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Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI

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20 Axel Borrmann & Re<strong>in</strong>hard Stockmann<br />

Die untersuchten Organisationen setzen im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> breites Spektrum von<br />

<strong>Evaluation</strong>sformen e<strong>in</strong>. Naturgemäß orientieren sie sich zum Zweck <strong>der</strong> Projektsteuerung<br />

stark am Projektzyklus. M<strong>in</strong>destens die Hälfte <strong>der</strong> EZ-Organisationen schöpft aber das<br />

Potential nicht aus, das ihnen die übrigen <strong>Evaluation</strong>sformen bieten. Bei den staatlichen<br />

Durchführungsorganisationen und den zivilgesellschaftlichen Organisationen hat zwar<br />

das Interesse an empirischen Vergleichs-, Sektor-, Themen- und Instrumentenevaluationen<br />

zugenommen, doch bisher haben diese, von E<strong>in</strong>zelfällen abgesehen, ke<strong>in</strong>e zentrale<br />

Bedeutung erlangt. Dass sich Schluss- und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Ex-post <strong>Evaluation</strong>en bisher <strong>in</strong><br />

Deutschland kaum durchsetzen konnten, liegt nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an den F<strong>in</strong>anzen,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem an <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung ihrer Nützlichkeit. Da das deutsche EZ-<br />

<strong>Evaluation</strong>ssystem vor allem auf <strong>in</strong>strumentelles Lernen ausgerichtet ist, f<strong>in</strong>den <strong>Evaluation</strong>sformen,<br />

die mehr dem konzeptionellen Lernen dienen, bisher noch nicht genügend<br />

Akzeptanz.<br />

EZ-Organisationen verweisen dagegen auf ihre Schwierigkeiten, solche <strong>Evaluation</strong>en<br />

zu f<strong>in</strong>anzieren. Die Sicherstellung ausreichen<strong>der</strong> Ressourcen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Determ<strong>in</strong>ante für die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>ssysteme. Hier<br />

besteht Handlungsbedarf. E<strong>in</strong>e Reihe von <strong>Evaluation</strong>se<strong>in</strong>heiten und -beauftragten s<strong>in</strong>d<br />

personell nicht gerüstet für die erfor<strong>der</strong>liche Verbesserung <strong>der</strong> Qualitätssicherung des<br />

<strong>Evaluation</strong>sgeschehens, auch nicht für die häufigere Durchführung von wirkungsorientierten,<br />

projektübergreifenden und Ex-post <strong>Evaluation</strong>en sowie für den verstärkten E<strong>in</strong>satz<br />

externer Gutachter.<br />

Insgesamt ersche<strong>in</strong>en die meisten <strong>Evaluation</strong>ssysteme unterf<strong>in</strong>anziert. Auch wenn es<br />

ke<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dlichen Vorgaben o<strong>der</strong> Standards gibt, so existieren doch Anhaltspunkte, die<br />

e<strong>in</strong>en Richtwert von 1% <strong>der</strong> jährlichen Ausgaben für Projekte und Programme für unabhängige<br />

<strong>Evaluation</strong>en nahe legen. Bei den meisten EZ-Organisationen liegt <strong>der</strong> Wert<br />

dagegen im niedrigen Promillebereich.<br />

Sieht man die Glaubwürdigkeit e<strong>in</strong>es <strong>Evaluation</strong>ssystems vor allem dann als gegeben<br />

an, wenn es über e<strong>in</strong>e klare <strong>Evaluation</strong> Policy verfügt, Unabhängigkeit und Unparteilichkeit<br />

gewährleistet, sich an Standards orientiert, h<strong>in</strong>reichend häufige und diversifizierte<br />

<strong>Evaluation</strong>en durchführt und adäquat mit Ressourcen ausgestattet ist, dann ist für die<br />

untersuchten <strong>deutschen</strong> EZ-Organisationen gegenüber <strong>der</strong> letzten Systemprüfung e<strong>in</strong>e<br />

erhebliche Verbesserung vor allem durch die <strong>in</strong>stitutionelle Stärkung <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />

und konsequentere Orientierung an Standards festzustellen. Die e<strong>in</strong>geschränkten Kompetenzen<br />

<strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>se<strong>in</strong>heiten und -beauftragten, die Lücken bei den <strong>Evaluation</strong>sformen<br />

sowie die unzureichende Ressourcenausstattung lassen erheblichen Spielraum, die<br />

Glaubwürdigkeit weiter zu verbessern. Berücksichtigt man die Tatsache, dass alle<strong>in</strong>e die<br />

beiden größten <strong>deutschen</strong> EZ-Organisationen KfW und GTZ gut 50% <strong>der</strong> bilateralen EZ<br />

des BMZ abwickeln und <strong>der</strong>en <strong>Evaluation</strong>ssysteme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bilanz ihrer Stärken und<br />

Schwächen gute und glaubwürdige <strong>Evaluation</strong>ssysteme aufweisen, dann ergibt sich<br />

<strong>in</strong>sgesamt aus dieser Perspektive e<strong>in</strong> durchaus positives Bild.

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