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Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI

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154 Axel Borrmann & Re<strong>in</strong>hard Stockmann<br />

Die GTZ hat diese Neuorientierung am konsequentesten vollzogen. Im nichtstaatlichen<br />

Bereich ragen die DWHH und Misereor hervor. Die meisten politischen<br />

Stiftungen (Ausnahmen KAS und hbs) haben sich bisher mit Verweis auf ihre Son<strong>der</strong>rolle<br />

am wenigsten mit <strong>der</strong> Frage, was e<strong>in</strong>e Orientierung auf Wirkungen für die <strong>Evaluation</strong><br />

e<strong>in</strong>er Organisation bedeutet, befasst.<br />

Während e<strong>in</strong>erseits die Wirkungsausrichtung <strong>der</strong> EZ und ihrer <strong>Evaluation</strong> als wegweisend<br />

zu bezeichnen ist, muss an<strong>der</strong>erseits konstatiert werden, dass die e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Designs und Methoden für die Erfassung von Wirkungen und <strong>der</strong>en Ursachenzuschreibung<br />

noch längst nicht die professionellen Standards erfüllen, die für e<strong>in</strong>e angemessene<br />

Qualität notwendig wären. Von wenigen Ausnahmen (vor allem BMZ) abgesehen wird<br />

<strong>in</strong> den meisten <strong>der</strong> untersuchten EZ-Organisationen so weiterevaluiert wie bisher. Die<br />

Methodenauswahl, <strong>der</strong> Zeitrahmen und das f<strong>in</strong>anzielle Mengengerüst entsprechen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel nicht <strong>der</strong> anspruchsvollen Aufgabenstellung. Die Suche nach robusten Methoden,<br />

die sich im Regelbetrieb e<strong>in</strong>setzen lassen, hat gerade erst begonnen. Während im BMZ,<br />

<strong>der</strong> GTZ, KfW und e<strong>in</strong>igen NGOs wie <strong>der</strong> DWHH und Misereor überlegt wird, wie<br />

dieser Anspruch umgesetzt werden kann, konnte <strong>in</strong> den meisten an<strong>der</strong>en untersuchten<br />

EZ-Organisationen noch nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Problembewusstse<strong>in</strong> festgestellt werden. Dies<br />

gilt erneut für viele <strong>der</strong> politischen Stiftungen, aber auch für viele kle<strong>in</strong>ere und teilweise<br />

auch kirchliche Organisationen, die vielfach <strong>der</strong> Auffassung s<strong>in</strong>d, dass methodisch<br />

anspruchsvolle Designs durch verme<strong>in</strong>tlich kostengünstigere partizipative Verfahren<br />

ersetzt werden könnten. Die Erfassung von Wirkungen und noch mehr ihre Ursachenzuschreibung<br />

kann aber ke<strong>in</strong>esfalls von den Betroffenen, den Nutznießern e<strong>in</strong>es Programms<br />

alle<strong>in</strong> geleistet werden (vgl. Rossi, Freeman u. Lipsey 1999: 269, Kromrey 2002: 103,<br />

Stockmann 2006: 238).<br />

Um e<strong>in</strong>e hohe Ergebnisqualität zu erzielen, müssen für die <strong>Evaluation</strong>en auch genügend<br />

Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Doch gerade daran sche<strong>in</strong>t es <strong>in</strong> den<br />

meisten <strong>deutschen</strong> EZ-Organisationen zu mangeln (vgl. hierzu die Ausführungen <strong>in</strong><br />

Kapitel 4.2).<br />

E<strong>in</strong> gut funktionierendes <strong>Evaluation</strong>ssystem benötigt nicht nur e<strong>in</strong>e an den Standards<br />

<strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong> ausgerichtete <strong>Evaluation</strong>skonzeption, sowie e<strong>in</strong> den Ansprüchen <strong>der</strong><br />

Wirkungsorientierung angemessenes Methodenset und e<strong>in</strong>e ausreichende Ressourcenausstattung,<br />

son<strong>der</strong>n auch kompetentes Personal.<br />

Im Vergleich zur letzten Systemprüfung zeigt sich, dass nur zwei <strong>der</strong> untersuchten<br />

EZ-Organisationen ihre <strong>Evaluation</strong>se<strong>in</strong>heiten stark ausgebaut haben (GTZ, KfW), das<br />

fe<strong>der</strong>führende Referat im BMZ trotz immens angestiegener <strong>Evaluation</strong>saufgaben personell<br />

stagniert. Es rangiert im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich am unteren Ende. Dadurch läuft<br />

das BMZ Gefahr, zentrale <strong>Evaluation</strong>saufgaben und se<strong>in</strong>e steuernde Funktion im <strong>Evaluation</strong>sbereich<br />

nicht mehr wahrnehmen zu können. Gemessen an den Budgets <strong>der</strong> staatlichen<br />

wie nicht-staatlichen EZ-Organisationen ist e<strong>in</strong>e große Heterogenität h<strong>in</strong>sichtlich<br />

des mit <strong>Evaluation</strong>saufgaben betrauten Personals festzustellen. Die personelle Größe <strong>der</strong><br />

<strong>Evaluation</strong>sabteilungen korreliert nicht direkt mit <strong>der</strong> Größe e<strong>in</strong>er Organisation o<strong>der</strong><br />

ihrem EZ-Budget. Offensichtlich kommt es mehr auf die Bedeutung an, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Organisation <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong> zugemessen wird. In vielen Organisationen – allen voran<br />

dem BMZ – sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> erheblicher personeller Nachholbedarf zu bestehen.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die Kompetenz des e<strong>in</strong>gesetzten Personals ist zu konstatieren, dass<br />

kaum e<strong>in</strong>e Organisation erfahrene o<strong>der</strong> gar ausgebildete Evaluatoren e<strong>in</strong>stellt, son<strong>der</strong>n

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