br />
– Maryam ist studierte Betriebswirtin<br />
und arbeitete vor ihrer Flucht im<br />
Hilton – ungenutzt bleiben, darüber ist<br />
auch Ute Bock überrascht:„Das ist doch<br />
ein Wahnsinn, dass da Studenten Straßen<br />
kehren.Wir sind schon schwachsinnig in<br />
Österreich, das muss m<strong>an</strong> schon mal sagen.“<br />
Eine der vordringlichsten Forderungen<br />
von Maryam und Aisha ist deshalb:<br />
„Wir benötigen sofort eine Arbeitserlaubnis!“<br />
Hoffnung, dass dieser Wunsch erfüllt<br />
wird, können die beiden Frauen nicht haben,<br />
denn Innenministerin Liese Prokop<br />
bekräftigt in einem Interview in der Zeit<br />
im Bild 2 am 20. Juni, dass Asylsuchende<br />
auch nach dem neuen Gesetz nicht arbeiten<br />
dürfen und meint nur lapidar, dass<br />
durch schnellere Verfahren schneller entschieden<br />
werde,„ob sie arbeiten können<br />
oder nicht arbeiten können“.<br />
Hoffnungen. „M<strong>an</strong> muss ja nicht in Saus<br />
und Braus leben, aber so, dass m<strong>an</strong> sich<br />
über Wasser halten k<strong>an</strong>n“, meint Ute<br />
Bock. Nichts <strong>an</strong>deres wünschen sich<br />
auch die Betroffenen selbst. Damit sich<br />
die prekäre Lebensituation der Asylsuchenden<br />
ändert, ist allerdings ein Um-<br />
rechtasylthema<br />
1 Die Namen der beiden Frauen<br />
wurden von der Redaktion geändert.<br />
2 UNHCR: 2004 Global Refugee Trends.<br />
Overview of Refugee Populations,<br />
new Arrivals, Durable Solutions,<br />
Asylum-Seekers, Stateless <strong>an</strong> other<br />
Persons of concern to UNHCR. Geneva,<br />
17.6.<strong>2005</strong>. www.unhcr.ch/statistics<br />
3 Genaueres dazu ist in der Konvention<br />
über die Rechtsstellung der<br />
Flüchtlinge, der Genfer Flüchtlingskonvention<br />
nachzulesen.<br />
Download auf www.unhcr.at<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17
themaasylrecht<br />
* Im Zulassungsverfahren wird<br />
darüber entschieden, ob es überhaupt<br />
ein Verfahren gibt, ob ein <strong>an</strong>derer<br />
Staat zuständig ist, oder der Antrag<br />
„offensichtlich unbegründet“ ist.<br />
** Mit St<strong>an</strong>d 31.5. wurden in diesem<br />
Jahr 3.461 der nach dem Gesetz von<br />
1997 be<strong>an</strong>tragten Asylverfahren<br />
entschieden: 1.020 davon positiv,<br />
1.324 negativ, 1.117 Verfahren wurden<br />
eingestellt. Von den 4051 entschiedenen<br />
Asyl<strong>an</strong>trägen, bei dem das Gesetz<br />
von 2003 seine Gültigkeit hat,<br />
wurden dagegen nur 771 Fälle positiv<br />
beschieden, 1.104 negativ und<br />
2.176 Verfahren eingestellt.<br />
18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
denken nötig. Deshalb möchte Frau Bock<br />
mit Liese Prokop über konkrete Fälle reden<br />
und versucht seit diese im Amt ist,<br />
einen Termin zu vereinbaren, um sie zum<br />
Beispiel persönlich zu fragen:„Wissen<br />
Sie, dass es Leut gibt, die nichts zum Essen<br />
haben? Dass es da traumatisierte<br />
Leute gibt, die sich selbst eine Wohnung<br />
suchen und sie nach einem Jahr nicht<br />
mehr zahlen können? Die fürchten sich<br />
vorm Rausschmiss!“ Alltäglichkeiten für<br />
Am 30. Juni wird über den Entwurf eines neuen Fremden- und<br />
Asylgesetzes im Parlament abgestimmt. Es soll u.a. unzumutbare<br />
jahrel<strong>an</strong>ge Verfahren abkürzen. Bei einer Nationalratsdebatte<br />
führte der ÖVP-Abgeordnete Günter Kößl Asylmissbrauch als<br />
Grund für die l<strong>an</strong>ge Verfahrensdauer <strong>an</strong>. Dass vielen Berufungen –<br />
2003 waren es z.B. 56 Prozent aller vorerst als „offensichtlich unbegründet“<br />
bezeichneten Anträge – in zweiter Inst<strong>an</strong>z beim Unabhängigen<br />
Bundes Asyl Senat (UBAS) stattgegeben wird, deutet<br />
aber eher auf m<strong>an</strong>gelnde Qualität der Verfahren des Bundes Asyl<br />
Amts (BAA) in erster Inst<strong>an</strong>z hin. Prokop spricht aber gegenüber<br />
dem ORF nur von mehr Personal beim UBAS und in den Erstaufnahmestellen.<br />
NGOs befürchten allerdings, dass es bei der Personalaufstockung<br />
um die Abwehr <strong>an</strong>geblichen Asylmissbrauchs<br />
geht. Die Asylkoordination Österreich kritisiert zudem, dass die<br />
Schutzbestimmungen für traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer<br />
und die Asylaberkennungssperre nach achtjährigem Aufenthalt<br />
fallen.<br />
Obwohl das Neuerungsverbot im Asylgesetz 2003, das neu eingebrachte<br />
Fluchtgründe in zweiter Inst<strong>an</strong>z nicht <strong>an</strong>erkennt, vom<br />
Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde, ist im Asylgesetz-Entwurf<br />
eine entschärfte Version enthalten. Dass sich Asylsuchende<br />
während des Zulassungsverfahrens* nur innerhalb ihres Wohnbezirks<br />
aufhalten und nicht einmal FachärztInnen oder AnwältInnen<br />
außerhalb der Bezirksgrenze aufsuchen dürfen, wird von vielen<br />
RechtsexpertInnen als menschenrechtswidrige Einschränkung der<br />
Bewegungsfreiheit kritisiert. Asylsuchende werden, wenn ihre<br />
Identität nicht feststeht, durchsucht und Urkunden werden beschlagnahmt.<br />
Nachdem viele keine gültigen Papiere bei sich haben,<br />
ist der erste Kontakt mit Österreichischen Behörden insbesondere<br />
für staatlich Verfolgte wenig Vertrauen erweckend.<br />
Flüchtende haben Anspruch auf sieben Tage Grundversorgung<br />
vom Bund, d<strong>an</strong>ach sind seit der Asylgesetznovelle 2003 die Länder<br />
zuständig. In der Praxis bekommen viele, weil sie z.B. die Meldepflicht<br />
nicht einhalten (können) diese Hilfe nicht. Die Grundversorgung<br />
umfasst Unterbringung, Verpflegung, Kr<strong>an</strong>kenversorgung,<br />
Kostenhöchstsätze für Taschengeld sind Euro 40,-/Monat,<br />
Bekleidung Euro 150,-/Jahr, für Miete alleinstehender Erwachsener<br />
sind 180,-/Monat, für ein Paar 220,- Euro <strong>an</strong>beraumt.„Luxusartikel“,<br />
wie Hygieneartikel, Fahrscheine oder Kaffee und Kuchen<br />
müssen vom Taschengeld bezahlt werden. Entlassen die Länder in<br />
Einvernahme mit dem Bundesasylamt jem<strong>an</strong>den aus der Grund-<br />
Asylsuchende in Österreich. Hum<strong>an</strong>itäre<br />
Überlegungen, die aber offenbar in die<br />
Diskussion nur von NGOs eingebracht<br />
werden, die sich nicht nur mit Zahlen,<br />
sondern realen Menschen ausein<strong>an</strong>dersetzen,<br />
wurden aber bisl<strong>an</strong>g kaum von<br />
EntscheidungsträgerInnen berücksichtigt.Würden<br />
sie sonst, so wie Prokop, ZIB-<br />
Interviews damit ausklingen lassen, dass<br />
zwar <strong>an</strong>geblich jedeR,„der Asyl braucht,<br />
es auch bekommt“ und „der Schwache<br />
nicht unter die Räder kommt“, um damit<br />
zu enden, dass gegen den,„der’s missbraucht,<br />
oder noch dazu mit Rechts<strong>an</strong>wälten<br />
oder sonstigen Unterstützungen<br />
für kriminelle Dinge missbraucht“ <strong>an</strong>zugehen<br />
sei? Als ob es beim Asylrecht nicht<br />
darum ginge, dass Menschen von Verfolgung<br />
bedroht sind und Schutz brauchen,<br />
sondern dass Österreichs Sicherheit und<br />
Wohlst<strong>an</strong>d bedroht ist und vor Asylsuchenden<br />
geschützt werden müssten. ❚<br />
Speed Kills – oder einige Bemerkungen zu bestehenden und künftigen Asylgesetzen<br />
versorgung, sind Flüchtende völlig auf sich gestellt. Dafür sollen<br />
Hungerstreikende in Schubhaft künftig zw<strong>an</strong>gsernährt werden,<br />
was Menschen im normalen Strafvollzug im übrigen nicht zugemutet<br />
wird. Schubhaft wird durch das Fremdenpolizeigesetz (FPG)<br />
geregelt:„Fremde unter sechzehn Jahren dürfen in Schubhaft nur<br />
<strong>an</strong>gehalten werden, wenn eine dem Alter und Entwicklungsst<strong>an</strong>d<br />
entsprechende Unterbringung und Pflege gewährleistet ist.“<br />
Schubhaft k<strong>an</strong>n schnell verhängt werden. Auch über Traumatisierte,<br />
Kinder und aus Gründen, die nicht von den Betroffenen beeinflussbar<br />
sind. So zB wenn „auf Grund bestimmter Tatsachen <strong>an</strong>zunehmen<br />
(!) ist, dass der Antrag des Fremden m<strong>an</strong>gels Zuständigkeit<br />
Österreichs zur Prüfung zurückgewiesen werden wird“, also<br />
bei der ersten Befragung über den Fluchtweg noch vor Beginn des<br />
eigentlichen Verfahrens, weiters bei abweisenden Bescheiden und<br />
bei Einstellen des Verfahrens. Zwar meint Prokop, dass „jeder jeden<br />
Tag eine Überprüfung verl<strong>an</strong>gen“ k<strong>an</strong>n, allerdings müssen die<br />
Asylsuchenden davon wissen und – jede Schubhaft bedeutet eine<br />
enorme psychische Belastung.„Das macht die Psyche kaputt“,<br />
stellt deshalb auch Ute Bock fest.„Die, die schon zwei, dreimal<br />
in Schubhaft waren, haben einen Vogel.“ Es sollen nun eigene<br />
Schubhaftgefängnisse zur Verfügung stehen, bei Platzm<strong>an</strong>gel<br />
können Schubhäftlinge allerdings auch in gewöhnlichen Strafvollzugs<strong>an</strong>stalten<br />
untergebracht werden. Was den Strafcharakter<br />
noch zusätzlich verstärkt. Verfolgt zu werden, scheint ein schweres<br />
Verbrechen zu sein.<br />
Mit dem neuen Gesetz werden nur zwei Jahre nach der letzten<br />
Novelle neue rechtliche Regelungen geschaffen. Zwar gibt es<br />
Überg<strong>an</strong>gsregelungen, die Überführung von laufenden Verfahren<br />
sei allerdings kompliziert.„Nicht nur, dass Betroffene nicht mitkommen,<br />
auch NGOs müssen sich wieder in die neuen Bestimmungen<br />
einarbeiten“, so die Grüne Menschenrechtsexpertin Alev<br />
Korun. Das sei nicht nur eine Frage der Ressourcen, sondern auch<br />
für die „Rechtssicherheit eine Katastrophe“. Ein Problem sehen<br />
Grüne KritikerInnen allerdings auch in der Berechnung der Anerkennungsquoten<br />
in Asylverfahren. Dabei stellt das Innenministerium<br />
nur postive Bescheide, den negativen gegenüber – eingestellte<br />
Verfahren werden nicht berücksichtigt.** „Die Zunahme<br />
der eingestellten Verfahren, die für die Betroffenen im Prinzip eine<br />
negative Entscheidung bedeutet, ist die Folge der restriktiveren<br />
Asylgesetze von 2003“, weiß Korun. Bleibt abzuwarten, ob sich<br />
diese Entwicklung durch die neuen Gesetze fortsetzt.
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />
„Life here is ... shit“<br />
Two women, Maryam from Egypt <strong>an</strong>d Aisha from Somalia, who are seeking asylum in<br />
Austria, explain their situation.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: How do you feel about<br />
waiting for so long?<br />
Aisha: I’m here since 2002. Until<br />
now, the decision was not positive,<br />
not negative. Normally you have<br />
to wait six months, but now it is seven<br />
months since the last interview. I<br />
w<strong>an</strong>t my life! But I have to wait, I c<strong>an</strong>’t<br />
do <strong>an</strong>ything.<br />
What do you have to buy for yourself<br />
with 24 Euros per week?<br />
Aisha:We get two Kilos of potatoes<br />
<strong>an</strong>d onions per week for free. But if you<br />
w<strong>an</strong>t to have something to drink, some<br />
tea, you have to buy it on your own.<br />
Maryam: Another big problem is<br />
the tr<strong>an</strong>sportation tickets. If you w<strong>an</strong>t<br />
to go <strong>an</strong>ywhere it’s three Euros. Three<br />
Euros everyday, that’s a lot if you have<br />
to live on 24,- Euros per week. We need<br />
a work permit! I don’t w<strong>an</strong>t to be a<br />
Chef or something. I’ll do cle<strong>an</strong>ing jobs,<br />
everything. We get no social money <strong>an</strong>d<br />
if you w<strong>an</strong>t to work, you have to look<br />
for black jobs, because we get no work<br />
permit. Sometimes they offer black<br />
jobs <strong>an</strong>d illegal ones. It’s very d<strong>an</strong>gerous<br />
work. It’s only one or two Euros per<br />
hour. If you w<strong>an</strong>t to earn more, you have<br />
to do something like prostitution. Because<br />
you are not allowed to work, you<br />
c<strong>an</strong>’t trust <strong>an</strong>ybody.<br />
How m<strong>an</strong>y people in this accommodation<br />
do you think are doing this kind<br />
of work?<br />
Maryam (laughing): Everybody. You<br />
c<strong>an</strong>’t live like that. Sorry, but I c<strong>an</strong>’t stay<br />
24 hours here waiting. I would get crazy,<br />
lots of people got crazy because of that.<br />
You are just waiting, you don’t know your<br />
destiny, you don’t know your future, you<br />
are just waiting, you c<strong>an</strong>’t go back home,<br />
because you have problems there.<br />
Asylum seekers in Austria are often<br />
presented as uneducated, poor, ...<br />
Maryam: I have a Master degree in<br />
Business Administration from the Americ<strong>an</strong><br />
University in Cairo. I had a good job<br />
<strong>an</strong>d everything was okay, but I got into<br />
trouble. They got into my home, in my<br />
house. They were breaking everything!<br />
They said: You are Christi<strong>an</strong>, you are saying<br />
bad things about our religion? You<br />
are <strong>an</strong>nouncing your Christi<strong>an</strong> beliefs<br />
among Muslims! Then I found myself in<br />
a dark room for nine hours, I was screaming,<br />
somebody hit me. They said to me:<br />
You have to be quiet, or you will be in big<br />
trouble! They took off my clothes <strong>an</strong>d<br />
threatened me: Next time, we will rape<br />
you! That was in April 2004. A friend of<br />
mine, she was with me at university, was<br />
really talking about their beliefs. They<br />
tortured her with electric shocks, <strong>an</strong>d she<br />
died of a heart attack in jail. Because it<br />
was my first time, they didn’t do that<br />
to me. All Christi<strong>an</strong>s in the country are<br />
afraid. If somebody says, we live in peace,<br />
they are all liars.<br />
How were your interviews?<br />
Aisha: I don’t know. ... They said,<br />
sorry, we c<strong>an</strong>’t accept your request <strong>an</strong>d<br />
we c<strong>an</strong>’t deport you, so you have to<br />
wait. I was interviewed by one Austri<strong>an</strong><br />
m<strong>an</strong> <strong>an</strong>d a Somali<strong>an</strong>. I just told the<br />
truth, but they said you just have a family<br />
problem, so you don’t have a real<br />
problem. In Somalia we have no government.<br />
Some people don’t have power<br />
<strong>an</strong>d I’m one of those. There is a lot of<br />
Mafia, they break into your house, take<br />
your money away. You c<strong>an</strong>’t go to the<br />
police. They c<strong>an</strong> beat you, they c<strong>an</strong> do<br />
what they like. So I came to Austria with<br />
a false passport. After three days I went<br />
to the police, because I was hungry.<br />
Then I came to Traiskirchen.<br />
First I was bl<strong>an</strong>k; different l<strong>an</strong>guage,<br />
different culture, but now that’s ok.<br />
But I w<strong>an</strong>t to start my life <strong>an</strong>d go to<br />
school. You know, they c<strong>an</strong>’t deport me,<br />
my lawyer told me. I’m waiting for my<br />
EU passport. Normally it lasts six months,<br />
but now it’s seven months <strong>an</strong>d I c<strong>an</strong>’t<br />
go to school, just waiting. If you have a<br />
good life, you c<strong>an</strong> wait, but life here is ...<br />
shit. And I c<strong>an</strong>’t go <strong>an</strong>ywhere else, because<br />
of the fingerprints.<br />
Have you made friends here?<br />
Maryam: Just the Caritas people.<br />
I’ve been alone since I came here. You<br />
know, everybody here has big problems.<br />
You have problems on your own. You<br />
don’t w<strong>an</strong>t to hear something about<br />
the problems of the other people. ❚<br />
rechtasylthema<br />
Alltagsgegenstände für ÖsterreicherInnen<br />
- für Asylsuchende<br />
kaum leistbare Luxusgüter!<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19
`<br />
CAFÉ<br />
STANDARD<br />
1050 Wien, Margaretenstraße 63/ Straussengasse<br />
Das Café St<strong>an</strong>dard ist mehr als nur ein Wiener<br />
Kaffeehaus, in dem Kaffee- und Kuchenvariationen<br />
neben einer Zeitung genossen und verschiedene<br />
Speisen sowie Tagesgerichte konsumiert werden<br />
können.<br />
Der Name des Cafés steht für alle Kulturen und<br />
Lebensformen, die STANDARD sind oder noch<br />
werden sollen.<br />
Ein Ver<strong>an</strong>staltungs- und T<strong>an</strong>zraum ist mit einer<br />
induktiven Hör<strong>an</strong>lage für schwerhörige Menschen<br />
ausgestattet. Das Lokal ist rollstuhlgerecht und<br />
entspricht der Ö-Norm für barrierefreies Leben.<br />
Vom T<strong>an</strong>zverein "Resisd<strong>an</strong>se" werden jeden<br />
Mittwoch (21.00 Uhr) und Donnerstag (20.00 Uhr)<br />
T<strong>an</strong>zabende <strong>an</strong>geboten.<br />
Öffnungszeiten: täglich 11.00 bis 24.00 Uhr<br />
Telefon: 01/581 05 86
g ewissenserforschung<br />
Erika Weinzierl ist 80<br />
Die (Kunst-)Historikerin, die l<strong>an</strong>ge als Archivarin im österreichischen<br />
Staatsarchiv tätig war, hat selber Geschichte geschrieben. Seit den<br />
1960er Jahren bemüht sie sich um eine differenzierte Aufarbeitung<br />
zeitgeschichtlicher Themen unter Einbeziehung tabuisierter Aspekte:<br />
oft vergessene Opfer des Nationalsozialismus (wie Roma, Sinti, Homosexuelle,<br />
Widerständische und BibelforscherInnen) oder m<strong>an</strong>gelnde<br />
Solidarität mit den Opfern. „Zu wenig Gerechte“ beklagte sie in<br />
ihrem 1969 erschienen Hauptwerk mit viel Fingerspitzengefühl. Nicht<br />
um einen Rundumschlag ging es ihr dabei, nicht um Kollektivschuld,<br />
sondern um kollektive und soziale Ver<strong>an</strong>twortung für eine uneingeschränkte<br />
Wahrung der Menschenrechte. Seit damals ist sie das personifizierte<br />
Gewissen Österreichs und als mahnende Stimme im wissenschaflichen<br />
Diskurs nicht mehr wegzudenken. Als eine der ersten<br />
Universitätsprofessorinnen Österreichs war auch die Em<strong>an</strong>zipation<br />
für sie stets ein Thema. Dieses Engagement würdigt die Universität<br />
Salzburg seit 2002 mit der Vergabe des Erika Weinzierl-Preises für<br />
frauenspezifische Abschlussarbeiten. Aus Anlass ihres Jubiläums wird<br />
sie nun allerorts gewürdigt. Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> schließen sich <strong>an</strong> und gratulieren<br />
herzlichst! bik<br />
weltkongress<br />
Die Welt des Matriarchats<br />
2003 f<strong>an</strong>d erstmals in Luxemburg ein Weltkongress statt, der sich mit<br />
dem Wesen von matriarchalen Gesellschaften beschäftigte. Am 29. September<br />
geht der Weltkongress unter dem Titel „Gesellschaften des Friedens.<br />
Verg<strong>an</strong>genheit – Gegenwart – Zukunft“ in Texas in die zweite Runde.<br />
Wieder wird er von Heide Göttner-Abendrot, der Leiterin der deutschen<br />
„Internationalen Akademie HAGIA“ geleitet. Diesmal soll aber den<br />
indigenen VertreterInnen matriarchaler Gesellschaften mehr Platz eingeräumt<br />
werden: Sie werden die Hälfte aller Vortragenden stellen und<br />
aus erster H<strong>an</strong>d Einblicke in eine Gesellschaftsform geben, die nicht nur<br />
weitgehend ignoriert, sondern auch meist missverst<strong>an</strong>den wird. Matriarchate<br />
sind perfekt ausbal<strong>an</strong>cierte und friedliebende Gesellschaften,<br />
die auf der komplementären Egalität der einzelnen Mitglieder aufbauen,<br />
also Gleichwertigkeit trotz Unterschiedlichkeit gar<strong>an</strong>tieren – und<br />
nicht bloß Gesellschaften, in denen eben Frauen das Sagen haben.<br />
Eine einzigartige Gelegenheit sich mit WissenschaftlerInnen aus<br />
der g<strong>an</strong>zen Welt auszutauschen. (Kurz-)Urlaub in den USA inklusive. bik<br />
www.second-congress-matriarchal-studies.com<br />
www.congress-matriarchal-studies.com<br />
ethik im journalismus<br />
Moralisch und selten<br />
Wie repräsentativ k<strong>an</strong>n eine Studie bewertet werden, die zwar 1000 MedienkonsumentInnen<br />
aber von den 122 Medienschaffenden nur 43 Journalistinnen<br />
über die „Ethik des Journalismus in Österreich“ befragt? Die<br />
2004 entst<strong>an</strong>dene Studie der FH Wien in Kooperation mit dem Gallup<br />
Institut und Studienautor Matthias Karmasin wurde im Juni in Buchform<br />
präsentiert und als Lockvogel in der Presseaussendung diente ein<br />
<strong>an</strong>.risswissenschaft<br />
Ergebnis: Frauen sind die besseren JournalistInnen. Beispielsweise weil<br />
ihnen Seriosität, Integrität und Aufgeschlossenheit wichtiger ist als<br />
ihren Kollegen. Interess<strong>an</strong>t <strong>an</strong> der Studie war immerhin die Diskrep<strong>an</strong>z<br />
zwischen der Benennung empirischer Daten, die von der Ver<strong>an</strong>twortlichen<br />
D<strong>an</strong>iela Süssenbacher durchgehend geschlechtsneutral verwendet<br />
wurde, im Text des Studienautors jedoch fehlte. Zudem k<strong>an</strong>n darüber<br />
spekuliert werden, ob Journalistinnen nur deshalb mit ethischen<br />
Prinzipien vertrauter sind, weil sich wenige Chefredakteurinnen oder<br />
Ressortleiterinnen darunter befinden. bek/s-r<br />
Karmasin Matthias: Journalismus. Beruf ohne Moral?<br />
FH-Studieng<strong>an</strong>g Journalismus Wien B<strong>an</strong>d 1, Facultas <strong>2005</strong>, Euro 21,90<br />
weltwirtschaftsforum<br />
Gleiches Recht für alle?<br />
Das Weltwirtschaftsforum hat eine Studie zum Thema „Gleichberechtigung<br />
von Frauen“ veröffentlicht. In 58 Staaten wurde die aktuelle Situation<br />
in den Bereichen wirtschaftliche Teilnahme und Möglichkeiten,<br />
politische Einflussnahme und Beteiligung, Bildung sowie Gesundheit<br />
und Wohlergehen untersucht. „Wir möchten Bewusstsein für das Problem<br />
der Geschlechterkluft schaffen und Vergleichswerte bieten“, erklärt<br />
Autorin Saadia Zahidi in einem Interview. Die Staaten können ihre<br />
Defizite erkennen und von führenden Ländern lernen. Die größte Annäherung<br />
<strong>an</strong> eine Gleichstellung verzeichnet Nordeuropa. Schweden,<br />
Norwegen und Isl<strong>an</strong>d belegen die ersten drei Plätze. Österreich ist <strong>an</strong><br />
unerfreulicher 28. Stelle gereiht. Schwachpunkte sind die Bereiche wirtschaftliche<br />
Teilnahme (Platz 42) und Bildung (Platz 38). Ministerin Maria<br />
Rauch-Kallat zweifelt die Seriosität der Studie <strong>an</strong>, da ihrer Meinung<br />
nach veraltete Daten verwendet wurden. Eine Reaktion, die von Zahidi<br />
entkräftet wurde und bei der Opposition Empörung auslöst. „Statt haltlose<br />
Vorwürfe zu erheben, sollte die Frauenministerin die Studie zum<br />
Anlass nehmen, um vor allem in den Defizitbereichen rasch Abhilfe zu<br />
schaffen“, fordert Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen, in<br />
einer Stellungnahme. haid<br />
Infos: www.weforum.org/<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21
Fo t o : G e n i a Fi n d e i s e n<br />
wissenschaftforum<br />
Genia Findeisen ist Politikwissenschaftlerin<br />
und promoviert zum<br />
Thema:„Frauen in Indonesien –<br />
Geschlechtergerechtigkeit durch<br />
Demokratisierung“ <strong>an</strong> der<br />
Universität Hamburg.<br />
Erscheinungstermin 2006<br />
22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Auf dem Vormarsch?<br />
Wie sieht es in der größten muslimischen Nation mit Frauenrechten aus? Wie stark ist<br />
die größte bek<strong>an</strong>nte matriarchal strukturierte Volksgruppe? Genia Findeisen<br />
über die Demokratisierung in Indonesien<br />
Einst begründete ihre aktive<br />
Teilnahme am bewaffneten<br />
Kampf gegen den Kolonialismus<br />
die starke Stellung der<br />
Frauen innerhalb der Gesellschaft,<br />
dennoch blieben sie gef<strong>an</strong>gen<br />
im in den patriarchalischen Strukturen<br />
wurzelnden traditionellen Rollenverhalten.<br />
Auf meinen Reisen in dem Inselreich<br />
mit seinen über 220 Mill. EinwohnerInnen<br />
bewegte mich immer die Frage,<br />
wie das Leben abseits der TouristInnengebiete<br />
wirklich ist.<br />
Ein breites Forschungsfeld bot sich<br />
nach dem Sturz des l<strong>an</strong>gjährigen Präsidenten<br />
Suharto im Frühjahr 1998 und<br />
der Einführung eines demokratischen<br />
Regierungssystems. Der Autokrat musste<br />
nach l<strong>an</strong>g<strong>an</strong>haltenden Demonstrationen<br />
der Bevölkerung und dem<br />
Vertrauensverlust seiner Regierung<br />
zurücktreten. Doch was änderte sich<br />
durch den Systemwechsel konkret für<br />
die Frauen im Alltag? Vor allem auf der<br />
öffentlichen Bühne treten nur wenig<br />
Frauen aktiv in Erscheinung. Auf grundlegenden<br />
Politikfeldern wie Arbeit, Gesundheit<br />
und Familienrecht werden<br />
Frauen diskriminiert, viele werden Opfer<br />
ihrer gewalttätigen Ehemänner<br />
oder sind staatlicher Gewalt ausgesetzt.<br />
Ist die Regierung des L<strong>an</strong>des bei<br />
der Umsetzung einer demokratischen<br />
Ordnung bestrebt diese Missstände<br />
aufzuheben und die Interessen von<br />
51 Prozent der Bevölkerung gleichberechtigt<br />
umzusetzen?<br />
Frauenbewegung. In meiner Dissertation<br />
nimmt die Frage nach der Bedeutung<br />
der indonesischen Frauenbewegung<br />
und ihren Möglichkeiten zur Partizipation<br />
<strong>an</strong> gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen<br />
großen Raum ein. Während<br />
des autoritären Systems wurden bestehende<br />
unabhängige Frauenorg<strong>an</strong>isationen<br />
zerschlagen und durch staatliche<br />
Org<strong>an</strong>isationen ersetzt, die für Ehefrauen<br />
von Staatsbediensteten obligatorisch<br />
waren. Da die Org<strong>an</strong>isationshierarchien<br />
<strong>an</strong> die Stellung der Ehemänner<br />
gekoppelt waren, blieb es den Frauen<br />
verwehrt, nach persönlichem Interesse<br />
oder entsprechend ihrer Qualifikation<br />
in den Org<strong>an</strong>isationen mitzuarbeiten.<br />
Mit der Einbindung in die Herrschaftsstrukturen<br />
wurde die Rolle der Frauen<br />
als Mutter und Ehefrau m<strong>an</strong>ifestiert,<br />
die Inhalte der Regierungspolitik wurden<br />
über die Ehegattinnen von Funktionären<br />
<strong>an</strong> die restliche Bevölkerung<br />
weitergeleitet. Die demokratische Regierung<br />
ermöglichte die Entfaltung einer<br />
unabhängigen Frauenbewegung<br />
mit über 200 Gruppierungen im<br />
g<strong>an</strong>zen L<strong>an</strong>d. Das gemeinsame Ziel der<br />
Bewegung – neben der intensiven Widmung<br />
<strong>an</strong> einzelne Aspekte der Frauenrechtsthematik<br />
– ist die Durchsetzung<br />
von Frauenrechten als Teil der Menschenrechte<br />
und damit des bereits 1984<br />
ratifizierten UN-Abkommens zur Beseitigung<br />
jeder Form der Diskriminierung<br />
der Frau, CEDAW. Der konkrete Einfluss<br />
der Frauen auf die Regierungspolitik<br />
bleibt zwar begrenzt, dennoch wird ihnen<br />
durch ihre Kampagnen erhebliche<br />
Medienpräsenz zuteil und sie erreichen,<br />
dass ihre Themen zunehmend auf die<br />
Agenda der nationalen Politik gel<strong>an</strong>gen.<br />
Einfluss des Islam. Besonders wichtig war<br />
mir die Fragestellung, welchen Einfluss<br />
der Islam in der Gesellschaft hat und ob<br />
er eine Reformen hemmende Kraft ist.<br />
Der Islam kam im 13.Jh. durch arabische<br />
Händler auf die Inseln und vermischte<br />
sich mit dem damals vorherrschenden<br />
Hinduismus und den unzähligen <strong>an</strong>imistischen<br />
Glaubensvorstellungen. Daraus<br />
hat sich im Laufe der Jahrhunderte<br />
eine besondere Form des Synkretismus<br />
entwickelt, die zu einem moderaten,<br />
modernen Islam geführt hat, welcher<br />
nicht mit der in arabischen Ländern vorherrschenden<br />
Ausprägung des Islam
vergleichbar ist. Indonesien ist die größte<br />
muslimische Nation der Erde, gilt dabei<br />
aber nicht als islamischer Staat. Die<br />
Verfassung schreibt lediglich vor, dass<br />
alle StaatsbürgerInnen einer der fünf<br />
Weltreligionen <strong>an</strong>gehören müssen.<br />
In den 1990er Jahren wurde bei vielen<br />
jungen Frauen das Interesse <strong>an</strong> einer<br />
modernen Kor<strong>an</strong>interpretation geweckt,<br />
<strong>an</strong> der sie mitwirken wollten. Es<br />
kam zu zahlreichen Neugründungen<br />
islamischer Frauenorg<strong>an</strong>isationen, die<br />
sich neben den Fragen der Erziehung<br />
auch für die „modernen“ Inhalte wie reproduktive<br />
und politische Rechte einsetzten.<br />
Das Anliegen dieser muslimischen<br />
Feministinnen ist es, oberste Ziele<br />
des Islam wie beispielsweise Gerechtigkeit<br />
auch für Frauen einzufordern. Sie<br />
berufen sich dabei auf Suren aus dem<br />
Kor<strong>an</strong> oder auf die Hadithen und können<br />
nachweisen, dass ihre Forderungen<br />
in der muslimischen Kultur gründen<br />
und nicht vom Westen hergeleitet sind.<br />
Auf diese Weise können sie auch viele<br />
ihrer männlichen Mitstreiter überzeugen,<br />
für Frauenrechte als Menschenrechte<br />
einzutreten. Oftmals haben sich<br />
kulturelle und religiöse Traditionen im<br />
Alltag so stark vermischt, dass nicht<br />
pauschal vom Islam oder einer <strong>an</strong>deren<br />
Religion als Reformen erschwerende<br />
Kraft gesprochen werden k<strong>an</strong>n, sondern<br />
die unterschiedlichen Diskurse differenziert<br />
betrachtet werden müssen.<br />
Untersuchung der Lebenssituation. Einen beachtlichen<br />
Nebeneffekt auf die Lebenssituation<br />
der Frauen zeigten im Bildungswesen<br />
bereits in den 1990er Jahren die<br />
Förderprogramme für Mädchen. Waren<br />
sie ursprünglich mit der Intention eingeführt<br />
worden, gut ausgebildete Ar-<br />
beitskräfte für den heimischen Markt<br />
rekrutieren zu können, führten sie darüber<br />
hinaus zu einem sozialen W<strong>an</strong>del in<br />
der Gesellschaft. Es hat sich gezeigt,<br />
dass diese Frauen der jüngeren und<br />
mittleren Generation ein neues Selbstbewusstsein<br />
entwickelten und die ihnen<br />
zustehenden Rechte einforderten.<br />
Neben diesen unbeabsichtigten Einflüssen<br />
waren auch globale Entwicklungen<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Durch den internationalen Druck<br />
während der Weltfrauendekade, Frauenprobleme<br />
ernst zu nehmen, wurde in<br />
den 1980er Jahren ein Frauenministerium<br />
eingerichtet. Im Laufe der Zeit übernahm<br />
das dortige Personal die internationale<br />
Rhetorik der Frauenrechte und<br />
brachte auf diese Weise Ansichten nach<br />
Indonesien, die dem althergebrachten<br />
Rollenverständnis entgegenst<strong>an</strong>den.<br />
In meiner Arbeit untersuche ich<br />
verschiedene Politikfelder, in denen<br />
Frauen diskriminiert werden und zeige<br />
die Veränderungen der derzeitigen Entwicklungen<br />
auf. Völlig ungelöst ist nach<br />
wie vor das Problem der Millionen Arbeitsmigr<strong>an</strong>tinnen,<br />
die als Dienstbotinnen<br />
unter schwierigen Bedingungen<br />
vornehmlich in den Ländern des Nahen<br />
Ostens arbeiten. Da bis heute keine bilateralen<br />
Abkommen mit den jeweiligen<br />
Staaten existieren, sind die Frauen<br />
diesem ungesicherten rechtlichen Status<br />
hilflos ausgeliefert.<br />
Obwohl die Stellung der Frau als<br />
Mutter in der Gesellschaft hoch <strong>an</strong>gesehen<br />
ist, bestehen nach wie vor große<br />
Defizite in der Gesundheitsversorgung<br />
von Schw<strong>an</strong>geren. Die Müttersterblichkeit<br />
in Indonesien ist eine der höchsten<br />
in Südostasien. Regelmäßig kommt es<br />
aufgrund fehlender Sexualaufklärung<br />
zu ungewollten Schw<strong>an</strong>gerschaften<br />
und in der Folge zu illegalen Abtreibungen<br />
mit großen gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
der Frauen. Familienpl<strong>an</strong>ungsprogramme<br />
in der Dritten<br />
Welt haben meist einzig die Geburtenreduktion<br />
zum Ziel, viele notwendige<br />
gesetzliche Regelungen zum Schutz der<br />
Gesundheit von Frauen bleiben als Entwürfe<br />
in den Schubladen.<br />
Gewalt und Demokratisierung. Das Thema<br />
Gewalt gegen Frauen wurde über l<strong>an</strong>ge<br />
Zeit in der Gesellschaft aus Scham totgeschwiegen.<br />
Erst die Massenvergewaltigungen<br />
während der Ausschreitungen<br />
nach Suhartos Sturz im Mai 1998 und<br />
die Forderungen nach Aufklärung dieser<br />
Verbrechen, machten das Thema Missbrauch,<br />
sexuelle Belästigung und Vergewaltigung<br />
erstmalig zum Gegenst<strong>an</strong>d<br />
öffentlicher Debatten. Eine nationale<br />
Kommission zur Bekämpfung der<br />
Gewalt gegen Frauen versucht seitdem,<br />
die Fälle der Gewalt zu dokumentieren<br />
und ist <strong>an</strong> der Ausarbeitung eines Gesetzes<br />
zum Schutz von Frauen vor häuslicher<br />
Gewalt beteiligt. Obwohl die Regierung<br />
einige Schritte in die richtige<br />
Richtung get<strong>an</strong> hat, gründen viele Formen<br />
der Gewalt in der patriarchalischen<br />
Gesellschaftsstruktur und werden sich<br />
erst durch einen l<strong>an</strong>gsamen sozialen<br />
W<strong>an</strong>del verändern können.<br />
Demokratisierung bringt demnach<br />
nicht per se Verbesserungen für die<br />
Frauen. Die ebenso maßlose wie weitverbreitete<br />
Korruption und der ungebremste<br />
Nepotismus sind neben Kompetenzger<strong>an</strong>gel<br />
innerhalb der Regierung<br />
ebenfalls ausschlaggebend dafür,<br />
dass Gesetze zum Vorteil für Frauen<br />
nicht zügig verabschiedet werden. ❚<br />
forumwissenschaft<br />
Literatur:<br />
Blackburn, Sus<strong>an</strong>:Wom<strong>an</strong> <strong>an</strong>d<br />
the State in modern Indonesia,<br />
Cambridge 2004<br />
Göttner-Abendroth, Heide: Das<br />
Matriarchat II,1 – Stammesgesellschaften<br />
in Ostasien, Oze<strong>an</strong>ien,<br />
Amerika, Stuttgart 1991<br />
Kerst<strong>an</strong>, Birgit/Berninghausen,<br />
Jutta: Em<strong>an</strong>zipation wohin? –<br />
Frauen und Selbsthilfe in Java/<br />
Indonesien, Fr<strong>an</strong>kfurt 1991<br />
Robinson, Kathryn/ Besell, Sharon<br />
(Hrsg.):Wom<strong>an</strong> in Indonesia –<br />
Gender, Equity <strong>an</strong>d Development,<br />
Singapore 2002<br />
Wieringa, Saskia: Sexual politics in<br />
Indonesia, New York 2002<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23
<strong>an</strong>.sage<br />
Dirty old bodies?<br />
Ich seh etwas, das du nicht siehst – den sexualisierten, alten Frauenkörper in der Öffentlichkeit.<br />
Das Phänomen „dirty old bodies“ wird von Eva Geber (AUF) und der Sozialwissenschaftlerin<br />
Gerlinde Mauerer eindeutig als Spukgespenst identifiziert.<br />
Eva Geber<br />
Sexualisierte Alte oder dirty old bodies? Nein, Bodies sind ja sexy<br />
Kleidungsstücke. Oder sexualisierte. Aber es geht ja um sexualisierte<br />
old women. Sicher, alle Probleme dieser Gesellschaft werden<br />
sexualisiert, hab ich gelernt. Aber müssen wir uns das jetzt schon<br />
selber machen? Oder prophylaktisch verweigern? Alte Frauenkörper sexualisiert?<br />
Hab ich nirgends gesehen, es dürfte sich um das sprichwörtliche<br />
Problem zu jeder Lösung h<strong>an</strong>deln. Alte Körper nackt sind <strong>an</strong>geblich<br />
unwürdig, hat mir eine gesagt, damit ich mir überlege, was ich dazu<br />
schreiben soll. Da habe ich kürzlich eine Bilderserie mit erotischen<br />
Fotos von alten Frauen gesehen. Meistens waren sie nackt. Und alt. Und<br />
erotisch. Kommt vor, auch in der Realität. Weniger in der Werbung. Dort<br />
sind die Frauen – wie alt auch immer – fesch und fit. Auch die Männer<br />
und die Kids. Oder aber fesch und so unfit, dass sie den Rollator brauchen,<br />
die Nichtausrutschmatte für die W<strong>an</strong>ne, Knoblauchkapseln, Faltencreme<br />
und das digitale Hörgerät. Erraten: sie sind Konsumentinnen.<br />
Es geht um Markt und um Umsatz. Und da sind die vielen vielen Alten,<br />
die nicht alles Geld ins Grab nehmen sollen, das sie vielleicht haben.<br />
Fesch und fit wird alles möglich. Ein Cabrio mit T<strong>an</strong>gonacht, heteramäßig<br />
(auch er fesch und fit). Oder Wellness mit der Freundin. Schließlich<br />
ist die alte Frau, wenn schon nicht dirty, so meistens single. Naja,<br />
die Frauenfreundinnen werden weniger <strong>an</strong>gesprochen, die sind<br />
scheints nicht sexy. Alte Frauen sind gesellschaftlich abgewertet, alte<br />
Menschen in unserer schönen westlichen Welt <strong>an</strong> sich. Fit und fesch,<br />
wenn sie sind, können sie mit „toll, für ihr Alter!“ rechnen. Also sicherheitshalber<br />
das Markt<strong>an</strong>gebot <strong>an</strong>nehmen. Sexy klingt nach Diminutiv.<br />
Selbstermächtigt sexuell wäre wohl dirty. Einfallsreich ist die Werbung<br />
selten, riskieren will sie auch nichts. Nicht mit alten Körpern und nicht<br />
mit Alterssex – am Ende noch lesbischem. Igitt. Viel Werbung kenne ich<br />
ja nicht. TV sehe ich nicht, Boulevard und Frisör greife ich nicht <strong>an</strong>, auf<br />
Ö1 hör ich nix davon. Gelegentlich schau ich in ein Seniorenheft, das ins<br />
Haus flattert. Von da her weiss ich, dass wir wichtig sind. Für den Umsatz.<br />
So wichtig wie alle nämlich. Die Kids sollen die coole Schritt-im-<br />
Knie-Hose kaufen, oder voll das Piercing im Nabel und den urkultigen<br />
¡pod. Sie sind auch fesch und fit und haben keine Pickel (außer vorher<br />
bei der Anti-Akne-Salbe). Wir sind kommerzialisiert, nicht sexualisiert.<br />
Wenn Geld mit Schiachheit zu machen wär, seh ich den Slog<strong>an</strong>:„WIR<br />
sind für SIE da: Wir versichern die schlabbrig Fetten mit dem ätzenden<br />
Mundgeruch“. ❚<br />
24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Gerlinde Mauerer<br />
Kommentare müssen nicht<br />
mit der Redaktionsmeinung<br />
übereinstimmen.<br />
Zunächst dachte ich, die Anfrage nach einem Kommentar zu „dirty<br />
old women“ in der Öffentlichkeit nicht richtig verst<strong>an</strong>den zu haben.<br />
Erst nach der zweiten Anfrage wurde mir klar, dass ich offensichtlich<br />
deshalb nicht verstehen konnte, weil ich <strong>an</strong>derer Meinung war und<br />
bin. Ich sehe die „nackten, sexualisierten, alten Körper in Medien, Perform<strong>an</strong>ces<br />
(Beecroft), Ausstellungen (dirty old wom<strong>an</strong>)“ nicht, deren Erscheinen<br />
im öffentlichen Raum ich positiv oder negativ bewerten sollte. Alles,<br />
was mir einfiel, war das Bild einer recht jugendlich wirkenden wohl schon<br />
älteren Dame mit l<strong>an</strong>gen grauen Haaren (statt blond), die für eine Versicherung<br />
wirbt. Glücklich war ich – wie immer in solchen Fällen –, dass mir<br />
nicht einfiel für welches Produkt genau; so fühle ich mich immer etwas<br />
„immun“ gegen Werbung und spont<strong>an</strong> besser. Ein fischartiger Unterleib<br />
der sportlich schl<strong>an</strong>ken Dame fiel mir ein – erinnernd <strong>an</strong> „Undine geht“,<br />
die allen, die H<strong>an</strong>s heißen, ihren Abschied erteilt (nach Ingeborg Bachm<strong>an</strong>n).<br />
Mit weiblicher Sexualität assoziiere ich diese halb tierischen Darstellungen<br />
jedoch nicht, mehr mit Meer, Rauschen und Wasser ... (es könnte<br />
auch eine Kredtikarten-Urlaubswerbung sein). Vielleicht doch ein Hinweis<br />
auf nicht k<strong>an</strong>alisierte weibliche Sexualität? Aber in der Versicherungswerbung?<br />
Weitere alte Körper aus der Werbung – es fiel mir im<br />
übrigen nur jene vom Haus der Barmherzigkeit ein, wo junge Pfleger alte<br />
Damen hochhalten und junge Frauen alte Männer stützen – konnten<br />
wohl weniger gemeint sein. Jedenfalls wird Sexualität in Pflegeheimen tabuisiert,<br />
soviel weiß ich zumindest aus soziologischen Arbeiten (u.a. von<br />
Anton Am<strong>an</strong>n: Die großen Alterslügen, 2004 – sehr empfehlenswert und<br />
gesellschaftskritisch).Was ich jedoch sehe – und vielleicht sind die dirty<br />
old women deshalb unerk<strong>an</strong>nt <strong>an</strong> mir vorbei geg<strong>an</strong>gen – ist eine Sexualisierung<br />
von allem und jedem. Die Sexualisierung der B<strong>an</strong><strong>an</strong>e eben: nicht<br />
allzu pummelig, länglich, schl<strong>an</strong>k, ein wenig gekrümmt, Fetisch und Ware.<br />
Damit steht in Verbindung: Sexualität als Ware, Objektivierung und Ins-<br />
Bild-Setzung von Körpern, die in realen Erwerbsarbeitsabläufen zumeist<br />
recht „unpfleglich“ beh<strong>an</strong>delt werden; bildliche Darstellungen, die nichts<br />
mit der Realität zu tun haben, oder erschaudern lassen, wenn frau sie trifft<br />
(u.a. ausgemergelte junge Frauen, die am Plakat recht hübsch aussehen).<br />
Ob alt, ob Frau, ob jung, ob M<strong>an</strong>n, ob Waschpulver, ob Putzmittel, ob Erdbeere<br />
oder B<strong>an</strong><strong>an</strong>e: Sexualisierung, Objektivierung und Kaufkraft gehen<br />
zusammen.Was jenseits liegt und vielleicht „dirty old wom<strong>an</strong>“ sein könnte,<br />
mit selbstbestimmter Sexualität, Einkommen und Lebenslust, blieb mir<br />
bisl<strong>an</strong>g leider verborgen. ❚
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Auf in die Selbstständigkeit<br />
Unter dem Titel „Die Unternehmerinnen der Zukunft“, ver<strong>an</strong>staltete ein<br />
im Jänner mit Unterstützung der SP-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-<br />
Hosek gegründetes Frauennetzwerk am 9. und 10. Juni eine Konferenz.<br />
Ziel des Netzwerkes ist es, Frauen, die den Weg in die Selbstständigkeit<br />
wagen, zu unterstützen. Denn im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen<br />
sind Unternehmerinnen mit zusätzlichen Problemen, wie z.B. dem<br />
M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> flexiblen Kinderbetreuungsplätzen konfrontiert. „Frauen<br />
scheitern schon oft dar<strong>an</strong>, dass ihr Businesspl<strong>an</strong> von der B<strong>an</strong>k nicht akzeptiert<br />
wird“, klärt Eva Maria Artner, Delegierte in der Sparte Information<br />
& Consulting der Wirtschaftskammer Wien, bei der Konferenz über<br />
eine Ursache für Fin<strong>an</strong>zierungsschwierigkeiten auf.<br />
Auf der online Plattform, stehen interessierten Frauen, in Unternehmensfragen<br />
beratende MentorInnen zur Verfügung. Frau k<strong>an</strong>n sich<br />
dort aber auch einfach über Erfahrungen und Informationen austauschen.<br />
FIAg<br />
www.dieunternehmerinnen.at<br />
frauenkongress<br />
Metallerinnen<br />
Im Rahmen des 31.Weltkongresses des Internationalen Metallergewerkschaftsbundes<br />
(IMB) f<strong>an</strong>d am 21. Mai auch eine IMB-Frauenkonferenz<br />
statt. Dabei wurden Themen wie mehr Rechte für die Frauen, bessere<br />
Arbeitsbedingungen und ein gerechteres/höheres Einkommen diskutiert.<br />
Die Schweizer Delegierte Fabienne Bl<strong>an</strong>c-Kühn machte darauf aufmerksam,<br />
dass Frauen in der Fertigungsindustrie unentbehrlich seien,<br />
allerdings nicht nur wegen ihrer Erfahrungen, sondern auch weil sie<br />
„keine diplomierte Ausbildung haben, und daher flexible und billige Arbeitskräfte<br />
sind“. Damit sich das z.B. auch in Ländern wie Brasilien oder<br />
Indien ändert, sei die Gründung von Gewerkschaften erforderlich. Deshalb<br />
pl<strong>an</strong>t der IMB auf internationaler Ebene verstärkt mit den Frauen<br />
zusammen zu arbeiten. Denn:„Eine abgestimmte Gewerkschaftspolitik<br />
ist grundsätzlich wichtig, um sich mitein<strong>an</strong>der für die Rechte der Arbeiterinnen<br />
einzusetzen“, erklärte Erika Nussgraber-Schnabl, österreichische<br />
Bundesfrauenvorsitzende der Gewerkschaft Metall und Textil. Frauen<br />
seien, oft wegen der Angst vor einem Jobverlust viel zu selten in Gewerkschaften<br />
vertreten, die Folge davon ist, dass sie ihre Rechte nicht<br />
kennen. Da will nun der IMB Abhilfe verschaffen. kabu<br />
www.metaller.at<br />
wiedereinsteigerinnen<br />
WEg zum Job<br />
Am 13. Juni präsentierte das AMS gemeinsam mit dem abz.wien ein<br />
neues Programm für beschäftigungslos vorgemerkte Berufs- bzw. Wiedereinsteigerinnen<br />
mit Kinderbetreuungspflichten. Mit einem Gesamtvolumen<br />
von 3,3 Mio Euro können mit „WEg zum Job“ – WE steht dabei<br />
für „Wiedereinstieg erleichtern“ – Projektmaßnahmen für 2000 Frauen<br />
durchgeführt werden. Aktuell sind beim AMS Wien 4.384 WiedereinsteigerInnen<br />
arbeitslos gemeldet, davon 188 Männer (Österreichweit rund<br />
12.400 WiedereinsteigerInnen). Die Kombination von regelmäßiger<br />
<strong>an</strong>.rissarbeit<br />
Einzelberatung und einem dreistufigen Phasenmodell, in dem konkret<br />
auf die berufliche und persönliche Situation der Teilnehmerin eingeg<strong>an</strong>gen<br />
wird, dauert zwischen sieben und 24 Wochen und wird vom<br />
abz.austria, bfi Wien und von Intercom für das AMS Wien durchgeführt.<br />
Die Anmeldung erfolgt über die AMS-BeraterInnen. s-r<br />
Nähere Infos: AMS Wien, Sus<strong>an</strong>ne Rauscher T. 01/878 71-505 10, sus<strong>an</strong>ne.rauscher@ams.at, www.ams.at/wien<br />
abz.austria, Ch<strong>an</strong>cen für Frauen-Ch<strong>an</strong>cen der Wirtschaft,<br />
Claudia Schwab T. 01/667 030 020, claudia.schwab@abzaustria.at, www.abzaustria.at<br />
aktionstag<br />
Wussten Sie, dass ... ?<br />
„Es war die bisher schönste Aktion“, sagt Bernadette Karner,<br />
Mitarbeiterin von LEFÖ/TAMPEP (Beratung, Bildung und Begleitung für<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen), rückblickend zur Ver<strong>an</strong>staltung SexARBEIT, die <strong>an</strong>lässlich<br />
des internationalen Hurentages am 2. Juni auf dem Urb<strong>an</strong>-Loritz-Platz<br />
vor der Hauptbücherei stattf<strong>an</strong>d. Seit 2002 nehmen die Frauen von<br />
LEFÖ/TAMPEP, diesmal in Zusammenarbeit mit dem Ausstiegsprojekt<br />
AUS und den Grünen Frauen Wien, diesen Tag zum Anlass, um auf die<br />
prekäre Situation von Sexarbeiterinnen in Österreich und im besonderen<br />
jener von Migr<strong>an</strong>tinnen in der Sexarbeit aufmerksam zu machen.<br />
Die Aktion soll nicht nur die Medien, sondern auch eine breite Öffentlichkeit<br />
für das (noch immer) tabuisierte Thema Sexarbeit sensibilisieren.<br />
Während der vierstündigen Ver<strong>an</strong>staltung wurden Pass<strong>an</strong>tInnen<br />
per H<strong>an</strong>dzettel mit Informationen versorgt. Fragen und Forderungen<br />
wie „Wussten Sie, dass Prostitution in Österreich nach wie vor sittenwidrig<br />
ist und Sexarbeiterinnen daher keine Arbeitsrechte besitzen?“<br />
und „Wir fordern daher die Streichung der Sittenwidrigkeit und die<br />
Anerkennung von Prostitution als Arbeit/Erwerbszweig wie das 2001 in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d geschehen ist!“ provozierten lebhafte Diskussionen und<br />
auch Solidaritätsbekundungen. Die sehr unterschiedlichen Reaktionen<br />
reichten von „einen großen Bogen um die Ver<strong>an</strong>staltung machen“ bis<br />
hin zu sehr positivem Feedback selbst von einer Pensionistin. Der mitreißende<br />
Auftritt der B<strong>an</strong>d „SV Damenkraft“ (Foto) sorgte für<br />
Unterhaltung und die nötige Aufmerksamkeit. Svh<br />
Fo t o : L E F Ö / TAM P E P<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27
Fo t o s : Re n at e B i l l e t h<br />
bigbilla<br />
1 Name wurde von der Redaktion<br />
geändert<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Gut im Geschäft?<br />
Knochenarbeit zu Hungerlöhnen – Angestellte im Einzelh<strong>an</strong>del haben meist wenig zu<br />
lachen. Jennifer Imhoff über die Arbeitsbedingungen bei Billa & Co<br />
Dass die Arbeit als Verkäuferin<br />
für viele Frauen nicht den<br />
Traumjob darstellt, ist klar. Die<br />
Beweggründe, eine Arbeit im<br />
Einzelh<strong>an</strong>del <strong>an</strong>zutreten, sind<br />
unterschiedlich und sicher k<strong>an</strong>n nicht<br />
allgemein behauptet werden, dass die<br />
Frauen keine <strong>an</strong>dere Wahl hätten. Würde<br />
frau jedoch diese Behauptung aufstellen,<br />
so wäre es auch naheliegend<br />
<strong>an</strong>zunehmen, dass die Konditionen in<br />
diesem Job nicht unmittelbar auf die<br />
Arbeitnehmerin abgestimmt sind. Ist<br />
frau fin<strong>an</strong>ziell abhängig, so k<strong>an</strong>n sie<br />
sich viele Arbeitsbedingungen nicht<br />
aussuchen und wird mit m<strong>an</strong>gelnder<br />
Loyalität, Profitgier und Ausbeutung<br />
konfrontiert.<br />
Abwechslung. Terese Knapp 1 arbeitete<br />
fünf Jahre l<strong>an</strong>g in einer Billa-Filiale: die<br />
Kinder waren klein, das Familieneinkommen<br />
reichte nicht. Als Überg<strong>an</strong>gslösung<br />
entschied sie sich für einen<br />
dreißig Stunden Job als „Obst- und<br />
Gemüsefachbetreuerin“ bei Billa. „Es<br />
war eine große Ehre für mich, dass ich<br />
diesen Job bekommen habe. Ich übernahm<br />
ihn von meiner Vorgängerin – sie<br />
hatte bei Billa gelernt und war perfekt.<br />
Nachdem sie sich aufgelehnt hatte,<br />
weil ihre Stunden abgebaut werden<br />
sollten, war sie d<strong>an</strong>n schnell weg.“<br />
Die Arbeit einer Obst- und Gemüsefachkraft<br />
beinhaltet mehrere Aufgabenbereiche,<br />
die im Angestelltenvertrag<br />
nicht erwähnt werden. Dort steht, dass<br />
„der Dienstnehmer(!) vornehmlich zur<br />
Verrichtung der Arbeiten eines Obst
und Gemüsefachbetreuers“ aufgenommen<br />
wird. Ein leichtes Schmunzeln über<br />
die Wortwahl kommt da schon auf,<br />
denn der Dienstnehmer ist im Einzelh<strong>an</strong>del<br />
immer noch größtenteils weiblich.<br />
All inclusive. Die Arbeiten, die eine Fachbetreuerin<br />
zu bewältigen hat, beginnen<br />
um sechs Uhr. Eine Stunde vor Geschäftsöffnung<br />
begibt sie sich dar<strong>an</strong>,<br />
die jeweils zwei bis sechs Container mit<br />
Ware auszuräumen und zu schlichten.<br />
Obst und Gemüse müssen rechtzeitig<br />
<strong>an</strong> ihrem Platz sein, bevor die Leute<br />
kommen. D<strong>an</strong>n wird das Geschäft noch<br />
schnell gereinigt und das Obst ein letztes<br />
Mal auf seine Verderblichkeit überprüft.<br />
Dass diese Stunde ebenso wie die<br />
Zeit nach Verkaufsschluss (diverse Aufräumarbeiten,<br />
Kassenschluss) unbezahlt<br />
ist, wird im Vertrag nicht erwähnt.<br />
Die Arbeit muss trotzdem get<strong>an</strong> werden.<br />
Frau Knapp erhielt zwar eine monatliche<br />
Zulage von 52,32 Euro, eine<br />
Mehrstundenregelung war in ihrem<br />
Vertrag jedoch nicht ver<strong>an</strong>kert. Sie gibt<br />
<strong>an</strong>, bis zu acht Überstunden wöchentlich<br />
geleistet zu haben – ohne Entgelt.<br />
„Es war klar, dass die Arbeit zu machen<br />
ist – und aus. Das haben alle so gemacht.<br />
Und wenn du dich dagegen gewehrt<br />
hast, d<strong>an</strong>n warst du nicht mehr<br />
l<strong>an</strong>ge da. Alle, die gemeutert haben, waren<br />
schnell weg.“ Frau Knapp sieht den<br />
Hauptgrund für den relativ häufigen<br />
Wechsel der Arbeitskräfte in der unsauberen<br />
Abrechnung der geleisteten Arbeitsstunden.<br />
Das Arbeitsklima im Verkauf ist von<br />
großem Druck geprägt, die Frauen wissen,<br />
dass sie austauschbar sind. Wird<br />
nicht gearbeitet, so wird eine neue Kraft<br />
eingestellt– was vermutlich auch ein<br />
Grund dafür ist, dass bei Billa kein besonderer<br />
Wert auf die Einschulung gelegt<br />
werden k<strong>an</strong>n. Frau Knapp erhielt<br />
für ihre Tätigkeit <strong>an</strong> der Kasse, welche<br />
sie trotz Dienstvertrag als „Obst- und<br />
Gemüsefachbetreuer“ mindestens zwei<br />
bis drei Stunden pro Tag zu erfüllen hatte,<br />
eine circa zweistündige Einschulung.<br />
D<strong>an</strong>ach musste sie sich den zahlfreudigen<br />
KundInnen stellen. Die Zeit <strong>an</strong> der<br />
Kasse war ihr trotzdem lieber als ihr eigentlicher<br />
Fachbereich, denn die physische<br />
Anstrengung forderte ihren Tribut:<br />
„Schmerzen vom schweren Tragen hatten<br />
da fast alle“, meint sie und erinnert<br />
sich <strong>an</strong> eine Kollegin, die sich bedingt<br />
durch die Arbeit einer Operation unterziehen<br />
musste und ein halbes Jahr im<br />
Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d war.<br />
Von Nachteil ist sicherlich, dass viele<br />
Billa Filialen kein Lager haben und die<br />
Ware auf die hohen Regale gestapelt<br />
werden muss. Frau Knapp hat d<strong>an</strong>n eine<br />
Rückenschule besucht, da sich auch<br />
bei ihr chronische Schmerzen entwickelt<br />
hatten. Als sie später zu „Zielpunkt“<br />
wechselte, war sie froh,„dass<br />
dort ein männlicher Mitarbeiter die Lagerarbeiten<br />
verrichtete und bei schweren<br />
Lasten einspringen“ konnte.<br />
Stundenkürzungen. Die Zeit als Angestellte<br />
bei Billa ging für Frau Knapp zu Ende,<br />
nachdem ihre „offizielle“ Arbeitszeit<br />
von einem Tag auf den <strong>an</strong>deren<br />
auf zw<strong>an</strong>zig Stunden reduziert wurde.<br />
Zu hohe Personalkosten sollen der<br />
Grund dafür gewesen sein, die Filialleitung<br />
hätte keine <strong>an</strong>dere Wahl gehabt.<br />
Nachdem Frau Knapp aber weiterhin<br />
die selbe Arbeit zu verrichten hatte,<br />
änderte sich nicht viel <strong>an</strong> ihrer tatsächlich<br />
geleisteten Arbeitszeit. Sie<br />
st<strong>an</strong>d weiterhin 35 bis 38 Stunden pro<br />
Woche im Geschäft, auch weil sie ihre<br />
Kollegin im Obst- und Gemüsefachbereich<br />
nicht mit all der Arbeit alleine<br />
lassen wollte. Sie erhielt nun ein Gehalt<br />
von rund 480 Euro netto . Inklusive<br />
Zulagen. Die Mehrstunden blieben<br />
für Frau Knapp weiterhin unbezahlt.<br />
„Nach einem Monat habe ich gekündigt.<br />
Ich wollte mich nicht mehr verarschen<br />
lassen.“<br />
Es erscheint eigentlich unlogisch,<br />
dass Stunden abgebaut werden, obwohl<br />
das <strong>an</strong>gestellte Personal ohnehin<br />
mit dem Arbeitspensum überfordert<br />
ist. Recherchen bringen jedoch etwas<br />
Licht ins Dunkel. So bekommen FilialleiterInnen<br />
eine jährliche Prämie ausbezahlt<br />
– sofern die Zahlen stimmen. Frau<br />
Corinna Tinkler, Pressesprecherin der<br />
Billa AG, erklärt, was es mit dieser Prämie<br />
auf sich hat:„Filialleiter bekommen<br />
am Ende des Jahres eine Wirtschaftsjahresprämie,<br />
wenn die Vorgaben, die<br />
zu Beginn des Jahres gemeinsam festgelegt<br />
wurden, erreicht werden.“ Niedrige<br />
Personalkosten sind in dieser Rechnung<br />
ein wichtiger Faktor um die Zielvorgaben<br />
auch zu erreichen. Für Filialmitarbeiterinnen<br />
sind Erfolgsprämien<br />
übrigens nicht vorgesehen.“<br />
Wie’s auch geht. Dass es auch <strong>an</strong>ders gehen<br />
k<strong>an</strong>n, zeigt das Beispiel von D<strong>an</strong>iela<br />
Regner. Sie war zwei Jahre l<strong>an</strong>g in einer<br />
Hofer Filiale beschäftigt und wurde<br />
<strong>an</strong> der Umsatzprämie beteiligt. Die<br />
Knochenarbeit <strong>an</strong> der Kassa wird monatlich<br />
mit einer Prämie vergolten,<br />
die jeder Hofer-Mitarbeiterin zusteht.<br />
D<strong>an</strong>iela Regner arbeitete zw<strong>an</strong>zig<br />
Stunden pro Woche, genauso wie<br />
Frau Knapp, nachdem ihr die Arbeitszeit<br />
gekürzt wurde. Der einzige Unterschied:<br />
D<strong>an</strong>iela Regner verdiente rund<br />
das Doppelte <strong>an</strong> Grundgehalt. Grundgehalt<br />
plus Mehrstunden plus Leistungsprämie<br />
ergaben „ein schönes<br />
Sümmchen“, meint sie. Darin sieht<br />
Frau Regner auch den Grund, warum<br />
das Hofer-Personal l<strong>an</strong>ge im Betrieb<br />
bleibt und die Angestellten mit ihren<br />
Arbeitsbedingungen zufrieden sind.<br />
Trotzdem betont sie, dass der Job<br />
Schwerstarbeit ist. Damals, als die<br />
Kassen noch ohne Sc<strong>an</strong>ngerät funktionierten,<br />
mussten die Preise regelmäßig<br />
auswendig gelernt werden, die<br />
Schnelligkeit der Kundenabfertigung<br />
was das Richtmaß der Einstellung.<br />
Wurde zu l<strong>an</strong>gsam getippt, d<strong>an</strong>n wurde<br />
die Probezeit nicht verlängert. „Es<br />
ist einfach so ein enormer Druck –<br />
m<strong>an</strong>chmal glaubst du, du fällst aus<br />
der Kassa raus!! Weil m<strong>an</strong> eine sehr<br />
hohe Konzentration haben muss, sich<br />
keine Fehler erlauben darf, schnell<br />
sein muss. Dazwischen gibt’s keine<br />
Regeneration. Anf<strong>an</strong>gs bin ich mit<br />
Tränen <strong>an</strong> der Kassa gesessen, als<br />
ich nach Hause kam, war ich fix und<br />
fertig.“<br />
Vierzig Stunden pro Woche hätte<br />
sie nicht geschafft, weder in Bezug auf<br />
die physische, noch auf die psychische<br />
Anstrengung. Trotzdem sei die – in<br />
ihren Augen überdurchschnittliche –<br />
Bezahlung immer wieder ein Ansporn<br />
gewesen, weiter zu machen.<br />
Ob L<strong>an</strong>gzeit-Verkäuferinnen einen<br />
Platz in der gepl<strong>an</strong>ten Schwerstarbeiterregelung<br />
finden werden, ist noch ungewiss.<br />
Die Problematik der „gemischten<br />
Tätigkeiten“ in diesem Beruf ergibt<br />
sich in der Berechnung des Arbeitsaufw<strong>an</strong>des<br />
– immer noch wird verh<strong>an</strong>delt,<br />
wie und ob Angestellte mit gemischten<br />
Tätigkeiten in der neuen Regelung Platz<br />
finden. 2007 soll die Schwerstarbeiterregelung<br />
in Kraft treten. Wir sind gesp<strong>an</strong>nt<br />
… ❚<br />
billabig<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29
kultur<strong>an</strong>.riss<br />
ausstellung<br />
Zähler/Nenner<br />
Nach der erfolgreichen Präsentation der Bilder von Ceija Stojka zeigt das<br />
Jüdische Museum in seiner Außenstelle auf dem Judenplatz noch bis 4.<br />
September Arbeiten der deutschen Fotokünstlerin Beate Passow. Sie hat<br />
Mitte der 1990er-Jahre Auschwitz-Überlebende in Europa und Israel mit<br />
ihrer Kamera besucht und sie so fotografiert, dass ihre tätowierten Unterarme<br />
im Mittelpunkt waren. Dabei entst<strong>an</strong>d die dokumentarische Fotoserie<br />
„Zähler/Nenner“. Die Gesamtzahl der in Auschwitz und seinen<br />
Nebenlagern Ermordeten wird auf bis zu 1,5 Millionen geschätzt. Über<br />
400.000 Gef<strong>an</strong>gene wurden bei ihrer Ankunft zunächst als arbeitsfähig<br />
eingestuft und <strong>an</strong>schließend mit einer Registrierungsnummer zw<strong>an</strong>gstätowiert.<br />
GaH<br />
bis 4.9., 1., Judenplatz 8, So-Do 10-18.00, Fr 10-14.00, kostenlose Führung für Schulklassen, www.jmw.at<br />
festivals<br />
Filmschaffende gesucht<br />
Gegen L<strong>an</strong>geweile in der Sommerpause ist gesorgt: gleich zwei Filmfestivals<br />
fordern junge KünstlerInnen bis 22 Jahre dazu auf, ihre Arbeiten<br />
einzureichen. Bereits zum vierten Mal prämiert die Salzburger KLAPPE<br />
<strong>2005</strong> Videos, Filme und WebMovies von CineastInnen ab 12, die ihre<br />
Beiträge bis 1. <strong>August</strong> einreichen können. Seit Jahresbeginn sind von der<br />
KLAPPE org<strong>an</strong>isierte Ver<strong>an</strong>staltungen zum Thema am Laufen: jeden<br />
zweiten Donnerstag gibt es die von Jugendlichen gestaltete Radiosendung<br />
„KLAPPE BilderRadio“ und im <strong>August</strong> ist ein Casting junger ModeratorInnen<br />
für das Festival im Herbst <strong>an</strong>gesetzt. Parallel dazu laufen die<br />
vom wienXtra-medienzentrum org<strong>an</strong>isierten „wienervideo&filmtage“.<br />
Mitmachen können alle 8- bis 22-Jährigen, die ihre selbst produzierten<br />
Film- und Videoarbeiten aller Genres vor dem 2. September einreichen<br />
müssen. Das Wiener Festival bietet bewusst Raum für Diskussion und<br />
Vernetzung zwischen Jury, ProduzentInnen und Publikum. Als Preise<br />
winken Praktika bei renommierten Filmfirmen, neueste Fachliteratur<br />
und vieles mehr. ror<br />
Festival Salzburg: www.klappe.at; Festival Wien: www.videoundfilmtage.at oder www.medienzentrum.at<br />
30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Fo t o : B e at e Pa s s o w<br />
m usik<br />
Jazz is a wom<strong>an</strong><br />
Seit den Anfängen des Jazz waren Frauen <strong>an</strong> dessen Entwicklung maßgeblich<br />
beteiligt. Die Leistungen dieser Musikerinnen sind jedoch weniger<br />
bek<strong>an</strong>nt als die ihrer männlichen Kollegen. Wenn wir <strong>an</strong> Frauen<br />
im Jazz denken, fallen uns automatisch Sängerinnen ein, selten jedoch<br />
Instrumentalistinnen, denen der große Durchbruch zumeist versagt<br />
blieb. In den 1920er und 30er Jahren gab es eine wachsende Zahl <strong>an</strong><br />
Jazz-Pi<strong>an</strong>istinnen. Die darauf folgenden Jahren brachten Jazz B<strong>an</strong>ds<br />
hervor, die von Frauen geleitet wurden. An der bis heute <strong>an</strong>haltenden<br />
männlichen Domin<strong>an</strong>z in der Jazz Welt hat dies leider nichts geändert.<br />
Erfreulich also, wenn im <strong>August</strong> das 15. Jazz Fest Wien unter dem Motto<br />
„Jazz is a wom<strong>an</strong>“ in einer eigenen Programmreihe mehrere Jazz Musikerinnen<br />
und deren B<strong>an</strong>ds vorstellt. Auf die Frage, was frau/m<strong>an</strong> sich<br />
erwarten k<strong>an</strong>n, meint Margit Rauner, Mitorg<strong>an</strong>isatorin der Ver<strong>an</strong>staltung:<br />
„Eine sp<strong>an</strong>nende Ausein<strong>an</strong>dersetzung von weiblicher Kreativität<br />
mit dem Thema Jazz – gepaart mit Intelligenz und Improvisationsvermögen.“<br />
soh<br />
Reigen, 14., Hadikgasse 62, T. 01/408 60 30, Eintritt 10,- Euro<br />
www.viennajazz.org, tickets@viennajazz.org<br />
ausstellung<br />
Kopftuch-Kulturen<br />
Das Frauenmuseum in Hittisau im Bregenzerwald zeigt ab 9. <strong>Juli</strong> eine<br />
Ausstellung über ein Stückchen Stoff, das immer wieder für Diskussionen<br />
sorgt: das Kopftuch – ein funktionelles Kleidungsstück, modisches<br />
Accessoire und gleichzeitig auch ein kulturelles, politisches und religiöses<br />
Ausdrucksmittel. „Die Ausstellung soll einen Beitrag für ein besseres,<br />
verständnisvolleres Zusammenleben in einer globalen, von Migration<br />
geprägten, multikulturellen Gesellschaft leisten“, so Elisabeth Stöckler,<br />
Leiterin des Museums. Am Beispiel des Kopftuches als Stück weiblicher<br />
Alltagskultur könnten Aspekte der Frauengeschichte und der Frauenrolle<br />
heute, regional wie international, thematisiert und hinterfragt<br />
werden. Die acht Kapitel der Ausstellung beleuchten nicht nur verschiedenste<br />
Kopftuchkulturen und aktuelle politische Debatten. Sie erzählen<br />
auch vom Einzug des Kopftuches in die Haute Couture durch Coco Ch<strong>an</strong>el,<br />
beschäftigen sich mit der Herstellung der Tücher oder vergleichen Verschleierungskonzeptionen<br />
in Europa mit Frauendarstellungen im „Orientalischen<br />
Märchen“. mima<br />
9.7.-31.10., Frauenmuseum, Platz 501, 6952 Hittisau, T. 05513/6209-30, www.frauenmuseum.com<br />
eröffnung<br />
Ohne Grenzen<br />
KulturKontakt Austria eröffnet eine neue Galerie: ArtPoint in der Universitätsstraße<br />
wird im Zweimonatsrhythmus KünstlerInnen aus Ostund<br />
Südosteuropa ausstellen. Zur Eröffnung ist die Belgrader Fotografin<br />
Ana Adamovic zu Gast mit ihrem Projekt „Without the Borders“.<br />
Im Bereich der Dokumentarfotografie arbeitet Adamovic zumeist <strong>an</strong><br />
den Themen Flüchtlinge, Asylsuchende oder Roma. „Without the Borders“<br />
beschäftigt sich mit dem Problem der Asylsuche in der Europäischen<br />
Union. Adamovic beg<strong>an</strong>n die Arbeit dazu 2003 während ihres
dreimonatigen Aufenthalts als Artist in Residence von KulturKontakt<br />
Austria. In dieser Zeit besuchte und fotografierte Adamovic zahlreiche<br />
Wohnheime von Asylsuchenden in Wien. „Dabei versuchte ich herauszufinden,<br />
was Emigration in unserer Zeit bedeutet – in einem Europa<br />
ohne Grenzen, aber auch in einer Welt, die beinahe täglich mit neuen<br />
Kriegen und politischen Krisen konfrontiert ist“, erläutert die Künstlerin<br />
ihr Konzept. Derzeit leitet Ana Adamovic in einer multi-ethnischen<br />
Region in Südserbien Fotoworkshops mit Schulkindern. Ziel dabei ist es,<br />
Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft dabei zu unterstützen,<br />
mittels Fotografie mitein<strong>an</strong>der zu kommunizieren und ihre Differenzen<br />
zu überbrücken. GaH<br />
22.6. bis 12.8., Galerie ArtPoint, 1., Universitätsstraße 5, Mo-Fr 14-18.00, www.kulturkontakt.or.at<br />
frauen gedenken<br />
Chefsache?<br />
„Frauen gedenken <strong>an</strong>ders 1945 - <strong>2005</strong> ist eine Ausstellung von Frauenstadträtin<br />
Mag.a Sonja Wehsely und der Frauenabteilung der Stadt<br />
Wien“, heißt es im Begleitfolder zu einer Installation von 34 jeweils 2,5<br />
Meter hohen Stelen, die vor dem Wiener Museumsquartier 60 Jahre<br />
Frauengeschichte und -politik in Österreich sichtbar machen sollen.<br />
Umso erstaunter war frau daher, dass die Eröffnung nicht nur von der<br />
Stadträtin, sondern auch vom Bürgermeister vorgenommen wurde.<br />
Dritte im Bunde war Joh<strong>an</strong>na Dohnal, die auf die Frage wie sich das<br />
<strong>an</strong>fühle als Synonym für den Kampf um Frauenrechte gen<strong>an</strong>nt zu werden,<br />
lakonisch meinte: „Meistens bin ich sehr verwundert ...“. Verwundert<br />
war sie vermutlich auch, als Michael Häupl ihr die Ernennung<br />
zum Wiener Ehrenbürger (!) <strong>an</strong>drohte – und erst nach einer l<strong>an</strong>gen<br />
Schrecksekunde draufkam, dass es in diesem Fall „ja Bürgerin“ heißen<br />
müsste. Naja, wie sagte Sonja Wehsely doch gleich? „Das Image der<br />
Frauenpolitik ist wechselhaft, aber irrelev<strong>an</strong>t – denn es geht um Realitäten.“<br />
reb<br />
bis 31.8., VOR dem MQ Wien, 7., Museumsplatz 1; Eintritt frei!<br />
Tipp: Kostenlose Führungen mit Historikerinnen: 5. & 19.7., 2. & 16.8.,<br />
jeweils 17.00 Uhr. Anmeldung: hab@m57.magwien.gv.at, T. 01/4000 83515<br />
Fo t o : Re n at e B i l l e t h<br />
heim.spiel<br />
Eva Steinheimer<br />
Gequassel<br />
<strong>an</strong>.risskultur<br />
Lenni war bisher eher ein Meister der nonverbalen Kommunikation.<br />
Aber in den letzten paar Monaten ist mit den letzten Milchzähnen<br />
die Sprache durchgebrochen. Das beginnt morgens mit einem resoluten<br />
„Munter! Aufstehen! Runter gehen! Bäcker gehen! Krapfen(!)<br />
will ich!“ und endet (spät) abends mit der Aufforderung „(Ge)schichte!<br />
Pingi! Löbe!“. Dass er es liebt zum Einschlafen Geschichten erzählt<br />
zu bekommen, finde ich ja sehr süß. Es muss aber immer ein<br />
Pinguin vorkommen, und m<strong>an</strong>chmal eben auch ein Löwe – oder<br />
gleich alle beide. Das sind schon Ansprüche und oft genug schlafen<br />
wir erzählenden Eltern früher als Lenni. Seit neuestem greift er auch<br />
selber in die Geschichten ein, wirft uns Stichworte wie zum Beispiel<br />
„Tschinke kochen“ zu, und d<strong>an</strong>n muss der Löwenopa noch Palatschinken<br />
backen.<br />
Aber auch tagsüber m<strong>an</strong>gelt es Lenni nicht <strong>an</strong> F<strong>an</strong>tasie. So erzählt er<br />
etwa von einem Gespenst, das er gehört hat. Auf Nachfrage, was das<br />
Gespenst denn gesagt habe, meint er nur „Hallo!“. Ein höfliches Gespenst<br />
also. Lenni hat meist keine Zeit für Höflichkeiten und spricht<br />
in Imperativen. Dabei k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch gut verfolgen, wie sich seine<br />
Grammatik weiterentwickelt. Anf<strong>an</strong>gs sagte er immer „Kommen!“,<br />
was d<strong>an</strong>n überging in ein „Kommt, Mama!“ oder m<strong>an</strong>chmal auch ein<br />
zungenbrecherisches „Kommst!“ („Kummst jetzt, oda was?“). Mittlerweile<br />
tönt es g<strong>an</strong>z korrekt „Komm, Mama!“. Widerst<strong>an</strong>d ist<br />
zwecklos!<br />
Oft gibt Lenni sich auch schon ziemlich naseweis. Was er von der<br />
Welt schon kennt, und das ist gar nicht so wenig, kennt er gut:<br />
„Weiß ich das!“. Bei allen <strong>an</strong>deren ist er sich aber nicht so sicher, ob<br />
sie sich auskennen: „Keine Kinder draußen, weißt du?“. Und m<strong>an</strong>chmal<br />
passen die Erwachsenen auch nicht in die Schemen, die sie sonst<br />
selber vorgeben. So haben wir beim Ausmalen unserer leeren, alten<br />
Wohnung vorgeschlagen etwas zu essen zu bestellen. Lenni war<br />
grundsätzlich dafür, nur: „Tisch keinen haben wir!“. Ein leerer Karton<br />
war d<strong>an</strong>n aber ein guter Ersatz und die Pizza aß er profimäßig.<br />
Am besten ist aber, wenn Lenni zwischendurch plötzlich auf mich zustürmt,<br />
mich zerquetscht und sagt: „Lieb! Kuscheln!“. D<strong>an</strong>n könnte<br />
ich ihm jeden Wunsch erfüllen. Nun ja, fast jeden. Denn vor kurzem<br />
meinte er: „Baby will ich haben!“. Aber darüber reden wir später!<br />
Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v at<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31
Fo t o : B e t t i n a S u r t m a n n<br />
porträtida kuklina<br />
Soldatenmutter Ida Kuklina:<br />
„Hohe Vertreter der Politik<br />
bezeichnen uns als Feindinnen<br />
der Nation.“<br />
32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Feindin, ich liebe dich<br />
Ida Kuklina, Trägerin des Alternativen Nobelpreises und Mitglied des Komitees der<br />
Soldatenmütter Russl<strong>an</strong>ds, verbrachte <strong>an</strong>lässlich des Alternativen NobelpreisträgerInnentreffens<br />
ein paar Tage in Salzburg. Ein Porträt von Elke Salomon<br />
Ihre Arbeit ist ihr Leben. „Ich bin<br />
immer bereit für alles, offen für<br />
alles, neugierig und wissbegierig.“<br />
Gemächlich zieht die rüstige<br />
Frau <strong>an</strong> ihrer Zigarette. Sie<br />
wirkt ruhig, ihr Blick ist warm.<br />
Ida Kuklina, Mutter einer 43-jährigen<br />
Reserveoffizierin, ist seit 1993 im<br />
Koordinationsrat des „Komitees der Soldatenmütter“,<br />
das sich gegen Menschenrechtsverletzungen<br />
in der russischen<br />
Armee, gegen Militarismus und<br />
für Demokratie engagiert. Ihr Netzwerk<br />
erstreckt sich über g<strong>an</strong>z Russl<strong>an</strong>d. Ein<br />
tr<strong>an</strong>spolitisches, tr<strong>an</strong>snationales und<br />
überkonfessionelles Netzwerk, das nur<br />
überleben konnte, weil es „keinen Rassismus<br />
gibt und weil wir die Menschenrechte<br />
verteidigen“. Was Ida Kuklina<br />
machen würde, wenn morgen der Krieg<br />
vorbei wäre? „Mit dem Kampf für Men-<br />
schenrechte weitermachen. Es tauchen<br />
immer neue Probleme auf, die die Soldatenmütter<br />
praktisch lösen.“<br />
Zerstörtes L<strong>an</strong>d. Dass sie ein praktischer<br />
Mensch ist, hat Kuklina während des<br />
ersten Tschetschenien-Krieges bewiesen:<br />
Damals fuhr sie mit <strong>an</strong>deren Soldatenmüttern<br />
in die Krisengebiete, um<br />
Soldaten heimzuholen, tauschte Informationen<br />
mit tschetschenischen Frauen<br />
aus, org<strong>an</strong>isierte die Flucht für russische<br />
Deserteure. Bei dieser Aktion hatte<br />
Kuklina eine unvergessliche Begegnung:„Ida,<br />
ich liebe dich, aber du bist<br />
meine Feindin“, hatte eine tschetschenische<br />
Frau zu ihr gesagt und sie<br />
umarmt. Kuklina hatte ihr ge<strong>an</strong>twortet:„Nein,<br />
ich bin keine Feindin. Wir haben<br />
einen gemeinsamen Feind: Eine<br />
verbrecherische Politik.“<br />
Die Politologin will die öffentliche<br />
Wahrnehmung im Westen schärfen.<br />
Auf ihren zahlreichen Ausl<strong>an</strong>dsreisen<br />
spricht sie über Tschetschenien, das zerstörte<br />
L<strong>an</strong>d und kritisiert offen die Politik<br />
von Präsident Putin. „Wir sind besorgt,<br />
dass im Westen der Eindruck<br />
herrscht, Putin stabilisiere die Lage und<br />
es sei nicht mehr so schlimm.“ In Wahrheit<br />
nehme die Verletzung der Menschenrechte<br />
zu.<br />
Den Zivildienst, der in Russl<strong>an</strong>d seit<br />
eineinhalb Jahren gesetzlich ver<strong>an</strong>kert<br />
ist, bezeichnet die Soldatenmutter als<br />
Alibiaktion des Kremls. „18-jährige müssen<br />
viereinhalb Jahre in Nervenheil<strong>an</strong>stalten<br />
und Tuberkulosekliniken arbeiten.<br />
Auch die Armee k<strong>an</strong>n Zivildiener<br />
einsetzen: Um gefährliche Altlasten zu<br />
entfernen oder für Bauprojekte.“ Kuklina<br />
tritt für die Gründung einer Berufs-
armee ein:„Wir glauben, dass die Regierung<br />
für eine Berufsarmee besser die<br />
Ver<strong>an</strong>twortung übernehmen könnte.<br />
Die Regierung bezahlt große Summen<br />
der Löhne für das Militär nicht aus, obwohl<br />
sie gesetzlich dazu verpflichtet<br />
wäre. Zahlreiche Offiziere haben nicht<br />
die passende Unterkunft. Die Soldaten<br />
haben überhaupt keine Rechte, sie sind<br />
nur mehr Sklaven.“<br />
Keine Friedenseinheiten. Der zweite<br />
Tschetschenienkrieg sei für Putin eine<br />
Prestige-Frage gewesen. Für die Beilegung<br />
des Tschetschenien-Konfliktes<br />
findet sie klare Worte:„Die Soldatenmütter<br />
sind gegen russische Friedenseinheiten<br />
in Tschetschenien. Auch<br />
wenn diese unter dem Komm<strong>an</strong>do der<br />
UNO auftreten würden, wären sie ja<br />
nach wie vor russische Streitkräfte – <strong>an</strong><br />
ihrer Einstellung würde sich nichts ändern.“<br />
Für die Auswahl der Drittstaaten<br />
müsse es einen Konsens zwischen russischer<br />
und tschetschenischer Seite geben.<br />
Eine basisdemokratische Her<strong>an</strong>gehensweise<br />
sei der Schlüssel:„Wir haben<br />
mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />
gesprochen, damit alle mit einbezogen<br />
werden. Schön l<strong>an</strong>gsam soll sich<br />
die Bewegung erweitern und bis in Regierungskreise<br />
hinaufgehen.“<br />
Soldatenmütter. Kuklina macht kein Geheimnis<br />
aus der „totalen politischen<br />
Wüste“, die in Russl<strong>an</strong>d herrscht und<br />
aus der m<strong>an</strong>gelnden Pressefreiheit.<br />
Nach dem Macht<strong>an</strong>tritt Putins seien als<br />
erstes „die Informationen über Tschetschenien<br />
zu einer Geheimsache geworden“.<br />
In den russischen Medien sind die<br />
Soldatenmütter trotzdem stark vertreten:„Täglich<br />
kommen JournalistInnen<br />
zu uns ins Büro und schleppen ihr Material<br />
<strong>an</strong>. Sie haben uns gern und wir<br />
haben sie gern. Wir schreiben nichts vor,<br />
und wenn jem<strong>an</strong>d etwas nicht versteht,<br />
d<strong>an</strong>n erklären wir es halt noch einmal.“<br />
Dass ihrem Komitee von der Regierung<br />
ständig Steine in den Weg gelegt<br />
werden, bringt die engagierte Frau<br />
nicht aus der Ruhe:„Hohe politische<br />
Vertreter bezeichnen uns als Feindinnen<br />
der Nation. Der größte Feind der<br />
Soldatenmütter ist allerdings die Armee<br />
selbst. Aber niem<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n einer Mutter<br />
verbieten, ihr Kind zu lieben und es zu<br />
verteidigen.“ Um bei den nächsten<br />
Wahlen <strong>an</strong>treten zu können, gründeten<br />
die Soldatenmütter eine politische Partei.<br />
Das Justizministerium habe sich<br />
aber geweigert, diese zu registrieren.<br />
An solche Hürden hat sich Ida Kuklina<br />
längst gewöhnt.„Uns beunruhigt nur,<br />
dass wir auf die Regierung keinen Einfluss<br />
nehmen können.“ So viel Kraft wie<br />
Elf Jahre Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.<br />
Keine Gnade für Tschetschenien<br />
früher habe sie nicht mehr, sagt sie. Aber<br />
eine ihrer Weisheiten lautet:„Der Mensch<br />
muss sich bemühen, ein bisschen mehr<br />
zu tun als das, was er zu schaffen glaubt.“<br />
Kein Hass. Neben ihrer Tätigkeit am Internationalen<br />
Institut für Weltwirtschaft<br />
in Moskau ist Kuklina Mitglied bei der<br />
Russischen Menschenrechtskonvention.<br />
„Ich spreche mit Putin über unsere Probleme.<br />
Er <strong>an</strong>twortet hie und da, schreibt<br />
eine Resolution oder macht gar nichts.“<br />
Die beherzte Frau fühlt sich in fast<br />
jeder Umgebung wohl. „Am schlechtesten<br />
geht es mir, wenn ich als g<strong>an</strong>z<br />
einfache Bürgerin mit den Behörden<br />
zu tun habe.“ Trotz des zermürbenden<br />
Kampfes, dem sie ständig ausgesetzt<br />
ist, fühlt sie keinen Hass. Für die<br />
Schwarzen Witwen – tschetschenische<br />
Frauen, die sich als Selbstmordattentäterinnen<br />
<strong>an</strong> Terrorakten wie der Geiselnahme<br />
<strong>an</strong> einer Schule im nordossetischen<br />
Ort Besl<strong>an</strong> im September 2004<br />
beteiligten – zeigt Kuklina Verständnis<br />
und Mitgefühl:„Ich stehe diesem Missbrauch<br />
von Frauen negativ gegenüber.<br />
Ich möchte betonen, dass Frauen, Kinder<br />
und Alte in g<strong>an</strong>z großer Zahl die ersten<br />
Opfer des Krieges sind. Die Tatsache,<br />
dass diese Schwarzen Witwen auf<br />
den Pl<strong>an</strong> getreten sind, beweist nur,<br />
dass sie Opfer des Krieges sind.“ ❚<br />
In der russischen Teilrepublik Tschetschenien herrscht der Ausnahmezust<strong>an</strong>d. Der offiziell „Krieg gegen den Terror“ gen<strong>an</strong>nte<br />
Feldzug negiert den Unabhängigkeitswillen der tschetschenischen Bevölkerung.<br />
Schätzungen zu Folge sind seit dem Beginn des zweiten Tschetschenienkriegs 1999 bis zu 160.000 ZivilistInnen umgekommen.<br />
„Es ist ein Kampf alle gegen eine. Diese eine ist die Zivilbevölkerung“, berichtet Osteuropa-Expertin Sarah<br />
Reinke von der Gesellschaft für bedrohte Völker. H<strong>an</strong>delnde AkteurInnen sind erstens die russische Armee, die unter der<br />
Führung des Inl<strong>an</strong>dgeheimdienstes FSB steht. Sie ist das ausführende Org<strong>an</strong> des russischen Präsidenten Wladimir Putin.<br />
„Gleichzeitig spielt die Armee auch ihr eigenes Spiel“, weiß Russl<strong>an</strong>d-Experte H<strong>an</strong>s-Georg Heinrich von der Uni Wien,„Soldaten<br />
verdienen sich durch Entführungen eine Menge Geld.“ Zweitens kämpft die tschetschenische Polizei, auf<br />
der Seite der russl<strong>an</strong>dtreuen Führung in Grosny. Drittens gibt es ca. 15.000 Widerst<strong>an</strong>dskämpferInnen, die einen Guerillakrieg<br />
führen. Unterstützt würden sie von so gen<strong>an</strong>nten „Frommen Stiftungen“, die weltweit Widerst<strong>an</strong>dskämpfe fin<strong>an</strong>zierten.<br />
Hinter ihnen stünden einflussreiche islamistische Gruppen zum Beispiel aus Saudi Arabien, erläutert H<strong>an</strong>s-<br />
Georg Heinrich.<br />
Das L<strong>an</strong>d ist ausgeblutet. Fast ein Fünftel aller Dörfer wurde dem Erdboden gleichgemacht. Von der ehemals über eine<br />
Million EinwohnerInnen zählenden Bevölkerung leben nur mehr rund 700.000, schätzt die russische Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isation<br />
Memorial. Im zerstörten L<strong>an</strong>d ist Kriminalität längst alltäglich. Die Menschen in Tschetschenien würden<br />
gejagt, gef<strong>an</strong>gen gehalten, gefoltert und ermordet. Seit sechzig Jahren wird die Bevölkerung mit systematischer Umsiedlung<br />
und Kriminalisierung konfrontiert. Oft würden in Folge von Terror<strong>an</strong><strong>schläge</strong>n, TschetschenInnen mit VerbrecherInnen<br />
gleichgesetzt, stellt die Gesellschaft für bedrohte Völker fest. Bettina Surtm<strong>an</strong>n<br />
ida kuklinaporträt<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33
Fo t o : f i l m m u s e u m<br />
filmporträt<br />
Claire Denis: „I don’t like when<br />
people say, I’m making<br />
experimental films“.<br />
34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Die Ästhetik der Zeit<br />
Das Wiener Filmmuseum zeigte im Mai eine Retrospektive der Filme von Claire Denis.<br />
Die Regisseurin war zwei Abende l<strong>an</strong>g dabei. Ein Porträt von D<strong>an</strong>iela Fohn<br />
Licht bricht sich t<strong>an</strong>zend auf<br />
Meereswellen. Ruhig hält die<br />
Kamera inne und filmt die sich<br />
wiegenden Pünktchen. Meeresrauschen.<br />
Ruhe. Die Hitze der<br />
nordafrik<strong>an</strong>ischen Luft ist spürbar, m<strong>an</strong><br />
meint sie zu riechen, zu schmecken.<br />
In „Beau Travail“ erzählt Claire Denis<br />
die Geschichte eines fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Fremdenlegionärs in Algerien. Kampftraining-Szenen,<br />
Fußmärsche, körperliche<br />
Arbeit in sengender Hitze wechseln<br />
sich ab mit Szenen von jungen Soldaten<br />
beim Bügeln, Kartoffel schälen, Wäsche<br />
aufhängen. Der g<strong>an</strong>ze Film besticht<br />
durch seine L<strong>an</strong>gsamkeit und seine Bil-<br />
der: Er ist durchkomponiert wie ein Ballett.<br />
Eine schaurig-schöne Ballade fr<strong>an</strong>zösischer<br />
Zeitgeschichte, der grotesken<br />
Unsinnigkeit fremdenlegionärischen<br />
Treibens in Friedenszeiten, männlicher<br />
Rivalität und versteckter Homosexualität.<br />
Wieder brechen sich Lichtpünktchen<br />
auf Wasser im Abendrot. Diesmal<br />
sind wir <strong>an</strong> der Seine in Paris und in einem<br />
<strong>an</strong>deren Film:„Trouble Every Day“<br />
ist vermutlich das metaphorischste und<br />
sinnlichste Werk von Claire Denis.<br />
Unter die Haut. Viel ist über diesen Film<br />
geschrieben und gemutmaßt worden.<br />
Oft zum Vampirfilm reduziert, ist er ein<br />
Sinnbild für Besessenheit, Obsession,<br />
Begierde, kr<strong>an</strong>khafte Liebe, Wolllust in<br />
ihrer Essenz bis zum Wahnsinn gesteigert,<br />
aber auch eine schreckliche Allegorie<br />
auf sexuelle und wissenschaftliche<br />
Abgründe und den Sieg von Macht- und<br />
Profitgier mit – in diesem Fall – sehr un<strong>an</strong>genehmen<br />
Folgen. Ein Film, der im<br />
wahrsten Sinne des Wortes „unter die<br />
Haut“ geht. „It’s about being afraid of<br />
hurting the one you love because you<br />
love them too much“, sagt Denis in einem<br />
Interview des TV-Senders ARTE aus<br />
dem Jahr 2002. Fälschlicherweise wird<br />
der Film oft als Horrorfilm bezeichnet.
Genre. Tatsächlich produziert Claire<br />
Denis keine Genrefilme, dafür ist<br />
schon allein ihr Zug<strong>an</strong>g zur internationalen<br />
Filmindustrie ein viel zu kritischer<br />
und ambivalenter. Denis Filme<br />
stecken ein weites Themenfeld ab.<br />
Während „Chocolat“ ein autobiografisch<br />
inspirierter Spielfilm über späten<br />
Kolonialismus in Nordafrika aus der<br />
Sicht eines kleinen Mädchens mit<br />
dem bezeichnenden Namen „Fr<strong>an</strong>ce“<br />
ist, sind „Beau Travail“ oder der Film<br />
„US go home“, der jugendliche Lebenswelten<br />
in Fr<strong>an</strong>kreich Mitte der<br />
sechziger Jahre zeigt, Filme in g<strong>an</strong>z<br />
eigener M<strong>an</strong>ier. Sie sind Spielfilm, Essay,<br />
Gemälde, Installation, Theater und<br />
T<strong>an</strong>z mit einem wunderbaren Sinn für<br />
Zeit und Ästhetik. Denis Filme sind<br />
gesellschaftskritisch, subversiv und<br />
in gewissem Sinne radikal, ohne zu<br />
„schreien“, oder zu insistieren. Sie<br />
beobachten in erster Linie – und das<br />
mit großer Intensität. Mit einem Gefühl<br />
für Details, Kameraperspektiven<br />
und bewusst eingesetzter Montage<br />
werden Geschichten von Menschen<br />
erzählt, die auch in ihrer Unvollkommenheit<br />
und mitunter Grausamkeit<br />
liebenswerte Seiten haben. Wenn Nenette<br />
und Boni, das Geschwisterpaar<br />
aus dem gleichnamigen Film, eineinhalb<br />
Stunden ihre beinahe inzestuöse<br />
Hassliebe zelebrieren, passiert das ohne<br />
moralische Wertung. Die Figuren<br />
entwickeln sich vor der Kamera, ziehen<br />
das Publikum in ihren B<strong>an</strong>n mitten<br />
hinein in einen Ausschnitt ihres<br />
Lebens, in dem alle glauben richtig zu<br />
h<strong>an</strong>deln, oder zumindest keine Alternative<br />
zu ihrem H<strong>an</strong>deln zu haben.<br />
Team. Mit ihrem genialen Frauen-Team<br />
k<strong>an</strong>n Denis Stimmungen einf<strong>an</strong>gen,<br />
wie keine <strong>an</strong>dere Filmemacherin. Zwei<br />
wichtige Elemente sind Zeit und Stille.<br />
Die Kamerafrau Agnés Godard, zu der<br />
Claire Denis ein stark symbiotisches Arbeitsverhältnis<br />
hat, schafft es mit ihrer<br />
Kamera Gefühle, Gerüche, ja sogar Geschmack<br />
einzuf<strong>an</strong>gen, was sich später<br />
im Kinosaal auf das Publikum überträgt.<br />
Wenn Béatrice Dalle in „Trouble<br />
Every Day“ ihre lüsterne Bissigkeit auszuleben<br />
beginnt, legt sich ein metallischer<br />
Blutgeschmack auf die Zunge, der<br />
horriblen Ekel erzeugt. Oft bleibt die Kamera<br />
auf Gegenständen, Gesichtern,<br />
körperlichen Details einfach liegen, oh-<br />
ne aber den richtigen Zeitpunkt für die<br />
nächste Einstellung zu übersehen. Dieses<br />
Gefühl für den richtigen Moment<br />
ist der Cutterin Nelly Quettier zuzuschreiben.<br />
Arbeitswelt. In den Werkstattgesprächen,<br />
die im Rahmen der Claire Denis Retrospektive<br />
im Wiener Filmmuseum Anf<strong>an</strong>g<br />
Mai diesen Jahres mit der Filmemacherin<br />
stattgefunden haben, hat die<br />
Künstlerin viel über ihren Zug<strong>an</strong>g zu<br />
kreativer Arbeit erzählt. Ausgehend von<br />
ihrem neuesten Film „Vers Mathilde“, einem<br />
sehr persönlichen Super 8-Film-<br />
Porträt über die Arbeitsweise der fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Choreografin und Tänzerin<br />
Mathilde Monnier, ließ sie viel über ihre<br />
eigene künstlerische Gefühlswelt einfließen.<br />
Das choreografische Element<br />
ist starkes Ausdrucksmittel in Denis Filmen<br />
und oft von großer Symbolik. So<br />
steht etwa der exzessive, befreite T<strong>an</strong>z<br />
des Fremdenlegionärs am Ende des<br />
Films „Beau Travail“ als Synonym für seinen<br />
physischen Tod und die damit verbundene<br />
Erleichterung.<br />
Die Künstlerin selbst zeigt sich aber<br />
eher überrascht von den wiederkehrenden<br />
Bitten von TänzerInnen und ChoreografInnen<br />
wie Mathilde Monnier,<br />
von Denis während ihrer Arbeit gefilmt<br />
zu werden, weil sie selbst dem choreografischen<br />
Aspekt ihrer Arbeit offenbar<br />
nicht so viel Bedeutung beimisst.<br />
Schnitt und Montage sind für Denis<br />
nach Beendigung eines Films <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />
sogar lästig, auch weil sich – wie<br />
sie selbst sagt – eine erste Depression<br />
nach der intensiven Arbeit des Drehens<br />
breit macht und sie den Film oft erst<br />
einmal gar nicht sehen möchte. Das<br />
macht die Anwesenheit von Nelly Quettier<br />
noch essenzieller.<br />
Während der Phase der Montage<br />
ist in erster Linie das Gefühl entscheidend,<br />
weshalb das Team auch vom<br />
Schneiden am Computer weitgehend<br />
Abst<strong>an</strong>d nimmt. Nicht die objektive<br />
zeitliche Dauer einer Einstellung, nicht<br />
das sture Beobachten des Screens, sei<br />
entscheidend, so Denis, sondern das Gefühl<br />
w<strong>an</strong>n es Zeit für die nächste Sequenz<br />
ist. Das macht die Filme in sich<br />
sympathischerweise auch ein wenig<br />
„asymmetrisch“.<br />
Kosmos. Claire Denis ist, wie im Buch von<br />
Michael Omasta und Isabella Reicher<br />
nachzulesen ist, eine Teamarbeiterin, ihre<br />
MitarbeiterInnen sind eher wie eine<br />
Familie, ein eigener „Kosmos“, der über<br />
Jahre entst<strong>an</strong>den ist. Alle Bereiche gehen<br />
inein<strong>an</strong>der über. Je<strong>an</strong>-Pol Fargeau<br />
mit dem Denis viele ihrer Drehbücher<br />
schreibt, oder die englische B<strong>an</strong>d „Tindersticks“,<br />
die meist eine eigene Filmmusik<br />
komponiert, sind genauso in den<br />
familiären Entstehungsprozess eingebunden,<br />
wie die SchauspielerInnen, die<br />
in den meisten Filmen als Haupt- oder<br />
NebendarstellerInnen immer wieder<br />
kehren.<br />
So k<strong>an</strong>n Denis auch mit dem Regie-<br />
Monitor nicht viel <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, da dieser<br />
die Regisseurin vor einen Bildschirm<br />
fesseln würde, während Agnes Godard<br />
mit ihrer Kamera direkt am Set, also vor<br />
Ort wäre. Denis sagt, dass sie mit Godard<br />
eigentlich gemeinsam vor der Kamera,<br />
oder zumindest gleich d<strong>an</strong>eben<br />
steht, um zu sehen wie die Szene, die<br />
Perspektive wirklich wirkt und um einen<br />
besseren Eindruck vom Gesamtbild zu<br />
bekommen.<br />
Die Arbeit von Denis ist eine sehr<br />
intuitive, obwohl sich dahinter ein<br />
großes technisches Wissen und große<br />
Genauigkeit verbergen. Sie selbst bezeichnet<br />
sich als eine gute H<strong>an</strong>dwerkerin.<br />
Als Frau mit ihrem Geschmack,<br />
meint die 1948 geborene Künstlerin,<br />
war es in den 1960er und 1970er Jahren<br />
unglaublich schwer, im fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Filmbusiness Fuß zu fassen. Erst<br />
als in den 1980er Jahren, allerdings<br />
in Berlin, l<strong>an</strong>gsam ein frischer Wind<br />
wehte, beg<strong>an</strong>n Denis wirklich mit der<br />
eigenen Filmarbeit. Die Künstlerin,<br />
die übrigens wie ihre Filme fragil, vor<br />
Kraft und Visionen sprühend, aber<br />
auch mel<strong>an</strong>cholisch und ein wenig<br />
scheu wirkt und in ihrer plastischen<br />
Erzählweise ihrem filmischen Ausdruck<br />
um nichts nachsteht, wollte in<br />
ihrer Arbeit immer so akzeptiert werden,<br />
wie sie ist und nicht von <strong>an</strong>deren<br />
Regisseuren oder Filmproduzenten –<br />
denn meist waren es ja Männer – getestet<br />
werden. Um dieser Gönnerlaune<br />
und Abhängigkeit zu entgehen, hat<br />
sie gewartet bis die Zeit reif war. Als<br />
ihr erster Spielfilm „Chocolat“ in die<br />
Kinos kam, war sie bereits vierzig.<br />
Heute ist sie eine der wichtigsten Regisseurinnen<br />
fernab des Mainstreams<br />
und das zu Recht. ❚<br />
Buchtipp<br />
porträtfilm<br />
Michael Omasta, Isabella Reicher (Hg.):<br />
Claire Denis. Trouble Every Day.<br />
SYNEMA – Gesellschaft für Film<br />
und Medien <strong>2005</strong>, Euro 18,-<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35
Fo t o : i d e nt i t i e s<br />
interview<strong>an</strong>drea sperling<br />
Solche Filme möchte ich machen!<br />
D.E.B.S.<br />
USA 2004, Mit: Sara Foster,<br />
Jord<strong>an</strong>a Brewster, Devon Aoki,<br />
Meag<strong>an</strong> Goode, u.a.<br />
Produktion: Andrea Sperling,<br />
Jasmine Kosovic<br />
Übersetzung aus dem Englischen:<br />
Claudia Saller<br />
Das vollständige Interview ist auf<br />
www.malmoe.org nachzulesen.<br />
36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Andrea Sperlings jüngster Spielfilm D.E.B.S., eine Art lesbische Version von Charlie´s Angels,<br />
eröffnete das identities-Queer Film Festival <strong>2005</strong>. Claudia Saller sprach mit der<br />
Produzentin über das „queere“ Filmen.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Dein jüngster Spielfilm<br />
D.E.B.S. war der Eröffnungsfilm des<br />
identities Queer Film Festival <strong>2005</strong><br />
in Wien. Warst du zufrieden mit<br />
den Reaktionen des österreichischen<br />
Publikums?<br />
Andrea Sperling: Ja! Es war eine<br />
tolle Vorstellung. Mich hat vor allem<br />
verblüfft hat, dass mehr als die Hälfte<br />
des Publikums weiblich war.<br />
Siehst du einen Unterschied zwischen<br />
dem amerik<strong>an</strong>ischen und dem europäischen<br />
queer Publikum?<br />
Der Unterschied ist vielleicht, dass<br />
das Publikum in Europa <strong>an</strong>spruchsvoller<br />
ist. Hier spricht m<strong>an</strong> zumindest<br />
zwei Sprachen, das tun die meisten<br />
Menschen in den Staaten nicht. Ich bin<br />
immer überrascht, wenn ich in eine<br />
Vorstellung von einem meiner Filme<br />
gehe und da gibt es gar keine Untertitel!<br />
Wie bist du Filmproduzentin geworden?<br />
Ich habe <strong>an</strong> der University of California<br />
Filmtheorie, -geschichte und -kritik<br />
studiert. Ich habe Film auf eine sehr<br />
ernsthafte Weise studiert und mich<br />
sehr intensiv mit Av<strong>an</strong>tgarde und feministischen<br />
Filmen ausein<strong>an</strong>der gesetzt.<br />
Das hat meine gesamte Wahrnehmung<br />
von Film verändert. Ich wollte eigentlich<br />
<strong>an</strong> die New York University, um Kino zu<br />
studieren. Das hätte eine akademische<br />
Laufbahn bedeutet, aber im letzten<br />
Quartal der Filmschule hatte ich einen<br />
Professor namens Gregg Araki, der auch<br />
Filmemacher ist. In seiner Klasse zeigte<br />
er – das war 1990 – was sich in der Underground-<br />
und Indie-Szene in L.A. und<br />
in New York so tat, und ich konnte gar<br />
nicht glauben, was ich da sah: Die<br />
g<strong>an</strong>zen experimentellen, av<strong>an</strong>tgardistischen<br />
Filme, solche k<strong>an</strong>nte ich bis zu<br />
diesem Zeitpunkt nur aus der Filmgeschichte.<br />
Und ich dachte sofort: Solche<br />
Filme möchte ich machen! Also fing ich<br />
damit <strong>an</strong>.<br />
In einem Interview aus dem Jahr<br />
1996 hast du gesagt, du siehst deine Filme<br />
als Opposition zu Hollywood. Wenn
m<strong>an</strong> jetzt neun Jahre später „D.E.B.S.“<br />
sieht, fragt m<strong>an</strong> sich:Was ist denn da<br />
passiert?<br />
Ich sehe D.E.B.S als einen ziemlich<br />
subversiven Film, und zwar auf mehreren<br />
Ebenen: Erstens ist die Filmemacherin<br />
eine schwarze lesbische Frau, was für<br />
eine Frau in den USA ein ziemliches Hindernis<br />
darstellt, wenn sie einen eigenen<br />
Film machen will. 99 Prozent der Filme,<br />
die in den USA gemacht werden, werden<br />
von Männern gemacht. Deshalb ist es<br />
schon ein Erfolg, dass es ihr möglich<br />
war, bei ihrem eigenen Film, den sie<br />
auch selbst geschrieben hat, Regie zu<br />
führen. Aber auch einen Studiofilm mit<br />
lesbischem Inhalt zu machen, war für<br />
mich eine große Leistung. Ich glaube<br />
nicht, dass jemals so viel Geld für einen<br />
lesbischen Film ausgegeben wurde.<br />
Mein Ziel ist es auch, von innen<br />
subversiv zu wirken und die Hollywood-<br />
Gelder für die Filme zu verwenden, die<br />
ich gerne machen will. Und genau das<br />
haben wir mit D.E.B.S erreicht.<br />
Ein <strong>an</strong>derer Film von dir, der bei uns<br />
unter dem Titel „Weil ich ein Mädchen<br />
bin“ im Kino lief, war „But I´m a cheerleader“<br />
...<br />
„But I´m a cheerleader“ wirkt auch<br />
wie eine Hochgl<strong>an</strong>zkomödie, beh<strong>an</strong>delt<br />
aber ein sehr kompliziertes Thema.<br />
M<strong>an</strong>chmal ist Humor der beste Weg, um<br />
sich ernsten Themen zu nähern. Meine<br />
nächsten beiden Filme, die ich auch gemeinsam<br />
mit Jamie Babbits, der Regisseurin<br />
von „But I´m a cheerleader“, produziere,<br />
sind dagegen sehr düster.Was<br />
uns sehr freut ist aber, dass einer der beiden<br />
Filme,„The Quiet“, bei dem es um<br />
Freundschaft und Zusammenhalt unter<br />
Frauen geht, ein sehr feministischer Film<br />
ist. Er wird beim Toronto Film Festival im<br />
September <strong>2005</strong> Premiere haben.<br />
In einem weiteren Film, den du produzierst,„Harsh<br />
Times“, spielt auch Eva<br />
Longoria, eine der „Desperate Housewives“,<br />
mit. Wie siehst du als queer film<br />
Produzentin diese Serie?<br />
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht,<br />
warum die so erfolgreich sind. Ich hab<br />
sie mir noch nie so richtig kritisch <strong>an</strong>geschaut.<br />
Es ist schon irgendwie cool, dass<br />
die alle ihre Geheimnisse pflegen und<br />
dass sie außerhalb ihrer Gatten auch<br />
noch ein Leben haben. Aber ich habe<br />
gelesen, dass zur Zeit auch <strong>an</strong>dere Serien<br />
zu diesem Thema gemacht werden.<br />
Es soll u.a. eine neue Serie geben, die<br />
„Soccer Moms“ heißen wird. Ich glaube,<br />
das ist generell ein neues Modethema:<br />
Was Frauen so tun, wenn ihre Männer<br />
mal nicht dabei sind. Das könnte vielleicht<br />
interess<strong>an</strong>t werden.<br />
Nach welchen Kriterien entscheidest<br />
du, ob du einen Film produzieren willst?<br />
Für mich müssen die Filme neue<br />
H<strong>an</strong>dlungsspielräume schaffen, wenn<br />
möglich auf allen Ebenen: formell, strukturell,<br />
erzähltechnisch und visuell – auch<br />
wenn das m<strong>an</strong>chmal schwierig ist.Wenn<br />
also ein Projekt auf mich zukommt, mit<br />
einem intelligenten und interess<strong>an</strong>ten<br />
Skript, ist das super, aber es interessiert<br />
mich erst d<strong>an</strong>n wirklich, wenn ich merke,<br />
dass der oder die FilmemacherIn etwas<br />
Neues, Individuelles schafft.<br />
Du bist ja auch im Vorst<strong>an</strong>d von PO-<br />
WER UP!, einem Zusammenschluss von<br />
Frauen, die professionell im Filmgeschäft<br />
arbeiten. Hat POWER UP! dazu beigetragen,<br />
bessere Arbeitsbedingungen für lesbische<br />
Filmemacherinnen zu schaffen?<br />
Ich denke schon. Sie unterstützen<br />
aktiv Filmemacherinnen mit fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Mitteln und fin<strong>an</strong>zieren jährlich drei<br />
Kurzfilme. Auch die Kurzversion von<br />
D.E.B.S. war eine POWER UP!-Produktion<br />
und ohne diese Unterstützung hätte Angela<br />
Robinson (Regisseurin von D.E.B.S.,<br />
Anm.) gar keine Karrieremöglichkeiten<br />
gehabt. POWER UP! will in Zukunft aber<br />
auch Spielfilme unterstützen. Jamie Babbit<br />
und ich werden gemeinsam mit PO-<br />
WER UP! einen ersten Spielfilm machen,<br />
der hoffentlich dabei helfen wird, weitere<br />
Spielfilme von Frauen zu fin<strong>an</strong>zieren.<br />
Wenn alles gut funktioniert, könnte daraus<br />
eine sehr erfolgreiche non profit Produktionsfirma<br />
werden, die möglicherweise<br />
auch den Vertrieb übernimmt.<br />
Denn das ist der schwierigste Teil: Sicherzustellen,<br />
dass dein Film auch gesehen<br />
wird! Das ist eine große Herausforderung,<br />
die Filme nicht nur zu Film Festivals,<br />
sondern auch in die großen Kinos zu<br />
bringen. Und d<strong>an</strong>n auch noch die Leute<br />
dazu zu bekommen, sie <strong>an</strong>zuschauen. Ich<br />
denke überhaupt, dass zu wenige Filme<br />
sich auf das weibliche Publikum beziehen,<br />
was das Marketing betrifft. Ich wollte<br />
immer schon ein Experiment machen<br />
und zwar einen Film nur <strong>an</strong> Frauen zu<br />
vermarkten und sehen, was passiert. Das<br />
wurde noch nie gemacht und würde<br />
wahrscheinlich auch sehr viel Geld kosten.<br />
POWER UP! ist aber auf jeden Fall<br />
ein Schritt in die richtige Richtung. ❚<br />
lesben.nest<br />
Anahita<br />
Mittsommernachts.träume<br />
<strong>an</strong>drea sperlinginterview<br />
Endlich wieder Sonne! Meine kleine Seele hat sich in diesen<br />
trüben Frühlingstagen schon so dringend etwas Licht herbeigesehnt.<br />
Und zu meiner Freude gleich Hoch-Zeit der<br />
Sonne, am 21. Juni die Sommersonnenwende, der längste<br />
Tag des Jahres. „Litha“, wie dieses Fest im matriarchalen<br />
Wicca-Kult gen<strong>an</strong>nt wird, ist Höhepunkt der Fruchtbarkeit<br />
der Natur, feiert die Macht und Kraft der Sonne, mit dem<br />
Bewusstsein, dass der Wendepunkt nun erreicht ist. Wende-<br />
Punkt. Punkt. Es wär mal wieder Zeit, einen Punkt zu machen.<br />
Oder noch besser einen Strich. Einen dicken fetten<br />
Strich unter die Rechnung, die sich nicht und nicht ausgehen<br />
will. Im Juni wird der Vollmond auch „Honigmond“ gen<strong>an</strong>nt<br />
– das englische „Honeymoon“ für Flitterwochen<br />
könnte ein Hinweis auf die vielen Hochzeiten in dieser Zeit<br />
sein. Hoch-Zeiten, wie passend. Nur wie, wenn maN es uns<br />
nicht erlaubt in diesem L<strong>an</strong>d, das soviel auf alte Werte zu<br />
halten scheint? Joh<strong>an</strong>nistag am 24. Juni wird als die christliche<br />
Entsprechung gesehen und geht auf Joh<strong>an</strong>nes den Täufer<br />
zurück. Na klar, denn Joh<strong>an</strong>na hätte niemals jem<strong>an</strong>den<br />
taufen dürfen. Und damit wir uns nicht allzu viel aufregen<br />
und bei all dem nicht depressiv werden, hält Mutter Natur<br />
ein kräftiges Heilkraut für uns Frauen bereit: Joh<strong>an</strong>nakraut<br />
gilt als Symbol für Vitalität, Lebensfreude und Fruchtbarkeit.<br />
Einer Sage zufolge ist in den Tagen um Litha der Schleier<br />
zwischen den Welten dünn und das Feenvolk k<strong>an</strong>n gesichtet<br />
werden. Es heißt, wenn du in dieser Nacht aus Versehen<br />
auf das Kraut trittst, wirst du ins Feenreich gebracht.<br />
Wahrscheinlich ist mir das heuer beim Flackern unseres<br />
Sonnwendfeuers passiert, denn ich hatte ein traumhaftes<br />
Erlebnis: Ich sah eine feenartige Frau im Priestergew<strong>an</strong>d,<br />
die gleichgeschlechtliche Paare, Männer wie Frauen in einer<br />
märchenhaften Zeremonie traute. D<strong>an</strong>ach feierten alle ein<br />
rauschendes Fest und spr<strong>an</strong>gen übers knisternde Feuer –<br />
mystisch ...<br />
Keine Sorge, Hypericum perforatum ist nicht toxisch –<br />
probierts doch aus!<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Ciara P. „Goodies“<br />
www.ciara-music.de<br />
Missy Elliott „The Cookbook“<br />
www.missy-elliott.com<br />
Faith Ev<strong>an</strong>s „The First Lady“<br />
www.faith-ev<strong>an</strong>s.de<br />
38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Queens, Princesses & Ladies<br />
Der Soundtrack für den Sommer: Electro-HipHop-Beats und 70er-Retro-Soul.<br />
Tipps von Vina Yun<br />
Bek<strong>an</strong>ntermaßen wird bei Akteurinnen<br />
in der HipHop- und<br />
R’n’B-Arena mit Adelstiteln<br />
nicht gegeizt – Queens, Princesses<br />
und First Ladies wohin<br />
m<strong>an</strong> schaut. Entsprechend enthusiastisch<br />
wird uns auch dieses new talent<br />
vorgestellt: „The princess is here!“ F<strong>an</strong>fare,<br />
Vorh<strong>an</strong>g hoch: hier kommt „Princess“<br />
(wieder mal!) Ciara P. Harris mit<br />
ihrem Debütalbum „Goodies“ (LaFace/Zomba/BMG).<br />
„Crunk & B“ nennt<br />
sich der von den Produzenten Lil’ John<br />
– siehe „Yeah“ von Usher – und Jazze<br />
Pha gepushte Sound made in Atl<strong>an</strong>ta,<br />
der mit extrem tiefen Bässen und dramatisch-pompösenSynthie-Gewitterwolken<br />
daherkommt. Von einigen wird<br />
Ciara schon als legitime Nachfolgerin<br />
von Aaliyah geh<strong>an</strong>delt, und tatsächlich<br />
wecken ihre Vocals stellenweise<br />
wehmütige Erinnerungen <strong>an</strong> Aaliyahs<br />
zart-kühlen Ges<strong>an</strong>gsstil. Während sich<br />
Stücke wie „Goodies“ oder „1, 2 Step“<br />
(feat. Missy Elliott) prächtig als Party-<br />
Reißer machen, wirken die restlichen<br />
Stücke auf dem Album eher wie liebenswürdige,<br />
aber etwas kraftlose Zugeständnisse<br />
<strong>an</strong> konventionelle R’n’B-<br />
Vorgaben. „Dust yourself off <strong>an</strong>d try<br />
again“, würde Aaliyah <strong>an</strong> dieser Stelle<br />
vielleicht raten – diese Fußstapfen sind<br />
für Ciara jedenfalls leider (noch) etwas<br />
zu groß.<br />
Das Tempo, das Ciaras Freundin<br />
und „reigning Queen of Hip Hop“ Missy<br />
Elliott <strong>an</strong> den Tag legt, raubt einer indes<br />
schon mal den Atem. Nur rund ein Jahr<br />
nach „This Is Not A Test“ jagt „Miss E.“<br />
Album Nummer 6 hinterher: mit „The<br />
Cookbook“ (Goldmind/Warner). „Im<br />
Studio fühle ich mich am wohlsten“,<br />
gibt Elliott freimütig zu,„hier finde ich<br />
meinen Frieden“. Das Resultat sind Produktionen,<br />
die Missy Elliott zur erfolgreichsten<br />
Künstlerin im HipHop-Genre<br />
gemacht haben und zeigen, dass<br />
Innovation heute längst nicht mehr einfach<br />
„von unten“, vom „Underground“<br />
kommt, sondern mitten im Mainstream<br />
vollzogen wird. Dafür wird schon mal<br />
kräftig in der Verg<strong>an</strong>genheit gestöbert:<br />
„Loose Control“, die erste Single aus<br />
Missy Elliotts neuem Album, basiert auf<br />
einem ewigen Elektro-Techno-Klassiker<br />
von 1983, nämlich „Clear“ von Cybotron:<br />
„B-Boys <strong>an</strong>d Fly Girls, get ur Freak on!“<br />
Neben Ciara und Fatm<strong>an</strong> Scoop (wobei<br />
dieser durchaus verzichtbar gewesen<br />
wäre) sind auf „The Cookbook“ auch<br />
noch special Guests wie Slick Rick, Mary<br />
J Blige und Tweet mit von der Partie –<br />
nicht zu vergessen London-Sensation<br />
M.I.A. (auf „Smash The Place“). Produktionstechnisch<br />
hat sich Missy Elliott u.a.<br />
L<strong>an</strong>gzeitkollaborateur Timbal<strong>an</strong>d sowie<br />
die Neptunes in ihre Sound-Küche geholt<br />
– bon appetit!<br />
Einen Old-School-Entwurf der <strong>an</strong>deren<br />
Art präsentiert R’n’B- und Soul-<br />
Artistin Faith Ev<strong>an</strong>s, die sich nach vierjähriger<br />
Pause zurückmeldet. Sie besinnt<br />
sich auf ihrem neuen Album „The<br />
First Lady“ (Capitol/EMI) auf die alte<br />
Schule des 1970er-Soul, inspiriert von<br />
KünstlerInnen wie Anita Baker, Marvin<br />
Gaye oder Lynn Collins. Größer könnte<br />
die Dist<strong>an</strong>z damit zu Ev<strong>an</strong>s ehemaligem<br />
Umfeld, nämlich Puff Daddys „Bad Boy“-<br />
Label und seinem unsäglichen „I’ll Be<br />
Missing You“-Hit von 1997, der sie endgültig<br />
zur Witwe von Notorious B.I.G.<br />
abstempelte, nicht sein. Doch Ev<strong>an</strong>s<br />
Soul-Verständnis ist alles <strong>an</strong>dere als puristisch:<br />
Gospel, Funk und HipHop-Einflüsse<br />
sind gestattet und willkommen.<br />
So eröffnet der pumpende Club-Track<br />
„Goin‘ Out“, produziert von Neptunes-<br />
Hälfte Pharell Williams das Album.<br />
Die Nummer erinnert auch ein wenig<br />
<strong>an</strong> Kelis, die dem Neptunes-Lager <strong>an</strong>gehört.<br />
Das zweite Stück „Again“ deutet<br />
aber schon mit seiner bitter-süßlichen<br />
Melodie und seinem dezenten, warmen<br />
Retro-Flair die Grundrichtung <strong>an</strong>, in die<br />
sich das Album bewegt. Einer der Höhepunkte<br />
ist wohl „Mesmerized“, ein<br />
funky, <strong>an</strong> Ev<strong>an</strong>s eigene Gospel-Sozialisation<br />
<strong>an</strong>gelehnter Song, der erfolgreich<br />
vorführt, wie ein Seventies-Soul-Groove<br />
mit neuen Mitteln in die Gegenwart<br />
übersetzt werden k<strong>an</strong>n. ❚
Beiden Seiten glauben<br />
Freundschaften im Krieg. „Serbische“ und „alb<strong>an</strong>ische“ Frauen<br />
hielten trotz aller Schwierigkeiten den Kontakt aufrecht.<br />
Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
Eine gewisse Resignation ist<br />
aus den Interviews heraus zu<br />
hören, tiefe Emotionen aber<br />
auch die notwendige Aufarbeitung<br />
von Kriegserlebnissen. Resignation<br />
vor der Unmöglichkeit das eigene<br />
Schicksal zu bestimmen und Verbrechen<br />
<strong>an</strong> <strong>an</strong>deren Menschen zu verhindern<br />
oder auch nur nachvollziehen<br />
zu können. Ein gewisser Punkt <strong>an</strong> Analyse<br />
ist erreicht, der „point of no return“<br />
schon länger. Die Schweizer Journalistin<br />
Elisabeth Kaestli besuchte zu l<strong>an</strong>gen<br />
Gesprächen mehrmals zwischen 2002<br />
und 2004 befreundete KriegsteilnehmerInnen<br />
von „serbischer“ und „alb<strong>an</strong>ischer“<br />
Seite, die trotz Krieg und Nationalismus<br />
versuchten, Kontakt zu halten.<br />
Eigentlich, vom Grundthema „Krieg“<br />
her, ein trauriges Buch, bleibt „Gräben<br />
und Brücken. Freundschaften vor und<br />
nach den Kriegen im Balk<strong>an</strong>“ faszinierend<br />
durch die Fülle <strong>an</strong> Details des<br />
menschlichen Lebens, die Kaestli über<br />
Jahre zusammen getragen hat.<br />
„Niem<strong>an</strong>den steht auf die Stirn geschrieben,<br />
ob er etwas Schlechtes get<strong>an</strong><br />
hat oder nicht“, meint Sahadete Dula,<br />
die Geschäftsführerin der Frauenorg<strong>an</strong>isation<br />
„Hareja“ in dem Städtchen<br />
Rahovec. Sie sah am 14. Juni 1999, als<br />
in Rahovec die NATO einmarschierte,<br />
und hinter ihr die UCK-Kämpfer, kamen,<br />
wie serbische Menschen zu flüchten<br />
beg<strong>an</strong>nen. Die Flüchtlingskolonnen der<br />
SerbInnen lösten bei ihr gemischte Gefühle<br />
aus:„Es war das gleiche Bild wie<br />
während der Flucht der Alb<strong>an</strong>er. Sie<br />
flüchteten mit Traktoren ... Ich war erleichtert,<br />
dass sie weggingen, aber irgendwie<br />
ging es mir unter die Haut.“<br />
Nach wie vor gibt es heute noch starkes<br />
Misstrauen zwischen den Volksgruppen,<br />
da die Leute in den meisten Fällen<br />
nicht wissen, wer genau die Gräueltaten<br />
beg<strong>an</strong>gen hat und ob auch Bek<strong>an</strong>nte<br />
aus der eigenen Stadt darunter waren.<br />
Die klassische Verteidigungsstrategie<br />
einiger serbischer Frauen, dass nur<br />
Serben aus Serbien Massaker <strong>an</strong>gerichtet<br />
hätten, weist Sahadete zurück, denn<br />
ohne die Zusammenarbeit mit der lokalen<br />
serbischen Bevölkerung, wäre es<br />
nicht möglich gewesen, alle diese Verbrechen<br />
auszuüben. Den größten<br />
Schmerz verursachten Attacken durch<br />
ehemalige Schulfreunde, Bek<strong>an</strong>nte,<br />
Nachbarn ... Zur Aufarbeitung haben<br />
am ehesten kleinere lokale, multiethnische<br />
Projekte Erfolg. „Jedes Treffen<br />
nimmt ein Stück Hass weg“, meint<br />
Sahadete.<br />
„Ich habe den einen wie den <strong>an</strong>deren<br />
geglaubt“, erzählt die Buchhalterin<br />
Tatj<strong>an</strong>a Kolasinac, die den Menschen<br />
sieht und nicht die Nationalität. „M<strong>an</strong><br />
fragt nie das einfache Volk. Da haben<br />
<strong>an</strong>dere entschieden, nicht wir.“ Doch<br />
auch sie wird das serbische Quartier<br />
von Orahovac verlassen müssen. Es ist<br />
gefährlich dort, ihr Vater wurde beim<br />
abendlichen Plausch mit seinen Freunden<br />
am Tr<strong>an</strong>sformatorenhäuschen erschossen.<br />
Ihre Schwiegermutter fügt<br />
hinzu: „Auch ich glaube den einen wie<br />
den <strong>an</strong>deren. Jeder Mensch hat seine<br />
eigenen Erfahrungen, seine Informationen<br />
und seinen Blickwinkel. Daraus<br />
ergibt sich das, was wir als Wahrheit<br />
betrachten.“ Doch im Mai 2004, nach<br />
den gewalttätigen Ausschreitungen<br />
im Kosovo gegen Serben und Roma<br />
Mitte März, ändert Tatj<strong>an</strong>a ihre Meinung.<br />
„Ich hatte dir gesagt, ich glaubte<br />
den einen wie den <strong>an</strong>deren, jetzt glaube<br />
ich niem<strong>an</strong>dem mehr“, meint sie resigniert.<br />
Wie konnte es in Europa am Ende<br />
des 20. Jahrhunderts zu den Kriegen in<br />
Jugoslawien kommen? Kaestli wollte<br />
vor allem dem Zwischenmenschlichen<br />
auf den Grund gehen. Die betroffenen<br />
Frauen setzen ihre Hoffnungen auf ihre<br />
FreundInnenschaften, ihre Frauenorg<strong>an</strong>isationen<br />
und auf Europa. Die Gründerin<br />
der Frauenorg<strong>an</strong>isation „Through<br />
heart to peace“ aus Kozarac, Emsuda<br />
Mujagic, hat einen großen Traum:„Alle<br />
Länder von Ex-Jugoslawien müssen entwaffnet<br />
werden. Ich träume auch, dass<br />
Europa eines Tages ein einziges L<strong>an</strong>d ist,<br />
wo keine Armee mehr nötig ist.“ Die Soziologin<br />
Vjollca Krasniqi wünscht sich<br />
mehr Eigenver<strong>an</strong>twortung und Selbstbestimmung<br />
– überall auf der Welt:„Die<br />
Regierung sollte nicht eine Autorität<br />
sein, <strong>an</strong> die die Bevölkerung blind<br />
glaubt und deren Weisungen sie blind<br />
ausführt. Wenn zu viel Respekt vor Autoritäten<br />
besteht, ist die Gesellschaft<br />
unreif.“ ❚<br />
lese.zeichen<br />
Elisabeth Kaestli: Gräben<br />
und Brücken.<br />
Freundschaften vor und nach den<br />
Kriegen im Balk<strong>an</strong>. 16 Porträts.<br />
Limmat Verlag, 2004, Euro 18,- (D)<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39
lese.zeichen<br />
40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Sichtbar<br />
Der erste Teil des Buches bemüht sich<br />
um eine allgemeine Best<strong>an</strong>dsaufnahme<br />
in Sachen Frauenliteratur, Feministischer<br />
Forschung und Übersetzungstheorie.<br />
Hier wird das Arbeitsfeld abgesteckt,<br />
in dem sich die feministische<br />
Tr<strong>an</strong>slationstheorie bewegt: zwischen<br />
einem mehr als fragwürdigen Literaturk<strong>an</strong>on,<br />
der daraus resultierenden<br />
Machtfrage (Wer reüssiert letzten Endes<br />
auf dem Literaturmarkt und warum?)<br />
und dem Wesen der Frauenliteratur:<br />
Schreiben Frauen wirklich <strong>an</strong>ders<br />
als Männer, und was würde das bedeuten?<br />
Darüber hinaus geht es der Übersetzungswissenschaft<br />
um den Effekt<br />
der Sichtbarmachung von bedeutenden<br />
Übersetzerinnen und deren Werk. In<br />
diesem speziellen Fall betrifft das das<br />
kreative Schaffen von Elisabeth Schnack<br />
(1899-1992), die über 200 Werke aus<br />
dem Englischen übersetzt hat, aber<br />
auch selbst als Autorin tätig war. Im<br />
Hauptteil des Buches wird ihr Leben<br />
und ihre Arbeitsweise genauer unter<br />
die Lupe genommen, d<strong>an</strong>ach die US-Autorin<br />
Carson McCullers kurz vorgestellt.<br />
Besonders sp<strong>an</strong>nend das letzte Kapitel,<br />
in dem Original und Übersetzung mitein<strong>an</strong>der<br />
verglichen werden und Überraschendes<br />
zu Tage tritt.<br />
Bibi Klein<br />
D<strong>an</strong>iela Beuren: Das Konstrukt Frau in der Tr<strong>an</strong>slation.<br />
Elisabeth Schnack übersetzt Carson McCullers.<br />
Leykam <strong>2005</strong>, Euro 17,90<br />
Atemlos<br />
Im April feierte die mit zahlreichen<br />
Preisen ausgezeichnete Autorin Sarah<br />
Kirsch ihren 70. Geburtstag und gerade<br />
rechtzeitig wurde auch ihr lyrisches<br />
Gesamtwerk präsentiert. Alle 767 ver-<br />
öffentlichten Gedichte in einem B<strong>an</strong>d,<br />
der genauso kahl und aufs Wesentlichste<br />
reduziert ist, wie ihre bisherigen<br />
Bücher. Keine Jahreszahlen. Kein Voroder<br />
Nachwort. Keine biografischen<br />
Notizen. Selbst der Anlass, der runde<br />
Geburtstag, wird mit keinem Wort erwähnt.<br />
Nur Sarah Kirschs Worte, roh<br />
und alles-sagend und fast durchgehend<br />
in Ich-Form. Sarah Kirsch wurde<br />
1935 als Ingrid Bernstein im späteren<br />
Ostdeutschl<strong>an</strong>d geboren. Sie war acht<br />
Jahre mit dem Lyriker Rainer Kirsch<br />
verheiratet. Ihr Vornamen Pseudonym<br />
Sarah benutzt sie seit der ersten Veröffentlichung<br />
lyrischer Texte in den<br />
1960ern: In Gedenken <strong>an</strong> die Massenvernichtung<br />
der Juden während der<br />
NS-Zeit und als Protest gegen den Antisemitismus<br />
des wenige Jahre vorher<br />
verstorbenen Vaters. Politisches Engagement<br />
prägte die Arbeit von Sarah<br />
Kirsch und dabei blieb sie auch konsequent:<br />
1992 etwa lehnte sie die Berufung<br />
<strong>an</strong> die Berliner Akademie der<br />
Künste mit der Begründung ab, diese<br />
sei eine „Schlupfbude“ für ehemalige<br />
Staatsdichter und Stasi-Zuträger. Für<br />
Sarah Kirschs lyrischen Stil wurde in<br />
den 1970er Jahren das Schlagwort „Sarah-Sound“<br />
geprägt: eine Atemlosigkeit,<br />
der die Satzzeichen fast ausnahmslos<br />
zum Opfer fallen.<br />
Gabi Horak<br />
Sarah Kirsch: Sämtliche Gedichte<br />
Deutsche Verlags-Anstalt <strong>2005</strong>, Euro 19,90<br />
Brieffreundschaft<br />
Das Private ist politisch, darüber sind<br />
wir uns vermutlich einig. Das bedeutet<br />
aber nicht, dass alles Private für die Öffentlichkeit<br />
interess<strong>an</strong>t ist. Wenn Alice<br />
Schwarzer und ihre Jugendfreundin<br />
Barbara Maia ihre private Korrespon-<br />
denz veröffentlichen, gehört das über<br />
weite Strecken zu den Dingen, die für<br />
keine Erweiterung des Leserinnenhorizonts<br />
sorgen.<br />
Die beiden Frauen waren im Alter<br />
zwischen 15 und 21 Jahren beste<br />
Freundinnen, bevor sich ihre Wege<br />
trennten. Nach 40 Jahren begeben sie<br />
sich nun gemeinsam auf die Suche<br />
nach Jugenderinnerungen. Daraus<br />
könnte auch ein interess<strong>an</strong>tes Zeitdokument<br />
werden. Tatsächlich tauchen<br />
ab und <strong>an</strong> sp<strong>an</strong>nende Hintergründe<br />
auf, wie der damalige Umg<strong>an</strong>g mit der<br />
Naziverg<strong>an</strong>genheit, Gewalt gegen<br />
Frauen, Sexualität und einiges mehr.<br />
Aber im Vergleich zu den überwiegenden<br />
Erinnerungen <strong>an</strong> (Klischees zementierende)<br />
gackernde Mädchen, die<br />
ja sein dürfen, aber eben nicht sehr<br />
sp<strong>an</strong>nend sind, und <strong>an</strong> immer wieder<br />
neue Verehrer, Lover und Exfreunde<br />
nehmen sie sich dürftig aus. Bei aller<br />
Wertschätzung für Alice Schwarzer<br />
und ihr feministisches Engagement: sie<br />
hätte ihre Energie lieber in ein <strong>an</strong>deres<br />
Buch stecken sollen.<br />
Karin Eckert<br />
Alice Schwarzer, Barbara Maia: Liebe Alice! Liebe Barbara!<br />
Briefe <strong>an</strong> die beste Freundin.<br />
Kiepenheuer & Witsch <strong>2005</strong>, Euro 18,90<br />
Freud und Leid(enschaft)<br />
Auf der Grundlage von Briefen ihres<br />
Großvaters hat Esther Freud einen<br />
sp<strong>an</strong>nenden Rom<strong>an</strong> geschrieben, der<br />
in keinem Urlaubsgepäck fehlen sollte.<br />
Freud erzählt parallel von den Liebesgeschichten,<br />
die sich in einem kleinen<br />
englischen Dorf jeweils im Sommer<br />
1953 und 2003 abspielen. Dabei fließen<br />
zahlreiche Elemente der Freud´schen<br />
Familiengeschichte ein: Die Berufe der<br />
ProtagonistInnen reichen von Psycho
<strong>an</strong>alyse (Sigmund) über Architektur<br />
(dessen Sohn Ernst) bis zur Malerei<br />
(Luci<strong>an</strong>, der Vater der Autorin). Studentin<br />
Lily spürt für ihre Abschlussarbeit<br />
dem jüdischen Architekten Lehm<strong>an</strong>n<br />
und seinem Werk in der Emigration<br />
nach. Unsicher, was sie mit ihrem Studienabschluss<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen soll, ist Lily<br />
vor allem auf der Suche nach ihrem eigenen<br />
Weg – auch in Bezug auf ihre<br />
Beziehung zum jungen Stararchitekten<br />
Nick, der keine Zeit für gemeinsame<br />
Pläne hat. So verliert sich Lily in<br />
den zahlreichen sehnsuchtsvollen Briefen<br />
Lehm<strong>an</strong>ns <strong>an</strong> seine Frau Elsa und<br />
ist fasziniert von der tiefen Liebe zwischen<br />
den beiden. Dabei k<strong>an</strong>n sie nicht<br />
wissen, wie ähnlich Elsas Geschichte<br />
ihrer eigenen ist. Die LeserInnen wissen<br />
es aber und darin besteht die<br />
Sp<strong>an</strong>nung!<br />
Einziger Wermutstropfen bei der<br />
sonst sehr nachvollziehbaren Beziehungsreflexion<br />
ist Freuds Interpretation<br />
häuslicher Gewalt, bei der vieles ohne<br />
Erklärung stehen bleibt.<br />
Claudia Saller<br />
Esther Freud: Das Haus am Meer<br />
Bloomsbury <strong>2005</strong>, Euro 19,90<br />
Bacardi feeling<br />
Mira Valenskys Beziehung geht in die<br />
Brüche. Ein Grund Urlaub zu machen,<br />
um Abst<strong>an</strong>d zu gewinnen. Wie gut, dass<br />
sie Journalistin ist und zwecks Reisebericht<br />
und Hoteltest kostenlos in die Karibik<br />
reisen k<strong>an</strong>n und zwar genau dorthin,<br />
wo sich im Moment auch ihre<br />
Freundin und Putzfrau, Vesna Krajner<br />
aufhält. Dort gibt es nicht nur einen<br />
h<strong>an</strong>dfesten Bausk<strong>an</strong>dal aufzuklären,<br />
sondern natürlich, wie es sich für einen<br />
richtigen Krimi gehört, auch einen<br />
Mord ...<br />
Rossm<strong>an</strong>ns Krimi bietet etwas viel<br />
Sozialrom<strong>an</strong>tik: Dass sich Vesna gegenüber<br />
Mira als ihrer Arbeitgeberin in<br />
einem Abhängigkeitsverhältnis befindet,<br />
ist kein Thema, g<strong>an</strong>z selbstverständlich<br />
freut sich die Putzfrau auch in<br />
ihrem Urlaub die „Chefin“ zu sehen.<br />
Auch dass die beiden außenstehenden<br />
Touristinnen innerhalb kürzester Zeit<br />
voll ins soziale Insel-Gefüge integriert<br />
sind, scheint etwas weit hergeholt.<br />
Nichts desto trotz bleibt es ein durchaus<br />
sp<strong>an</strong>nender Krimi, mit zahlreichen<br />
Einblicken in die karibische Küche, die<br />
Lust aufs Nachkochen machen. Bei jenen<br />
mit großer Geldbörse wird wohl<br />
das Reisefieber entfacht, aber auch bei<br />
den daheim Bleibenden im Gänsehäufel<br />
kommt so etwas wie Karibikfeeling<br />
auf.<br />
Martina Madner<br />
Eva Rossm<strong>an</strong>n: Karibik all inclusive.<br />
Ein Mira Valensky Krimi.<br />
Folio Verlag 2004, Euro 19,50<br />
Knutschschleimiger Lippenherpes<br />
Nie wieder weinende Gesichter im<br />
Klassenbuch. Nie wieder Hausarrest.<br />
Nie wieder einen Abend, <strong>an</strong> dem Mama<br />
nicht mit ihr spricht. Mit diesen Ged<strong>an</strong>ken<br />
l<strong>an</strong>det Mellis Wutteufel, der eines<br />
Tages aus Versehen aus ihrem Mund<br />
herausspringt, in der Mülltonne. Bis dahin<br />
empf<strong>an</strong>d Melli ihr Leben bisweilen<br />
doch als recht <strong>an</strong>strengend, denn auf<br />
einen unkontrollierten Wutausbruch<br />
folgte meistens eine saftige Strafe:<br />
Beim letzten Mal, verbrachte sie eine<br />
Stunde und dreizehn Minuten vor dem<br />
Klassenzimmer, bis sie sich, wie ihre<br />
Lehrerin meinte, wieder im „Griff“ hatte.<br />
Eindeutig zu l<strong>an</strong>g! Dies scheint nun<br />
alles vorbei zu sein. Wenn da nicht ihre<br />
Freundin Anna wäre, die mit der braven<br />
Melli überhaupt nichts mehr <strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen<br />
weiß. Besonders wenn es darum<br />
geht, sich gegen Kevin und Anton zu<br />
wehren, die ihnen ihr Staudammprojekt<br />
streitig machen. Nur Anna zu Liebe<br />
bemüht sie sich um Gegenwehr, aber<br />
ohne ihre Wut hat sie gegen die beiden<br />
Jungs keine Ch<strong>an</strong>ce. Melli steht der<br />
neuen Situation ziemlich ratlos gegenüber.<br />
Doch zum Glück ist da noch<br />
das kleine Teufelchen, das sich nicht so<br />
einfach vertreiben lässt und nach einigen<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzungen ist Melli<br />
auch bereit, ihn wieder bei sich „aufzunehmen“<br />
– diesmal allerdings nach<br />
ihren Bedingungen. Wut tut nun mal<br />
einfach gut!<br />
Svenja Häfner<br />
Sabine Both: Mellis Teufelchen.<br />
Mit Illustrationen von Barbara Korthues.<br />
rororo Verlag <strong>2005</strong>, Euro 6,90<br />
Mädchen ab 9 Jahre<br />
neu.l<strong>an</strong>d<br />
Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />
„Reiseprovi<strong>an</strong>t“ für S.<br />
lese.zeichen<br />
Widme S. diese Zeilen. Als eine Art „Reiseprovi<strong>an</strong>t“. Sie<br />
nimmt Abschied. Nein, nicht von mir. Sie verabschiedet<br />
sich von diesem L<strong>an</strong>d. Sie wird bald achtzehn. Hat gerade<br />
ihre Maturaprüfungen gemacht. Vier <strong>an</strong> einem Vormittag.<br />
Alle mit Auszeichnung. D<strong>an</strong>n sagte der Kommissionspräsident<br />
noch: „Vielen D<strong>an</strong>k, dass Sie uns den Vormittag verschönert<br />
haben.“ Ich: glücklich. S. ist nicht mein Kind. Und<br />
doch. Irgendwie dachte ich, besser eine gute T<strong>an</strong>te sein,<br />
als eine schlechte Mutter. Vor vierzehn Jahren kam sie<br />
hierher. Deutsch war und ist nicht ihre Muttersprache. Sie<br />
lernte es aber schnell. Kinder machen es eben kinderleicht.<br />
Weil sie klug sind. Wenn m<strong>an</strong> sie dar<strong>an</strong> nicht hindert.<br />
Und es auch unterstützt. Ohne Zw<strong>an</strong>g. Ohne Muss.<br />
Wenn m<strong>an</strong> mit ihnen redet. Ihre Fragen be<strong>an</strong>twortet. Mit<br />
ihnen diskutiert. Ihnen beibringt, dass alles hinterfragt<br />
werden soll. Ihnen nicht ständig die Welt erklärt. Weil<br />
m<strong>an</strong> es quasi eh besser weiß. S. geht nach Belgrad studieren.<br />
M<strong>an</strong>che denken, sie sei verrückt. Oh, nein, weit verfehlt!<br />
Sie ist eine sehr kluge junge Frau. Die weiß, was sie<br />
will. Und sie hat es so gewollt. Und so entschieden. Und<br />
Glück gehabt, dass ihre Bezugspersonen ihre Wünsche<br />
und Entscheidungen respektieren und unterstützen.<br />
Klingt fast wie ein Märchen. Aber nein, es ist ja keins. So<br />
eine Realität ist doch möglich. Wenn m<strong>an</strong> begreift, dass<br />
nicht alles mit Geld gemessen und bezahlt werden k<strong>an</strong>n.<br />
Und dass die wahren Werte im Inneren sind, dass sie niem<strong>an</strong>d<br />
wegnehmen k<strong>an</strong>n und sie herumgetragen werden,<br />
egal wo m<strong>an</strong> ist. Vor zwei Jahren sagte S. mal zu mir: „Ich<br />
verstehe nicht, was dar<strong>an</strong> so toll ist, wenn m<strong>an</strong> fortgeht<br />
und d<strong>an</strong>n der einzige Spaß darin besteht, sich in zwei<br />
Stunden voll zu saufen und sich am nächsten Tag <strong>an</strong> nichts<br />
zu erinnern?!“ Tja, so ist es halt mit Amnesie. Ein beliebtes<br />
Therapiemittel. Aber du hast es eh begriffen. Mach es einfach<br />
weiter so, wie du es immer gemacht hast: mit deinem<br />
klugen Köpfchen. Und viel Glück auf deiner Reise in die<br />
Zukunft!<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41
Fo t o s : Wi e n M u s e u m ge.sehen<br />
Die Sinalco-Epoche. Essen, Trinken,<br />
Konsumieren nach 1945.<br />
Wien Museum Karlsplatz;<br />
bis 25.9., 4,- Euro (erm. 2,-),<br />
Di-So + Fei 9–18.00, Mi 9–20.00,<br />
Fr. 9-12.00, Eintritt frei<br />
www.wienmuseum.at<br />
42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Wir kochen elektrisch!<br />
Das Wien Museum widmet sich den Konsumgewohnheiten der ÖsterreicherInnen nach<br />
1945. Bibi Klein hat „Die Sinalco-Epoche“ besucht.<br />
Im Eing<strong>an</strong>gsbereich der Ausstellung<br />
regiert die Trostlosigkeit zwischen<br />
Konservendosen, Care-Paketen<br />
und Lebensmittelkarten.<br />
Während des Zweiten Weltkrieges<br />
hielt sich das Elend durch die Ausbeutung<br />
der besetzten Länder noch in Grenzen.<br />
Aber nach Kriegsende hungerten die<br />
ÖsterreicherInnen wirklich, während sie<br />
die Trümmer ihrer jüngsten Verg<strong>an</strong>genheit<br />
beseitigten. An allen Ecken und Enden<br />
musste improvisiert werden, sogar<br />
Kochbücher wurden neu geschrieben,<br />
weil buchstäblich nichts da war.<br />
Aufschwung. Zwischen den trostlosen Exponaten<br />
der unmittelbaren Nachkriegszeit<br />
blitzen aber bereits die Farbkleckse<br />
des Wirtschaftsaufschwungs durch: Das<br />
Darben hatte l<strong>an</strong>gsam ein Ende,„Konsum“<br />
und „Wohlst<strong>an</strong>d“ hießen die neuen<br />
Reizwörter, mit deren Hilfe die Frauen<br />
unbemerkt wieder <strong>an</strong> den Herd zurück<br />
gedrängt werden sollten.Während des<br />
Krieges als aufopfernde Mütter und tatkräftige<br />
Frauen <strong>an</strong> der „Heimatfront“ gepriesen,<br />
wurden die Frauen nach dem<br />
Krieg zu perfekten Hausfrauen hochstilisiert.<br />
Damit f<strong>an</strong>d ihre berufliche Karriere<br />
ein jähes Ende. Von nun <strong>an</strong> war ihr Platz<br />
wieder zu Hause: Dort sollten sie das<br />
leibliche Wohl der gesamten Bilderbuch-<br />
Familie sichern und zwar stets „mit Liebe“<br />
und immer mit einem Lächeln auf<br />
den gepflegten Lippen. G<strong>an</strong>ze Generationen<br />
von <strong>an</strong>gehenden Hauswirtschafte-<br />
rinnen wurden – unter tatkräftiger Unterstützung<br />
der Werbewirtschaft – auf<br />
ihre Zukunft in den eigenen vier Wänden<br />
eingeschworen:„Morgen bist du Hausfrau“,<br />
hieß es da drohend auf der Titelseite<br />
eines Lehrbuches für Hauswirtschaft<br />
oder „Alles für ihn!“ auf einem Kochbuch,<br />
das ein Paar bei Tisch zeigt: SIE zerteilt<br />
ihm fein säuberlich die Mahlzeit, die sie<br />
soeben liebevoll zubereitet hat, ER beobachtet<br />
streng jeden ihrer H<strong>an</strong>dgriffe.<br />
Schließlich bringt er das Geld nach Hause<br />
und am Ende des Monats muss kontrolliert<br />
werden, ob sie auch gut gewirtschaftet<br />
hat. Sie indessen muss ihn sich<br />
bei Laune halten – Liebe geht bek<strong>an</strong>ntlich<br />
durch den Magen.<br />
Zeigefinger. Aber während fin<strong>an</strong>ziell immer<br />
noch einiges aufzuholen war und<br />
die Hauswirtschaft bisweilen zur Quadratur<br />
des Kreises wurde, musste erst<br />
noch das Genießen erlernt werden. Denn<br />
nur wer wirklich kultiviert war, beherrschte<br />
den „Guten Ton“ und verst<strong>an</strong>d<br />
es, m<strong>an</strong>ierlich zu speisen. Besonders<br />
d<strong>an</strong>n, wenn Gäste eingeladen wurden.<br />
Ratgeber und Sittenfibeln boomten –<br />
wieder etwas Neues, das die Hausfrau<br />
lernen musste, und mehr als einmal<br />
wurde sie mit erhobenem Zeigefinger<br />
gemaßregelt, wenn etwas nicht klappte.<br />
Dafür wurde sie aber bei tadellosem Verhalten<br />
mit einem Kuss belohnt. Vielleicht<br />
sogar mit einer neuen Einbauküche, zumindest<br />
aber mit einem neuen Küchen-<br />
gerät, das die <strong>an</strong>fallende Arbeit praktisch<br />
von selbst erledigte. Jetzt konnte Mutti<br />
hacken, rühren, kneten, braten und garen,<br />
was das Zeug hielt, wirklich zaubern<br />
konnte sie aber nur mit dem neuen<br />
Kühlschr<strong>an</strong>k, ihrem „besten Stück“. Und<br />
während sich das Österreichische Gütesiegel<br />
zu etablieren beg<strong>an</strong>n, wurde<br />
gleichzeitig das Angebot in den Supermärkten<br />
zunehmend „exotischer“. Von<br />
da <strong>an</strong> galt es nicht nur die österreichischen<br />
Rezepte zu beherrschen, es wurde<br />
auch amerik<strong>an</strong>isch, fr<strong>an</strong>zösisch oder italienisch<br />
gekocht. Und vor allem: elektrisch<br />
und immer noch mit viel Liebe.<br />
Reflexion. Institutionalisierte unbezahlte<br />
Hausarbeit: Das wünschen sich auch heute<br />
noch viele Männer von ihren Frauen –<br />
bestärkt durch die Werbewirtschaft und<br />
Schwarz-Or<strong>an</strong>ge. Laut Eigendefinition<br />
will die von Sus<strong>an</strong>ne Breuss kuratierte<br />
Ausstellung als Teil der Ver<strong>an</strong>staltungsreihe<br />
„Begegnung findet Stadt“ zum Gedenkjahr<br />
<strong>2005</strong> zur Reflexion über die<br />
österreichische Nachkriegsentwicklung<br />
<strong>an</strong>regen.Wer sich darauf einlässt, wird<br />
zweifellos <strong>an</strong>geregt: verstörend einige Exponate<br />
(vor allem die Werbefilme!), gelungen<br />
und pointiert die Begleittexte und der<br />
Katalog.„Die Sinalco-Epoche“ präsentiert<br />
ein Stück authentische Konsumgeschichte,<br />
die zugleich auch – leider nicht immer<br />
leicht verdauliche – Frauengeschichte ist.<br />
Im wahrsten Sinne des Wortes: ein Blick<br />
über den Tellerr<strong>an</strong>d hinaus. ❚
musik.t<strong>an</strong>z<br />
11.-23.7., Graz<br />
T<strong>an</strong>zworkshops im Rahmen des Internationalen<br />
T<strong>an</strong>ztheaterfestivals.<br />
Mit Liz King, Laura Marini, Eva Brunner,<br />
Simone Lukas-Jogl u.v.a.<br />
Bühnenwerkstatt Graz, 8010 Graz, Schubertstraße<br />
31, T. 0316/321 034, buehnenwerkstatt@ut<strong>an</strong>et.at,www.buehnenwerkstatt.at<br />
18.7. und 11.8., 21.00, Wien<br />
ImPulsT<strong>an</strong>z05 – „Campo de ‘Fiori“. Das<br />
Choreografie-Debut von Mala Kline<br />
zeigt Zeitlosigkeit im Stil der Renaiss<strong>an</strong>ce<br />
Schauspielhaus, 9., Porzell<strong>an</strong>gasse 19,<br />
www.schauspielhaus.at, Kosten: 18,-/15,- Euro,<br />
18.7.: ab 22.15 und 11.8.: 21.00<br />
22.-24.7., Wiesen<br />
29. Jazzfest Wiesen. Mit Gustav,<br />
Barbara Dennerlein, Amos Lee,<br />
Roisin Murphy u.v.a.<br />
Zipfer Zone Wiesen, 7203 Wiesen,<br />
Schöllingstrasse 1, office@wiesen.at,<br />
www.wiesen.at, Tageskarte 45,- Euro<br />
24.7., 18.30, Wien<br />
Hommage à Rosalia Chladek. „Rekonstruktionen<br />
von Sologestaltungen<br />
1923-1951“. Verschiedene Arbeiten der<br />
europäischen T<strong>an</strong>z-Expressionistin<br />
Akademietheater, 3., Lisztstrasse 1,<br />
T. 01/514 44 47 40<br />
24.7. und 28.7., Wien<br />
ImPulsT<strong>an</strong>z05 – „Melissa is a Bitch“.<br />
Von der Choreografin Ann Liv Young<br />
Schauspielhaus, 9., Porzell<strong>an</strong>gasse 19,<br />
www. schauspielhaus.at, Kosten: 18,-/15,-<br />
Euro, 24.7.: ab 21.00 und 28.7.: ab 22.15<br />
26.7. und 28.7., 21.00, Wien<br />
bODY_rEMIX/gOLDBERG_vARIATIONS.<br />
Die Compagnie von Marie Chouinard<br />
t<strong>an</strong>zt Variationen zum Thema Freiheit<br />
Burgtheater, 1., Karl-Lueger-Ring 2,<br />
www.burgtheater.at<br />
30.7., 21.00 und 1.8., 22.15, Wien<br />
ImPulsT<strong>an</strong>z 05 – „Drängen“. Ingrid<br />
Reisetbauer sucht mit Maja Slattery,<br />
Veronika Siemer und Joh<strong>an</strong>na Tatzgern<br />
die Grenzen von persönlichen und<br />
kollektiven Geschichten<br />
Schauspielhaus, 9., Porzell<strong>an</strong>gasse 19,<br />
www.schauspielhaus.at, Kosten: 18,-/15,-<br />
Euro, 30.7.: ab 21.00 und 1.8.: ab 22.15<br />
film<br />
8.7.-18.9., Wien<br />
Prater Kino Welt. Filmvergnügen im<br />
alten Prater<br />
Pratermuseum, 2., Oswald-Thomas-Platz 1,<br />
Pl<strong>an</strong>etarium beim Riesenrad, www.wienmuseum.at,<br />
bis 31.7.: Di-Fr 10-13.00 und<br />
14-21.30, ab 1.8.: Di-Fr 10-13.00 und 14-18.00,<br />
Kosten: 2,-/ 1,- Euro<br />
12.-17.7., 1.8., Wien<br />
Ohne Kohle . Internationales Independent<br />
Video- und Filmfestival<br />
Filmcasino, 5., Margaretenstr. 78,<br />
T. 01/587 90 62, Info T. 01/535 28 03, www.<br />
ohnekohle.net, 2.7. Festivalfrühstück, Präsentation<br />
der preisgekrönten Filme im Garten<br />
des Volkskundemuseums 10.8.: 21.30<br />
3.8., 21.30, Wien<br />
Victor/Victoria (UK/US 1982), R: B. Edwards<br />
Kino unter Sternen, 2., Augarten, Schüsselwiese,<br />
Eing<strong>an</strong>g Gaußplatz, Reservierung<br />
T. 0800 664 040, office@kinountersternen.at,<br />
www.kinountersternen.at,<br />
Filme täglich ab 21.30, Kosten: 7,50 Euro<br />
11.8., 21.00, Wien<br />
Volxkino 05. Hakoah Lischot.<br />
Filmisches Proträt über sieben Frauen<br />
des jüdischen Sportclubs Hakoah in<br />
Wien vor dem 2. Weltkrieg<br />
Esra, 2., Tempelgasse 5, T. 01/214 90 14,<br />
info@esra.at, www.esra.at, Einlass eine<br />
Stunde vor Beginn, Lichtbildausweis<br />
mitnehmen<br />
11.8., 21.30, Wien<br />
Kino unter Sternen. L’intrus (F 2004).<br />
R: C. Denis. Moderner Abenteuerfilm<br />
und sinnliches Meisterwerk<br />
zugleich<br />
Kino unter Sternen, 2., Augarten,<br />
Schüsselwiese, Eing<strong>an</strong>g Gaußplatz,<br />
Reservierung T. 0800 664 040, office@<br />
kinountersternen.at, www.kinountersternen.at,<br />
Filme täglich ab 21.30,<br />
Kosten: 7,50 Euro<br />
theater.kabarett<br />
4.7., Mo 20.00, Wien<br />
Erinnerungstheater. Theatergruppe<br />
Vzominky präsentiert Geschichten<br />
von Menschen aus aller Herren/Frauen<br />
Länder. R: D. Csapo<br />
Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,<br />
T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at,http://www.theateramspittelberg.at,<br />
Kosten: 20,-/ 7,- Euro<br />
7.-9.7., Do-Sa 19.30, Wien<br />
In the Heat of Our Own Pictures. Gemeinsame<br />
Produktion von 12 TänzerInnen,<br />
MusikerInnen, SchauspielerInnen,<br />
PerformerInnen und RegisseurInnen<br />
aus Europa und Brasilien<br />
Kosmos Theater Wien, 7., Siebensterngasse<br />
42, Karten T.01/523 12 26,<br />
www.kosmostheater.at, Info zum Stück:<br />
T. 0664/4138705, ewp@w-point.at,<br />
www.theperform<strong>an</strong>cebridge.net,<br />
Kosten: 12,-/ 8,- Euro<br />
15.-16.7, 20.00, Wien<br />
Monique Schnyder – „Mamalou“.<br />
Clown & Co. Visual Theater aus der<br />
Schweiz<br />
Theater am Spittelberg, 7., Spittelberggasse<br />
10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at,http://www.theateramspittelberg.at,<br />
Kosten: 20,-/ 7,- Euro,<br />
freie Platzwahl<br />
19., 24.7., Di 20.00, Wien<br />
Ladies Night Summer Special Varieté.<br />
Mit Eva D., Sus<strong>an</strong>ne Draxler, Christina<br />
Förster, Natascha Gundacker, Ingeborg<br />
Schwab, Gerti Tröbinger<br />
Theater am Spittelberg, 7., Spittelberggasse<br />
10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at,http://www.theateramspittelberg.at,<br />
Kosten: 20,-/7,- Euro,<br />
freie Platzwahl<br />
4.-28.8., 19.30, Reichenau<br />
Am Ziel. Theaterstück von Thomas<br />
Bernhard unter der Regie von<br />
Helga David. Mit Misha Pilss und<br />
Monika Pallua<br />
Ballsaal des Thalhofes,<br />
2651 Reichenau/Rax, Thalhofstr. 23,<br />
T. 02662/430 06, Vorstellungen:<br />
4.,5.,6.,7.,11.,12.,13.,14., 25.,26.,27 & 28.8. und<br />
3., 4. 9.: 19.30, Nachmittagsvorstellungen<br />
10. 8. und 2. 9.: 16.00<br />
seminar.workshop<br />
4.,11.,18.,25., 16.30-18.00, Wien<br />
Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung nach<br />
Jacobson. Mit Petra Öllinger<br />
VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburgerstraße 29,<br />
T. 01/715 08 00, vhs-3@gmx.at,<br />
www.vhs3.at, Mo 4., 11., 18., 25.7.,<br />
Kosten: 34,- Euro<br />
4.-8.7., 10-14.00, Wien<br />
Reisen im Kopf. Sommer-Schreibwerkstatt.<br />
Mit Petra Öllinger<br />
VHS L<strong>an</strong>dstrasse, 3., Hainburger<br />
Strasse 29, T. 01/715 08 00,<br />
e-mail: vhs-3@gmx.at, www.vhs3.vhs.at,<br />
Kosten: 67,- Euro<br />
be for m<strong>an</strong>ze<br />
13.7., 19.00, Graz<br />
Die Gebärmutter. Information zur<br />
Gebärmutterentfernung und zu<br />
Alternativen mit Sylvia Groth<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010, Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />
Kosten: 8,- Euro, Anmeldung erforderlich<br />
23.-30.7., Wolkersdorf<br />
Foto-Workshop mit Lisl Ponger. In<br />
welche Identität wird m<strong>an</strong> geboren,<br />
welche ist einem auferlegt? Impulsreferat<br />
von Araba Evelyn Johnston<br />
Weinviertler Fotowochen 05. FLUSS- NÖ<br />
Fotoinitiative, 2120 Wolkersdorf,<br />
Schlossplatz 2, T. 0224/54 55, info@fotofluss.at,<br />
Anmeldung: bis 9.7., Kosten: 220,-<br />
Euro (inkl. 60,- Euro Einschreibgebühr)<br />
27.7., 19.00, Graz<br />
Die mündige Patientin.Selbstbewusst<br />
Rechte durchsetzen. Mit Sylvia Groth<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010, Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />
Kosten: 8,- Euro<br />
7.-12.8., St. Joh<strong>an</strong>n bei Herberstein<br />
Noch ist zu wenig gelebt. Frauenliteraturwoche<br />
mit Ruth Frick-Pöder<br />
und Andera Winkler<br />
Haus der Frauen, 8222 St. Joh<strong>an</strong>n bei<br />
Herberstein 7, T. 03113/2207, Seminarbeitrag<br />
150,- Euro inkl. Unterlagen,<br />
Unterkunft mit VP pro Person 33,-/ 37,- Euro,<br />
Anmeldeschluss: 1.6.<br />
22.-26.8., 9-13.00, Wien<br />
Verh<strong>an</strong>dlungstechniken: Verh<strong>an</strong>deln,<br />
diskutieren, argumentieren. Seminarleiterin<br />
Christa Altrichter<br />
Volkshochschule Floridsdorf, Zweigstelle<br />
Großjedlersdorf, 21., Siemensstr. 17, T. 01/294<br />
66 60 22, grossfeldsiedlung@vhs21.ac.at,<br />
Mo-Fr 9-13.00, Kosten: für 20 UE 160,- Euro,<br />
Anmeldeschluss 16.8.<br />
vortrag.diskussion<br />
4.7., 16.00, Graz<br />
Informationsgespräch. Das FZ stellt<br />
sich vor – auch für Interessentinnen <strong>an</strong><br />
einem Praktikum. Referentin Monika<br />
Vucsak<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010, Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998<br />
5.7., 20.30, Dornbirn<br />
Artikel 7 – Unser Recht. Filmemacherin<br />
Eva Simmler über die SlowenInnen in<br />
Kärnten und die historischen Wurzeln<br />
des „Ortstafelstreits“<br />
Spielboden Dornbirn, 6850 Dornbirn,<br />
Färbergasse 15, T. 05572/219 33,<br />
www.spielboden.at<br />
8.-10.9, Berlin<br />
Femme Globale. Geschlechterperspektiven<br />
im 21. Jahrhundert. Internationaler<br />
Kongress in Berlin<br />
Heinrich-Böll-Stiftung, D-10178 Berlin,<br />
Rosenthaler Str. 40/41, info@boell.de,<br />
zentrum@gender.hu-berlin.de,<br />
www.glow-boell.de<br />
ausstellung<br />
bis 31. 7., Krems<br />
Renoir und das Frauenbild des<br />
Impressionismus<br />
Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Fr<strong>an</strong>z Zeller<br />
Platz 3, T. 02732/908 010, www.kunsthalle.at<br />
bis 6.11., St. Pölten<br />
Christa Hauer. Euphorie in Licht und<br />
Farbe: Malerei 1955-2004<br />
NÖ L<strong>an</strong>desmuseum, 3100 St. Pölten,<br />
Kulturbezirk 5, T. 02742/90 80 90,<br />
www.l<strong>an</strong>desmuseum.net,<br />
Di-So: 10-18.00<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
Sabine Martes Medienkritik und Videoperform<strong>an</strong>ce beim poolbar Festival „Step Behind<br />
The Ropes, Please! No. 2“ zeigt die Zerlegung der US-amerik<strong>an</strong>ischen True-Crime-TVSerie<br />
„Inside“ um, unter <strong>an</strong>deren Vorzeichen, die Symbolproduktion des Fernsehens<br />
gegen sich selbst auszuspielen. In „Helen – Performing Sequences“ am 15.7.<br />
wird das Spiel mit Filmgenres und live eingesprochenen Dialogfragmenten fortgesetzt.<br />
Christina Nemec dagegen wird mit Laptop, Mikro, Sampler und diversen Tonträger<br />
<strong>an</strong> der Live Musik dieses besonderen Abends basteln.<br />
14. und 15.7.: 20.30, poolbar, Altes Schwimmbad, 6800 Feldkirch,<br />
www.poolbar.at, Kosten: 5,-/ 6,- Euro<br />
Fo t o : S a b i n e M a r t e<br />
bis 8.10., Hohenems<br />
Jüdischer Kitsch und <strong>an</strong>dere heimliche<br />
Leidenschaften. Identity Shopping, Gott<br />
im Detail und die Sehnsucht nach den<br />
Dingen des Glücks. Mit Feinkost Adam,<br />
einem Projekt der Künstlerin Anna Adam<br />
Jüdische Museum Hohenems, 6845<br />
Hohenems, Villa Heim<strong>an</strong>-Rosenthal, Schweizer<br />
Strasse 5, T. 05576/739 890, office@jmhohenems.at,<br />
www.jm-hohenems.at,<br />
Di-So: 10-17.00, Kosten: 5,-/ 3,50 Euro<br />
bis 4.9., Wien<br />
Lebt und arbeitet in Wien II<br />
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />
T. 01/521 89-33, www.kunsthallewien.at,<br />
tgl.:10-19.00, Do: 10-22.00, Mi geschl.<br />
bis 11.9., Wien<br />
Re: MODERN. Ausstellung zur Renaiss<strong>an</strong>ce<br />
der ästhetischen Moderne in<br />
der Gegenwartskunst<br />
Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5, T. 01/587 665,<br />
Di-So: 10-21.00<br />
bis 23.7., Wien<br />
Lora S<strong>an</strong>a – feministische Schau der<br />
Künstlerin Carola Dertnig<br />
Galerie Andreas Huber, 6., Capistr<strong>an</strong>gasse 3,<br />
T. 01/586 02 37, www.galerie<strong>an</strong>dreashuber.at,<br />
Di-Fr: 14-18.00, Sa: 11-15.00<br />
bis 28.8, Wien<br />
das Neue2<br />
Atlier Augarten, 2., Scherzergasse 1a, Infos:<br />
T. 01/795 57 134, office@atelier-augarten.at,<br />
www.atelier-augarten.at, Di-So: 10-18.00<br />
bis 31.8., Wien<br />
Frauen gedenken <strong>an</strong>ders. Ausstellung<br />
zum Gedenkjahr <strong>2005</strong> aus der Sicht<br />
von Frauen<br />
Ausstellung vor dem Museumsquartier, 7.,<br />
Museumsplatz 1, Anmeldung zu Führungen<br />
T. 01/4000-83515, hab@m57.magwien.gv.at<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43
<strong>an</strong>.künden<br />
8.7.-19.8., Wien<br />
Das Sp<strong>an</strong>nende ist doch die Materie –<br />
Weibliche Positionen zur Skulptur. Mit<br />
55 Künstlerinnen aus A, CL, CH, PL, D,<br />
NL, JP, FR, TR, RUS, H, HR, BR und IS<br />
Atelier & Gallery Area 53, 6., Gumpendorferstraße<br />
53, T. 0676/ 621 56 60,<br />
twopeoplelwork@networld.at,<br />
www.AREA53.org, Di-Fr: 14.30-19.00,<br />
Eröffnung der Ausstellung 7.7.: 19.00<br />
8.7.-30.10., Wien<br />
Das unmögliche Theater. Performativität<br />
im Werk von Katarazyna Kozypra<br />
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />
Halle 2, T. 01/521 89 33, tgl.: 10-19.00,<br />
außer Mi, Kosten: 6,-/ 4,50 Euro<br />
bis 12.8., Wien<br />
Galerie ArtPoint. Kunst aus Ost-und<br />
Südeuropa. Eröffnungsausstellung<br />
mit Ana Adamovic und ihrem Projekt<br />
„Without the Borders“<br />
Kulturkontakt Austria, 1.,<br />
Universitätsstr. 5, T.01/523 87 65 14,<br />
www.kulturkontakt.or.at/OKS,<br />
Mo-Fr: 14-18.00<br />
30.8.-28.9., Wien<br />
Realitäten II: Gesellschaftswerte. Internationale<br />
Gruppenausstellung<br />
Fotogalerie Wien, 9., Währingerstr. 59,<br />
T. 01/408 54 62, www.fotogalerie-wien.at,<br />
Di-Fr: 14-19.00, Sa: 10-14.00<br />
lesung<br />
7.7., 17.00, Retz<br />
Festival Retz. Christine Nöstlinger liest<br />
die neuesten Geschichten von Mini<br />
Festzelt am Hauptplatz, 2070 Retz,<br />
Hauptplatz 30, T. 02942/222 352,<br />
office@festivalretz.at, www.festivalretz.at,<br />
Kosten: 12,-/ 6,- (Kinder) Euro<br />
14.7., 21.00, Linz<br />
Literatur im Sommer: Margit<br />
Schreiner liest aus ihren Werken<br />
Im Musikpavillion <strong>an</strong> der Unteren Donaulände,<br />
4020 Linz, Infos über eventuelle Verlegung<br />
ab 18.00 unter T. 0676/762 23 331,<br />
www.linzer-fruehling.at/termine, bei<br />
Schlechtwetter im Gasthaus Urb<strong>an</strong>ides<br />
18.7., Mo 19.00, Wien<br />
30 Jahre Literaturprogramm der Alten<br />
Schmiede – Retrospektive mit Lesungen<br />
von Waltraud Seidlhofer (Gehen)<br />
und Petra G<strong>an</strong>glbauer (M<strong>an</strong>chmal<br />
rufe ich dorthin)<br />
Alte Schmiede Kunstverein Wien, 1.,<br />
Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46, info@<br />
alte-schmiede.at, www.alte-schmiede.at,<br />
Literarisches Quartier<br />
26.7., 19.00, Wien<br />
CLUB POÉTIQUE -12 denkwürdige Em<strong>an</strong>ationen<br />
von Dichtkunst. Christine<br />
Huber, Fabj<strong>an</strong> Hafner, Semier Insayif,<br />
Bettina Balàka<br />
Alte Schmiede, 1., Schönlaterngasse 9,<br />
T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at<br />
aktivitäten<br />
16.7., 15-16.30, Graz<br />
FrauenStadtSpaziergänge.<br />
Gegen strukturelle Gewalt.<br />
Leitung Ilse Wieser<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />
T. 0136/716 02 20, office@frauensercie,<br />
www.frauenservice.at, Treffpunkt:<br />
Zimmerplatzgasse 15, ab 15.00<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Politisches Café im Frauencafé<br />
autonomes FRAUEN zentrum,<br />
4020 Linz, Humboldtstraße 43,<br />
T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at,<br />
jeden 1. Mo ab 19.00<br />
44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />
ab 20.30<br />
Encounter-Gruppe für Lesben und<br />
Frauen, die sich DA nicht so sicher<br />
sind<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at,<br />
jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00,<br />
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />
Lambda für politisch und rechlich interessierte<br />
Schwule und Lesben<br />
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/Raimundpassage<br />
2, jeden 1. Mo<br />
Internet-Café für Frauen und<br />
Mädchen. Auch Anfängerinnen.<br />
Kinderbetreuung<br />
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />
T. 01/895 72 67, jeden Mo 15-18.00<br />
„Lesbentutorium“ <strong>an</strong> der Uni Wien<br />
UFO, 9., Berggasse 5/24,<br />
jeden Mo ab 19.00<br />
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />
Erfahrungsaustausch für<br />
lesbische [Co]Mütter<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 01/895 84 40, www.frauensache.at,<br />
jeden 1. Mo 19.30, Anmeldung erforderlich,<br />
Kosten: 3,6 Euro<br />
Dienstag<br />
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />
Mit Sylvia Möstl<br />
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />
2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />
Frauencafé der Frauengruppe<br />
ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />
abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />
Marathontraining mit der Grazer<br />
Frauenbeauftragten Brigitte<br />
Hinteregger<br />
Vor dem Büro der Frauenbeauftragten,<br />
8010 Graz, Tummelplatz 9/1,<br />
T. 0316/872-4660, www.frauenbeauftragte.at,<br />
jeden Di 17.00<br />
Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspass.<br />
Leiterin: Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />
8010 Graz, Volksschule Brockm<strong>an</strong>ng. 119,<br />
T. 0316/837 998-30, jeden Di 19.00-21.00,<br />
Anm. erforderlich, Kosten für 17 Abende:<br />
102,- Euro<br />
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen<br />
zu sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />
T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />
jeden Di 19.30-21.00<br />
Babykino. Für Mütter und Väter mit<br />
Babys. Ein Film aus dem aktuellen Angebot,<br />
bei dem Kleinstkinder in den<br />
Kinosaal mitgenommen werden können<br />
Votivkino, 9., Währinger Straße 12,<br />
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />
jeden Di 11.00<br />
Geheimer Garten für Frauen und<br />
Mädchen<br />
15., Reichsapfelg., Infos: Zeit!Raum<br />
Stadtteilprojekt, T. 01/895 72 67,<br />
www.zeitraum.co.at<br />
Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />
aller Altersgruppen<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Info: T. 01/545 43 93<br />
ViennaMix. Verein von und für<br />
les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender Migr<strong>an</strong>tInnen<br />
in Wien trifft sich im<br />
MAREA ALTA-Keller, 6., Gumpendorferstraße<br />
28, jeden 2. Di, 20.00<br />
Dein Körper – Deine Verbündete.<br />
Leitung: Andrea Scheutz<br />
(Psychotherapeutin)<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 01/89 58 440, e-mail: office@frauensache.at,<br />
18-19.30, Anm. erforderlich!<br />
Kosten: 20,- Euro<br />
Mittwoch<br />
Schreibwerkstatt für Frauen.<br />
Mit Fini Zirkovich<br />
Literaturhaus Mattersburg,<br />
7210 Mattersburg, Wulkalände 2,<br />
jeden Mi 19.00. Anm.: T. 02626/677 10<br />
Frauencafé<br />
Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,<br />
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />
Kontakt: Ulrike Putz-Alb,<br />
T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi<br />
Mittwochs-Frauentratsch mit<br />
Netz<strong>an</strong>schluss<br />
Frauenberatungsstelle Freiraum,<br />
2620 Neunkirchen, Wiener Str. 4/9,<br />
T. 02635/611 25, freiraumfrauen@ut<strong>an</strong>et.at,<br />
jeden 1. Mi im Monat<br />
Tr<strong>an</strong>sgendertreff<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi<br />
ab 20.00<br />
Frauen aller Länder-Café<br />
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 14-18.00<br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />
ab 20.30<br />
Frauen-Treffpunkt<br />
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />
T. 01/581 09 60, Kosten: 1,50 Euro,<br />
jeden Mi 18-20.00, keine Anmeldung erf.,<br />
Kekse/Tee willkommen<br />
Frauenfest im U4<br />
U4, 12., Schönbrunner Str. 222,<br />
jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen.<br />
Leitung: Bettina Reisch<br />
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 1 Jahr,<br />
14-tägig, Kosten: 16,- Euro/Termin<br />
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-<br />
BALLerinas<br />
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,<br />
Training jeden Mi 19.30-21.30<br />
Lesbengruppe<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />
jeden Mi ab 19.00<br />
Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />
Körpertherapeutisch orientierte<br />
Jahresgruppe für Frauen. Leiterin:<br />
Renate Frotzler-Dittrich<br />
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />
Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.: T. 01/587 67 50,<br />
Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,<br />
Einstieg jederzeit möglich<br />
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />
und Frauen in Trennungssituationen<br />
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />
Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />
18-20.00, Anm. Frauen beraten Frauen,<br />
T. 01/587 67 50<br />
Offenes Atelier für Frauen.<br />
Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />
18., Hofstattgasse 15/10, Info und<br />
Anmeldung: T. 01/478 63 88, Kosten: 15,-<br />
Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />
jeden 1. Mi von 19-21.00<br />
Que(e)r-Beisl<br />
Ernst Kirchweger Haus, 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4,<br />
www.raw.at, jeden Mi, 18.30-24.00<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstraße 63,<br />
Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />
Dick und fit – Schwimmen.<br />
Leiterin: Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />
Schwimmhalle ATG, 8010 Graz,<br />
Kastellfeldg. 8, T. 0316/837 998-30,<br />
jeden Mi 17-18.00; Anm. erforderlich!<br />
Donnerstag<br />
HelpChat „Halt der Gewalt“<br />
Der Helpchat www.haltdergewalt.at<br />
bietet <strong>an</strong>onyme Hilfestellung,<br />
jeden Do 20-23.00<br />
Mach dir ein Bild... portraitzeichnen,<br />
portraitmalen. Für Mädchen und<br />
Frauen mit Lust und Freude am<br />
Gestalten<br />
Offenes Atelier funkundküste, 3504<br />
Krems/Stein, Steiner L<strong>an</strong>dstraße 14,<br />
T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive<br />
Material: 13 Euro, jeden 3. Do, 18-20.00<br />
Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs<br />
für Frauen. Leiterin: Theresia<br />
Blatnek-Wondraczek<br />
Anm.: Frauenberatung Zwettl,<br />
3910, Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0,<br />
Do 19-20.00<br />
„Komm Oma – surf mit mir!“<br />
Internet-Café für Jung und Alt<br />
Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,<br />
T. 07289/66 55, keine Anm. erf., Surfgebühr:<br />
1,50 Euro/Stunde, jeden Do 15-18.00<br />
Regenbogen Stammtisch<br />
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />
Vorstadt 18, T. 0699/113 41 214, ab 20.00<br />
Lesbenabend<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 3. Do ab 19.00<br />
Offener Abend<br />
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />
jeden Do 20.30<br />
HOSI-Jugendabend<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
jeden Do ab 19.00<br />
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung<br />
Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26,<br />
T. 01/589 80-0, jeden Do 14-19.00<br />
Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe<br />
für Frauen, Lesben und<br />
Mädchen. Mit Barbara Tiwari<br />
FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6,<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />
jeden Do 17.30-19.00<br />
Schmökern, gustieren, plaudern,<br />
Tee trinken, Bücher kaufen<br />
Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer, 7.,<br />
Zieglergasse 28, T. 01/522 48 92, e-mail:<br />
frauenzimmer@aon.at, jeden Do bis 21.00<br />
Widerst<strong>an</strong>dslesung. Künstlerische<br />
Beiträge (lesen, spielen, singen,<br />
feuerschlucken etc.) willkommen:<br />
www.awadalla.at/content/<br />
widerst<strong>an</strong>dslesungen.html<br />
Botschaft der besorgten Bürgerinnen, 1.,<br />
Ballhausplatz 1a, jeden Do 17-19.00<br />
Freitag<br />
Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />
T. 0732/609 898, jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels,<br />
Schubertstr. 13, jeden 4. Fr ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />
– der Abend für Lesben und<br />
Freundinnen<br />
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24,<br />
meist einmal im Monat, 19-23.00,<br />
Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />
T. 0316/36 66 01
Frauen aller Länder-Café<br />
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 19-23.00<br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />
ab 20.30<br />
g.spot. for queers to check in &<br />
freak out<br />
Subzero, 7., Siebensterngasse 27, jeden 1. Fr<br />
Internet-Café von Frauen für Frauen<br />
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />
Str. 83, T. 01/595 21 55, jeden Fr 13-19.00,<br />
jeden letzten Fr speziell für Mädchen<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />
jeden 1. Fr<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />
Samstag<br />
Club Anderwelt<br />
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />
Frauenclub...just the girls<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6,<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />
jeden 1. Sa ab 21.00<br />
Homoriental. Der multikulturelle Club<br />
für ein lesbisch/schwules Publikum<br />
und FreundInnen<br />
Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37,<br />
homoriental@gmx.net,<br />
Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50 Euro,<br />
jeden 2. Sa<br />
Sonntag<br />
HOSI Sonntagsbrunch @Café<br />
Steinschlag<br />
Café Steinschlag, 5020 Salzburg,<br />
Glockengasse 4, Frühstücksbuffet und<br />
Kaffee/Tee, Kosten: 7,-/5,- Euro<br />
(HOSI Mitglieder), jeden 3. So 11.00<br />
Labrys Lounge<br />
Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,<br />
Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump,<br />
www.labrys.gundl.at, e-mail:<br />
labrys@gundl.at, jeden 1.So, 18.00<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />
T. 05574/455 38, e-mail: frauengetriebe<br />
@aon.at, jeden 1. So ab 10.30<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />
www.sargfabrik.at, Eintritt: 14,- Euro.<br />
Bitte um Anmeldung bis jeweils Samstag!<br />
Per e-mail: sonja.c@gmx.at oder<br />
T. 01/988 98-214, jeden 3. So<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />
Süchtige<br />
13., St. Veitg. 25, T. 0676/787 91 44,<br />
jeden So 19.30<br />
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veg<strong>an</strong>es Buffet<br />
E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Aus. Weg. Beim nächsten Mal wird<br />
alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />
für schwule und lesbische Paare<br />
aus.weg. 80469 München, Baaderstr. 36/4,<br />
Infos: 01520/299 11 43, info@aus-weg.de,<br />
www.aus-weg.de<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />
Frauenleserunde<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10 12<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür - Frauenservicestelle, 7210<br />
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,<br />
T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt,<br />
Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24<br />
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />
für Frauen. Auch muttersprachliche<br />
Beratung<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />
Raugasse 16, T. 02622/825 96. Mo, Do,<br />
Fr 9-12.00, Di 17-20.00<br />
Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />
von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Maiz, 4020 Linz, Hofgasse 11, T. 0732/776 070,<br />
maiz@servus.at, www.servust.at/maiz,<br />
Mo und Do 10-16.00, Di und Mi 10-14.00<br />
Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />
bei Verhütungsfragen und<br />
Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße<br />
12, T. 0662/442 255<br />
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />
Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />
Mo, Do 16-19.00; Mi 9-12.00<br />
Patchwork-Familien-Service.<br />
Mit Margit Picher<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0664/231 14 99,<br />
Anmeldung erforderlich<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />
(1,50 Euro), Infos zu<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen und/oder<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998, www.fgz.<br />
co.at, Mo-Mi und Fr 9-13.00, Do 15-19.00<br />
Verhütungsberatung für Mädchen<br />
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />
Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />
1. Beratungsstelle für FGM<br />
(female genital mutilation) und<br />
Frauengesundheit<br />
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9.,<br />
Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Arbeitsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />
in der Kindheit<br />
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />
Info: T. 0676/717 29 67<br />
Beratung, Kurse, Information für<br />
geistig oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre Angehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
T. 01/714 39 39<br />
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-<br />
5771, Erstgespräch kostenlos! Tel. Beratung<br />
Di 10-12.00 u. Do. 14-16.00 unter T. 01/476 15-<br />
5775 sowie unter fem@aon.at<br />
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />
Alles muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />
Leiterin: Martina Nöster, Kinder- u.<br />
Jugendpsychologin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5772, Erstgespräch kostenlos,<br />
weitere 4,- Euro<br />
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich<br />
in Deinem Körper wohl zu fühlen.<br />
Leiterin: Martina Rainer, Shiatsu-<br />
Praktikerin<br />
F.E.M, 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771, Kosten: 23,- Euro<br />
Nueva C<strong>an</strong>ción<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin.<br />
Mit Gabriele Knappitsch<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771<br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71<br />
Schl<strong>an</strong>k & glücklich?<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,<br />
Anm./Info: T. 01/476 15-57 71<br />
Sexualberatung - Was Sie schon<br />
l<strong>an</strong>ge oder gerade jetzt dringend<br />
besprechen wollten. Leitung: <strong>Juli</strong>a<br />
Kastenhuber, Psychologin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71, Kosten: 10,- Euro/<br />
Einzel-oder Paarberatung<br />
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“.<br />
Leiterin: Martina Nöster, Psychotherapeutin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5772<br />
radio.fixtermin<br />
Mo 18-19.00<br />
Khorschid Kh<strong>an</strong>um die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />
Di 13-14.00<br />
Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air. Weibliche<br />
Realitäten in den Ländern des<br />
„Südens“<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94.0<br />
Mi 20.05-20.20<br />
Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />
eine frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz<br />
Mi 17-18.00<br />
femme totale feminist. Radioprogramm<br />
radio helsinki , 92,6 Mhz (Graz)<br />
Mi 18-19.00<br />
Abwechselnd: or<strong>an</strong>gina F<strong>an</strong>zine zu<br />
Mädchennetzwerken in der Subkultur/bauch.bein.po<br />
Die Sendung für<br />
die g<strong>an</strong>ze Frau<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz<br />
Di 18-19.00<br />
ta mera <strong>an</strong> Orten wie diesen. Von Frauen<br />
für Frauen. Von Lesben für Lesben<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 Mhz<br />
Do 18-19.00<br />
HOSI Lesbenradio (jeden 1. Do), La<br />
m<strong>an</strong>ifesta (2. Do), Görls linkup (3. Do),<br />
Lourdes (4. Do)<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 Mhz<br />
Fr 16.30-17.30<br />
SPACEfemFM. Frauenradio, jeden 1. u. 3. Fr<br />
Radio FRO, 105 MHz (Linz)<br />
Fr 19-20.00<br />
Spacefemfm Frauenradio.<br />
Jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />
Radio FRO. 105,0 MHz in Linz<br />
Fr 18-19.00<br />
Abwechselnd: Dyketime - Radiomagazin<br />
für Lesben/Frauenforum<br />
Radio Helsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />
Fr 18-19.00<br />
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />
Frauenforums<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz, jeden 1. Fr<br />
t<strong>an</strong>z.fest<br />
2.7., 21.00, Wien<br />
Regenbogenparadeabschlußfest im<br />
Wuk. H.A.P.P.Y meets entiende meets<br />
Homoriental<br />
WUK, 9., Währingerstr. 59, T. 01/401 210,<br />
www.wuk.at<br />
8.7., Fr. 20.00, Wien<br />
Villa Lesben Treff. Sommerparty &<br />
Cocktailworkshop<br />
Lesbenberatung Lila Tip, 6.,<br />
Linke Wienzeile 102, T. 01/586 81 50,<br />
lesbenberatung@villa.at, www.villa.at,<br />
Fr 20.00, im Garten der Villa<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
Die kolumbi<strong>an</strong>ische Sängerin Lucìa Pulido vermischt Jazz, Renaiss<strong>an</strong>ce-Musik und<br />
die traditionellen, religiösen und weltlichen Gesänge Kolumbiens zu einer lebendigen<br />
neuen Form. Ihre Weltmusik zeichnet sich durch Experimentierlust und kreatives<br />
Erarbeiten eines eigenständigen Musikstils aus, der durch seine ungewöhnliche<br />
Rhythmik überzeugt und beim diesjährigen Glatt&Verkehrt Festival zu den Höhepunkten<br />
gezählt werden darf.<br />
29.7.,19.30, Hofbühne – Winzer Krems, 3500 Krems, S<strong>an</strong>dgrube 13, T. 02732/908 033,<br />
www.glattundverkehrt.at, 17.-31.7.: Tagespass zwischen 23,- und 11,50 Euro<br />
9.7., Sa 19.00, Wien<br />
Hexensabbat de s Wiener Salons. Mit<br />
Celia Mara, Hexenteppich knüpfen,<br />
Büffet, Lio Elfie Payer, Halil Gürsu,<br />
Renée Kellner, M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>a Alavi Kia<br />
Nelson’s, 4. P<strong>an</strong>iglgasse 14,<br />
salonieren@derwienersalon.com,<br />
www.nelsons.at, ab 19.00, UKB: 10.- Euro<br />
16.7., ab 18.00, Wien<br />
Schwarze Schmetterlinge Sommerfest<br />
Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8, T. 01/523 6475,<br />
www.amerlinghaus.at, Eintritt freie Spende<br />
12.-13.8., Greifenstein<br />
temp~ electronic music festival.<br />
Liveacts, Visuals, Djs, Free Camping<br />
Strombauamt, 3422 Greifenstein,<br />
www.temp-records.net/festival<strong>2005</strong><br />
13.-28.8., Innsbruck<br />
Festival der Träume. T<strong>an</strong>zen und<br />
Lachen mit Clownin Gardi Hutter,<br />
Galumpha, Fly D<strong>an</strong>ce Comp<strong>an</strong>y,<br />
Shim & Sham, u.v.a.<br />
Stadtsaal, 6020 Innsbruck, Universitätsstr. 1,<br />
T. 0676/374 20 46, info@festival-der-traeume.at,<br />
www.festival-der-traeume.at<br />
20.8., 20.00, Wien<br />
Latin Night. Fest mit Salsa, Merengue,<br />
Mambo von Resis.d<strong>an</strong>se<br />
Cafe St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63,<br />
www.Resisd<strong>an</strong>se.at, Sa 20.00,<br />
Einführung von 19-20.00, UKB: 4,- Euro<br />
diverses<br />
Fo t o : Ro b e r t o D a n g o n<br />
2.7.-14.8., Feldkirch<br />
poolbarfestival 05. Jazzfrühstück,<br />
Musikperform<strong>an</strong>ces, Konzerte, DJs,<br />
Filme im alten Hallenbad in Feldkirch<br />
poolbar im alten Hallenbad, 6805 Feldkirch,<br />
Reichenfeld 6, www.poolbar.at<br />
5.-8.7, Slavonice<br />
La petit mort. Kunst und Musik in Slavonice.<br />
4tägiges Festival mit Ausstellungen,<br />
Konzerten und Perform<strong>an</strong>ces<br />
von StudentInnen der Akademie der<br />
juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45
<strong>an</strong>.künden<br />
Laute Schritte<br />
Bildenden Künste ud MusikerInnen<br />
aus Wien& Umgebung<br />
CZ-37881 Slavonice,<br />
frage@lapetitmort.info, www.lapetitmort.info,<br />
Eintritt frei oder 1,75 Euro<br />
7.-16.7., Wien<br />
Freiraum. Gespräche, Filme, Aktionen,<br />
Strategien für die Schaffung physischer<br />
und struktureller Freiräume in<br />
Ö. Mit Gruppe Freiraum, Kollektief De<br />
Vrije Ruimte, EKH, D<strong>an</strong>iela Swarowsky,<br />
IG Kultur, WUK, W.E.G. u.v.a.<br />
Kunsthalle Exnergasse Wien,<br />
9., Währingerstr. 59, T. 01/401 21 42,<br />
klaus.schafler@wuk.at,<br />
http://kunsthalle.wuk.at,<br />
www.freibesetzt.tk, www.geldlos.at<br />
14.-15.7., 20.30, Feldkirch<br />
poolbarfestival. Sabine Marte:„Step<br />
Behind The Ropes, Please - No.2“<br />
(Video-Perform<strong>an</strong>ce), Christina<br />
Nemec:„chra“ (Live-Musik-Projekt)<br />
poolbar im alten Hallenbad, 6805 Feldkirch,<br />
Reichenfeld 6, www.poolbar.at,<br />
Eintritt bis 20 Uhr Kosten: 5.- Euro,<br />
ab 20.00: 6.- Euro<br />
28.-31.7., Gmunden<br />
Festwochen Gmunden. Xenia Hauser.<br />
Round table 36 Art & Fest 19.Grafik<br />
Unikate und mixed media Arbeiten<br />
Hipp-Halle, 4810 Gmunden,<br />
Theresienthalstrasse 68, info<br />
T. 07612/70630, kultur.skok<strong>an</strong>@aon.at,<br />
Ermäßigungen für Schüler und Studenten<br />
46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />
Foto: Josef Ondracek<br />
In der Alten Schmiede treffen zwei Autorinnen aufein<strong>an</strong>der,<br />
deren gewagte Textkombination die Hinterfragung<br />
von Perspektive beinhaltet. Waltraud<br />
Seidlhofers Gehsteige sind Bildschirmoberflächen<br />
und literarische Begehungen um die Automationen<br />
des Selbstverständlichen zu hinterfragen. Das<br />
zweiteilige Todeskino von Petra G<strong>an</strong>glbauer setzt<br />
dem privaten Schicksal und dem gesellschaftlichen<br />
Partizipieren die Bilder von Katastrophen der Medienberichterstattung<br />
entgegen, um ihre trennende<br />
Funktion zwischen uns und der Welt sichtbar zu<br />
machen.<br />
18.7., 19.00, Alte Schmiede Kunstverein, 1., Schönlaterngasse 9,<br />
T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at, www.g<strong>an</strong>glbauer.mur.at<br />
29.7.-6.8., Graz<br />
LaStrada. Internationales Festival für<br />
Straßen- und Figurentheater<br />
Arge La Strada, 8045 Graz, Andritzer<br />
Reichstraße 66/II, T. 0316/695 58 0,<br />
info@lastrada.at, www.lastrada.at<br />
30.7.. Sa 20.00, Baumgartenberg<br />
Sprachbilder – Farbklänge.Wort, Ton<br />
und Bild. These, Antithese? Synthese?<br />
Eine Wort-Bild-Kl<strong>an</strong>gperform<strong>an</strong>ce von<br />
der Malerin Erdmuthe Scherzer-Klinger<br />
mit Peter Assm<strong>an</strong>n und Sigi Finkel<br />
Donaufestwochen, Stiftskirche Baumgartenberg,<br />
4342 Baumgartenberg,<br />
www.donau-festwochen.at,<br />
Sa 30.7.: 20.00, Kosten 16,- Euro<br />
6.-9.7., Straden<br />
Festival micro&kleinstkunst Straden<br />
Info: theaterl<strong>an</strong>d steiermark FVA GmbH,<br />
8762 Oberzeiring, Hauptstr. 7a,T.03571/200 43,<br />
info@theaterl<strong>an</strong>d.at, www.theaterl<strong>an</strong>d.at<br />
10.7., So 9-12.00, Graz<br />
Sonntagsfrühstück f. Alleinerzieherinnen<br />
Eltern-Kind-Zentrum, 8010 Graz, Bergm<strong>an</strong>ngasse<br />
10, So 9-12.00, Kosten: 2,-/ 2,50 Euro<br />
ausschreibung<br />
bis 22.7., Wien<br />
Ausschreibung. Zum fünften Mal<br />
vergibt das Bmbwk den Gabriele<br />
Poss<strong>an</strong>er-Preis für wissenschaftliche<br />
Leistungen, die der Geschlechterdemokratie<br />
in Österreich förderlich sind<br />
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft<br />
und Kultur, Abteilung VII/9,<br />
Dr. Roberta Schaller-Steidl,<br />
roberta.schaller-steild@bmbwk.gv.at,<br />
http://www.bmbwk.gv.at,<br />
Bewerbungen noch bis 22.7.<br />
bis 1.8., Salzburg<br />
Junge FilmemacherInnen gesucht.<br />
Anlässlich dem Salburger JugendFilm<br />
und VideoFestival, der Klappe 4/05,<br />
werden noch Beiträge von<br />
FilmemacherInnen zwischen<br />
12-22 Jahren gesucht<br />
Einreichformulare <strong>an</strong>fordern unter<br />
office@klappe.at, www.klappe.at,<br />
Einsendeschluß ist der 1.8.<br />
bis 31.8., Wien<br />
JournalistInnenpreis der Solidarität.<br />
Erstmals Preis für beste/n Jungjournalistin/en<br />
für Berichterstattungen<br />
zum Thema Arbeitswelt und ArbeitnehmerInnen<br />
(Printsektor und<br />
elektronische Medien)<br />
Solidarität, 1., Hohenstaufengasse 10,<br />
Info: Annemarie Kramser, T. 01/534 44 222,<br />
soli@oegb.or.at, www.oegb.at,<br />
Ende der Einreichfrist 31. 8.<br />
bis 31.8.<br />
Lesben-Award 05. Schreibwettbewerb<br />
für deutschsprachige Frauenliteratur<br />
mit lesbischem Bezug<br />
Infos unter www.lesben-heute.de/foren,<br />
zwischen 700-1200 Wörter,<br />
Preisgeld 125,- Euro,<br />
Einreichfrist 31.8.<br />
kiddstipps<br />
11.-15. & 18.-22.7., Wien<br />
Ferien-Malworkshop für Kinder. Die<br />
Künstlerin Elisabeth Lorenz öffnet ihr<br />
Atelier für malwütige Kinder<br />
zwischen 7-12 Jahren<br />
Atelier von Elisabeth Lorenz, 21.,<br />
Leuchsweg 7, Anmeldung unter<br />
T. 01/259 39 55, max. Teilnehmerzahl 10.,<br />
11.-15. und 18.-22.7.: Mo-Fr 13-16.00,<br />
UKB: 12,- Euro pro Tag<br />
24.7., 28.8., 25.9., Thayatal<br />
Forschungsreise mit Sigi Satyr. In der<br />
Ausstellung „NaturGeschichten-Thaya<br />
Tales“ im Nationalparkhaus können<br />
sich Kinder als Naturspürnasen<br />
betätigen<br />
Nationalpark Thayatal, 2082 Hardegg,<br />
T. 02949/700 525, office@np-thayatal.at,<br />
www.np-thayatal.at,<br />
24.7., 28.8., 25.9.: 15.00,<br />
Dauer 1,5 h, Kosten: 4,- Euro pro<br />
Kind und Begleitperson<br />
24.7.-8.8., Wien<br />
Spielzeug und Möbel selber bauen.<br />
Aktivwoche mit Mittagessen für<br />
Kinder von 6-12 Jahren<br />
WUK, Designwerkstatt, 9., Währingerstr. 59,<br />
T. 0664/500 84 37,<br />
www.wuk.at/workstations<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine 9/05: 09.08.05<br />
termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
aus.blick<br />
thema<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im September<br />
Schulen in Österreich<br />
Wir nehmen diese unter die feministische Lupe und<br />
fragen die Wiener Stadtschulratspräsidentin Sus<strong>an</strong>ne<br />
Br<strong>an</strong>dsteidl, wie es um die gendersensible Pädagogik<br />
<strong>an</strong> Wiens Schulen bestellt ist.<br />
politik<br />
Zivildienstreform<br />
Die Regierung will, dass Frauen in Zukunft Zivildienst<br />
ableisten „dürfen“. Opposition und NGOs<br />
schlagen Alarm!<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />
Kuppitsch<br />
Morawa<br />
Winter<br />
Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />
Ebbe & Flut<br />
Südwind<br />
Frauenzimmer<br />
Kunsthalle Shop<br />
Prachner<br />
Riedl<br />
Löwenherz<br />
Südwind<br />
Auhof<br />
Kulturver. Waschaecht<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1030<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1080<br />
1090<br />
1090<br />
4040<br />
4600<br />
Schottengasse 4<br />
Wollzeile 11<br />
L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Radetzkystr. 11<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Zieglergasse 28<br />
Museumsquartier<br />
Museumsquartier<br />
Alser Str. 39<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />
Altenbergerstr. 40<br />
Dragonerstr. 22
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 07 08/05, juli august <strong>2005</strong>/19. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M