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DPZ-aktuell - Deutsches Primatenzentrum

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<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong><br />

Das Magazin der <strong>Deutsches</strong> <strong>Primatenzentrum</strong> GmbH –<br />

Leibniz-Institut für Primatenforschung<br />

Prompte Hilfe für Freunde 35 Jahre <strong>DPZ</strong>:<br />

Wenn Wissenschaftler<br />

Handstand machen<br />

Ausgabe 4, 2012<br />

Jens Gruber:<br />

Neuer Schwung für<br />

alte Transporttechnik


Inhalt<br />

Editorial ........................................................................................ 3<br />

Highlights aus der Forschung ...................................................................... 4<br />

Aus dem Freiland ...............................................................................10<br />

Wirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Veranstaltungen ................................................................................12<br />

Im Portrait . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

<strong>DPZ</strong> intern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Preise und Auszeichnungen .......................................................................22<br />

Abschlüsse und Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Aus der Leibniz-Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Termine .......................................................................................28<br />

Impressum<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong> wird herausgegeben von der <strong>Deutsches</strong> <strong>Primatenzentrum</strong> GmbH (<strong>DPZ</strong>)<br />

– Leibniz-Institut für Primatenforschung.<br />

Stabsstelle Kommunikation<br />

Kellnerweg 4<br />

37077 Göttingen<br />

Telefon: 0551 3851-359<br />

E-Mail: presse@dpz.eu<br />

www.dpz.eu<br />

Redaktion: Dr. Susanne Diederich (ViSdP), Christian Kiel, Karin Tilch<br />

An dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Dr. Stefanie Heiduck, Dr. Christoph Herbortvon<br />

Loeper, Dr. Igor Kagan, Dr. Björg Pauling, Dr. Katrin Prinz, Cedric Girars-Buttoz,<br />

Marcel Quinten, Luisa Hetmann<br />

Gestaltung: Heike Klensang<br />

Druck: Goltze Druck<br />

Auflage: 600 Stück<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong> erscheint vier Mal im Jahr und kann kostenfrei abonniert werden. Bitte<br />

senden Sie dazu eine E-Mail mit Ihrer Postadresse an presse@dpz.eu. Nachdruck<br />

mit Quellenangabe gestattet. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 1. November 2012.<br />

Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit verwenden wir in unseren Texten oft nur<br />

die männliche Form, meinen jedoch ausdrücklich beide Geschlechter.<br />

Titelbild:<br />

Indonesische Schopfmakaken eilen befreundeten Artgenossen schneller zu Hilfe als weniger eng verbundenen. Dies<br />

ist das Ergebnis einer <strong>aktuell</strong>en Studie der Verhaltensforscher am <strong>DPZ</strong>. Foto: Julie Duboscq<br />

2 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

sehen Sie sich unser Heft gut an – es<br />

ist das letzte seiner Art. Das neue<br />

Jahr werden wir nicht nur mit einer<br />

neuen Website, sondern auch mit<br />

einem überarbeiteten Design beginnen.<br />

Ein schwungvolles Logo in kräftiger<br />

Farbe sollte es sein – passend zu<br />

den großen Herausforderungen, die<br />

in 2013 auf uns warten. Wer uns in<br />

letzter Zeit in Göttingen besucht hat,<br />

wird die ersten Anzeichen in Form<br />

einer aufgerissenen Straße und zahlreicher<br />

Männer in Warnkleidung<br />

schon gesehen haben: Die geplanten<br />

Bauaktivitäten werfen ihre Schatten<br />

voraus. So wurde das Achteck genannte<br />

Gehege der Rhesus- und Javaneraffen<br />

bereits versetzt, um Platz<br />

zu schaffen für den neuen Parkplatz.<br />

Ab kommenden März werden dann<br />

die eigentlichen Bauarbeiten an<br />

Multifunktionsgebäude und Bildgebungszentrum<br />

beginnen.<br />

Aber die optischen Veränderungen<br />

sind nicht die einzigen Aktivitäten,<br />

die uns zurzeit beschäftigen. Kaum<br />

haben wir die Feierlichkeiten zum<br />

35-jährigen Jubiläum hinter uns gebracht<br />

– allein im Rahmen der Institutsführungen<br />

haben uns rund 1800<br />

Gäste in diesem Jahr besucht – sind<br />

wir auch schon mittendrin in den<br />

Vorbereitungen zur Evaluierung.<br />

Wie alle Leibniz-Institute werden<br />

wir regelmäßig alle sieben Jahre von<br />

einem externen Gremium begutachtet.<br />

Dabei geht es darum zu zeigen,<br />

was wir in den letzten Jahren getan<br />

haben und wie wir uns weiterentwickeln<br />

wollen. Nur wenn wir hier<br />

überzeugen, können wir weiterhin<br />

mit guter Unterstützung unserer<br />

Geldgeber rechnen. Zum Glück haben<br />

uns Aufsichtsrat und Wissenschaftlicher<br />

Beirat darin bestätigt,<br />

dass wir mit unseren Vorbereitun-<br />

gen zur Evaluierung auf einem guten<br />

Weg sind. Ende Oktober haben sich<br />

die beiden Gremien zum ersten Mal<br />

in der Geschichte des <strong>DPZ</strong> gemeinsam<br />

getroffen, um mit der Geschäftsführung<br />

und den Abteilungsleitern<br />

über die Evaluierungsunterlagen zu<br />

sprechen. Es wurde rege diskutiert<br />

und auch kein Blatt vor den Mund<br />

genommen, wenn es um die Stärken<br />

und Schwächen einzelner Bereiche<br />

ging. Aber letztendlich sind wir mit<br />

dem guten Gefühl zurückgeblieben,<br />

dass wir zwar an der einen oder anderen<br />

Stelle unser Profil noch schärfen,<br />

aber der Begutachtung insgesamt<br />

hoffnungsfroh entgegen sehen<br />

können.<br />

Das ist auch gut so, brauchen wir<br />

doch jetzt noch viel Elan für die letzten<br />

Aktivitäten in diesem Jahr, unter<br />

anderem für die „Nacht des Wissens“<br />

am 24. November in Göttingen. Was<br />

in Berlin, Hamburg, Leipzig, Rostock,<br />

Nürnberg und vielen weiteren<br />

Städten wahre Besucherströme in<br />

die Forschungseinrichtungen lockt,<br />

soll nun auch in Göttingen Begeisterung<br />

für Wissenschaft und Technik<br />

wecken. Von 17 bis 24 Uhr werden<br />

13 Fakultäten der Universität und<br />

des Universitätsklinikums sowie<br />

die Max-Planck-Institute, das Deutsche<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrt,<br />

das XLAB und einige weitere<br />

Forschungseinrichtungen mehr als<br />

200 Programmpunkte anbieten. Da<br />

darf natürlich auch das <strong>DPZ</strong> nicht<br />

fehlen. Wir werden uns mit einem<br />

großen Stand im Foyer der Fakultät<br />

für Physik am Nordcampus präsentieren.<br />

Am <strong>DPZ</strong>-Stand können<br />

Sie selbst ausprobieren, wie leicht<br />

sich unsere Sinne täuschen lassen<br />

und wie gut sich das Gehirn an neue<br />

Bedingungen anpassen kann. Ganz<br />

praktisch geht es auch bei den Infektionsforschern<br />

zu: Wer schon immer<br />

mal in der Original-Arbeitskleidung<br />

der Wissenschaftler Viren im Fluoreszenzmikroskop<br />

anschauen oder<br />

wissen wollte, was Grippe, Ebola<br />

und Co. wirklich in unserem Körper<br />

anstellen, wird hier auf seine Kosten<br />

kommen.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit der<br />

Lektüre, ein schönes Weihnachtsfest<br />

und ein gesundes, erfolgreiches Jahr<br />

2013.<br />

Ihre Susanne Diederich<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 3


Highlights aus der Forschung<br />

Prompte Hilfe für Freunde<br />

Bei Bedrohungen durch Raubfeinde<br />

reagieren Schopfmakaken<br />

schneller, wenn ein<br />

sozial eng verbundenes Tier<br />

um Hilfe ruft<br />

Verhaltensforscher vom Deutschen<br />

<strong>Primatenzentrum</strong> haben<br />

gemeinsam mit Kollegen der<br />

Universitäten Portsmouth und<br />

Bogor bei Feldforschungen in<br />

Indonesien herausgefunden,<br />

dass Schopfmakaken schneller<br />

auf Hilferufe von Artgenossen<br />

reagieren, wenn sie mit diesen<br />

in einem engen sozialen Verhältnis<br />

stehen. Die Wissenschaftler<br />

um Antje Engelhardt, Leiterin<br />

der Nachwuchsgruppe Sexuelle<br />

Selektion bei Primaten, haben<br />

dazu die sogenannten Rekrutierungsrufe<br />

der Tiere aufgezeichnet,<br />

die sie abgeben, wenn ein<br />

Raubfeind wie eine Python-<br />

Schlange zu sehen ist. Damit<br />

locken die Affen ihre Gruppengenossen<br />

herbei, um die Schlange<br />

gemeinsam zu vertreiben.<br />

Nach der Aufzeichnung haben<br />

die Forscher verschiedenen Affen<br />

der Gruppe die Rufe wieder<br />

Das Modell eines Python, das die Wissenschaftler verschiedenen<br />

Schopfmakaken gezeigt haben, um deren Alarmrufe<br />

aufzunehmen.<br />

Foto: Jérôme Micheletta/Macaca Nigra Project<br />

vorgespielt, um ihre Reaktionen<br />

zu dokumentieren. Die Affen<br />

bekamen sowohl die Rufe von<br />

„Freunden“ als auch von weniger<br />

gut befreundeten Gruppenangehörigen<br />

zu hören. Auf die<br />

Rufe der „befreundeten“ Tiere<br />

reagierten sie deutlich schneller<br />

als auf die anderen. Die Studie<br />

erlaube auch Rückschlüsse auf<br />

die Entwicklung von sozialen<br />

Beziehungen bei Menschen, folgern<br />

die Forscher.<br />

Ob die Wissenschaftler der Emmy<br />

Noether-Nachwuchsgruppe Sexuelle<br />

Selektion bei Primaten des Deutschen<br />

<strong>Primatenzentrum</strong>s geahnt<br />

haben, dass Sie einmal Python-<br />

Schlange spielen würden, um ihr<br />

Forschungsziel zu erreichen? Wahrscheinlich<br />

nicht. Aber nur so konnten<br />

die Forscher um Antje Engelhardt<br />

in der Forschungsstation Tangkoko<br />

in Indonesien den Einfluss sozialer<br />

Bindungen auf die Reaktionen der<br />

Schopfmakaken auf ihre Raubfeinde<br />

untersuchen. Mit einem lebensgroßen<br />

Modell eines Python versteckten<br />

sie sich hinter Bäumen und zeigten<br />

die Papp-Schlange verschiedenen<br />

Schopfmakaken. Kollegen<br />

zeichneten dann die<br />

Rufe auf, die die Makaken<br />

nach der Sichtung<br />

ausstießen, um ihre<br />

Artgenossen herbeizurufen.<br />

Wegen dieser<br />

sogenannten Rekrutierungs-Rufe<br />

kommen die<br />

Gruppenmitglieder dem<br />

Rufer dabei zur Hilfe,<br />

die Raubfeinde gemeinsam<br />

zu verscheuchen.<br />

Die Verhaltensforscher<br />

sind so der Frage nachgegangen,<br />

ob die Makaken<br />

unterschiedlich reagie-<br />

Dr. Antje Engelhardt<br />

ist Verhaltensforscherin<br />

am<br />

Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong><br />

in Göttingen.<br />

Foto: Antje<br />

Engelhardt/Macaca<br />

Nigra Project<br />

ren, je nachdem, wie nahe ihnen der<br />

Rufer steht: Die aufgezeichneten Rufe<br />

der verschiedenen Tiere haben sie<br />

später anderen Makaken vorgespielt.<br />

Mal war es der Ruf eines „Freundes“,<br />

mal der eines Makaken, zu dem der<br />

Zuhörer keine intensive soziale Bindung<br />

hatte.<br />

Mit Videokameras zeichneten die<br />

Forscher auf, wie die Schopfmakaken<br />

auf die Rufe reagierten und kamen zu<br />

folgendem Ergebnis: Kam der Rekrutierungsruf<br />

von einem Tier, mit dem<br />

die Hörer eine enge Bindung hatten,<br />

reagierten sie deutlich schneller als<br />

bei den anderen. „Unsere Ergebnisse<br />

zeigen, dass enge soziale Bindungen,<br />

die über Verwandtschaft hinausgehen,<br />

schon weit vor der Menschwerdung<br />

eine zentrale Rolle spielten“,<br />

sagt Antje Engelhardt. „Der gemeinsamen<br />

Verteidigung gegen Raubfeinde<br />

scheint dabei eine große Bedeutung<br />

zuzukommen.“<br />

Originalpublikation<br />

Micheletta, Jérôme, Bridget M.<br />

Waller, Maria R. Panggur, Christof<br />

Neumann, Julie Duboscq, Muhammad<br />

Agil and Antje Engelhardt<br />

(2012): Social bonds affect anti-predator<br />

behaviour in a tolerant species<br />

of macaque, Macaca nigra. In:<br />

Proceedings Roy Soc B-Biol Sci: doi:<br />

10.1098/rspb.2012.1470.<br />

4 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Highlights aus der Forschung<br />

Wie neues Leben beginnt: Erste Zellteilungen<br />

des Embryos von Protein LIN28 gesteuert<br />

Stammzellforscher am <strong>DPZ</strong><br />

entdecken neue Funktion eines<br />

bekannten Proteins<br />

Wissenschaftler um Rüdiger Behr vom<br />

Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong> in Göttingen<br />

haben in einer Studie an Mäusen<br />

herausgefunden, dass das Protein<br />

LIN28 eine wichtige Rolle spielt während<br />

der Aktivierung des embryonalen<br />

Genoms. LIN28 bindet und stabilisiert<br />

die Boten-RNA. Fehlt das Protein, so<br />

kann sich der Embryo nicht über das<br />

2-Zell-Stadium hinaus entwickeln und<br />

geht zugrunde. „Unsere Studie trägt<br />

dazu bei, Fruchtbarkeit und Embryonalentwicklung<br />

besser zu verstehen“,<br />

sagt Rüdiger Behr. Ob eine Anwendung<br />

der Erkenntnisse in der Reproduktionsmedizin<br />

eines Tages möglich<br />

ist, ist zunächst unwichtig. „Wir sind<br />

noch dabei, die Grundlagen der Fortpflanzung<br />

zu verstehen“, ergänzt Behr.<br />

Das Ergebnis hat die Forscher überrascht,<br />

ist LIN28 doch eigentlich ein<br />

alter Bekannter in der Stammzellforschung:<br />

Das Protein kann die Zurückverwandlung<br />

von Körperzellen<br />

des Menschen und der Maus in pluripotente<br />

Stammzellen deutlich verbessern.<br />

Bei der so genannten Reprogrammierung,<br />

für deren Entdeckung<br />

Im Fluoreszenzmikroskop wird das angefärbte<br />

Protein LIN28 (grün) im Kern der Eizelle einer<br />

Maus sichtbar. Foto: Edgar Vogt.<br />

Wird das Protein LIN28 ausgeschaltet, so kann sich der Mausembryo nicht über das 2-Zell-<br />

Stadium hinaus entwickeln (links). In der unbehandelten Kontrollgruppe haben sich die Embryos<br />

hingegen weiter geteilt (rechts). Foto: Edgar Vogt<br />

der diesjährige Nobelpreis für Physiologie<br />

und Medizin verliehen wurde,<br />

wirkt LIN28 im Zytoplasma, also<br />

außerhalb des Zellkerns. Die <strong>DPZ</strong>-<br />

Forscher haben LIN28 genauer unter<br />

die Lupe genommen, da sie im Mikroskop<br />

eine Ansammlung des Proteins im<br />

Zellkern, genauer im Kernköperchen<br />

(Nucleolus) von Zellen des Weißbüschelaffen<br />

beobachtet hatten und sich<br />

dies zunächst nicht erklären konnten.<br />

Also haben sie sich für experimentelle<br />

Untersuchungen die Entwicklung von<br />

Mausembryonen genauer angeschaut.<br />

Bei der Befruchtung verschmelzen<br />

Eizelle und Spermium miteinander<br />

und es entsteht ein Embryo, der eine<br />

Kombination der Erbinformation<br />

von Mutter und Vater enthält. Sofort<br />

fängt die befruchtete Eizelle an, sich<br />

weiterzuentwickeln, eine genau choreographierte<br />

Abfolge von Reaktionen<br />

beginnt. Zwar werden die ersten Zellteilungen<br />

noch ausschließlich von der<br />

genetischen Information der Mutter,<br />

also von den RNAs in der Eizelle, gesteuert.<br />

Nach und nach wird jedoch die<br />

neu aus väterlichem und mütterlichem<br />

Erbmaterial zusammengewürfelte<br />

genetische Information des Embryos<br />

aktiviert. Wann das Genom des Em-<br />

br yos aktiviert wird, ist bei allen Tierarten<br />

unterschiedlich. Bei der Maus ist<br />

48h 48h<br />

2-Zell-Stadium 4-Zell-Stadium<br />

der Wechsel von der Steuerung durch<br />

das mütterliche Genom zum Genom<br />

des Embryos im 2-Zell-Stadium, das<br />

heißt zu dem Zeitpunkt, wenn sich die<br />

befruchtete Eizelle zum ersten Mal<br />

geteilt hat. Die <strong>DPZ</strong>-Forscher haben<br />

nun in einigen Embryos das Protein<br />

LIN28 ausgeschaltet. Dies führte<br />

dazu, dass sich die Embryos nicht über<br />

das 2- oder 4-Zell-Stadium hinaus<br />

weiterentwickeln konnten, da keine<br />

funktionsfähigen Kernkörperchen im<br />

Zellkern gebildet wurden. Diese sind<br />

aber notwendig, damit die genetischen<br />

Informationen des Embryos abgelesen<br />

werden und die nächsten Zellteilungen<br />

erfolgen können. „Auf Grund der<br />

vergleichbaren Verteilung von LIN28<br />

in Maus- und Affenembryonen während<br />

der ersten Zellteilungen nach<br />

der Befruchtung gehen wir davon aus,<br />

dass dieses Protein auch im Primatenembryo,<br />

einschließlich des Menschen,<br />

eine wichtige Rolle spielt“, sagt Rüdiger<br />

Behr.<br />

Originalpublikation<br />

Vogt, E.J., Meglicki, M., Hartung, K.,<br />

Borsuk, E., Behr, R. (2012): Importance<br />

of the pluripotency factor LIN28<br />

in the mammalian nucleolus during<br />

early embryonic development. Development,<br />

24.<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 5


Highlights aus der Forschung<br />

Deciding where to look -<br />

the left/right balance in the brain<br />

We perceive the world around us<br />

as a whole, noticing and reacting to<br />

events occurring in both the left and<br />

the right half of visual space. In the<br />

brain the left and the right space is<br />

analyzed separately at early stages<br />

of visual processing: the left hemisphere<br />

receives input from the right<br />

visual hemifield, and vice versa.<br />

However, the information from the<br />

visual hemifields eventually converges,<br />

with the two brain hemispheres<br />

establishing a balanced spatial representation.<br />

Thus, normally we are<br />

able to shift our attention and explore<br />

different parts of a complex visual<br />

scene.<br />

However, this seamless ability often<br />

breaks down in patients with damage<br />

to one (usually the right) brain hemisphere,<br />

for example due to stroke<br />

Schematic of contralateral space encoding in the monkey brain<br />

(view from the top), red crosses - inactivation site in the right parietal<br />

cortex, and corresponding affected (left) visual space.<br />

Below: hemispheric representations of space in the fMRI experiment:<br />

left - blue-cyan regions, right - red-yellow regions, overlapping<br />

encoding - magenta-green regions. Illustration: Igor Kagan<br />

or trauma. These patients ignore the<br />

part of the visual space opposite to the<br />

side of the damage (i.e. the left space<br />

after a right brain damage), and do<br />

not look or operate in this space, exhibiting<br />

a neurological syndrome called<br />

“spatial neglect”. Neglect patients<br />

cannot walk or drive safely without<br />

bumping into obstacles and shave/<br />

attend to only a half of their faces.<br />

Some of the patients retain the ability<br />

to explore the affected space, but only<br />

when nothing is distracting them on<br />

the opposite side of the space – a phenomenon<br />

called “spatial extinction”.<br />

While the neuropsychological and<br />

functional imaging research on such<br />

patients advanced our understanding<br />

of these severe spatial impairments,<br />

patient studies are often limited by<br />

the extent and variation of lesion locations<br />

among patients, as well as<br />

clinical and ethical<br />

considerations.<br />

Therefore, studies<br />

in monkeys,<br />

which share basic<br />

principles of brain<br />

organization with<br />

humans, are necessary<br />

to fully<br />

understand the<br />

neural mechanisms<br />

of spatial<br />

disorders.<br />

A study recently<br />

published in the<br />

journal “Proceedings<br />

of the National<br />

Academy of<br />

Sciences of USA”,<br />

by Melanie Wilke,<br />

Igor Kagan<br />

and Richard An-<br />

dersen, addressed<br />

these questions<br />

by temporarily<br />

and reversibly<br />

inactivating a<br />

specific brain region in the parietal<br />

cortex, area LIP, in macaque monkeys<br />

while they sat in the functional<br />

imaging scanner and performed eye<br />

movement tasks. The inactivation<br />

was achieved by injecting a small<br />

amount of a drug that suppressed the<br />

neuronal activity in LIP, mimicking a<br />

“virtual” brain lesion. Unlike the real<br />

lesion however, the drug stops working<br />

after a few hours, and the brain<br />

returns to its normal state. This technique<br />

allows careful and systematic<br />

study of induced deficits, since normal<br />

and lesion-induced behavior and neuronal<br />

activity can be repeatedly investigated<br />

in the same subjects. Monkeys<br />

were trained to sit still during scanning<br />

and perform two types of tasks.<br />

They either had to remember to after<br />

a delay look at a single target on the<br />

screen, or they were free to choose between<br />

two targets presented in opposite,<br />

left and right, hemifields. After the<br />

inactivation of the right hemisphere,<br />

the monkeys were still able to make<br />

eye movements to either left or right<br />

single targets. However, when given a<br />

choice between left and right targets,<br />

monkeys rarely selected the left target,<br />

opposite to the side of the “virtual<br />

lesion” in the brain. Thus, similarly<br />

to human neurologic patients, the<br />

inactivation of one hemisphere disturbed<br />

the balance between the left<br />

and the right visual hemifields, and<br />

when presented simultaneously, the<br />

right target, which is represented in<br />

the intact, left hemisphere, “wins” the<br />

competition.<br />

Since these experiments were performed<br />

inside the fMRI scanner, which<br />

measures brain activity, the researchers<br />

were able to compare activation<br />

patterns in the normal and inactivation<br />

state. This analysis revealed<br />

rapid changes in neural activity in<br />

the structurally intact brain areas<br />

6 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


that are known to be connected to the<br />

site of inactivation, emphasizing the<br />

distributed “network” effect of a local<br />

brain lesion.<br />

Interestingly, while some observed<br />

changes in brain activity agreed<br />

with theoretical predictions about<br />

mechanisms of spatial deficits, other<br />

observations were unexpected. For<br />

instance, as predicted, the inactivation<br />

reduced the representation of left<br />

targets in the lesioned hemisphere.<br />

However, in infrequent cases when<br />

the monkeys did select the left target<br />

in decision trials, the brain activity<br />

preceeding those choices was high in<br />

both hemispheres. This finding is not<br />

easy to explain in the framework of<br />

the dominant model of spatial neglect,<br />

which states that the two hemispheres<br />

mutually suppress each other and<br />

when activity in one hemisphere goes<br />

up, the activity in the opposite hemisphere<br />

goes down. Instead, this finding<br />

suggests potentially compensatory<br />

mechanisms for overcoming spatial<br />

deficits in both hemispheres. This<br />

may potentially lead to developing<br />

ways to alleviate behavioral symptoms<br />

by stimulating brain structures<br />

that are associated with successful<br />

compensation of the spatial deficits.<br />

In summary, this study opens a new<br />

way of investigating the mechanism<br />

of brain disorders by simultaneously<br />

combining inactivation and functional<br />

imaging approaches. Furthermore,<br />

it emphasizes the need for monkey<br />

models of neurological deficits<br />

and for validating the results of functional<br />

imaging studies (which only<br />

reveal indirect measures of neuronal<br />

activity) with electrophysiological<br />

neuronal recordings.<br />

Igor Kagan<br />

Original publication<br />

Wilke M*, Kagan I*, Andersen RA<br />

(2012) Functional imaging reveals<br />

rapid reorganization of cortical activity<br />

after parietal inactivation in<br />

monkeys. PNAS 109(21):8274-8279<br />

(*equal contribution)<br />

Wissenschaftsfreiheitsgesetz<br />

Das Gesetz zur Flexibilisierung<br />

von haushaltsrechtlichen Rahmenbedingungen<br />

außeruniversitärer<br />

Wissenschaftseinrichtungen, auch<br />

als Wissenschaftsfreiheitsgesetz bekannt,<br />

wurde am 18. Oktober 2012<br />

vom deutschen Bundestag beschlossen<br />

und wird zum 31. Dezember<br />

2012 in Kraft treten. Ziel ist es, den<br />

außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen<br />

(unter anderem Institute<br />

der Max-Planck-Gesellschaft,<br />

der Helmholtz-Gemeinschaft, der<br />

Fraunhofer-Gesellschaft und der<br />

Leibniz-Gemeinschaft) mehr Freiheit<br />

bei Finanz- und Personalentscheidungen<br />

sowie bei Beteiligungen<br />

und Bauverfahren zu<br />

gewähren. Insbesondere sollen bürokratische<br />

Hemmnisse abgebaut,<br />

Kompetenzen gebündelt und Ge-<br />

Broschüre „Highlights unserer Forschung<br />

2011“<br />

Mitte September 2012 ist die Broschüre<br />

„Highlights unserer Forschung<br />

2011“ erschienen. Darin<br />

bringen wir in Texten, die nicht nur<br />

für Wissenschaftler verständlich<br />

sind, jedem Interessierten auf 40<br />

Seiten die interessantesten Projekte<br />

der <strong>DPZ</strong>-Forscher aus dem Jahr<br />

2011 näher. Jede der drei Sektionen<br />

des <strong>DPZ</strong> steuert zwei Themen<br />

bei, die mit ansprechenden, großen<br />

Fotos aufbereitet sind. Beispielsweise<br />

können Sie in der Broschüre<br />

erfahren, warum ein Fußballspiel<br />

im Gehirn entschieden wird oder<br />

wie Infektionsforscher versuchen,<br />

Wege gegen die Creutzfeldt-Jakob-<br />

Krankheit zu entdecken. Künftig<br />

wird es in jedem Jahr eine solche<br />

Broschüre geben.<br />

Sie können die Broschüre auf unserer<br />

Website herunterladen (unter<br />

der Rubrik Infomaterialien<br />

– Broschüren), wir schicken sie<br />

Ihnen aber auch gerne in gedruck-<br />

Highlights aus der Forschung<br />

nehmigungsverfahrenbeschleunigt werden. Dadurch können die<br />

Institute schnell auf <strong>aktuell</strong>e Entwicklungen<br />

reagieren und sich im<br />

internationalen Wettbewerb besser<br />

aufstellen.<br />

„Das Signal zu mehr Eigenverantwortung<br />

und erweitertem<br />

Handlungsspielraum ist sehr bedeutsam<br />

für die außeruniversitäre<br />

Forschungslandschaft. Wir<br />

hoffen, dass die Länder in die<br />

Regelungen mit einsteigen, so<br />

dass auch das <strong>DPZ</strong> davon profitieren<br />

kann“, sagt Michael Lankeit,<br />

administrativer Geschäftsführer<br />

des <strong>DPZ</strong>. Da für das <strong>DPZ</strong><br />

das Land Niedersachsen zuständig<br />

ist, bleibt abzuwarten, welche<br />

Auswirkungen das Wissenschaftsfreiheitsgesetz<br />

für das<br />

<strong>DPZ</strong> haben wird.<br />

Die Titelseite der Broschüre „Highlights unserer<br />

Forschung“. Foto: Anton Säckl<br />

ter Form kostenfrei zu. Schreiben<br />

Sie uns dazu eine E-Mail mit Ihrer<br />

Anschrift an die Adresse presse@<br />

dpz.eu oder senden Sie eine Postkarte<br />

mit ihrer Adresse und dem<br />

Hinweis „Highlights-Broschüre“<br />

an das <strong>DPZ</strong>, Stabsstelle Kommunikation,<br />

Kellnerweg 4, 37077<br />

Göttingen.<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 7


Highlights aus der Forschung<br />

Eile statt Weile – Forscher des Deutschen<br />

<strong>Primatenzentrum</strong>s untersuchen vom<br />

Aussterben bedrohte Affenarten<br />

Liste der 25 am stärksten bedrohten<br />

Primatenarten der<br />

Welt veröffentlicht<br />

Eine Expertengruppe aus Mitgliedern<br />

der Naturschutzorganisationen<br />

International Union for<br />

Conservation of Nature (IUCN)<br />

und Conservation International<br />

(CI) sowie der Internationalen<br />

Primatologischen Gesellschaft<br />

(IPS) hat die Liste der 25 am<br />

stärksten bedrohten Affenarten<br />

der Welt veröffentlicht. Eckhard<br />

Heymann, Christian Roos und<br />

Peter Kappeler vom Deutschen<br />

<strong>Primatenzentrum</strong> (<strong>DPZ</strong>) in Göttingen<br />

sind Mitglieder in diesem<br />

Gremium und erforschen einige<br />

der vom Aussterben bedrohten<br />

Arten. Während Roos mit Hilfe<br />

von genetischen Methoden den<br />

asiatischen Primaten, aber auch<br />

ihren Jägern, auf der Spur ist,<br />

konzentriert sich Heymann auf<br />

Klammeraffen in Kolumbien.<br />

Auch Madame Berthes Mausmaki,<br />

der erst in den 1990er Jahren<br />

entdeckte kleinste Primat der<br />

Welt, ist auf der Liste der am<br />

stärksten bedrohten Primaten.<br />

Seine Lebensweise erforscht Peter<br />

Kappeler an der <strong>DPZ</strong>-Station<br />

auf Madagaskar.<br />

Alle zwei Jahre werden im Rahmen<br />

der Tagung der Internationalen Primatologischen<br />

Gesellschaft die 25<br />

am stärksten bedrohten Affenarten<br />

der Welt bekannt gegeben. Mit ihrer<br />

Aufstellung der bedrohten Primaten<br />

wollen die Forscher auf das Schicksal<br />

unserer nächsten Verwandten<br />

aufmerksam machen und Gelder<br />

einwerben für Forschung und Naturschutzmaßnahmen.<br />

Die Liste in<br />

diesem Jahr enthält sechs Arten aus<br />

Madagaskar, neun aus Asien, fünf<br />

vom afrikanischen Festland und fünf<br />

aus Südamerika. Das Deutsche <strong>Primatenzentrum</strong><br />

(<strong>DPZ</strong>) in Göttingen<br />

betreibt vier Forschungsstationen in<br />

diesen Regionen: Die Kirindy-Station<br />

auf Madagaskar, die Siberut-Station<br />

in Indonesien, die Simenti-Station<br />

im Senegal und die Station Quebrada<br />

Blanco in Peru. An diesen tropischen<br />

Orten erforschen die <strong>DPZ</strong>-Forscher<br />

nicht nur die Verhaltensweisen und<br />

das Vorkommen der Affen, sondern<br />

engagieren sich auch für den Artenschutz.<br />

Madagaskar<br />

Madame Berthes Mausmaki wurde<br />

in den 1990er Jahren von Mitarbeitern<br />

des Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong>s<br />

entdeckt und beschrieben. Mit<br />

einem Gewicht von etwa 30 Gramm<br />

handelt es sich um den kleinsten<br />

bekannten Primaten der Welt. Er<br />

kommt nur noch in zwei miteinander<br />

verbundenen Waldstücken<br />

im Westen Madagaskars vor. Livia<br />

Schäffler, Doktorandin am <strong>DPZ</strong>,<br />

hat im Jahr 2011 im Rahmen ihrer<br />

Doktorarbeit das Verbreitungsgebiet<br />

der Tiere bestimmt und eine<br />

Populationsschätzung durchgeführt.<br />

Basierend auf diesen Daten wurde<br />

Der kleinste Primat der Welt, Madame Berthes<br />

Mausmaki, den Mitarbeiter des <strong>DPZ</strong> auf<br />

Madagaskar entdeckten und erforschen, ist<br />

ebenfalls vom Aussterben bedroht.<br />

Foto: Manfred Eberle<br />

der kleine Mausmaki in 2012 von<br />

der IUCN als „critically endangered“<br />

eingestuft, was der höchsten Bedrohungsstufe<br />

entspricht.<br />

Südamerika<br />

In Kolumbien ist <strong>DPZ</strong>-Doktorandin<br />

Rebecca Rimbach den Braunen Klammeraffen<br />

auf den Fersen. Diese pflanzenfressenden<br />

Baumbewohner leben<br />

nur in einem kleinen Regenwaldgebiet<br />

im nordöstlichen Kolumbien und<br />

westlichen Venezuela. Ihr Bestand<br />

ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen,<br />

vor allem aufgrund<br />

von Lebensraumzerstörung und<br />

Jagd. Rimbach untersucht, wie sich<br />

die Zerstückelung des Lebensraumes<br />

auf das Verhalten der Tiere auswirkt.<br />

Die Vermutung: Das Leben in<br />

kleinen Fragmenten führt zu chronischem<br />

Stress, der sich langfristig auf<br />

die Fortpflanzung, das Wachstum<br />

und die Gesundheit der Tiere auswirkt.<br />

Dazu beobachtet die Wissenschaftlerin<br />

das Verhalten der Tiere<br />

in verschieden großen Lebensräumen<br />

und sammelt Kotproben. Diese<br />

Proben können im Labor analysiert<br />

werden und geben Aufschluss über<br />

Stresshormone und Darmparasiten.<br />

Asien: Vietnam und Indonesien<br />

Die asiatischen Primaten stehen im<br />

Fokus von Genetiker Christian Roos.<br />

An Hand von genetischen Proben,<br />

also Haaren oder Kot, hat er zunächst<br />

die in Vietnam vorkommenden<br />

Affenarten analysiert. So konnte<br />

er nicht nur gänzlich neue Arten<br />

beschreiben, sondern auch regionale<br />

Unterschiede zwischen einzelnen<br />

Populationen feststellen. Diese Informationen<br />

sind wichtig, wenn man<br />

sinnvolle Schutzgebiete ausweisen<br />

oder Auswilderungsprogramme steuern<br />

will. Ein weiterer Nebeneffekt:<br />

Die Daten über die lokalen genetischen<br />

Besonderheiten der einzelnen<br />

8 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Arten machen es nun leicht, Wilderer<br />

zu überführen und die Gebiete<br />

zu identifizieren, in denen besonders<br />

viel gejagt wird. Denn es reicht eine<br />

Kotprobe oder ein Fellbüschel eines<br />

auf einem Markt angebotenen Tieres,<br />

um seine genaue Herkunft zu<br />

bestimmen.<br />

Diese Methode könnte vielleicht auch<br />

dem Pageh-Stumpfnasenaffen helfen,<br />

einem weiteren Vertreter auf der Liste<br />

der 25 am stärksten bedrohten Primatenarten<br />

der Welt. Diese Tiere leben<br />

ausschließlich in den Regenwäldern<br />

der vier Inseln des Mentawai-Archipels<br />

im Westen Sumatras in Indonesien.<br />

Sie sind nicht nur durch starke<br />

landwirtschaftliche Nutzung auf der<br />

nur etwa 6000 Quadratkilometer großen<br />

Inselkette bedroht, die ihren Lebensraum<br />

zunehmend kleiner werden<br />

lässt, sondern sie werden auch von<br />

Einheimischen gejagt. Da es bislang<br />

weder Informationen zum Umfang der<br />

Jagd noch über die Lebensweise der<br />

Tiere gibt, werden diese Aspekte von<br />

den Verhaltensforschern und Ökologen<br />

im Rahmen des von Marcel Quin-<br />

Highlights aus der Forschung<br />

Der Pageh-Stumpfnasenaffe ist vom Aussterben bedroht. Forscher des <strong>DPZ</strong> untersuchen seine<br />

Lebensweise in Indonesien. Foto: Pauli Hien<br />

ten koordinierten Siberut Conservation<br />

Programme untersucht.<br />

„Mit der Kombination aus Forschung<br />

und Artenschutz leistet das <strong>DPZ</strong> ei-<br />

Gerade erst entdeckt, bald vielleicht ausgestorben<br />

nen wichtigen Beitrag zum Kampf<br />

gegen das Aussterben dieser Arten“,<br />

sagt Christian Roos.<br />

Die Nördlichen Gelbwangengibbons, die Forscher des Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong>s um Primatengenetiker Christian<br />

Roos erst 2010 entdeckt haben, sind ebenso wie die fünf weiteren in Vietnam beheimateten Gibbonarten vom<br />

Aussterben bedroht. Nur besserer Schutz ihrer Reservate kann die Tiere noch retten, meinen Roos und seine<br />

Kollegen, die in diesem Jahr eine Untersuchung zur Verbreitung der Tiere veröffentlicht haben. Es ist die erste<br />

umfassende Studie zu Gibbons in Vietnam seit mehr als zehn Jahren. Das Team aus Wissenschaftlern des<br />

Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong>s, von Fauna und Flora International und von Conservation International hat in den<br />

schwer zugänglichen Bergwäldern Vietnams die <strong>aktuell</strong>e Verbreitung der Gibbons untersucht. Resultat: Die Bestände<br />

schrumpfen. Illegale Jagd, Wildtierhandel und Lebensraumverlust durch Landumwandlung sind die Ursachen<br />

dafür. Sogar in Reservaten nimmt der Mensch den Gibbons ihren Lebensraum: durch illegales Holzfällen,<br />

landwirtschaftliche Eingriffe und Bauten wie Dämme für Wasserkraft oder Straßen. Die Gibbons, die trotz dieser<br />

Einschränkungen noch in den Reservaten leben, sind von Jägern bedroht. „Wilderer jagen Gibbons, um sie auf<br />

dem Haustiermarkt zu verkaufen und um aus ihnen medizinische Produkte ohne nachgewiesene Heilwirkung<br />

herzustellen“, erklärt Christian Roos.<br />

Die Lage der Gibbons in den Reservaten verbessern könne nur die Regierung Vietnams. „Die Ranger müssen besser<br />

ausgebildet und besser bezahlt werden“, mahnt Roos. Außerdem bräuchten sie bessere Ausrüstung, um mit<br />

den Wilderern mithalten zu können: GPS-Systeme, Waffen und Kleidung. Auch das Management der Reservate<br />

müsse effektiver werden und unter anderem besser dokumentieren, wo genau gewildert wird.<br />

Originalpublikation<br />

Rawson, B. M., Insua-Cao, P., Nguyen Manh Ha, Van Ngoc Thinh (<strong>DPZ</strong>), Hoang Minh Duc, Mahood, S., Geissmann,<br />

T. and Roos, C. 2011. The Conservation Status of Gibbons in Vietnam, Fauna & Flora International/Conservation<br />

International, Hanoi<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 9


Aus dem Freiland<br />

Ein weiterer Schritt über die Grenzen:<br />

<strong>DPZ</strong>-Forscher weiten ihre Aktivitäten<br />

auf den Süden der Insel Siberut aus<br />

Haben sich die Aktivitäten des vom<br />

<strong>DPZ</strong> koordinierten Siberut Conservation<br />

Programme (SCP) in den<br />

vergangenen Jahren primär auf<br />

den Nordosten der Insel Siberut erstreckt,<br />

so ist das Projekt nun dabei,<br />

Schritt für Schritt sowohl die Forschung<br />

als auch die Naturschutzbemühungen<br />

auf die gesamte Insel<br />

auszudehnen. Was mit der in 2011<br />

durchgeführten ersten großen Primatenzählung<br />

im Nationalpark begonnen<br />

hat, wurde im Juni und Juli<br />

dieses Jahres mit einer Studie zur<br />

Primatenjagd fortgeführt, in deren<br />

Rahmen Daten in über 50 Dörfern<br />

der Insel erhoben wurden. Im letzten<br />

Quartal 2012 startet nun eine weitere<br />

Initiative – das sogenannte TFCA<br />

Programm – welches den Fokus des<br />

SCP diesmal auf Siberuts Süden lenken<br />

wird.<br />

TFCA steht für „Tropical Forest<br />

Conservation Action“ und vereinigt<br />

sechs indonesische Organisationen,<br />

darunter SCP, die zusammen im<br />

Ein junger Siberut Makak (Macaca siberu) am<br />

Rand einer landwirtschaftlichen Nutzfläche.<br />

Foto: Christin Richter<br />

Die Mentawai Halsbandeule (Otus mentawi), kommt ausschließlich auf Siberut und den drei<br />

südlichen Inseln des Mentawai Archipels vor. Foto: Simone Riedelbauch<br />

südlichen Teil der Insel Aspekte der<br />

Biodiversität, Sozioökonomie und<br />

Anthropologie erforschen, aber auch<br />

Renaturierungsmaßnahmen durchführen<br />

wollen; dies beinhaltet insbesondere<br />

auch die Wiederaufforstung<br />

degradierter Waldgebiete. Neben<br />

einer Studie zur Nutzung der medizinisch<br />

wirksamen Heilpflanzen im<br />

Projektgebiet ist das SCP im Rahmen<br />

der auf drei Jahre ausgelegten<br />

Initiative primär mit der Forschung<br />

an Primaten und Vögeln im lokalen<br />

Wirtschaftswald betraut. Dies beinhaltet<br />

insbesondere neue Vogel- und<br />

Primatenzählungen sowie das Training<br />

der entsprechenden Teams.<br />

Die erforderliche Literaturrecherche<br />

sowie die Planung der Studien<br />

sind zurzeit in vollem Gange und die<br />

Feldforschung soll im Januar und<br />

Februar 2013 beginnen.<br />

Marcel Quinten<br />

10 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Forschung schafft jeden vierten<br />

Arbeitsplatz in Göttingen<br />

Auch das <strong>DPZ</strong> ist ein Motor<br />

der lokalen Wirtschaft<br />

Für alle, die sich schon einmal gefragt<br />

haben, was Göttingen ohne die Wissenschaft<br />

wäre, gibt es jetzt die Antwort.<br />

Und die lautet nicht: Eine Stadt<br />

ohne Marmorschildchen an jedem<br />

Haus, auf dem steht, dass darin mal<br />

Emmy Noether oder Werner Heisenberg<br />

gewohnt haben. Sie lautet: Göttingen<br />

wäre ziemlich arm dran. In einem<br />

<strong>aktuell</strong>en Bericht beleuchtet die<br />

Kommune die wirtschaftliche Bedeutung<br />

der Wissenschaft für die Stadt<br />

und die Region in den Jahren 2000 bis<br />

2010. Das Ergebnis: Die Wissenschaft<br />

ist nicht nur die größte Einnahmequelle<br />

für die private und öffentliche<br />

Wirtschaft, sondern ihre Bedeutsamkeit<br />

wächst auch seit Jahren. Auch<br />

an den Kennzahlen des Deutschen<br />

<strong>Primatenzentrum</strong>s lässt sich diese<br />

steigende Bedeutung belegen.<br />

Für Bauprojekte wie die im Januar 2012 eröffnete Zuchterweiterung<br />

hat das <strong>DPZ</strong> in den vergangenen zehn Jahren 29<br />

Millionen Euro ausgegeben. Ein Großteil des Geldes floss in die<br />

regionale Wirtschaft. Foto: Anton Säckl<br />

Besonders augenfällig ist der Einfluss<br />

der Wissenschaft am Arbeitsmarkt:<br />

26 Prozent aller sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in Göttingen<br />

arbeiten für die Universität oder die<br />

Forschungsinstitute in der Stadt. Die<br />

etwa 13,5 Prozent Beschäftigten der<br />

Wissenschaft, die verbeamtet sind,<br />

haben die kommunalen Statistiker<br />

zuvor abgezogen – praktisch sind es<br />

also sogar noch mehr Einwohner der<br />

Region, die im Wissenschaftsbetrieb<br />

ihr Geld verdienen. 80 Prozent dieses<br />

Gehaltes geben sie hier für Wohnen,<br />

Lebensunterhalt und Freizeitgestaltung<br />

aus. Im Jahr 2010 sind auf diese<br />

Weise 320 Millionen Euro nach Steuern<br />

in die Region geflossen.<br />

Über die zehn Jahre des Untersuchungszeitraums<br />

ist die Zahl der<br />

Angestellten außerdem gestiegen:<br />

Zwischen 2000 und 2006 wuchs sie<br />

um 3,5 Prozent, bis 2010 sogar um<br />

acht Prozent. Beispielhaft<br />

für diese<br />

Entwicklung steht<br />

das Deutsche <strong>Primatenzentrum</strong>.<br />

Hier ist<br />

die Zahl aller Entgelt<br />

beziehenden Mitarbeiter<br />

zwischen 2000<br />

und 2010 von 192 auf<br />

272 gestiegen, das<br />

entspricht einem Zuwachs<br />

um knapp 50<br />

Prozent. „Misst man<br />

das <strong>DPZ</strong> an Maßstäben<br />

von Instituten<br />

ähnlicher Größenordnung,<br />

dann haben wir<br />

in den vergangenen<br />

Jahren überdurchschnittlich<br />

zugelegt,<br />

auch beim Finanzvo-<br />

lumen“, sagt Michael<br />

Lankeit, administrativer<br />

Geschäftsführer<br />

des <strong>DPZ</strong>.<br />

Wirtschaft<br />

Der Haushalt des <strong>DPZ</strong> ist in den<br />

vergangenen Jahren wie bei den<br />

gesamten Göttinger Forschungseinrichtungen<br />

gewachsen, innerhalb<br />

eines Jahrzehnts von sechs<br />

auf zwölf Millionen Euro – und das<br />

trotz allgemein sinkender Grundfinanzierung<br />

durch Bund oder Land.<br />

2010 machte diese in Göttingen nur<br />

noch etwa 40 Prozent der Budgets<br />

der Forschung aus, die im Wettbewerb<br />

eingeworbenen Drittmittel<br />

und sonstige Einnahmen dagegen<br />

deckten 55 Prozent. „Solch eine<br />

Verschiebung zeigt, wie leistungsfähig<br />

der Wissenschaftsstandort<br />

ist“, verdeutlicht Michael Lankeit.<br />

Diese Leistungsfähigkeit überträgt<br />

sich vor allem durch Aufträge aus<br />

der Wissenschaft für die regionale<br />

Wirtschaft weiter in die Wertschöpfungskette:<br />

Viele Aufträge verschafft<br />

die Wissenschaft in Göttingen insbesonders<br />

den südniedersächsischen<br />

Bauunternehmen. Im Jahr 2010 lagen<br />

die Bauinvestitionen aller Forschungseinrichtungen<br />

in Göttingen<br />

bei 40 Millionen Euro, einen Teil<br />

trugen dazu auch Projekte des Deutschen<br />

<strong>Primatenzentrum</strong>s bei. Während<br />

hier <strong>aktuell</strong> die Bauarbeiten für<br />

ein neues Hörsaalgebäude und ein<br />

Bildgebungszentrum für insgesamt<br />

22 Millionen Euro kurz vor Beginn<br />

stehen, sind in den zehn Jahren zuvor<br />

29 Millionen Euro in Bauvorhaben<br />

des Zentrums geflossen. Außerdem<br />

bleiben auch die Sachausgaben<br />

der Wissenschaftseinrichtungen „zu<br />

einem nicht unerheblichen Teil in<br />

der Region“, heißt es in der Göttinger<br />

Statistik. Ein Aspekt, bei dem<br />

das <strong>DPZ</strong> mit seinen regelmäßigen<br />

Aufträgen für Tierfutter und Labormaterial<br />

sicherlich eine größere Rolle<br />

spielt, schließlich gibt das Institut<br />

dafür jährlich etwa 1,2 Millionen<br />

Euro aus.<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 11


Veranstaltungen<br />

Wenn Wissenschaftler einen<br />

Handstand zeigen<br />

Das <strong>DPZ</strong> feierte im September<br />

sein 35-jähriges Bestehen<br />

Biologe Marcel Quinten lächelte<br />

breit von der Bühne ins Publikum<br />

des ersten Science Slam am <strong>DPZ</strong>.<br />

Gerade hatte er den Wettbewerb um<br />

den amüsantesten Wissenschafts-<br />

Vortrag gewonnen, da drangen Rufe<br />

aus dem Publikum durch den Applaus:<br />

„Handstand, Handstand!“ Der<br />

Verhaltensforscher und Leistungssportler<br />

grinste, schnappte sich den<br />

verdutzten Moderator Lars Wätzold<br />

von der Göttinger Comedy-Company<br />

und zeigte auf seinem Rücken einen<br />

astreinen Handstand, der wahrscheinlich<br />

jeden Makaken, den Quinten<br />

erforscht, neidisch gemacht hätte.<br />

Die gut 150 Zuschauer jubelten<br />

und klatschten ebenso viel Applaus<br />

wie am gesamten Slam-Abend. Es<br />

war einer der außergewöhnlichsten<br />

Momente des Programms, mit dem<br />

das Deutsche <strong>Primatenzentrum</strong> am<br />

Marcel Quinten, der Gewinner des Science<br />

Slams, zeigt einen Handstand auf dem Rücken<br />

des Moderators Lars Wätzold. Shubo<br />

Chakrabarti und Maren Huck applaudieren.<br />

Foto: Luisa Hetmann<br />

Universitätspräsidentin Ulrike Beisiegel spendierte den Geschäftsführern des <strong>DPZ</strong>, Stefan<br />

Treue und Michael Lankeit, Sekt und viel Lob. Foto: Luisa Hetmann<br />

13. und 14. September seinen 35. Geburtstag<br />

gefeiert hat.<br />

Es war eine passende Geburtstagsfeier<br />

für einen zufriedenen 35-Jährigen:<br />

Gute Freunde kamen zu Besuch,<br />

brachten Sekt mit und auf intellektuelle<br />

Gespräche folgte eine ausgelassene<br />

Feier. Sekt zum Beispiel<br />

brachte die Göttinger Universitätspräsidentin<br />

Ulrike Beisiegel mit zum<br />

Eröffnungsempfang der Feier. Frau<br />

Beisiegel sagte, das <strong>Primatenzentrum</strong><br />

sei ein Gewinn für die Lehre und<br />

die Studierenden in Göttingen, „was<br />

es bietet, geht über das hinaus, was<br />

Leibniz-Institute üblicherweise leisten.“<br />

Auch andere alte Weggefährten<br />

und wichtige Förderer begrüßten die<br />

Gäste mit einigen Sätzen über das<br />

Institut. Aufsichtsratsvorsitzender<br />

Axel Kollatschny vom Landesministerium<br />

für Wissenschaft wies darauf<br />

hin, wie wichtig die Forschung<br />

des Zentrums ist, beispielsweise die<br />

Infektionsforschung: „Es ist reines<br />

Glück, dass nicht mehr tödliche Vi-<br />

ren von Wildtieren auf Menschen<br />

überspringen.“ Die Suche nach Gegenmitteln<br />

sei unverzichtbar.<br />

Gründungsdirektor Hans-Jürg Kuhn<br />

unterstrich, wie erfolgreich die Entwicklung<br />

des <strong>DPZ</strong> trotz einiger anfänglicher<br />

Skepsis der Göttinger vor<br />

der Gründung sei. „Ein Geologe hat<br />

damals sogar ein Gutachten erstellt,<br />

das belegen sollte, dass der Neubau<br />

sofort zusammenbrechen würde – wir<br />

warten noch darauf“, scherzte Kuhn<br />

und stellte fest, die heutige Akzeptanz<br />

des Zentrums beruhe auch darauf,<br />

dass die Wissenschaftler des<br />

<strong>DPZ</strong> sich bei allen Versuchen an die<br />

ethischen Tierschutzprinzipien „3R“<br />

halten: Tierversuche zu verbessern,<br />

zu verringern oder zu vermeiden.<br />

Der erste administrative Geschäftsführer<br />

des <strong>DPZ</strong>, Reinhard Grunwald,<br />

sprach als „Stimme aus der<br />

Vergangenheit“ über die Menschen,<br />

die den erfolgreichen Start des <strong>DPZ</strong><br />

möglich gemacht haben.<br />

12 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Ministerialrat Dr. Axel Kollatschny begrüßte<br />

die Jubiläumsgäste als Vorsitzender des Aufsichtsrats.<br />

Foto: Luisa Hetmann<br />

Nach dem Empfang begann das<br />

wissenschaftliche Programm des<br />

Jubiläums, bei dem ehemalige Wissenschaftler<br />

aus allen fachlichen<br />

Sektionen des Zentrums einen Einblick<br />

in den <strong>aktuell</strong>en Stand ihrer<br />

Forschung mit oder über Primaten<br />

lieferten. In sechs Vorträgen am Donnerstag<br />

und Freitagmorgen sprachen<br />

Jörg Ganzhorn, Thilo Womelsdorf,<br />

Harald Petry, Frauke Ohl, Frank<br />

Kirchhoff und Jürgen Schmitz unter<br />

anderem darüber, wie die Hirnzellen<br />

von Primaten die Verteilung ihrer<br />

Aufmerksamkeit kontrollieren, über<br />

die Auswirkungen von Langzeit-<br />

Feldstudien in Madagaskar oder die<br />

genetische Mutation von HIV-Viren<br />

vor Ausbruch der AIDS-Pandemie.<br />

Außerdem gab es Podiumsdiskussionen<br />

über die Kommunikation von<br />

Tierversuchen in der Öffentlichkeit<br />

und die möglichen Karrierewege für<br />

Biologen.<br />

Wer einen etwas praxisnäheren Blick<br />

in die Arbeit der <strong>DPZ</strong>-Mitarbeiter<br />

gewinnen wollte, dem bot das <strong>DPZ</strong><br />

schon seit Monatsbeginn Führungen<br />

durch die Tierhaltung des Institutes<br />

an. Insgesamt 286 Interessierte lernten<br />

das Institut im Jubiläumsmonat<br />

so genauer kennen. Ganz so viele<br />

Besucher sahen den abendlichen Science<br />

Slam am Donnerstag im <strong>DPZ</strong>-<br />

Foyer zwar nicht, aber dennoch war<br />

das Haus voll bis auf den letzten<br />

Platz. Und die Wissenschaftler, die<br />

sich auf der Bühne einen Wettkampf<br />

um die meisten Wertungspunkte<br />

des Publikums lieferten, boten eine<br />

Show, die dem Interesse der Gäste<br />

gerecht wurde. Außer Verhaltensforscher<br />

Marcel Quinten traten die<br />

Neurowissenschaftler Igor Kagan<br />

und Shubodeep Chakrabarti an, Infektionspathologe<br />

Sascha Knauf und<br />

Soziobiologin Maren Huck. Viele Lacher<br />

und großen Applaus bekamen<br />

alle. Aber Marcel Quinten, der seinen<br />

kompletten zehnminütigen Vortrag<br />

über das Siberut Conservation<br />

Programme in Reime gefasst hatte,<br />

Veranstaltungen<br />

gewann am Ende knapp.<br />

Tags darauf am Freitag endete das<br />

Jubiläumsprogramm nach den letzten<br />

Vorträgen des wissenschaftlichen<br />

Symposiums mit einer Feier für<br />

die Mitarbeiter des <strong>DPZ</strong>. Während<br />

Göttinger Physiker einen Teil ihrer<br />

„Zauberhaften Physikshow“ zeigten<br />

und den Biologen des <strong>DPZ</strong> bei Mitmach-Experimenten<br />

einen anderen<br />

Bereich der Naturwissenschaft näherbrachten,<br />

amüsierten sich andere<br />

beim Kickern oder genossen einfach<br />

den Spätsommernachmittag mit einem<br />

kühlen Getränk.<br />

So viele Besucher wie beim Science Slam hatten sich zuvor noch nie im Foyer des <strong>DPZ</strong> versammelt.<br />

Foto: Luisa Hetmann<br />

Beim Abschlussfest am Freitag amüsierten sich viele Mitarbeiter des <strong>DPZ</strong> mit dem XXL-Kicker.<br />

Foto: Christian Kiel<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 13


Veranstaltungen<br />

Verhaltensforscherin gewinnt<br />

<strong>DPZ</strong>-Förderpreis 2012<br />

Vanessa Schmitt erhält 1000<br />

Euro und ein sechsmonatiges<br />

Stipendium an einem Institut<br />

eigener Wahl<br />

Sie hat herausgefunden, dass Paviane<br />

und Javaneraffen in vielen Bereichen<br />

fast genauso klug sind wie<br />

Menschenaffen – und mit dieser Arbeit<br />

bewiesen, dass sie selbst zu den<br />

klügeren Köpfen in der Wissenschaft<br />

zählt: Vanessa Schmitt hat den Förderpreis<br />

des Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong>s<br />

des Jahres 2012 gewonnen,<br />

eine der höchstdotierten Auszeichnungen<br />

für Nachwuchswissenschaftler<br />

in Deutschland. 1000 Euro und<br />

ein sechsmonatiges Stipendium, um<br />

an einem Institut eigener Wahl ein<br />

primatenbezogenes Forschungsprojekt<br />

durchzuführen, sind jedes Jahr<br />

Anreiz für junge Primatenforscher,<br />

sich für den Preis zu bewerben. Am<br />

30. Oktober hat die Preisverleihung<br />

im Hörsaal des Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong>s<br />

vor etwa 80 Besuchern<br />

stattgefunden. Thomas F. Schulz,<br />

Vorsitzender des wissenschaftlichen<br />

Beirats des <strong>DPZ</strong>, überreichte den<br />

Preis und sagte: „Es war wegen der<br />

vielen guten Bewerber eine schwere<br />

Entscheidung, die am Ende aber<br />

sehr klar gefallen ist.“<br />

Vanessa Schmitt (30) aus Trier hat<br />

an der Universität Kaiserslautern<br />

ihr Biologiestudium begonnen, ihr<br />

Diplom in Göttingen gemacht und<br />

anschließend am Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong><br />

promoviert. Ihr Interesse<br />

galt schon immer der Intelligenz<br />

und geistigen Leistungsfähigkeit von<br />

Tieren und der Frage, wie diese sich<br />

evolutionär entwickelt hat. „Ich bin<br />

gezielt nach Göttingen gekommen,<br />

um hier Primaten erforschen zu können“,<br />

erklärt Vanessa Schmitt. In<br />

ihrer im April abgeschlossenen Doktorarbeit<br />

untersuchte sie Javaneraf-<br />

Prof. Thomas F. Schulz, Vorsitzender des<br />

wissenschaftlichen Beirats des <strong>DPZ</strong>, überreichte<br />

Preisträgerin Dr. Vanessa Schmitt Urkunde,<br />

Scheck und einen Blumenstrauß.<br />

Foto: Christian Kiel<br />

fen und Anubispaviane. Sie testete<br />

beispielsweise, inwieweit die Tiere<br />

Mengen und Größen unterscheiden<br />

können oder ob sie Kausalzusammenhänge<br />

verstehen: So bekamen<br />

die Tiere unter anderem zwei Tücher<br />

gezeigt, auf denen Rosinen lagen,<br />

eines jedoch war zerschnitten. Die<br />

Affen konnten wahlweise an einem<br />

Tuch ziehen und kamen nur an Futter,<br />

wenn sie das intakte benutzten.<br />

Sowohl die Paviane als auch die Javaneraffen<br />

zeigten sich der Aufgabe<br />

gewachsen, die auch für Menschenaffen<br />

kein Problem darstellt, wie<br />

Kollegen in Leipzig herausgefunden<br />

hatten. Die soziale Intelligenz der<br />

Tiere untersuchte die Forscherin<br />

beispielsweise, indem sie vor den<br />

Affen auf denjenigen von zwei Bechern<br />

deutete, der Rosinen enthielt.<br />

Damit wollte die Biologin prüfen,<br />

ob die Affen den Hinweis verstehen<br />

und den gefüllten Becher statt des<br />

leeren wählen würden. Weder die Affen<br />

am <strong>DPZ</strong> noch die Menschenaffen<br />

waren in der Lage, die Hinweise zu<br />

nutzen. Die Ergebnisse von Vanessa<br />

Schmitts Arbeit zeigen, dass die Größe<br />

des Hirns für die Entwicklung der<br />

Denkfähigkeit offenbar nicht so bedeutend<br />

ist wie bisher angenommen.<br />

Stattdessen spielt die soziale und<br />

ökologische Umwelt, in der sich die<br />

Arten entwickelt haben, eine wichtige<br />

Rolle. „Die Daten, die Vanessa<br />

Schmitt erhoben hat, deuten darauf<br />

hin, dass die Grenze, die in der Forschung<br />

oft zwischen Menschenaffen<br />

und den übrigen Arten gezogen wird,<br />

in den hier untersuchten Bereichen<br />

weniger deutlich ist, als angenommen“,<br />

sagt Julia Fischer, Leiterin<br />

der Abteilung Kognitive Ethologie<br />

am <strong>DPZ</strong>, die die Doktorarbeit der<br />

Förderpreis-Gewinnerin betreut hat.<br />

Zur Zeit arbeitet Vanessa Schmitt<br />

als Koordinatorin der Leibniz-Graduiertenschule<br />

„Grundlagen für das<br />

Sozialverhalten von Primaten“ am<br />

<strong>DPZ</strong> und arbeitet an weiteren Veröffentlichungen,<br />

in denen sie das<br />

Thema vertiefen will. „Mit dem Stipendium<br />

will ich aber unbedingt als<br />

Post-Doc ins Ausland, am liebsten in<br />

die USA“, sagt die Preisträgerin über<br />

ihre Zukunftspläne.<br />

Der Preis wird vom Förderkreis<br />

des Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong>s<br />

und dem <strong>DPZ</strong> finanziert und der<br />

Preisträger vom wissenschaftlichen<br />

Beirat des Instituts ausgewählt.<br />

Bewerben dürfen sich Nachwuchsforscher<br />

aus ganz Deutschland, die<br />

im vergangenen Jahr eine herausragende<br />

Forschungsarbeit mit oder<br />

über nicht-menschliche Primaten<br />

abgeschlossen haben. „Die Arbeit<br />

von Frau Schmitt hat die Jury überzeugt,<br />

da sie mit ihren Daten die in<br />

Fachkreisen verbreitete Überzeugung<br />

widerlegt, dass Menschenaffen<br />

sich in ihren Denkleistungen deutlich<br />

von weniger menschenähnlichen<br />

Affen unterscheiden“, erläutert<br />

Michael Lankeit, Geschäftsführer<br />

des <strong>DPZ</strong>.<br />

14 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Veranstaltungen<br />

Die Anliegen der Forschung vorgebracht:<br />

Leibniz-Frühstück zur Novelle<br />

des Tierschutzgesetzes<br />

Die geplante Novellierung des Tierschutzgesetzes<br />

war am 10. Oktober<br />

2012 Thema eines Leibniz-Frühstücks<br />

in der Berliner Geschäftsstelle<br />

der Leibniz-Gemeinschaft. <strong>DPZ</strong>-Direktor<br />

Stefan Treue, der Tierhausleiter<br />

am Deutschen Institut für Ernährungsforschung<br />

Potsdam-Rehbrücke<br />

(DIfE), Reinhart Kluge, sowie Miriam<br />

Brandt, wissenschaftliche Koordinatorin<br />

am Berliner Leibniz-Institut<br />

für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)<br />

und Vertreterin der Leibniz-Gemeinschaft<br />

in der Arbeitsgruppe Tierversuche<br />

der Allianz der deutschen Forschungsorganisationen<br />

informierten<br />

dabei Gäste aus dem forschungspolitischen<br />

Raum über ungeklärte Fragen<br />

und Probleme des Gesetzentwurfes<br />

aus Sicht der Wissenschaft.<br />

Stefan Treue reflektierte dabei zunächst<br />

die Genese der Gesetznovelle,<br />

die durch die EU-Richtlinie zum<br />

Schutz der für wissenschaftliche<br />

Zwecke verwendeten Tiere aus dem<br />

Jahr 2010 notwendig geworden war.<br />

Er erinnerte an das bereits seit langem<br />

in der Forschung praktizierte<br />

3-R-Prinzip, das Tierversuche soweit<br />

möglich vermeiden, vermindern und<br />

Prof. Dr. Stefan Treue, Dr. Miriam Brandt und Dr. Reinhart Kluge diskutierten<br />

im Rahmen eines Leibniz-Frühstücks über die Novellierung<br />

des Tierschutzgesetzes. Foto: Julia Ucsnay<br />

verbessern (replace, reduce, refine)<br />

möchte. Zudem wies er auf einige<br />

Probleme des Gesetzentwurfes hin,<br />

etwa, dass Verordnungen, auf die<br />

der Entwurf Bezug nimmt, bisher<br />

nicht erlassen sind, oder auch, dass<br />

die bisher übliche Genehmigungsfiktion,<br />

nach der beantragte Tierversuche<br />

als genehmigt zu betrachten<br />

sind, wenn die zuständige Genehmigungsbehörde<br />

nicht innerhalb der<br />

festgelegten Frist über sie beschieden<br />

hat, im <strong>aktuell</strong>en Entwurf nicht<br />

mehr vorhanden sind. Auch müsse<br />

sichergestellt werden, dass bei den<br />

nicht-technischen Projektzusammenfassungen<br />

die persönlichen Daten<br />

von Forschern in ausreichendem<br />

Maß geschützt werden – gerade<br />

auch angesichts der immer wieder<br />

auftretenden militanten Aktionen<br />

von Tierversuchsgegnern.<br />

Reinhart Kluge legte die Notwendigkeit<br />

von Tierversuchen in der<br />

biomedizinischen Forschung sowie<br />

begleitende Tierschutzmaßnahmen<br />

dar und erläuterte, warum trotz aller<br />

Bemühungen Tierversuche auf<br />

absehbare Zeit in der Forschung<br />

unverzichtbar sein werden. Miriam<br />

Brandt appellierte<br />

an die Politik,<br />

ein aktives<br />

Bekenntnis zur<br />

Notwendigkeit<br />

von Tierversuchen<br />

abzulegen<br />

und damit der<br />

Forschung in der<br />

gesellschaftlichen<br />

Debatte den Rücken<br />

zu stärken.<br />

Es sei inakzeptabel,<br />

dass die Politik<br />

Forschung mit<br />

Tierversuchen<br />

fördere, aber dann<br />

in der öffentlichen<br />

Debatte oft so tue, als hätte sie damit<br />

nichts zu tun. Mit den etwa 20<br />

Gästen – Mitarbeiter von Bundestagsabgeordneten,<br />

aus Fraktionen,<br />

Ministerien und Landesvertretungen<br />

– entwickelte sich in der Folge<br />

eine intensive und sehr sachkundige<br />

Diskussion.<br />

Wenige Tage vor der geplanten öffentlichen<br />

Anhörung im Ausschuss<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz des Bundestages<br />

bot das Leibniz-Frühstück damit<br />

eine gute Gelegenheit, offene<br />

Punkte zu adressieren und in den<br />

politischen Meinungsbildungsprozess<br />

einzubringen. Vor allem die<br />

Notwendigkeit, auch den Ausschuss<br />

für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />

des Bundestages<br />

in die Beratungen stärker einzubeziehen,<br />

konnte klar artikuliert<br />

werden und führte bei vielen Gästen<br />

ganz offenkundig zu einigem Unverständnis<br />

darüber, dass dieser Ausschuss<br />

bei den Diskussionen zum<br />

Gesetzentwurf bisher außen vor geblieben<br />

war.<br />

Die gut informierten und mit dem<br />

Thema befassten Gäste sowie die<br />

passende Terminierung im parlamentarischen<br />

Prozess sorgten dafür,<br />

dass die Leibniz-Gemeinschaft mit<br />

diesem Leibniz-Frühstück die Anliegen<br />

ihrer Wissenschaftler in Bezug<br />

auf die Tierschutzgesetz-Novelle<br />

strategisch platzieren konnte. Inwieweit<br />

sich diese in dem zu verabschiedenden<br />

Gesetz wiederfinden werden,<br />

ist das Ergebnis des politischen Prozesses.<br />

In die Debatte Eingang gefunden<br />

haben sie aber mit diesem<br />

Leibniz-Frühstück auf jeden Fall.<br />

Christoph Herbort-von Loeper<br />

Referat Kommunikation, Leibniz-<br />

Geschäftsstelle<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 15


Highlights Veranstaltungen aus der Forschung<br />

Kongresse und Workshops<br />

<strong>DPZ</strong>-Kolloquium<br />

Nicht nur alle zwei Jahre zu den<br />

Freilandtagen oder wie im September<br />

2012 zum Jubiläums -Symposium<br />

präsentieren international renommierte<br />

Wissenschaflerinnen und Wissenschaftler<br />

ihre Arbeitsergebnisse<br />

am <strong>DPZ</strong>. Zweimal im Monat lädt das<br />

<strong>DPZ</strong> einen Wissenschaftler zum <strong>DPZ</strong>-<br />

Kolloquium in den Hörsaal ein. Die<br />

Gäste stammen aus ganz Europa. 30<br />

bis 45 Minuten sprechen sie über ihr<br />

Fachgebiet. „Das Kolloquium richtet<br />

sich an alle <strong>DPZ</strong>-Mitarbeiter und<br />

darüber hinaus auch an interessierte<br />

Wissenschaftler anderer Göttinger<br />

Institute. Zum Beispiel diskutieren<br />

wir auch Themen, die für Wissenschaftler<br />

der Universitätsmedizin interessant<br />

sind“, erklärt Julie Duboscq,<br />

Mitglied im Organisationsteam des<br />

<strong>DPZ</strong>-Kolloquiums. 17 Doktoranden<br />

aus den zehn Abteilungen des <strong>DPZ</strong><br />

organisieren das Kolloquium. Nach<br />

Vortrag und Diskussion können die<br />

Teilnehmer den Gedankenaustausch<br />

bei einem Abendessen in gemütlicher<br />

Atmosphäre fortsetzen. Wen es zum<br />

Vortrag einlädt, überlegt das Organisationsteam<br />

gemeinsam. „Ziel ist<br />

eine ausgewogene Mischung aus Vorträgen<br />

zu allen am <strong>DPZ</strong> vertretenen<br />

Forschungsthemen,“ sagt Julie Duboscq.<br />

Weil sich das Symposium an<br />

verschiedenste Zuhörer richtet, sollen<br />

die Vortragenden ihre Themen möglichst<br />

allgemeinverständlich darstellen.<br />

„Das Kolloquium bietet den Gästen<br />

Einblicke in das wissenschaftliche<br />

Themenspektrum am <strong>DPZ</strong> und den<br />

Wissenschaftlern am <strong>DPZ</strong> Zugang zu<br />

<strong>aktuell</strong>er Forschung an anderen Instituten“,<br />

fügt Julie Duboscq hinzu. Und<br />

für manchen Postdoktoranden im Organisationsteam<br />

bieten nicht nur die<br />

Vorträge neue Einsichten, sondern<br />

die Organisation der Veranstaltung<br />

ist auch eine neue Erfahrung.<br />

Engagement macht Laune. Elf Mitglieder des <strong>DPZ</strong>-Kolloquium-Organisationsteams mit Karin<br />

Peinemann, die das Team bei der Planung tatkräftig unterstützt. Foto: Karin Tilch<br />

Termine und Themen:<br />

29.11.12: Dr. Andrew Jackson, Institute<br />

of Neuroscience, Universität<br />

Newcastle: Tools for the brain: Using<br />

neural interfaces to restore motor<br />

function.<br />

13.12.12: Prof. Frank Bremmer, Arbeitsgruppe<br />

Neurophysik, Universität<br />

Marburg: Vision during eye movements<br />

in primates.<br />

24.01.13: Dr. Sylvain Losdat, University<br />

of Aberdeen, School of Biological<br />

Sciences: Sperm performance and<br />

life-history.<br />

Kooperation mit kenianischem<br />

<strong>Primatenzentrum</strong> – EUPRIM-<br />

Net-Symposium in Nairobi<br />

Der Name Louis Leakey wird heute<br />

vornehmlich mit Jane Goodall und Diane<br />

Fossey in Verbindung gebracht.<br />

Die Arbeit des berühmten Paläoanthropologen,<br />

der die beiden Wissenschaftlerinnen<br />

in den 1960er Jahren<br />

entsandte, um Forschung an Schimpansen<br />

und Gorillas durchzuführen,<br />

zeichnet sich aber auch durch die<br />

Gründung eines der ältesten Institute<br />

für Primatenforschung aus. Vor mehr<br />

als 50 Jahren, im Jahr 1960, gründete<br />

Leakey in Nairobi, Kenia, das Institute<br />

for Primate Research (IPR).<br />

Finanziellen Engpässen und der zumeist<br />

ablehnenden Haltung der Bevölkerung<br />

zum Trotz, in deren Augen<br />

Affen als Plage angesehen werden,<br />

entwickelte sich das IPR in den letzten<br />

50 Jahren zu dem bedeutendsten<br />

16 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Institut für Primatenforschung in Afrika.<br />

Kernforschungsgebiete des IPR<br />

sind heute Animal Science, Conservation<br />

Biology, Reproductive Health<br />

und Tropical and Infectious Diseases.<br />

Als Auftaktveranstaltung für eine<br />

geplante langfristige Zusammenarbeit<br />

zwischen dem IPR und dem<br />

Netzwerk europäischer Primatenzentren<br />

EUPRIM-Net fand am 26. September<br />

2012 ein gemeinsames internationales<br />

Symposium zum Thema<br />

Primatenforschung in Nairobi statt.<br />

EUPRIM-Net, koordiniert vom Deutschen<br />

<strong>Primatenzentrum</strong>, baut im<br />

Rahmen seiner „Outreach“-Aktivitäten<br />

internationale Kontakte mit<br />

außereuropäischen Primatenzentren<br />

auf. Ziel dieser Vernetzung ist die Gewährleistung<br />

optimaler Bedingungen<br />

für die Forschung sowie die Haltung<br />

und Züchtung von nicht-humanen<br />

Primaten in allen beteiligten Zentren.<br />

Unter der Leitung der Direktoren des<br />

IPR und des <strong>DPZ</strong>, Thomas Kariuki<br />

und Stefan Treue, stellten kenianische<br />

und europäische Wissenschaftler<br />

auf dem Symposium Forschungsarbeiten<br />

aus ihren Instituten vor und<br />

zeigten so beispielhaft die Bedeutung<br />

der Nutzung von Primaten in der Gesundheitsforschung<br />

auf. Stefan Treue,<br />

wissenschaftlicher Koordinator von<br />

EUPRIM-Net, sprach über die Verwendung<br />

von nicht-menschlichen<br />

Primaten (NHP) in den Neurowissenschaften<br />

und Robert Teepe, Leiter<br />

der Forschungskoordination des <strong>DPZ</strong>,<br />

stellte die europäische Forschungsinfrastruktur<br />

EUPRIM-Net vor. Weitere<br />

Sprecher von EUPRIM-Net waren<br />

Eva-Marie Wergård (Karolinska Institut,<br />

Schweden), Expertin zum Thema<br />

Positive Reinforcement Training<br />

(PRT), sowie Ernst Verschoor (BPRC,<br />

Niederlande), der einen Vortrag über<br />

Infektionskrankheiten hielt. Von kenianischer<br />

Seite aus sprachen unter<br />

anderem Maina N’Gotho, Leiter des<br />

Animal Science Department, über die<br />

Haltung und Verwendung von NHP<br />

am IPR sowie Thomas Kariuki über<br />

Impfstoffforschung am IPR und die<br />

Bedeutung von NHP in diesem Gebiet.<br />

Veranstaltungen<br />

Die Deutsche Botschafterin in Nairobi, Margit Hellwig-Bötte, nahm am Symposium teil und<br />

fand lobende Worte für die europäisch-kenianische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Primatenforschung<br />

(v.l.n.r.: Robert Teepe, Gerd Bötte, Stefan Treue, Margit Hellwig-Bötte, Thomas<br />

Kariuki, Ngala Jillani, Ernst Verschoor, Maina N’Gotho und Hastings Ozwara.<br />

Foto: Eva-Marie Wergård<br />

Eingeladen zum Symposium waren<br />

auch die deutsche Botschafterin<br />

Margit Hellwig-Bötte und ihr Mann<br />

Gerd Bötte. In ihren abschließenden<br />

Grußworten wies die Botschafterin<br />

auf ihre enge persönliche Beziehung<br />

zu Göttingen hin und lobte die geplante<br />

Kooperation von EUPRIM-<br />

Net mit dem IPR. Sie unterstrich die<br />

positiven Signale für eine grundsätzliche<br />

europäisch-kenianische Zusammenarbeit,<br />

die von einer derartigen<br />

Kooperation ausgehen können. Als<br />

weitere Maßnahmen der Zusammenarbeit<br />

sind der Austausch von Wissenschaftlern<br />

und Tierärzten sowie<br />

ein weiterer Workshop über Animal<br />

Welfare im nächsten Jahr geplant.<br />

Den Rahmen für das Symposium<br />

bildete ein zehntägiger Workshop<br />

zum Thema Positive Reinforcement<br />

Training, im Zuge dessen die Vorteile<br />

dieser Trainingsmethode für die<br />

Haltung von nicht-humanen Primaten<br />

und die Durchführung von Experimenten<br />

demonstriert wurden. Der<br />

Workshop wurde unter der Leitung<br />

des Karolinska Instituts durchgeführt,<br />

das über langjährige Erfahrungen<br />

im PRT verfügt und diese<br />

Methode bereits in den europäischen<br />

Primatenzentren etabliert hat. Neben<br />

einer umfassenden theoretischen<br />

Einführung konnten während<br />

des Workshops erste praktische Trai-<br />

ningseinheiten durch die Mitarbeiter<br />

des IPR absolviert werden.<br />

Katrin Prinz und Björg Pauling<br />

Diskutiert am <strong>DPZ</strong>: „Hybridisierung<br />

bei Primaten“<br />

Um dem Thema Hybridisierung bei<br />

Affen und der Relevanz für die biomedizinische<br />

Forschung nachzugehen,<br />

fand am 24. Oktober 2012 ein Meeting<br />

mit dem Titel “Novel Insights into Primate<br />

Genomics: Impact for Biomedical<br />

Research” statt. Unter der Leitung<br />

von Christian Roos (<strong>DPZ</strong>, Abteilung<br />

Primatengenetik) und Gerhard Weinbauer<br />

(Covance, Münster) trafen sich<br />

rund 30 Spezialisten und Interessierte,<br />

um die grundsätzliche Bedeutung<br />

dieser Fragestellung und die neuesten<br />

Forschungsergebnisse auf diesem<br />

Gebiet zu diskutieren. Als Redner<br />

eingeladen waren neben Vertretern<br />

des Schweizer Pharmakonzerns Hoffmann-La<br />

Roche, Ulrich Certa und Tobias<br />

Heckel, namhafte Experten aus<br />

den USA: Jeffrey Rogers vom Human<br />

Genome Sequencing Center des Baylor<br />

College of Medicine, Houston und<br />

David Glenn Smith von der University<br />

of California, Davis. Außerdem sprachen<br />

Betsy Ferguson vom Oregon National<br />

Primate Research Center und<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 17


Veranstaltungen<br />

Siew Ho von Bristol-Myers Squibb,<br />

Princeton. Ausgerichtet wurde das<br />

Treffen vom Netzwerk europäischer<br />

Primatenzentren EUPRIM-Net, ein<br />

von der EU gefördertes und vom <strong>DPZ</strong><br />

koordiniertes Infrastrukturprojekt<br />

zur Optimierung und Standardisierung<br />

der Haltungsbedingungen und<br />

Zucht von nicht-menschlichen Primaten.<br />

Mit Hinblick auf die angeregten<br />

Diskussionen zeigten sich die Teilnehmer<br />

und nicht zuletzt die Organisatoren<br />

abschließend sehr zufrieden mit<br />

dem Treffen und waren sich einig,<br />

dass in diesem Bereich ein unverminderter<br />

Forschungsbedarf besteht.<br />

Für die Zukunft sind weitere Treffen<br />

anvisiert, um konkrete Maßnahmen,<br />

insbesondere Projektanbahnungen,<br />

zu planen.<br />

Katrin Prinz<br />

EUPRIM-Net-Kurs zur allgemeinen<br />

Primatenbiologie<br />

Tierpfleger und technisches Personal<br />

von acht Einrichtungen aus ganz<br />

Deutschland bildeten sich am 10.<br />

und 11. September 2012 bei einem<br />

EUPRIM-Net-Kurs am <strong>DPZ</strong> fort. Das<br />

Thema war allgemeine Primatenbiologie.<br />

Die 18 Teilnehmer lernten<br />

Neues über verschiedene Primatenarten<br />

in einem Workshop und in interaktiv<br />

präsentierten Vorlesungen.<br />

Der nächste EUPRIM-Net-Kurs zum<br />

Thema „Primate husbandry, medical<br />

aspects, security, advanced methods<br />

and ethics“ richtet sich an Wissenschaftler,<br />

Veterinärmediziner und<br />

Studenten und findet vom 26. bis 29.<br />

November 2012 am <strong>DPZ</strong> statt.<br />

Graduate Students of the Animal<br />

Behaviour Section of the<br />

Deutsche Zoologische Gesellschaft<br />

and the Ethologische<br />

Gesellschaft met at the <strong>DPZ</strong><br />

The 10th graduate student meeting<br />

of the Ethologische Gesellschaft and<br />

the Animal Behaviour section of the<br />

Deutsche Zoologische Gesellschaft<br />

took place in the <strong>DPZ</strong> in Göttingen<br />

between September 3rd and 5th, 2012.<br />

Antje Engelhardt, head of the junior<br />

research group “Primate Sexual Selection”<br />

at the <strong>DPZ</strong>, organized it. The<br />

topic was “Recent Developments in the<br />

Studies of Animal Behaviour”. 16 students<br />

from institutes in Germany and<br />

Austria presented and discussed their<br />

work. They covered a variety of topics<br />

ranging from fishes to mammals and<br />

from behavioural genetics to behavioural<br />

endocrinology. The students also<br />

got the chance to try chairing a session.<br />

During three plenary lectures experts<br />

in behavioural endocrinology,<br />

behavioural genetics and social network<br />

analysis presented the recent<br />

Lively discussions formed an important part of the 10th graduate student meeting of the<br />

Ethologische Gesellschaft and the Deutsche Zoologische Gesellschaft at the <strong>DPZ</strong> in Göttingen.<br />

Photo: Christof Neumann<br />

developments in their respective field<br />

of expertise. The first lecturer introduced<br />

different methods of sample<br />

collection and analysis for non-invasive<br />

field endocrinology studies. The<br />

students were also given the chance<br />

to discover the practical aspects of<br />

sample processing, storage and hormone<br />

measurements when they visited<br />

the hormone laboratory of the<br />

German Primate Center. The second<br />

lecturer presented a new approach<br />

to analyse social structure and dynamics<br />

of social interactions in animal<br />

groups. Using Markov Chains this<br />

method allows for generating social<br />

network analysis based on focal<br />

animal observations and individual<br />

based models. The third lecturer presented<br />

new methods in quantitative<br />

genetics to investigate heritability of<br />

and environment influence on animal<br />

and human behaviours, in particular<br />

personality traits. Each lecture<br />

provided a strong basis for rich<br />

discussion between the students and<br />

the researchers and offered great opportunities<br />

for students to interact<br />

directly with renowned scientists in<br />

a relaxed environment.<br />

These fruitful discussions continued<br />

during coffee breaks over drinks and<br />

snacks as well as during a get-together<br />

BBQ organised on the second<br />

evening of the workshop. As this<br />

evening was a joint event with the<br />

summer school on “Social Structure”<br />

organised by the Courant Research<br />

Centre for the Evolution of Social Behaviour<br />

in Göttingen, the biologists<br />

met a number of international students<br />

and researchers with various<br />

interests in behavioural ecology, mathematics<br />

and psychology.<br />

Overall, the students regarded the<br />

meeting as highly successful. They<br />

came to the conclusion that promoting<br />

students in zoological and ethological<br />

research is of prime importance for<br />

the future of research in behavioural<br />

biology and graduate student meetings<br />

significantly contribute to this.<br />

Cedric Girard-Buttoz, PhD student<br />

18 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Im Portrait<br />

Jens Gruber bringt neuen Schwung<br />

in eine alte Transport-Technik<br />

Wer Jens Gruber näher kennen lernt,<br />

der kann sich kaum vorstellen, dass<br />

der Biologe viel dem Zufall überlässt.<br />

Gruber (36) ist ein zielstrebiger Mann,<br />

darüber täuschen seine freundliche,<br />

verbindliche Art, seine modischen<br />

Jeanshosen oder Strohhüte nur auf<br />

den allerersten Blick hinweg. Er und<br />

seine Frau Eva Gruber-Dujardin haben<br />

gerade Sohn Theo Bendix bekommen,<br />

mit dem Jahreswechsel steht<br />

nun sein berufliches „Baby“ am <strong>DPZ</strong><br />

kurz vor der Geburt: Die eigene Arbeitsgruppe<br />

„Medizinische RNA-Biologie“.<br />

Dazu, dass der ehemalige Max-<br />

Planck-Forscher mit dieser Gruppe<br />

eine alte Patent-Technik des <strong>DPZ</strong> zu<br />

neuen medizinischen Einsatzmöglichkeiten<br />

führen kann, hat aber trotz aller<br />

Zielstrebigkeit ein Zufall geführt.<br />

2005 arbeitete Jens Gruber am Max-<br />

Planck-Institut für Biophysikalische<br />

Chemie in Göttingen an funktioneller<br />

Genanalyse mittels Ribonukleinsäuren<br />

(RNAs). „Das Thema habe<br />

ich für mich entdeckt, als Thomas<br />

Tuschl in der Nachbarabteilung am<br />

MPI herausgefunden hat, wie man<br />

mit Hilfe von RNA menschliche<br />

Gene ausschalten kann“, erinnert<br />

sich Gruber. Dazu müssen synthetisch<br />

hergestellte RNA-Schnipsel<br />

in Zellen eingeschleust werden. Ein<br />

Mittel, mit dem Hoffnungen auf die<br />

Heilung vieler Krankheiten einhergehen<br />

– von Herzkrankheiten über<br />

Krebs bis hin zu HIV. Könnte man<br />

die durch die Krankheit veränderten<br />

Gene abschalten, so die Idee, dann<br />

bricht auch die Krankheit nicht aus.<br />

Was Jens Gruber aber dazu fehlte,<br />

die Idee effektiv umsetzen zu können,<br />

war eine funktionierende Einschleusetechnik.<br />

Die bescherte ihm<br />

dann der Zufall. Gefunden hat er<br />

sie in einer Pferdeklinik in Jühnde,<br />

in der seine Frau damals arbeitete.<br />

„Da habe ich mich beim Feierabend-<br />

Jens Gruber schraubt in seinem Labor am <strong>DPZ</strong> eine Säule zur Protein-Chromatographie in ein<br />

FPLC-Gerät. Er isoliert damit unter anderem Proteine, um VLPs herzustellen.<br />

Foto: Christian Kiel<br />

bier mit Ingo Wilke unterhalten,<br />

der an der Entwicklung der Viruslike<br />

Particles mitgearbeitet hatte“,<br />

erzählt Gruber. „Die Kollegen um<br />

Wolfgang Lüke am <strong>DPZ</strong> hatten diese<br />

Einschleusetechnik, wussten aber<br />

wenig über RNAs und suchten neue<br />

Anwendungsfelder für die Technik.“<br />

Gruber wurde aufmerksam und ergriff<br />

die Gelegenheit. Seit 2008 treibt<br />

er nun am <strong>DPZ</strong> die Entwicklung der<br />

Technik voran, seine Frau Eva arbeitet<br />

hier mittlerweile als Tierärztin in<br />

der Infektionspathologie. Virus-like<br />

Particles (VLP) sind synthetisch hergestellte<br />

Virushüllen ohne gefährliche<br />

Eigenschaften, die man statt dessen<br />

zum Beispiel mit RNAs beladen und<br />

in Zielzellen schleusen kann. „Das<br />

können wir sehr spezifisch machen“,<br />

erklärt Jens Gruber, „wenn wir zum<br />

Beispiel einen Prozess in der Leber<br />

ausschalten wollen, designen wir die<br />

VLPs so, dass sie nur in der Leber<br />

ankommen.“ Wir, das ist seine neue<br />

Arbeitsgruppe. Im Moment arbeiten<br />

außer ihm zwei technische Assistenten<br />

und eine Hilfskraft für sein Projekt,<br />

ab 2013 werden ein Postdoc und<br />

ein Doktorand dazukommen. Mindestens<br />

fünf Jahre lang wird er mit seiner<br />

Arbeitsgruppe ausloten, für welche<br />

möglichen Therapien die Technik<br />

am meisten Potential bietet und welche<br />

Kooperationen mit anderen Forschern<br />

und Kliniken dazu die sinnvollsten<br />

sind. „Wir haben jetzt schon<br />

so viele Kooperationsanfragen“, sagt<br />

Jens Gruber, „dass wir auf keinen Fall<br />

alle annehmen können.“ Mit Wissenschaftlern<br />

der Uniklinik Göttingen<br />

arbeitet er gerade an einer Pilotstudie<br />

zur Osteoporose-Therapie, mit den<br />

Kollegen der Abteilung Stammzellforschung<br />

des <strong>DPZ</strong> versucht er, mit Hilfe<br />

von RNAs induzierte pluripotente<br />

Stammzellen herzustellen. „Aber“,<br />

sagt der junge Vater, „ich will mich<br />

nicht zum Sklaven der Transport-<br />

Technologie machen und auch meine<br />

eigene Forschung zur Funktion der<br />

RNAs fortsetzen.“ Er ist eben ein zielstrebiger<br />

Mann.<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 19


<strong>DPZ</strong> intern<br />

Drei neue Frauen im wissenschaftlichen<br />

Beirat des <strong>DPZ</strong><br />

Die Frauen holen zahlenmäßig stark<br />

auf im wissenschaftlichen Beirat<br />

des <strong>DPZ</strong>. Im Mai wurden Michaela<br />

Müller-Trutwin (Institut Pasteur,<br />

Paris) und Marta Manser (Universität<br />

Zürich) berufen, ein Jahr zuvor<br />

trat Simone Sommer (Institut für<br />

Zoo- und Wildtierforschung, Berlin)<br />

dem Fachgremium bei. Bei der<br />

kombinierten Sitzung des Beirates<br />

und Aufsichtsrates im Oktober saßen<br />

für den Beirat vier Frauen und<br />

sechs Männer am Tisch. <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong><br />

sprach kurz mit den drei jüngst Berufenen<br />

über ihr Engagement.<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>: Welche Eindrücke haben<br />

sie bei ihrem neuen „Job“ im Beirat<br />

des <strong>DPZ</strong> gewonnen?<br />

Marta Manser: Mich hat positiv<br />

überrascht, welch hilfreiches Gremium<br />

der Beirat hier ist. Da geht es<br />

sehr um die Sache.<br />

Michaela Müller-Trutwin: Ich<br />

finde auch, dass gute Stimmung im<br />

Gremium herrscht. Das ist sicher<br />

nicht überall so. Hier wird wirklich<br />

konstruktiv gearbeitet, nicht die Kritik<br />

der Kritik durchgekaut.<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>: Was macht die Arbeit<br />

derzeit aus, was bringen Sie ein und<br />

was nehmen Sie mit?<br />

Simone Sommer: Mir geht es vor allem<br />

um die Organismische Primatenbiologie<br />

und darum, ein wenig dafür<br />

zu sorgen, dass dieses Forschungsthema<br />

nicht hinter den medizinischen<br />

Themen zurückbleibt. Ich arbeite<br />

auch für ein Leibniz-Institut und es<br />

ist zu sehen, dass das Spektrum unserer<br />

Probleme ähnlich ist. In Kürze<br />

steht ja die Evaluierung durch die<br />

Leibniz-Gemeinschaft an, ein Prozess,<br />

den mein Institut vor kurzem<br />

abgeschlossen hat. Was hier am <strong>DPZ</strong><br />

Prof. Dr. Michaela Müller-Trutwin, Prof. Dr. Simone Sommer und Prof. Dr. Marta Manser (von<br />

links) sind die neusten Mitglieder im wissenschaftlichen Beirat des <strong>DPZ</strong>. Damit sitzen nun 40<br />

Prozent Frauen im Gremium. Foto: Christian Kiel<br />

noch deutlicher entwickelt werden<br />

kann, ist meiner Meinung nach die<br />

wissenschaftliche Identität des Instituts,<br />

eine strategische Ausrichtung.<br />

Michaela Müller-Trutwin: Ich<br />

finde es vor allem sehr vorteilhaft,<br />

attraktive Kooperationen zwischen<br />

unseren Instituten entwickeln zu<br />

können. Ich forsche in Frankreich<br />

an Primaten, und da ist es für mich<br />

auch hilfreich zu lernen: Wie funktioniert<br />

Forschung hier strukturell?<br />

Wir brauchen auch mehr Kooperationsmodelle<br />

für die Zukunft, denn<br />

die Technik, die wir benutzen, wird<br />

immer teurer.<br />

Marta Manser: Ich finde es ganz<br />

allgemein sehr aufschlussreich, dass<br />

sich das <strong>DPZ</strong> so gut präsentiert, nicht<br />

nur innerhalb der Wissenschaft,<br />

auch hier vor Ort in Göttingen. Das<br />

ist ein attraktives Prinzip.<br />

20 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Der erste Eindruck zählt –<br />

ein neues Design fürs <strong>DPZ</strong><br />

Das <strong>DPZ</strong> hat in diesem Jahr sein<br />

35-jähriges Jubiläum gefeiert – ein<br />

Grund, auf das Erreichte zurückzublicken,<br />

aber auch um einen kritischen<br />

Blick zuzulassen und zu<br />

fragen, ob unser Erscheinungsbild<br />

noch unserem Selbstverständnis entspricht.<br />

Erstes Ergebnis: Wir wissen<br />

gar nicht genau, was unser Erscheinungsbild<br />

ist. Ist das Logo eher grün<br />

oder blau? Arial, Georgia oder doch<br />

eine der neuen Windows-Schriften?<br />

Schnell stellte sich heraus, dass das<br />

<strong>DPZ</strong>-Logo als nicht mehr zeitgemäß<br />

empfunden wird, keine klare Linie erkennbar<br />

ist und daher der Wiedererkennungswert<br />

nicht besonders hoch<br />

ausfällt. Um hier Abhilfe zu schaffen,<br />

sollte ein neues Corporate Design entwickelt<br />

werden, das die Kompetenzen<br />

und Alleinstellungsmerkmale des<br />

Deutschen <strong>Primatenzentrum</strong>s besser<br />

transportiert und das einfacher zu<br />

verwenden ist.<br />

Schwimmen, Grillen und Vögel beobachten<br />

Zunächst wurde an mehrere Agenturen<br />

ein Anforderungskatalog verschickt,<br />

der neben der Gestaltung eines neuen<br />

Logos auch die Erstellung der wichtigsten<br />

Print- und Onlineprodukte enthielt.<br />

Es stellte sich jedoch schnell heraus,<br />

dass wir uns nicht mehrheitlich mit<br />

einem komplett neuen Logo anfreunden<br />

können, weshalb der Auftrag in<br />

eine Modernisierung des bestehenden<br />

Logos umgewandelt wurde. Während<br />

die Abteilungsleiter zusammen mit<br />

der Geschäftsführung die Vorauswahl<br />

getroffen haben, ist die Abstimmung<br />

zwischen den beiden favorisierten<br />

Agenturen durch eine Umfrage im<br />

Haus gefallen. Gewonnen hat die Agentur<br />

neoplas aus Greifswald mit der<br />

„grünen Variante“. Ab 1. Januar 2013<br />

werden die neuen Produkte, vom Briefbogen<br />

über die Visitenkarten bis hin zu<br />

Broschüren und Website, auf das neue<br />

Design umgestellt sein. Dies ist also die<br />

letzte Ausgabe von <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong> im „al-<br />

Die Kinder, die in diesem Sommer bei den Angeboten der <strong>DPZ</strong>-<br />

Ferienaktion mitgemacht haben, hatten viel Spaß während des<br />

zweiwöchigen Programms. Das Angebot begann für die Mitarbeiterkinder<br />

mit Sport in der ersten Ferienwoche. 14 Schulkinder<br />

zwischen sechs und 14 Jahren ließen sich von Alexandra Bünting<br />

vom Göttinger Hochschulsport zeigen, wie man mit Bögen schießt,<br />

erprobten sich in der Kletterhalle oder schwammen im Naturfreibad<br />

Grone. Dorthin ging es auch in der Naturwoche in der<br />

letzten Woche der Sommerferien: Mit Ronald Schuecker vom Groner<br />

Naturfreundehaus besichtigten die 13 Kinder in dieser Woche<br />

unter anderem die Pflanzenkläranlage des Bades (Foto). Am See<br />

im Stadtfriedhof Göttingen und an einem Bach in Grone bestimmten<br />

die Kinder Tiere und Pflanzen und amüsierten sich auf dem<br />

Abenteuerspielplatz in Grone. Besonders spannend war sicherlich<br />

der Ausflug zum Wendebachstausee mit Schwimmen, Grillen und<br />

einer Vogelbeobachtung. Zum Ende der Ferienaktion zeigten die<br />

Kinder ihren Eltern eine selbst erstellte Powerpoint-Präsentation,<br />

in der sie ihre Highlights der Woche vorführten.<br />

<strong>DPZ</strong> intern<br />

ten Gewand“. Wir danken jetzt schon<br />

allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

die uns bei der Einführung des<br />

neuen Designs unterstützen, schließlich<br />

müssen Formulare umgearbeitet,<br />

Stempel und Türschilder ausgetauscht<br />

und Präsentationen und Poster „umgebaut“<br />

werden!<br />

Wenn wir von größeren technischen<br />

Pannen verschont werden, wird pünktlich<br />

zum Jahreswechsel auch die neue<br />

Website online gehen. Hier hat sich<br />

dann nicht nur optisch einiges getan,<br />

auch inhaltlich wird die Seite die eine<br />

oder andere Überraschung bereithalten.<br />

Während der <strong>DPZ</strong>-Ferienaktion besichtigten die Kinder<br />

unter anderem die Pflanzenkläranlage des Naturbades<br />

in Grone. Foto: Ronald Schuecker<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 21


Preise und Auszeichnungen<br />

Preise und Auszeichnungen<br />

Stephanie Bertram erhält den<br />

Jürgen-Wehland-Preis<br />

Stephanie Bertram, Wissenschaftlerin<br />

in der Abteilung Infektionsbiologie,<br />

wurde am 7. September 2012<br />

mit dem Jürgen-Wehland-Preis ausgezeichnet.<br />

Den Preis erhielt sie für<br />

ihre Forschungsarbeit „Proteolytische<br />

Aktivierung von Influenza-Viren:<br />

Identifizierung von neuen Zielen<br />

für die therapeutische Intervention“.<br />

Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert<br />

und wurde im Rahmen des NORDI-<br />

Symposiums („North Regio Day on<br />

Infection“) in Braunschweig übergeben.<br />

Dr. Stephanie Bertram aus der Abteilung Infektionsbiologie<br />

hat am 7. September den<br />

Jürgen-Wehland-Preis des Helmholtz-Zentrums<br />

für Infektionsforschung bekommen.<br />

Foto: Margrit Hampe<br />

Im Verlauf der klassischen Behandlung<br />

einer Grippe entstehen immer<br />

wieder resistente Viren, die sich<br />

in der Bevölkerung rasch verbreiten<br />

können. Stephanie Bertrams<br />

Forschungsschwerpunkt liegt in<br />

der Entwicklung alternativer Therapieansätze<br />

zur Behandlung von<br />

Influenza-Krankheiten, die diese<br />

Resistenzbildung verhindern. Dabei<br />

beschäftigt sie sich vor allem mit der<br />

Frage, welche menschlichen Enzyme<br />

von Influenza-Viren aktiviert werden<br />

und fand heraus, dass besonders<br />

das Enzym TTSP eine wichtige Rolle<br />

bei der Ausbreitung von Influenza<br />

und anderen respiratorischen Viren<br />

spielt. Diese Entdeckung bietet einen<br />

attraktiven Ansatzpunkt für die therapeutische<br />

Intervention.<br />

Der Jürgen-Wehland-Preis wird seit<br />

2011 vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung<br />

(HZI) an herausragende<br />

junge Wissenschaftler mit<br />

infektionsbiologischem Schwerpunkt<br />

vergeben.<br />

Luisa Hetmann<br />

HBRS-Preis für Annika Krämer-<br />

Kühl<br />

Annika Krämer-Kühl (29) aus der<br />

Abteilung Infektionsbiologie hat am<br />

15. Oktober 2012 den Promotionspreis<br />

der Hannover Biomedical Research<br />

School (HBRS) erhalten. Er<br />

ist mit 1000 Euro dotiert. Die Jury<br />

verlieh ihr den Preis für ihre mit<br />

summa cum laude ausgezeichnete<br />

Promotionsarbeit mit dem Titel „Vergleichende<br />

Analyse der Inhibition<br />

von Tetherin durch HIV-1 Vpu und<br />

das Ebolavirus Glykoprotein“. Tetherin<br />

ist ein menschliches Protein, welches<br />

verhindert, dass sich neu gebildete<br />

Viren von infizierten zu nicht<br />

infizierten Zellen verbreiten. Annika<br />

Krämer-Kühl untersuchte die Mechanismen<br />

mit denen das humane<br />

Immundefizienz-Virus (HIV) und<br />

das Ebolavirus diese Schutzfunktion<br />

ausschalten. Ihre Analyse der Mechanismen<br />

und Wechselwirkungen<br />

zwischen Virus und Wirtsproteinen<br />

trägt zur Grundlage für neue therapeutische<br />

Ansatzpunkte und innovative<br />

Interventionsstrategien bei.<br />

Die Infektionsbiologin hat die Arbeit<br />

als Mitglied des Graduiertenkollegs<br />

Infektionsbiologin Dr. Annika Krämer-Kühl<br />

hat den diesjährigen Promotionspreis der<br />

Hannover Biomedical Research School erhalten.<br />

Foto: <strong>DPZ</strong><br />

„Molecular Medicine“ der HBRS am<br />

Institut für Virologie der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover unter<br />

der Leitung von Stefan Pöhlmann<br />

verfasst.<br />

Franz-Josef Kaup, Leiter der Abteilung<br />

Infektionspathologie, hat bei der<br />

GV-SOLAS Jahrestagung vom 12. bis<br />

14. September 2012 in Aachen einen<br />

Förderpreis für den Forschungsantrag<br />

„Etablierung und Aufrechterhaltung<br />

einer definiert spezifisch pathogenfreien<br />

(SPF) Haltung von Weißbüschelaffen<br />

(Callithrix jacchus) in Hinblick auf<br />

Untersuchungen am Zielorgan Respirationstrakt“<br />

gewonnen.<br />

Karen Lampe, Doktorandin in der<br />

Abteilung Infektionspathologie, hat<br />

beim 12. Symposium der European<br />

Primate Veterinarians am 27. und<br />

28. September 2012 in Lyon, Frankreich,<br />

den Preis für den besten Vortrag<br />

erhalten.<br />

22 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


„Affengesellschaft“ für den<br />

NDR Kultur Sachbuchpreis nominiert<br />

„Affengesellschaft“ von Julia Fischer<br />

ist zusammen mit fünf anderen Büchern<br />

auf der Shortlist für den NDR<br />

Kultur Sachbuchpreis 2012. Der Preis<br />

ist für das beste in deutscher Sprache<br />

erschienene Sachbuch ausgeschrieben<br />

und mit 15.000 Euro dotiert. Er<br />

wird am 20. November verliehen. Ausgezeichnet<br />

wird eine herausragende<br />

Autorenleistung, die gesellschaftlich,<br />

kulturell und wissenschaftlich relevante<br />

Themen für ein großes Publikum<br />

öffnet und zum Diskurs anregt.<br />

Das <strong>DPZ</strong> im Blickwinkel der<br />

Kamera – die besten Bilder des<br />

<strong>DPZ</strong>-Fotowettbewerbs 2012<br />

Im letzten Heft hatten wir den 1.<br />

<strong>DPZ</strong>-Fotopreis ausgeschrieben und<br />

alle Kollegen eingeladen, uns ihre<br />

schönsten Bilder zum Thema „Was<br />

verbinden Sie mit dem Deutschen<br />

<strong>Primatenzentrum</strong>?“ zu senden.<br />

Uns haben insgesamt 44 Fotos erreicht<br />

– einen herzlichen Dank an die<br />

engagierten Fotografen! Von den 35<br />

Bildern, die die erforderlichen Qualitätsansprüche<br />

(druckbar im A3-Format)<br />

erfüllen, haben wir die 20 besten<br />

ausgewählt. Kriterien waren Bezug<br />

zum <strong>DPZ</strong>, Bildaufbau, Originalität,<br />

Ästhetik und technische Qualität. Diese<br />

20 Bilder werden nun professionell<br />

vergrößert und ab Mitte November<br />

anonym im <strong>DPZ</strong>-Foyer ausgestellt.<br />

Alle Besucher und Mitarbeiter sind<br />

herzlich eingeladen, „ihren“ Favoriten<br />

auszuwählen und einen Stimmzettel<br />

abzugeben! Die Gewinner werden bei<br />

der Weihnachtsfeier am 20. Dezember<br />

bekanntgegeben – und erhalten<br />

einen Geldpreis in Höhe von 300 Euro<br />

(1. Preis), 200 Euro (2. Preis) und 100<br />

Euro (3. Preis). Natürlich erhalten<br />

alle ausgestellten Fotografen ihr Bild<br />

als Dankeschön für die Teilnahme am<br />

Wettbewerb. Viele der eingereichten<br />

Bilder werden übrigens auch im <strong>DPZ</strong>-<br />

Kalender 2013 zu sehen sein!<br />

Buch- und Filmtipp „Madagaskar“<br />

Bereits seit 20 Jahren erforschen<br />

Wissenschaftler des <strong>DPZ</strong> auf Madagaskar<br />

das Verhalten und die Ökologie<br />

von Lemuren. Dabei sammelt<br />

man als Feldforscher nicht nur<br />

wissenschaftliche Daten sondern<br />

auch jede Menge Erfahrungen mit<br />

einer exotischen Umwelt und Kultur.<br />

Jetzt lassen sie uns an ihren<br />

reichhaltigen Erfahrungen teilhaben<br />

und geben uns einen Einblick<br />

in das Leben auf dieser faszinierenden<br />

Insel. Lennart Pyritz verbrachte<br />

im Rahmen seiner Doktorarbeit<br />

am <strong>DPZ</strong> insgesamt 14 Monate auf<br />

Madagaskar. In seinem Buch „Madagaskar<br />

– Von Makis und Menschen“<br />

lässt er uns die Insel aus<br />

zwei verschiedenen Blickwinkeln<br />

betrachten: Der erste Teil besteht<br />

aus Essays verschiedener Wissenschaftler<br />

zu Naturgeschichte, Um-<br />

weltschutz, Geschichte, Politik und<br />

Kultur Madagaskars. Im zweiten<br />

Teil schildert uns Lennart Pyritz<br />

seine persönlichen Erfahrungen,<br />

die er in Form eines Feldtagebuchs<br />

festgehalten hat. Dabei begegnen<br />

wir so unterschiedlichen Charakteren<br />

wie der Darth-Vader-Bremse<br />

oder einer schusseligen madagas-<br />

Preise und Auszeichnungen<br />

sischen Postangestellten. Eingestreut<br />

im Feldtagebuch finden wir<br />

kurze Forschungsberichte weiterer<br />

Wissenschaftler, überwiegend aus<br />

dem <strong>DPZ</strong>. Abgerundet wird das<br />

Buch durch eine Menge wirklich<br />

wunderschöner Fotos.<br />

Bewegte Bilder der madagassischen<br />

Natur bietet dagegen die<br />

BBC Earth Dokumentation „Madagaskar<br />

– Ein geheimnisvolles Wunder<br />

der Natur“, die gerade auf DVD<br />

erschienen ist. Wie immer hervorragend<br />

in Bild und Kommentar zeigt<br />

uns die BBC die außergewöhnliche<br />

Fauna und Flora Madagaskars mit<br />

ihren so unterschiedlichen Ökosystemen.<br />

Als Bonus begleiten wir<br />

zwei Katta-Mütter mit ihren Babys<br />

in den ersten Wochen nach der Geburt.<br />

Madagaskar – eine Möglichkeit,<br />

dem ungemütlichen deutschen<br />

Winter (zumindest im Kopf) für<br />

eine kleine Weile zu entfliehen!<br />

Buch und Film sind selbstverständlich<br />

auch in der <strong>DPZ</strong>-Bibliothek zu<br />

finden.<br />

Stefanie Heiduck<br />

Lennart Pyritz: „Madagaskar – Von<br />

Makis und Menschen“. Springer<br />

Spektrum, 2012. ISBN 978-3-8274-<br />

2961-2<br />

BBC Earth: „Madagaskar – Ein geheimnisvolles<br />

Wunder der Natur“<br />

Polyband Medien, 2012. 150min +<br />

40min Bonus. Sprachen: Deutsch,<br />

Englisch.<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 23


Abschlüsse und Publikationen<br />

Abschlüsse und Publikationen<br />

Hochschulabschlüsse<br />

Wir gratulieren unseren Kollegen zu<br />

ihren erfolgreich abgeschlossenen<br />

Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten!<br />

Abteilung Infektionsbiologie<br />

Beer L-A (2012): Vergleichende Analyse<br />

des Ebola und Marburg Virus<br />

Eintritts in die Lungenkarzinomzelllinie<br />

A549. Georg-August-Universität,<br />

Göttingen. <strong>Deutsches</strong> <strong>Primatenzentrum</strong>.<br />

Bachelorarbeit.<br />

Eckert N (2012): Analyse antiviral<br />

wirkender, zellulärer Proteine mit Virus-Reportersystemen.<br />

Georg-August-<br />

Universität, Göttingen. <strong>Deutsches</strong> <strong>Primatenzentrum</strong>.<br />

Bachelorarbeit.<br />

Ring S (2012): Einfluss der Influenza-<br />

Virus-Infektion auf die Expression<br />

von Typ II Transmembran Serinproteasen.<br />

Georg-August-Universität,<br />

Göttingen. <strong>Deutsches</strong> <strong>Primatenzentrum</strong>.<br />

Bachelorarbeit.<br />

Abteilung Kognitive Neurowissenschaften<br />

Baloni S (2012): Spatial, feature and<br />

temporal attentional mechanisms in<br />

visual motion processing. Georg-August-Universität<br />

Göttingen, Göttingen.<br />

Biologische Fakultät. Dissertation.<br />

Stephan V M (2012): The influence<br />

of attention on motion processing.<br />

Georg-August-Universität Göttingen,<br />

Göttingen. Biologische Fakultät. Dissertation.<br />

Abteilung Primatengenetik<br />

Albrecht C (2012): Association of<br />

killer immunoglobulin-like receptor<br />

genes with viral loads in exprerimental<br />

SIV infection of rhesus macaques<br />

(Macaca mulatta). Georg-August-<br />

Universität, Göttingen. GGNB Neurowissenschaften,<br />

Biophysik und<br />

Molekulare Biowissenschaften. Dissertation.<br />

Abteilung Kognitive Ethologie<br />

Huber A (2012): A Reversed-Reward<br />

Contingency Task with Long-Tailed<br />

Macaques (Macaca fascicularis). Georg-August-Universität,<br />

Göttingen.<br />

Johann-Friedrich-Blumenbach Institut<br />

für Zoologie und Anthropologie.<br />

Bachelorarbeit.<br />

Abteilung Verhaltensökologie und<br />

Soziobiologie<br />

Kittler K (2012): Edge Effects in<br />

Verreaux‘s Sifakas (Propithecus verreauxi).<br />

Behavioural differences between<br />

populations in the intact forest<br />

interior and the edge. Georg August<br />

Universität Göttingen, Göttingen.<br />

Masterarbeit.<br />

Publikationen<br />

Sektion Infektionsforschung<br />

Hanazawa K, Müller T, Becker T,<br />

Heistermann M, Behr R, Sasaki E<br />

(2012): Minimally invasive transabdominal<br />

collection of preimplantation<br />

embryos from the common marmoset<br />

monkey (Callithrix jacchus).<br />

Theriogenology (78): 811–816.<br />

Kühl A and Pöhlmann S (2012): How<br />

Ebola Virus Counters the Interferon<br />

System. Zoonoses and Public Health<br />

59: 116–131.<br />

Müller D, Schreiner S, Schmid M,<br />

Groitl P, Winkler M, Dobner T (2012):<br />

Functional Cooperation between Human<br />

Adenovirus Type 5 Early Region<br />

4, Open Reading Frame 6 Protein,<br />

and Cellular Homeobox Protein<br />

HoxB7. J. Virol. 86 (15): 8296–8308.<br />

Neumann S, Kaup F-J, Scheulen S,<br />

(2012): Interleukin-6 (IL-6) serum<br />

concentrations in dogs with hepatitis<br />

and hepatic tumours compared with<br />

those with extra-hepatic inflammation<br />

and tumours. Comp. Clin. Path.<br />

21 (5): 539–544.<br />

Seehase S, Lauenstein H-D, Schlumbohm<br />

C, Switalla S, Neuhaus V,<br />

Förster C, Fieguth H-G, Pfennig O,<br />

Fuchs E, Kaup F-J, Bleyer M, Hohlfeld<br />

J, Braun A, Sewald K, Knauf S<br />

(2012): LPS-induced lung inflammation<br />

in marmoset monkeys - an acute<br />

model for anti-inflammatory drug<br />

testing. PLoS One 7: e43709.<br />

Sektion Neurowissenschaften<br />

Garea-Rodriguez E, Schlumbohm<br />

C, Czeh B, König J, Helms G, Heckmann<br />

C, Meller B, Meller J, Fuchs E<br />

(2012): Visualizing dopamine transporter<br />

integrity with iodine-123-FP-<br />

CIT SPECT in combination with<br />

high resolution MRI in the brain of<br />

the common marmoset. J Neurosci<br />

Meth (210): 195–201.<br />

Seehase S, Lauenstein H-D, Schlumbohm<br />

C, Switalla S, Neuhaus V,<br />

Förster C, Fieguth H-G, Pfennig O,<br />

Fuchs E, Kaup F-J, Bleyer M, Hohlfeld<br />

J, Braun A, Sewald K, Knauf S<br />

(2012): LPS-induced lung inflammation<br />

in marmoset monkeys - an acute<br />

model for anti-inflammatory drug<br />

testing. PLoS One 7: e43709.<br />

Yee N, Schwarting R K, Fuchs E,<br />

Wöhr M (2012): Juvenile stress potentiates<br />

aversive 22-kHz ultrasonic<br />

24 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


vocalizations and freezing during auditory<br />

fear conditioning in adult male<br />

rats. Stress 15 (5): 533–544.<br />

Yee N, Schwarting RK, Fuchs E,<br />

Wöhr M (2012): Increaesed affective<br />

ultrasonic communication during<br />

fear learning in adult male rats exposed<br />

to maternal immune activation.<br />

J Psychiatric Res 46 (9): 1199–1205.<br />

Sektion Organismische Primatenbiologie<br />

Aeckerle N, Eildermann K, Drummer<br />

C, Ehmcke J, Schweyer S, Lerchl<br />

A, Bergmann M, Kliesch S, Gromoll<br />

J, Schlatt S, Behr R (2012): The<br />

pluripotency factor LIN28 in monkey<br />

and human testes: a marker for spermatogonial<br />

stem cells? Mol Hum Reprod<br />

18 (10): 477–488.<br />

Barelli C and Heistermann M (2012):<br />

Sociodemographic correlates of fecal<br />

androgen levels in wild male whitehanded<br />

gibbons (Hylobates lar). Int.<br />

J. Primatol (33): 784–798.<br />

Bell C G, Wilson G A, Butcher L M,<br />

Roos C, Walter L, Beck S (2012): Human-specific<br />

CpG „beacons“ identify<br />

loci associated with human-specific<br />

traits and disease. Epigenetics 7 (10):<br />

1188–1199.<br />

Bowler M, Knogge C, Heymann E W,<br />

Zinner D P (2012): Multilevel societies<br />

in New World Primates? Flexibility<br />

may characterize the organization<br />

of Peruvian red uakaris (Cacajao<br />

calvus ucayalii). Int J Primatol 33<br />

(4): 1110–1124.<br />

Chan Y-C, Roos C, Inoue-Murayama<br />

M, Inoue E, Shih C-C, Vigilant L<br />

(2012): A comparative analysis of Y<br />

chromosome and mtDNA phylogenies<br />

of the Hylobates gibbons. BMC<br />

Evol. Biol.: 12:150.<br />

Dammhahn M and Kappeler P M<br />

(2012): Seasonality and behavioral<br />

energy strategies in (Microcebus<br />

berthae and M. murinus). Unter Mitarbeit<br />

von M. Dammhahn und P. M.<br />

Kappeler. In: Judith Masters, Marco<br />

Gamba und Fabien Génin (Hg.): Leaping<br />

ahead: Advances in Prosimian<br />

Biology. New York, Heidelberg,<br />

Dordrecht, London: Springer (Developments<br />

in primatology: Progress<br />

and prospects): 215–223.<br />

Dammhahn M and Pyritz L W (2012):<br />

Relikte, Strandgut und Irrflieger -<br />

Ursachen und Besonderheiten der<br />

Biodiversität Madagaskars. Unter<br />

Mitarbeit von M. Dammhahn und L.<br />

W. Pyritz. In: L. W. Pyritz (Hg.): Madagaskar.<br />

Von Makis und Menschen.<br />

Unter Mitarbeit von L. W. Pyritz. 1.<br />

Aufl. Berlin Heidelberg: Springer:<br />

3–8.<br />

Eildermann K, Aeckerle N, Debowski<br />

K, Godmann M, Christiansen<br />

H, Heistermann M, Schweyer S,<br />

Bergmann M, Kliesch S, Gromoll J,<br />

Ehmcke J, Schlatt S, Behr R (2012):<br />

Developmental expression of the pluripotency<br />

factor SAL-Like Protein 4<br />

in the monkey, human, and mouse<br />

testis: restriction to premeiotic germ<br />

cells. Cells Tissues Organs 196: 206–<br />

220.<br />

Fichtel C (2012): Predation. Unter<br />

Mitarbeit von C. Fichtel. In: J.C<br />

Mitani, J. Call, P. M. Kappeler, R.A<br />

Palombit und J.B Silk (Hg.): The<br />

evolution of primate societies. Unter<br />

Mitarbeit von P. M. Kappeler. Chicago,<br />

London: The University of Chicago<br />

Press: 169–194.<br />

Fichtel C and Hilgartner R (2012):<br />

Noises in the dark: Vocal communication<br />

in Lepilemur ruficaudatus and<br />

other nocturnal pair-living primates.<br />

Unter Mitarbeit von C. Fichtel. In:<br />

Judith Masters, Marco Gamba und<br />

Fabien Génin (Hg.): Leaping ahead:<br />

Advances in Prosimian Biology. New<br />

York, Heidelberg, Dordrecht, London:<br />

Springer (Developments in primatology:<br />

Progress and prospects):<br />

297–304.<br />

Fischer J (2012): Selbstreflexion. In:<br />

Matthias Klatt, Sabine Koller (Hsg).<br />

Lehre als Abenteuer. Anregungen<br />

Abschlüsse und Publikationen<br />

für eine bessere Hochschulausbildung.<br />

Frankfurt/New York: Campus<br />

Verlag: 194–197.<br />

Foote A D, Vester H, Víkingsson G<br />

A, Newton J (2012): Dietary variation<br />

within and between populations<br />

of northeast Atlantic killer whales,<br />

Orcinus orca, inferred from δ13C and<br />

δ15N analyses. Marine Mammal Science<br />

28 (4): E472-E485. Online verfügbar<br />

unter http://dx.doi.org/10.1111/<br />

j.1748-7692.2012.00563.x.<br />

Grueter C C, Chapais B, Zinner D<br />

(2012): Evolution of Multilevel Social<br />

Systems in Nonhuman Primates<br />

and Humans. Int. J. Primatol. 33 (5):<br />

1002–1037.<br />

Grueter C C, Matsuda I, Zhang P,<br />

Zinner D (2012): Multilevel Societies<br />

in Primates and Other Mammals: Introduction<br />

to the Special Issue. Int. J.<br />

Primatol. 33 (5): 993–1001.<br />

Hanazawa K, Müller T, Becker T,<br />

Heistermann M, Behr R, Sasaki E<br />

(2012): Minimally invasive transabdominal<br />

collection of preimplantation<br />

embryos from the common marmoset<br />

monkey (Callithrix jacchus).<br />

Theriogenology (78): 811–816.<br />

Huck M and Fernandez-Duque E<br />

(2012): When dads help: Male behavioral<br />

care during primate infant development.<br />

Unter Mitarbeit von M.<br />

Huck. In: K. B. H. Clancy, K. Hinde<br />

und J. N. Rutherford (Hg.): Building<br />

babies: Primate development in proximate<br />

and ultimate perspective.<br />

New York, Heidelberg, Dordrecht,<br />

London: Springer (Developments in<br />

primatology: Progress and prospects,<br />

37): 361–385.<br />

Ichino S, Soma T, Koyama N (2012):<br />

The impact of alopecia syndrome<br />

on female reproductive parameters<br />

in ring-tailed lemurs (Lemur catta)<br />

in Berenty Reserve, Madagascar.<br />

Unter Mitarbeit von S. Ichino. In:<br />

Judith Masters, Marco Gamba und<br />

Fabien Génin (Hg.): Leaping ahead:<br />

Advances in Prosimian Biology. New<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 25


Abschlüsse und Publikationen<br />

York, Heidelberg, Dordrecht, London:<br />

Springer (Developments in primatology:<br />

Progress and prospects):<br />

377–386.<br />

Kappeler P M (2012): Male reproductive<br />

strategies. How do behavior,<br />

morphology and physiology act in<br />

concert to improve a male‘s reproductive<br />

success - and why is there<br />

so much variation among outcomes<br />

within and between species? Nature<br />

Education Knowledge 3 (6): 26.<br />

Kappeler P M (2012): Mate choice.<br />

Unter Mitarbeit von P. M. Kappeler.<br />

In: J.C Mitani, J. Call, P. M. Kappeler,<br />

R.A Palombit und J.B Silk (Hg.):<br />

The evolution of primate societies.<br />

Unter Mitarbeit von P. M. Kappeler.<br />

Chicago, London: The University of<br />

Chicago Press: 367–386.<br />

Kappeler P M (2012): Römische Totengeister<br />

auf Madagaskar - Was<br />

Lemuren so einzigartig macht. Unter<br />

Mitarbeit von P. M. Kappeler. In: L.<br />

W. Pyritz (Hg.): Madagaskar. Von<br />

Makis und Menschen. Unter Mitarbeit<br />

von L. W. Pyritz. 1. Aufl. Berlin<br />

Heidelberg: Springer: 8–16.<br />

Kappeler P M (2012): The behavioral<br />

ecology of strepsirrhines and<br />

tarsiers. Unter Mitarbeit von P. M.<br />

Kappeler. In: J.C Mitani, J. Call, P.<br />

M. Kappeler, R.A Palombit und J.B<br />

Silk (Hg.): The evolution of primate<br />

societies. Unter Mitarbeit von P. M.<br />

Kappeler. Chicago, London: The University<br />

of Chicago Press: 17–42.<br />

Lledo-Ferrer Y, Peláez F, Heymann<br />

E W (2012): Territorial polemics: a<br />

response to Roberts. Int J Primatol<br />

33 (4): 762–768.<br />

McLain A T, Meyer T J, Faulk C, Herke<br />

S W, Oldenburg J M, Bourgeois M<br />

G, Abshire C F, Roos C, Batzer M A<br />

(2012): An alu-based phylogeny of<br />

lemurs (infraorder: lemuriformes).<br />

PLoS ONE (7 (8)): e44035.<br />

Micheletta J, Waller B M, Panggur<br />

MR, Neumann C, Duboscq J, Agil M,<br />

Engelhardt A (2012): Social bonds<br />

affect anti-predator behavior in a<br />

tolerant species of macaque, Macaca<br />

nigra. P Roy Soc B-Biol Sci (279):<br />

4042–4050.<br />

Mitani, J.C; Call, J.; Kappeler, P. M.;<br />

Palombit, R.A; Silk, J.B (Hg.) (2012):<br />

The evolution of primate societies.<br />

Unter Mitarbeit von P. M. Kappeler.<br />

Chicago, London: The University of<br />

Chicago Press.<br />

Pflüger F and Fichtel C (2012): On<br />

the function of redfronted lemur‘s<br />

close calls. Anim Cogn 15 (5): 823–<br />

831.<br />

Port M, Johnstone R A, Kappeler P<br />

M (2012): The evolution of multimale<br />

groups in Verreaux‘s sifaka, or how<br />

to test an evolutionary demographic<br />

model. Behav Ecol 23 (4): 889–897.<br />

Pyritz, L. W. (Hg.) (2012): Madagaskar.<br />

Von Makis und Menschen. Unter<br />

Mitarbeit von L. W. Pyritz. <strong>Deutsches</strong><br />

<strong>Primatenzentrum</strong> GmbH. 1.<br />

Aufl. Berlin Heidelberg: Springer.<br />

Drittmittel<br />

Claudia Fichtel, Wissenschaftlerin<br />

in der Abteilung Verhaltensökologie<br />

und Soziobiologie, hat von der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

rund 260.000 Euro für das<br />

Projekt „Zwischengruppenbeziehungen<br />

bei Larvensifakas (Propithecus<br />

verreauxi)“ erhalten. Das<br />

Projekt läuft vom 1. September<br />

2012 bis 31. August 2015.<br />

Barbara Tiddi aus der Abteilung<br />

Kognitive Ethologie hat bei der Alexander<br />

von Humboldt Stiftung ein<br />

Förderstipendium für zwei Jahre<br />

in Höhe von 58.500 Euro eingeworben.<br />

Schliehe-Diecks S, Eberle M, Kappeler<br />

P M (2012): Walk the line - dispersal<br />

movements of gray mouse lemurs<br />

(Microcebus murinus). Behav Ecol<br />

Sociobiol 66 (8): 1175–1185.<br />

Schloegl C, Schmidt J, Boeckle M,<br />

Weiß B M, Kotrschal K (2012): Grey<br />

parrots use inferential reasoning<br />

based on acoustic cues alone. Proc.<br />

Biol. Sci.<br />

Shutt K, Setchell J M, Heistermann<br />

M (2012): Non-invasive monitoring<br />

of physiological stress in the western<br />

lowland gorilla (Gorilla gorilla gorilla):<br />

Validation of a faecal glucocorticoid<br />

assay and methods for practical<br />

application in the field. Gen. Comp.<br />

Endocrinol (179): 167–177.<br />

Wheeler B C and Fischer J (2012):<br />

Functionally referential signals: A<br />

promising paradigm whose time has<br />

passed. Evol. Anthropol. 21 (5): 195–<br />

205.<br />

Bentolhoda Fereydouni, Doktorandin<br />

in der Abteilung Stammzellbiologie,<br />

hat vom Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienst ein<br />

Stipendium für ein Jahr in Höhe<br />

von insgesamt 12.860 Euro erhalten.<br />

26 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012


Aus der Leibniz-Gemeinschaft<br />

Leibniz-Mentoring jetzt bundesweit<br />

Die Leibniz-Gemeinschaft wird ihr<br />

in der Region Berlin-Brandenburg<br />

getestetes Mentoring-Programm<br />

im Jahr 2013 fortsetzen und auf<br />

Bewerberinnen aus allen ihren 86<br />

Instituten ausweiten. Das Leibniz-<br />

Mentoring-Programm unterstützt<br />

Frauen, die eine Professur oder eine<br />

anspruchsvolle Führungsposition in<br />

der Forschungsadministration anstreben,<br />

beim Erwerb der notwendigen<br />

Kompetenzen und der optimalen<br />

Nutzung von Karrierechancen. Das<br />

Programm ist ein strategisches Instrument<br />

der Leibniz-Gemeinschaft,<br />

die den Anteil von Frauen in wissenschaftlichen<br />

Leitungspositionen<br />

erhöhen will. Es wird aus dem „Impulsfonds“<br />

der Gemeinschaft gefördert.<br />

Weitere Informationen auf<br />

www.leibniz-gemeinschaft.de/karriere/wissenschaftlicher-nachwuchs/<br />

leibniz-mentoring<br />

Leibniz bekennt sich zu „Kaskadenmodell“<br />

Die Leibniz-Gemeinschaft will den<br />

Anteil von Frauen vor allem in wissenschaftlichen<br />

Führungspositionen<br />

weiter erhöhen und verfolgt dabei<br />

das so genannte Kaskadenmodell.<br />

Danach soll bis 2017 in jeder Hierarchieebene<br />

der Frauenanteil erreicht<br />

werden, der bereits auf der jeweils<br />

darunter gelegenen Ebene besteht.<br />

Entsprechende Zielvorgaben sollen<br />

ab 2013 in die Programmbudgets der<br />

86 Leibniz-Institute aufgenommen<br />

werden.<br />

Das Kaskadenmodell berücksichtigt<br />

im Unterschied zu starren Zielquoten<br />

die stark ausgeprägten Unterschiede<br />

in den Disziplinen. Während<br />

etwa in den Kulturwissenschaften<br />

der Frauenanteil schon heute meist<br />

hoch ist, sind die Frauenanteile in<br />

den Naturwissenschaften traditionell<br />

niedrig. Starre Quotenvorgaben<br />

wären vor diesem Hintergrund unrealistisch.<br />

Bei der Festlegung der<br />

Quoten soll auch die Fluktuationsrate<br />

auf der jeweiligen Karrierestufe<br />

berücksichtigt werden.<br />

Gesundes Altern, Science 2.0,<br />

Krisenforschung, Wirkstoffforschung<br />

& Biotechnologie -<br />

Leibniz-Gemeinschaft richtet<br />

vier weitere Forschungsverbünde<br />

ein<br />

Die Leibniz-Gemeinschaft hat vier<br />

neue Leibniz-Forschungsverbünde<br />

eingerichtet: „Gesundes Altern“,<br />

„Krisen einer globalisierten Welt“,<br />

„Science 2.0“ und „Interdisziplinäre<br />

Wirkstoffforschung und -Biotechnologie“.<br />

Damit erhöht sich die Zahl<br />

der Leibniz-Forschungsverbünde auf<br />

neun. Für das <strong>DPZ</strong> kommen damit zu<br />

der bereits bestehenden Beteiligung<br />

am Foschungsverbund „Biodiversität“<br />

noch zwei Beteiligungen hinzu.<br />

Im Rahmen des Forschungsverbunds<br />

„Gesundes Altern“ wollen neben dem<br />

<strong>DPZ</strong> 21 Leibniz-Institute die biologischen<br />

und gesellschaftlichen Grundlagen<br />

des Alterns erforschen. Der<br />

Forschungsverbund „Science 2.0“<br />

untersucht mit insgesamt 15 Leibniz-Instituten,<br />

inwiefern Webtechnologien<br />

wie Wikis, Blogs und soziale<br />

Netzwerke die klassische Forschung<br />

verändern und unterstützen können.<br />

Im Zentrum des Forschungsverbunds<br />

„Krisen einer globalisierten<br />

Welt“, zu dem bislang 19 Leibniz-Institute<br />

gehören, stehen Finanzmarkt-<br />

und Verschuldungskrisen, Welternährungskrisen,<br />

Krisen politischer<br />

Ordnungssysteme und Umweltkrisen.<br />

Der Verbund „Interdisziplinä-<br />

Leibniz-Gemeinschaft<br />

re Wirkstoffforschung und Biotechnologie“<br />

bündelt mit 21 beteiligten<br />

Leibniz-Instituten, einschliesslich<br />

des <strong>DPZ</strong>, die Forschung an und zu<br />

Molekülen mit biologischer Wirkung.<br />

Leibniz-Forschungsverbünde sind<br />

angelegt als fächergruppenübergreifende<br />

und für weitere Kooperationspartner<br />

offene, zeitlich befristete Zusammenschlüsse<br />

von Instituten. Sie<br />

greifen wissenschaftlich und gesellschaftlich<br />

hoch<strong>aktuell</strong>e Aufgabenkomplexe<br />

auf und bearbeiten sie mit<br />

einem interdisziplinären Ansatz,<br />

der Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften<br />

mit Geistes- und<br />

Sozialwissenschaften verbindet. Die<br />

Verbünde erhalten jeweils 80.000<br />

Euro als Anschubfinanzierung aus<br />

den Mitteln des Impulsfonds des<br />

Präsidiums, sind aber im Kern Gemeinschaftsunternehmungen<br />

der<br />

beteiligten Institute, die sich dabei<br />

finanziell und personell besonders<br />

engagieren.<br />

Neu am Kiosk für 3 Euro: Das<br />

Leibniz-Journal<br />

Seit Ende September 2012 ist das<br />

Leibniz-Journal für 3 Euro im Zeitschriftenhandel<br />

an deutschen Flughäfen<br />

und Bahnhöfen erhältlich. Das<br />

Magazin der Leibniz-Gemeinschaft<br />

erscheint vier Mal jährlich im Zeitschriftenformat<br />

DIN A4 und hat<br />

rund 40 Seiten. Bislang waren die<br />

Hefte vor allem in den Leibniz-Instituten<br />

und -Museen erhältlich, nun<br />

kommen etwa 400 Verkaufsstellen<br />

an Flughäfen und Bahnhöfen hinzu.<br />

Das Leibniz-Journal wurde ab Heft<br />

1/2012 gemeinsam mit der Berliner<br />

Agentur unicom komplett grafisch<br />

überarbeitet. Die Verbreitung im In-<br />

und Ausland wurde erheblich ausgeweitet,<br />

so dass die Auflage von 5.500<br />

auf 19.000 gestiegen ist.<br />

<strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012 27


Termine<br />

November 2012 – Januar 2013<br />

Ausstellung „Das <strong>DPZ</strong> im Blickwinkel der Kamera – die<br />

besten Bilder des <strong>DPZ</strong>-Fotowettbewerbs 2012“, <strong>DPZ</strong><br />

Göttingen<br />

14. – 15. November 2012<br />

Pro Forschung: 2. Symposium „Primaten in der Grundlagenforschung“,<br />

<strong>DPZ</strong> Göttingen<br />

24. November 2012<br />

Nacht des Wissens, verschiedene Standorte in Göttingen<br />

26. – 29. November 2012<br />

EUPRIM-Net: Course on primate husbandry, medical<br />

aspects, security, advanced methods and ethics for scientists,<br />

veterinarians and students, <strong>DPZ</strong> Göttingen<br />

28. – 30. November 2012<br />

Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft, Berlin<br />

20. Dezember 2012<br />

<strong>DPZ</strong>-Weihnachtsfeier<br />

28. Januar 2013<br />

Letzter Termin zur Abgabe der Evaluationsunterlagen<br />

6. – 8. Februar 2013<br />

13. Konferenz der Gesellschaft für Primatologie, Universität<br />

Hamburg<br />

Mehr Informationen zu unseren Veranstaltungen finden<br />

Sie auf unserer Website unter http://dpz.eu.<br />

28 <strong>DPZ</strong>-<strong>aktuell</strong>, November 2012

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