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Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI

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78 Axel Borrmann & Re<strong>in</strong>hard Stockmann<br />

e<strong>in</strong>e Alle<strong>in</strong>stellung vor allem mit H<strong>in</strong>weis auf den ger<strong>in</strong>gen Umfang <strong>der</strong> EZ-Maßnahmen<br />

und die Kosten verzichtet.<br />

Das gilt auch für die onl<strong>in</strong>e befragten NRO, von denen lediglich zwei e<strong>in</strong>e von den<br />

operativen Stellen unabhängige <strong>Evaluation</strong>se<strong>in</strong>heit bzw. e<strong>in</strong>en <strong>Evaluation</strong>sbeauftragten<br />

e<strong>in</strong>gerichtet haben. Die meisten NRO verfügen lediglich über e<strong>in</strong>e organisatorische<br />

M<strong>in</strong>imalstruktur, mit <strong>der</strong> sie meist nur e<strong>in</strong>e sehr begrenzte Anzahl von Projekten betreuen<br />

(vgl. dazu und zum folgenden Mutter 2000). H<strong>in</strong>zu kommt aber auch, dass die NRO die<br />

Projektverantwortung primär bei ihren Partnern sehen. Dieses Grundverständnis führt<br />

dazu, dass sie die Verantwortung für die Organisation und die Steuerung von <strong>Evaluation</strong>sprozessen<br />

wie auch für die gesamte Projektdurchführung weitgehend auf <strong>der</strong> Partnerseite<br />

sehen. Wie auch die Onl<strong>in</strong>e-Befragung bestätigte, unterliegen NRO heute aber<br />

e<strong>in</strong>em hohen und wachsenden Rechtfertigungsdruck gegenüber ihren Spen<strong>der</strong>n. Die<br />

historische Entwicklung großer deutscher NRO (Kirchen, Stiftungen, DWHH) zeigt<br />

heute, dass dies über kurz o<strong>der</strong> lang zum<strong>in</strong>dest für die wachsenden NRO die Frage nach<br />

e<strong>in</strong>er geeigneten Form <strong>der</strong> Institutionalisierung <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>sfunktion aufwirft.<br />

E<strong>in</strong>e kritische Größe, die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionelle Alle<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>sfunktion<br />

erfor<strong>der</strong>lich macht, lässt sich kaum def<strong>in</strong>ieren. Anhaltspunkte liefern jedoch die Erfahrungen<br />

an<strong>der</strong>er EZ-Organisationen. Wenn sich aus Effizienzgründen die E<strong>in</strong>richtung<br />

e<strong>in</strong>er selbstständigen und unabhängigen, mehrköpfigen <strong>Evaluation</strong>se<strong>in</strong>heit nicht rechtfertigen<br />

lässt, dann sollten kle<strong>in</strong>ere EZ-Organisationen prüfen, ob nicht zum<strong>in</strong>dest die<br />

Beauftragung e<strong>in</strong>er evaluationsverantwortlichen, ggf. nur teilzeitbeschäftigten, aber strikt<br />

operativ unabhängigen Person möglich ist. Die PTB zeigt mit ihrem kle<strong>in</strong>en Portfolio<br />

genau dieses Bemühen, wenngleich ihr die Wahrung <strong>der</strong> Unabhängigkeit noch nicht<br />

befriedigend gelungen ist.<br />

Fehlen <strong>Evaluation</strong>se<strong>in</strong>heit o<strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>sbeauftragter, s<strong>in</strong>d die <strong>Evaluation</strong>ssysteme<br />

<strong>der</strong> hier untersuchten EZ-Organisationen dezentralisierter. Hier müssen die operativ<br />

tätigen E<strong>in</strong>heiten ihre <strong>Evaluation</strong>stätigkeit jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit übergeordneten Leitungsebenen<br />

abstimmen (operative Bereichsleitung, Grundsatzreferat, Geschäftsleitung,<br />

o.ä.). Die Leitungsebene übernimmt die Funktion von <strong>Evaluation</strong>se<strong>in</strong>heiten und <strong>Evaluation</strong>sbeauftragten,<br />

legt die <strong>Evaluation</strong>sregeln fest, plant, beauftragt, genehmigt und<br />

nimmt <strong>Evaluation</strong>en ab, sichert ihre Qualität und verwertet ihre Ergebnisse. Ähnlich wie<br />

bei <strong>Evaluation</strong>sbeauftragten, die auch an<strong>der</strong>e Funktionen ausüben, besteht dabei aber die<br />

Gefahr ungesicherter Unabhängigkeit, unzureichen<strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>skompetenz, e<strong>in</strong>geschränkter<br />

Qualitätssicherung und evaluationsfreier Räume. 24<br />

Tatsächlich f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den hier untersuchten EZ-Organisationen entsprechende<br />

H<strong>in</strong>weise. Das ist zum Beispiel <strong>der</strong> Fall, wenn hauptsächlich die operative Leitungsebene<br />

e<strong>in</strong>geschaltet wird, also sektorale o<strong>der</strong> regionale Bereichs- o<strong>der</strong> Abteilungsleitungen.<br />

Deren Unabhängigkeit ist e<strong>in</strong>geschränkt, da sie Mitverantwortung für Planung und<br />

Durchführung von Projekten und Programmen ihres Bereichs tragen. Beispiele s<strong>in</strong>d Ci,<br />

BGR und PTB. Operative Verantwortung f<strong>in</strong>det sich selbst auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Grundsatzreferate<br />

(BGR, PTB). Hier besteht zudem das Risiko, dass Vorhaben <strong>in</strong> <strong>der</strong> alle<strong>in</strong>igen<br />

Verantwortung dieser Leitungsebene überhaupt nicht evaluiert werden. So wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

BGR zwischen 2001 und 2006 noch ke<strong>in</strong>es <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt acht Sektorvorhaben <strong>in</strong> Ver-<br />

24 Vgl. dazu DAC (2004): <strong>Evaluation</strong>s Systems <strong>in</strong> DAC Members’ Agencies: A Study based on<br />

DAC Peer Reviews, Paris.

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