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Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI

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130 Axel Borrmann & Re<strong>in</strong>hard Stockmann<br />

Ziele von <strong>Evaluation</strong><br />

Nach Stockmann (2007: 37) lassen sich vier <strong>Evaluation</strong>sziele unterscheiden, die zur<br />

analytischen Verortung herangezogen werden können. Auch wenn die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Evaluation</strong>sziele<br />

wie Erkenntnisgew<strong>in</strong>n für Steuerungszwecke, Lernen, Kontrolle und Rechenschaftslegung<br />

(Legitimierung) sich nicht gegenseitig ausschließen und eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verbunden s<strong>in</strong>d, macht es dennoch S<strong>in</strong>n, sie vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu trennen. Je nachdem, welches<br />

Ziel primär verfolgt wird, unterscheidet sich das Vorgehen bei e<strong>in</strong>er <strong>Evaluation</strong> z.B.<br />

bei <strong>der</strong> Auswahl (Grad an Repräsentativität), Planung (Partizipationsgrad), Vorgehensweise<br />

(e<strong>in</strong>gesetzte Methoden) und Verwertung (Adressaten) nämlich erheblich.<br />

Bei den untersuchten EZ-Organisationen zeigt sich e<strong>in</strong>e große Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Zwecksetzung für <strong>Evaluation</strong>en. Sie werden als Instrumente begriffen, die Erkenntnisse<br />

für die Entscheidungsf<strong>in</strong>dung und Projektsteuerung und mittelfristig auch für das<br />

<strong>in</strong>stitutionelle Lernen (Entwicklung) liefern. Rechenschaftslegung und Außendarstellung<br />

(Legitimierung) werden h<strong>in</strong>gegen viel weniger und wenn, dann mit deutlich niedrigerer<br />

Priorität als <strong>Evaluation</strong>sziele genannt. Der Kontrollaspekt von <strong>Evaluation</strong>en, <strong>der</strong> jahrzehntelang<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> staatlichen EZ-<strong>Evaluation</strong> im Vor<strong>der</strong>grund stand,<br />

ist mittlerweile offensichtlich so <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund geraten, dass er von ke<strong>in</strong>er Organisation<br />

auch nur erwähnt wurde.<br />

Selbst das Evaluierungsreferat des BMZ, das über Jahrzehnte als Inspektionsreferat<br />

und später als Referat für die Erfolgskontrolle firmierte, gibt heute dem Lernen Vorrang<br />

vor <strong>der</strong> Rechenschaftslegung. Auch die KfW, die als e<strong>in</strong>zige deutsche EZ-Organisation<br />

bisher flächendeckend Ex-post <strong>Evaluation</strong>en durchgeführt hat, die klassischerweise <strong>der</strong><br />

Rechenschaftslegung dienen, <strong>in</strong>dem aufgezeigt wird, welche Erfolge o<strong>der</strong> Wirkungen mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> durchgeführten Interventionsmaßnahmen langfristig und dauerhaft erzielt<br />

werden konnten, stellt den Lernaspekt für die Zukunft (das <strong>in</strong>stitutionelle Lernen) <strong>in</strong> den<br />

Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Das von <strong>der</strong> GTZ am häufigsten genutzte <strong>Evaluation</strong>s<strong>in</strong>strument, die PFK, wird vor<br />

allem für die Projektsteuerung und Entscheidungsf<strong>in</strong>dung genutzt. Die 30 im Jahr durchgeführten<br />

Fremdevaluationen dienen zwar primär <strong>der</strong> Rechenschaftslegung, aber auch<br />

dem Lernen und bei den zehn laufenden Vorhaben, die evaluiert werden, auch <strong>der</strong> Projektsteuerung.<br />

Querschnittsanalysen, die auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> 30 Fremdevaluationen<br />

durchgeführt werden, werden ebenfalls vor allem fürs „Lernen“ genutzt.<br />

Alle an<strong>der</strong>en staatlichen wie nicht-staatlichen EZ-Organisationen nennen als <strong>Evaluation</strong>sziele<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Lernen, Entscheidungshilfe und Rechenschaftslegung, manchmal<br />

auch Außendarstellung, <strong>in</strong> dieser Prioritätenfolge.<br />

Daraus kann geschlossen werden, dass das <strong>der</strong>zeitige EZ-<strong>Evaluation</strong>ssystem vornehmlich<br />

für Lernprozesse (kurzfristig für die Steuerung und Entscheidungsf<strong>in</strong>dung sowie<br />

langfristig für die <strong>in</strong>stitutionelle Wissensakkumulation) genutzt wird. Rechenschaftslegung<br />

spielt zwar <strong>in</strong> fast allen EZ-Organisationen auch e<strong>in</strong>e Rolle, ist aber von stark<br />

untergeordneter Bedeutung. <strong>Evaluation</strong> primär zu Kontrollzwecken f<strong>in</strong>det kaum mehr<br />

statt, allenfalls <strong>in</strong>direkt, da natürlich auch <strong>Evaluation</strong>en mit an<strong>der</strong>en Zielen zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>in</strong>direkt Informationen liefern, die für Kontrollzwecke genutzt werden können.<br />

Im BMZ wird diese Entwicklung zunehmend mit Skepsis beurteilt, da die Legitimitätsfrage<br />

kaum noch gestellt und e<strong>in</strong>e Kontrollfunktion (durch das BMZ) nicht mehr<br />

ausgeübt werde. Insbeson<strong>der</strong>e im BMZ, das e<strong>in</strong>e Gesamtverantwortung für die deutsche<br />

EZ trägt, sollte deshalb überlegt werden, ob <strong>der</strong> Rechenschaftslegung und Kontrolle

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