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ZDB direkt Zuse 2005.pdf - Zentralverband Deutsches Baugewerbe

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12<br />

bages Konzeption liegt<br />

in der Verwendung des<br />

Dualsystems. Heute<br />

mag dies geradezu<br />

trivial erscheinen, aber<br />

damals arbeiteten<br />

zumindest alle kommerziell<br />

verfügbaren<br />

mechanischen und<br />

elektromechanischen<br />

Rechner im Dezimalsystem.<br />

Mit dieser Entscheidung<br />

war Konrad<br />

<strong>Zuse</strong> nicht mehr auf<br />

Zahnräder, Staffelwalzen<br />

oder Sprossenräder<br />

angewiesen, deren<br />

Fertigung – zumindest<br />

in genügender Zahl und<br />

mit hinreichender Präzision<br />

– nicht im Wohn-<br />

zimmer seiner Eltern<br />

möglich gewesen<br />

<br />

wäre,<br />

im Unterschied zu den<br />

gelochten Blechen, mit<br />

denen er (weitgehend)<br />

auskam.<br />

<br />

Ab 1934 machte er sich<br />

Gedanken über die Mechanisierung<br />

des Rechnens.<br />

Ausgangspunkt<br />

waren Formulare, in<br />

die Zahlen einzutragen<br />

waren und Grundrechenarten<br />

darauf<br />

anzuwenden waren<br />

). Zunächst<br />

wollte er diesen<br />

Prozess automatisieren,<br />

ging dann aber neue<br />

Wege, indem er ähnlich<br />

wie etwa zur gleichen<br />

Zeit Turing feststellte,<br />

dass die zweidimensionale<br />

Anordnung in<br />

eine lineare übertragen<br />

werden kann. Mit mechanischen<br />

Rechnern<br />

hatte er sich wohl nicht<br />

eingehender beschäftigt,<br />

sondern wurde<br />

von Dr. Pannke, dem<br />

Inhaber einer Rechenmaschinenfabrik<br />

darauf<br />

hingewiesen, dass es<br />

auf diesem Gebiet ohnehin<br />

nichts mehr zu<br />

erfinden gebe. Unter<br />

Mithilfe seines Vaters<br />

und von Freunden wurden<br />

Metallplättchen<br />

zurechtgeschnitten, aus<br />

denen er 1936 einen<br />

mechanischen Speicher<br />

vollendete, der eine<br />

Kapazität von 64 Wörtern<br />

hatte. In Abbildung<br />

2 ist ein Baustein zur<br />

Speicherung eines Bits<br />

dargestellt. Besondere<br />

Beachtung verdient die<br />

Tatsache, dass die Bleche,<br />

die untereinander<br />

durch Stifte und Hebeln<br />

verbunden sind, nur in<br />

zwei zueinander senkrechten<br />

Richtungen<br />

bewegt werden.<br />

Mich beeindruckt diese<br />

erfinderische Leistung<br />

in höchstem Maße,<br />

insbesondere wenn<br />

man sich bewusst<br />

macht, dass Binärdarstellungen<br />

keineswegs<br />

üblich waren. Sie war<br />

wohl nur möglich, weil<br />

Konrad <strong>Zuse</strong> ein hervorragendes<br />

räumliches<br />

Vorstellungsvermögen<br />

hatte und durch seine<br />

frühe Beschäftigung<br />

mit mechanischen<br />

Baukästen und sein<br />

Studium entsprechend<br />

geschult war. Nach<br />

den gleichen Prinzipien<br />

wurden auch eine<br />

arithmetische Einheit<br />

und eine Steuereinheit<br />

gebaut; ihre (logische)<br />

Trennung vom Speicher<br />

war dabei nicht selbstverständlich<br />

(aber auch<br />

schon von Babbage<br />

geplant). Bei der ersteren<br />

kamen die Vorteile<br />

eines binären Systems<br />

bei der Realisierung der<br />

Multiplikation zum Tragen:<br />

Der bei (elektro-)<br />

mechanischen Rechnern<br />

häufig verwandte<br />

Einmaleins-Körper hat<br />

im Dualsystem eine<br />

sehr einfache Struktur.<br />

Die Maschine arbeitete<br />

mit Gleitkommazahlen.<br />

Eine Besonderheit war<br />

des weiteren der von<br />

Konrad <strong>Zuse</strong> realisierte<br />

einschrittige Übertrag.<br />

1938 funktionierte<br />

Konrad <strong>Zuse</strong>s erste<br />

Maschine, die Z1, – allerdings<br />

mehr schlecht<br />

als recht: Während die<br />

Informationsübertra-<br />

gung auf elektrischem<br />

Wege nahezu trivial realisierbar<br />

ist, sieht dies<br />

bei Verwendung mechanischer<br />

Teile anders<br />

aus; es müssen Stangen<br />

bewegt werden, und<br />

Änderungen der Bewegungsrichtung<br />

und Synchronisationsnotwendigkeiten<br />

führen leicht<br />

zu Verklemmungen.<br />

Die Z1 erfüllte aber insofern<br />

ihren Zweck, als<br />

sich an ihr zeigte, dass<br />

das Konzept richtig<br />

war. Als Ingenieur war<br />

Konrad <strong>Zuse</strong> jedoch<br />

an einem zuverlässig<br />

arbeitenden Gerät interessiert;<br />

folgerichtig<br />

entwickelte er eine weitere<br />

Maschine, die Z2,<br />

in der das Rechenwerk<br />

aus Relais aufgebaut<br />

war, die aber weiterhin<br />

einen mechanischen<br />

Speicher besaß. Bei dieser<br />

“Umsetzung” zeigte<br />

sich die Weitsicht und<br />

die Professionalität, mit<br />

der Konrad <strong>Zuse</strong> auch<br />

das Erfinden in Angriff<br />

nahm: Er hatte bereits<br />

während der Überlegungen<br />

zur Z1 eine sog.<br />

“abstrakte Schaltgliedtechnik”<br />

entwickelt<br />

– im wesentlichen Teile<br />

der Aussagenlogik<br />

–, so dass die in dieser<br />

Art dargestellten Basisschaltungen<br />

leicht<br />

sowohl mechanisch als<br />

auch elektromagnetisch<br />

realisierbar waren.<br />

Wichtig für die weitere<br />

Arbeit von Konrad <strong>Zuse</strong><br />

war die Z2 auch dahingehend,<br />

dass er sie<br />

Prof. Teichmann von der<br />

Deutschen Versuchsanstalt<br />

für Luftfahrt 1940<br />

erfolgreich vorführen<br />

konnte und danach von<br />

dieser Institution die

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