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Der Konflikt Aserbaidschan und Armenien

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groβe Resonanz finden. Die Polizei intervenierte <strong>und</strong> verhaftete die Demonstranten.<br />

Die Regierung zensierte die aserbaidschanische Presse <strong>und</strong> die Zeitung der<br />

Oppositionspartei "Istiglal" wurde mit unbedruckten Seiten publiziert.<br />

Die Anhänger der Volksfront wurden aus ihrem staatlichen Ämternentlassen <strong>und</strong> die<br />

neue Regierung begann mit der Verfolgung früherer Staatsbediensteter.<br />

Nach dem Verlust Ağdams am 23. Juli 1993 erklärte Eltschibej als Begründung für die<br />

Niederlage, dass die regierenden Kräfte die National-Armeeeinheiten als<br />

"Volksfrontsmänner" bezeichnet <strong>und</strong> sie entwaffnet hätten. Diese falsche Behauptung<br />

ist auch ein Gr<strong>und</strong> dafür, dass sich <strong>Aserbaidschan</strong> wegen innerpolitischer<br />

Ungereimtheiten nicht auf den <strong>Konflikt</strong> <strong>und</strong> den Krieg mit <strong>Armenien</strong> konzentrieren<br />

kann.<br />

VI. Die Haltung anderer Länder<br />

1. Die wichtigen Beteiligten am <strong>Konflikt</strong><br />

a. Russland<br />

"Die Russen waren bei <strong>Konflikt</strong>en mit den muslimischen Völkern im Kaukasus <strong>und</strong> in<br />

der Türkei traditionell die B<strong>und</strong>esgenossen der ebenfalls christlichen Armenier"<br />

schrieb Thomas Urban (Süddeutsche Zeitung, 12. Januar 1993). Bei dieser weit<br />

verbreiteten Meinung in der Weltöffentlichkeit, folgerte die Presse, dass auch in Baku,<br />

Jerewan oder Chankendi (Stepanakert) die eigentlich Schuldigen für die eigene<br />

Niederlage sofort gef<strong>und</strong>en seien: die Russen (vgl. Burkhard Bischof,<br />

Selbstbestimmungsrecht kontra territoriale Integrität, Die Presse, 16. April 1993).<br />

Auch nach der jüngsten Niederlage behauptete Baku, russische Armeeeinheiten hätten<br />

sich am armenischen Vormarsch beteiligt. Nach Bischofs Meinung, glaubten die<br />

westlichen Beobachter nicht, dass es eine eindeutige Parteinahme Russlands <strong>und</strong><br />

einen Einsatzbefehl Moskaus für die regulären Truppen gebe, auf armenischer Seite<br />

zu kämpfen. Unbestritten aber sei, dass russische Söldner auf beiden Seiten kämpfen,<br />

mehr auf der Seite der Armenier, weil diese durch Diaspora-Hilfe mehr Devisen in<br />

ihrer Kriegkasse hätten. Unwidersprochen sei ferner, dass die ehemaligen<br />

sowjetischen Streitkräfte Unmengen von Waffen an Armenier <strong>und</strong> Aseris lieferten.<br />

Sicher ist, dass die Sympathie der Russen in diesem <strong>Konflikt</strong> eher den christlichen<br />

Armeniern als den muslimischen Aseris gehört.<br />

Das hat historische, aber auch aktuelle politisch-strategische Gründe. Die durch die<br />

Staatsgrenzen der Türkei, <strong>Aserbaidschan</strong>s, Irans <strong>und</strong> Georgiens <strong>und</strong> Blockaden der<br />

Türkei <strong>und</strong> <strong>Aserbaidschan</strong>s isolierte Republik <strong>Armenien</strong> ist ein aktives Mitglied der<br />

GUS, während das aserbaidschanische Parlament bisher die Mitgliedschaft der GUS<br />

nicht bestätigte. <strong>Armenien</strong> ist auch in den Augen Moskaus ein strategischer<br />

"Sperr-Riegel" gegen "groβtürkische" Bestrebungen, einen Korridor zum Kaspischen<br />

Meer <strong>und</strong> von dort nach Zentralasien zu öffnen. Aber der armenische Abgeordnete<br />

Aschot Nawasardjan sieht das anders: Moskaus eigentliche Absicht sei es, sich den<br />

gesamten Kaukasus wieder einzuverleiben. Er glaube daran, dass Moskau Jerewan<br />

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A.Kartarı<br />

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