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Schulterschluss am Rhein

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Partnerschaftsverträge – Nutzen und Risiken:<br />

<strong>Schulterschluss</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

von Markus Kemminer*<br />

„Partnerschaftsmodell“ – klingt gut! Gerade für kleinere Unternehmen aus der Baubranche<br />

aber kann mehr Verantwortung auch rasch zur Last werden. Eine stringente Ausführungsplanung<br />

verbunden mit einer realistischen Kosteneinschätzung erhöht hier die<br />

Erfolgsaussichten beträchtlich.<br />

„Schwaben können alles außer Hochdeutsch“, meint<br />

Dieter Rannert: „sogar Partnerschaftsmodelle“. Zwar<br />

ist der ironische Unterton nicht zu überhören, aber<br />

tatsächlich: Anders als mit gesundem Selbstvertrauen<br />

und einer erheblichen Portion Optimismus wäre es<br />

nur schwer zu erklären, dass sich der Prokurist der<br />

Dietz + Strobel Straßenbau GmbH auf ein Projekt wie<br />

den Bau der <strong>Rhein</strong>galerie in Ludwigshafen einließ –<br />

nein, nicht als Subunternehmer, sondern als gleichberechtigter<br />

Partner in einem gleichberechtigten<br />

Partnering-Modell.<br />

Um das überhaupt verstehen zu können, bedarf es<br />

einiges an gedanklicher Vorleistung. Denn mit ihren<br />

100 Mitarbeitern gehören Dietz + Strobel – neben dem<br />

Straßenbau auch noch im Tiefbau und beim Bau von<br />

Außenanlagen tätig – mitnichten zu den Großen ihrer<br />

Zunft. Partnerschaftsmodelle aber werden in aller<br />

Regel zwischen großen Auftraggebern und großen<br />

Generalunternehmern abgeschlossen. Das macht insofern<br />

Sinn, als dass Baufirmen erst ab einer bestimmten<br />

Marktmacht überhaupt die Voraussetzungen für<br />

ein erfolgreiches Partnering bieten können – andernfalls<br />

wären die Risiken zu hoch, dass sich der eigene<br />

Betrieb finanziell daran verhebt.<br />

Im Fall Dietz + Strobel aber war vieles anders. Im Jahr<br />

2007 hatten sich der Auftraggeber, die Ed. Züblin AG<br />

*Geschäftsführer Text-Version<br />

Steuerung während<br />

der Bauausführung<br />

Nur mit einer ständig aktuellen und realitätsnahen<br />

Sicht auf das Bauende lassen sich Abweichungen<br />

gegenüber den Leistungsvorgaben frühzeitig in<br />

ihrer ganzen Tragweite aufzeigen und zielgerichtet<br />

Steuerungsaktivitäten einleiten. Besonders<br />

die Veränderungen der vertraglichen Ausgangssituation<br />

durch Mengenänderungen, Zusatzaufträge<br />

und Regieleistungen machen eine klar<br />

strukturierte Fortschreibung der Kalkulationssichten<br />

notwendig. Hiermit wird eine dem aktuellen<br />

Wissensstand entsprechende Prognoserechnung<br />

auf das Projektende als Entscheidungskriterium<br />

für Steuerungsmaßnahmen eingeführt. So lässt<br />

sich mit der BRZ-Software ein zeitgemäßes<br />

Bauprojekt-Management umsetzen. W<br />

06 | 2011<br />

strassenbau FACHBEITRAG<br />

Radfertiger – einzigartig und anpassungsfähig<br />

Jetzt testen!<br />

Dieter Rannert,<br />

Prokurist bei der<br />

Dietz + Strobel<br />

GmbH, erzählte<br />

auf dem 3. BRZ-<br />

Mittelstandsforum,<br />

wie sich mit<br />

partnerschaftlichemBauprojekt-Management<br />

neue Geschäftsfelder<br />

erschließen<br />

lassen<br />

Einzigartig und<br />

anpassungsfähig.<br />

Der AFW 150 G bietet eine Kombination aus einfachem, zweckmäßigem<br />

Design und bewährter Technologie. Der AFW 150 G ist besonders geeignet für<br />

Asphaltierungsarbeiten im Kanal-, Gehwege- und Lei tungsbau sowie im Garten-<br />

und Landschaftsbau. Das kompakte De sign erlaubt es unter geringen<br />

Platzverhältnissen zu arbeiten.<br />

Leistung: Einbauweite von min. 250 mm bis max. 1.650 mm<br />

Ammann Verdichtung GmbH | Josef-Dietzgen-Straße 36 | 53773 Hennef | Tel: +49 2242 880 20 | Fax: +49 2242 880 259<br />

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7


FACHBEITRAG strassenbau<br />

Die <strong>Rhein</strong>galerie in Ludwigshafen. Fotos: BRZ<br />

zus<strong>am</strong>men mit dem Generalunternehmer, der ECE<br />

Projektmanagement GmbH & Co. KG, entschlossen,<br />

den Bau des über 200 Mio. Euro teuren Projekts auf<br />

der Basis eines GMP-Vertrags durchzführen. GMP<br />

steht hier für Guaranteed Maximum Price – ins Deutsche<br />

unschwer als Garantierter Maximalpreis zu<br />

übersetzen. Bei einem solchen GMP-Modell werden<br />

Einnahmen und Ausgaben des Bauunternehmens offen<br />

ausgewiesen, wobei das Risiko für den Auftraggeber<br />

eben durch den zuvor festgelegten Maximalpreis begrenzt<br />

wird. Gelingt es schließlich nach gemeins<strong>am</strong>er<br />

Planung und Bauausführung, das Projekt unterhalb<br />

der Kalkulationsgrenze zu bringen, so teilen sich beide<br />

Parteien den Gewinn.<br />

Die ECE Projektmanagement wollte diese Form der<br />

partnerschaftlichen Vertragsbeziehung auch auf die<br />

bereits als Subunternehmer verpfl ichtete Dietz + Strobel<br />

übertragen. Dietz + Strobel hatte den Auftrag erhalten,<br />

die Tiefbauarbeiten wie auch eine Vielzahl von<br />

Arbeiten im Außenanlagenbereich (z.B. die Freitreppe<br />

zum <strong>Rhein</strong>) zur Erschließung der <strong>Rhein</strong>galerie zu leisten.<br />

Dazu k<strong>am</strong> noch die äußere Erschließung des<br />

Zollhofhafens, die neben dem Ausbau der Fußgängerzone<br />

weitere sieben Straßen in unmittelbarer Nähe<br />

zur <strong>Rhein</strong>galerie umfasste. Beide Projekte sind zwischen<br />

4 und 5 Mio. Euro schwer.<br />

Rannert nahm das Angebot an – entgegen dem Rat<br />

einiger Kollegen und „mit etwas Magengrimmen“,<br />

wie er sich erinnert. „50% vom gemeins<strong>am</strong>en Kuchen:<br />

Das hört sich für uns als klassischen Subunternehmer<br />

erst einmal gut an. Aber was passiert, wenn <strong>am</strong> Ende<br />

nichts vom gemeins<strong>am</strong>en Kuchen übrig bleibt, oder<br />

wenn wir sogar mit einem Minus rausgehen? Das<br />

GMP-Modell zeichnet sich eben dadurch aus, dass<br />

hier keine Nachträge eingebracht werden können – mit<br />

den entsprechenden Folgen für ein Unternehmen.“<br />

Im Nachhinein ist Rannert froh, das „P“ von „GMP“<br />

nicht nur für „Preis“, sondern auch für „Partnerschaft“<br />

genommen zu haben. „Ausschreibungsunterlagen und<br />

Ausführungspläne für die Außen- und Tiefbauanlagen<br />

wichen erheblich voneinander ab. Das Bauvorhaben,<br />

so wie es dort geplant wurde, ließ uns etwas ratlos<br />

zurück. Wir haben uns also mit den Verantwortlichen<br />

der ECE an einen Tisch gesetzt, und die haben uns<br />

gleich bei der Planung mit ins Boot genommen. Ihr<br />

seid die Experten, hieß es da, bietet uns Alternativen<br />

an! Und schon steckten wir komplett in der Ausführungsplanung<br />

drinnen.“<br />

Vom Subunternehmer zum „Bauherrn“<br />

Was folgte, war eine gemeins<strong>am</strong>e Neubewertung des<br />

Projekts und vor allem ihrer eigenen Position. Denn<br />

auf einmal waren Dietz + Strobel aus der klassischen<br />

Subunternehmerrolle in die eines mitplanenden und<br />

mitberatenden „Bauherrn“ geschlüpft. Geplante Leistungen<br />

k<strong>am</strong>en noch mal auf den Prüfstand, Posten<br />

wurden neu kalkuliert. Eines stand allerdings nach<br />

wie vor fest: das Ges<strong>am</strong>tbudget, denn das war bereits<br />

durch den GMP-Vertrag zwischen Generalunternehmer<br />

und Auftraggeber vorgegeben. Wenig erstaunlich,<br />

dass Rannert den Verhandlungen, die im Anschluss<br />

an die Vertragsunterzeichnung folgten, rückblickend<br />

das Prädikat „intensiv“ gibt.<br />

Als Pluspunkt in dieser Situation erwies sich für das<br />

Unternehmen aus dem schwäbischen Bretzfeld, dass<br />

BRZ-Kalkulation:<br />

Sicher zu einer exakten Kostenermittlung<br />

Die BRZ-Kalkulationssoftware unterstützt Bauunternehmen<br />

bei der schnellen und mühelosen Erstellung<br />

selbst umfangreicher Angebote. Plausibilitätsprüfungen<br />

und Kontrollfunktionen sorgen dafür, dass man<br />

selbst unter Zeitdruck stets den Überblick behält.<br />

Und wenn die Umsetzung des Bauauftrags 1:1 nicht<br />

die beste Lösung ist, lassen sich schnell und ohne<br />

großen Aufwand Sondervorschläge erstellen, inklusive<br />

Darstellung der Ersparnis für den Auftraggeber.<br />

Was die BRZ-Software zudem auszeichnet: Nur mit<br />

ihr ist eine risikoorientierte Kalkulation möglich, bei<br />

der die Bauprojektrisiken systematisch identifi ziert,<br />

bewertet und bei der Kostenermittlung berücksichtigt<br />

werden. So lassen sich Projektrisiken in den Griff<br />

bekommen und Projekte erfolgreich abschließen.<br />

Ganz nebenbei schafft die BRZ-Kalkulation auch die<br />

Grundlage für eine effi ziente Projektsteuerung, denn<br />

dank der zentralen Datenbank stehen alle Kalkulationsdaten<br />

dem Baustellenmanagement zur Verfügung.<br />

W<br />

sie mit BRZ noch einen weiteren Partner an ihrer Seite<br />

hatten. Dietz + Strobl beziehen von dem Nürnberger<br />

Spezialisten für Organisation und Bau-IT eine integrierte<br />

Software: von der Kalkulationssoftware über<br />

Progr<strong>am</strong>me zur Steuerung und Kontrolle des Baustellenmanagements<br />

bis hin zum Rechnungswesen. Lösungen,<br />

so Rannert, die sich gerade in dieser Phase<br />

besonders bewährten. „Der Mehrwert der BRZ-Produkte<br />

liegt für mich vor allem in der Flexibilität, mit<br />

der sie angewendet werden können.“ Besonders hat<br />

es Rannert die Kalkulationssoftware angetan: „ein<br />

Topprodukt“.<br />

„Gerade bei einem so umfangreichen Projekt wie der<br />

<strong>Rhein</strong>galerie muss man über Hilfsmittel verfügen, die<br />

sich speziell auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden<br />

lassen. Die BRZ-Kalkulation bietet mir genau das.<br />

Poweruser, wie ich einer bin, können d<strong>am</strong>it sehr detailliert<br />

entsprechend präzise Lösungen entwickeln.<br />

Mit dieser Grundlage gehe ich dann in jede Verhandlung.<br />

Ich weiß genau, wie hoch das Ausführungsrisiko<br />

ist und wie weit ich meinen Verhandlungsspielraum<br />

ausdehnen kann.“<br />

Partnerschaftsverträge in der Baubranche? – Nach<br />

seinen Erfahrungen mit dem Projekt <strong>Rhein</strong>galerie rät<br />

Rannert, solche Modelle genau auf ihren Nutzen und<br />

ihren Risiken zu prüfen. „Partnerschaft – das klingt<br />

erst mal gut. Für mich sind solche GMP-Partnerschaften<br />

für kleinere oder mittelgroße Betriebe, wirtschaftlich<br />

betrachtet, nicht unbedingt die Ideallösung. Wenn<br />

man es sich aber zutraut, bieten sie einem die Chance,<br />

an umfangreiche, wirklich interessante Projekte<br />

heranzukommen. Dabei darf man aber nicht vergessen,<br />

dass die Eigenverantwortung hier größer ist. Sie müssen<br />

neben den eigentlichen Leistungen auch noch Zeit<br />

für Beratung, Planungs- und Koordinationsarbeiten<br />

einrechnen. Denn genau das gehört eben zu einer<br />

echten Partnerschaft dazu.“<br />

Für Subunternehmen, die unter einem GMP-Vertrag<br />

zwischen Auftraggeber und Generalunternehmer arbeiten,<br />

aber nicht als Partner darin eingeschlossen<br />

sind, ist – so Rannert – der klassische VOB-Einheitspreisvertrag<br />

in der Regel die bessere Lösung. „In aller<br />

Regel sind die Risiken für Einzelunternehmen beim<br />

Einheitspreisvertrag einfach geringer.“<br />

Den Vorteil von Partnerschaftsverträgen wie dem<br />

GMP-Modell sieht der Prokurist von Dietz + Strobel<br />

hauptsächlich in der Zus<strong>am</strong>menarbeit von Auftraggeber<br />

und Bauherrn und da vor allem bei sehr komplexen<br />

und d<strong>am</strong>it schwer überschaubaren Projekten. Zumal<br />

dann, wenn man mit einem Projekt möglichst schnelle<br />

und kurze Wege gehen will. „Wollte man ein Projekt<br />

vom Umfang der <strong>Rhein</strong>galerie nach den bestehenden<br />

Regelungen, den Ablaufplänen und Fristsetzungen der<br />

VOB bauen, dann geht dabei viel Zeit und d<strong>am</strong>it auch<br />

Geld verloren. Bei Partneringverträgen sind die Wege<br />

in der Regel deutlich kürzer. Lösungen auf dem Reißbrett<br />

sind nicht gefragt, hier geht es vor allem darum,<br />

Entscheidungen auf der Baustelle zu treffen, auch<br />

wenn es da eben oft sehr hemdsärmelig und unkonventionell<br />

zugeht.<br />

Info<br />

www.brz.de<br />

Tel.: 0911/3607-0<br />

8 06 | 2011

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