Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit - HWWI
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<strong>Evaluation</strong>ssysteme deutscher EZ-Organisationen 119<br />
Interventionsmaßnahmen beseitigt werden sollte, von alle<strong>in</strong>e wie<strong>der</strong> verschw<strong>in</strong>det. So ist<br />
z.B. aus <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> bekannt, dass viele Menschen sich von akuten Krankheiten erholen,<br />
ohne dass sie vom Arzt behandelt wurden. Würde man nur die „Treatment“-Gruppe (also<br />
diejenigen, die vom Arzt behandelt wurden) untersuchen – wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> EZ üblich – würde<br />
dieser Effekt nicht aufgedeckt. Verän<strong>der</strong>ungen können zudem Folgen exogenen Wandels<br />
se<strong>in</strong>, z.B. allgeme<strong>in</strong>er struktureller Trends (konjunkturelle Auf- und Abschwungphasen)<br />
o<strong>der</strong> plötzlich auftreten<strong>der</strong> Ereignisse.<br />
Wer die Orientierung auf Wirkungen ernst nimmt, muss deshalb se<strong>in</strong>e Untersuchungsdesigns<br />
entsprechend anpassen. In <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong> <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> EZ werden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel bisher jedoch we<strong>der</strong> feldexperimentelle Designs noch Längsschnittdesigns wie<br />
Panel- o<strong>der</strong> Zeitreihenanalysen e<strong>in</strong>gesetzt. Dieses Defizits s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ige EZ-<br />
Organisationen durchaus bewusst. So ist BMZ-E an <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Diskussion um<br />
„robuste“ <strong>Evaluation</strong>en beteiligt und hat eigene Forschungsprojekte gestartet. Auch GTZ,<br />
KfW und DWHH überlegen sich, wie sie tiefer gehende Analysen <strong>in</strong> ihr <strong>Evaluation</strong>sportfolio<br />
e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den können. In vielen an<strong>der</strong>en EZ-Organisationen ist jedoch <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht<br />
noch ke<strong>in</strong> ausreichendes Problembewusstse<strong>in</strong> festzustellen.<br />
Die Wirkungserfassung wird zudem dadurch erschwert, dass <strong>in</strong> vielen Partnerlän<strong>der</strong>n<br />
ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur unzureichende statistische Daten o<strong>der</strong> gar umfassende Monitor<strong>in</strong>gsysteme<br />
vorhanden s<strong>in</strong>d, wie sie <strong>in</strong> vielen entwickelten Staaten Standard s<strong>in</strong>d. Die Chancen, die<br />
Qualität von Wirkungsevaluationen, aber auch von <strong>Evaluation</strong> generell zu verbessern,<br />
würden dadurch steigen, dass <strong>in</strong> den Partnerlän<strong>der</strong>n – mit Unterstützung <strong>der</strong> EZ – die<br />
amtliche Statistik ausgebaut und aussagefähige wirkungsbezogene Monitor<strong>in</strong>gsysteme<br />
entwickelt würden.<br />
Bei den von den EZ-Organisationen e<strong>in</strong>gesetzten Datenerhebungsmethoden zeigt sich<br />
e<strong>in</strong>e deutliche Kluft zwischen den wenigen Organisationen, die mit e<strong>in</strong>em Methodenmix<br />
aus quantitativen und qualitativen Verfahren arbeiten und solchen, die weitgehend nur<br />
auf qualitative Methoden vertrauen.<br />
Bei BMZ- und GTZ-<strong>Evaluation</strong>en (bezogen auf die Fremdevaluationen) wird häufig<br />
e<strong>in</strong> Methodenmix angewendet, bei dem allerd<strong>in</strong>gs qualitative sozialwissenschaftliche<br />
Verfahren dom<strong>in</strong>ieren. Kosten-Nutzen- o<strong>der</strong> wenigstens Kosten-Wirksamkeitsanalysen<br />
kommen nur selten zum E<strong>in</strong>satz. Bei <strong>der</strong> KfW ist es umgekehrt, dort werden häufig<br />
Verfahren zur Ermittlung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zel- und gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftlichkeit und<br />
gesamtwirtschaftlicher Effekte, aber kaum qualitative sozialwissenschaftliche Instrumente<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Die auf PriME basierenden <strong>Evaluation</strong>en von InWEnt bef<strong>in</strong>den sich noch<br />
im Versuchsstadium und <strong>der</strong> DED kann mit se<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>i-<strong>Evaluation</strong>sbudget kaum<br />
anspruchsvolle <strong>Evaluation</strong>sverfahren e<strong>in</strong>setzen. Bei den nicht-staatlichen EZ-Organisationen<br />
konzentriert sich die Datenerhebung bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. bei<br />
<strong>der</strong> DWHH auf qualitative Verfahren.<br />
Auch bei <strong>der</strong> Wirkungsmessung greifen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die kirchlichen EZ-Organisationen<br />
gerne auf sogenannte partizipative Methoden zurück, bei denen vor allem das<br />
Urteil <strong>der</strong> Teilnehmer zur Bewertung <strong>der</strong> Wirksamkeit von Programmen herangezogen<br />
wird. Die Zielgruppen (Nutzer) e<strong>in</strong>es Programms zu befragen, kl<strong>in</strong>gt beson<strong>der</strong>s plausibel,<br />
denn wer sollte besser über die Wirkungen e<strong>in</strong>es Programms Bescheid wissen, als diejenigen,<br />
die den Gegenstand <strong>der</strong> Untersuchung aus eigener Erfahrung kennen. Die Nutzer<br />
e<strong>in</strong>er Dienstleistung o<strong>der</strong> die Betroffenen e<strong>in</strong>er Maßnahme könnten deshalb leicht für die<br />
,eigentlichen‘ Experten gehalten werden. Doch Rossi, Freeman und Lipsey (1999: 269)