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Juli/August 2005 (PDF) - an.schläge

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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>07 08/<strong>2005</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli august<br />

e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />

interview<br />

queermovie<br />

Andrea Sperling über D.E.B.S. und die H<strong>an</strong>dlungsspielräume<br />

des lesbischen Films<br />

thema<br />

asylsuchen<br />

Das Zufluchtsl<strong>an</strong>d Österreich wird für Asylsuchende<br />

oft zur unerträglichen Wartehalle


Fabrik in B<strong>an</strong>gladesch wird zur Todesfalle<br />

Am 11. April <strong>2005</strong> stürzte in der Industriestadt Savar nordwestlich<br />

von Dhaka ein Fabrikgebäude zusammen und<br />

begrub hunderte ArbeiterInnen unter den Trümmern, die<br />

noch nach Mitternacht ihre Arbeit verrichteten. Zusammen<br />

mit Gewerkschaften kämpft die Cle<strong>an</strong> Clothes-Kampagne<br />

für eine <strong>an</strong>gemessene<br />

Entschädigung der<br />

ArbeiterInnen und<br />

Hinterbliebenen von<br />

den ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

Firmen Zara und<br />

Karstadt Quelle.<br />

Als die Katastrophe<br />

geschah – kurz nach<br />

Mitternacht - bef<strong>an</strong>den<br />

sich noch rund 450 ArbeiterInnen der Spectrum Sweater<br />

Ltd und Shahriyar Fabrics Ldt, die Zulieferbetriebe von<br />

namhaften Firmen wie Zara (Inditex), Karstadt Quelle und<br />

Carrefour waren, in dem Gebäude. Die Katastrophe kostete<br />

74 ArbeiterInnen das Leben, mehr als 100 wurden verletzt<br />

und 5000 ArbeiterInnen verloren ihren Arbeitsplatz.<br />

Senden Sie ein e-Mail <strong>an</strong> Zara und Karstadt/Quelle:<br />

www.cle<strong>an</strong>clothes.at<br />

Spenden Sie: Südwind Entwicklungspolitik, BA-CA<br />

21910343400, BLZ 12000, Verwendungszweck:<br />

Cle<strong>an</strong> Clothes B<strong>an</strong>gladesch


auf.takt<br />

Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> machen Urlaub und wir hoffen, dass<br />

genau das auch möglichst viele von euch tun<br />

können. Damit ihr im Flugzeug und am Str<strong>an</strong>d, in<br />

der Straßenbahn und auf der Praterwiese, oder<br />

auch im Zug auf dem Weg zur Regenbogenparade<br />

in Budapest feministischen Lesestoff habt,<br />

haben wir uns bemüht, eine B<strong>an</strong>dbreite von Themen<br />

zu bieten: von Ernstem und Bedrückendem<br />

wie der Titelgeschichte zum Leben von Asylsuchenden<br />

in Österreich, wo uns auch zwei betroffene<br />

Frauen ihre Sicht der Dinge offenlegten<br />

(S.16-19), über die Arbeitssituation von Supermarkt<strong>an</strong>gestellten<br />

(S.28f.) hin zu Kunstsinnigem,<br />

Erfreulichem, beispielsweise dem Porträt<br />

von Claire Denis (S.34f.) und dem Interview mit<br />

Andrea Sperling, der Produzentin der lesbischen<br />

Komödie „D.E.B.S.“, die beim diesjährigen Identities-Filmfestival<br />

gezeigt wurde (S.36f.).<br />

Wie schon in den letzten <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n findet ihr<br />

auch hier wieder einige <strong>an</strong>.riss-Beiträge von<br />

Publizistik-Studentinnen, denen wir <strong>an</strong> dieser<br />

Stelle für ihr großes Engagement d<strong>an</strong>ken wollen.<br />

Last but not least ein D<strong>an</strong>ke <strong>an</strong> Saskya Rudigier,<br />

die uns auch nach ihrem Praktikum weiter tatkräftig<br />

unterstützt hat und so zu einem fixen<br />

Best<strong>an</strong>dteil der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion geworden ist.<br />

Wir freuen uns schon auf einen kämpferischen<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Herbst.<br />

Liebe Grüße,<br />

eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen<br />

P.S.: Da wir das Forum schließen mussten, freuen<br />

wir uns auf eure Rückmeldungen per mail, die wir<br />

künftig gerne auf unserer LeserInnenbriefseite<br />

veröffentlichen.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

In aller Öffentlichkeit: „Nein!“<br />

Liberale Medien lassen linke EU-GegnerInnen erröten<br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

gesetz.<strong>an</strong>tistalking<br />

Tatort: Leben<br />

Absichtserklärungen gegen mehr als Stress mit dem Ex<br />

ö h.wahlen<br />

„Die haben nicht die letzte Weisheit“<br />

Die neue Bundesvertretung und ihre Pläne<br />

foto.projekt.international<br />

Ins Auge stechen<br />

Afgh<strong>an</strong>ische Perspektiven durch die Lochkamera<br />

<strong>an</strong>.sage<br />

Dirty old bodies?<br />

Die Erotik alter Frauen und was frau darüber sagen könnte<br />

thema.asyl.recht<br />

Warten auf ein besseres Leben<br />

Wie es Asylsuchenden geht, während mit ihnen verfahren wird<br />

forum.wissenschaft<br />

Auf dem Vormarsch?<br />

Frauenpolitische Bil<strong>an</strong>z Indonesiens Demokratie<br />

big.billa<br />

Gut im Geschäft<br />

Report über unbezahlte Überstunden und Ersetzbarkeit<br />

porträt.ida.kuklina<br />

Feindin, ich liebe dich<br />

Eine Soldatenmutter wehrt sich gegen politische Verbrechen<br />

film.proträt<br />

Die Ästhetik der Zeit<br />

Unter die Haut gehende Metaphorik der großartigen Claire Denis<br />

interview.<strong>an</strong>drea.sperling<br />

Solche Filme möchte ich machen!<br />

Die subversive Filmproduzentin entwirft neue H<strong>an</strong>dlungsspielräume<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Queens, Princesses & Ladies<br />

Verlier’ die Kontrolle mit Synthie-Gewitter und Retro-Flair<br />

lese.zeichen<br />

Beiden Seiten glauben<br />

Von der Hoffung auf ein Leben ohne Hass und Gewalt<br />

ge.sehen<br />

Wir kochen elektrisch!<br />

Trostlose Liebe geht bek<strong>an</strong>ntlich durch den Magen<br />

05<br />

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42


<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Redaktion: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination), Paula<br />

Bolyos/pabo, Karin Eckert/keck, D<strong>an</strong>iela Fohn/DF,Verena<br />

Fabris/vab, Svenja Häfner/svh, Gabi Horak/GaH, Kerstin<br />

Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Bibi Klein/bik, Martina Madner/mad<br />

(Gesamtkoordination), Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Zoraida<br />

Nieto, Petra Öllinger/PÖ, Helga P<strong>an</strong>kratz/p<strong>an</strong>, Rom<strong>an</strong>a<br />

Radlwimmer/ror, Eva Steinheimer/ESt<br />

Praktik<strong>an</strong>tin: Saskya C. Rudigier/s-r<br />

Inserate: Andrea Gadler, inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Katharina Buschenreiter/kabu,<br />

Genia Findeisen, Agnes Fleißner/FlAg, Helga Haiden/haid,<br />

Christina Haudum/CHa, Sonja Hribar/soh, Jennifer<br />

Imhoff, Bernadette Keusch/bek, Michaela Mair/mima,<br />

Silke Pixner/pix, Claudia Saller, Elke Salomon, Conny<br />

Sattler/cosa<br />

<strong>an</strong>.sage: Eva Geber & Gerlinde Mauerer<br />

neu.l<strong>an</strong>d: Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />

heim.spiel: Eva Steinheimer<br />

lesben.nest: Anahita Lucoj<strong>an</strong>nakis<br />

ge.sehen: Michaela Pachler<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Vina Yun<br />

plus.minus: Renate Billeth & Katharina Nagele<br />

Cartoon: J<strong>an</strong>a Grabner<br />

Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />

Cover: identities<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Renate Billeth, Magdalena Blaszczuk,<br />

bos5/Mobile Jugendarbeit, Cle<strong>an</strong> Clothes, Roberto<br />

D<strong>an</strong>gon, Filmmuseum Wien, Genia Findeisen, Eva Geber,<br />

identities, Fatima Kalsoom, LEFÖ/TAMPEP, Martina Madner,<br />

Sabine Marte, Gerlinde Mauerer, Hossain Mirzaie, Josef<br />

Ondracek, Beate Passow, Waltraud Pomper, Eva Steinheimer,<br />

Bettina Surtm<strong>an</strong>n,Wien Museum<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />

Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />

Layout: Andrea Gadler<br />

Druck: Reha Druck, Graz<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

Betrifft:„Habemus Beelzebub“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05/05<br />

Päpstlicher Rundfunk<br />

Ein polnischer Taxifahrer lachte neulich<br />

auf meine Frage, ob die Polen und Polinnen<br />

wirklich so gläubig sind, wie es das<br />

Fernsehen vermittelt hat und ob sie<br />

wirklich so traurig waren wegen Wojtylas<br />

Tod. „Das Fernsehen war der heilige<br />

Geist unseres Papstes“, meinte er. Viele<br />

Polen und Polinnen wären wegen Joh<strong>an</strong>nes<br />

Paul II in die Kirche geg<strong>an</strong>gen<br />

und würden gar nicht darüber nachdenken,<br />

ob sie nun wirklich glauben.<br />

M<strong>an</strong> habe ihnen erfolgreich eingeredet,<br />

dass er den Kommunismus stürzte (der<br />

übrigens durchaus in Ausprägungen<br />

böse und nicht „böse, böse“ war), sie seien<br />

d<strong>an</strong>kbar und sie seien zu einfach um<br />

zu realisieren, dass sie es selber waren.<br />

Und auch zu einfach, um zu realisieren,<br />

dass sich die Situation in vielen Bereichen<br />

gar nicht verbessert hat, seit es<br />

den Kommunismus nicht mehr in dieser<br />

Form gibt.<br />

Eine vielleicht unbedeutende Episode.<br />

Es zeigt nur wieder einmal, welche Intentionen<br />

die Kirche seit vielen Jahren<br />

verfolgt. Nämlich Politik zu machen, die<br />

ihrer Ansicht nach gerade so richtig<br />

schön im Trend liegt. Einst setzte m<strong>an</strong><br />

einen unbedeutenden polnischen Kardinal<br />

als Papst ein, um ein Signal in<br />

Richtung Kommunismus zu setzen,<br />

heute setzte m<strong>an</strong> einen ultrakonservativen<br />

deutschen Kardinal ein, der die<br />

zahllosen konservativen, ja reaktionären<br />

Strömungen weltweit gutheißt –<br />

der offen Bush gegen Kerry im US-<br />

Wahlkampf unterstützte (er konnte ja<br />

schwer für einen Abtreibungsbefürworter<br />

sein), der sich wegen der Vatik<strong>an</strong>-<br />

Haltung gegen den Irakkrieg (immerhin<br />

– es wurden ja auch schon Bomben gesegnet!)<br />

nur mit schwachen Argumenten<br />

gegen Bush stellte, weil er vielleicht<br />

selbst merkte, wie opportunistisch er<br />

ist... In seinem Konservativismus findet<br />

er nicht selten Worte, vor allem<br />

über Homosexualität, die in einer Art<br />

und Weise abwertend sind, wie m<strong>an</strong><br />

sie selbst von Kirchenfürsten nicht gewöhnt<br />

ist, dass m<strong>an</strong> als christlicher, soll<br />

heißen offener, den nächsten liebender<br />

Mensch heute eigentlich nur Atheist<br />

sein k<strong>an</strong>n und aus dieser Kirche austreten<br />

muss.<br />

Die einzige Hoffnung, die ich habe, ist,<br />

dass das Fernsehen nicht Benedikts heiliger<br />

Geist ist und keine stundenl<strong>an</strong>gen<br />

Predigtübertragungen das Hirn der<br />

Leichtgläubigen erweichen. Grundrechte<br />

der Frauen, die in der Genesis beschrieben<br />

wurden, wird kein Benedikt,<br />

werden auch seine Nachfolger nicht<br />

akzeptieren. Da st<strong>an</strong>d doch, wenn ich<br />

mich nicht g<strong>an</strong>z täusche, der Mensch<br />

wurde als Abbild Gottes als M<strong>an</strong>n und<br />

Frau geschaffen. Als Personen seien<br />

M<strong>an</strong>n und Frau gleich und in ihrem<br />

M<strong>an</strong>n- und Frausein ergänzen sie ein<strong>an</strong>der.<br />

Würden die Kirchenfürsten das<br />

geschriebene Wort akzeptieren, d<strong>an</strong>n<br />

müssten sie also auch eine Päpstin akzeptieren,<br />

oder? Nur als ein Beispiel. Sie<br />

werden aber auch noch in vielen Jahren<br />

<strong>an</strong> ihren Doktrin festhalten.<br />

Peter Illetschko, 1030 Wien<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />

FRAUEN<br />

BURO<br />

MAGISTRAT DER STADT WIEN


Katharina Nagele<br />

In aller Öffentlichkeit: „Nein!“<br />

Ob profil, ob St<strong>an</strong>dard, alle stimmten in letzter Zeit in<br />

das Wehklagen über die gescheiterte EU-Verfassung<br />

ein. Da auch Armin Thurnher im Falter um die Verfassung<br />

weinte, konnte es nicht am Mediamil-Komplex<br />

liegen, dass die liberalen Medien so einhellig in Depressionen<br />

ob des „Nein“ stimmenden EU-Plebs verfielen. Es<br />

tauchte ein interess<strong>an</strong>tes Argument auf: Der Grund für die<br />

ablehnende Haltung zu Europa sei, dass es keine europäische<br />

Öffentlichkeit gebe (die selbstverständlich nur aus Verfassungs-BefürworterInnen<br />

bestünde). Aus dem Munde etwa eines<br />

Fr<strong>an</strong>z Fischler klingt das eigenartig, wäre es doch sein Job<br />

als Politiker, diese Öffentlichkeit überhaupt erst herzustellen.<br />

Das Nein überraschte diese Elite aber auch, weil sie sich selbst<br />

für die europäische Öffentlichkeit hielt. Welche aber keine EU-<br />

Patriotin ist, weil sie schon keine Österreich-Patriotin war, sich<br />

darum auch noch nie auf Seiten von Krone und Or<strong>an</strong>ge/Blau<br />

schlagen konnte, die findet ihr Nein nirgends wieder und hat<br />

sie noch so treu die liberalen Blättchen gelesen. Dass in solch<br />

einer Medienl<strong>an</strong>dschaft keine demokratisch diskutierende Öffentlichkeit<br />

erblüht, ist darum nicht so erstaunlich.<br />

Georg Hoffm<strong>an</strong>n-Ostenhof vom profil unterstellt den<br />

VerfassungsgegnerInnen – auch den linken – gar Rassismus,<br />

weil sie <strong>an</strong>geblich gegen die EU-Osterweiterung und den<br />

Türkei-Beitritt seien. Ist Europa-Hurra gegen nationalistischen<br />

Kleingeist etwa alles, was dem liberalen BügerInnentum<br />

zu Rassismus einfällt? So werden die Fremden statt<br />

außerhalb Österreichs jetzt eben außerhalb der EU verortet.<br />

Linke Nein-PlebejerInnen aber können ihre Wohnungen nicht<br />

mehr verlassen, ohne sich mit Lackstiften zu rüsten, weil sie<br />

aus der Festung Europa ausbrechen und zehn „Neger raus!“<br />

auf dem Weg zu ihrer prekären Beschäftigung übermalen<br />

müssen. Werden diese Schmierfinken in Zukunft per europäischen<br />

Haftbefehl gesucht, weil H. C. Strache sich seine Plakatschwemme<br />

leisten k<strong>an</strong>n, Ist<strong>an</strong>bul-F<strong>an</strong>s aber die Geldstrafe<br />

für Sachbeschädigung nicht zahlen können? Der Versuch,<br />

die Menschen so emotional <strong>an</strong> ein Europa samt abendländischer<br />

Leitkultur zu binden wie vorher <strong>an</strong> die Nationalstaaten,<br />

soll unschuldig <strong>an</strong> dieser Hetze sein? Und welche am 6. <strong>Juli</strong><br />

nach Schottl<strong>an</strong>d fährt, um gegen den G8-Gipfel zu protestieren,<br />

wird erfahren, was wir schon seit dem Europäischen So-<br />

zial Forum in Florenz wissen: dass nämlich der freie Personenverkehr<br />

nur für TouristInnen und Geschäftsleute gilt, die<br />

Grenzen aber g<strong>an</strong>z schnell zu sind für eine europäische Öffentlichkeit,<br />

die gegen Rassismus, Sexismus, Krieg und Ausbeutung<br />

protestiert.<br />

Wenig wurde aus frauenpolitischer Sicht zur EU-Verfassung<br />

gesagt. Während der letzten zehn Jahre hat sich die Einkommensschere<br />

zwischen Frauen und Männern in der EU<br />

nicht geschlossen. Der Abst<strong>an</strong>d ist eher größer geworden. Die<br />

Beschäftigungsrate ist für Frauen gestiegen, jedoch überproportional<br />

im prekären Bereich. Und trotz wachsender Beschäftigung<br />

steigt die Arbeitslosenrate, nicht zuletzt wegen Kürzungen<br />

im Sozial- und Bildungsbereich – Maastricht sei D<strong>an</strong>k.<br />

In einem Kaufhaus lächelt von einer Bikiniwerbung eines<br />

Sportartikelkonzerns die, in Gestalt einer minderjährigen Magersüchtigen<br />

reinkarnierte Freih<strong>an</strong>delszone herab. Auf ihren<br />

Brüsten pr<strong>an</strong>gt „Frei verkäuflich um nur 9,90“. Um ins Schlaschengenl<strong>an</strong>d<br />

zu kommen, laufen unzählige Frauen Gefahr,<br />

von Schleppern als Sexarbeiterinnen verkauft zu werden, weil<br />

die EU legale Einw<strong>an</strong>derung kaum ermöglicht. Viele dieser<br />

Frauen kommen aus den EU-Anwärterstaaten, wie z.B. der<br />

Ukraine, die eine Strukturreform nach der <strong>an</strong>deren durchziehen,<br />

um den EU-Aufnahmekriterien zu entsprechen. Gleichzeitig<br />

werden AnwältInnen, die Visitenkarten <strong>an</strong> Flüchtende<br />

verteilen, kriminalisiert und der Schlepperei bezichtigt .<br />

Eigentlich wurde bei den Referenden nicht über die EU-<br />

Verfassung, sondern über die alte EU abgestimmt. Die Festung<br />

Europa mag für wenige Nein-Stimmen ausschlaggebend<br />

gewesen sein, aber es gab auch sonst wenig Grund alte<br />

und neue EU zu befürworten. Die Verfassung hätte die<br />

Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofs festgeschrieben:<br />

EU-Recht steht über den nationalen Verfassungen.<br />

Die gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik über der<br />

Neutralität. Das EU-Parlament hätte zwar mehr mitbestimmen,<br />

aber eben nicht alleine entscheiden können. Das täte<br />

noch immer der Europarat. Auch Gesetze wären weiterhin<br />

von der EU-Kommission ausgearbeitet worden, statt von Regierungen,<br />

die aufgrund des Ergebnisses direkter Wahlen gebildet<br />

werden. Warum auf dieses bisschen Demokratie auch<br />

noch verzichten? ❚<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich<strong>an</strong>.riss<br />

girls only<br />

Picknick im Park<br />

In Wien ver<strong>an</strong>staltet die Mobile Jugendarbeit Back on Stage 5 diesen<br />

Sommer wieder ihre Mädchenpicknicks. Die Idee dazu entst<strong>an</strong>d im Rahmen<br />

der aufsuchenden Jugendarbeit. Angeregt durch Gespräche mit<br />

jungen Parkbesucherinnen, wurde zusammen mit einigen Mädchen aus<br />

dem Bezirk ein Konzept für „gemütliche, ungestörte Stunden im Park“<br />

ausgearbeitet und im Sommer 2004 erfolgreich umgesetzt. Ziel der Aktion<br />

ist nicht nur die Stärkung der H<strong>an</strong>dlungskompetenz von Mädchen<br />

im öffentlichen Raum, sondern auch die Vernetzung der Margaretner<br />

Mädchen unterein<strong>an</strong>der. Treffpunkt ist auch heuer wieder das Büro von<br />

Back on Stage 5 – es wird gemeinsam eingekauft und los geht’s: ab in<br />

den Park, raus mit der Picknickdecke und nach Lust und Laune quatschen<br />

oder einfach nur abhängen und ungestört öffentlichen Raum<br />

nutzen. reb<br />

Infos und Sommertermine: Back on Stage 5, 5., Strobachgasse 4., T. 01/5853196 (Gina verl<strong>an</strong>gen). www.mobilejugendarbeit.at<br />

„Wir können uns keine<br />

Kinder kaufen“<br />

K<strong>an</strong>zler Schüssel gibt sich bei einem Festakt<br />

<strong>an</strong>lässlich „50 Jahre Familienlastenausgleichsfonds“<br />

gewohnt scharfsinnig. Und<br />

lobt bei der Gelegenheit auch die Kostenübernahme<br />

bei In-Vitro-Fertilisationen durch<br />

den Fonds, wodurch Österreich nun 1000<br />

zusätzliche Kinder zur Verfügung stünden.<br />

Dass diese Leistungen nur verheirateten<br />

Paaren zugesprochen werden, versteht sich<br />

wohl von selbst. Schließlich brauche Österreich<br />

„das Bekenntnis zu Ehe und Familie“<br />

und „eine familienfreundliche Gesinnung“.<br />

Letztere stellt die Regierung vor allem mit<br />

ihrer Asylpolitik gerne unter Beweis.<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

plus.minus<br />

immerhin<br />

sensible sprache<br />

Fo t o : b o s 5 /M o b i l e J u g e n d a r b e i t<br />

f rauendoku graz<br />

Noch mal gerettet!<br />

Schwer tun wir uns oft genug für diese Rubrik<br />

ein Plus zu finden. Diesmal wurden wir aber positiv<br />

überrascht! Die Zeitschrift „mein job“, die<br />

neben Stellen<strong>an</strong>zeigen auch Tipps für die Jobsuche<br />

enthält, benutzt durchgehend geschlechtergerechte<br />

Sprache. Das Binnen-I ist damit Mainstream.<br />

Erfreulich auch der Kommentar zur<br />

gepl<strong>an</strong>ten SchwerarbeiterInnenregelung in<br />

Ausgabe Nr. 58. Redaktionsleiter Klaus Kienesberger<br />

kritisiert darin den Pl<strong>an</strong> Schwerarbeit<br />

nach dem Kalorienverbrauch zu bewerten. Dies<br />

lasse psychische Belastungen außer Acht, die<br />

typisch für vor allem von Frauen geleistete Arbeit<br />

wie etwa der Altenpflege sind. +<br />

Am 1. Juni <strong>2005</strong> kam zuerst eine Pressemeldung vom DOKU GRAZ<br />

(Frauendokumentations-, Forschungs- und Bildungszentrum), dass die<br />

Schließung nun unausweichlich geworden sei. Die Fin<strong>an</strong>zierung des<br />

Projektes für das zweite Halbjahr sei wie schon seit Dezember 2004<br />

befürchtet nicht zust<strong>an</strong>de gekommen. Noch am Nachmittag desselben<br />

Tages d<strong>an</strong>n unerwartet die Wende. Die zuständige Stadträtin Tatj<strong>an</strong>a<br />

Kaltenbeck-Michl hatte die benötigten 21.300 Euro doch noch aufgetrieben.<br />

Erst überwog bei den Mitarbeiterinnen natürlich die Freude, „dass<br />

das DOKU GRAZ räumlich, inhaltlich und symbolisch ein Ort für Frauen<br />

bleibt.“ Gleichzeitig bleibt zu befürchten, dass mit den Budgetverh<strong>an</strong>dlungen<br />

für das nächste Jahr der Kampf von vorne beginnt. Seit 16 Jahren<br />

wurde im DOKU ein großes Archiv zur Frauenbewegung sowie die<br />

zweitgrößte frauenspezifische Bibliothek Österreichs aufgebaut, zahlreiche<br />

<strong>an</strong>dere Projekte und Aktivitäten gingen daraus hervor. Wir hoffen<br />

auf eine unproblematische Weiterführung im nächsten Jahr, damit die<br />

Mitarbeiterinnen vom DOKU motiviert weitermachen können! Est<br />

www.doku.at<br />

beratungsstelle I<br />

Gegen Frauenh<strong>an</strong>del<br />

Vor kurzem wurden <strong>an</strong> der Uni Klagenfurt die Ergebnisse des EU-Intereg-<br />

Projektes W.E.S.T. (Women East Smuggling Trafficking) präsentiert, das<br />

in Zusammenarbeit von Kärnten, Niederösterreich und der italienischen<br />

Provinz Emilia-Romagna Frauenh<strong>an</strong>del (von Osteuropa nach Italien)<br />

zum Zwecke der Prostitution erforschte. Die Ergebnisse bezeichnet die<br />

Kärntner Frauenbeauftragte Helga Grafschafter als Zeugnisse „moderner<br />

Sklaverei“. Kärnten ist dabei nicht Ziell<strong>an</strong>d des Menschenh<strong>an</strong>dels<br />

plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />

wenigstens<br />

späte reue<br />

Dass homosexuelle und tr<strong>an</strong>sgender Opfer des<br />

Nationalsozialismus hierzul<strong>an</strong>de totgeschwiegen<br />

werden, ist eine Sch<strong>an</strong>de für sich. Ein<br />

dickes Plus daher für Wiens Frauenstadträtin<br />

Sonja Wehsely und den Wiener Kulturstadtrat<br />

Mailath-Pokorny, die nun auf Initiative der<br />

HOSI die Errichtung eines eigenen Mahnmals<br />

am Morzinplatz <strong>an</strong>kündigten. Acht international<br />

renommierte KünstlerInnen wurden um<br />

ihre Entwürfe gebeten, die von einer Fachjury<br />

gemeinsam mit einem eigens eingerichteten<br />

Community-Beirat bewertet werden sollen.<br />

Damit wird den tausenden Opfern nun endlich<br />

ein Denkmal gesetzt. +


sondern eine Drehscheibe des Schlepperwesens Richtung Süden. Nur 31 Prozent<br />

der Frauen bleiben in Österreich. In Zusammenarbeit von Uni Klagenfurt,<br />

dem Verein Apsis und dem Weißen Ring wurde ebenfalls erhoben, dass<br />

29 Prozent der Opfer erst zwischen 14 und 17 Jahren alt sind. Ein Ausstieg ist<br />

kaum möglich. Gerade da möchte nun das Referat für Frauen und Gleichbeh<strong>an</strong>dlung<br />

<strong>an</strong>setzen, indem eine Beratungsstelle für Opfer von Frauenh<strong>an</strong>del<br />

eingerichtet wird. Dort will m<strong>an</strong> den Frauen vermitteln, dass sie keine Einzelfälle<br />

sind und ihnen mögliche Hilfs<strong>an</strong>gebote aufzeigen. Das klingt nach einem<br />

engagierten Projekt.Wir werden weiter darüber berichten. Est<br />

promotion im kindergarten<br />

Prost, Mahlzeit!<br />

Vor den Unis wird ja ständig Promotion betrieben: Cola, Joghurt und jede<br />

Menge Zeitungen werden da verteilt. Findige Firmen haben jetzt allerdings<br />

eine jüngere Zielgruppe entdeckt: Kindergartenkinder. Und weil<br />

m<strong>an</strong> Unmündige ja doch nicht einfach so auf Konsum prägen k<strong>an</strong>n, holt<br />

m<strong>an</strong> sich Unterstützung auf höchster politischer Ebene, indem m<strong>an</strong> einer<br />

Gesundheitsministerin die Idee verkauft, den Kindergartenkindern Lust<br />

<strong>an</strong> Bewegung und gesunder Ernährung zu vermitteln, auch wenn m<strong>an</strong><br />

eine Fast-Food-Kette ist. Der Clown Ronald McDonald ist bei den Kindern<br />

<strong>an</strong>geblich der Renner. Werbegeschenke gibt es auch, zwar keine Pommes,<br />

dafür zum Bespiel Puzzles mit dezentem Firmenlogo. Neuerdings versucht<br />

sich der Limonadenhersteller Dreh&Trink in Sachen Kindersicherheit<br />

auf Spielplätzen, unterstützt von einer Broschüre und – zumindest<br />

auf der einleitenden Pressekonferenz in einem KIWI-Kindergarten in Wien<br />

- Zuckerwasser in Plastikflaschen. Im Gesundheitsministerium will<br />

m<strong>an</strong> davon nichts gewusst haben, wiewohl ATV+-SeherInnen Ministerin<br />

Rauch-Kallat in einem Beitrag zu ebendieser Pressekonferenz erk<strong>an</strong>nt haben<br />

wollen. Für die SPÖ-Abgeordnete Andrea Kuntzl Grund genug für eine<br />

parlamentarische Anfrage. Wir sind einstweilen gesp<strong>an</strong>nt auf den<br />

nächsten „Weniger Staat – mehr Promotion“-Coup der Regierung! Est<br />

beratungsstelle II<br />

Eine Zukunft nach FGM<br />

Durch Waris Diries Rom<strong>an</strong> „Wüstenblume“ wurde 1998 der Fall der weiblichen<br />

Beschneidung zum ersten Mal auch für ein breiteres Publikum in Europa<br />

publik. Im Juni <strong>2005</strong> eröffnete unter dem Namen „Bright Future“ in<br />

Österreich die erste FGM – Beratungsstelle, getragen von der Afrik<strong>an</strong>ischen<br />

Frauenorg<strong>an</strong>isation und fin<strong>an</strong>ziert durch die Stadt Wien, die damit ein Pilotprojekt,<br />

welches 1998 gestartet wurde, institutionalisiert. Der Name symbolisiert<br />

die Richtung, in die betroffenen Frauen mit Hilfe der Beratungsstelle<br />

gelenkt werden sollen, um, wie Frauenstadträtin Sonja Wehsely erklärt, diesem<br />

brutalen Ritual endlich ein Ende zu bereiten. Denn wie die WHO erhoben<br />

hat, stehen diejenigen Länder, in denen FGM praktiziert wird, weltweit<br />

<strong>an</strong> der Spitze der Müttersterblichkeit.Wie zum Beispiel in Ägypten, Äthiopien,<br />

dem Sud<strong>an</strong> oder Djibout, wo fast 100 Prozent der Frauen betroffen<br />

sind, was 6000 Genitalverstümmelungen <strong>an</strong> Mädchen pro Tag ausmacht.<br />

„Bright Future“ berät Betroffene, legt aber auch Wert auf Aufklärungsarbeit<br />

bei Frauen und Männern. Prinzipiell k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> während den Öffnungszeiten<br />

jederzeit bei der Beratungsstelle vorbeikommen, welche allerdings gynäkologische<br />

oder psychologische Betreuung in Anspruch nehmen möchte,<br />

sollte einen Termin vereinbaren. CHa<br />

9., Türkenstraße 3, Mo-Fr 9-17 Uhr, T. 01/3192693<br />

<strong>an</strong>.ruf<br />

Renate Billeth sprach mit Waltraud Pomper<br />

Lichtblicke<br />

<strong>an</strong>.rissösterreich<br />

Du bist Mitbegründerin und Pressesprecherin der deutschen Feministischen<br />

Partei „DIE FRAUEN“. Seit w<strong>an</strong>n gibt es euch?<br />

Die Partei wurde 1995 in Kassel gegründet – wir feiern also Jubiläum.<br />

Werdet ihr bei den kommenden Bundestagswahlen <strong>an</strong>treten?<br />

In einigen Ländern bestimmt. Es kommt darauf <strong>an</strong>, die erforderlichen beglaubigten<br />

Unterstützungsunterschriften zu sammeln, damit wir überhaupt<br />

zugelassen werden. Angesichts der Kürze der Zeit ist das schwierig.<br />

Habt ihr Skrupel der politischen Linken für den Wahlausg<strong>an</strong>g entscheidende<br />

Stimmen wegzunehmen?<br />

Nein. Die Linken machen keine feministische Politik.<br />

Erstmals hat mit Angela Merkel eine Frau reelle Ch<strong>an</strong>cen auf die deutsche<br />

K<strong>an</strong>zlerinnenschaft. Ist das (k)ein Grund zu feiern?<br />

Es ist sicherlich ein Lichtblick. Aber Frau Merkel hat sich <strong>an</strong> die Männerpartei<br />

CDU <strong>an</strong>gepasst und vertritt deren Inhalte und Interessen.<br />

Feministische Politik hat da keine Ch<strong>an</strong>ce.<br />

Würdet ihr dennoch eine K<strong>an</strong>zlerin Merkel einem K<strong>an</strong>zler Stoiber vorziehen?<br />

Ja. Merkel ist wenigstens nicht so verbohrt. Aber eine wirkliche Alternative<br />

ist sie für Feministinnen nicht.<br />

Warum sollte frau euch wählen?<br />

Wir stellen die Rechte von Frauen in den Mittelpunkt unserer Politik.<br />

Wir wollen für Frauen das Recht auf Selbstbestimmung in Bezug auf<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaft, Sexualität und Wahl der Lebensweise verwirklichen.<br />

Wir wollen ökonomische Unabhängigkeit für Frauen und damit<br />

die Umverteilung der Arbeit, der Macht, des Geldes . Wir wollen eine<br />

Gesellschaft ohne Gewalt, Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg.<br />

Wir wollen für alle Personen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer<br />

Herkunft oder Nationalität gleichwertige Lebensbedingungen.<br />

Gibt es auch bekennende WählER von „Die Frauen“?<br />

Wenn du mit „bekennend“ ein Bekenntnis in der Öffentlichkeit<br />

meinst, kenne ich keinen. Im privaten Bereich habe ich schon mal<br />

gehört, dass der eine oder <strong>an</strong>dere feministisch wählt.<br />

www.feministischepartei.de<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


Fo t o : A rc h i v gesetz<strong>an</strong>tistalking<br />

1 In der Folge wird deshalb von den<br />

Tätern als männlichen Personen<br />

ausgeg<strong>an</strong>gen.<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Tatort: Leben<br />

Wenn Frauen von ihren Ehemaligen belästigt und terrorisiert werden, werden sie mit<br />

dieser Situation in Österreich alleine gelassen. Karin Eckert über die aktuellen<br />

politischen Debatten zu einem notwendigen Gesetz.<br />

Sie zuckt zusammen, wenn das<br />

Telefon klingelt. Abheben oder<br />

nicht? Vielleicht ist es ja schon<br />

wieder er ... Ihr Herz klopft bis<br />

zum Hals, sobald sie das Haus<br />

verlässt. Möglicherweise steht er um<br />

die Ecke und folgt ihr wieder in einigen<br />

Metern Abst<strong>an</strong>d? Jedes Mal, wenn er im<br />

Geschäft auftaucht, in dem sie arbeitet,<br />

fürchtet sie, ihr Vorgesetzter könnte von<br />

der Sache Wind bekommen und ihr Probleme<br />

machen. Der aufgestochene Autoreifen<br />

letzte Woche ist wahrscheinlich<br />

auch auf sein Konto geg<strong>an</strong>gen.<br />

Schlafstörungen, Depressionen, Magenschmerzen<br />

sind ihre ständigen Begleiter.<br />

Oder ist sie schon par<strong>an</strong>oid? Viel-<br />

leicht bildet sie sich das alles nur ein<br />

und sie ist hysterisch, so wie der Polizist<br />

ihr neulich vorwarf? Die Diagnose ist<br />

klar: Stalking.<br />

Angst. Achtzig Prozent der Opfer sind<br />

Frauen. Laut einer ifes-Studie in Wien<br />

hat jede vierte Frau Erfahrung mit Stalking,<br />

Die TäterInnen sind zu neunzig<br />

Prozent Männer 1 – mehrheitlich Expartner<br />

oder verschmähte Liebhaber.<br />

Durchschnittlich hält der Psychoterror<br />

ein bis zwei Jahre <strong>an</strong>, k<strong>an</strong>n sich aber<br />

auch über mehrere Jahre ziehen. Die<br />

Folgen der Dauerbelastung und des<br />

Gefühls des Ausgeliefertseins sind physische<br />

und psychische Leiden, bis hin zu<br />

posttraumatischen Belastungsstörungen.<br />

Die Flucht vor dem Täter k<strong>an</strong>n mit<br />

massiven sozialen und fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Auswirkungen verbunden sein, wie etwa<br />

dem Verlust der Arbeit, der Wohnung,<br />

des FreundInnenkreises. So ziehen<br />

sich die Betroffenen bisweilen aus<br />

Angst vor weiteren Übergriffen zurück.<br />

Sie werden mitunter misstrauisch und<br />

introvertiert, wie eine Studie aus dem<br />

Jahr 1998 heraus f<strong>an</strong>d. „Ich k<strong>an</strong>n tun<br />

und lassen, was ich will – er findet<br />

mich überall. Die Macht, die der M<strong>an</strong>n<br />

über das Leben entwickelt, wird g<strong>an</strong>z<br />

massiv erlebt. Es ist ein Gefühl der<br />

Hoffnungslosigkeit. Der Tatort ist kein<br />

abgegrenzter: er ist das gesamte Le-


en“, erzählt Karin Spacek, Leiterin des<br />

Wiener Frauennotrufs, aus ihrer Beratungserfahrung.<br />

Den Drohungen des<br />

Täters müssen nicht unbedingt auch<br />

Taten folgen. Eine Untersuchung der<br />

John Hopkins University zeigte allerdings,<br />

dass achtzig Prozent der Mordopfer<br />

ein Jahr vor der Tat durch den<br />

Partner gestalkt wurden.<br />

Zahnlose Maßnahmen. Auch wenn inzwischen<br />

eine Diagnose gestellt werden<br />

k<strong>an</strong>n, Therapie gibt es in Österreich bis<br />

jetzt keine. Das Gewaltschutzgesetz<br />

weist Lücken auf, sodass das Verhalten<br />

der Täter meist im gesetzlichen Rahmen<br />

bleibt: Wenn es bei ehemaligen Partner-<br />

Innen eine gemeinsame Wohnung gab,<br />

so k<strong>an</strong>n die Betroffene bei Gericht eine<br />

Einstweilige Verfügung (EV) und damit<br />

eine Wegweisung ver<strong>an</strong>lassen, die auch<br />

Kindergarten und Schule umfassen<br />

k<strong>an</strong>n. Nach drei Monaten läuft die EV<br />

allerdings aus, und wenn der Täter sie<br />

weiter verfolgt, k<strong>an</strong>n die Frau nur darauf<br />

hoffen, dass eine weitere EV ausgesprochen<br />

wird. Sie k<strong>an</strong>n auf Unterlassung<br />

klagen, was mit Kostenrisiko verbunden<br />

ist. Zudem muss sie selber Beweise<br />

her<strong>an</strong>schaffen. Eine Verständigung<br />

der Telekommunikationsbehörde<br />

über Telefonterror zieht maximal eine<br />

Verwaltungsstrafe nach sich. Vermutlich<br />

ändert der Täter d<strong>an</strong>n einfach seine<br />

Strategie und findet neue Möglichkeiten<br />

sich in das Leben der Betroffenen<br />

hinein zu drängen. Ein Kritikpunkt seitens<br />

der ExpertInnen betrifft den eng<br />

gefassten Personenkreis, der vom Gewaltschutzgesetz<br />

erfasst wird. Denn Expartner,<br />

mit denen kein gemeinsamer<br />

Haushalt best<strong>an</strong>d, sind von einer EV<br />

ausgenommen. Die Hilfestellungen, die<br />

bis dato möglich sind, reichen also bei<br />

weitem nicht aus und sind auch nicht<br />

schnell genug wirksam. Die Polizei hat<br />

keine H<strong>an</strong>dhabe.<br />

Diskussionen. Zu Beginn der 1990er Jahre<br />

wurden in den USA eigene Anti-Stalking-Gesetze<br />

eingeführt, weitere Länder<br />

zogen nach. In Deutschl<strong>an</strong>d sind Aspekte<br />

von Psychoterror im Gewaltschutzgesetz<br />

erfasst. Seit 2003 in Wien die erste<br />

Psychoterrorkonferenz Österreichs abgehalten<br />

wurde, ist auch hierzul<strong>an</strong>de<br />

Bewegung in die Angelegenheit gekommen.<br />

ExpertInnen von NGOs und<br />

Polizei, Richterinnen und Anwältinnen<br />

wiesen auf das gesetzliche M<strong>an</strong>ko hin.<br />

Im darauffolgenden Jahr wurde die Politik<br />

erstmals aktiv. In Wien wurde auf Betreiben<br />

von Rot und Grün eine Vier-Parteien-Resolution<br />

einstimmig <strong>an</strong>genommen.<br />

Weitere Bundesländer folgten. Ein<br />

wichtiges Zeichen Richtung Parlament<br />

– nicht mehr und nicht weniger. Denn<br />

die eigentlichen gesetzlichen Regelungen<br />

müssen auf Bundesebene passieren,<br />

will m<strong>an</strong> ein schlagkräftiges Instrument<br />

schaffen. Und was macht die<br />

Frauenministerin? „Wenn sie direkt darauf<br />

<strong>an</strong>gesprochen wird, verweist sie sofort<br />

auf Karin Miklautsch. Sie sei nicht<br />

zuständig. Das macht sie überhaupt<br />

gerne, wenn’s um Frauenbel<strong>an</strong>ge geht“,<br />

berichtet Brigid Weinzinger, Frauensprecherin<br />

der Grünen, kopfschüttelnd. Anf<strong>an</strong>g<br />

des Jahres wurde von eben dieser<br />

Justizministerin eine Arbeitsgruppe mit<br />

VertreterInnen des Justiz- und Innenministeriums,<br />

des Frauennotrufs und der<br />

Polizei ins Leben gerufen, die einen Gesetzesentwurf<br />

vorbereiten soll. Was in<br />

der Arbeitsgruppe passiert – das weiß<br />

niem<strong>an</strong>d so recht. APA-Meldungen<br />

zufolge soll der Entwurf im Herbst<br />

vorliegen.<br />

Politische Befindlichkeiten. In der Zwischenzeit<br />

hat sich einiges <strong>an</strong> politischem<br />

Geplänkel zugetragen, das aber<br />

nicht unbedingt auf ein schlechtes Ergebnis<br />

aus dem Justizressort schließen<br />

lässt. Ein parlamentarischer Vierparteien-Entschließungs<strong>an</strong>trag,<br />

der nicht<br />

mehr ist als der grundsätzliche Entschluss<br />

etwas ändern zu wollen, wäre<br />

fast geplatzt, so unverbindlich waren<br />

zwischenzeitlich die von den Regierungsparteien<br />

abgesegneten Entschlüsse.<br />

Dennoch spricht einiges<br />

dafür, dass ein akzeptables Resultat erzielt<br />

werden könnte:„Ich denke, die FPÖ<br />

wollte das ein bisschen für sich vereinnahmen.<br />

Deshalb war es ihnen sehr<br />

un<strong>an</strong>genehm, dass da ein detaillierter<br />

Antrag mit klaren Vorgaben von der<br />

Opposition kommt“, schätzt Weinzinger<br />

den Rückzieher ein. In das selbe<br />

Horn stößt SP-Frauensprecherin Gabriele<br />

Heinisch-Hosek:„Ich habe das Gefühl,<br />

die Ministerin wollte nicht, dass<br />

m<strong>an</strong> ihr schon die Lösung <strong>an</strong>bietet. Sie<br />

k<strong>an</strong>n den Entwurf fürs Bundesgesetz,<br />

den die Wienerinnen bereits erarbeitet<br />

haben, nicht übernehmen. Sonst verliert<br />

sie ihr Gesicht.“ Obwohl sich Op-<br />

position und auch Frauennotruf zuversichtlich<br />

zeigen, gibt es einige Knackpunkte,<br />

die nötigenfalls in der Begutachtungsphase<br />

hineinreklamiert werden<br />

müssen. Für alle drei Frauen ist<br />

klar, dass eine Ver<strong>an</strong>kerung im Zivilrecht<br />

nicht ausreicht. Im Strafgesetz<br />

festgesetzt, muss die Polizei als Vertretung<br />

des Staates eingreifen. „Für uns ist<br />

klar: Es ist Gewalt und da k<strong>an</strong>n ich<br />

nicht sagen, macht euch das unterein<strong>an</strong>der<br />

aus. Das ist keine Privatsache,<br />

sondern es ist Aufgabe des Staates, das<br />

Opfer zu schützen“, erklärt Spacek unmissverständlich.<br />

S<strong>an</strong>ktionen. Um flexibel reagieren zu können,<br />

wird es wichtig sein, die gesetzlichen<br />

Lücken in mehreren Bereichen zu<br />

schließen: über das Sicherheitspolizeigesetz,<br />

die Exekutionsordnung und die<br />

Strafprozessordnung, so die SP-Sprecherin.<br />

Auch Weinzinger betont, dass Regelungen<br />

in mehrere Gesetze mitein<strong>an</strong>der<br />

verpackt werden müssten. „Es k<strong>an</strong>n<br />

nicht rauskommen, was eine Zeitl<strong>an</strong>g<br />

von der Regierung überlegt wurde:Wir<br />

machen ein eigenes Anti-Stalking-Gesetz,<br />

das hat d<strong>an</strong>n vermutlich drei Seiten<br />

und keinerlei Auswirkungen.“ Gretchenfrage<br />

wird sein, wie die S<strong>an</strong>ktionen<br />

aussehen und wie ausführlich die Tatbestände<br />

definiert werden. Denn je umfassender<br />

diese aufgelistet sind, umso<br />

eher k<strong>an</strong>n gegen Stalker vorgeg<strong>an</strong>gen<br />

werden.<br />

Nächstes Jahr könnte das neue Gesetz<br />

stehen. Was aber k<strong>an</strong>n bis dahin<br />

get<strong>an</strong> werden? ExpertInnen raten, dem<br />

Täter nur einmal klar zu machen, dass<br />

frau keinen weiteren Kontakt wünscht.<br />

Jeder noch so kleine Dialog bestätigt<br />

den Täter in seinem Ansinnen. Dokumentation<br />

und Sammeln von Beweisen<br />

sind bei rechtlichen Schritten wichtig.<br />

Wird das private und berufliche Umfeld<br />

nicht informiert, stärkt das den Täter.<br />

Zudem könnte so eine Geheimnummer<br />

oder neue Wohnadresse unabsichtlich<br />

weiter gegeben werden. Beratungsstellen<br />

informieren über rechtliche Möglichkeiten.<br />

Sie sind aber auch in psychischer<br />

Hinsicht unterstützend:„Es ist<br />

wichtig, den Betroffenen Verständnis<br />

entgegen zu bringen, ihnen klar zu machen,<br />

dass das nicht ihre Schuld ist“, erklärt<br />

Spacek. „Denn ihr Gefühl ist richtig.<br />

Nicht normal ist nur das Verhalten<br />

des Täters.“ ❚<br />

<strong>an</strong>tistalkinggesetz<br />

Informationen zum Thema:<br />

www.psychoterror.konferenz.wien.at<br />

www.stalking.at<br />

www.liebeswahn.de<br />

www.stalkingforum.de<br />

Beratung: Wiener Frauennotruf<br />

T. 01/717 19;<br />

Kriminalpolizeiliche Beratung:<br />

T. 0800/216346<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


Fo t o : H o s s a i n M i r za i e öhwahlen<br />

„Die haben nicht die letzte Weisheit“<br />

„Hätten Studierende in<br />

Freiräumen die Möglichkeit<br />

eigenes Denken weiterzuentwickeln,<br />

würden sie auch die<br />

richtigen Entscheidungen<br />

treffen“, zeigt sich Rosa<br />

Nentwich-Bouchal (links)<br />

– hier gemeinsam mit der<br />

zweiten GRAS-Spitzenk<strong>an</strong>didatin<br />

Doris Gusenbauer (rechts) –<br />

optimistisch.<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Die von der Bundesregierung gepl<strong>an</strong>te Umfärbung der ÖH ist misslungen! Nach den<br />

Erfolgen von VSStÖ und GRAS bei den letzten ÖH-Wahlen wird es nun wieder<br />

eine linke Koalition geben. Von Paula Bolyos<br />

Am 10. November 2004 löste<br />

Bildungsministerin Gehrer<br />

nicht nur innerhalb der ÖH<br />

Empörung aus, als sie die Novelle<br />

zum neuen HochschülerInnenschaftsgesetz<br />

(HSG) präsentierte.<br />

Das Ergebnis der ÖH-Wahlen (31.5 - 2.6.)<br />

macht unter <strong>an</strong>derem auch die Ablehnung<br />

einer Umfärbung der ÖH durch<br />

die österreichischen Studierenden deutlich.<br />

Der Verb<strong>an</strong>d Sozialistischer StudentInnen<br />

(VSStÖ) erl<strong>an</strong>gte österreichweit<br />

15 M<strong>an</strong>date und wurde somit erstmals<br />

in seiner Geschichte m<strong>an</strong>datsstärkste<br />

Fraktion. Auf Platz zwei l<strong>an</strong>deten mit je<br />

14 M<strong>an</strong>daten die Grünen und Alternativen<br />

StudentInnen (GRAS) und die ÖVPnahe<br />

Aktionsgemeinschaft (AG). Die<br />

Fachschaftslisten Österreichs (FLÖ) erhielten<br />

nur 11 M<strong>an</strong>date.<br />

Der Wahlmodus nach der HSG-Novelle<br />

führte zu einer Aufwertung der<br />

Stimmen auf kleineren Universitäten.<br />

Da diese traditionell eher von FLÖ oder<br />

AG dominiert wurden, hatte m<strong>an</strong>/frau<br />

mit einer Umfärbung des bisher mehrheitlich<br />

rot-grünen bundesweiten Studierendenparlaments<br />

gerechnet, das<br />

nach dem neuen Wahlmodus nicht<br />

mehr direkt gewählt wurde. Doch am<br />

29. Juni wird nach der konstituierenden<br />

Sitzung des Studierendenparlaments<br />

die Koalition für weitere zwei Jahre feststehen.<br />

ExpertInnen. Kritik <strong>an</strong> der Bildungspolitik<br />

der Bundesregierung wurde von Seiten<br />

der ÖH nicht erst seit dem Beschluss<br />

zur HSG-Novelle geübt. Die Ökonomisierung<br />

aller Bildungsbereiche war ein<br />

wichtiges Thema in der Arbeit der bisherigen<br />

Exekutive. Denn die Verwertung<br />

von Bildung auf dem freien Markt steht<br />

im Vordergrund der Kampagnen und<br />

Gesetzesmaßnahmen der derzeitigen<br />

Regierung. „In der Realität ist Bildung<br />

für viele Menschen wichtig, um arbeits-


fähig zu sein, um überleben zu können;<br />

aber das ist eben nicht der einzige Faktor“,<br />

meint Rosa Nentwich-Bouchal, neben<br />

Doris Gusenbauer Spitzenk<strong>an</strong>didatin<br />

der GRAS. Bildung sei darüber hinaus<br />

in einem Sinn zu verstehen, der auf<br />

„Selbstbestimmung“ und ein „sich<br />

selbst gewahr werden“ hinweist. Damit<br />

spreche sie den demokratischen Aspekt<br />

von Bildung <strong>an</strong>:„Wir leben in einer demokratischen<br />

Gesellschaft und<br />

grundsätzlich müsste m<strong>an</strong> davon ausgehen,<br />

dass die Gesellschaft weiterhin<br />

zu demokratisieren wäre. Das heißt, alle<br />

Leute müssen Zugriff auf Bildung und<br />

Mitbestimmung haben, denn nicht umsonst<br />

wird gesagt: ,Wir leben in einer<br />

Wissensgesellschaft’ und ,Wissen ist<br />

Macht’.“ Derzeit sei die Möglichkeit der<br />

Bildung jedoch auf einen kleinen Kreis<br />

konzentriert, der durch den Diskurs<br />

über „ExpertInnen“ deutlich gemacht<br />

werde:„Diese können entscheiden und<br />

für den Rest wird zum Wohle entschieden.<br />

Aber ExpertInnen haben doch<br />

nicht die letzte Weisheit. Vielmehr sind<br />

Menschen ExpertInnen ihrer eigenen<br />

Lebensrealität.“<br />

Zug<strong>an</strong>gsbeschränkungen. Das große Thema<br />

innerhalb der ÖH werde die nächsten<br />

zwei Jahre das der Zug<strong>an</strong>gsbeschränkungen<br />

sein, meint VSStÖ-Spitzenk<strong>an</strong>didatin<br />

Barbara Blaha. „Ich bin davon<br />

überzeugt, dass Bildung ein Menschenrecht<br />

ist, weil es ein Instrument zur<br />

Em<strong>an</strong>zipation ist. Nicht zuletzt wegen<br />

meiner eigenen Situation bin ich eine<br />

glühende Verfechterin des offenen<br />

Hochschulzug<strong>an</strong>gs. Als ArbeiterInnenkind<br />

bin gerade ich noch wegen der<br />

Öffnung der Hochschulen der 1970er<br />

Jahre <strong>an</strong> die Uni gekommen und leide<br />

jetzt unter den Studiengebühren. Mein<br />

Bildungsideal ist deshalb: allen Menschen<br />

höchstmögliche und hürdenfreie<br />

Bildung.“ Für Rosa zeigt sich gerade <strong>an</strong><br />

der Diskussion über Themen wie den<br />

Zug<strong>an</strong>gsbeschränkungen die Wichtigkeit<br />

studentischer Mitbestimmung:<br />

„Diese Aufgabe, nämlich kritische Stimme<br />

in der Öffentlichkeit zu sein, hat die<br />

ÖH bisher sehr gut übernommen.“ Allerdings<br />

dürfe die Diskussion <strong>an</strong> diesem<br />

Punkt nicht stagnieren. Vielmehr<br />

müsse Studierenden die Möglichkeit<br />

gegeben werden, in HörerInnenversammlungen<br />

und in eigenen Räumen<br />

zu diskutieren, doch gerade <strong>an</strong> solchen<br />

m<strong>an</strong>gle es <strong>an</strong> den Universitäten massiv:„Die<br />

Räume auf den Universitäten<br />

sind meistens nur für g<strong>an</strong>z bestimmte<br />

Funktionen <strong>an</strong>gelegt; auch diese<br />

Raumverteilung unterliegt dem Effizienzdiskurs.<br />

Nur der Raum, der einen genau<br />

bestimmten Nutzen hat, ist auch<br />

effizient <strong>an</strong>gelegt. Was es braucht, sind<br />

aber Räume, in denen Studierende<br />

die Möglichkeit haben sich selbst frei<br />

zu entwickeln, nicht vordeterminiert<br />

durch Vorlesungen eigene Denkweisen<br />

zu entwickeln.“ Das letzte Ziel sei<br />

jedenfalls nicht, die eigene Ideologie<br />

durchzusetzen, sondern die Studierenden<br />

dabei zu unterstützen, selbst Ziele<br />

zu finden. Denn, so Rosa:„Ich wäre<br />

nicht Teil einer linken ÖH, wäre ich<br />

nicht der Meinung, dass die Ansichten<br />

dieser ÖH zum freien Hochschulzug<strong>an</strong>g<br />

die besseren sind.“ Hätten Studierende<br />

in Freiräumen die Möglichkeit<br />

eigenes Denken weiterzuentwickeln,<br />

würden sie auch die richtigen Entscheidungen<br />

treffen.<br />

Mitbestimmung. Ein häufiger Kritikpunkt<br />

<strong>an</strong> der Arbeit der Bundesvertretung war<br />

bisher die m<strong>an</strong>gelnde Vernetzung mit<br />

den <strong>an</strong>deren ÖH-Ebenen, aber auch die<br />

fehlende Kommunikation mit Studierenden<br />

und die nur geringe Möglichkeit<br />

zur aktiven Mitbestimmung. Für Barbara<br />

ist eine bessere Zusammenarbeit der<br />

verschiedenen ÖH-Ebenen ein wichtiger<br />

Aspekt ihrer Arbeit:„Kommunikation<br />

ist immer verbesserungswürdig.<br />

Beim Projekt „Diskriminierungsbericht“<br />

etwa sind wir natürlich auf Berichte vor<br />

Ort <strong>an</strong>gewiesen, genauso wie bei der<br />

darauf folgenden Antidiskriminierungscharta,<br />

die ja vom Senat der jeweiligen<br />

Universität beschlossen werden soll –<br />

da sind wir absolut auf die Universitätsvertretungen<br />

<strong>an</strong>gewiesen.“<br />

Gemeinsame Arbeit wie auch verstärkte<br />

studentische Mitbestimmung<br />

möchte Rosa in den kommenden Jahren<br />

umsetzen:„Einerseits geht es darum,<br />

Bereitschaft zu zeigen, auch die Perspektiven<br />

von <strong>an</strong>deren durchzudenken<br />

und zu diskutieren. Dazu ist Vertrauen<br />

notwendig. Wir müssen den Blick dafür<br />

schärfen, dass es unterschiedliche Lebensrealitäten<br />

gibt. Und bei der Mitbestimmung<br />

der Studierenden sollte m<strong>an</strong><br />

in kleineren Strukturen denken: Eine Urabstimmung<br />

muss nicht bundesweit<br />

stattfinden. Es k<strong>an</strong>n beispielsweise bei<br />

einer Studierendenvertretung durch<br />

Studierende darüber abgestimmt werden,<br />

ob ein Curriculum mehr Wahlfächer<br />

bekommt. Und dafür ist es d<strong>an</strong>n<br />

die Aufgabe der Bundesvertretung, die<br />

Kommunikation mit Rektorenkonferenz,<br />

dem Ministerium oder auch autonomen<br />

Bildungsgruppen herzustellen<br />

oder zu unterstützen.“<br />

Sexismen. Feministische Politik umzusetzen,<br />

ist ein wichtiges politisches Ziel<br />

beider Fraktionen. In der praktischen<br />

ÖH-Arbeit besteht aber trotz der guten<br />

Vorsätze die gesamte ÖH zu „feminisieren“<br />

immer wieder die Gefahr, dass<br />

feministische Projekte oder Inhalte<br />

automatisch dem Frauenreferat „zugeschoben“<br />

werden. Nur wenige Männer<br />

– und auch nicht alle Frauen – sehen es<br />

als Selbstverständlichkeit <strong>an</strong>, feministische<br />

Sichtweisen in ihrer Arbeit einzunehmen.<br />

Dieses Problem kennen auch<br />

die beiden Spitzenk<strong>an</strong>didatinnen:„Das<br />

ist für viele die einfachste Lösung,“ erklärt<br />

Barbara. „Weil, wenn wir schon ein<br />

Frauenreferat haben, d<strong>an</strong>n sollen die<br />

sich doch damit beschäftigen. Das ist<br />

oft ein Problem – dass in Org<strong>an</strong>isationen,<br />

die sich prinzipiell zur Frauenförderung<br />

bekennen, das Thema hin zu Einzelpersonen<br />

delegiert wird. Eine Sache,<br />

die ich in den nächsten beiden Jahren in<br />

der ÖH gerne ändern würde. Was<br />

spricht dagegen, dass sich ein bildungspolitisches<br />

Referat mit den Auswirkungen<br />

der Zug<strong>an</strong>gsbeschränkungen auf<br />

Frauen ausein<strong>an</strong>dersetzt?“<br />

Auch mit verbaler sexistischer Gewalt<br />

machen Frauen in der ÖH Erfahrungen.<br />

Rosa sieht hier vor allem die<br />

Notwendigkeit einer Bewusstseinsbildung<br />

von Männern. Eine Idee dazu<br />

wären Feminismus-Workshops für die<br />

Kollegen. Barbara ist der Meinung, dass<br />

Frauen sich vor allem auch gegenseitig<br />

unterstützen müssen:„Die wirkliche<br />

Herausforderung ist es d<strong>an</strong>n, sich in der<br />

Zukunft gegenseitig als Frauen den<br />

Rücken zu stärken, eben nicht klein beizugeben<br />

oder eine Frau vorzuschicken,<br />

die d<strong>an</strong>n alleine mit ihrer Kritik dasteht.“<br />

Die beiden Spitzenk<strong>an</strong>didatinnen<br />

haben nun die Gelegenheit, ihre optimistischen<br />

Ziele gemeinsam mit ihren<br />

KollegInnen von VSStÖ und GRAS auch<br />

in den kommenden zwei Jahren weiter<br />

umzusetzen. ❚<br />

wahlenöh<br />

Als ArbeiterInnenkind ist<br />

Barbara Blaha vom VSStÖ<br />

„eine glühende Verfechterin<br />

des offenen Hochschulzug<strong>an</strong>gs“.<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


international<strong>an</strong>.riss<br />

schweiz<br />

„... zu Frau & Frau“<br />

Was für viele noch wie Zukunftsmusik klingt, ist in der Schweiz bereits<br />

Wirklichkeit geworden. Seit dem 18. Juni ist es laut dem sogen<strong>an</strong>nten<br />

Partnerschaftsgesetz nun möglich, dass auch Schwule und Lesben ihre<br />

PartnerInnenschaft auf dem Zivilst<strong>an</strong>desamt registrieren lassen können.<br />

Für die eingetragenen Paare gelten nun fast die selben Rechte und<br />

Pflichten wie für Hetero-Ehepaare. Weiterhin keinen Zug<strong>an</strong>g haben sie<br />

zu Methoden der künstlichen Fortpfl<strong>an</strong>zung und zur Adoption.<br />

Mit einer klaren Mehrheit von 58 Prozent stimmten die SchweizerInnen<br />

per Volksabstimmung für das Gesetz. Ulrike Lunacek von „die<br />

Grünen <strong>an</strong>dersrum“ glaubt, dass ein solches Abstimmungsergebnis<br />

auch in Österreich der Fall sein würde. „Die öffentliche Meinung ist viel<br />

positiver als m<strong>an</strong>che das meinen“. Aus diesem Grund kämpft sie auch<br />

im Parlament für „ein Ende der Diskriminierung“ und dafür,„das die Ehe<br />

für Lesben und Schwule aufgemacht wird.“ cosa<br />

schweiz<br />

FrauenSicht<br />

Seit 2003 informiert die Schweizer FrauenSicht über internationale frauenspezifische<br />

Themen. Aus Zeitungen, Zeitschriften und Internet werden<br />

Informationen gesammelt, die viermal im Jahr in gebündelter Form erscheinen.<br />

Quellen sind unter <strong>an</strong>derem auch Frauensolidarität, der St<strong>an</strong>dard,<br />

Der Spiegel, NZZ am Sonntag, Le Monde oder International Herald<br />

Tribune. Die aktuelle Nummer bietet wieder einige interess<strong>an</strong>te Schwerpunkte:<br />

Von Abtreibung über Gewalt <strong>an</strong> Frauen bis zu Sport und Wissenschaft<br />

sind mit etwa halbseitigen Artikeln in alphabetischer Reihenfolge<br />

einige Themen abgedeckt. Auch die Leserinnen können sich <strong>an</strong> der Informationssammlung<br />

beteiligen: Artikel, die sie für wichtig halten, können<br />

per Post, Fax oder Mail <strong>an</strong> die FrauenSicht gesendet werden.<br />

Ein Abo der FrauenSicht kostet 39 Euro pro Jahr. Die Jahrgänge 2003<br />

und 2004 sind zum Preis von 17 Euro für Abonnentinnen, 39 Euro für<br />

Nicht-Abonnentinnen auf Diskette erhältlich. Die nächste Nummer erscheint<br />

Anf<strong>an</strong>g <strong>August</strong>. pabo<br />

FS-Verlag, Postfach 193, CH-3095 Spiegel, www.frauensicht.info, Fax: 0041 / (0) 31 972 77 33<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

d eutschl<strong>an</strong>d<br />

Mahnmal<br />

In einem Park in Berlin Kreuzberg errichteten Frauen <strong>an</strong>lässlich der<br />

Vergewaltigung einer Frau ein Mahnmal, das <strong>an</strong> diese und jede <strong>an</strong>dere<br />

Vergewaltigung erinnern soll. Sie verfassten folgende Presseaussendung:<br />

„In der Nacht vom 20.05.05 auf 21 .05 .05 wurde im<br />

Viktoriapark (Berlin, Kreuzberg) ein Mahnmal für Frauen, die Opfer<br />

von Vergewaltigung wurden, aufgestellt. Anlass war eine Vergewaltigung,<br />

die <strong>an</strong> diesem Ort vor 2 Jahren stattf<strong>an</strong>d. Eine von Vielen! Jede<br />

Vergewaltigung ist Erniedrigung und Folter. Wir fordern, dass die<br />

Frauenfigur <strong>an</strong> dieser Stelle stehen bleiben k<strong>an</strong>n, um <strong>an</strong>dere Frauen<br />

zu stärken, über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen, sich Unterstützung<br />

zu holen und gemeinsam zu h<strong>an</strong>deln. Wir wollen dass sich Frauen<br />

<strong>an</strong> ALLEN Orten ohne Angst bewegen können! Wir wollen dass<br />

keine Vergewaltigungen mehr stattfinden, dass es nie wieder passiert,<br />

keiner Frau auf dieser Welt! Wir wollen ein Zeichen setzen, dass<br />

Vergewaltiger gestoppt werden und Gewalt gegen Frauen beendet<br />

wird. Kommt vorbei und schaut es euch <strong>an</strong> (Viktoriapark, Eing<strong>an</strong>g<br />

Grossbeerenstr., links vom Wasserfall). Ihr werdet sie nicht übersehen,<br />

sie wird euch entgegenschreien.“ pabo<br />

sp<strong>an</strong>ien<br />

Konservative Demonstration<br />

In Madrid demonstrierten am 18. Juni zehntausende Menschen gegen<br />

die Zulassung der Ehe von Lesben und Schwulen. Die Demonstration<br />

hatte das Sp<strong>an</strong>ische Familienforum, eine katholische Gruppierung,<br />

org<strong>an</strong>isiert. PolitikerInnen der konservativen Opposition, wie auch der<br />

sp<strong>an</strong>ische Erzbischof nahmen teil.<br />

Die von den regierenden SozialistInnen eingebrachte Gesetzesvorlage<br />

pl<strong>an</strong>t neben der Zulassung der Eheschließung auch die Adoption<br />

von Kindern durch gleichgeschlechtliche PartnerInnen. Das Gesetz wird<br />

voraussichtlich in wenigen Wochen verabschiedet werden. Nach Umfragen<br />

unterstützt eine Mehrheit der Sp<strong>an</strong>ierInnen das Gesetz. pabo<br />

chile<br />

Homophobie<br />

Am 12. Mai wurde der Richterin Karen Atala vom Obersten Gerichtshof<br />

in dritter Inst<strong>an</strong>z das Sorgerecht für ihre drei Töchter entzogen. Das Gericht<br />

begründete das Urteil mit dem Argument, die lesbische Beziehung<br />

der Frau stelle eine „Gefahr für die Entwicklung“ ihrer Kinder dar.<br />

Bereits im Mai des verg<strong>an</strong>genen Jahres hatte das oberste Gericht mit<br />

knapper Mehrheit entschieden, das Sorgerecht dem Vater der Kinder<br />

zuzusprechen. U.a. könne die „Abwesenheit eines männlichen Vaters<br />

im Haushalt und seine Ersetzung durch eine weibliche Person zur Verunsicherung<br />

über Geschlechterrollen“ bei den Kindern führen. Die beiden<br />

Richter, die sich dem Urteil nicht <strong>an</strong>geschlossen hatten, stellten fest,<br />

dass es sich am „R<strong>an</strong>de der Legalität“ befinde. Es kam zu Protesten von<br />

Frauengruppen, katholischen Vereinigungen und Rechts<strong>an</strong>wältinnen.<br />

Karen Atala reichte Klage beim Interamerik<strong>an</strong>ischen Menschenrechtshof<br />

ein, der in der Folge das Oberste Gericht Chiles zu einer Stellungnahme<br />

aufforderte. Dieses wies jedoch die Diskriminierungsvorwürfe zurück.


Das Urteil wird von Menschenrechtsgruppen als diskriminierend<br />

und homophob bezeichnet:„Diese Richter bremsen die Entwicklung einer<br />

freieren Gesellschaft. Sie sind die gleichen, die sich weigerten, die<br />

Menschenrechtsverbrechen der Diktatur strafrechtlich zu verfolgen.“ pabo<br />

Quelle: www.npla.de<br />

b<strong>an</strong>gladesch<br />

Fabrikseinsturz<br />

Am 11. April stürzte in der Industriestadt Savar ein Fabriksgebäude ein,<br />

in dem nach Mitternacht noch etwa 450 ArbeiterInnen der Spectrum<br />

Sweater Ltd und Shahriyar Fabrics Ltd ihrer Arbeit nachgingen. Dabei<br />

wurden 74 ArbeiterInnen getötet und mehr als 100 verletzt. 5000<br />

wyber.space<br />

www.genderweblogs<br />

Fo t o : c l e a n c l o t h e s<br />

<strong>an</strong>.rissinternational<br />

weitere ArbeiterInnen verloren ihren Arbeitsplatz. Die beiden Unternehmen<br />

sind unter <strong>an</strong>derem Zulieferbetriebe von Zara, Karstadt/<br />

Quelle und Carrefour. Während Zara und Karstadt/ Quelle behaupten,<br />

die Einhaltung von Arbeitsrechten und Sicherheitsst<strong>an</strong>dards ihrer<br />

Zulieferbetriebe zu überprüfen, zeigt dieser Vorfall wieder deutlich,<br />

dass Kontrollen nicht oder nicht ausreichend durchgeführt werden.<br />

Wie Cle<strong>an</strong> Clothes berichtet, erhielten die ArbeiterInnen nicht<br />

einmal den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn und mussten<br />

zusätzlich sieben Tage pro Woche arbeiten, zum Teil bis nach Mitternacht.<br />

Cle<strong>an</strong> Clothes fordert auf, sich <strong>an</strong> dem Protest gegen die Firmen zu<br />

beteiligen. Ein vorgedrucktes Protestmail k<strong>an</strong>n problemlos von der Cle<strong>an</strong>-Clothes-Homepage<br />

aus abgeschickt werden. Auch weitere Infos zu<br />

den Zuständen in den Zulieferfabriken sind auf der Homepage nachzulesen.<br />

pabo<br />

www.cle<strong>an</strong>clothes.at<br />

ir<strong>an</strong><br />

Politische Premiere<br />

Am 24.<strong>Juli</strong> wird erstmals in der Geschichte des Ir<strong>an</strong> eine Stichwahl<br />

über den zukünftigen Präsidenten entscheiden. Die beiden K<strong>an</strong>didaten<br />

zwischen denen nun entschieden wird, sind Ali Akbar Rafs<strong>an</strong>dj<strong>an</strong>i<br />

und Mahmud Ahmadinejad. Ersterer war bereits von 1989-1997<br />

Staatspräsident. Er wird dem Lager der Konservativen zugerechnet,<br />

betont aber selber eine moderne und liberale Linie. Eines seiner Haupt<strong>an</strong>liegen<br />

ist beispielsweise die Stärkung der Frauenrechte am Arbeitsmarkt<br />

wie auch innerhalb der Familien. Vergessen darf m<strong>an</strong> hier<br />

jedoch nicht, dass er ähnliches bereits während seiner ersten beiden<br />

Amtszeiten versprach, im Endeffekt jedoch nichts geschah. Ahmadinejad<br />

gilt als Erzkonservativer, dessen Anliegen es unter <strong>an</strong>derem ist,<br />

die Kleidervorschriften wieder zu verschärfen. Amnesty International<br />

zeigt sich skeptisch gegenüber Versprechen, Frauenrechte zu stärken.<br />

Diese Skepsis beruht nicht zuletzt auf der starken Rolle des konservativen<br />

Wächterrats. pix<br />

Sie werden immer mehr! Die Weblogs - jene Internetprojekte, wo Interessensschwerpunkte<br />

und Themenbereiche gebündelt zu finden sind, wie<br />

beispielsweise im netbib in Bezug auf das Bibliotheksgeschehen. Aber<br />

wo sind jene Blogs, die hinsichtlich Feminismus, Frauen- und Geschlechterforschung<br />

den schier endlosen virtuellen Garten bereichern? Eines<br />

steht fest: Zur Zeit sind sie noch recht dünn gesät. Aber ein paar zarte<br />

Pflänzchen „bloggen“ schon recht eifrig. Erstes Beispiel: www.genderblog.de<br />

- blüht und gedeiht seit März 05. Zur Zeit gärtnern sechs engagierte<br />

AutorInnen u.a. in den Kategoriebeeten „Frauenförderung“ oder<br />

„Geschlechterpolitk“. Sie graben um in Einträgen mit aktuellen Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

wie „EinsteigerInnenseminar zu Feminismus“ oder „Konferenz:<br />

Internationalismus der Frauenbewegungen“. Zweites Beispiel:<br />

www.h<strong>an</strong>nelore.org steht bereits mehrere Jahre in voller Blüte und wird<br />

gepflegt von H<strong>an</strong>nelore Vonier. Gemeinsam ist den beiden Blogs: Sie sind<br />

grafisch einfachst gestaltet, die einzelnen Module sind leicht zu finden,<br />

Kommentare von „Außenstehenden“ zu den Themen bewegen sich auf<br />

einem „normalen“ Niveau (kein verbaler Wildwuchs ohne Hirn oder unter<br />

der Gürtellinie) und: Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. PÖ<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


fotoprojektinternational<br />

Fo t o : Fat i m a Ka l s o o m<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Ins Auge stechen<br />

Obwohl das alte Regime in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> mit dem Argument der Verhinderung der Gewalt<br />

gegen Frauen gekippt wurde, erfahren Frauen und Mädchen wenig Schutz. Ein Projekt<br />

traut sich mit einer eigenwilligen Idee in die Region und unterstützt<br />

die Selbstbestimmung. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

Schon bevor der afgh<strong>an</strong>ische<br />

Präsident Hamid Karzai im Juni<br />

zu Besuch in den USA weilte<br />

und von US-Präsident Bush als<br />

„großartige Inspiration“ bezeichnet<br />

wurde, vertiefte sich die Instabilität<br />

in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>. Im Mai wurden in<br />

der Provinz Baghl<strong>an</strong> drei Frauen erwürgt<br />

aufgefunden. An der Leiche einer<br />

25jährigen Frau, die für eine pakist<strong>an</strong>ische<br />

Hilfsorg<strong>an</strong>isation zur Beschaffung<br />

von Mikrokrediten für Witwen gearbeitet<br />

hatte, war eine Nachricht als Warnung<br />

befestigt, dass Frauen nicht mehr<br />

für internationale NGOs arbeiten sollen.<br />

Es zeigt sich, dass es – drei Jahre nach<br />

dem Ende des Talib<strong>an</strong>-Regimes – weder<br />

der internationalen Gemeinschaft noch<br />

der afgh<strong>an</strong>ischen Überg<strong>an</strong>gsregierung<br />

gelungen ist, Frauen wirklich vor Menschenrechtsverletzungen<br />

zu schützen.<br />

Amnesty International erhebt schwere<br />

Vorwürfe gegen die afgh<strong>an</strong>ische Regierung.<br />

Bei Vergewaltigungen durch Mitglieder<br />

bewaffneter Gruppen, aber auch<br />

bei Zw<strong>an</strong>gsehen sei das Strafgerichtswesen<br />

zu schwach, bzw. diskriminiere<br />

es die Frauen. Diese könnten kaum da-<br />

mit rechnen, dass ihre Rechts<strong>an</strong>sprüche<br />

beh<strong>an</strong>delt werden. Bei den Gesetzesreformen,<br />

dem Wiederaufbau der Polizeikräfte<br />

und des Justizsystems wurde von<br />

den internationalen Geberländern zu<br />

wenig auf die Sicherung der Frauenrechte<br />

geachtet. Gewaltverbrechen<br />

werden mit aktiver Unterstützung oder<br />

passiver Komplizenschaft von Staatsorg<strong>an</strong>en<br />

beg<strong>an</strong>gen. M<strong>an</strong>chmal finden<br />

sich Mädchen in einer ausweglosen Situation<br />

wieder und geben sich auf: Ärzte<br />

berichten von einer hohen Anzahl<br />

von Mädchen-Selbstmorden. Die Situa-


tion ist krass und es wird noch schlimmer:<br />

Am 18. September werden voraussichtlich<br />

Wahlen stattfinden. Da Gewaltakte<br />

erwartet werden, soll die 8500<br />

Personen umfassende internationale Sicherheitstruppe<br />

um 3500 BeamtInnen<br />

aufgestockt werden. Die österreichische<br />

Regierung entsendet zusätzlich<br />

100 SoldatInnen. Doch wer findet einen<br />

direkten Zug<strong>an</strong>g zu den Mädchen und<br />

Frauen? Wer interessiert sich für ihren<br />

Alltag? Ein österreichisches Projekt versucht<br />

ohne Dramatisierung und Sensationshascherei<br />

zu unterstützen.<br />

ipsum. Bester Laune und deutlich zufrieden<br />

mit sich selbst und der Arbeit des<br />

Projekts „ipsum“ sitzt Joh<strong>an</strong>na Kellerm<strong>an</strong>n,<br />

eine junge Kärntnerin, im kühlen<br />

Garten des Wiener Cafes Weidinger und<br />

erzählt, dass tags zuvor die Zusage von<br />

Fördergeldern für ein ipsum-Teilprojekt<br />

in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> eingetroffen ist:„Nun<br />

müssen wir uns entscheiden, wollen<br />

wir in Pakist<strong>an</strong>, in der Region Baluchist<strong>an</strong>,<br />

<strong>an</strong> der Grenze zu Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> ein<br />

Projekt durchführen oder wollen wir direkt<br />

nach Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>. In beiden Fällen<br />

sind Kontakte vor Ort vorh<strong>an</strong>den, die<br />

Workshops würden in Mädchenschulen<br />

stattfinden. Die Entscheidung hängt<br />

auch davon ab, wie sich die politische<br />

Lage bis zum Sommer entwickelt hat.“<br />

Die Idee für das mediale Projekt ipsum<br />

wurde vor circa zwei Jahren durch die<br />

FotografInnen Vera Br<strong>an</strong>dner und Kurt<br />

Prinz ins Leben gerufen. Kurz darauf bot<br />

sich die Möglichkeit den ersten Workshop<br />

durchzuführen: Mit Jugendlichen<br />

des kleinen Ortes Cacuaco, wenige Kilometer<br />

vor Angolas Hauptstadt Lu<strong>an</strong>da.<br />

Hierbei wurde mit der örtlichen Missionstation<br />

des Don Bosco Ordens zusammengearbeitet.<br />

Der Grundged<strong>an</strong>ke von ipsum hat<br />

sich seither herauskristallisiert und<br />

weiterentwickelt: Es geht darum, Menschen<br />

einen Zug<strong>an</strong>g zu verschiedenen<br />

Medien zu geben, mit denen sie ihre<br />

individuellen Perspektiven und ihre eigene<br />

Geschichte ausdrücken können.<br />

„Eine weinende, verschleierte Frau, die<br />

ein trauriges Kind am Arm trägt, das<br />

ein<br />

Foto vom vermissten Papa hält..., derartig<br />

emotional einschlägige Bilder<br />

sind uns aus vielen Medien bek<strong>an</strong>nt.<br />

Europäische JournalistInnen machen<br />

in bestimmten Regionen typische Bil-<br />

der, die stark durch ihre eigene persönliche<br />

Haltung und kulturelle Prägung<br />

beeinflusst sind. Oft wird einfach nach<br />

Sensationen gesucht. Es entsteht für<br />

uns allzu gewöhnliches Bildmaterial,<br />

der Fokus liegt auf Hunger, Elend, Verwahrlosung“,<br />

erklärt Joh<strong>an</strong>na. G<strong>an</strong>z<br />

<strong>an</strong>dere Blickwinkel werden sichtbar,<br />

wenn Leute aus der Region ihren eigenen<br />

Alltag abbilden und ausdrücken.<br />

Workshops. In den bisher auf Fotografie<br />

konzentrierten Workshops wird das<br />

Prinzip der Fotografie erarbeitet, die<br />

Technik, die Wirkung, die Verwendungsmöglichkeiten.<br />

Zu Beginn erhalten die<br />

Jugendlichen eine „Lochkamera“, einen<br />

dichten Schuhkarton, in den in einer<br />

Dunkelkammer Fotopapier eingelegt<br />

wird. Vorne wird ein Fensterchen mit<br />

einer Klappe ausgeschnitten und Aluminium,<br />

durch das Licht eindringen<br />

k<strong>an</strong>n, befestigt. „Die Frage ist d<strong>an</strong>n, wo<br />

platziere ich die Kiste! Die Lochkamera<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> in die Pampa stellen. Und<br />

das belichtete Fotopapier in der Dunkelkammer<br />

herausholen. Da ergeben<br />

sich bereits tolle Effekte“, beschreibt Joh<strong>an</strong>na.<br />

Später erhalten die Kids <strong>an</strong>aloge,<br />

kompakte Kameras, die zwar „nicht<br />

alle Spomp<strong>an</strong>adeln (alle Finessen) spielen“,<br />

die sie aber behalten dürfen. Die<br />

Filme müssen sie sich später selbst<br />

aufstellen. In Lu<strong>an</strong>da, der Hauptstadt<br />

Angolas, gibt es viele Fotoläden. „Wir<br />

bieten keine Ausbildung <strong>an</strong> und dist<strong>an</strong>zieren<br />

uns deutlich von Qualifikationstests,<br />

wir wollen nur einen Zug<strong>an</strong>g vermitteln.<br />

Es geht auch nicht darum, nur<br />

zwei Monate l<strong>an</strong>g jem<strong>an</strong>dem ein Medium<br />

zu präsentieren, ihn lustig zu machen<br />

und es ihm d<strong>an</strong>n wieder wegzunehmen.<br />

Wenn wir wieder nach Hause<br />

fahren, übernehmen Leute aus der Region<br />

die Weiterbetreuung. Die Fotos<br />

können auf unserer Homepage erworben<br />

werden, die Einnahmen gehen <strong>an</strong><br />

die Urheberinnen des Bildes. Die Urheberschaft<br />

ist uns sehr wichtig, und<br />

auch die Teilnehmerinnen diesbezüglich<br />

aufzuklären.“<br />

Pakist<strong>an</strong>. In Lahore konnten sich die Waisenkinder<br />

eines SOS-Kinderdorfes im<br />

Sommer 2004 aussuchen, ob sie in den<br />

Workshops mit dem <strong>an</strong>deren Geschlecht<br />

in Kontakt treten wollen oder<br />

nicht. Es gab getrennte Workshops für<br />

junge Frauen und Männer sowie eine<br />

gemischte Gruppe. „Müll überall, die<br />

Schäbigkeit der Häuser, ein abgemagertes<br />

Kind rennt durch die Gegend –<br />

wenn du aus einer Wohlst<strong>an</strong>dsgesellschaft<br />

kommst, sticht einem das ins Auge.<br />

Die Bilder der Leute waren d<strong>an</strong>n<br />

g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders. Es entst<strong>an</strong>den intensive<br />

Fotos, Überbleibsel aus dem Krieg, aber<br />

auch blumige Fotos und viele Freundschaftsfotos.<br />

Ihr Blick dramatisiert weniger.<br />

Mein Blick änderte sich. In Angola<br />

konnte ich auch nicht, selbst wenn die<br />

Menschen 30 Jahre Krieg hinter sich haben,<br />

die g<strong>an</strong>ze Zeit mit einem Mitleidsblick<br />

durch die Gegend rennen. Wir haben<br />

viel Spaß gehabt und gelacht.“ In<br />

Zukunft will Joh<strong>an</strong>na Kellerm<strong>an</strong>n zusätzlich<br />

mit Texten arbeiten, denn Fotos<br />

können Missverständnisse auslösen. Ein<br />

Bild eines Jugendlichen mit Maschinenpistole<br />

in seinem Schlafzimmer k<strong>an</strong>n<br />

völlig unterschiedlich interpretiert werden.<br />

Andere Medien werden folglich innerhalb<br />

der Workshops zum Tragen<br />

kommen. So wurde in Lahore ein Akkustikworkshop<br />

durchgeführt, auch mit<br />

Textmaterial soll gearbeitet werden.<br />

Das entst<strong>an</strong>dene Material k<strong>an</strong>n in einer<br />

multimedialen Ausstellung verknüpft<br />

werden.<br />

internationalprojektfoto<br />

Perspektive. Wie sieht der Kulturbegriff<br />

von ipsum aus? „Es geht uns weniger<br />

um das, was Kulturen gemeinsam haben<br />

oder was sie vonein<strong>an</strong>der trennt,<br />

uns geht es um den Abbau von Vorurteilen<br />

durch Konfrontation mit Perspektiven,<br />

die einem nicht so nahe stehen“,<br />

erklärt Joh<strong>an</strong>na und trinkt bereits<br />

ihren dritten Kaffee. In jedem<br />

L<strong>an</strong>d ist ein ipsum-Workshop denkbar,<br />

auch in Österreich gibt es genügend<br />

Welten, in die m<strong>an</strong> kaum Einblick hat.<br />

Die Medien sind Arbeitsinstrumente,<br />

eine Ausdrucksplattform. „Es wird<br />

nicht gesteuert, was dabei herauskommt.<br />

Die Perspektive eines <strong>an</strong>deren<br />

Menschen k<strong>an</strong>n einem schnell fern<br />

sein, es geht darum, den entfernten<br />

Blick in die Nähe zu holen.“ Es steht<br />

viel für ipsum in Pl<strong>an</strong>ung, einerseits<br />

soll in Österreich im Dezember eine<br />

große Präsentationsausstellung entstehen,<br />

<strong>an</strong>dererseits sollen die vorh<strong>an</strong>denen<br />

Bilder der TeilnehmerInnen verschiedenen<br />

Medien zur Verfügung gestellt<br />

werden. Vielleicht ein Schritt in<br />

Richtung einer alternativen, weniger<br />

beengten Berichterstattung. ❚ www.ipsum.at<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />

themaasylrecht<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Warten auf bessere Zeiten<br />

Asylgesetze regeln nicht nur Verfahren. Sie beeinflussen auch das Leben der Menschen,<br />

die auf der Suche nach Asyl nach Österreich kommen. Martina Madner und<br />

Katharina Nagele berichten von „alltäglichen“ Problemen.<br />

14.00 Uhr Nachmittags. Eine<br />

Caritas-Unterkunft. Zwei Frauen,<br />

Aisha, 19, aus Somalia geflüchtet<br />

und Maryam 1 , eine junge<br />

Frau Mitte Zw<strong>an</strong>zig – sie ist<br />

aus Ägypten geflohen – setzen sich <strong>an</strong><br />

den Tisch und reden über ihre Situation<br />

hier in Österreich. Über das, was sie<br />

hier tun und noch mehr über jene Dinge,<br />

die sie hier nicht tun können. Dinge,<br />

die für ÖsterreicherInnen g<strong>an</strong>z alltäglich,<br />

aber für Asylsuchende d<strong>an</strong>k geltender<br />

Gesetze unmöglich sind. Gesetze,<br />

die nicht nur ein menschenwürdiges<br />

Leben vereiteln, sondern Menschen<br />

in Situationen bringen, die vielen auf<br />

legalem Wege kaum bewältigbar scheinen.<br />

Besonders Maryam, die seit einem<br />

halben Jahr hier ist, ist ihre Wut <strong>an</strong>zumerken.<br />

Willkommen in Österreich. D<strong>an</strong>k der Dubliner<br />

Übereinkommen gibt es kaum mehr die<br />

Möglichkeit legal auf dem L<strong>an</strong>dweg nach<br />

Österreich einzureisen:„Wir“ sind beinahe<br />

nur noch von EU Staaten umgeben<br />

und Asylsuchende müssen im ersten EU-<br />

L<strong>an</strong>d, in das sie einreisen, ihren Antrag<br />

stellen. Zwar gibt es das „Selbsteintrittsrecht“,<br />

wonach Österreich die Ver<strong>an</strong>twortung<br />

für ein Verfahren übernehmen<br />

k<strong>an</strong>n, aber „da fehlt offenbar der politische<br />

Wille“, stellt Alev Korun, Menschenrechtsexpertin<br />

und K<strong>an</strong>didatin der Grünen<br />

für den Wiener L<strong>an</strong>dtag fest. Und das<br />

obwohl die Asylrechtssprechung nicht in<br />

allen EU-Staaten mit jener von Österreich<br />

vergleichbar ist: In der Slowakei wurden<br />

beispielsweise, nach einer eben vom UN-<br />

HCR veröffentlichten Statistik, 2004 nur<br />

15 Asyl<strong>an</strong>träge positiv beschieden,<br />

während über 1.500 negative Bescheide<br />

ausgestellt wurden und beinahe 11.600<br />

Verfahren ohne Ergebnis eingestellt wurden<br />

– was de facto einem negativen Bescheid<br />

gleichkommt.Von einer reellen<br />

Ch<strong>an</strong>ce in der Slowakei Asyl zu bekommen<br />

k<strong>an</strong>n also wohl kaum die Rede sein. 2<br />

Aber auch wenn sich österreichische<br />

BeamtInnen zuständig fühlen, bedeutet<br />

das nicht, dass nun Menschlichkeit und<br />

Rechtssicherheit <strong>an</strong>gesagt sind. Obwohl<br />

es laut Genfer Flüchtlingskonvention keine<br />

Konsequenzen für eine illegale Einreise<br />

geben dürfte, wurden 2004 im niederösterreichischen<br />

Gmünd Menschen<br />

aus Tschetschenien aus eben diesem<br />

Grund wieder nach Tschechien zurückverfrachtet.<br />

Mit Verständnis können Asylsuchende<br />

aber selbst d<strong>an</strong>n nicht rechnen,<br />

wenn es ihnen gelingt, dass es überhaupt


zu einem Verfahren kommt: Ute Bock, die<br />

sich seit Jahren für asylsuchende Menschen<br />

ohne staatliche Unterstützung tatkräftig<br />

einsetzt, erzählt, dass m<strong>an</strong>chem<br />

ihrer Schützlinge unterstellt wurde,„weil<br />

er noch die Zeit hatte den Pass einzupacken“<br />

keinen Fluchtgrund zu haben.<br />

„Der muss am besten bloßfüßig kommen“,<br />

meint Bock kopfschüttelnd. Aber<br />

selbst wenn die Situation dem beinahe<br />

entspricht, fehlt es oft <strong>an</strong> Mitgefühl. Zur<br />

Situation von drei aus B<strong>an</strong>gladesch geflüchteten<br />

Männern, die im November<br />

<strong>an</strong> der Grenze aufgegriffen wurden und<br />

m<strong>an</strong>gels ausreichender Winterkleidung<br />

Erfrierungen hatten, meinte eine am<br />

Meldeamt arbeitende Frau gegenüber<br />

Ute Bock:„Die sind ja deppert, die wissen<br />

doch, dass es bei uns kalt ist.“ Als ob<br />

Asylsuchende die Zeit hätten Koffer zu<br />

packen, alle Eventualitäten zu bedenken<br />

und im Bedarfsfall wohl auch noch eine<br />

fehlende Wollmütze einkaufen zu gehen<br />

– wie Urlaubsreisende.<br />

Start in ein neues Leben? Asylsuchende flüchten,<br />

wegen „wohlbegründeter Furcht, aus<br />

Gründen der Rasse, Religion, Nationalität,<br />

Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen<br />

Gruppe oder der politischen Gesinnung<br />

verfolgt zu werden“. 3 In Österreich<br />

<strong>an</strong>gekommen, heißt das aber nicht, dass<br />

sie sich nun in einem „sicheren“, weil berechenbaren<br />

Umfeld befinden. Schon geringste<br />

„Vergehen“ gegen das restriktive<br />

Bundesbetreueungsgesetz und die<br />

Grundversorgungsvereinbarung können<br />

zur massiven Existenzbedrohung mutieren.<br />

Aisha besuchte FreundInnen in Salzburg,<br />

wo sie, der Rechtslage unkundig, zur<br />

Sicherheit einen zweiten Meldezettel be<strong>an</strong>tragte.<br />

Zurück in Wien wurde ihr mitgeteilt,<br />

dass sie nicht doppelt gemeldet sein<br />

k<strong>an</strong>n und deshalb ihre Unterkunft, jegliche<br />

fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung und ihre<br />

Kr<strong>an</strong>kenversicherung verloren habe.„Als<br />

ich d<strong>an</strong>n eine Woche ins Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

musste, hatte ich eine Menge Probleme“,<br />

schildert sie rückblickend. Zwar konnte sie<br />

mit Hilfe ihres Rechtsbeist<strong>an</strong>des die Situation<br />

klären – Aisha hat nun wieder Versicherung<br />

und eine aus privaten Spenden<br />

fin<strong>an</strong>zierte Unterkunft, <strong>an</strong>sonsten aber<br />

keine fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung. Kein Einzelfall,<br />

wie Ute Bock schildert: Personen,<br />

die wegen einer polizeilichen Personenkontrolle<br />

eine sogen<strong>an</strong>nte „St<strong>an</strong>deskontrolle“<br />

in ihrer Unterkunft versäumten,<br />

wurden obdachlos. Andere wiederum<br />

wurden wegen des Luxus ein H<strong>an</strong>dy zu<br />

besitzen als der staatlichen Unterstützung<br />

nicht bedürftig erklärt.<br />

Die meisten Hilfesuchenden kommen<br />

deshalb über ein Problem zu Ute Bock ins<br />

Büro bei SOS Mitmensch in die Zollergasse<br />

15. Oft ist es ein amtlicher Bescheid wegen<br />

Schwarzfahrens.„Sie zahlt einsfünfzig für<br />

einen Fahrschein nicht und soll d<strong>an</strong>n einige<br />

hundert Euro Strafe zahlen“, ärgert sich<br />

die resolute 63-jährige über die Verkehrsbetriebe.<br />

Angesichts der vierzig Euro Taschengeld,<br />

die Asylsuchende in Bundesbetreuung<br />

pro Monat bekommen, ein immens<br />

hoher Schuldenberg.<br />

Besser Wohnen. Alleine beim Verein SOS<br />

Mitmensch sind ca. 1000 Menschen – davon<br />

ca. zehn Prozent Frauen – obdachlos<br />

gemeldet. Durch die Obdachlosmeldung<br />

bekommt frau zwar eine Zustelladresse<br />

für die Asylbescheide, allerdings keinen<br />

Anspruch auf Sozialhilfe. Auch wenn das<br />

schon mal in kleinformatigen Zeitungen<br />

oder von m<strong>an</strong>chem or<strong>an</strong>ge-blauen PolitikerInnen<br />

behauptet wurde. Die meisten<br />

Bundesländer – allen vor<strong>an</strong> Kärnten,Tirol<br />

und Vorarlberg – stellen immer noch zu<br />

wenig Quartiere zur Verfügung. G<strong>an</strong>ze<br />

Familien sind deshalb obdachlos und auf<br />

private Initiativen <strong>an</strong>gewiesen. In Ute<br />

Bocks Unterkünften wohnen zur Zeit ca.<br />

340 Personen. Zwei Wohnungen bieten<br />

Platz für alleinstehende Frauen vor allem<br />

aus afrik<strong>an</strong>ischen Ländern. Probleme in<br />

den WGs gäbe es keine. Ute Bock vermutet,<br />

dass das dar<strong>an</strong> liegt, dass es „keine<br />

Vorschriften gibt. Das sind normale Leute,<br />

die können mitein<strong>an</strong>der reden.“ Strenge<br />

Regeln fordern ihrer Meinung nach Streit<br />

heraus. Bei Frau Bock können die Frauen<br />

sol<strong>an</strong>ge wohnen bleiben, bis sie der<br />

Hausherr kündigt. Da der gepl<strong>an</strong>te Abriss<br />

von zwei Gebäuden, die bisher als Unterkunft<br />

für Ute Bocks Schützlinge dienten,<br />

in diesen Wochen nun tatsächlich stattfindet,<br />

benötigen ca. zweihundert Menschen<br />

ein neues Dach über dem Kopf.<br />

Nichts tun. Das „Ausländerbeschäftigungsgesetz“<br />

regelt, dass Asylsuchende für die<br />

Dauer ihres Verfahrens keine Arbeitserlaubnis<br />

bekommen. Menschen, die Asyl<br />

erhalten haben, dürfen zwar arbeiten,<br />

müssen aber den sogen<strong>an</strong>nten Integrationsvertrag<br />

einhalten. Die Familie nach<br />

Österreich nachzuholen gestaltet sich<br />

schwierig, denn da gibt es eine Quote –<br />

lesbischwule Paare sind darin allerdings<br />

nicht berücksichtigt. Nachgereiste erhalten<br />

weder eine eigene Arbeits- noch Aufenthaltsgenehmigung<br />

– neben der Abhängigkeit<br />

auch im Falle einer Scheidung<br />

ein Problem. Ob jene arbeiten dürfen, die<br />

zwar einen negativen Asylbescheid erhalten<br />

haben, aber trotzdem – weil eine<br />

Rückkehr in die Heimat z.B. wegen drohender<br />

Gefahr nicht zumutbar ist – in<br />

Österreich geduldet werden, unterliegt<br />

ebenfalls Quoten.„Mit dem Argument einer<br />

hohen Arbeitslosenrate wird da aber<br />

schon mal keine Arbeitserlaubnis ausgesprochen“,<br />

weiß Alev Korun. Das öffnet<br />

„alternativen“ Möglichkeiten Tür und Tor<br />

und unterstützt den Aufbau eines informellen<br />

Sektors in Österreich, besser bek<strong>an</strong>nt<br />

unter dem Titel Schwarzarbeit.<br />

Wenn frau d<strong>an</strong>n nicht der Prostitution<br />

nachgehen will, um Geld zu verdienen,<br />

findet sie sich wohl in einer ähnlichen Situation<br />

wie Aisha und Maryam wieder: sie<br />

müssen zum Teil gesundheitsgefährdende,<br />

halblegale oder illegale Jobs in Kauf<br />

nehmen, um sich zu ihrem geringen<br />

Taschengeld, oft nur ein, zwei Euros die<br />

Stunde dazu zu verdienen. Ausbeutung<br />

wird so leicht gemacht und Lohndumping<br />

gegenüber <strong>an</strong>gemeldeten ArbeiterInnen<br />

billigend in Kauf genommen. Dass so<br />

auch die „Ressourcen“ der oft guten Ausbildung<br />

– Maryam ist studierte Betriebswirtin<br />

und arbeitete vor ihrer Flucht im<br />

Hilton – ungenutzt bleiben, darüber ist<br />

auch Ute Bock überrascht:„Das ist doch<br />

ein Wahnsinn, dass da Studenten Straßen<br />

kehren.Wir sind schon schwachsinnig in<br />

Österreich, das muss m<strong>an</strong> schon mal sagen.“<br />

Eine der vordringlichsten Forderungen<br />

von Maryam und Aisha ist deshalb:<br />

„Wir benötigen sofort eine Arbeitserlaubnis!“<br />

Hoffnung, dass dieser Wunsch erfüllt<br />

wird, können die beiden Frauen nicht haben,<br />

denn Innenministerin Liese Prokop<br />

bekräftigt in einem Interview in der Zeit<br />

im Bild 2 am 20. Juni, dass Asylsuchende<br />

auch nach dem neuen Gesetz nicht arbeiten<br />

dürfen und meint nur lapidar, dass<br />

durch schnellere Verfahren schneller entschieden<br />

werde,„ob sie arbeiten können<br />

oder nicht arbeiten können“.<br />

Hoffnungen. „M<strong>an</strong> muss ja nicht in Saus<br />

und Braus leben, aber so, dass m<strong>an</strong> sich<br />

über Wasser halten k<strong>an</strong>n“, meint Ute<br />

Bock. Nichts <strong>an</strong>deres wünschen sich<br />

auch die Betroffenen selbst. Damit sich<br />

die prekäre Lebensituation der Asylsuchenden<br />

ändert, ist allerdings ein Um-<br />

rechtasylthema<br />

1 Die Namen der beiden Frauen<br />

wurden von der Redaktion geändert.<br />

2 UNHCR: 2004 Global Refugee Trends.<br />

Overview of Refugee Populations,<br />

new Arrivals, Durable Solutions,<br />

Asylum-Seekers, Stateless <strong>an</strong> other<br />

Persons of concern to UNHCR. Geneva,<br />

17.6.<strong>2005</strong>. www.unhcr.ch/statistics<br />

3 Genaueres dazu ist in der Konvention<br />

über die Rechtsstellung der<br />

Flüchtlinge, der Genfer Flüchtlingskonvention<br />

nachzulesen.<br />

Download auf www.unhcr.at<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


themaasylrecht<br />

* Im Zulassungsverfahren wird<br />

darüber entschieden, ob es überhaupt<br />

ein Verfahren gibt, ob ein <strong>an</strong>derer<br />

Staat zuständig ist, oder der Antrag<br />

„offensichtlich unbegründet“ ist.<br />

** Mit St<strong>an</strong>d 31.5. wurden in diesem<br />

Jahr 3.461 der nach dem Gesetz von<br />

1997 be<strong>an</strong>tragten Asylverfahren<br />

entschieden: 1.020 davon positiv,<br />

1.324 negativ, 1.117 Verfahren wurden<br />

eingestellt. Von den 4051 entschiedenen<br />

Asyl<strong>an</strong>trägen, bei dem das Gesetz<br />

von 2003 seine Gültigkeit hat,<br />

wurden dagegen nur 771 Fälle positiv<br />

beschieden, 1.104 negativ und<br />

2.176 Verfahren eingestellt.<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

denken nötig. Deshalb möchte Frau Bock<br />

mit Liese Prokop über konkrete Fälle reden<br />

und versucht seit diese im Amt ist,<br />

einen Termin zu vereinbaren, um sie zum<br />

Beispiel persönlich zu fragen:„Wissen<br />

Sie, dass es Leut gibt, die nichts zum Essen<br />

haben? Dass es da traumatisierte<br />

Leute gibt, die sich selbst eine Wohnung<br />

suchen und sie nach einem Jahr nicht<br />

mehr zahlen können? Die fürchten sich<br />

vorm Rausschmiss!“ Alltäglichkeiten für<br />

Am 30. Juni wird über den Entwurf eines neuen Fremden- und<br />

Asylgesetzes im Parlament abgestimmt. Es soll u.a. unzumutbare<br />

jahrel<strong>an</strong>ge Verfahren abkürzen. Bei einer Nationalratsdebatte<br />

führte der ÖVP-Abgeordnete Günter Kößl Asylmissbrauch als<br />

Grund für die l<strong>an</strong>ge Verfahrensdauer <strong>an</strong>. Dass vielen Berufungen –<br />

2003 waren es z.B. 56 Prozent aller vorerst als „offensichtlich unbegründet“<br />

bezeichneten Anträge – in zweiter Inst<strong>an</strong>z beim Unabhängigen<br />

Bundes Asyl Senat (UBAS) stattgegeben wird, deutet<br />

aber eher auf m<strong>an</strong>gelnde Qualität der Verfahren des Bundes Asyl<br />

Amts (BAA) in erster Inst<strong>an</strong>z hin. Prokop spricht aber gegenüber<br />

dem ORF nur von mehr Personal beim UBAS und in den Erstaufnahmestellen.<br />

NGOs befürchten allerdings, dass es bei der Personalaufstockung<br />

um die Abwehr <strong>an</strong>geblichen Asylmissbrauchs<br />

geht. Die Asylkoordination Österreich kritisiert zudem, dass die<br />

Schutzbestimmungen für traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer<br />

und die Asylaberkennungssperre nach achtjährigem Aufenthalt<br />

fallen.<br />

Obwohl das Neuerungsverbot im Asylgesetz 2003, das neu eingebrachte<br />

Fluchtgründe in zweiter Inst<strong>an</strong>z nicht <strong>an</strong>erkennt, vom<br />

Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde, ist im Asylgesetz-Entwurf<br />

eine entschärfte Version enthalten. Dass sich Asylsuchende<br />

während des Zulassungsverfahrens* nur innerhalb ihres Wohnbezirks<br />

aufhalten und nicht einmal FachärztInnen oder AnwältInnen<br />

außerhalb der Bezirksgrenze aufsuchen dürfen, wird von vielen<br />

RechtsexpertInnen als menschenrechtswidrige Einschränkung der<br />

Bewegungsfreiheit kritisiert. Asylsuchende werden, wenn ihre<br />

Identität nicht feststeht, durchsucht und Urkunden werden beschlagnahmt.<br />

Nachdem viele keine gültigen Papiere bei sich haben,<br />

ist der erste Kontakt mit Österreichischen Behörden insbesondere<br />

für staatlich Verfolgte wenig Vertrauen erweckend.<br />

Flüchtende haben Anspruch auf sieben Tage Grundversorgung<br />

vom Bund, d<strong>an</strong>ach sind seit der Asylgesetznovelle 2003 die Länder<br />

zuständig. In der Praxis bekommen viele, weil sie z.B. die Meldepflicht<br />

nicht einhalten (können) diese Hilfe nicht. Die Grundversorgung<br />

umfasst Unterbringung, Verpflegung, Kr<strong>an</strong>kenversorgung,<br />

Kostenhöchstsätze für Taschengeld sind Euro 40,-/Monat,<br />

Bekleidung Euro 150,-/Jahr, für Miete alleinstehender Erwachsener<br />

sind 180,-/Monat, für ein Paar 220,- Euro <strong>an</strong>beraumt.„Luxusartikel“,<br />

wie Hygieneartikel, Fahrscheine oder Kaffee und Kuchen<br />

müssen vom Taschengeld bezahlt werden. Entlassen die Länder in<br />

Einvernahme mit dem Bundesasylamt jem<strong>an</strong>den aus der Grund-<br />

Asylsuchende in Österreich. Hum<strong>an</strong>itäre<br />

Überlegungen, die aber offenbar in die<br />

Diskussion nur von NGOs eingebracht<br />

werden, die sich nicht nur mit Zahlen,<br />

sondern realen Menschen ausein<strong>an</strong>dersetzen,<br />

wurden aber bisl<strong>an</strong>g kaum von<br />

EntscheidungsträgerInnen berücksichtigt.Würden<br />

sie sonst, so wie Prokop, ZIB-<br />

Interviews damit ausklingen lassen, dass<br />

zwar <strong>an</strong>geblich jedeR,„der Asyl braucht,<br />

es auch bekommt“ und „der Schwache<br />

nicht unter die Räder kommt“, um damit<br />

zu enden, dass gegen den,„der’s missbraucht,<br />

oder noch dazu mit Rechts<strong>an</strong>wälten<br />

oder sonstigen Unterstützungen<br />

für kriminelle Dinge missbraucht“ <strong>an</strong>zugehen<br />

sei? Als ob es beim Asylrecht nicht<br />

darum ginge, dass Menschen von Verfolgung<br />

bedroht sind und Schutz brauchen,<br />

sondern dass Österreichs Sicherheit und<br />

Wohlst<strong>an</strong>d bedroht ist und vor Asylsuchenden<br />

geschützt werden müssten. ❚<br />

Speed Kills – oder einige Bemerkungen zu bestehenden und künftigen Asylgesetzen<br />

versorgung, sind Flüchtende völlig auf sich gestellt. Dafür sollen<br />

Hungerstreikende in Schubhaft künftig zw<strong>an</strong>gsernährt werden,<br />

was Menschen im normalen Strafvollzug im übrigen nicht zugemutet<br />

wird. Schubhaft wird durch das Fremdenpolizeigesetz (FPG)<br />

geregelt:„Fremde unter sechzehn Jahren dürfen in Schubhaft nur<br />

<strong>an</strong>gehalten werden, wenn eine dem Alter und Entwicklungsst<strong>an</strong>d<br />

entsprechende Unterbringung und Pflege gewährleistet ist.“<br />

Schubhaft k<strong>an</strong>n schnell verhängt werden. Auch über Traumatisierte,<br />

Kinder und aus Gründen, die nicht von den Betroffenen beeinflussbar<br />

sind. So zB wenn „auf Grund bestimmter Tatsachen <strong>an</strong>zunehmen<br />

(!) ist, dass der Antrag des Fremden m<strong>an</strong>gels Zuständigkeit<br />

Österreichs zur Prüfung zurückgewiesen werden wird“, also<br />

bei der ersten Befragung über den Fluchtweg noch vor Beginn des<br />

eigentlichen Verfahrens, weiters bei abweisenden Bescheiden und<br />

bei Einstellen des Verfahrens. Zwar meint Prokop, dass „jeder jeden<br />

Tag eine Überprüfung verl<strong>an</strong>gen“ k<strong>an</strong>n, allerdings müssen die<br />

Asylsuchenden davon wissen und – jede Schubhaft bedeutet eine<br />

enorme psychische Belastung.„Das macht die Psyche kaputt“,<br />

stellt deshalb auch Ute Bock fest.„Die, die schon zwei, dreimal<br />

in Schubhaft waren, haben einen Vogel.“ Es sollen nun eigene<br />

Schubhaftgefängnisse zur Verfügung stehen, bei Platzm<strong>an</strong>gel<br />

können Schubhäftlinge allerdings auch in gewöhnlichen Strafvollzugs<strong>an</strong>stalten<br />

untergebracht werden. Was den Strafcharakter<br />

noch zusätzlich verstärkt. Verfolgt zu werden, scheint ein schweres<br />

Verbrechen zu sein.<br />

Mit dem neuen Gesetz werden nur zwei Jahre nach der letzten<br />

Novelle neue rechtliche Regelungen geschaffen. Zwar gibt es<br />

Überg<strong>an</strong>gsregelungen, die Überführung von laufenden Verfahren<br />

sei allerdings kompliziert.„Nicht nur, dass Betroffene nicht mitkommen,<br />

auch NGOs müssen sich wieder in die neuen Bestimmungen<br />

einarbeiten“, so die Grüne Menschenrechtsexpertin Alev<br />

Korun. Das sei nicht nur eine Frage der Ressourcen, sondern auch<br />

für die „Rechtssicherheit eine Katastrophe“. Ein Problem sehen<br />

Grüne KritikerInnen allerdings auch in der Berechnung der Anerkennungsquoten<br />

in Asylverfahren. Dabei stellt das Innenministerium<br />

nur postive Bescheide, den negativen gegenüber – eingestellte<br />

Verfahren werden nicht berücksichtigt.** „Die Zunahme<br />

der eingestellten Verfahren, die für die Betroffenen im Prinzip eine<br />

negative Entscheidung bedeutet, ist die Folge der restriktiveren<br />

Asylgesetze von 2003“, weiß Korun. Bleibt abzuwarten, ob sich<br />

diese Entwicklung durch die neuen Gesetze fortsetzt.


Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />

„Life here is ... shit“<br />

Two women, Maryam from Egypt <strong>an</strong>d Aisha from Somalia, who are seeking asylum in<br />

Austria, explain their situation.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: How do you feel about<br />

waiting for so long?<br />

Aisha: I’m here since 2002. Until<br />

now, the decision was not positive,<br />

not negative. Normally you have<br />

to wait six months, but now it is seven<br />

months since the last interview. I<br />

w<strong>an</strong>t my life! But I have to wait, I c<strong>an</strong>’t<br />

do <strong>an</strong>ything.<br />

What do you have to buy for yourself<br />

with 24 Euros per week?<br />

Aisha:We get two Kilos of potatoes<br />

<strong>an</strong>d onions per week for free. But if you<br />

w<strong>an</strong>t to have something to drink, some<br />

tea, you have to buy it on your own.<br />

Maryam: Another big problem is<br />

the tr<strong>an</strong>sportation tickets. If you w<strong>an</strong>t<br />

to go <strong>an</strong>ywhere it’s three Euros. Three<br />

Euros everyday, that’s a lot if you have<br />

to live on 24,- Euros per week. We need<br />

a work permit! I don’t w<strong>an</strong>t to be a<br />

Chef or something. I’ll do cle<strong>an</strong>ing jobs,<br />

everything. We get no social money <strong>an</strong>d<br />

if you w<strong>an</strong>t to work, you have to look<br />

for black jobs, because we get no work<br />

permit. Sometimes they offer black<br />

jobs <strong>an</strong>d illegal ones. It’s very d<strong>an</strong>gerous<br />

work. It’s only one or two Euros per<br />

hour. If you w<strong>an</strong>t to earn more, you have<br />

to do something like prostitution. Because<br />

you are not allowed to work, you<br />

c<strong>an</strong>’t trust <strong>an</strong>ybody.<br />

How m<strong>an</strong>y people in this accommodation<br />

do you think are doing this kind<br />

of work?<br />

Maryam (laughing): Everybody. You<br />

c<strong>an</strong>’t live like that. Sorry, but I c<strong>an</strong>’t stay<br />

24 hours here waiting. I would get crazy,<br />

lots of people got crazy because of that.<br />

You are just waiting, you don’t know your<br />

destiny, you don’t know your future, you<br />

are just waiting, you c<strong>an</strong>’t go back home,<br />

because you have problems there.<br />

Asylum seekers in Austria are often<br />

presented as uneducated, poor, ...<br />

Maryam: I have a Master degree in<br />

Business Administration from the Americ<strong>an</strong><br />

University in Cairo. I had a good job<br />

<strong>an</strong>d everything was okay, but I got into<br />

trouble. They got into my home, in my<br />

house. They were breaking everything!<br />

They said: You are Christi<strong>an</strong>, you are saying<br />

bad things about our religion? You<br />

are <strong>an</strong>nouncing your Christi<strong>an</strong> beliefs<br />

among Muslims! Then I found myself in<br />

a dark room for nine hours, I was screaming,<br />

somebody hit me. They said to me:<br />

You have to be quiet, or you will be in big<br />

trouble! They took off my clothes <strong>an</strong>d<br />

threatened me: Next time, we will rape<br />

you! That was in April 2004. A friend of<br />

mine, she was with me at university, was<br />

really talking about their beliefs. They<br />

tortured her with electric shocks, <strong>an</strong>d she<br />

died of a heart attack in jail. Because it<br />

was my first time, they didn’t do that<br />

to me. All Christi<strong>an</strong>s in the country are<br />

afraid. If somebody says, we live in peace,<br />

they are all liars.<br />

How were your interviews?<br />

Aisha: I don’t know. ... They said,<br />

sorry, we c<strong>an</strong>’t accept your request <strong>an</strong>d<br />

we c<strong>an</strong>’t deport you, so you have to<br />

wait. I was interviewed by one Austri<strong>an</strong><br />

m<strong>an</strong> <strong>an</strong>d a Somali<strong>an</strong>. I just told the<br />

truth, but they said you just have a family<br />

problem, so you don’t have a real<br />

problem. In Somalia we have no government.<br />

Some people don’t have power<br />

<strong>an</strong>d I’m one of those. There is a lot of<br />

Mafia, they break into your house, take<br />

your money away. You c<strong>an</strong>’t go to the<br />

police. They c<strong>an</strong> beat you, they c<strong>an</strong> do<br />

what they like. So I came to Austria with<br />

a false passport. After three days I went<br />

to the police, because I was hungry.<br />

Then I came to Traiskirchen.<br />

First I was bl<strong>an</strong>k; different l<strong>an</strong>guage,<br />

different culture, but now that’s ok.<br />

But I w<strong>an</strong>t to start my life <strong>an</strong>d go to<br />

school. You know, they c<strong>an</strong>’t deport me,<br />

my lawyer told me. I’m waiting for my<br />

EU passport. Normally it lasts six months,<br />

but now it’s seven months <strong>an</strong>d I c<strong>an</strong>’t<br />

go to school, just waiting. If you have a<br />

good life, you c<strong>an</strong> wait, but life here is ...<br />

shit. And I c<strong>an</strong>’t go <strong>an</strong>ywhere else, because<br />

of the fingerprints.<br />

Have you made friends here?<br />

Maryam: Just the Caritas people.<br />

I’ve been alone since I came here. You<br />

know, everybody here has big problems.<br />

You have problems on your own. You<br />

don’t w<strong>an</strong>t to hear something about<br />

the problems of the other people. ❚<br />

rechtasylthema<br />

Alltagsgegenstände für ÖsterreicherInnen<br />

- für Asylsuchende<br />

kaum leistbare Luxusgüter!<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


`<br />

CAFÉ<br />

STANDARD<br />

1050 Wien, Margaretenstraße 63/ Straussengasse<br />

Das Café St<strong>an</strong>dard ist mehr als nur ein Wiener<br />

Kaffeehaus, in dem Kaffee- und Kuchenvariationen<br />

neben einer Zeitung genossen und verschiedene<br />

Speisen sowie Tagesgerichte konsumiert werden<br />

können.<br />

Der Name des Cafés steht für alle Kulturen und<br />

Lebensformen, die STANDARD sind oder noch<br />

werden sollen.<br />

Ein Ver<strong>an</strong>staltungs- und T<strong>an</strong>zraum ist mit einer<br />

induktiven Hör<strong>an</strong>lage für schwerhörige Menschen<br />

ausgestattet. Das Lokal ist rollstuhlgerecht und<br />

entspricht der Ö-Norm für barrierefreies Leben.<br />

Vom T<strong>an</strong>zverein "Resisd<strong>an</strong>se" werden jeden<br />

Mittwoch (21.00 Uhr) und Donnerstag (20.00 Uhr)<br />

T<strong>an</strong>zabende <strong>an</strong>geboten.<br />

Öffnungszeiten: täglich 11.00 bis 24.00 Uhr<br />

Telefon: 01/581 05 86


g ewissenserforschung<br />

Erika Weinzierl ist 80<br />

Die (Kunst-)Historikerin, die l<strong>an</strong>ge als Archivarin im österreichischen<br />

Staatsarchiv tätig war, hat selber Geschichte geschrieben. Seit den<br />

1960er Jahren bemüht sie sich um eine differenzierte Aufarbeitung<br />

zeitgeschichtlicher Themen unter Einbeziehung tabuisierter Aspekte:<br />

oft vergessene Opfer des Nationalsozialismus (wie Roma, Sinti, Homosexuelle,<br />

Widerständische und BibelforscherInnen) oder m<strong>an</strong>gelnde<br />

Solidarität mit den Opfern. „Zu wenig Gerechte“ beklagte sie in<br />

ihrem 1969 erschienen Hauptwerk mit viel Fingerspitzengefühl. Nicht<br />

um einen Rundumschlag ging es ihr dabei, nicht um Kollektivschuld,<br />

sondern um kollektive und soziale Ver<strong>an</strong>twortung für eine uneingeschränkte<br />

Wahrung der Menschenrechte. Seit damals ist sie das personifizierte<br />

Gewissen Österreichs und als mahnende Stimme im wissenschaflichen<br />

Diskurs nicht mehr wegzudenken. Als eine der ersten<br />

Universitätsprofessorinnen Österreichs war auch die Em<strong>an</strong>zipation<br />

für sie stets ein Thema. Dieses Engagement würdigt die Universität<br />

Salzburg seit 2002 mit der Vergabe des Erika Weinzierl-Preises für<br />

frauenspezifische Abschlussarbeiten. Aus Anlass ihres Jubiläums wird<br />

sie nun allerorts gewürdigt. Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> schließen sich <strong>an</strong> und gratulieren<br />

herzlichst! bik<br />

weltkongress<br />

Die Welt des Matriarchats<br />

2003 f<strong>an</strong>d erstmals in Luxemburg ein Weltkongress statt, der sich mit<br />

dem Wesen von matriarchalen Gesellschaften beschäftigte. Am 29. September<br />

geht der Weltkongress unter dem Titel „Gesellschaften des Friedens.<br />

Verg<strong>an</strong>genheit – Gegenwart – Zukunft“ in Texas in die zweite Runde.<br />

Wieder wird er von Heide Göttner-Abendrot, der Leiterin der deutschen<br />

„Internationalen Akademie HAGIA“ geleitet. Diesmal soll aber den<br />

indigenen VertreterInnen matriarchaler Gesellschaften mehr Platz eingeräumt<br />

werden: Sie werden die Hälfte aller Vortragenden stellen und<br />

aus erster H<strong>an</strong>d Einblicke in eine Gesellschaftsform geben, die nicht nur<br />

weitgehend ignoriert, sondern auch meist missverst<strong>an</strong>den wird. Matriarchate<br />

sind perfekt ausbal<strong>an</strong>cierte und friedliebende Gesellschaften,<br />

die auf der komplementären Egalität der einzelnen Mitglieder aufbauen,<br />

also Gleichwertigkeit trotz Unterschiedlichkeit gar<strong>an</strong>tieren – und<br />

nicht bloß Gesellschaften, in denen eben Frauen das Sagen haben.<br />

Eine einzigartige Gelegenheit sich mit WissenschaftlerInnen aus<br />

der g<strong>an</strong>zen Welt auszutauschen. (Kurz-)Urlaub in den USA inklusive. bik<br />

www.second-congress-matriarchal-studies.com<br />

www.congress-matriarchal-studies.com<br />

ethik im journalismus<br />

Moralisch und selten<br />

Wie repräsentativ k<strong>an</strong>n eine Studie bewertet werden, die zwar 1000 MedienkonsumentInnen<br />

aber von den 122 Medienschaffenden nur 43 Journalistinnen<br />

über die „Ethik des Journalismus in Österreich“ befragt? Die<br />

2004 entst<strong>an</strong>dene Studie der FH Wien in Kooperation mit dem Gallup<br />

Institut und Studienautor Matthias Karmasin wurde im Juni in Buchform<br />

präsentiert und als Lockvogel in der Presseaussendung diente ein<br />

<strong>an</strong>.risswissenschaft<br />

Ergebnis: Frauen sind die besseren JournalistInnen. Beispielsweise weil<br />

ihnen Seriosität, Integrität und Aufgeschlossenheit wichtiger ist als<br />

ihren Kollegen. Interess<strong>an</strong>t <strong>an</strong> der Studie war immerhin die Diskrep<strong>an</strong>z<br />

zwischen der Benennung empirischer Daten, die von der Ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

D<strong>an</strong>iela Süssenbacher durchgehend geschlechtsneutral verwendet<br />

wurde, im Text des Studienautors jedoch fehlte. Zudem k<strong>an</strong>n darüber<br />

spekuliert werden, ob Journalistinnen nur deshalb mit ethischen<br />

Prinzipien vertrauter sind, weil sich wenige Chefredakteurinnen oder<br />

Ressortleiterinnen darunter befinden. bek/s-r<br />

Karmasin Matthias: Journalismus. Beruf ohne Moral?<br />

FH-Studieng<strong>an</strong>g Journalismus Wien B<strong>an</strong>d 1, Facultas <strong>2005</strong>, Euro 21,90<br />

weltwirtschaftsforum<br />

Gleiches Recht für alle?<br />

Das Weltwirtschaftsforum hat eine Studie zum Thema „Gleichberechtigung<br />

von Frauen“ veröffentlicht. In 58 Staaten wurde die aktuelle Situation<br />

in den Bereichen wirtschaftliche Teilnahme und Möglichkeiten,<br />

politische Einflussnahme und Beteiligung, Bildung sowie Gesundheit<br />

und Wohlergehen untersucht. „Wir möchten Bewusstsein für das Problem<br />

der Geschlechterkluft schaffen und Vergleichswerte bieten“, erklärt<br />

Autorin Saadia Zahidi in einem Interview. Die Staaten können ihre<br />

Defizite erkennen und von führenden Ländern lernen. Die größte Annäherung<br />

<strong>an</strong> eine Gleichstellung verzeichnet Nordeuropa. Schweden,<br />

Norwegen und Isl<strong>an</strong>d belegen die ersten drei Plätze. Österreich ist <strong>an</strong><br />

unerfreulicher 28. Stelle gereiht. Schwachpunkte sind die Bereiche wirtschaftliche<br />

Teilnahme (Platz 42) und Bildung (Platz 38). Ministerin Maria<br />

Rauch-Kallat zweifelt die Seriosität der Studie <strong>an</strong>, da ihrer Meinung<br />

nach veraltete Daten verwendet wurden. Eine Reaktion, die von Zahidi<br />

entkräftet wurde und bei der Opposition Empörung auslöst. „Statt haltlose<br />

Vorwürfe zu erheben, sollte die Frauenministerin die Studie zum<br />

Anlass nehmen, um vor allem in den Defizitbereichen rasch Abhilfe zu<br />

schaffen“, fordert Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen, in<br />

einer Stellungnahme. haid<br />

Infos: www.weforum.org/<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


Fo t o : G e n i a Fi n d e i s e n<br />

wissenschaftforum<br />

Genia Findeisen ist Politikwissenschaftlerin<br />

und promoviert zum<br />

Thema:„Frauen in Indonesien –<br />

Geschlechtergerechtigkeit durch<br />

Demokratisierung“ <strong>an</strong> der<br />

Universität Hamburg.<br />

Erscheinungstermin 2006<br />

22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Auf dem Vormarsch?<br />

Wie sieht es in der größten muslimischen Nation mit Frauenrechten aus? Wie stark ist<br />

die größte bek<strong>an</strong>nte matriarchal strukturierte Volksgruppe? Genia Findeisen<br />

über die Demokratisierung in Indonesien<br />

Einst begründete ihre aktive<br />

Teilnahme am bewaffneten<br />

Kampf gegen den Kolonialismus<br />

die starke Stellung der<br />

Frauen innerhalb der Gesellschaft,<br />

dennoch blieben sie gef<strong>an</strong>gen<br />

im in den patriarchalischen Strukturen<br />

wurzelnden traditionellen Rollenverhalten.<br />

Auf meinen Reisen in dem Inselreich<br />

mit seinen über 220 Mill. EinwohnerInnen<br />

bewegte mich immer die Frage,<br />

wie das Leben abseits der TouristInnengebiete<br />

wirklich ist.<br />

Ein breites Forschungsfeld bot sich<br />

nach dem Sturz des l<strong>an</strong>gjährigen Präsidenten<br />

Suharto im Frühjahr 1998 und<br />

der Einführung eines demokratischen<br />

Regierungssystems. Der Autokrat musste<br />

nach l<strong>an</strong>g<strong>an</strong>haltenden Demonstrationen<br />

der Bevölkerung und dem<br />

Vertrauensverlust seiner Regierung<br />

zurücktreten. Doch was änderte sich<br />

durch den Systemwechsel konkret für<br />

die Frauen im Alltag? Vor allem auf der<br />

öffentlichen Bühne treten nur wenig<br />

Frauen aktiv in Erscheinung. Auf grundlegenden<br />

Politikfeldern wie Arbeit, Gesundheit<br />

und Familienrecht werden<br />

Frauen diskriminiert, viele werden Opfer<br />

ihrer gewalttätigen Ehemänner<br />

oder sind staatlicher Gewalt ausgesetzt.<br />

Ist die Regierung des L<strong>an</strong>des bei<br />

der Umsetzung einer demokratischen<br />

Ordnung bestrebt diese Missstände<br />

aufzuheben und die Interessen von<br />

51 Prozent der Bevölkerung gleichberechtigt<br />

umzusetzen?<br />

Frauenbewegung. In meiner Dissertation<br />

nimmt die Frage nach der Bedeutung<br />

der indonesischen Frauenbewegung<br />

und ihren Möglichkeiten zur Partizipation<br />

<strong>an</strong> gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen<br />

großen Raum ein. Während<br />

des autoritären Systems wurden bestehende<br />

unabhängige Frauenorg<strong>an</strong>isationen<br />

zerschlagen und durch staatliche<br />

Org<strong>an</strong>isationen ersetzt, die für Ehefrauen<br />

von Staatsbediensteten obligatorisch<br />

waren. Da die Org<strong>an</strong>isationshierarchien<br />

<strong>an</strong> die Stellung der Ehemänner<br />

gekoppelt waren, blieb es den Frauen<br />

verwehrt, nach persönlichem Interesse<br />

oder entsprechend ihrer Qualifikation<br />

in den Org<strong>an</strong>isationen mitzuarbeiten.<br />

Mit der Einbindung in die Herrschaftsstrukturen<br />

wurde die Rolle der Frauen<br />

als Mutter und Ehefrau m<strong>an</strong>ifestiert,<br />

die Inhalte der Regierungspolitik wurden<br />

über die Ehegattinnen von Funktionären<br />

<strong>an</strong> die restliche Bevölkerung<br />

weitergeleitet. Die demokratische Regierung<br />

ermöglichte die Entfaltung einer<br />

unabhängigen Frauenbewegung<br />

mit über 200 Gruppierungen im<br />

g<strong>an</strong>zen L<strong>an</strong>d. Das gemeinsame Ziel der<br />

Bewegung – neben der intensiven Widmung<br />

<strong>an</strong> einzelne Aspekte der Frauenrechtsthematik<br />

– ist die Durchsetzung<br />

von Frauenrechten als Teil der Menschenrechte<br />

und damit des bereits 1984<br />

ratifizierten UN-Abkommens zur Beseitigung<br />

jeder Form der Diskriminierung<br />

der Frau, CEDAW. Der konkrete Einfluss<br />

der Frauen auf die Regierungspolitik<br />

bleibt zwar begrenzt, dennoch wird ihnen<br />

durch ihre Kampagnen erhebliche<br />

Medienpräsenz zuteil und sie erreichen,<br />

dass ihre Themen zunehmend auf die<br />

Agenda der nationalen Politik gel<strong>an</strong>gen.<br />

Einfluss des Islam. Besonders wichtig war<br />

mir die Fragestellung, welchen Einfluss<br />

der Islam in der Gesellschaft hat und ob<br />

er eine Reformen hemmende Kraft ist.<br />

Der Islam kam im 13.Jh. durch arabische<br />

Händler auf die Inseln und vermischte<br />

sich mit dem damals vorherrschenden<br />

Hinduismus und den unzähligen <strong>an</strong>imistischen<br />

Glaubensvorstellungen. Daraus<br />

hat sich im Laufe der Jahrhunderte<br />

eine besondere Form des Synkretismus<br />

entwickelt, die zu einem moderaten,<br />

modernen Islam geführt hat, welcher<br />

nicht mit der in arabischen Ländern vorherrschenden<br />

Ausprägung des Islam


vergleichbar ist. Indonesien ist die größte<br />

muslimische Nation der Erde, gilt dabei<br />

aber nicht als islamischer Staat. Die<br />

Verfassung schreibt lediglich vor, dass<br />

alle StaatsbürgerInnen einer der fünf<br />

Weltreligionen <strong>an</strong>gehören müssen.<br />

In den 1990er Jahren wurde bei vielen<br />

jungen Frauen das Interesse <strong>an</strong> einer<br />

modernen Kor<strong>an</strong>interpretation geweckt,<br />

<strong>an</strong> der sie mitwirken wollten. Es<br />

kam zu zahlreichen Neugründungen<br />

islamischer Frauenorg<strong>an</strong>isationen, die<br />

sich neben den Fragen der Erziehung<br />

auch für die „modernen“ Inhalte wie reproduktive<br />

und politische Rechte einsetzten.<br />

Das Anliegen dieser muslimischen<br />

Feministinnen ist es, oberste Ziele<br />

des Islam wie beispielsweise Gerechtigkeit<br />

auch für Frauen einzufordern. Sie<br />

berufen sich dabei auf Suren aus dem<br />

Kor<strong>an</strong> oder auf die Hadithen und können<br />

nachweisen, dass ihre Forderungen<br />

in der muslimischen Kultur gründen<br />

und nicht vom Westen hergeleitet sind.<br />

Auf diese Weise können sie auch viele<br />

ihrer männlichen Mitstreiter überzeugen,<br />

für Frauenrechte als Menschenrechte<br />

einzutreten. Oftmals haben sich<br />

kulturelle und religiöse Traditionen im<br />

Alltag so stark vermischt, dass nicht<br />

pauschal vom Islam oder einer <strong>an</strong>deren<br />

Religion als Reformen erschwerende<br />

Kraft gesprochen werden k<strong>an</strong>n, sondern<br />

die unterschiedlichen Diskurse differenziert<br />

betrachtet werden müssen.<br />

Untersuchung der Lebenssituation. Einen beachtlichen<br />

Nebeneffekt auf die Lebenssituation<br />

der Frauen zeigten im Bildungswesen<br />

bereits in den 1990er Jahren die<br />

Förderprogramme für Mädchen. Waren<br />

sie ursprünglich mit der Intention eingeführt<br />

worden, gut ausgebildete Ar-<br />

beitskräfte für den heimischen Markt<br />

rekrutieren zu können, führten sie darüber<br />

hinaus zu einem sozialen W<strong>an</strong>del in<br />

der Gesellschaft. Es hat sich gezeigt,<br />

dass diese Frauen der jüngeren und<br />

mittleren Generation ein neues Selbstbewusstsein<br />

entwickelten und die ihnen<br />

zustehenden Rechte einforderten.<br />

Neben diesen unbeabsichtigten Einflüssen<br />

waren auch globale Entwicklungen<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Durch den internationalen Druck<br />

während der Weltfrauendekade, Frauenprobleme<br />

ernst zu nehmen, wurde in<br />

den 1980er Jahren ein Frauenministerium<br />

eingerichtet. Im Laufe der Zeit übernahm<br />

das dortige Personal die internationale<br />

Rhetorik der Frauenrechte und<br />

brachte auf diese Weise Ansichten nach<br />

Indonesien, die dem althergebrachten<br />

Rollenverständnis entgegenst<strong>an</strong>den.<br />

In meiner Arbeit untersuche ich<br />

verschiedene Politikfelder, in denen<br />

Frauen diskriminiert werden und zeige<br />

die Veränderungen der derzeitigen Entwicklungen<br />

auf. Völlig ungelöst ist nach<br />

wie vor das Problem der Millionen Arbeitsmigr<strong>an</strong>tinnen,<br />

die als Dienstbotinnen<br />

unter schwierigen Bedingungen<br />

vornehmlich in den Ländern des Nahen<br />

Ostens arbeiten. Da bis heute keine bilateralen<br />

Abkommen mit den jeweiligen<br />

Staaten existieren, sind die Frauen<br />

diesem ungesicherten rechtlichen Status<br />

hilflos ausgeliefert.<br />

Obwohl die Stellung der Frau als<br />

Mutter in der Gesellschaft hoch <strong>an</strong>gesehen<br />

ist, bestehen nach wie vor große<br />

Defizite in der Gesundheitsversorgung<br />

von Schw<strong>an</strong>geren. Die Müttersterblichkeit<br />

in Indonesien ist eine der höchsten<br />

in Südostasien. Regelmäßig kommt es<br />

aufgrund fehlender Sexualaufklärung<br />

zu ungewollten Schw<strong>an</strong>gerschaften<br />

und in der Folge zu illegalen Abtreibungen<br />

mit großen gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

der Frauen. Familienpl<strong>an</strong>ungsprogramme<br />

in der Dritten<br />

Welt haben meist einzig die Geburtenreduktion<br />

zum Ziel, viele notwendige<br />

gesetzliche Regelungen zum Schutz der<br />

Gesundheit von Frauen bleiben als Entwürfe<br />

in den Schubladen.<br />

Gewalt und Demokratisierung. Das Thema<br />

Gewalt gegen Frauen wurde über l<strong>an</strong>ge<br />

Zeit in der Gesellschaft aus Scham totgeschwiegen.<br />

Erst die Massenvergewaltigungen<br />

während der Ausschreitungen<br />

nach Suhartos Sturz im Mai 1998 und<br />

die Forderungen nach Aufklärung dieser<br />

Verbrechen, machten das Thema Missbrauch,<br />

sexuelle Belästigung und Vergewaltigung<br />

erstmalig zum Gegenst<strong>an</strong>d<br />

öffentlicher Debatten. Eine nationale<br />

Kommission zur Bekämpfung der<br />

Gewalt gegen Frauen versucht seitdem,<br />

die Fälle der Gewalt zu dokumentieren<br />

und ist <strong>an</strong> der Ausarbeitung eines Gesetzes<br />

zum Schutz von Frauen vor häuslicher<br />

Gewalt beteiligt. Obwohl die Regierung<br />

einige Schritte in die richtige<br />

Richtung get<strong>an</strong> hat, gründen viele Formen<br />

der Gewalt in der patriarchalischen<br />

Gesellschaftsstruktur und werden sich<br />

erst durch einen l<strong>an</strong>gsamen sozialen<br />

W<strong>an</strong>del verändern können.<br />

Demokratisierung bringt demnach<br />

nicht per se Verbesserungen für die<br />

Frauen. Die ebenso maßlose wie weitverbreitete<br />

Korruption und der ungebremste<br />

Nepotismus sind neben Kompetenzger<strong>an</strong>gel<br />

innerhalb der Regierung<br />

ebenfalls ausschlaggebend dafür,<br />

dass Gesetze zum Vorteil für Frauen<br />

nicht zügig verabschiedet werden. ❚<br />

forumwissenschaft<br />

Literatur:<br />

Blackburn, Sus<strong>an</strong>:Wom<strong>an</strong> <strong>an</strong>d<br />

the State in modern Indonesia,<br />

Cambridge 2004<br />

Göttner-Abendroth, Heide: Das<br />

Matriarchat II,1 – Stammesgesellschaften<br />

in Ostasien, Oze<strong>an</strong>ien,<br />

Amerika, Stuttgart 1991<br />

Kerst<strong>an</strong>, Birgit/Berninghausen,<br />

Jutta: Em<strong>an</strong>zipation wohin? –<br />

Frauen und Selbsthilfe in Java/<br />

Indonesien, Fr<strong>an</strong>kfurt 1991<br />

Robinson, Kathryn/ Besell, Sharon<br />

(Hrsg.):Wom<strong>an</strong> in Indonesia –<br />

Gender, Equity <strong>an</strong>d Development,<br />

Singapore 2002<br />

Wieringa, Saskia: Sexual politics in<br />

Indonesia, New York 2002<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


<strong>an</strong>.sage<br />

Dirty old bodies?<br />

Ich seh etwas, das du nicht siehst – den sexualisierten, alten Frauenkörper in der Öffentlichkeit.<br />

Das Phänomen „dirty old bodies“ wird von Eva Geber (AUF) und der Sozialwissenschaftlerin<br />

Gerlinde Mauerer eindeutig als Spukgespenst identifiziert.<br />

Eva Geber<br />

Sexualisierte Alte oder dirty old bodies? Nein, Bodies sind ja sexy<br />

Kleidungsstücke. Oder sexualisierte. Aber es geht ja um sexualisierte<br />

old women. Sicher, alle Probleme dieser Gesellschaft werden<br />

sexualisiert, hab ich gelernt. Aber müssen wir uns das jetzt schon<br />

selber machen? Oder prophylaktisch verweigern? Alte Frauenkörper sexualisiert?<br />

Hab ich nirgends gesehen, es dürfte sich um das sprichwörtliche<br />

Problem zu jeder Lösung h<strong>an</strong>deln. Alte Körper nackt sind <strong>an</strong>geblich<br />

unwürdig, hat mir eine gesagt, damit ich mir überlege, was ich dazu<br />

schreiben soll. Da habe ich kürzlich eine Bilderserie mit erotischen<br />

Fotos von alten Frauen gesehen. Meistens waren sie nackt. Und alt. Und<br />

erotisch. Kommt vor, auch in der Realität. Weniger in der Werbung. Dort<br />

sind die Frauen – wie alt auch immer – fesch und fit. Auch die Männer<br />

und die Kids. Oder aber fesch und so unfit, dass sie den Rollator brauchen,<br />

die Nichtausrutschmatte für die W<strong>an</strong>ne, Knoblauchkapseln, Faltencreme<br />

und das digitale Hörgerät. Erraten: sie sind Konsumentinnen.<br />

Es geht um Markt und um Umsatz. Und da sind die vielen vielen Alten,<br />

die nicht alles Geld ins Grab nehmen sollen, das sie vielleicht haben.<br />

Fesch und fit wird alles möglich. Ein Cabrio mit T<strong>an</strong>gonacht, heteramäßig<br />

(auch er fesch und fit). Oder Wellness mit der Freundin. Schließlich<br />

ist die alte Frau, wenn schon nicht dirty, so meistens single. Naja,<br />

die Frauenfreundinnen werden weniger <strong>an</strong>gesprochen, die sind<br />

scheints nicht sexy. Alte Frauen sind gesellschaftlich abgewertet, alte<br />

Menschen in unserer schönen westlichen Welt <strong>an</strong> sich. Fit und fesch,<br />

wenn sie sind, können sie mit „toll, für ihr Alter!“ rechnen. Also sicherheitshalber<br />

das Markt<strong>an</strong>gebot <strong>an</strong>nehmen. Sexy klingt nach Diminutiv.<br />

Selbstermächtigt sexuell wäre wohl dirty. Einfallsreich ist die Werbung<br />

selten, riskieren will sie auch nichts. Nicht mit alten Körpern und nicht<br />

mit Alterssex – am Ende noch lesbischem. Igitt. Viel Werbung kenne ich<br />

ja nicht. TV sehe ich nicht, Boulevard und Frisör greife ich nicht <strong>an</strong>, auf<br />

Ö1 hör ich nix davon. Gelegentlich schau ich in ein Seniorenheft, das ins<br />

Haus flattert. Von da her weiss ich, dass wir wichtig sind. Für den Umsatz.<br />

So wichtig wie alle nämlich. Die Kids sollen die coole Schritt-im-<br />

Knie-Hose kaufen, oder voll das Piercing im Nabel und den urkultigen<br />

¡pod. Sie sind auch fesch und fit und haben keine Pickel (außer vorher<br />

bei der Anti-Akne-Salbe). Wir sind kommerzialisiert, nicht sexualisiert.<br />

Wenn Geld mit Schiachheit zu machen wär, seh ich den Slog<strong>an</strong>:„WIR<br />

sind für SIE da: Wir versichern die schlabbrig Fetten mit dem ätzenden<br />

Mundgeruch“. ❚<br />

24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Gerlinde Mauerer<br />

Kommentare müssen nicht<br />

mit der Redaktionsmeinung<br />

übereinstimmen.<br />

Zunächst dachte ich, die Anfrage nach einem Kommentar zu „dirty<br />

old women“ in der Öffentlichkeit nicht richtig verst<strong>an</strong>den zu haben.<br />

Erst nach der zweiten Anfrage wurde mir klar, dass ich offensichtlich<br />

deshalb nicht verstehen konnte, weil ich <strong>an</strong>derer Meinung war und<br />

bin. Ich sehe die „nackten, sexualisierten, alten Körper in Medien, Perform<strong>an</strong>ces<br />

(Beecroft), Ausstellungen (dirty old wom<strong>an</strong>)“ nicht, deren Erscheinen<br />

im öffentlichen Raum ich positiv oder negativ bewerten sollte. Alles,<br />

was mir einfiel, war das Bild einer recht jugendlich wirkenden wohl schon<br />

älteren Dame mit l<strong>an</strong>gen grauen Haaren (statt blond), die für eine Versicherung<br />

wirbt. Glücklich war ich – wie immer in solchen Fällen –, dass mir<br />

nicht einfiel für welches Produkt genau; so fühle ich mich immer etwas<br />

„immun“ gegen Werbung und spont<strong>an</strong> besser. Ein fischartiger Unterleib<br />

der sportlich schl<strong>an</strong>ken Dame fiel mir ein – erinnernd <strong>an</strong> „Undine geht“,<br />

die allen, die H<strong>an</strong>s heißen, ihren Abschied erteilt (nach Ingeborg Bachm<strong>an</strong>n).<br />

Mit weiblicher Sexualität assoziiere ich diese halb tierischen Darstellungen<br />

jedoch nicht, mehr mit Meer, Rauschen und Wasser ... (es könnte<br />

auch eine Kredtikarten-Urlaubswerbung sein). Vielleicht doch ein Hinweis<br />

auf nicht k<strong>an</strong>alisierte weibliche Sexualität? Aber in der Versicherungswerbung?<br />

Weitere alte Körper aus der Werbung – es fiel mir im<br />

übrigen nur jene vom Haus der Barmherzigkeit ein, wo junge Pfleger alte<br />

Damen hochhalten und junge Frauen alte Männer stützen – konnten<br />

wohl weniger gemeint sein. Jedenfalls wird Sexualität in Pflegeheimen tabuisiert,<br />

soviel weiß ich zumindest aus soziologischen Arbeiten (u.a. von<br />

Anton Am<strong>an</strong>n: Die großen Alterslügen, 2004 – sehr empfehlenswert und<br />

gesellschaftskritisch).Was ich jedoch sehe – und vielleicht sind die dirty<br />

old women deshalb unerk<strong>an</strong>nt <strong>an</strong> mir vorbei geg<strong>an</strong>gen – ist eine Sexualisierung<br />

von allem und jedem. Die Sexualisierung der B<strong>an</strong><strong>an</strong>e eben: nicht<br />

allzu pummelig, länglich, schl<strong>an</strong>k, ein wenig gekrümmt, Fetisch und Ware.<br />

Damit steht in Verbindung: Sexualität als Ware, Objektivierung und Ins-<br />

Bild-Setzung von Körpern, die in realen Erwerbsarbeitsabläufen zumeist<br />

recht „unpfleglich“ beh<strong>an</strong>delt werden; bildliche Darstellungen, die nichts<br />

mit der Realität zu tun haben, oder erschaudern lassen, wenn frau sie trifft<br />

(u.a. ausgemergelte junge Frauen, die am Plakat recht hübsch aussehen).<br />

Ob alt, ob Frau, ob jung, ob M<strong>an</strong>n, ob Waschpulver, ob Putzmittel, ob Erdbeere<br />

oder B<strong>an</strong><strong>an</strong>e: Sexualisierung, Objektivierung und Kaufkraft gehen<br />

zusammen.Was jenseits liegt und vielleicht „dirty old wom<strong>an</strong>“ sein könnte,<br />

mit selbstbestimmter Sexualität, Einkommen und Lebenslust, blieb mir<br />

bisl<strong>an</strong>g leider verborgen. ❚


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Keine Sorge: Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du k<strong>an</strong>nst es jederzeit verlängern.<br />

T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,www.<strong>an</strong>schlaege.at (7-8/05)<br />

An die Redaktion<br />

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p rojekt<br />

Auf in die Selbstständigkeit<br />

Unter dem Titel „Die Unternehmerinnen der Zukunft“, ver<strong>an</strong>staltete ein<br />

im Jänner mit Unterstützung der SP-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-<br />

Hosek gegründetes Frauennetzwerk am 9. und 10. Juni eine Konferenz.<br />

Ziel des Netzwerkes ist es, Frauen, die den Weg in die Selbstständigkeit<br />

wagen, zu unterstützen. Denn im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen<br />

sind Unternehmerinnen mit zusätzlichen Problemen, wie z.B. dem<br />

M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> flexiblen Kinderbetreuungsplätzen konfrontiert. „Frauen<br />

scheitern schon oft dar<strong>an</strong>, dass ihr Businesspl<strong>an</strong> von der B<strong>an</strong>k nicht akzeptiert<br />

wird“, klärt Eva Maria Artner, Delegierte in der Sparte Information<br />

& Consulting der Wirtschaftskammer Wien, bei der Konferenz über<br />

eine Ursache für Fin<strong>an</strong>zierungsschwierigkeiten auf.<br />

Auf der online Plattform, stehen interessierten Frauen, in Unternehmensfragen<br />

beratende MentorInnen zur Verfügung. Frau k<strong>an</strong>n sich<br />

dort aber auch einfach über Erfahrungen und Informationen austauschen.<br />

FIAg<br />

www.dieunternehmerinnen.at<br />

frauenkongress<br />

Metallerinnen<br />

Im Rahmen des 31.Weltkongresses des Internationalen Metallergewerkschaftsbundes<br />

(IMB) f<strong>an</strong>d am 21. Mai auch eine IMB-Frauenkonferenz<br />

statt. Dabei wurden Themen wie mehr Rechte für die Frauen, bessere<br />

Arbeitsbedingungen und ein gerechteres/höheres Einkommen diskutiert.<br />

Die Schweizer Delegierte Fabienne Bl<strong>an</strong>c-Kühn machte darauf aufmerksam,<br />

dass Frauen in der Fertigungsindustrie unentbehrlich seien,<br />

allerdings nicht nur wegen ihrer Erfahrungen, sondern auch weil sie<br />

„keine diplomierte Ausbildung haben, und daher flexible und billige Arbeitskräfte<br />

sind“. Damit sich das z.B. auch in Ländern wie Brasilien oder<br />

Indien ändert, sei die Gründung von Gewerkschaften erforderlich. Deshalb<br />

pl<strong>an</strong>t der IMB auf internationaler Ebene verstärkt mit den Frauen<br />

zusammen zu arbeiten. Denn:„Eine abgestimmte Gewerkschaftspolitik<br />

ist grundsätzlich wichtig, um sich mitein<strong>an</strong>der für die Rechte der Arbeiterinnen<br />

einzusetzen“, erklärte Erika Nussgraber-Schnabl, österreichische<br />

Bundesfrauenvorsitzende der Gewerkschaft Metall und Textil. Frauen<br />

seien, oft wegen der Angst vor einem Jobverlust viel zu selten in Gewerkschaften<br />

vertreten, die Folge davon ist, dass sie ihre Rechte nicht<br />

kennen. Da will nun der IMB Abhilfe verschaffen. kabu<br />

www.metaller.at<br />

wiedereinsteigerinnen<br />

WEg zum Job<br />

Am 13. Juni präsentierte das AMS gemeinsam mit dem abz.wien ein<br />

neues Programm für beschäftigungslos vorgemerkte Berufs- bzw. Wiedereinsteigerinnen<br />

mit Kinderbetreuungspflichten. Mit einem Gesamtvolumen<br />

von 3,3 Mio Euro können mit „WEg zum Job“ – WE steht dabei<br />

für „Wiedereinstieg erleichtern“ – Projektmaßnahmen für 2000 Frauen<br />

durchgeführt werden. Aktuell sind beim AMS Wien 4.384 WiedereinsteigerInnen<br />

arbeitslos gemeldet, davon 188 Männer (Österreichweit rund<br />

12.400 WiedereinsteigerInnen). Die Kombination von regelmäßiger<br />

<strong>an</strong>.rissarbeit<br />

Einzelberatung und einem dreistufigen Phasenmodell, in dem konkret<br />

auf die berufliche und persönliche Situation der Teilnehmerin eingeg<strong>an</strong>gen<br />

wird, dauert zwischen sieben und 24 Wochen und wird vom<br />

abz.austria, bfi Wien und von Intercom für das AMS Wien durchgeführt.<br />

Die Anmeldung erfolgt über die AMS-BeraterInnen. s-r<br />

Nähere Infos: AMS Wien, Sus<strong>an</strong>ne Rauscher T. 01/878 71-505 10, sus<strong>an</strong>ne.rauscher@ams.at, www.ams.at/wien<br />

abz.austria, Ch<strong>an</strong>cen für Frauen-Ch<strong>an</strong>cen der Wirtschaft,<br />

Claudia Schwab T. 01/667 030 020, claudia.schwab@abzaustria.at, www.abzaustria.at<br />

aktionstag<br />

Wussten Sie, dass ... ?<br />

„Es war die bisher schönste Aktion“, sagt Bernadette Karner,<br />

Mitarbeiterin von LEFÖ/TAMPEP (Beratung, Bildung und Begleitung für<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen), rückblickend zur Ver<strong>an</strong>staltung SexARBEIT, die <strong>an</strong>lässlich<br />

des internationalen Hurentages am 2. Juni auf dem Urb<strong>an</strong>-Loritz-Platz<br />

vor der Hauptbücherei stattf<strong>an</strong>d. Seit 2002 nehmen die Frauen von<br />

LEFÖ/TAMPEP, diesmal in Zusammenarbeit mit dem Ausstiegsprojekt<br />

AUS und den Grünen Frauen Wien, diesen Tag zum Anlass, um auf die<br />

prekäre Situation von Sexarbeiterinnen in Österreich und im besonderen<br />

jener von Migr<strong>an</strong>tinnen in der Sexarbeit aufmerksam zu machen.<br />

Die Aktion soll nicht nur die Medien, sondern auch eine breite Öffentlichkeit<br />

für das (noch immer) tabuisierte Thema Sexarbeit sensibilisieren.<br />

Während der vierstündigen Ver<strong>an</strong>staltung wurden Pass<strong>an</strong>tInnen<br />

per H<strong>an</strong>dzettel mit Informationen versorgt. Fragen und Forderungen<br />

wie „Wussten Sie, dass Prostitution in Österreich nach wie vor sittenwidrig<br />

ist und Sexarbeiterinnen daher keine Arbeitsrechte besitzen?“<br />

und „Wir fordern daher die Streichung der Sittenwidrigkeit und die<br />

Anerkennung von Prostitution als Arbeit/Erwerbszweig wie das 2001 in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d geschehen ist!“ provozierten lebhafte Diskussionen und<br />

auch Solidaritätsbekundungen. Die sehr unterschiedlichen Reaktionen<br />

reichten von „einen großen Bogen um die Ver<strong>an</strong>staltung machen“ bis<br />

hin zu sehr positivem Feedback selbst von einer Pensionistin. Der mitreißende<br />

Auftritt der B<strong>an</strong>d „SV Damenkraft“ (Foto) sorgte für<br />

Unterhaltung und die nötige Aufmerksamkeit. Svh<br />

Fo t o : L E F Ö / TAM P E P<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27


Fo t o s : Re n at e B i l l e t h<br />

bigbilla<br />

1 Name wurde von der Redaktion<br />

geändert<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Gut im Geschäft?<br />

Knochenarbeit zu Hungerlöhnen – Angestellte im Einzelh<strong>an</strong>del haben meist wenig zu<br />

lachen. Jennifer Imhoff über die Arbeitsbedingungen bei Billa & Co<br />

Dass die Arbeit als Verkäuferin<br />

für viele Frauen nicht den<br />

Traumjob darstellt, ist klar. Die<br />

Beweggründe, eine Arbeit im<br />

Einzelh<strong>an</strong>del <strong>an</strong>zutreten, sind<br />

unterschiedlich und sicher k<strong>an</strong>n nicht<br />

allgemein behauptet werden, dass die<br />

Frauen keine <strong>an</strong>dere Wahl hätten. Würde<br />

frau jedoch diese Behauptung aufstellen,<br />

so wäre es auch naheliegend<br />

<strong>an</strong>zunehmen, dass die Konditionen in<br />

diesem Job nicht unmittelbar auf die<br />

Arbeitnehmerin abgestimmt sind. Ist<br />

frau fin<strong>an</strong>ziell abhängig, so k<strong>an</strong>n sie<br />

sich viele Arbeitsbedingungen nicht<br />

aussuchen und wird mit m<strong>an</strong>gelnder<br />

Loyalität, Profitgier und Ausbeutung<br />

konfrontiert.<br />

Abwechslung. Terese Knapp 1 arbeitete<br />

fünf Jahre l<strong>an</strong>g in einer Billa-Filiale: die<br />

Kinder waren klein, das Familieneinkommen<br />

reichte nicht. Als Überg<strong>an</strong>gslösung<br />

entschied sie sich für einen<br />

dreißig Stunden Job als „Obst- und<br />

Gemüsefachbetreuerin“ bei Billa. „Es<br />

war eine große Ehre für mich, dass ich<br />

diesen Job bekommen habe. Ich übernahm<br />

ihn von meiner Vorgängerin – sie<br />

hatte bei Billa gelernt und war perfekt.<br />

Nachdem sie sich aufgelehnt hatte,<br />

weil ihre Stunden abgebaut werden<br />

sollten, war sie d<strong>an</strong>n schnell weg.“<br />

Die Arbeit einer Obst- und Gemüsefachkraft<br />

beinhaltet mehrere Aufgabenbereiche,<br />

die im Angestelltenvertrag<br />

nicht erwähnt werden. Dort steht, dass<br />

„der Dienstnehmer(!) vornehmlich zur<br />

Verrichtung der Arbeiten eines Obst


und Gemüsefachbetreuers“ aufgenommen<br />

wird. Ein leichtes Schmunzeln über<br />

die Wortwahl kommt da schon auf,<br />

denn der Dienstnehmer ist im Einzelh<strong>an</strong>del<br />

immer noch größtenteils weiblich.<br />

All inclusive. Die Arbeiten, die eine Fachbetreuerin<br />

zu bewältigen hat, beginnen<br />

um sechs Uhr. Eine Stunde vor Geschäftsöffnung<br />

begibt sie sich dar<strong>an</strong>,<br />

die jeweils zwei bis sechs Container mit<br />

Ware auszuräumen und zu schlichten.<br />

Obst und Gemüse müssen rechtzeitig<br />

<strong>an</strong> ihrem Platz sein, bevor die Leute<br />

kommen. D<strong>an</strong>n wird das Geschäft noch<br />

schnell gereinigt und das Obst ein letztes<br />

Mal auf seine Verderblichkeit überprüft.<br />

Dass diese Stunde ebenso wie die<br />

Zeit nach Verkaufsschluss (diverse Aufräumarbeiten,<br />

Kassenschluss) unbezahlt<br />

ist, wird im Vertrag nicht erwähnt.<br />

Die Arbeit muss trotzdem get<strong>an</strong> werden.<br />

Frau Knapp erhielt zwar eine monatliche<br />

Zulage von 52,32 Euro, eine<br />

Mehrstundenregelung war in ihrem<br />

Vertrag jedoch nicht ver<strong>an</strong>kert. Sie gibt<br />

<strong>an</strong>, bis zu acht Überstunden wöchentlich<br />

geleistet zu haben – ohne Entgelt.<br />

„Es war klar, dass die Arbeit zu machen<br />

ist – und aus. Das haben alle so gemacht.<br />

Und wenn du dich dagegen gewehrt<br />

hast, d<strong>an</strong>n warst du nicht mehr<br />

l<strong>an</strong>ge da. Alle, die gemeutert haben, waren<br />

schnell weg.“ Frau Knapp sieht den<br />

Hauptgrund für den relativ häufigen<br />

Wechsel der Arbeitskräfte in der unsauberen<br />

Abrechnung der geleisteten Arbeitsstunden.<br />

Das Arbeitsklima im Verkauf ist von<br />

großem Druck geprägt, die Frauen wissen,<br />

dass sie austauschbar sind. Wird<br />

nicht gearbeitet, so wird eine neue Kraft<br />

eingestellt– was vermutlich auch ein<br />

Grund dafür ist, dass bei Billa kein besonderer<br />

Wert auf die Einschulung gelegt<br />

werden k<strong>an</strong>n. Frau Knapp erhielt<br />

für ihre Tätigkeit <strong>an</strong> der Kasse, welche<br />

sie trotz Dienstvertrag als „Obst- und<br />

Gemüsefachbetreuer“ mindestens zwei<br />

bis drei Stunden pro Tag zu erfüllen hatte,<br />

eine circa zweistündige Einschulung.<br />

D<strong>an</strong>ach musste sie sich den zahlfreudigen<br />

KundInnen stellen. Die Zeit <strong>an</strong> der<br />

Kasse war ihr trotzdem lieber als ihr eigentlicher<br />

Fachbereich, denn die physische<br />

Anstrengung forderte ihren Tribut:<br />

„Schmerzen vom schweren Tragen hatten<br />

da fast alle“, meint sie und erinnert<br />

sich <strong>an</strong> eine Kollegin, die sich bedingt<br />

durch die Arbeit einer Operation unterziehen<br />

musste und ein halbes Jahr im<br />

Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d war.<br />

Von Nachteil ist sicherlich, dass viele<br />

Billa Filialen kein Lager haben und die<br />

Ware auf die hohen Regale gestapelt<br />

werden muss. Frau Knapp hat d<strong>an</strong>n eine<br />

Rückenschule besucht, da sich auch<br />

bei ihr chronische Schmerzen entwickelt<br />

hatten. Als sie später zu „Zielpunkt“<br />

wechselte, war sie froh,„dass<br />

dort ein männlicher Mitarbeiter die Lagerarbeiten<br />

verrichtete und bei schweren<br />

Lasten einspringen“ konnte.<br />

Stundenkürzungen. Die Zeit als Angestellte<br />

bei Billa ging für Frau Knapp zu Ende,<br />

nachdem ihre „offizielle“ Arbeitszeit<br />

von einem Tag auf den <strong>an</strong>deren<br />

auf zw<strong>an</strong>zig Stunden reduziert wurde.<br />

Zu hohe Personalkosten sollen der<br />

Grund dafür gewesen sein, die Filialleitung<br />

hätte keine <strong>an</strong>dere Wahl gehabt.<br />

Nachdem Frau Knapp aber weiterhin<br />

die selbe Arbeit zu verrichten hatte,<br />

änderte sich nicht viel <strong>an</strong> ihrer tatsächlich<br />

geleisteten Arbeitszeit. Sie<br />

st<strong>an</strong>d weiterhin 35 bis 38 Stunden pro<br />

Woche im Geschäft, auch weil sie ihre<br />

Kollegin im Obst- und Gemüsefachbereich<br />

nicht mit all der Arbeit alleine<br />

lassen wollte. Sie erhielt nun ein Gehalt<br />

von rund 480 Euro netto . Inklusive<br />

Zulagen. Die Mehrstunden blieben<br />

für Frau Knapp weiterhin unbezahlt.<br />

„Nach einem Monat habe ich gekündigt.<br />

Ich wollte mich nicht mehr verarschen<br />

lassen.“<br />

Es erscheint eigentlich unlogisch,<br />

dass Stunden abgebaut werden, obwohl<br />

das <strong>an</strong>gestellte Personal ohnehin<br />

mit dem Arbeitspensum überfordert<br />

ist. Recherchen bringen jedoch etwas<br />

Licht ins Dunkel. So bekommen FilialleiterInnen<br />

eine jährliche Prämie ausbezahlt<br />

– sofern die Zahlen stimmen. Frau<br />

Corinna Tinkler, Pressesprecherin der<br />

Billa AG, erklärt, was es mit dieser Prämie<br />

auf sich hat:„Filialleiter bekommen<br />

am Ende des Jahres eine Wirtschaftsjahresprämie,<br />

wenn die Vorgaben, die<br />

zu Beginn des Jahres gemeinsam festgelegt<br />

wurden, erreicht werden.“ Niedrige<br />

Personalkosten sind in dieser Rechnung<br />

ein wichtiger Faktor um die Zielvorgaben<br />

auch zu erreichen. Für Filialmitarbeiterinnen<br />

sind Erfolgsprämien<br />

übrigens nicht vorgesehen.“<br />

Wie’s auch geht. Dass es auch <strong>an</strong>ders gehen<br />

k<strong>an</strong>n, zeigt das Beispiel von D<strong>an</strong>iela<br />

Regner. Sie war zwei Jahre l<strong>an</strong>g in einer<br />

Hofer Filiale beschäftigt und wurde<br />

<strong>an</strong> der Umsatzprämie beteiligt. Die<br />

Knochenarbeit <strong>an</strong> der Kassa wird monatlich<br />

mit einer Prämie vergolten,<br />

die jeder Hofer-Mitarbeiterin zusteht.<br />

D<strong>an</strong>iela Regner arbeitete zw<strong>an</strong>zig<br />

Stunden pro Woche, genauso wie<br />

Frau Knapp, nachdem ihr die Arbeitszeit<br />

gekürzt wurde. Der einzige Unterschied:<br />

D<strong>an</strong>iela Regner verdiente rund<br />

das Doppelte <strong>an</strong> Grundgehalt. Grundgehalt<br />

plus Mehrstunden plus Leistungsprämie<br />

ergaben „ein schönes<br />

Sümmchen“, meint sie. Darin sieht<br />

Frau Regner auch den Grund, warum<br />

das Hofer-Personal l<strong>an</strong>ge im Betrieb<br />

bleibt und die Angestellten mit ihren<br />

Arbeitsbedingungen zufrieden sind.<br />

Trotzdem betont sie, dass der Job<br />

Schwerstarbeit ist. Damals, als die<br />

Kassen noch ohne Sc<strong>an</strong>ngerät funktionierten,<br />

mussten die Preise regelmäßig<br />

auswendig gelernt werden, die<br />

Schnelligkeit der Kundenabfertigung<br />

was das Richtmaß der Einstellung.<br />

Wurde zu l<strong>an</strong>gsam getippt, d<strong>an</strong>n wurde<br />

die Probezeit nicht verlängert. „Es<br />

ist einfach so ein enormer Druck –<br />

m<strong>an</strong>chmal glaubst du, du fällst aus<br />

der Kassa raus!! Weil m<strong>an</strong> eine sehr<br />

hohe Konzentration haben muss, sich<br />

keine Fehler erlauben darf, schnell<br />

sein muss. Dazwischen gibt’s keine<br />

Regeneration. Anf<strong>an</strong>gs bin ich mit<br />

Tränen <strong>an</strong> der Kassa gesessen, als<br />

ich nach Hause kam, war ich fix und<br />

fertig.“<br />

Vierzig Stunden pro Woche hätte<br />

sie nicht geschafft, weder in Bezug auf<br />

die physische, noch auf die psychische<br />

Anstrengung. Trotzdem sei die – in<br />

ihren Augen überdurchschnittliche –<br />

Bezahlung immer wieder ein Ansporn<br />

gewesen, weiter zu machen.<br />

Ob L<strong>an</strong>gzeit-Verkäuferinnen einen<br />

Platz in der gepl<strong>an</strong>ten Schwerstarbeiterregelung<br />

finden werden, ist noch ungewiss.<br />

Die Problematik der „gemischten<br />

Tätigkeiten“ in diesem Beruf ergibt<br />

sich in der Berechnung des Arbeitsaufw<strong>an</strong>des<br />

– immer noch wird verh<strong>an</strong>delt,<br />

wie und ob Angestellte mit gemischten<br />

Tätigkeiten in der neuen Regelung Platz<br />

finden. 2007 soll die Schwerstarbeiterregelung<br />

in Kraft treten. Wir sind gesp<strong>an</strong>nt<br />

… ❚<br />

billabig<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


kultur<strong>an</strong>.riss<br />

ausstellung<br />

Zähler/Nenner<br />

Nach der erfolgreichen Präsentation der Bilder von Ceija Stojka zeigt das<br />

Jüdische Museum in seiner Außenstelle auf dem Judenplatz noch bis 4.<br />

September Arbeiten der deutschen Fotokünstlerin Beate Passow. Sie hat<br />

Mitte der 1990er-Jahre Auschwitz-Überlebende in Europa und Israel mit<br />

ihrer Kamera besucht und sie so fotografiert, dass ihre tätowierten Unterarme<br />

im Mittelpunkt waren. Dabei entst<strong>an</strong>d die dokumentarische Fotoserie<br />

„Zähler/Nenner“. Die Gesamtzahl der in Auschwitz und seinen<br />

Nebenlagern Ermordeten wird auf bis zu 1,5 Millionen geschätzt. Über<br />

400.000 Gef<strong>an</strong>gene wurden bei ihrer Ankunft zunächst als arbeitsfähig<br />

eingestuft und <strong>an</strong>schließend mit einer Registrierungsnummer zw<strong>an</strong>gstätowiert.<br />

GaH<br />

bis 4.9., 1., Judenplatz 8, So-Do 10-18.00, Fr 10-14.00, kostenlose Führung für Schulklassen, www.jmw.at<br />

festivals<br />

Filmschaffende gesucht<br />

Gegen L<strong>an</strong>geweile in der Sommerpause ist gesorgt: gleich zwei Filmfestivals<br />

fordern junge KünstlerInnen bis 22 Jahre dazu auf, ihre Arbeiten<br />

einzureichen. Bereits zum vierten Mal prämiert die Salzburger KLAPPE<br />

<strong>2005</strong> Videos, Filme und WebMovies von CineastInnen ab 12, die ihre<br />

Beiträge bis 1. <strong>August</strong> einreichen können. Seit Jahresbeginn sind von der<br />

KLAPPE org<strong>an</strong>isierte Ver<strong>an</strong>staltungen zum Thema am Laufen: jeden<br />

zweiten Donnerstag gibt es die von Jugendlichen gestaltete Radiosendung<br />

„KLAPPE BilderRadio“ und im <strong>August</strong> ist ein Casting junger ModeratorInnen<br />

für das Festival im Herbst <strong>an</strong>gesetzt. Parallel dazu laufen die<br />

vom wienXtra-medienzentrum org<strong>an</strong>isierten „wienervideo&filmtage“.<br />

Mitmachen können alle 8- bis 22-Jährigen, die ihre selbst produzierten<br />

Film- und Videoarbeiten aller Genres vor dem 2. September einreichen<br />

müssen. Das Wiener Festival bietet bewusst Raum für Diskussion und<br />

Vernetzung zwischen Jury, ProduzentInnen und Publikum. Als Preise<br />

winken Praktika bei renommierten Filmfirmen, neueste Fachliteratur<br />

und vieles mehr. ror<br />

Festival Salzburg: www.klappe.at; Festival Wien: www.videoundfilmtage.at oder www.medienzentrum.at<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Fo t o : B e at e Pa s s o w<br />

m usik<br />

Jazz is a wom<strong>an</strong><br />

Seit den Anfängen des Jazz waren Frauen <strong>an</strong> dessen Entwicklung maßgeblich<br />

beteiligt. Die Leistungen dieser Musikerinnen sind jedoch weniger<br />

bek<strong>an</strong>nt als die ihrer männlichen Kollegen. Wenn wir <strong>an</strong> Frauen<br />

im Jazz denken, fallen uns automatisch Sängerinnen ein, selten jedoch<br />

Instrumentalistinnen, denen der große Durchbruch zumeist versagt<br />

blieb. In den 1920er und 30er Jahren gab es eine wachsende Zahl <strong>an</strong><br />

Jazz-Pi<strong>an</strong>istinnen. Die darauf folgenden Jahren brachten Jazz B<strong>an</strong>ds<br />

hervor, die von Frauen geleitet wurden. An der bis heute <strong>an</strong>haltenden<br />

männlichen Domin<strong>an</strong>z in der Jazz Welt hat dies leider nichts geändert.<br />

Erfreulich also, wenn im <strong>August</strong> das 15. Jazz Fest Wien unter dem Motto<br />

„Jazz is a wom<strong>an</strong>“ in einer eigenen Programmreihe mehrere Jazz Musikerinnen<br />

und deren B<strong>an</strong>ds vorstellt. Auf die Frage, was frau/m<strong>an</strong> sich<br />

erwarten k<strong>an</strong>n, meint Margit Rauner, Mitorg<strong>an</strong>isatorin der Ver<strong>an</strong>staltung:<br />

„Eine sp<strong>an</strong>nende Ausein<strong>an</strong>dersetzung von weiblicher Kreativität<br />

mit dem Thema Jazz – gepaart mit Intelligenz und Improvisationsvermögen.“<br />

soh<br />

Reigen, 14., Hadikgasse 62, T. 01/408 60 30, Eintritt 10,- Euro<br />

www.viennajazz.org, tickets@viennajazz.org<br />

ausstellung<br />

Kopftuch-Kulturen<br />

Das Frauenmuseum in Hittisau im Bregenzerwald zeigt ab 9. <strong>Juli</strong> eine<br />

Ausstellung über ein Stückchen Stoff, das immer wieder für Diskussionen<br />

sorgt: das Kopftuch – ein funktionelles Kleidungsstück, modisches<br />

Accessoire und gleichzeitig auch ein kulturelles, politisches und religiöses<br />

Ausdrucksmittel. „Die Ausstellung soll einen Beitrag für ein besseres,<br />

verständnisvolleres Zusammenleben in einer globalen, von Migration<br />

geprägten, multikulturellen Gesellschaft leisten“, so Elisabeth Stöckler,<br />

Leiterin des Museums. Am Beispiel des Kopftuches als Stück weiblicher<br />

Alltagskultur könnten Aspekte der Frauengeschichte und der Frauenrolle<br />

heute, regional wie international, thematisiert und hinterfragt<br />

werden. Die acht Kapitel der Ausstellung beleuchten nicht nur verschiedenste<br />

Kopftuchkulturen und aktuelle politische Debatten. Sie erzählen<br />

auch vom Einzug des Kopftuches in die Haute Couture durch Coco Ch<strong>an</strong>el,<br />

beschäftigen sich mit der Herstellung der Tücher oder vergleichen Verschleierungskonzeptionen<br />

in Europa mit Frauendarstellungen im „Orientalischen<br />

Märchen“. mima<br />

9.7.-31.10., Frauenmuseum, Platz 501, 6952 Hittisau, T. 05513/6209-30, www.frauenmuseum.com<br />

eröffnung<br />

Ohne Grenzen<br />

KulturKontakt Austria eröffnet eine neue Galerie: ArtPoint in der Universitätsstraße<br />

wird im Zweimonatsrhythmus KünstlerInnen aus Ostund<br />

Südosteuropa ausstellen. Zur Eröffnung ist die Belgrader Fotografin<br />

Ana Adamovic zu Gast mit ihrem Projekt „Without the Borders“.<br />

Im Bereich der Dokumentarfotografie arbeitet Adamovic zumeist <strong>an</strong><br />

den Themen Flüchtlinge, Asylsuchende oder Roma. „Without the Borders“<br />

beschäftigt sich mit dem Problem der Asylsuche in der Europäischen<br />

Union. Adamovic beg<strong>an</strong>n die Arbeit dazu 2003 während ihres


dreimonatigen Aufenthalts als Artist in Residence von KulturKontakt<br />

Austria. In dieser Zeit besuchte und fotografierte Adamovic zahlreiche<br />

Wohnheime von Asylsuchenden in Wien. „Dabei versuchte ich herauszufinden,<br />

was Emigration in unserer Zeit bedeutet – in einem Europa<br />

ohne Grenzen, aber auch in einer Welt, die beinahe täglich mit neuen<br />

Kriegen und politischen Krisen konfrontiert ist“, erläutert die Künstlerin<br />

ihr Konzept. Derzeit leitet Ana Adamovic in einer multi-ethnischen<br />

Region in Südserbien Fotoworkshops mit Schulkindern. Ziel dabei ist es,<br />

Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft dabei zu unterstützen,<br />

mittels Fotografie mitein<strong>an</strong>der zu kommunizieren und ihre Differenzen<br />

zu überbrücken. GaH<br />

22.6. bis 12.8., Galerie ArtPoint, 1., Universitätsstraße 5, Mo-Fr 14-18.00, www.kulturkontakt.or.at<br />

frauen gedenken<br />

Chefsache?<br />

„Frauen gedenken <strong>an</strong>ders 1945 - <strong>2005</strong> ist eine Ausstellung von Frauenstadträtin<br />

Mag.a Sonja Wehsely und der Frauenabteilung der Stadt<br />

Wien“, heißt es im Begleitfolder zu einer Installation von 34 jeweils 2,5<br />

Meter hohen Stelen, die vor dem Wiener Museumsquartier 60 Jahre<br />

Frauengeschichte und -politik in Österreich sichtbar machen sollen.<br />

Umso erstaunter war frau daher, dass die Eröffnung nicht nur von der<br />

Stadträtin, sondern auch vom Bürgermeister vorgenommen wurde.<br />

Dritte im Bunde war Joh<strong>an</strong>na Dohnal, die auf die Frage wie sich das<br />

<strong>an</strong>fühle als Synonym für den Kampf um Frauenrechte gen<strong>an</strong>nt zu werden,<br />

lakonisch meinte: „Meistens bin ich sehr verwundert ...“. Verwundert<br />

war sie vermutlich auch, als Michael Häupl ihr die Ernennung<br />

zum Wiener Ehrenbürger (!) <strong>an</strong>drohte – und erst nach einer l<strong>an</strong>gen<br />

Schrecksekunde draufkam, dass es in diesem Fall „ja Bürgerin“ heißen<br />

müsste. Naja, wie sagte Sonja Wehsely doch gleich? „Das Image der<br />

Frauenpolitik ist wechselhaft, aber irrelev<strong>an</strong>t – denn es geht um Realitäten.“<br />

reb<br />

bis 31.8., VOR dem MQ Wien, 7., Museumsplatz 1; Eintritt frei!<br />

Tipp: Kostenlose Führungen mit Historikerinnen: 5. & 19.7., 2. & 16.8.,<br />

jeweils 17.00 Uhr. Anmeldung: hab@m57.magwien.gv.at, T. 01/4000 83515<br />

Fo t o : Re n at e B i l l e t h<br />

heim.spiel<br />

Eva Steinheimer<br />

Gequassel<br />

<strong>an</strong>.risskultur<br />

Lenni war bisher eher ein Meister der nonverbalen Kommunikation.<br />

Aber in den letzten paar Monaten ist mit den letzten Milchzähnen<br />

die Sprache durchgebrochen. Das beginnt morgens mit einem resoluten<br />

„Munter! Aufstehen! Runter gehen! Bäcker gehen! Krapfen(!)<br />

will ich!“ und endet (spät) abends mit der Aufforderung „(Ge)schichte!<br />

Pingi! Löbe!“. Dass er es liebt zum Einschlafen Geschichten erzählt<br />

zu bekommen, finde ich ja sehr süß. Es muss aber immer ein<br />

Pinguin vorkommen, und m<strong>an</strong>chmal eben auch ein Löwe – oder<br />

gleich alle beide. Das sind schon Ansprüche und oft genug schlafen<br />

wir erzählenden Eltern früher als Lenni. Seit neuestem greift er auch<br />

selber in die Geschichten ein, wirft uns Stichworte wie zum Beispiel<br />

„Tschinke kochen“ zu, und d<strong>an</strong>n muss der Löwenopa noch Palatschinken<br />

backen.<br />

Aber auch tagsüber m<strong>an</strong>gelt es Lenni nicht <strong>an</strong> F<strong>an</strong>tasie. So erzählt er<br />

etwa von einem Gespenst, das er gehört hat. Auf Nachfrage, was das<br />

Gespenst denn gesagt habe, meint er nur „Hallo!“. Ein höfliches Gespenst<br />

also. Lenni hat meist keine Zeit für Höflichkeiten und spricht<br />

in Imperativen. Dabei k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auch gut verfolgen, wie sich seine<br />

Grammatik weiterentwickelt. Anf<strong>an</strong>gs sagte er immer „Kommen!“,<br />

was d<strong>an</strong>n überging in ein „Kommt, Mama!“ oder m<strong>an</strong>chmal auch ein<br />

zungenbrecherisches „Kommst!“ („Kummst jetzt, oda was?“). Mittlerweile<br />

tönt es g<strong>an</strong>z korrekt „Komm, Mama!“. Widerst<strong>an</strong>d ist<br />

zwecklos!<br />

Oft gibt Lenni sich auch schon ziemlich naseweis. Was er von der<br />

Welt schon kennt, und das ist gar nicht so wenig, kennt er gut:<br />

„Weiß ich das!“. Bei allen <strong>an</strong>deren ist er sich aber nicht so sicher, ob<br />

sie sich auskennen: „Keine Kinder draußen, weißt du?“. Und m<strong>an</strong>chmal<br />

passen die Erwachsenen auch nicht in die Schemen, die sie sonst<br />

selber vorgeben. So haben wir beim Ausmalen unserer leeren, alten<br />

Wohnung vorgeschlagen etwas zu essen zu bestellen. Lenni war<br />

grundsätzlich dafür, nur: „Tisch keinen haben wir!“. Ein leerer Karton<br />

war d<strong>an</strong>n aber ein guter Ersatz und die Pizza aß er profimäßig.<br />

Am besten ist aber, wenn Lenni zwischendurch plötzlich auf mich zustürmt,<br />

mich zerquetscht und sagt: „Lieb! Kuscheln!“. D<strong>an</strong>n könnte<br />

ich ihm jeden Wunsch erfüllen. Nun ja, fast jeden. Denn vor kurzem<br />

meinte er: „Baby will ich haben!“. Aber darüber reden wir später!<br />

Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v at<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31


Fo t o : B e t t i n a S u r t m a n n<br />

porträtida kuklina<br />

Soldatenmutter Ida Kuklina:<br />

„Hohe Vertreter der Politik<br />

bezeichnen uns als Feindinnen<br />

der Nation.“<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Feindin, ich liebe dich<br />

Ida Kuklina, Trägerin des Alternativen Nobelpreises und Mitglied des Komitees der<br />

Soldatenmütter Russl<strong>an</strong>ds, verbrachte <strong>an</strong>lässlich des Alternativen NobelpreisträgerInnentreffens<br />

ein paar Tage in Salzburg. Ein Porträt von Elke Salomon<br />

Ihre Arbeit ist ihr Leben. „Ich bin<br />

immer bereit für alles, offen für<br />

alles, neugierig und wissbegierig.“<br />

Gemächlich zieht die rüstige<br />

Frau <strong>an</strong> ihrer Zigarette. Sie<br />

wirkt ruhig, ihr Blick ist warm.<br />

Ida Kuklina, Mutter einer 43-jährigen<br />

Reserveoffizierin, ist seit 1993 im<br />

Koordinationsrat des „Komitees der Soldatenmütter“,<br />

das sich gegen Menschenrechtsverletzungen<br />

in der russischen<br />

Armee, gegen Militarismus und<br />

für Demokratie engagiert. Ihr Netzwerk<br />

erstreckt sich über g<strong>an</strong>z Russl<strong>an</strong>d. Ein<br />

tr<strong>an</strong>spolitisches, tr<strong>an</strong>snationales und<br />

überkonfessionelles Netzwerk, das nur<br />

überleben konnte, weil es „keinen Rassismus<br />

gibt und weil wir die Menschenrechte<br />

verteidigen“. Was Ida Kuklina<br />

machen würde, wenn morgen der Krieg<br />

vorbei wäre? „Mit dem Kampf für Men-<br />

schenrechte weitermachen. Es tauchen<br />

immer neue Probleme auf, die die Soldatenmütter<br />

praktisch lösen.“<br />

Zerstörtes L<strong>an</strong>d. Dass sie ein praktischer<br />

Mensch ist, hat Kuklina während des<br />

ersten Tschetschenien-Krieges bewiesen:<br />

Damals fuhr sie mit <strong>an</strong>deren Soldatenmüttern<br />

in die Krisengebiete, um<br />

Soldaten heimzuholen, tauschte Informationen<br />

mit tschetschenischen Frauen<br />

aus, org<strong>an</strong>isierte die Flucht für russische<br />

Deserteure. Bei dieser Aktion hatte<br />

Kuklina eine unvergessliche Begegnung:„Ida,<br />

ich liebe dich, aber du bist<br />

meine Feindin“, hatte eine tschetschenische<br />

Frau zu ihr gesagt und sie<br />

umarmt. Kuklina hatte ihr ge<strong>an</strong>twortet:„Nein,<br />

ich bin keine Feindin. Wir haben<br />

einen gemeinsamen Feind: Eine<br />

verbrecherische Politik.“<br />

Die Politologin will die öffentliche<br />

Wahrnehmung im Westen schärfen.<br />

Auf ihren zahlreichen Ausl<strong>an</strong>dsreisen<br />

spricht sie über Tschetschenien, das zerstörte<br />

L<strong>an</strong>d und kritisiert offen die Politik<br />

von Präsident Putin. „Wir sind besorgt,<br />

dass im Westen der Eindruck<br />

herrscht, Putin stabilisiere die Lage und<br />

es sei nicht mehr so schlimm.“ In Wahrheit<br />

nehme die Verletzung der Menschenrechte<br />

zu.<br />

Den Zivildienst, der in Russl<strong>an</strong>d seit<br />

eineinhalb Jahren gesetzlich ver<strong>an</strong>kert<br />

ist, bezeichnet die Soldatenmutter als<br />

Alibiaktion des Kremls. „18-jährige müssen<br />

viereinhalb Jahre in Nervenheil<strong>an</strong>stalten<br />

und Tuberkulosekliniken arbeiten.<br />

Auch die Armee k<strong>an</strong>n Zivildiener<br />

einsetzen: Um gefährliche Altlasten zu<br />

entfernen oder für Bauprojekte.“ Kuklina<br />

tritt für die Gründung einer Berufs-


armee ein:„Wir glauben, dass die Regierung<br />

für eine Berufsarmee besser die<br />

Ver<strong>an</strong>twortung übernehmen könnte.<br />

Die Regierung bezahlt große Summen<br />

der Löhne für das Militär nicht aus, obwohl<br />

sie gesetzlich dazu verpflichtet<br />

wäre. Zahlreiche Offiziere haben nicht<br />

die passende Unterkunft. Die Soldaten<br />

haben überhaupt keine Rechte, sie sind<br />

nur mehr Sklaven.“<br />

Keine Friedenseinheiten. Der zweite<br />

Tschetschenienkrieg sei für Putin eine<br />

Prestige-Frage gewesen. Für die Beilegung<br />

des Tschetschenien-Konfliktes<br />

findet sie klare Worte:„Die Soldatenmütter<br />

sind gegen russische Friedenseinheiten<br />

in Tschetschenien. Auch<br />

wenn diese unter dem Komm<strong>an</strong>do der<br />

UNO auftreten würden, wären sie ja<br />

nach wie vor russische Streitkräfte – <strong>an</strong><br />

ihrer Einstellung würde sich nichts ändern.“<br />

Für die Auswahl der Drittstaaten<br />

müsse es einen Konsens zwischen russischer<br />

und tschetschenischer Seite geben.<br />

Eine basisdemokratische Her<strong>an</strong>gehensweise<br />

sei der Schlüssel:„Wir haben<br />

mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />

gesprochen, damit alle mit einbezogen<br />

werden. Schön l<strong>an</strong>gsam soll sich<br />

die Bewegung erweitern und bis in Regierungskreise<br />

hinaufgehen.“<br />

Soldatenmütter. Kuklina macht kein Geheimnis<br />

aus der „totalen politischen<br />

Wüste“, die in Russl<strong>an</strong>d herrscht und<br />

aus der m<strong>an</strong>gelnden Pressefreiheit.<br />

Nach dem Macht<strong>an</strong>tritt Putins seien als<br />

erstes „die Informationen über Tschetschenien<br />

zu einer Geheimsache geworden“.<br />

In den russischen Medien sind die<br />

Soldatenmütter trotzdem stark vertreten:„Täglich<br />

kommen JournalistInnen<br />

zu uns ins Büro und schleppen ihr Material<br />

<strong>an</strong>. Sie haben uns gern und wir<br />

haben sie gern. Wir schreiben nichts vor,<br />

und wenn jem<strong>an</strong>d etwas nicht versteht,<br />

d<strong>an</strong>n erklären wir es halt noch einmal.“<br />

Dass ihrem Komitee von der Regierung<br />

ständig Steine in den Weg gelegt<br />

werden, bringt die engagierte Frau<br />

nicht aus der Ruhe:„Hohe politische<br />

Vertreter bezeichnen uns als Feindinnen<br />

der Nation. Der größte Feind der<br />

Soldatenmütter ist allerdings die Armee<br />

selbst. Aber niem<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n einer Mutter<br />

verbieten, ihr Kind zu lieben und es zu<br />

verteidigen.“ Um bei den nächsten<br />

Wahlen <strong>an</strong>treten zu können, gründeten<br />

die Soldatenmütter eine politische Partei.<br />

Das Justizministerium habe sich<br />

aber geweigert, diese zu registrieren.<br />

An solche Hürden hat sich Ida Kuklina<br />

längst gewöhnt.„Uns beunruhigt nur,<br />

dass wir auf die Regierung keinen Einfluss<br />

nehmen können.“ So viel Kraft wie<br />

Elf Jahre Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.<br />

Keine Gnade für Tschetschenien<br />

früher habe sie nicht mehr, sagt sie. Aber<br />

eine ihrer Weisheiten lautet:„Der Mensch<br />

muss sich bemühen, ein bisschen mehr<br />

zu tun als das, was er zu schaffen glaubt.“<br />

Kein Hass. Neben ihrer Tätigkeit am Internationalen<br />

Institut für Weltwirtschaft<br />

in Moskau ist Kuklina Mitglied bei der<br />

Russischen Menschenrechtskonvention.<br />

„Ich spreche mit Putin über unsere Probleme.<br />

Er <strong>an</strong>twortet hie und da, schreibt<br />

eine Resolution oder macht gar nichts.“<br />

Die beherzte Frau fühlt sich in fast<br />

jeder Umgebung wohl. „Am schlechtesten<br />

geht es mir, wenn ich als g<strong>an</strong>z<br />

einfache Bürgerin mit den Behörden<br />

zu tun habe.“ Trotz des zermürbenden<br />

Kampfes, dem sie ständig ausgesetzt<br />

ist, fühlt sie keinen Hass. Für die<br />

Schwarzen Witwen – tschetschenische<br />

Frauen, die sich als Selbstmordattentäterinnen<br />

<strong>an</strong> Terrorakten wie der Geiselnahme<br />

<strong>an</strong> einer Schule im nordossetischen<br />

Ort Besl<strong>an</strong> im September 2004<br />

beteiligten – zeigt Kuklina Verständnis<br />

und Mitgefühl:„Ich stehe diesem Missbrauch<br />

von Frauen negativ gegenüber.<br />

Ich möchte betonen, dass Frauen, Kinder<br />

und Alte in g<strong>an</strong>z großer Zahl die ersten<br />

Opfer des Krieges sind. Die Tatsache,<br />

dass diese Schwarzen Witwen auf<br />

den Pl<strong>an</strong> getreten sind, beweist nur,<br />

dass sie Opfer des Krieges sind.“ ❚<br />

In der russischen Teilrepublik Tschetschenien herrscht der Ausnahmezust<strong>an</strong>d. Der offiziell „Krieg gegen den Terror“ gen<strong>an</strong>nte<br />

Feldzug negiert den Unabhängigkeitswillen der tschetschenischen Bevölkerung.<br />

Schätzungen zu Folge sind seit dem Beginn des zweiten Tschetschenienkriegs 1999 bis zu 160.000 ZivilistInnen umgekommen.<br />

„Es ist ein Kampf alle gegen eine. Diese eine ist die Zivilbevölkerung“, berichtet Osteuropa-Expertin Sarah<br />

Reinke von der Gesellschaft für bedrohte Völker. H<strong>an</strong>delnde AkteurInnen sind erstens die russische Armee, die unter der<br />

Führung des Inl<strong>an</strong>dgeheimdienstes FSB steht. Sie ist das ausführende Org<strong>an</strong> des russischen Präsidenten Wladimir Putin.<br />

„Gleichzeitig spielt die Armee auch ihr eigenes Spiel“, weiß Russl<strong>an</strong>d-Experte H<strong>an</strong>s-Georg Heinrich von der Uni Wien,„Soldaten<br />

verdienen sich durch Entführungen eine Menge Geld.“ Zweitens kämpft die tschetschenische Polizei, auf<br />

der Seite der russl<strong>an</strong>dtreuen Führung in Grosny. Drittens gibt es ca. 15.000 Widerst<strong>an</strong>dskämpferInnen, die einen Guerillakrieg<br />

führen. Unterstützt würden sie von so gen<strong>an</strong>nten „Frommen Stiftungen“, die weltweit Widerst<strong>an</strong>dskämpfe fin<strong>an</strong>zierten.<br />

Hinter ihnen stünden einflussreiche islamistische Gruppen zum Beispiel aus Saudi Arabien, erläutert H<strong>an</strong>s-<br />

Georg Heinrich.<br />

Das L<strong>an</strong>d ist ausgeblutet. Fast ein Fünftel aller Dörfer wurde dem Erdboden gleichgemacht. Von der ehemals über eine<br />

Million EinwohnerInnen zählenden Bevölkerung leben nur mehr rund 700.000, schätzt die russische Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isation<br />

Memorial. Im zerstörten L<strong>an</strong>d ist Kriminalität längst alltäglich. Die Menschen in Tschetschenien würden<br />

gejagt, gef<strong>an</strong>gen gehalten, gefoltert und ermordet. Seit sechzig Jahren wird die Bevölkerung mit systematischer Umsiedlung<br />

und Kriminalisierung konfrontiert. Oft würden in Folge von Terror<strong>an</strong><strong>schläge</strong>n, TschetschenInnen mit VerbrecherInnen<br />

gleichgesetzt, stellt die Gesellschaft für bedrohte Völker fest. Bettina Surtm<strong>an</strong>n<br />

ida kuklinaporträt<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


Fo t o : f i l m m u s e u m<br />

filmporträt<br />

Claire Denis: „I don’t like when<br />

people say, I’m making<br />

experimental films“.<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Die Ästhetik der Zeit<br />

Das Wiener Filmmuseum zeigte im Mai eine Retrospektive der Filme von Claire Denis.<br />

Die Regisseurin war zwei Abende l<strong>an</strong>g dabei. Ein Porträt von D<strong>an</strong>iela Fohn<br />

Licht bricht sich t<strong>an</strong>zend auf<br />

Meereswellen. Ruhig hält die<br />

Kamera inne und filmt die sich<br />

wiegenden Pünktchen. Meeresrauschen.<br />

Ruhe. Die Hitze der<br />

nordafrik<strong>an</strong>ischen Luft ist spürbar, m<strong>an</strong><br />

meint sie zu riechen, zu schmecken.<br />

In „Beau Travail“ erzählt Claire Denis<br />

die Geschichte eines fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Fremdenlegionärs in Algerien. Kampftraining-Szenen,<br />

Fußmärsche, körperliche<br />

Arbeit in sengender Hitze wechseln<br />

sich ab mit Szenen von jungen Soldaten<br />

beim Bügeln, Kartoffel schälen, Wäsche<br />

aufhängen. Der g<strong>an</strong>ze Film besticht<br />

durch seine L<strong>an</strong>gsamkeit und seine Bil-<br />

der: Er ist durchkomponiert wie ein Ballett.<br />

Eine schaurig-schöne Ballade fr<strong>an</strong>zösischer<br />

Zeitgeschichte, der grotesken<br />

Unsinnigkeit fremdenlegionärischen<br />

Treibens in Friedenszeiten, männlicher<br />

Rivalität und versteckter Homosexualität.<br />

Wieder brechen sich Lichtpünktchen<br />

auf Wasser im Abendrot. Diesmal<br />

sind wir <strong>an</strong> der Seine in Paris und in einem<br />

<strong>an</strong>deren Film:„Trouble Every Day“<br />

ist vermutlich das metaphorischste und<br />

sinnlichste Werk von Claire Denis.<br />

Unter die Haut. Viel ist über diesen Film<br />

geschrieben und gemutmaßt worden.<br />

Oft zum Vampirfilm reduziert, ist er ein<br />

Sinnbild für Besessenheit, Obsession,<br />

Begierde, kr<strong>an</strong>khafte Liebe, Wolllust in<br />

ihrer Essenz bis zum Wahnsinn gesteigert,<br />

aber auch eine schreckliche Allegorie<br />

auf sexuelle und wissenschaftliche<br />

Abgründe und den Sieg von Macht- und<br />

Profitgier mit – in diesem Fall – sehr un<strong>an</strong>genehmen<br />

Folgen. Ein Film, der im<br />

wahrsten Sinne des Wortes „unter die<br />

Haut“ geht. „It’s about being afraid of<br />

hurting the one you love because you<br />

love them too much“, sagt Denis in einem<br />

Interview des TV-Senders ARTE aus<br />

dem Jahr 2002. Fälschlicherweise wird<br />

der Film oft als Horrorfilm bezeichnet.


Genre. Tatsächlich produziert Claire<br />

Denis keine Genrefilme, dafür ist<br />

schon allein ihr Zug<strong>an</strong>g zur internationalen<br />

Filmindustrie ein viel zu kritischer<br />

und ambivalenter. Denis Filme<br />

stecken ein weites Themenfeld ab.<br />

Während „Chocolat“ ein autobiografisch<br />

inspirierter Spielfilm über späten<br />

Kolonialismus in Nordafrika aus der<br />

Sicht eines kleinen Mädchens mit<br />

dem bezeichnenden Namen „Fr<strong>an</strong>ce“<br />

ist, sind „Beau Travail“ oder der Film<br />

„US go home“, der jugendliche Lebenswelten<br />

in Fr<strong>an</strong>kreich Mitte der<br />

sechziger Jahre zeigt, Filme in g<strong>an</strong>z<br />

eigener M<strong>an</strong>ier. Sie sind Spielfilm, Essay,<br />

Gemälde, Installation, Theater und<br />

T<strong>an</strong>z mit einem wunderbaren Sinn für<br />

Zeit und Ästhetik. Denis Filme sind<br />

gesellschaftskritisch, subversiv und<br />

in gewissem Sinne radikal, ohne zu<br />

„schreien“, oder zu insistieren. Sie<br />

beobachten in erster Linie – und das<br />

mit großer Intensität. Mit einem Gefühl<br />

für Details, Kameraperspektiven<br />

und bewusst eingesetzter Montage<br />

werden Geschichten von Menschen<br />

erzählt, die auch in ihrer Unvollkommenheit<br />

und mitunter Grausamkeit<br />

liebenswerte Seiten haben. Wenn Nenette<br />

und Boni, das Geschwisterpaar<br />

aus dem gleichnamigen Film, eineinhalb<br />

Stunden ihre beinahe inzestuöse<br />

Hassliebe zelebrieren, passiert das ohne<br />

moralische Wertung. Die Figuren<br />

entwickeln sich vor der Kamera, ziehen<br />

das Publikum in ihren B<strong>an</strong>n mitten<br />

hinein in einen Ausschnitt ihres<br />

Lebens, in dem alle glauben richtig zu<br />

h<strong>an</strong>deln, oder zumindest keine Alternative<br />

zu ihrem H<strong>an</strong>deln zu haben.<br />

Team. Mit ihrem genialen Frauen-Team<br />

k<strong>an</strong>n Denis Stimmungen einf<strong>an</strong>gen,<br />

wie keine <strong>an</strong>dere Filmemacherin. Zwei<br />

wichtige Elemente sind Zeit und Stille.<br />

Die Kamerafrau Agnés Godard, zu der<br />

Claire Denis ein stark symbiotisches Arbeitsverhältnis<br />

hat, schafft es mit ihrer<br />

Kamera Gefühle, Gerüche, ja sogar Geschmack<br />

einzuf<strong>an</strong>gen, was sich später<br />

im Kinosaal auf das Publikum überträgt.<br />

Wenn Béatrice Dalle in „Trouble<br />

Every Day“ ihre lüsterne Bissigkeit auszuleben<br />

beginnt, legt sich ein metallischer<br />

Blutgeschmack auf die Zunge, der<br />

horriblen Ekel erzeugt. Oft bleibt die Kamera<br />

auf Gegenständen, Gesichtern,<br />

körperlichen Details einfach liegen, oh-<br />

ne aber den richtigen Zeitpunkt für die<br />

nächste Einstellung zu übersehen. Dieses<br />

Gefühl für den richtigen Moment<br />

ist der Cutterin Nelly Quettier zuzuschreiben.<br />

Arbeitswelt. In den Werkstattgesprächen,<br />

die im Rahmen der Claire Denis Retrospektive<br />

im Wiener Filmmuseum Anf<strong>an</strong>g<br />

Mai diesen Jahres mit der Filmemacherin<br />

stattgefunden haben, hat die<br />

Künstlerin viel über ihren Zug<strong>an</strong>g zu<br />

kreativer Arbeit erzählt. Ausgehend von<br />

ihrem neuesten Film „Vers Mathilde“, einem<br />

sehr persönlichen Super 8-Film-<br />

Porträt über die Arbeitsweise der fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Choreografin und Tänzerin<br />

Mathilde Monnier, ließ sie viel über ihre<br />

eigene künstlerische Gefühlswelt einfließen.<br />

Das choreografische Element<br />

ist starkes Ausdrucksmittel in Denis Filmen<br />

und oft von großer Symbolik. So<br />

steht etwa der exzessive, befreite T<strong>an</strong>z<br />

des Fremdenlegionärs am Ende des<br />

Films „Beau Travail“ als Synonym für seinen<br />

physischen Tod und die damit verbundene<br />

Erleichterung.<br />

Die Künstlerin selbst zeigt sich aber<br />

eher überrascht von den wiederkehrenden<br />

Bitten von TänzerInnen und ChoreografInnen<br />

wie Mathilde Monnier,<br />

von Denis während ihrer Arbeit gefilmt<br />

zu werden, weil sie selbst dem choreografischen<br />

Aspekt ihrer Arbeit offenbar<br />

nicht so viel Bedeutung beimisst.<br />

Schnitt und Montage sind für Denis<br />

nach Beendigung eines Films <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />

sogar lästig, auch weil sich – wie<br />

sie selbst sagt – eine erste Depression<br />

nach der intensiven Arbeit des Drehens<br />

breit macht und sie den Film oft erst<br />

einmal gar nicht sehen möchte. Das<br />

macht die Anwesenheit von Nelly Quettier<br />

noch essenzieller.<br />

Während der Phase der Montage<br />

ist in erster Linie das Gefühl entscheidend,<br />

weshalb das Team auch vom<br />

Schneiden am Computer weitgehend<br />

Abst<strong>an</strong>d nimmt. Nicht die objektive<br />

zeitliche Dauer einer Einstellung, nicht<br />

das sture Beobachten des Screens, sei<br />

entscheidend, so Denis, sondern das Gefühl<br />

w<strong>an</strong>n es Zeit für die nächste Sequenz<br />

ist. Das macht die Filme in sich<br />

sympathischerweise auch ein wenig<br />

„asymmetrisch“.<br />

Kosmos. Claire Denis ist, wie im Buch von<br />

Michael Omasta und Isabella Reicher<br />

nachzulesen ist, eine Teamarbeiterin, ihre<br />

MitarbeiterInnen sind eher wie eine<br />

Familie, ein eigener „Kosmos“, der über<br />

Jahre entst<strong>an</strong>den ist. Alle Bereiche gehen<br />

inein<strong>an</strong>der über. Je<strong>an</strong>-Pol Fargeau<br />

mit dem Denis viele ihrer Drehbücher<br />

schreibt, oder die englische B<strong>an</strong>d „Tindersticks“,<br />

die meist eine eigene Filmmusik<br />

komponiert, sind genauso in den<br />

familiären Entstehungsprozess eingebunden,<br />

wie die SchauspielerInnen, die<br />

in den meisten Filmen als Haupt- oder<br />

NebendarstellerInnen immer wieder<br />

kehren.<br />

So k<strong>an</strong>n Denis auch mit dem Regie-<br />

Monitor nicht viel <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, da dieser<br />

die Regisseurin vor einen Bildschirm<br />

fesseln würde, während Agnes Godard<br />

mit ihrer Kamera direkt am Set, also vor<br />

Ort wäre. Denis sagt, dass sie mit Godard<br />

eigentlich gemeinsam vor der Kamera,<br />

oder zumindest gleich d<strong>an</strong>eben<br />

steht, um zu sehen wie die Szene, die<br />

Perspektive wirklich wirkt und um einen<br />

besseren Eindruck vom Gesamtbild zu<br />

bekommen.<br />

Die Arbeit von Denis ist eine sehr<br />

intuitive, obwohl sich dahinter ein<br />

großes technisches Wissen und große<br />

Genauigkeit verbergen. Sie selbst bezeichnet<br />

sich als eine gute H<strong>an</strong>dwerkerin.<br />

Als Frau mit ihrem Geschmack,<br />

meint die 1948 geborene Künstlerin,<br />

war es in den 1960er und 1970er Jahren<br />

unglaublich schwer, im fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Filmbusiness Fuß zu fassen. Erst<br />

als in den 1980er Jahren, allerdings<br />

in Berlin, l<strong>an</strong>gsam ein frischer Wind<br />

wehte, beg<strong>an</strong>n Denis wirklich mit der<br />

eigenen Filmarbeit. Die Künstlerin,<br />

die übrigens wie ihre Filme fragil, vor<br />

Kraft und Visionen sprühend, aber<br />

auch mel<strong>an</strong>cholisch und ein wenig<br />

scheu wirkt und in ihrer plastischen<br />

Erzählweise ihrem filmischen Ausdruck<br />

um nichts nachsteht, wollte in<br />

ihrer Arbeit immer so akzeptiert werden,<br />

wie sie ist und nicht von <strong>an</strong>deren<br />

Regisseuren oder Filmproduzenten –<br />

denn meist waren es ja Männer – getestet<br />

werden. Um dieser Gönnerlaune<br />

und Abhängigkeit zu entgehen, hat<br />

sie gewartet bis die Zeit reif war. Als<br />

ihr erster Spielfilm „Chocolat“ in die<br />

Kinos kam, war sie bereits vierzig.<br />

Heute ist sie eine der wichtigsten Regisseurinnen<br />

fernab des Mainstreams<br />

und das zu Recht. ❚<br />

Buchtipp<br />

porträtfilm<br />

Michael Omasta, Isabella Reicher (Hg.):<br />

Claire Denis. Trouble Every Day.<br />

SYNEMA – Gesellschaft für Film<br />

und Medien <strong>2005</strong>, Euro 18,-<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35


Fo t o : i d e nt i t i e s<br />

interview<strong>an</strong>drea sperling<br />

Solche Filme möchte ich machen!<br />

D.E.B.S.<br />

USA 2004, Mit: Sara Foster,<br />

Jord<strong>an</strong>a Brewster, Devon Aoki,<br />

Meag<strong>an</strong> Goode, u.a.<br />

Produktion: Andrea Sperling,<br />

Jasmine Kosovic<br />

Übersetzung aus dem Englischen:<br />

Claudia Saller<br />

Das vollständige Interview ist auf<br />

www.malmoe.org nachzulesen.<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Andrea Sperlings jüngster Spielfilm D.E.B.S., eine Art lesbische Version von Charlie´s Angels,<br />

eröffnete das identities-Queer Film Festival <strong>2005</strong>. Claudia Saller sprach mit der<br />

Produzentin über das „queere“ Filmen.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Dein jüngster Spielfilm<br />

D.E.B.S. war der Eröffnungsfilm des<br />

identities Queer Film Festival <strong>2005</strong><br />

in Wien. Warst du zufrieden mit<br />

den Reaktionen des österreichischen<br />

Publikums?<br />

Andrea Sperling: Ja! Es war eine<br />

tolle Vorstellung. Mich hat vor allem<br />

verblüfft hat, dass mehr als die Hälfte<br />

des Publikums weiblich war.<br />

Siehst du einen Unterschied zwischen<br />

dem amerik<strong>an</strong>ischen und dem europäischen<br />

queer Publikum?<br />

Der Unterschied ist vielleicht, dass<br />

das Publikum in Europa <strong>an</strong>spruchsvoller<br />

ist. Hier spricht m<strong>an</strong> zumindest<br />

zwei Sprachen, das tun die meisten<br />

Menschen in den Staaten nicht. Ich bin<br />

immer überrascht, wenn ich in eine<br />

Vorstellung von einem meiner Filme<br />

gehe und da gibt es gar keine Untertitel!<br />

Wie bist du Filmproduzentin geworden?<br />

Ich habe <strong>an</strong> der University of California<br />

Filmtheorie, -geschichte und -kritik<br />

studiert. Ich habe Film auf eine sehr<br />

ernsthafte Weise studiert und mich<br />

sehr intensiv mit Av<strong>an</strong>tgarde und feministischen<br />

Filmen ausein<strong>an</strong>der gesetzt.<br />

Das hat meine gesamte Wahrnehmung<br />

von Film verändert. Ich wollte eigentlich<br />

<strong>an</strong> die New York University, um Kino zu<br />

studieren. Das hätte eine akademische<br />

Laufbahn bedeutet, aber im letzten<br />

Quartal der Filmschule hatte ich einen<br />

Professor namens Gregg Araki, der auch<br />

Filmemacher ist. In seiner Klasse zeigte<br />

er – das war 1990 – was sich in der Underground-<br />

und Indie-Szene in L.A. und<br />

in New York so tat, und ich konnte gar<br />

nicht glauben, was ich da sah: Die<br />

g<strong>an</strong>zen experimentellen, av<strong>an</strong>tgardistischen<br />

Filme, solche k<strong>an</strong>nte ich bis zu<br />

diesem Zeitpunkt nur aus der Filmgeschichte.<br />

Und ich dachte sofort: Solche<br />

Filme möchte ich machen! Also fing ich<br />

damit <strong>an</strong>.<br />

In einem Interview aus dem Jahr<br />

1996 hast du gesagt, du siehst deine Filme<br />

als Opposition zu Hollywood. Wenn


m<strong>an</strong> jetzt neun Jahre später „D.E.B.S.“<br />

sieht, fragt m<strong>an</strong> sich:Was ist denn da<br />

passiert?<br />

Ich sehe D.E.B.S als einen ziemlich<br />

subversiven Film, und zwar auf mehreren<br />

Ebenen: Erstens ist die Filmemacherin<br />

eine schwarze lesbische Frau, was für<br />

eine Frau in den USA ein ziemliches Hindernis<br />

darstellt, wenn sie einen eigenen<br />

Film machen will. 99 Prozent der Filme,<br />

die in den USA gemacht werden, werden<br />

von Männern gemacht. Deshalb ist es<br />

schon ein Erfolg, dass es ihr möglich<br />

war, bei ihrem eigenen Film, den sie<br />

auch selbst geschrieben hat, Regie zu<br />

führen. Aber auch einen Studiofilm mit<br />

lesbischem Inhalt zu machen, war für<br />

mich eine große Leistung. Ich glaube<br />

nicht, dass jemals so viel Geld für einen<br />

lesbischen Film ausgegeben wurde.<br />

Mein Ziel ist es auch, von innen<br />

subversiv zu wirken und die Hollywood-<br />

Gelder für die Filme zu verwenden, die<br />

ich gerne machen will. Und genau das<br />

haben wir mit D.E.B.S erreicht.<br />

Ein <strong>an</strong>derer Film von dir, der bei uns<br />

unter dem Titel „Weil ich ein Mädchen<br />

bin“ im Kino lief, war „But I´m a cheerleader“<br />

...<br />

„But I´m a cheerleader“ wirkt auch<br />

wie eine Hochgl<strong>an</strong>zkomödie, beh<strong>an</strong>delt<br />

aber ein sehr kompliziertes Thema.<br />

M<strong>an</strong>chmal ist Humor der beste Weg, um<br />

sich ernsten Themen zu nähern. Meine<br />

nächsten beiden Filme, die ich auch gemeinsam<br />

mit Jamie Babbits, der Regisseurin<br />

von „But I´m a cheerleader“, produziere,<br />

sind dagegen sehr düster.Was<br />

uns sehr freut ist aber, dass einer der beiden<br />

Filme,„The Quiet“, bei dem es um<br />

Freundschaft und Zusammenhalt unter<br />

Frauen geht, ein sehr feministischer Film<br />

ist. Er wird beim Toronto Film Festival im<br />

September <strong>2005</strong> Premiere haben.<br />

In einem weiteren Film, den du produzierst,„Harsh<br />

Times“, spielt auch Eva<br />

Longoria, eine der „Desperate Housewives“,<br />

mit. Wie siehst du als queer film<br />

Produzentin diese Serie?<br />

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht,<br />

warum die so erfolgreich sind. Ich hab<br />

sie mir noch nie so richtig kritisch <strong>an</strong>geschaut.<br />

Es ist schon irgendwie cool, dass<br />

die alle ihre Geheimnisse pflegen und<br />

dass sie außerhalb ihrer Gatten auch<br />

noch ein Leben haben. Aber ich habe<br />

gelesen, dass zur Zeit auch <strong>an</strong>dere Serien<br />

zu diesem Thema gemacht werden.<br />

Es soll u.a. eine neue Serie geben, die<br />

„Soccer Moms“ heißen wird. Ich glaube,<br />

das ist generell ein neues Modethema:<br />

Was Frauen so tun, wenn ihre Männer<br />

mal nicht dabei sind. Das könnte vielleicht<br />

interess<strong>an</strong>t werden.<br />

Nach welchen Kriterien entscheidest<br />

du, ob du einen Film produzieren willst?<br />

Für mich müssen die Filme neue<br />

H<strong>an</strong>dlungsspielräume schaffen, wenn<br />

möglich auf allen Ebenen: formell, strukturell,<br />

erzähltechnisch und visuell – auch<br />

wenn das m<strong>an</strong>chmal schwierig ist.Wenn<br />

also ein Projekt auf mich zukommt, mit<br />

einem intelligenten und interess<strong>an</strong>ten<br />

Skript, ist das super, aber es interessiert<br />

mich erst d<strong>an</strong>n wirklich, wenn ich merke,<br />

dass der oder die FilmemacherIn etwas<br />

Neues, Individuelles schafft.<br />

Du bist ja auch im Vorst<strong>an</strong>d von PO-<br />

WER UP!, einem Zusammenschluss von<br />

Frauen, die professionell im Filmgeschäft<br />

arbeiten. Hat POWER UP! dazu beigetragen,<br />

bessere Arbeitsbedingungen für lesbische<br />

Filmemacherinnen zu schaffen?<br />

Ich denke schon. Sie unterstützen<br />

aktiv Filmemacherinnen mit fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Mitteln und fin<strong>an</strong>zieren jährlich drei<br />

Kurzfilme. Auch die Kurzversion von<br />

D.E.B.S. war eine POWER UP!-Produktion<br />

und ohne diese Unterstützung hätte Angela<br />

Robinson (Regisseurin von D.E.B.S.,<br />

Anm.) gar keine Karrieremöglichkeiten<br />

gehabt. POWER UP! will in Zukunft aber<br />

auch Spielfilme unterstützen. Jamie Babbit<br />

und ich werden gemeinsam mit PO-<br />

WER UP! einen ersten Spielfilm machen,<br />

der hoffentlich dabei helfen wird, weitere<br />

Spielfilme von Frauen zu fin<strong>an</strong>zieren.<br />

Wenn alles gut funktioniert, könnte daraus<br />

eine sehr erfolgreiche non profit Produktionsfirma<br />

werden, die möglicherweise<br />

auch den Vertrieb übernimmt.<br />

Denn das ist der schwierigste Teil: Sicherzustellen,<br />

dass dein Film auch gesehen<br />

wird! Das ist eine große Herausforderung,<br />

die Filme nicht nur zu Film Festivals,<br />

sondern auch in die großen Kinos zu<br />

bringen. Und d<strong>an</strong>n auch noch die Leute<br />

dazu zu bekommen, sie <strong>an</strong>zuschauen. Ich<br />

denke überhaupt, dass zu wenige Filme<br />

sich auf das weibliche Publikum beziehen,<br />

was das Marketing betrifft. Ich wollte<br />

immer schon ein Experiment machen<br />

und zwar einen Film nur <strong>an</strong> Frauen zu<br />

vermarkten und sehen, was passiert. Das<br />

wurde noch nie gemacht und würde<br />

wahrscheinlich auch sehr viel Geld kosten.<br />

POWER UP! ist aber auf jeden Fall<br />

ein Schritt in die richtige Richtung. ❚<br />

lesben.nest<br />

Anahita<br />

Mittsommernachts.träume<br />

<strong>an</strong>drea sperlinginterview<br />

Endlich wieder Sonne! Meine kleine Seele hat sich in diesen<br />

trüben Frühlingstagen schon so dringend etwas Licht herbeigesehnt.<br />

Und zu meiner Freude gleich Hoch-Zeit der<br />

Sonne, am 21. Juni die Sommersonnenwende, der längste<br />

Tag des Jahres. „Litha“, wie dieses Fest im matriarchalen<br />

Wicca-Kult gen<strong>an</strong>nt wird, ist Höhepunkt der Fruchtbarkeit<br />

der Natur, feiert die Macht und Kraft der Sonne, mit dem<br />

Bewusstsein, dass der Wendepunkt nun erreicht ist. Wende-<br />

Punkt. Punkt. Es wär mal wieder Zeit, einen Punkt zu machen.<br />

Oder noch besser einen Strich. Einen dicken fetten<br />

Strich unter die Rechnung, die sich nicht und nicht ausgehen<br />

will. Im Juni wird der Vollmond auch „Honigmond“ gen<strong>an</strong>nt<br />

– das englische „Honeymoon“ für Flitterwochen<br />

könnte ein Hinweis auf die vielen Hochzeiten in dieser Zeit<br />

sein. Hoch-Zeiten, wie passend. Nur wie, wenn maN es uns<br />

nicht erlaubt in diesem L<strong>an</strong>d, das soviel auf alte Werte zu<br />

halten scheint? Joh<strong>an</strong>nistag am 24. Juni wird als die christliche<br />

Entsprechung gesehen und geht auf Joh<strong>an</strong>nes den Täufer<br />

zurück. Na klar, denn Joh<strong>an</strong>na hätte niemals jem<strong>an</strong>den<br />

taufen dürfen. Und damit wir uns nicht allzu viel aufregen<br />

und bei all dem nicht depressiv werden, hält Mutter Natur<br />

ein kräftiges Heilkraut für uns Frauen bereit: Joh<strong>an</strong>nakraut<br />

gilt als Symbol für Vitalität, Lebensfreude und Fruchtbarkeit.<br />

Einer Sage zufolge ist in den Tagen um Litha der Schleier<br />

zwischen den Welten dünn und das Feenvolk k<strong>an</strong>n gesichtet<br />

werden. Es heißt, wenn du in dieser Nacht aus Versehen<br />

auf das Kraut trittst, wirst du ins Feenreich gebracht.<br />

Wahrscheinlich ist mir das heuer beim Flackern unseres<br />

Sonnwendfeuers passiert, denn ich hatte ein traumhaftes<br />

Erlebnis: Ich sah eine feenartige Frau im Priestergew<strong>an</strong>d,<br />

die gleichgeschlechtliche Paare, Männer wie Frauen in einer<br />

märchenhaften Zeremonie traute. D<strong>an</strong>ach feierten alle ein<br />

rauschendes Fest und spr<strong>an</strong>gen übers knisternde Feuer –<br />

mystisch ...<br />

Keine Sorge, Hypericum perforatum ist nicht toxisch –<br />

probierts doch aus!<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Ciara P. „Goodies“<br />

www.ciara-music.de<br />

Missy Elliott „The Cookbook“<br />

www.missy-elliott.com<br />

Faith Ev<strong>an</strong>s „The First Lady“<br />

www.faith-ev<strong>an</strong>s.de<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Queens, Princesses & Ladies<br />

Der Soundtrack für den Sommer: Electro-HipHop-Beats und 70er-Retro-Soul.<br />

Tipps von Vina Yun<br />

Bek<strong>an</strong>ntermaßen wird bei Akteurinnen<br />

in der HipHop- und<br />

R’n’B-Arena mit Adelstiteln<br />

nicht gegeizt – Queens, Princesses<br />

und First Ladies wohin<br />

m<strong>an</strong> schaut. Entsprechend enthusiastisch<br />

wird uns auch dieses new talent<br />

vorgestellt: „The princess is here!“ F<strong>an</strong>fare,<br />

Vorh<strong>an</strong>g hoch: hier kommt „Princess“<br />

(wieder mal!) Ciara P. Harris mit<br />

ihrem Debütalbum „Goodies“ (LaFace/Zomba/BMG).<br />

„Crunk & B“ nennt<br />

sich der von den Produzenten Lil’ John<br />

– siehe „Yeah“ von Usher – und Jazze<br />

Pha gepushte Sound made in Atl<strong>an</strong>ta,<br />

der mit extrem tiefen Bässen und dramatisch-pompösenSynthie-Gewitterwolken<br />

daherkommt. Von einigen wird<br />

Ciara schon als legitime Nachfolgerin<br />

von Aaliyah geh<strong>an</strong>delt, und tatsächlich<br />

wecken ihre Vocals stellenweise<br />

wehmütige Erinnerungen <strong>an</strong> Aaliyahs<br />

zart-kühlen Ges<strong>an</strong>gsstil. Während sich<br />

Stücke wie „Goodies“ oder „1, 2 Step“<br />

(feat. Missy Elliott) prächtig als Party-<br />

Reißer machen, wirken die restlichen<br />

Stücke auf dem Album eher wie liebenswürdige,<br />

aber etwas kraftlose Zugeständnisse<br />

<strong>an</strong> konventionelle R’n’B-<br />

Vorgaben. „Dust yourself off <strong>an</strong>d try<br />

again“, würde Aaliyah <strong>an</strong> dieser Stelle<br />

vielleicht raten – diese Fußstapfen sind<br />

für Ciara jedenfalls leider (noch) etwas<br />

zu groß.<br />

Das Tempo, das Ciaras Freundin<br />

und „reigning Queen of Hip Hop“ Missy<br />

Elliott <strong>an</strong> den Tag legt, raubt einer indes<br />

schon mal den Atem. Nur rund ein Jahr<br />

nach „This Is Not A Test“ jagt „Miss E.“<br />

Album Nummer 6 hinterher: mit „The<br />

Cookbook“ (Goldmind/Warner). „Im<br />

Studio fühle ich mich am wohlsten“,<br />

gibt Elliott freimütig zu,„hier finde ich<br />

meinen Frieden“. Das Resultat sind Produktionen,<br />

die Missy Elliott zur erfolgreichsten<br />

Künstlerin im HipHop-Genre<br />

gemacht haben und zeigen, dass<br />

Innovation heute längst nicht mehr einfach<br />

„von unten“, vom „Underground“<br />

kommt, sondern mitten im Mainstream<br />

vollzogen wird. Dafür wird schon mal<br />

kräftig in der Verg<strong>an</strong>genheit gestöbert:<br />

„Loose Control“, die erste Single aus<br />

Missy Elliotts neuem Album, basiert auf<br />

einem ewigen Elektro-Techno-Klassiker<br />

von 1983, nämlich „Clear“ von Cybotron:<br />

„B-Boys <strong>an</strong>d Fly Girls, get ur Freak on!“<br />

Neben Ciara und Fatm<strong>an</strong> Scoop (wobei<br />

dieser durchaus verzichtbar gewesen<br />

wäre) sind auf „The Cookbook“ auch<br />

noch special Guests wie Slick Rick, Mary<br />

J Blige und Tweet mit von der Partie –<br />

nicht zu vergessen London-Sensation<br />

M.I.A. (auf „Smash The Place“). Produktionstechnisch<br />

hat sich Missy Elliott u.a.<br />

L<strong>an</strong>gzeitkollaborateur Timbal<strong>an</strong>d sowie<br />

die Neptunes in ihre Sound-Küche geholt<br />

– bon appetit!<br />

Einen Old-School-Entwurf der <strong>an</strong>deren<br />

Art präsentiert R’n’B- und Soul-<br />

Artistin Faith Ev<strong>an</strong>s, die sich nach vierjähriger<br />

Pause zurückmeldet. Sie besinnt<br />

sich auf ihrem neuen Album „The<br />

First Lady“ (Capitol/EMI) auf die alte<br />

Schule des 1970er-Soul, inspiriert von<br />

KünstlerInnen wie Anita Baker, Marvin<br />

Gaye oder Lynn Collins. Größer könnte<br />

die Dist<strong>an</strong>z damit zu Ev<strong>an</strong>s ehemaligem<br />

Umfeld, nämlich Puff Daddys „Bad Boy“-<br />

Label und seinem unsäglichen „I’ll Be<br />

Missing You“-Hit von 1997, der sie endgültig<br />

zur Witwe von Notorious B.I.G.<br />

abstempelte, nicht sein. Doch Ev<strong>an</strong>s<br />

Soul-Verständnis ist alles <strong>an</strong>dere als puristisch:<br />

Gospel, Funk und HipHop-Einflüsse<br />

sind gestattet und willkommen.<br />

So eröffnet der pumpende Club-Track<br />

„Goin‘ Out“, produziert von Neptunes-<br />

Hälfte Pharell Williams das Album.<br />

Die Nummer erinnert auch ein wenig<br />

<strong>an</strong> Kelis, die dem Neptunes-Lager <strong>an</strong>gehört.<br />

Das zweite Stück „Again“ deutet<br />

aber schon mit seiner bitter-süßlichen<br />

Melodie und seinem dezenten, warmen<br />

Retro-Flair die Grundrichtung <strong>an</strong>, in die<br />

sich das Album bewegt. Einer der Höhepunkte<br />

ist wohl „Mesmerized“, ein<br />

funky, <strong>an</strong> Ev<strong>an</strong>s eigene Gospel-Sozialisation<br />

<strong>an</strong>gelehnter Song, der erfolgreich<br />

vorführt, wie ein Seventies-Soul-Groove<br />

mit neuen Mitteln in die Gegenwart<br />

übersetzt werden k<strong>an</strong>n. ❚


Beiden Seiten glauben<br />

Freundschaften im Krieg. „Serbische“ und „alb<strong>an</strong>ische“ Frauen<br />

hielten trotz aller Schwierigkeiten den Kontakt aufrecht.<br />

Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

Eine gewisse Resignation ist<br />

aus den Interviews heraus zu<br />

hören, tiefe Emotionen aber<br />

auch die notwendige Aufarbeitung<br />

von Kriegserlebnissen. Resignation<br />

vor der Unmöglichkeit das eigene<br />

Schicksal zu bestimmen und Verbrechen<br />

<strong>an</strong> <strong>an</strong>deren Menschen zu verhindern<br />

oder auch nur nachvollziehen<br />

zu können. Ein gewisser Punkt <strong>an</strong> Analyse<br />

ist erreicht, der „point of no return“<br />

schon länger. Die Schweizer Journalistin<br />

Elisabeth Kaestli besuchte zu l<strong>an</strong>gen<br />

Gesprächen mehrmals zwischen 2002<br />

und 2004 befreundete KriegsteilnehmerInnen<br />

von „serbischer“ und „alb<strong>an</strong>ischer“<br />

Seite, die trotz Krieg und Nationalismus<br />

versuchten, Kontakt zu halten.<br />

Eigentlich, vom Grundthema „Krieg“<br />

her, ein trauriges Buch, bleibt „Gräben<br />

und Brücken. Freundschaften vor und<br />

nach den Kriegen im Balk<strong>an</strong>“ faszinierend<br />

durch die Fülle <strong>an</strong> Details des<br />

menschlichen Lebens, die Kaestli über<br />

Jahre zusammen getragen hat.<br />

„Niem<strong>an</strong>den steht auf die Stirn geschrieben,<br />

ob er etwas Schlechtes get<strong>an</strong><br />

hat oder nicht“, meint Sahadete Dula,<br />

die Geschäftsführerin der Frauenorg<strong>an</strong>isation<br />

„Hareja“ in dem Städtchen<br />

Rahovec. Sie sah am 14. Juni 1999, als<br />

in Rahovec die NATO einmarschierte,<br />

und hinter ihr die UCK-Kämpfer, kamen,<br />

wie serbische Menschen zu flüchten<br />

beg<strong>an</strong>nen. Die Flüchtlingskolonnen der<br />

SerbInnen lösten bei ihr gemischte Gefühle<br />

aus:„Es war das gleiche Bild wie<br />

während der Flucht der Alb<strong>an</strong>er. Sie<br />

flüchteten mit Traktoren ... Ich war erleichtert,<br />

dass sie weggingen, aber irgendwie<br />

ging es mir unter die Haut.“<br />

Nach wie vor gibt es heute noch starkes<br />

Misstrauen zwischen den Volksgruppen,<br />

da die Leute in den meisten Fällen<br />

nicht wissen, wer genau die Gräueltaten<br />

beg<strong>an</strong>gen hat und ob auch Bek<strong>an</strong>nte<br />

aus der eigenen Stadt darunter waren.<br />

Die klassische Verteidigungsstrategie<br />

einiger serbischer Frauen, dass nur<br />

Serben aus Serbien Massaker <strong>an</strong>gerichtet<br />

hätten, weist Sahadete zurück, denn<br />

ohne die Zusammenarbeit mit der lokalen<br />

serbischen Bevölkerung, wäre es<br />

nicht möglich gewesen, alle diese Verbrechen<br />

auszuüben. Den größten<br />

Schmerz verursachten Attacken durch<br />

ehemalige Schulfreunde, Bek<strong>an</strong>nte,<br />

Nachbarn ... Zur Aufarbeitung haben<br />

am ehesten kleinere lokale, multiethnische<br />

Projekte Erfolg. „Jedes Treffen<br />

nimmt ein Stück Hass weg“, meint<br />

Sahadete.<br />

„Ich habe den einen wie den <strong>an</strong>deren<br />

geglaubt“, erzählt die Buchhalterin<br />

Tatj<strong>an</strong>a Kolasinac, die den Menschen<br />

sieht und nicht die Nationalität. „M<strong>an</strong><br />

fragt nie das einfache Volk. Da haben<br />

<strong>an</strong>dere entschieden, nicht wir.“ Doch<br />

auch sie wird das serbische Quartier<br />

von Orahovac verlassen müssen. Es ist<br />

gefährlich dort, ihr Vater wurde beim<br />

abendlichen Plausch mit seinen Freunden<br />

am Tr<strong>an</strong>sformatorenhäuschen erschossen.<br />

Ihre Schwiegermutter fügt<br />

hinzu: „Auch ich glaube den einen wie<br />

den <strong>an</strong>deren. Jeder Mensch hat seine<br />

eigenen Erfahrungen, seine Informationen<br />

und seinen Blickwinkel. Daraus<br />

ergibt sich das, was wir als Wahrheit<br />

betrachten.“ Doch im Mai 2004, nach<br />

den gewalttätigen Ausschreitungen<br />

im Kosovo gegen Serben und Roma<br />

Mitte März, ändert Tatj<strong>an</strong>a ihre Meinung.<br />

„Ich hatte dir gesagt, ich glaubte<br />

den einen wie den <strong>an</strong>deren, jetzt glaube<br />

ich niem<strong>an</strong>dem mehr“, meint sie resigniert.<br />

Wie konnte es in Europa am Ende<br />

des 20. Jahrhunderts zu den Kriegen in<br />

Jugoslawien kommen? Kaestli wollte<br />

vor allem dem Zwischenmenschlichen<br />

auf den Grund gehen. Die betroffenen<br />

Frauen setzen ihre Hoffnungen auf ihre<br />

FreundInnenschaften, ihre Frauenorg<strong>an</strong>isationen<br />

und auf Europa. Die Gründerin<br />

der Frauenorg<strong>an</strong>isation „Through<br />

heart to peace“ aus Kozarac, Emsuda<br />

Mujagic, hat einen großen Traum:„Alle<br />

Länder von Ex-Jugoslawien müssen entwaffnet<br />

werden. Ich träume auch, dass<br />

Europa eines Tages ein einziges L<strong>an</strong>d ist,<br />

wo keine Armee mehr nötig ist.“ Die Soziologin<br />

Vjollca Krasniqi wünscht sich<br />

mehr Eigenver<strong>an</strong>twortung und Selbstbestimmung<br />

– überall auf der Welt:„Die<br />

Regierung sollte nicht eine Autorität<br />

sein, <strong>an</strong> die die Bevölkerung blind<br />

glaubt und deren Weisungen sie blind<br />

ausführt. Wenn zu viel Respekt vor Autoritäten<br />

besteht, ist die Gesellschaft<br />

unreif.“ ❚<br />

lese.zeichen<br />

Elisabeth Kaestli: Gräben<br />

und Brücken.<br />

Freundschaften vor und nach den<br />

Kriegen im Balk<strong>an</strong>. 16 Porträts.<br />

Limmat Verlag, 2004, Euro 18,- (D)<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


lese.zeichen<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Sichtbar<br />

Der erste Teil des Buches bemüht sich<br />

um eine allgemeine Best<strong>an</strong>dsaufnahme<br />

in Sachen Frauenliteratur, Feministischer<br />

Forschung und Übersetzungstheorie.<br />

Hier wird das Arbeitsfeld abgesteckt,<br />

in dem sich die feministische<br />

Tr<strong>an</strong>slationstheorie bewegt: zwischen<br />

einem mehr als fragwürdigen Literaturk<strong>an</strong>on,<br />

der daraus resultierenden<br />

Machtfrage (Wer reüssiert letzten Endes<br />

auf dem Literaturmarkt und warum?)<br />

und dem Wesen der Frauenliteratur:<br />

Schreiben Frauen wirklich <strong>an</strong>ders<br />

als Männer, und was würde das bedeuten?<br />

Darüber hinaus geht es der Übersetzungswissenschaft<br />

um den Effekt<br />

der Sichtbarmachung von bedeutenden<br />

Übersetzerinnen und deren Werk. In<br />

diesem speziellen Fall betrifft das das<br />

kreative Schaffen von Elisabeth Schnack<br />

(1899-1992), die über 200 Werke aus<br />

dem Englischen übersetzt hat, aber<br />

auch selbst als Autorin tätig war. Im<br />

Hauptteil des Buches wird ihr Leben<br />

und ihre Arbeitsweise genauer unter<br />

die Lupe genommen, d<strong>an</strong>ach die US-Autorin<br />

Carson McCullers kurz vorgestellt.<br />

Besonders sp<strong>an</strong>nend das letzte Kapitel,<br />

in dem Original und Übersetzung mitein<strong>an</strong>der<br />

verglichen werden und Überraschendes<br />

zu Tage tritt.<br />

Bibi Klein<br />

D<strong>an</strong>iela Beuren: Das Konstrukt Frau in der Tr<strong>an</strong>slation.<br />

Elisabeth Schnack übersetzt Carson McCullers.<br />

Leykam <strong>2005</strong>, Euro 17,90<br />

Atemlos<br />

Im April feierte die mit zahlreichen<br />

Preisen ausgezeichnete Autorin Sarah<br />

Kirsch ihren 70. Geburtstag und gerade<br />

rechtzeitig wurde auch ihr lyrisches<br />

Gesamtwerk präsentiert. Alle 767 ver-<br />

öffentlichten Gedichte in einem B<strong>an</strong>d,<br />

der genauso kahl und aufs Wesentlichste<br />

reduziert ist, wie ihre bisherigen<br />

Bücher. Keine Jahreszahlen. Kein Voroder<br />

Nachwort. Keine biografischen<br />

Notizen. Selbst der Anlass, der runde<br />

Geburtstag, wird mit keinem Wort erwähnt.<br />

Nur Sarah Kirschs Worte, roh<br />

und alles-sagend und fast durchgehend<br />

in Ich-Form. Sarah Kirsch wurde<br />

1935 als Ingrid Bernstein im späteren<br />

Ostdeutschl<strong>an</strong>d geboren. Sie war acht<br />

Jahre mit dem Lyriker Rainer Kirsch<br />

verheiratet. Ihr Vornamen Pseudonym<br />

Sarah benutzt sie seit der ersten Veröffentlichung<br />

lyrischer Texte in den<br />

1960ern: In Gedenken <strong>an</strong> die Massenvernichtung<br />

der Juden während der<br />

NS-Zeit und als Protest gegen den Antisemitismus<br />

des wenige Jahre vorher<br />

verstorbenen Vaters. Politisches Engagement<br />

prägte die Arbeit von Sarah<br />

Kirsch und dabei blieb sie auch konsequent:<br />

1992 etwa lehnte sie die Berufung<br />

<strong>an</strong> die Berliner Akademie der<br />

Künste mit der Begründung ab, diese<br />

sei eine „Schlupfbude“ für ehemalige<br />

Staatsdichter und Stasi-Zuträger. Für<br />

Sarah Kirschs lyrischen Stil wurde in<br />

den 1970er Jahren das Schlagwort „Sarah-Sound“<br />

geprägt: eine Atemlosigkeit,<br />

der die Satzzeichen fast ausnahmslos<br />

zum Opfer fallen.<br />

Gabi Horak<br />

Sarah Kirsch: Sämtliche Gedichte<br />

Deutsche Verlags-Anstalt <strong>2005</strong>, Euro 19,90<br />

Brieffreundschaft<br />

Das Private ist politisch, darüber sind<br />

wir uns vermutlich einig. Das bedeutet<br />

aber nicht, dass alles Private für die Öffentlichkeit<br />

interess<strong>an</strong>t ist. Wenn Alice<br />

Schwarzer und ihre Jugendfreundin<br />

Barbara Maia ihre private Korrespon-<br />

denz veröffentlichen, gehört das über<br />

weite Strecken zu den Dingen, die für<br />

keine Erweiterung des Leserinnenhorizonts<br />

sorgen.<br />

Die beiden Frauen waren im Alter<br />

zwischen 15 und 21 Jahren beste<br />

Freundinnen, bevor sich ihre Wege<br />

trennten. Nach 40 Jahren begeben sie<br />

sich nun gemeinsam auf die Suche<br />

nach Jugenderinnerungen. Daraus<br />

könnte auch ein interess<strong>an</strong>tes Zeitdokument<br />

werden. Tatsächlich tauchen<br />

ab und <strong>an</strong> sp<strong>an</strong>nende Hintergründe<br />

auf, wie der damalige Umg<strong>an</strong>g mit der<br />

Naziverg<strong>an</strong>genheit, Gewalt gegen<br />

Frauen, Sexualität und einiges mehr.<br />

Aber im Vergleich zu den überwiegenden<br />

Erinnerungen <strong>an</strong> (Klischees zementierende)<br />

gackernde Mädchen, die<br />

ja sein dürfen, aber eben nicht sehr<br />

sp<strong>an</strong>nend sind, und <strong>an</strong> immer wieder<br />

neue Verehrer, Lover und Exfreunde<br />

nehmen sie sich dürftig aus. Bei aller<br />

Wertschätzung für Alice Schwarzer<br />

und ihr feministisches Engagement: sie<br />

hätte ihre Energie lieber in ein <strong>an</strong>deres<br />

Buch stecken sollen.<br />

Karin Eckert<br />

Alice Schwarzer, Barbara Maia: Liebe Alice! Liebe Barbara!<br />

Briefe <strong>an</strong> die beste Freundin.<br />

Kiepenheuer & Witsch <strong>2005</strong>, Euro 18,90<br />

Freud und Leid(enschaft)<br />

Auf der Grundlage von Briefen ihres<br />

Großvaters hat Esther Freud einen<br />

sp<strong>an</strong>nenden Rom<strong>an</strong> geschrieben, der<br />

in keinem Urlaubsgepäck fehlen sollte.<br />

Freud erzählt parallel von den Liebesgeschichten,<br />

die sich in einem kleinen<br />

englischen Dorf jeweils im Sommer<br />

1953 und 2003 abspielen. Dabei fließen<br />

zahlreiche Elemente der Freud´schen<br />

Familiengeschichte ein: Die Berufe der<br />

ProtagonistInnen reichen von Psycho


<strong>an</strong>alyse (Sigmund) über Architektur<br />

(dessen Sohn Ernst) bis zur Malerei<br />

(Luci<strong>an</strong>, der Vater der Autorin). Studentin<br />

Lily spürt für ihre Abschlussarbeit<br />

dem jüdischen Architekten Lehm<strong>an</strong>n<br />

und seinem Werk in der Emigration<br />

nach. Unsicher, was sie mit ihrem Studienabschluss<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen soll, ist Lily<br />

vor allem auf der Suche nach ihrem eigenen<br />

Weg – auch in Bezug auf ihre<br />

Beziehung zum jungen Stararchitekten<br />

Nick, der keine Zeit für gemeinsame<br />

Pläne hat. So verliert sich Lily in<br />

den zahlreichen sehnsuchtsvollen Briefen<br />

Lehm<strong>an</strong>ns <strong>an</strong> seine Frau Elsa und<br />

ist fasziniert von der tiefen Liebe zwischen<br />

den beiden. Dabei k<strong>an</strong>n sie nicht<br />

wissen, wie ähnlich Elsas Geschichte<br />

ihrer eigenen ist. Die LeserInnen wissen<br />

es aber und darin besteht die<br />

Sp<strong>an</strong>nung!<br />

Einziger Wermutstropfen bei der<br />

sonst sehr nachvollziehbaren Beziehungsreflexion<br />

ist Freuds Interpretation<br />

häuslicher Gewalt, bei der vieles ohne<br />

Erklärung stehen bleibt.<br />

Claudia Saller<br />

Esther Freud: Das Haus am Meer<br />

Bloomsbury <strong>2005</strong>, Euro 19,90<br />

Bacardi feeling<br />

Mira Valenskys Beziehung geht in die<br />

Brüche. Ein Grund Urlaub zu machen,<br />

um Abst<strong>an</strong>d zu gewinnen. Wie gut, dass<br />

sie Journalistin ist und zwecks Reisebericht<br />

und Hoteltest kostenlos in die Karibik<br />

reisen k<strong>an</strong>n und zwar genau dorthin,<br />

wo sich im Moment auch ihre<br />

Freundin und Putzfrau, Vesna Krajner<br />

aufhält. Dort gibt es nicht nur einen<br />

h<strong>an</strong>dfesten Bausk<strong>an</strong>dal aufzuklären,<br />

sondern natürlich, wie es sich für einen<br />

richtigen Krimi gehört, auch einen<br />

Mord ...<br />

Rossm<strong>an</strong>ns Krimi bietet etwas viel<br />

Sozialrom<strong>an</strong>tik: Dass sich Vesna gegenüber<br />

Mira als ihrer Arbeitgeberin in<br />

einem Abhängigkeitsverhältnis befindet,<br />

ist kein Thema, g<strong>an</strong>z selbstverständlich<br />

freut sich die Putzfrau auch in<br />

ihrem Urlaub die „Chefin“ zu sehen.<br />

Auch dass die beiden außenstehenden<br />

Touristinnen innerhalb kürzester Zeit<br />

voll ins soziale Insel-Gefüge integriert<br />

sind, scheint etwas weit hergeholt.<br />

Nichts desto trotz bleibt es ein durchaus<br />

sp<strong>an</strong>nender Krimi, mit zahlreichen<br />

Einblicken in die karibische Küche, die<br />

Lust aufs Nachkochen machen. Bei jenen<br />

mit großer Geldbörse wird wohl<br />

das Reisefieber entfacht, aber auch bei<br />

den daheim Bleibenden im Gänsehäufel<br />

kommt so etwas wie Karibikfeeling<br />

auf.<br />

Martina Madner<br />

Eva Rossm<strong>an</strong>n: Karibik all inclusive.<br />

Ein Mira Valensky Krimi.<br />

Folio Verlag 2004, Euro 19,50<br />

Knutschschleimiger Lippenherpes<br />

Nie wieder weinende Gesichter im<br />

Klassenbuch. Nie wieder Hausarrest.<br />

Nie wieder einen Abend, <strong>an</strong> dem Mama<br />

nicht mit ihr spricht. Mit diesen Ged<strong>an</strong>ken<br />

l<strong>an</strong>det Mellis Wutteufel, der eines<br />

Tages aus Versehen aus ihrem Mund<br />

herausspringt, in der Mülltonne. Bis dahin<br />

empf<strong>an</strong>d Melli ihr Leben bisweilen<br />

doch als recht <strong>an</strong>strengend, denn auf<br />

einen unkontrollierten Wutausbruch<br />

folgte meistens eine saftige Strafe:<br />

Beim letzten Mal, verbrachte sie eine<br />

Stunde und dreizehn Minuten vor dem<br />

Klassenzimmer, bis sie sich, wie ihre<br />

Lehrerin meinte, wieder im „Griff“ hatte.<br />

Eindeutig zu l<strong>an</strong>g! Dies scheint nun<br />

alles vorbei zu sein. Wenn da nicht ihre<br />

Freundin Anna wäre, die mit der braven<br />

Melli überhaupt nichts mehr <strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen<br />

weiß. Besonders wenn es darum<br />

geht, sich gegen Kevin und Anton zu<br />

wehren, die ihnen ihr Staudammprojekt<br />

streitig machen. Nur Anna zu Liebe<br />

bemüht sie sich um Gegenwehr, aber<br />

ohne ihre Wut hat sie gegen die beiden<br />

Jungs keine Ch<strong>an</strong>ce. Melli steht der<br />

neuen Situation ziemlich ratlos gegenüber.<br />

Doch zum Glück ist da noch<br />

das kleine Teufelchen, das sich nicht so<br />

einfach vertreiben lässt und nach einigen<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzungen ist Melli<br />

auch bereit, ihn wieder bei sich „aufzunehmen“<br />

– diesmal allerdings nach<br />

ihren Bedingungen. Wut tut nun mal<br />

einfach gut!<br />

Svenja Häfner<br />

Sabine Both: Mellis Teufelchen.<br />

Mit Illustrationen von Barbara Korthues.<br />

rororo Verlag <strong>2005</strong>, Euro 6,90<br />

Mädchen ab 9 Jahre<br />

neu.l<strong>an</strong>d<br />

Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />

„Reiseprovi<strong>an</strong>t“ für S.<br />

lese.zeichen<br />

Widme S. diese Zeilen. Als eine Art „Reiseprovi<strong>an</strong>t“. Sie<br />

nimmt Abschied. Nein, nicht von mir. Sie verabschiedet<br />

sich von diesem L<strong>an</strong>d. Sie wird bald achtzehn. Hat gerade<br />

ihre Maturaprüfungen gemacht. Vier <strong>an</strong> einem Vormittag.<br />

Alle mit Auszeichnung. D<strong>an</strong>n sagte der Kommissionspräsident<br />

noch: „Vielen D<strong>an</strong>k, dass Sie uns den Vormittag verschönert<br />

haben.“ Ich: glücklich. S. ist nicht mein Kind. Und<br />

doch. Irgendwie dachte ich, besser eine gute T<strong>an</strong>te sein,<br />

als eine schlechte Mutter. Vor vierzehn Jahren kam sie<br />

hierher. Deutsch war und ist nicht ihre Muttersprache. Sie<br />

lernte es aber schnell. Kinder machen es eben kinderleicht.<br />

Weil sie klug sind. Wenn m<strong>an</strong> sie dar<strong>an</strong> nicht hindert.<br />

Und es auch unterstützt. Ohne Zw<strong>an</strong>g. Ohne Muss.<br />

Wenn m<strong>an</strong> mit ihnen redet. Ihre Fragen be<strong>an</strong>twortet. Mit<br />

ihnen diskutiert. Ihnen beibringt, dass alles hinterfragt<br />

werden soll. Ihnen nicht ständig die Welt erklärt. Weil<br />

m<strong>an</strong> es quasi eh besser weiß. S. geht nach Belgrad studieren.<br />

M<strong>an</strong>che denken, sie sei verrückt. Oh, nein, weit verfehlt!<br />

Sie ist eine sehr kluge junge Frau. Die weiß, was sie<br />

will. Und sie hat es so gewollt. Und so entschieden. Und<br />

Glück gehabt, dass ihre Bezugspersonen ihre Wünsche<br />

und Entscheidungen respektieren und unterstützen.<br />

Klingt fast wie ein Märchen. Aber nein, es ist ja keins. So<br />

eine Realität ist doch möglich. Wenn m<strong>an</strong> begreift, dass<br />

nicht alles mit Geld gemessen und bezahlt werden k<strong>an</strong>n.<br />

Und dass die wahren Werte im Inneren sind, dass sie niem<strong>an</strong>d<br />

wegnehmen k<strong>an</strong>n und sie herumgetragen werden,<br />

egal wo m<strong>an</strong> ist. Vor zwei Jahren sagte S. mal zu mir: „Ich<br />

verstehe nicht, was dar<strong>an</strong> so toll ist, wenn m<strong>an</strong> fortgeht<br />

und d<strong>an</strong>n der einzige Spaß darin besteht, sich in zwei<br />

Stunden voll zu saufen und sich am nächsten Tag <strong>an</strong> nichts<br />

zu erinnern?!“ Tja, so ist es halt mit Amnesie. Ein beliebtes<br />

Therapiemittel. Aber du hast es eh begriffen. Mach es einfach<br />

weiter so, wie du es immer gemacht hast: mit deinem<br />

klugen Köpfchen. Und viel Glück auf deiner Reise in die<br />

Zukunft!<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


Fo t o s : Wi e n M u s e u m ge.sehen<br />

Die Sinalco-Epoche. Essen, Trinken,<br />

Konsumieren nach 1945.<br />

Wien Museum Karlsplatz;<br />

bis 25.9., 4,- Euro (erm. 2,-),<br />

Di-So + Fei 9–18.00, Mi 9–20.00,<br />

Fr. 9-12.00, Eintritt frei<br />

www.wienmuseum.at<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Wir kochen elektrisch!<br />

Das Wien Museum widmet sich den Konsumgewohnheiten der ÖsterreicherInnen nach<br />

1945. Bibi Klein hat „Die Sinalco-Epoche“ besucht.<br />

Im Eing<strong>an</strong>gsbereich der Ausstellung<br />

regiert die Trostlosigkeit zwischen<br />

Konservendosen, Care-Paketen<br />

und Lebensmittelkarten.<br />

Während des Zweiten Weltkrieges<br />

hielt sich das Elend durch die Ausbeutung<br />

der besetzten Länder noch in Grenzen.<br />

Aber nach Kriegsende hungerten die<br />

ÖsterreicherInnen wirklich, während sie<br />

die Trümmer ihrer jüngsten Verg<strong>an</strong>genheit<br />

beseitigten. An allen Ecken und Enden<br />

musste improvisiert werden, sogar<br />

Kochbücher wurden neu geschrieben,<br />

weil buchstäblich nichts da war.<br />

Aufschwung. Zwischen den trostlosen Exponaten<br />

der unmittelbaren Nachkriegszeit<br />

blitzen aber bereits die Farbkleckse<br />

des Wirtschaftsaufschwungs durch: Das<br />

Darben hatte l<strong>an</strong>gsam ein Ende,„Konsum“<br />

und „Wohlst<strong>an</strong>d“ hießen die neuen<br />

Reizwörter, mit deren Hilfe die Frauen<br />

unbemerkt wieder <strong>an</strong> den Herd zurück<br />

gedrängt werden sollten.Während des<br />

Krieges als aufopfernde Mütter und tatkräftige<br />

Frauen <strong>an</strong> der „Heimatfront“ gepriesen,<br />

wurden die Frauen nach dem<br />

Krieg zu perfekten Hausfrauen hochstilisiert.<br />

Damit f<strong>an</strong>d ihre berufliche Karriere<br />

ein jähes Ende. Von nun <strong>an</strong> war ihr Platz<br />

wieder zu Hause: Dort sollten sie das<br />

leibliche Wohl der gesamten Bilderbuch-<br />

Familie sichern und zwar stets „mit Liebe“<br />

und immer mit einem Lächeln auf<br />

den gepflegten Lippen. G<strong>an</strong>ze Generationen<br />

von <strong>an</strong>gehenden Hauswirtschafte-<br />

rinnen wurden – unter tatkräftiger Unterstützung<br />

der Werbewirtschaft – auf<br />

ihre Zukunft in den eigenen vier Wänden<br />

eingeschworen:„Morgen bist du Hausfrau“,<br />

hieß es da drohend auf der Titelseite<br />

eines Lehrbuches für Hauswirtschaft<br />

oder „Alles für ihn!“ auf einem Kochbuch,<br />

das ein Paar bei Tisch zeigt: SIE zerteilt<br />

ihm fein säuberlich die Mahlzeit, die sie<br />

soeben liebevoll zubereitet hat, ER beobachtet<br />

streng jeden ihrer H<strong>an</strong>dgriffe.<br />

Schließlich bringt er das Geld nach Hause<br />

und am Ende des Monats muss kontrolliert<br />

werden, ob sie auch gut gewirtschaftet<br />

hat. Sie indessen muss ihn sich<br />

bei Laune halten – Liebe geht bek<strong>an</strong>ntlich<br />

durch den Magen.<br />

Zeigefinger. Aber während fin<strong>an</strong>ziell immer<br />

noch einiges aufzuholen war und<br />

die Hauswirtschaft bisweilen zur Quadratur<br />

des Kreises wurde, musste erst<br />

noch das Genießen erlernt werden. Denn<br />

nur wer wirklich kultiviert war, beherrschte<br />

den „Guten Ton“ und verst<strong>an</strong>d<br />

es, m<strong>an</strong>ierlich zu speisen. Besonders<br />

d<strong>an</strong>n, wenn Gäste eingeladen wurden.<br />

Ratgeber und Sittenfibeln boomten –<br />

wieder etwas Neues, das die Hausfrau<br />

lernen musste, und mehr als einmal<br />

wurde sie mit erhobenem Zeigefinger<br />

gemaßregelt, wenn etwas nicht klappte.<br />

Dafür wurde sie aber bei tadellosem Verhalten<br />

mit einem Kuss belohnt. Vielleicht<br />

sogar mit einer neuen Einbauküche, zumindest<br />

aber mit einem neuen Küchen-<br />

gerät, das die <strong>an</strong>fallende Arbeit praktisch<br />

von selbst erledigte. Jetzt konnte Mutti<br />

hacken, rühren, kneten, braten und garen,<br />

was das Zeug hielt, wirklich zaubern<br />

konnte sie aber nur mit dem neuen<br />

Kühlschr<strong>an</strong>k, ihrem „besten Stück“. Und<br />

während sich das Österreichische Gütesiegel<br />

zu etablieren beg<strong>an</strong>n, wurde<br />

gleichzeitig das Angebot in den Supermärkten<br />

zunehmend „exotischer“. Von<br />

da <strong>an</strong> galt es nicht nur die österreichischen<br />

Rezepte zu beherrschen, es wurde<br />

auch amerik<strong>an</strong>isch, fr<strong>an</strong>zösisch oder italienisch<br />

gekocht. Und vor allem: elektrisch<br />

und immer noch mit viel Liebe.<br />

Reflexion. Institutionalisierte unbezahlte<br />

Hausarbeit: Das wünschen sich auch heute<br />

noch viele Männer von ihren Frauen –<br />

bestärkt durch die Werbewirtschaft und<br />

Schwarz-Or<strong>an</strong>ge. Laut Eigendefinition<br />

will die von Sus<strong>an</strong>ne Breuss kuratierte<br />

Ausstellung als Teil der Ver<strong>an</strong>staltungsreihe<br />

„Begegnung findet Stadt“ zum Gedenkjahr<br />

<strong>2005</strong> zur Reflexion über die<br />

österreichische Nachkriegsentwicklung<br />

<strong>an</strong>regen.Wer sich darauf einlässt, wird<br />

zweifellos <strong>an</strong>geregt: verstörend einige Exponate<br />

(vor allem die Werbefilme!), gelungen<br />

und pointiert die Begleittexte und der<br />

Katalog.„Die Sinalco-Epoche“ präsentiert<br />

ein Stück authentische Konsumgeschichte,<br />

die zugleich auch – leider nicht immer<br />

leicht verdauliche – Frauengeschichte ist.<br />

Im wahrsten Sinne des Wortes: ein Blick<br />

über den Tellerr<strong>an</strong>d hinaus. ❚


musik.t<strong>an</strong>z<br />

11.-23.7., Graz<br />

T<strong>an</strong>zworkshops im Rahmen des Internationalen<br />

T<strong>an</strong>ztheaterfestivals.<br />

Mit Liz King, Laura Marini, Eva Brunner,<br />

Simone Lukas-Jogl u.v.a.<br />

Bühnenwerkstatt Graz, 8010 Graz, Schubertstraße<br />

31, T. 0316/321 034, buehnenwerkstatt@ut<strong>an</strong>et.at,www.buehnenwerkstatt.at<br />

18.7. und 11.8., 21.00, Wien<br />

ImPulsT<strong>an</strong>z05 – „Campo de ‘Fiori“. Das<br />

Choreografie-Debut von Mala Kline<br />

zeigt Zeitlosigkeit im Stil der Renaiss<strong>an</strong>ce<br />

Schauspielhaus, 9., Porzell<strong>an</strong>gasse 19,<br />

www.schauspielhaus.at, Kosten: 18,-/15,- Euro,<br />

18.7.: ab 22.15 und 11.8.: 21.00<br />

22.-24.7., Wiesen<br />

29. Jazzfest Wiesen. Mit Gustav,<br />

Barbara Dennerlein, Amos Lee,<br />

Roisin Murphy u.v.a.<br />

Zipfer Zone Wiesen, 7203 Wiesen,<br />

Schöllingstrasse 1, office@wiesen.at,<br />

www.wiesen.at, Tageskarte 45,- Euro<br />

24.7., 18.30, Wien<br />

Hommage à Rosalia Chladek. „Rekonstruktionen<br />

von Sologestaltungen<br />

1923-1951“. Verschiedene Arbeiten der<br />

europäischen T<strong>an</strong>z-Expressionistin<br />

Akademietheater, 3., Lisztstrasse 1,<br />

T. 01/514 44 47 40<br />

24.7. und 28.7., Wien<br />

ImPulsT<strong>an</strong>z05 – „Melissa is a Bitch“.<br />

Von der Choreografin Ann Liv Young<br />

Schauspielhaus, 9., Porzell<strong>an</strong>gasse 19,<br />

www. schauspielhaus.at, Kosten: 18,-/15,-<br />

Euro, 24.7.: ab 21.00 und 28.7.: ab 22.15<br />

26.7. und 28.7., 21.00, Wien<br />

bODY_rEMIX/gOLDBERG_vARIATIONS.<br />

Die Compagnie von Marie Chouinard<br />

t<strong>an</strong>zt Variationen zum Thema Freiheit<br />

Burgtheater, 1., Karl-Lueger-Ring 2,<br />

www.burgtheater.at<br />

30.7., 21.00 und 1.8., 22.15, Wien<br />

ImPulsT<strong>an</strong>z 05 – „Drängen“. Ingrid<br />

Reisetbauer sucht mit Maja Slattery,<br />

Veronika Siemer und Joh<strong>an</strong>na Tatzgern<br />

die Grenzen von persönlichen und<br />

kollektiven Geschichten<br />

Schauspielhaus, 9., Porzell<strong>an</strong>gasse 19,<br />

www.schauspielhaus.at, Kosten: 18,-/15,-<br />

Euro, 30.7.: ab 21.00 und 1.8.: ab 22.15<br />

film<br />

8.7.-18.9., Wien<br />

Prater Kino Welt. Filmvergnügen im<br />

alten Prater<br />

Pratermuseum, 2., Oswald-Thomas-Platz 1,<br />

Pl<strong>an</strong>etarium beim Riesenrad, www.wienmuseum.at,<br />

bis 31.7.: Di-Fr 10-13.00 und<br />

14-21.30, ab 1.8.: Di-Fr 10-13.00 und 14-18.00,<br />

Kosten: 2,-/ 1,- Euro<br />

12.-17.7., 1.8., Wien<br />

Ohne Kohle . Internationales Independent<br />

Video- und Filmfestival<br />

Filmcasino, 5., Margaretenstr. 78,<br />

T. 01/587 90 62, Info T. 01/535 28 03, www.<br />

ohnekohle.net, 2.7. Festivalfrühstück, Präsentation<br />

der preisgekrönten Filme im Garten<br />

des Volkskundemuseums 10.8.: 21.30<br />

3.8., 21.30, Wien<br />

Victor/Victoria (UK/US 1982), R: B. Edwards<br />

Kino unter Sternen, 2., Augarten, Schüsselwiese,<br />

Eing<strong>an</strong>g Gaußplatz, Reservierung<br />

T. 0800 664 040, office@kinountersternen.at,<br />

www.kinountersternen.at,<br />

Filme täglich ab 21.30, Kosten: 7,50 Euro<br />

11.8., 21.00, Wien<br />

Volxkino 05. Hakoah Lischot.<br />

Filmisches Proträt über sieben Frauen<br />

des jüdischen Sportclubs Hakoah in<br />

Wien vor dem 2. Weltkrieg<br />

Esra, 2., Tempelgasse 5, T. 01/214 90 14,<br />

info@esra.at, www.esra.at, Einlass eine<br />

Stunde vor Beginn, Lichtbildausweis<br />

mitnehmen<br />

11.8., 21.30, Wien<br />

Kino unter Sternen. L’intrus (F 2004).<br />

R: C. Denis. Moderner Abenteuerfilm<br />

und sinnliches Meisterwerk<br />

zugleich<br />

Kino unter Sternen, 2., Augarten,<br />

Schüsselwiese, Eing<strong>an</strong>g Gaußplatz,<br />

Reservierung T. 0800 664 040, office@<br />

kinountersternen.at, www.kinountersternen.at,<br />

Filme täglich ab 21.30,<br />

Kosten: 7,50 Euro<br />

theater.kabarett<br />

4.7., Mo 20.00, Wien<br />

Erinnerungstheater. Theatergruppe<br />

Vzominky präsentiert Geschichten<br />

von Menschen aus aller Herren/Frauen<br />

Länder. R: D. Csapo<br />

Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,<br />

T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at,http://www.theateramspittelberg.at,<br />

Kosten: 20,-/ 7,- Euro<br />

7.-9.7., Do-Sa 19.30, Wien<br />

In the Heat of Our Own Pictures. Gemeinsame<br />

Produktion von 12 TänzerInnen,<br />

MusikerInnen, SchauspielerInnen,<br />

PerformerInnen und RegisseurInnen<br />

aus Europa und Brasilien<br />

Kosmos Theater Wien, 7., Siebensterngasse<br />

42, Karten T.01/523 12 26,<br />

www.kosmostheater.at, Info zum Stück:<br />

T. 0664/4138705, ewp@w-point.at,<br />

www.theperform<strong>an</strong>cebridge.net,<br />

Kosten: 12,-/ 8,- Euro<br />

15.-16.7, 20.00, Wien<br />

Monique Schnyder – „Mamalou“.<br />

Clown & Co. Visual Theater aus der<br />

Schweiz<br />

Theater am Spittelberg, 7., Spittelberggasse<br />

10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at,http://www.theateramspittelberg.at,<br />

Kosten: 20,-/ 7,- Euro,<br />

freie Platzwahl<br />

19., 24.7., Di 20.00, Wien<br />

Ladies Night Summer Special Varieté.<br />

Mit Eva D., Sus<strong>an</strong>ne Draxler, Christina<br />

Förster, Natascha Gundacker, Ingeborg<br />

Schwab, Gerti Tröbinger<br />

Theater am Spittelberg, 7., Spittelberggasse<br />

10, T. 01/526 13 85, tickets@theateramspittelberg.at,http://www.theateramspittelberg.at,<br />

Kosten: 20,-/7,- Euro,<br />

freie Platzwahl<br />

4.-28.8., 19.30, Reichenau<br />

Am Ziel. Theaterstück von Thomas<br />

Bernhard unter der Regie von<br />

Helga David. Mit Misha Pilss und<br />

Monika Pallua<br />

Ballsaal des Thalhofes,<br />

2651 Reichenau/Rax, Thalhofstr. 23,<br />

T. 02662/430 06, Vorstellungen:<br />

4.,5.,6.,7.,11.,12.,13.,14., 25.,26.,27 & 28.8. und<br />

3., 4. 9.: 19.30, Nachmittagsvorstellungen<br />

10. 8. und 2. 9.: 16.00<br />

seminar.workshop<br />

4.,11.,18.,25., 16.30-18.00, Wien<br />

Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung nach<br />

Jacobson. Mit Petra Öllinger<br />

VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburgerstraße 29,<br />

T. 01/715 08 00, vhs-3@gmx.at,<br />

www.vhs3.at, Mo 4., 11., 18., 25.7.,<br />

Kosten: 34,- Euro<br />

4.-8.7., 10-14.00, Wien<br />

Reisen im Kopf. Sommer-Schreibwerkstatt.<br />

Mit Petra Öllinger<br />

VHS L<strong>an</strong>dstrasse, 3., Hainburger<br />

Strasse 29, T. 01/715 08 00,<br />

e-mail: vhs-3@gmx.at, www.vhs3.vhs.at,<br />

Kosten: 67,- Euro<br />

be for m<strong>an</strong>ze<br />

13.7., 19.00, Graz<br />

Die Gebärmutter. Information zur<br />

Gebärmutterentfernung und zu<br />

Alternativen mit Sylvia Groth<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010, Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

Kosten: 8,- Euro, Anmeldung erforderlich<br />

23.-30.7., Wolkersdorf<br />

Foto-Workshop mit Lisl Ponger. In<br />

welche Identität wird m<strong>an</strong> geboren,<br />

welche ist einem auferlegt? Impulsreferat<br />

von Araba Evelyn Johnston<br />

Weinviertler Fotowochen 05. FLUSS- NÖ<br />

Fotoinitiative, 2120 Wolkersdorf,<br />

Schlossplatz 2, T. 0224/54 55, info@fotofluss.at,<br />

Anmeldung: bis 9.7., Kosten: 220,-<br />

Euro (inkl. 60,- Euro Einschreibgebühr)<br />

27.7., 19.00, Graz<br />

Die mündige Patientin.Selbstbewusst<br />

Rechte durchsetzen. Mit Sylvia Groth<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010, Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

Kosten: 8,- Euro<br />

7.-12.8., St. Joh<strong>an</strong>n bei Herberstein<br />

Noch ist zu wenig gelebt. Frauenliteraturwoche<br />

mit Ruth Frick-Pöder<br />

und Andera Winkler<br />

Haus der Frauen, 8222 St. Joh<strong>an</strong>n bei<br />

Herberstein 7, T. 03113/2207, Seminarbeitrag<br />

150,- Euro inkl. Unterlagen,<br />

Unterkunft mit VP pro Person 33,-/ 37,- Euro,<br />

Anmeldeschluss: 1.6.<br />

22.-26.8., 9-13.00, Wien<br />

Verh<strong>an</strong>dlungstechniken: Verh<strong>an</strong>deln,<br />

diskutieren, argumentieren. Seminarleiterin<br />

Christa Altrichter<br />

Volkshochschule Floridsdorf, Zweigstelle<br />

Großjedlersdorf, 21., Siemensstr. 17, T. 01/294<br />

66 60 22, grossfeldsiedlung@vhs21.ac.at,<br />

Mo-Fr 9-13.00, Kosten: für 20 UE 160,- Euro,<br />

Anmeldeschluss 16.8.<br />

vortrag.diskussion<br />

4.7., 16.00, Graz<br />

Informationsgespräch. Das FZ stellt<br />

sich vor – auch für Interessentinnen <strong>an</strong><br />

einem Praktikum. Referentin Monika<br />

Vucsak<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010, Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998<br />

5.7., 20.30, Dornbirn<br />

Artikel 7 – Unser Recht. Filmemacherin<br />

Eva Simmler über die SlowenInnen in<br />

Kärnten und die historischen Wurzeln<br />

des „Ortstafelstreits“<br />

Spielboden Dornbirn, 6850 Dornbirn,<br />

Färbergasse 15, T. 05572/219 33,<br />

www.spielboden.at<br />

8.-10.9, Berlin<br />

Femme Globale. Geschlechterperspektiven<br />

im 21. Jahrhundert. Internationaler<br />

Kongress in Berlin<br />

Heinrich-Böll-Stiftung, D-10178 Berlin,<br />

Rosenthaler Str. 40/41, info@boell.de,<br />

zentrum@gender.hu-berlin.de,<br />

www.glow-boell.de<br />

ausstellung<br />

bis 31. 7., Krems<br />

Renoir und das Frauenbild des<br />

Impressionismus<br />

Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Fr<strong>an</strong>z Zeller<br />

Platz 3, T. 02732/908 010, www.kunsthalle.at<br />

bis 6.11., St. Pölten<br />

Christa Hauer. Euphorie in Licht und<br />

Farbe: Malerei 1955-2004<br />

NÖ L<strong>an</strong>desmuseum, 3100 St. Pölten,<br />

Kulturbezirk 5, T. 02742/90 80 90,<br />

www.l<strong>an</strong>desmuseum.net,<br />

Di-So: 10-18.00<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

Sabine Martes Medienkritik und Videoperform<strong>an</strong>ce beim poolbar Festival „Step Behind<br />

The Ropes, Please! No. 2“ zeigt die Zerlegung der US-amerik<strong>an</strong>ischen True-Crime-TVSerie<br />

„Inside“ um, unter <strong>an</strong>deren Vorzeichen, die Symbolproduktion des Fernsehens<br />

gegen sich selbst auszuspielen. In „Helen – Performing Sequences“ am 15.7.<br />

wird das Spiel mit Filmgenres und live eingesprochenen Dialogfragmenten fortgesetzt.<br />

Christina Nemec dagegen wird mit Laptop, Mikro, Sampler und diversen Tonträger<br />

<strong>an</strong> der Live Musik dieses besonderen Abends basteln.<br />

14. und 15.7.: 20.30, poolbar, Altes Schwimmbad, 6800 Feldkirch,<br />

www.poolbar.at, Kosten: 5,-/ 6,- Euro<br />

Fo t o : S a b i n e M a r t e<br />

bis 8.10., Hohenems<br />

Jüdischer Kitsch und <strong>an</strong>dere heimliche<br />

Leidenschaften. Identity Shopping, Gott<br />

im Detail und die Sehnsucht nach den<br />

Dingen des Glücks. Mit Feinkost Adam,<br />

einem Projekt der Künstlerin Anna Adam<br />

Jüdische Museum Hohenems, 6845<br />

Hohenems, Villa Heim<strong>an</strong>-Rosenthal, Schweizer<br />

Strasse 5, T. 05576/739 890, office@jmhohenems.at,<br />

www.jm-hohenems.at,<br />

Di-So: 10-17.00, Kosten: 5,-/ 3,50 Euro<br />

bis 4.9., Wien<br />

Lebt und arbeitet in Wien II<br />

Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />

T. 01/521 89-33, www.kunsthallewien.at,<br />

tgl.:10-19.00, Do: 10-22.00, Mi geschl.<br />

bis 11.9., Wien<br />

Re: MODERN. Ausstellung zur Renaiss<strong>an</strong>ce<br />

der ästhetischen Moderne in<br />

der Gegenwartskunst<br />

Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5, T. 01/587 665,<br />

Di-So: 10-21.00<br />

bis 23.7., Wien<br />

Lora S<strong>an</strong>a – feministische Schau der<br />

Künstlerin Carola Dertnig<br />

Galerie Andreas Huber, 6., Capistr<strong>an</strong>gasse 3,<br />

T. 01/586 02 37, www.galerie<strong>an</strong>dreashuber.at,<br />

Di-Fr: 14-18.00, Sa: 11-15.00<br />

bis 28.8, Wien<br />

das Neue2<br />

Atlier Augarten, 2., Scherzergasse 1a, Infos:<br />

T. 01/795 57 134, office@atelier-augarten.at,<br />

www.atelier-augarten.at, Di-So: 10-18.00<br />

bis 31.8., Wien<br />

Frauen gedenken <strong>an</strong>ders. Ausstellung<br />

zum Gedenkjahr <strong>2005</strong> aus der Sicht<br />

von Frauen<br />

Ausstellung vor dem Museumsquartier, 7.,<br />

Museumsplatz 1, Anmeldung zu Führungen<br />

T. 01/4000-83515, hab@m57.magwien.gv.at<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43


<strong>an</strong>.künden<br />

8.7.-19.8., Wien<br />

Das Sp<strong>an</strong>nende ist doch die Materie –<br />

Weibliche Positionen zur Skulptur. Mit<br />

55 Künstlerinnen aus A, CL, CH, PL, D,<br />

NL, JP, FR, TR, RUS, H, HR, BR und IS<br />

Atelier & Gallery Area 53, 6., Gumpendorferstraße<br />

53, T. 0676/ 621 56 60,<br />

twopeoplelwork@networld.at,<br />

www.AREA53.org, Di-Fr: 14.30-19.00,<br />

Eröffnung der Ausstellung 7.7.: 19.00<br />

8.7.-30.10., Wien<br />

Das unmögliche Theater. Performativität<br />

im Werk von Katarazyna Kozypra<br />

Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />

Halle 2, T. 01/521 89 33, tgl.: 10-19.00,<br />

außer Mi, Kosten: 6,-/ 4,50 Euro<br />

bis 12.8., Wien<br />

Galerie ArtPoint. Kunst aus Ost-und<br />

Südeuropa. Eröffnungsausstellung<br />

mit Ana Adamovic und ihrem Projekt<br />

„Without the Borders“<br />

Kulturkontakt Austria, 1.,<br />

Universitätsstr. 5, T.01/523 87 65 14,<br />

www.kulturkontakt.or.at/OKS,<br />

Mo-Fr: 14-18.00<br />

30.8.-28.9., Wien<br />

Realitäten II: Gesellschaftswerte. Internationale<br />

Gruppenausstellung<br />

Fotogalerie Wien, 9., Währingerstr. 59,<br />

T. 01/408 54 62, www.fotogalerie-wien.at,<br />

Di-Fr: 14-19.00, Sa: 10-14.00<br />

lesung<br />

7.7., 17.00, Retz<br />

Festival Retz. Christine Nöstlinger liest<br />

die neuesten Geschichten von Mini<br />

Festzelt am Hauptplatz, 2070 Retz,<br />

Hauptplatz 30, T. 02942/222 352,<br />

office@festivalretz.at, www.festivalretz.at,<br />

Kosten: 12,-/ 6,- (Kinder) Euro<br />

14.7., 21.00, Linz<br />

Literatur im Sommer: Margit<br />

Schreiner liest aus ihren Werken<br />

Im Musikpavillion <strong>an</strong> der Unteren Donaulände,<br />

4020 Linz, Infos über eventuelle Verlegung<br />

ab 18.00 unter T. 0676/762 23 331,<br />

www.linzer-fruehling.at/termine, bei<br />

Schlechtwetter im Gasthaus Urb<strong>an</strong>ides<br />

18.7., Mo 19.00, Wien<br />

30 Jahre Literaturprogramm der Alten<br />

Schmiede – Retrospektive mit Lesungen<br />

von Waltraud Seidlhofer (Gehen)<br />

und Petra G<strong>an</strong>glbauer (M<strong>an</strong>chmal<br />

rufe ich dorthin)<br />

Alte Schmiede Kunstverein Wien, 1.,<br />

Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46, info@<br />

alte-schmiede.at, www.alte-schmiede.at,<br />

Literarisches Quartier<br />

26.7., 19.00, Wien<br />

CLUB POÉTIQUE -12 denkwürdige Em<strong>an</strong>ationen<br />

von Dichtkunst. Christine<br />

Huber, Fabj<strong>an</strong> Hafner, Semier Insayif,<br />

Bettina Balàka<br />

Alte Schmiede, 1., Schönlaterngasse 9,<br />

T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at<br />

aktivitäten<br />

16.7., 15-16.30, Graz<br />

FrauenStadtSpaziergänge.<br />

Gegen strukturelle Gewalt.<br />

Leitung Ilse Wieser<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />

T. 0136/716 02 20, office@frauensercie,<br />

www.frauenservice.at, Treffpunkt:<br />

Zimmerplatzgasse 15, ab 15.00<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Politisches Café im Frauencafé<br />

autonomes FRAUEN zentrum,<br />

4020 Linz, Humboldtstraße 43,<br />

T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at,<br />

jeden 1. Mo ab 19.00<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

ab 20.30<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich DA nicht so sicher<br />

sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at,<br />

jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00,<br />

Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />

Lambda für politisch und rechlich interessierte<br />

Schwule und Lesben<br />

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/Raimundpassage<br />

2, jeden 1. Mo<br />

Internet-Café für Frauen und<br />

Mädchen. Auch Anfängerinnen.<br />

Kinderbetreuung<br />

Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />

T. 01/895 72 67, jeden Mo 15-18.00<br />

„Lesbentutorium“ <strong>an</strong> der Uni Wien<br />

UFO, 9., Berggasse 5/24,<br />

jeden Mo ab 19.00<br />

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />

Erfahrungsaustausch für<br />

lesbische [Co]Mütter<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 01/895 84 40, www.frauensache.at,<br />

jeden 1. Mo 19.30, Anmeldung erforderlich,<br />

Kosten: 3,6 Euro<br />

Dienstag<br />

Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />

Mit Sylvia Möstl<br />

Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />

2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />

Frauencafé der Frauengruppe<br />

ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />

abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />

Marathontraining mit der Grazer<br />

Frauenbeauftragten Brigitte<br />

Hinteregger<br />

Vor dem Büro der Frauenbeauftragten,<br />

8010 Graz, Tummelplatz 9/1,<br />

T. 0316/872-4660, www.frauenbeauftragte.at,<br />

jeden Di 17.00<br />

Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspass.<br />

Leiterin: Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />

8010 Graz, Volksschule Brockm<strong>an</strong>ng. 119,<br />

T. 0316/837 998-30, jeden Di 19.00-21.00,<br />

Anm. erforderlich, Kosten für 17 Abende:<br />

102,- Euro<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen<br />

zu sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />

jeden Di 19.30-21.00<br />

Babykino. Für Mütter und Väter mit<br />

Babys. Ein Film aus dem aktuellen Angebot,<br />

bei dem Kleinstkinder in den<br />

Kinosaal mitgenommen werden können<br />

Votivkino, 9., Währinger Straße 12,<br />

T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />

jeden Di 11.00<br />

Geheimer Garten für Frauen und<br />

Mädchen<br />

15., Reichsapfelg., Infos: Zeit!Raum<br />

Stadtteilprojekt, T. 01/895 72 67,<br />

www.zeitraum.co.at<br />

Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />

aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Info: T. 01/545 43 93<br />

ViennaMix. Verein von und für<br />

les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender Migr<strong>an</strong>tInnen<br />

in Wien trifft sich im<br />

MAREA ALTA-Keller, 6., Gumpendorferstraße<br />

28, jeden 2. Di, 20.00<br />

Dein Körper – Deine Verbündete.<br />

Leitung: Andrea Scheutz<br />

(Psychotherapeutin)<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 01/89 58 440, e-mail: office@frauensache.at,<br />

18-19.30, Anm. erforderlich!<br />

Kosten: 20,- Euro<br />

Mittwoch<br />

Schreibwerkstatt für Frauen.<br />

Mit Fini Zirkovich<br />

Literaturhaus Mattersburg,<br />

7210 Mattersburg, Wulkalände 2,<br />

jeden Mi 19.00. Anm.: T. 02626/677 10<br />

Frauencafé<br />

Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb,<br />

T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi<br />

Mittwochs-Frauentratsch mit<br />

Netz<strong>an</strong>schluss<br />

Frauenberatungsstelle Freiraum,<br />

2620 Neunkirchen, Wiener Str. 4/9,<br />

T. 02635/611 25, freiraumfrauen@ut<strong>an</strong>et.at,<br />

jeden 1. Mi im Monat<br />

Tr<strong>an</strong>sgendertreff<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi<br />

ab 20.00<br />

Frauen aller Länder-Café<br />

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 14-18.00<br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

ab 20.30<br />

Frauen-Treffpunkt<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 01/581 09 60, Kosten: 1,50 Euro,<br />

jeden Mi 18-20.00, keine Anmeldung erf.,<br />

Kekse/Tee willkommen<br />

Frauenfest im U4<br />

U4, 12., Schönbrunner Str. 222,<br />

jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reisch<br />

Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />

Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />

www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 1 Jahr,<br />

14-tägig, Kosten: 16,- Euro/Termin<br />

Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-<br />

BALLerinas<br />

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,<br />

Training jeden Mi 19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />

jeden Mi ab 19.00<br />

Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />

Körpertherapeutisch orientierte<br />

Jahresgruppe für Frauen. Leiterin:<br />

Renate Frotzler-Dittrich<br />

Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />

Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.: T. 01/587 67 50,<br />

Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,<br />

Einstieg jederzeit möglich<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

und Frauen in Trennungssituationen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />

Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />

18-20.00, Anm. Frauen beraten Frauen,<br />

T. 01/587 67 50<br />

Offenes Atelier für Frauen.<br />

Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />

18., Hofstattgasse 15/10, Info und<br />

Anmeldung: T. 01/478 63 88, Kosten: 15,-<br />

Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />

jeden 1. Mi von 19-21.00<br />

Que(e)r-Beisl<br />

Ernst Kirchweger Haus, 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4,<br />

www.raw.at, jeden Mi, 18.30-24.00<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstraße 63,<br />

Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />

Dick und fit – Schwimmen.<br />

Leiterin: Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />

Schwimmhalle ATG, 8010 Graz,<br />

Kastellfeldg. 8, T. 0316/837 998-30,<br />

jeden Mi 17-18.00; Anm. erforderlich!<br />

Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat www.haltdergewalt.at<br />

bietet <strong>an</strong>onyme Hilfestellung,<br />

jeden Do 20-23.00<br />

Mach dir ein Bild... portraitzeichnen,<br />

portraitmalen. Für Mädchen und<br />

Frauen mit Lust und Freude am<br />

Gestalten<br />

Offenes Atelier funkundküste, 3504<br />

Krems/Stein, Steiner L<strong>an</strong>dstraße 14,<br />

T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive<br />

Material: 13 Euro, jeden 3. Do, 18-20.00<br />

Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs<br />

für Frauen. Leiterin: Theresia<br />

Blatnek-Wondraczek<br />

Anm.: Frauenberatung Zwettl,<br />

3910, Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0,<br />

Do 19-20.00<br />

„Komm Oma – surf mit mir!“<br />

Internet-Café für Jung und Alt<br />

Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,<br />

T. 07289/66 55, keine Anm. erf., Surfgebühr:<br />

1,50 Euro/Stunde, jeden Do 15-18.00<br />

Regenbogen Stammtisch<br />

Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />

Vorstadt 18, T. 0699/113 41 214, ab 20.00<br />

Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 3. Do ab 19.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />

jeden Do 20.30<br />

HOSI-Jugendabend<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

jeden Do ab 19.00<br />

Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung<br />

Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26,<br />

T. 01/589 80-0, jeden Do 14-19.00<br />

Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe<br />

für Frauen, Lesben und<br />

Mädchen. Mit Barbara Tiwari<br />

FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6,<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />

jeden Do 17.30-19.00<br />

Schmökern, gustieren, plaudern,<br />

Tee trinken, Bücher kaufen<br />

Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer, 7.,<br />

Zieglergasse 28, T. 01/522 48 92, e-mail:<br />

frauenzimmer@aon.at, jeden Do bis 21.00<br />

Widerst<strong>an</strong>dslesung. Künstlerische<br />

Beiträge (lesen, spielen, singen,<br />

feuerschlucken etc.) willkommen:<br />

www.awadalla.at/content/<br />

widerst<strong>an</strong>dslesungen.html<br />

Botschaft der besorgten Bürgerinnen, 1.,<br />

Ballhausplatz 1a, jeden Do 17-19.00<br />

Freitag<br />

Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />

HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />

T. 0732/609 898, jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels,<br />

Schubertstr. 13, jeden 4. Fr ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />

– der Abend für Lesben und<br />

Freundinnen<br />

Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24,<br />

meist einmal im Monat, 19-23.00,<br />

Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />

T. 0316/36 66 01


Frauen aller Länder-Café<br />

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 19-23.00<br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

ab 20.30<br />

g.spot. for queers to check in &<br />

freak out<br />

Subzero, 7., Siebensterngasse 27, jeden 1. Fr<br />

Internet-Café von Frauen für Frauen<br />

abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />

Str. 83, T. 01/595 21 55, jeden Fr 13-19.00,<br />

jeden letzten Fr speziell für Mädchen<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />

jeden 1. Fr<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />

Samstag<br />

Club Anderwelt<br />

6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />

Frauenclub...just the girls<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6,<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />

jeden 1. Sa ab 21.00<br />

Homoriental. Der multikulturelle Club<br />

für ein lesbisch/schwules Publikum<br />

und FreundInnen<br />

Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37,<br />

homoriental@gmx.net,<br />

Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50 Euro,<br />

jeden 2. Sa<br />

Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch @Café<br />

Steinschlag<br />

Café Steinschlag, 5020 Salzburg,<br />

Glockengasse 4, Frühstücksbuffet und<br />

Kaffee/Tee, Kosten: 7,-/5,- Euro<br />

(HOSI Mitglieder), jeden 3. So 11.00<br />

Labrys Lounge<br />

Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,<br />

Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump,<br />

www.labrys.gundl.at, e-mail:<br />

labrys@gundl.at, jeden 1.So, 18.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />

T. 05574/455 38, e-mail: frauengetriebe<br />

@aon.at, jeden 1. So ab 10.30<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />

www.sargfabrik.at, Eintritt: 14,- Euro.<br />

Bitte um Anmeldung bis jeweils Samstag!<br />

Per e-mail: sonja.c@gmx.at oder<br />

T. 01/988 98-214, jeden 3. So<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />

Süchtige<br />

13., St. Veitg. 25, T. 0676/787 91 44,<br />

jeden So 19.30<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veg<strong>an</strong>es Buffet<br />

E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Aus. Weg. Beim nächsten Mal wird<br />

alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />

für schwule und lesbische Paare<br />

aus.weg. 80469 München, Baaderstr. 36/4,<br />

Infos: 01520/299 11 43, info@aus-weg.de,<br />

www.aus-weg.de<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />

Frauenleserunde<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10 12<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür - Frauenservicestelle, 7210<br />

Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,<br />

T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt,<br />

Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24<br />

Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />

für Frauen. Auch muttersprachliche<br />

Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />

Raugasse 16, T. 02622/825 96. Mo, Do,<br />

Fr 9-12.00, Di 17-20.00<br />

Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />

von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Maiz, 4020 Linz, Hofgasse 11, T. 0732/776 070,<br />

maiz@servus.at, www.servust.at/maiz,<br />

Mo und Do 10-16.00, Di und Mi 10-14.00<br />

Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />

bei Verhütungsfragen und<br />

Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße<br />

12, T. 0662/442 255<br />

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />

Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />

Mo, Do 16-19.00; Mi 9-12.00<br />

Patchwork-Familien-Service.<br />

Mit Margit Picher<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0664/231 14 99,<br />

Anmeldung erforderlich<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />

(1,50 Euro), Infos zu<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen und/oder<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998, www.fgz.<br />

co.at, Mo-Mi und Fr 9-13.00, Do 15-19.00<br />

Verhütungsberatung für Mädchen<br />

und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />

Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />

Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />

1. Beratungsstelle für FGM<br />

(female genital mutilation) und<br />

Frauengesundheit<br />

Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9.,<br />

Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />

9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Arbeitsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />

in der Kindheit<br />

Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />

Info: T. 0676/717 29 67<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre Angehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

T. 01/714 39 39<br />

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-<br />

5771, Erstgespräch kostenlos! Tel. Beratung<br />

Di 10-12.00 u. Do. 14-16.00 unter T. 01/476 15-<br />

5775 sowie unter fem@aon.at<br />

Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />

Alles muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />

Leiterin: Martina Nöster, Kinder- u.<br />

Jugendpsychologin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5772, Erstgespräch kostenlos,<br />

weitere 4,- Euro<br />

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich<br />

in Deinem Körper wohl zu fühlen.<br />

Leiterin: Martina Rainer, Shiatsu-<br />

Praktikerin<br />

F.E.M, 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771, Kosten: 23,- Euro<br />

Nueva C<strong>an</strong>ción<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin.<br />

Mit Gabriele Knappitsch<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71<br />

Schl<strong>an</strong>k & glücklich?<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,<br />

Anm./Info: T. 01/476 15-57 71<br />

Sexualberatung - Was Sie schon<br />

l<strong>an</strong>ge oder gerade jetzt dringend<br />

besprechen wollten. Leitung: <strong>Juli</strong>a<br />

Kastenhuber, Psychologin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71, Kosten: 10,- Euro/<br />

Einzel-oder Paarberatung<br />

Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“.<br />

Leiterin: Martina Nöster, Psychotherapeutin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5772<br />

radio.fixtermin<br />

Mo 18-19.00<br />

Khorschid Kh<strong>an</strong>um die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />

Di 13-14.00<br />

Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air. Weibliche<br />

Realitäten in den Ländern des<br />

„Südens“<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94.0<br />

Mi 20.05-20.20<br />

Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

eine frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz<br />

Mi 17-18.00<br />

femme totale feminist. Radioprogramm<br />

radio helsinki , 92,6 Mhz (Graz)<br />

Mi 18-19.00<br />

Abwechselnd: or<strong>an</strong>gina F<strong>an</strong>zine zu<br />

Mädchennetzwerken in der Subkultur/bauch.bein.po<br />

Die Sendung für<br />

die g<strong>an</strong>ze Frau<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz<br />

Di 18-19.00<br />

ta mera <strong>an</strong> Orten wie diesen. Von Frauen<br />

für Frauen. Von Lesben für Lesben<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 Mhz<br />

Do 18-19.00<br />

HOSI Lesbenradio (jeden 1. Do), La<br />

m<strong>an</strong>ifesta (2. Do), Görls linkup (3. Do),<br />

Lourdes (4. Do)<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 Mhz<br />

Fr 16.30-17.30<br />

SPACEfemFM. Frauenradio, jeden 1. u. 3. Fr<br />

Radio FRO, 105 MHz (Linz)<br />

Fr 19-20.00<br />

Spacefemfm Frauenradio.<br />

Jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />

Radio FRO. 105,0 MHz in Linz<br />

Fr 18-19.00<br />

Abwechselnd: Dyketime - Radiomagazin<br />

für Lesben/Frauenforum<br />

Radio Helsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />

Fr 18-19.00<br />

Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />

Frauenforums<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz, jeden 1. Fr<br />

t<strong>an</strong>z.fest<br />

2.7., 21.00, Wien<br />

Regenbogenparadeabschlußfest im<br />

Wuk. H.A.P.P.Y meets entiende meets<br />

Homoriental<br />

WUK, 9., Währingerstr. 59, T. 01/401 210,<br />

www.wuk.at<br />

8.7., Fr. 20.00, Wien<br />

Villa Lesben Treff. Sommerparty &<br />

Cocktailworkshop<br />

Lesbenberatung Lila Tip, 6.,<br />

Linke Wienzeile 102, T. 01/586 81 50,<br />

lesbenberatung@villa.at, www.villa.at,<br />

Fr 20.00, im Garten der Villa<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

Die kolumbi<strong>an</strong>ische Sängerin Lucìa Pulido vermischt Jazz, Renaiss<strong>an</strong>ce-Musik und<br />

die traditionellen, religiösen und weltlichen Gesänge Kolumbiens zu einer lebendigen<br />

neuen Form. Ihre Weltmusik zeichnet sich durch Experimentierlust und kreatives<br />

Erarbeiten eines eigenständigen Musikstils aus, der durch seine ungewöhnliche<br />

Rhythmik überzeugt und beim diesjährigen Glatt&Verkehrt Festival zu den Höhepunkten<br />

gezählt werden darf.<br />

29.7.,19.30, Hofbühne – Winzer Krems, 3500 Krems, S<strong>an</strong>dgrube 13, T. 02732/908 033,<br />

www.glattundverkehrt.at, 17.-31.7.: Tagespass zwischen 23,- und 11,50 Euro<br />

9.7., Sa 19.00, Wien<br />

Hexensabbat de s Wiener Salons. Mit<br />

Celia Mara, Hexenteppich knüpfen,<br />

Büffet, Lio Elfie Payer, Halil Gürsu,<br />

Renée Kellner, M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>a Alavi Kia<br />

Nelson’s, 4. P<strong>an</strong>iglgasse 14,<br />

salonieren@derwienersalon.com,<br />

www.nelsons.at, ab 19.00, UKB: 10.- Euro<br />

16.7., ab 18.00, Wien<br />

Schwarze Schmetterlinge Sommerfest<br />

Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8, T. 01/523 6475,<br />

www.amerlinghaus.at, Eintritt freie Spende<br />

12.-13.8., Greifenstein<br />

temp~ electronic music festival.<br />

Liveacts, Visuals, Djs, Free Camping<br />

Strombauamt, 3422 Greifenstein,<br />

www.temp-records.net/festival<strong>2005</strong><br />

13.-28.8., Innsbruck<br />

Festival der Träume. T<strong>an</strong>zen und<br />

Lachen mit Clownin Gardi Hutter,<br />

Galumpha, Fly D<strong>an</strong>ce Comp<strong>an</strong>y,<br />

Shim & Sham, u.v.a.<br />

Stadtsaal, 6020 Innsbruck, Universitätsstr. 1,<br />

T. 0676/374 20 46, info@festival-der-traeume.at,<br />

www.festival-der-traeume.at<br />

20.8., 20.00, Wien<br />

Latin Night. Fest mit Salsa, Merengue,<br />

Mambo von Resis.d<strong>an</strong>se<br />

Cafe St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63,<br />

www.Resisd<strong>an</strong>se.at, Sa 20.00,<br />

Einführung von 19-20.00, UKB: 4,- Euro<br />

diverses<br />

Fo t o : Ro b e r t o D a n g o n<br />

2.7.-14.8., Feldkirch<br />

poolbarfestival 05. Jazzfrühstück,<br />

Musikperform<strong>an</strong>ces, Konzerte, DJs,<br />

Filme im alten Hallenbad in Feldkirch<br />

poolbar im alten Hallenbad, 6805 Feldkirch,<br />

Reichenfeld 6, www.poolbar.at<br />

5.-8.7, Slavonice<br />

La petit mort. Kunst und Musik in Slavonice.<br />

4tägiges Festival mit Ausstellungen,<br />

Konzerten und Perform<strong>an</strong>ces<br />

von StudentInnen der Akademie der<br />

juli august <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45


<strong>an</strong>.künden<br />

Laute Schritte<br />

Bildenden Künste ud MusikerInnen<br />

aus Wien& Umgebung<br />

CZ-37881 Slavonice,<br />

frage@lapetitmort.info, www.lapetitmort.info,<br />

Eintritt frei oder 1,75 Euro<br />

7.-16.7., Wien<br />

Freiraum. Gespräche, Filme, Aktionen,<br />

Strategien für die Schaffung physischer<br />

und struktureller Freiräume in<br />

Ö. Mit Gruppe Freiraum, Kollektief De<br />

Vrije Ruimte, EKH, D<strong>an</strong>iela Swarowsky,<br />

IG Kultur, WUK, W.E.G. u.v.a.<br />

Kunsthalle Exnergasse Wien,<br />

9., Währingerstr. 59, T. 01/401 21 42,<br />

klaus.schafler@wuk.at,<br />

http://kunsthalle.wuk.at,<br />

www.freibesetzt.tk, www.geldlos.at<br />

14.-15.7., 20.30, Feldkirch<br />

poolbarfestival. Sabine Marte:„Step<br />

Behind The Ropes, Please - No.2“<br />

(Video-Perform<strong>an</strong>ce), Christina<br />

Nemec:„chra“ (Live-Musik-Projekt)<br />

poolbar im alten Hallenbad, 6805 Feldkirch,<br />

Reichenfeld 6, www.poolbar.at,<br />

Eintritt bis 20 Uhr Kosten: 5.- Euro,<br />

ab 20.00: 6.- Euro<br />

28.-31.7., Gmunden<br />

Festwochen Gmunden. Xenia Hauser.<br />

Round table 36 Art & Fest 19.Grafik<br />

Unikate und mixed media Arbeiten<br />

Hipp-Halle, 4810 Gmunden,<br />

Theresienthalstrasse 68, info<br />

T. 07612/70630, kultur.skok<strong>an</strong>@aon.at,<br />

Ermäßigungen für Schüler und Studenten<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>juli august <strong>2005</strong><br />

Foto: Josef Ondracek<br />

In der Alten Schmiede treffen zwei Autorinnen aufein<strong>an</strong>der,<br />

deren gewagte Textkombination die Hinterfragung<br />

von Perspektive beinhaltet. Waltraud<br />

Seidlhofers Gehsteige sind Bildschirmoberflächen<br />

und literarische Begehungen um die Automationen<br />

des Selbstverständlichen zu hinterfragen. Das<br />

zweiteilige Todeskino von Petra G<strong>an</strong>glbauer setzt<br />

dem privaten Schicksal und dem gesellschaftlichen<br />

Partizipieren die Bilder von Katastrophen der Medienberichterstattung<br />

entgegen, um ihre trennende<br />

Funktion zwischen uns und der Welt sichtbar zu<br />

machen.<br />

18.7., 19.00, Alte Schmiede Kunstverein, 1., Schönlaterngasse 9,<br />

T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at, www.g<strong>an</strong>glbauer.mur.at<br />

29.7.-6.8., Graz<br />

LaStrada. Internationales Festival für<br />

Straßen- und Figurentheater<br />

Arge La Strada, 8045 Graz, Andritzer<br />

Reichstraße 66/II, T. 0316/695 58 0,<br />

info@lastrada.at, www.lastrada.at<br />

30.7.. Sa 20.00, Baumgartenberg<br />

Sprachbilder – Farbklänge.Wort, Ton<br />

und Bild. These, Antithese? Synthese?<br />

Eine Wort-Bild-Kl<strong>an</strong>gperform<strong>an</strong>ce von<br />

der Malerin Erdmuthe Scherzer-Klinger<br />

mit Peter Assm<strong>an</strong>n und Sigi Finkel<br />

Donaufestwochen, Stiftskirche Baumgartenberg,<br />

4342 Baumgartenberg,<br />

www.donau-festwochen.at,<br />

Sa 30.7.: 20.00, Kosten 16,- Euro<br />

6.-9.7., Straden<br />

Festival micro&kleinstkunst Straden<br />

Info: theaterl<strong>an</strong>d steiermark FVA GmbH,<br />

8762 Oberzeiring, Hauptstr. 7a,T.03571/200 43,<br />

info@theaterl<strong>an</strong>d.at, www.theaterl<strong>an</strong>d.at<br />

10.7., So 9-12.00, Graz<br />

Sonntagsfrühstück f. Alleinerzieherinnen<br />

Eltern-Kind-Zentrum, 8010 Graz, Bergm<strong>an</strong>ngasse<br />

10, So 9-12.00, Kosten: 2,-/ 2,50 Euro<br />

ausschreibung<br />

bis 22.7., Wien<br />

Ausschreibung. Zum fünften Mal<br />

vergibt das Bmbwk den Gabriele<br />

Poss<strong>an</strong>er-Preis für wissenschaftliche<br />

Leistungen, die der Geschlechterdemokratie<br />

in Österreich förderlich sind<br />

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft<br />

und Kultur, Abteilung VII/9,<br />

Dr. Roberta Schaller-Steidl,<br />

roberta.schaller-steild@bmbwk.gv.at,<br />

http://www.bmbwk.gv.at,<br />

Bewerbungen noch bis 22.7.<br />

bis 1.8., Salzburg<br />

Junge FilmemacherInnen gesucht.<br />

Anlässlich dem Salburger JugendFilm<br />

und VideoFestival, der Klappe 4/05,<br />

werden noch Beiträge von<br />

FilmemacherInnen zwischen<br />

12-22 Jahren gesucht<br />

Einreichformulare <strong>an</strong>fordern unter<br />

office@klappe.at, www.klappe.at,<br />

Einsendeschluß ist der 1.8.<br />

bis 31.8., Wien<br />

JournalistInnenpreis der Solidarität.<br />

Erstmals Preis für beste/n Jungjournalistin/en<br />

für Berichterstattungen<br />

zum Thema Arbeitswelt und ArbeitnehmerInnen<br />

(Printsektor und<br />

elektronische Medien)<br />

Solidarität, 1., Hohenstaufengasse 10,<br />

Info: Annemarie Kramser, T. 01/534 44 222,<br />

soli@oegb.or.at, www.oegb.at,<br />

Ende der Einreichfrist 31. 8.<br />

bis 31.8.<br />

Lesben-Award 05. Schreibwettbewerb<br />

für deutschsprachige Frauenliteratur<br />

mit lesbischem Bezug<br />

Infos unter www.lesben-heute.de/foren,<br />

zwischen 700-1200 Wörter,<br />

Preisgeld 125,- Euro,<br />

Einreichfrist 31.8.<br />

kiddstipps<br />

11.-15. & 18.-22.7., Wien<br />

Ferien-Malworkshop für Kinder. Die<br />

Künstlerin Elisabeth Lorenz öffnet ihr<br />

Atelier für malwütige Kinder<br />

zwischen 7-12 Jahren<br />

Atelier von Elisabeth Lorenz, 21.,<br />

Leuchsweg 7, Anmeldung unter<br />

T. 01/259 39 55, max. Teilnehmerzahl 10.,<br />

11.-15. und 18.-22.7.: Mo-Fr 13-16.00,<br />

UKB: 12,- Euro pro Tag<br />

24.7., 28.8., 25.9., Thayatal<br />

Forschungsreise mit Sigi Satyr. In der<br />

Ausstellung „NaturGeschichten-Thaya<br />

Tales“ im Nationalparkhaus können<br />

sich Kinder als Naturspürnasen<br />

betätigen<br />

Nationalpark Thayatal, 2082 Hardegg,<br />

T. 02949/700 525, office@np-thayatal.at,<br />

www.np-thayatal.at,<br />

24.7., 28.8., 25.9.: 15.00,<br />

Dauer 1,5 h, Kosten: 4,- Euro pro<br />

Kind und Begleitperson<br />

24.7.-8.8., Wien<br />

Spielzeug und Möbel selber bauen.<br />

Aktivwoche mit Mittagessen für<br />

Kinder von 6-12 Jahren<br />

WUK, Designwerkstatt, 9., Währingerstr. 59,<br />

T. 0664/500 84 37,<br />

www.wuk.at/workstations<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 9/05: 09.08.05<br />

termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

aus.blick<br />

thema<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im September<br />

Schulen in Österreich<br />

Wir nehmen diese unter die feministische Lupe und<br />

fragen die Wiener Stadtschulratspräsidentin Sus<strong>an</strong>ne<br />

Br<strong>an</strong>dsteidl, wie es um die gendersensible Pädagogik<br />

<strong>an</strong> Wiens Schulen bestellt ist.<br />

politik<br />

Zivildienstreform<br />

Die Regierung will, dass Frauen in Zukunft Zivildienst<br />

ableisten „dürfen“. Opposition und NGOs<br />

schlagen Alarm!<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />

Kuppitsch<br />

Morawa<br />

Winter<br />

Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

Ebbe & Flut<br />

Südwind<br />

Frauenzimmer<br />

Kunsthalle Shop<br />

Prachner<br />

Riedl<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

Auhof<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1030<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

4040<br />

4600<br />

Schottengasse 4<br />

Wollzeile 11<br />

L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Radetzkystr. 11<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Zieglergasse 28<br />

Museumsquartier<br />

Museumsquartier<br />

Alser Str. 39<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />

Altenbergerstr. 40<br />

Dragonerstr. 22


<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 07 08/05, juli august <strong>2005</strong>/19. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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