ZDB direkt Zuse 2005.pdf - Zentralverband Deutsches Baugewerbe
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4<br />
Doch Prof. Junge ging<br />
es nicht einfach darum,<br />
nur den Austausch<br />
von Daten zu organisieren.<br />
Sein Ziel war<br />
es, Schnittstellen zu<br />
entwickeln, die nicht<br />
nur die Daten von einer<br />
Software zur anderen<br />
transportieren, sondern<br />
deren Bedeutung im jeweiligen<br />
Kontext gleich<br />
mitliefern. Denn die<br />
nackten Daten erhalten<br />
ihre Bedeutung immer<br />
erst durch die Interpretation<br />
des Fachmanns.<br />
Und genau in dieser<br />
Interpretation liegen<br />
mögliche Fehlerquellen,<br />
und damit Kostenfaktoren,<br />
im Bauprozess.<br />
Der Bauplan ist eine<br />
klassische Zeichnung,<br />
schwarze Linien auf<br />
weißem Papier. Nichts<br />
anderes enthält auch<br />
ein CAD-Datensatz im<br />
Computer.<br />
Die Bedeutung fügt erst<br />
der Betrachter hinzu,<br />
sprich der Bauunternehmer,<br />
der Baustofflieferant<br />
etc. hinzu.<br />
So wie in einer Baubesprechung<br />
die Betei-<br />
<br />
<br />
ligten Informationen<br />
austauschen, so sollen<br />
diese Informationen zusätzlich<br />
den CAD-Zeichnungen<br />
beigegeben<br />
werden.<br />
Sämtliche am Bauprozess<br />
Beteiligten sollen<br />
diese Informationen<br />
verstehen und identisch<br />
interpretieren. Mit der<br />
Produktmodellierung<br />
im Bauwesen hat Prof.<br />
Junge die Basis geschaffen,<br />
dass die Softwaresysteme<br />
der am Bauprozess<br />
Beteiligten eine<br />
Verständigung finden.<br />
Damit Daten im Bauprozess<br />
durchlaufen<br />
können – und nicht von<br />
jedem Beteiligten in<br />
dem von ihm verantworteten<br />
Teilprozess<br />
neu eingegeben werden<br />
müssen – muss die<br />
Bedeutung der Daten<br />
für die Beteiligten jeweils<br />
interpretierbar<br />
sein.<br />
Soll eine Kommunikation<br />
zwischen unterschiedlichenSoftwaresystemen<br />
ermöglicht<br />
werden, genauso wie<br />
es zwischen Bauherr,<br />
Architekt, Bauingenieur,<br />
Baustofflieferant<br />
und Bauunternehmer<br />
funktioniert, dann muss<br />
man einen Weg finden,<br />
diese fachlichen Modelle<br />
abzubilden und auf<br />
die Computerwelt zu<br />
übertragen.<br />
Die Entwicklung eines<br />
solchen Modells – eines<br />
Bau-Produktmodells als<br />
Schlüssel zur Software-<br />
Integration – ist das Verdienst<br />
von Prof. Junge.<br />
Wenn es heute angesichts<br />
der modernen<br />
Informationstechnologien<br />
zurecht um die<br />
Erschließung von Effizienzpotentialen<br />
durch<br />
gemeinsam genutzte<br />
Datenpools geht, ist die<br />
normierte Produktmodellierung<br />
eine wesentliche<br />
Voraussetzung.<br />
Sie ist gleichermaßen<br />
die Bedingung zur<br />
Vermeidung von überflüssige<br />
und doppelten<br />
Informationen im Informationsverarbeitungsprozess<br />
„Bauen“.<br />
Auf seinem Weg zu<br />
diesem Produktmodell<br />
hat Prof. Junge frühzeitig<br />
die Bedeutung<br />
des Computereinsatzes<br />
im Architekturbüro<br />
erkannt. Er war einer<br />
der ersten, der CAD in<br />
seinem Büro eingesetzt<br />
hat. Das Thema ließ ihn<br />
nicht mehr los.<br />
Er beteiligte sich daher<br />
an der Normungsarbeit<br />
im DIN und der ISO sowie<br />
an verschiedenen<br />
Forschungsprojekten.<br />
Dabei reizte ihn besonders<br />
das Thema<br />
Gebäudeproduktmodell,<br />
dessen heutige<br />
Definition durch die IFC,<br />
die Industry Foundation<br />
Classes, er maßgeblich<br />
beeinflusst hat. Damit<br />
erwarb er sich sehr<br />
schnell internationale<br />
Anerkennung.