Kreative Arbeit holt Jugendliche weg von Drogen ... - FAB
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<strong>Kreative</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>holt</strong> <strong>Jugendliche</strong> <strong>weg</strong> <strong>von</strong> <strong>Drogen</strong> | Nachrichten.at http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/art4,940532,PRINT?_FRA...<br />
OÖ Nachrichten Pressespiegel 06. August 2012<br />
06. August 2012 - 00:04 Uhr · Manuela Kaltenreiner · Oberösterreich<br />
Oberösterreich<br />
<strong>Kreative</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>holt</strong> <strong>Jugendliche</strong> <strong>weg</strong> <strong>von</strong> <strong>Drogen</strong><br />
WELS. Junge Suchtkranke können in Wels beim<br />
Projekt „Talon“ freiwillig arbeiten.<br />
Das „Zeug“ hat die <strong>Jugendliche</strong>n fest im Griff. Ein<br />
geregelter Alltag ist für <strong>Drogen</strong>abhängige kaum zu<br />
bewältigen. Das Jugendprojekt „Talon“ in Wels ist<br />
die einzige Anlaufstelle in Oberösterreich, die ihnen<br />
einen Weg zurück anbietet. Junge Menschen<br />
zwischen 16 und 25 Jahren können an fünf Tagen in<br />
der Woche für drei Stunden arbeiten. Freiwillig.<br />
Der Tag beginnt um 9 Uhr mit einem Frühstück im<br />
Aufenthaltsraum. Es wird erzählt, gelacht und die<br />
<strong>Arbeit</strong> aufgeteilt. „Für viele sind wir wie eine Familie,<br />
manche essen sonst kaum etwas Vernünftiges,“ sagt<br />
Projektleiter Anton Pramreiter. Das Hab und Gut wird<br />
in Spints eingesperrt, „denn bei uns wird nichts<br />
konsumiert.“ Dann wird in der Werkstatt und im<br />
Bastelraum bei Musik gewerkt.<br />
Kunstwerke aus Abfall<br />
Die Aufgaben für heute: Aus einer Schallplatte eine<br />
Tasche kreieren, Igel aus Holz verzieren, 200<br />
Kalenderhaken abschleifen und Prospekte zu<br />
Wanduhren rollen. „Nicht jede <strong>Arbeit</strong> macht Spaß, muss aber sein“, sagt ein 23-Jähriger, der Perlen <strong>von</strong> einem<br />
Leiberl abtrennt. „Weil die können wir irgendwann mal brauchen.“ Warum kommt ihr freiwillig hierher? Diese<br />
Frage drängt sich auf. „Die meisten machen’s glaub' ich <strong>weg</strong>en dem Geld“, sagt die 23-jährige Muki, die immer<br />
wieder gearbeitet hat, „damit ich ein geregeltes Leben hab’.“<br />
7,39 Euro bekommen die <strong>Jugendliche</strong>n in der Stunde, das Gehalt wird täglich ausbezahlt. „Die wenigsten haben<br />
<strong>Arbeit</strong>serfahrung, bei uns haben sie eine andere Tagesstruktur. Und die <strong>Jugendliche</strong>n haben Erfolg bei dem, was<br />
sie tun, das motiviert sie und uns“, sagt Pramreiter. „Wir machen super Sachen aus Müll, und es ist lässig, wenn<br />
sie verkauft werden“, sagt Stefan (22), der erste „Schützling“ in der Karl-Loy-Straße. „Ich komme jeden Tag. Jetzt<br />
bin ich so weit, wieder in den Berufsalltag einzusteigen.“ In der Berufsschule hat er das erste Mal <strong>Drogen</strong><br />
angeboten bekommen. „Ich hatte Ärger mit meiner Ex-Freundin und geglaubt, alles unter Kontrolle zu haben.<br />
Nach meiner Lehrabschlussprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg ging’s bergab.“ Der Tiefpunkt kam am 18.<br />
Geburtstag und einer Überdosis: „Meine Freunde haben mich wiederbelebt.“ Stefan ist im<br />
<strong>Drogen</strong>ersatzprogramm, wie 60 Prozent der <strong>Jugendliche</strong>n bei „Talon“, und hat den Ausstieg fast ganz geschafft.<br />
Zwei Mädchen diskutieren lautstark über ein Lied, während sie Prospekte zusammenrollen. „Mehr als verbale<br />
Auseinandersetzungen gab es bei uns noch nie, aber wir müssen sehr konsequent sein“, sagt Pramreiter, der<br />
einen Burschen, der eine Kaffeepause macht, zurück zum Schleifen <strong>holt</strong>. „Bei uns gibt es klare Regeln und<br />
Strukturen, das ist wichtig.“<br />
Nicht alle schaffen einen Vormittag ohne „Zeug“, müssen deshalb die <strong>Arbeit</strong> abbrechen. Heute halten alle durch.<br />
„Bei schlimmen Entzugserscheinungen hat man das Gefühl, ein 200-Kilo-Mann ist im Körper und will durch die<br />
Haut raus,“ beschreibt Stefan. Die Betreuer lenken die <strong>Jugendliche</strong>n mit anderen Themen ab. Nach drei Stunden<br />
wird zusammengeräumt, der Lohn ausbezahlt. Die Sozialarbeiter bringen die <strong>Jugendliche</strong>n wie immer vor die Tür.<br />
Ihre Wege trennen sich, aber morgen wollen sie wiederkommen.<br />
Das Jugendprojekt<br />
Bild vergrößern<br />
Michi hat die Couchtische aus einer Wäschetrommel<br />
kreiert. Bild: Kaltenreiner<br />
Talon ist das einzige Beschäftigungsprojekt in Oberösterreich für junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren<br />
mit <strong>Drogen</strong>problemen. <strong>FAB</strong> Reno OÖ. hat es im Juni 2010 in Wels ins Leben gerufen. Das Projekt bietet täglich<br />
zehn <strong>Arbeit</strong>splätze auf Basis einer geringfügigen Anstellung. Die <strong>von</strong> den <strong>Jugendliche</strong>n gestalteten Produkte<br />
werden im projekteigenen Shop in der Karl-Loy-Straße 2 verkauft.<br />
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OÖ Nachrichten Pressespiegel 06. August 2012<br />
28 junge Menschen mit <strong>Drogen</strong>problemen arbeiten bei Talon. Wie oft und wann entscheiden sie täglich für sich<br />
selbst.<br />
Quelle: OÖNachrichten Zeitung<br />
Artikel: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/art4,940532<br />
© OÖNachrichten / Wimmer Medien 2012 · Wiederverwertung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung<br />
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