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„Die Kirche stand<br />

kurz vor dem Exitus“<br />

Interview mit Reinhold Theisz<br />

Dominikanerkirche in Landshut<br />

Das Prüfamt für Standsicherheit in Landshut stellt gleich<br />

zwei Rekorde auf: Mit 105 Jahren ist es die älteste Zweigstelle<br />

und mit Reinhold Theisz hat es den dienstältesten Leiter. Im<br />

Gespräch verrät der 60-jährige Bauingenieur, warum die<br />

Isarstadt fast um eine Kirche ärmer geworden wäre.<br />

impulse: Herr Theisz, vor fünf Jahren feierte die Zweigstelle<br />

Landshut ihr 100-jähriges Bestehen. Hatten Sie sich damals<br />

bestimmte Ziele für die Zukunft gesteckt?<br />

Theisz: Nach der 100-Jahr-Feier wollten wir unser altes<br />

Dienstgebäude sanieren. Allerdings hätte das unseren Kosten-<br />

rahmen überstiegen. Es wurde ein „Neubau“ daraus. Zufällig<br />

bot sich das Nachbargebäude an, in das wir im letzten Jahr<br />

eingezogen sind. Nun sind wir die älteste Zweigstelle mit modernster<br />

Ausstattung. Alles ist hier neu, nur die EDV und die<br />

Aufträge haben wir mitgenommen.<br />

impulse: Woran arbeiten Sie und Ihre Kollegen derzeit?<br />

Theisz: Ganz aktuell prüfen wir unter anderem den Neubau<br />

der Berufsschule I in Landshut und große Industriehallen für<br />

BMW. Wir haben aber Aufträge bis in den hinteren Bayerischen<br />

Wald und in ganz Ober- und Niederbayern.<br />

impulse 1/2013 | <strong>LGA</strong> Prüfamt für Standsicherheit Landshut<br />

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impulse: Also nur in Altbayern?<br />

Theisz: Nein, es kommen auch Aufträge aus Baden-Würt-<br />

temberg, vor allem für Biogasanlagen und Güllegruben. Wir<br />

machen Typenprüfungen für Stahlbetonbehälter.<br />

impulse: Wo liegen denn die Schwerpunkte der Zweigstelle<br />

Landshut und der Außenstelle Deggendorf?<br />

Theisz: Wir arbeiten zurzeit sehr viel für BMW, prüfen in den<br />

Standorten Landshut und Dingolfing neue Presswerke oder<br />

Hallen für Kunststofffertigung und Karosseriebau. Unsere<br />

Aufträge umfassen alle Arten von Bauwerken wie Wohnanlagen,<br />

Lagerhallen oder Einkaufsmärkte. Ein persönlicher<br />

Schwerpunkt liegt bei denkmalgeschützten Gebäuden.<br />

Derzeit läuft noch die Sanierung der Jesuitenkirche St. Ignatius,<br />

die letzte große Kirche, die noch nicht saniert wurde.<br />

impulse: Die letzte heißt?<br />

Theisz: In den vergangenen Jahren wurden alle großen,<br />

alten Kirchen in Landshut saniert. Das Problem war, dass<br />

sie auf Holzpfählen gegründet wurden. Durch Grundwasserabsenkung<br />

wurden diese trocken, verfaulten zum Teil und es<br />

bildeten sich Hohlräume. Dadurch war die Standsicherheit<br />

stark gefährdet. Die Dominikanerkirche hatte sehr viel<br />

Glück, sie wäre um ein Haar teilweise eingestürzt. Auslöser<br />

war 1999 ein starkes Hochwasser der Isar. Wasser ist dabei<br />

in die Hohlräume der Pfähle gedrungen. Der Untergrund ist<br />

instabil geworden und das Gebäude abgesackt. Ein Pfeiler<br />

musste in der Kirche komplett ersetzt werden – nur ein ganzer<br />

Ziegel war noch vorhanden, der Rest war zerbröselt. Wie<br />

gesagt, die Kirche stand kurz vor dem Exitus.<br />

Kontakt<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Theisz<br />

<strong>LGA</strong> Prüfamt für Standsicherheit Landshut<br />

Tel. +49 871 608-13<br />

Fax +49 871 608-19<br />

reinhold.theisz@lga.de<br />

10 impulse 1/2013 | <strong>LGA</strong> Prüfamt für Standsicherheit Landshut<br />

impulse: Betreten Sie im Urlaub Kirchen mit einem prüfenden<br />

Blick?<br />

Theisz: Nein, ich achte eher darauf, wie sie gebaut sind.<br />

Manchmal wirken etwa Gewölbe sehr massiv, sind es aber<br />

nicht – wie zum Beispiel in der Dominikanerkirche. Was hier<br />

wie ein massives Gewölbe aussieht, ist nur eine Holzkonstruktion<br />

mit einer leichten Stuckschale. Das sieht zwar beeindruckend<br />

aus, ist aber nur Schein.<br />

impulse: Was beeindruckt Sie stattdessen?<br />

Theisz: Zum Beispiel das Straßburger Münster, der Kölner<br />

Dom oder der Petersdom. Das sind ganz andere Dimensionen.<br />

Aber auch St. Martin in Landshut, sie hat den höchsten Backsteinturm<br />

der Welt. Überhaupt ist die Altstadt hier mit ihrer<br />

gotischen Architektur sehr beeindruckend. Sie bietet eine<br />

tolle Kulisse für die berühmte Landshuter Hochzeit. Ein kleiner<br />

Tipp: Sie findet nur alle vier Jahre statt, heuer auch wieder.<br />

impulse: Gibt es Projekte, auf die Sie besonders stolz sind?<br />

Theisz: Die Dominikanerkirche lag mir sehr am Herzen. Sie ist<br />

eine der schönsten Kirchen hier und hat eine hervorragende<br />

Akustik. Schöne Projekte waren beispielsweise die Sanierung<br />

der Frauenkirche in Günzburg, des Hubertussaals im Schloss<br />

Nymphenburg und der Bayerischen Vertretung in Berlin.<br />

Prüfungen bei denkmalgeschützten Bauwerken machen mir<br />

besonders Spaß, doch dafür braucht man einiges an Erfahrung.<br />

impulse: Und die bringen Sie sicherlich mit als dienstältester<br />

Prüfamtsleiter...<br />

Theisz: Nun ja, ich bin seit über 33 Jahren bei der <strong>LGA</strong> und<br />

leite seit 18 Jahren das Prüfamt. Aber in einigen Jahren<br />

möchte ich Platz für einen Jüngeren machen. Die <strong>LGA</strong> ist sehr<br />

um ihren Nachwuchs bemüht – wir haben hier viele junge<br />

talentierte Mitarbeiter.

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