Der Konflikt Aserbaidschan und Armenien
Der Konflikt Aserbaidschan und Armenien
Der Konflikt Aserbaidschan und Armenien
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Forderungen der Volksfront gegenüber der Regierung zählte auch die Intensivierung<br />
des Kampfes gegen <strong>Armenien</strong>. Am 18. Mai bestimmte das Parlament einen der<br />
Mitbegründer der Volksfront zum neuen Interimpräsidenten, Isa Gamberow. Die<br />
Präsidentschaftswahlen sollten wie geplant am 7. Juni stattfinden. Die<br />
nationalistisch-muslimische Volksfront hatte in den Auseinandersetzungen mit<br />
<strong>Armenien</strong> immer wieder für ein hartes Vorgehen plädiert <strong>und</strong> Mutalibows Haltung als<br />
zu zurückhaltend kritisiert. Sie hatte Mutalibow im März vorgeworfen, die Aseri in<br />
Berg-Karabakh nicht mit allen militärischen Mitteln gegen armenische Angriffe zu<br />
schützen. Nach dem Sturz Mutalibows wurde deutlich, dass es innerhalb der<br />
Volksfront einander widersprechende Gruppierungen gibt; während manche für die<br />
Errichtung eines demokratischen, weltlichen Staates eintraten, kämpfen andere für<br />
eine islamische Republik <strong>Aserbaidschan</strong>. Am selben Tag wurde Latschın von<br />
armenischen Einheiten besetzt <strong>und</strong> den Armeniern gelang es, einen Korridor zwischen<br />
Berg-Karabakh <strong>und</strong> dem Armenischen Staatsgebiet herzustellen. Die Anhänger<br />
Mutalibows <strong>und</strong> die Ex-Kommunisten machten dafür die Volksfront verantwortlich.<br />
Aber sie konnten die Regierung nicht stürzen.<br />
Am 1. Juni sagte <strong>Aserbaidschan</strong>s neuer Interimpräsident Gamber: "Es wird von<br />
<strong>Armenien</strong> abhängen, ob (Anm: die Lösung des <strong>Konflikt</strong>s) dies auf friedlichem Weg<br />
oder durch einen bewaffneten Kampf erfolgen werde. Die Republik hält nach wie vor<br />
an einer friedlichen Lösung des Problems fest" (Archiv der Gegenwart vom 23. Juni<br />
1993).<br />
Bei den ersten freien Wahlen in <strong>Aserbaidschan</strong> am 7. Juni 1992 errang der " für seine<br />
pantürkische Visionen bekannte" intellektuelle Ebulfes Eltschibej mit 60 Prozent der<br />
Stimmen einem klaren Sieg (Neue Zürcher Zeitung, 7. Juli 1993). Nach der Wahl<br />
begann die aserbaidschanische Armee eine neue Groβoffensive gegen armenische<br />
Einheiten in Berg-Karabakh <strong>und</strong> brachte in den folgenden Tagen weite Gebiete im<br />
Nordosten unter ihre Kontrolle, darunter die Stadt Ağdere (Mardakert) <strong>und</strong> die Stadt<br />
Görenboj (Schaumjan). An diesen Kämpfen nahm auch Süret Hüssejnow als<br />
Kommandeur seiner eigenen Streitskräfte teil <strong>und</strong> er wurde von Präsident Eltschibej<br />
zum Volkshelden erhoben. Er war der Vertreter Eltschibej im Kampfgebiet. Als die<br />
Armenier Anfang Februar 1993 eine neue Groβoffensive starteten, verlor die<br />
aserbaidschanische Armee Ağdere <strong>und</strong> Görenboj wieder an den gegnerischen Truppen.<br />
Für diese Niederlage machte Präsident Eltschibej seinen Helden Hüssejnow<br />
verantwortlich <strong>und</strong> entlieβ ihn. Er zog seine Einheiten, die von ihm persönlich<br />
finanziert <strong>und</strong> bewaffnet worden waren, in die Stadt Gendsche zurück. Die<br />
armenischen Verbände konnten mit Hilfe ihrer modernen Waffen die<br />
aserbaidschanischen Widerstände brechen <strong>und</strong> am 3. April 1993 ging die Stadt<br />
Kelbedscher in die Hände der Armenier über. R<strong>und</strong> 40.000 Aseri wurden von den<br />
armenischen Streitkräften eingeschlossen. Die aserbaidschanische Opposition griff die<br />
Regierung mit heftigen Vorwürfen an <strong>und</strong> forderte deren Rücktritt. <strong>Der</strong> Chef der<br />
oppositionellen Partei Istiglal (Unabhängigkeit), E'tibar Mamedow teilte mit, dass sie<br />
am 31. Mai in Baku eine Massendemonstration gegen die Regierung geplant hätten.<br />
Die Regierung erklärte daraufhin den Ausnahmezustand <strong>und</strong> schickte Armeeeinheiten<br />
aus Berg-Karabakh nach Baku.<br />
Auch Suret Hüssejnow kritisierte die Regierung <strong>und</strong> kündigte an, dass er die<br />
13<br />
A.Kartarı<br />
13