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Ganzheitliche Bilanzierung von Grundstoffen und Halbzeugen

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<strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong><br />

Teil I Allgemeiner Teil<br />

Auftraggeber:<br />

Bayerische<br />

Forschungsstiftung<br />

FfE-Auftragsnummer: 065.1/KEA<br />

Bearbeiter: R. Corradini<br />

C. Hutter<br />

D. Köhler<br />

München, im Juli 1999<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft<br />

Am Blütenanger 71<br />

80995 München<br />

Tel.: (089) 158 121 - 0<br />

Fax: (089) 158 121 - 10<br />

E-mail: gfpe@ffe.de<br />

Internet: www.ffe.de


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung...............................................................................................................2<br />

1.1 Problemstellung ...............................................................................................................................................2<br />

1.2 Ziel des Projekts...............................................................................................................................................3<br />

1.3 Aufbau der Teilberichte....................................................................................................................................5<br />

1.3.1 <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung (GABIE).......................................5<br />

1.3.2 <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> 40 <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong>.........................................................................................................5<br />

1.3.3 Praxistests ............................................................................................................................................6<br />

2 Definitionen <strong>und</strong> Begriffserläuterungen .............................................................7<br />

2.1 Formelzeichen, Einheiten <strong>und</strong> technische Begriffe ..........................................................................................7<br />

2.2 Kumulierter Energieaufwand (KEA) .................................................................................................................8<br />

2.3 Bereitstellungsnutzungsgrad..........................................................................................................................10<br />

3 Methodik ..............................................................................................................11<br />

3.1 Input-Output-Analyse .....................................................................................................................................11<br />

3.2 Prozeßkettenanalyse .....................................................................................................................................12<br />

3.3 Bilanzgrenzen ................................................................................................................................................15<br />

3.4 Bezugsgrößen................................................................................................................................................17<br />

3.5 Bewertung regenerativer Energieträger .........................................................................................................18<br />

3.6 Bewertung <strong>von</strong> Abfällen .................................................................................................................................19<br />

3.7 Bewertung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>ärrohstoffen...............................................................................................................20<br />

3.8 Kuppelproduktion ...........................................................................................................................................20<br />

3.8.1 Substitutionsmethode .........................................................................................................................21<br />

3.8.2 Allokation nach Massen......................................................................................................................22<br />

3.8.3 Allokation nach Energieinhalten (Heizwerten) ....................................................................................22<br />

3.8.4 Sonstige Zuordnungsverfahren...........................................................................................................23<br />

3.9 Ermittlung der Emissionen .............................................................................................................................23<br />

3.9.1 Untersuchungsgegenstand.................................................................................................................23<br />

3.9.2 Vorgehensweise .................................................................................................................................25<br />

4 Basisdaten für die Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung ....................................................30<br />

4.1 Basisdaten für die verwendeten Energieträger ..............................................................................................30<br />

4.1.1 Brennstoffe .........................................................................................................................................30<br />

4.1.2 Elektrische Energie.............................................................................................................................33<br />

4.2 Sonstige Basisdaten ......................................................................................................................................34<br />

4.2.1 Transporte ..........................................................................................................................................34<br />

4.2.2 Hilfsstoffe ............................................................................................................................................36<br />

i<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


ii Inhaltsverzeichnis<br />

5 Energieträger.......................................................................................................38<br />

5.1 Brennstoffe ....................................................................................................................................................38<br />

5.1.1 Erdgas ................................................................................................................................................38<br />

5.1.2 Braunkohle .........................................................................................................................................40<br />

5.1.3 Steinkohle...........................................................................................................................................41<br />

5.1.4 Mineralöl(-produkte) ...........................................................................................................................43<br />

5.1.5 Uran....................................................................................................................................................46<br />

5.2 Elektrische Energie........................................................................................................................................49<br />

5.2.1 In Deutschland....................................................................................................................................49<br />

5.2.2 In anderen Ländern ............................................................................................................................53<br />

6 Fazit......................................................................................................................56<br />

7 Quellen.................................................................................................................57<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Vorwort<br />

Der Begriff "ganzheitlich" ist heute aus energiewirtschaftlichen Analysen nicht mehr<br />

wegzudenken; er ist wie das Präfix "Bio-" oder "Öko-" zu einem Modewort entartet <strong>und</strong><br />

damit in Gefahr entwertet <strong>und</strong> in seiner Bedeutung verkannt zu werden. Er ist <strong>und</strong> er<br />

wird sicher zu leichtfertig verwendet; denn eine wirklich umfassende ganzheitliche<br />

Analyse anthropogenen Wirkens kann sich der Menschheit nicht erschließen, schon<br />

weil wir wohl immer mehr wissen, aber nicht wissen, was wir morgen wissen werden.<br />

So gleicht zum Beispiel der derzeitige Stand bei der Ermittlung <strong>von</strong> sogenannten Ökobilanzen<br />

dem Versuch, den Gesamtwert eines Vermögens oder einer Schuld, das sich<br />

aus Anteilen unterschiedlicher Währungen zusammensetzt, zu bestimmen, ohne den<br />

Wechselkurs der einzelnen Währungen zu kennen.<br />

Insofern sollte man sich bewußt sein, daß alleine die in ganzheitlichen Betrachtungen<br />

zwingend einzubeziehenden Sachbilanzen, zum Beispiel über Materialaufwand, kumulierte<br />

Primärenergieaufwendungen, Flächenbeanspruchung <strong>und</strong> resultierende Stoffflüsse,<br />

objektiv, wenn auch nicht in beliebiger Genauigkeit, erstellbar sind. Sie sind<br />

aber die entscheidende Basis einer darauf aufbauenden ganzheitlichen Schau <strong>und</strong> Bewertung.<br />

Diese Studie, die sich, wie heute üblich <strong>und</strong> unumgänglich, auch des Begriffes ganzheitlich<br />

bedient, erarbeitet auf ingenieurwissenschaftlicher Gr<strong>und</strong>lage neue Teile dieser<br />

Basis.<br />

Eine ganzheitliche Beurteilung <strong>von</strong> Systemen zur Energiebereitstellung macht bei fossilen<br />

Kraftwerken die Dominanz des Massen- <strong>und</strong> kumulierten Energieaufwandes der<br />

eingesetzten Brennstoffe deutlich. Trotzdem muß auch der Massen- <strong>und</strong> kumulierte<br />

Energieaufwand für das Herstellen, die Nutzung <strong>und</strong> die Entsorgung der Systeme ermittelt<br />

<strong>und</strong> mit beachtet werden. Diese Frage spielt z.B. bei der Gegenüberstellung weniger<br />

zentraler Kraftwerke mit einer großen Anzahl kleiner dezentraler Anlagen eine<br />

entscheidende Rolle. Nur über diesen Ansatz läßt sich die heute intensiv diskutierte<br />

Potentialermittlung zu einer Verminderung der Umweltwirkung <strong>und</strong> das heute empfohlene<br />

Öko-Audit gewerblicher Anlagen objektiv durchführen <strong>und</strong> bewerten.<br />

München im Juli 1999, Wolfgang Mauch<br />

Helmut Schaefer<br />

Ulrich Wagner<br />

1<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


2 Allgemeiner Teil<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Problemstellung<br />

Eine zukunftsgerichtete Energie-, Wirtschafts- <strong>und</strong> Umweltpolitik muß alle Optionen<br />

des technisch Machbaren sowie des wirtschaftlich <strong>und</strong> ökologisch Sinnvollen werten<br />

<strong>und</strong> abwägen. Wichtiges Beurteilungskriterium <strong>und</strong> Entscheidungshilfe sind Kenntnisse<br />

der stofflichen <strong>und</strong> energetischen Aufwendungen <strong>und</strong> Wechselwirkungen bei der<br />

Produktion <strong>von</strong> Gütern bzw. der Bereitstellung <strong>von</strong> Dienstleistungen. In diesem Zusammenhang<br />

ist auch die Diskussion über Ökobilanzen <strong>und</strong> die EG-Verordnung über<br />

Öko-Audits in Industriebetrieben zu sehen. Diese Ansätze erheben den Anspruch, im<br />

Rahmen einer ganzheitlichen <strong>Bilanzierung</strong> technische, ökonomische, ökologische <strong>und</strong><br />

soziologische Aspekte zu erfassen <strong>und</strong> zu bewerten.<br />

Eine derart umfassende <strong>und</strong> vollständige Erhebung <strong>und</strong> Bewertung <strong>von</strong> Fakten übersteigt<br />

aus verschiedenen Gründen, die im folgenden kurz dargestellt werden, die Möglichkeiten<br />

kleinerer <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen <strong>und</strong> führt selbst bei großen, international<br />

agierenden Unternehmen dazu, nur einzelne Demonstrationsprojekte durchzuführen:<br />

• Eine den Ansprüchen der DIN-ISO 14040 gerecht werdende Faktensammlung für<br />

Produkt-Ökobilanzen ist extrem aufwendig, da die Datenerhebung für den gesamten<br />

Lebensweg eines Gutes durchgeführt werden muß.<br />

• Da die Zielsetzung erheblichen Einfluß auf die zu ermittelnden Daten hat kann im<br />

Rahmen einer Ökobilanz nur begrenzt auf bereits vorhandene Literaturdaten zurückgegriffen<br />

werden.<br />

• Bei der Bewertung der erhobenen Daten muß zum Teil auf nicht objektivierbare<br />

Kriterien ('Humantoxizität', 'Treibhauspotential', ...) zurückgegriffen werden.<br />

• Folgerungen zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit eines Produktes sind<br />

nach erfolgter <strong>Bilanzierung</strong> nicht eindeutig ableitbar, da häufig eine Verbesserung<br />

in einem Bereich gegen eine Verschlechterung in einem anderen abgewägt werden<br />

muß. Auch hier ist ein objektives Vorgehen kaum möglich.<br />

Diese Gründe führen bzw. führten in der letzten Zeit zu zwei gr<strong>und</strong>sätzlich verschiedenen<br />

Entwicklungen. Einerseits beschränkten sich viele Unternehmen bei der Datenerhebung<br />

auf den in der EG-Öko-Audit-Verordnung festgelegten Rahmen eines Standortes.<br />

Dadurch wird die Datenmenge überschaubarer, die ökologischen Auswirkungen<br />

<strong>von</strong> Veränderungen im Produktionsprozess sind - scheinbar - direkt an veränderten Input-Output-Strömen<br />

ablesbar. Daß bei dieser Vorgehensweise der Blick über den eigenen<br />

Werkszaun verloren geht <strong>und</strong> die ökologischen Wirkungen der Material- <strong>und</strong> Energiebereitstellung<br />

nicht erfaßt werden, wird hierbei in Kauf genommen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Einleitung 3<br />

Andererseits wird in verschiedenen Gremien (z.B. SETAC) nach Möglichkeiten zur Reduktion<br />

des Datenumfangs einer Ökobilanz gesucht. Diese Bestrebungen laufen unter<br />

Begriffen wie 'short-cut-LCA', 'Öko-Kennzahlen' usw. Häufiges Ziel ist es, die ganzheitliche<br />

Betrachtung auf einen wesentlichen Aspekt (z.B. Abwasser, Energie, toxische<br />

Substanzen) zu beschränken <strong>und</strong> so Optimierungspotentiale entlang eines komplexen<br />

Produktionsablaufes zu erkennen. Wesentliches Problem hierbei ist die Frage inwieweit<br />

<strong>von</strong> einem Leitparameter auf andere, nicht detailliert betrachtete Aspekte geschlossen<br />

werden kann. Diese Diskussion wird unter dem Begriff 'Richtungssicherheit'<br />

geführt.<br />

Im Mittelpunkt dieses Projektes steht der Kumulierte Energieaufwand (KEA) als eine<br />

der wenigen Kennzahlen für deren Erhebung ein entsprechendes Regelwerk existiert<br />

/VDI4600/, deren Anwendung seit langer Zeit mit Erfolg praktiziert wird <strong>und</strong> die zumindest<br />

für den wichtigen Aspekt Energieverbrauch eine verläßliche Kenngröße darstellt.<br />

1.2 Ziel des Projekts<br />

Die Anwendbarkeit einer Kenngröße im Rahmen <strong>von</strong> Umweltschutzmaßnahmen hängt<br />

im wesentlichen <strong>von</strong> folgenden Parametern ab:<br />

• Aussagefähigkeit: Die Kenngröße muß für mindestens einen Aspekt bzw. einen Bereich<br />

des Umweltschutzes (z.B. Ressourcenschonung, Emissionsminderung, ...) eindeutige<br />

Aussagen liefern. D.h. daß Veränderungen der Umweltbelastung über die<br />

Veränderungen des Kennwerts erkennbar sind.<br />

• Nachvollziehbarkeit: Die Ermittlung des Kennwertes muß auf Nachvollziehbare,<br />

einheitlich für möglichst viele Anwendungsfälle durchführbare Art <strong>und</strong> Weise möglich<br />

sein. Die bei der Ermittlung eines Kennwertes zwangsläufig zu treffenden Annahmen<br />

müssen ebenfalls praktisch überprüfbar sein.<br />

• Praktikabilität: Der Aufwand bei der Erhebung eines Kennwertes muß in vernünftigem<br />

Verhältnis zu seiner Aussagefähigkeit stehen. Variantenrechnungen müssen<br />

z.B. mit geringem Aufwand möglich sein.<br />

Ziel dieses Projekts ist es einerseits die Tauglichkeit des KEA als eine der wichtigsten<br />

Umwelt-Kenngrößen zu demonstrieren <strong>und</strong> andererseits häufig benötigte Daten bereitzustellen,<br />

die die Ermittlung des KEA für Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen vereinfachen.<br />

Die Einsatzmöglichkeiten des KEA im Rahmen <strong>von</strong> Öko-Audits <strong>und</strong> Produkt-<br />

Ökobilanzen werden in einer Reihe <strong>von</strong> Praxistests mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad<br />

sowie verschiedensten Zielsetzungen untersucht.<br />

Den Umfang der Untersuchungen stellt Abbildung 1 dar. Neben der Brennstoffbereitstellung<br />

soll vor allem die Bereitstellung <strong>von</strong> elektrischer Energie sowie die Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> 40 der am häufigsten verwendeten Gr<strong>und</strong>stoffe <strong>und</strong> Halbzeuge detailliert untersucht<br />

werden. Aufgr<strong>und</strong> der wechselseitigen Verflechtung der Daten untereinander -<br />

angedeutet durch die Pfeile - können <strong>und</strong> müssen in einer iterativen Vorgehensweise<br />

die Daten zu den einzelnen Themenbereichen immer wieder aktualisiert werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


4 Allgemeiner Teil<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Brennstoffbereitstellung<br />

Biomasse<br />

Gas<br />

Öl<br />

Steinkohle<br />

Braunkohle<br />

Erk<strong>und</strong>ung<br />

Umsiedlung<br />

Abraumbeseitigung<br />

. . .<br />

Emissionen Emissionen<br />

Energien<br />

Energien<br />

Massen<br />

Massen<br />

Strombereitstellung<br />

Müllheizkraftwerke<br />

Wasserkraftwerke<br />

Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung<br />

Emissionen<br />

Energien<br />

Massen<br />

Blockheizkraftwerke<br />

Kernkraftwerke<br />

Steinkohlekraftwerke<br />

Braunkohlekraftwerke<br />

Herstellung<br />

Nutzung<br />

Entsorgung<br />

Abbildung 1: Basisdaten zur ganzheitlichen Bewertung<br />

Kupfer<br />

Aluminium<br />

Beton<br />

Stahl<br />

Eisenerzabbau<br />

Aufbereitung<br />

Sintern<br />

. . .<br />

Wesentlicher Bestandteil der zu ermittelnden Basisdaten ist ein konsistentes Modell<br />

der Bereitstellung "konventioneller" Energieträger in Deutschland. Ausgehend <strong>von</strong> der<br />

Brennstoffbereitstellung im In- <strong>und</strong> Ausland, Daten zum Import sowie den Umwandlungsbilanzen<br />

für elektrischen Strom wird der KEA der Energieträger bestimmt. Zusammen<br />

mit den Emissionen, die bei der Verbrennung <strong>von</strong> Brennstoffen - bei der Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Energieträgern sowie bei deren Anwendung beim Endverbraucher -<br />

entstehen, können außerdem die durch den Energieträgereinsatz freiwerdenden "energiebedingten"<br />

Emissionen angegeben werden.<br />

Neben den Energieträgern werden für die <strong>Bilanzierung</strong> des KEA ausführliche Informationen<br />

zu häufig verwendeten <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> den entsprechenden Herstellungsverfahren<br />

benötigt. Mit Daten zu r<strong>und</strong> 40 <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> wird im Rahmen dieses Projektes<br />

eine umfassende "Basisdatei" bereitgestellt, mit deren Hilfe eine Abschätzung des KEA<br />

sowie der energie- <strong>und</strong> prozeßbedingten Emissionen häufig ohne großen zusätzlichen<br />

Aufwand möglich ist. Der erste <strong>und</strong> häufig zeitaufwendigste Schritt einer Ökobilanz,<br />

nämlich die Erhebung <strong>von</strong> Sachbilanzdaten, wird durch die so bereitgestellte Datensammlung<br />

deutlich vereinfacht.


Einleitung 5<br />

1.3 Aufbau der Teilberichte<br />

Die Teilberichte zu diesem Projekt sind folgendermaßen gegliedert:<br />

1.3.1 <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung<br />

(GABIE)<br />

Zur Bereitstellung der Energieträger wurden an der FfE folgende Untersuchungen<br />

durchgeführt.<br />

• Die Gewinnung <strong>von</strong> Braunkohle /GAB 7/<br />

• Emissionen des deutschen Kraftwerksparks /GAB 8/<br />

• Die Bereitstellung <strong>von</strong> Uran als Kernbrennstoff /GAB 2/<br />

• Prozeßkettenanalyse <strong>und</strong> Verfügbarkeit <strong>von</strong> Erdgas /FfE 96/<br />

• Energieaufwand der Herstellung <strong>von</strong> Mineralölprodukten /JES 94/<br />

Um die Bedeutung der Anlagentechnik (Herstellung, Nutzung <strong>und</strong> Entsorgung) bei der<br />

Bereitstellung <strong>von</strong> Energieträgern zu ermitteln wurden fünf Kraftwerkstypen detailliert<br />

untersucht. Die Ergebnisse sind in folgenden Teilberichten zusammengefaßt:<br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Energetische Untersuchung eines Kernkraftwerkes (Teil II)<br />

• Energetische Untersuchung eines Steinkohlekraftwerkes (Teil III)<br />

• Energetische Untersuchung eines Braunkohlekraftwerkes (Teil IV)<br />

• Energetische Untersuchung eines GuD-Kraftwerkes (Teil V)<br />

• Energetische Untersuchung <strong>von</strong> Blockheizkraftwerken (Teil VI)<br />

1.3.2 <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> 40 <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong><br />

Im Rahmen der Untersuchung zur Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung werden Halbzeuge oder<br />

Produkte aus folgenden Materialien untersucht:<br />

• Teil I: Allgemeiner Teil<br />

• Teil II: Baustoffe<br />

• Teil III: Metalle<br />

• Teil IV: Kunststoffe<br />

• Teil V: Sonstiges (Brennstoffe, Biogene Kraftstoffe, u.a.)<br />

Diese Studie untersucht einen repräsentativen Querschnitt der wichtigsten in<br />

Deutschland verwendeten Gr<strong>und</strong>stoffe <strong>und</strong> Halbzeuge.<br />

Die einzelnen Teile sind, um eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten,<br />

weitestgehend identisch aufgebaut. Hierbei beschränkt sich die Studie auf den<br />

Aspekt der <strong>Bilanzierung</strong> des Kumulierten Energieaufwands <strong>und</strong> ausgewählter Emissionen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


6 Allgemeiner Teil<br />

1.3.3 Praxistests<br />

Um die Anwendbarkeit der Daten zu überprüfen <strong>und</strong> Möglichkeiten der Datenbanknutzung<br />

aufzuzeigen wurde eine Reihe <strong>von</strong> Praxistests durchgeführt. Zu dieser Thematik<br />

existieren drei Teilberichte:<br />

• Ökobilanzierung mit Hilfe der KEA-Datenbank - Praxistests: /PRA/<br />

• <strong>Ganzheitliche</strong> Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz für eine erdgekoppelte Wärmepumpe: /WP/<br />

• Wege zum Niedrigenergiehaus - <strong>Ganzheitliche</strong> Bewertung: /NEH/<br />

Im Teil Praxistests werden sowohl allgemeine Überlegungen zur Verwendung des KEA<br />

im Rahmen <strong>von</strong> Ökobilanzen bzw. Öko-Audits angestellt als auch praktische Beispiele<br />

des Einsatzes erläutert. Die Teilberichte zum Niedrigenergiehaus bzw. zur Wärmepumpe<br />

sind detaillierte Studien, in denen die Anwendung des KEA für die Bewertung<br />

der Herstellungs-, Nutzungs- <strong>und</strong> Entsorgungsphase eines Gutes demonstriert wird.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Definitionen <strong>und</strong> Begriffserläuterungen 7<br />

2 Definitionen <strong>und</strong> Begriffserläuterungen<br />

2.1 Formelzeichen, Einheiten <strong>und</strong> technische Begriffe<br />

Die in dieser Studie verwendeten Formelzeichen <strong>und</strong> Begriffe sind im folgenden aufgeführt.<br />

Formelzeichen Einheit Benennung<br />

b - Bereitstellungsnutzungsgrad<br />

EEV J/fE 1 , Wh/fE Endenergieverbrauch<br />

g - Nutzungsgrad<br />

H J/fE, Wh/fE Heizwert<br />

KEA J/fE, Wh/fE Kumulierter Energieaufwand<br />

KNA J/fE, Wh/fE Kumulierter Nichtenergetischer Aufwand<br />

KPA J/fE, Wh/fE Kumulierter Prozeßenergieaufwand<br />

KRA J/fE, Wh/fE Kumulierter Regenerativer Aufwand<br />

KNRA J/fE, Wh/fE Kumulierter Nichtregenerativer Aufwand<br />

NEV J/fE, Wh/fE Nichtenergetischer Verbrauch<br />

Indizes<br />

Symbol Bedeutung<br />

Brst Brennstoff<br />

el elektrisch<br />

prim Primärenergie<br />

end Endenergie<br />

Technische Begriffe<br />

Primärenergie (Rohenergie)<br />

Energieinhalt <strong>von</strong> Energieträgern, die noch keiner Umwandlung unterworfen wurden<br />

(z.B. Heizwert <strong>von</strong> Braunkohle in der Lagerstätte).<br />

Sek<strong>und</strong>ärenergie<br />

Energieinhalt <strong>von</strong> Energieträgern, die aus der Umwandlung <strong>von</strong> Primärenergieträgern<br />

oder aus anderen Sek<strong>und</strong>ärenergieträgern gewonnen werden (z.B. Kokereigas als Kuppelprodukt<br />

der Koksherstellung).<br />

Bezugsenergie<br />

Energieinhalt aller primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Energieträger, die der Verbraucher bezieht<br />

(wird im Rahmen dieses Projektes nicht benutzt).<br />

1 Die Energiegrößen werden auf die funktionale Einheit fE bezogen. Darunter wird das jeweils betrachtete Produkt,<br />

dessen Masse, Volumen, Energieinhalt usw. oder eine konkrete Dienstleistung verstanden<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


8 Allgemeiner Teil<br />

Endenergie<br />

Energieinhalt aller primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Energieträger, die dem Verbraucher für<br />

die unmittelbare Umsetzung in Nutzenergie zur Verfügung gestellt werden (z.B. elektrische<br />

Energie).<br />

Nutzenergie<br />

Energie, welche beim Verbraucher nach der letzten Umwandlung für den jeweiligen<br />

Zweck zur Verfügung steht. Technische Form der Energie, welche der Verbraucher für<br />

den jeweiligen Zweck letztlich benötigt, also z.B. Wärme, mechanische Energie, Licht,<br />

Nutzelektrizität (z.B. für Galvanik <strong>und</strong> Elektrolyse) <strong>und</strong> elektromagnetische Strahlung.<br />

Abwärme<br />

Umfaßt alle ein System verlassenden, fühlbaren <strong>und</strong> latenten Wärmeströme einschließlich<br />

der Strahlungsverluste, aber mit Ausnahme der erzeugten Zielenergie. Sofern<br />

<strong>und</strong> soweit Abwärme nicht durch Wärmerückgewinnung genutzt wird, geht sie an<br />

die Umgebung ab <strong>und</strong> ist dann Fortwärme.<br />

Fortwärme<br />

Enthält alle an die Umgebung freigesetzten fühlbaren <strong>und</strong> latenten Wärmemengen aus<br />

anthropogenen Prozessen, die mit Energieumsatz verb<strong>und</strong>en sind. Die Fortwärme wird<br />

an die Umwelt abgegeben. Sie wird damit Bestandteil der Umweltenergie <strong>und</strong> kann<br />

dann als Fortwärme nicht mehr identifiziert werden.<br />

Kuppelproduktion<br />

Kuppelproduktion beinhaltet die Herstellung zumindest zweier Zielenergien, wobei die<br />

Produktion des einen zwangsläufig den Anfall des anderen beeinflußt.<br />

Kuppelprodukte<br />

Kuppelprodukte sind zwei oder mehrere in einem Produktionsgang zwangsläufig <strong>und</strong><br />

gleichzeitig anfallende Produkte.<br />

2.2 Kumulierter Energieaufwand (KEA)<br />

Die Definitionen zum Kumulierten Energieaufwand entsprechen der VDI-Richtlinie<br />

4600 „Kumulierter Energieaufwand - Begriffe, Definitionen, Berechnungsmethoden“<br />

(/VDI/).<br />

Kumulierter Energieaufwand (KEA):<br />

Der Kumulierte Energieaufwand gibt die Gesamtheit des primärenergetisch bewerteten<br />

Aufwandes an, der im Zusammenhang mit der Herstellung, Nutzung <strong>und</strong> Beseitigung<br />

eines ökonomischen Gutes (Produkt oder Dienstleistung) entsteht bzw. diesem ursächlich<br />

zugewiesen werden kann. Dieser Energieaufwand stellt die Summe der Kumulierten<br />

Energieaufwendungen für die Herstellung (KEAH), die Nutzung (KEAN) <strong>und</strong><br />

die Entsorgung (KEAE) des ökonomischen Gutes dar, wobei für diese Teilsummen anzugeben<br />

ist, welche Vor- <strong>und</strong> Nebenstufen mit einbezogen sind.<br />

KEA = KEA + KEA + KEA<br />

(I-1)<br />

H<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

N<br />

E


Definitionen <strong>und</strong> Begriffserläuterungen 9<br />

Kumulierter Energieaufwand zur Herstellung (KEAH)<br />

KEAH wird die Summe der primärenergetisch bewerteten Energieaufwendungen genannt,<br />

die sich bei der Herstellung selbst sowie bei der Gewinnung, Verarbeitung, Herstellung<br />

<strong>und</strong> Entsorgung der Fertigungs-, Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsstoffe <strong>und</strong> Betriebsmittel<br />

einschließlich der Transportaufwendungen für einen Gegenstand oder eine Dienstleistung<br />

ergeben.<br />

Kumulierter Energieaufwand für die Nutzung (KEAN)<br />

KEAN wird die Summe der primärenergetisch bewerteten Energieaufwendungen genannt,<br />

die sich für den Betrieb oder die Nutzung eines Gegenstandes oder einer<br />

Dienstleistung ergeben. Diese Summe beinhaltet neben dem Betriebsenergieverbrauch<br />

den Kumulierten Energieaufwand für die Herstellung <strong>und</strong> Entsorgung <strong>von</strong> Ersatzteilen,<br />

<strong>von</strong> Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsstoffen sowie <strong>von</strong> Betriebsmitteln, die für Betrieb <strong>und</strong> Wartung<br />

erforderlich sind. Die zugr<strong>und</strong>egelegten Betriebs- <strong>und</strong> Nutzungszeiten sind stets<br />

anzugeben. Der Energieaufwand für Transporte ist mit einzuschließen.<br />

Kumulierter Energieaufwand für die Entsorgung (KEAE)<br />

KEAE wird die Summe der primärenergetisch bewerteten Energieaufwendungen genannt,<br />

die sich bei der Entsorgung eines Gegenstandes oder Teilen des Gegenstandes,<br />

d.h. dem endgültigen Ausschleusen aus dem Nutzungskreislauf, ergeben. Diese Summe<br />

beinhaltet neben dem Energieaufwand für die Entsorgung selbst den Kumulierten<br />

Energieaufwand für die Herstellung <strong>und</strong> Entsorgung <strong>von</strong> Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsstoffen<br />

sowie <strong>von</strong> Betriebsmitteln, die für die Entsorgung erforderlich sind. Der Energieaufwand<br />

für Transporte ist hier ebenfalls zu bilanzieren.<br />

Neben den in /VDI4600/ festgelegten Definitionen werden hier zwei weitere Begriffe<br />

eingeführt.<br />

Kumulierter Regenerativer Energieaufwand (KRA):<br />

Speziell bei der Bereitstellung regenerativer Energieträger, oder in Prozeßketten mit<br />

relevantem Anteil regenerativer Energieträger am Gesamt-Energieaufwand ist die Angabe<br />

des Kumulierten Regenerativen Aufwands (KRA) sinnvoll, da so die unterschiedliche<br />

Qualität regenerativer <strong>und</strong> fossiler Energieträger verdeutlicht wird. In Anlehnung<br />

an /DRE99/ wird der KRA definiert als Summe aller regenerativen Energieaufwendungen,<br />

die für die Bereitstellung eines Gutes oder einer Dienstleistung erforderlich sind.<br />

Kumulierter Nichtregenerativer Energieaufwand (KNRA):<br />

Der Kumulierte Nichtregenerative Aufwand ergibt sich als Differenz aus dem KEA <strong>und</strong><br />

dem KRA. Er beinhaltet alle Aufwendungen fossiler <strong>und</strong> nuklearer Energieträger <strong>und</strong><br />

ist, wie in Kapitel 3.5 an einem Beispiel dargestellt wird, eine für den Vergleich des<br />

Ressourcenaufwands verschiedener Güter bzw. Dienstleistungen geeignete Kenngröße.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


10 Allgemeiner Teil<br />

Eine andere Aufteilung des KEA unterscheidet zwischen dem Kumulierten Prozeßenergieaufwand<br />

(KPA) <strong>und</strong> dem Kumulierten Nichtenergetischen Aufwand (KNA).<br />

KEA = KPA + KNA<br />

(I-2)<br />

Kumulierter Prozeßenergieaufwand (KPA)<br />

Der Kumulierte Prozeßenergieaufwand umfaßt allen gehandelten, primärenergetisch<br />

über Bereitstellungsnutzungsgrade bewerteten Endenergieverbrauch (EEV) für Wärme,<br />

Kraft, Licht <strong>und</strong> sonstige Nutzelektrizitätserzeugung.<br />

Kumulierter Nichtenergetischer Aufwand (KNA)<br />

Der Kumulierte Nichtenergetische Aufwand ist die Summe des primärenergetisch bewerteten<br />

Energieinhalts aller nichtenergetisch eingesetzten Energieträger (NEV) <strong>und</strong><br />

des Stoffgeb<strong>und</strong>enen Energieinhaltes (SEI).<br />

KNA = NEV + SEI<br />

(I-3)<br />

Nichtenergetischen Verbrauch (NEV)<br />

Der Nichtenergetische Verbrauch (NEV) erfaßt den primärenergetisch bewerteten<br />

stofflichen Verbrauch an Energieträgern, die in der nationalen Energiestatistik als<br />

Energieträger ausgewiesen sind, d.h. im wesentlichen fossile Rohstoffe.<br />

Stoffgeb<strong>und</strong>ener Energieinhalt (SEI)<br />

Im Stoffgeb<strong>und</strong>enen Energieinhalt werden die primärenergetisch bewerteten Energieinhalte<br />

aller anderen brennbaren Stoffe erfaßt, d.h. die Energieinhalte aller über den<br />

Heizwert bewertbaren Stoffe, die nicht in den nationalen Energiestatistiken als Energieträger<br />

ausgewiesen sind, z.B. als Werkstoff verarbeitete Biomasse.<br />

2.3 Bereitstellungsnutzungsgrad<br />

Um eine Aussage über den Ressourcenbedarf bzw. über den KEA eines ökonomischen<br />

Produktes treffen zu können, muß dieses primärenergetisch beurteilt werden. Dazu<br />

sind die Aufwendungen aus allen Stufen der Prozeßkette <strong>von</strong> der Exploration, der Förderung<br />

<strong>und</strong> Gewinnung der Primärenergieträger, ihrem Transport, ihrer Aufbereitung<br />

bzw. Umwandlung <strong>und</strong> ihrer Verteilung bis zur Bereitstellung beim Verbraucher zu<br />

bilanzieren.<br />

Für die Berechnung des Primärenergieaufwandes, der den Energiegehalt der Rohstoffe<br />

in ihrer Lagerstätte angibt, ist in der VDI-Richtlinie 4600 der Bereitstellungsnutzungsgrad<br />

b definiert. Er beschreibt das Verhältnis des Energieinhalts eines Energieträgers<br />

am Einsatzort (z.B. Heizwert eines Brennstoffes) zum gesamten Primärenergieaufwand,<br />

der zur Bereitstellung des Energieträgers notwendig ist. Im Rahmen dieser Studie<br />

wurden umfangreiche Erhebungen zur Bereitstellung <strong>von</strong> Energieträgern durchgeführt,<br />

deren Ergebnisse in Kapitel 5 zusammengefaßt sind. Dort wird auch auf die primärenergetische<br />

<strong>und</strong> emissionsmäßige Bewertung <strong>von</strong> fossilen <strong>und</strong> nuklearen Energieträgern<br />

eingegangen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Methodik 11<br />

3 Methodik<br />

Die Erhebung der Basisdaten erfolgt weitestgehend in Anlehnung an die VDI-Richtlinie<br />

4600. Im folgenden wird detailliert auf diejenigen Bereiche eingegangen, in denen der<br />

methodische Freiraum, den die VDI-Richtlinie explizit einräumt, genutzt wurde.<br />

3.1 Input-Output-Analyse<br />

Unter Input-Output-Analyse wird ein Vorgehen verstanden, das einen beliebig dimensionierten<br />

Bilanzraum als Black-Box betrachtet <strong>und</strong> die in den Bilanzraum eintretenden<br />

bzw. die den Bilanzraum verlassenden Stoff- oder Energieströme erfaßt. In den<br />

meisten Fällen können keine Aussagen über die Zusammenhänge oder Abhängigkeiten<br />

innerhalb des Bilanzraumes gemacht werden. Die Aussagefähigkeit der Daten hängt<br />

im wesentlichen <strong>von</strong> der Art des Bilanzraumes bzw. vom Aggregationsgrad der Input-<br />

Output-Daten ab. Tabelle 1 zeigt mögliche Bilanzräume.<br />

Tabelle 1: Klassifikation <strong>von</strong> Input-Output-Analysen<br />

Quellen Aggregationsgrad Aussagen über<br />

Nationale <strong>und</strong> internationale Statistiken<br />

(z.B. für Deutschland die Statistiken der<br />

Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen)<br />

Hoch Industriezweige <strong>und</strong> deren Produkte<br />

Betriebliche Input-Output-Analysen bzw.<br />

Betriebsstatistiken<br />

Messungen, Herstellerinformationen,<br />

Nenndaten <strong>von</strong> Maschinen, ...<br />

Mittel Einzelne Betriebe (daher oft nicht repräsentativ)<br />

Gering Einzelne Prozessen bzw. Anlagen<br />

Die energetische Input-Output-Analyse stützt sich häufig auf nationale Angaben zur<br />

volkswirtschaftlichen Verflechtung <strong>und</strong> Energieverwendung. Aufgr<strong>und</strong> des hohen Aggregationsgrades<br />

<strong>und</strong> der Bezugnahme auf monetäre Werte ist sie allerdings nicht direkt<br />

zur Ermittlung des KEA einzelner Produkte geeignet. Jedoch können, insbesondere<br />

in Branchen, die nur ein Produkt herstellen (z.B. Energie- oder Gr<strong>und</strong>stoffsektoren)<br />

die Daten in Mengeneinheiten erfaßt werden <strong>und</strong> repräsentative gesamtwirtschaftliche<br />

Analysen sowie Abschätzungen des Einflusses <strong>von</strong> Teilen <strong>und</strong> Vorleistungen auf den<br />

KEA eines Produkts erfolgen.<br />

Dient die Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz eines Betriebes als Basis für eine Input-Output-<br />

Analyse, so liegen die Angaben meist in einem für die Prozeßkettenanalyse brauchbaren<br />

Aggregationsgrad vor. Einschränkungen für die Verwendbarkeit ergeben sich jedoch<br />

häufig dadurch, daß die Daten wegen spezieller Eigenarten des betrachteten Betriebes<br />

nicht repräsentativ sind. Aussagen auf die Zuteilung <strong>von</strong> Inputs auf mehrere<br />

Produkte eines Betriebes sind häufig nicht möglich. Daher werden auch Betriebsbilanzen<br />

vorzugsweise für die Modellierung <strong>von</strong> Herstellungsverfahren mit nur einem Zielprodukt<br />

verwendet.<br />

Den geringsten Aggregationsgrad besitzen Daten, die einzelne Verfahren (z.B. Einschmelzen)<br />

beschreiben. Aus diesen Daten können Optimierungspotentiale ermittelt<br />

<strong>und</strong> "Referenzprozesse" abgeleitet werden. Auch die Allokation der Inputs bei Verfah-<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


12 Allgemeiner Teil<br />

ren mit mehreren Zielprodukten ist nur mit Hilfe <strong>von</strong> Prozeßinformationen sinnvoll<br />

möglich. Im Rahmen dieser Studie wird daher weitestgehend auf Prozeßbeschreibungen<br />

zurückgegriffen. Daten höheren Aggregationsgrades werden nur verwendet, wenn<br />

keine detaillierten Informationen vorliegen.<br />

3.2 Prozeßkettenanalyse<br />

Um die Umweltauswirkungen eines Gutes bzw. einer Dienstleistung ganzheitlich betrachten<br />

zu können, müssen alle während der Herstellung, Nutzung <strong>und</strong> Entsorgung<br />

des Gutes stattfindenden Prozesse bilanziert werden. Für die Untersuchung der Herstellungsphase<br />

eignet sich hierzu am besten die Prozeßkettenanalyse. Ausgehend <strong>von</strong><br />

einem zu bilanzierenden Produkt (z.B. Kraftwerk) untersucht man die für die Produktion<br />

notwendigen Bauteile <strong>und</strong> sonstigen Aufwendungen. Durch diese Betrachtungsweise<br />

ergibt sich eine Baumstruktur (siehe Abbildung 2), die sich in entgegengesetzter<br />

Richtung des Produktionsablaufs nach jeder Stufe in weitere Äste verzweigt. Jede Aufspaltung<br />

beschreibt hierbei einen eigenen Prozess.<br />

Abbildung 2: Schema eines Materialstammbaums für die Herstellung eines Gutes<br />

In jeder Produktionsebene ist Energie für die Herstellungs- <strong>und</strong> Fertigungsprozesse erforderlich,<br />

die mit dem KEAH der eingesetzten Materialien ein vorläufiges Ergebnis für<br />

den KEAH des gesamten Produkts ergibt. Auf diese Weise kann der KEAH in Form einer<br />

Makroanalyse zunächst auf Baugruppen-, dann auf Bauteile- bzw. Halbzeugebene<br />

<strong>und</strong> schließlich bis zurück zur Rohstoffebene ermittelt werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Methodik 13<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen der Makroanalyse muß für die relevanten Positionen<br />

eine Mikroanalyse, d.h. eine detaillierte Betrachtung einzelner Teilprozesse, durchgeführt<br />

werden. Je tiefer man die Baumstruktur mit ihren Teilprozessen analysiert, um<br />

so genauer stellt sich das Gesamtergebnis dar. Allerdings liegen ab einer gewissen Detailtiefe<br />

weitere Ergebnisse unter den Meßfehlern der bereits ermittelten Daten, die<br />

Analyse sollte dann abgebrochen werden. Letztendlich ist ein Abgrenzungskriterium,<br />

das die Zahl der zu betrachtenden Prozeßschritte <strong>und</strong> Stoffe auf ein sachgerechtes <strong>und</strong><br />

operationales Maß reduzieren soll, erst nach einer quantitativen Grobanalyse der auszuschließenden<br />

Phasen definierbar. Der Ablauf einer KEA-Analyse ist in Abbildung 3<br />

dargestellt.<br />

Abbildung 3: Vorgehensweise bei der Analyse des KEA /MAU 93/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


14 Allgemeiner Teil<br />

In Schritt eins werden gr<strong>und</strong>legende Daten, wie Material- <strong>und</strong> Prozeßenergieverbrauch<br />

für die Bereitstellung eines ökonomischen Gutes grob analysiert, um dann mit verfügbarem<br />

Datenmaterial die Teilbereiche des KEA abzuschätzen. Als Vergleichsdaten für<br />

die Abschätzung des KEAH können Anlagen <strong>und</strong> Geräte vergleichbarer Größe oder<br />

ähnlichen Aufbaus dienen. Ein genaueres Bild erhält man durch Makroanalyse der<br />

Fertigungsbetriebe <strong>und</strong> durch energetische Bewertung der Eingangsmaterialien auf<br />

Halbzeugebene. Der KEAN ist aus Durchschnitts- bzw. Erfahrungswerten ableitbar.<br />

Nach der Erarbeitung solcher Relationen im ersten Schritt, können dann in einem<br />

zweiten Schritt diejenigen Bauteile <strong>und</strong> Prozesse, die den größten Einfluß auf das Gesamtergebnis<br />

ausmachen, näher untersucht werden. Dabei stellt sich jedoch die Frage<br />

nach der Genauigkeit, mit der die einzelnen Untersuchungen zum KEA durchgeführt<br />

werden sollen. Deshalb muß in einem dritten Schritt die Qualität des vorläufig ermittelten<br />

KEA geprüft werden. Durch Auswahl <strong>und</strong> Analyse sensitiver Positionen, wie<br />

z.B.:<br />

• der Halbzeuge, deren Herstellungsaufwand unbekannt ist,<br />

• des indirekten Verbrauchs,<br />

• des Einflusses der Betriebsmittel <strong>und</strong> Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

• des Mehrverbrauchs durch Fabrikationsreste,<br />

werden die Fehler eingegrenzt. Dazu ist es notwendig, mittels Prozeßkettenanalyse die<br />

eingesetzten Produkte retrospektiv bis zum ersten Schritt in der Verfahrenskette, der<br />

Rohstoffgewinnung, zurückzuverfolgen.<br />

Für die Untersuchung der eingesetzten Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsmittel, die ihrerseits unter<br />

Benutzung anderer Hilfsmittel erzeugt <strong>und</strong> zur Produktionsstätte transportiert werden,<br />

ist es in den meisten Fällen ausreichend, nur einen ersten Schritt zu machen. Diese<br />

Methode bietet sich vor allem dann an, wenn das Einsatzgewicht der Betriebsmittel<br />

um Größenordnungen unter dem Durchsatz während der gesamten Nutzungsdauer<br />

liegt, weil dann in den meisten Fällen auch der KEAH der Betriebsmittel im Vergleich<br />

zum Prozeßenergieverbrauch eine marginale Größe darstellt. Abschätzungen mit Hilfe<br />

technischer Daten, wie z.B. dem Einsatzgewicht, dem spezifischen Verbrauch <strong>und</strong> dem<br />

Durchsatz, können die Untersuchung vereinfachen <strong>und</strong> die Aktivitäten auf die wesentlichen<br />

Merkmale einer Prozeßkette konzentrieren.<br />

Abbildung 4 beschreibt die Vorgehensweise bei der Ermittlung des KEA als Kombination<br />

aus Input-Output-Analyse <strong>und</strong> Prozesskettenanalyse.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Methodik 15<br />

Abbildung 4: Kombination zweier Analyseverfahren zur Ermittlung des Kumulierten<br />

Energieaufwandes für die Herstellung eines Produkts /FLE 99/<br />

Angestrebt wird die Durchführung der Prozesskettenanalyse mit Input-Output-Daten<br />

auf Prozessebene, die durch den Vergleich mit stärker aggregierten Daten verifiziert<br />

werden.<br />

Ein Abbruchkriterium, welches die Prozeßkettenanalyse zum Teil deutlich vereinfacht,<br />

ist erreicht, wenn ein zu bilanzierender Zweig in vorhergehenden Untersuchungen bereits<br />

bilanziert wurde <strong>und</strong> die dabei ermittelten Daten in nachvollziehbarer <strong>und</strong> ausreichend<br />

detaillierter Form vorliegen. Da zum KEA schon eine Vielzahl <strong>von</strong> Untersuchungen<br />

durchgeführt wurde, ist die <strong>Bilanzierung</strong> neuer Produkte häufig mit geringem Aufwand<br />

durchführbar.<br />

Mit diesem iterativen Verfahren wird bei jedem Durchgang der ermittelte Wert sukzessive<br />

einem unter den gemachten Voraussetzungen "endgültigen" Wert angenähert. Im<br />

Rahmen dieses Projekts wurden mehrere Iterationen durchgeführt, bis die Abweichungen<br />

zwischen den einzelnen Durchläufen auf ein im Rahmen der Gesamtgenauigkeit zu<br />

vernachlässigendes Maß gesunken waren.<br />

3.3 Bilanzgrenzen<br />

Die im Rahmen dieser Studie bereitgestellten Daten beschränken sich weitgehend auf<br />

die Herstellung bzw. Bereitstellung <strong>von</strong> für Energie- <strong>und</strong> Stoffflußanalysen häufig benötigte<br />

Materialien bzw. Energieträger. In Abbildung 5 sind die typischen Stoff- <strong>und</strong><br />

Energieströme dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


16 Allgemeiner Teil<br />

Primärenergieträger Primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Rohstoffe<br />

Fertigungsstoffe:<br />

Rohstoffe,Kreislaufmaterial,Teile,Gruppen<br />

z.B. Stahl, Öl (nichtenergetischer<br />

Aufwand),<br />

Bleche, Motoren<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Bereitstellung der betrieblichen Produktionsfaktoren<br />

Betriebsstoffe:<br />

Betriebsenergie,<br />

rückgeführte Energie<br />

Ersatzteile,<br />

Schmierstoffe<br />

Prozeß<br />

Betriebsmittel:<br />

Maschinen, Gebäude, nicht-<br />

Transportmittel produktionstechnische<br />

Anlagen<br />

z.B. Drehbank, z.B. Werksgebäude<br />

Stanzmaschine F&E-Bereich, Kantine,<br />

Ofen, Fließband Verwaltung<br />

ZielKuppel-<br />

Abfälle Emissionen Fortwärme<br />

produktprodukte<br />

( u n g e n u t z t )<br />

durchgehend berücksichtigt mit Einschränkungen berücksichtigt nicht berücksichtigt<br />

Abbildung 5: Stoff- <strong>und</strong> Energieströme eines Prozesses<br />

In der Regel nicht Bestandteil<br />

der energetischen <strong>Bilanzierung</strong>:<br />

Menschliche Arbeit<br />

z.B. Maschinenbeschickung<br />

<strong>von</strong> Hand<br />

Metobolische Energie:<br />

z.B. Nährwert <strong>von</strong><br />

Lebensmitteln<br />

Umweltenergie:<br />

z.B. natürliche Beleuchtung<br />

oder Beheizung durch passive<br />

Solarenergienutzung<br />

Luft:<br />

z.B. Verbrennungsluft<br />

Wasser:<br />

z.B. Kühlwasser<br />

Boden:<br />

z.B. Flächenbedarf für<br />

Anlagen, Gebäude<br />

An der Schattierung der Pfeile ist zu erkennen, welche Teilbereiche bei der <strong>Bilanzierung</strong><br />

berücksichtigt bzw. vernachlässigt werden:<br />

• Fertigungsstoffe<br />

Unter dem Begriff Fertigungsstoffe werden alle Rohstoffe, Kreislaufmaterialien,<br />

Teile (Halbzeuge, Rohteile, Umarbeitsteile <strong>und</strong> Fertigteile) <strong>und</strong> Gruppen zusammengefaßt,<br />

die im Rahmen der Herstellungsphase dem Zielprodukt zugewiesen<br />

werden können. Fertigungsstoffe gehen in aller Regel als Bestandteile in das Zielprodukt<br />

ein <strong>und</strong> werden daher bei der <strong>Bilanzierung</strong> berücksichtigt.<br />

• Betriebsstoffe<br />

Betriebsstoffe ermöglichen die Nutzung der Betriebsmittel. Es handelt sich um<br />

primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Energien, die im laufenden Betrieb verbraucht werden,<br />

um Hilfsstoffe <strong>und</strong> um Aufwendungen, die für die Instandhaltung notwendig sind,<br />

wie z.B. Ersatzteile <strong>und</strong> Schmierstoffe. Betriebsstoffe wurden - abhängig <strong>von</strong> der<br />

Datenlage - berücksichtigt.<br />

• Betriebsmittel<br />

Betriebsmittel sind alle Einrichtungen <strong>und</strong> Anlagen, welche die technische Voraussetzung<br />

betrieblicher Leistungserstellung bilden. Die Zuordnung <strong>von</strong> Betriebsmitteln<br />

zum Zielprodukt ist im allgemeinen nur indirekt möglich <strong>und</strong> relativ ungenau,<br />

da sich ihre Nutzungsdauer selten im voraus bestimmen läßt. Betriebsmittel<br />

können in zwei Gruppen eingeteilt werden: zum einen in Maschinen, Anlagen<br />

<strong>und</strong> Transportmittel (z.B. Drehbänke, Öfen, Fließbänder), zum anderen in<br />

Gebäude (z.B. Maschinenhaus) <strong>und</strong> nicht-produktionstechnische Anlagen (z.B.<br />

Verwaltungsgebäude).


Methodik 17<br />

Auf die Betriebsmittel, die nach VDI4600 fester Bestandteil der KEA-<strong>Bilanzierung</strong><br />

sind, soll hier detailliert eingegangen werden. Wie durch die weißen Pfeile angedeutet<br />

ist, werden diese bei der Gr<strong>und</strong>stoffbilanzierung aus folgenden Gründen nicht berücksichtigt:<br />

• Die Ermittlung des Energieaufwandes für die Herstellung der Betriebsmittel ist<br />

häufig mit erheblichem Aufwand verb<strong>und</strong>en, da der Durchsatz oder die Lebensdauer<br />

einer Maschine, die Energieaufwendungen bei der Herstellung der Betriebsmittel<br />

selbst usw. nur schwer zu erfassen sind.<br />

• Der Einfluß der Betriebsmittel auf den gesamten KEA (<strong>und</strong> auch auf eine Reihe<br />

weiterer umweltrelevanter Fragestellungen) ist, wie in /GRU 3/ aber auch bei der<br />

Ermittlung der Energieaufwendungen für die Energiebereitstellung gezeigt werden<br />

konnte, äußerst gering. So liegt der gesamte Energieaufwand für die Herstellung<br />

der Produktionsanlagen (incl. Transportmittel) bei der Stahlherstellung deutlich<br />

unter 1 %. Der Aufwand für die Herstellung, Instandhaltung <strong>und</strong> die Entsorgung<br />

eines Steinkohlekraftwerkes incl. der sonstigen Betriebsmittel während der Nutzungsphase<br />

des Kraftwerks liegt bei r<strong>und</strong> 1 % der Energiemenge, die in der eingesetzten<br />

Steinkohle enthalten ist. Der Anteil des KEAH des Kraftwerks am gesamten<br />

Energieeinsatz während der Lebensdauer liegt bei nur 0,3 %. Aus den angeführten<br />

Beispielen kann jedoch nicht gefolgert werden, daß der Aufwand für Betriebsmittel<br />

generell vernachlässigt werden kann. Bei Prozessen mit geringem Durchsatz oder<br />

sehr aufwendiger Anlagentechnik ist wie bereits im Kapitel 3.2 dargelegt zumindest<br />

eine Grobbilanzierung der Betriebsmittel generell zu empfehlen. Für die im Rahmen<br />

dieser Studie betrachteten Prozesse der Gr<strong>und</strong>stoffindustrie mit hohen Durchsätzen,<br />

hohem Betriebsenergieverbrauch <strong>und</strong> wenig aufwendiger Anlagentechnik<br />

liegt jedoch der Fehler durch die Vernachlässigung der Betriebsmittel innerhalb der<br />

sonstigen Fehlergrenzen.<br />

Nicht berücksichtigte Input-Parameter sind menschliche Arbeit <strong>und</strong> metabolische<br />

Energie (z.B. Nährwert <strong>von</strong> Lebensmitteln). Umweltenergie, z.B. passiv genutzte Solarenergie,<br />

wird in der Regel <strong>von</strong> der <strong>Bilanzierung</strong> ausgeschlossen. Luft, Wasser <strong>und</strong> Boden<br />

sind ebenso nicht Bestandteil der energetischen <strong>Bilanzierung</strong>, wohl jedoch die<br />

Aufwendungen zu ihrem Transport bzw. ihrer Bereitstellung soweit die technischen<br />

Prozesse dies erfordern.<br />

Output sind neben dem Zielprodukt ggf. Kuppelprodukte <strong>und</strong> Emissionen, sowie nicht<br />

genutzte Fortwärme <strong>und</strong> Abfälle, wobei letztere nicht in die KEA-<strong>Bilanzierung</strong> eingehen.<br />

3.4 Bezugsgrößen<br />

Als Bezugsgrößen (funktionale Einheit) für die ermittelten KEA- <strong>und</strong> Emissionswerte<br />

werden kommen folgende Größen zum Einsatz:<br />

• Bei <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong>, außer Holz (GRU 2, Teil N), die Produktmasse (Angabe des KEA<br />

in MJ/kg). Die ebenfalls anzutreffende Bezugseinheit "Volumen" wurde hier bewußt<br />

nicht gewählt, da Volumenänderungen durch z.B. Aufschäumen meist mit deutlich<br />

geringeren Veränderungen des KEA verb<strong>und</strong>en sind, als Veränderungen der Pro-<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


18 Allgemeiner Teil<br />

duktmasse. Zur Umrechnung der Größen wird jedoch soweit möglich <strong>und</strong> sinnvoll<br />

die Dichte der betrachteten Materialien angegeben.<br />

• Bei Holz wird das Volumen eingesetzt, da bei den durch Umgebungsbedingungen,<br />

wie Temperatur, Luftfeuchte usw. bedingten Veränderungen der Restfeuchte im<br />

Holz die Gutsmasse stärker schwankt als das Volumen. Außerdem ist bei Bauholz<br />

das Volumen eine gebräuchlichere Einheit als die Masse.<br />

• Bei Energieträgern wird der Energieinhalt als Bezugsgröße verwendet; bei Brennstoffen<br />

auch die Masse oder das Volumen. In Verbindung mit dem stets angegebenen<br />

Heizwert sind diese Größen ineinander umrechenbar.<br />

3.5 Bewertung regenerativer Energieträger<br />

Die Bewertung regenerativer Energieträger in Energiebilanzen ist ein vieldiskutiertes<br />

Thema. Die Bewertungsansätze reichen <strong>von</strong> einer Vernachlässigung der eingesetzten<br />

regenerativen Energiemengen bis zu einer Berücksichtigung der Nutzungsgrade bei der<br />

Umwandlung. Generell zu berücksichtigen sind die Aufwendungen zur Herstellung der<br />

Anlagen bei der Bereitstellung <strong>und</strong> Umwandlung der Energieträger, also z.B. der<br />

Kraftwerke. Am Beispiel der Photovoltaik lassen sich die Auswirkungen dieser verschiedenen<br />

Bewertungsansätze verdeutlichen:<br />

• Vernachlässigt man die Einstrahlung auf die Module, so daß nur die Aufwendungen<br />

für die Herstellung der PV-Anlage berücksichtigt werden, so beträgt der KEA des<br />

photovoltaisch erzeugten Stroms - abhängig <strong>von</strong> der Art, der Ausrichtung <strong>und</strong> der<br />

Lebensdauer des Moduls sowie weiteren Einflußparametern - zwischen 0,1 <strong>und</strong><br />

1 kWhprim/kWhend. Üblicherweise liegt der Wert unter 1, so daß die PV-Anlage de<br />

facto eine Energiequelle darstellt.<br />

• Berücksichtigt man den Nutzungsgrad der Umwandlung (5 - 15 %), so liegt der<br />

Primärenergieaufwand <strong>von</strong> photovoltaisch erzeugtem Strom - wiederum abhängig<br />

<strong>von</strong> oben genannten Parametern - zwischen 7 <strong>und</strong> 20 kWhprim/kWhend <strong>und</strong> damit<br />

deutlich über dem Primärenergieverbrauch fossiler Kraftwerke.<br />

Diese Spannbreite verdeutlicht die Schwierigkeiten bei der Bewertung regenerativer<br />

Energie, erschwert aber außerdem den Vergleich der ermittelten kumulierten Energieaufwendungen<br />

mit konventionellen Systemen. In dieser Studie werden regenerative<br />

Energieträger daher folgendermaßen berücksichtigt:<br />

• Die Aufwendungen für die Herstellung der Anlagen werden berücksichtigt. Die entsprechenden<br />

Daten stammen aus /HAG 92/ bzw. /KIN 92/ <strong>und</strong> /DRE99/.<br />

• Für die Umwandlung der Energieformen Sonnenstrahlung, Wind- <strong>und</strong> Wasserkraft<br />

wird der Netto-Nutzungsgrad - in Übereinstimmung mit nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Statistiken - zu 100 % angesetzt. D.h. nur diejenige Energiemenge, die die<br />

Anlagen zur Umwandlung der Umwelt-Energie in nutzbare Energieformen verläßt,<br />

wird als Energieeinsatz gewertet.<br />

• Erfolgt nach der ersten Umwandlung der Umweltenergie in nutzbare Energie eine<br />

weitere Energiewandlung (z.B. solarthermisches Dampfkraftwerk, Verbrennung<br />

<strong>von</strong> Biomasse) so geht der reale Umwandlungsnutzungsgrad in die Bewertung ein.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Methodik 19<br />

• Sonstige Aufwendungen zur Bereitstellung <strong>von</strong> Biomasse (Anbau, Aufzucht <strong>und</strong><br />

Ernte <strong>von</strong> Pflanzen) werden bei der Ermittlung des KEA berücksichtigt (siehe hierzu<br />

/GRU5/ <strong>und</strong> /GRU 2 Kapitel N/)<br />

• Spielen regenerative Energieträger bei der Herstellung eines Produktes eine wesentliche<br />

Rolle, so wird der Kumulierte Nichtregenerative Aufwand /DRE99/ explizit<br />

ausgewiesen. Dadurch wird eine Beurteilung der Ressourcenbelastung deutlich<br />

vereinfacht.<br />

Anhand <strong>von</strong> Abbildung 6 lassen sich die Vorteile einer getrennten Erfassung <strong>von</strong> regenerativen<br />

<strong>und</strong> nichtregenerativen Aufwendungen verdeutlichen.<br />

16<br />

[GJ/t]<br />

14<br />

Primärenergieaufwand<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Kumulierter Energieaufwand<br />

Kumulierter Nichtregenerativer Aufwand<br />

0,658<br />

0,656<br />

13,820<br />

1,520<br />

Beton B25 Schnittholz<br />

Abbildung 6: Vergleich der gesamten <strong>und</strong> der nichtregenerativen Primärenergieaufwendungen<br />

am Beispiel <strong>von</strong> Schnittholz <strong>und</strong> Beton<br />

Während bei Beton die Energieaufwendungen zu beinahe 100 % aus fossilen Quellen<br />

gedeckt werden, <strong>und</strong> daher KEA <strong>und</strong> KNRA weitgehend identisch sind, beträgt der<br />

nichtregenerative Aufwand für die Schnittholzherstellung nur r<strong>und</strong> 13 % des KEA.<br />

Dies liegt zum einen am hohen Anteil der im Produkt in Form des Heizwertes geb<strong>und</strong>enen<br />

Energie (ca. 12 GJ/t) <strong>und</strong> zum anderen am vergleichsweise hohen Anteil an Prozeßenergie,<br />

der in der Holzindustrie mit Hilfe <strong>von</strong> Restholz gedeckt wird.<br />

3.6 Bewertung <strong>von</strong> Abfällen<br />

Da im Rahmen dieser Studie nur die Bereitstellung <strong>von</strong> Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

betrachtet wurde, spielt die Frage der Reststoffbewertung nur bei der Rückführung <strong>von</strong><br />

Stoffen in den Produktionskreislauf eine Rolle. Aufwendungen für Entsorgung, Deponierung<br />

usw. wurden nicht näher betrachtet, jedoch existiert eine Vielzahl <strong>von</strong> Untersuchungen<br />

der FfE bzw. des Lehrstuhls für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


20 Allgemeiner Teil<br />

der TU München, die sich eingehend mit Fragen der Entsorgung beschäftigt (z.B.<br />

/EUR 94/, /MAU 93/).<br />

3.7 Bewertung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>ärrohstoffen<br />

Bei der Bewertung <strong>von</strong> Recyclingprozessen muß unterschieden werden zwischen internem<br />

Recycling (z.B. Rückführung <strong>von</strong> Gießresten in den Schmelzofen des Gießwerks)<br />

<strong>und</strong> externem Recycling (z.B. Rückführung <strong>von</strong> Stahlschrott in das Elektrostahlwerk).<br />

• Intern recyclierbaren Materialien, werden keine Energieaufwendungen oder Emissionen<br />

zugeschrieben. Die Aufwendungen werden dem Zielprodukt gutgeschrieben,<br />

so daß das Recyclingmaterial bei der Rückführung in den Produktionsprozeß energie-<br />

<strong>und</strong> emissionsfrei zur Verfügung steht. Eventuell anfallende Transport- <strong>und</strong><br />

Aufarbeitungsaufwendungen müssen selbstverständlich berücksichtigt werden.<br />

• Dem Recyclingmaterial, das <strong>von</strong> außen in den Produktionsprozeß einfließt (z.B.<br />

durch Wertstoffsammlung), wird der KNA des Vorprodukts (d.h. diejenige Energiemenge,<br />

die der Umwelt entnommen <strong>und</strong> keinem Umwandlungsprozeß unterzogen<br />

wurde) zugewiesen. Die Aufwendungen für die Bereitstellung des Recyclingmaterials<br />

werden ebenfalls berücksichtigt. Eine generelle Berücksichtigung des Heizwerts<br />

<strong>von</strong> sek<strong>und</strong>ären Rohstoffen nach /VDI4600/ findet nicht statt, da dem Sek<strong>und</strong>ärprozeß<br />

auf diese Weise Energieaufwendungen zugeschrieben werden, die tatsächlich<br />

nicht anfallen. Eine eingehende Diskussion dieses Themas findet in /GRU 3 - "Weiterführende<br />

Überlegungen"/ statt.<br />

Da es für die Berücksichtigung <strong>von</strong> sek<strong>und</strong>ären Rohstoffen keine eindeutig richtige<br />

oder falsche Vorgehensweise gibt, die gewählte Art der Berücksichtigung jedoch nicht<br />

unerheblichen Einfluß auf die Ergebnisse hat, werden die Heizwerte der rückgeführten<br />

Stoffe in den jeweiligen Kapiteln stets angegeben, so daß sowohl deren Einfluß abgeschätzt<br />

werden kann, als auch eine Abänderung der Vorgehensweise mit dem vorhandenen<br />

Zahlenmaterial jederzeit durchführbar ist.<br />

3.8 Kuppelproduktion<br />

Da bei einer Vielzahl <strong>von</strong> Prozessen mehrere Produkte gleichzeitig hergestellt werden,<br />

stellt sich häufig die Frage nach der Zuteilung (Allokation) der Energie- <strong>und</strong> Materialaufwendungen<br />

auf die verschiedenen Produkte. Jede derartige Aufteilung muß nach<br />

/VDI4600/ folgende Kriterien erfüllen:<br />

• Die Summe der Einsatzmengen ist identisch mit der Summe der Ausgangsmengen<br />

eines Bilanzraums <strong>und</strong><br />

• die Summe der Energieeinträge entspricht der Summe der Energieausträge.<br />

Diese Quellen- <strong>und</strong> Senkenfreiheit <strong>von</strong> Bilanzräumen hinsichtlich Massen <strong>und</strong> Energiemengen<br />

ist eines der Leitkriterien bei der Prozesskettenanalyse.<br />

Im Rahmen dieser Studie wurde zunächst eine Unterscheidung der Produkte jedes Bilanzraums<br />

in Zielprodukte <strong>und</strong> sonstige (Neben-)produkte durchgeführt. Eine Zuteilung<br />

<strong>von</strong> Energie- <strong>und</strong> Emissionswerten erfolgt im Rahmen der Prozesskettenanalyse<br />

nur auf Zielprodukte.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Methodik 21<br />

Nebenprodukte werden stets angegeben, da sie zur Komplettierung der Massenbilanz<br />

notwendig sind. Sie stellen häufig Produktionsabfälle bzw. nicht weiter genutzte Reststoffe<br />

dar.<br />

Ausnahme hierbei ist die Verbrennung <strong>von</strong> Brennstoffen. Da die für die Verbrennung<br />

benötigte Luftmenge nicht berücksichtigt wird, <strong>und</strong> eine vollständige Massenbilanz bei<br />

Verbrennungsvorgängen äußerst schwierig zu erstellen ist, werden Energieträger <strong>und</strong><br />

deren Verbrennungsrückstände standardmäßig aus der Massenbilanz ausgeblendet.<br />

Bei Bilanzräumen mit mehreren Zielprodukten existieren verschiedene Bewertungsmöglichkeiten,<br />

die im folgenden erläutert werden.<br />

3.8.1 Substitutionsmethode<br />

Bei diesem Verfahren werden nicht die Aufwendungen der Inputs nach einem festen<br />

Schlüssel auf die Outputs verteilt, sondern die aus einem anderen Verfahren (Äquivalenzprozeß)<br />

bekannten Aufwendungen eines Zielprodukts <strong>von</strong> den gesamten Aufwendungen<br />

der Inputs abgezogen. Dieses Substitutionsprinzip wurde bis vor einigen Jahren<br />

u.a. in der nationalen Strombilanz angewendet, um die Stromerzeugung aus nichtfossilen<br />

Energieträgern zu bilanzieren. Deren Energieerzeugung wurde mit den mittleren<br />

Aufwendung fossil befeuerter Wärmekraftwerke bewertet /AGE 78/. Diesem Ansatz<br />

liegt die Annahme zugr<strong>und</strong>e, daß mit dem Einsatz nichtfossiler Brennstoffe zur Stromerzeugung<br />

Strom aus konventionellen Wärmekraftwerken ersetzt wird <strong>und</strong> dadurch<br />

Brennstoffeinsatz in diesen Kraftwerken substituiert wird.<br />

Im Rahmen dieser Studie kommt die Substitutionsmethode nur bei der Bewertung <strong>von</strong><br />

KWK-Prozessen zum Einsatz 2 . Bei der kombinierten Erzeugung <strong>von</strong> elektrischer Energie<br />

<strong>und</strong> Wärme stellt die proportionale Aufteilung des Energieeinsatzes zur Strombzw.<br />

Wärmemenge (siehe Kapitel 3.8.3) keine sinnvolle Bewertungsmöglichkeit dar.<br />

Die verschiedenen "Qualitäten" elektrischer <strong>und</strong> thermischer Energie würden bei diesem<br />

Verfahren vernachlässigt. Vielmehr wird für die erzeugte thermische Energie ein<br />

alternativer Bereitstellungsprozeß, i.a. ein für das jeweilige Temperatur <strong>und</strong> Druckniveau<br />

geeigneter Kessel, der mit dem für den KWK-Prozeß eingesetzten Brennstoff beheizt<br />

wird, zugr<strong>und</strong>egelegt. Die bei dieser alternativen Bereitstellung erforderlichen<br />

Energieaufwendungen werden <strong>von</strong> den Energieaufwendungen des KWK-Prozesses abgezogen.<br />

Die verbleibenden Aufwendungen werden dann der erzeugten elektrischen<br />

Energie zugerechnet.<br />

Eine "Variante" dieser Methode kommt im Rahmen dieser Studie bei der Bewertung<br />

<strong>von</strong> Energieträgern, die als Nebenprodukte in der Rohstoff- oder Halbzeugindustrie anfallen<br />

(z.B. Wasserstoff bei der Alkali-Chlorid-Elektrolyse, Gichtgas aus dem Hochofen)<br />

zum Einsatz. Hierbei wird der Energieinhalt (Heizwert) des Energieträgers vom Primärenergieaufwand<br />

der Inputs abgezogen, der verbleibende Energieinput wird dann<br />

auf die eigentlichen Zielprodukte des Prozesses aufgeteilt. Auf eine weitergehende primärenergetische<br />

Bewertung des Energieinhalts bzw. die Betrachtung eines Alternativ-<br />

Prozesses wird aus Praktikabilitätsgründen verzichtet.<br />

2 Zur primärenergetischen Bewertung <strong>von</strong> regenerativen Energieträgern siehe Kapitel 3.4<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


22 Allgemeiner Teil<br />

3.8.2 Allokation nach Massen<br />

Eine massenproportionale Aufteilung der Aufwendungen findet immer dann statt,<br />

wenn einen Bilanzraum (z.B. metallverarbeitender Betrieb) mehrere ähnliche Kuppelprodukte<br />

verlassen <strong>und</strong> die Datenlage eine andere Aufteilung nicht zuläßt.<br />

3.8.3 Allokation nach Energieinhalten (Heizwerten)<br />

Bei Prozessen, in denen alle Zielprodukte einen Energieinhalt besitzen, bietet sich anstelle<br />

der massenproportionalen Aufteilung eine Aufteilung nach den Energieinhalten<br />

der Zielprodukte an. Diese Form der Aufteilung bildet die tatsächlichen Energieströme,<br />

insbesondere bei Prozessen mit hohem Anteil an nichtenergetischen Aufwendungen,<br />

optimal ab.<br />

So werden insbesondere in der petrochemischen Industrie in komplexen Prozessen verschiedene<br />

Kohlenwasserstoffverbindungen hergestellt bzw. separiert; der Heizwert der<br />

Produkte hat dabei bis auf wenige Ausnahmen einen Anteil <strong>von</strong> mehr als 50 % am<br />

KEA.<br />

Den Einfluß der Allokationsmethode auf den KEA der Produkte stellt Tabelle 2 anhand<br />

eines Steamcrackingverfahrens dar. Wegen des hohen massenspezifischen Heizwerts<br />

<strong>von</strong> Wasserstoff wird diesem beim Übergang <strong>von</strong> massen- auf heizwertproportionale<br />

Bewertung ein wesentlich höherer Energieaufwand zugewiesen.<br />

Tabelle 2: Vergleich verschiedener Allokationsverfahren am Beispiel "Steamcrakking<br />

<strong>von</strong> Ethan"<br />

Produkt<br />

Masse / Energieinhalt<br />

Ethylen<br />

1kg / 47,2 MJ<br />

Propylen<br />

0,02 kg / 0,92 MJ<br />

Wasserstoff<br />

0,08 kg / 9,6 MJ<br />

Methan<br />

0,09 kg / 0,45 MJ<br />

Butan<br />

0,04 kg / 1,824 MJ<br />

Pyrolyse-Gasöl<br />

0,01 kg / 0,41 MJ<br />

Bei massenproportionaler Bewertung liegt der KEA des Wasserstoffs deutlich unter<br />

seinem Energieinhalt; bei heizwertproportionaler Bewertung ergibt sich ein spezifischer<br />

KEA <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 1,26 MJprim/MJH2. Ähnlich wie in diesem Beispiel ergeben sich<br />

durch heizwertproportionale Bewertung für eine Vielzahl <strong>von</strong> petrochemischen Prozessen<br />

deutlich plausiblere Werte als bei der Allokation nach Massen. Daher erfolgt die<br />

Allokation in /GRU 4 - Kunststoffe/ durchgängig über die Heizwerte bzw. im Fall <strong>von</strong><br />

Dampf oder elektrischer Energie über die Energieinhalte der Zielprodukte.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Anteil an der<br />

Outputmasse [%]<br />

KEA bei Allokation<br />

nach Masse [%]<br />

Anteil am Gesamt-<br />

Energieoutput [%]<br />

KEA bei Allokation<br />

nach Heizwert [MJ]<br />

80,6 65,29 73,3 59,31<br />

1,6 1,31 1,4 1,15<br />

6,5 5,23 14,9 12,06<br />

7,3 5,88 7,0 5,65<br />

3,2 2,61 2,8 2,29<br />

0,8 0,65 0,6 0,51<br />

Summe 100,0 80,97 100,0 80,97


Methodik 23<br />

3.8.4 Sonstige Zuordnungsverfahren<br />

Neben den oben ausführlich dargestellten Bewertungsmethoden existieren weitere Zuordnungsverfahren,<br />

die im Rahmen dieser Studie nicht verwendet wurden. Diese verwenden<br />

u.a. folgende Größen für die Aufteilung der Inputströme auf die Produkte 3 .<br />

• Physikalische Größen: Volumen, Stoffmenge (mol), Brennwert, Enthalpie<br />

• Wirtschaftliche Größen: Marktpreis, Werkabgabepreis<br />

Insbesondere eine monetäre Bewertung ist häufig <strong>von</strong> den physikalischen Gegebenheiten<br />

weit entfernt <strong>und</strong> spiegelt die tatsächlichen Energie- <strong>und</strong> Stoffströme nur begrenzt<br />

wieder. Daher sollte die Bewertung soweit möglich auf der Basis physikalischer Größen<br />

durchgeführt werden.<br />

3.9 Ermittlung der Emissionen<br />

Im folgenden werden die betrachteten Emissionsarten beschrieben sowie die Begriffe<br />

prozeßbedingte <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen definiert. Danach wird die Vorgehensweise<br />

zur Ermittlung der Emissionen erläutert.<br />

3.9.1 Untersuchungsgegenstand<br />

Die im folgenden beschriebenen atmosphärischen Emissionen werden, soweit es die Datenlage<br />

zuläßt, durchgängig für alle untersuchten Gr<strong>und</strong>stoffe angegeben.<br />

• CO2: Kohlendioxid ist als Verbrennungsrückstand aller kohlenstoffhaltiger Energieträger<br />

die mengenmäßig bedeutendste Emissionsart. Kohlendioxid aus Verbrennungsprozessen<br />

wird als energiebedingte Emission definiert (siehe auch 3.9.2). Zusätzlich<br />

gibt es Verfahren, in denen CO2 prozeßbedingt entsteht, wie z. B. bei der<br />

Zersetzung <strong>von</strong> Carbonaten (Decarbonatisierung) bei Brennprozessen (z.B. CaCO3<br />

→ CO2 + CaO) oder bei der Reduktion <strong>von</strong> Metalloxiden zu den entsprechenden Metallen<br />

(z. B. 2Al2O3 + 3C → 4Al + 3CO2). Ein besonderes Augenmerk bei der Ermittlung<br />

<strong>von</strong> Kohlendioxidemissionen ist auf die <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> aus Biomassefeuerung<br />

emittierte CO2-Emissionen zu legen. Biomasse bindet während der Wachstumsphase<br />

durch die Photosynthese Kohlendioxid aus der Luft, das bei der Verbrennung<br />

wieder freigesetzt wird. Als CO2-neutral wird diese separat erfaßt <strong>und</strong><br />

ausgewiesen. Da Kohlendioxid zudem als wesentliches Treibhausgas in der öffentlichen<br />

Diskussion steht <strong>und</strong> sich eine Vielzahl <strong>von</strong> Projekten mit Möglichkeiten zur<br />

Verringerung der CO2-Emissionen beschäftigen, wird im Rahmen dieses Projekts<br />

eine detaillierte <strong>und</strong> vollständige Darstellung der durch die Herstellung <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong><br />

bedingten Kohlendioxidemissionen durchgeführt.<br />

• CO: Lokal gesehen wirkt Kohlenmonoxid ab einer Konzentration <strong>von</strong> 0,01 % als<br />

humantoxisches Gift (Atembeschwerden aufgr<strong>und</strong> Blockierung des Hämoglobins).<br />

Global haben CO-Emissionen kein Wirkungspotential, da sie in der Atmosphäre<br />

durch Radikale bzw. im Boden <strong>von</strong> Bakterien zu Kohlendioxid aufoxidiert werden.<br />

Sie können jedoch als Leitgröße für die Qualität <strong>von</strong> Verbrennungsprozessen herangezogen<br />

werden, da CO-Emissionen meist durch unvollständige Verbrennung koh-<br />

3 Für die Chlor-Alkali-Elektrolyse wurde im Rahmen dieses Projekts auf eine Aufteilung der Inputs nach Anteilen verzichtet<br />

(siehe /GRU 3/ - Kapitel B Abschnitt 3.6).<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


24 Allgemeiner Teil<br />

lenstoffhaltiger Brennstoffe entstehen. Durch geeignete Gestaltung des Brennraums<br />

bzw. Luftüberschuß bei der Verbrennung <strong>und</strong> eine sogenannte Nachverbrennung<br />

der Abgase (z. B. Al-Elektrolyse) können CO-Emissionen weitgehend vermieden<br />

werden. Da CO einen Heizwert <strong>von</strong> ca. 2,8 kWh/kg besitzt, kann eine Nachverbrennung<br />

zur Verbesserung des Wirkungsgrades bei der Energiewandlung beitragen,<br />

wenn die dabei freiwerdende Wärme für den Prozeß genutzt wird.<br />

• NOx: Stickstoffoxide spielen bei der Entstehung des photochemischen Smogs (Ozon)<br />

<strong>und</strong> des sauren Regens eine erhebliche Rolle. Sie treten vor allem als Stickstoffmonoxid<br />

(NO) <strong>und</strong> Stickstoffdioxid (NO2) auf. Bei Verbrennungsprozessen reagiert<br />

Stickstoff mit Sauerstoff zu NO (ca. 95 bis 98 %) <strong>und</strong> NO2 (ca. 2 bis 5 %). Hierbei<br />

wirken unterschiedliche Mechanismen:<br />

Brennstoff-NOx-Bildung: Im Brennstoff geb<strong>und</strong>ener Stickstoff reagiert in der<br />

Flamme bei Temperaturen zwischen 800 <strong>und</strong> 1.400 °C im ersten Schritt mit Luftsauerstoff<br />

zu NO; in einem zweiten Schritt ist eine Reaktion mit Brennstoffstickstoff<br />

zu molekularem Stickstoff möglich. Wesentliche Einflußgrößen sind Stickstoffgehalt<br />

<strong>und</strong> Art der Stickstoffverbindungen im Brennstoff, die Flammentemperatur,<br />

die Verweilzeit <strong>und</strong> der Luftüberschuß.<br />

Prompte NOx-Bildung: Promptes NOx entsteht in brennstoffreichen Flammen<br />

durch Einwirkung <strong>von</strong> kohlenstoffhaltigen Radikalen auf den Luftstickstoff <strong>und</strong><br />

nachfolgende Oxidation der Kohlenstoff-Stickstoff-Verbindung. Die prompte NOx-<br />

Bildung nimmt mit steigender Temperatur zu.<br />

Thermische NOx-Bildung: Das chemische Gleichgewicht zwischen den Komponenten<br />

Stickstoff, Sauerstoff <strong>und</strong> Stickstoffmonoxid verlagert sich bei zunehmender<br />

Temperatur zu höheren NO-Konzentration. An den Nachschaltheizflächen <strong>von</strong><br />

Wärmeerzeugern <strong>und</strong> in der Atmosphäre wird das so gebildete NO zu NO2 aufoxidiert.<br />

Die thermische NOx-Bildung ist stark abhängig <strong>von</strong> der Flammentemperatur,<br />

der Sauerstoffkonzentration sowie der Verweilzeit bei Temperaturen über 1300 °C.<br />

Maßnahmen zur NOx-Emissionsminderung zielen wegen der hohen Bedeutung der<br />

thermischen NOx-Bildung hauptsächlich auf den zuletzt genannten Bildungsmechanismus<br />

ab. Dabei wird versucht durch niedrige Flammtemperaturen, kurze<br />

Verweilzeiten <strong>und</strong> Luftmangel oder aber sehr hohen Luftüberschuß die Bedingungen<br />

für die NOx-Bildung zu verschlechtern. Maßnahmen, die auf Luftmangel basieren,<br />

laufen jedoch konträr zu den Bestrebungen einer möglichst vollständigen Verbrennung<br />

mit dem Ziel niedriger Ruß, Kohlenmonoxid <strong>und</strong> Kohlenwasserstoffemissionen.<br />

• SO2: Schwefeldioxid entsteht vor allem in Abhängigkeit vom Schwefelgehalt des<br />

eingesetzten Brennstoffs. Bei der Verbrennung <strong>von</strong> Schwefel entsteht zunächst SO2,<br />

welches unter bestimmten Voraussetzungen bei hohen Temperaturen zu SO3 aufoxidiert<br />

wird. Dieses wiederum reagiert bei Zugabe <strong>von</strong> Wasser zu Schwefelsäure<br />

(Versauerungspotential) weiter. Eine Verringerung der SO2-Emissionen ist primär<br />

durch die Verwendung schwefelarmer Brennstoffe (z.B. Erdgas, Treibstoffe mit<br />

niedrigerem Schwefelgehalt) zu erreichen. Bei stark schwefelhaltigen Brennstoffen<br />

kann auch eine Entschwefelung der Rauchgase notwendig werden. Weitere Entstehungsmöglichkeiten<br />

für SO2-Emissionen sind das Rösten sulfidischer Erze <strong>und</strong> die<br />

thermische Zersetzung <strong>von</strong> Sulfaten.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Methodik 25<br />

• CH4: Methan wird in der Natur durch Gärprozesse erzeugt. Wegen seines hohen<br />

Treibhauspotentials befindet es sich ebenso wie CO2 in der öffentlichen Diskussion.<br />

Technisch bedingte CH4-Emissionen sind meist auf die Freisetzung <strong>von</strong> CH4 bei der<br />

Gewinnung <strong>von</strong> Rohstoffen (Leckagen bei der Erdgasförderung, Steinkohlebergbau<br />

u.a.) <strong>und</strong> dem Erdgastransport, sowie in geringerem Maße auf eine unvollständige<br />

Verbrennung (vor allem <strong>von</strong> Erdgas) zurückzuführen. Die Möglichkeiten zur Emissionsminderung<br />

bestehen v.a. in Verbesserungen bei der Brennstoffgewinnung <strong>und</strong><br />

–verteilung sowie in einer optimierten Verbrennungstechnik.<br />

• NMVOC: Die Gruppe der Non-Methane-Volatile-Organic-Carbons (Nichtmethanhaltige-<br />

flüchtige- Kohlenwasserstoffe) umfaßt eine nicht quantifizierbare<br />

Anzahl <strong>von</strong> Wasserstoff-Kohlenstoff-Verbindungen alleine oder in Kombination mit<br />

einer Vielzahl weiterer Elemente. Es handelt sich meist um thermisch nicht vollständig<br />

oxidierte Brennstoffreste (Verkehr), um Zersetzungs- <strong>und</strong> Reaktionsprodukte<br />

aus Herstellungsprozessen (z.B. Erdölraffination) oder um Materialverluste bei<br />

Lagerung <strong>und</strong> Verbrauch organischer Flüssigkeiten. Die Vielzahl dieser Verbindungen<br />

wird in einer Gruppe zusammengefaßt, weil einerseits die detaillierte Erfassung<br />

aufgr<strong>und</strong> des enormen meßtechnischen Aufwands kaum möglich ist <strong>und</strong> andererseits<br />

die Werte für die Einzelverbindungen in Literaturquellen stark schwanken.<br />

• N2O: Distickstoffoxid (Lachgas) kommt in Spuren in der Atmosphäre vor <strong>und</strong> entsteht<br />

in der Natur beim Um- <strong>und</strong> Abbau <strong>von</strong> organischem Stickstoff im Boden oder<br />

Güllelager. Lachgas, das als Treibhausgas wirkt, entsteht des weiteren bei Verbrennungsvorgängen<br />

sowie in der chemischen Industrie bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Kunststoffen (Nylon) <strong>und</strong> Kunstdünger. Für die Entstehungsmechanismen besteht<br />

weiterer Forschungsbedarf, so daß die Berechnung mit Hilfe der Emissionsfaktoren<br />

als unsicher einzustufen ist.<br />

• Staub/Partikel: Die bei Verbrennungsprozessen entstehenden Partikel bestehen<br />

aus Ruß, angelagerten Kohlenwasserstoffen, Sulfaten <strong>und</strong> Asche. Bei sonstigen<br />

Herstellungsprozessen meist als Feinstaub prozeßbedingt entstehende Partikel<br />

werden in dieser Studie nicht erfaßt.<br />

3.9.2 Vorgehensweise<br />

Ziel dieser Studie ist es, neben dem Kumulierten Energieaufwand weitere wichtige<br />

Größen für die ganzheitliche <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen bereitzustellen.<br />

Die im Zusammenhang mit der Bereitstellung <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> anfallenden<br />

Emissionen sind ein wichtige Kenngrößen für Ökobilanzen (vgl. /PRA/).<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


26 Allgemeiner Teil<br />

Bei der Ermittlung <strong>von</strong> Emissionen wird zwischen energiebedingten <strong>und</strong> prozeßbedingten<br />

Emissionen unterschieden.<br />

• Energiebedingte Emissionen entstehen bei der Gewinnung, Umwandlung <strong>und</strong> dem<br />

Transport <strong>von</strong> Energieträgern sowie der eigentlichen Verbrennung (Oxidation) der<br />

Brennstoffbestandteile. Neben den konventionellen Energieträgern werden auch<br />

Ersatzbrennstoffe sowie Zuschlagstoffe, die energetisch zum Brennprozeß beitragen,<br />

unter dem Begriff Energieträger zusammengefaßt. Diese werden analog der Vorgehensweise<br />

der KEA-Ermittlung mit Hilfe der Prozeßkettenanalyse kumuliert erfaßt.<br />

• Prozeßbedingte Emissionen sind energieträgerunabhängige Emissionen, die durch<br />

chemische Reaktionen der an einem Prozeß beteiligten Einsatzstoffe oder durch<br />

Verdampfen bzw. Sublimieren <strong>von</strong> Stoffen entstehen.<br />

Die Unterscheidung dieser Emissionsklassen ist insbesondere deshalb sinnvoll, weil im<br />

Rahmen dieses Projekt umfangreiche Daten zum Energieeinsatz bei Herstellungsprozessen<br />

gesammelt werden <strong>und</strong> daraus die energiebedingten Emissionen abgeleitet<br />

werden können. Die durch den Energieeinsatz resultierenden Emissionen stellen erfahrungsgemäß<br />

bei einer Vielzahl <strong>von</strong> Prozessen den Großteil der Gesamtemissionen dar.<br />

Die im folgenden beschriebene Methodik bei der Ermittlung der Emissionen soll insbesondere<br />

die Bedeutung der energiebedingten Emissionen für die Gesamtemissionen eines<br />

Produktes aufzeigen.<br />

Um für typische Produktionsprozesse möglichst nachvollziehbare Emissionswerte angeben<br />

zu können, wird in folgenden Schritten vorgegangen:<br />

• Ermittlung der energiebedingten Emissionen (Kapitel 3.9.2.1)<br />

• Ermittlung der Gesamtemissionen <strong>von</strong> Herstellungsprozessen durch Literaturrecherchen,<br />

Herstellerbefragungen usw. (Kapitel 3.9.2.3)<br />

• Vergleich der Gesamtemissionen mit den energiebedingten <strong>und</strong> Erklärung eventueller<br />

Abweichungen, z.B. durch Betrachtung möglicher prozeßbedingter Emissionen.<br />

Als Ergebnis der Berechnungen werden für jeden bilanzierten Stoff neun Werte ausgewiesen.<br />

Stets aufgeführt wird der KEA <strong>und</strong> die energiebedingten Emissionen, die das<br />

Ergebnis der Prozeßkettenanalyse sind, <strong>und</strong> nach Vergleich mit Fachliteraturwerten<br />

die ermittelten Gesamtemissionen. Bei Prozeßketten mit einem relevanten Anteil regenerativer<br />

Energieträger am KEA (über 5 %) werden zudem der Kumulierte Nichtregenerative<br />

Aufwand (KNRA) <strong>und</strong> die CO2-Emissionen aus nichtregenerativen Brennstoffen<br />

ausgewiesen.<br />

3.9.2.1 Energiebedingte Emissionen<br />

Die Berechnung der energiebedingten Emissionen basiert auf der detaillierten Kenntnis<br />

<strong>von</strong> Art <strong>und</strong> Menge der für einen bestimmten Prozeß eingesetzten Energieträger.<br />

Diese Kenntnis genügt für die Ermittlung der Emissionen bei der Bereitstellung der<br />

benötigten Energieträger, da zu den entsprechenden Emissionen eine Vielzahl <strong>von</strong> Untersuchungen<br />

durchgeführt wurden /BAU 97/, /GEM/, /ÖKO 95/.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Methodik 27<br />

Auf die Emissionen des Verbrennungsprozesses selbst wirkt sich entscheidend die Prozeßführung<br />

bei der Verbrennung (z.B. Temperatur, Luftzahl) <strong>und</strong> die Art der Rauchgasnachbehandlung<br />

(Nachverbrennung, Filter, Rauchgaswäsche) aus. Letztere werden<br />

berücksichtigt, falls für einen bestimmten Prozeß eine Rauchgasnachbehandlung üblicherweise<br />

durchgeführt wird bzw. gesetzliche Vorschriften den Einsatz bestimmter<br />

Emissionsminderungstechnologien vorschreiben. Anmerkungen zu diesen Techniken<br />

<strong>und</strong> den Auswirkungen auf die Emissionen finden sich in den jeweiligen Gr<strong>und</strong>stoff-<br />

Kapiteln.<br />

Die Abhängigkeit einzelner Emissionsarten <strong>von</strong> der Prozeßführung bei der Verbrennung<br />

kann zu erheblichen Schwankungsbreiten führen. Es ist für die spezifischen Herstellungsprozesse<br />

nicht möglich, diese komplexen Abhängigkeiten vollständig zu erfassen.<br />

Z.B. werden die CO-Emissionen eines Prozesses durch geeignete Verfahren (z.B.<br />

Lambda-Regelung; thermische Nachverbrennung) bis nahe Null gesenkt. Abhängig da<strong>von</strong>,<br />

ob diese Verfahren in einer Anlage zum Einsatz kommen, schwanken die CO-<br />

Emissionen sehr stark. Aus diesem Gr<strong>und</strong> erfolgt die Ermittlung verbrennungsbedingter<br />

Emissionen mit ausgewählten spezifischen Emissionen, die als Richtwerte dienen<br />

können, jedoch beim Vergleich mit einem ausgesuchten Praxiswert u.U. hohe Schwankungsbreiten<br />

aufweisen.<br />

In Tabelle 3 bis Tabelle 6 (Kapitel 4.1) sind die energiebedingten Emissionen aller<br />

Energieträger aufgelistet, die im Rahmen der <strong>Bilanzierung</strong> der Gr<strong>und</strong>stoffe <strong>und</strong> Halbzeuge<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt wurden. Die Tabellen geben die Gesamt-Emissionen an, d.h. sie<br />

enthalten sowohl die vorgelagerten als auch die bei der Verbrennung <strong>von</strong> Brennstoffen<br />

entstehenden Emissionen. Erfaßt werden<br />

• Brennstoffe einschließlich der Emissionen für Abbau, Veredelung <strong>und</strong> Transport bis<br />

zum Endverbraucher (Tabelle 3)<br />

• Sonstige Energieträger (Tabelle 4)<br />

• Elektrische Energie einschließlich der Emissionen bei der Bereitstellung der Brennstoffe,<br />

der Umwandlung in elektrische Energie <strong>und</strong> der aus den Verteilungsverlusten<br />

resultierenden Mehremissionen. (Tabelle 5)<br />

• Aufwendungen für den Transport einschließlich der Emissionen für die Kraftstoffbereitstellung<br />

(Tabelle 6)<br />

3.9.2.2 Prozeßbedingte Emissionen<br />

Neben den durch den Einsatz <strong>von</strong> Energieträgern bedingten Emissionen entstehen<br />

Luftschadstoffe in Prozessen, deren primäres Ziel nicht die Gewinnung oder Umwandlung<br />

<strong>von</strong> Energie ist. Einige Beispiele sind:<br />

• Beim Einsatz <strong>von</strong> Lösungsmitteln verdampft ein Teil der leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffe<br />

in die Umwelt.<br />

• Beim Brennen <strong>von</strong> Kalkstein entstehen durch die Dekarbonatisierung prozeßbedingte<br />

Kohlendioxidemissionen.<br />

• Beim Schmelzen <strong>und</strong> Reduzieren <strong>von</strong> Al2O3 (Tonerde) in der Aluminium-<br />

Bleielektrolyse entstehen prozeßbedingte CO2-Emissionen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


28 Allgemeiner Teil<br />

• Aus dem Schwefelgehalt der eingesetzten Brennstoffe (<strong>und</strong> u.U. Rohstoffe) berechnete<br />

SO2-Emissionen werden häufig durch sek<strong>und</strong>äre Effekte vermindert. Hierunter<br />

sind die Einbindung in das Produkt (z.B. Zementherstellung) oder etwaige Reststoffe<br />

(Asche) ebenso zu verstehen wie die Bildung <strong>von</strong> schwefeliger Säure im Falle der<br />

Taupunktunterschreitung der Abgase. Insbesondere bei SO2 aber auch bei NOx werden<br />

häufig auch zusätzliche Emissionsminderungsmaßnahmen eingesetzt, um gesetzliche<br />

Grenzwerte einzuhalten.<br />

Da die prozeßbedingten Emissionen weitgehend unabhängig vom Energieaufwand sind,<br />

kann im Rahmen dieser Studie keine vollständige Erfassung dieser Emissionen vorgenommen<br />

werden. Die Relevanz der prozeßbedingten Emissionen wird jedoch stets<br />

durch Vergleich der berechneten energiebedingten Emissionen mit Emissionswerten<br />

aus der Fachliteratur aufgezeigt. Abweichungen der Gesamtemissionen zu den über<br />

Prozeßkettenanalyse ermittelten energiebedingten Emissionen können häufig durch die<br />

Betrachtung prozeßbedingter Emissionen erklärt werden.<br />

3.9.2.3 Gesamtemissionen - Literaturvergleich<br />

Zu den Gesamtemissionen <strong>von</strong> Herstellungsprozessen existieren einige anerkannte<br />

Studien, die im folgenden kurz beschrieben werden:<br />

• GEMIS: Das Gesamt-Emissions-Modul integrierter Systeme /GEM/ beschreibt die<br />

Bereitstellung <strong>von</strong> Energieträgern bzw. die Herstellung <strong>von</strong> Gütern <strong>und</strong> legt dabei<br />

besonderen Wert auf die vollständige Erfassung der dabei entstehenden Emissionen.<br />

Die in GEMIS zugr<strong>und</strong>e liegenden Bilanzgrenzen sind aufgr<strong>und</strong> des ganzheitlichen<br />

Ansatzes mit dieser Studie identisch.<br />

• ÖKO-Inventare: Die umfangreiche Datensammlung „Ökoinventare für Energiesysteme“<br />

/ÖKO 95/ wurde <strong>von</strong> der ETH Zürich im Auftrag des schweizerischen B<strong>und</strong>esamts<br />

für Energiewirtschaft erstellt. Integriert sind neben umfangreichen Prozeßketten<br />

zur Energiebereitstellung auch die Herstellung <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong>. Die<br />

Daten sind wegen ähnlicher Bilanzgrenzen <strong>und</strong> Vorgehensweise mit den in der vorliegenden<br />

Studie erarbeiteten Werten vergleichbar.<br />

Für einige Materialien existieren außerdem Ökobilanzen, die als Datenquelle für die<br />

Gesamtemissionen herangezogen werden konnten.<br />

Beim Vergleich der verschiedenen Literaturquellen untereinander bzw. mit den energiebedingten<br />

Emissionen fallen zum Teil erhebliche Abweichungen auf, die in den einzelnen<br />

Gr<strong>und</strong>stoffkapiteln in einer vergleichenden Gegenüberstellung erläutert werden.<br />

Wesentliche Quellen für Abweichungen sind:<br />

• Verschiedene Bilanzräume bei den Literaturwerten. So wird in einem Teil der Ökobilanzen<br />

die Bereitstellung <strong>von</strong> Einsatzstoffen bzw. Energieträgern nicht ausreichend<br />

betrachtet.<br />

• Unterschiedlicher Ortsbezug (z.B. Schweiz /ÖKO 95/- Deutschland /GRU 2-5/)<br />

• Berücksichtigung prozeßbedingter Emissionen (vgl. Kapitel 3.9.2.2)<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Methodik 29<br />

3.9.2.4 Auswahl <strong>von</strong> Emissionswerten – Datenqualität<br />

Nach der Gegenüberstellung verschiedener Emissionswerte aus der Fachliteratur <strong>und</strong><br />

eigenen Berechnungen sowie der anschließenden Diskussion <strong>von</strong> Abweichungen wird<br />

für jede Emissionsart ein „plausibler“ Wert ausgewählt. Ergebnis ist ein Datensatz, der<br />

für jeden Gr<strong>und</strong>stoff mindestens acht Emissionsarten beinhaltet.<br />

Im folgenden wird eine zumindest qualitative Bewertung der Datenqualität für die verschiedenen<br />

Emissionsarten angegeben:<br />

Die ausgewiesenen CO2-Emissionen haben eine sehr gute Datenqualität, da die Abbildung<br />

durch Berechnung aus dem Kohlenstoffgehalt der Energieträgern (<strong>und</strong> u.U. prozeßbedingt<br />

aus dem Carbonatgehalt der Einsatzstoffe) realitätsgetreu möglich ist <strong>und</strong><br />

die Emissionen über Prozeßkettenanalyse vollständig erfaßt werden.<br />

Die Datenqualität der SO2-Emissionen werden als gut eingestuft. Sie sind im wesentlichen<br />

energiebedingt <strong>und</strong> berechenbar. Durch Abgleich mit Literaturwerten konnten<br />

Abweichungen in der Praxis korrigiert werden.<br />

Die Datenqualität der CH4-Emissionen kann als gut eingestuft werden. Diese sind im<br />

wesentlichen energiebedingt <strong>und</strong> entstehen v.a. in vorgelagerten Prozeßketten der<br />

Brennstoffe Steinkohle <strong>und</strong> Erdgas.<br />

Die Angaben <strong>von</strong> CO-, NOX-, Staub- <strong>und</strong> NMVOC-Emissionen können als Richtwerte<br />

eingestuft werden. Die Ermittlung <strong>von</strong> exakten Werten ist nicht möglich, da diese sehr<br />

stark vom einzelnen Prozeß abhängig sind.<br />

Die Berechnung der N2O-Emission über Emissionsfaktoren ist als problematisch einzustufen,<br />

da weiterer Forschungsbedarf bezüglich der Entstehungsmechanismen dieses<br />

Treibhausgases besteht. Die Werte sollten als grobe Richtwerte betrachtet werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


30 Allgemeiner Teil<br />

4 Basisdaten für die Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung<br />

Die Ermittlung des KEA ist, wie bereits oben beschrieben, ein iterativer Vorgang. Bei<br />

dem jede Veränderung in der Bereitstellungskette <strong>von</strong> Energieträgern (z.B. andere Importstruktur,<br />

neue Umwandlungstechniken) zu veränderten Werten bei den <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong><br />

führt, aber auch jede Änderung bei wichtigen <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> einen (wenn auch geringeren)<br />

Einfluß auf die Bereitstellungsaufwendungen für Energieträger hat. Um die<br />

Nachvollziehbarkeit der im folgenden ermittelten Werte sicherzustellen werden in diesem<br />

Kapitel daher die Ausgangsdaten für den letzten vollzogenen Iterationsschritt bei<br />

der Gr<strong>und</strong>stoffbilanzierung dargestellt. Diese werden durchgängig in allen Kapiteln zur<br />

Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung verwendet. Danach erfolgt ein weiterer Iterationsschritt, in<br />

dem die Ergebnisse der Gr<strong>und</strong>stoffbilanzierung, aber auch aktuellere Statistiken verwendet<br />

werden um aktuelle Werte für die Energieträgerbereitstellung zu ermitteln. In<br />

einer Sensitivitätsbetrachtung wird im Anschluß ermittelt, wie sich die Abweichungen<br />

der neuen Energieträgerdaten <strong>von</strong> den vorher festgelegten auf die Werte der Gr<strong>und</strong>stoffe<br />

auswirken.<br />

4.1 Basisdaten für die verwendeten Energieträger<br />

4.1.1 Brennstoffe<br />

Die folgenden Daten stammen aus verschiedenen an der FfE durchgeführten Studien<br />

<strong>und</strong> wurden, vor allem bei den Emissionen, mit Werten aus /GEM/ ergänzt. Auf die<br />

Ermittlung der Werte wird im folgenden Kapitel näher eingegangen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Basisdaten für die Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung 31<br />

Tabelle 3: Basisdaten der in den Gr<strong>und</strong>stoffkapiteln verwendeten Brennstoffe<br />

Energieträger Heizwert<br />

[MJ/kg]<br />

[MJ/m³]<br />

KEA<br />

[MJ/kg]<br />

[MJ/m³]<br />

CO2<br />

[kg/GJ]<br />

CO<br />

[g/GJ]<br />

NOX<br />

[g/GJ]<br />

SO2<br />

[g/GJ]<br />

CH4<br />

[g/GJ]<br />

NMVOC<br />

[g/GJ]<br />

N20<br />

[g/GJ]<br />

Staub<br />

[g/GJ]<br />

Mineralölprodukte<br />

Heizöl L<br />

Bereitstellung 6,98 19,62 26,41 31,05 20,05 17,67 0,11 4,01<br />

Verbrennung 42,73 47,59 74,37 43,05 287,05 79,70 3,02 3,02 2,01 11,48<br />

SUMME<br />

Heizöl S<br />

81,35 62,67 313,46 110,75 23,07 20,69 2,12 15,49<br />

Bereitstellung 9,68 21,90 30,16 35,26 23,72 18,18 0,16 4,34<br />

Verbrennung 40,56 44,62 78,77 51,60 143,34 490,90 3,32 3,32 2,11 23,75<br />

SUMME<br />

Petrolkoks<br />

88,45 73,50 173,50 526,16 27,04 21,50 2,27 28,09<br />

Bereitstellung 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Verbrennung 31,02 36,62 127,80 0,00 69,60 1125,00 - - - -<br />

SUMME<br />

127,80 0,00 69,60 1125,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Kohle / Kohleprodukte<br />

Steinkohle<br />

Bereitstellung 3,97 2,15 8,69 12,08 497,30 0,45 0,09 1,41<br />

Verbrennung 29,79 31,19 93,33 94,67 159,12 91,74 0,38 1,90 49,99 18,83<br />

SUMME<br />

Braunkohle<br />

97,30 96,82 167,81 103,82 497,68 2,35 50,08 20,24<br />

Bereitstellung 2,18 0,88 1,21 1,11 2,90 0,48 0,20 0,18<br />

Verbrennung 8,95 9,24 115,86 19,39 67,33 58,49 0,45 4,49 45,33 8,98<br />

SUMME<br />

Steinkohlen-Pech<br />

118,04 20,27 68,54 59,60 3,35 4,97 45,53 9,16<br />

Bereitstellung 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Verbrennung 37,68 37,68 105,20 0,00 69,90 213,70<br />

SUMME<br />

Koks<br />

105,20 0,00 69,90 213,70 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Bereitstellung 68,60 5,20 37,00 43,60 658,90 0,90 1,40 5,90<br />

Verbrennung 28,65 34,76 92,60 53,20 141,80 720,70 8,80 8,90 3,50 36,40<br />

SUMME<br />

Kokereigas<br />

161,20 58,40 178,80 764,30 667,70 9,80 4,90 42,30<br />

Bereitstellung 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Verbrennung 15,99 15,99 42,45 0,00 - 0,00 - - - -<br />

SUMME<br />

Holzkohle<br />

42,45 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Bereitstellung 4<br />

- - - - - - - -<br />

Verbrennung 29,26 29,26 99,72 - - 31,00 - - - -<br />

SUMME<br />

Erdgas<br />

99,72 0,00<br />

Gase<br />

0,00 31,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Bereitstellung 3,65 35,47 12,19 4,72 164,40 0,65 0,09 2,80<br />

Verbrennung 31,74 35,46 55,15 27,99 55,98 0,43 2,52 2,52 1,01 0,14<br />

SUMME<br />

58,80 63,46 68,17 5,15 166,92 3,17 1,10 2,94<br />

4 Über die Energieaufwendungen bzw. die Emissionen bei der Holzkohlebereitstellung liegen keine Informationen vor<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


32 Allgemeiner Teil<br />

Tabelle 4: Basisdaten der in den Gr<strong>und</strong>stoffkapiteln verwendeten sonstigen Energieträger<br />

Energieträger Heizwert<br />

[MJ/kg]<br />

[MJ/m³]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ/kg]<br />

[MJ/m³]<br />

CO2<br />

[kg/GJ]<br />

CO<br />

[g/GJ]<br />

NOX<br />

[g/GJ]<br />

SO2<br />

[g/GJ]<br />

CH4<br />

[g/GJ]<br />

NMVOC<br />

[g/GJ]<br />

N20<br />

[g/GJ]<br />

Staub<br />

[g/GJ]<br />

Gase<br />

Gichtgas<br />

Bereitstellung 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Verbrennung 3,98 3,98 188,00 0,00 - 0,00 - - - -<br />

SUMME<br />

Konvertergas<br />

188,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Bereitstellung 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Verbrennung 12,6 12,6 156,90 - - 0,00 - - - -<br />

SUMME<br />

156,90 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Sonstige Energieträger<br />

Brennstoff-Mix 5<br />

Bereitstellung 5,55 21,41 16,53 16,09 222,07 5,85 0,11 2,85<br />

Verbrennung 37,50 40,91 73,69 55,08 113,13 174,97 2,12 2,57 16,03 12,83<br />

SUMME<br />

Rest-Holz<br />

79,24 76,49 129,66 191,06 224,19 8,42 16,14 15,68<br />

Bereitstellung 4,95 6,8 36,2 5,1 6,2 4,3 0,3 2,6<br />

Verbrennung 12,30 12,30 101,50 105,9 169,5 56,9 21,2 31,8 6,3 8,4<br />

SUMME<br />

Diesel (Treibstoff)<br />

106,45 112,70 205,70 62,00 27,40 36,10 6,60 11,00<br />

Bereitstellung 6,98 19,62 26,41 31,05 20,05 17,67 0,11 4,01<br />

Verbrennung 42,96 48,05 74,05 179,49 1175,82 74,73 14,65 128,21 5,49 84,25<br />

SUMME<br />

81,03 199,11 1202,23 105,78 34,70 145,88 5,60 88,26<br />

5 Wird verwendet, wenn die Einsatzmenge an Energieträgern nur als Energiemenge gegeben ist <strong>und</strong> keine Daten über<br />

die eingesetzte Brennstoffart vorliegen.


Basisdaten für die Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung 33<br />

4.1.2 Elektrische Energie<br />

Im folgenden werden die für alle weiteren Berechnungen benötigten Basisdaten zur Bereitstellung<br />

elektrischer Energie in Deutschland bzw. in anderen Ländern / Ländergruppen<br />

aufgelistet. Die Vorgehensweise bei der Datenermittlung ist in Kapitel 5.2 beschrieben.<br />

Tabelle 5: Basisdaten für die Berechnung des KEA in den Gr<strong>und</strong>stoffkapiteln<br />

Land /<br />

Ländergruppe<br />

6 wird für die Bewertung elektrischer Energie beim Abbau, der Aufbereitung, sowie dem Transport <strong>von</strong> Eisenerzen<br />

verwendet.<br />

7 wird für die Bewertung elektrischer Energie beim Abbau, der Aufbereitung, sowie dem Transport <strong>von</strong> Bauxit verwendet.<br />

8 wird für die Bewertung elektrischer Energie in der Tonerdeproduktion verwendet, sofern diese Prozesse in für<br />

Deutschland relevanten Tonerde-exportierenden Ländern stattfinden.<br />

9 wird für die Bewertung elektrischer Energie in der Aluminiumelektrolyse verwendet, sofern diese Prozesse in für<br />

Deutschland relevanten Primär-Aluminium-exportierenden Ländern stattfinden.<br />

10 wird für die Bewertung elektrischer Energie in Prozessen außerhalb <strong>von</strong> Aluminium-Elektrolysen verwendet, sofern<br />

diese Prozesse in für Deutschland relevanten Primär-Aluminium-exportierenden Ländern stattfinden.<br />

11 wird für die Bewertung elektrischer Energie in der Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Produktion verwendet, sofern diese Prozesse<br />

in für Deutschland relevanten Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-exportierenden Ländern stattfinden.<br />

12 wird für die Bewertung elektrischer Energie beim Abbau, der Aufbereitung, sowie dem Transport <strong>von</strong> Kupferrzen<br />

verwendet.<br />

13 wird für die Bewertung elektrischer Energie in der Produktion <strong>von</strong> unraffiniertem Kupfer verwendet, sofern diese<br />

Prozesse in für Deutschland relevanten unraff.-Cu-exportierenden Ländern stattfinden.<br />

14 wird für die Bewertung elektrischer Energie in der Primär-Kupfer-Produktion verwendet, sofern diese Prozesse in für<br />

Deutschland relevanten Primär-Kupfer-exportierenden Ländern stattfinden.<br />

15 wird für die Bewertung elektrischer Energie in der Sek<strong>und</strong>är-Kupfer-Produktion verwendet, sofern diese Prozesse in<br />

für Deutschland relevanten Sek<strong>und</strong>är-Kupfer-exportierenden Ländern stattfinden.<br />

16 wird für die Bewertung elektrischer Energie verwendet, wenn nicht bekannt ist, in welchem Land der betrachtete<br />

Prozeß stattfindet.<br />

KEA<br />

[MJprim/MJel]<br />

CO2<br />

[kg/kWh]<br />

CO<br />

[g/kWh]<br />

NOX<br />

[g/kWh]<br />

SO2<br />

[g/kWh]<br />

CH4<br />

[g/kWh]<br />

NMVOC<br />

[g/kWh]<br />

N20<br />

[g/kWh]<br />

Staub<br />

[g/kWh]<br />

D-Mix 1996 3,182 0,654 0,280 0,698 0,404 1,295 0,057 0,025 0,044<br />

Fe-Erz-Mix 6<br />

1,836 0,229 0,152 0,305 0,170 0,826 0,030 0,011 0,016<br />

Bauxit-Mix 7<br />

2,972 0,808 0,594 1,233 0,535 2,391 0,135 0,036 0,045<br />

Tonerde-Mix 8<br />

2,823 0,577 0,540 1,073 0,413 1,499 0,123 0,025 0,036<br />

Prim-Al-Mix1 9<br />

1,890 0,262 0,287 0,571 0,129 0,530 0,059 0,010 0,024<br />

Prim-Al-Mix2 10<br />

2,500 0,409 0,572 1,127 0,243 1,187 0,117 0,019 0,031<br />

Sek-Al-Mix 11<br />

3,040 0,456 0,494 1,008 0,315 1,453 0,106 0,021 0,027<br />

Cu-Konzentrat-Mix 12<br />

2,539 0,523 0,397 0,796 0,365 1,328 0,099 0,022 0,034<br />

unraff-Cu-Mix 13<br />

2,886 0,554 0,394 0,791 0,425 1,790 0,086 0,025 0,029<br />

Prim-Cu-Mix 14<br />

3,193 0,604 0,762 1,516 0,386 1,967 0,154 0,028 0,038<br />

Sek-Cu-Mix 15<br />

2,990 0,525 0,561 1,131 0,351 1,577 0,120 0,024 0,033<br />

Welt-Mix 16<br />

3,262 0,672 0,587 1,205 0,437 1,630 0,134 0,028 0,045<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


34 Allgemeiner Teil<br />

4.2 Sonstige Basisdaten<br />

Im folgenden werden Gr<strong>und</strong>daten zu denjenigen Materialien aufgelistet, die im Rahmen<br />

dieses Projekts nicht detailliert untersucht wurden.<br />

4.2.1 Transporte<br />

4.2.1.1 Daten<br />

Transportprozesse <strong>und</strong> die durch sie entstehenden Umweltbelastungen gewinnen immer<br />

mehr an Bedeutung. Daher ist die Berücksichtigung der Transportaufwendungen<br />

Bestandteil sowohl der verschiedenen Maßnahmen im Bereich der Ökobilanzierung als<br />

auch der KEA-<strong>Bilanzierung</strong>. Für eine detaillierte Erfassung <strong>von</strong> Transportenergieaufwendungen<br />

sind folgende Informationen notwendig:<br />

• Eingesetzte Verkehrsmittel (LKW, Bahn, Schiff, ...)<br />

• Spezifischer Antriebsenergieverbrauch (Energieträger <strong>und</strong> Energiemenge)<br />

• Transportentfernung<br />

• Auslastung des Verkehrsmittels<br />

• Einsatzfall (Stop and Go, Fernverkehr, Verhältnis <strong>von</strong> Fahrtzeit zu Stillstandszeit,<br />

...)<br />

Da diese Informationen nur begrenzt verfügbar sind <strong>und</strong> selbst für ähnliche Transporte<br />

z.T. erhebliche Schwankungen auftreten, wurden in einem ersten Schritt die in<br />

Tabelle 6 bzw. Abbildung 7 dargestellten Basis-Transportprozesse modelliert.<br />

Tabelle 6: Daten der verwendeten Transportprozesse<br />

Transportprozeß KEA<br />

[MJ/tkm]<br />

LKW<br />

(Standard)<br />

LKW<br />

(Stop and Go)<br />

Güterzug<br />

(Elektrotraktion - D<br />

Rückfahrt leer)<br />

Güterzug<br />

(Elektrotraktion - D<br />

Rückfahrt voll)<br />

Güterzug<br />

(Diesel - nah)<br />

Güterzug<br />

(Diesel - fern)<br />

Binnenschiff<br />

(Schubbot+Leichter)<br />

Seeschiff<br />

(Massengutfrachter)<br />

Seeschiff<br />

(Fe-Erz-Transport)<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

CO2<br />

[kg/tkm]<br />

CO<br />

[g/tkm]<br />

NOX<br />

[g/tkm]<br />

SO2<br />

[g/tkm]<br />

CH4<br />

[g/tkm]<br />

NMVOC<br />

[g/tkm]<br />

N20<br />

[g/tkm]<br />

Staub<br />

[g/tkm]<br />

1,174 0,085 0,209 1,2623 0,111 0,036 0,153 0,006 0,093<br />

3,460 0,251 0,616 3,719 0,327 0,107 0,451 0,017 0,273<br />

1,194 17<br />

0,068 0,029 0,073 0,042 0,135 0,006 0,003 0,005<br />

1,194 0,068 0,029 0,073 0,042 0,135 0,006 0,003 0,005<br />

0,685 0,050 0,122 0,737 0,065 0,021 0,089 0,003 0,054<br />

0,483 0,035 0,086 0,519 0,046 0,015 0,063 0,0024 0,038<br />

0,349 0,025 0,062 0,375 0,033 0,011 0,046 0,0017 0,028<br />

0,268 0,022 0,018 0,042 0,128 0,0066 0,0052 0,0006 0,0068<br />

0,043 0,0035 0,0029 0,0069 0,0209 0,0011 0,0009 0,0001 0,0011<br />

17 Diese Werte gelten nur für Güterzüge in Deutschland, da bei Transporten im Ausland die spezifischen Bereitstellungsaufwendungen<br />

für elektrische Energie in diesen Ländern berücksichtigt werden müssen


Basisdaten für die Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung 35<br />

3.5<br />

[MJ/tkm]<br />

Kumulierter Energieaufwand<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

KEA [MJ/tkm]<br />

CO2 [g/tkm]<br />

LKW (Stop and Go)<br />

LKW (Standard)<br />

Güterzug (Elektro - Rückf. leer)<br />

Güterzug (Elektro - Rückf.voll)<br />

Güterzug (Diesel - nah)<br />

Güterzug (Diesel - fern)<br />

Binnenschiff (Schubbot+Leichter)<br />

Seeschiff (Massengutfrachter)<br />

Seeschiff (Fe-Erz-Transport)<br />

Abbildung 7: KEA <strong>und</strong> CO2-Emissionen der betrachteten Transportprozesse<br />

4.2.1.2 Gewichtete Transportentfernungen<br />

350<br />

[g/tkm]<br />

Da einige Stoffe (v.a. Rohstoffe) aus dem Ausland importiert werden, müssen die Energieaufwendungen<br />

<strong>und</strong> Emissionen für den Transport den Zielprodukten zugerechnet<br />

werden. Bei Kenntnis der spezifischen Energieaufwendungen der unterschiedlichen<br />

Transportmittel (siehe Tabelle 6) kann man über die zurückgelegten Entfernungen den<br />

Energieverbrauch für Transporte berechnen. Da die Stoffe aber sehr häufig aus verschiedenen<br />

Ländern stammen, müssen hier nach Importanteilen gewichtete Entfernungen<br />

verwendet werden.<br />

Die Beschreibung der Vorgehensweise bzw. die explizite Berechnung der Transportaufwendungen<br />

für die einzelnen Güter soll hier nur kurz erläutert werden. Die gewichtete<br />

Transportstrecke s errechnet sich nach untenstehender Formel. I steht für den Importanteil<br />

des betrachteten Landes i <strong>und</strong> x für die Strecke, die ein bestimmtes Transportmittel<br />

TM im Land i zurückzulegen hat.<br />

<br />

TM<br />

s = I × x<br />

i<br />

i= Land<br />

TM<br />

i<br />

Durch Multiplikation der spezifischen Transportaufwendungen (siehe Tabelle 6) mit<br />

diesen gewichteten Transportstrecken s, die im jeweiligen Kapitel angegeben werden<br />

<strong>und</strong> Summation über alle Transportmittel, ergibt sich schließlich der KEA für den<br />

Transport der Stoffe.<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

CO 2-Emissionen<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


36 Allgemeiner Teil<br />

4.2.1.3 Bedeutung der Transporte für den KEA <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong><br />

Basierend auf obigen Daten wird der Anteil des Transportenergieaufwands am KEA<br />

eines Gutes berechnet. Die Herstellungsaufwendungen für Transportmittel (am Beispiel<br />

<strong>von</strong> LKW in /MAU 93/ ermittelt) wurden im Rahmen dieses Projekts vernachlässigt.<br />

Bei einem Anteil <strong>von</strong> unter 10 % am KEA einer Transportdienstleistung liegt der<br />

Einfluß dieser Aufwendungen unterhalb der Gesamt-Genauigkeit in den jeweiligen<br />

Prozeßketten.<br />

In Abbildung 8 sind die Ergebnisse für einige Gr<strong>und</strong>stoffe dargestellt. Es wird deutlich,<br />

daß Transportprozesse am KEA der Gr<strong>und</strong>stoffe einen nicht zu vernachlässigenden Anteil<br />

- bei den betrachteten Materialien zwischen einem <strong>und</strong> acht Prozent - haben. Dennoch<br />

steht der Genauigkeitsgewinn durch eine detailliertere <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Transportprozessen<br />

in keinem Verhältnis zum Aufwand, der dafür zu erbringen wäre.<br />

Anteil der Transportaufwendungen am KEA<br />

10%<br />

[%]<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Beton B25<br />

Sek<strong>und</strong>äraluminium<br />

Feinblech verzinkt<br />

Stahlbeton<br />

PP-Spritzgußteil<br />

Abbildung 8: Anteile der Transportaufwendungen am KEA<br />

Flachglas<br />

Obige Ausführungen gelten für die im Rahmen dieses Projekts bilanzierten Gr<strong>und</strong>stoffe<br />

<strong>und</strong> Halbzeuge, die sich größtenteils durch gute Auslastung der Transportmittel <strong>und</strong><br />

optimierte Transportwege auszeichnen. Für andere Transportprozesse (z.B. Transport<br />

zum Endk<strong>und</strong>en) müssen wesentlich detailliertere Untersuchungen durchgeführt werden.<br />

Beispiel hierfür finden sich in /MAU 93/.<br />

4.2.2 Hilfsstoffe<br />

Folgende Tabelle enthält Daten für die primärenergetische <strong>und</strong> emissionsmäßige Bewertung<br />

<strong>von</strong> Materialien, die in geringen Mengen in die untersuchten Prozesse einfließen<br />

<strong>und</strong> daher nicht detailliert bilanziert wurden.


Basisdaten für die Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung 37<br />

Tabelle 7: KEA <strong>und</strong> Emissionen ausgewählter Hilfsstoffe<br />

Material KEA<br />

[MJ/kg]<br />

CO2<br />

[kg/kg]<br />

CO<br />

[g/kg]<br />

NOX<br />

[g/kg]<br />

SO2<br />

[g/kg]<br />

CH4<br />

[g/kg]<br />

NMVOC<br />

[g/kg]<br />

N20<br />

[g/kg]<br />

Staub<br />

[g/kg]<br />

Blei 28,64 1,93 0,89 2,09 1,72 5,04 0,18 0,06 0,21<br />

Chrom 116,35 7,15 4,34 8,98 8,68 16,18 0,67 0,67 0,79<br />

Zink 40,83 2,39 1,16 2,70 1,94 4,95 0,21 0,13 0,20<br />

Ammoniak 32,00 0,99 0,42 1,26 0,99 2,91 0,12 0,04 0,12<br />

Bentonit 2,46 0,16 0,06 0,11 0,19 0,15 0,02 0,00 0,01<br />

Dolomit 1,01 0,07 0,03 0,08 0,06 0,18 0,01 0,00 0,01<br />

Aluminiumfluorid 13,33 1,24 0,39 1,47 1,74 3,82 0,14 0,06 0,20<br />

H2SO4 100% 2,04 0,12 0,05 0,12 0,07 0,23 0,01 0,01 0,01<br />

Steinsalz 1,03 0,06 0,04 0,08 0,09 0,15 0,01 0,01 0,01<br />

Sauerstoff (m 3 ) 7,10 0,41 0,17 0,43 0,25 0,80 0,04 0,02 0,03<br />

Kartonagen 18<br />

30,86 0,87 0,68 1,14 0,31 2,08 0,83 0,03 0,06<br />

Papier 19<br />

35,82 1,34 1,22 3,43 0,81 2,81 0,77 0,03 0,05<br />

Trinkwasserbereitstellung<br />

(m 3 )<br />

5,36 0,31 0,16 0,49 0,20 0,60 0,05 0,01 0,03<br />

Abwasserentsorgung<br />

D-Mix (m 3 )<br />

5,54 0,34 0,28 1,27 0,26 0,57 0,14 0,01 0,09<br />

18 aus 100 % Altpapier<br />

19 Rollendruckpapier aus je 50 % Holz <strong>und</strong> Altpapier<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


38 Allgemeiner Teil<br />

5 Energieträger<br />

Wie bereits erwähnt, erfolgt jede auf Prozeßketten basierende <strong>Bilanzierung</strong> auf iterativem<br />

Wege. Daten, die z.B. im Kapitel "Stahlherstellung" ermittelt wurden, haben Einfluß<br />

auf den Anlagenbau bei der Energiebereitstellung; aktualisierte Ergebnisse der<br />

<strong>Bilanzierung</strong> eines Energieträgers wirken sich auf den KEA <strong>und</strong> die Emissionen der<br />

Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung (z.B. Stahlbereitstellung) aus. Eine geschlossene Darstellung<br />

dieser Zusammenhänge ist, wegen der Komplexität der Prozeßketten, nicht bzw. nur<br />

mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich. Es ist daher zweckmäßig die Iterationen<br />

anhand eines geeigneten Kriteriums abzubrechen, die bis dahin ermittelten Werte<br />

festzuschreiben <strong>und</strong> für weitere Berechnungen zu verwenden, bis sich wesentliche Veränderungen<br />

in den Vorketten z.B. der Energieträgerbereitstellung ergeben.<br />

Für die Gr<strong>und</strong>stoffbereitstellung wurden die in Kapitel 4.1 dargestellten Werte, die aus<br />

vorangegangenen Studien sowie ersten Erhebungen im Rahmen dieses Projekts stammen,<br />

zugr<strong>und</strong>egelegt. Im folgenden werden die Ergebnisse der Gr<strong>und</strong>stoffbilanzierung,<br />

der Kraftwerksberichte sowie neuer statistischer Erhebungen verwendet um möglichst<br />

aktuelle Daten zur Bewertung <strong>von</strong> Endenergieaufwendungen bereitzustellen. Wie sich<br />

herausstellen wird, sind die Abweichungen der so ermittelten Werte <strong>von</strong> den Werten in<br />

Kapitel 4.1 in den meisten Fällen vernachlässigbar klein bzw. im Rahmen der Gesamtgenauigkeit<br />

der <strong>Bilanzierung</strong> zu vernachlässigen.<br />

5.1 Brennstoffe<br />

5.1.1 Erdgas<br />

Die Daten zur Erdgasbereitstellung stammen aus der Studie "Prozeßkettenanalyse <strong>und</strong><br />

Verfügbarkeit <strong>von</strong> Erdgas als Kraftstoff für Kraftfahrzeuge" /FfE 96/. Aktualisiert wurde<br />

neben dem Primärenergieaufwand für die Herstellung der Anlagen auch der Importmix<br />

für Erdgas, der nun für das Jahr 1998 gilt. Tabelle 8 zeigt die Importstruktur<br />

sowie Daten aus der erwähnten Studie, die für die Berechnung der Primärenergieaufwendungen<br />

bzw. der Bereitstellungs-Emissionen wichtig sind.<br />

Tabelle 8: Wichtige Ausgangsdaten für die Ermittlung der Energieaufwendungen bei<br />

der Erdgasbereitstellung<br />

Land Anteile ∅ Entfernung<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Importmenge<br />

1998<br />

Offshore-<br />

Förderung<br />

Süssgas Erdölgas Heizwert<br />

[MJ/Nm³]<br />

bei Ferntransport<br />

[km]<br />

Rußland 34,76% 0% 80% 13% 35,9 5.500<br />

Niederlande 22,68% 23% 100% 5% 33,5 100<br />

Norwegen 17,72% 100% 95% 60% 39,9 600<br />

Dänemark 1,42% 100% 95% 60% 39,9 300<br />

GB 0,95% 100% 100% 5% 39,9 350<br />

Deutschland 22,46% 0% 50% 0% 31,7 0<br />

SUMME / gewichtetes Mittel 100,00% 25% 81% 17% 35,2 20<br />

2.125<br />

20 Da die Qualitäten <strong>von</strong> Erdgas regional stark unterschiedlich sind, sollte der durchschnittliche Heizwert nur verwendet<br />

werden, wenn keine detaillierten Informationen über den Heizwert eines Standortes vorliegen bzw. wenn, wie in<br />

dieser Studie, Durchschnittswerte für eine Region ermittelt werden sollen.


Energieträger 39<br />

In Abbildung 9 sind die Energieverluste der einzelnen Verfahrensschritte bei der Erdgasbereitstellung<br />

dargestellt.<br />

100 %<br />

Förderländer<br />

bis<br />

Grenze<br />

Grenze bis<br />

Endverbraucher<br />

Haushalt<br />

88,8 %<br />

Bereitstellungsnutzungsgrad<br />

Erdgas frei Haushalt<br />

0,2 %<br />

2,4 %<br />

5,0 %<br />

Exploration & Erschließung<br />

Förderung & Aufbereitung<br />

Ferntransport Energieaufwand<br />

2,0 %<br />

Ferntransport Leckage<br />

g Grenze = 90,4 %<br />

0,5 %<br />

0,1 %<br />

0,9 %<br />

Energiebedarf für<br />

Transport & Speicherung<br />

Leckage überregionale<br />

<strong>und</strong> regionale Verteilung<br />

Leckage der Ortsgasversorgung<br />

<strong>und</strong> Anschluß Endverbraucher<br />

Gesamter Aufwand (inkl. Betriebsmittel):<br />

39,6 MJ/Nm³ (100 %)<br />

Heizwert: 35,2 MJ/Nm³<br />

Abbildung 9: Aufteilung der Energieaufwendungen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Erdgas<br />

frei Haushalt (Stand: 1998)<br />

Gegenüber den in /BAU97/ ermittelten Werten ergibt sich damit eine Verbesserung des<br />

Bereitstellungsnutzungsgrades um r<strong>und</strong> 0,3 Prozentpunkte. Diese resultiert im wesentlichen<br />

aus der veränderten Importstruktur (Verschiebung <strong>von</strong> russischem Erdgas<br />

zu Gas aus den Niederlanden bzw. Norwegen/Dänemark). Die Abweichung der oben<br />

dargestellten Werte zu den Basisdaten aus Kapitel 4.1.1 lassen sich folgendermaßen<br />

erklären:<br />

• Zur Umrechnung <strong>von</strong> Volumen in Energiemengen <strong>und</strong> umgekehrt wird bei den<br />

<strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> in Anlehnung an die Statistiken der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen<br />

ein Heizwert <strong>von</strong> 31,74 MJ/m³ angenommen. Dieser Wert entspricht nicht<br />

dem durchschnittlichen Heizwert des in Deutschland verbrauchten Gases<br />

• Da ein Großteil der betrachteten Prozesse in Betrieben durchgeführt wird, die direkt<br />

an die regionale Verteilung angeschlossen sind, werden die Verluste der Ortsgasversorgung<br />

(ca. 1 %) für die Gr<strong>und</strong>stoffbilanzierung vernachlässigt. Lediglich der<br />

Anschluß an die Verteilung wird berücksichtigt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


40 Allgemeiner Teil<br />

Tabelle 9 faßt die für die primärenergetische Bewertung <strong>und</strong> weitere Berechnungen<br />

relevanten Ergebnisse dieser Studie zusammen.<br />

Tabelle 9: Erdgasbereitstellung in Deutschland<br />

Erdgas - D Heizwert<br />

[MJ/m³]<br />

5.1.2 Braunkohle<br />

Die folgenden Daten stammen aus der im Rahmen dieses Projekts durchgeführten Untersuchung<br />

"Braunkohlebereitstellung in Deutschland".<br />

Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Lagerstättenverhältnisse kommen in Deutschland zwei<br />

verschiedene Tagebautechnologien zum Einsatz:<br />

• Die Technik mit Schaufelradbagger <strong>und</strong> Bandanlage, die im Rheinischen Revier<br />

praktiziert wird <strong>und</strong><br />

• Die Technik der Abraumförderbrücke, die sich u.a. wegen der geringeren Teufen in<br />

den ostdeutschen Revieren etabliert hat.<br />

Um der Aufgabenstellung gerecht zu werden, wurden zunächst folgende typische Tagebaue<br />

der jeweiligen Fördertechnologie untersucht:<br />

• Tagebau Hambach für die Schaufelradbagger/Bandanlagentechnik im Rheinland<br />

• Tagebau Jänschwalde für die Abraumförderbrückentechnik in der Lausitz<br />

Mit Hilfe der tagebauspezifischen Kennzahlen wurde anschließend auf die jeweiligen<br />

Reviere hochgerechnet. Aus den so ermittelten Daten konnte durch Berücksichtigung<br />

der Fördermengen in den einzelnen Revieren ein „Modelltagebau Deutschland“ bestimmt<br />

werden.<br />

Abbildung 10 zeigt als wichtigste Ergebnisse dieser Untersuchung die Aufteilung der<br />

Energieverluste bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Braunkohle.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ/m³]<br />

CO2<br />

[kg/GJ]<br />

CO<br />

[g/GJ]<br />

NOX<br />

[g/GJ]<br />

SO2<br />

[g/GJ]<br />

CH4<br />

[g/GJ]<br />

NMVOC<br />

[g/GJ]<br />

N20<br />

[g/GJ]<br />

Staub<br />

[g/GJ]<br />

Bereitstellung 3,65 35,47 12,19 4,72 164,40 0,65 0,09 2,80<br />

Verbrennung 35,2 39,6 55,15 27,99 55,98 0,43 2,52 2,52 1,01 0,14<br />

SUMME<br />

58,80 63,46 68,17 5,15 166,92 3,17 1,10 2,94


Energieträger 41<br />

100 %<br />

Erk<strong>und</strong>ung<br />

Aufschluß<br />

Bereitstellungsnutzungsgrad<br />

Braunkohle frei Kraftwerk<br />

0,002 %<br />

Erk<strong>und</strong>ungsbohrungen<br />

0,02 %<br />

Umsiedlungsmaßnahmen<br />

0,04 %<br />

Entwässerung (Aufschluß)<br />

0,04 %<br />

Abtrag der Deckgebirge<br />

0,31 %<br />

Herstellung der Betriebsmittel<br />

Regelbetrieb<br />

(inkl. Auslaufbetrieb)<br />

0,42 %<br />

1,4 %<br />

Betrieb der Großgeräte<br />

Betrieb der Bandanlagen<br />

0,70 %<br />

Entwässerung (Regelbetrieb)<br />

0,08 %<br />

Betrieb der Fahrzeuge<br />

<strong>und</strong> Tagebauhilfsgeräte<br />

97,0 %<br />

Gesamter Aufwand (inkl. Betriebsmittel):<br />

9,2 MJ/kg (100 %)<br />

Heizwert: 8,95 MJ/kg<br />

Abbildung 10: Primärenergieaufwand für die Bereitstellung <strong>von</strong> Braunkohle im „Modelltagebau<br />

Deutschland“ (Stand: 1996)<br />

Tabelle 10 faßt die für die weiteren Berechnungen benötigten Ergebnisse dieser Studie<br />

zusammen.<br />

Tabelle 10: Braunkohle in Deutschland<br />

Braunkohle - D Heizwert<br />

[MJ/kg]<br />

KEA<br />

[MJ/kg]<br />

CO2<br />

[kg/GJ]<br />

CO<br />

[g/GJ]<br />

NOX<br />

[g/GJ]<br />

SO2<br />

[g/GJ]<br />

CH4<br />

[g/GJ]<br />

NMVOC<br />

[g/GJ]<br />

N20<br />

[g/GJ]<br />

Bereitstellung 2,18 0,88 1,21 1,11 2,90 0,48 0,20 0,18<br />

Staub<br />

[g/GJ]<br />

Verbrennung 8,95 9,24 116 19,4 67,3 58,5 0,45 4,49 45,3 8,97<br />

SUMME<br />

118 20,3 68,5 59,6 3,35 4,97 45,5 9,15<br />

5.1.3 Steinkohle<br />

Zur Ermittlung der Energieaufwendungen bei der Steinkohlebereitstellung wurde<br />

weitgehend auf Daten aus /ÖKO95/ <strong>und</strong> /GEM/ zurückgegriffen, da detaillierte Informationen<br />

zur Steinkohlebereitstellung nicht zur Verfügung gestellt wurden. Tabelle 11<br />

zeigt die zugr<strong>und</strong>egelgte Importstruktur sowie weitere für die energetische Bewertung<br />

wichtige Daten.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


42 Allgemeiner Teil<br />

Tabelle 11: Wichtige Ausgangsdaten für die Ermittlung der Energieaufwendungen bei<br />

der Steinkohlebereitstellung<br />

Land Import-Anteile<br />

1998<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Tagebau-<br />

Anteil<br />

A:K - Verhältnis<br />

Transportentfernung<br />

beladen / leer [km]<br />

Südafrika 10,50% 40% 5,52 13.500/13.500<br />

Polen 7,73% 0% - -<br />

USA 2,37% 52% 10,75 7.000/7.000<br />

Australien 3,59% 71% 23.000/8.000<br />

Kolumbien<br />

Sonstige<br />

4,86%<br />

6,02%<br />

100%<br />

ca. 20%<br />

6,32<br />

8.500/8.500<br />

10.000/10.000<br />

Deutschland 64,93% 0%<br />

-<br />

Tabelle 12 enthält, aufgeschlüsselt nach Tief- <strong>und</strong> Tagebau - die spezifischen Energie<strong>und</strong><br />

Materialaufwendungen pro Tonne verwertbarer Steinkohle, die den weiteren Berechnungen<br />

zugr<strong>und</strong>eliegen. Eine weitergehende Unterscheidung zwischen inländischer<br />

<strong>und</strong> ausländischer Förderung ist mit dem vorhandenen Zahlenmaterial nicht<br />

möglich.<br />

Tabelle 12: Material <strong>und</strong> Energiaufwendungen für den Steinkohlebergbau pro Tonne<br />

verwertbarer Förderung /ÖKÖ/<br />

Tiefbau Tagebau<br />

Energie<br />

Strom 85 kWh 15 kWh<br />

Diesel 11 MJ 340 MJ<br />

Steinkohle<br />

Material<br />

110 MJ 0 MJ<br />

Stahl 4,17 kg 0,15 kg<br />

Holz 11,7 kg 0,0043 kg<br />

Beton 11,1 kg 0,47 kg<br />

Sprengstoff 0,17 kg 1,7 kg<br />

In Abbildung 9 sind die Energieverluste der einzelnen Verfahrensschritte bei der<br />

Steinkohlebereitstellung, aufgeschlüsselt nach Importkohle <strong>und</strong> heimischer Kohle, dargestellt.<br />

Bedingt durch die hohen Transportentfernungen liegt der spezifische Energieaufwand<br />

importierter Kohle deutlich über dem deutscher Steinkohle. Die Abweichung<br />

des hier ermittelten Wertes <strong>von</strong> den in Tabelle 3 dargestellten Werten ist im wesentlichen<br />

auf die seit 1991 stark veränderten Importstruktur zurückzuführen. So hat sich<br />

der Anteil <strong>von</strong> Importkohle seit 1991 mehr als verdoppelt (<strong>von</strong> ca. 17 % im Jahr auf<br />

über 35 % im Jahr 1998.


Energieträger 43<br />

100 %<br />

Förderländer<br />

bis<br />

Grenze<br />

Grenze bis<br />

Endverbraucher<br />

Haushalt<br />

93,2 %<br />

Bereitstellungsnutzungsgrad<br />

Steinkohle-Mix 1998<br />

0,21 %<br />

Anlagenherstellung<br />

0,98 %<br />

2,42 %<br />

0,34 %<br />

0,59 %<br />

2,24 %<br />

Förderung<br />

Ferntransport Energieaufwand<br />

Ferntransport Verluste<br />

g = 90,5 %<br />

Importkohle<br />

Anlagenherstellung<br />

im Inland<br />

Förderung<br />

im Inland<br />

(Stand 1998, Deutschland)<br />

Gesamter Aufwand (inkl. Betriebsmittel): 31,9 MJ/kg (100 %)<br />

35 % Importsteinkohle, 40 % Tagebau im Importmix<br />

Heizwert: 29,8 MJ/kg<br />

Abbildung 11: Primärenergieaufwand für die Bereitstellung <strong>von</strong> Steinkohle<br />

(Stand: 1998)<br />

In Tabelle 13 sind die Werte für Importsteinkohle bzw. heimische Steinkohle <strong>und</strong> für<br />

den Deutschland-Mix 1998 zusammengefaßt.<br />

Tabelle 13: Emissionen bei der Steinkohlebereitstellung bzw. -verbrennung<br />

Steinkohle- Heizwert<br />

[MJ/kg]<br />

KEA<br />

[MJ/kg]<br />

CO2<br />

[kg/GJ]<br />

CO<br />

[g/GJ]<br />

NOX<br />

[g/GJ]<br />

SO2<br />

[g/GJ]<br />

CH4<br />

[g/GJ]<br />

NMVOC<br />

[g/GJ]<br />

N20<br />

[g/GJ]<br />

Staub<br />

[g/GJ]<br />

Import 34,56 38,13 7,830 7,325 18,764 33,633 179,859 2,017 0,752 2,350<br />

Deutsch 27,22 28,62 2,931 1,867 4,574 3,488 665,845 0,344 0,335 0,394<br />

D-Mix 1998 29,79 31,95 4,923 4,086 10,343 15,745 468,250 1,024 0,505 1,189<br />

Verbrennung 21<br />

93,33 94,67 159,12 91,74 0,38 1,90 49,99 18,83<br />

5.1.4 Mineralöl(-produkte)<br />

Zur Bereitstellung <strong>von</strong> Mineralölprodukten (Kraftstoffe <strong>und</strong> Brennstoffe) wurden an<br />

der Forschungsstelle für Energiewirtschaft bzw. am Lehrstuhl für Energiewirtschaft<br />

<strong>und</strong> Kraftwerkstechnik der TU München bereits im Vorfeld aber auch während dieses<br />

Projekts eine Vielzahl <strong>von</strong> Untersuchungen durchgeführt /FRI93/, /JES94/, /FVV98/,<br />

/BAU97/. Die Ergebnisse werden im folgenden zusammengefaßt.<br />

21 Die Verbrennungsemissionen basieren auf dem GEMIS-Prozeß Kohle-Kessel-WSF-D<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


44 Allgemeiner Teil<br />

Exploration <strong>und</strong> Erschließung <strong>von</strong> Lagerstätten<br />

Die Primärenergieaufwendungen für die Exploration bzw. Erschließung <strong>von</strong> Lagerstätten<br />

liegt bei r<strong>und</strong> 30 MJ/tRohöl /FRI93/ <strong>und</strong> ist damit vernachlässigbar klein.<br />

Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>von</strong> Erdöl<br />

Die Aufwendungen für die Gewinnung des Erdöls sind wesentlich abhängig <strong>von</strong> der<br />

eingesetzten Fördertechnik. Während der Energieverbrauch für die in Europa <strong>und</strong> sonstigen<br />

Förderländern eingesetzte Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärförderung bei r<strong>und</strong> 300<br />

MJ/tRohöl liegt, muß bei der in Deutschland eingesetzten Tertiärförderung mit einem<br />

Energieaufwand <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 13.000 MJ/tRohöl gerechnet werden. Bei letztgenannter Fördermethode<br />

wird Heißwasser in die Lagerstätten injiziert, um die Viskosität des verbliebenen<br />

Rohöls zu verringern <strong>und</strong> so eine Förderung zu ermöglichen, während bei der<br />

Primärförderung der natürliche Lagerstättendruck ausreicht <strong>und</strong> bei der Sek<strong>und</strong>ärförderung<br />

bedingt mechanische Pumpen zum Einsatz kommen.<br />

Im Mittel liegt der Energieaufwand für die Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung des Rohöls<br />

bei r<strong>und</strong> 1.100 MJ/t /FVV98/. Dieser Wert steigt jedoch kontinuierlich an, da zunehmend<br />

<strong>von</strong> primärer auf sek<strong>und</strong>ärer bzw. tertiäre Förderung übergegangen werden<br />

muß.<br />

Ferntransport<br />

Da der mit Abstand größte Anteil des in Deutschland raffinierten Rohöls im Ausland<br />

gefördert wird, müssen die für die Ferntransporte notwendigen Energieaufwendungen<br />

berücksichtigt werden. Aus der in Tabelle 14 dargestellten Importstruktur für Rohöl<br />

ergibt sich ein mittlerer Transportenergieaufwand <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 330 MJ/t.<br />

Tabelle 14: Herkunft des in Deutschland raffinierten Rohöls /FVV98/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Land Importmenge<br />

[1000 t]<br />

Anteil [%]<br />

Naher Osten 12.891 12,44<br />

Lateinamerika 3.959 3,82<br />

Afrika 23.610 22,79<br />

Europa 39.546 38,17<br />

GUS 20.630 19,91<br />

Inland 2.958 2,86<br />

Raffination<br />

Der Energieaufwand für die Raffination des Rohöls, d.h. die Separation der verschiedenen<br />

leichten <strong>und</strong> schweren Fraktionen ist stark abhängig <strong>von</strong> der gewünschten Fraktion.<br />

In Tabelle 15 sind die Primärenergieaufwendungen für die verschiedenen hier betrachteten<br />

Fraktionen aufgelistet. Dabei muß berücksichtigt werden, daß die Aufteilung<br />

der Energieaufwendungen auf diese Fraktionen nach technischen Kriterien nur<br />

begrenzt möglich ist, da viele Prozesse (z.B. Destillation, Cracking) eine Reihe <strong>von</strong><br />

Fraktionen zugleich "erzeugen".


Energieträger 45<br />

Tabelle 15: Primärenergieaufwand für die Bereitstellung verschiedener Fraktionen<br />

in der Raffinerie<br />

Fraktion Primärenergieaufwand<br />

[MJ/tProdukt]<br />

Schweres Heizöl 1.890<br />

Leichtes Heizöl 2.560<br />

Diesel 2.560<br />

Benzin (normal) 4.070<br />

Benzin (Super bleifrei) 4.080<br />

Transport zum Einzelhandel<br />

Neben dem Transport der in Deutschland raffinierten Mineralölprodukte muß hier<br />

auch der Import <strong>von</strong> im Ausland raffinierten Produkten berücksichtigt werden. In<br />

Tabelle 16 sind die wichtigsten Importländer mit deren Gesamtimportmenge <strong>und</strong> dem<br />

Anteil am Gesamtverbrauch in Deutschland aufgelistet.<br />

Tabelle 16: Herkunft des Aufkommens an Mineralölprodukte in Deutschland<br />

/FVV98/<br />

Land Importmenge<br />

[1000 t]<br />

Anteil<br />

[%]<br />

Niederlande 22.853 56,28<br />

Großbritannien 1.611 3,97<br />

Skandinavien 3.125 7,70<br />

Belgien 5.044 12,42<br />

Frankreich 2.521 6,21<br />

GUS 2.504 6,17<br />

Rest (incl. Inland) 2.947 7,26<br />

Der Gesamtenergieaufwand für die Verteilung liegt bei r<strong>und</strong> 350 MJ/tProdukt <strong>und</strong> damit<br />

in ähnlicher Größenordnung wie der Transport der Transport des Rohöls zu deutschen<br />

Raffinerien.<br />

Verdunstung<br />

Während dem Transport bzw. später bei der Abgabe <strong>von</strong> Kraftstoffen an der Tankstelle<br />

ergeben sich stoffliche Verluste durch Verdunstung. Diese Verdunstungsverluste sind<br />

bei leichten Fraktionen (insbesondere Benzin) deutlich höher als bei schweren Fraktionen.<br />

Nach /FRI93/ kann bei Ottokraftstoffen <strong>von</strong> Verdunstungsverlusten in Höhe <strong>von</strong><br />

220 MJ/t <strong>und</strong> bei Dieselkraftstoff mit r<strong>und</strong> 30 MJ/t gerechnet werden. Für leichtes<br />

Heizöl wird im folgenden der Wert <strong>von</strong> Diesel angesetzt; bei schwerem Heizöl werden<br />

etwaige Verdunstungsverluste vernachlässigt.<br />

Abgabe an den Verbraucher<br />

Für die Abgabe <strong>von</strong> Kraftstoffen an den Endverbraucher ist /BAU97/ zufolge ein Primärenergieaufwand<br />

<strong>von</strong> r<strong>und</strong> 380 MJ/tKraftstoff notwendig. der Aufwand für die wesentlich<br />

weniger komplexe Verteilung <strong>von</strong> Brennstoffen wird hier für Heizöl L, daß neben<br />

industriellen Anwendungen auch im Haushalt zum Einsatz kommt mit r<strong>und</strong> 50 % der<br />

Aufwendungen für die Kraftstoffe abgeschätzt. Für schweres Heizöl wird der Aufwand<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


46 Allgemeiner Teil<br />

vernachlässigt, da da<strong>von</strong> ausgegangen werden kann, daß die Aufwendungen bei rein<br />

industrieller Anwendung bereits beim Punkt "Transport zum Einzelhandel" enthalten<br />

sind.<br />

Betriebsmittel<br />

Nach /BAU97/ beträgt der KEA für die Herstellung der Betriebsmittel für die Abgabe<br />

<strong>von</strong> Kraftstoffen r<strong>und</strong> 300 MJ/tKraftstoff. Wie bei den Energieaufwendungen für die Abgabe<br />

wird auch hier eine Abschätzung für Leichtes Heizöl (50% der Aufwendungen) getroffen<br />

sowie die Aufwendungen für Schweres Heizöl vernachlässigt.<br />

Zusammenfassung<br />

Die gesamten Primärenergieaufwendungen incl. der Betriebsmittel liegen obigen Ausführungen<br />

zufolge zwischen 3.700 <strong>und</strong> 7.300 MJ/tProdukt. In Tabelle 17 sind die Ergebnisse<br />

für die einzelnen Fraktionen zusammengefaßt. Die Emissionen stammen größtenteils<br />

aus /GEM/.<br />

Tabelle 17: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Bereitstellung bzw. der Verbrennung <strong>von</strong><br />

Mineralölprodukten<br />

Fraktion<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Heizwert<br />

[MJ/kg]<br />

KEA<br />

[MJ/kg]<br />

CO2<br />

[kg/GJ]<br />

CO<br />

[g/GJ]<br />

NOX<br />

[g/GJ]<br />

SO2<br />

[g/GJ]<br />

CH4<br />

[g/GJ]<br />

NMVOC<br />

[g/GJ]<br />

N20<br />

[g/GJ]<br />

Staub<br />

[g/GJ]<br />

Schweres Heizöl<br />

Bereitstellung 9,68 21,90 30,16 35,26 23,72 18,18 0,16 4,34<br />

Verbrennung 40,56 44,25 78,77 51,60 143,34 490,90 3,32 3,32 2,11 23,75<br />

SUMME<br />

Leichtes Heizöl<br />

88,45 73,5 173,5 526,16 27,04 21,5 2,27 28,09<br />

Bereitstellung 6,98 19,62 26,41 31,05 20,05 17,67 0,11 4,01<br />

Verbrennung 42,73 47,46 74,37 43,05 287,05 79,70 3,02 3,02 2,01 11,48<br />

SUMME<br />

Diesel<br />

81,35 62,67 313,46 110,75 23,07 20,69 2,12 15,49<br />

Bereitstellung 6,98 19,62 26,41 31,05 20,05 17,67 0,11 4,01<br />

Verbrennung 22<br />

42,96 48,03 74,05 179,49 1175,82 74,73 14,65 128,21 5,49 84,25<br />

SUMME<br />

Benzin normal<br />

81,03 199,11 1202,23 105,78 34,7 145,88 5,6 88,26<br />

Bereitstellung 14,56 12,73 38,36 42,30 26,55 152,49 0,26 4,12<br />

Verbrennung 22<br />

43,54 50,31 74,69 599,27 247,52 15,07 2,38 13,49 18,75 0,00<br />

SUMME<br />

Euro-Super<br />

89,25 612,00 285,88 57,37 28,93 165,98 19,01 4,12<br />

Bereitstellung 16,59 14,51 43,73 48,22 30,27 173,85 0,30 4,70<br />

Verbrennung 22<br />

43,54 50,88 74,69 599,27 247,52 15,07 2,38 13,49 18,75 0,00<br />

SUMME<br />

91,28 613,78 291,25 63,29 32,65 187,34 19,05 4,70<br />

5.1.5 Uran<br />

Um die Energieaufwendungen während der Nutzungsphase eines Kernkraftwerkes zu<br />

ermitteln, wurde im Projekt /GAB 2/ u.a. die Bereitstellung <strong>von</strong> Kernbrennstoffen bzw.<br />

<strong>von</strong> Brennelementen näher untersucht. Ausgehend vom Abbau des Uranerzes wurden<br />

die Prozeßschritte Abbau, Aufbereitung, Konversion, Anreicherung <strong>und</strong> Brennelement-<br />

22 Emissionen für die Anwendung im Verbrennungsmotor


Energieträger 47<br />

fertigung detailliert untersucht. Abbildung 12 zeigt die Massenflüsse, die sich für die<br />

Bereitstellung <strong>von</strong> einem Kilogramm angereichertem Uran ergeben.<br />

20 t<br />

Hilfsmaterialien<br />

9 kg 18,7 t<br />

Uran-Erz<br />

1,3 t<br />

Hilfsmaterialien<br />

0,4 t<br />

Chemikalien<br />

18,0 kg<br />

9,6 kg<br />

12,0 kg<br />

1,5 kg<br />

0,4 kg<br />

1,0 kg<br />

Abbau<br />

KONVERSION<br />

0,8 kg<br />

1,3 t<br />

15,6 kg<br />

10,5 kg<br />

Abbildung 12: Stoffflüsse bei der Bereitstellung <strong>von</strong> einem Kilogramm angereichertem<br />

Uran<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


48 Allgemeiner Teil<br />

Mit knapp 80 % des gesamten Energieaufwands ist die Anreicherung des Urans der<br />

aufwendigste Prozeß bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Kernbrennstoffen. Abbildung 13 zeigt<br />

die Aufteilung des Primärenergieaufwands auf die Verfahrensschritte.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Bereitstellungsaufwand<br />

(ohne Energieinhalt Uran)<br />

100 %<br />

13,8 % Aufbau <strong>und</strong> Aufbereitung<br />

2,1 % Konversion<br />

78,4 % Anreicherung (3,6 % U 235)<br />

1,4 % Brennelementherstellung<br />

4,3 % Entsorgung abgebrannter<br />

Brennelemente<br />

Gesamter Aufwand (inkl. Betriebsmittel):<br />

3053 GJ/kg (100 %)<br />

Energieinhalt: 3.053 MJ/kg<br />

(Zeichnung nicht maßstabsgetreu)<br />

Abbildung 13: Primärenergieaufwand für die Bereitstellung <strong>von</strong> Uran-Brennelementen<br />

im Deutschland-Mix (ohne Energieinhalt Uran)<br />

Wichtiger Einflußfaktor auf den spezifischen Aufwand bei der Brennstoffbereitstellung<br />

ist neben dem Anreicherungsverfahren (Zentrifugen oder Diffusionsverfahren, näheres<br />

siehe Teilbericht /GAB 2/) der beim Einsatz der Brennelemente im Kernkraftwerk realisierte<br />

Abbrand, d.h. die thermische Leistung, die pro Brennelement freigesetzt wird.<br />

Abbildung 14 zeigt den spezifischen Aufwand aufgetragen über dem Abbrand.


Energieträger 49<br />

1,030<br />

[MJ/MJ therm]<br />

KEA Brennelementherstellung<br />

1,025<br />

1,020<br />

1,015<br />

1,010<br />

1,005<br />

1,000<br />

25 30 35 40 45 50<br />

Abbrand [MWd]<br />

Abbildung 14: KEA der Herstellung <strong>von</strong> Uran-Brennelementen in Abhängigkeit vom<br />

realisierten Abbrand<br />

Tabelle 18 faßt die für die weiteren Berechnungen benötigten Ergebnisse dieser Studie<br />

zusammen.<br />

Tabelle 18: KEA <strong>und</strong> Bereitstellungsemissionen <strong>von</strong> Uran-Brennelementen in Kraftwerken<br />

(Deutschland)<br />

Uran in Brennelementen<br />

- D<br />

Energieinhalt<br />

[MJ/kg] 23<br />

KEA<br />

[MJ/kg]<br />

5.2 Elektrische Energie<br />

CO2<br />

[kg/GJ]<br />

CO<br />

[g/GJ]<br />

5.2.1 In Deutschland<br />

Ausgangsdaten für die Berechnung der Bereitstellungsaufwendungen für elektrische<br />

Energie sind folgende Größen:<br />

• Die Daten zur Brennstoffbereitstellung aus Kapitel 5.1<br />

• Daten zur Herstellung, dem Betrieb <strong>und</strong> der Entsorgung <strong>von</strong> der Kraftwerken aus<br />

den detaillierten Kraftwerksstudien<br />

23 Bei einem angenommenen mittleren Abbrand <strong>von</strong> 35 MWd<br />

NOX<br />

[g/GJ]<br />

SO2<br />

[g/GJ]<br />

CH4<br />

[g/GJ]<br />

NMVOC<br />

[g/GJ]<br />

N20<br />

[g/GJ]<br />

Staub<br />

[g/GJ]<br />

Bereitstellung 3.024 3.053 1,014 0,536 1,536 1,324 3,295 0,127 0,031 0,099<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


50 Allgemeiner Teil<br />

• Daten zur Struktur der öffentlichen Versorgung (Kraftwerksmix, Brennstoffeinsatz,<br />

Nettostromerzeugung, Netzverluste) aus /BMI 96/<br />

• Daten zur Netzstruktur <strong>und</strong> zum Aufwand für die Herstellung der Netzanlagen aus<br />

eigenen Untersuchungen<br />

Statistische Daten<br />

Tabelle 19 faßt die für die Berechnung benötigten statistischen Informationen zur<br />

Stromerzeugung zusammen.<br />

Tabelle 19: Statistische Daten zur Stromproduktion der öffentlichen Stromversorgung<br />

/BMI 96/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Wasser-KW 24<br />

Kraftwerkstyp Brennstoffeinsatz<br />

[TJ]<br />

Netto-Stromerzeugung<br />

[GWh]<br />

- 19.084<br />

Kernkraftwerke 1.748.755 151.906<br />

Braunkohle-KW 1.363.126 125.333<br />

Steinkohle-KW 1.177.521 119.322<br />

Heizöl-KW 37.807 3.274<br />

Erdgas-KW 237.743 27.123<br />

Sonstige thermische KW 52.893 25<br />

4.322 26<br />

Sonstige regenerative KW - 401<br />

SUMME 450.765<br />

Die Verluste bei der Verteilung elektrischer Energie können ebenfalls /BMI96/ entnommen<br />

werden. Über alle Spannungsebenen werden in der Kategorie "Netzverluste<br />

<strong>und</strong> Nichterfaßtes" 20.437 GWh geführt. Als weiterer Verlustposten geht in die <strong>Bilanzierung</strong><br />

die Differenz aus Pumpstromverbrauch <strong>und</strong> Pumpstrom-Netto-Erzeugung ein.<br />

Dieser liegt bei r<strong>und</strong> 1.464 GWh. Die Gesamtverluste liegen somit bei r<strong>und</strong><br />

21.900 GWh oder 4,9 %.<br />

Importe <strong>und</strong> Exporte<br />

Da das Außenhandelssaldo elektrischer Energie mit einer Netto-Lieferung <strong>von</strong> r<strong>und</strong><br />

5442 GWh (/BMI 96/) bei nur 1,2 % der Gesamterzeugung liegt, <strong>und</strong> eine Aufschlüsselung<br />

der Bezüge bzw. Lieferungen auf Energieträger nicht möglich ist, werden Im- <strong>und</strong><br />

Exporte vernachlässigt.<br />

Anlagenherstellung<br />

Zur primärenergetischen Bewertung werden neben diesen Informationen noch Daten<br />

über den Anlagenpark <strong>und</strong> dessen KEA benötigt. Aus den im Rahmen dieses Projekts<br />

durchgeführten Kraftwerksuntersuchungen sowie einer Reihe weiterer Studie der FfE<br />

können folgende Primärenergieaufwendungen für den Anlagenpark zur Stromerzeugung<br />

in Deutschland hergeleitet werden. Dazu wurde der Kumulierte Energieaufwand<br />

der detailliert untersuchten Kraftwerke auf deren Nennleistung bezogen. Mit Hilfe der<br />

gesamten installierten Leistung <strong>und</strong> der Netto-Erzeugung in 1996 wurden dann erzeu-<br />

24 Laufwasserkraftwerke, Speicherkraftwerke, Pumpspeicherkraftwerke<br />

25 Energieeinsatz aus: Sonstige gasförmige Brennstoffe, Übrige ohne Windkraft <strong>und</strong> PV; Energieeinsatz aus Windkraft<br />

<strong>und</strong> PV gleich der Erzeugung angenommen<br />

26 Erzeugung aus: Sonstige gasförmige Brennstoffe, Übrige ohne Windkraft <strong>und</strong> PV


Energieträger 51<br />

gungsspezifische Anlagenaufwendungen für Kraftwerkstypen bestimmt. Tabelle 20<br />

zeigt die Ergebnisse dieser Berechnung jeweils bezogen auf das Output der jeweiligen<br />

Anlage. Durch diese Vorgehensweise werden typische Einsatzfälle der jeweiligen<br />

Kraftwerkstypen (Gr<strong>und</strong>-, Mittel- oder Spitzenlastkraftwerk) berücksichtigt.<br />

Tabelle 20: Erzeugungsspezifischer Kumulierter Energieaufwand für Herstellung,<br />

Nutzung <strong>und</strong> Entsorgung <strong>von</strong> Anlagen zur Stromerzeugung / Verteilung<br />

Anlagentyp Spez. KEA [MJ/kWhel.]<br />

Wasser-KW 0,140<br />

Kernkraftwerke 0,058<br />

Braunkohle-KW 0,038<br />

Steinkohle-KW 0,048<br />

Heizöl-KW 27<br />

0,102<br />

Erdgas-KW 0,021<br />

Sonstige regenerative KW 28<br />

0,200<br />

Netzanlagen 29<br />

0,046<br />

Für die in der Tabelle nicht aufgelisteten sonstigen thermischen Kraftwerke wurden<br />

keine detaillierte Untersuchung durchgeführt. Die Aufwendungen werden daher mit<br />

den Werten für Braunkohlekraftwerke abgeschätzt.<br />

Emissionen<br />

Da die Verbrennungs- <strong>und</strong> Emissionsminderungstechnik in Kraftwerken deutlich <strong>von</strong><br />

typischen Haushalts- <strong>und</strong> Industriefeuerungen abweicht, werden den weiteren Berechnungen<br />

kraftwerksspezifische Emissionswerte aus eigenen Berechnungen (CO2) bzw.<br />

/GEM/ zugr<strong>und</strong>egelegt.<br />

Tabelle 21: Kraftwerksspezifische Emissionen (direkte Emissionen)<br />

Kraftwerkstyp CO2<br />

[g/kWh]<br />

CO<br />

[g/kWh]<br />

NOX<br />

[g/kWh]<br />

SO2<br />

[g/kWh]<br />

CH4<br />

[g/kWh]<br />

NMVOC<br />

[g/kWh]<br />

N20<br />

[g/kWh]<br />

Staub<br />

[g/kWh]<br />

Braunkohle-KW 1.160 0,220 0,805 0,539 0,036 0,016 0,031 0,106<br />

Steinkohle-KW 896 0,214 0,550 0,685 4,164 0,039 0,047 0,021<br />

Heizöl-KW 893 0,456 0,626 1,054 0,225 0,176 0,027 0,051<br />

Erdgas-KW 482 1,805 3,527 0,049 1,515 0,339 0,025 0,054<br />

Sonstige thermische KW 30<br />

937,7 0,853 2,985 0,424 0,085 1,706 0,043 0,131<br />

Neben diesen direkten Emissionen werden auch die Emissionen der vorgelagerten Ketten<br />

(Brennstoffbereitstellung <strong>und</strong> Anlagenherstellung) berücksichtigt. Diese sind in<br />

Tabelle 22 zusammengefaßt.<br />

27 Da für Heizöl-Kraftwerke keine detaillierte Untersuchung durchgeführt wurde, mußte eine Abschätzung mit Hilfe der<br />

leistungsspezifischen Aufwendungen für das GuD-Kraftwerk vorgenommen werden. Die deutlich geringere Auslastung<br />

der Heizölkraftwerke führt im Ergebnis zu einem vergleichsweise hohen spezifischen Herstellungsaufwand.<br />

28 Der Wert gilt für Windkraftanlagen; PV-Anlagen <strong>und</strong> Biomasse(heiz)kraftwerke wurden vernachlässigt, da deren Anteil<br />

an der öffentlichen Stromversorgung vernachlässigt werden kann bzw. keine gesicherten Werte für diese Kraftwerkstypen<br />

vorliegen.<br />

29 Wert für alle Komponenten der Verteilung<br />

30 Verbrennungsemissionen für Hausmüll <strong>und</strong> ähnliche Reststoffe abgeschätzt<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


52 Allgemeiner Teil<br />

Tabelle 22: Kraftwerksspezifische Emissionen (indirekte Emissionen) aus Kraftwerksherstellung<br />

<strong>und</strong> Brennstoffbereitstellung<br />

Kraftwerkstyp CO2<br />

[g/kWh]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

CO<br />

[g/kWh]<br />

NOX<br />

[g/kWh]<br />

SO2<br />

[g/kWh]<br />

CH4<br />

[g/kWh]<br />

NMVOC<br />

[g/kWh]<br />

N20<br />

[g/kWh]<br />

Staub<br />

[g/kWh]<br />

Wasser-KW 8,26 0,008 0,036 0,018 0,017 0,005 0,000 0,003<br />

Kernkraftwerke 10,8 0,006 0,016 0,014 0,036 0,001 0,000 0,001<br />

Braunkohle-KW 28,6 0,013 0,027 0,021 0,040 0,007 0,002 0,003<br />

Steinkohle-KW 45,7 0,026 0,107 0,131 4,917 0,007 0,001 0,015<br />

Heizöl-KW 114,5 0,254 0,352 0,413 0,280 0,211 0,002 0,050<br />

Erdgas-KW 44,0 0,403 0,142 0,060 1,872 0,008 0,001 0,032<br />

Sonstige thermische KW 31<br />

27,0 0,084 0,294 0,042 0,037 0,054 0,000 0,001<br />

Sonstige regenerative KW 32<br />

17,0 0,063 0,039 0,010 0,033 0,004 0,000 0,008<br />

Ergebnisse<br />

Aus obigen Daten ergibt sich folgendes Bild für die öffentliche Stromversorgung - für<br />

die Kraftwerkstypen, im Mix über alle Spannungsebenen <strong>und</strong> Primärenergieträger sowie<br />

frei Verbraucher - in Deutschland 1996:<br />

• Der spezifische Primärenergieaufwand für die Bereitstellung elektrischer Energie<br />

liegt bei r<strong>und</strong> 3,18 MJ/MJel.. Die Aufschlüsselung der einzelnen Aufwandsposten<br />

können Abbildung 15 entnommen werden.<br />

• Die spezifischen CO2-Emissionen liegen bei r<strong>und</strong> 650 g/kWhel.. Weitere Emissionen<br />

können Tabelle 23 entnommen werden.<br />

Tabelle 23: Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse zur Strombereitstellung<br />

in Deutschland<br />

Kraftwerkspark<br />

Deutschland 1996<br />

KEA<br />

[kWhprim/kWhel.]<br />

CO2<br />

[g/kWh]<br />

CO<br />

[g/kWh]<br />

NOX<br />

[g/kWh]<br />

SO2<br />

[g/kWh]<br />

CH4<br />

[g/kWh]<br />

NMVOC<br />

[g/kWh]<br />

N20<br />

[g/kWh]<br />

Der Kumulierte Energieaufwand für die öffentliche Stromversorgung lag 1996 bei<br />

1.352 TWh (4.866 PJ). Abbildung 15 zeigt die Aufteilung des Kumulierten Energieaufwands<br />

auf thermische Kraftwerke, Kernkraftwerke <strong>und</strong> regenerative Stromerzeugung.<br />

Es sind auch die Herstellungs-, Nutzungs- <strong>und</strong> Entsorgungsaufwendungen für die Anlagen<br />

zur Brennstoffbereitstellung <strong>und</strong> Umwandlungsanlagen berücksichtigt. Sie wurden<br />

entsprechend ihrer Nutzungsdauern (15, 30 oder 40 Jahre) abgeschrieben <strong>und</strong> als<br />

Verluste in dieser Bilanz berücksichtigt. Der Nettostromverbrauch betrug im Deutsch-<br />

31 Verbrennungsemsionen für Hausmüll <strong>und</strong> ähnliche Reststoffe abgeschätzt<br />

32 Windkraftanlagen, da PV-Anlagen für die öffentliche Stromversorgung ein untergeordnete Rolle spielen<br />

Staub<br />

[g/kWh]<br />

Steinkohle-KW 2,884 942 0,189 0,547 0,695 4,932 0,039 0,046 0,032<br />

Braunkohle-KW 3,128 1185 0,151 0,748 0,478 0,053 0,021 0,032 0,090<br />

Erdgas-KW 2,726 517 1,654 0,901 0,052 1,487 0,077 0,025 0,057<br />

Heizöl-KW 3,557 1005 0,511 1,084 0,628 0,301 0,237 0,029 0,051<br />

Kernkraftwerke 3,246 10,8 0,006 0,016 0,014 0,036 0,001 0,000 0,001<br />

Wasserkraftwerke 1,039 8,3 0,008 0,036 0,018 0,017 0,005 0,000 0,003<br />

Sonstige regenerative 1,056 17,0 0,063 0,039 0,010 0,033 0,004 0,000 0,008<br />

Sonstige thermische 3,806 960 0,934 3,266 0,458 0,114 1,758 0,043 0,131<br />

Mix ab Kraftwerk 3,02 637 0,214 0,459 0,338 1,465 0,041 0,023 0,040<br />

Mix frei Verbraucher 3,18 669 0,225 0,483 0,356 1,541 0,043 0,025 0,042


Energieträger 53<br />

landmix 1996 425 TWh (1.529 PJ). Der Nutzungsgrad der Nettostromerzeugung aus<br />

regenerativen Energien wurde mit 100 % angesetzt, damit liegt der Kumulierte Energieaufwand<br />

hierfür bei rd. 55 PJ. Etwas größer ist der Kumulierte Energieaufwand für<br />

alle Anlagen, welche zur Gewinnung, Transport <strong>und</strong> Umwandlung der Rohstoffe <strong>und</strong><br />

für die Netzeinrichtungen zur Bereitstellung der elektrischen Energie nötig sind. Der<br />

Kumulierte Energieaufwand der Strombereitstellung beträgt insgesamt<br />

3,18 PJ/PJelektrisch. Ohne Berücksichtigung des regenerativen Anteils ergibt sich ein<br />

Aufwand <strong>von</strong> 3,14 PJ/PJelektrisch. Der Kumulierte Regenerative Aufwand (KRA) für die<br />

Strombereitstellung liegt mit 0,04 kWhprim/kWhel. bei r<strong>und</strong> 1,3 % des gesamten Energieaufwands.<br />

60 Anlagen<br />

16<br />

2.990<br />

1,8<br />

1.765<br />

55<br />

Verluste*<br />

137<br />

11,5<br />

Verluste*<br />

1.875<br />

Netzeinrichtungen: 19,5<br />

Brennstoffbereitstellung<br />

Alle Angaben in PJ<br />

Verluste*<br />

17,7<br />

2.869 1.749<br />

Thermische Kraftwerke<br />

8,9<br />

Verluste*<br />

1.211<br />

1.006<br />

Verluste*<br />

98,5<br />

Uranbereitstellung<br />

Kernkraftwerke<br />

547<br />

Netz<br />

1.529<br />

1.608<br />

2,2<br />

Verluste*<br />

2,2<br />

55<br />

Regenerative<br />

Stromerzeugung<br />

Nettostromerzeugung<br />

Deutschland-Mix 1996<br />

Kumulierter Energieaufwand: 3,18 PJ/PJ<br />

Regenerativer Anteil: 0,04 PJ/PJ<br />

Nichtregenerativer Anteil: 3,14 PJ/PJ<br />

* Der KEA für die Herstellung bzw. Entsorgung der Anlagen<br />

wird als energetische Abschrei-bung den Verlusten bei der<br />

Umwandlung zugerechnet.<br />

Quellen:<br />

- Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München<br />

- Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik<br />

der TU München<br />

- Referat der Elektrizitätswirtschaft im BMWi:<br />

Die Elektrizitätswirtschaft in der BRD 1996.<br />

Abbildung 15: Kumulierter Energieaufwand der öffentlichen Stromversorgung 1996<br />

5.2.2 In anderen Ländern<br />

Während bei den Brennstoffen da<strong>von</strong> ausgegangen werden kann, daß sich die Aufwendungen<br />

für die Bereitstellung nicht wesentlich <strong>von</strong> denen in Deutschland unterscheiden,<br />

ergeben sich aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Kraftwerksparks in den verschiedenen<br />

Ländern deutlich unterschiedliche Aufwendungen bei der Bereitstellung elektrischer<br />

Energie. Daher muß bei der Herstellung importierter Güter der jeweilige Importstrommix<br />

zugr<strong>und</strong>egelegt werden.<br />

Einzelne Länder:<br />

Zur Ermittlung der Primärenergieaufwendungen für die Bereitstellung elektrischer<br />

Energie außerhalb Deutschlands wird folgendermaßen vorgegangen:<br />

• Für die Bereitstellung der eingesetzten Brennstoffmengen wird <strong>von</strong> ähnlichen Verhältnissen<br />

wie ein Deutschland ausgegangen. Dies mag für einzelne Länder nicht<br />

zutreffen, jedoch sind Informationen zur Brennstoffbereitstellung bereits in<br />

el<br />

el<br />

el<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


54 Allgemeiner Teil<br />

Deutschland schwer zu erhalten, so daß der Aufwand für eine länderspezifische Betrachtung<br />

in keinem Verhältnis zum Genauigkeitsgewinn steht.<br />

• Der Kraftwerksmix mit den Anteilen der Netto-Stromerzeugung der verschiedenen<br />

Energieträger an der Gesamterzeugung sowie Brennstoffeinsatz wird einschlägigen<br />

Quellen (z.B. /EIE 96/, /VIK 96/) entnommen.<br />

• Sofern Statistiken eines Landes zur Berechnung des durchschnittlichen Nutzungsgrades<br />

thermischer Kraftwerke nicht ausreichen, wird in Anlehnung an /Ma93/ ein<br />

länderspezifischer Mehraufwand (maximal 1,3 für die GUS 33 ) angenommen.<br />

• Die Verteilungsverluste werden mit den für Deutschland ermittelten Werten abgeschätzt,<br />

sofern keine genaueren Angaben zur Verfügung stehen.<br />

• Die Energieaufwendungen <strong>und</strong> Emissionen der Anlagenherstellung werden mit Hilfe<br />

der im Rahmen dieses Projekts ermittelten Werte für Deutschland abgeschätzt,<br />

wobei auch hier der oben erwähnte Mehraufwand berücksichtigt wird. Die zum Teil<br />

deutlich höheren Emissionswerte in Ländern ohne entsprechende Umweltauflagen<br />

konnten wegen fehlender Informationen nicht berücksichtigt werden.<br />

Diese Vorgehensweise wird im folgenden am Beispiel der GUS dargestellt.<br />

Die in Tabelle 24 dargestellten statistischen Daten zum Kraftwerkspark stammen aus<br />

/EIE96/ <strong>und</strong> gelten für das Jahr 1993.<br />

Tabelle 24: Statistische Informationen zum Kraftwerkspark der GUS (Werte in<br />

Klammern sind geschätzt bzw. methodisch bedingt) 34<br />

Energieträger (Kraftwerkstyp) Energieeinsatz<br />

[PJ]<br />

Solids (Steinkohle-KW) 3.692<br />

Oil (Schweröl-KW) 2.930<br />

Gas (Erdgas-KW) 9.218<br />

Geothermal (sonstige regenerative KW) 251<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Erzeugung<br />

[TWh]<br />

Nutzungsgrad<br />

[%]<br />

1.010 22,6<br />

Nuclear (Kernkraftwerk) (661) 207 (31,3) 35<br />

Hydro & Wind (Wasserkraftwerk) (244) 244 (100)<br />

Gesamt 17.251 1.461 30,5<br />

Der spezifische Brennstoffaufwand thermischer Kraftwerke liegt damit bei<br />

3,82 MJBrennstoff/MJel. Im Vergleich zum spezifischen Aufwand thermischer Kraftwerke<br />

in Deutschland (2,94 MJBrennstoff/MJel) bedeutet dies einen Mehraufwand um den Faktor<br />

1,3. Dieser wird unter anderem der Emissionsberechnung zugr<strong>und</strong>egelegt.<br />

Für in der GUS verwendete elektrische Energie gelten somit die in Tabelle 25 dargestellten<br />

Zahlenwerte.<br />

33 Der durchschnittliche thermische Nutzungsgrad lag hier 1993 nach Angaben aus /EIE 96/ bei r<strong>und</strong> 22,6 % (33,9 % in<br />

Deutschland).<br />

34 Werte in Klammern sind methodisch bedingt oder durch Abschätzung auf Basis deutscher Werte ermittelt<br />

35 Abgeschätzt mit Wert für Deutschland


Energieträger 55<br />

Tabelle 25: Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse zur Strombereitstellung<br />

in der GUS<br />

Strommix - GUS<br />

1993<br />

KEA<br />

[kWhprim/kWhel.]<br />

CO2<br />

[g/kWh]<br />

CO<br />

[g/kWh]<br />

NOX<br />

[g/kWh]<br />

SO2<br />

[g/kWh]<br />

CH4<br />

[g/kWh]<br />

NMVOC<br />

[g/kWh]<br />

N20<br />

[g/kWh]<br />

Staub<br />

[g/kWh]<br />

frei Verbraucher 3,63 0,649 1,133 0,823 0,278 2,192 0,089 0,028 0,052<br />

Ländergruppen:<br />

Für viele der im folgenden betrachteten Prozeßketten werden die benötigten Rohstoffe,<br />

sowie Zwischenprodukte nach Deutschland importiert. Da in diesen Ländern eine <strong>von</strong><br />

Deutschland abweichende Kraftwerksstruktur gegeben ist, weichen die Aufwendungen<br />

für die Bereitstellung deutlich <strong>von</strong> denen in Deutschland ab. Um nun den elektrischen<br />

Energieaufwand z.B. für den Eisenerz-Abbau bzw. die Eisenerz-Aufbereitung primärenergetisch<br />

korrekt bewerten zu können ist es nötig, einen nach Importanteilen (I)<br />

gewichteten spezifischen Energieaufwand zu bilden:<br />

KEA<br />

el Mix<br />

=<br />

<br />

i=<br />

Land<br />

KEA<br />

eli<br />

× I<br />

i<br />

Der Importanteil eines Landes ist der massenmäßige Anteil 36 des Imports aus diesem<br />

Land am Gesamtimport eines Stoffes. Die KEAel,i sind die - wie oben für Rußland berechneten<br />

- spezifischen Primärenergieaufwendungen der Strombereitstellung im jeweiligen<br />

Land. Das Ergebnis KEAel,Mix ist somit wieder ein spezifischer Primärenergieaufwand<br />

pro kWh elektrischer Energie, mit dem die bekannten Aufwendungen elektrischer<br />

Energie in den betreffenden Ländern bewertet werden. Ähnliches gilt für die spezifischen<br />

Emissionen einer Ländergruppe; auch hier werden die für einzelne Länder<br />

ermittelten spezifischen Emissionen über die massenmäßigen Importanteile gewichtet.<br />

Die für diese Studie relevanten Ländergruppen sind in Kapitel 4.1.2 zusammengefaßt.<br />

36 Die Mittelung über die Massen ist nur richtig, wenn die spezifischen Endenergieaufwendungen in den verschiedenen<br />

Importländern sich nicht unterscheiden. Diese Einschränkung ist ein wichtiges Kriterium dafür, ob es zulässig ist,<br />

Länder zu einer Gruppe zusammenzufassen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


56 Allgemeiner Teil<br />

6 Fazit<br />

Im vorliegenden Teilbericht der Studie "Analyse <strong>von</strong> Energie- <strong>und</strong> Stoffströmen - Basisdaten<br />

für die ökologische Bewertung <strong>von</strong> Unternehmen, Wirtschaftsgütern <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen" werden die methodischen Gr<strong>und</strong>lagen sowie wichtige Ausgangsdaten<br />

für die primärenergetische <strong>und</strong> emissionsmäßige Bewertung dargelegt.<br />

Die im Rahmen des Gesamtprojekts untersuchten Prozeßketten für die Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Energieträgern, <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong> liefern Aussagen<br />

• zum Ressourcenaufwand,<br />

• zum Energieaufwand <strong>und</strong><br />

• zu den Emissionen<br />

<strong>und</strong> damit zu drei wesentlichen umweltrelevanten Themenfeldern.<br />

Die Durchführung <strong>von</strong> KEA-Analysen aber auch <strong>von</strong> Ökobilanzen komplexer Produkte<br />

wird durch diese Informationen deutlich vereinfacht bzw. bei knappen finanziellem <strong>und</strong><br />

personellem Rahmen erst ermöglicht. Mit Hilfe der Unterstützung der Bayerischen<br />

Forschungsstiftung <strong>und</strong> vieler Industriepartner ist somit ein Schritt hin zur ganzheitlichen<br />

Betrachtung industrieller Fertigungsprozesse gelungen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


7 Quellen<br />

AGE 78 Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen: Energiebilanzen der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland: Band II. Frankfurt a.M.: Verlags- <strong>und</strong> Wirtschaftsgesellschaft der Elektrizitätswerke<br />

mbH, 1978<br />

BMI 96 Die Elektrizitätswirtschaft in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland im Jahre 1996, Statistischer<br />

Bericht des Referats Elektrizitätswirtschaft im B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Wirtschaft, Verlags- <strong>und</strong> Wirtschaftsgesellschaft der Elektrizitätswerke mbH, 1997<br />

BAU 97 H. Bauer et.al.; Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> energieoptimierte Nutzungsdauer<br />

<strong>von</strong> Personenkraftwagen; Studie des Lehrstuhls für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerrkstechnik<br />

der TU München <strong>und</strong> der Forschungsstelle für Eenergiewirtschaft,<br />

München im Auftrag des ZAE Bayern, 1997<br />

DRE99 Dreier, Thomas: Biogene Kraftstoffe - Energetische, ökologische <strong>und</strong> ökonomische<br />

Analyse; Heft 38 der IfE Schriftenreihe; Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik<br />

der TU München; München 1999<br />

FLE 99 Fleißner, Thomas; Primärenergetische Optimierung eines autarken Hybridfahrzeugs;<br />

Dissertation am Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik der TU<br />

München, 1999<br />

FRI 93 A. Fritzmaier; Prozeßkettenanalyse der Bereitstellung <strong>von</strong> Kraftstoffen; Diplomarbeit<br />

an der FH München; 1993<br />

GAB 1 Schwaiger, K.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung<br />

(GABIE), Teil I: Allgemeiner Teil, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München<br />

1996<br />

GAB 2 Köhler, D., Schwaiger, K.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung<br />

(GABIE), Teil II: Energetische Untersuchung eines Kernkraftwerkes,<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1996<br />

GAB 3 Köhler, D., Layer, G., Schwaiger, K.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der<br />

Energiebereitstellung (GABIE), Teil III: Energetische Untersuchung eines Steinkohlekraftwerkes,<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1996<br />

GAB 4 Köhler, D., Layer, G., Schwaiger, K.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der<br />

Energiebereitstellung (GABIE), Teil IV: Energetische Untersuchung eines Braunkohlekraftwerkes,<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1996<br />

GAB 5 Hoffmeyer, M., Köhler, D., Schwaiger, K.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong><br />

der Energiebereitstellung (GABIE), Teil V: Energetische Untersuchung eines GuD-<br />

Kraftwerkes, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1996<br />

GAB 6 Köhler, D., Schwaiger, K.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung<br />

(GABIE), Teil VI: Energetische Untersuchung eines BHKW, Forschungsstelle<br />

für Energiewirtschaft, München 1996<br />

GAB 7 Köhler, D., Schwaiger, K.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung<br />

(GABIE), Teil VI: Kumulierter Energieaufwand für den Braunkohletagebau,<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1999<br />

GAB 8 Schwärzer, M; Köhler, D.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung<br />

(GABIE), Teil VIII: Emissionen der Strombereitstellung aus thermischen<br />

<strong>und</strong> nuklearen Kraftwerken, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1999<br />

57<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


58 Allgemeiner Teil<br />

GRU 1 Köhler, D.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong>,<br />

Teil I: Allgemeiner Teil, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1999<br />

GRU 2 Hutter, C., Lilleike, J., Schwärzer, M.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong>, Teil II: Baustoffe , Forschungsstelle für Energiewirtschaft,<br />

München 1999<br />

GRU 3 Corradini, R.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong>,<br />

Teil III: Metalle, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1999<br />

GRU 4 Tzscheutschler, P.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Halbzeugen</strong>, Teil IV: Kunststoffe, Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik<br />

der TU München 1999<br />

GRU 5 Dreier, T., et al.: <strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Halbzeugen</strong>, Teil V: Sonstiges, Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik<br />

der TU München <strong>und</strong> Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1999<br />

NEH Fleißner, T., Schmittinger, C.: Wege zum Niedrigenergiehaus: <strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong>,<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft München <strong>und</strong> Lehrstuhl für Energiewirtschaft<br />

<strong>und</strong> Kraftwerkstechnik der TU München, 1999<br />

WPU Bressler, G., et al.: <strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Wärmepumpen als Basis einer<br />

Ökobilanz, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1998<br />

PRA Hutter, C.:, Köhler, D.: Ökobilanzierung mit Hilfe der KEA-Datenbank (Praxistests),<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1999<br />

GEM Gesamt-Emissions-Modell Integrierter Systeme; Programm zur Analyse der Umweltaspekte<br />

<strong>von</strong> Energie-, Stoff- <strong>und</strong> Transportprozessen; Öko-Institut e.V., Darmstadt<br />

1989-1999<br />

EUR 94 Ökologie der Stoffströme, Studie im Rahmen des Thermie-Programms zu verschiedenen<br />

Wegen der Hausmüllentsorgung im Auftrag der Europäischen Union, 1994<br />

FFE 96 H. Bauer, C. Schmittinger; Prozeßkettenanalyse <strong>und</strong> Verfügbarkeit <strong>von</strong> Erdgas als<br />

Kraftstoff für Kraftfahrzeuge, Unveröffentlichte Studie im Auftrag der BMW AG,<br />

1996<br />

FVV 98 T. Dreier et. al.; Brennstoffzellen-Studie - <strong>Ganzheitliche</strong> Systemuntersuchung zur<br />

Energiewandlung durch Brennstoffzellen; Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen<br />

e.V.; 1998<br />

HAG 92 Hagedorn, G.: Kumulierter Energieaufwand <strong>von</strong> Photovoltaik- <strong>und</strong> Windkraftanlagen;<br />

Dissertation am Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik der TU<br />

München; 1992<br />

JES 94 Jess, A.: Energieaufwand der Herstellung <strong>von</strong> Mineralölprodukten in Raffinerien in<br />

Deutschland, Lehrstuhl für Chemie <strong>und</strong> Technik <strong>von</strong> Gas, Erdöl <strong>und</strong> Kohle am Engler-Bunte-Institut<br />

der Universität Karlsruhe, 1994, Studie im Auftrag der Forschungsstelle<br />

für Energiewirtschaft<br />

KIN 92 Schaefer, H. et al.: Systemquervergleich zwischen einem projektierten <strong>und</strong> einem<br />

ausgeführten Wasserkraftwerk an der Lechstaustufe 8a bei Kinsau unter besonderer<br />

Berücksichtigung des kumulierten Energieaufwands <strong>und</strong> der kumulierten CO2-<br />

Emissionen; Studie im Auftrag der BAWAG (Bayerische Wasserkraftwerke AG);<br />

1992<br />

MAU 93 Mauch, W.: Kumulierter Energieaufwand für Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen - Basis für<br />

Ökobilanzen; Dissertation am Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik<br />

der TU München; 1993<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Quellen 59<br />

MAU 95 Mauch, W.: Methodik zur ganzheitlichen energetischen Bewertung, Vortrag Schliersee-Tagung<br />

2.,3. Mai 1995, VDI Berichte 1190, S. 177-190, Forschungsstelle für<br />

Energiewirtschaft München, 1995<br />

ÖKO 95 Eidgenössische Technische Hochschule Zürich u.a.: Baustoffdaten - Ökoinventare;<br />

Karlsruhe, Weimar, Zürich 1995<br />

VDI 4600 Kumulierter Energieaufwand – Begriffe, Definitionen, Berechnungsmethoden, VDI-<br />

Richtlinie 4600<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


<strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong><br />

Teil II Baustoffe<br />

Auftraggeber:<br />

Bayerische<br />

Forschungsstiftung<br />

FfE-Auftragsnummer: 065.1/KEA<br />

Bearbeiter: C. Hutter<br />

D. Köhler<br />

J. Lilleike<br />

M. Schwärzer<br />

München, im Juli 1999<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft<br />

Am Blütenanger 71<br />

80995 München<br />

Tel.: (089) 158 121 - 0<br />

Fax: (089) 158 121 - 10<br />

E-mail: gfpe@ffe.de<br />

Internet: www.ffe.de


Inhaltsverzeichnis.Doc<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Einführung.................................................................................................................................. 1<br />

A Bausand, Baukies<br />

1 Einleitung .......................................................................................................................................... 3<br />

2 Rohstoffe ........................................................................................................................................... 4<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe............................................................................................................................ 4<br />

2.2 Energetische Daten......................................................................................................................................... 4<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................... 5<br />

3 Bausand, Baukies............................................................................................................................. 5<br />

3.1 Herstellung...................................................................................................................................................... 5<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion ................................................................................................................ 5<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................... 6<br />

B Gips<br />

1 Einleitung .......................................................................................................................................... 9<br />

2 Rohstoffe ........................................................................................................................................... 9<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe............................................................................................................................ 9<br />

2.2 Energetische Daten....................................................................................................................................... 10<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 11<br />

3 Baugips............................................................................................................................................ 12<br />

3.1 Herstellung.................................................................................................................................................... 12<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................. 13<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 14<br />

4 Gipsbauelemente............................................................................................................................ 16<br />

4.1 Herstellung.................................................................................................................................................... 16<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................. 17<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 17<br />

C Kalk<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................ 19<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 20<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe.......................................................................................................................... 20<br />

2.2 Energetische Daten....................................................................................................................................... 20<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 20<br />

3 Kalkstein.......................................................................................................................................... 21<br />

3.1 Herstellung.................................................................................................................................................... 21<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................. 21<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 21<br />

4 Kalksteinmehl ................................................................................................................................. 22<br />

4.1 Herstellung.................................................................................................................................................... 22<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................. 22<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


ii<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................22<br />

5 Branntkalk (Feinkalk)......................................................................................................................23<br />

5.1 Herstellung.....................................................................................................................................................23<br />

5.2 Energetische Daten der Produktion ...............................................................................................................24<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................25<br />

6 Kalkhydrat .......................................................................................................................................27<br />

6.1 Herstellung.....................................................................................................................................................27<br />

6.2 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................28<br />

D Zement<br />

1 Einleitung.........................................................................................................................................31<br />

2 Rohstoffe .........................................................................................................................................33<br />

2.1 Bereitstellung .................................................................................................................................................33<br />

2.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................33<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................34<br />

3 Zementklinker..................................................................................................................................35<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................35<br />

3.2 Energetische Daten zur Produktion ...............................................................................................................35<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................36<br />

4 Portlandzement PZ 350 ..................................................................................................................40<br />

4.1 Herstellung.....................................................................................................................................................40<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion ...............................................................................................................40<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................41<br />

5 Portlandhüttenzement (EPZ 350) ..................................................................................................42<br />

5.1 Herstellung.....................................................................................................................................................42<br />

5.2 Energetische Daten zur Produktion ...............................................................................................................43<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................43<br />

6 Hochofenzement (HOZ 350)...........................................................................................................45<br />

6.1 Herstellung.....................................................................................................................................................45<br />

6.2 Energetische Daten zur Produktion ...............................................................................................................45<br />

6.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................46<br />

E Beton<br />

1 Einleitung.........................................................................................................................................49<br />

2 Rohstoffe .........................................................................................................................................49<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe...........................................................................................................................50<br />

2.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................51<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................52<br />

3 Beton (Transport-, Ortbeton) .........................................................................................................53<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................53<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion ...............................................................................................................54<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................54<br />

4 Betonfertigteile................................................................................................................................57<br />

4.1 Herstellung.....................................................................................................................................................57<br />

4.2 Energetische Daten zur Produktion ...............................................................................................................58<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................58<br />

5 Betonwaren aus Normalbeton.......................................................................................................61<br />

5.1 Herstellung.....................................................................................................................................................61<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


5.2 Energetische Daten zur Produktion............................................................................................................... 62<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 62<br />

F Gasbeton<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................ 65<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 65<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe.......................................................................................................................... 66<br />

2.2 Energetische Daten....................................................................................................................................... 66<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 67<br />

3 Gasbetonsteine, Montagebauteile ................................................................................................69<br />

3.1 Herstellung.................................................................................................................................................... 69<br />

3.2 Energetische Daten zur Produktion............................................................................................................... 70<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 71<br />

G Leichtbetonmauersteine<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................ 73<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 73<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe.......................................................................................................................... 73<br />

2.2 Energetische Daten....................................................................................................................................... 74<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 75<br />

3 Leichtbetonmauersteine ................................................................................................................ 76<br />

Herstellung 76<br />

3.2 Energetische Daten zur Produktion............................................................................................................... 77<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 77<br />

4 Leichtbetonplatte............................................................................................................................ 79<br />

4.1 Herstellung.................................................................................................................................................... 79<br />

4.2 Energetische Daten zur Produktion............................................................................................................... 80<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 80<br />

H Mörtel, Putz, Estrich<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................ 83<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 83<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe.......................................................................................................................... 84<br />

2.2 Energetische Daten....................................................................................................................................... 85<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 86<br />

3 Mörtel 87<br />

3.1 Herstellung.................................................................................................................................................... 88<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................. 88<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 88<br />

4 Putz 92<br />

4.1 Herstellung.................................................................................................................................................... 93<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................. 93<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 94<br />

5 Estrich 97<br />

5.1 Herstellung.................................................................................................................................................... 98<br />

5.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................. 98<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................... 98<br />

iii<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


iv<br />

I Ziegel<br />

1 Einleitung.......................................................................................................................................101<br />

2 Rohstoffe .......................................................................................................................................101<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe.........................................................................................................................102<br />

2.2 Energetische Daten .....................................................................................................................................102<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................103<br />

3 Mauerziegel (Leichthochlochziegel) ...........................................................................................103<br />

3.1 Herstellung...................................................................................................................................................103<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................106<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................107<br />

4 Vormauerziegel (Klinker) .............................................................................................................111<br />

4.1 Herstellung...................................................................................................................................................111<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................111<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................112<br />

5 Dachziegel (Ton) ...........................................................................................................................114<br />

5.1 Herstellung...................................................................................................................................................114<br />

5.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................114<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................115<br />

K Kalksandstein<br />

1 Einleitung.......................................................................................................................................119<br />

2 Rohstoffe .......................................................................................................................................119<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe.........................................................................................................................119<br />

2.2 Energetische Daten .....................................................................................................................................119<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................120<br />

3 Kalksandstein................................................................................................................................121<br />

3.1 Herstellung...................................................................................................................................................121<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................123<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................124<br />

L Flachglas<br />

1 Einleitung.......................................................................................................................................127<br />

2 Rohstoffe .......................................................................................................................................127<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe.........................................................................................................................127<br />

2.2 Energetische Daten .....................................................................................................................................129<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................130<br />

3 Flachglas .......................................................................................................................................131<br />

1.1 Herstellung...................................................................................................................................................131<br />

1.2 Energetische Daten der Produktion .............................................................................................................133<br />

1.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen ...................................................................................................................................134<br />

M Mineralwolle<br />

1 Einleitung.......................................................................................................................................139<br />

2 Rohstoffe .......................................................................................................................................139<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe.........................................................................................................................139<br />

2.2 Energetische Daten .....................................................................................................................................140<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 142<br />

3 Steinwolle ...................................................................................................................................... 143<br />

3.1 Herstellung.................................................................................................................................................. 143<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion ............................................................................................................ 144<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 144<br />

4 Glaswolle ....................................................................................................................................... 146<br />

4.1 Herstellung.................................................................................................................................................. 146<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion ............................................................................................................ 147<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 147<br />

N Holz<br />

1 Einleitung ...................................................................................................................................... 151<br />

2 Rohstoffe ....................................................................................................................................... 151<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe........................................................................................................................ 151<br />

2.2 Energetische Daten..................................................................................................................................... 152<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 153<br />

3 Schnittholz .................................................................................................................................... 155<br />

3.1 Verarbeitungsschritte .................................................................................................................................. 155<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion ............................................................................................................ 156<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 157<br />

4 Technisch getrocknetes Schnittholz .......................................................................................... 159<br />

4.1 Technische Trocknung................................................................................................................................ 159<br />

4.2 Energetische Daten der Trocknung............................................................................................................. 159<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 160<br />

5 Brettschichtträger......................................................................................................................... 163<br />

5.1 Verarbeitungsschritte .................................................................................................................................. 163<br />

5.2 Energetische Daten der Produktion ............................................................................................................ 165<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 165<br />

6 Furniere.......................................................................................................................................... 168<br />

6.1 Verarbeitungsschritte .................................................................................................................................. 168<br />

6.2 Energetische Daten der Produktion ............................................................................................................ 169<br />

6.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 170<br />

7 Sperrholz ....................................................................................................................................... 172<br />

7.1 Verarbeitungsschritte .................................................................................................................................. 172<br />

7.2 Energetische Daten der Produktion ............................................................................................................ 174<br />

7.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 175<br />

8 Spanplatten ................................................................................................................................... 177<br />

8.1 Verarbeitungsschritte .................................................................................................................................. 177<br />

8.2 Energetische Daten der Produktion ............................................................................................................ 179<br />

8.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .................................................................................................................................. 180<br />

Anhang........................................................................................................................................ A-1<br />

Baustoff-Tabellen............................................................................................................ A-1<br />

Literaturverzeichnis.......................................................................................................A-5<br />

v<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Einführung<br />

Die Baustoffindustrie stellt einen der bedeutendsten Industriezweige in Deutschland<br />

dar. Bei der Beurteilung <strong>von</strong> Produkten nehmen die Umweltauswirkungen, die mit der<br />

Nutzung natürlicher Ressourcen <strong>und</strong> der Beeinträchtigung der Umwelt durch Abfälle<br />

<strong>und</strong> Emissionen verb<strong>und</strong>en sind, einen hohen Stellenwert ein. So spielen heute beim<br />

Wohnungsbau neben den ökonomischen auch ökologische Gesichtspunkte eine zunehmend<br />

größere Rolle. Im Hinblick auf den stetig sinkenden Energieverbrauch bei der<br />

Raumheizung <strong>von</strong> Neubauten, der durch die Verschärfung der gesetzlich geforderten<br />

Wärmeschutzkennwerte erreicht wurde, gewinnt der KEA der Herstellung der Baustoffe<br />

eine immer größere Bedeutung. Betrachtet man den Energieaufwand für ein Gebäude<br />

über den gesamten Lebenszyklus (Herstellung, Nutzung <strong>und</strong> Entsorgung), so stellt man<br />

fest, daß der Aufwand zur Herstellung einen Anteil <strong>von</strong> ca. einem Drittel (Neubau) bis<br />

zur Hälfte (Niedrigenergiehaus) am Gesamtaufwand haben kann. Diese Zahlen machen<br />

deutlich, daß der KEA für die Herstellung verschiedener Baustoffe für die ganzheitliche<br />

energetische Beurteilung <strong>von</strong> Häusern <strong>und</strong> damit auch für Ökobilanzen in der Baubranche<br />

eine wesentliche Rolle spielt.<br />

Die im Rahmen des <strong>von</strong> der Bayerischen Forschungsstiftung geförderten Forschungsprojektes<br />

„Analyse <strong>von</strong> Energie- <strong>und</strong> Stoffströmen – Basisdaten für die ökologische<br />

Bewertung <strong>von</strong> Unternehmen, Wirtschaftsgütern <strong>und</strong> Dienstleistungen“ ermittelten<br />

Daten sollen bei der Durchführung <strong>von</strong> Öko-Audits <strong>und</strong> Ökobilanzen - insbesondere bei<br />

der Analyse <strong>von</strong> Energieeinsparpotentialen - unterstützen. Der Teil II des Projektes<br />

„<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong>“ befaßt sich<br />

mit den wichtigsten Baustoffen <strong>und</strong> stellt diese mit Hilfe des Kumulierten Energieaufwandes<br />

(KEA) <strong>und</strong> wichtigster, kumulierter Emissionswerte auf eine einheitliche, vergleichbare<br />

Basis. Weitere Teilprojekte befassen sich mit Metallen (Teil III), Kunststoffen<br />

(Teil IV) <strong>und</strong> Biogenen Kraftstoffen (Teil V).<br />

Bei der energetischen <strong>Bilanzierung</strong> der Baustoffe wird zunächst für jeden Roh- bzw.<br />

Baustoff der Herstellungsprozeß ausführlich geschildert. Darauf aufbauend werden die<br />

Prozeßenergieaufwendungen für die einzelnen Schritte der Prozeßkette auf Endenergiebasis<br />

ermittelt <strong>und</strong> der Kumulierte Energieaufwand sowie ausgewählte Emissionen<br />

bestimmt. Die Vorgehensweise einschließlich der Definitionen zum Kumulierten Energieaufwand<br />

<strong>und</strong> der Festlegung der Rahmenbedingungen sind im Allgemeinen Teil<br />

(Teil I) beschrieben. Bei der Ermittlung der Daten konnte zum Teil auf bereits existierende<br />

Arbeiten an der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (z.B. /BRE 94/, /MAU 95/,<br />

/LIE 97/, /COR 97/) zurückgegriffen werden. Diese Arbeiten wurden plausibilisiert <strong>und</strong><br />

entsprechend aktualisiert. Wo dies möglich war <strong>und</strong> die entsprechenden Primärquellen<br />

auch belastbar erschienen, wurden Literaturstellen ausgewertet (z.B. /IHD 97/, /KAL<br />

95/). Schließlich wurden zahlreiche Daten im Rahmen <strong>von</strong> Betriebsanalysen, Befragungen<br />

o.ä. neu erhoben. Weiter wurde versucht, die Ergebnisse zu bewerten, d.h. mögliche<br />

Bandbreiten oder Besonderheiten werden angesprochen <strong>und</strong> diskutiert.<br />

Um einen ersten Einblick in die energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Baustoffen zu geben,<br />

werden die untersuchten Baustoffe in verschiedene Gruppen unterteilt, die sich in den<br />

für ihre Herstellung notwendigen Energieaufwendungen gr<strong>und</strong>legend unterscheiden.<br />

Zum einen sind die Baustoffe zu erwähnen, die nach ihrer Gewinnung <strong>und</strong> verschiede-<br />

1<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


2 Einführung<br />

nen einfachen Verarbeitungsschritten, wie Brechen, Sieben <strong>und</strong> Sortieren sofort verwendbar<br />

sind. Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise Sand, Kies, Natursteine <strong>und</strong><br />

Naturgips, die alle massenbezogen einen sehr niedrigen KEA aufweisen. Die meisten<br />

Baustoffe werden jedoch in verschiedenen Fertigungsprozessen <strong>und</strong> Veredelungsverfahren<br />

hergestellt. Hierzu zählen einerseits Baustoffe, die mittels Brenn- <strong>und</strong> Schmelzverfahren<br />

veredelt werden, wie z.B. Gips, Zement, Ziegel, Mineralwolle <strong>und</strong> Glas. Sobald<br />

Brenn- bzw. Schmelzprozesse zur Herstellung des jeweiligen Baustoffes eingesetzt werden,<br />

ist der Kumulierter Energieaufwand durch den Einsatz der Brennstoffe geprägt<br />

<strong>und</strong> bestimmt. Andere Baustoffe wiederum, wie Beton, Mörtel <strong>und</strong> Putz, werden aus<br />

verschiedenen Einsatzstoffen gemischt. Bei diesen Baustoffen ist der Kumulierte Energieaufwand<br />

zumeist durch den für die Bereitstellung der Einsatzstoffe bedingten KEA<br />

geprägt (z.B. Beton durch Portlandzement, Putz durch Gips). In eine eigene Gruppe<br />

gehört Bauholz, das als regenerativer Baustoff eine besondere Stellung innerhalb der<br />

Baustoffe einnimmt, da bei der Ermittlung des KEA in fossile <strong>und</strong> regenerative Energieaufwendungen<br />

unterschieden werden muß.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

A Bausand, Baukies<br />

Bei Sand <strong>und</strong> Kies handelt es sich um zerfallenes Sediment- bzw. Trümmergestein <strong>von</strong><br />

geringer Korngröße. Entstanden ist das Sedimentgestein durch Ablagerungen an<br />

Gletscherrändern oder entlang Flußläufen. Hauptbestandteil ist Quarz (SiO2). Eingeteilt<br />

werden Kies <strong>und</strong> Sand nach der Korngröße: Kies entspricht der Korngrößengruppe 4 bis<br />

45 bzw. 63 mm, Sand 0,06 bis 4 mm. Verwendung finden Kiese <strong>und</strong> Sande als<br />

Zuschlagstoff in Beton, Gasbeton <strong>und</strong> Kalksandstein sowie als Frostschutz- <strong>und</strong><br />

Dränagekies.<br />

Herstellung <strong>von</strong> Bausand <strong>und</strong> -kies<br />

Zum Abbau <strong>von</strong> Baukies <strong>und</strong> -sand aus natürlichen Lagerstätten wird zu 75 % die<br />

Naßgewinnung (z.B. mit Saugbaggern) eingesetzt, 25 % werden im Trockenabbau<br />

gewonnen /EYE 98/. Für das Betreiben <strong>von</strong> Kies- <strong>und</strong> Sandwerken im Trockenabbau<br />

muß die Lagerstätte erschlossen, d.h. die Deckschicht abgebaut, <strong>und</strong> nach Abschluß der<br />

Abbauarbeiten rekultiviert werden.<br />

Nach der Gewinnung schließt sich der Transport zum Kieswerk <strong>und</strong> die Aufhaldung des<br />

Rohkieses an. Je nach benötigter Qualität des Endproduktes wird der abgebaute Sand<br />

<strong>und</strong> Kies gewaschen <strong>und</strong> die lehmigen Feinstanteile herausgelöst. Der saubere Sand <strong>und</strong><br />

Kies wird in Siebmaschinen klassiert <strong>und</strong> nach genormten Korngrößen über<br />

Förderbänder auf Halden bzw. in Silos eingelagert. Für die Produktion <strong>von</strong> Brechsand<br />

<strong>und</strong> Splitt werden einzelne Fraktionen mit Platten-, Hammer- oder Kegelbrechern<br />

zerkleinert <strong>und</strong> über Siebstraßen ebenfalls in verschiedene Korngrößenklassen<br />

aufgeteilt <strong>und</strong> gelagert.<br />

Die schematische Darstellung der Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>von</strong> Bausand <strong>und</strong> -kies<br />

zeigt Abbildung A-1.<br />

3<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


4 A Bausand, Baukies<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Sand, Kies<br />

Bausand, Baukies<br />

Gewinnung<br />

(Lader, Bagger, Greifer)<br />

Transport<br />

(LKW, Band)<br />

Waschen<br />

(Waschanlage)<br />

Klassieren<br />

(Siebmaschine)<br />

Überkorn (> 45 mm)<br />

Brechen<br />

(Platten-, Hammerbrecher)<br />

Klassieren<br />

(Siebmaschine)<br />

Brechsand, Splitt<br />

Abbildung A-1: Schematische Darstellung der Erzeugung <strong>von</strong> Sand- <strong>und</strong> Kieserzeugnissen<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Gestein<br />

Das Rohgestein wird zumeist im Naßabbau (Greifer, Saugbagger) gewonnen <strong>und</strong><br />

anschließend mit LKW bzw. Bandanlagen zur Aufbereitungsanlage transportiert.<br />

Wasser<br />

Ca. 3 m 3 Wasser werden für die Aufbereitung <strong>von</strong> einem Kubikmeter zu reinigendem<br />

Material benötigt. Das Wasser wird im Kreislauf geführt <strong>und</strong> ständig aufbereitet.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Die der energetischen Untersuchung zugr<strong>und</strong>e gelegten Daten zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Bausand <strong>und</strong> -kies basieren auf /KUH 92/ <strong>und</strong> /MAU 95/. Die angegebenen Werte<br />

können als derzeitiger b<strong>und</strong>esdeutscher Durchschnitt angesehen werden. Es ist jedoch<br />

zu beachten, daß je nach Lagerstätte, angewandter Abbautechnik <strong>und</strong> Transportentfernung<br />

der Energieverbrauch stark variieren kann.


Bausand, Baukies 5<br />

Kies, Sand<br />

Für die Bereitstellung einer Tonne Kies oder Sand werden ca. 0,2 kg Diesel benötigt,<br />

wobei hierin der Energieaufwand für Erschließungs- <strong>und</strong> Rekultivierungsarbeiten<br />

enthalten ist. Der Transport zum Kies- bzw. Sandwerk wird mit 1,5 km abgeschätzt.<br />

Wasser<br />

Der Energieaufwand für die Kreislaufführung <strong>und</strong> Aufbereitung des Waschwassers ist<br />

im Energieeinsatz des Kieswerks berücksichtigt.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen für die<br />

Bereitstellung des Rohstoffs erfolgt mit den in Tabelle 3 bis 6 Teil I (Allgemeiner Teil)<br />

enthaltenen Werten.<br />

Tabelle A-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Kies <strong>und</strong> Sand<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

3 Bausand, Baukies<br />

3.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

Aus dem abgebauten Sand <strong>und</strong> Kies werden in einer Trommelwäsche Fremdstoffe <strong>und</strong><br />

Feinstanteile abgetrennt. Der saubere Sand <strong>und</strong> Kies wird in Siebmaschinen klassiert<br />

<strong>und</strong> nach genormten Korngrößen über Förderbänder auf Halden bzw. in Silos<br />

eingelagert.<br />

Das Überkorn (größer 45 bzw. 63 mm) wird zur Erzeugung <strong>von</strong> Brechsand <strong>und</strong> Splitt mit<br />

Platten-, Hammer- bzw. Kegelbrechern zerkleinert <strong>und</strong> über Siebstraßen in<br />

verschiedene Korngrößenklassen aufgeteilt <strong>und</strong> gelagert. Die Herstellung <strong>von</strong><br />

gereinigtem <strong>und</strong> klassiertem Kies <strong>und</strong> Sand ist in Abbildung A-1 dargestellt.<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Im Vergleich zu anderen Baustoffen weist die Bereitstellung der Gr<strong>und</strong>stoffe Sand <strong>und</strong><br />

Kies aufgr<strong>und</strong> der wenigen Verfahrensschritte mit geringem Energieverbrauch (Wasch<strong>und</strong><br />

Siebanlage, Förderbänder) einen äußerst niedrigen Energiebedarf auf. Als<br />

Datengr<strong>und</strong>lage dienen die Arbeiten der Forschungsstelle für Energiewirtschaft<br />

/KUH 92/, /MAU 95/ sowie die Studie /EYE 98/.<br />

Für die Aufbereitung <strong>von</strong> Rohgestein zu klassiertem Bausand bzw. Baukies werden r<strong>und</strong><br />

2 kWh Strom je Tonne benötigt.<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Rohkies, -sand 14 1 2 15 1 0 2 0 1<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


6 A Bausand, Baukies<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Brechsand <strong>und</strong> Splitt benötigt für den Prozeßschritt des Brechens<br />

einen zusätzlichen Energieverbrauch. Der spezifische Stromverbrauch für das Brechen<br />

<strong>von</strong> Stein ist abhängig <strong>von</strong> dem eingesetzten Verfahren, der Rohgesteinbeschaffenheit<br />

(Härte) <strong>und</strong> der Korngröße. Dieser Energieeinsatz wird anhand <strong>von</strong> vergleichbaren, an<br />

der FfE ermittelten, Energieverbräuchen für Brechprozesse mit 1,5 kWh Strom<br />

abgeschätzt.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung A-2 <strong>und</strong> Abbildung A-3 sind die Primärenergieflußbilder <strong>von</strong> Bausand <strong>und</strong><br />

-kies bzw. Brechsand <strong>und</strong> Splitt dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Aufbereitung Sand, Kies<br />

14 MJ (33,1 %)<br />

Diesel<br />

6 MJ (14,3 %)<br />

23 MJ (52,6 %)<br />

Abbildung A-2: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Bausand<br />

<strong>und</strong> -kies


Bausand, Baukies 7<br />

Aufbereitung Brechsand, Splitt<br />

14 MJ (23,7 %)<br />

Diesel<br />

6 MJ (10.3 %)<br />

40 MJ (66,0 %)<br />

Abbildung A-3: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Brechsand<br />

<strong>und</strong> Splitt<br />

Anhand der KEA-Flußbilder wird deutlich, daß der Stromeinsatz bei der Herstellung<br />

<strong>von</strong> Bausand <strong>und</strong> -kies einen Anteil zwischen 50 <strong>und</strong> 65 % hat.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle A-2: KEA <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Bausand<br />

<strong>und</strong> Baukies<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Bausand, Baukies 44 3 4 24 3 3 3 0 2<br />

Brechsand, Splitt 61 4 5 25 3 5 3 0 2<br />

/KUH 92 /, /MAU 95/, /EYE 98/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

B Gips<br />

Gips ist ein sehr weit verbreitetes Mineral, das in vielen Ländern der Erde vorkommt<br />

<strong>und</strong> abgebaut wird. Er existiert in der Natur in zwei verschiedenen Hydratstufen, als<br />

Gipsstein (Calciumsulfat-Dihydrat, CaSO4 ⋅ 2 H2O) <strong>und</strong> in einzelnen Lagerstätten in der<br />

kristallwasserfreien Form als Anhydrit (CaSO4). Außerdem fällt Gips als Reaktionsprodukt<br />

chemischer <strong>und</strong> industrieller Prozesse an, so z.B. bei der Rauchgasentschwefelung.<br />

Der dabei entstehende REA-Gips hat eine hohe Reinheit <strong>und</strong> kann als Rohstoff zur Gipserzeugung<br />

direkt verwendet werden. Der bei der Phosphorsäureherstellung entstehende<br />

Phosphogips ist ohne technische Bedeutung für die Gipsindustrie <strong>und</strong> wird nicht weiter<br />

betrachtet.<br />

Die große Bedeutung <strong>von</strong> Gips als Baustoff ist mit seiner leichten Entwässerbarkeit<br />

(Dehydration) durch Brennen zu erklären. Dabei wird das im Gipsstein geb<strong>und</strong>ene Kristallwasser<br />

ganz oder teilweise ausgetrieben. Der Gips liegt nach dem Brennen <strong>und</strong><br />

Mahlen pulverförmig vor <strong>und</strong> kann durch Mischung mit anderen Stoffen wie z.B. Sand<br />

<strong>und</strong> Zement weiterverarbeitet werden. Wird dem Gips wiederum Wasser beigegeben<br />

(Rehydration) so bildet er ein mehr oder weniger festes kristallines Gefüge.<br />

Die nachfolgenden Reaktionsgleichungen beschreiben das Brennen des Gipssteines zu<br />

Halbhydrat <strong>und</strong> die Umkehrreaktion (Rehydration) bei der Zugabe <strong>von</strong> Wasser:<br />

Dehydration: CaSO4⋅2 H2O + Energie → CaSO4⋅½ H2O + 1½ H2O<br />

Rehydration: CaSO4⋅½ H2O + 1½ H2O → CaSO4⋅2 H2O + Energie<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Rohgips (Gipsstein)<br />

Der Abbau des Gipssteines erfolgt sowohl über als auch unter Tage, wobei über 90 % des<br />

in Deutschland abgebauten Gipses im Tagebau gewonnen werden. Das abgebaute Gestein<br />

wird in Brechern <strong>und</strong> Mühlen auf die benötigte Korngröße zerkleinert. Je nach<br />

Brennverfahren wird grobkörniges (bis zu 60 mm Korndurchmesser) oder feinkörniges<br />

(bis 2 mm Korndurchmesser) Gut benötigt. Für die Grobzerkleinerung kommen Prall<strong>und</strong><br />

Backenbrecher, für die weitere Zerkleinerung Prall-, Hammer- <strong>und</strong> Kugelmühlen<br />

zum Einsatz. Danach wird der Rohgips in Siebanlagen klassiert <strong>und</strong> gelagert.<br />

REA-Gips<br />

Von den verschiedenen Chemiegipsen ist für die Gipsindustrie nur der in der Rauchgasentschwefelung<br />

anfallende REA-Gips <strong>von</strong> Bedeutung, da nur dieser in großen Mengen<br />

9<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


10 B Gips<br />

anfällt. Aus ihm werden fast 50 % der in Deutschland hergestellten Gipsprodukte erzeugt.<br />

Der REA-Gips fällt im Kraftwerk feucht <strong>und</strong> feinteilig an. Er wird mit Bandfiltern<br />

auf max. 10 % Feuchte getrocknet <strong>und</strong> je nach Produktionsverfahren in der feinteiligen<br />

Form weiterverarbeitet.<br />

Anhydrit<br />

Über 90 % des in Deutschland verarbeiteten Anhydrites ist Naturanhydrit. Synthetischer<br />

<strong>und</strong> erbranntert Anhydrit spielen nur eine untergeordnete Rolle, deshalb werden<br />

sie in der Energiebilanz nicht berücksichtigt. Der Abbau des Anhydrites kann mit dem<br />

Abbau <strong>von</strong> Gipsstein verglichen werden. Auch hier wird das gewonnene Gestein in Brechern<br />

<strong>und</strong> Mühlen auf die gewünschte Korngröße weiterverarbeitet.<br />

Karton<br />

Der zur Herstellung <strong>von</strong> Gipskartonplatten benötigte Karton wird <strong>von</strong> der papierverarbeitenden<br />

Industrie ins Gipswerk geliefert.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Die der Untersuchung der Energieaufwendungen zugr<strong>und</strong>e gelegten Daten zum Gipsabbau<br />

<strong>und</strong> zur Weiterverarbeitung bis zum fertigen Gipsprodukt wurden durch Literaturrecherche<br />

in /MAR 80/, /LIE 97/ <strong>und</strong> /GIP 95/ ermittelt. Außerdem wurde bei verschiedenen<br />

Gipswerken bzgl. entsprechender Angaben nachgefragt.<br />

Rohgips (Gipsstein)<br />

Die Energieaufwendungen für Baumaschinen <strong>und</strong> Fördereinrichtungen in den Gipsgruben<br />

sind mit 0,35 Liter Diesel pro Tonne Rohgips angegeben. Da sich die Gipswerke im<br />

Normalfall direkt bei den Gipsgruben befinden, werden als Transportentfernung <strong>von</strong> der<br />

Grube zum Werk lediglich 5 km veranschlagt. Der Strombedarf für das Betreiben der<br />

Brecher <strong>und</strong> Mühlen beträgt, je nachdem wie fein der Gipsstein gemahlen wird, zwischen<br />

0,8 <strong>und</strong> 1,0 kWh Strom pro Tonne Rohgips. Im nachfolgenden wird mit einem Mittelwert<br />

<strong>von</strong> 0,9 kWh Strom pro Tonne Rohgips für das Zerkleinern gerechnet. Für das<br />

Klassieren <strong>und</strong> Lagern fällt nochmals ein Strombedarf <strong>von</strong> 1,5 kWh pro Tonne Rohgips<br />

an /MAR 80/.<br />

REA-Gips<br />

Da der REA-Gips als Restprodukt bei der Rauchgasentschwefelung anfällt, wird seine<br />

Herstellung der Stromproduktion zugeschrieben (vgl. allg. Teil, Methodik). Die Aufwendungen,<br />

die zur Aufbereitung des anfallenden Sulfitschlammes nötig sind (Oxidation zu<br />

CaSO4; Abtrennen <strong>von</strong> Kristallen, Entwässerung) werden in den Kraftwerken durchgeführt<br />

<strong>und</strong> sind in der Energiebilanz der Kraftwerke erfaßt. Um eine Doppelzählung zu<br />

vermeiden <strong>und</strong> nicht zuletzt um hervorzuheben, daß es sich beim REA-Gips um einen<br />

aufbereiteten Reststoff handelt, wird dieser ab Werkstor Kraftwerk bilanziert, das er mit<br />

einer Feuchte <strong>von</strong> unter 10 % verläßt. Gipswerke, die REA-Gips verarbeiten liegen normalerweise<br />

in direkter Nachbarschaft zu einem Kraftwerk (Gr<strong>und</strong>lastkraftwerk), deshalb<br />

wird auch hier 5 km als Transportentfernung angesetzt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffe 11<br />

Anhydrit<br />

Da das Anhydritgestein etwas härter als der Gipsstein ist, sind die Energieaufwendungen<br />

für die Gewinnung höher als beim Gipsstein. Über den Anhydritabbau selbst liegen<br />

keine Daten vor. Sie werden anhand des Gipssteinabbaus geschätzt, wobei mit 20 %<br />

Mehraufwand gegenüber dem Gipsabbau gerechnet wurde. Auch hier wird eine Transportentfernung<br />

<strong>von</strong> 5 km zum Werk angesetzt.<br />

Karton<br />

Die Energieaufwendungen für die Herstellung <strong>von</strong> Pappe sind dem Allgemeinen Teil,<br />

Kap. 4 entnommen. Als Transportentfernung werden 100 km geschätzt.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen für die<br />

Bereitstellung des Rohstoffes Gipsstein erfolgt mit den in Kap. 4 Teil I (Allgemeiner<br />

Teil) enthaltenen Werten.<br />

50 % des in Deutschland gebrannten Gipses stammt aus natürlichen Vorkommen <strong>und</strong><br />

50 % werden aus REA-Gips gebrannt. Daher wird ein Gips-Mix gebildet, der zu je 50 %<br />

aus Roh- <strong>und</strong> REA-Gips besteht <strong>und</strong> bei der Ermittlung der Energieaufwendungen für<br />

die Herstellung <strong>von</strong> Baugips <strong>und</strong> Gipskartonplatten zugr<strong>und</strong>e gelegt wird.<br />

Tabelle B-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> einer Tonne Rohgips bzw. Kartonpappe<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Rohgips (Gipsstein) 66 4 8 43 5 4 5 0 3<br />

REA-Gips 35 2 4 20 2 3 2 0 1<br />

Gips-Mix 50 3 6 31 3 3 4 0 2<br />

Naturanhydrit 72 5 8 46 5 5 6 0 3<br />

Kartonpappe 30.862 867 685 1.139 310 2.079 83 25 64<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


12 B Gips<br />

3 Baugips<br />

3.1 Herstellung<br />

Beim Brennen (Dehydration) wird dem Rohgips das chemisch geb<strong>und</strong>ene Wasser ganz<br />

oder teilweise ausgetrieben. Je nachdem bei welcher Temperatur der Rohgips gebrannt<br />

wird, entsteht Calciumsulfat-Halbhydrat oder der wasserfreie Anhydrit. Beim fertiggebrannten<br />

<strong>und</strong> verarbeiteten Gips unterscheidet man zwischen Putz- <strong>und</strong> Stuckgips.<br />

Stuckgips (Niederbrandgips) wird bei Temperaturen zwischen 120°C <strong>und</strong> 180°C zumeist<br />

in Drehrohröfen gebrannt. Ein weiteres, verbreitetes Verfahren zur Stuckgipserzeugung<br />

sind Kocher <strong>und</strong> zuletzt auch Mahlbrennanlagen, in denen der Rohgips zuerst gemahlen<br />

<strong>und</strong> dann zu Stuckgips gebrannt wird. Stuckgips besteht aus Halbhydrat (Ca-<br />

SO4 ⋅ ½ H2O), d.h. ¾ des im Gipsstein enthaltenen Kristallwassers ist verdampft.<br />

Abbildung B-1: Drehofenanlage zur Herstellung <strong>von</strong> Stuckgips /MAR 80/<br />

Putzgips ist ein Mehrphasengips, der neben dem Calciumsulfat-Halbhydrat auch Anhydrit<br />

enthält. 90 % des im Rohgips enthaltenen Kristallwassers werden verdampft. Putzgips<br />

wird in Trägergas-Brennanlagen mit zwei Brennstufen hergestellt. In der ersten<br />

Stufe wird bei 250°C Stuckgips erbrannt, in der zweiten Stufe wird bei Temperaturen<br />

<strong>von</strong> 500°C der Hochbrandgips hergestellt. Auch zur Erzeugung <strong>von</strong> reinem Anhydrit, das<br />

bei Temperaturen <strong>von</strong> 500°C bis 700°C in verschiedenen Varianten entsteht, werden<br />

Trägergas-Brennanlagen verwendet.<br />

Der gebrannte Gips gelangt aus den Brennöfen zur Mahlanlage, in der er fein gemahlen<br />

wird. Dann wird er über Förderschnecken <strong>und</strong> Becherwerke zu den Lagersilos transportiert.<br />

Bei der Betrachtung der einzelnen Brennprozesse ist zu beachten, daß der Rohgips, dem<br />

beim Brennen Wasser ausgetrieben wird, an Masse verliert. Diese Tatsache muß in die<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Baugips 13<br />

Betrachtung des KEA <strong>und</strong> der Emissionen einfließen. Für die Herstellung <strong>von</strong> einer<br />

Tonne Stuckgips werden 1,20 Tonnen Rohgips eingesetzt, für Putzgips benötigt man<br />

1,24 Tonnen Rohgips.<br />

Gips-Mix<br />

Gips-Mix<br />

1.240g<br />

(124,0 %)<br />

Gipsbrennen<br />

Putzgips<br />

1.000 kg (100,0 %)<br />

Rohgips<br />

620 kg (62,0 %)<br />

REA-Gips<br />

620 kg (62,0 %)<br />

Kristallwasser<br />

240 kg (24,0 %)<br />

Abbildung B-2: Massenflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Putzgips<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Je nach Ofenart <strong>und</strong> Art des hergestellten Gipses ist der Energieverbrauch unterschiedlich.<br />

Auch die Primärenergieträger, die beim Brennprozeß zum Einsatz kommen sind<br />

<strong>von</strong> Werk zu Werk verschieden. In 76 % der Werke in Deutschland kommt Erdgas zum<br />

Einsatz, die restlichen verwenden leichtes Heizöl als Brennstoff. Die untenstehende Aufzählung<br />

gibt die Energieaufwendungen nach /GIP 95/, /MAR 80/ <strong>und</strong> Herstellerangaben<br />

pro Tonne fertiggebranntem Gips für die verschiedenen Herstellungsverfahren an:<br />

Herstellung <strong>von</strong> Stuckgips:<br />

Drehofen, 120°C bis 180°C 12 kWh Strom<br />

30,5 m 3 Erdgas oder<br />

27 l leichtes Heizöl<br />

Kocher 7,45 kWh Strom<br />

Herstellung <strong>von</strong> Putz- <strong>und</strong> Hochbrandgips:<br />

22,8 m 3 Erdgas oder<br />

20,2 l leichtes Heizöl<br />

Trägergasbrennanlage: 29,2 kWh Strom<br />

28,2 m 3 Erdgas<br />

Feinmahlen: 10 kWh Strom<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


14 B Gips<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung B-3 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Putzgips dargestellt. Den größten<br />

Anteil am KEA bei der Herstellung <strong>von</strong> Baugips hat der Brennprozeß. Er macht r<strong>und</strong><br />

65 % des Gesamtenergieaufwandes aus. Im Gegensatz zu Gipsstein hat REA-Gips eine<br />

Restfeuchte <strong>von</strong> ca. 10 Gew%, dadurch sind höhere Energieeinträge beim Brennen notwendig.<br />

Gips-Mix<br />

62 MJ (4,1 %)<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Gipsbrennen<br />

Putzgips<br />

1513 MJ (100,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

449 MJ (29,7 %)<br />

Erdgas<br />

801 MJ (53,0 %)<br />

Leichtöl<br />

200 MJ (13,2 %)<br />

Abbildung B-3: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Putzgips<br />

Beim Abbau <strong>von</strong> Gipsstein entstehen nur geringe Emissionen. Die Rauchgasentschwefelung<br />

vermindert die im Kraftwerksbetrieb entstehenden Emissionen, damit verursacht<br />

REA-Gips nur Emissionen beim Transport. Der größte Anteil der Emissionen, z.B. r<strong>und</strong><br />

50 bis 60 % der CO2-Emissionen, wird durch den Brennprozeß bei der Gipsherstellung<br />

verursacht.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle B-2: KEA <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen bei der Herstellung der<br />

verschiedenen Gipsarten<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Stuckgips 1.067 61 57 135 30 126 10 2 8<br />

Putzgips 1.513 87 75 171 44 179 13 2 10<br />

Hochbrandgips 1.513 87 75 171 44 179 13 2 10<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Baugips 15<br />

Da beim Brennen <strong>von</strong> Gips lediglich das Kristallwasser ganz oder teilweise ausgetrieben<br />

wird, sind die errechneten energiebedingten Emissionen als Gesamtemissionen anzusehen.<br />

Es entstehen keine prozeßbedingten Emissionen.<br />

Tabelle B-3: Vergleich der Gesamtemissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Stuckgips<br />

nach Tabelle B-2 <strong>und</strong> /ÖKO 95/<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Stuckgips 1.067 61 57 135 30 126 10 2 8<br />

REA-Stuckgips /ÖKO 95/ - 93 51 289 10.379 102 64 1 -<br />

Anmerkung zu den Emissionen<br />

Zu Vergleichszwecken werden in Tabelle B-3 zusätzlich die Emissionswerte, die in /ÖKO<br />

95/ für REA-Stuckgips angeben sind, aufgeführt. Der sehr hohe Wert für die SO2-<br />

Emissionen läßt sich durch brennstoffbedingte Emissionen erklären. Bei den hier untersuchten<br />

Brennprozessen wurden gas- <strong>und</strong> leichtölbefeuerte Öfen zugr<strong>und</strong>e gelegt, werden<br />

die Öfen jedoch mit Schweröl befeuert, so liegen die SO2-Emissionen um das 300fache<br />

höher. Schweröl kommt in Deutschland zur Erzeugung <strong>von</strong> Gips nicht mehr zum<br />

Einsatz. Die anderen Emissionen stimmen gut mit den in dieser Studie ermittelten Werten<br />

überein. In /GEM/ existieren keine Werte zu gebranntem Gips.<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


16 B Gips<br />

4 Gipsbauelemente<br />

Die gängigen Gipsbauelemente werden im Normalfall aus Stuckgips, der mit Wasser zu<br />

einem Brei vermischt ist, hergestellt. Gipsbauelemente sind trocken verlegbare Platten,<br />

diese werden ganz aus Gips (mit Faser-, Füll- <strong>und</strong> Zuschlagstoffen) oder mit einem<br />

Gipskern <strong>und</strong> einer Ummantelung aus Karton hergestellt. Es werden vier verschiedene<br />

Gipsbauelemente unterschieden:<br />

• Gipskartonplatten<br />

• Gipswandbauplatten<br />

• Gipsbauplatten<br />

• Gipsfaserplatten<br />

Im Rahmen dieser Untersuchung werden nur Gipskartonplatten betrachtet. Sie haben<br />

einen Anteil <strong>von</strong> über 95 % an den in Deutschland hergestellten Gipsbauelementen.<br />

4.1 Herstellung<br />

Gipskartonplatten werden im kontinuierlichen Betrieb auf einem Band hergestellt. Dabei<br />

wird ein Gipsbrei in genau dosierter Menge auf den Unterkarton, der <strong>von</strong> einer Rolle<br />

läuft, aufgetragen. Mit Formwalzen wird der Gipsbrei auf die gewünschte Materialdicke<br />

eingestellt. Ein zweiter Karton wird mit Hilfe <strong>von</strong> Walzen <strong>von</strong> oben auf den Gips aufgebracht.<br />

Die Platte wird bis zum Abbinden als Endlosband über sogenannte Abbindestrecken<br />

geführt, die in modernen Gipswerken eine Länge <strong>von</strong> bis zu 200 m haben. Nach<br />

dem Abbinden wird der Gipskarton auf die gewünschte Plattenlänge geschnitten. Die<br />

Platten gelangen über eine Wendeanlage in einen Mehretagentrockner. Nach dem<br />

Trocknen werden sie versandfertig verpackt.<br />

Abbildung B-4: Schematische Darstellung der Gipskartonplattenproduktion<br />

/MAR 80/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Gipsbauelemente 17<br />

Beim Aushärten werden pro Tonne Stuckgips r<strong>und</strong> 180 kg Wasser chemisch geb<strong>und</strong>en.<br />

Weiter sind noch die Masse <strong>und</strong> damit die Energieaufwendungen des Kartons zu beachten.<br />

Für die Produktion <strong>von</strong> einer Tonne Gipskartonplatten sind 807 kg Stuckgips,<br />

150 kg Wasser (wird chemisch geb<strong>und</strong>en), weitere ca. 300 kg Anmachwasser <strong>und</strong> 43 kg<br />

Kartonpappe notwendig. Das Anmachwasser muß in den Mehretagentrocknern wieder<br />

verdampft werden.<br />

Herstellung<br />

Gipskartonplatten<br />

Gipskartonplatten<br />

1000 kg (100,0 %)<br />

Stuckgips<br />

807 kg (80,7 %)<br />

Kartonage<br />

43 kg (4,3 %)<br />

Wasser<br />

150 kg (15,0 %)<br />

Abbildung B-5: Massenflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Gipskartonplatten<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Da keine aktuellen Daten über die Energieaufwendungen zur Herstellung <strong>von</strong> einer<br />

Tonne Gipskartonplatten vorliegen, werden diese nach /MAR 80/ ermittelt. Für die Fertigungsstraße<br />

wird ein Stromverbrauch <strong>von</strong> 20 kWh, für den Trockner, in dem das Anmachwasser<br />

wieder verdampft wird, ein Gasverbrauch <strong>von</strong> 29,3 Kubikmeter pro Tonne<br />

Platten angegeben.<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung B-6 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Gipskartonplatten dargestellt. Der<br />

Anteil der Energieaufwendungen, der zur Bereitstellung <strong>von</strong> Gips <strong>und</strong> Pappe nötigt ist,<br />

macht ca. 60 % des KEA für die Gipskartonplattenproduktion aus. Obwohl nur 4 Gew%<br />

Karton (ca. 43 kg) pro Tonne Platten nötig sind, hat er einen Anteil <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 45 % an<br />

den Energieaufwendungen, die zur Bereitstellung der Einsatzstoffe nötig sind.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


18 B Gips<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Herstellung Gipskartonplatten<br />

Gipskartonplatten<br />

3462 MJ (100,0 %)<br />

Stuckgips<br />

861 MJ (24,9 %)<br />

Karton<br />

1327 MJ (38,3 %)<br />

Wasser<br />

0,1 MJ (0,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

229 MJ (6,6 %)<br />

Erdgas<br />

1039 MJ (30,0 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

5 MJ (0,1 %)<br />

Abbildung B-6: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Gipskartonplatten<br />

Der größte Anteil der Emissionen bei der Gipskartonplattenproduktion, ca. 50 bis 60 %<br />

fällt schon beim Gipsbrennen <strong>und</strong> beim Abbau des Rohgipses bzw. Transport des REA-<br />

Gipses zum Gipswerk an.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle B-4: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Gipskartonplatten,<br />

Vergleich mit den Emissionswerten <strong>von</strong> /ÖKO 95/<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Gipskartonplatten 3.462 155 141 240 51 373 17 4 13<br />

Gipskartonplatte /ÖKO 95/ - 70 300 988 145 152 366 2 -<br />

Anmerkung zu den Emissionen<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> Gipskartonplatten entstehen keine prozeßbedingten Emissionen.<br />

Daher handelt es sich bei den in Tabelle B-4 angegebenen Werten um die Gesamtemissionen.<br />

Zum Vergleich sind zusätzlich noch die Emissionswerte für Gipskartonplatten<br />

entsprechend den Angaben <strong>von</strong> /ÖKO 95/ aufgezeigt.<br />

/MAR 80/, /GIP 95/, /ÖKO 95/, /GEM/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


1 Einleitung<br />

C Kalk<br />

Der Begriff Kalk wird für verschiedene Kalkverbindungen verwendet. Man<br />

unterscheidet Kalkstein (CaCO3), Branntkalk (CaO) <strong>und</strong> Kalkhydrat Ca(OH)2, die aus<br />

Kalkgestein gewonnen <strong>und</strong> je nach Produkt unterschiedlich aufbereitet werden.<br />

Herstellung <strong>von</strong> Kalkerzeugnissen<br />

Die schematische Darstellung der Herstellung verschiedener Kalkerzeugnisse zeigt<br />

Abbildung C-1.<br />

Kalkstein<br />

Nachbrechen<br />

(Prallbrecher )<br />

Trocknen<br />

(Trockner)<br />

Zerkleinern, Mahlen<br />

(Prall-, Rohrmühle)<br />

Kalksteinmehl<br />

Zerkleinern<br />

(Hammer-, Prallmühle)<br />

Gewinnung<br />

(Sprengung, Bagger)<br />

Transport<br />

(LKW)<br />

Brechen<br />

(Backen,Kreiselbrecher)<br />

Trennen<br />

(Vorabscheider)<br />

Waschen<br />

(Trommelwäsche)<br />

Klassieren, Lagern<br />

(Siebe, Silos)<br />

Trocknen<br />

(Durchlauftrockner)<br />

Brennen<br />

(Schacht-,Drehrohrofen)<br />

Stückkalk<br />

Löschen<br />

(Löschtrommel)<br />

Feinkalk Kalkhydrat<br />

Kalkstein<br />

Kalksteinsplitt<br />

Kalksteinsand<br />

Abbildung C-1: Schematische Darstellung des Herstellungsprozesses <strong>von</strong><br />

Kalkerzeugnissen<br />

19<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


20 C Kalk<br />

Ausgangsstoff für alle Kalkarten ist Kalkstein. Durch die dargestellten Aufbereitungsschritte<br />

lassen sich die verschiedenen Kalkprodukte herstellen.<br />

Kalkerzeugnisse werden in zahlreichen Branchen eingesetzt. In der Baustoffindustrie<br />

beispielsweise wird Kalkstein bei der Glas- <strong>und</strong> Zementherstellung benötigt, Branntkalk<br />

bei der Kalksandstein- <strong>und</strong> Gasbetonherstellung <strong>und</strong> Kalkhydrat für die Mörtel- <strong>und</strong><br />

Putzherstellung.<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Kalkstein<br />

Das Rohgestein (Kalkstein) wird größtenteils im Tagebau durch Bohrung <strong>und</strong><br />

Sprengung abgebaut <strong>und</strong> zum meist nahegelegenen Kalkwerk transportiert.<br />

Wasser<br />

Wasser wird zum Waschen des Rohgesteins <strong>und</strong> zum Ablöschen des Branntkalks zu<br />

Kalkhydrat benötigt. Es werden keine hohen Anforderungen an die Reinheit gestellt, so<br />

daß das Wasser oft aus Brunnen bzw. Oberflächenwasser gewonnen wird.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Die der energetischen Untersuchung zugr<strong>und</strong>e gelegten Daten zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Kalkprodukten basieren auf /SCH 94/ <strong>und</strong> /KAL 95/. Die angegebenen Werte<br />

entsprechen dem derzeitigen b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt.<br />

Kalkstein<br />

Die Bereitstellung des Rohgesteins <strong>und</strong> der Transport zur Kalkindustrie sind in Abschnitt<br />

D Zement Kap. 2.2 erläutert.<br />

Wasser<br />

Der Energieaufwand zur Förderung <strong>von</strong> Brunnenwasser bzw. zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Oberflächenwasser ist in der Energiebilanz des Kalkwerkes enthalten.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen für die<br />

Bereitstellung des Rohstoffs Kalkstein erfolgt mit den in Kapitel 4, Teil I (Allgemeiner<br />

Teil) enthaltenen Werten.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Kalkstein 21<br />

Tabelle C-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung des<br />

Rohstoffs Kalkstein<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

3 Kalkstein<br />

3.1 Herstellung<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> gereinigtem <strong>und</strong> klassiertem Kalkstein ist in Abbildung C-1<br />

dargestellt. Das Rohgestein Kalkstein wird in Großbrechanlagen gebrochen, in einer<br />

Trommelwäsche vom restlichen Abraum getrennt <strong>und</strong> anschließend klassiert. Für die<br />

Bereitstellung einer Tonne Kalkstein werden durchschnittlich 1,2 t Rohgestein<br />

eingesetzt.<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Für die Aufbereitung <strong>von</strong> Rohgestein zu Kalkstein (Brechen, Waschen, Klassieren)<br />

werden 3,6 kWh Strom je Tonne Kalkstein benötigt. Das Brechen mit Kreisel- <strong>und</strong><br />

Backenbrechern stellt mit über 80 % den höchsten Stromverbraucher bei der<br />

Aufbereitung des Rohgesteins dar. Der spezifische Stromverbrauch für diesen<br />

Prozeßschritt ist stark abhängig <strong>von</strong> der Rohgesteinbeschaffenheit (Zusammensetzung,<br />

Härte).<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle C-2: KEA <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Kalkstein<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Kalkstein (Reinstein) 87 5 7 19 4 9 2 0 1<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Kalkstein (Rohgestein) 39 2 5 14 2 3 1 0 1<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


22 C Kalk<br />

4 Kalksteinmehl<br />

4.1 Herstellung<br />

Ein Teil des bereitgestellten Kalksteins (Kap. 3) wird durch Trocknung <strong>und</strong> Mahlung zu<br />

Kalksteinmehl weiterverarbeitet. Die Herstellung <strong>von</strong> Kalksteinmehl ist in Abbildung C-<br />

1 dargestellt.<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Für die Weiterverarbeitung <strong>von</strong> Kalkstein zu Kalksteinmehl werden durchschnittlich<br />

50 kWh Strom je Tonne Kalksteinmehl eingesetzt.<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung C-2 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Kalksteinmehl dargestellt. Mit<br />

insgesamt 90 % verursacht der Fremdstromeinsatz den größten Anteil am Kumulierten<br />

Energieaufwand des Steinmehls.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Kalkstein (Reinstein)<br />

87 MJ (13,3 %)<br />

Aufbereitung<br />

Trocknen <strong>und</strong> Mahlen<br />

Kalksteinmehl<br />

657 MJ (100,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

41 MJ (6,3 %)<br />

Kalkstein (Rohgestein)<br />

46 MJ (7,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

570 MJ (86,7 %)<br />

Abbildung C-2: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne<br />

Kalksteinmehl


Branntkalk (Feinkalk) 23<br />

Bei den Emissionen für die Herstellung <strong>von</strong> Kalksteinmehl handelt es sich daher vor<br />

allem um vorgelagerte (indirekte) Emissionen für die Strombereitstellung.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle C-3: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Kalksteinmehl<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

Prozeßkettenanalyse 1<br />

Emissionen /GEM/ 2<br />

Kalksteinmehl 3<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

657 38 21 54 24 73 5 1 3<br />

Staub<br />

[g]<br />

- 39 40 140 30 80 10 0 10<br />

657 38 21 54 24 73 5 1 3<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Gesamtemissionen für Kalksteinmehl nach Literaturangaben<br />

3 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

Anmerkungen zu den Emissionen:<br />

Die für die Herstellung <strong>von</strong> Kalksteinmehl errechneten, energiebedingten Emissionen<br />

sind unter den zugr<strong>und</strong>e gelegten Randbedingungen vollständig, da prozeßbedingt keine<br />

zusätzlichen Emissionen entstehen. Daher bilden die errechneten Emissionen die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für das Endergebnis.<br />

5 Branntkalk (Feinkalk)<br />

Feinkalk ist fein (kleiner 0,1 mm) gemahlener, gebrannter Kalk. Dieser wird z.B. in der<br />

Kalksandstein-Industrie <strong>und</strong> in der Stahlindustrie (zur Schwefel- bzw. Phosphorentfernung)<br />

eingesetzt. Mit steigender Brenntemperatur nimmt die Porosität des<br />

Produktes <strong>und</strong> damit die Reaktionsfähigkeit mit Wasser ab.<br />

5.1 Herstellung<br />

Branntkalk (CaO) wird durch Brennen <strong>von</strong> Kalkstein (Weißkalk) bzw. Dolomit<br />

(Graukalk) bei Temperaturen zwischen 1.000°C <strong>und</strong> 1.200°C hergestellt. Die<br />

Herstellung <strong>von</strong> Feinkalk ist in Abbildung C-1 dargestellt. Aufbereiteter Kalkstein<br />

(Reinstein) wird zunächst in Durchlauftrocknern getrocknet, in Schachtöfen (z.B.<br />

Ringschachtofen, Gleich-Gegenstromregenerativofen) oder Drehrohröfen gebrannt <strong>und</strong><br />

anschließend in Hammer- bzw. Prallmühlen gemahlen. Es werden 1,8 t aufbereiteter<br />

Kalkstein für eine Tonne Branntkalk benötigt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


24 C Kalk<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Kalkstein (Reinstein)<br />

1755 kg (175,5 %)<br />

Branntkalk<br />

1000 kg (100,0 %)<br />

Feinmahlen<br />

Aufbereitung<br />

Kalkbrennen<br />

Branntkalk (Feinkalk)<br />

1000 kg (100,0 %)<br />

Kalkstein (Rohgestein)<br />

2085 kg (208,5 %)<br />

Abraum<br />

330 kg (33,0 %)<br />

CO2-Emissionen Dekarbonatisierung<br />

755 kg (75,5 %)<br />

Abbildung C-3: Massenflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Feinkalk<br />

5.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Der Energieverbrauch ist stark <strong>von</strong> der Ofenart <strong>und</strong> -konstruktion abhängig. Des<br />

weiteren hat die Stückgröße <strong>und</strong> Zusammensetzung des Brenngutes, der eingesetzte<br />

Brennstoff, die Verbrennungsluftzufuhr, Brenntemperatur <strong>und</strong> -dauer Einfluß auf den<br />

Brennstoffverbrauch. Nach /SCH 94/ werden durchschnittlich 3.645 MJ Brennstoff je<br />

Tonne Branntkalk benötigt, ein Wert der dieser Studie zugr<strong>und</strong>e gelegt wird.<br />

Betrachtet man die Entwicklung des Einsatzes <strong>von</strong> Energieträgern in den letzten<br />

Jahren, so ist eine deutliche Zunahme des Energieträgers Erdgas bei gleichzeitiger<br />

Abnahme des Anteils an Kohle erkennbar.<br />

Als derzeitiger Brennstoffmix wird folgende Aufteilung nach /KAL 95/ angesetzt.<br />

Erdgas: 62 %<br />

Kohle: 30 %<br />

Heizöl S: 8 %<br />

Für den Prozeßschritt Brennen werden durchschnittlich 22 kWh Strom für das Mahlen<br />

zu Feinkalk 23 kWh eingesetzt.


Branntkalk (Feinkalk) 25<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung C-4 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Feinkalk dargestellt. Der<br />

Primärenergieeinsatz für die Brennstoffe beträgt r<strong>und</strong> 4.000 MJ/t Feinkalk <strong>und</strong> stellt<br />

den energieintensivsten Anteil bei der Herstellung <strong>von</strong> Branntkalk dar. 519 MJ beruhen<br />

auf primärenergetisch bewertetem Strom <strong>und</strong> 153 MJ beträgt der Primärenergie-Input<br />

infolge des Rohstoffeinsatzes <strong>von</strong> aufbereitetem Kalkstein.<br />

Kalkbrennen<br />

Branntkalk<br />

4402 MJ (94,3 %)<br />

Feinmahlen<br />

Branntkalk (Feinkalk)<br />

4663 MJ (100,0 %)<br />

Kalkstein (Reinstein)<br />

153 MJ (3,3 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

255 MJ (5,5 %)<br />

Erdgas<br />

2525 MJ (54,2 %)<br />

Schweröl<br />

321 MJ (6,8 %)<br />

Steinkohle<br />

1145 MJ (24,6 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

264 MJ (5,7 %)<br />

Abbildung C-4: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Feinkalk<br />

Zusätzlich zu den energiebedingten CO2-Emissionen entsteht beim Brennvorgang<br />

prozeßbedingtes Kohlendioxid aufgr<strong>und</strong> der nahezu vollständigen Umsetzung des Kalks<br />

(CaCO3) zu gebranntem Kalk (CaO) <strong>und</strong> Kohlendioxid (CO2). Stickoxide stellen aufgr<strong>und</strong><br />

der Maximaltemperatur <strong>von</strong> 1.200°C keine Problematik dar (vgl. Kap. 3, Allgemeiner<br />

Teil (I)).<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


26 C Kalk<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle C-4: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Feinkalk<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

Prozeßkettenanlyse 1<br />

Emissionen (CaO) /GEM/ 2<br />

Emissionen (Kalk gebr.) /ÖKO 95/ 2<br />

Feinkalk (Branntkalk) 3<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

4.663 304 296 453 303 1.003 22 59 41<br />

- 1.021 21.090 520 70 870 30 10 190<br />

- 1.251 3.253 1.623 789 701 1.078 5 -<br />

4.663 1.057 *<br />

296 453 303 1.003 22 59 190<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Gesamtemissionen nach Literaturangaben<br />

3 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

* incl. prozeßbedingte Emissionen (vgl. Anmerkungen zu den Emissionen)<br />

Anmerkungen zu den Emissionen:<br />

CO2: Neben den energiebedingten CO2-Emissionen entstehen aufgr<strong>und</strong> des<br />

Brennens <strong>von</strong> Kalkstein durch die Umsetzung des Kalks zu gebranntem Kalk<br />

(CaO) <strong>und</strong> Kohlendioxid auch prozeßbedingte CO2-Emissionen. Die Höhe<br />

dieser prozeßbedingten Emissionen steht im direkten Verhältnis zum<br />

Massenanteil an Kalkstein (CaCO3). Nach dem Brennvorgang setzt sich der<br />

gebrannte Kalk aus 95,1 Gew.-% CaO, 0,8 Gew.-% MgO, 2,3% ungebranntem<br />

Kalk (CaCO3) <strong>und</strong> 1,8 % sonstigem, inertem Material zusammen /SCH 94/.<br />

Daraus errechnen sich 755 kg prozeßbedingte CO2-Emissionen je Tonne<br />

Branntkalk. Somit würden unter Einbeziehung der energiebedingten CO2-<br />

Emissionen insgesamt 1.059 kg CO2 je Tonne gebranntem Feinkalk entstehen.<br />

Die Werte nach /GEM/ <strong>und</strong> /ÖKO 95/ korrelieren gut mit diesem Ergebnis, so<br />

daß der errechnete Wert der energie- <strong>und</strong> prozeßbedingten CO2-Emissionen für<br />

Feinkalk übernommen wird.<br />

CO: Die errechnete CO-Emission beinhaltet alle vorgelagerten <strong>und</strong> brennstoffbedingten<br />

Emissionen. Der Wert nach /GEM/ scheint unrealistisch hoch.<br />

Ebenso ist anzunehmen, daß der Wert nach /ÖKO 95/ (ETH Zürich) nicht die<br />

b<strong>und</strong>esdeutschen Gegebenheiten widerspiegelt. In /ÖKO 95/ ist ein weiterer<br />

Wert <strong>von</strong> 51 g CO je Tonne Branntkalk (HAB Weimar) angegeben. Da die<br />

Literaturwerte eine hohe Schwankungsbreite aufweisen, wird der errechnete,<br />

energiebedingte Wert angesetzt.<br />

NOX: Die errechnete NOx-Emission beinhaltet die vorgelagerten <strong>und</strong> brennstoffbedingten<br />

Emissionen. Da die Entstehung auch <strong>von</strong> der Prozeßführung<br />

abhängt, sind die berechneten Emissionen u.U. unvollständig 1 . Da der<br />

errechnete energiebedingte Wert lediglich um r<strong>und</strong> 10 % <strong>von</strong> dem nach /GEM/<br />

ausgewiesenen Wert abweicht, wird ersterer übernommen.<br />

SO2: Die SO2-Emissionen resultieren aus dem Schwefelgehalt des Brennstoffs. Die<br />

errechnete SO2-Emission entspricht den emittierten SO2-Emissionen bei dem<br />

eingesetzten Brennstoffmix. Daher wird der errechnete Wert als Ergebnis<br />

angesetzt.<br />

1 zur Komplexität der Stickoxidbildung bei Brennprozessen vgl. Kap. X, Allgemeiner Teil (I)


Kalkhydrat 27<br />

CH4: CH4-Emissionen beruhen v.a. auf vorgelagerten Prozeßketten durch den<br />

Einsatz <strong>von</strong> Erdgas <strong>und</strong> Steinkohle <strong>und</strong> in einem weit geringeren Umfang auf<br />

feuerungsbedingten Emissionen. Da diese im errechneten Wert enthalten sind,<br />

kann der errechnete Wert als praxisnah angesetzt werden.<br />

NMVOC:Die Emission <strong>von</strong> NMVOC stammt aus vorgelagerten Prozessen bei der<br />

Gewinnung <strong>von</strong> fossilen Brennstoffen <strong>und</strong> hängt in erster Linie vom<br />

eingesetzten Brennstoffmix ab. Daher wird der errechnete Wert für die<br />

gewählten Randbedingungen als realistisch angesehen. Der Wert nach /ÖKO<br />

95/ scheint um eine Größenordnung zu hoch zu sein.<br />

N2O: Die N2O-Emissionen entstehen beim Brennprozeß. Die errechneten, energiebedingten<br />

N2O-Emissionen können zugr<strong>und</strong>e gelegt werden.<br />

Staub: Die Staub-Emissionen sind v.a. brennprozeßbedingt <strong>und</strong> stammen aus dem<br />

Rohmaterial bzw. der Asche. Für den Brennprozeß hängt dieser Wert <strong>von</strong><br />

Prozeß- <strong>und</strong> Entstaubungstechnik ab <strong>und</strong> ist daher meßtechnisch zu<br />

bestimmen. Es wird der Wert nach /GEM/ zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

6 Kalkhydrat<br />

Kalkhydrat (Löschkalk) ist ein trocken gelöschter, pulverförmiger Kalk, der<br />

hauptsächlich als Bindemittel im Baugewerbe (Mörtel) eingesetzt wird. Kalkhydrat<br />

zählt zu den Luftkalken, d.h. die Aushärtung erfolgt infolge der Carbonatisierung durch<br />

das Binden <strong>von</strong> Kohlendioxid aus der Luft.<br />

6.1 Herstellung<br />

Vorgebrochener Stückkalk oder gemahlener Branntkalk wird mit Wasser zu Kalkhydrat<br />

abgelöscht. Der Branntkalk <strong>und</strong> das Wasser werden dosiert in einen Mischer gegeben.<br />

Je weicher ein Kalk gebrannt ist, umso rascher erfolgt die Umsetzung. Verschiedene<br />

Verfahren finden Anwendung: gr<strong>und</strong>sätzlich unterscheidet man Trockenlöschverfahren,<br />

bei dem pulverförmiger Löschkalk entsteht, <strong>und</strong> Naßlöschverfahren. Bei den<br />

letztgenannten wird mit Wasserüberschuß gelöscht, so daß ein Kalkteig entsteht.<br />

Das Löschen erfolgt unter starker Wärmeentwicklung, wobei ein Teil des Wassers<br />

verdampft.<br />

CaO + H2O → Ca(OH)2<br />

Da Branntkalk bei Wasserzugabe zu Kalkhydrat ablöscht, beruht der energetische<br />

Herstellungsaufwand <strong>von</strong> Kalkhydrat v.a. auf dem Energieaufwand zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Branntkalk.<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Kalkhydrat werden 0,76 t Branntkalk <strong>und</strong> 0,38 t<br />

Wasser benötigt (s. Abbildung C-5).<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


28 C Kalk<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Kalklöschen<br />

Kalkhydrat (Löschkalk)<br />

1000 kg (100,0 %)<br />

Branntkalk (Feinkalk)<br />

758 kg (75,8 %)<br />

Wasser<br />

379 kg (37,9 %)<br />

Wasserdampf<br />

137 kg (13,7 %)<br />

Abbildung C-5: Massenflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Kalkhydrat<br />

6.2 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Es wird der Datensatz „Feinkalk (Branntkalk)“ (vgl. Tabelle C-4) zugr<strong>und</strong>e gelegt <strong>und</strong><br />

auf die eingesetzten Massen unter Berücksichtigung des zusätzlichen Stromeinsatzes<br />

umgerechnet. In Abbildung C-6 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Löschkalk dargestellt.<br />

Der Primärenergieeinsatz beruht zu fast 100 % auf dem eingesetzten Branntkalk.


Kalkhydrat 29<br />

Kalklöschen<br />

Kalkhydrat (Löschkalk)<br />

3553 MJ (100,0 %)<br />

Branntkalk (Feinkalk)<br />

3534 MJ (99,5 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

19 MJ (0,5 %)<br />

Abbildung C-6: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Kalkhydrat<br />

Ergebnisse<br />

Es gelten die Randbedingungen <strong>und</strong> Anmerkungen <strong>von</strong> Kap. 5 (Branntkalk).<br />

Tabelle C- 5: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Kalkhydrat<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

Kalkhydrat 3.553 804 2<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

225 344 231 762 17 45 144<br />

Anmerkungen zu den Emissionen:<br />

CO2: Beim Einsatz <strong>von</strong> Kalkhydrat Ca(OH)2 als Baukalk wird dieser mit Wasser<br />

angemacht. Kalkhydrat zählt zu den Luftkalken, d.h. die Aushärtung erfolgt<br />

durch das Einbinden <strong>von</strong> Kohlendioxid aus der Luft.<br />

Ca(OH)2 + CO2 → CaCO3 + H2O<br />

Dies führt bei der Verwendung <strong>von</strong> Kalkhydrat zu negativen CO2-Emissionen.<br />

Der Abbindeprozeß geschieht jedoch nur teilweise <strong>und</strong> kann sich über einen<br />

Zeitraum <strong>von</strong> Jahren erstrecken. Theoretisch können 594 kg CO2 eingelagert<br />

werden. Für den Einsatz <strong>von</strong> Kalkhydrat wird daher vorgeschlagen, 50 % der<br />

theoretisch einlagerbaren CO2-Emissionen (297 kg) dem Kalkhydrat gutzuschreiben.<br />

/SCH 94/, /KAL 95/, /LIE 97/<br />

2 s. nachfolgende Anmerkungen zu den Emissionen<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

D Zement<br />

Zement ist ein hydraulisches Bindemittel für Beton, Mörtel, Putze <strong>und</strong> Estriche. Im<br />

wesentlichen besteht Zement aus den Verbindungen Calciumoxid mit Siliziumdioxid <strong>und</strong><br />

in geringen Mengen aus Aluminiumoxid <strong>und</strong> Eisenoxid. Nach der Reaktion mit Wasser<br />

erhärtet er zu Zementstein, welcher besonders hohe Festigkeiten erreicht.<br />

Herstellungsprozeß<br />

Die Prozeßstufen der Zementherstellung sind schematisch in Abbildung D-1 dargestellt.<br />

Abbildung D-1: Schematische Darstellung der Zementherstellung /HÄR 94/<br />

Die wichtigsten Zementrohstoffe sind Kalkstein <strong>und</strong> Mergel (kalkhaltiger Ton), die in<br />

Steinbrüchen durch Sprengung gewonnen werden <strong>und</strong> mit Hilfe <strong>von</strong> Baggern <strong>und</strong><br />

Schwerlastwagen einer Brechanlage (meist Hammer- oder Drehwalzenbrecher)<br />

zugeführt werden. Der Schotter wird dann in eine Mischbetthalle transportiert, wo er<br />

getrennt nach der chemischen Zusammensetzung lagert. Von dort gelangt das<br />

Rohmaterial in einem bestimmten Mischungsverhältnis, so daß ein CaCO3-Gehalt <strong>von</strong><br />

76 bis 78 % erreicht wird, in die Mahltrocknungsanlage, in der es zum sogenannten<br />

Rohmehl fein zermahlen <strong>und</strong> gleichzeitig mit Abwärme aus dem Brennofen getrocknet<br />

wird. In dem Zyklon- oder Rostvorwärmer wird das Rohmehl mit den Abgasen des Ofens<br />

auf ca. 800°C vorerhitzt <strong>und</strong> im Drehrohrofen bei 1.450°C bis zum Beginn der Sinterung<br />

gebrannt. Das Brennprodukt, der Zementklinker, wird in Großraumsilos gelagert.<br />

31<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


32 D Zement<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> Normzementen wird der Zementklinker mit Gipsstein <strong>und</strong><br />

Hüttensand in unterschiedlichen Gewichtsanteilen (Tabelle D-1) in einer mit<br />

Stahlkugeln gefüllten Rohrmühle gemahlen. Der nun fertige Zement wird zu den<br />

Zementsilos befördert <strong>und</strong> gelangt <strong>von</strong> dort zur Verladung.<br />

Zementsorten<br />

Die verschiedenen Zementsorten sind in der DIN 1164 genormt. Portlandzement,<br />

Portlandhüttenzement <strong>und</strong> Hochofenzement sind die gängigsten Zementsorten. Die<br />

Unterschiede liegen in der unterschiedlichen Beimengung <strong>von</strong> anderen Stoffen<br />

(vorwiegend Hüttensand <strong>und</strong> Gips) zum Zementklinker in der Klinkermühle, sowie in<br />

der Mahlfeinheit (siehe Tabelle D-1).<br />

Tabelle D-1: Mischungsverhältnisse bei verschiedenen Normzementsorten<br />

Zementsorte Portlandzementklinker [Gew.-%] Hüttensand [Gew.-%] Gips [Gew.-%]<br />

Portlandzement PZ 95 0 5<br />

Portlandhüttenzement EPZ 65 - 80 15 - 35 5<br />

Hochofenzement HOZ 15 - 65 36 - 85 5<br />

Es gibt noch eine Reihe weiterer Zementsorten wie z.B. Traßzement (TrZ), die hier aber<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer geringeren Verbreitung nicht berücksichtigt wurden.<br />

Die hier behandelten Zementsorten unterscheiden sich prinzipiell in ihrer Aushärtezeit<br />

<strong>und</strong> in der entstehenden Hydrationswärme, wobei die Hydrationswärme mit steigendem<br />

Gehalt an Zementklinker zunimmt.<br />

Man unterscheidet bei den verschiedenen Zementsorten unterschiedliche Mahlfeinheiten<br />

(PZ 250 – PZ 550, EPZ 250 – EPZ 550), die sich auf die Festigkeit nach dem Aushärten<br />

auswirken. Im Rahmen dieser Studie wurde nur die gängigste Feinheit 350 mit einer<br />

festen Zusammensetzung betrachtet (siehe Tabelle D-2).<br />

Tabelle D-2: Mischungsverhältnisse bei den betrachteten Normzementsorten<br />

Zementsorte Portlandzementklinker [Gew.-%] Hüttensand [Gew.-%] Gips [Gew.-%]<br />

Portlandzement PZ 350 95 0 5<br />

Portlandhüttenzement EPZ 350 80 15 5<br />

Hochofenzement HOZ 350 20 75 5<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffe 33<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung<br />

Rohgestein<br />

Für die Klinkerherstellung wird Kalkstein <strong>und</strong> Mergel benötigt. Die Rohstoffgewinnung<br />

umfaßt den Abbau des Materials im Steinbruch, die grobe Zerkleinerung im Brecher,<br />

sowie den Transport zum Werk <strong>und</strong> die Einlagerung in der Mischbetthalle. Das<br />

Zermahlen zu Rohmehl wird bereits zur Produktion <strong>von</strong> Zementklinker gerechnet (siehe<br />

Kapitel 3). Für den Abbau des Rohmaterials wird Sprengstoff, Dieselkraftstoff in<br />

Baumaschinen <strong>und</strong> Strom für die Brecheranlage benötigt.<br />

Gips<br />

Es handelt sich um REA-Gips (Restprodukt aus Rauchgasentschwefelungsanlagen) <strong>und</strong><br />

Anhydrit. Die Bereitstellung wird im Kap. B Gips beschrieben. Des weiteren wird der<br />

REA-Gips zum Zementwerk transportiert <strong>und</strong> dort eingelagert.<br />

Hüttensand<br />

Hüttensand ist ein latent-hydraulischer Stoff, der zusammen mit Zementklinker bei<br />

Wasserzugabe hydraulisch erhärtet. Bei der Roheisenproduktion entsteht Hüttensand<br />

durch rasches Abkühlen der Hochofenschlacke mit einem Wasser- oder Luftstrahl, was<br />

zur glasartigen Erstarrung führt. Durch Vermahlen des Granulats entsteht Hüttensand.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Rohgestein<br />

Beim Abbau <strong>von</strong> einer Tonne Kalkstein <strong>und</strong> Mergel wurde der Endenergieeinsatz wie<br />

folgt angesetzt /PZK 98/:<br />

• für Baufahrzeuge am Steinbruch <strong>und</strong> den Transport zum Zementwerk wurde der<br />

Dieselverbrauch mit dem Datensatz für LKW-Transporte (Stop and Go) <strong>und</strong> einer<br />

Stecke <strong>von</strong> 3 km abgeschätzt.<br />

• Stromverbrauch der Brecheranlage: 0,8 kWh<br />

• Stromverbrauch der Förderbänder für die Einlagerung: 1,5 kWh<br />

Zusätzlich werden 100 g Sprengstoff /ÖSB 95/ benötigt, welcher mit einem Primärenergieeinsatz<br />

<strong>von</strong> 18 MJ/kg /ÖKO 95/ bewertet wird.<br />

Gips<br />

Der eingesetzte Gips besteht je zur Hälfte aus Gipsstein <strong>und</strong> Anhydrit. Für die<br />

energetische Bewertung werden REA-Gips <strong>und</strong> Anhydrit (vgl. Kap. B Gips) angesetzt.<br />

Zusätzlich fallen Aufwendungen für den LKW-Transport (50 km) zum Zementwerk an.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


34 D Zement<br />

Hüttensand<br />

Da Hochofenschlacke als Restprodukt der Stahlproduktion anfällt, wird die<br />

Bereitstellung energetisch nicht bewertet (vgl. Teil III Kap. A). Der Energieverbrauch<br />

für die Brechanlage, die die glasartige Schlacke zu Hüttensand vermahlt, wird mit 1,5<br />

kWh Strom je Tonne Hüttensand abgeschätzt. Für den Transport des Hüttensandes<br />

wurden durchschnittlich 100 km LKW-Transport zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle D-3 sind der KEA <strong>und</strong> die Emissionen für die beschriebenen Schritte pro<br />

Tonne Rohmaterial dargestellt.<br />

Tabelle D-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen für die Zementproduktion<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Rohgestein 39 2 5 14 2 3 1 0 1<br />

Gips 112 8 18 106 10 7 13 1 8<br />

Hüttensand 129 9 21 127 12 5 15 1 9<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Zementklinker 35<br />

3 Zementklinker<br />

3.1 Herstellung<br />

Zementklinker ist der Gr<strong>und</strong>stoff jeder Zementsorte. Das Rohgestein wird gemahlen <strong>und</strong><br />

zu Klinker gebrannt.<br />

Es gibt gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Brennverfahren, das Leopolverfahren <strong>und</strong> das<br />

Gegenstromverfahren mit Zyklonwärmetauschern. Das Leopolverfahren erfordert einen<br />

etwas höheren Brennstoffaufwand. Nur noch etwa 10 % der in Betrieb befindlichen<br />

Anlagen arbeiten nach diesem Prinzip. Alle anderen Anlagen arbeiten nach dem<br />

Wärmetauscherverfahren mit unterschiedlicher Anzahl <strong>von</strong> Wärmetauscherstufen <strong>und</strong><br />

Auslegung (vorgeschaltete Calzinatorstufen).<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> 1 t Klinker werden 1,59 t Rohmaterial benötigt. Von dem<br />

Ausgangsmaterial entweichen 60 kg als Wasserdampf <strong>und</strong> 530 kg Kohlendioxid durch<br />

die Decarbonatisierung in die Atmosphäre.<br />

3.2 Energetische Daten zur Produktion<br />

Die Drehöfen zum Brennen des Zementklinkers werden in Deutschland zu 74-79 % mit<br />

Kohle, zu 6-11 % mit Öl/Gas <strong>und</strong> zu 10-20 % mit Ersatzbrennstoffen (z.B. Altreifen,<br />

kompaktierter Kunststoffmüll) betrieben /ZZI 97/, wobei sich die angegebenen Werte auf<br />

den Heizwert beziehen.<br />

Die folgenden Mengenangaben sind Durchschnittswerte für Deutschland <strong>und</strong> beziehen<br />

sich auf die Produktion einer Tonne Zementklinker.<br />

Konventionelle Brennstoffe: Ersatzbrennstoffe:<br />

Steinkohle: 47 kg Altreifen: 6,8 kg<br />

Braunkohle: 130 kg Kunststoffabfälle: 5,6 kg<br />

Petrolkoks: 9,5 kg Altöl: 6,0 kg<br />

Heizöl: 2 kg Lösungsmittel: 0,9 kg<br />

Erdgas: 1,7 m³ Papierfaserreststoff: 8,6 kg<br />

Der Energieinhalt der eingesetzten Brennstoffe beläuft sich auf 3.750 MJ pro Tonne<br />

Klinker.<br />

Zusätzlich zum Brennstoff im Ofen werden noch Strom zum Mahlen der Braun- <strong>und</strong><br />

Steinkohle in der Kohlemühle, sowie zum Antrieb des Drehrohrofens <strong>und</strong> zum<br />

Zementklinkertransport benötigt. Je Tonne Zementklinker werden nach /PZK 98/ bzw.<br />

/HAN 95/ eingesetzt:<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


36 D Zement<br />

Rohmühle: 15 kWh<br />

Kohlemühle, Brenner, Filteranlagen: 4,8 kWh<br />

Einlagerung des Zementklinkers im Silo: 1,5 kWh<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung D-2 ist das Primärenergieflußbild für die Zementklinkerproduktion<br />

dargestellt. Mit insgesamt über 90 % verursacht der Einsatz der Brennstoffe den<br />

größten Anteil am Kumulierten Energieaufwand.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Portlandzementklinkerbrennen<br />

4056 MJ (100,0 %)<br />

61 MJ (1,5 %)<br />

Steinkohle<br />

1459 MJ (36,0 %)<br />

Braunkohle<br />

1199 MJ (29,6 %)<br />

Petrolkoks<br />

347 MJ (8,6 %)<br />

Schweröl<br />

82 MJ (2,0 %)<br />

Erdgas<br />

60 MJ (1,5 %)<br />

Leichtöl<br />

8 MJ (0,2 %)<br />

244 MJ (6,0 %)<br />

Altöl<br />

208 MJ (5,1 %)<br />

Altreifen<br />

171 MJ (4,2 %)<br />

Kunststoffabfälle<br />

164 MJ (4,0 %)<br />

Papierfaserreststoff<br />

27 MJ (0,7 %)<br />

Lösungsmittel<br />

25 MJ (0,6 %)<br />

Abbildung D-2: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne<br />

Zementklinker


Zementklinker 37<br />

Bei dem Brennprozeß stammen ca. 1 /3 der CO2-Emissionen aus dem Verbrennungsvorgang<br />

<strong>und</strong> ca. 2 /3 prozeßbedingt aus der Dekarbonatisierung des Kalksteins /EZI 97/.<br />

Der chemische Umwandlungsprozeß bei der Verbrennung <strong>von</strong> Kalkgestein stellt sich wie<br />

folgt dar:<br />

CaCO3 → CaO + CO2<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> 1 t Zementklinker werden 1,59 t Rohmaterial benötigt, das laut<br />

DIN 1164 zu 76 – 78 % aus CaCO3 bestehen muß. Somit benötigt man 1,21 t CaCO3 je 1<br />

t Zementklinker.<br />

Die Berechnung der CO2-Emissionen mit Hilfe der molaren Massen ergibt:<br />

m[<br />

CaCO3]<br />

1,<br />

21t<br />

m[CO2] = ⋅ M[<br />

CO2<br />

] =<br />

⋅ 44g<br />

mol = 0,<br />

53 t<br />

M[<br />

CaCO ] 100,<br />

1g<br />

mol<br />

Vergleich mit Literaturangaben:<br />

3<br />

/HAN 93/ 0,53 t CO2/t Zementklinker (prozeßbedingt)<br />

/ÖSB 95/ 0,512..0,780 t CO2 /t Zementklinker<br />

Die beim Brennvorgang emittierten Schwefeldioxide stammen größtenteils aus dem in<br />

den Zyklonvorwärmern erhitzten Rohmaterial /DRO 96/, wohingegen der aus dem<br />

Brennstoff stammende Schwefel beim eigentlichen Brennprozeß im Ofen zu über 90 % in<br />

den Zementklinker eingelagert wird, da der Schwefel aus dem Brennstoff<br />

verfahrensbedingt als Sulfat in den Klinker eingeb<strong>und</strong>en wird (dies gilt nicht für Sulfide<br />

im Brennstoff). Aus diesem Gr<strong>und</strong> spielt der Schwefelgehalt des eingesetzten<br />

Brennstoffs nur eine untergeordnete Rolle. Auch Brennstoffe mit hohem Schwefelgehalt<br />

können ohne Nachteile für die Umwelt eingesetzt werden (z.B. Altreifen) /GWK/.<br />

In den Literaturangaben sind folgende SO2-Gesamtemissionen beim Brennprozeß zu<br />

finden:<br />

/ÖSB 95/ bis zu 423 g/t Zementklinker<br />

/ZKG 90/ 600 g/t Zementklinker<br />

Ergebnisse<br />

In Tabelle D-4 sind der KEA <strong>und</strong> die Emissionen des Herstellungsprozesses <strong>von</strong> einer<br />

Tonne Zementklinker dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


38 D Zement<br />

Tabelle D-4: KEA <strong>und</strong> Emissionswerte für die Herstellung <strong>von</strong> Zementklinker<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Zementklinker<br />

Prozeßkettenanalyse 1<br />

Emissionen /GEM/ 2<br />

Emissionen /ÖKO 95/ 2<br />

Portlandzementklinker 3<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

4.056 384 182 389 604 742 15 124 44<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

- 879 260 1.940 150 770 50 20 320<br />

- 1.034 35 201 255 160 32 2 31<br />

4.056 914 182 1.660 604 742 15 124 44<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Gesamtemissionen nach Literaturangaben<br />

3 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

Anmerkungen zu den Emissionen:<br />

CO2: Die CO2-Emissionen ergeben sich aus den energiebedingten CO2-Emissionen<br />

<strong>und</strong> den durch die Dekarbonatisierung entstehenden CO2-Emissionen <strong>von</strong><br />

530 kg je Tonne. Insgesamt ergeben sich 914 kg pro Tonne Klinker. Die<br />

unterschiedlichen CO2-Werte aus der Fachliteratur stehen vermutlich im<br />

Zusammenhang mit unterschiedlichen Annahmen zum CaCO3-Gehalt des<br />

Rohgesteins. Der hier ermittelte Wert stimmt gut mit den Literaturwerten<br />

überein.<br />

CO: Die errechneten CO-Emissionen sind unvollständig, da keine spezifischen CO-<br />

Emissionen für die Ersatzbrennstoffe vorliegen. Da der Wert jedoch zwischen<br />

den beiden Literaturwerten liegt, wird er dennoch als Ergebniswert angesetzt.<br />

NOX: Da die direkten Brennstoffemissionen nur mit einer Prozeßtemperatur <strong>von</strong><br />

etwas über 600°C berechnet wurden, die Flammentemperatur im Ofen jedoch<br />

bei ca. 2.000°C liegt, wird der Wert <strong>von</strong> NOX korrigiert, weil sich ab ca. 1.600°C<br />

thermisches NOx bildet. Die Bildung <strong>von</strong> NOX ist stark <strong>von</strong> der Betriebsweise<br />

des Ofens (v.a. Temperatur) <strong>und</strong> der Rauchgasführung abhängig. Messungen<br />

aus dem Jahr 1986 ermitteln einen Emissionsfaktor <strong>von</strong> 2 kg NOx je Tonne<br />

Klinker, wobei ein Reduktionspotential für die 90er Jahre auf 1 kg NOx<br />

abgeschätzt wird /ZKG 90/. Der <strong>von</strong> der Datenbank errechnete energiebedingte<br />

Wert ist somit zu niedrig. Es ist des weiteren zu vermuten, daß der Wert <strong>von</strong><br />

/ÖKO 95/ nicht das thermisch gebildete NOX berücksichtigt. Der <strong>von</strong> /GEM/<br />

angegebene Wert scheint die Verhältnisse in den 80er Jahren widerzuspiegeln.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird der angesetzte Wert errechnet. Nach /XEL 98/ ergab<br />

sich in Deutschland 1995 ein Jahresmittelwert aus Zementofenanlagen <strong>von</strong> 1,6<br />

kg NOx/t Klinker. Vorgelagert entstehen zusätzlich 60 g NOx je Tonne Klinker,<br />

so daß sich ein NOx-Wert <strong>von</strong> 1660 kg je Tonne Klinker ergibt.<br />

SO2: Wie vorab diskutiert wurde, ist der errechnete energiebedingte Wert für die<br />

Klinkerherstellung nicht repräsentativ, da Brennstoff-Schwefel in den Klinker<br />

eingelagert <strong>und</strong> somit nicht emittiert wird. SO2 entsteht jedoch beim Erhitzen<br />

des Rohmaterials in den Zyklonvorwärmern. Die errechnete SO2-Emission<br />

(inklusive der vorgelagerten Ketten), stimmt gut mit den Literaturwerten der<br />

Emission (bis zu 600 g/t Klinker) zuzüglich der vorgelagerten Emission überein<br />

<strong>und</strong> wird daher als Ergebnis zugr<strong>und</strong>e gelegt, obwohl die Berechnung nicht<br />

den tatsächlichen Sachverhalt widerspiegelt.


Zementklinker 39<br />

CH4: CH4‘entsteht v.a. vorgelagert beim Abbau der Brennstoffe (Steinkohle, Erdgas<br />

etc.). Die CH4-Emissionen sind demnach stark abhängig <strong>von</strong> der eingesetzten<br />

Steinkohlemenge (bzw. des Brennstoffmixes). Die in /ÖKO 95/ betrachteten<br />

Zementwerke feuern ausschließlich Braunkohle, der ausgewiesene CH4-Wert<br />

ist deshalb nicht repräsentativ. Der mit Hilfe der Prozeßkettenanalyse<br />

errechnete Wert, der gut mit der Angabe aus /GEM/ übereinstimmt, wird als<br />

Ergebnis angesetzt.<br />

NMVOC:Die Emission <strong>von</strong> NMVOC stammt v.a. aus dem Einsatz <strong>von</strong> fossilen<br />

Brennstoffen vorgelagerten Prozessen <strong>und</strong> hängt somit vom eingesetzten<br />

Brennstoffmix ab. Der errechnete Wert wird daher als Ergebnis zugr<strong>und</strong>e<br />

gelegt.<br />

N2O: Die im Vergleich zu den Literaturwerten hohen N2O-Emissionen entstammen<br />

vor allem der Verbrennung <strong>von</strong> Stein- <strong>und</strong> Braunkohle. Es wird der errechnete<br />

Wert zugr<strong>und</strong>e gelegt. Nach /HAU 99/ wird allerdings praktisch kein N2O aus<br />

Zementdrehrohröfen emittiert, so daß zu vermuten ist, daß der Wert zu hoch<br />

liegt.<br />

Staub: Emissionsmessungen an Ofen-Anlagen der österreichischen Zementindustrie<br />

weisen 50,7 g je Tonne Klinker aus. Der etwas niedrigere errechnete Wert wird<br />

als Ergebnis übernommen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


40 D Zement<br />

4 Portlandzement PZ 350<br />

4.1 Herstellung<br />

Die hier betrachtete Portlandzementsorte besteht aus 95% Klinker <strong>und</strong> 5% Gips. Diese<br />

Stoffe werden in die Zementmühle gegeben <strong>und</strong> gemeinsam vermahlen.<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Portlandzement gliedert sich in 3 Teile:<br />

• Bereitstellung der Rohmaterialien (Kapitel 2)<br />

• Brennen zu Zementklinker (Kapitel 3)<br />

• Mahlen mit Zusatzstoffen <strong>und</strong> Verladung<br />

In Abbildung D-3 ist das Massenflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Portlandzement<br />

dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

1000 kg (100,0 %)<br />

950 kg (95,0 %)<br />

Gips<br />

50 kg (5,0 %)<br />

Abbildung D-3: Massenflußbild der Portlandzementherstellung<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion<br />

In der Zementmühle <strong>und</strong> für die Einlagerung wird je einer Tonne Portlandzement<br />

folgender Stromeinsatz benötigt /LIE 97/, /HAN 95/:<br />

Mahlen des Zementklinkers gemeinsam mit Zusatzstoffen: 36,2 kWh<br />

Einlagern <strong>und</strong> Verladen des fertigen Zementes: 1,5 kWh


Portlandzement PZ 350 41<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung D-4 ist das Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Portlandzement<br />

dargestellt. Mit insgesamt 90 % verursacht die Bereitstellung <strong>von</strong> Zementklinker den<br />

größten Anteil am Kumulierten Energieaufwand.<br />

4290 MJ (100,0 %)<br />

3853 MJ (89,8 %)<br />

Bereitstellung Gips<br />

6 MJ (0,1 %)<br />

431 MJ (10,1 %)<br />

Abbildung D-4: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne<br />

Portlandzement<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle D-5: KEA <strong>und</strong> Emissionswerte für die Herstellung <strong>von</strong> Portlandzement<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne<br />

Prozeßkettenanalyse 1<br />

Emissionen (PZ) /GEM/ 2<br />

Emissionen (PZ35F) /ÖKO 95/ 2<br />

Portlandzement (PZ 350) 3<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

4.290 890 184 1.609 590 754 17 118 43<br />

- 904 280 1.840 180 890 60 20 320<br />

- 945 38 240 348 200 42 3 31<br />

4.290 890 184 1.609 590 754 17 118 43<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Gesamtemissionen nach Literaturangaben<br />

3 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


42 D Zement<br />

Anmerkungen zu den Emissionen:<br />

Es gelten die gleichen Anmerkungen wie in 3.3, da Portlandzement zu 95 % aus Klinker<br />

besteht.<br />

5 Portlandhüttenzement (EPZ 350)<br />

5.1 Herstellung<br />

Die hier betrachtete Portlandhüttenzementsorte besteht aus 80 % Klinker, 15 %<br />

Hüttensand <strong>und</strong> 5 % Gips (Tabelle D-2). Diese Stoffe werden in die Zementmühle<br />

gegeben <strong>und</strong> gemeinsam vermahlen.<br />

Es handelt sich um eine Zementsorte mit niedrigerer Hydratationswärme, d.h. er<br />

erstarrt <strong>und</strong> erhärtet langsamer als Portlandzement. Deshalb wird er vorrangig in<br />

massigen Bauteilen eingesetzt, bei denen Spannungen infolge <strong>von</strong> Temperaturdifferenzen<br />

vermieden werden sollen.<br />

In Abbildung D-5 ist das Massenflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Portlandhüttenzement<br />

dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Portlandhüttenzement (EPZ 350) 43<br />

Herstellung Portlandhüttenzement<br />

800 kg (80,0 %)<br />

Hüttensand<br />

150 kg (15,0 %)<br />

Gips<br />

50 kg (5,0 %)<br />

Abbildung D-5: Massenflußbild der Portlandhüttenzementherstellung<br />

5.2 Energetische Daten zur Produktion<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Portlandhüttenzement unterscheidet sich <strong>von</strong> der Herstellung <strong>von</strong><br />

Portlandzement nur durch die Beigabe <strong>von</strong> Hüttensand in der Zementmühle. Deshalb<br />

sei bei den Herstellungsschritten bis zum Zementklinker auf Kapitel 3 verwiesen.<br />

Beim Mahlen muß eine höhere Arbeit im Vergleich zum Portlandzement aufgewendet<br />

werden, da Hüttensand einen höheren Mahlwiderstand hat /WUI 95/. Der Stromeinsatz<br />

je Tonne Portlandhüttenzement setzt sich wie folgt zusammen:<br />

Mahlen des Zementklinkers gemeinsam mit Zusatzstoffen: 41,8 kWh<br />

Einlagern <strong>und</strong> Verladen des fertigen Zementes: 1,5 kWh<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung D-6 ist das Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong><br />

Portlandhüttenzement dargestellt. Mit insgesamt 86 % verursacht die Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Zementklinker den größten Anteil am Kumulierten Energieaufwand.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


44 D Zement<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Herstellung Portlandhüttenzement<br />

3245 MJ (86,2 %)<br />

19 MJ (0,5 %)<br />

Bereitstellung Gips<br />

6 MJ (0,1 %)<br />

496 MJ (13,2 %)<br />

Abbildung D-6: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne<br />

Portlandhüttenzement<br />

Durch den Einsatz <strong>von</strong> Hüttensand ergeben sich niedrigere Werte als bei<br />

Portlandzement (Kapitel 4).<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle D-6: KEA <strong>und</strong> Emissionen <strong>von</strong> Portlandhüttenzement<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Zement<br />

Prozeßkettenanalyse 1<br />

Emissionen (FAHZ35) /ÖKO 95/ 2<br />

Portlandhüttenzement (EPZ 350) 3<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

3.766 724 162 1.383 503 650 17 100 39<br />

- 700 31 197 283 160 39 3 27<br />

3.766 724 162 1.383 503 650 17 100 39<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Gesamtemissionen nach Literaturangaben<br />

3 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

Anmerkungen zu den Emissionen:<br />

Es gelten die gleichen Anmerkungen wie in 3.3, da Portlandhüttenzement zu 80 % aus<br />

Klinker besteht.


Hochofenzement (HOZ 350) 45<br />

6 Hochofenzement (HOZ 350)<br />

6.1 Herstellung<br />

Die hier behandelte Hochofenzementsorte besteht aus 20 % Zementklinker, 75 %<br />

Hüttensand <strong>und</strong> 5 % Gips. Diese Stoffe werden in die Zementmühle gegeben <strong>und</strong><br />

gemeinsam vermahlen.<br />

In Abbildung D-7 ist das Massenflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Hochofenzement<br />

dargestellt.<br />

Herstellung Hochofenzement<br />

Hüttensand<br />

750 kg (75,0 %)<br />

200 kg (20,0 %)<br />

Gips<br />

50 kg (5,0 %)<br />

Abbildung D-7: Massenflußbild der Hochofenzementherstellung<br />

6.2 Energetische Daten zur Produktion<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Hochofenzement unterscheidet sich durch die Beigabe <strong>von</strong><br />

Hüttensand in der Zementmühle <strong>von</strong> der Herstellung <strong>von</strong> Portlandzement. Deshalb sei<br />

bei den Herstellungsschritten bis zum Zementklinker auf das Kapitel 3 verwiesen.<br />

Beim Mahlen muß dabei eine höhere Mahlarbeit im Vergleich zum Portlandzement <strong>und</strong><br />

zum Portlandhüttenzement aufgewendet werden, da Hüttensand einen höheren<br />

Mahlwiderstand hat /WUI 95/. Je einer Tonne Hochofenzement wird folgender<br />

Stromeinsatz benötigt:<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


46 D Zement<br />

Mahlen des Zementklinkers gemeinsam mit Zusatzstoffen: 64,4 kWh<br />

Einlagern <strong>und</strong> Verladen des fertigen Zementes: 1,5 kWh<br />

6.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung D-8 ist das Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Hochofenzement<br />

dargestellt. Mit ca. 50 % ist die Bereitstellung <strong>von</strong> Zementklinker am Kumulierten<br />

Energieaufwand beteiligt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Herstellung Hochofenzement<br />

97 MJ (5,8 %)<br />

811 MJ (48,6 %)<br />

Bereitstellung Gips<br />

6 MJ (0,3 %)<br />

755 MJ (45,3 %)<br />

Abbildung D-8: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne<br />

Hochofenzement<br />

Durch den Einsatz <strong>von</strong> Hüttensand ergeben sich niedrigere Werte als bei<br />

Portlandzement (Kapitel 4) <strong>und</strong> Portlandhüttenzement (Kapitel 5).


Hochofenzement (HOZ 350) 47<br />

Tabelle D-7: KEA <strong>und</strong> Emissionen <strong>von</strong> Hochofenzement<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Zement<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Hochofenzement (HOZ 350) 1.669 232 72 478 157 238 19 27 19<br />

Anmerkungen zu den Emissionen:<br />

Es gelten die gleichen Anmerkungen wie in Kapitel 3.3. Da Hochofenzement zu 20% aus<br />

Klinker besteht, kommen anteilsmäßig zu 20 % die Werte <strong>von</strong> Klinker zum tragen.<br />

Im Zuge der Bestrebungen der Zementindustrie, die CO2-Emissionen zu vermindern<br />

wird versucht, die Sorten mit den Zumahlstoff Hüttensand verstärkt einzusetzen, da der<br />

spezifische Energieeinsatz <strong>und</strong> die CO2-Emissionen pro Tonne Zement geringer sind.<br />

/LIE 97/, /DRO 96/, /EZI 97/, /GWK/, /HAN 93/, /HÄR 94/, /ÖSB 95/, /PZK 98/, /VCO 97/,<br />

/WUI 95/, /ZKG 90/, /ZZI 97/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

E Beton<br />

Beton ist ein künstlicher Stein, der aus einem Gemisch <strong>von</strong> Zement, Wasser, Sand <strong>und</strong><br />

anderen Zuschlägen hergestellt wird. Beim Erhärten des mit Wasser vermischten<br />

Bindemittels Zement entsteht der sogenannte Zementstein, der für Festigkeit <strong>und</strong><br />

Beständigkeit des Betons verantwortlich ist. Wegen seiner vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten<br />

wird er in allen Bereichen der Bauwirtschaft eingesetzt; wie zum Beispiel im<br />

Verkehrsbau, Wasserbau, Hoch- <strong>und</strong> Tiefbau.<br />

Bautechnisch günstige Eigenschaften <strong>von</strong> Beton sind u.a.:<br />

- Universelle Formbarkeit<br />

- Möglichkeit der Herstellung direkt auf der Baustelle<br />

- Variable Betoneigenschaften im Hinblick auf geplante Verwendung<br />

- Möglichkeit der Bewehrung mit Stahl<br />

- Hohe Dauerfestigkeit<br />

Im folgenden wird die Energiebilanz des Transportbetons, als gängigste Betonart<br />

dargestellt. Die verschiedenen Mischungsrezepturen werden getrennt betrachtet, sowie<br />

mit <strong>und</strong> ohne Bewehrung untersucht.<br />

2 Rohstoffe<br />

Die Eigenschaften <strong>von</strong> Beton können je nach Einsatzbereich gezielt beeinflußt werden.<br />

Dies geschieht, indem die Einsatzstoffe in Art <strong>und</strong> Menge verändert werden. Die drei<br />

Hauptbestandteile der verschiedenen Betonmischungen sind Bindemittel (Zement),<br />

Zuschlagstoffe <strong>und</strong> Wasser.<br />

Zement<br />

Der Zement bildet, mit Wasser vermischt, den sogenannten Zementleim, der die<br />

Zuschlagstoffe umhüllt <strong>und</strong> beim Erhärten fest miteinander verkittet. Nach dem<br />

Erhärten ist er als Zementstein maßgebend für Dichtigkeit, Druckfestigkeit <strong>und</strong><br />

Beständigkeit des Betons. Bei bewehrtem Beton schützt der Zementstein die Stahleinlagen<br />

vor Korrosion.<br />

Wasser<br />

Das Wasser ermöglicht die Erhärtung des Bindemittels <strong>und</strong> dient als Gleitmittel, das ein<br />

gutes Zusammenrutschen <strong>und</strong> damit eine Verdichtung der Zuschlagstoffe ermöglicht.<br />

49<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


50 E Beton<br />

Zuschlagstoffe<br />

Die Zuschlagstoffe werden nach Grob- <strong>und</strong> Feinzuschlag unterschieden. Als Feinzuschlag,<br />

mit einer Korngröße <strong>von</strong> 0 bis 4 mm wird in aller Regel Sand verwendet. Der<br />

Grobzuschlag mit einer Korngröße <strong>von</strong> 4 bis 63 mm variiert dagegen je nach Betonsorte<br />

im Material. Für Normalbeton wird Kies oder Splitt verwendet. Bei Leichtbeton wird<br />

Bims oder Blähton zugegeben, für sehr leichte Betone mit hoher Wärmedämmfähigkeit<br />

verwendet man Polystyrol. Dem eher selten verwendeten Schwerbeton (Kernkraftwerksbau)<br />

werden Eisenerz (z.B. Hämatit), Stahlgranalien oder auch Stahlschrott<br />

beigemischt.<br />

Baustahl<br />

Der für die Bewehrung verwendete Baustahl (Stabstahl) wird als Mattengeflecht oder in<br />

Form <strong>von</strong> Stäben geliefert. Die Bewehrung erhöht die Stabilität des Betons, da sie die<br />

eingeleiteten Zugkräfte aufnimmt.<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Zement<br />

Es werden verschiedene Zementsorten je nach Art des Betons eingesetzt. Die am<br />

häufigsten verwendeten Sorten sind dabei der Portlandzement <strong>und</strong> der Hochofenzement.<br />

Diese werden per LKW zum Betonwerk oder direkt auf die Baustelle zur Weiterverarbeitung<br />

transportiert.<br />

Zuschlagstoffe<br />

Die Zuschlagstoffe werden, nach der Gewinnung <strong>und</strong> u. U. Veredelung zum Betonwerk<br />

oder direkt auf die Baustelle transportiert.<br />

Zuschlagstoffe für Leichtbeton<br />

Bausand <strong>und</strong> Baukies<br />

Natürlich vorkommender Sand <strong>und</strong> Kies werden im Tagebau gewonnen, gewaschen <strong>und</strong><br />

gesiebt. Brechsand <strong>und</strong> Splitt werden nach dem Brechen wie Sand <strong>und</strong> Kies verarbeitet.<br />

Blähton<br />

Der Blähton wird aus granuliertem Rohton, in einem Ofenprozeß bei 1200°C hergestellt.<br />

Bims<br />

Bei Bims kommt Naturbims oder auch Recyclingbims zur Anwendung.<br />

Polystyrol<br />

Wird aus Granulat vorgeschäumt <strong>und</strong> unter Dampfeinwirkung in Formen aufgebläht.<br />

Zuschlagstoffe für Schwerbeton<br />

Eisenerz<br />

Eisenerz (z.B. Hämatit), das als Zuschlagstoff für die Herstellung <strong>von</strong> Schwerbeton zur<br />

Anwendung kommt, wird aus den verschiedenen Abbaugebieten importiert. Es kommt<br />

unter anderem in China, Russland, Australien, Brasilien, den USA, Kanada, aber auch<br />

in Schweden, Frankreich oder Deutschland vor. Das Erz aus weit entfernten Lagerstät-<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffe 51<br />

ten wird in Stückgutfrachtern nach Europa transportiert, auf Binnenschiffe umgeschlagen<br />

<strong>und</strong> erreicht per LKW oder Bahn seinen Bestimmungsort.<br />

Baustahl<br />

Wird <strong>von</strong> den entsprechenden Zulieferbetrieben auf die Baustelle geliefert.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Der Beton, der vom Werk zur Baustelle gebracht wird heißt Transportbeton. Wird der<br />

Beton direkt auf der Baustelle hergestellt, so spricht man <strong>von</strong> Ortbeton. Bilanziert wird<br />

der Beton bis zur Fertigstellung auf der Baustelle oder im Werk. Der Transport vom<br />

Werk zur Baustelle ist nicht erfaßt (vgl. Allgemeiner Teil, Kap. 3). Es kann da<strong>von</strong><br />

ausgegangen werden, daß die Transportwege der Einsatzstoffe für Transport- <strong>und</strong><br />

Ortbeton sich in der gleichen Größe bewegen.<br />

Zur Abschätzung der Transportwege der einzelnen Einsatzstoffe bis zum Betonwerk<br />

oder zur Baustelle wurde /LIE 97/ als Hauptquelle verwendet <strong>und</strong> durch /ÖKO 95/ <strong>und</strong><br />

/MAR 80/ ergänzt.<br />

Zement<br />

Die energetischen Daten, die dem Zement zugr<strong>und</strong>e liegen, sind dem Kap. D Zement<br />

(Pkt. 4 bis 6) entnommen. Die gängigen Betonsorten enthalten entweder Portlandzement<br />

oder Hochofenzement. Für den Transport vom Zementwerk zum Betonwerk oder zur<br />

Baustelle wurde ein Transportweg <strong>von</strong> durchschnittlich 180 km zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Wasser<br />

Der Energieaufwand zur Bereitstellung des Wassers, das zur Betonherstellung benötigt<br />

wird, ist sehr gering. Er wird vernachlässigt.<br />

Zuschlagstoffe für Normalbeton<br />

Bausand <strong>und</strong> Baukies<br />

Diese beiden Stoffe werden entsprechend dem Kap. A Bausand, Baukies (Pkt. 3)<br />

bilanziert. In der Energiebilanz wird die Herstellung <strong>von</strong> Brechsand <strong>und</strong> Splitt<br />

berücksichtigt, die aus Naturstein gebrochen werden <strong>und</strong> 15 % der Gesamtmenge des<br />

Zuschlags Sand <strong>und</strong> Kies ausmachen. Als Transportweg vom Kieswerk bis zum<br />

Betonwerk oder der Baustelle wird eine Strecke <strong>von</strong> 10 km veranschlagt /LIE 97/.<br />

Zuschlagstoffe für Leichtbeton<br />

Blähton, Blähperlit<br />

Die Herstellung des Blähtons bzw. Blähperlits wird im Kapitel G Leichtbetonmauersteine<br />

(Pkt. 2) beschrieben. Es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß der Blähton bzw. das<br />

Blähperlit über eine Strecke <strong>von</strong> 100 km transportiert wird /ÖKO 95/.<br />

Bims<br />

Die Angaben über den Energieeintrag für den Abbau <strong>von</strong> Naturbims sind dem Kap.<br />

G Leichtbetonmauersteine (Pkt. 2) entnommen. Als Transportentfernung wurden 10 km<br />

ermittelt. Der in Deutschland abgebaute Bims stammt ausschließlich aus dem Gebiet<br />

des Neuwieder Beckens, er macht mit 74 % den größten Teil des in Deutschland<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


52 E Beton<br />

verarbeiteten Bims aus, der importierte Bims wird in dieser Studie daher nicht<br />

berücksichtigt. /EYE 98/,/MAU 95/<br />

Polystyrol<br />

Es ist entsprechend dem Kap. D Polystyrol (Teil VI, Kunststoffe) bilanziert. Die<br />

Transportentfernung für das Polystyrol wird mit 50 km abgeschätzt.<br />

Zuschlagstoffe für Schwerbeton<br />

Eisenerz<br />

Die Angaben über Abbau, Verarbeitung (Aufbereitung) <strong>und</strong> Transport sind /COR 97/<br />

entnommen. Das Erz wird im Tagebau (Ausnahme Schweden) gewonnen. 78,3 % des<br />

Erzes stammen aus weit entfernten Regionen wie Brasilien, Kanada oder Australien.<br />

Weitere 16,9 % stammen aus Norwegen oder Schweden. Nach Angaben <strong>von</strong> /MFB 99/<br />

wird das, verwendete Hämatit aus Brasilien bzw. Südafrika bezogen. Im Erzeugerland<br />

wird das Erz ca. 600 km mit der Bahn (elektrischer Güterzug) transportiert, per<br />

Hochseetransport legt es durchschnittlich 9.600 km <strong>und</strong> in Deutschland nochmals 250<br />

km, auf Binnenschiffe verladen, zurück.<br />

Baustahl<br />

Die energetischen Angaben über Baustahl sind der <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> leichtem Stabstahl<br />

/COR 97/entnommen. Die Transportentfernung des Stahles wird mit einer Strecke <strong>von</strong><br />

270 km angesetzt /HEB 95/,/IÖW 96/. 1<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen für den<br />

Transport der Rohstoffe erfolgt mit den in Tabelle 6 Teil I (Allgemeiner Teil) enthaltenen<br />

Werten für Nah- <strong>und</strong> Ferntransporte bzw. Hochseetransporte.<br />

Tabelle E-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen<br />

zur Bereitstellung <strong>von</strong> Rohstoffen für die Betonherstellung<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

1 Transportentfernung gemittelt aus den dort angegebenen Werten<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Sand <strong>und</strong> Kies 44 3 4 24 3 3 3 0 2<br />

Portlandzement 4.290 893 184 1.874 590 754 17 118 43<br />

Hochofenzement 1.669 233 72 534 157 238 19 27 19<br />

Blähton, Blähperlit 3.694 288 230 544 1.589 126 66 80 86<br />

Bims 67 5 10 59 6 3 7 0 4<br />

Polystyrol 71.000 1.541 1.200 3.500 2.100 6.100 8.200 10 300<br />

Baustahl 27.690 2.255 1.778 4.163 10.885 9.562 293 283 682<br />

Eisenerz (Hämatit) 1.063 58 59 210 224 71 25 2 21<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Beton (Transport-, Ortbeton) 53<br />

3 Beton (Transport-, Ortbeton)<br />

Die wichtigsten Betonsorten sind in Tabelle E-2 mit ihren jeweiligen Rezepturen<br />

aufgeführt. Zement, Wasser <strong>und</strong> Sand sind in den gängigen Betonsorten fast immer<br />

enthalten. Unterschiedlich sind jedoch die Grobzuschläge, da mit ihnen Dichte <strong>und</strong><br />

Festigkeit des Betons eingestellt werden.<br />

Der Sand, als Feinzuschlag, mit einer Korngröße <strong>von</strong> 0 bis 4 mm macht bei den gängigen<br />

Betonsorten r<strong>und</strong> 40 % des Gesamtzuschlages aus. Der Grobzuschlag mit einer<br />

Korngröße <strong>von</strong> 4 bis 63 mm variiert dagegen je nach Betonsorte im Material. Für die<br />

Herstellung <strong>von</strong> Normalbeton, der eine Dichte <strong>von</strong> 2,0 bis 2,8 kg/dm 3 aufweist wird in<br />

der Regel Kies oder Splitt verwendet. Von Leichtbeton spricht man ab einer Dichte unter<br />

2,0 kg/dm 3 , diese ist im wesentlichen abhängig <strong>von</strong> Art <strong>und</strong> Dichte des Grobzuschlages.<br />

Auch die Festigkeit des Leichtbetons hängt <strong>von</strong> der Konsistenz des Grobzuschlages ab.<br />

Bei Betonsorten mit einer Dichte <strong>von</strong> 0,8 kg/dm 3 wird Polystyrol zugegeben. Mit Bims<br />

oder Blähton wird eine Betondichte <strong>von</strong> 1,4 bis 1,6 kg/dm 3 erreicht. Dem eher selten<br />

verwendeten Schwer- <strong>und</strong> Schwerstbeton (Abschirmbeton für den Kernkraftwerksbau)<br />

wird Eisenerz oder Stahlschrott beigemischt. Bei Schwerstbeton wird Eisensand statt<br />

Sand verwendet; er erreicht Dichten <strong>von</strong> bis zu 4,7 kg/dm 3 .<br />

Tabelle E-2: Rezepturen der gängigen Betonsorten bezogen auf eine Tonne<br />

Fertigbeton<br />

Betonart<br />

Zement<br />

Grobzuschlag Feinzuschlag Wasser<br />

Alle Werte je Tonne<br />

[kg]<br />

[kg]<br />

[kg] [kg]<br />

Normalbeton B25 Portlandzement 130 Kies oder Splitt 483 322 65<br />

Normalbeton B25 Hochofenzement 130 Kies oder Splitt 483 322 65<br />

Leichtbeton LB25 1<br />

Portlandzement 219 Blähton oder Bims 318 363 100<br />

EPS-Leichtbeton Portlandzement 471 Polystyrol 16 314 199<br />

Schwerbeton (Dichte 3,8 kg/dm 3 ) Portlandzement 85 Hämatit 804 49 48<br />

1 Die Wahl des Leichtzuschlages (Bims oder Blähton) hat Einfluß auf die Energiebilanz<br />

Im folgenden werden der Transport- bzw. Ortbeton, die Betonfertigteile <strong>und</strong> die<br />

Betonwaren aus Normalbeton betrachtet. Betonwaren aus Leichtbeton finden sich in<br />

Kap. G Leichtbetonmauersteine <strong>und</strong> Gasbeton in Kap. F Gasbeton.<br />

3.1 Herstellung<br />

Die bereitgestellten Einsatzstoffe gelangen sortiert über Fördereinrichtungen zu den<br />

Abmeß- <strong>und</strong> Dosiereinrichtungen. Danach erfolgt das Mischen des Transportbetons, der<br />

dann spätestens 90 Minuten nach der Wasserzugabe verbaut sein muß. Es ist aber auch<br />

möglich alle diese Schritte direkt auf der Baustelle auszuführen. Der sogenannte<br />

Ortbeton wird vor allem auf Großbaustellen, die große Mengen Beton benötigen,<br />

hergestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


54 E Beton<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Die energetischen Aufwendungen für Förder-, Dosier- <strong>und</strong> Mischeinrichtungen zur<br />

Betonherstellung sind gering. Die Einzelschritte werden daher zusammengefaßt <strong>und</strong><br />

ergeben einen Gesamtaufwand <strong>von</strong> 1 kWh/tBeton.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Da die Herstellung <strong>von</strong> Bewehrungsstahl mit erheblichem Energieaufwand verb<strong>und</strong>en<br />

ist, muß in jedem Fall zwischen bewehrtem <strong>und</strong> unbewehrtem Beton unterschieden<br />

werden. Der Kumulierte Energieaufwand je Tonne Baustahl beträgt 28 GJ (incl.<br />

Transport zur Baustelle). Es gibt keine allgemein gültige Aussage über den prozentualen<br />

Anteil der Bewehrung pro Kubikmeter Beton. Je nach Funktion der Bauteile schwankt<br />

der Anteil zwischen 1 Vol% (80 kg/m 3 ) <strong>und</strong> 4 Vol% (300 kg/m 3 ), bei hochbewehrtem Beton<br />

(z.B. F<strong>und</strong>amente) werden z.T. auch bis zu 8 Vol% erreicht. Da der bewehrte Beton<br />

unterschiedliche Dichten aufweist ändert sich der Gewichtsanteil pro Tonne Beton<br />

nochmals gegenüber dem Volumenanteil.<br />

1 Vol% Bewehrung: 288,0 MJ pro m 3 Beton<br />

2 Vol% Bewehrung: 575,9 MJ pro m 3 Beton<br />

4 Vol% Bewehrung: 1151,8 MJ pro m 3 Beton<br />

Betrachtet man die oben genannten KEA für die verschiedenen Anteile der Bewehrung<br />

an einem Kubikmeter Beton, so wird klar, daß der KEA durch den Bewehrungsanteil<br />

stark verändert wird. Im folgenden wird <strong>von</strong> einem Bewehrungsanteil <strong>von</strong> 2 Vol% pro<br />

Kubikmeter ausgegangen /OPB 99/,/SAI 99/.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Betonmischen<br />

Stahlbeton<br />

2434 MJ (100,0 %)<br />

Brechsand, Splitt<br />

7 MJ (0,3 %)<br />

Sand, Kies ab Kieswerk<br />

28 MJ (1,1 %)<br />

Portlandzement<br />

520 MJ (21,4 %)<br />

Wasser<br />

0 MJ (0,0 %)<br />

LKW-Transport<br />

42 MJ (1,7 %)<br />

Baustellenverkehr<br />

26 MJ (1,1 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

11 MJ (0,5 %)<br />

Mittlerer Stabstahl<br />

1800 MJ (74,0 %)<br />

Abbildung E-1: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Stahlbeton<br />

B25


Beton (Transport-, Ortbeton) 55<br />

Die meisten Emissionen, die bei der Betonherstellung anfallen, entstehen schon bei der<br />

Gewinnung <strong>und</strong> Veredelung der Rohstoffe. So entstehen z.B. 143 kg der 191 kg CO2, die<br />

durch eine Tonne Normalbeton B25 mit PZ verursacht werden, durch den Einsatz <strong>von</strong><br />

Zement. Geringe Emissionen entstehen beim Transport <strong>und</strong> indirekt durch den Einsatz<br />

<strong>von</strong> Strom beim Mischen <strong>und</strong> bei der Verarbeitung.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle E-3: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Transportbetonsorten ohne Bewehrung<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalbeton B25 mit PZ 658 118 37 315 84 104 11 16 11<br />

Normalbeton B25 mit HOZ 317 36 22 143 28 37 11 4 8<br />

Leichtbeton LB25 mit Bims 1.056 195 60 509 139 173 20 26 16<br />

Leichtbeton LB25 mit Blähton 2.236 287 135 691 646 213 42 29 44<br />

EPS-Leichtbeton mit PZ 3.271 434 124 1.031 321 459 133 57 32<br />

Schwerbeton 1.266 123 68 351 236 125 25 12 22<br />

Tabelle E-4: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Transportbetonsorten mit 2% Bewehrung pro Kubikmeter verbautem<br />

Beton<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalbeton B25 mit PZ 2.434 307 154 586 788 749 32 33 56<br />

Normalbeton B25 mit HOZ 2.167 229 138 427 681 581 37 20 50<br />

Leichtbeton LB25 mit Bims 4.038 488 238 895 1.149 998 49 50 84<br />

Leichtbeton LB25 mit Blähton 5.090 567 299 1.045 1.604 996 68 51 106<br />

EPS-Leichtbeton mit PZ 8.107 893 403 1.565 1.940 1.705 181 87 137<br />

Schwerbeton 2.361 232 128 488 580 400 35 20 44<br />

Anmerkungen zu den Emissionen<br />

Wie im Allgemeinen Teil, Kap. 3 beschrieben, werden im Rahmen der Prozeßkettenanalyse<br />

nur energiebedingte Emissionen ermittelt. Um auch relevante prozeßbedingte<br />

Emissionen zu erfassen, werden die Ergebnisse der Prozesskettenanalyse mit<br />

Gesamtemissionen aus der Fachliteratur abgeglichen, etwaige Abweichungen detailliert<br />

untersucht <strong>und</strong> die so ermittelten Gesamtemissionen als stoffspezifische Basisdaten<br />

ausgewiesen. Die so ermittelten Werte werden dann in der Datenbank abgelegt.<br />

Der größte Teil der Emissionen für Beton wird durch die Bereitstellung der verwendeten<br />

Rohstoffe <strong>und</strong> Zwischenprodukte verursacht. Für diese Stoffe wurden auf die oben<br />

beschriebene Art <strong>und</strong> Weise die Gesamtemissionen in vorangegangenen Kapiteln<br />

ermittelt <strong>und</strong> bei der Betonbilanzierung berücksichtigt. Zusammen mit den energiebedingten<br />

Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Beton ist es somit möglich, die im Kapitel<br />

Beton errechneten Emissionen als Gesamtemissionen auszuweisen, da hierbei keine<br />

prozeßbedingten Emissionen anfallen.<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


56 E Beton<br />

Lediglich zu Vergleichszwecken werden in Tabelle E-5 Emissionswerte aus der<br />

Fachliteratur aufgeführt. Die obersten beiden Zeilen der Tabelle enthalten die in dieser<br />

Studie ausgewiesenen Emissionen (vgl. Tabelle E-3). Bei /GEM/ gibt es nur einen<br />

Datensatz zu Beton, der nicht näher spezifiziert wird. Aus /ÖKO 95/ wird der Datensatz<br />

für Normalbeton B25 angegeben.<br />

Tabelle E-5: Vergleich der Gesamtemissionen für Beton nach Tabelle E-3, /GEM/<br />

<strong>und</strong> /ÖKO 95/<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalbeton B25 mit PZ 658 118 37 315 84 104 11 16 11<br />

Normalbeton B25 mit HOZ 317 36 22 143 28 37 11 4 8<br />

Beton /GEM/ - 151 150 660 60 170 20 0 70<br />

Transportbeton B25 /ÖKO 95/ - 130 18 77 60 36 25 1 -<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Betonfertigteile 57<br />

4 Betonfertigteile<br />

Die Betonfertigteile stellen zusammen mit den Betonwaren die zweite große Sparte der<br />

Betonprodukte neben dem Transportbeton dar. Betonfertigteile sind konstruktive<br />

Bauelemente aus Beton oder Stahlbeton, hierzu zählen Wand- <strong>und</strong> Deckenelemente aber<br />

auch Betonrohre oder Fertigteilelemente für den Brückenbau. Bei den Fertigteilen<br />

kommt entweder Leichtbeton oder Normalbeton, beide nach den gängigen Rezepturen<br />

gemischt, zur Anwendung. Sie werden bewehrt <strong>und</strong> unbewehrt hergestellt.<br />

4.1 Herstellung<br />

Der Beton wird gemischt <strong>und</strong> danach in vorgefertigte Schalungselemente gegossen <strong>und</strong><br />

verdichtet. In der Schalung härtet er aus, bis ein entsprechender Härtegrad erreicht ist.<br />

Um diesen Vorgang zu beschleunigen wird dem Beton in vielen Fällen Wärme zugeführt.<br />

Dabei wird entweder direkt bedampft oder die Schalungstische bzw. die Hallen in denen<br />

die Schalungen lagern werden beheizt. Abbildung E-2 zeigt den Herstellungsprozeß <strong>von</strong><br />

Betonfertigteilen.<br />

Härtung: beheizte Formtische,<br />

Hallenhärtung<br />

Wiegen <strong>und</strong> Mischen<br />

Fertigbeton<br />

Transport zur Schalung<br />

In Schalung gießen<br />

Verdichten, Rütteln<br />

Ausschalen <strong>und</strong><br />

Zwischenlagern<br />

Betonfertigteil<br />

4.<br />

Lufthärtung<br />

Abbildung E-2: Betonfertigteilherstellung nach /MAR 80/ (überarbeitet).<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


58 E Beton<br />

4.2 Energetische Daten zur Produktion<br />

Die verschiedenen Schritte, die zur Produktion <strong>von</strong> Betonfertigteilen notwendig sind,<br />

werden zu einem Wert zusammengefaßt. Beim Härtungsprozeß muß zwischen der<br />

Dampfhärtung <strong>und</strong> der Lufthärtung unterschieden werden, da dampfgehärtete<br />

Fertigteile einen höheren Energieverbrauch verursachen. Für die Dampferzeugung wird<br />

in der Regel Leichtöl verwendet. Die unten angegebenen energetischen Daten beziehen<br />

sich auf eine Tonne des jeweiligen Fertigteils.<br />

Mischen, Verdichten, Fördern: 16,1 kWh Strom<br />

Härten mit Dampf: 10,7 l Leichtöl<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Wie beim Transportbeton wird auch bei den Betonfertigteilen zwischen bewehrtem <strong>und</strong><br />

unbewehrtem Beton unterschieden. Es wird <strong>von</strong> einem Bewehrungsanteil <strong>von</strong> 2 Vol%<br />

pro Kubikmeter Beton ausgegangen /OPB 99/. Ausdrücklich sei hier auf das Kap.<br />

E Beton (Pkt. 3.3) hingewiesen, wo die Energieaufwendungen für unterschiedliche<br />

Stahlanteile diskutiert werden.<br />

Einen großen Anteil am Energieaufwand hat auch die Dampfhärtung, sie erhöht z.B.<br />

den KEA für die Herstellung <strong>von</strong> Fertigteilen aus Beton B25 um bis zu 30 %. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wird an dieser Stelle nicht nur der KEA <strong>von</strong> bewehrten <strong>und</strong> unbewehrten<br />

Betonfertigteilen unterschieden, sondern auch zwischen Dampf- <strong>und</strong> Lufthärtung.<br />

In Abbildung E-3 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> unbewehrten, dampfgehärteten<br />

Betonfertigteilen dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Herstellung Betonfertigteil<br />

Betonfertigteil<br />

947 MJ (100,0 %)<br />

Brechsand, Splitt<br />

7 MJ (0,8 %)<br />

Sand, Kies<br />

30 MJ (3,1 %)<br />

Wasser<br />

0,1 MJ (0,0 %)<br />

LKW-Transport<br />

23 MJ (2,4 %)<br />

Baustellenverkehr<br />

28 MJ (2,9 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

196 MJ (20,7 %)<br />

Hochofenzement<br />

217 MJ (22,9 %)<br />

Diesel<br />

18 MJ (1,9 %)<br />

Leichtöl<br />

428 MJ (45,2 %)<br />

Abbildung E-3: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Betonfertigteilen<br />

(unbewehrt, dampfgehärtet)


Betonfertigteile 59<br />

Der größere Teil der Emissionen bei der Erzeugung <strong>von</strong> Betonfertigteilen entsteht in<br />

vorgelagerten Prozessen. Beim Herstellungsprozeß entstehen bis zur Härtung nur<br />

geringe Emissionen. Werden die Fertigteile dampfgehärtet, so erhöhen sich die<br />

Emissionen <strong>von</strong> CO2 um durchschnittlich 10 bis 20 %, auch die anderen Emissionen<br />

steigen merklich an.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle E-6: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> verschiedenen Betonfertigteilen<br />

ohne Bewehrung <strong>und</strong> ohne Dampfhärtung<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalbeton B25 mit PZ 856 128 44 347 92 125 14 16 13<br />

Normalbeton B25 mit HOZ 522 48 33 180 37 60 19 4 10<br />

Leichtbeton LB25 mit Bims 1.242 203 64 531 145 190 18 27 19<br />

Leichtbeton LB25 mit Blähton 2.436 248 140 717 653 233 43 29 46<br />

EPS-Leichtbeton mit PZ 3.464 443 131 1.074 328 477 155 57 35<br />

Tabelle E-7: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> verschiedenen Betonfertigteilen<br />

mit Bewehrung <strong>und</strong> ohne Dampfhärtung<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalbeton B25 mit PZ 2.652 362 90 483 763 732 40 18 24<br />

Normalbeton B25 mit HOZ 2.318 242 148 457 744 677 36 23 55<br />

Leichtbeton LB25 mit Bims 4.283 597 141 748 1.290 1.224 61 29 36<br />

Leichtbeton LB25 mit Blähton 5.342 679 209 921 1.741 1.260 82 31 62<br />

EPS-Leichtbeton mit PZ 8.762 1.138 269 1.475 2.336 2.288 223 62 66<br />

Tabelle E-8: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> verschiedenen Betonfertigteilen<br />

ohne Bewehrung <strong>und</strong> mit Dampfhärtung<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalbeton B25 mit PZ 1.285 160 68 468 135 134 22 17 19<br />

Normalbeton B25 mit HOZ 947 80 57 301 80 69 27 5 16<br />

Leichtbeton LB25 mit Bims 1.671 234 88 652 187 199 26 27 24<br />

Leichtbeton LB25 mit Blähton 2.847 326 163 844 688 239 50 30 53<br />

EPS-Leichtbeton mit PZ 3.893 474 156 1.195 370 486 163 58 41<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


60 E Beton<br />

Tabelle E-9: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> verschiedenen Betonfertigteilen<br />

mit Bewehrung <strong>und</strong> mit Dampfhärtung<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalbeton B25 mit PZ 3.080 394 115 604 806 740 47 19 30<br />

Normalbeton B25 mit HOZ 2.761 318 101 441 753 678 48 8 27<br />

Leichtbeton LB25 mit Bims 4.711 628 165 869 1.333 1.233 69 30 42<br />

Leichtbeton LB25 mit Blähton 5.770 711 233 1.041 1.783 1.269 90 32 67<br />

EPS-Leichtbeton mit PZ 9.191 1.170 293 1.596 2.379 2.297 231 63 72<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Betonwaren aus Normalbeton 61<br />

5 Betonwaren aus Normalbeton<br />

Zu den Betonwaren zählt man Betonsteinpflaster, Gewegplatten, Bord- <strong>und</strong> Rinnsteine,<br />

sowie Mauersteine. Diese werden entweder aus Normalbeton, welcher nach gängiger<br />

Rezeptur hergestellt ist oder aus Leichtbeton gegossen. Hier werden nur Betonwaren<br />

aus Normalbeton behandelt, die aus Leichtbeton finden sich im Kapitel G Leichtbetonmauersteine.<br />

5.1 Herstellung<br />

Die Herstellungsverfahren verschiedener Betonwaren sind bis zum Trocknungsprozeß<br />

ungefähr gleich, dann muß zwischen Dampfhärtung <strong>und</strong> Lufthärtung unterschieden<br />

werden. Abbildung E-4 zeigt den Herstellungsprozeß.<br />

Dampfhärtung<br />

Kammer-, Pistenhärtung<br />

Wiegen <strong>und</strong> Messen<br />

Formfester Beton<br />

Formgebung - Pressen<br />

Umstapeln - Gabelstapler<br />

Fertiggeformte Betonware<br />

Endbearbeitung<br />

Fräsen, Schleifen<br />

Fertige Betonware<br />

Abbildung E-4: Betonwarenherstellung nach /MAR 80/ (überarbeitet).<br />

4.<br />

Lufthärtung<br />

4.<br />

4.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


62 E Beton<br />

5.2 Energetische Daten zur Produktion<br />

Als Angaben über den Energieeintrag für die Herstellung einer Tonne Betonwaren<br />

finden sich bei /MAR 80/ folgende Werte:<br />

Dosieren, Mischen, Formen: 6,5 kWh Strom<br />

Innerbetrieblicher Transport: 0,6 l Diesel<br />

Dampfhärtung: 0,9 l Heizöl<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung E-5 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Betonwaren dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Herstellung Betonware<br />

Betonware<br />

793 MJ (100,0 %)<br />

Brechsand, Splitt<br />

7 MJ (0,9 %)<br />

Sand, Kies<br />

30 MJ (3,8 %)<br />

Portlandzement<br />

558 MJ (70,4 %)<br />

Wasser<br />

0,1 MJ (0,0 %)<br />

LKW-Transport<br />

23 MJ (2,9 %)<br />

Baustellenverkehr<br />

28 MJ (3,5 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

86 MJ (10,8 %)<br />

Leichtöl<br />

36 MJ (4,6 %)<br />

Diesel<br />

25 MJ (3,1 %)<br />

Abbildung E-5: Primärnergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> Betonwaren<br />

Beim eigentlichen Mischvorgang, bei der Verarbeitung <strong>und</strong> beim Trocknen <strong>von</strong><br />

Betonwaren entstehen nur geringe Emissionen. Auch hier wird der größte Anteil der<br />

Emissionen durch Bereitstellung der Rohstoffe verursacht. Durch die Dampfhärtung<br />

erhöhen sich die Emissionen nicht wesentlich.


Betonwaren aus Normalbeton 63<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle E-10: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Betonwaren aus<br />

Normalbeton<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Betonware ohne Dampfhärtung 756 123 43 349 89 113 15 16 13<br />

Betonware mit Dampfhärtung 792 126 45 359 93 114 15 16 14<br />

/COR 97/,/EYE 98/,/LIE 97/,/MAR 80/,/MAU 95/,/ÖKO 95/,/OPB 99/,/SAI 99/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

F Gasbeton<br />

Gasbeton, der auch unter dem Namen Porenbeton bekannt ist, wird nach einer anderen<br />

Rezeptur hergestellt als normaler Beton. Ihm wird neben den üblichen Zuschlägen<br />

zusätzlich Kalk, Anhydrit <strong>und</strong> Aluminiumpulver beigegeben. Das feingemahlene Pulver<br />

reagiert mit den alkalischen <strong>und</strong> kieselsäurereichen Zuschlägen (Zement, Kalk,<br />

Quarzsand) <strong>und</strong> bildet unter Freisetzung <strong>von</strong> Wasserstoff Poren mit 2 bis 3 mm<br />

Durchmesser im Beton. Nach dem Härten erreicht der Gasbeton eine Dichte zwischen<br />

400 <strong>und</strong> 600 kg/m 3 , <strong>und</strong> ist damit ein sehr leichter Werkstoff mit guten Wärmedämmeigenschaften.<br />

Er wird zu Mauersteinen oder zu Montagebauteilen, die z.B. als Decken<strong>und</strong><br />

Wandelemente im Fertigteilbau Verwendung finden, verarbeitet. Die Montagebauteile<br />

werden mit Bewehrung ausgeführt.<br />

2 Rohstoffe<br />

Zement<br />

Der Zement bildet zusammen mit dem Wasser den sogenannten Zementleim, der die<br />

Zuschlagstoffe umhüllt <strong>und</strong> beim Erhärten fest miteinander verkittet. Nach dem<br />

Erhärten ist er als Zementstein maßgebend für Dichtigkeit, Druckfestigkeit <strong>und</strong><br />

Beständigkeit des Betons. Bei bewehrtem Beton schützt er die Stahleinlagen vor<br />

Korrosion, dies ist bei Gasbeton wegen seiner Porosität jedoch nicht gegeben. Die<br />

Bewehrung erhält daher einen Korrosionsschutz.<br />

Wasser<br />

Das Wasser ermöglicht die Erhärtung des Bindemittels <strong>und</strong> dient als Gleitmittel, das ein<br />

gutes Zusammenrutschen <strong>und</strong> damit eine Verdichtung der Zuschlagstoffe ermöglicht.<br />

Zuschlagstoffe<br />

Der Mischung aus Zement <strong>und</strong> Wasser wird zur Herstellung <strong>von</strong> Gasbeton Sand als<br />

Feinzuschlag beigemischt <strong>und</strong>, in einigen Fällen, ein kleiner Anteil Splitt als Grobzuschlag.<br />

Außerdem wird, im Gegensatz zu den üblichen Betonmischungen, noch Anhydrit,<br />

Kalk <strong>und</strong> Aluminiumpulver als Treibmittel beigefügt.<br />

Baustahl<br />

Der für die Bewehrung der Montagebauteile verwendete Baustahl wird als Mattengeflecht<br />

geliefert <strong>und</strong> erhält zusätzlich einen Korrosiosschutz, bevor er in die Form<br />

eingebracht wird. Die Bewehrung erhöht die Stabilität des Betons, da sie die eingeleiteten<br />

Zugkräfte aufnimmt.<br />

65<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


66 F Gasbeton<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Zement<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> Gasbeton wird im Normalfall Portlandzement verwendet. In<br />

einigen Ausnahmefällen wird auch Hochofenzement eingesetzt. Der Zement wird per<br />

LKW zum Werk transportiert.<br />

Zuschlagstoffe für Gasbeton<br />

Bausand, Baukies<br />

Diese Zuschlagstoffe werden, nach der Gewinnung <strong>und</strong> u. U. Veredelung zum Werk<br />

transportiert. Natürlich vorkommender Sand <strong>und</strong> Kies werden im Tagebau gewonnen,<br />

gewaschen <strong>und</strong> gesiebt. Brechsand <strong>und</strong> Splitt werden nach dem Brechen wie Sand <strong>und</strong><br />

Kies verarbeitet.<br />

Anhydrit<br />

Anhydrit, der zur Herstellung <strong>von</strong> Gasbeton benötigt wird, ist ein in der Natur<br />

vorkommender wasserfreier Gips. Dieser hat durch geologische Vorgänge sein<br />

Kristallwasser verloren. Die Qualität des natürlich gewonnenen Anhydrit schwankt. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> wird für die Herstellung <strong>von</strong> Gasbetonbauteilen auch synthetischer<br />

Anhydrit verwendet, der bei der Herstellung <strong>von</strong> Flußsäure aus Flußspat als Reaktionsprodukt<br />

anfällt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

CaF2 + H2SO4 = CaSO4 + 2 HF<br />

Flußspat Schwefelsäure Anhydrit Flußsäure<br />

Aluminiumpulver<br />

Zur Herstellung des Aluminiumpulvers verwendet man meist Aluminiumschrott- oder<br />

Abfallprodukte, die gemahlen werden.<br />

Feinkalk<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> Gasbeton wird Branntkalk (Feinkalk) verwendet, der durch<br />

Brennen <strong>von</strong> Kalkstein (Weißkalk) bzw. Dolomit (Graukalk) bei Temperaturen zwischen<br />

1.000°C <strong>und</strong> 1.200°C erzeugt wird. Nach dem Brennprozeß wird der Kalkstein fein<br />

gemahlen (s. C Kalk, Pkt. 5).<br />

Baustahl<br />

Wird aus den entsprechenden metallverarbeitenden Betrieben zum Werk geliefert.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Zur Abschätzung der Transportwege der einzelnen Einsatzstoffe bis zum Herstellungsbetrieb<br />

existieren Werte in der angegebenen Literatur. Als Hauptquelle wird /LIE 97/<br />

verwendet. Für Gasbeton liegen zudem Werte <strong>von</strong> zwei Herstellern /HEB 95/,/IÖW 96/<br />

vor, <strong>von</strong> denen jeder ca. 40 % des in Deutschland produzierten Gasbetons erzeugt. Die<br />

Angaben liegen in keinem Fall weiter auseinander, daher werden aus ihnen die<br />

Transportwege gemittelt. Die dort nicht angegebenen Werte wurden abgeschätzt.


Rohstoffe 67<br />

Zement<br />

Die energetischen Daten, die dem Zement zugr<strong>und</strong>e liegen, sind dem Kap. D Zement<br />

(Pkt. 4 bis 6) entnommen. Der hier behandelte Gasbeton enthält in den meisten Fällen<br />

Portlandzement, selten auch Hochofenzement. Für den Transport vom Zementwerk zum<br />

Betonwerk wurde ein Transportweg <strong>von</strong> 104 km zugr<strong>und</strong>e gelegt /HEB 95/,/IÖW 96/.<br />

Wasser<br />

Der Energieaufwand zur Bereitstellung des Wassers, das zur Herstellung <strong>von</strong> Gas- <strong>und</strong><br />

Leichtbeton benötigt wird, ist sehr gering <strong>und</strong> kann daher vernachlässigt werden.<br />

Zuschlagstoffe für Gasbeton<br />

Bausand, Baukies<br />

Diese beiden Stoffe werden entsprechend dem Kap. A Bausand, Baukies (Pkt. 3)<br />

bilanziert. In der Energiebilanz wird die Herstellung <strong>von</strong> Brechsand <strong>und</strong> Splitt<br />

berücksichtigt, die aus Naturstein gebrochen, 15 % der Gesamtmenge des Zuschlags<br />

Sand <strong>und</strong> Kies ausmachen. Als Transportweg vom Kieswerk bis zum Werk wird eine<br />

Strecke <strong>von</strong> 10 km veranschlagt /LIE 97/.<br />

Anhydrit<br />

Der natürliche Anhydrit wird im Tagebau gewonnen, der synthetische fällt als<br />

Reaktionsprodukt an. Die Energieaufwendung zur Bereitstellung <strong>von</strong> Anhydrit sind im<br />

Kapitel B Gips (Pkt. 2) dargestellt. Der Anhydrit wird fein gemahlen <strong>und</strong> dann<br />

abgepackt. Er wird im Mittel 280 km zum Gasbetonwerk transportiert.<br />

Aluminiumpulver<br />

Die Daten zur Herstellung <strong>von</strong> Aluminium sind dem Teil III (Teil B, Kap. 4.4 bis 4.6)<br />

entnommen. Für das Mahlen des Aluminiums zu Pulver werden 6,11 kWh pro Tonne<br />

Aluminium angegeben. Für den Transport sind 292 km angesetzt /HEB 95/,/IWÖ 96/.<br />

Feinkalk<br />

Die Angaben über den Energieverbrauch <strong>und</strong> die Emissionen sind dem Kap. C Kalk<br />

(Pkt. 5) entnommen. Als Transportentfernung wird mit einem Weg <strong>von</strong> 104 km<br />

gerechnet /HEB 95/,/IWÖ 96/.<br />

Baustahl<br />

Die energetischen Angaben über Baustahl sind der <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Stahl /COR 97/<br />

entnommen. Als Entfernung, über die der Stahl transportiert wird, ist eine Strecke <strong>von</strong><br />

270 km veranschlagt worden /HEB 95/,/IÖW 96/.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen für den<br />

Transport der Rohstoffe erfolgt mit den in Tabelle 6 Teil I (Allgemeiner Teil) enthaltenen<br />

Werten für Nah- <strong>und</strong> Ferntransporte bzw. Hochseetransporte.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


68 F Gasbeton<br />

Tabelle E-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Rohstoffen für die Betonherstellung<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Sand <strong>und</strong> Kies 44 28 4 24 3 3 3 0 2<br />

Portlandzement 4.290 893 184 1.874 590 754 17 118 43<br />

Baustahl 27.690 2.255 1.778 4.163 10.885 9.562 293 283 682<br />

Anhydrit 72 5 8 46 5 5 6 0 3<br />

Aluminiumpulver 305 21 44 257 25 15 31 1 19<br />

Feinkalk 4.663 1.059 297 453 304 1.003 22 59 190


Gasbetonsteine, Montagebauteile 69<br />

3 Gasbetonsteine, Montagebauteile<br />

3.1 Herstellung<br />

Die einzelnen Einsatzstoffe, die zur Gasbetonherstellung notwendig sind, werden dosiert<br />

<strong>und</strong> mit Wasser vermischt. Kurz bevor der Beton in die vorbereitete Form gegossen<br />

wird, gibt man das, als Treibmittel wirkende, Aluminiumpulver zu. Dieses setzt<br />

Wasserstoff frei, der im Gasbeton Kugelporen mit 2 bis 3 mm Durchmesser bildet. Bei<br />

Montagebauteilen wird vor dem Gießen die Bewehrung in die Form eingebracht. Nach<br />

dem Ansteifen wird der Block aus der Form genommen <strong>und</strong> in das gewünschte Format<br />

zugeschnitten. Dann erfolgt die Dampfhärtung bei einem Druck <strong>von</strong> 12 bar <strong>und</strong> einer<br />

Temperatur <strong>von</strong> 190°C.<br />

Rohmaterialien<br />

Aufbereitung, Dosierung<br />

<strong>und</strong> Mischung<br />

Betonmischung<br />

Zugabe des Aluminiumpulvers<br />

kurz vor dem Gießen<br />

Gießen, Treiben, Ansteifen<br />

Rohblock<br />

Schneiden<br />

Dampfhärten<br />

Gasbetonstein<br />

4.<br />

Montagebauteil<br />

Abbildung E-1: Herstellungsprozeß <strong>von</strong> Gasbetonprodukten<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


70 F Gasbeton<br />

Die Rezeptur der Gasbetonmischung unterscheidet sich etwas <strong>von</strong> den anderen<br />

Betonsorten, da zusätzlich zu Zement, Zuschlägen (Sand <strong>und</strong> Splitt) <strong>und</strong> Wasser der<br />

Mischung noch Kalk, Anhydrit <strong>und</strong> Aluminiumpulver beigegeben wird. Die Mischungsverhältnisse<br />

für Gasbetonblöcke <strong>und</strong> Montagebauteile unterscheiden sich ferner, da<br />

letztere eine größere Dichte erreichen müssen, (s. Tabelle E-2). Zu beachten ist auch,<br />

daß Montagebauteile üblicherweise eine Bewehrung erhalten.<br />

Tabelle E-2: Rezepturen zur Mischung <strong>von</strong> Gasbeton unterschiedlicher Dichte<br />

Rohstoffe<br />

Alle Werte je Tonne<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Gasbetonstein<br />

Dichte 0,4 kg/dm 3<br />

[kg]<br />

Gasbetonstein<br />

Dichte 0,5 kg/dm 3<br />

[kg]<br />

Gasbetonstein<br />

Dichte 0,6 kg/dm 3<br />

[kg]<br />

Montagebauteil<br />

Dichte 0,5 kg/dm 3<br />

[kg]<br />

Montagebauteil<br />

Dichte 0,4 kg/dm 3<br />

Sand, Kies 507,5 504 595 564 586,7<br />

Feinkalk 102,5 104 175 122 168,3<br />

Portlandzement 305 260 153 246 168,3<br />

Anhydrit 35 44 40 38 40<br />

Aluminiumpulver 1,25 0,7 0,33 0,7 0,48<br />

Wasser 682,5 648 625 648 625<br />

Bewehrung keine keine keine 54,4 45,3<br />

3.2 Energetische Daten zur Produktion<br />

Es muß zwischen Gasbetonblöcken <strong>und</strong> Montagebauteilen unterschieden werden.<br />

Montagebauteile verursachen bedingt durch die Bewehrung <strong>und</strong> ihre größeren Abmaße,<br />

einen höheren Gas- <strong>und</strong> Stromverbrauch. Weiter sind die energetischen Daten für den<br />

Herstellungsprozeß <strong>von</strong> Gasbetonblöcken <strong>und</strong> Montagebauteilen <strong>von</strong> der Dichte<br />

abhängig.<br />

Tabelle E-3: Energiedaten für die Herstellung der verschiedenen Gasbetonsteine<br />

/HEB 95/<br />

Prozeßschritte bzw. Verbrauchsart<br />

Gasbetonblöcke Dichte: Montagebauteile Dichte:<br />

Alle Werte je Tonne 0,4 kg/dm 3<br />

0,5 kg/dm 3<br />

0,6 kg/dm 3<br />

0,5 kg/dm 3<br />

0,6 kg/dm 3<br />

Mahlen der Gr<strong>und</strong>stoffe: 6,9 kWh 6,6 kWh 6,3 kWh 6,6 kWh 6,3 kWh<br />

Dosieren, Wasserzuleitung, Mischen, Gießen, Schneiden, Reststoffrückführung, Dampferzeugung, Beladen, Härten,<br />

Entladen, Verpacken, (Stahlverarbeitung, Korrosionsschutz):<br />

Erdgasverbrauch: 22,3 m 3<br />

17,8 m 3<br />

14,9 m 3<br />

19,6 m 3<br />

[kg]<br />

16,3 m 3<br />

Stromverbrauch: 71,9 kWh 57,5 kWh 47,9 kWh 91,8 kWh 76,5 kWh<br />

Staplertransporte:<br />

Dieselverbrauch: 0,8 l 0,7 l 0,6 l 0,7 l 0,6 l


Gasbetonsteine, Montagebauteile 71<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung E-2 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Gasbeton dargestellt.<br />

Herstellung Gasbetonsteine<br />

Gasbetonsteine<br />

3618 MJ (100,0 %)<br />

Sand, Kies<br />

19 MJ (0,5 %)<br />

Brechsand, Splitt<br />

5 MJ (0,1 %)<br />

Portlandzement<br />

1310 MJ (36,2 %)<br />

Naturanhydrit<br />

3 MJ (0,1 %)<br />

Wasser<br />

0,1 MJ (0,0 %)<br />

Aluminiumpulver<br />

0,1 MJ (0,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

903 MJ (25,0 %)<br />

Erdgas<br />

791 MJ (21,9 %)<br />

Diesel<br />

34 MJ (0,9 %)<br />

Branntkalk (Feinkalk)<br />

476 MJ (13,1 %)<br />

Baustellenverkehr<br />

18 MJ (0,5 %)<br />

LKW-Transport<br />

61 MJ (1,7 %)<br />

Abbildung E-2: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Gasbeton<br />

(0,4 kg/dm 3 )<br />

Die bei der Herstellung <strong>von</strong> Gasbeton anfallenden Emissionen sind gering, sie werden<br />

zum Großteil beim Dampfhärten durch die Verbrennung <strong>von</strong> Erdgas <strong>und</strong> indirekt durch<br />

die Bereitstellung <strong>von</strong> Strom verursacht. Die meisten Emissionen entstehen bei der<br />

Produktion der, für die Gasbetonherstellung benötigten, Rohstoffe.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle E-4: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Gasbetonprodukten<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Gasbetonblock 0,4 kg/dm 3<br />

Gasbetonblock 0,5 kg/dm 3<br />

Gasbetonblock 0,6 kg/dm 3<br />

Montagebauteil 0,5 kg/dm 3<br />

Montagebauteil 0,6 kg/dm 3<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

/COR 97/, /LIE 97/, /HEB 95/, /IÖW 96/<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

3.619 471 176 849 259 559 30 47 48<br />

3.103 417 156 757 227 484 29 40 46<br />

2.753 388 146 563 180 446 26 31 53<br />

5.119 651 212 898 804 1.059 53 43 60<br />

4.419 551 239 803 688 925 42 46 85<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

G Leichtbetonmauersteine<br />

Die verschiedenen Leichtbetonmauersteine werden vor allem im Hausbau als<br />

Alternative zu Ziegeln verwendet. Sie enthalten poröse Zuschläge wie Bims oder Blähton<br />

<strong>und</strong> weisen dadurch gute Wärmedämmeigenschaften auf. Man zählt die Leichtbetonmauersteine<br />

zu den Betonwaren. Sie werden, im Gegensatz zu den im Kap. E Beton<br />

(Pkt. 5) beschriebenen Normalbetonwaren, nicht nach den gängigen Betonrezepturen<br />

gemischt. Durch einen größeren Anteil an Leichtzuschlägen verringert sich der Wärmedurchgangskoeffizient<br />

(d.h. die Wärmedämmfähigkeit der Bauteile verbessert sich).<br />

Zusätzlich sind noch Leichtbetonplatten erfaßt, die z.B. für Leichtbauwände <strong>und</strong><br />

abgehängte Decken verwendet werden können.<br />

2 Rohstoffe<br />

Zement<br />

Der Zement bildet zusammen mit dem Wasser den sogenannten Zementleim, der die<br />

Zuschlagstoffe umhüllt <strong>und</strong> beim Erhärten fest miteinander verkittet. Nach dem<br />

Erhärten ist er als Zementstein maßgebend für Dichtigkeit, Druckfestigkeit <strong>und</strong><br />

Beständigkeit des Betons.<br />

Wasser<br />

Das Wasser ermöglicht die Erhärtung des Bindemittels <strong>und</strong> dient als Gleitmittel, das<br />

eine Verdichtung der Zuschlagstoffe ermöglicht.<br />

Zuschlagstoffe<br />

Zur Produktion <strong>von</strong> Leichtbeton wird der Mischung aus Zement <strong>und</strong> Wasser, ein<br />

Grobzuschlag, mit geringer Dichte <strong>und</strong> großer Festigkeit z.B. Bims oder Blähton<br />

zugegeben.<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Zement<br />

Für die Herstellung der verschiedenen Leichtbetonsteine wird im Normalfall Portlandzement<br />

verwendet. Der Zement wird per LKW zum Werk transportiert.<br />

Zuschlagstoffe für Leichtbeton<br />

Bims<br />

In Deutschland wird Bims nur im Bereich des Neuwieder Beckens abgebaut. Je<br />

nachdem welche Dichte das fertige Bimsprodukt erreichen soll, wird der Bims vor der<br />

Weiterverarbeitung noch gewaschen. Im Waschvorgang werden Sand <strong>und</strong> Kies, sowie<br />

73<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


74 G Leichtbetonmauersteine<br />

abschlämmbare Bestandteile abgeschieden, der Bims erreicht dadurch eine mittlere<br />

Dichte <strong>von</strong> 0,5 kg/dm 3 . Da 74 % des in Deutschland verarbeiteten Bimses aus dem<br />

Neuwieder Becken stammen, wird im folgenden aus dem Ausland importierter Bims<br />

vernachlässigt.<br />

Blähton<br />

Der im Tagebau gewonnene Ton wird aufbereitet <strong>und</strong> dann granuliert. Die Tongranalien<br />

durchlaufen ein Drehrohrofensystem (in manchen Fällen auch einen Wirbelschichtofen).<br />

Sie werden dabei zuerst vorgewärmt <strong>und</strong> dann schnell auf 1.200°C erhitzt, dadurch<br />

verdampft das im Ton geb<strong>und</strong>ene Wasser <strong>und</strong> bläht die Granalien auf das ca. fünffache<br />

ihrer Größe auf.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Zur Abschätzung der Transportwege der einzelnen Einsatzstoffe bis zum Herstellungsbetrieb<br />

existieren Werte in der angegebenen Literatur. Als Hauptquelle wird /LIE 97/<br />

verwendet. An Stellen an denen es sinnvoll erschien wurden auch Werte aus dem Kap.<br />

F Gasbeton entsprechend /HEB 95/,/IÖW 96/ übernommen. Die dort nicht angegebenen<br />

Werte wurden abgeschätzt.<br />

Zement<br />

Die Daten zur Zementherstellung sind dem Kap. D Zement (Pkt. 4 bis 6) entnommen.<br />

Der hier behandelte Leichtbeton enthält in den meisten Fällen Portlandzement, selten<br />

auch Hochofenzement. Für den Transport vom Zementwerk zum Betonwerk wurde ein<br />

Transportweg <strong>von</strong> durchschnittlich 150 km zugr<strong>und</strong>e gelegt /LIE 97/.<br />

Wasser<br />

Der Energieaufwand zur Bereitstellung des Wassers, das zur Herstellung <strong>von</strong> Gas- <strong>und</strong><br />

Leichtbeton benötigt wird, ist sehr gering <strong>und</strong> kann daher vernachlässigt werden.<br />

Zuschlagstoffe für Leichtbeton<br />

Blähton<br />

Über den Abbau <strong>von</strong> Rohton liegen Daten im Kap. I Ziegel (Pkt. 2) vor, die Herstellung<br />

des Blähtons ist entsprechend der Angaben <strong>von</strong> /FES 95/ bilanziert. Die Herstellung <strong>von</strong><br />

einer Tonne Blähton erfordert folgende Energieaufwendungen:<br />

Abbau <strong>von</strong> 1,1 t Rohton 1 : 0,6 l Diesel<br />

Transport zum Werk: 50 tkm<br />

Blähprozeß: 75 l schweres Heizöl<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

35,0 kWh Strom<br />

Es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß der Blähton über eine Strecke <strong>von</strong> 100 km transportiert<br />

wird /ÖKO 95/.<br />

1 Zur Herstellung <strong>von</strong> 1 Tonne Blähton benötigt man 1,1 Tonnen Rohton


Rohstoffe 75<br />

Bims<br />

Für den Abbau <strong>von</strong> Naturbims wird ein Dieselverbrauch <strong>von</strong> 0,9 Liter pro Kubikmeter<br />

für das Betreiben der Baumaschinen angesetzt, als Transportentfernung 10 km<br />

/MAU 95/. Der Bims wird nach dem Abbau, je nachdem welche Dichte der fertige<br />

Bimsstein haben soll, gesiebt oder gewaschen. Durch den Waschvorgang werden<br />

leichtere <strong>von</strong> schwereren Fraktionen getrennt. Zur Bereitstellung <strong>von</strong> 1.000 kg<br />

Waschbims sind ca. 1.840 kg Grubenbims erforderlich, zur Bereitstellung <strong>von</strong> 1.000 kg<br />

Bims (gesiebt) werden ca. 1.180 kg Grubenbims benötigt.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen für den<br />

Transport der Rohstoffe erfolgt mit den in Tabelle 6 Teil I (Allgemeiner Teil) enthaltenen<br />

Werten für Nah- <strong>und</strong> Ferntransporte bzw. Hochseetransporte.<br />

Tabelle E-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Rohstoffen für die Leichtbetonherstellung<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Portlandzement 4.290 893 184 1.874 590 754 17 118 43<br />

Blähton 3.694 288 230 544 1.589 126 66 8 86<br />

Grubenbims 67 5 10 59 6 3 7 0 4<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


76 G Leichtbetonmauersteine<br />

3 Leichtbetonmauersteine<br />

Bimssteine werden nach zwei unterschiedlichen Rezepturen gemischt. Für Steine<br />

höherer Dichte wird der Mischung gesiebter Grubenbims, für leichte Steine Waschbims<br />

beigegeben. Die Rezepturen für Porentonmauersteine <strong>und</strong> Bimssteine sind in der<br />

Tabelle E-2 aufgeführt.<br />

Tabelle E-2: Rezepturen zur Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Leichtbetonmauersteinen<br />

Steinart<br />

Zuschlag<br />

Portlandzement Wasser<br />

Alle Werte je Tonne<br />

[kg]<br />

[kg]<br />

[kg]<br />

Porentonmauerstein Blähton 900 100 50<br />

Bimsstein Dichte 0,5 bis 0,6 kg/dm 3<br />

Bimsstein Dichte 0,7 bis 0,9 kg/dm 3<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Waschbims 1<br />

Bims 1<br />

1.397 222 50<br />

1.125 125 50<br />

1 Im Bims ist noch Wasser enthalten, das beim Härten verdunstet, so daß man 1 Tonne trockenen Bimsstein<br />

erhält<br />

3.1 Herstellung<br />

Abbildung E-1 zeigt den Herstellungsprozeß <strong>von</strong> Betonwaren.<br />

Zement<br />

<strong>und</strong><br />

Wasser<br />

Dampfhärtung<br />

Kammer-, Pistenhärtung<br />

evtl. Waschen<br />

Dosieren <strong>und</strong> Mischen<br />

Formfester Beton<br />

Formgebung - Pressen<br />

Umstapeln - Gabelstapler<br />

Leichtbetonmauerstein<br />

Lufthärtung<br />

Zuschläge:<br />

Bims<br />

Blähton<br />

Abbildung E-1: Betonwarenherstellung nach /MAR 80/ (überarbeitet).<br />

4.


Leichtbetonmauersteine 77<br />

Das Herstellungsverfahren für die verschiedenen Leichtbetonsteine unterscheidet sich<br />

bis zum Trocknungsprozeß nicht. Nur bei der Produktion <strong>von</strong> Bimssteinen wird ein<br />

Waschprozeß vorgeschaltet, wenn man Bimssteine mit besonders niedriger Dichte<br />

zwischen 0,5 <strong>und</strong> 0,6 kg/dm 3 herstellen will. Bei der Trocknung muß zwischen<br />

Dampfhärtung <strong>und</strong> Lufthärtung unterschieden werden.<br />

3.2 Energetische Daten zur Produktion<br />

Während die Porentonmauerblöcke im Normalfall luftgehärtet werden, ist bei der<br />

Bimssteinproduktion sowohl die Lufthärtung als auch die Dampfhärtung üblich. Es muß<br />

zwischen luft- <strong>und</strong> dampfgehärteten Steinen unterschieden werden, da die Aushärtung<br />

mittels Heißdampf ein energieintensiver Prozeß ist. Die nachfolgende Aufzählung<br />

enthält die Energieaufwendungen, die zur Produktion <strong>von</strong> einer Tonne des entsprechenden<br />

Leichtbausteins nötig sind:<br />

Porentonmauerblock (LB25): 6,5 kWh Strom für Mischen, Fördern, Formen<br />

0,44 l Diesel für innerbetrieblichen Transport<br />

Bimsstein Dichte 0,5 bis 0,6 kg/dm 3 : 3,12 kWh Strom für Waschen des Grubenbimses<br />

0,42 l Diesel für Waschen <strong>und</strong> Transport<br />

7,53 kWh Strom für weiteren Herstellungsprozeß<br />

8,64 l Leichtöl für Härtungsprozeß<br />

Bimsstein Dichte 0,7 bis 0,9 kg/dm 3 : 5,17 kWh Strom für Herstellungsprozeß<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

0,15 l Diesel für innerbetrieblichen Transport<br />

5,83 l Leichtöl für Härtungsprozeß<br />

Beim eigentlichen Mischvorgang, bei der Verarbeitung <strong>und</strong> beim Trocknen <strong>von</strong><br />

Betonwaren entstehen geringe Emissionen. Falls die Aushärtung mittels Dampf<br />

beschleunigt wird, erhöht sich der KEA <strong>und</strong> damit auch die Emissionen um mehr als das<br />

Doppelte. Ein großer Teil der Emissionen entsteht auch hier in vorgelagerten Prozessen.<br />

In Abbildung E-2 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Leichtbetonmauersteinen dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


78 G Leichtbetonmauersteine<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Wasser<br />

0 MJ (0.0%)<br />

Herstellung Porentonmauerblöcke<br />

Porentonmauerblock<br />

3969 MJ (100.0%)<br />

Zement<br />

429 MJ (10.8%)<br />

Blähton<br />

3324 MJ (83.7%)<br />

Transport LKW (normal)<br />

123 MJ (3.1%)<br />

Strommix Deutschland<br />

74 MJ (1.9%)<br />

Diesel<br />

18 MJ (0.4%)<br />

Abbildung E-2: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Porentonmauerblöcken<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle E-3: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> verschiedenen Leichtbetonmauersteinen<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Porentonmauerblock 3.969 359 252 831 1.505 202 80 20 93<br />

Bimsstein Dichte 0,5 bis 0,6 kg/dm 3<br />

mit Dampfhärtung<br />

Bimsstein Dichte 0,5 bis 0,6 kg/dm 3<br />

ohne Dampfhärtung<br />

Bimsstein Dichte 0,7 bis 0,9 kg/dm 3<br />

mit Dampfhärtung<br />

Bimsstein Dichte 0,7 bis 0,9 kg/dm 3<br />

ohne Dampfhärtung<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

1.751 244 118 847 199 201 50 29 39<br />

1.412 219 99 752 165 194 44 28 34<br />

923 126 59 424 105 102 24 15 19<br />

690 109 46 358 81 97 20 14 16


Leichtbetonplatte 79<br />

4 Leichtbetonplatte<br />

Leichtbetonplatten können alternativ zu Gipskartonplatten verwendet werden. Sie<br />

haben eine Standardwandstärke <strong>von</strong> 12,5 mm <strong>und</strong> werden in verschiedenen Größen<br />

gefertigt.<br />

4.1 Herstellung<br />

Zur Herstellung der Wandelemente wird Zement auf ein Förderband aufgebracht <strong>und</strong><br />

auf den Zement ein Glasgittergewebe gelegt, das der Platte ihre Stabilität gibt. Auf das<br />

Gewebe wird der Beton aufgetragen, ein weiteres Glasgittergewebe auf den Beton gelegt<br />

<strong>und</strong> nochmals eine dünne Zementschicht aufgetragen. Zwischen den einzelnen<br />

Arbeitsschritten <strong>und</strong> am Schluß des Fertigungsprozesses wird die Platte gewalzt. Nach<br />

dem Schneiden werden die fertigen Platten zu Lagerkammern transportiert <strong>und</strong> härten<br />

dort an der Luft aus.<br />

Zement<br />

Aufbringen auf Förderband<br />

Glasgittergewebe Aufbringen auf die<br />

Zementschicht<br />

Mischen des Betons<br />

Formfester Beton Aufbringen auf das<br />

Glasgittergewebe<br />

Walzen<br />

Glasgittergewebe Aufbringen auf die<br />

Betonschicht<br />

Zement Aufbringen auf das<br />

Glasgittergewebe<br />

Walzen, Schneiden<br />

Lufthärten in<br />

Trockenkammern<br />

Leichtbetonwandelement<br />

Abbildung E-3: Herstellung <strong>von</strong> Leichtbetonplatten<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


80 G Leichtbetonmauersteine<br />

4.2 Energetische Daten zur Produktion<br />

Der Energieverbrauch wird anhand der Werte, die über die Herstellung <strong>von</strong> Betonwaren<br />

vorliegen, abgeschätzt. Auf die energetisch aufwendige Dampfhärtung wird verzichtet,<br />

die Elemente härten in Lagerkammern an der Luft. Energieaufwendungen pro Tonne<br />

Leichtbetonplatten:<br />

Dosieren: 6,0 kWh Strom<br />

Mischen: 2,6 kWh Strom<br />

Walzen: 6,0 kWh Strom<br />

Die Energieaufwendungen zur Herstellung der Glasgittergewebe werden mit Hilfe <strong>von</strong><br />

Teil IV (Kunststoffe) abgeschätzt, sie betragen 32 MJ pro Quadratmeter Glasgittergewebe.<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung E-2 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Leichtbetonplatten dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Herstellung Leichtbetonplatte<br />

Leichtbetonplatte<br />

3832 MJ (100.0%)<br />

Glasgittergewebe<br />

551 MJ (14.4%)<br />

Zement<br />

1503 MJ (39.2%)<br />

Blähton<br />

1662 MJ (43.4%)<br />

Wasser<br />

0 MJ (0.0%)<br />

Transport LKW (normal)<br />

116 MJ (3.0%)<br />

Abbildung E-4: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Leichtbetonplatten


Leichtbetonplatte 81<br />

Wie bei allen anderen Betonfertigteilen entstehen auch hier die meisten Emissionen<br />

nicht bei der Produktion <strong>von</strong> Leichtbetonplatten, sondern vorgelagert durch die<br />

Bereitstellung der Rohstoffe.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle E-4: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Leichtbetonplatten<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Leichtbetonplatte 3.832 458 202 1.056 955 390 122 46 66<br />

/LIE 97/, /HEB 95/, /IÖW 96/, /FES 95/, /ÖKO 95/, /MAU 95/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

H Mörtel, Putz, Estrich<br />

Mörtel <strong>und</strong> Putze sind Gemische aus verschiedenen Bindemitteln, z.B. Kalk, Gips, Zement<br />

oder Anhydrit sowie Zuschlägen mit Korngrößen bis zu 8 mm. Das Mengenverhältnis<br />

der Zuschläge zum Bindemittel hat Einfluß auf Raumbeständigkeit <strong>und</strong> Festigkeit<br />

des Mörtels. Bindemittelarme (magere) Mörtel erreichen nur geringe Festigkeit, dagegen<br />

schwinden bindemittelreiche (fette) Mörtel <strong>und</strong> es besteht die Gefahr der Rißbildung.<br />

Die Zuschläge haben Einfluß auf die Dichtigkeit <strong>und</strong> damit auf die Wärmedämmfähigkeit<br />

des Mörtels. Als Zuschlag für Normalmauermörtel kommt Sand zum Einsatz.<br />

Für Leichtmauermörtel <strong>und</strong> Wärmedämmputze werden Bims, Blähton oder Perlite, sowie<br />

Polystyrol verwendet. Wie beim Beton wird auch beim Mörtel zwischen direkt auf<br />

der Baustelle <strong>und</strong> im Werk hergestelltem Mörtel unterschieden.<br />

2 Rohstoffe<br />

Mörtel <strong>und</strong> Putze werden je nach Art des Bindemittels in verschiedene Mörtel- <strong>und</strong><br />

Putzgruppen eingeteilt. Bei Mörteln unterscheidet man drei Gruppen, Mörtel die nur<br />

Kalk enthalten, Mörtel die Zement <strong>und</strong> Kalk enthalten <strong>und</strong> reine Zementmörtel. Letztere<br />

erreichen die größte Festigkeit. Bei Putzen kommt als Bindemittel zusätzlich zu Zement<br />

<strong>und</strong> Kalk noch Anhydrit <strong>und</strong> Gips zum Einsatz. Beim Estrich unterscheidet man<br />

den Zement- <strong>und</strong> den Anhydritestrich, die zusammen 90 % des in Deutschland produzierten<br />

Estrichs ausmachen.<br />

Kalkhydrat<br />

Kalkhydrat wird aus Branntkalk hergestellt. Dieser wird dosiert <strong>und</strong> mit einer festgelegten<br />

Menge Wasser abgelöscht. Beim Trockenlöschverfahren erhält man den pulverförmigen<br />

Löschkalk, beim Naßlöschverfahren, mit Wasserüberschuß, einen Kalkteig. Zu<br />

beachten ist, daß für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne pulverförmigem Kalkhydrat nur<br />

757 kg Kalk notwendig sind.<br />

Zement<br />

Der Zement bildet, mit Wasser vermischt, den sogenannten Zementleim, der die Zuschlagstoffe<br />

umhüllt <strong>und</strong> beim Erhärten fest miteinander verkittet.<br />

Gips<br />

Gips wird aus Naturgips, der nach dem Abbau durch Brechen <strong>und</strong> Mahlen aufbereitet<br />

wird, oder REA-Gips durch verschiedene Brennprozesse hergestellt. Dabei wird dem<br />

Gipsstein das in ihm geb<strong>und</strong>ene Kristallwasser teilweise ausgetrieben.<br />

Anhydrit<br />

Anhydrit ist ein, in der Natur vorkommender, wasserfreier Gips. Dieser hat durch geologische<br />

Vorgänge sein Kristallwasser verloren. Die Qualität des natürlich gewonnenen<br />

83<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


84 H Mörtel, Putz, Estrich<br />

Anhydrit schwankt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird oft auch synthetischer Anhydrit verwendet,<br />

der bei der Herstellung <strong>von</strong> Flußsäure aus Flußspat als Reaktionsprodukt anfällt.<br />

CaF2 + H2SO4 = CaSO4 + 2 HF<br />

Flußspat Schwefelsäure Anhydrit Flußsäure<br />

Weiter kann Anhydrit durch Brennen aus Gipsstein bei Temperaturen um die 500 bis<br />

700°C gewonnen werden, wobei dem Gipsstein das gesamte Kristallwasser ausgetrieben<br />

wird.<br />

Wasser<br />

Das Wasser ermöglicht das Erhärten des Bindemittels <strong>und</strong> dient als Gleitmittel, welches<br />

ein gutes Zusammenrutschen <strong>und</strong> damit eine Verdichtung der Zuschlagstoffe ermöglicht.<br />

Zuschlagstoffe<br />

Mörteln wird im Normalfall nur Sand (ohne Kiesanteile) als Zuschlag beigemischt, dabei<br />

ist die Korngröße je nach Verwendungsart unterschiedlich. Als Obergrenze sind 8 mm<br />

angegeben. Um Leichtmauermörtel oder Putze mit guten Wärmedämmeigenschaften zu<br />

erhalten, gibt man Bims, Blähton oder Blähperlite als Grobzuschlag bei. Jedoch wird<br />

z.T. auch noch Sand (10 bis 30 Gew%) als Feinzuschlag zugegeben. Um Wärmedämmputze<br />

zu erhalten werden Polystyrolschaumkugeln (EPS-Granulat) oder Blähperlite<br />

verwendet.<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Kalkhydrat<br />

Wird nach der Herstellung in den entsprechenden Betrieben zur Weiterverarbeitung in<br />

das Mörtelwerk verbracht.<br />

Zement<br />

Die am häufigsten zur Mörtel- <strong>und</strong> Putzherstellung verwendete Zementart ist der Portlandhüttenzement,<br />

er wird aus den entsprechenden Betrieben ins Mörtelwerk geliefert.<br />

Gips<br />

Durch den verstärkten Einsatz <strong>von</strong> Rauchgasentschwefelungsanlagen hat sich der Anteil<br />

des REA-Gips zur Herstellung <strong>von</strong> Mörtel in den letzten Jahren stetig erhöht. Im<br />

Moment werden 50 % des in der Mörtelherstellung verwendeten Gipses aus REA-Gips,<br />

die anderen 50 % aus Naturgips gebrannt.<br />

Anhydritbinder<br />

Anhydrit selbst reagiert sehr langsam mit Wasser, deswegen werden ihm Anreger beigemischt,<br />

die die Reaktion beschleunigen. Die Anreger, z.B. 5 Gew% Zement, werden<br />

dem Anhydrit beigemischt. Der Anhydritbinder wird in Säcke abgepackt <strong>und</strong> zum Mörtelwerk<br />

transportiert.<br />

Bausand<br />

Natürlich vorkommender Sand wird im Tagebau gewonnen, gewaschen <strong>und</strong> gesiebt.<br />

Brechsand wird aus Naturstein gebrochen <strong>und</strong> gemahlen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffe 85<br />

Bims<br />

Bei Bims kommt Naturbims oder auch Recyclingbims zur Anwendung.<br />

Blähton<br />

Der Blähton wird aus granuliertem Rohton, in einem Ofenprozeß bei 1.200°C hergestellt.<br />

Blähperlit<br />

Das Blähperlit wird aus Rohperlit, das sich auf dem Sinterband bei Temperaturen <strong>von</strong><br />

1.000°C aufbläht, hergestellt.<br />

EPS-Granulat<br />

Wird aus Styrol gewonnen, das zu Granulat aufgeschäumt wird.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Über die Transportwege, die das Rohmaterial <strong>von</strong> den einzelnen Herstellern zum Mörtelwerk<br />

zurücklegt, gibt es keine Angaben in der Literatur. Da jedoch über Beton sehr<br />

genaue Angaben vorliegen <strong>und</strong> die Mörtelherstellung mit der Betonherstellung verglichen<br />

werden kann, werden die Transportentfernungen aus den Kapiteln über Beton<br />

(E Beton, F Gasbeton <strong>und</strong> G Leichtbetonmauersteine) zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Kalkhydrat<br />

Die Angaben über den Energieverbrauch <strong>und</strong> die Emissionsmengen sind dem Kap.<br />

C Kalk (Pkt. 6) entnommen. Bei der Transportentfernung wird mit einer Strecke <strong>von</strong><br />

100 km gerechnet.<br />

Zement<br />

Die energetischen Daten, die dem Zement zugr<strong>und</strong>e liegen, sind dem Kap. D Zement<br />

(Pkt. 4 bis 6) entnommen. Die gängigen Mörtelsorten enthalten Portlandhüttenzement.<br />

Für den Transport vom Zementwerk zum Betonwerk oder zur Baustelle wurde ein<br />

Transportweg <strong>von</strong> durchschnittlich 180 km zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Gips<br />

Der Energieaufwand zur Bereitstellung <strong>von</strong> Gips kann Kap. B Gips (Pkt. 3.3) entnommen<br />

werden, als Transportentfernung wurden entsprechend den Angaben über Anhydrit<br />

280 km angesetzt.<br />

Anhydritbinder<br />

Der natürliche Anhydrit wird im Tagebau gewonnen, der synthetische Anhydrit fällt als<br />

Reaktionsprodukt an, die Energieaufwendungen für die Breitstellung beider Stoffe sind<br />

gering. Der Anhydrit wird fein gemahlen, mit Zement vermischt <strong>und</strong> dann abgepackt. Er<br />

wird 280 km zum Mörtelwerk oder zur Estrichherstellung auf die Baustelle transportiert.<br />

Wasser<br />

Der Energieaufwand zur Bereitstellung des Wassers, das zur Mörtelherstellung benötigt<br />

wird, ist sehr gering <strong>und</strong> wird daher vernachlässigt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


86 H Mörtel, Putz, Estrich<br />

Bausand<br />

Sand wird entsprechend dem Kap. A Bausand, Baukies (Pkt. 3) bilanziert. In der Energiebilanz<br />

wird auch die Herstellung <strong>von</strong> Brechsand berücksichtigt, der aus Naturstein<br />

gebrochen wird <strong>und</strong> 15 % der Gesamtmenge des Zuschlags Sand ausmacht. Als Transportweg<br />

vom Kieswerk bis zum Mörtelwerk oder der Baustelle wird eine Strecke <strong>von</strong><br />

10 km veranschlagt /LIE 97/.<br />

Blähton, Blähperlit<br />

Die Energieaufwendungen zur Herstellung des Blähtons werden in Kapitel G Leichtbetonmauersteine<br />

(Pkt. 2) angegeben, die Aufwendungen für Blähperlit werden anhand<br />

<strong>von</strong> Blähton veranschlagt. Es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß der Blähton bzw. das Blähperlit<br />

über eine Strecke <strong>von</strong> 100 km transportiert wird /ÖKO 95/.<br />

Bims<br />

Die Angaben über den Energieeintrag für den Abbau <strong>von</strong> Naturbims sind dem Kap.<br />

G Leichtbetonmauersteine (Pkt. 2) entnommen. Als Transportentfernung sind 10 km<br />

angegeben. Der in Deutschland abgebaute Bims stammt ausschließlich aus dem Gebiet<br />

des Neuwieder Beckens, er macht mit 74 % den größten Teil des in Deutschland verarbeiteten<br />

Bims aus, daher wird der importierte Bims in dieser Studie nicht berücksichtigt<br />

/EYE 98/, /MAU 95/.<br />

EPS-Granulat<br />

Expandiertes Polystyrol ist entsprechend dem Kap. D Polystyrol (Teil VI, Kunststoffe)<br />

bilanziert. Die Transportentfernung für das Polystyrol wird mit 50 km abgeschätzt.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen für den<br />

Transport der Rohstoffe erfolgt mit den in Tabelle 6 Teil I (Allgemeiner Teil) enthaltenen<br />

Werten für LKW-Transporte.<br />

Tabelle N-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Rohstoffen für die Mörtelerzeugung<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Sand 44 28 4 24 3 3 3 0 2<br />

Portlandhüttenzement (Zem II) 3.769 727 162 1.588 503 652 17 100 39<br />

Kalkhydrat 3.553 804 225 344 231 763 17 45 144<br />

Putzgips 1.513 87 75 171 44 179 13 2 10<br />

Blähton, Blähperlit 3.694 288 230 544 1.589 126 66 80 86<br />

Bims 67 5 10 59 6 3 7 0 4<br />

EPS-Granulat 71.000 1.541 1.200 3.500 2.100 6.100 8.200 10 300<br />

Anhydrit 72 5 8 46 5 5 6 0 3<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Mörtel 87<br />

3 Mörtel<br />

Der Mörtel wird in drei Mörtelarten unterteilt, den Normalmörtel, den Leichtmörtel <strong>und</strong><br />

den Dünnbettmörtel. Er stellt eine kraftschlüssige Verbindung zwischen den Mauersteinen<br />

her <strong>und</strong> muß ausreichend tragfähig, dicht <strong>und</strong> beständig gegenüber Witterungseinflüssen<br />

sein.<br />

Normalmörtel wird aufgr<strong>und</strong> seiner Zusammensetzung <strong>und</strong> Druckfestigkeit in die Mörtelgruppen<br />

I (Kalkmörtel), ΙΙ <strong>und</strong> ΙΙa (Kalk-Zement-Mörtel) sowie ΙΙΙ <strong>und</strong> ΙΙΙa (Zementmörtel)<br />

eingeteilt. Je nach Mörtelgruppe muß der Mörtel bestimmte Anforderungen an<br />

die Druckfestigkeit erfüllen. Tabelle N-2 gibt die wichtigsten Mörtelmischungen wieder.<br />

Tabelle N-2: Rezepturen für Normalmörtel in Raum- <strong>und</strong> Mengenteilen<br />

Mörtelgruppe<br />

Mischungsverhältnis in<br />

Raumteilen<br />

Mischungsverhältnis in Mengenteilen<br />

Mengenangaben in kg pro Tonne Mörtel<br />

Kalk Zement Sand Kalkhydrat Zement<br />

1 Zement bindet die 0,4-fache Menge seines Gewichts an Wasser<br />

2 Hier ist nur die vom Zement geb<strong>und</strong>ene Wassermenge angegeben<br />

1<br />

Sand Wasser 2<br />

MG Ι 1 0 3 115 0 885 -<br />

MG ΙΙ 2 1 8 70 150 720 60<br />

MG ΙΙa 1 1 6 45 191 688 76<br />

MG ΙΙΙ 0 1 4 - 263 632 105<br />

Dünnbettmörtel sind Mörtel für Plansteinmauerwerk aus Gasbeton- oder Kalksandsteinplanelementen,<br />

mit etwa 1 bis 3 mm dicken Fugen, sowie plangeschliffene Leichthochlochziegel.<br />

Dünnbettmörtel entspricht der Mörtelgruppe III <strong>und</strong> besteht damit aus<br />

Zement <strong>und</strong> Feinsand mit Korngrößen kleiner 1 mm (Mischung nach Tab. N-2). Außerdem<br />

werden organische Zusätze zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit <strong>und</strong> des Wasserrückhaltevermögens<br />

beigegeben. Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Saugwirkung der<br />

Mauersteine können bestimmte Dünnbettmörtel nur mit bestimmten Mauersteinarten<br />

kombiniert werden /HÄR 94/.<br />

Leichtmauermörtel wird zur Verbesserung der Wärmedämmqualitäten <strong>von</strong> Mauerwerk<br />

aus hochwärmedämmenden Wandbausteinen eingesetzt. Er wird für die Mörtelgruppen<br />

II, IIa <strong>und</strong> III geliefert <strong>und</strong> enthält statt des Sandes Leichtzuschläge aus Bims, Blähton<br />

(Dichte zwischen 0,6 <strong>und</strong> 0,8 kg/dm 3 ) oder Blähperlit (Dichte um 0,1 kg/dm 3 ) sowie organische<br />

Zuschläge, die plastifizierende oder verzögernde Wirkung haben <strong>und</strong> das Wasserrückhaltevermögen<br />

verbessern. Die Mischung des Leichtmauermörtels erfolgt nach denselben<br />

Mischungsverhältnissen in Raumteilen wie beim Normalmauermörtel /IKM 99/.<br />

Durch die unterschiedlichen Dichten der Zuschläge verändern sich die Mengen der einzelnen<br />

Rohstoffe, die für eine Tonne Fertigmörtel benötigt werden. In der Tabellen N-3<br />

sind sie exemplarisch für Bims <strong>und</strong> Blähperlit angegeben.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


88 H Mörtel, Putz, Estrich<br />

Tabelle N- 3: Rezepturen für Leichtmauermörtel in Mengenteilen<br />

Mörtelgruppe<br />

Alle Werte je Tonne<br />

MG ΙΙ 117 250 533 100 219 468 125 187<br />

MG ΙΙa 72 309 495 124 128 545 109 218<br />

MG ΙΙΙ - 405 432 162 - 652 87 261<br />

1 Hier ist nur die vom Zement geb<strong>und</strong>ene Wassermasse angegeben, Zement bindet die 0,4-fache Menge seines Gewichts<br />

an Wasser<br />

3.1 Herstellung<br />

Die Ermittlung der Massenzusammensetzungen verschiedener Mörtelgruppen erfolgt<br />

über die oben angegebenen Mischungsverhältnisse in Raumteilen. Die Umrechnung der<br />

Volumenverhältnisse in Massenprozent wird über die Dichte des jeweiligen Einsatzstoffes<br />

durchgeführt. Normalmörtel wird als Werkmörtel geliefert oder auf der Baustelle<br />

selbst hergestellt, Dünnbett- <strong>und</strong> Leichtmörtel darf nur als Werkmörtel geliefert werden.<br />

Der <strong>von</strong> den Mörtelwerken gelieferte Mörtel wird in drei verschiedene Arten eingeteilt,<br />

den Werk-Frischmörtel, den Werk-Trockenmörtel <strong>und</strong> den Werk-Vormörtel. Der Werk-<br />

Frischmörtel wird gebrauchsfertig auf die Baustelle geliefert, der Werk-Trockenmörtel<br />

in Silos oder als Sackware. Er wird nach Herstellerangaben mit Wasser vermischt <strong>und</strong><br />

damit verarbeitbar gemacht.<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Der Energieaufwand für die Herstellung <strong>von</strong> Mörtel ist relativ gering. Da über die Herstellung<br />

<strong>von</strong> Mörtel selbst keine Daten vorliegen, wurden die oben angegebenen Werte<br />

mit Hilfe des Kapitels E Beton <strong>und</strong> der Angaben aus /ÖKO 95/ abgeschätzt. Für das Dosieren,<br />

Fördern <strong>und</strong> Mischen des Mörtels fallen im Durchschnitt 2 kWh Strom pro Tonne<br />

Mörtel an. Handelt es sich um Werk-Trockenmörtel, so werden noch einmal 3 kWh<br />

Strom pro Tonne für das Abfüllen <strong>und</strong> Verpacken (Absackerei) verbraucht.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Der größte Anteil der Energieaufwendungen für die Mörtelherstellung fällt bereits bei<br />

der Bereitstellung der Rohstoffe, die für die verschiedenen Mörtelarten verwendet werden,<br />

an. Der Zement <strong>und</strong> der Kalk haben mit einem Anteil <strong>von</strong> zusammen über 70 % den<br />

größten Anteil am KEA <strong>von</strong> Mörtel. Der KEA <strong>von</strong> Leichtmauermörtel ist je nach den<br />

verwendeten Zuschlägen sehr unterschiedlich. Werden die in der Herstellung energieintensiven<br />

Zuschläge Blähton oder Blähperlit verwendet, so liegt der KEA um das 3- bis 4fache<br />

über dem KEA <strong>von</strong> einem Leichtmauermörtel, der Bims als Zuschlag enthält. In<br />

Abbildung N-1 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Mörtel dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Kalkhydrat<br />

[kg]<br />

Zement<br />

[kg]<br />

Bims<br />

[kg]<br />

Wasser 1<br />

[kg]<br />

Kalkhydrat<br />

[kg]<br />

Zement<br />

[kg]<br />

Blähperlit<br />

[kg]<br />

Wasser 1<br />

[kg]


Mörtel 89<br />

Mischen des Mörtels<br />

Mörtel<br />

962 MJ (100.0%)<br />

Sand, Kies<br />

31 MJ (3.3%)<br />

Zement<br />

565 MJ (58.7%)<br />

Kalkhydrat<br />

249 MJ (25.8%)<br />

Wasser<br />

0 MJ (0.0%)<br />

Baustellenverkehr<br />

25 MJ (2.6%)<br />

LKW-Transport<br />

35 MJ (3.6%)<br />

Strommix Deutschland<br />

57 MJ (6.0%)<br />

Abbildung N-1: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Mörtel<br />

Wie bei den Energieaufwendungen werden auch die Emissionen der Mörtelherstellung<br />

<strong>von</strong> den eingesetzten Rohstoffen bestimmt. Diese vorgelagerten Emissionen machen ungefähr<br />

2/3 der Gesamtemissionen aus.<br />

Das Abbinden des Mörtels am Baukörper erfolgt chemisch durch die Aufnahme <strong>von</strong><br />

Kohlendioxid aus der Luft, so daß die prozeßbedingten CO2-Emissionen beim Kalkbrennen<br />

wieder kompensiert werden. Da bei diesem Vorgang Wasser frei wird, sind Neubauten<br />

zunächst feucht /SRÖ 84/.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle N-4: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Normalmörtel<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalmörtel MG I 549 101 39 111 35 98 10 6 22<br />

Normalmörtel MG II 962 175 55 347 101 162 14 19 22<br />

Normalmörtel MG IIa 1.029 184 56 409 116 169 14 22 20<br />

Normalmörtel MG III bzw. IIIa 1.143 200 59 514 143 182 15 27 17<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


90 H Mörtel, Putz, Estrich<br />

Tabelle N-5: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Leichtmörtel mit<br />

Bims als Leichtzuschlag<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Leichtmörtel MG II 1.038 194 64 353 103 179 16 19 28<br />

Leichtmörtel MG IIa 3.699 425 239 860 1.152 300 73 28 96<br />

Leichtmörtel MG III bzw. IIIa 3.680 585 203 1.071 424 587 38 59 70<br />

Tabelle N-6: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Leichtmörtel mit<br />

Blähton als Leichtzuschlag<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Leichtmörtel MG II 1.055 192 62 406 114 176 17 21 25<br />

Leichtmörtel MG IIa 3.641 417 231 909 1.135 293 71 31 89<br />

Leichtmörtel MG III bzw. IIIa 4.090 569 228 1.077 485 609 44 55 70<br />

Tabelle N-7: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Leichtmörtel mit<br />

Blähperlit als Leichtzuschlag<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Leichtmörtel MG II 3.682 587 204 1062 424 588 38 59 70<br />

Leichtmörtel MG IIa 3.523 399 217 995 1.102 278 69 35 77<br />

Leichtmörtel MG III bzw. IIIa 3.816 519 201 1.229 493 546 42 61 48<br />

Anmerkungen zu den Emissionen<br />

Wie im Allgemeinen Teil, Kap. 3 beschrieben, werden im Rahmen der Prozeßkettenanalyse<br />

nur energiebedingte Emissionen ermittelt. Um auch relevante prozeßbedingte<br />

Emissionen zu erfassen, werden die Ergebnisse der Prozesskettenanalyse mit Gesamtemissionen<br />

aus der Fachliteratur abgeglichen, etwaige Abweichungen detailliert untersucht<br />

<strong>und</strong> die so ermittelten Gesamtemissionen als stoffspezifische Basisdaten ausgewiesen.<br />

Die so ermittelten Werte werden dann in der Datenbank abgelegt.<br />

Der größte Teil der Emissionen für Mörtel wird durch die Bereitstellung der verwendeten<br />

Rohstoffe <strong>und</strong> Zwischenprodukte verursacht. Für diese Stoffe wurden auf die oben<br />

beschriebene Art <strong>und</strong> Weise die Gesamtemissionen in den vorangegangenen Kapiteln<br />

ermittelt <strong>und</strong> bei der Betonbilanzierung berücksichtigt. Zusammen mit den energiebedingten<br />

Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Mörtel ist es somit möglich, die im Kapitel<br />

Mörtel errechneten Emissionen als Gesamtemissionen auszuweisen, da hierbei keine<br />

prozeßbedingten Emissionen anfallen.<br />

Lediglich zu Vergleichszwecken werden in Tabelle N-8 Emissionswerte aus der Fachliteratur<br />

aufgeführt. Die oberste Zeile der Tabelle enthält die ausgewiesenen Emissionen<br />

(vgl. Tabelle N-4). Bei /GEM/ gibt es einen Datensatz zu Zementmörtel, dieser entspricht<br />

der Mörtelgruppe MG III. Aus /ÖKO 95/ wird der Datensatz für Mauermörtel MG 3 angegeben.<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Mörtel 91<br />

Tabelle N- 8: Vergleich der Gesamtemissionen für Beton nach Tabelle N-4,<br />

/GEM/ <strong>und</strong> /ÖKO 95/<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalmörtel MG III bzw. IIIa 1.143 200 59 514 143 182 15 27 17<br />

Mauermörtel MG 3 /ÖKO 95/ - 223 131 458 160 114 163 2 -<br />

Zementmörtel /GEM/ - 200 80 490 50 210 20 1 70<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


92 H Mörtel, Putz, Estrich<br />

4 Putz<br />

Putzmörtel dient zur Herstellung <strong>von</strong> ein- oder mehrlagigem mineralischen Putz auf<br />

Wänden oder Decken. Außer der ästhetischen Gestaltung der Oberfläche <strong>von</strong> Baukörpern<br />

übernehmen Putze bauphysikalische Aufgaben wie das Abhalten <strong>von</strong> Witterungseinflüssen.<br />

Sie dienen weiterhin als ebenflächige Unterlage in Innenräumen, als Brandoder<br />

Wärmeschutz.<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> Putz gilt DIN 18 550. Putze werden je nach Bindemittelart in<br />

die Mörtelgruppen PΙ bis PV eingeordnet. Sie sind entsprechend Tabelle N-9 nach<br />

Raumteilen zusammengesetzt. Mit Hilfe der Dichte der einzelnen Einsatzstoffe können<br />

die Mengenanteile der verschiedenen Normalputze, bezogen auf eine Tonne, berechnet<br />

werden.<br />

Tabelle N-9: Mischungsverhältnisse verschiedener Putzarten in Raum- <strong>und</strong> Mengenteilen<br />

nach DIN 18 550<br />

Putzart<br />

Alle Werte je Tonne<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Kalk<br />

[RT] [kg]<br />

Bindemittel<br />

[RT] [kg]<br />

Sand<br />

[RT] [kg]<br />

P I Kalkhydrat 1 115 - - 3 885 -<br />

Wasser 1<br />

P IIb Kalkhydrat 2 64 Zement 1 138 9 743 55<br />

P IIIa<br />

Kalkhydrat 0,5 18 Zement<br />

2 307 6 552 123<br />

P IIIb<br />

- - Zement<br />

1 313 3 563 125<br />

P IVc<br />

Kalkhydrat 1 85 Stuck-, Putzgips 1,5 217 3 652 46<br />

P IVd<br />

Kalkhydrat 1 110 Stuck-, Putzgips 0,2 38 3 845 8<br />

P Va<br />

- - Anhydritbinder 1 277 2 665 58<br />

P Vb Kalkhydrat 1,5 38 Anhydritbinder 3 160 12 769 34<br />

1 Hier ist nur der Teil des Beigabewassers berücksichtigt, der chemisch an Zement, Gips oder Anhydrit<br />

geb<strong>und</strong>en wird<br />

Zusätzlich zu den Normalputzen kommen noch Wärmedämmputze <strong>und</strong> Kunstharzputze<br />

zur Anwendung.<br />

Wärmedämmputze werden nach den selben Raumteilen gemischt wie die Normalputze.<br />

Durch die unterschiedlichen Dichten der Zuschlagstoffe ergeben sich jedoch unterschiedliche<br />

Mengenanteile für die einzelnen Putze. Als Zuschläge für Wärmedämmputze<br />

werden normalerweise expandiertes Polystyrol (EPS-Granulat) oder Blähperlite verwendet.<br />

Der Zuschlag sollte gemischtkörnig sein <strong>und</strong> einen Anteil <strong>von</strong> 10 bis 30 Gew%<br />

mit einer Korngröße < 0,25 mm besitzen. Dieser Teil des Zuschlages besteht oft aus<br />

Sand. Wärmedämmputze müssen eine Wärmeleitzahl λ ≤ 0,2 W/mK haben. Sie müssen<br />

bauaufsichtlich zugelassen werden <strong>und</strong> bestehen in der Regel aus einem wärmedämmenden<br />

leichten Unterputz <strong>und</strong> einem wasserabweisenden Oberputz. In Tabelle N-10<br />

sind die Mischungsverhältnisse der verschiedenen Putze nach Mengenteilen für EPS-<br />

Granulat <strong>und</strong> Blähperlit als Leichtzuschlag aufgeführt.<br />

[kg]


Putz 93<br />

Tabelle N-10: Mischungsverhältnisse verschiedener Wärmedämmputze in<br />

Mengenteilen mit Blähperlit als Leichtzuschlag<br />

Putzart<br />

Alle Werte je Tonne<br />

Kalk<br />

[kg]<br />

Bindemittel<br />

[kg]<br />

Blähperlit<br />

[kg]<br />

Sand<br />

[kg]<br />

P I Kalkhydrat 636 - 266 98 -<br />

Wasser 1<br />

P IIb Kalkhydrat 207 Zement 442 130 45 177<br />

P IIIa<br />

Kalkhydrat 37 Zement<br />

629 62<br />

21 252<br />

P IIIb<br />

- Zement<br />

652 64<br />

23 261<br />

P IVc<br />

Kalkhydrat 214 Stuck-, Putzgips 548 90<br />

33 115<br />

P IVd<br />

Kalkhydrat 504 Stuck-, Putzgips 172 211 77 36<br />

P Va<br />

- Anhydritbinder 720 94<br />

35 151<br />

P Vb Kalkhydrat 130 Anhydritbinder 556 145 51 117<br />

1 Hier ist nur der Teil des Beigabewassers berücksichtigt, der chemisch an Zement, Gips oder Anhydrit geb<strong>und</strong>en<br />

wird<br />

Tabelle N-11: Mischungsverhältnisse verschiedener Wärmedämmputze in<br />

Mengenteilen mit EPS-Granulat als Leichtzuschlag<br />

Putzart<br />

Alle Werte je Tonne<br />

Kalk<br />

[kg]<br />

Bindemittel<br />

[kg]<br />

EPS<br />

[kg]<br />

Sand<br />

[kg]<br />

P I Kalkhydrat 819 - 139 42 -<br />

[kg]<br />

Wasser 1<br />

P IIb Kalkhydrat 231 Zement 493 59 21 197<br />

P IIIa<br />

Kalkhydrat 39 Zement<br />

661 26<br />

10 264<br />

P IIIb<br />

- Zement<br />

689 27<br />

8 276<br />

P IVc<br />

Kalkhydrat 231 Stuck-, Putzgips 593 39<br />

12 125<br />

P IVd<br />

Kalkhydrat 612 Stuck-, Putzgips 209 104 31 44<br />

P Va<br />

- Anhydritbinder 761 61<br />

18 160<br />

P Vb Kalkhydrat 148 Anhydritbinder 631 67<br />

23 132<br />

1 Hier ist nur der Teil des Beigabewassers berücksichtigt, der chemisch an Zement, Gips oder Anhydrit geb<strong>und</strong>en<br />

wird<br />

4.1 Herstellung<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Putzmörtel entspricht der Herstellung <strong>von</strong> Mörtel, die einzelnen<br />

Einsatzstoffe werden über Fördereinrichtungen zum Mischer transportiert, dosiert <strong>und</strong><br />

gemischt. Wie beim Mörtel wird Sackware, die auf der Baustelle mit Wasser angemacht<br />

wird <strong>und</strong> Fertigputz, der sofort verarbeitet werden kann, unterschieden.<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Auch über die Energieverbräuche bei der Herstellung <strong>von</strong> Putz liegen keine Daten vor.<br />

Es kann jedoch da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß sie sich in derselben Größe wie die<br />

Energieverbräuche bei der Mörtelherstellung bewegen. Daher werden die, in diesem Kapitel<br />

unter Punkt 3.2 aufgeführten Werte verwendet.<br />

[kg]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


94 H Mörtel, Putz, Estrich<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> Putzmörtel werden nur geringe Energiemengen benötigt, der größte<br />

Teil der erforderlichen Energie fällt bei der Produktion <strong>und</strong> Gewinnung der Einsatzstoffe,<br />

die zur Putzherstellung verwendet werden, an. Zement <strong>und</strong> Kalk haben den größten<br />

Anteil am Gesamtenergieaufwand. Je nach Putzart liegt dieser Anteil bei 57 % bis über<br />

80 %. Die für die Herstellung <strong>von</strong> Wärmedämmputz benötigten Zuschläge aus EPS-<br />

Granulat <strong>und</strong> Blähperlit haben einen Anteil <strong>von</strong> 25 bis 88 % am Energieverbrauch. In<br />

Abbildung N-2 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Putz dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Mischen Wärmedämmputz<br />

Wärmedämmputz<br />

3152 MJ (100.0%)<br />

Kalkhydrat<br />

131 MJ (4.2%)<br />

Zement<br />

2367 MJ (75.1%)<br />

Blähperlit<br />

472 MJ (15.0%)<br />

Sand<br />

1 MJ (0.0%)<br />

Wasser<br />

0 MJ (0.0%)<br />

Strommix Deutschland<br />

57 MJ (1.8%)<br />

Baustellenverkehr<br />

1 MJ (0.0%)<br />

LKW-Transport<br />

122 MJ (3.9%)<br />

Abbildung N-2: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Putz<br />

Auch hier ist der größte Teil der Emissionen vorgelagert <strong>und</strong> entsteht damit schon bei<br />

der Herstellung der Einsatzstoffe für die verschiedenen Putzarten. Der prozentuale Anteil<br />

der verschiedenen Einsatzstoffe an den Gesamtemissionen bewegen sich ungefähr in<br />

der selben Größe wie der prozentuale Anteil der Einsatzstoffe am Gesamtenergieverbrauch.


Putz 95<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle N-12: KEA <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Normalputz mit Sand als Zuschlag<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalputz P I 545 101 39 111 35 98 10 6 22<br />

Normalputz P IIb 705 126 43 235 67 118 12 12 19<br />

Normalputz P IIIa 1.377 248 71 591 169 225 17 32 22<br />

Normalputz P IIIb 959 165 50 432 118 150 14 22 15<br />

Normalputz P IVc 677 91 46 140 36 103 13 5 20<br />

Normalputz P IVd 570 99 40 117 35 99 11 5 21<br />

Normalputz P Va 220 15 27 155 16 14 19 1 11<br />

Normalputz P Vb 330 43 31 141 22 42 16 2 15<br />

Tabelle N-13: KEA <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Wärmedämmputz mit Blähperlit als Zuschlag<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Wärmedämmputz P I 4.772 628 298 610 477 728 52 30 119<br />

Wärmedämmputz P IIb 4.081 561 235 930 463 612 45 47 79<br />

Wärmedämmputz P IIIa 3.149 525 160 1.211 399 499 33 66 45<br />

Wärmedämmputz P IIIb 3.471 502 180 1.197 449 510 38 61 44<br />

Wärmedämmputz P IVc 2.628 291 165 400 213 369 36 13 57<br />

Wärmedämmputz P IVd 4.166 533 261 551 402 627 48 26 101<br />

Wärmedämmputz P Va 1.436 91 119 470 167 132 54 3 37<br />

Wärmedämmputz P Vb 2.344 221 168 513 257 284 54 10 57<br />

Tabelle N-14: KEA <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Wärmedämmputz mit EPS-Granulat als Zuschlag<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Wärmedämmputz P I 20.713 634 194 382 191 601 27 36 120<br />

Wärmedämmputz P IIb 13.721 547 156 853 280 504 27 54 70<br />

Wärmedämmputz P IIIa 8.581 507 136 1.139 337 458 27 65 43<br />

Wärmedämmputz P IIIb 8.905 488 129 1.188 344 438 27 66 35<br />

Wärmedämmputz P IVc 7.558 255 117 303 91 287 26 13 50<br />

Wärmedämmputz P IVd 16.404 511 169 357 159 500 27 28 98<br />

Wärmedämmputz P Va 6.299 30 63 376 36 20 45 2 28<br />

Wärmedämmputz P Vb 10.150 148 88 374 66 134 41 9 45<br />

Anmerkungen zu den Emissionen<br />

Die in diesem Kapitel unter Pkt. 3.3 gemachten Anmerkungen zu den Emissionen <strong>von</strong><br />

Mörtel gelten analog auch für Putze. Zu Vergleichszwecken werden in Tabelle N-15<br />

Emissionswerte aus der Fachliteratur aufgeführt. Die Tabelle enthält drei der oben ausgewiesen<br />

Datensätze (vgl. Tabelle N-12, N-13) <strong>und</strong> ihre Vergleichswerte. Bei /GEM/ <strong>und</strong><br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


96 H Mörtel, Putz, Estrich<br />

auch bei /ÖKO 95/ werden Datensätze für Kalkputz, Zementputz <strong>und</strong> Wärmedämmputz<br />

angegeben.<br />

Tabelle N-15: Vergleich der Gesamtemissionen für verschiedene Putze nach Tabelle<br />

N-12, N-13, /GEM/ <strong>und</strong> /ÖKO 95/<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalputz P I 545 101 39 111 35 98 10 6 22<br />

Kalk-Maschinenputz /ÖKO 95/ - 163 130 449 146 108 163 1 -<br />

Kalkputz /GEM/ - 144 930 300 30 150 10 1 50<br />

Normalputz P IIIb 959 165 50 432 118 150 14 22 15<br />

Zement-Maschinenputz /ÖKO 95/ - 224 175 623 225 165 223 2 -<br />

Zementaußenputz /GEM/ - 211 100 540 50 260 30 10 70<br />

Wärmedämmputz (mit Blähperlit)<br />

P IIIa<br />

Wärmedämmputz, Perlitherm<br />

/ÖKO 95/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

3.149 525 160 1.211 399 499 33 66 45<br />

- 596 402 2.188 1.826 614 533 6 -<br />

Wärmedämmputz /GEM/ - 1298 175 7.930 12.640 5.220 220 50 790


Estrich 97<br />

5 Estrich<br />

Estrich ist ein auf einem tragenden Untergr<strong>und</strong> oder auf einer zwischenliegenden<br />

Trenn- <strong>und</strong> Dämmschicht hergestelltes Bauteil, das unmittelbar nutzfähig oder mit einem<br />

Belag versehen werden kann. Je nach Verbindung zum tragenden Untergr<strong>und</strong> unterscheidet<br />

man:<br />

• Verb<strong>und</strong>estriche<br />

• Estriche auf Trennschicht<br />

• Schwimmende Estriche<br />

Estriche werden außerdem nach dem verwendeten Bindemittel als Zementestrich,<br />

Anhydritestrich, Magnesiaestrich, Gußasphaltestrich oder Kunststoffestrich bezeichnet.<br />

Im folgenden sollen nur Zement- <strong>und</strong> Anhydritestrich behandelt werden. Zementestrich<br />

hat in etwa einen Marktanteil <strong>von</strong> 70%, Anhydritestrich <strong>von</strong> ca. 20%. Der Marktanteil<br />

des Anhydritestrichs ist derzeit steigend, da er bzgl. Verarbeitbarkeit <strong>und</strong> Eigenschaften<br />

des fertigen Estrichs wesentliche Vorteile gegenüber dem Zementestrich bietet. /KOL 96/<br />

Zementestrich besteht aus Zement, Zuschlag <strong>und</strong> gegebenenfalls Zusatzstoffen oder Zusatzmitteln.<br />

Als Zuschlag wird, wie beim Beton, Sand oder ein Leichtzuschlag, wie z.B.<br />

Bims, Blähton oder Blähperlit, verwendet.<br />

Je nach der erforderlichen Festigkeitsklasse <strong>und</strong> dem Größtkorn des Zuschlags liegt der<br />

Zementgehalt meist zwischen 340 <strong>und</strong> 480 kg je Kubikmeter fertigen Estrichs, bei<br />

schwimmend verlegten Estrichen soll er 400 kg/m 3 , bei Verb<strong>und</strong>estrichen <strong>und</strong> Estrichen<br />

auf Trennschichten 450 kg/m 3 nicht überschreiten (Schwinden) /SLZ 91/. In Tabelle N-16<br />

werden die verschiedenen Estrichzusammensetzungen für einen Zementgehalt <strong>von</strong> 340<br />

<strong>und</strong> 480 kg/m 3 für die verschiedenen Zuschlagstoffe angegeben. Bei der Mischung <strong>von</strong><br />

Zementestrich mit Blähperlit als Zuschlag wird nach Angaben <strong>von</strong> /PER 99/ weniger<br />

Zement pro Kubikmeter zugegeben.<br />

Tabelle N-16: Rezepturen der verschiedenen Estrichsorten bezogen auf eine<br />

Tonne<br />

Estrichart<br />

Zement<br />

Zuschlag Wasser<br />

Alle Werte je Tonne<br />

[kg]<br />

[kg]<br />

[kg]<br />

Zementestrich I (340 kg Zement/m 3 ) Portlandhüttenzement 186 Sand 740 74<br />

Zementestrich I (340 kg Zement/m 3 ) Portlandhüttenzement 316 Bims 558 126<br />

Zementestrich I (340 kg Zement/m 3 ) Portlandhüttenzement 367 Blähton 487 147<br />

Zementestrich II (480 kg Zement/m 3 ) Portlandhüttenzement 261 Sand 634 104<br />

Zementestrich II (480 kg Zement/m 3 ) Portlandhüttenzement 403 Bims 435 161<br />

Zementestrich II (480 kg Zement/m 3 ) Portlandhüttenzement 452 Blähton 367 181<br />

Zementestrich I (110 kg Zement/m 3 ) Portlandhüttenzement 433 Blähperlit 394 173<br />

Zementestrich II (170 kg Zement/m 3 ) Portlandhüttenzement 502 Blähperlit 296 201<br />

Anhydritestrich ( 1 Teil AB, 2,5 Teile Sand) Portlandhüttenzement 228 Sand 742 30<br />

Anhydritestrich besteht aus Anhydrit (CaSO4) <strong>und</strong> Sand im Mischungsverhältnis 1 zu<br />

max. 2,5 Raumteile bzw. mind. 450 kg Anhydrit je Kubikmeter fertigen Estrichs. Durch<br />

Anreger (z.B. Zement) wird Anhydrit zur Reaktion mit Wasser <strong>und</strong> somit zur Bildung<br />

<strong>von</strong> CaSO4⋅2 H2O (Gips) gebracht. Durch diese Reaktion erhöht sich die Masse des Anhydrits<br />

um 21 %.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


98 H Mörtel, Putz, Estrich<br />

5.1 Herstellung<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Estrich erfolgt entweder im Werk oder auf der Baustelle. Der im<br />

Werk gemischte Estrich wird meist als Sackware auf die Baustelle geliefert <strong>und</strong> dort mit<br />

Wasser verlegefertig gemacht. Wenn dem Estrich keine Fließmittel beigegeben sind muß<br />

er durch Rütteln oder Stampfen verdichtet werden.<br />

5.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Über die Energieverbräuche bei der Herstellung <strong>von</strong> Estrich liegen keine Daten vor. Es<br />

kann jedoch da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß sie sich in derselben Größe bewegen wie<br />

die Energieverbräuche bei der Mörtelherstellung. Daher werden die, unter Punkt 3.2<br />

angegebenen Werte verwendet.<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Auch zur Herstellung <strong>von</strong> Estrich werden nur geringe Energiemengen benötigt, der<br />

größte Teil der erforderlichen Energie fällt bei der Produktion <strong>und</strong> Gewinnung der<br />

Einsatzstoffe, die zur Estrichherstellung notwendig sind, an. In Abbildung N-3 ist das<br />

Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Estrich dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Estrichmischen<br />

Blähperlit<br />

2253 MJ (52.1%)<br />

Zement<br />

1892 MJ (43.7%)<br />

Wasser<br />

0 MJ (0.0%)<br />

Strommix Deutschland<br />

57 MJ (1.3%)<br />

LKW-Transport<br />

123 MJ (2.8%)<br />

Abbildung N-3: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Estrich


Estrich 99<br />

Bei der Estrichherstellung entsteht der größte Teil der Emissionen schon bei der Herstellung<br />

der Einsatzstoffe für die verschiedenen Estricharten.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle N-17: KEA <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen bei der Herstellung der verschiedenen<br />

Estrichsorten<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Zementestrich I, Zuschlag Sand 849 145 45 379 103 132 13 19 13<br />

Zementestrich II, Zuschlag Sand 1.136 199 58 511 141 180 15 27 17<br />

Zementestrich I, Zuschlag Bims 1.348 239 70 619 170 215 19 32 20<br />

Zementestrich II, Zuschlag Bims 1.681 303 85 765 215 272 21 41 24<br />

Zementestrich I, Zuschlag Blähton 3.415 422 204 1.047 977 312 62 41 70<br />

Zementestrich II, Zuschlag Blähton 3.279 448 188 1.105 828 352 54 49 62<br />

Zementestrich I, Zuschlag Blähperlit 4.809 508 266 1.169 619 621 56 49 58<br />

Zementestrich II, Zuschlag Blähperlit 4.326 514 235 1.187 558 585 49 55 53<br />

Anhydritestrich, Zuschlag Sand 207 14 24 140 15 13 17 1 10<br />

/HEB 95/, /IWÖ 96/, /LIE 97/, /EYE 98/, /MAU 95/, /HÄR 94/, /IKM 99/, /GEM/, /PER 99/,<br />

/KOL 96/, /SLZ 91/, /SRÖ 84/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

I Ziegel<br />

Ziegel ist ein poröser Scherben, der bei 900 bis 1.200°C gebrannt wird <strong>und</strong> nur ein<br />

geringes Schwinden des Volumens aufweist. Ziegel werden hauptsächlich als Hintermauer-<br />

<strong>und</strong> Dachziegel eingesetzt. Hintermauerziegel werden für verputztes oder<br />

verblendetes Mauerwerk verwendet. Nach der Form unterscheidet man Vollziegel, Hochbzw.<br />

Langlochziegel. Bei Zusatz <strong>von</strong> Porosierungsmittel spricht man <strong>von</strong> Leichtziegeln.<br />

Dachziegel werden nach dem Herstellungsverfahren eingeteilt in Strang- bzw.<br />

Preßdachziegel. Des weiteren gibt es Deckenziegel, die jedoch nur vereinzelt Anwendung<br />

finden.<br />

Bei Klinker (Vormauerziegel) liegt die Brenntemperatur im Vergleich zu Hintermauer<strong>und</strong><br />

Dachziegel etwas höher, so daß infolge <strong>von</strong> Sinterungsprozessen die Kristallstruktur<br />

glasartig wird. Auf diese Weise entsteht ein frostbeständiger Scherben, dessen<br />

Wasseraufnahme gering ist. Klinker findet als Mauerziegel sowie im Kanal- <strong>und</strong><br />

Straßenbau Anwendung 1 . Klinker kann als Mauerwerk ohne Verputz verwendet werden.<br />

Im folgenden werden Prozeßketten zur Herstellung der Mauerziegel Leichthochlochziegel<br />

<strong>und</strong> Klinker sowie Dachziegel energetisch analysiert. Die Verfahren zur<br />

Herstellung verschiedener Ziegelarten aus tonigen Massen weisen weitgehende<br />

Übereinstimmung auf. Unterschiede treten in erster Linie bei der Zusammensetzung des<br />

Rohlings <strong>und</strong> den Prozeßbedingungen auf.<br />

2 Rohstoffe<br />

Hauptbestandteil <strong>von</strong> Ziegeln ist Ton. In geringen Mengen werden weitere Rohstoffe<br />

benötigt.<br />

Ton<br />

Unter Ton ist ein Gemenge aus Tonmineralen zu verstehen, deren Korngröße kleiner als<br />

0,002 mm ist. Hauptbestandteil des Tons sind Tonerde-Kieselsäure-Verbindungen<br />

(Aluminiumsilikate Al2O3*2SiO2*2H2O). Ton entsteht als Verwitterungsprodukt des<br />

Feldspats, welcher durch Beimengung <strong>von</strong> z.B. Quarzsand gemagert ist. Sandhaltiger<br />

Ton wird als Lehm bezeichnet, kalkhaltiger Ton als (Ton-)Mergel. Eisenverbindungen<br />

wirken als Flußmittel <strong>und</strong> verursachen eine rötliche Färbung. Im folgenden wird der zur<br />

Ziegelherstellung eingesetzte Rohstoff ohne Differenzierung der speziellen Zusammensetzung<br />

als Ton bezeichnet.<br />

Sandhaltiger Ton wird als Gr<strong>und</strong>stoff der Baustoffindustrie für die Ziegel- <strong>und</strong><br />

Klinkerherstellung (Mauerziegel, Dachziegel) eingesetzt. Neben dem Einsatzgebiet für<br />

1 Klinker als Einsatzstoff für die Zementherstellung (Portlandzementklinker) s. Kap. D Zement<br />

101<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


102 I Ziegel<br />

keramische Produkte wird Ton mit hohem Anteil an Tonerde (z.B. Bauxit) als Rohstoff<br />

für die Aluminiumgewinnung verwendet (vgl. Teil III B Aluminium).<br />

Porosierungsmittel<br />

Bei der Produktion <strong>von</strong> Leichtziegeln werden dem Rohmaterial Ton Porosierungsmittel<br />

zugesetzt, die beim Brennprozeß verbrennen, so daß kleine Luftporen entstehen.<br />

Verwendung findet Sägemehl oder feingemahlenes Styropor sowie Kohlestaub,<br />

Holzfaserstoffe <strong>und</strong> ähnliches.<br />

Magerungsmittel<br />

Je nach Tonzusammensetzung werden z.T. geringe Mengen an Granitsand oder Asche<br />

zugegeben. Diese verringern das Schwinden des Ziegelrohlings beim Brennprozeß.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des geringen Masseneinsatzes (0 - 4 Gew.% des Leichtziegelrohlings) <strong>und</strong> des<br />

geringen spezifischen Kumulierten Energieaufwandes dieser Stoffe werden Transport<br />

<strong>und</strong> Energieinhalt vernachlässigt.<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Ton<br />

Ton wird im Tagebau mit Schaufelbaggern abgebaut. Von dort wird der gewonnene Ton<br />

zum meist nahegelegenen Verarbeitungswerk transportiert. Abraum entsteht hierbei<br />

nicht.<br />

Porosierungsmittel<br />

Hier werden vor allem Reststoffe eingesetzt, die <strong>von</strong> den jeweiligen Betrieben zum<br />

Ziegelwerk transportiert werden (z.B. Sägemehl aus Sägewerk, Styropormehl aus<br />

Recyclingfirmen).<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Ton<br />

Bilanziert werden der Kraftstoffverbrauch der Abbaumaschinen beim Tonabbau im<br />

Tagebau <strong>und</strong> der Transport zum Werk. Die Transportstrecke zwischen Abbaustelle <strong>und</strong><br />

Tongrube zur vorrätigen Lagerung wird mit 5 km angesetzt. Für den Abbau <strong>von</strong> 1 m 3<br />

Ton, den Transport <strong>von</strong> der werkseigenen Grube zum Werk <strong>und</strong> die Aufgabe in den<br />

Beschicker wird durchschnittlich 1 l Diesel benötigt. Dies entspricht bei einer Dichte des<br />

erdfeuchten Tons <strong>von</strong> 1,7 t/m 3 einem Dieselverbrauch <strong>von</strong> 0,5 kg pro bereitgestellter<br />

Tonne Ton /HAN 95/.<br />

Porosierungsmittel<br />

Im folgenden werden die Porosierungsmittel Sägemehl, Papierfangstoffe 2 <strong>und</strong> Styropor<br />

energetisch bewertet. Für alle Porosierungsmittel wird eine Transportdistanz <strong>von</strong> 50 km<br />

angesetzt.<br />

2 auch als Papierbrei bezeichnet: Sowohl bei der Papierherstellung aus Rohstoffen als auch aus Altpapier werden zu<br />

kurze Fasern aus dem Faserbrei ausgeschleust, welche dann als Reststoffe anfallen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Mauerziegel (Leichthochlochziegel) 103<br />

Porosierungsmittel tragen durch ihren Heizwert als zusätzlicher Brennstoff im Ziegel<br />

zum Brennprozeß bei <strong>und</strong> ersetzen dabei konventionelle Brennstoffe wie Erdgas oder<br />

Heizöl. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird der Heizwert der Porosierungsmittel bei der Ermittlung<br />

des KEA berücksichtigt, auch wenn es sich um Reststoffe handelt, die üblicherweise<br />

energiefrei bewertet werden (s. I. Allgemeiner Teil).<br />

Der Heizwert des (feuchten) Sägemehls beträgt 8 MJ/kg (3) , der Heizwert <strong>von</strong> Papierfaserreststoffen<br />

3,1 MJ/kg (3) <strong>und</strong> <strong>von</strong> fein gemahlenem Styropor 31 MJ/kg /HAN 95/.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen erfolgt mit den in Tabelle 3-6<br />

Teil I (Allgemeiner Teil) angegeben Basisdaten.<br />

Tabelle I-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Rohstoffen für die Ziegelproduktion<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Ton 24 2 4 26 2 1 3 0 2<br />

Sägemehl 8.173 13 31 186 16 5 23 1 14<br />

Papierfaserreststoffe 3.313 13 31 186 16 5 23 1 14<br />

Styropor (gemahlen) 31.373 13 31 186 16 5 23 1 14<br />

3 Mauerziegel (Leichthochlochziegel)<br />

Nach DIN 105 unterscheidet man Vollziegel <strong>und</strong> Hochlochziegel. Vollziegel haben keine<br />

Lochung oder einen maximalen Lochanteil <strong>von</strong> 15 % der Lagerfläche. Dagegen haben<br />

Hochlochziegel einen Lochanteil <strong>von</strong> bis zu 50 % der Lagerfläche.<br />

Bei Mauerziegeln findet der Leichthochlochziegel weite Verbreitung, da er aufgr<strong>und</strong><br />

seiner Porosierung sehr gute Wärmedämmeigenschaften besitzt. Die Porosierung des<br />

Ziegels entsteht durch Zugabe eines feinkörnigen Porosierungsmittels zum Rohmaterial,<br />

wodurch beim Brennprozeß kleine Luftporen entstehen. Leichthochlochziegel kommen<br />

vielfach unter den Markennamen unipor (Porosierungsmittel Sägemehl) <strong>und</strong> poroton<br />

(Porosierungsmittel Polystyrol) in den Handel. Eine typische Rohdichte <strong>von</strong><br />

Leichthochlochziegeln ist 0,8 kg/dm 3 .<br />

3.1 Herstellung<br />

Im folgenden wird ein Verfahren zur Herstellung <strong>von</strong> Leichthochlochziegeln beschrieben,<br />

welches den Stand der Technik zweier moderner automatisierter Ziegelwerke mit einer<br />

Jahresproduktion <strong>von</strong> ca. 150.000 – 300.000 t Ziegeln widerspiegelt. Zudem wurden die<br />

Werte in einer Literaturrecherche verglichen. Das eine der untersuchten Ziegelwerke<br />

verwendet Sägemehl <strong>und</strong> Papierfaserreststoffe als Porosierungsmittel, das andere<br />

3 vgl. Tabelle 4, I. Allgemeiner Teil<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


104 I Ziegel<br />

Styropor, Kohleton, Rohbraunkohle <strong>und</strong> Sägemehl. Eine schematische Darstellung des<br />

Herstellungsprozesses zeigt Abbildung I-1.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Ton<br />

Porosierungsmittel,<br />

evtl. Granitsand<br />

Wasserdampf<br />

therm. Rauchgasnachverbrennung<br />

Gewinnung<br />

(Bagger)<br />

Transport<br />

(LKW)<br />

Beschicken<br />

(Beschicker)<br />

Zerkleinern<br />

(Kollergang, Walzwerk)<br />

Mischen<br />

(Beschicker, Mischer)<br />

Formen<br />

(Strangpresse)<br />

Trocknen<br />

(Durchlauftrockner)<br />

Abgas Brennen<br />

(Tunnelofen)<br />

Abwärme<br />

Entstapeln<br />

(Palletten)<br />

Ziegel<br />

Abbildung I-1: Schematische Darstellung des Herstellungsprozesses <strong>von</strong> Mauerziegeln<br />

Der Ton wird <strong>von</strong> Baggern im Tagebau abgebaut. Pro Tonne Ziegel wird ungefähr 1 m 3<br />

Ton benötigt. Der abgebaute Ton wird <strong>von</strong> einem LKW zum nahegelegenen Werk<br />

transportiert <strong>und</strong> in einen Beschicker aufgegeben.<br />

Über den Beschicker gelangt der evtl. mit Granitsand gemagerte Ton, dem<br />

Porosierungsmittel zugesetzt werden, in den Kollergang <strong>und</strong> zwei Walzwerke, in denen<br />

der Rohstoff zerkleinert <strong>und</strong> vermischt wird. Außerdem wird z.T. etwas Wasser zum<br />

Erreichen der richtigen Zähigkeit zugesetzt. Das Rohmaterial wird im<br />

Großraumbeschicker eingelagert. Über den Siebr<strong>und</strong>beschicker, in dem der Rohstoff mit<br />

Wasserdampf behandelt wird, gelangt die Masse in den Mischer.<br />

Das Formen des Rohlings erfolgt durch die kontinuierlich laufende Schneckenpresse mit<br />

einem dem jeweiligen Produkt entsprechenden M<strong>und</strong>stück. Von dem so entstandenen<br />

Strang werden dann mit dem Drahtabschneider Ziegelrohlinge abgeschnitten, welche<br />

auf Trocknerwagen plaziert werden.<br />

Für Leichtziegel mit Sägemehl <strong>und</strong> Papierfaserreststoffe als Porosierungsmittel kann<br />

die Rohmasse (im trockenen Zustand) z.B. folgendermaßen zusammengesetzt sein:


Mauerziegel (Leichthochlochziegel) 105<br />

Sägemehl, Papierfaserreststoffe: 10 Gew.%<br />

Granitsand: 0 (- 4) Gew.%<br />

Ton: Rest<br />

Anstatt der 10 Gew. % Sägemehl werden z.B. auch 0,5 - 1,5 Gew. % Styropor eingesetzt.<br />

In einem Durchlauftrockner wird dem Rohling die Feuchtigkeit entzogen. In der<br />

vorderen Zone herrscht eine Temperatur <strong>von</strong> 50 - 60 °C, in der hinteren Zone beträgt die<br />

Lufttemperatur 120°C. Die Verweildauer im Trockner beträgt durchschnittlich 24 h. Der<br />

Rohling wird nun entweder zwischengelagert oder dem Tunnelofen zugeführt. Der<br />

Brennvorgang erfolgt bei ca. 950 °C <strong>und</strong> dauert 6 h. Aufgr<strong>und</strong> der Vorwärm- <strong>und</strong><br />

Abkühlphase beträgt die Verweildauer im Brennofen 15 h. Die Abwärme des Ofens<br />

liefert einen Teil der im Trockner benötigten Energie. Beim Brennprozeß entweicht<br />

durch die Dekarbonatisierung <strong>von</strong> Calciumcarbonat Kohlendioxid aus dem Formling.<br />

Das Porosierungsmittel verbrennt rückstandsfrei. Anschließend wird der fertige Ziegel<br />

auf Paletten gepackt <strong>und</strong> auf dem Werksgelände zwischengelagert.<br />

In Abbildung I-2 ist das Massenflußbild bei der Produktion <strong>von</strong> Mauerziegeln<br />

dargestellt. Hiebei ist zu beachten, daß die Porosierungsmittel im Rahmen dieser<br />

Untersuchung den Energieträgern zugeordnet wurde <strong>und</strong> daher im Energieflußbild<br />

nicht aber im Massenflußbild bilanziert werden.<br />

Ton bereitgestellt<br />

im Ziegelwerk<br />

Herstellung<br />

Mauerziegel (LHZ)<br />

1000 kg (100,0 %)<br />

Ton<br />

1400 kg (140,0 %)<br />

CO -Emissionen<br />

2<br />

(Dekarbonatisierung)<br />

120 kg (12,0 %)<br />

Wasser<br />

280 kg (28,0 %)<br />

Abbildung I-2: Massenflußbild der Leichthochlochziegel-Herstellung<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


106 I Ziegel<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Im folgenden wird der Energieeinsatz für die Herstellung <strong>von</strong> Leichthochlochziegeln<br />

aufgezeigt.<br />

Aufbereitung, Formgebung, Trocknen <strong>und</strong> Brennen<br />

Der gesamte Endenergiebedarf eines der untersuchten Ziegelwerke, der sich im<br />

wesentlichen auf die Prozeßabschnitte Aufbereitung, Formgebung, Trocknen 4 <strong>und</strong><br />

Brennen bezieht, setzt sich pro Tonne Ziegel wie folgt zusammen:<br />

Strom: 34 kWh/t<br />

schweres Heizöl: 16 kg/t<br />

leichtes Heizöl: 6-8 kg/t<br />

Diese Werte können nur als Richtwerte dienen, da der Energieverbrauch u.a. <strong>von</strong> der<br />

Tonzusammmensetzung, der Betriebsweise <strong>und</strong> dem Zusatz <strong>von</strong> Porosierungsmittel<br />

abhängt. Letztere können einen Beitrag <strong>von</strong> bis zu 50 % beim Brennstoffeinsatz leisten.<br />

Eine Auswertung des Instituts für Ziegelforschung für den Brennstoffeinsatz (incl.<br />

Porosierungsmittel) ergab in Abhängigkeit der Deckungsrate der Trocknerwärme mit<br />

Ofenabwärme durchschnittlich 1.700 bis 2.100 MJ Endenergie 5 je Tonne gebranntem<br />

Ziegel /JUN 98/. Der untere Bereich dieses Endenergieeinsatzes für Brennstoffe<br />

korreliert gut mit den hier zugr<strong>und</strong>e gelegten Daten der beiden untersuchten modernen<br />

Ziegelwerke. Im b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt werden beim Prozeßabschnitt Trocknen<br />

<strong>und</strong> Brennen <strong>von</strong> Ziegeln zu 88 % Erdgas, 11 % Heizöl bzw. Schweröl <strong>und</strong> zu 1 % Kohle<br />

eingesetzt /BVZ 98/. Da die untersuchten Ziegelwerke in der Brennstoffwahl nicht<br />

repräsentativ sind, wurde bei der Ermittlung des KEA <strong>und</strong> der Emissionen der<br />

b<strong>und</strong>esdurchschnittliche Brennstoffmix zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Für die Aufbereitung werden ca. 30 % des Gesamtstromverbrauchs benötigt. Zu den<br />

Hauptstromverbrauchern bei der Aufbereitung gehören der Kollergang sowie die zwei<br />

Walzwerke. R<strong>und</strong> 0,3 kg/t leichtes Heizöl werden zur Erzeugung des Wasserdampfs für<br />

den Siebr<strong>und</strong>beschicker verbraucht.<br />

Für die Formgebung wird ein anteiliger Energieverbrauch <strong>von</strong> ca. 22 % am Gesamtstromverbrauch<br />

eingesetzt.<br />

Beim Trocknen <strong>und</strong> Brennen werden 1,1 kg/t leichtes Heizöl im ersten Teil des<br />

Tunnelofens (Aufheizzone) eingesetzt, 0,5 kg/t werden für die thermische Rauchgasnachverbrennungsanlage<br />

benötigt <strong>und</strong> ca. 5 kg/t dienen zur weiteren Erhitzung der<br />

Ofenabluft, die anschließend im Trockner eingesetzt wird 6 . Schweres Heizöl wird<br />

ausschließlich im zweiten Teil des Tunnelofens (Brennzone) eingesetzt. Zur Absenkung<br />

der Viskosität wird das schwere Heizöl mit Ofenabwärme erwärmt.<br />

Der Stromverbrauch beim Prozeßschritt Trocknen <strong>und</strong> Brennen der Ziegel beträgt ca.<br />

46 % des Gesamtverbrauchs an elektrischer Energie. Er wird zu einem hohen Anteil für<br />

den Antrieb der Ventilatoren zur Umwälzung der Warmluft, Heißluft, Verbrennungsluft<br />

<strong>und</strong> des Rauchgases benötigt.<br />

4 Die Energie zur Trocknung der Ziegelrohlinge wird ganz oder größtenteils mit Ofenabwärme gedeckt.<br />

5 Untersuchung <strong>von</strong> 60 Ziegelwerken<br />

6 Ziegelwerke mit durchgängiger Produktion (7-Tage-Woche) können den Trockner zumeist ohne zusätzlichen<br />

Energieeinsatz allein durch Ofenabwärme betreiben. /JUN 98/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Mauerziegel (Leichthochlochziegel) 107<br />

Indirekter Stromverbrauch<br />

Der indirekte Stromverbrauch (Beleuchtung, Bürogeräte u.ä.) ist im Gesamtstromverbrauch<br />

enthalten <strong>und</strong> hat einen Anteil <strong>von</strong> ca. 2 %.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung I-3 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Leichthochlochziegeln dargestellt.<br />

Der Primärenergieeinsatz für Brennstoffe stellt den energieintensivsten Anteil bei der<br />

Ziegelherstellung dar.<br />

Mauerziegel (LHZ)<br />

2468 MJ (100,0 %)<br />

Ton<br />

33 MJ (1,3 %)<br />

Papierfaserreststoff<br />

60 MJ (2,4 %)<br />

Sägemehl<br />

371 MJ (15,0 %)<br />

Styropor<br />

235 MJ (9,5 %)<br />

Leichtöl<br />

72 MJ (2,9 %)<br />

Erdgas<br />

1211 MJ (49,1 %)<br />

Schweröl<br />

71 MJ (2,9 %)<br />

Steinkohle<br />

11 MJ (0,5 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

404 MJ (16,4 %)<br />

Abbildung I-3: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne<br />

Leichthochlochziegeln<br />

Da die Porosierungsmittel vollständig <strong>und</strong> rückstandslos verbrennen muß deren<br />

Heizwert dem Brennprozeß voll zugerechnet werden. Auf diese Weise errechnet sich ein<br />

Primärenergieeinsatz für die eingesetzten Brennstoffe (Erdgas, Heizöl, Porosierungsmittel)<br />

<strong>von</strong> r<strong>und</strong> 2.030 MJ/t Ziegel.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


108 I Ziegel<br />

Anmerkung: Für die Porosierung der Ziegel werden Reststoffe bzw. Kuppelprodukte<br />

anderer Prozeßketten eingesetzt. Da die Reststoffe im Gegensatz zu dieser <strong>Bilanzierung</strong> 7<br />

häufig energiefrei bewertet werden, finden sich in der Literatur zum Teil deutlich<br />

niedrigere Werte für den KEA <strong>von</strong> Ziegeln. Die Hauptargumente, diese Vorgehensweise<br />

in diesem Fall nicht anzuwenden, sind der hohe Anteil der Porosierungsmittel am<br />

Endenergieverbrauch (ca. 35 %) <strong>und</strong> die Alternative ihrer thermischen Nutzung z.B. in<br />

Heizkraftwerken. Ohne Bewertung des Heizwertes der Porosierungsmittel würde der<br />

KEA r<strong>und</strong> 1.800 MJ je Tonne gebrannter Ziegel betragen.<br />

Bei der Ziegelherstellung haben die Emissionen beim Brennprozeß den größten Anteil.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden die im Ofen freigesetzten Emissionen im folgenden näher<br />

erläutert.<br />

Anorganische Schadstoffemissionen, die vor allem beim Brennprozeß aus dem<br />

Rohmaterial oder dem Brennstoff freigesetzt werden, sind z.B. SO2, NOx, CO, Staub <strong>und</strong><br />

Fluor- bzw. Chlorwasserstoff. In Abhängigkeit der Rohmaterialzusammensetzung des<br />

Tons (Schwefel-, Fluor-, Kalkgehalt) kann z.B. die SO2- <strong>und</strong> HF- Emissionen im Rohgas<br />

um Größenordnungen variieren.<br />

Prozeßbedingt können durch die Zuschlagsstoffe z.B. folgende organische Substanzen<br />

entstehen: Benzol, Phenole, Toluol <strong>und</strong> Formaldehyd.<br />

Die Zusammensetzung der Emissionen beim Brennprozeß ist <strong>von</strong> einer Vielzahl <strong>von</strong><br />

Faktoren abhängig:<br />

• Brennstoff (Erdgas/Flüssiggas, Heizöl, Kohle)<br />

• Ofentyp bzw. -betriebsweise<br />

• Tonzusammensetzung<br />

• Porosierungsmittel (organisch z.B. Sägemehl, Styropor, anorganisch z.B. Perlit)<br />

Beim Brennprozeß werden unterschiedliche Arten der Abgasreinigung eingesetzt. Grob<br />

unterscheidet man zwischen: Nachverbrennung der Schwelgase <strong>und</strong> Einbau zusätzlicher<br />

Filter. In modernen Ziegelwerken werden Anlagen zur thermischen Nachverbrennung<br />

(z.B. Thermoreaktoren) sowie Schüttschichtfilter zur Fluorelimination eingesetzt<br />

/BVZ 98/. Die einzuhaltenden Grenzwerte für die keramische Industrie sind in der TA<br />

Luft aufgeführt.<br />

Energiebedingte Emissionen<br />

Bei der Berechnung der energiebedingten Emissionen, die durch das Verbrennen der<br />

Porosierungsmittel im Ziegel entstehen, wurden lediglich die CO2- <strong>und</strong> SO2-Emissionen<br />

berücksichtigt.<br />

Prozeßbedingte Emissionen<br />

Prozeßbedingte CO2-Emissionen entstehen aufgr<strong>und</strong> des Kalks (CaCO3), der beim<br />

Brennvorgang nahezu vollständig zu gebranntem Kalk (CaO) <strong>und</strong> Kohlendioxid (CO2)<br />

umgesetzt wird.<br />

Stickoxide stellen aufgr<strong>und</strong> der geringen Maximaltemperatur <strong>von</strong> 1.200°C keine<br />

Problematik dar (vgl. Kap. 3.9, I. Allgemeiner Teil).<br />

7 Die Methodik der <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>ärrohstoffen ist in Kap. 3, I. Allgemeiner Teil beschrieben.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Mauerziegel (Leichthochlochziegel) 109<br />

Schwefeloxide entstehen durch Schwefelverbindungen im Rohmaterial <strong>und</strong> im<br />

Brennstoff. Der prozentuale Anteil der Schwefelverbindungen (Sulfide, Sulfate) im Ton<br />

ist stark vom Standort abhängig. Dieser schwankt zwischen 0 <strong>und</strong> 2 Gew.% 8 /IFZ 98/<br />

entsprechend Rohgasmengen <strong>von</strong> 0 bis ca. 1 kg SO2 je Tonne gebranntem Ziegel.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich wird umso mehr Schwefel beim Brennprozeß aus dem Rohstoff<br />

ausgetrieben, je geringer der Kalkgehalt <strong>und</strong> je höher die Temperatur ist. Bei hohem<br />

Schwefelgehalt im Rohgas werden zusätzliche Filter zur Reduktion eingesetzt.<br />

Kohlenmonoxid entsteht vor allem durch die Verbrennung organischer Zuschlagstoffe<br />

<strong>und</strong> bituminöser Bestandteile des Tons. Diff<strong>und</strong>iert dabei nicht genügend Sauerstoff in<br />

den Scherben, kann die CO-Konzentration erheblich sein. Durch eine thermische<br />

Nachverbrennung werden die CO-Emissionen zu über 99 % zu CO2 oxidiert .<br />

Fluor ist im Rohmaterial Ton in b<strong>und</strong>esdeutschen Abbaugebieten mit durchschnittlich<br />

ca. 0,06 Gew % enthalten /IFZ 98/. Das Austriebsverhalten des als Pflanzengift<br />

wirkenden Fluors ist abhängig <strong>von</strong> der Brenntemperatur <strong>und</strong> dem Kalkgehalt des Tons.<br />

Daher weisen Hintermauerziegelwerke sehr geringe Emissionen an Fluorwasserstoff auf<br />

/IFZ 98/. Bei Vormauer- <strong>und</strong> Dachziegelwerken können hohe Rohgasemissionen (bis zu<br />

400 g je Tonne Ziegel) entstehen. In modernen Anlagen werden diese durch Schüttschichtfilter<br />

zurückgehalten.<br />

Die Chlorkonzentration hängt vom Salzgehalt der Rohmaterialien <strong>und</strong> der Art der<br />

Zuschlagstoffe ab. So enthalten z.B. Papierfaserreststoffe Chlor, das in Kombination mit<br />

Holz (Sägemehl) zur Dioxinbildung bei Temperaturen zwischen 250 <strong>und</strong> 400°C führen<br />

kann.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle I- 2 faßt den Primärenergieverbrauch <strong>und</strong> die energiebedingten Emissionen für<br />

die Herstellung einer Tonne Leichthochlochziegel zusammen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der diskutierten Einflußgrößen ergeben sich bei den Emissionen große<br />

Schwankungsbreiten.<br />

Der ermittelte KEA stellt einen Wert für ein modernes Ziegelwerk dar. Der Energiebedarf<br />

<strong>von</strong> Mauerziegeln ist u.a. abhängig <strong>von</strong> Einflußgrößen, wie z.B. der Rohmaterialzusammensetzung,<br />

den eingesetzten Energieträgern <strong>und</strong> der Betriebsführung. Für die<br />

beiden detailliert untersuchten modernen Ziegelwerke ergab sich eine Schwankungsbreite<br />

<strong>von</strong> 15 %.<br />

Tabelle I- 2: KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Herstellung <strong>von</strong> Leichthochlochziegeln<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Prozeßkettenanalyse 1<br />

Emissionen (Ziegel) /GEM/ 2<br />

Emissionen (Backstein) /ÖKO 95/ 2<br />

Mauerziegel (LHZ) 3<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

2.468 171 96 180 107 236 14 3 11 - -<br />

- 226 470 420 130 230 0 0 40 0 10<br />

- 237 113 508 531 363 152 2 - 2 16<br />

2.468 291 113 420 107 236 14 3 40 2 10<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Gesamtemissionen nach Literaturangaben<br />

8 Schwefelhaltiges Rohmaterial stellt bis auf wenige Ausnahmen im norddeutschen Raum in den Abbaugebieten<br />

Deutschlands kein Problem dar.<br />

HF<br />

[g]<br />

HCl<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


110 I Ziegel<br />

3 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

Anmerkung zu den Emissionen<br />

CO2: Aufgr<strong>und</strong> des Brennens <strong>von</strong> kalkhaltigem Ton entstehen neben den energiebedingten<br />

auch prozeßbedingte Emissionen aus der Umsetzung des Kalks zu<br />

gebranntem Kalk <strong>und</strong> Kohlendioxid. Die Höhe dieser prozeßbedingten<br />

Emissionen steht im direkten Verhältnis zum Massenanteil an Kalk im<br />

Rohmaterial. Bei 20 bis 30 Gew.% Kalk /IZF 98/ im Rohling entstehen z.B. 120<br />

bis 180 kg CO2/t Ziegel. Somit entstehen unter Einbeziehung der energiebedingten<br />

CO2-Emissionen insgesamt 291 - 351 kg CO2 je Tonne produziertem<br />

Mauerziegel. Weil diese Werte über den Vergleichswerten aus der Literatur<br />

liegen <strong>und</strong> eine 100%ige Decarbonatisierung des Kalks nicht immer<br />

gewährleistet ist, wird die untere Grenze der berechneten CO2-Emissionen als<br />

Ergebnis zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

CO: Die mit Hilfe der KEA-Datenbank errechneten CO-Emissionen beinhalten alle<br />

vorgelagerten <strong>und</strong> brennstoffbedingten Emissionen. Nicht berücksichtigt ist<br />

der durch das Rohmaterial (v.a. Porosierungsmittel) entstehende Anteil. Der<br />

errechnete Wert spiegelt die Gegebenheiten der Brennführung <strong>und</strong> thermischen<br />

Nachverbrennung der Rauchgase in einem Ziegelwerk nur bedingt<br />

wider. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird der (gemessene) Wert nach /ÖKO 95/ angesetzt.<br />

NOx: Die berechnete NOx-Emission beinhaltet die vorgelagerten <strong>und</strong> brennstoffbedingten<br />

Emissionen 9 . Da die NOx-Entstehung beim Brennvorgang vor allem<br />

<strong>von</strong> der Prozeßführung abhängt, sind die berechneten Emissionen nur bedingt<br />

realitätsnah 10 . Daher wird der Wert nach /GEM/ übernommen.<br />

SO2: Die SO2-Emissionen entstehen durch Schwefelverbindungen des Brennstoffs,<br />

des Rohmaterials <strong>und</strong> der Porosierungsmittel. Der Schwefelgehalt des für<br />

Hintermauerziegel eingesetzten Tons ist gr<strong>und</strong>sätzlich niedrig. Zudem ist die<br />

Brenntemperatur relativ niedrig <strong>und</strong> durch den hohen Kalkgehalt des<br />

Rohstoffs bleibt der Schwefel im Scherben eingeb<strong>und</strong>en, so daß die SO2-<br />

Emissionen aus dem Rohmaterial vernachlässigbar sind /IZF 98/. Die<br />

errechnete, energiebedingte SO2-Emission entspricht den emittierten SO2-<br />

Emissionen bei dem eingesetzten Brennstoffmix (incl. Porosierungsmittel) <strong>und</strong><br />

kann als praxisnah angesehen werden.<br />

CH4: Die CH4-Emissionen beruhen v.a. auf dem Einsatz <strong>von</strong> Erdgas durch<br />

vorgelagerte <strong>und</strong> in einem weit geringeren Umfang feuerungsbedingte<br />

Emissionen, die im errechneten Wert der KEA-Datenbank enthalten sind. Der<br />

errechnete Wert kann als praxisnah angesetzt werden.<br />

NMVOC: Die NMVOC-Emissionen entstehen beim Transport <strong>und</strong> durch vorgelagerte<br />

Prozesse des Brennstoffeinsatzes. Da der Hauptenergieträger Erdgas<br />

überwiegend aus Methan besteht, können keine höheren Kohlenstoffverbindungen,<br />

die als NMVOC zusammengefaßt werden, emittiert werden.<br />

Daher wird der im Vergleich zu den Literaturwerten niedrige, berechnete Wert<br />

für die gewählten Randbedingungen als realistisch angesehen.<br />

9 Nicht berücksichtigt sind evtl. durch Porosierungsmittel verursachte NOx-Emissionen.<br />

10 Einflußgrößen der Stickoxidbildung bei Brennprozessen s. Kap. X, Allgemeiner Teil (I)<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Vormauerziegel (Klinker) 111<br />

N2O: Die N2O-Emissionen entstehen beim Brennprozeß. Es werden die mit Hilfe der<br />

KEA-Datenbank berechneten, energiebedingten N2O-Emissionen zugr<strong>und</strong>e<br />

gelegt.<br />

Staub: Die Staub-Emissionen entstehen brennprozeßbedingt <strong>und</strong> aus vorgelagerten<br />

Prozeßketten. Aufgr<strong>und</strong> des Hauptenergieträgers Erdgas ist der brennprozeßbedingte<br />

Wert relativ niedrig. Es wird der Wert nach /GEM/ zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

HF: Nach /LFU 93/ lag die maximale Schadstoffmenge für HF bei 10 g je Tonne<br />

Ziegel. Bei der Herstellung <strong>von</strong> Hintermauerziegeln ist die Problematik <strong>von</strong><br />

Fluorwasserstoffemissionen gering. Es wird der Wert nach /ÖKO 95/ angesetzt.<br />

HCl: Da die HCl-Emissionen vom Rohmaterial <strong>und</strong> den Zuschlagstoffen (bei Einsatz<br />

<strong>von</strong> Papierreststoffen) abhängen, variieren diese Werte je nach Standort stark.<br />

Die maximale Schadstoffmenge für HCl lag nach /LFU 93/ bei 60 g je Tonne<br />

Ziegel. Angesetzt wird der Wert nach /GEM/.<br />

4 Vormauerziegel (Klinker)<br />

Vormauerziegel (Klinker) sind frostbeständige Ziegel aus Ton 11 , deren Wasseraufnahme<br />

gering ist. Klinker kann als Mauerwerk ohne Verputz verwendet werden. Bei Klinker<br />

liegt die Brenntemperatur bei ca. 1.050 bis 1.100 °C, so daß infolge <strong>von</strong> Sinterungsprozessen<br />

die Kristallstruktur glasartig wird.<br />

4.1 Herstellung<br />

Die Herstellung erfolgt analog der Mauerziegelproduktion (vgl. Kapitel I 3.1). Es werden<br />

jedoch keine Porosierungsmittel eingesetzt. Die Rohdichte des Scherbens beträgt je nach<br />

Rohmaterialzusammensetzung 1,2 bis 2,2 kg/dm 3 .<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Gr<strong>und</strong>lage der energetischen Daten <strong>von</strong> Vormauerziegeln ist die Produktion <strong>von</strong> Leichthochlochziegeln<br />

(s. Kapitel I 3.2). Im folgenden werden nur die Besonderheiten<br />

herausgestellt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der höheren Brenntemperatur ergeben sich energetische Unterschiede<br />

gegenüber der Mauerziegelfertigung beim Brennprozeß. Die Auswertung der Meßdaten<br />

<strong>von</strong> 34 Vormauerziegelwerken zum Brennnstoffeinsatz für den Prozeßschritt Brennen<br />

/JUN 98/, ergab einen im Vergleich zum Mauerziegel (incl. Porosierungsmittel) um r<strong>und</strong><br />

35 % höheren Endenergiebedarf 12 .<br />

11 Klinker als Einsatzstoff für die Zementherstellung (Portlandzementklinker) s. Kap. D Zement<br />

12 Es werden durchschnittlich 2.310 MJ je Tonne Klinker eingesetzt. /JUN 98/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


112 I Ziegel<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Der Primärenergieeinsatz für die Brennstoffe beträgt r<strong>und</strong> 2.700 MJ/t <strong>und</strong> stellt den<br />

energieintensivsten Anteil der Herstellung dar. In Abbildung I-4 ist das<br />

Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Vormauerziegeln dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

3130 MJ (100,0 %)<br />

Ton<br />

33 MJ (1,1 %)<br />

Erdgas<br />

2389 MJ (76,3 %)<br />

Leichtöl<br />

143 MJ (4,6 %)<br />

Schweröl<br />

140 MJ (4,5 %)<br />

Steinkohle<br />

23 MJ (0,7 %)<br />

404 MJ (12,9 %)<br />

Abbildung I-4: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne<br />

Leichthochlochziegeln<br />

Für die Emissionen gelten die gleichen Anmerkungen, wie in Kapitel I 3.3 erläutert,<br />

allerdings entstehen nicht die <strong>von</strong> den Porosierungsmitteln verursachten Emissionen.<br />

Ergebnisse<br />

In Tabelle I- 3 sind der KEA <strong>und</strong> die errechneten, energiebedingten Emissionen für die<br />

Herstellung einer Tonne Klinker sowie das in der KEA-Datenbank abgelegte<br />

Endergebnis angeben.<br />

Tabelle I- 3: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Vormauerziegeln<br />

(Klinker)<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne<br />

Prozeßkettenanalyse 1<br />

Vormauerziegel (Klinker) 2<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

3.130 175 171 272 112 420 19 5 16 - -<br />

3.130 175 171 420 531 420 19 5 40 2 10<br />

HF<br />

[g]<br />

HCl<br />

[g]


Vormauerziegel (Klinker) 113<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

Anmerkung zu den Emissionen<br />

Im folgenden werden nur die Besonderheiten im Vergleich zum Mauerziegel diskutiert.<br />

CO2: Aufgr<strong>und</strong> des Brennens <strong>von</strong> kalkhaltigen Bestandteilen im Ton entstehen<br />

neben den energiebedingten auch prozeßbedingten Emissionen aus der<br />

Umsetzung des Kalks zu gebranntem Kalk <strong>und</strong> Kohlendioxid. Für Klinker<br />

wird jedoch sehr kalkarmer Ton mit einem Kalkgehalt <strong>von</strong> annähernd<br />

0 Gew.% verwendet /IZF 98/. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird bei Klinker der<br />

errechnete Wert (KEA-Datenbank) zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

CO: Die errechnete CO-Emission beinhaltet alle vorgelagerten <strong>und</strong> brennstoffbedingten<br />

Emissionen. Da keine Porosierungsmittel eingesetzt werden, sind<br />

die CO-Emissionen aus dem Rohmaterial gering. Daher wird der berechnete<br />

Wert angesetzt.<br />

NOx: Die errechnete NOx-Emission enthält alle vorgelagerten <strong>und</strong> brennstoffbedingten<br />

Emissionen. Da die NOx-Entstehung beim Brennen <strong>von</strong> der<br />

Prozeßführung abhängt, sind die berechneten Emissionen nur bedingt<br />

realitätsnah. Die NOx-Emission werden aufgr<strong>und</strong> der etwas höheren<br />

Brenntemperatur mit dem Wert für Dachziegel nach /ÖKO 95/ abgeschätzt<br />

(vgl. Tabelle I- 4).<br />

SO2: Die SO2-Emissionen bei der Klinkerherstellung entstehen vor allem durch<br />

Schwefelverbindungen (Pyrit) im Rohstoff. Der Schwefelgehalt im Rohmaterial<br />

für Klinker (Abbaugebiet v.a. im norddeutschen Raum) beträgt bis zu 2 Gew.%<br />

/IFZ 98/. Bei hohen Schwefelgehalten im Rohstoff werden Schwefelemissionen<br />

mittels geeigneter Rauchgasreinigungsverfahren gering gehalten. Aussagen<br />

über emittierte SO2-Emissionen sind somit mit einer äußerst großen<br />

Schwankungsbreite behaftet. Die errechnete SO2-Emission entspricht den<br />

emittierten SO2-Emissionen bei einem sehr schwefelarmen Ton<br />

(Schwefelgehalt 0 %). Diese Randbedingung entspricht nicht den<br />

Gegebenheiten der deutschen Klinkerherstellung. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird der<br />

Wert nach /ÖKO 95/ für Mauerziegel, der größtenteils prozeßspezifisch bedingt<br />

ist, als Ergebnis für Vormauerziegel angesetzt.<br />

HF: Aufgr<strong>und</strong> der im Vergleich zu Hintermauerziegeln höheren Brenntemperatur<br />

<strong>und</strong> dem geringeren Kalkgehalt des Rohstoffs, treten z.T. hohe Fluorwasserstoffemissionen<br />

im Rohgas auf. Moderne Ziegelproduktionsstätten sind mit<br />

Schüttschichtfiltern zur Minimierung der Fluoremissionen eingesetzt, so daß<br />

die Emissionen auf unter 2 g/t werden können /LFU 93/. Daher werden die HF-<br />

Emissionen mit dem Wert für „Backstein“ nach /ÖKO 95/ abgeschätzt (vgl.<br />

Tabelle I- 2).<br />

Die Staub, - <strong>und</strong> HCl-Emissionen werden mit dem Wert für Mauerziegel (vgl. Tabelle I-<br />

2) abgeschätzt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


114 I Ziegel<br />

5 Dachziegel (Ton)<br />

Dachziegel sind flächige, keramische Bauteile zur Deckung <strong>von</strong> geneigten Dachflächen<br />

(DIN 456). Sie werden nach dem Herstellungsverfahren eingeteilt in Strang- bzw.<br />

Preßdachziegel. Strangdachziegel werden ohne oder mit Seitenverfalzung hergestellt<br />

z.B. Biberschwanzziegel, Hohlpfannen <strong>und</strong> Strangfalzziegel. Preßdachziegel haben<br />

entweder einen oder mehrere Kopf-, Fuß-, <strong>und</strong> Seitenfalze (z.B. Falzziegel,<br />

Flachdachpfannen) oder sind konisch geformt ohne Verfalzung (z.B. Mönch, Nonne).<br />

Dachziegel werden in natürlicher Brennfarbe, gefärbt, engobiert 13 , glasiert oder<br />

gedämpft hergestellt. Ca. 80 % der Dachziegel sind in der natürlicher Brennfarbe<br />

gefertigt. /BVZ 98/<br />

5.1 Herstellung<br />

Dachziegel werden aus tonigen Massen geformt <strong>und</strong> gebrannt. Die Dachziegelherstellung<br />

erfolgt analog der Mauerziegelproduktion (vgl. Kapitel I 3.1). Es werden<br />

jedoch keine Porosierungsmittel eingesetzt. Auf diese Weise entsteht ein Scherben mit<br />

einer Dichte <strong>von</strong> 1,6 bis 1,8 kg/dm 3 .<br />

Strangdachziegel werden in Strangpressen hergestellt, Preßdachziegel direkt oder aus<br />

einem in der Strangpresse vorgezogenen Strang auf Spezialpressen (z.B.<br />

Revolverpresse).<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Dachziegeln erfolgt analog Abbildung I-1, jedoch ohne den Zusatz<br />

<strong>von</strong> Porosierungsmitteln, Frostbeständigkeit <strong>und</strong> Wasser<strong>und</strong>urchlässigkeit werden u.a.<br />

durch hohe Güte des Rohmaterials (z.B. geringer Kalkgehalt), gute Aufbereitung des<br />

Tons, eine gleichmäßige Temperaturverteilung beim Brennprozeß sowie eine im<br />

Vergleich zum Hintermauerziegel längere Brenndauer erreicht.<br />

5.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Bei der Ermittlung der energetischen Daten zur Dachziegelherstellung wird auf das<br />

Kapitel I 3.2 (Energetische Daten der Mauerziegelproduktion) Bezug genommen.<br />

Aufbereitung, Formgebung, Trocknen <strong>und</strong> Brennen<br />

Für den Energieeinsatz bei der Aufbereitung <strong>und</strong> Formgebung des Rohmaterials kann<br />

näherungsweise der Energiebedarf der Mauerziegelaufbereitung <strong>und</strong> -formgebung<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt werden. Wegen der besonderen Anforderungen an das Material <strong>und</strong> an<br />

das Pressen <strong>von</strong> Dachziegeln wird für diese beiden Prozeßschritte beim Stromverbrauch<br />

ein Aufschlag <strong>von</strong> 10 % gegenüber dem Mauerziegel berücksichtigt. Bedeutsame energetische<br />

Unterschiede gegenüber der Mauerziegelfertigung treten beim Brennen auf.<br />

Ursache hierfür ist die (meist) längere Brenndauer <strong>und</strong> die spezielle Lagerung der<br />

Dachziegel auf Halterungen, um die Güte zu gewährleisten <strong>und</strong> Verformungen zu<br />

vermeiden. Dies bedingt einen hohen Masseneinsatz in den Tunnelofen <strong>und</strong> eine geringe<br />

13 Engobe nennt man eine gieß- bzw. spritzfähige Masse aus Ton, die vor dem Brennen <strong>von</strong> Dachziegeln durch Bestäuben,<br />

Begießen oder Besprühen aufgebracht wird. Die Engobe geht bei Brenntemperaturen um 1.000 °C, wie der Ziegelton<br />

selbst, eine verwitterungsbeständige Ummineralisierung ein <strong>und</strong> verbindet sich dabei untrennbar mit dem Ziegelmaterial.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Dachziegel (Ton) 115<br />

Anzahl an (Brand-)Lagen, die zu einem hohen spezifischen Brennstoffbedarf führen. Die<br />

Auswertung <strong>von</strong> Meßdaten zum Brennstoffeinsatz für den Prozeßschritt Brennen 14<br />

/JUN 98/, bei dem 12 Dachziegelwerke erfaßt wurden, ergab im Vergleich zum<br />

Endenergieeinsatz bei Mauerziegeln (incl. Porosierungsmittel) einen um r<strong>und</strong> 80 %<br />

höheren Energiebedarf, der auch hier zugr<strong>und</strong>e gelegt wird. Als Brennstoff wird bei der<br />

Dachziegelherstellung ausschließlich Erdgas eingesetzt, um eine gleichmäßige<br />

Farbgebung (keine Brandflecken) zu erzielen. Aus diesen Angaben sowie der Annahme,<br />

daß der Durchlauftrockner analog dem Mauerziegel zum größten Teil mit Ofenabwärme<br />

beheizt wird, ergibt sich ein Brennstoffeinsatz <strong>von</strong> 105 m 3 Erdgas je Tonne Dachziegel.<br />

Allen weiteren Prozessen liegen die Daten des Mauerziegels zugr<strong>und</strong>e.<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung I-5 ist das Primärenergieflußbild für die Dachziegelproduktion dargestellt.<br />

Der Primärenergieeinsatz für den Brennstoff Erdgas beträgt 3.710 MJ/t Dachziegel <strong>und</strong><br />

stellt den energieintensivsten Anteil der Herstellung dar.<br />

Herstellung <strong>von</strong> Dachziegeln<br />

Dachziegel aus Ton<br />

4168 MJ (100,0 %)<br />

Ton<br />

33 MJ (0,8 %)<br />

425 MJ (10,2 %)<br />

Erdgas<br />

3710 MJ (89,0 %)<br />

Abbildung I-5: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Dachziegeln<br />

Für die Emissionen gelten die gleichen Anmerkungen wie in Kapitel I 3.3., jedoch ohne<br />

die <strong>von</strong> den Porosierungsmitteln verursachten Emissionen.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle I- 4 faßt den Primärenergieverbrauch <strong>und</strong> die energiebedingten Emissionen für<br />

die Herstellung einer Tonne Dachziegel zusammen.<br />

14 Es werden r<strong>und</strong> 3.230 MJ je Tonne Dachziegel eingesetzt. /JUN 98/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


116 I Ziegel<br />

Der KEA <strong>von</strong> Dachziegeln unterliegt Einflußfaktoren, wie der Rohmaterialzusammensetzung<br />

<strong>und</strong> der Betriebsführung. Die Schwankungsbreite wird auf 30 % geschätzt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Abschätzung <strong>und</strong> der ohnehin großen Schwankungsbreite bei den<br />

Emissionen <strong>von</strong> Ziegelwerken können die Emissionen nur als Richtwerte dienen. Im<br />

folgenden werden die energiebedingten Emissionen mit Hilfe der KEA-Datenbank<br />

berechnet <strong>und</strong> als Vergleichswert die Gesamtemissionen nach /ÖKO 95/ 15 für Dachziegel<br />

angegeben.<br />

Tabelle I- 4: KEA <strong>und</strong> energiebedingte Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Dachziegeln sowie die Gesamtemissionen für Dachziegel nach /ÖKO 95/<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne<br />

Prozeßkettenanalyse 1<br />

Emissionen /ÖKO 95/ 2<br />

Dachziegel 3<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

4.168 222 227 288 35 603 17 5 14 - -<br />

- 338 137 634 763 453 168 2 - 2 16<br />

4.168 282 227 634 35 603 17 5 40 2 16<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Gesamtemissionen nach Literaturangaben<br />

3 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

Anmerkung zu den Emissionen<br />

CO2: Aufgr<strong>und</strong> des Brennens <strong>von</strong> kalkhaltigen Bestandteilen im Ton entstehen<br />

neben den energiebedingten auch prozeßbedingte CO2-Emissionen aus der<br />

Umsetzung des Kalks zu gebranntem Kalk <strong>und</strong> Kohlendioxid. Für Dachziegel<br />

jedoch wird kalkarmer Ton (max. 10 Gew.% /IZF 98/) verwendet. Aus den<br />

energiebedingten <strong>und</strong> prozeßbedingten CO2-Emissionen ergeben sich damit<br />

282 kg je Tonne Ziegel. Der Wert nach /ÖKO 95/ wurde auf Basis des<br />

Mauerziegels (mit höherem Kalkanteil) abgeschätzt, so daß die CO2-<br />

Emissionen zu hoch liegen dürften. Daher wird der aus energiebedingten <strong>und</strong><br />

prozeßbedingten Emissionen errechnete Wert zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

CO: Die errechnete CO-Emission beinhaltet die vorgelagerten <strong>und</strong> brennstoffbedingten<br />

Emissionen. Der errechnete Wert (KEA-Datenbank) <strong>und</strong> die <strong>von</strong><br />

/ÖKO 95/ angegebene CO-Emission stimmen gut überein. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

wird der berechnete Wert angesetzt.<br />

NOx: Die errechnete NOx-Emission beinhaltet die vorgelagerten <strong>und</strong> brennstoffbedingten<br />

Emissionen. Da die Entstehung beim Brennen <strong>von</strong> der<br />

Prozeßführung abhängt, sind die berechneten Emissionen nur bedingt<br />

realitätsnah. Daher wird der Wert nach /ÖKO 95/ übernommen.<br />

SO2: Die SO2-Emissionen bei der Dachziegelherstellung entstehen durch<br />

Schwefelverbindungen des Rohstoffs <strong>und</strong> des Brennstoffs sowie durch<br />

vorgelagerte Prozesse. Brennstoffbedingte SO2-Emissionen spielen bei Erdgas<br />

nur eine untergeordnete Rolle. Die Angabe <strong>von</strong> SO2-Emissionen kann mit einer<br />

erheblichen Schwankungsbreite behaftet sein, da der Schwefelgehalt im<br />

Rohmaterial je nach Abbaugebiet variiert. Innerhalb Deutschlands werden die<br />

15 Hier werden Werte für Dachziegel durch Multiplikation des Energieverbrauchs <strong>und</strong> der feuerungsbedingten Prozeßemissionen<br />

<strong>von</strong> Mauerziegeln mit dem Faktor 1,5 abgeschätzt.<br />

HF<br />

[g]<br />

HCl<br />

[g]


Dachziegel (Ton) 117<br />

Dachziegel ebenso wie die Hintermauerziegel größtenteils aus einem schwefelarmen<br />

Ton hergestellt /IFZ 98/. Die errechnete SO2-Emission entspricht den<br />

emittierten gesamten SO2-Emissionen bei dem eingesetzten Brennstoffmix <strong>und</strong><br />

einem schwefelarmen Rohstoff, aus dem keine SO2-Emissionen freigesetzt<br />

werden. Dies stellt den unteren Grenzwert der Schwefelemission bei der<br />

Dachziegelherstellung dar.<br />

CH4: Die CH4-Emissionen beruhen v.a. auf vorgelagerten Prozessen durch den<br />

Einsatz <strong>von</strong> Erdgas. Der errechnete Wert (KEA-Datenbank) wird als praxisnah<br />

angesetzt.<br />

NMVOC: Die NMVOC-Emissionen entstehen beim Transport <strong>und</strong> durch vorgelagerte<br />

Prozesse des Brennstoffeinsatzes. Da der Energieträger Erdgas überwiegend<br />

aus Methan besteht, werden keine höheren Kohlenstoffverbindungen, die als<br />

NMVOC zusammengefaßt werden, emittiert. Daher wird der errechnete Wert<br />

(KEA-Datenbank) für die gewählten Randbedingungen als realistisch<br />

angesehen.<br />

N2O: Die errechneten, energiebedingten N2O-Emissionen werden zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Staub: Die Staub-Emissionen werden mit dem Wert für Mauerziegel nach /GEM/ (vgl.<br />

Tabelle I- 2) abgeschätzt.<br />

HF: In modernen Dachziegelwerken werden Filter zur Fluorreduktion eingesetzt,<br />

so daß die Fluorwasserstoffemissionen auf unter 4 g/t gesenkt werden. Es wird<br />

der Wert <strong>von</strong> Mauerziegeln nach /ÖKO 95/ angesetzt.<br />

HCl: Auch die HCl-Emissionen hängen vom Rohmaterial ab <strong>und</strong> variieren je nach<br />

Standort stark. Es wird der Wert nach /ÖKO 95/ angesetzt.<br />

/HAN 95/, /BVZ 98/, /IFZ 98/, /JUN 98/, /LAY 98/, /LFU 93/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

K Kalksandstein<br />

Kalksandsteine sind Mauersteine, die aus den Rohstoffen Kalk, Quarzsand <strong>und</strong> Wasser<br />

hergestellt werden. Kalksandsteine werden als Mauersteine (Loch- <strong>und</strong> Vollsteine bzw.<br />

Block-, Hohlblocksteine <strong>und</strong> Plansteine) sowie Vormauersteine <strong>und</strong> Verblender gefertigt.<br />

Die Rohdichte beträgt zwischen 1,0 <strong>und</strong> 2,2 kg/dm 3 .<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Hauptbestandteil <strong>von</strong> Kalksandstein ist quarzhaltiger Sand sowie gebrannter Kalk <strong>und</strong><br />

in geringen Mengen Zuschlagstoffe.<br />

Quarzsand<br />

Sandgruben mit besonders quarzhaltigem Material (SiO2) liefern den Rohstoff für<br />

Kalksandsteine.<br />

Branntkalk<br />

In Kalkwerken wird abgebauter Kalkstein für den Einsatz in der Kalksandstein-<br />

Industrie aufbereitet. Durch Brennen <strong>von</strong> Kalkstein (Weißkalk) bzw. Dolomit (Graukalk)<br />

bei Temperaturen zwischen 1.000°C <strong>und</strong> 1.200°C entsteht Branntkalk (CaO), der<br />

anschließend feingemahlen wird. Die Herstellung <strong>und</strong> energetische Untersuchung <strong>von</strong><br />

Branntkalk wird in Kapitel C Kalk erläutert.<br />

Wasser<br />

Wasser als Rohstoff für die Herstellung <strong>von</strong> Kalksandstein wird hauptsächlich für die<br />

Dampfhärtung <strong>und</strong> zum Ablöschen des Branntkalks eingesetzt. Es werden keine hohen<br />

Anforderungen an die Reinheit gestellt. Das für die Produktion <strong>von</strong> Kalksandstein<br />

benötigte Wasser wird großteils aus betriebseigenen Brunnen bzw. Oberflächengewässern<br />

entnommen.<br />

Zuschlagstoffe<br />

Zuschlagstoffe (z.B. Steinmehl) werden in geringen Mengen beigemischt. Steinmehl wird<br />

aus Kalkwerken angeliefert.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Die der energetischen Untersuchung der Rohstoffe zugr<strong>und</strong>eliegenden Daten basieren<br />

auf /KUH 92/, /BRE 94/ <strong>und</strong> der „Ökobilanz für den Baustoff Kalksandstein“ /KAL 95/.<br />

119<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


120 K Kalksandstein<br />

Die Untersuchungen umfassen eine Analyse <strong>von</strong> acht repräsentativen Kalksandsteinwerken<br />

<strong>und</strong> einem Abgleich der Ergebnisse durch eine anschließende Befragung<br />

<strong>von</strong> 74 Werken. Es kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß die angegebenen Werte dem<br />

derzeitigen b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt entsprechen.<br />

Quarzsand<br />

Bilanziert werden der Kraftstoffverbrauch der Abbaumaschinen beim Sandabbau im<br />

Tagebau, der mit 0,2 kg Diesel je Tonne Quarzsand angesetzt wird sowie der Transport<br />

zum Werk. Der Sand stammt zu 60 % aus Werksgruben. Der Rest ist Fremdsand <strong>und</strong><br />

muß durchschnittlich 29 km weit zum Produktionsgelände transportiert werden.<br />

Branntkalk<br />

Der Energieinput zur Bereitstellung <strong>von</strong> Branntkalk basiert auf dem Datensatz<br />

Feinkalk (s. C Kalk, Kap. 5). Weißfeinkalk wird durchschnittlich 116 km <strong>und</strong> Graukalk<br />

107 km bis zum Produktionsgelände transportiert. Der eingesetzte Branntkalk besteht<br />

zu 83 % aus Weißfeinkalk <strong>und</strong> 17 % Graukalk.<br />

Wasser<br />

Der Energieaufwand zur Förderung <strong>von</strong> Brunnenwasser bzw. zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Oberflächenwasser ist in der Energiebilanz des Kalksandsteinwerkes enthalten.<br />

Zuschlagstoffe<br />

Der Zuschlagstoff Steinmehl wird mit dem Datensatz Kalksteinmehl (s. C Kalk, Kap. 4)<br />

energetisch bewertet. Die Transportdistanz zum Kalksandsteinwerk beträgt durchschnittlich<br />

47,5 km.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen erfolgt mit<br />

den in Tabelle 3 bis 6 Teil I (Allgemeiner Teil) enthaltenen Basisdaten.<br />

Tabelle K- 1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen für die Kalksandsteinproduktion<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Quarzsand 22 2 4 24 2 1 3 0 2<br />

Feinkalk 4.797 1.068 320 597 316 1.007 40 60 201<br />

Zuschlagstoff (Steinmehl) 713 42 31 114 29 75 12 2 8<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Kalksandstein 121<br />

3 Kalksandstein<br />

3.1 Herstellung<br />

In Deutschland liegt die Jahresproduktion <strong>von</strong> Kalksandsteinen bei r<strong>und</strong> 13 Mio.<br />

Tonnen. Der im folgende untersuchte Herstellungsprozeß <strong>von</strong> Kalksandsteinen bezieht<br />

sich auf den b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt. Eine schematische Darstellung des<br />

Herstellungsprozesses zeigt Abbildung K-1.<br />

Wasser<br />

Dampf<br />

Quarzsand Branntkalk<br />

Mischen<br />

(Intensivmischer)<br />

Löschen<br />

(Löschsilos/Reakoren)<br />

Nachmischen<br />

(Doppelwellenmischer)<br />

Klassieren <strong>und</strong> Lagern<br />

(Siebe, Silos)<br />

Pressen<br />

(hydraul. Presse )<br />

Härten<br />

(Härtekessel)<br />

Kalksandstein<br />

Kondensat<br />

Abbildung K-1: Schematische Darstellung des Herstellungsprozesses <strong>von</strong> Kalksandsteinen<br />

Die in Silos gelagerten Rohstoffe Kalk <strong>und</strong> Sand werden in dem Gewichtsverhältnis 1 zu<br />

12 miteinander vermischt <strong>und</strong> dann in Reaktionsbehältern 2 bis 3 St<strong>und</strong>en<br />

zwischengelagert. In dieser Zeit löscht der Branntkalk in einer exothermen Reaktion zu<br />

Kalkhydrat (Ca(OH)2) ab.<br />

Das im Nachmischer auf Preßfeuchte gebrachte Mischgut (Feuchtegehalt ca. 6 %) wird<br />

in vollautomatisch arbeitenden Pressen bei Drücken zwischen 100 <strong>und</strong> 250 bar zu<br />

Rohlingen unterschiedlicher Formate geformt, die auf Transportwagen gestapelt<br />

werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


122 K Kalksandstein<br />

Die Rohlinge werden nun in den Härtekesseln unter Sattdampfdruck bei ca. 16 bar <strong>und</strong><br />

Temperaturen <strong>von</strong> 160 bis 220°C etwa vier bis acht St<strong>und</strong>en lang gehärtet. Dabei ist der<br />

Quarzsand aktiv an der Erhärtung beteiligt, da die heiße Dampfatmosphäre Kieselsäure<br />

<strong>von</strong> der Sandkornoberfläche anlöst. Die Kieselsäure bildet mit dem Kalkhydrat<br />

kristalline Bindemittelphasen, wobei neue Kristalle hoher Festigkeit entstehen<br />

(Hydrothermalsynthese). Um den energieintensiven Härteprozeß rationell zu betreiben,<br />

werden zumeist mehrere Autoklaven (Autoklav-Verb<strong>und</strong>anlage) aufgestellt, so daß<br />

durch eine zentrale Steuerung eine Dampfführung zwischen den Kesseln ermöglicht<br />

wird. Nach dem Abkühlen wird der fertige Kalksandstein verpackt <strong>und</strong> verladen.<br />

Die Rohstoffe zur Herstellung <strong>von</strong> 1 t Kalksandstein sind /KAL 96/:<br />

85,5 kg Kalk<br />

947,5 kg Sand (erdfeucht)<br />

33,3 kg Zuschlagstoffe (z.B. Steinmehl)<br />

224,9 kg Wasser<br />

In Abbildung K-2 ist das Massenflußbild für die Erzeugung <strong>von</strong> Kalksandsteinen<br />

dargestellt, wobei der Einsatz <strong>von</strong> Wasser nicht berücksichtigt wurde.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Kalksandstein<br />

1000 kg (100,0 %)<br />

Quarzsand<br />

948 kg (94,8 %)<br />

Feinkalk<br />

86 kg (8,6 %)<br />

Steinmehl<br />

33 kg (3,3 %)<br />

Produktionsabfall<br />

66 kg (6,6 %)<br />

Abbildung K-2: Massenflußbild der Kalksandstein-Herstellung<br />

Produktionsabfälle aus Kalksandstein-Material (z.B. Ausschußware) werden entweder<br />

in die Produktion zurückgegeben oder zur Wegbefestigung <strong>von</strong> werkseigenen Sandgruben<br />

wiederverwendet.


Kalksandstein 123<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Im folgenden wird der Endenergieeinsatz für die Herstellung <strong>von</strong> Kalksandsteinen<br />

aufgezeigt. Die energetischen Daten beruhen auf meßtechnischen Untersuchungen<br />

zweier Kalksandstein-Werke <strong>und</strong> Auswertungen statistischen Datenmaterials der<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft /BRE 94/, /KUH 92/, /FIS 82/ <strong>und</strong> der „Ökobilanz<br />

für den Baustoff Kalksandstein“ /KAL 95/.<br />

Der durchschnittliche Endenergieverbrauch für die Herstellung einer Tonne Kalksandstein<br />

in Deutschland setzt sich wie folgt zusammen:<br />

Strom: 9,6 kWh<br />

Erdgas: 3,9 m 3<br />

Heizöl EL: 4,0 kg<br />

Heizöl S: 1,5 kg<br />

Zusätzlich werden 0,4 kg Diesel für die Aufgabe <strong>von</strong> Sand mit einem Radlader benötigt.<br />

Endenergetisch betrachtet hat der Brennstoffeinsatz, der allein der Dampferzeugung<br />

dient, einen Anteil <strong>von</strong> 87 % bei der Herstellung <strong>von</strong> Kalksandstein.<br />

Mischen <strong>und</strong> Pressen<br />

Für den Prozeßabschnitt Mischen werden 2,8 kWh <strong>und</strong> für die Formgebung 4,3 kWh<br />

elektrische Energie eingesetzt.<br />

Dampfhärten<br />

Beim Verfahrensschritt der Dampfhärtung werden durchschnittlich r<strong>und</strong> 350 MJ<br />

Endenergie (Brennstoffe: Erdgas <strong>und</strong> Heizöl) für die Dampferzeugung eingesetzt.<br />

Einflußgrößen auf den Energieverbrauch sind die Dichte <strong>und</strong> das Format der<br />

produzierten Steine, die erreichte Speisewasservorwärmung, der Dampfdruck <strong>und</strong> die<br />

Größe des Härtekessels. Zwei im Detail untersuchte Kalksandsteinwerke wiesen einen<br />

Endenergieverbrauch für die Dampferzeugung <strong>von</strong> 403 bzw. 212 MJ je Tonne<br />

Kalksandstein /FIS 82/ auf. Dies verdeutlicht die große Schwankungsbreite des hier<br />

zugr<strong>und</strong>eliegenden, als Durchschnittswert ermittelten, Brennstoffeinsatzes. Der<br />

niedrige Wirkungsgrad des einen Werkes konnte auf hohe Abschlämm- <strong>und</strong><br />

Entsalzungsverluste, den Einsatz <strong>von</strong> Frischdampf für die Speisewasserentgasung sowie<br />

das Fehlen einer Wärmerückgewinnung aus den Abgasen zurückgeführt werden.<br />

Voraussetzung für einen guten Wirkungsgrad ist eine optimale Anpassung der<br />

Kesselleistung an den Bedarf, eine Vorwärmung des Speisewassers <strong>und</strong> die Reduktion<br />

der Oberflächenverluste durch Wärmedämmung der Dampferzeugungs- <strong>und</strong> -<br />

verteilungsanlage.<br />

Des weiteren werden durchschnittlich in diesem Prozeßschritt 0,7 kWh Strom<br />

eingesetzt.<br />

Indirekter Stromverbrauch<br />

Zusätzlich werden 1,8 kWh Strom verbraucht, die sich nicht den einzelnen<br />

Prozeßschritten zuordnen lassen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


124 K Kalksandstein<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung K-3 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Kalksandstein dargestellt. Der<br />

Primärenergieeinsatz für die Bereitstellung der Rohstoffe hat aufgr<strong>und</strong> der<br />

energieintensiven Erzeugung des Branntkalks einen Anteil <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 50 % bei der Herstellung<br />

<strong>von</strong> Kalksandstein. Der Kalkeinsatz hat somit großen Einfluß auf den KEA der<br />

Herstellung <strong>von</strong> Kalksandstein. Da der Anteil des Branntkalks im wesentlichen <strong>von</strong> der<br />

gewünschten Dichte des Kalksandsteins abhängt <strong>und</strong> ein Qualitätskriterium darstellt,<br />

kann diese Größe nicht im Hinblick auf eine Senkung des Primärenergieverbrauchs<br />

verändert werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Herstellung Kalksandstein<br />

Kalksandstein<br />

976 MJ (100,0 %)<br />

Quarzsand<br />

21 MJ (2,1 %)<br />

Feinkalk<br />

410 MJ (42,0 %)<br />

Steinmehl<br />

24 MJ (2,4 %)<br />

Diesel<br />

19 MJ (1,9 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

110 MJ (11,3 %)<br />

Erdgas<br />

137 MJ (14,0 %)<br />

Leichtöl<br />

189 MJ (19,4 %)<br />

Schweröl<br />

67 MJ (6,9 %)<br />

Abbildung K-3: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne<br />

Kalksandstein<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> Kalksandsteinen entstehen vor allem energiebedingte Emissionen;<br />

prozeßbedingte Emissionen sind aufgr<strong>und</strong> der geringen Maximaltemperatur <strong>von</strong><br />

220 °C vernachlässigbar. Zu bilanzierende prozeßbedingte Emissionen treten jedoch<br />

vorgelagert bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Branntkalk auf.


Kalksandstein 125<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle K- 2: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Kalksandsteinen<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Prozeßkettenanalyse 1<br />

Emissionen (Kalksandstein) /GEM/ 2<br />

Emissionen (Kalksandstein) /ÖKO 95/ 2<br />

Kalksandstein 3<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

976 128 61 176 87 128 15 6 26<br />

- 129 1.870 250 40 130 10 0 30<br />

- 84 224 224 167 126 165 1 -<br />

976 108 61 176 87 128 15 6 26<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Gesamtemissionen nach Literaturangaben<br />

3 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

Anmerkung zu den Emissionen<br />

CO2: An den errechneten CO2-Emissionen hat der Einsatzstoff Feinkalk<br />

(Branntkalk) aufgr<strong>und</strong> der beim Kalkbrennen stattfindenden Decarbonatisierung<br />

<strong>und</strong> dem hohen Energiebedarf mit r<strong>und</strong> 70 % den größten Anteil.<br />

Durch die prozeßbedingte Umsetzung <strong>von</strong> Kalkstein zu Branntkalk <strong>und</strong> CO2<br />

werden 64 kg CO2 je Tonne Kalksandstein freigesetzt. Da durch die Aufnahme<br />

<strong>von</strong> Luftkohlensäure in den gebrauchsfertigen Kalksandstein wiederum ein<br />

Karbonatisierungsprozeß stattfindet, vermindert sich dieser Wert während der<br />

Nutzung um r<strong>und</strong> 20 kg CO2 /KAL 95/. Diese negativen Emissionen während<br />

der Nutzungsphase werden dem Kumulierten Energieaufwand der Herstellung<br />

gutgeschrieben. Die errechneten CO2-Emissionen der Prozeßkettenanalyse<br />

reduzieren sich deshalb im Vergleich um diesen Wert. Die resultierenden CO2<br />

Emissionen stimmen annähernd mit den in /GEM/ ermittelten Werten überein.<br />

Es wird der errechnete Wert unter Berücksichtigung der negativen CO2-<br />

Emissionen für Kalksandstein angesetzt.<br />

CO: Die errechneten CO-Emissionen beruhen zu einem Großteil auf Emissionen<br />

beim Transport der Einsatzstoffe. Wie auch schon bei Branntkalk diskutiert,<br />

scheinen die in /GEM/ ermittelten CO-Emissionen zu hoch. In /ÖKO 95/ ist des<br />

weiteren ein Wert <strong>von</strong> 36 g CO je Tonne Kalksandstein (HAB Weimar)<br />

angegeben. Aufgr<strong>und</strong> der großen Schwankungsbreite wird daher der<br />

nachvollziehbare, errechnete Wert der Prozeßkettenanalyse übernommen.<br />

NOx: Der errechnete Wert beinhaltet die vorgelagerten <strong>und</strong> brennstoffbedingten<br />

Emissionen. Da prozeßbedingt keine zusätzlichen NOx-Emission entstehen,<br />

wird der errechnete Wert für Kalksandstein übernommen.<br />

SO2: Die SO2-Emissionen entstehen durch Schwefelverbindungen des Brennstoffs.<br />

Die errechnete SO2-Emission entspricht den emittierten SO2-Emissionen bei<br />

dem eingesetzten Brennstoffmix <strong>und</strong> wird zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

CH4: Die CH4-Emissionen beruhen v.a. auf dem Einsatz <strong>von</strong> Erdgas durch<br />

vorgelagerte Emissionen, die im errechneten Wert enthalten sind. Hier spielt<br />

weniger der Erdgaseinsatz für das Dampfhärten, als vielmehr das beim<br />

Brennen <strong>von</strong> Kalk eingesetzte Erdgas eine Rolle. Der errechnete Wert kann als<br />

praxisnah angesetzt werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


126 K Kalksandstein<br />

NMVOC: Die NMVOC-Emissionen entstehen beim Transport <strong>und</strong> durch vorgelagerte<br />

Prozesse des Brennstoffeinsatzes. Der errechnete Wert wird für die gewählten<br />

Randbedingungen als realistisch angesehen.<br />

N2O: Die N2O-Emissionen entstehen beim Brennprozeß. Die errechneten, energiebedingten<br />

N2O-Emissionen können zugr<strong>und</strong>e gelegt werden.<br />

Staub: Die Staub-Emissionen sind v.a. brennprozeßbedingt <strong>und</strong> stammen vorgelagert<br />

aus der Herstellung <strong>von</strong> Branntkalk. Da prozeßbedingt bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Kalksandsteinen keine Staub-Emissionen entstehen, wird der errechnete<br />

Wert, in dem vorgelagerte Emissionen berücksichtigt sind, angesetzt.<br />

/BRE 94/, /KUH 92/, /FIS 82/, /KAL 95/, /KAL 96/, /KAL 97/, /LIE 97/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

L Flachglas<br />

Glas ist ein aus der Schmelze amorph erstarrtes Gemisch, das überwiegend aus<br />

Siliziumoxid besteht. Amorphe Stoffe weisen im Gegensatz zu kristallinen Stoffen keine<br />

oder nur eine geringe innere Ordnung der Moleküle oder Ionen auf. Infolge der<br />

Viskositätsabnahme bei der Abkühlung nehmen sie die mechanischen Eigenschaften<br />

fester Körper an, haben jedoch keinen festen Schmelzpunkt, so daß sie beim Erwärmen<br />

allmählich erweichen.<br />

Alle industriell in größeren Mengen hergestellten Gläser sind Silikatgläser, die<br />

überwiegend aus Oxiden bestehen <strong>und</strong> deren Hauptbestandteil SiO2 ist. Nach ihrer<br />

Zusammensetzung sowie den Bedingungen ihrer Herstellung <strong>und</strong> ihres Einsatzes lassen<br />

sich die vier Gruppen Alkali-Erdalkali-Silikatglas, Borosilikatglas, Bleisilikatglas <strong>und</strong><br />

Alumosilikatglas unterscheiden.<br />

Nahezu alle in großen Mengen hergestellten Gläser sind Alkali-Erdalkali-Silikatgläser,<br />

so auch das zu betrachtende Flachglas.<br />

Im folgenden wird die Glasherstellung vom Abbau der eingesetzten Rohstoffe bis hin<br />

zum Flachglas bilanziert.<br />

2 Rohstoffe<br />

Hauptbestandteil <strong>von</strong> Glas ist Quarzsand mit einem SiO2-Gehalt <strong>von</strong> über 99 %. In<br />

geringeren Mengen werden weitere Rohstoffe wie Kalkstein, Dolomit, Natriumchlorid<br />

für die Sodaproduktion, Feldspat <strong>und</strong> Natriumsulfat benötigt. Gebräuchliche Rohstoffzusammensetzungen<br />

für Flachglas zeichnen sich durch ein Mengenverhältnis <strong>von</strong><br />

70 - 75 % SiO2, einen etwa 15 %-igen Alkali-Anteil sowie einen etwa 10 %-igen Erdalkali-<br />

Anteil aus.<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Quarzsand<br />

Quarzsand wird im Tagebau z.B. mit Schaufelbaggern abgebaut. Von dort wird der<br />

gewonnene Sand per LKW zum meist nahegelegenen Verarbeitungswerk transportiert.<br />

Abraum entsteht hierbei nicht. Im Verarbeitungswerk sind noch diverse Aufbereitungsschritte<br />

nötig, um den Quarzsand schließlich der Weiterverarbeitung im Glaswerk<br />

zuführen zu können. Im einzelnen wird der Quarzsand in einem mechanischen<br />

Naßaufbereitungsverfahren für seinen möglichen Einsatz klassiert <strong>und</strong> anschließend<br />

entwässert /STR 98/. Der versandfertige Quarzsand wird schließlich ins Glaswerk<br />

transportiert.<br />

127<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


128 L Flachglas<br />

Natriumcarbonat Na2CO3 (Soda)<br />

Soda als Einsatzstoff für die Glasindustrie wird in Europa hauptsächlich durch die<br />

chemische Industrie im Solvay-Verfahren zur Verfügung gestellt. Einsatzstoffe bei der<br />

Soda-Herstellung sind Kochsalz (NaCl), Kalkstein (CaCO3) <strong>und</strong> in kleinen Mengen Koks.<br />

Zum Ablauf des Solvay-Verfahrens sei auf die Fachliteratur verwiesen /ULL 77/. Im<br />

Solvay-Verfahren entsteht zunächst die sogenannte leichte Soda mit einer Schüttdichte<br />

<strong>von</strong> 0,5 - 0,6 g/cm 3 . In der Glasindustrie wird jedoch wegen der besseren Verarbeitungseigenschaften<br />

die sogenannte schwere oder kalzinierte Soda eingesetzt, welche eine<br />

Schüttdichte <strong>von</strong> ca. 1,1 g/cm 3 besitzt. Der Verfahrensschritt der Kalzinierung<br />

(Entwässerung) <strong>von</strong> leichter Soda bedingt einen hohen Energieeinsatz. Natriumchlorid<br />

wird als Einsatzstoff für die Sodaproduktion benötigt <strong>und</strong> kommt in natürlicher Form<br />

als Steinsalz vor, das im Untertagebau abgebaut <strong>und</strong> anschließend zum Hüttensalz<br />

aufbereitet wird, um es der Sodaproduktion zuführen zu können.<br />

Kalkstein<br />

Die Bereitstellung des Rohgesteins <strong>und</strong> der Transport zur Kalkindustrie sind in Abschnitt<br />

D Zement Kap. 2.2 erläutert, die Aufbereitung des Rohgesteins zum Kalkstein in<br />

Abschnitt C Kalk Kap. 3.2. Der versandfertige Kalkstein wird schließlich ins Glaswerk<br />

transportiert.<br />

Dolomit<br />

Dolomit wird ähnlich wie Kalkstein abgebaut. Im Dolomitwerk entstehen jedoch im<br />

Vergleich zu Kalkstein noch zusätzliche Energieverbräuche im gasbefeuerten Trockner.<br />

Der versandfertige Dolomit wird schließlich ins Glaswerk transportiert.<br />

Feldspat<br />

Feldspate werden in der Glasindustrie als Al2O3-Rohstoffe eingesetzt. Man unterscheidet<br />

zwischen Kalifeldspat, Natronfeldspat <strong>und</strong> Kalkfeldspat. In natürlichen Lagerstätten<br />

treten die einzelnen Feldspate fast rein auf <strong>und</strong> sind meist nebeneinander vorhanden.<br />

Feldspate sind stark verbreitete gesteinsbildende Stoffe <strong>und</strong> nehmen 60 % am<br />

Vorkommen der Minerale ein. Als Bestandteil einiger Gesteine wie Granit, Basalt <strong>und</strong><br />

Gneis kommen sie in allen Ländern vor. Reine Feldspatlagerstätten sind vor allem in<br />

Skandinavien anzutreffen, aber auch in der ehemaligen Sowjetunion, Frankreich <strong>und</strong><br />

Nordamerika. Die Gewinnung erfolgt im Bergbaubetrieb /LAN 88/.<br />

Natriumsulfat<br />

Natriumsulfat wird bei der Glasherstellung als Läutermittel verwendet, um eine<br />

homogene Schmelze zu erhalten. Natriumsulfat wird in sehr geringem Maße eingesetzt.<br />

Es fällt als Abprodukt bei der Herstellung <strong>von</strong> z.B. Salzsäure aus Kochsalz <strong>und</strong><br />

Schwefelsäure an. Gemäß der Definition <strong>von</strong> Reststoffen (vgl. Allgemeiner Teil) wird auf<br />

eine energetische Bewertung dieses Einsatzstoffes verzichtet, jedoch werden die<br />

Transportaufwendungen des Natriumsulfats zum Glashersteller berücksichtigt.<br />

Glasbruch<br />

Der bei der Flachglasproduktion entstehende Bruch kann nach einer geringfügigen<br />

Aufbereitung wieder der Schmelzwanne zugeführt werden. Durch diese Maßnahme<br />

werden Rohstoffe eingespart <strong>und</strong> der Energieverbrauch gesenkt. Laut /HOL 99/ beträgt<br />

der durchschnittliche Scherbeneinsatz bei der Flachglasherstellung 20 - 30 %. Dabei<br />

werden auch Scherben zugekauft, wobei an die Scherben Anforderungen bezüglich ihrer<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffe 129<br />

chemischen Zusammensetzung gestellt werden <strong>und</strong> deswegen Hohlglasscherben als<br />

Einsatzstoffe in der Flachglasindustrie ausscheiden.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Für den Transport der Einsatzstoffe ins Glaswerk wird gemäß /HOL 99/ eine<br />

durchschnittliche Transportdistanz <strong>von</strong> 100 km angesetzt, wobei als Transportmittel zu<br />

90 % LKW <strong>und</strong> zu 10 % die Bahn eingesetzt werden. Pro Tonne Einsatzstoff <strong>und</strong> 100 km<br />

Transportdistanz ergibt sich ein Endenergieverbrauch <strong>von</strong> 165,8 MJ.<br />

Quarzsand<br />

Zu Abbau <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>von</strong> Quarzsand waren keine energetischen Daten verfügbar,<br />

so daß Annahmen getroffen werden mußten, um den Energieaufwand abschätzen zu<br />

können. Der Dieselverbrauch der Abbaumaschinen wurde dabei aus Abschnitt<br />

K Kalksandstein Kap. 2.2 übernommen. Die Verbräuche für das Naßaufbereitungsverfahren<br />

<strong>und</strong> die Feuertrocknung wurden mit den Verbräuchen bei der<br />

Dolomitaufbereitung abgeschätzt. Somit ergeben sich bei Abbau <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>von</strong><br />

einer Tonne Quarzsand folgende Endenergieverbräuche:<br />

• Transport mit Baufahrzeug: 4 km bzw. 7,6 MJ<br />

• Stromverbrauch Naßaufbereitungsverfahren: 4,9 kWh<br />

• Butanverbrauch Sandtrocknung: 0,45 m 3 bzw. 55,7 MJ<br />

Soda<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne schwerer Soda war lediglich der Gesamtenergieeinsatz<br />

bekannt, nicht aber der Anteil der eingesetzten Energieträger <strong>und</strong> ihre<br />

prozentualen Anteile am Gesamtenergieeinsatz. Hier wird als Energieträger der im<br />

allgemeinen Teil definierte Brennstoffmix angesetzt. Die Verbräuche ergeben sich wie<br />

folgt:<br />

• Einsatz <strong>von</strong> Koks: 62,4 kg<br />

• Energieeinsatz durch Brennstoffe (Mix): 16,84 GJ<br />

Für den Abbau <strong>und</strong> die Aufbereitung des Steinsalzes als Einsatzstoff für die<br />

Sodaproduktion ergibt sich pro Tonne Steinsalz ein elektrischer Energieeinsatz <strong>von</strong><br />

41,67 kWh <strong>und</strong> ein Energieeinsatz in Form des Brennstoffmix <strong>von</strong> 7,64 GJ.<br />

Kalkstein<br />

Beim Abbau <strong>und</strong> der Aufbereitung <strong>von</strong> 1 t Kalkstein ergibt sich der Energieeinsatz<br />

gemäß Abschnitt C Kalk Kap. 3.<br />

Dolomit<br />

Beim Abbau <strong>von</strong> 1 t Dolomit wurde für folgende Posten der Endenergieeinsatz ermittelt<br />

/SCÖ 99/:<br />

• Dieselverbrauch des Raupenbohrgeräts: 0,03 kg bzw. 1,3 MJ<br />

• Stromverbrauch der Brecheranlage: 0,6 kWh<br />

• Transport zum Werk: 1 km bzw. 5,9 MJ<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


130 L Flachglas<br />

• Gesamtstromverbrauch im Werk: 4,9 kWh<br />

• Butanverbrauch für den Trockner: 0,45 m 3 bzw. 55,7 MJ<br />

Zusätzlich werden 100 Gramm Sprengstoff benötigt, was einem Primärenergieeinsatz<br />

<strong>von</strong> 1,8 MJ entspricht /ÖKO 95/.<br />

Feldspat<br />

Für den Abbau des Feldspats läßt sich ein Endenergieeinsatz <strong>von</strong> 1,02 GJ angeben<br />

/HAN 91/. Da dieser Energieeinsatz keinem Energieträger zugeordnet werden kann,<br />

wird ebenfalls der Brennstoffmix angesetzt.<br />

Natriumsulfat<br />

Der Einsatzstoff Natriumsulfat wird energiefrei bewertet, da es sich hierbei um ein<br />

Abprodukt aus anderer Produktion handelt <strong>und</strong> er zudem nur in geringen Mengen bei<br />

der Glasherstellung eingesetzt wird. Es wird jedoch eine Transportaufwendung<br />

berücksichtigt.<br />

Glasbruch<br />

Um den Glasbruch wieder der Schmelzwanne zuführen zu können, muß er zunächst in<br />

einer elektrisch betriebenen Mühle zerkleinert werden. Dafür wird nach /HAN 91/ ein<br />

elektrischer Energieaufwand <strong>von</strong> 0,43 kWh pro Tonne Glasbruch abgeschätzt. Der<br />

Glasbruch an sich wird energiefrei bewertet, wenn er als Abprodukt aus eigener<br />

Produktion entsteht. Handelt es sich um zugekaufte Scherben, erhöht sich der<br />

Energieaufwand um den Transportaufwand.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen für den<br />

Transport erfolgt mit den in Tabelle 6 Teil I (Allgemeiner Teil) enthaltenen Werten für<br />

LKW-Transporte bzw. Bahntransporte. Die ermittelten Werte für die Glaseinsatzstoffe<br />

finden sich in Tabelle L- 1.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Flachglas 131<br />

Tabelle L-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen für die Glasproduktion<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Quarzsand 340 26 91 283 39 63 108 0 2<br />

Soda 34.259 2.648 1.192 3.551 3.707 8.028 412 95 347<br />

Kalkstein 284 28 101 297 38 61 117 0 1<br />

Dolomit 347 26 96 292 39 65 112 0 1<br />

Feldspat 1.304 103 124 374 114 287 118 3 10<br />

Natriumsulfat 191 21 89 271 32 48 108 0 0<br />

Glasbruch 120 13 53 163 20 29 65 0 0<br />

3 Flachglas<br />

Etwa 25 % des in Deutschland produzierten Glases ist sogenanntes Flachglas, das als<br />

Basis für alle Verglasungen in der Bauindustrie dient <strong>und</strong> heute überwiegend im<br />

Floatglasverfahren hergestellt wird.<br />

In Tabelle L- 2 sind die chemische Zusammensetzung <strong>von</strong> Flachglas sowie die Gesteinsarten<br />

der Rohstoffe dargestellt. Soda wird dabei als Flußmittel zugesetzt, um den hohen<br />

Schmelzpunkt des Quarzsandes <strong>von</strong> über 1.600°C auf unter 1.500°C zu vermindern. Das<br />

nur in geringen Mengen zugesetzte Natriumsulfat dient zur Läuterung der<br />

Glasschmelze. Die Zugabe <strong>von</strong> Kalk <strong>und</strong> Dolomit beeinflussen die Festigkeitseigenschaften<br />

<strong>und</strong> Witterungsbeständigkeit des Glases.<br />

Tabelle L-2: Zusammensetzung <strong>von</strong> Flachglas /HÄR 94/<br />

Substanz Gew.% molare Masse der Substanz<br />

in g/mol<br />

3.1 Herstellung<br />

Rohstoff (Gesteinsart)<br />

SiO2 69 - 74 60,1 Quarzsand SiO2<br />

Na2O 12 - 16 62,0 Soda Na2CO3 <strong>und</strong> Natriumsulfat<br />

CaO 5 - 12 56,1 Kalkstein CaCO3 <strong>und</strong> Dolomit<br />

MgO 0 - 6 40,3 Dolomit CaCO3⋅MgCO3<br />

Al2O3 0 - 3 102,0 Feldspat KAlSi3O8<br />

Die Floatglasherstellung gliedert sich insgesamt in die drei Bereiche /LFU 93/:<br />

• Rohstoffanlieferung <strong>und</strong> Gemengeaufbereitung durch Mischen<br />

• Glasschmelze mit Formgebung<br />

Das Gemenge wird eingeschmolzen, die Primärschmelze geläutert <strong>und</strong> anschließend<br />

auf Verarbeitungstemperatur abgekühlt. Diese Verfahrensschritte sind in der<br />

Schmelzwanne räumlich getrennt. Bei der Flachglasherstellung haben sich<br />

regenerative Schmelzwannen mit elektrischer Zusatzheizung durchgesetzt. Durch die<br />

Elektrozusatzheizung wird die Glasqualität verbessert <strong>und</strong> die Schmelzleistung<br />

erhöht. Es werden bis zu max. 30 % der Schmelzwärme über Elektrowärme in das<br />

Glas eingeführt /LFU 85/, der Rest durch fossile Brennstoffe. Die Formgebung erfolgt<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


132 L Flachglas<br />

durch das kontinuierliche Gießen der Glasschmelze auf ein flüssiges Zinnbad in eine<br />

langgestreckte Wanne.<br />

• Glaskühlung <strong>und</strong> Kontrolle<br />

Im folgenden wird ein Verfahren zur Herstellung <strong>von</strong> Flachglas beschrieben.<br />

Abbildung L-1 verdeutlicht schematisch die einzelnen Schritte bei der Flachglasherstellung<br />

/VEG 99/.<br />

Gemengeeinfüllung<br />

Abbildung L-1: Schematische Darstellung der Floatglasherstellung<br />

Die angelieferten Rohstoffe werden dabei zunächst gemäß Rezeptur in einem Gemengebehälter<br />

vermischt. Anschließend gelangt das homogene Gemenge in die Floatwanne<br />

<strong>und</strong> wird bei einer Temperatur <strong>von</strong> ca. 1.600 °C zu Glas geschmolzen. Dieser Vorgang<br />

unterteilt sich in vier Abschnitte, die Silikatbildung, die Glasbildung, die Läuterung <strong>und</strong><br />

die Konditionierung.<br />

Unmittelbar an den Schmelzprozeß schließt sich die Formgebung an. Bei der<br />

Floatglasherstellung läuft das geschmolzene Glas auf ein Bad aus geschmolzenem Zinn,<br />

wobei die leichtere Glasmasse auf der Zinnoberfläche schwimmt <strong>und</strong> sich planparallel<br />

ausbreitet. Um eine übermäßige Oxidation des heißen Zinns zu vermeiden, befindet sich<br />

das Zinnbad in einer Schutzgasatmosphäre.<br />

Die sich ausbreitende Endlosglasschicht läuft auf der anderen Seite des Zinnbades ab<br />

<strong>und</strong> einem Kühlofen zu, wobei sich die Glasdicke durch den <strong>von</strong> den Transportwalzen<br />

ausgeübten Zug verringert. Im Kühlofen wird das Glasband auf eine Verarbeitungstemperatur<br />

zwischen 1.050 <strong>und</strong> 1.250 °C spannungsfrei abgekühlt <strong>und</strong> kann<br />

anschließend in verarbeitungsgerechte Stücke geschnitten werden.<br />

Nach /HAN 91/ setzt sich das Gemenge pro Tonne Floatglas z.B. folgendermaßen<br />

zusammen:<br />

Quarzsand: 600 kg Feldspat: 77 kg<br />

Soda: 190 kg Natriumsulfat: 11 kg<br />

Kalkstein: 187 kg Glasbruch: 90 kg<br />

Dolomit: 56 kg Gesamt: 1.211 kg<br />

Diese Aufteilung geht auf eine Untersuchung einer Floatglashütte <strong>von</strong> 1979 zurück <strong>und</strong><br />

kann heute nicht mehr als repräsentativ angesehen werden. Laut /HOL 99/ werden<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Floatwanne Überlauf Zinnbad Kühlung Schneiden Abstapeln<br />

Lager/Versand


Flachglas 133<br />

heutzutage 20 - 30 % des Gemenges durch Glasscherben bereitgestellt. Im folgenden<br />

wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß 303 kg bzw. 25 % der eingesetzten Menge Glasscherben<br />

sind (da<strong>von</strong> werden 60 % zugekauft). Die restlichen Einsatzstoffe verringern sich gemäß<br />

ihres prozentualen Anteils. Damit ergibt sich ein für den heutigen Stand der Technik<br />

repräsentatives Gemenge zu:<br />

Quarzsand: 486 kg Feldspat: 62 kg<br />

Soda: 154 kg Natriumsulfat: 9 kg<br />

Kalkstein: 152 kg Glasbruch: 303 kg<br />

Dolomit: 45 kg Gesamt: 1.211 kg<br />

Bruchglas<br />

302.6 kg (30.3%)<br />

Bereitstellung<br />

Bruchglas<br />

Glasbruch<br />

302.6 kg (30.3%)<br />

Natriumsulfat<br />

8.5 kg (0.9%)<br />

Bereitstellung<br />

Natriumsulfat<br />

Natriumsulfat<br />

8.5 kg (0.9%)<br />

151.6 kg (15.2%)<br />

Bereitstellung<br />

Kalkstein<br />

Abbildung L-2: Massenflußbild der Flachglas-Herstellung<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Der Energiemix der gesamten Glasindustrie (inkl. Behälterglas, Spezialglas etc.) läßt<br />

sich mit Hilfe <strong>von</strong> /BVG 95/ errechnen. Bei Heizöl handelt es sich um schweres Heizöl.<br />

Erdgas 47 %<br />

Heizöl, schwer 33 %<br />

Strom 20 %<br />

Kalkstein<br />

151.6 kg (15.2%)<br />

45.4 kg (4.5%)<br />

Bereitstellung<br />

Dolomit<br />

Dolomit<br />

45.4 kg (4.5%)<br />

Flachglas<br />

62.4 kg (6.2%)<br />

Bereitstellung<br />

Feldspat<br />

3.7 kg (0.4%)<br />

SO2-Emissionen<br />

3.1 kg (0.3%)<br />

NOx-Emissionen<br />

3.7 kg (0.4%)<br />

CO2-Emissionen<br />

200.0 kg (20.0%)<br />

Feldspat<br />

62.4 kg (6.2%)<br />

Quarzsand in<br />

der Lagerstätte<br />

486.0 kg (48.6%)<br />

Bereitstellung<br />

Quarzsand<br />

Quarzsand<br />

486.0 kg (48.6%)<br />

NaCl<br />

234.9 kg (23.5%)<br />

Bereitstellung<br />

Soda<br />

181.0 kg (18.1%)<br />

Reststoffe<br />

13.9 kg (1.4%)<br />

Natriumchlorid<br />

53.9 kg (5.4%)<br />

Calziumchlorid<br />

194.0 kg (19.4%)<br />

Soda schwer<br />

154.0 kg (15.4%)<br />

Gemäß /LFU 96/ beträgt bei der Flachglasherstellung der spezifische Endenergieverbrauch<br />

einer regenerativen Schmelzwanne mit Elektrozusatzheizung 5.400 bis<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


134 L Flachglas<br />

5.800 MJ/t, wobei für die weitere Berechnung <strong>von</strong> 5.600 MJ/t ausgegangen wird. Dieser<br />

Wert deckt sich mit aktuellen Angaben <strong>von</strong> /HOL 99/. Es wird <strong>von</strong> einer Anlage mit<br />

elektrischer Zusatzheizung ausgegangen, die fünf Prozent des Energiebedarfs der<br />

Schmelze deckt. Die restlichen 95 % werden gemäß ihrem prozentualen Anteil durch die<br />

Brennstoffe schweres Heizöl <strong>und</strong> Erdgas gedeckt.<br />

Laut /HOL 99/ machen die Verbräuche der Schmelzwanne durchschnittlich 90 % des<br />

gesamten Energieaufwandes in der Flachglashütte aus. Alle anderen Verbräuche<br />

(Gemengeherstellung, innerbetrieblicher Transport, Beleuchtung etc.) werden demnach<br />

mit r<strong>und</strong> 10 % des Schmelzwannenverbrauchs abgeschätzt.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung L-3 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Flachglas dargestellt.<br />

1.5 MJ (0.0%)<br />

LKW-Transport<br />

33.7 MJ (0.2%)<br />

Bruchglas<br />

1.1 MJ (0.0%)<br />

Glasbruch<br />

36.3 MJ (0.3%)<br />

Abbildung L-3: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Flachglas<br />

Für die Emissionen gelten beim Glashersteller <strong>und</strong> auch bei den vorgelagerten Prozeßschritten<br />

zur Rohstoffbereitstellung gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte, die in der<br />

TA Luft <strong>von</strong> 1986 verankert sind. Diese Werte würden teilweise <strong>von</strong> den Rohgaswerten<br />

bei der Flachglasherstellung (siehe Tabelle L-3) überschritten, deswegen sind emissionsmindernde<br />

Maßnahmen durchzuführen. In der Regel werden zweistufige Abgasreinigungsanlagen<br />

eingesetzt, die aus einer Sorptionsstufe mit nachgeschalteter Staub-<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Natriumsulfat<br />

LKW-Transport<br />

1.6 MJ (0.0%)<br />

0.1 MJ (0.0%)<br />

Natriumsulfat<br />

1.6 MJ (0.0%)<br />

Kalkstein<br />

Kalkstein<br />

14.0 MJ (0.1%)<br />

LKW-Transport<br />

28.1 MJ (0.2%)<br />

0.9 MJ (0.0%)<br />

Kalkstein<br />

43.1 MJ (0.3%)<br />

Dolomit<br />

0.3 MJ (0.0%)<br />

Sprengstoff<br />

0.1 MJ (0.0%)<br />

Diesel<br />

0.1 MJ (0.0%)<br />

LKW-Transport<br />

8.4 MJ (0.1%)<br />

0.3 MJ (0.0%)<br />

Butangas<br />

3.8 MJ (0.0%)<br />

2.9 MJ (0.0%)<br />

Dolomit<br />

15.8 MJ (0.1%)<br />

Flachglas<br />

Erdgas<br />

Schweröl<br />

Feldspat<br />

Brennstoffmix<br />

69.4 MJ (0.5%)<br />

LKW-Transport<br />

11.6 MJ (0.1%)<br />

0.4 MJ (0.0%)<br />

Feldspat<br />

81.3 MJ (0.6%)<br />

Soda<br />

NaCl<br />

Kalkstein<br />

16.8 MJ (0.1%)<br />

Koks<br />

334.0 MJ (2.3%)<br />

Brennstoffmix<br />

LKW-Transport<br />

28.6 MJ (0.2%)<br />

0.9 MJ (0.0%)<br />

Quarzsand<br />

Diesel<br />

4.2 MJ (0.0%)<br />

Butangas<br />

40.7 MJ (0.3%)<br />

LKW-Transport<br />

90.1 MJ (0.6%)<br />

2.9 MJ (0.0%)<br />

27.3 MJ (0.2%)<br />

Soda schwer Quarzsand<br />

165.2 MJ (1.2%)


Flachglas 135<br />

abscheidung bestehen. Als Sorptionsmittel wird zumeist Ca(OH)2 eingesetzt, zur Staubabscheidung<br />

werden bei der Flachglasproduktion Elektrofilter verwendet /LFU 93/.<br />

Eine Umrechnung <strong>von</strong> Abgasmengen auf Tonne gute Ausbringung erfolgt über folgende<br />

Annahmen:<br />

Das spezifische Abgasvolumen ergibt sich bei stöchiometrischer Verbrennung für Erdgas<br />

zu 7,8 m 3 /m 3 <strong>und</strong> für schweres Heizöl zu 10 m 3 /kg /LFU 93/. Bei einem Brennstoffeinsatz<br />

<strong>von</strong> 3.126 MJ Erdgas <strong>und</strong> 2.194 MJ schwerem Heizöl im Schmelzprozeß ergibt sich eine<br />

Abgasmenge <strong>von</strong> 1.306 m 3 /Tonne mit 0 % O2. Durch die Umrechnung auf 8 % O2 ergeben<br />

sich 2.120 m 3 /Tonne. Dieser Wert wird im folgenden als Faktor für die Umrechnung<br />

herangezogen.<br />

Tabelle L-3: Prozeßbedingte Schadstoffmeßwerte aus der Schmelzwanne /LFU 93/<br />

Schadstoff Menge in mg/m 3 Abgas Menge in g/tFlachglas<br />

Staub 70 - 350 148 - 742<br />

SOX bis 3.000 bis 6.360<br />

HF bis 30 64<br />

HCl 40 - 120 85 - 254<br />

Die gesetzlichen Grenzwerte <strong>und</strong> die korrespondierenden, auf das Produkt Flachglas<br />

bezogenen Werte sind in der Tabelle L- 4 angegeben. Dabei ist zu beachten, daß sich die<br />

Abluftmenge immer mit einem 8 %-igen Sauerstoffanteil versteht <strong>und</strong> beim NOx der<br />

Grenzwert <strong>von</strong> der Art des eingesetzten Schmelzaggregats <strong>und</strong> der Art der eingesetzten<br />

Brennstoffe abhängt. Ein Durchschnittswert für NOx <strong>von</strong> 2,2 g/m 3 erscheint<br />

repräsentativ.<br />

Tabelle L-4: Grenzwerte der TA Luft für die Glasherstellung<br />

Schadstoff Grenzwert in mg/m 3<br />

NOX<br />

SOX<br />

Aus den Einsatzstoffen Soda, Kalkstein <strong>und</strong> Dolomit entsteht bei einer Prozeßtemperatur<br />

<strong>von</strong> etwa 1.600 °C in Folge der Dekarbonatisierung dieser Einsatzstoffe<br />

prozeßspezifisches Kohlendioxid. Eine maximale CO2-Emission ergibt sich bei einer<br />

Zusammensetzung <strong>von</strong> 13 % Na2O, 12 % CaO <strong>und</strong> 6 % MgO. Das emittierte CO2 läßt sich<br />

dann berechnen zu:<br />

<br />

<br />

1,8 - 3,5 in g/m 3<br />

1,8 in g/m 3<br />

130g<br />

120g<br />

60g<br />

44g / mol(<br />

CO )<br />

252 ( ) / ( )<br />

2 + + = g CO kg Glas<br />

62,<br />

0g<br />

/ mol 56,<br />

1g<br />

/ mol 40,<br />

3g<br />

/ mol<br />

2<br />

Im folgenden wird <strong>von</strong> einer durchschnittlichen Zusammensetzung <strong>von</strong> 14 % Na2O,<br />

8,5 % CaO <strong>und</strong> 3 % MgO ausgegangen, wodurch sich CO2-Emissionen <strong>von</strong> 200 g pro kg<br />

Flachglas ergeben.<br />

<br />

<br />

Grenzwert in g/t<br />

3.816 - 7.420<br />

3.816<br />

Staub 50 106<br />

Cl 30 64<br />

F 5 11<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


136 L Flachglas<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle L-5 faßt den Primärenergieaufwand <strong>und</strong> die gesamten Emissionen für die<br />

Herstellung einer Tonne Flachglas zusammen.<br />

Tabelle L-5: KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Herstellung <strong>von</strong> Flachglas<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen<br />

s. Teil I: Allgemeiner Teil)<br />

2 Gesamtemissionen nach Literaturangaben<br />

3 Endergebnis (Werte sind in der KEA-Datenbank abgelegt <strong>und</strong> werden weiteren Berechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt)<br />

Anmerkung zum KEA<br />

Für die Umwandlung <strong>von</strong> leichter Soda in schwere Soda wurde mangels weiterer<br />

Quellen der Wert <strong>von</strong> /HAN 91/ <strong>von</strong> 10,1 GJ pro Tonne schwere Soda angenommen.<br />

Dieser hohe Wert scheint insofern gerechtfertigt, als schwere Soda einen relativ hohen<br />

Preis hat <strong>und</strong> dies auf einen hohen Energieeinsatz bei der Herstellung schließen läßt.<br />

Anmerkungen zu den Emissionen<br />

Bei der Flachglasherstellung haben nicht nur die beim Schmelzprozeß entstehenden<br />

Emissionen einen großen Anteil, auch die vorgelagerten Emissionen zur Rohstoff- <strong>und</strong><br />

Strombereitstellung, vor allem für die Sodaproduktion, nehmen einen hohen Stellenwert<br />

ein.<br />

Zur Ermittlung der kumulierten Emissionen bei der Flachglasherstellung wurden<br />

immer die vorgelagerten Emissionen <strong>und</strong> mit Ausnahme der SOx-Emissionen auch die<br />

direkten Brennstoffemissionen berücksichtigt. Zusätzlich dazu wurden die prozeßspezifischen<br />

Emissionen bei der Flachglasherstellung addiert. Dies sind bei den CO2-<br />

Emissionen 200 kg/Tonne Flachglas <strong>und</strong> bei den SOx, NOx <strong>und</strong> Staub-Emissionen jeweils<br />

80 % der gesetzlichen Grenzwerte.<br />

CO2: Der durchschnittliche CO2-Wert infolge <strong>von</strong> Dekarbonatisierung ergibt<br />

sich bei einer mittleren Zusammensetzung <strong>von</strong> 14 % Na2O, 8,5 % CaO <strong>und</strong><br />

3 % MgO zu 200 Gramm pro kg Flachglas. Dieser Wert deckt sich auch mit<br />

der Annahme bei /HAN 91/ <strong>und</strong> ist um die CO2-Emissionen bei der<br />

Rohstoffbereitstellung <strong>und</strong> die direkten Brennstoffemissionen zu ergänzen.<br />

CO: Beim CO-Wert werden neben den indirekten Emissionen zur Rohstoffbereitstellung<br />

die direkten Emissionen bei der Verbrennung <strong>von</strong> schwerem<br />

Heizöl betrachtet. Eine prozeßspezifische Kohlenmonoxid-Emission ist<br />

nicht ersichtlich. Daher wird der errechnete Wert zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

NOx: Da im Schmelzofen Temperaturen bis zu 1.600 °C vorherrschen, entsteht<br />

thermisches NOx. Diese Emissionen würden die gesetzlichen Grenzwerte<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Prozeßkettenanalyse 1 14.360 984 553 1.510 1.059 2.206 247 32 100<br />

Flachglas /GEM/ 2<br />

- 1.024 5.650 4.260 2.480 2.250 30 10 510<br />

Flachglas /ÖKO 95/ 2<br />

- 1.083 1.851 1.409 1.237 2.619 457 5 -<br />

Flachglas /HAN 91/ 2<br />

- 620 200 245 1.460 - - - 5<br />

Flachglas 3 14.360 1.184 553 4.721 3.763 2.206 247 32 151


Flachglas 137<br />

übersteigen, weswegen stickstoffreduzierende Maßnahmen ergriffen<br />

werden müssen. Dabei wird z.B. im "3R"-Verfahren unter zusätzlichem<br />

Brennstoffeinsatz (Erdgas) das im Abgas vorhandene NOx weitgehend<br />

zersetzt. Es bildet sich vornehmlich CO, welches im weiteren Verlauf des<br />

Abgasweges unter Zugabe <strong>von</strong> Luft zu CO2 aufoxidiert wird /DGG 98/. Für<br />

die angegebenen NOx-Emissionen wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß nur die<br />

erforderlichen Maßnahmen zur Unterschreitung der Grenzwerte getroffen<br />

werden <strong>und</strong> eine theoretisch ausschöpfbare NOx-Minderung (z.B. aus<br />

Kostengründen) nicht erfolgt. Die vorgelagerten Emissionen werden voll<br />

berücksichtigt, die Emissionen im Glaswerk werden nach /HOL 99/ mit<br />

80 % des durchschnittlichen gesetzlichen Grenzwertes angenommen, so<br />

daß sich die gesamten NOx-Emissionen als Summe dieser beiden<br />

Komponenten ergeben.<br />

SOx: Die Gesamtemissionen sind abhängig vom Schwefelgehalt des Brennstoffs<br />

<strong>und</strong> vom Sulfatgehalt des Gemenges. Zu berücksichtigen ist jedoch, daß<br />

ein Teil des Schwefels im Glas eingeb<strong>und</strong>en wird. Deshalb werden die<br />

energiebedingten SO2-Emissionen, die durch die Brennstoffe verursacht<br />

werden, zu null gesetzt. Berücksichtigt werden die vorgelagerten<br />

Emissionen sowie 80 % des gesetzlichen Grenzwertes im Glaswerk, so daß<br />

sich die gesamten SOx-Emissionen als Summe dieser beiden Komponenten<br />

ergeben.<br />

CH4: Die CH4-Emissionen beruhen vor allem auf dem Einsatz <strong>von</strong> Erdgas durch<br />

vorgelagerte <strong>und</strong> in einem weit geringeren Umfang feuerungsbedingte<br />

Emissionen, die im errechneten Wert der Gabie-Datenbank enthalten sind.<br />

Der errechnete Wert kann als praxisnah angesetzt werden <strong>und</strong> stimmt<br />

sehr gut mit den Werten aus /GEM/ <strong>und</strong> /ÖKO 95/ überein.<br />

NMVOC: Die NMVOC-Emissionen entstehen beim Transport <strong>und</strong> durch<br />

vorgelagerte Prozesse des Brennstoffeinsatzes.<br />

N2O: Es werden die energiebedingten Emissionen bei der Verbrennung<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Staub: Die Staubkomponenten sind im wesentlichen <strong>von</strong> der Oberofentemperatur,<br />

der spezifischen Schmelzleistung sowie <strong>von</strong> dem Anteil leichtverdampfender<br />

Komponenten im Gemenge abhängig. Es werden für die<br />

Gesamtemissionen in der Glashütte wieder 80 % des gesetzlichen<br />

Grenzwertes angesetzt sowie die vorgelagerten Staubemissionen berücksichtigt.<br />

/STR 98/, /ULL 77/, /LAN 88/, /HOL 99/, /SCÖ 99/, /HAN 91/, /ÖKO 95/, /HÄR 94/,<br />

/LFU 85/, /LFU 93/, /VEG 99/, /BVG 95/, /LFU 96/, /DGG 98/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

M Mineralwolle<br />

Mineralwollerzeugnisse stellen mit über 60 % den größten Anteil der in Deutschland<br />

verkauften Dämmstoffe. Sie werden aus geschmolzenen mineralischen Rohstoffen hergestellt,<br />

weisen eine wollartige Beschaffenheit auf <strong>und</strong> zählen zu den künstlichen Mineralfasern<br />

(KMF).<br />

Je nachdem welche Ausgangsstoffe zur Herstellung verwendet werden, spricht man <strong>von</strong><br />

Steinwolle oder Glaswolle. Außerdem existieren neben diesen beiden Arten noch verschiedenen<br />

Mischformen, zu denen z.B. die keramischen Fasern, die Mikrofasern <strong>und</strong><br />

die Textilglasfasern zählen. In dieser Studie werden jedoch nur Stein- <strong>und</strong> Glaswolle untersucht.<br />

2 Rohstoffe<br />

Die beiden Produkte Stein- <strong>und</strong> Glaswolle unterscheiden sich nach dem eingesetzten Gestein.<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> Steinwolle werden hauptsächlich Basalt <strong>und</strong> Diabas verwendet.<br />

Die Einsatzstoffe für die Glaswollproduktion sind neben verschiedenen Mineralien,<br />

wie Quarzsand, Dolomit, Borax <strong>und</strong> Feldspat auch Kalk, Soda <strong>und</strong> Altglas<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Quarzsand<br />

Quarzsand wird im Tagebau z.B. mit Schaufelbaggern abgebaut <strong>und</strong> <strong>von</strong> dort per LKW<br />

zum meist nahegelegenen Verarbeitungswerk transportiert. Abraum entsteht hierbei<br />

nicht. Im Verarbeitungswerk wird der Quarzsand in einem mechanischen Naßaufbereitungsverfahren<br />

für seinen möglichen Einsatz klassiert <strong>und</strong> anschließend entwässert<br />

/STR 98/. Der versandfertige Quarzsand wird schließlich ins Mineralwollwerk transportiert.<br />

Soda<br />

Soda als Einsatzstoff für die Mineralwollindustrie wird in Europa hauptsächlich durch<br />

die chemische Industrie im Solvay-Verfahren zur Verfügung gestellt. Einsatzstoffe bei<br />

der Soda-Herstellung sind Kochsalz (NaCl), Kalkstein (CaCO3) <strong>und</strong> in kleinen Mengen<br />

Koks. Zum Ablauf des Solvay-Verfahrens sei auf die Fachliteratur verwiesen /ULL 77/.<br />

Im Solvay-Verfahren entsteht zunächst die sogenannte leichte Soda mit einer Schüttdichte<br />

<strong>von</strong> 0,5 - 0,6 g/cm 3 . In der Mineralwollindustrie wird jedoch wegen der besseren<br />

Verarbeitungseigenschaften die sogenannte schwere oder kalzinierte Soda eingesetzt,<br />

welche eine Schüttdichte <strong>von</strong> ca. 1,1 g/cm 3 besitzt. Der Verfahrensschritt der Kalzinierung<br />

(Entwässerung) <strong>von</strong> leichter Soda bedingt einen hohen Energieeinsatz. Natriumchlorid<br />

wird als Einsatzstoff für die Sodaproduktion benötigt <strong>und</strong> kommt in natürlicher<br />

139<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


140 M Mineralwolle<br />

Form als Steinsalz vor, das im Untertagebau abgebaut <strong>und</strong> anschließend zum Hüttensalz<br />

aufbereitet wird, um es der Sodaproduktion zuführen zu können.<br />

Kalkstein<br />

Die Bereitstellung des Rohgesteins <strong>und</strong> der Transport zur Kalkindustrie sowie die Aufbereitung<br />

des Rohgesteins zum Kalkstein sind im Kapitel C Kalk (Pkt. 3.2) beschrieben.<br />

Der versandfertige Kalkstein wird schließlich ins Mineralwollwerk transportiert.<br />

Dolomit<br />

Dolomit wird ähnlich wie Kalkstein abgebaut. Im Dolomitwerk entstehen jedoch im Vergleich<br />

zu Kalkstein noch zusätzliche Energieverbräuche durch einen gasbefeuerten<br />

Trockner. Der versandfertige Dolomit wird schließlich in die Betriebe der Mineralwollindustrie<br />

transportiert.<br />

Feldspat<br />

Man unterscheidet zwischen Kalifeldspat, Natronfeldspat <strong>und</strong> Kalkfeldspat. In natürlichen<br />

Lagerstätten treten die einzelnen Feldspate fast rein auf <strong>und</strong> sind meist nebeneinander<br />

vorhanden. Feldspate sind stark verbreitete gesteinsbildende Stoffe <strong>und</strong> nehmen<br />

60 % am Vorkommen der Minerale ein.<br />

Natriumsulfat<br />

Natriumsulfat wird bei der Glasherstellung als Läutermittel verwendet, um eine homogene<br />

Schmelze zu erhalten, es kommt z.T. auch bei der Glas- <strong>und</strong> Mineralwolleherstellung<br />

zum Einsatz. Es wird in sehr geringem Maße verwendet <strong>und</strong> fällt als Restprodukt<br />

z.B. bei der Herstellung <strong>von</strong> Salzsäure aus Kochsalz <strong>und</strong> Schwefelsäure an.<br />

Altglas<br />

Altglas kann zur Produktion <strong>von</strong> Glaswolle verwendet werden <strong>und</strong> bis zu 70 % der normalerweise<br />

benötigten Rohmaterialien ersetzen. Da es jedoch eine hohe Reinheit aufweisen<br />

muß, liegt der durchschnittliche Altglasanteil bei nur 30 %.<br />

Basalt, Diabas<br />

Basalt <strong>und</strong> Diabas sind Natursteine, die im Tagebau gewonnen werden. Das Gestein<br />

wird durch Sprengen gelockert <strong>und</strong> als sogenanntes Haufwerk in einer Vorbrechanlage<br />

auf die benötigte Größe zerkleinert <strong>und</strong> dann getrocknet. Das fertig verarbeitete Gestein<br />

wird dann in die Betriebe der Mineralwollindustrie transportiert.<br />

Harz<br />

Bei dem in der Mineralwollindustrie verwendeten Harz handelt es sich um ein Phenol-<br />

Formaldehyd-Harnstoffharz, das durch Hitzeeinwirkung ausgehärtet wird.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Da es keine Angaben über die Entfernungen, die die verschiedenen Einsatzstoffe bis<br />

zum Mineralwollwerk zurücklegen, gibt, werden diese anhand des Berichtes L Flachglas<br />

geschätzt. Dort wird gemäß /HOL 99/ eine durchschnittliche Transportentfernung <strong>von</strong><br />

100 km angesetzt, wobei als Transportmittel zu 90 % LKW <strong>und</strong> zu 10 % die Bahn eingesetzt<br />

werden. Pro Tonne Einsatzstoff <strong>und</strong> 100 km Transportdistanz ergibt sich ein Endenergieverbrauch<br />

<strong>von</strong> 112 MJ.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffe 141<br />

Quarzsand<br />

Zu Abbau <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>von</strong> Quarzsand waren keine energetischen Daten verfügbar,<br />

so daß Annahmen getroffen werden mußten. Der Dieselverbrauch der Abbaumaschinen<br />

wurde dabei aus Kapitel G Kalksandstein (Pkt. 2.2) übernommen. Die Verbräuche für<br />

das Naßaufbereitungsverfahren <strong>und</strong> die Feuertrocknung wurden über die Verbräuche<br />

bei der Dolomitaufbereitung abgeschätzt. Somit ergeben sich bei Abbau <strong>und</strong> Aufbereitung<br />

<strong>von</strong> einer Tonne Quarzsand folgende Aufwendungen:<br />

Transport mit Baufahrzeug: 4 tkm<br />

Naßaufbereitungsverfahren: 4,9 kWh Strom<br />

Sandtrocknung: 0,45 m 3 Gas<br />

Soda<br />

Für den Abbau <strong>und</strong> die Aufbereitung des Steinsalzes als Einsatzstoff für die Sodaproduktion<br />

ergibt sich pro Tonne Steinsalz ein elektrischer Energieeinsatz <strong>von</strong> 41,67 kWh<br />

<strong>und</strong> ein Energieeinsatz in Form des Brennstoffmix <strong>von</strong> 7,64 GJ. Bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

einer Tonne schwerer Soda war lediglich der Gesamtenergieeinsatz bekannt, nicht aber<br />

der Anteil der eingesetzten Energieträger <strong>und</strong> ihre prozentualen Anteile am Gesamtenergieeinsatz.<br />

Hier wird als Energieträger der im allgemeinen Teil definierte Brennstoffmix<br />

angesetzt. Die Endverbräuche ergeben sich wie folgt:<br />

Einsatz <strong>von</strong> Koks: 62,4 kg<br />

Energieeinsatz durch Brennstoffe (Mix): 16,8 GJ<br />

Kalkstein<br />

Beim Abbau <strong>und</strong> der Aufbereitung <strong>von</strong> 1 t Kalkstein ergibt sich der Energieeinsatz gemäß<br />

Kapitel C Kalk (Pkt. 3).<br />

Dolomit<br />

Beim Abbau <strong>von</strong> 1 t Dolomit wurde für folgende Posten der Endenergieeinsatz ermittelt<br />

/SCÖ 99/:<br />

Dieselverbrauch des Raupenbohrgeräts: 0,03 kg Diesel<br />

Brecheranlage: 0,6 kWh Strom<br />

Transport zum Werk: 1 km<br />

Gesamtstromverbrauch im Werk: 4,9 kWh Strom<br />

Trockner: 0,45 m 3 Gas<br />

Zusätzlich werden 100 Gramm Sprengstoff benötigt, was einem Primärenergieeinsatz<br />

<strong>von</strong> 1,8 MJ entspricht /ÖKO 95/.<br />

Feldspat<br />

Für den Abbau des Feldspats läßt sich ein Endenergieeinsatz <strong>von</strong> 1,02 GJ angeben<br />

/HAN 91/. Da dieser Energieeinsatz keinem Energieträger zugeordnet werden kann,<br />

wird ebenfalls der Brennstoffmix angesetzt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


142 M Mineralwolle<br />

Natriumsulfat<br />

Gemäß der Vorgehensweise bei der Bewertung <strong>von</strong> Reststoffen (vgl. Allgemeiner Teil,<br />

Kap. 4) wird Natriumsulfat nicht energetisch bewertet. Es werden jedoch die Transportaufwendungen<br />

des Natriumsulfats zu den Betrieben der Mineralwollindustrie berücksichtigt.<br />

Altglas<br />

Um den Glasbruch wieder der Schmelzwanne zuführen zu können, muß er zunächst in<br />

einer elektrisch betriebenen Mühle zerkleinert werden. Dafür wird nach /HAN 91/ ein<br />

elektrischer Energieaufwand <strong>von</strong> 0,43 kWh pro Tonne Glasbruch abgeschätzt. Die so<br />

aufbereiteten Scherben werden in die Betriebe der Mineralwollindustrie geliefert.<br />

Basalt, Diabas<br />

Da keine Angaben über die Aufwendungen zum Abbau dieser beiden Natursteine vorhanden<br />

sind, wird der Wert anhand des Kapitels C Kalk <strong>und</strong> anhand <strong>von</strong> Angaben aus<br />

/MAR 80/ abgeschätzt.<br />

Harz<br />

Eine Prozeßkette zur Erzeugung <strong>von</strong> Harzen <strong>und</strong> Klebstoffen wurde in dieser Studie<br />

nicht untersucht. Der KEA für die Herstellung <strong>von</strong> dem hier verwendeten Phenol-<br />

Formaldehyd-Harnstoffharz wird anhand <strong>von</strong> /HAN 95/ mit 43,2 MJ pro Kilogramm<br />

Harz abgeschätzt.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Berechnung der primärenergetischen Aufwendungen <strong>und</strong> der Emissionen für den<br />

Transport erfolgt mit den in Tabelle 6 Teil I (Allgemeiner Teil) enthaltenen Werten für<br />

LKW-Transporte bzw. Bahntransporte. Die ermittelten Werte für die Rohstoffe, die für<br />

die Glas- <strong>und</strong> Steinwollherstellung benötigt werden, finden sich in Tabelle M-1.<br />

Tabelle M-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen für die Mineralwollherstellung<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Quarzsand 260 13 23 135 17 21 15 1 10<br />

Soda 34.170 2.600 2.327 4.111 6.846 7.674 277 471 535<br />

Kalkstein 199 14 26 133 15 14 16 1 10<br />

Dolomit 265 14 25 132 17 22 15 1 10<br />

Feldspat 1.225 90 98 247 206 234 22 17 24<br />

Natriumsulfat 112 9 20 115 11 6 14 1 9<br />

Altglas 72 6 12 69 7 4 8 0 5<br />

Basalt, Diabas 239 17 35 205 20 12 25 1 15<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Steinwolle 143<br />

3 Steinwolle<br />

3.1 Herstellung<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> Steinwolle werden Basalt, Diabas <strong>und</strong> Recycling-Formsteine aus<br />

dem internen <strong>und</strong> externen Kreislauf in schachtartigen Schmelzöfen (Kupolöfen) bei ca.<br />

1600 °C mittels Heißluft geschmolzen. Als Energieträger dient Koks. Die flüssige<br />

Schmelze wird mittels rotierender Walzen zerfasert (sog. Walzenspinnverfahren). Dabei<br />

werden in Wasser gelöste Phenol-Formaldehyd-Harnstoffharze in den entstehenden Fasermasssenstrom<br />

eingeleitet. Das Wasser verdampft bis auf eine Restfeuchte <strong>von</strong> 1 bis<br />

2 Gew%, wobei die Fasern so rasch heruntergekühlt werden, daß sie glasig erstarren.<br />

Das zugegebene Mineralöl legt sich als ein wenige Nanometer dünner Film auf die Fasern<br />

<strong>und</strong> macht sie wasserabweisend. Die Fasermasse wird in einem Härteofen auf die<br />

gewünschte Dicke <strong>und</strong> Rohdichte komprimiert. Mittels hindurchgesaugter Heißluft werden<br />

die Restfeuchte entfernt <strong>und</strong> das duroplastische Harz irreversibel ausgehärtet.<br />

Unter Umständen wird je nach Produkt <strong>und</strong> Anwendungszweck eine Kaschierung (Aluminiumfolie,<br />

Papier) aufgebracht, diese wird in der hier vorliegenden Studie jedoch nicht<br />

berücksichtigt. Schließlich wird die Steinwolle in Form gesägt <strong>und</strong> verpackt. Abbildung<br />

M-1 gibt den vereinfachten Produktionsablauf wieder.<br />

Abbildung M-1: Schematische Darstellung der Steinwolleherstellung<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


144 M Mineralwolle<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

In /KLO 94/ werden die Energieaufwendungen für die Produktion <strong>von</strong> Steinwolle angegeben.<br />

Den größten Anteil daran hat das Schmelzen der Rohstoffe im Kupolofen. Die für<br />

die Herstellung <strong>von</strong> Steinwolle nötigen Brennstoffmengen sind nachfolgend aufgelistet.<br />

Steinwollherstellung: 281,5 kWh Strom<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

173,5 kg Koks<br />

45 l Heizöl EL<br />

37,7 m 3 Erdgas<br />

Außerdem wird dem Ofen mit flüssigem Sauerstoff angereicherte Heißluft zugeführt. Es<br />

werden 20,5 Kubikmeter Sauerstoff pro Kubikmeter Steinwolle benötigt. Die Energieaufwendungen<br />

zur Erzeugung des flüssigen Sauerstoffes wurden anhand der Aufwendungen<br />

für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sauerstoff (Tabelle 7, Allgemeiner Teil) mit 290 MJ<br />

pro Kubikmeter abgeschätzt.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Steinwolle ist ein sehr energieintensiver Prozeß, wobei das Schmelzen<br />

der Rohstoffe im Kupolofen den größten Anteil am Prozeßenergiebedarf hat. Über<br />

85 % des KEA sind Prozeßenergieaufwendungen, die anderen 15 % sind in den bereitgestellten<br />

Rohstoffen kumuliert. In Abbildung M-2 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong><br />

Steinwolle dargestellt.<br />

Steinwolleherstellung<br />

Steinwolle<br />

14702 MJ (100,0%)<br />

Basalt, Diabas<br />

227 MJ (1,5%)<br />

Recycling-Formsteine<br />

195 MJ (1,3%)<br />

Phenol-Formaldehyd-Harnstoffharz<br />

1598 MJ (10,9%)<br />

Koks<br />

6031 MJ (41,0%)<br />

Strommix Deutschland<br />

3225 MJ (21,9%)<br />

Heizöl<br />

1799 MJ (12,2%)<br />

Erdgas<br />

1337 MJ (9,1%)<br />

Flüssiger Sauerstoff<br />

291 MJ (2,0%)<br />

Abbildung M-2: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Steinwolle


Steinwolle 145<br />

Auch bei den Emissionen entsteht der weitaus größte Teil bei der Steinwolleherstellung<br />

selbst. Aus vorgelagerten Prozessen stammen nur zwischen 5 <strong>und</strong> 15 % der emittierten<br />

Schadstoffe.<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle M-2 faßt den Primärenergieaufwand <strong>und</strong> die gesamten Emissionen für die Herstellung<br />

einer Tonne Steinwolle zusammen.<br />

Tabelle M-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

einer Tonne Steinwolle<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Steinwolle 14.702 1.280 619 2.014 4.176 4.241 131 44 272<br />

Steinwolle /GEM/ - 967 71.540 1.350 2.150 5.290 880 10 500<br />

Steinwolle /ÖKO/ - 1.095 71.482 2.066 3.641 3.939 2.506 14 -<br />

Steinwolle 14.702 1.280 619 2.014 4.176 4.241 131 44 272<br />

Anmerkung zu den Emissionen<br />

Ein Vergleich der in dieser Studie ermittelten Werte mit den Angaben aus /GEM/ <strong>und</strong><br />

/ÖKO 95/ zeigt bei den CO-Emissionen sehr große Diskrepanzen. Die dort ausgewiesenen<br />

Werte lassen sich zum größten Teil auf die Annahme einer unvollständige Verbrennung<br />

<strong>von</strong> Koks beim Schmelzen der Rohstoffe zurückführen. Nach Angaben <strong>von</strong> /ROK<br />

99/ wird das Kohlenmonoxid jedoch nachverbrannt, um die darin gespeicherte Energie<br />

zu nutzen. Der in dieser Studie angegebene Wert für die CO-Emissionen geht <strong>von</strong> einer<br />

vollständigen Nachverbrennung des überschüssigen Kohlenmonoxides aus. In Tabelle<br />

M-2 sind die Datensätze aus /GEM/ <strong>und</strong> /ÖKO 95/ <strong>und</strong> die in dieser Studie ermittelten<br />

Werte angegeben.<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


146 M Mineralwolle<br />

4 Glaswolle<br />

4.1 Herstellung<br />

Die zur Glaswolleherstellung benötigten Rohstoffe gelangen aus der Gemengeanlage,<br />

entsprechend den unten angegebenen Rezepturen dosiert, in die Mischanlage. In /VIT<br />

93/ finden sich verschiedene Mischrezepturen, die in Tabelle M-3 wiedergegeben sind.<br />

Zur <strong>Bilanzierung</strong> wird in dieser Studie die Mischung 1 zugr<strong>und</strong>e gelegt. Dieser Mischung<br />

wird Altglas zugegeben. Im Idealfall können bis zu 70 % der Rohmaterialien<br />

durch Altglas ersetzt werden. Da dieses jedoch eine hohe Reinheit aufweisen muß, was<br />

in der Praxis selten der Fall ist, liegt der durchschnittliche Altglasanteil bei nur 30 %.<br />

Tabelle M-3: Mischrezepturen für Glaswolle /VIT 93/<br />

Rohstoffe<br />

Alle Werte je Tonne Glaswolle<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Mischung 1<br />

[kg]<br />

Mischung 2<br />

[kg]<br />

Mischung 3<br />

[kg]<br />

Quarzsand 320 560 580 bis 650<br />

Soda 125 215 140 bis 170<br />

Dolomit 75 140 70 bis 120<br />

Borverbindungen (Borax) 82 82 20 bis 80<br />

Feldspat (Nephelin) 132 165 10 bis 40<br />

Kalk 19 50 - 1<br />

Natriumsulfat 4 4 3<br />

Altglas 310 - - 1<br />

1 Keine Angabe<br />

Nachdem dem Gemisch noch Recyclingstoffe aus dem internen Kreislauf zugegeben<br />

wurden, erfolgt die Verflüssigung in einer Schmelzwanne bei ca. 1.400°C. Die dabei entstehende<br />

Glasschmelze wird zu Glaswolle zerfasert. Dieser Vorgang kann mit verschiedenen<br />

Techniken realisiert werden, z.B. mit dem Walzenspinn-, dem Schleuder-, dem<br />

Düsenblas- oder Blas- <strong>und</strong> dem Düsen-Schleuderverfahren. Zur Bindung wird bei allen<br />

Verfahren ein Harz aus einem Gemisch <strong>von</strong> Phenol, Formaldehyd <strong>und</strong> Harnstoff eingesetzt,<br />

das einen Anteil <strong>von</strong> ca. 0,5 bis 9 Gew% am Endprodukt hat. In dieser Studie wird<br />

ein Harzverbrauch <strong>von</strong> 70 kg pro Tonne Glaswolle angesetzt.


Glaswolle 147<br />

Abbildung M-3: Schematische Darstellung der Glaswolleherstellung<br />

4.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Über die Energieaufwendungen der einzelnen Herstellungsschritte in der Glaswolleproduktion<br />

gibt es keine Angaben, in /FES 95/ ist lediglich der Gesamtaufwand benannt.<br />

Als Brennstoff zum Betrieb der Glasschmelzwannen wird entweder Öl oder Gas eingesetzt,<br />

hier wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß Gas zum Einsatz kommt. Zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Glaswolle sind ca. 107 Kubikmeter Erdgas sowie 441 kWh elektrische Energie nötig.<br />

/FES 95/; /DGG 98/<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Der KEA bei der Herstellung <strong>von</strong> Glaswolle liegt um r<strong>und</strong> 10 % über dem KEA <strong>von</strong><br />

Steinwolle. Dies liegt sowohl an den höheren Aufwendungen zur Bereitstellung der Rohstoffe,<br />

als auch am energieaufwendigeren Herstellungsverfahren.<br />

Bei der Glaswolleherstellung machen die Prozeßenergieaufwendungen für ihre Herstellung<br />

r<strong>und</strong> 55 % des KEA aus. Der Anteil der elektrischen Energie beträgt mit 57 % über<br />

die Hälfte da<strong>von</strong>, der Brennstoffeinsatz verschlingt die anderen 43 %.<br />

Die restlichen 45 % des KEA sind in der Bereitstellung der einzelnen Rohstoffe kumuliert,<br />

wobei die Soda <strong>und</strong> das Harz mit 7.650 MJ allein 95 % da<strong>von</strong> ausmachen. In<br />

Abbildung M-4 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Glaswolle dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


148 M Mineralwolle<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Glaswolleherstellung<br />

Glaswolle<br />

16454 MJ (100,0%)<br />

Quarzsand<br />

83 MJ (0,5%)<br />

Soda schwer<br />

4271 MJ (26,0%)<br />

Dolomit, Borax<br />

42 MJ (0,3%)<br />

Feldspat<br />

162 MJ (1,0%)<br />

Kalkstein<br />

4 MJ (0,0%)<br />

Natriumsulfat<br />

0,4 MJ (0,0%)<br />

Altglas<br />

22 MJ (0,1%)<br />

Phenol-Formaldehyd-Harnstoffharz<br />

3024 MJ (18,4%)<br />

Erdgas<br />

3794 MJ (23,1%)<br />

Strommix Deutschland<br />

5052 MJ (30,7%)<br />

Abbildung M-4: Primärenergieflußbild für die Herstellung <strong>von</strong> einer Tonne Glaswolle<br />

Der größte Teil der Emissionen, die bei der Herstellung <strong>von</strong> Glaswolle freigesetzt werden,<br />

entsteht beim Verflüssigen der Rohstoffe in den Schmelzwannen. Dabei sind auch<br />

prozeßbedingte Emissionen zu berücksichtigen, die z.B. bei den NOx-Emissionen über<br />

80 % der gesamten Stickoxidemissionen ausmachen.


Glaswolle 149<br />

Ergebnisse<br />

Tabelle M-4 faßt den Primärenergieaufwand <strong>und</strong> die gesamten Emissionen für die Herstellung<br />

einer Tonne Glaswolle zusammen.<br />

Tabelle M-4: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

einer Tonne Glaswolle<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

Glaswolle 1<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

16.454 875 705 1.277 1.135 2.599 90 78 112<br />

Glaswolle /GEM/ 2<br />

- 2.236 1.610 6.330 1.440 6.330 10.400 70 3.420<br />

Glaswolle /ÖKO/ 2<br />

- 907 274 3.071 3.348 2.114 5.079 29 -<br />

Glaswolle 3<br />

16.454 1.011 705 1.277 1.135 2.599 90 78 203<br />

1 Ergebnis der Prozeßkettenanalyse (Erläuterung der Ermittlung <strong>von</strong> KEA <strong>und</strong> energiebedingten Emissionen siehe Allgemeiner<br />

Teil, Kap. 3)<br />

2 Gesamtemissionen nach Literaturangaben<br />

3 Endergebnis (Inputdaten für weitere Berechnungen; Gr<strong>und</strong>stoffwerte sind in der Gabie-Datenbank angelegt)<br />

Anmerkungen zu den Emissionen<br />

Neben den energiebedingten Emissionen entstehen bei der Herstellung <strong>von</strong> Glaswolle,<br />

beim Verflüssigen der Rohstoffe in den Schmelzwannen, zusätzliche prozeßbedingte<br />

Emissionen. Da diese zum Teil die in der TA Luft vorgeschriebenen Grenzwerte überschreiten,<br />

werden die Abgase gereinigt. Dies geschieht normalerweise in konventionellen<br />

oder elektrostatisch betriebenen Filteranlagen.<br />

CO2: Beim Schmelzvorgang wird durch die Dekarbonatisierung <strong>von</strong> Soda, Kalkstein<br />

<strong>und</strong> Dolomit prozeßbedingtes CO2 freigesetzt, es sind dies ca. 136 kg<br />

pro Tonne Glaswolle.<br />

NOx: Bei der Glaswolleproduktion entsteht thermisches NOx, das jedoch unterhalb<br />

der in der TA Luft vorgeschriebenen Grenzwerte bleibt.<br />

SO2: Die SO2-Emissionen bei der Glaswolleherstellung entstehen durch Freisetzung<br />

<strong>von</strong> SO2 aus den Rohstoffen (prozeßbedingt), dem Brennstoff <strong>und</strong> aus<br />

vorgelagerten Prozessen. Die SO2-Emissionen liegen unter den in der TA-<br />

Luft vorgeschriebenen Werten.<br />

Staub: Die beim Schmelzen entstehende Staubmenge liegt über den <strong>von</strong> der TA<br />

Luft vorgeschriebenen Emissionsgrenzwerten bei ca. 1000 g Staub pro<br />

Tonne Glaswolle. Daher wird das Abgas gefiltert <strong>und</strong> der in den Filteranlagen<br />

abgeschiedene Staub über einen internen Recyclingkreislauf wieder<br />

dem Gemenge zugeführt. Als Emissionswert wird der, in der TA Luft angegebene<br />

Wert zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

/STR 98/, /ULL 77/, /LAN 88/, /HOL 99/, /SCÖ 99/, /HAN 91/, /ÖKO 95/, /HÄR 94/,<br />

/LFU 85/, /LFU 93/, /VEG 99/, /BVG 95/, /LFU 96/, /DGG 98/, /GEM/, /FES 95/, /KLO 94/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

N Holz<br />

Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der bei nachhaltiger Nutzung des Waldes praktisch<br />

unbegrenzt zur Verfügung steht. Während vor wenigen Jahrzehnten im Zuge <strong>von</strong><br />

Aufforstungsmaßnahmen oft Nadelholz als Monokulturen gepflanzt wurden, werden<br />

heute Mischwälder angebaut. Die Forstwirtschaft greift im Gegensatz zu landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen wesentlich seltener <strong>und</strong> schwächer in den Wald ein. Durchforstungen<br />

werden ungefähr alle zehn Jahre vorgenommen. Ein Baum erreicht sein Erntealter,<br />

die sogenannte Umtriebszeit, je nach Sorte mit 80 bis 240 Jahren.<br />

Die geschlagenen Bäume werden entweder direkt als R<strong>und</strong>holz an die entsprechenden<br />

Bearbeitungsbetriebe geliefert oder im Sägewerk zu Schnittholz verarbeitet. Das bei der<br />

Holzernte anfallende Restholz (Äste, Spitzen etc.) <strong>und</strong> auch das bei der Durchforstung<br />

geschlagene Schwachholz kann in der Papierindustrie oder zur Herstellung <strong>von</strong> Spanplatten<br />

verwendet werden.<br />

Die Holzindustrie wird in zwei Gewerbezweige aufgeteilt, die holzbearbeitende <strong>und</strong> die<br />

holzverarbeitende Industrie, wobei hier nur die Produkte der holzbearbeitenden Industrie<br />

untersucht werden. In diesem Gewerbezweig werden aus dem im Wald gewonnenen<br />

Rohstoff Holz Schnittholz, Furniere, Sperrholz, Spanplatten u.a. hergestellt. Diese<br />

werden dann in den Betrieben der holzverarbeitenden Industrie weiter veredelt <strong>und</strong> zu<br />

Endprodukten, wie z.B. Fenstern oder Möbeln, verarbeitet.<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Industrieholz<br />

Neu aufgeforstete Waldflächen werden in der Regel alle zehn Jahre durchforstet, dabei<br />

wird ein Teil der Bäume geschlagen, um den übrigen mehr Raum für ein ungehindertes<br />

Wachstum zu schaffen. Das dabei anfallende Holz ist, gerade bei jungen Bäumen, relativ<br />

schwach <strong>und</strong> kann daher nicht zu Schnittholz verarbeitet werden. Es wird vielmehr als<br />

sogenanntes Industrieholz, beispielsweise zur Herstellung <strong>von</strong> Zellstoff oder Spanplatten,<br />

genutzt. Einen weiteren Teil des Industrieholzes machen die beim R<strong>und</strong>holzeinschlag<br />

anfallenden Äste <strong>und</strong> Spitzen aus.<br />

R<strong>und</strong>holz<br />

Hat ein Baum seine Umtriebszeit erreicht, so kann er geschlagen werden. Die Spitze des<br />

Baumes <strong>und</strong> die Äste werden gekappt, übrig bleibt der Stamm, das sogenannte R<strong>und</strong>holz.<br />

Ein Teil der Stämme (in der Regel nur Nadelhölzer) wird direkt im Wald entrindet,<br />

151<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


152 N Holz<br />

der andere Teil in den Betrieben der holzbearbeitenden Industrie. Dort wird das R<strong>und</strong>holz<br />

zu Schnittholz (Balken, Bretter etc.), Furnieren <strong>und</strong> Sperrholz verarbeitet.<br />

Leime <strong>und</strong> Klebstoffe<br />

Hier muß eine Unterscheidung zwischen den Leimen, die aus natürlichen organischen<br />

Stoffen bestehen, <strong>und</strong> den Klebstoffen, die auf synthetischer Basis hergestellt werden,<br />

getroffen werden. Im Normalfall werden in den Betrieben der holzbearbeitenden Industrie<br />

nur noch synthetische Klebstoffe verwendet. In den hier behandelten Industriezweigen<br />

(z.B. bei der Herstellung <strong>von</strong> Spanplatten, Brettschichtträgern <strong>und</strong> Sperrholz)<br />

werden meist Polykondensationsklebstoffe verwendet, die durch Hitzeeinwirkung härten.<br />

Hauptvertreter dieser Klebstoffgruppe sind Phenol-, Resorcin-, Harnstoff- <strong>und</strong> Melaminharze.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Der Energieeinsatz, der für die Bereitstellung <strong>von</strong> Rohholz notwendig ist, teilt sich in<br />

den Einsatz zur Begründung <strong>und</strong> Pflege - hierzu zählt auch die Erschließung durch Wegebau<br />

-, den Einsatz zur Holzernte <strong>und</strong> zum Holztransport auf. Die Bäume werden mit<br />

Hilfe <strong>von</strong> Motorsägen gefällt, entastet <strong>und</strong> die Spitzen gekappt. Je nach Umgebungsverhältnissen<br />

werden sie mittels Schleppern oder Winden aus dem Wald geholt <strong>und</strong> dann<br />

mit LKW zu den holzbearbeitenden Betrieben gebracht. Als Transportentfernung für in<br />

Deutschland geschlagenes Holz werden im Mittel 50 km angegeben /IHD 97/.<br />

Ein Anteil <strong>von</strong> 24 % des in Deutschland verarbeiteten Holzes stammt aus Importen. Eine<br />

Klassifizierung nach Ländern ist hier schwierig, jedoch stammt nach Angaben <strong>von</strong><br />

/BEL 98/ über 95 % des Importholzes aus Europa. Es wird geschätzt, daß dieses Holz<br />

durchschnittlich 250 km per Bahn, 1.000 km auf Hochseeschiffen <strong>und</strong> 250 km per Binnenschiff<br />

transportiert wird.<br />

Da der Transportaufwand für inländisches Holz <strong>und</strong> Importholz unterschiedlich ist, wird<br />

ein Mix aus beiden gebildet, der den prozentualen Anteil <strong>von</strong> 24 % ausländischem Holz<br />

berücksichtigt. Bei Industrieholz wird nur das in Deutschland erzeugte Holz betrachtet,<br />

da nur ein sehr geringer Anteil aus dem Ausland stammt.<br />

In Deutschland werden in langjährigen Forstkulturen aufgr<strong>und</strong> der zunehmenden Versauerung<br />

der Böden Erhaltungskalkungen zur Regulierung des Bodensäuregehaltes <strong>und</strong><br />

zur Verbesserung der Bodenstruktur durchgeführt. Dies geschieht im Abstand <strong>von</strong> ca.<br />

fünf Jahren. Entsprechend /UBA 98/ wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß für einen Kubikmeter<br />

Holz bis zur Ernte 103 kg Kalk benötigt werden, wobei in nur 22 % der deutschen<br />

Waldgebiete Erhaltungskalkungen durchgeführt werden. Nachfolgend sind die Aufwendungen<br />

zur Erzeugung <strong>von</strong> einem Kubikmeter R<strong>und</strong>holz bzw. Industrieholz angegeben.<br />

Bestandsbegründung, Pflege, Wegebau: 0,3 l Diesel<br />

Erhaltungskalkung: 23 kg Kalk (vgl. Kalksteinmehl,<br />

C Kalk, Pkt. 4)<br />

Holzernte: 0,8 l Diesel<br />

Holzbringung: 0,7 l Diesel<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffe 153<br />

Die Prozeßkette Leim <strong>und</strong> Klebstoffe wurde in dieser Studie nicht untersucht. Der KEA<br />

für die Herstellung der verschiedenen Leime <strong>und</strong> Klebstoffe wird in /HAN 95/ mit<br />

43,2 MJ pro Kilogramm Leim angegeben. Für die Spanplatten, Brettschichtträger <strong>und</strong><br />

Sperrholzproduktion wird dieser Wert verwendet.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Neben den Prozeßenergieverbräuchen ist der Heizwert des Holzes im kumulierten nichtenergetischen<br />

Verbrauch zu berücksichtigen. Je nach Feuchte des Holzes kann er stark<br />

schwanken, z.B. liegt er für frisches Stückholz (60 % Feuchte) bei 10,7 MJ/kg für lufttrockenes<br />

Stückholz (20 % Feuchte) bei 15,3 MJ/kg. Hier wird ein Heizwert <strong>von</strong><br />

13,0 MJ/kg Rohholz angesetzt, dies entspricht einem Feuchtegehalt <strong>von</strong> ungefähr 40 %.<br />

In Tabelle N-1 wird als KEA für die Gewinnung <strong>von</strong> einem Kubikmeter R<strong>und</strong>holz der<br />

Wert 6.660 MJ angegeben. Da<strong>von</strong> entfallen über 95 % (6.400 MJ) auf den Heizwert. Die<br />

Aufwendungen zur Bereitstellung der Prozeßenergie sind mit nur 264 MJ sehr gering.<br />

Bei der Betrachtung der Emissionen, die durch die Holzindustrie verursacht werden, ist<br />

ein besonderes Augenmerk auf die Kohlendioxidemissionen zu legen. Die Bäume binden<br />

während der Wachstumsphase durch die Photosynthese Kohlendioxid aus der Luft. Bei<br />

der Verbrennung wird dieses wieder freigesetzt <strong>und</strong> wird daher separat als CO2-neutral<br />

bzw. regenerativ ausgewiesen. Ein CO2-neutraler Kreislauf funktioniert allerdings nur<br />

bei einer nachhaltigen Forstwirtschaft, bei der die dem Wald entnommene Holzmenge<br />

durch Aufforstungen wieder nachwachsen kann. Bei Brandrodungen, wie diese beispielsweise<br />

in tropischen Regenwäldern durchgeführt werden, ist dies nicht der Fall.<br />

In Tabelle N-1 sind zunächst nur die Daten über den KEA <strong>und</strong> die Emissionen zur Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> R<strong>und</strong>holz <strong>und</strong> Industrieholz angegeben, die Diskussion der Emissionen<br />

wird untenstehend anhand <strong>von</strong> Tabelle N-2 fortgeführt.<br />

Über die Emissionen, die bei der Herstellung <strong>von</strong> Leim entstehen, finden sich keine Daten.<br />

In /GEM/ werden Werte für die Bereitstellung <strong>von</strong> Harnstoff <strong>und</strong> Formaldehyd angegeben.<br />

Da ein Teil der Polykondensationsklebstoffe aus Harnstoffharzen mit Formaldehyd<br />

als Härter hergestellt werden, können auf dieser Basis Emissionswerte für die<br />

Bereitstellung <strong>von</strong> Leim abgeschätzt werden. Sie sind in Tabelle N-1 angegeben.<br />

Tabelle N-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> einem Kubikmeter R<strong>und</strong>holz bzw. Industrieholz <strong>und</strong><br />

einer Tonne Leim<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Kubikmeter / Tonne Rohstoff<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

Wird der übersäuerte Waldboden gekalkt, so reagiert der ausgebrachte Kalkstein (Ca-<br />

CO3) mit den im Boden angereicherten Säureprotonen zu Wasser <strong>und</strong> Kohlendioxid. Pro<br />

Kubikmeter Holz werden dabei im Zeitraum <strong>von</strong> ca. 5 Jahren 10 kg CO2 emittiert. Da<br />

aber durch den Kalk die Bodenqualität wesentlich verbessert wird <strong>und</strong> der Boden da-<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

R<strong>und</strong>holz (Mix) 6.660 19 33 177 47 12 21 1 14<br />

Industrieholz 6.542 10 24 142 13 6 17 1 10<br />

Leim (je Tonne) 43.200 598 670 1.330 650 6.560 95 30 85<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


154 N Holz<br />

durch wieder eine größere Menge Kohlendioxid speichern kann als im sauren Zustand,<br />

werden diese zusätzlichen Kohlendioxidemissionen nicht bilanziert.<br />

Bei der Gewinnung <strong>von</strong> R<strong>und</strong>holz entstehen keine prozeßbedingten Emissionen. Daher<br />

handelt es sich bei den aus Tabelle N-1 ersichtlichen Werten um die Gesamtemissionen.<br />

Das im Holz geb<strong>und</strong>ene Kohlendioxid wird <strong>von</strong> verschiedenen Autoren auf unterschiedliche<br />

Weise berücksichtigt. Dies zeigt in Tabelle N-2 ein Vergleich zwischen /GEM/,<br />

/ÖKO 95/ <strong>und</strong> den in dieser Studie ermittelten Werten. Der in /ÖKO 95/ angegebene<br />

Wert berücksichtigt die im Holz gespeicherte CO2-Menge (ca. 700 kg CO2/m 3 ) schon am<br />

Anfang der Prozeßkette <strong>und</strong> ist deshalb als negativer Wert ausgewiesen. Bei /GEM/ wiederum<br />

wird dieser geb<strong>und</strong>ene Anteil nicht am Anfang der Prozeßkette angegeben, er<br />

wird dann im Fall der Verbrennung <strong>von</strong> Holz berücksichtigt. Bis auf diese beiden unterschiedlichen<br />

Auffassungen bei der Behandlung des geb<strong>und</strong>enen Kohlendioxid stimmen<br />

die in Tabelle N-2 angegebenen Werte gut überein.<br />

Tabelle N-2: Vergleich Gesamtemissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

R<strong>und</strong>holz nach Tabelle N-1, /GEM/ <strong>und</strong> /ÖKO 95/<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Kubikmeter Rohstoff<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

R<strong>und</strong>holz (Mix) 6.660 19 33 177 47 12 21 1 14<br />

Nadelr<strong>und</strong>holz /ÖKO 95/ - -1.287 152 151 121 104 83 1 -<br />

Stammholz Fichte /GEM/ - 16 200 130 10 10 90 0 10<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Schnittholz 155<br />

3 Schnittholz<br />

3.1 Verarbeitungsschritte<br />

Das im Wald geschlagene R<strong>und</strong>holz wird per LKW beim Sägewerk angeliefert <strong>und</strong> dann<br />

entsprechend dem jeweiligen Einschnittprogramm zu den unterschiedlichen Schnittholzsorten<br />

verarbeitet. Gemäß Abbildung N-1 wird das Holz zunächst abgelängt <strong>und</strong><br />

entrindet, dann geschnitten, die Enden gekappt, besäumt, sortiert <strong>und</strong> gestapelt. Zur<br />

Herstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter Schnittholz sind im Durchschnitt 1,6 Kubikmeter<br />

R<strong>und</strong>holz erforderlich. Die im Sägewerk durchzuführenden Verarbeitungsschritte variieren<br />

abhängig vom Einschnittprogramm <strong>und</strong> der Anlagenausstattung. Zum Hauptschnitt<br />

werden nach /RES 86/ fünf Maschinentypen eingesetzt:<br />

• Vollgatter mit <strong>und</strong> ohne Nachschnittgatter<br />

• Block- <strong>und</strong> Trennbandsägen mit <strong>und</strong> ohne Nachschnittgatter<br />

• Zerspaner <strong>und</strong> (Nachschnitt-) Gatter<br />

• Zerspaner <strong>und</strong> Trennbandsäge<br />

• Zerspaner <strong>und</strong> Kreissäge.<br />

Das fertige Schnittholz wird z.T. noch getrocknet. Dieser Arbeitsschritt wird jedoch, da<br />

er energieintensiv ist <strong>und</strong> nicht immer durchgeführt wird, getrennt betrachtet (siehe<br />

Kap. 4).<br />

R<strong>und</strong>holzlager<br />

Ablängen<br />

Zwischenlagern,<br />

Sortieren<br />

Entrinden<br />

Hauptschnitt<br />

Nachschnitt<br />

Kappen<br />

Besäumen<br />

Sortieren, Stapeln<br />

4.<br />

Schnittholzlager<br />

Bearbeitungsschritt<br />

wird immer durchgeführt<br />

Bearbeitungsschritt<br />

wird optional<br />

durchgeführt<br />

Abbildung N-1: Schematischer Ablauf der Schnittholzbearbeitung<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


156 N Holz<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Kalksteinmehl<br />

28 kg (5.4%)<br />

Baum<br />

640 kg (123.1%)<br />

Baumschnitt Baumschnitt<br />

Kalk im Boden<br />

28 kg (5.4%)<br />

Inländisches R<strong>und</strong>holz<br />

640 kg (123.1%)<br />

Holz-Mix<br />

Holz-Mix<br />

842 kg (162.0%)<br />

Schnittholzherstellung<br />

3<br />

1m Schnittholz<br />

520 kg (100.0%)<br />

Ausländisches R<strong>und</strong>holz<br />

202 kg (38.9%)<br />

Hackschnitzel<br />

322 kg (62.0%)<br />

Abbildung N-2: Massenflußbild der Schnittholzbearbeitung<br />

3.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Baum<br />

202 kg (38.9%)<br />

Die Angaben zum Energieaufwand für die Herstellung der verschiedenen Holzprodukte<br />

sind zum Großteil /RES 86/ entnommen. Die dort angegebenen Werte wurden durch Umfragen<br />

bei den verschiedenen holzbearbeitenden Betrieben gewonnen, wobei zum Teil<br />

große Schwankungsbreiten zwischen den einzelnen Angaben festgestellt wurden. Sie<br />

können jedoch (bei Berücksichtigung dieser Schwankungen) als für Deutschland repräsentativ<br />

angesehen werden.<br />

Der Energieeinsatz in einem Sägewerk hängt da<strong>von</strong> ab, welche der oben genannten fünf<br />

Maschinentypen eingesetzt sind <strong>und</strong> welche Art Holz (Nadel- oder Laubholz, Stark- oder<br />

Schwachholz) verarbeitet wird. In /RES 86/ sind zu jedem Maschinentyp Angaben zum<br />

Stromverbrauch für die Erzeugung <strong>von</strong> einem Kubikmeter Schnittholz gemacht. Im folgenden<br />

wird ein Mittelwert, der aus den Angaben zu den einzelnen Typen berechnet<br />

wurde, verwendet.<br />

Der Stromverbrauch für das Entrinden der Stämme, den Haupt- <strong>und</strong> Nachschnitt sowie<br />

das Absaugen <strong>von</strong> Staub wird voll dem Schnittholz zugeschlagen. Für einen Kubikmeter<br />

Schnittholz beträgt der Stromverbrauch:


Schnittholz 157<br />

Schnittholz:<br />

Entrinden: 4,3 kWh Strom<br />

Hauptschnitt: 14 kWh Strom<br />

Nachschnitt: 5,4 kWh Strom<br />

Absaugung: 2,8 kWh Strom<br />

Die bei der Schnittholzerzeugung anfallenden Reste werden in einem zusätzlichen Arbeitsschritt<br />

zu Hackschnitzeln zerkleinert. Der Stromverbrauch des dafür benötigten<br />

Hackers wird den Hackschnitzeln angerechnet. Er wird in /RES 86/ mit 5,9 kWh pro<br />

Kubikmeter angegeben. Die Entfernung, über die das Schnittholz <strong>und</strong> auch die Hackschnitzel<br />

zur Weiterverarbeitung transportiert werden, wird mit 50 km geschätzt.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Da die Schnittholztrocknung separat betrachtet wird, kann der Heizwert, wie beim<br />

R<strong>und</strong>holz, mit einem Wert <strong>von</strong> 6.400 MJ pro Kubikmeter angesetzt werden. Die nichtenergetischen<br />

Aufwendungen haben damit einen Anteil <strong>von</strong> fast 90 % am KEA. In<br />

Abbildung N-3 ist das Primärenergieflußbild <strong>von</strong> Schnittholz dargestellt.<br />

Schnittholzherstellung im Sägewerk<br />

3<br />

1m Schnittholz<br />

7184 MJ (100.0%)<br />

R<strong>und</strong>holz<br />

10789 MJ (150.2%)<br />

Strommix Deutschland<br />

372 MJ (5.2%)<br />

LKW-Transport<br />

117 MJ (1.6%)<br />

Hackschnitzel<br />

4094 MJ (57.0%)<br />

Abbildung N-3: Primärenergieflußbild für die Bearbeitung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

Schnittholz<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


158 N Holz<br />

Es gibt keine Angaben darüber, wieviel Prozent der in Deutschland ansässigen Sägewerke<br />

ihren Strombedarf mit werkseigenen KWK-Anlagen decken <strong>und</strong> wieviel Prozent<br />

dieser Anlagen mit Holz als Brennstoff betrieben werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> können die<br />

Kohlendioxidemissionen aus regenerativen Verbrennungsprozessen nicht ausgewiesen<br />

werden. Es wird ein Szenario mit Fremdstrombezug zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Tabelle N-3: KEA <strong>und</strong> Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> Schnittholz <strong>und</strong> Hackschnitzel<br />

(ohne Trocknung)<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter Rohstoff<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Schnittholz 7.184 52 71 368 92 55 44 3 28<br />

Hackschnitzel 6.603 13 20 108 13 15 13 1 8<br />

Bei der Schnittholzerzeugung entstehen keine prozeßbedingten Emissionen. Bei den in<br />

Tabelle N-3 angegebenen energiebedingten Emissionen handelt es sich also um die Gesamtemissionen.<br />

In Tabelle N-4 wird ein Vergleich der in /ÖKO 95/ angegebenen mit den<br />

hier ermittelten Daten angestellt. Da in /GEM/ nur ein Datensatz für auf 12 % Restfeuchte<br />

getrocknetes Schnittholz existiert, wird hier nur der in /ÖKO 95/ angegebene<br />

Datensatz verwandt. Es sei wiederum auf die unterschiedliche Vorgehensweise bei der<br />

CO2-<strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Holz verwiesen, die bei /ÖKO 95/ zu negativen Kohlendioxidemissionen<br />

führt.<br />

Die in /ÖKO 95/ ausgewiesenen wesentlich höheren CO-Emissionen könnten mit der<br />

dort getroffenen Annahme zusammenhängen, daß zur Erhaltungskalkung gebrannter<br />

Kalk (CaO) ausgebracht wird <strong>und</strong> beim Brennen des Kalkes hohe CO-Emissionen entstehen.<br />

In Deutschland wird jedoch in der Forstwirtschaft (im Gegensatz zur Landwirtschaft)<br />

normalerweise ungebrannter, gemahlener oder pelletierter Kalkstein (CaCO3)<br />

verwendet, da dieser schonender <strong>und</strong> über einen längeren Zeitraum wirkt /BML 99/.<br />

Tabelle N-4: Vergleich der Gesamtemissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> einem<br />

Kubikmeter Schnittholz nach Tabelle N-3 <strong>und</strong> /ÖKO 95/<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Schnittholz 7.184 52 71 368 92 55 44 3 28<br />

Schnittholz /ÖKO 95/ - -1.231 1.472 578 387 234 352 4 -<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Technisch getrocknetes Schnittholz 159<br />

4 Technisch getrocknetes Schnittholz<br />

Frisch geschlagenes Holz hat einen Feuchtegehalt <strong>von</strong> 40 bis 200 % bezogen auf die<br />

Trockenmasse (Darrzustand). Um das Schnittholz zur Herstellung der verschiedenen<br />

Holzprodukte verwenden zu können, darf sein Wassergehalt 14 % nicht überschreiten,<br />

andernfalls kann es zu einem nachträglichen Schwinden des Holzes kommen. Schnittholz<br />

muß daher meistens vor der Verarbeitung getrocknet werden.<br />

Man unterscheidet zunächst einmal zwischen Freilufttrocknung <strong>und</strong> technischer Trocknung<br />

<strong>und</strong> unterteilt die letztere nach den verschiedenen Trocknungsverfahren. In Europa<br />

wird das Holz zum größten Teil technisch getrocknet, da dieses Verfahren einige Vorteile<br />

bietet, wie z.B. die genaue Einstellung der gewünschten Endfeuchte oder Reduzierung<br />

der Lagerhaltungskosten. Die Freilufttrocknung wird dagegen nur noch zur Vortrocknung<br />

angewendet. Schnittholz wird i.d.R. bei Temperaturen unter 100°C getrocknet,<br />

in Sonderfällen werden Werte bis max. 130°C erreicht /KRÖ 89/.<br />

4.1 Technische Trocknung<br />

Man unterscheidet vier verschiedene Verfahren zur technischen Holztrocknung:<br />

• Konvektionstrocknung<br />

• Kondensationstrocknung<br />

• Vakuumtrocknung<br />

• Spezialverfahren<br />

Das Verfahren der Konvektionstrocknung wird in Deutschland am häufigsten angewandt,<br />

nach Angaben <strong>von</strong> /RES 86/ umfaßt es zwischen 90 <strong>und</strong> 94 % der Trocknungskapazität.<br />

Bei diesem Verfahren wird das Holz in einer Kammer getrocknet, in die erwärmte<br />

Frischluft mittels Ventilatoren eingeblasen wird. Die warme Luft entzieht dem<br />

Trocknungsgut die Feuchtigkeit. Da sie sich dabei mit Wasserdampf anreichert muß ein<br />

Teil dieser Luft wieder durch Frischluft ersetzt werden.<br />

4.2 Energetische Daten der Trocknung<br />

Die Energieaufwendungen für die technische Trocknung können sehr unterschiedlich<br />

sein. Sie hängen z.B. da<strong>von</strong> ab welche Feuchte das Holz vor der Trocknung hat <strong>und</strong> auf<br />

welche Endfeuchte es getrocknet wird. Außerdem muß eine Unterscheidung zwischen<br />

Nadel- <strong>und</strong> Laubholz getroffen werden. Nadelholz benötigt im allgemeinen weniger<br />

Energie bei der Trocknung als Laubholz, da Nadelholz eine geringere Dichte aufweist.<br />

Im Folgenden werden für die einzelnen Verfahrensschritte Mittelwerte angegeben<br />

/RES 86/.<br />

Bei der Holztrocknung teilen sich die Energieaufwendungen in den Anteil der thermischen<br />

Energie zur Erwärmung der Trocknungsluft <strong>und</strong> den Anteil der elektrischen<br />

Energie für den Betrieb der Ventilatoren auf. Ein großer Teil der Sägewerke mit Trocknungsanlagen<br />

nutzt für die Bereitstellung der thermischen Energie das anfallende<br />

Restholz. Laut Angaben <strong>von</strong> /RES 86/ werden 75 % des Energiebedarfes zur Trocknung<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


160 N Holz<br />

auf diese Weise; 25 % mit Öl <strong>und</strong> Gas gedeckt. Zur Trocknung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

Nadel- bzw. Laubholz werden benötigt:<br />

Trocknung Laubholz:<br />

Ventilatoren: 33 kWh Strom<br />

Thermische Energie: 5,2 l Öl<br />

Trocknung Nadelholz:<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

6,3 m 3 Gas<br />

129 kg Restholz<br />

Ventilatoren: 25 kWh Strom<br />

Thermische Energie: 3,8 l Öl<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

4,7 m 3 Gas<br />

95 kg Restholz<br />

Die holzbearbeitende Industrie setzt zur Erzeugung <strong>von</strong> thermischer Energie z.T. Restholz<br />

(aus nachhaltiger Forstwirtschaft) als Brennstoff ein. Die damit verb<strong>und</strong>enen Energieaufwendungen<br />

<strong>und</strong> Kohlendioxidemissionen stammen aus der Verbrennung <strong>von</strong> Biomasse.<br />

Da diese Eigenschaft für eine Auswertung <strong>und</strong> Beurteilung des ermittelten KEA<br />

<strong>und</strong> der Kohlendioxidemissionen essentiell ist, werden der Kumulierte Nichtregenerative<br />

Aufwand als KNRA 1 <strong>und</strong> die fossilen Kohlendioxidemissionen separat ausgewiesen.<br />

Aus diesen Werten lassen sich auch der Kumulierte Regenerative Energieaufwand<br />

(KRA) <strong>und</strong> die regenerativen Kohlendioxidemissionen ermitteln. Hierbei ist zu beachten,<br />

daß der zugr<strong>und</strong>e gelegte Brennstoff-Mix (Restholzanteil) entscheidenden Einfluß auf<br />

diese Größen hat.<br />

Der KEA <strong>von</strong> getrocknetem Schnittholz beträgt zwischen 8.700 MJ <strong>und</strong> 9.300 MJ pro<br />

Kubikmeter Holz. R<strong>und</strong> 16 % dieses Energieaufwandes stammen aus nicht regenerativen<br />

Energieträgern. Von den 7.360 MJ, die bei der Nadelholztrocknung aus regenerativen<br />

Energieträgern stammen, sind über 85 % im Heizwert des getrockneten Schnittholzes<br />

geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> damit bei einer späteren thermischen Entsorgung zurückgewinnbar.<br />

Die restlichen 15 % stammen aus der thermischen Verwertung <strong>von</strong> Restholz.<br />

1 Der KNRA <strong>und</strong> der KRA werden in Teil I Allg. Teil in Kapitel X erläutert. Der KRA enthält neben dem regenerativen<br />

Prozeßenergieaufwand auch den Heizwert der verarbeiteten Biomasse.


Technisch getrocknetes Schnittholz 161<br />

Schnittholzherstellung im Sägewerk<br />

Schnittholz<br />

7184 MJ<br />

(77.3%)<br />

Technische Trocknung<br />

3<br />

1m Laubschnittholz<br />

9290 MJ (100.0%)<br />

Holz-Mix<br />

10789 MJ (116.1%)<br />

Strommix Deutschland<br />

372 MJ (4.0%)<br />

LKW-Transport<br />

117 MJ (1.3%)<br />

Hackschnitzel<br />

4094 MJ (44.1%)<br />

Strommix Deutschland<br />

378 MJ (4.1%)<br />

Leichtöl<br />

207 MJ (2.2%)<br />

Erdgas<br />

225 MJ (2.4%)<br />

Restholz<br />

1296 MJ (14.0%)<br />

Abbildung N-4: Primärenergieflußbild für einen Kubikmeter technisch getrocknetes<br />

Laubschnittholz<br />

Der größte Teil der Emissionen, die bei der Trocknung <strong>von</strong> Schnittholz entstehen, wird<br />

durch die Aufwendungen zur Bereitstellung der thermischen Energie verursacht, es<br />

handelt sich dabei in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Holzart um einen Anteil <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 60 bis<br />

70 %. Durch die Verbrennung <strong>von</strong> Holz werden 75 % der thermischen Energie <strong>und</strong> über<br />

50 % der Gesamtenergie erzeugt. Von den Kohlendioxidemissionen sind 50 % regenerativ,<br />

der Rest fossil. In der Tabelle N-5 sind die fossilen Kohlendioxidemissionen extra<br />

ausgewiesen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


162 N Holz<br />

Tabelle N-5: KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

technisch getrocknetem Schnittholz, mit Angabe des fossilen Anteils<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Getrocknetes Laubschnittholz 9.290 232 242 683 201 163 92 12 44<br />

Getrocknetes Nadelschnittholz 8.749 186 197 602 173 136 79 10 40<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KNRA<br />

[MJ]<br />

CO2 fossil<br />

[kg]<br />

Getrocknetes Laubschnittholz 1.593 86<br />

Getrocknetes Nadelschnittholz 1.390 77<br />

Nach /KRÖ 89/ beginnt der Prozeß der thermischen Zersetzung <strong>von</strong> Holz erst bei Temperaturen<br />

<strong>von</strong> über 180°C <strong>und</strong> bei längeren Einwirkungszeiten. Da die Trocknung des<br />

Schnittholzes bei Temperaturen unter 100°C erfolgt entstehen keine nennenswerten<br />

prozeßbedingten Emissionen, d.h. die in Tabelle N-5 angegebenen Werte sind die Gesamtemissionen.<br />

In /ÖKO 95/ existiert kein Datensatz über die Schnittholztrocknung,<br />

daher ist in der Tabelle N-6 zum Vergleich nur der in /GEM/ vorhandene Datensatz angegeben.<br />

Die wesentlich höheren Kohlenmonoxidemissionen darin können nur durch den<br />

Einsatz <strong>von</strong> gebranntem Kalk (CaO) für die Erhaltungskalkungen erklärt werden, was<br />

für Deutschland nicht zutrifft (vgl. Seite 155).<br />

Tabelle N-6: Vergleich Gesamtemissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

technisch getrocknetem Schnittholz nach Tabelle N-5 <strong>und</strong><br />

/GEM/<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Getrocknetes Nadelholz 8.749 186 197 602 173 136 79 10 40<br />

Getrocknetes Schnittholz /GEM/ 1<br />

1 Das Holz wird auf eine Endfeuchte <strong>von</strong> 12 % getrocknet<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

- 269 3.460 1.240 170 310 90 20 110


Brettschichtträger 163<br />

5 Brettschichtträger<br />

5.1 Verarbeitungsschritte<br />

Brettschichtträger sind, wie vorgefertigte Bauelemente (Platten, Wand- <strong>und</strong> Deckenelemente),<br />

ein Produkt der Holzleimbauindustrie. Sie werden aus Schnittholzprofilen<br />

(Brettern), die unter Druck feuchtebeständig miteinander verleimt werden, hergestellt.<br />

Mit diesem Verfahren ist es möglich große Trägerdimensionen mit statisch günstigen<br />

Formen herzustellen, die in allen Bereichen des Bauwesens eingesetzt werden.<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> Brettschichtträgern wird das Schnittholz vor der Weiterverarbeitung<br />

zunächst getrocknet <strong>und</strong> dann im Zwischenlager klimatisiert. In einem ersten<br />

Arbeitsschritt werden die meisten Bretter vorgehobelt. Danach werden Fehlstellen, wie<br />

z.B. Astlöcher, ausgeschnitten <strong>und</strong> die fertiggearbeiteten Bretter sortiert. Als nächstes<br />

erfolgt die Bearbeitung zu endlosen Lamellen in der Keilzinkenstraße. Nach einer evtl.<br />

Zwischenlagerung zum Aushärten werden die Lamellen beleimt, im Preßbett zusammengesetzt<br />

<strong>und</strong> dann unter Druck verleimt. Der Träger bleibt über einen Zeitraum <strong>von</strong><br />

12 bis 24 St<strong>und</strong>en im Preßbett <strong>und</strong> härtet danach in klimatisierten Hallen weitere 48 bis<br />

60 St<strong>und</strong>en völlig aus. Im letzten Schritt wird der Träger beidseitig gehobelt <strong>und</strong> endbearbeitet.<br />

In Abbildung N-5 ist die Herstellung <strong>von</strong> Brettschichtträgern schematisch dargestellt.<br />

Schnittholzlager<br />

Technische Trocknung<br />

Klimatisieren,<br />

Zwischenlagern<br />

Vorhobeln<br />

Sortieren, Kappen<br />

Keilzinken<br />

Ablängen<br />

Aushärten,<br />

Zwischenlagern<br />

Lamellenhobel<br />

Zwischenlagern<br />

Beleimen<br />

Pressen<br />

Aushärten<br />

Hobeln <strong>und</strong> abschließende<br />

Bearbeitung<br />

Brettschichtträger<br />

Bearbeitungsschritt<br />

wird immer durchgeführt<br />

Bearbeitungsschritt<br />

wird optional<br />

durchgeführt<br />

Abbildung N-5: Schematischer Ablauf bei der Herstellung <strong>von</strong> Brettschichtträgern<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


164 N Holz<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter Brettschichtträgern sind im Mittel 1,4 Kubikmeter<br />

Schnittholz erforderlich, 0,4 Kubikmeter fallen als Restholz oder in Form <strong>von</strong> Hobelspänen<br />

an. Das Restholz wird entweder verkauft (z.B. an die Spanplattenindustrie)<br />

oder zur Bereitstellung <strong>von</strong> Wärme verbrannt. Weiter werden nach /RES 86/ 16,3 kg<br />

Leim pro Kubikmeter Brettschichtträger benötigt. Bei dem verwendeten Leim handelt<br />

es sich um ein Gemisch <strong>von</strong> 80 % Phenol-Resorcin-Harz <strong>und</strong> 20 % Harnstoffharz.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Holz-Mix<br />

1205 kg (285.3%)<br />

Schnittholz<br />

744 kg (176.1%)<br />

3<br />

1m Brettschichtträger<br />

422 kg (100.0%)<br />

ausländisches R<strong>und</strong>holz<br />

289 kg (68.5%)<br />

Innländisches R<strong>und</strong>holz<br />

916 kg (216.8%)<br />

Hackschnitzel<br />

461 kg (109.2%)<br />

Phenol-Formaldehyd-Harnstoffharz<br />

16 kg (3.9%)<br />

Wasser aus Holztrocknung<br />

181 kg (42.9%)<br />

Restholz<br />

157 kg (37.1%)<br />

Abbildung N-6: Massenflußbild bei der Herstellung <strong>von</strong> Brettschichtträgern


Brettschichtträger 165<br />

5.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Die thermische Energie zur Trocknung des Holzes <strong>und</strong> zur Hallenklimatisierung wird<br />

nach Angaben <strong>von</strong> /RES 86/ in der Holzleimbauindustrie zu 55 % durch die Verbrennung<br />

<strong>von</strong> Restholz, zu 41 % mit Gas <strong>und</strong> zu 4 % mit Öl gedeckt.<br />

Die Energieaufwendungen zur Trocknung der Schnittholzprofile werden anteilig den<br />

Brettschichtträgern <strong>und</strong> auch dem Restholz zugeordnet, da sich durch die Trocknung der<br />

Heizwert des Restholzes erhöht, d.h. die Eigenschaften des Restholzes als Brennstoff<br />

werden verbessert. Untenstehend sind die Aufwendungen, die zur Trocknung <strong>von</strong> einem<br />

Kubikmeter Schnittholz nötig sind, aufgezählt.<br />

Trocknung: 33 kWh Strom<br />

0,8 l Heizöl<br />

8,7 m 3 Erdgas<br />

41 kg Restholz<br />

Die Energieaufwendungen zur Durchführung der übrigen Arbeitsschritte werden zu<br />

100 % den Brettschichtträgern zugeordnet. Nachfolgend werden die Aufwendungen, die<br />

zur Herstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter Brettschichtträgern nötig sind, angegeben.<br />

Stapelstation, Vorhobeln: 11 kWh Strom<br />

Keilzinken, Lamellenhobel: 26 kWh Strom<br />

Pressen: 2,6 kWh Strom<br />

Binderhobel: 10 kWh Strom<br />

Abb<strong>und</strong>: 6,7 kWh Strom<br />

Absaugung: 19 kWh Strom<br />

Klimatisierung <strong>und</strong> Hallenheizung: 7,0 kWh Strom<br />

5.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

1,7 l Heizöl<br />

19 m 3 Erdgas<br />

91 kg Restholz<br />

Der Kumulierte Regenerative Aufwand (KRA) hat einen Anteil <strong>von</strong> 65 % am KEA. Der<br />

Heizwert der Brettschichtträger hat wiederum einen Anteil <strong>von</strong> fast 90 % am KRA, die<br />

restlichen 10 % entfallen auf die Bereitstellung <strong>von</strong> Prozeßenergie aus Biomasse. Prozeßwärme<br />

wird in vielen Betrieben der holzbearbeitenden Industrie durch die Verbrennung<br />

<strong>von</strong> Restholz erzeugt. Bei Brettschichtträgern zeigt ein Vergleich der Anteile, die<br />

fossile <strong>und</strong> regenerative Energieträger an der Bereitstellung <strong>von</strong> Prozeßwärme haben,<br />

daß 75 % da<strong>von</strong> mit fossilen Brennstoffen erzeugt werden.<br />

Der Heizwert des Holzes hat einen Anteil <strong>von</strong> über 55 % am KEA der Brettschichtträger.<br />

Die Aufwendungen für Trocknung <strong>und</strong> Klimatisierung betragen 20 %, weitere 17 % des<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


166 N Holz<br />

KEA machen die anderen Bearbeitungsschritte, wie z.B. Keilzinken, Hobeln <strong>und</strong> Pressen,<br />

<strong>und</strong> die Bereitstellung des Holzleims aus. Die verbleibenden 8 % sind im Schnittholz<br />

durch die vorausgehenden Bearbeitungsschritte im Sägewerk <strong>und</strong> bei der Holzernte<br />

kumuliert.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Schnittholzherstellung im Sägewerk<br />

Schnittholz<br />

10273 MJ<br />

(88.1%)<br />

Herstellung Brettschichtträger<br />

Brettschichtträger<br />

11661 MJ (100.0%)<br />

Holz-Mix<br />

15428 MJ (132.2%)<br />

Strommix Deutschland<br />

532 MJ (4.6%)<br />

LKW-Transport<br />

168 MJ (1.4%)<br />

Hackschnitzel<br />

5855 MJ (50.2%)<br />

Phenol-Formaldehyd-Harnstoffharz<br />

704 MJ (6.0%)<br />

Strommix Deutschland<br />

1317 MJ (11.3%)<br />

Leichtöl<br />

97 MJ (0.8%)<br />

Erdgas<br />

992 MJ (8.5%)<br />

Restholz<br />

1331 MJ (11.4%)<br />

Restholz<br />

3054 MJ (26.2%)<br />

Abbildung N-7: Primärenergieflußbild der Herstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter Brettschichtträgern


Brettschichtträger 167<br />

Bei den Emissionen macht der Anteil, der durch Trocknung <strong>und</strong> Klimatisierung verursacht<br />

wird zwischen 35 <strong>und</strong> 60 % der gesamten Emissionen aus. R<strong>und</strong> 55 % des Wärmebedarfes<br />

für die Trocknung <strong>und</strong> die Hallenklimatisierung wird durch die Verbrennung<br />

<strong>von</strong> Restholz gedeckt, die daraus resultierenden Kohlendioxidemissionen sind regenerativ<br />

<strong>und</strong> haben einen Anteil <strong>von</strong> 37 % an den gesamten Kohlendioxidemissionen. In Tabelle<br />

N-7 sind zum Vergleich die fossilen Kohlendioxidemissionen, die bei der Herstellung<br />

<strong>von</strong> einem Kubikmeter Brettschichtholz entstehen, extra ausgewiesen.<br />

Tabelle N-7: KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

Brettschichtträgern, mit Angabe des fossilen Anteils<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Brettschichtträger 11.661 332 327 909 268 487 113 16 60<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KNRA<br />

[MJ]<br />

CO2 fossil<br />

[kg]<br />

Brettschichtträger 4.029 202<br />

Da bei der Herstellung <strong>von</strong> Brettschichtträgern keine nennenswerten prozeßbedingten<br />

Emissionen entstehen, sind die in der Tabelle N-7 eingetragenen Emissionen die Gesamtemissionen.<br />

Auch in /GEM/ <strong>und</strong> /ÖKO 95/ existiert je ein Datensatz zu Brettschichtträgern,<br />

diese werden in Tabelle N-8 mit den hier ermittelten Werten verglichen. Die<br />

hohen Kohlenmonoxidemissionen, die dort ausgewiesen werden, könnten wieder mit der<br />

dort getroffenen Annahme zusammenhängen, daß für Erhaltungskalkungen Branntkalk<br />

verwendet wird (vgl. Seite 155).<br />

Tabelle N-8: Vergleich der Gesamtemissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> einem<br />

Kubikmeter Brettschichtträgern nach Tabelle N-7, /ÖKO 95/ <strong>und</strong><br />

/GEM/<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Brettschichtträger 11.661 332 327 909 268 487 113 16 60<br />

Brettschichtträger /ÖKO 95/ - -1.140 1<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

2.110 863 604 351 472 6 -<br />

Brettschichtträger /GEM/ - 434 4.980 1.990 430 610 160 30 170<br />

1 Negative Emissionen durch CO2-Bindung während des Wachstums<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


168 N Holz<br />

6 Furniere<br />

Die Furniere werden in zwei Gruppen eingeteilt, die Messer- <strong>und</strong> die Schälfurniere. Bei<br />

der Herstellung <strong>von</strong> Schälfurnieren wird das Furnier entlang der Jahresringe des Baumes<br />

abgehoben, der Baum wird „geschält“. Um Messerfurniere zu erhalten wird das<br />

Holz zu Blöcken bearbeitet, <strong>von</strong> denen das Furnier dann Schicht für Schicht abgetragen<br />

wird.<br />

In diesem Abschnitt werden nur die Furniere behandelt, die für dekorative Zwecke hergestellt<br />

werden; es handelt sich dabei in aller Regel um Messerfurniere. Sie finden zur<br />

Beschichtung <strong>von</strong> Platten in der Möbelindustrie, für Türen, Wand- <strong>und</strong> Deckenverkleidungen<br />

Verwendung. Gerade Schälfurniere werden auch oft zur Herstellung <strong>von</strong> Sperrholz<br />

verwendet.<br />

6.1 Verarbeitungsschritte<br />

Hier sollen am Beispiel <strong>von</strong> Messerfurnieren die einzelnen Bearbeitungsschritte vom<br />

R<strong>und</strong>holz bis zum fertigen Furnier gezeigt werden. Die R<strong>und</strong>hölzer, die bis zur Bearbeitung<br />

im Lager aufbewahrt sind, werden zunächst entrindet. In einigen Fällen erfolgt das<br />

Entrinden auch erst nach dem Dämpfen bzw. Kochen. Als nächstes werden die Blöcke<br />

zugerichtet, bei diesem Arbeitsschritt wird das spätere Furnierbild eingestellt. Danach<br />

erfolgt das Dämpfen bzw. Kochen der Blöcke, bevor in einem weiteren Arbeitsschritt die<br />

Furniere in der Messermaschine <strong>von</strong> den Blöcken geschnitten werden. Die nassen Furniere<br />

werden dann entweder kurz zwischengelagert oder sofort getrocknet. Als letzter<br />

Schritt erfolgt das Zuschneiden, Vermessen, Paketieren <strong>und</strong> stammweise Lagern der fertigen<br />

Furniere. In Abbildung N-8 ist die Furnierherstellung schematisch dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

R<strong>und</strong>holzlager<br />

Einteilung der Stämme,<br />

Entrindung<br />

Zurichten der Blöcke<br />

Dämpfen bzw. Kochen<br />

Putzen<br />

Messern<br />

Zwischenlagern der nassen<br />

Furniere<br />

Trocknen<br />

Zwischenlager<br />

Zuschneiden<br />

Vermessen, Taxieren<br />

Furnierlager,<br />

stammweise sortiert<br />

Abbildung N-8: Schematische Darstellung der Messerfurnierherstellung


Furniere 169<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter Furnieren sind im Durchschnitt 1,8 Kubikmeter<br />

R<strong>und</strong>holz nötig, d.h. es fällt auch in diesem Industriezweig viel Restholz an, das zur<br />

Deckung des thermischen Energiebedarfes genutzt werden kann.<br />

Kalksteinmehl<br />

31 kg (8.6%)<br />

Baum<br />

719 kg (197.6%)<br />

Baumschnitt Baumschnitt<br />

Kalk im Boden<br />

31 kg (8.6%)<br />

Inländisches R<strong>und</strong>holz<br />

719 kg (197.6%)<br />

Holz-Mix<br />

Holz-Mix<br />

946 kg (260.0%)<br />

Furnierherstellung<br />

3<br />

1m Furniere<br />

364 kg (100.0%)<br />

Ausländisches R<strong>und</strong>holz<br />

227 kg (62.4%)<br />

Abbildung N-9: Massenflußbild der Messerfurnierherstellung<br />

6.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Wasser aus Furniertrocknung<br />

156 kg (42.9%)<br />

Restholz<br />

426 kg (117.1%)<br />

Baum<br />

227 kg (62.4%)<br />

Laut Angaben <strong>von</strong> /RES 86/ werden 81 % des thermischen Energiebedarfes für Trocknung,<br />

Dämpf- <strong>und</strong> Kochgruben etc. aus der Verbrennung <strong>von</strong> Restholz gedeckt. Die restlichen<br />

19 % durch die Verbrennung <strong>von</strong> Heizöl.<br />

Die Energieaufwendungen zur Durchführung der einzelnen Produktionsschritte, die zur<br />

Erzeugung <strong>von</strong> Messerfurnieren nötig sind, werden diesen zu 100 % zugeordnet. In der<br />

nachfolgenden Aufzählung werden die Aufwendungen zur Erzeugung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

Messerfurnieren angegeben.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


170 N Holz<br />

Messerfurniere:<br />

Entrinden, Zurichten der Blöcke: 45 kWh Strom<br />

Dämpf- <strong>und</strong> Kochgruben: 8,4 kWh Strom<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

7,9 l Heizöl<br />

165 kg Restholz<br />

Messermaschine: 91 kWh Strom<br />

Trocknen der Furniere: 73 kWh Strom<br />

21 l Heizöl<br />

432 kg Restholz<br />

Sonstige Verbraucher: 97 kWh Strom<br />

Das Restholz, das während der Produktion anfällt wird in einem Hacker zu Hackschnitzeln<br />

zerkleinert. Der dafür notwendige Aufwand an Strom in Höhe <strong>von</strong> 5,9 kWh wird<br />

dem Restholz angerechnet.<br />

6.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Bei der Furnierherstellung macht der Kumulierte Regenerative Aufwand (KRA) r<strong>und</strong><br />

70 % <strong>und</strong> damit mehr als 2/3 des KEA aus. Der Heizwert der Furniere hat in diesem Fall<br />

nur einen Anteil <strong>von</strong> etwas über 50 % am KRA. Die Aufwendungen zur Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Prozeßenergie machen den anderen Teil des KRA aus, wobei dazu in r<strong>und</strong> 54 % der<br />

Betrieben regenerative Energieträger (Restholz) eingesetzt werden.<br />

Wird der KEA näher betrachtet, so läßt sich feststellen, daß der Heizwert des Holzes bei<br />

der Furnierherstellung nur r<strong>und</strong> 35 % ausmacht. Die Aufwendungen zur Bereitstellung<br />

der thermischen Energie für die Dämpf- bzw. Kochgruben sowie die Trocknung sind mit<br />

40 % der größte Posten des KEA. Weitere 15 % sind für die Bereitstellung der elektrischen<br />

Energie nötig. Die restlichen 10 % sind im für die Herstellung verwendeten R<strong>und</strong>holz<br />

kumuliert.


Furniere 171<br />

Hacker<br />

Strommix Deutschland<br />

85 MJ (0.5%)<br />

Betriebsenergie Hacker<br />

85 MJ (0.5%)<br />

Furniere<br />

17616 MJ (100.0%)<br />

Holz-Mix<br />

12120 MJ (68.8%)<br />

Furnierherstellung<br />

Holz-Mix<br />

Strommix Deutschland<br />

3598 MJ (20.4%)<br />

Leichtöl<br />

1144 MJ 6.5%)<br />

Restholz<br />

6003 MJ (34.1%)<br />

Restholz<br />

5335 MJ (30.3%)<br />

Ausländisches R<strong>und</strong>holz<br />

3071 MJ (17.4%)<br />

Inländisches R<strong>und</strong>holz<br />

9049 MJ (51.4%)<br />

Abbildung N-10: Primärenergieflußbild bei der Herstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

Messerfunier<br />

Da die Bereitstellung der thermischen Energie einen großen Anteil an den Prozeßenergieaufwendungen<br />

hat <strong>und</strong> da<strong>von</strong> über 80 % durch die Verbrennung <strong>von</strong> Restholz gedeckt<br />

werden, ist der Anteil der regenerativen Kohlendioxidemissionen mit über 65 % relativ<br />

hoch. Wird der Anteil der Kohlendioxidemissionen, die durch die Arbeitsschritte der<br />

Trocknung <strong>und</strong> des Dämpfen bzw. Kochen verursacht werden, betrachtet, so läßt sich<br />

weiter feststellen, daß fast 75 % der gesamten Kohlendioxidemissionen aus der Bereitstellung<br />

der dafür nötigen Prozeßwärme resultieren.<br />

Tabelle N-9: KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

Brettschichtträgern, mit Angabe des fossilen Anteils<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Messerfurniere 17.616 933 847 1.880 668 579 269 49 103<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KNRA<br />

[MJ]<br />

CO2 fossil<br />

[kg]<br />

Messerfurniere 5.180 240<br />

Da weder in /GEM/ noch in /ÖKO 95/ Datensätze über die Furnierherstellung vorhanden<br />

sind können die Ergebnisse hier nicht weiter diskutiert werden. Furniere sind dünne<br />

Werkstoffe <strong>und</strong> damit schnelltrocknend. Es kann daher da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß<br />

keine nennenswerten prozeßbedingten Emissionen aus thermischer Zersetzung entstehen.<br />

Die in Tabelle N-9 angegebenen Emissionen sind die Gesamtemissionen.<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


172 N Holz<br />

7 Sperrholz<br />

Unter dem Begriff Sperrholz versteht man in der Holzindustrie unter Druck verleimte<br />

Furnierlagen, wobei es sich bei den Furnieren, die zur Sperrholzherstellung verwendet<br />

werden, um Schälfurniere handelt. Durch die Art <strong>und</strong> Weise des Herstellungsverfahrens<br />

können die Eigenschaften der Furnierplatten genau auf den jeweiligen Verwendungszweck<br />

abgestimmt werden. Dadurch ergeben sich mehrere Vorteile, unter anderem größere<br />

Formstabilität, verbesserte Festigkeitseigenschaften <strong>und</strong> Witterungsbeständigkeit.<br />

Zur Produktgruppe der Sperrhölzer gehören auch die Tischlerplatten <strong>und</strong> Formteile.<br />

Hier werden jedoch nur die Sperrholzplatten näher betrachtet, wobei die Energieaufwendungen<br />

für die Herstellung <strong>von</strong> Tischlerplatten in etwa genauso hoch sind wie für<br />

die Sperrholzherstellung.<br />

7.1 Verarbeitungsschritte<br />

Die Sperrholzherstellung teilt sich in zwei <strong>von</strong>einander unabhängige Produktionsschritte,<br />

die Furnierherstellung <strong>und</strong> die Herstellung <strong>von</strong> Sperrholzplatten. Die Furnierherstellung<br />

ist im Gegensatz zur Herstellung <strong>von</strong> Edelfurnieren, wesentlich stärker mechanisiert,<br />

beispielsweise sind hier Schälmaschine <strong>und</strong> Trockner anlagentechnisch gekoppelt.<br />

Nach der Furnierzubereitung, dem letzten Arbeitsschritt der Furnierherstellung,<br />

die unter anderem das Fügen, Zusammensetzen <strong>und</strong> den Formatschnitt beinhaltet, erfolgt<br />

im zweiten Produktionsschritt die Sperrholzherstellung. Da die Furnierherstellung<br />

bereits in Kapitel 6 beschrieben wurde, wird auf sie nicht weiter eingegangen.<br />

Für die Erzeugung <strong>von</strong> Formteilen <strong>und</strong> Sperrholzplatten werden die einzelnen Furnierlagen<br />

zunächst beleimt <strong>und</strong> getränkt. Danach werden sie entsprechend dem gewünschten<br />

Plattenaufbau zusammengelegt <strong>und</strong> kalt gepreßt. Je nachdem in welchem Winkel<br />

die Faserrichtungen der einzelnen Furnierlagen zueinander liegen unterscheidet man<br />

Schichtholz <strong>und</strong> Sperrholz im eigentlichen Sinn. Bei Schichtholz verlaufen die einzelnen<br />

Faserrichtungen parallel, bei Sperrholz im 90 Grad Winkel zueinander. Bei Sternholz<br />

beträgt der Winkel der Faserlagen zwischen 15 <strong>und</strong> 45 Grad. Nach dem Kaltpressen erfolgt<br />

das Heißpressen in Ein- oder Mehretagenpressen. Je nachdem ob das Holz dabei<br />

um mehr oder weniger als 10 % verdichtet wird, spricht man <strong>von</strong> Lagen- oder Preßlagenholz.<br />

Die danach erfolgende Konditionier- bzw. Klimatisierungsphase erhöht die<br />

Formstabilität der Platte. Zuletzt werden die Platten auf Format geschnitten, geschliffen<br />

<strong>und</strong> evtl. beschichtet. Abbildung N-11 zeigt schematisch die einzelnen Herstellungsschritte,<br />

die im zweiten Produktionsschritt, bei der Sperrholzherstellung durchgeführt<br />

werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Sperrholz 173<br />

Schälfurnierlager<br />

Beleimen, Tränken<br />

Zusammenlegen<br />

kaltes Vorpressen<br />

Heißpressen<br />

Konditionieren<br />

Formatschneiden<br />

Schleifen<br />

Fertigteillager<br />

Abbildung N-11:Schematische Darstellung der Sperrholzherstellung (ohne Schälfurnierherstellung)<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter Sperrholz werden durchschnittlich 2,3 Kubikmeter<br />

R<strong>und</strong>holz benötigt, dies entspricht einer Ausbeute <strong>von</strong> nur 44 %. Dieser relativ<br />

niedrige Wert läßt sich damit erklären, daß zwei Produktionsschritte, die Schälfurnier<strong>und</strong><br />

die Sperrholzherstellung nacheinander durchgeführt werden. Die Schälfurnierherstellung<br />

allein weist eine Ausbeute <strong>von</strong> 55 %, die Sperrholzherstellung eine Ausbeute<br />

<strong>von</strong> 80 % auf. Nach Angaben <strong>von</strong> /RES 86/ werden pro Kubikmeter Sperrholz r<strong>und</strong> 80 kg<br />

Leim benötigt. Bei den Leimsorten, die in der Sperrholzindustrie verwendet werden<br />

handelt es sich hauptsächlich um Harnstoff-, Melamin- <strong>und</strong> Phenolharze.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


174 N Holz<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Schälfurniere<br />

455 kg (94.8%)<br />

Herstellung Schälfurniere<br />

Herstellung Sperrholzplatten<br />

3<br />

1m Sperrholzplatten<br />

480 kg (100.0%)<br />

Abbildung N-12:Massenflußbild der Sperrholzherstellung<br />

7.2 Energetische Daten der Produktion<br />

R<strong>und</strong>holz (Mix)<br />

1180 kg (245.9%)<br />

Wasser aus Furniertrocknung<br />

195 kg (40.6%)<br />

Restholz<br />

530 kg (110.5%)<br />

Phenol-Formaldehyd-Harnstoffharz<br />

80 kg (16.7%)<br />

Restholz<br />

55 kg (11.5%)<br />

Eine genaue Aufschlüsselung des Energieeinsatzes nach den einzelnen Verarbeitungsschritten<br />

kann bei der Sperrholzherstellung aufgr<strong>und</strong> fehlender Angaben nicht erfolgen,<br />

es wird lediglich nach Schälfurnier- <strong>und</strong> Sperrholzherstellung differenziert. Alle Energieaufwendungen,<br />

die zur Durchführung der beiden Produktionsschritte nötig sind werden<br />

ganz dem Sperrholz zugerechnet. Laut /RES 86/ wird in der Sperrholzindustrie zur<br />

Wärmeerzeugung 85 % Restholz verwendet; die verbleibenden 15 % werden mit Öl gedeckt.<br />

Untenstehend sind die Aufwendung zur Erzeugung <strong>von</strong> einem Kubikmeter Sperrholz<br />

aufgezählt.<br />

Schälfurnierherstellung: 180 kWh Strom<br />

24 l Öl<br />

531 kg Restholz<br />

Sperrholzherstellung: 150 kWh Strom<br />

10 l Öl<br />

228 kg Restholz


Sperrholz 175<br />

7.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Bei der Sperrholzherstellung macht der Kumulierte Regenerative Energieaufwand<br />

(KRA) fast 60 % des KEA aus. Der Heizwert des Sperrholzes hat einen Anteil <strong>von</strong> r<strong>und</strong><br />

45 % am KRA, damit entfällt noch etwas mehr als 1/3 auf die Bereitstellung <strong>von</strong> Prozeßenergie.<br />

R<strong>und</strong> die Hälfte des Prozeßenergieaufwandes wird durch regenerative Energieträger<br />

gedeckt.<br />

Bei einer Betrachtung des KEA läßt sich feststellen, daß die Aufwendungen zur Bereitstellung<br />

der thermischen Energie r<strong>und</strong> 30 % betragen. Der Heizwert des Holzes hat einen<br />

Anteil <strong>von</strong> 28 % am KEA. Die im R<strong>und</strong>holz kumulierten Energieaufwendungen <strong>und</strong><br />

die Bereitstellung des Stromes haben einen Anteil <strong>von</strong> 14 % am KEA, weitere 15 %<br />

macht der Einsatz des Leims aus.<br />

Herstellung Schälfurniere<br />

Schälfurniere<br />

16932 MJ<br />

(73.0%)<br />

Herstellung Sperrholzplatten<br />

Sperrholzplatten<br />

23210 MJ (100.0%)<br />

R<strong>und</strong>holz (Mix)<br />

15117 MJ (65.1%)<br />

Strommix Deutschland<br />

2062 MJ (8.9%)<br />

Leichtöl<br />

946 MJ (4.1%)<br />

Restholz<br />

5340 MJ (23.0%)<br />

Restholz<br />

6534 MJ (28.2%)<br />

Phenol-Formaldehyd-Harnstoffharz<br />

3456 MJ (14.9%)<br />

Strommix Deutschland<br />

1718 MJ (7.4%)<br />

Leichtöl<br />

405 MJ (1.7%)<br />

Restholz<br />

2295 MJ (9.9%)<br />

Restholz<br />

1597 MJ (6.9%)<br />

Abbildung N-13:Primärenergieflußbild bei der Sperrholzherstellung (1 m 3 )<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


176 N Holz<br />

Den größeren Teil der Emissionen, die bei der Sperrholzherstellung entstehen, verursacht<br />

die Schälfurnierherstellung. Die Kohlenmonoxidemissionen fallen zu über 65 % bei<br />

diesem ersten Produktionsschritt an. Auch bei den Kohlendioxidemissionen verhält es<br />

sich so, wobei 66 % der gesamten Kohlendioxidemissionen aus regenerativen Energien<br />

stammen. In Tabelle N-10 sind zum Vergleich die fossilen Kohlendioxidemissionen ausgewiesen.<br />

Tabelle N-10: KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

Sperrholzplatten, mit Angabe des fossilen Anteils<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Sperrholzplatten 23.201 1.180 1.104 2.412 861 1.168 343 63 132<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KNRA<br />

[MJ]<br />

CO2 fossil<br />

[kg]<br />

Restholz aus Furnierherstellung 9.142 307<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Spanplatten 177<br />

8 Spanplatten<br />

Die Spanplattenindustrie zählt, neben der Sägeindustrie sowie der Zellstoff- <strong>und</strong> Papierindustrie,<br />

zu den bedeutendsten Zweigen der holzbe- <strong>und</strong> verarbeitenden Industrie in<br />

Deutschland. Im Jahr 1997 stellte sie mit einem Verbrauch <strong>von</strong> über 10 Millionen Kubikmetern<br />

Holz den zweitgrößten Verbraucher nach der Sägeindustrie dar /HLZ 98/.<br />

Nach DIN 68 761 wird als Spanplatte ein plattenförmiger Holzwerkstoff bezeichnet, der<br />

durch Verpressen kleiner Holzpartikel oder anderer holzartiger Faserstoffe mit Bindemittel<br />

hergestellt wird. Spanplatten werden roh oder beschichtet, mit unterschiedlicher<br />

Qualität hergestellt.<br />

8.1 Verarbeitungsschritte<br />

Es gibt zwei verschiedene Herstellungsverfahren zur Produktion <strong>von</strong> Spanplatten, das<br />

Strangpreßverfahren <strong>und</strong> das Flachpreßverfahren. Der größte Teil der in Deutschland<br />

produzierten Spanplatten wird im Flachpreßverfahren erzeugt, da diese Platten günstigere<br />

Materialeigenschaften aufweisen. Der Arbeitsablauf zur Spanplattenherstellung<br />

stellt sich wie folgt dar; dabei ist es unwichtig ob die Platten ein-, drei- oder mehrschichtig<br />

aufgebaut sind:<br />

Die qualitativen Anforderungen an das Spanmaterial für Deck- <strong>und</strong> Mittelschicht der<br />

Platten sind unterschiedlich, daher werden die Arbeitsschritte zur Erzeugung des<br />

Spanmaterials getrennt durchgeführt. Diese umfassen das Entrinden sowie die Herstellung<br />

<strong>und</strong> Sichtung <strong>von</strong> Spänen verschiedener Größe, mit denen die Platteneigenschaften<br />

gezielt beeinflußt werden können. Nachdem die Späne getrocknet <strong>und</strong> beleimt<br />

wurden, diese Schritte werden jeweils durch eine Zwischenlagerung unterbrochen, gelangen<br />

sie, immer noch nach Spänen für die Deck- <strong>und</strong> Mittelschicht getrennt, in die Dosierbunker<br />

der Formstraße. Die Späne werden kontinuierlich auf das laufende Formband<br />

gestreut, gelangen in eine Kaltpresse <strong>und</strong> danach in die Heißpresse. Nach einer<br />

kurzen Konditionier- <strong>und</strong> Abkühlphase werden die Platten besäumt, kalibriert <strong>und</strong> ins<br />

Fertigteillager verschickt.<br />

Je nachdem wie die Platten verwendet werden, verlassen diese das Werk im Rohzustand<br />

oder werden mit einer Beschichtung versehen. Abbildung N-14 zeigt den Arbeitsablauf<br />

zur Spanplattenherstellung in schematischer Form.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


178 N Holz<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Deckschicht Mittelschicht<br />

Dosieren<br />

Beleimen<br />

Lagern<br />

Sichten<br />

Trocknen<br />

Nachzerkleinern<br />

Lagern<br />

Zerspanen<br />

Ablängen<br />

Entrinden<br />

Industrieholzlager<br />

Bearbeitungsschritt<br />

wird immer durchgeführt<br />

Dosieren<br />

Beleimen<br />

Lagern<br />

Sichten & Nachzerkleinern<br />

Trocknen<br />

Nachzerkleinern<br />

Lagern im Naßspansilo<br />

Zerspanen<br />

Lagern<br />

Zerspanen<br />

Lager Industrieresteholz<br />

Bearbeitungsschritt<br />

wird optional<br />

durchgeführt<br />

Abbildung N-14: Schematische Darstellung der Spanplattenherstellung<br />

Vliesbildung<br />

Wiegen<br />

Vorpressen<br />

Heißpressen<br />

Kühlen, Konditionieren<br />

Besäumen<br />

Schleifen<br />

Fertigteillager<br />

Hackschnitzel<br />

Fremdbezug<br />

Die Ausbeute bei der Spanplattenherstellung liegt bei r<strong>und</strong> 70 %, das bedeutet es sind<br />

im Durchschnitt 1,4 Kubikmeter Rohholz nötig um einen Kubikmeter Spanplatten zu<br />

erzeugen. Weiter werden 44 kg Polykondensationsklebstoff pro Kubikmeter Spanplatten<br />

benötigt.


Spanplatten 179<br />

R<strong>und</strong>holz<br />

1088 kg (142.2%)<br />

Schnittholzherstellung Bereitstellung Industrieholz<br />

Hackschnitzel<br />

416 kg (56.7%)<br />

Rest-Industrieholz-Mix<br />

744 kg (101.3%)<br />

Spanplatten<br />

734 kg (100.0%)<br />

Schnittholz<br />

672 kg (91.5%)<br />

Holzbereitstellung<br />

Spanplattenherstellung<br />

Beschichten der Spanplatten<br />

3<br />

1m Spanplatten beschichtet<br />

734 kg (100.0%)<br />

Industrieholz<br />

327 kg (44.6%)<br />

Abbildung N-15:Massenflußbild der Spanplattenherstellung<br />

8.2 Energetische Daten der Produktion<br />

Kalksteinmehl<br />

14 kg (1.9%)<br />

Restholz<br />

327 kg (44.6%)<br />

Kalk im Boden<br />

14 kg (1.9%)<br />

Phenol-Formaldehyd-Harnstoffharz<br />

44 kg (6.0%)<br />

Restholz<br />

54 kg (7.3%)<br />

Auch in der Spanplattenindustrie wird das Restholz zur Erzeugung <strong>von</strong> thermischer<br />

Energie genutzt. Es werden ca. 75 % der Prozeßwärme durch die Verbrennung <strong>von</strong> Holz,<br />

13 % durch Gas <strong>und</strong> die restlichen 12 % durch Öl gedeckt. Von der thermischen Energie,<br />

die in der Spanplattenindustrie benötigt wird entfällt ein Anteil <strong>von</strong> fast 50 % auf die<br />

Trocknung des zu Spänen gemahlenen Holzes, der Rest wird für das Heißpressen <strong>und</strong><br />

das Beschichten aufgewendet.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


180 N Holz<br />

Die zur Trocknung nötigen Energieaufwendungen werden anteilig dem Restholz, da dadurch<br />

sein Heizwert erhöht wird, <strong>und</strong> den Spanplatten zugeordnet. Die restlichen Verfahrensschritte<br />

werden ausschließlich zur Erzeugung der Spanplatten durchgeführt, daher<br />

werden die dafür benötigten Energieaufwendungen voll den Spanplatten angerechnet.<br />

Die Aufwendungen zur Erzeugung <strong>von</strong> einem Kubikmeter Spanplatten <strong>und</strong> die dabei<br />

benötigten Brennstoffmengen sind unten angegeben /RES 86/.<br />

Entrindung, Späneaufbereitung: 39 kWh Strom<br />

Trocknung: 32 kWh Strom<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

3,7 l Öl<br />

4,5 m 3 Gas<br />

92 kg Restholz<br />

Beleimung, Formgebung: 15 kWh Strom<br />

1,3 l Öl<br />

1,5 m 3 Gas<br />

31 kg Restholz<br />

Heizung (mit Verlusten): 13 kWh Strom<br />

2,5 l Öl<br />

3,1 m 3 Gas<br />

62 kg Restholz<br />

Beschichtung: 24 kWh Strom<br />

8.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

1,7 l Öl<br />

2,1 m 3 Gas<br />

42 kg Restholz<br />

Bei der Betrachtung des KEA muß unterschieden werden, ob es sich um beschichtete<br />

oder unbeschichtete Spanplatten handelt, da die Aufwendungen für die Beschichtung<br />

einen Anteil <strong>von</strong> 6 % am KEA haben. Die im weiteren diskutierten Werte gelten für beschichtete<br />

Platten.<br />

Der Kumulierte Regenerative Energieaufwand (KRA) hat einen Anteil <strong>von</strong> knapp über<br />

70 % am KEA. Wobei über 85 % des KRA im Heizwert der Spanplatten enthalten sind,<br />

so daß der Aufwand zur Bereitstellung <strong>von</strong> Prozeßenergie mit 15 % relativ niedrig ist.<br />

Ein Vergleich der Anteile, die fossile <strong>und</strong> regenerative Energieträger an der Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Prozeßenergie haben, zeigt, daß letztere 42 % der gesamten Prozeßenergieaufwendungen<br />

ausmachen. Abbildung N-16 zeigt das Primärenergieflußbild für die Herstellung<br />

<strong>von</strong> einem Kubikmeter beschichteten Spanplatten.


Spanplatten 181<br />

Herstellung Spanplatten<br />

Phenol-Formaldehyd-Harnstoffharz<br />

1901 MJ (12.8%)<br />

Strommix Deutschland<br />

1238 MJ (8.4%)<br />

Leichtöl<br />

298 MJ (2.0%)<br />

Restholz, Industrieholz<br />

9451 MJ (63.8%)<br />

Erdgas<br />

323 MJ (2.2%)<br />

Restholz<br />

1863 MJ (12.6%)<br />

Restholz<br />

1105 MJ (7.5%)<br />

Spanplatten unbeschichtet<br />

13970 MJ (94.3%) Beschichtung<br />

839 MJ (5.7%)<br />

Beschichtung Spanplatten<br />

Spanplatten beschichtet<br />

14809 MJ (100.0%)<br />

Betriebsenergie Beschichtung<br />

Abbildung N-16:Primärenergieflußbild der Spanplattenherstellung<br />

Strommix Deutschland<br />

277 MJ (1.9%)<br />

Leichtöl<br />

67 MJ (0.5%)<br />

Erdgas<br />

73 MJ (0.5%)<br />

Restholz<br />

421 MJ (2.8%)<br />

Der größte Teil der Emissionen, die bei der Herstellung <strong>von</strong> Spanplatten verursacht<br />

werden, stammt aus der Bereitstellung <strong>von</strong> thermischer Energie. Es sind dies z.B. fast<br />

75 % bei den Kohlendioxidemissionen, wobei dieser Anteil bei beschichteten <strong>und</strong> unbeschichteten<br />

Platten ungefähr gleich ist. Bei den anderen Emissionen bewegt sich dieser<br />

Anteil im Bereich zwischen 20 <strong>und</strong> 80 %.<br />

Die durch Holzverbrennung erzeugte Prozeßwärme, die 75 % der insgesamt benötigten<br />

Prozeßwärme ausmacht, verursacht mehr als 50 % der Kohlendioxidemissionen, diese<br />

sind regenerativ. In Tabelle N-11 sind zum Vergleich die fossilen Kohlendioxidemissionen<br />

separat ausgewiesen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


182 N Holz<br />

Tabelle N-11: KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> einem Kubikmeter<br />

Spanplatten, mit Angabe des fossilen Anteils<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Spanplatte unbeschichtet 13.970 305 294 711 208 513 93 16 42<br />

Spanplatte beschichtet 14.809 372 353 823 249 566 109 19 47<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KNRA<br />

[MJ]<br />

CO2 fossil<br />

[kg]<br />

Spanplatte unbeschichtet 3.843 125<br />

Spanplatte beschichtet 4.257 145<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> Spanplatten entstehen keine prozeßbedingten Emissionen, daher<br />

handelt es sich bei den in Tabelle N-11 ausgewiesenen Emissionen um die Gesamtemissionen.<br />

Die hohen Kohlenmonoxidemissionen bei /GEM/ <strong>und</strong> /ÖKO 95/, die zum<br />

Vergleich in Tabelle N-12 angegeben sind, können wieder mit der für Deutschland nicht<br />

gültigen Annahmen zusammenhängen, daß bei Erhaltungskalkungen Branntkalk ausgebracht<br />

wird.<br />

Tabelle N-12: Vergleich der Gesamtemissionen bei der Herstellung <strong>von</strong> einem<br />

Kubikmeter Spanplatten nach Tabelle N-9, /GEM/ <strong>und</strong> /ÖKO 95/<br />

Produkt<br />

alle Werte je Kubikmeter<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Spanplatten (unbeschichtet) 13.970 305 294 711 208 513 93 16 42<br />

Spanplatten /ÖKO 95/ -1.124 1.453 551 407 218 212 4<br />

Spanplatten /GEM/ 1.269 5.850 2.860 930 2.770 280 60 220<br />

/IHD 97/, /UBA 98/, /GEM/, /ÖKO 95/, /RES 86/, /KRÖ 89/, /HLZ 98/, /BML 99/<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Anhang<br />

Baustoff-Tabellen<br />

Die Ergebnistabellen sind in alphabetischer Reihenfolge wiedergegeben.<br />

Beton<br />

Beton, bewehrt<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

E<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Leichtbeton LB25 (mit Bims) Pkt. 3 4.038 488 238 895 1.149 998 49 50 84<br />

Normalbeton B25 (mit PZ) Pkt. 3 2.434 307 154 586 788 749 32 33 56<br />

Schwerbeton Pkt. 3 2.361 232 128 488 580 400 35 20 44<br />

Beton, unbewehrt<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

E<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Leichtbeton LB25 (mit Bims) Pkt. 3 1.056 195 60 509 139 173 20 26 16<br />

Normalbeton B25 (mit PZ) Pkt. 3 658 118 37 315 84 104 11 16 11<br />

Schwerbeton Pkt. 3 1.266 123 68 351 236 125 25 12 22<br />

Betonfertigteile, bewehrt<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

E<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Leichtbeton Pkt. 4 4.283 597 141 748 1.290 1.224 61 29 36<br />

Leichtbeton, dampfgehärtet Pkt. 4 4.711 628 165 869 1.333 1.233 69 30 42<br />

Normalbeton Pkt. 4 2.652 362 90 483 763 732 40 18 24<br />

Normalbeton, dampfgehärtet Pkt. 4 3.080 394 115 604 806 740 47 19 30<br />

Betonwaren<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

L<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Betonware Pkt. 5 756 123 43 349 89 113 15 16 13<br />

Betonware, dampfgehärtet Pkt. 5 792 126 45 359 93 114 15 16 14<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

A-1<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


A-2 Anhang<br />

Gasbeton<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Gasbetonblock 0,4 kg/dm 3<br />

Gasbetonblock 0,5 kg/dm 3<br />

Gasbetonblock 0,6 kg/dm 3<br />

Montagebauteil 0,5 kg/dm 3<br />

Montagebauteil 0,6 kg/dm 3<br />

Leichtbetonplatten<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Kapitel<br />

F<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Pkt. 3 3.619 471 176 849 259 559 30 47 48<br />

Pkt. 3 3.103 417 156 757 227 484 29 40 46<br />

Pkt. 3 2.753 388 146 563 180 446 26 31 53<br />

Pkt. 3 5.119 651 212 898 804 1.059 53 43 60<br />

Pkt. 3 4.419 551 239 803 688 925 42 46 85<br />

Kapitel<br />

G<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Leichtbetonplatte Pkt. 4 3.832 458 202 1.056 955 390 122 46 66<br />

Leichtbetonsteine<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

G<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Bimsstein Dichte 0,5 bis<br />

0,6 kg/dm 3 mit Dampfhärtung<br />

Pkt. 3 1.751 244 118 847 199 201 50 29 39<br />

Bimsstein Dichte 0,5 bis<br />

0,6 kg/dm 3 ohne Dampfhärtung<br />

Pkt. 3 1.412 219 99 752 165 194 44 28 34<br />

Bimsstein Dichte 0,7 bis<br />

0,9 kg/dm 3 mit Dampfhärtung<br />

Pkt. 3 923 126 59 424 105 102 24 15 19<br />

Bimsstein Dichte 0,7 bis<br />

0,9 kg/dm 3 ohne Dampfhärtung<br />

Pkt. 3 690 109 46 358 81 97 20 14 16<br />

Porentonmauerblock Pkt. 3 3.969 359 252 831 1.505 202 80 20 93<br />

Dämmstoff<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

Kapitel<br />

M<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Glaswolle Pkt. 4 16.454 1.011 705 1.277 1.135 2.599 90 78 203<br />

Steinwolle Pkt. 3 14.702 1.280 619 2.014 4.176 4.241 131 44 272<br />

Estrich<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

H<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Anhydritestrich, (mit Sand) Pkt. 5 207 14 24 140 15 13 17 1 10<br />

Zementestrich (mit Bims) Pkt. 5 1.681 303 85 765 215 272 21 41 24<br />

Zementestrich (mit Blähperlit) Pkt. 5 4.326 514 235 1.187 558 585 49 55 53<br />

Zementestrich (mit Blähton) Pkt. 5 3.279 448 188 1.105 828 352 54 49 62<br />

Zementestrich (mit Sand) Pkt. 5 1.136 199 58 511 141 180 15 27 17<br />

Gips<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Tonne Rohstoff<br />

Kapitel<br />

B<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Gipskartonplatten Pkt. 4 3.462 155 141 240 51 373 17 4 13<br />

Hochbrandgips Pkt. 3 1.513 87 75 171 44 179 13 2 10<br />

Putzgips Pkt. 3 1.513 87 75 171 44 179 13 2 10<br />

Stuckgips Pkt. 3 1.067 61 57 135 30 126 10 2 8<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Baustoff-Tabellen A-3<br />

Glas<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

L<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Flachglas Pkt. 3 14.360 1.184 553 4.721 3.763 2.206 247 32 151<br />

Holz<br />

Produkt<br />

Alle Werte je Kubikmeter<br />

Kapitel<br />

N<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Brettschichtträger Pkt. 5 11.661 332 327 909 268 487 113 16 60<br />

Getrocknetes Laubschnittholz Pkt. 4 9.290 232 242 683 201 163 92 12 44<br />

Getrocknetes Nadelschnittholz Pkt. 4 8.749 186 197 602 173 136 79 10 40<br />

Industrieholz Pkt. 2 6.542 10 24 142 13 6 17 1 10<br />

Messerfurniere Pkt. 6 17.616 933 847 1.880 668 579 269 49 103<br />

R<strong>und</strong>holz (Mix) Pkt. 2 6.660 19 33 177 47 12 21 1 14<br />

Schnittholz Pkt. 3 7.184 52 71 368 92 55 44 3 28<br />

Spanplatte beschichtet Pkt. 8 14.809 372 353 823 249 566 109 19 47<br />

Spanplatte unbeschichtet Pkt. 8 13.970 305 294 711 208 513 93 16 42<br />

Sperrholzplatten Pkt. 7 23.201 1.180 1.104 2.412 861 1.168 343 63 132<br />

Kalk<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

C<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Feinkalk (Branntkalk) Pkt. 5 4.663 1.057 296 453 303 1.003 22 59 190<br />

Kalkhydrat Pkt. 6 3.553 804 225 344 231 762 17 45 144<br />

Kalkstein (Reinstein) Pkt. 3 87 5 7 19 4 9 2 0 1<br />

Kalksteinmehl Pkt. 4 657 38 21 54 24 73 5 1 3<br />

Kalksandstein<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

K<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Kalksandstein Pkt. 3 976 108 61 176 87 128 15 6 26<br />

Kies<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

A<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Baukies Pkt. 3 44 3 4 24 3 3 3 0 2<br />

Splitt Pkt. 3 61 4 5 25 3 5 3 0 2<br />

Mörtel<br />

Leichtmörtel mit Blähton als Zuschlag<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

H<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Leichtmörtel MG II Pkt. 3 1.055 192 62 406 114 176 17 21 25<br />

Leichtmörtel MG IIa Pkt. 3 3.641 417 231 909 1.135 293 71 31 89<br />

Leichtmörtel MG III bzw. IIIa Pkt. 3 4.090 569 228 1.077 485 609 44 55 70<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


A-4 Anhang<br />

Normalmörtel<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Kapitel<br />

H<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Normalmörtel MG I Pkt. 3 549 101 39 111 35 98 10 6 22<br />

Normalmörtel MG II Pkt. 3 962 175 55 347 101 162 14 19 22<br />

Normalmörtel MG IIa Pkt. 3 1.029 184 56 409 116 169 14 22 20<br />

Normalmörtel MG III bzw. IIIa Pkt. 3 1.143 200 59 514 143 182 15 27 17<br />

Putz<br />

Leichtputz (Wärmedämmputz) mit EPS als Zuschlag<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

H<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Anhydritputz (P Va) Pkt. 4 6.299 30 63 376 36 20 45 2 28<br />

Gipsputz (P IVc) Pkt. 4 7.558 255 117 303 91 287 26 13 50<br />

Zementputz (P IIIb) Pkt. 4 8.905 488 129 1.188 344 438 27 66 35<br />

Normalputz<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

H<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Anhydritputz (P Va) Pkt. 4 220 15 27 155 16 14 19 1 11<br />

Gipsputz (P IVc) Pkt. 4 677 91 46 140 36 103 13 5 20<br />

Zementputz (P IIIb) Pkt. 4 959 165 50 432 118 150 14 22 15<br />

Sand<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

A<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Bausand Pkt. 3 44 3 4 24 3 3 3 0 2<br />

Brechsand Pkt. 3 61 4 5 25 3 5 3 0 2<br />

Zement<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

D<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Hochofenzement (HOZ 350) Pkt. 6 1.669 232 72 534 157 238 19 27 19<br />

Hüttenzement (EPZ 350) Pkt. 5 3.766 724 162 1.607 503 650 17 100 39<br />

Portlandzement (PZ 350) Pkt. 4 4.290 890 184 1.875 590 754 17 118 43<br />

Portlandzementklinker Pkt. 3 4.056 914 182 1.940 604 742 15 124 44<br />

Ziegel<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne<br />

Kapitel<br />

I<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Dachziegel Pkt. 5 4.168 282 227 634 35 603 17 5 40<br />

Mauerziegel (LHZ) Pkt. 3 2.468 291 113 420 107 236 14 3 40<br />

Vormauerziegel (Klinker) Pkt. 4 3.130 175 171 420 531 420 19 5 40<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Literaturverzeichnis<br />

BEL 98 B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten (Hrsg.): Statistischer<br />

Monatsbericht, Bonn, 4. Quartal 1998<br />

BML 99 B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten: verschiedene<br />

Landesministerien, telefonische Mitteilung, Bonn 1999<br />

BRE 94 Bressler, G.: Ermittlung des Energie- <strong>und</strong> Primärenergiebedarfs zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Kalksandsteinen anhand einer Umfrage, Forschungsstelle für Energiewirtschaft,<br />

München 1994<br />

BVG 95 B<strong>und</strong>esverband Glasindustrie <strong>und</strong> Mineralfaserindustrie e. V. (Hrsg.): Jahresbericht<br />

1995, Düsseldorf 1996<br />

BVZ 98 B<strong>und</strong>esverband der deutschen Ziegelindustrie:, telefonische Mitteilung, Bonn 1998<br />

COR 97 Corradini, R.: <strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Metallen, Diplomarbeit an der<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1997<br />

DGG 98 Verlag der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft (Hrsg.): Fachausschußbericht<br />

Nr. 75, Frankfurt am Main, September 1998<br />

DRO 96 Zementwerk Rohrdorf: mündliche Mitteilung <strong>von</strong> Herrn Dr. Roppelt bei der<br />

Besichtigung des Zementwerks, Juni 1996<br />

EYE 98 Eyerer, P.; et al.: <strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Baustoffen <strong>und</strong> Gebäuden,<br />

Universität Stuttgart 1998<br />

EZI 97 Hackl, A.; Mauschitz, G.: Emissionen aus Anlagen der österreichischen Zementindustrie,<br />

Wien 1997<br />

FES 95 Festel, W.: Untersuchungen <strong>von</strong> Wärmedämmstoffen als Gr<strong>und</strong>lage einer ganzheitlichen<br />

Bewertung <strong>von</strong> Niedrigenergiehäusern, Diplomarbeit am Lehrstuhl für<br />

Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik, TU München 1995<br />

FIS 82 Fischer, A.; Steinberger, W.: Wirtschaftlichkeit des Dampfenergiebedarfs bei der<br />

Herstellung <strong>von</strong> Kalksandsteinen, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München<br />

1982<br />

GEM Gesamt-Emissions-Modell Integrierter Systeme: Programm zur Analyse der<br />

Umweltaspekte <strong>von</strong> Energie-, Stoff- <strong>und</strong> Transportprozessen, Öko-Institut e.V., Darmstadt<br />

1989-1999<br />

GIP 95 B<strong>und</strong>esverband der Gips- <strong>und</strong> Gipsbauplattenindustrie e.V. (Hrsg.): Gips-Datenbuch,<br />

Darmstadt 1995<br />

GWK Kroboth, K.: Zement - Herstellung - Eigenschaften - Hydratation, Sonderdruck aus<br />

dem Kompendium „Ges<strong>und</strong>es Wohnen<br />

HAU 99 Hauer, B., Forschungsinstitut der Zementindustrie, schriftliche Mitteilung, 1999<br />

HAN 91 Hantzsche, U.: Prozeßkettenanalyse <strong>von</strong> Bau- <strong>und</strong> Werkstoffen - Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Flachglas, Interner Bericht KFA-STE-IB-7/91 <strong>von</strong> der Programmgruppe Systemforschung<br />

<strong>und</strong> Technologische Entwicklung, Forschungszentrum Jülich GmbH (KFA),<br />

August 1991<br />

A-5<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


A-6 Anhang<br />

HAN 93 Hantsche, U.: Abschätzung des Kumulierten Energieaufwandes <strong>und</strong> der damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Emissionen zur Herstellung ausgewählter Baumaterialien, In VDI-<br />

Berichte Nr. 1093, Tagung München 1993<br />

HAN 95 Hantschk, A.: Der Kumulierte Energieaufwand zur Herstellung <strong>von</strong> Baustoffen,<br />

Diplomarbeit am Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik, TU München,<br />

1995<br />

HÄR 94 Härig, S.; Günther, K.; Klausen, D.: Technologie der Baustoffe - Handbuch für<br />

Studium <strong>und</strong> Praxis, 12. völlig überarbeitete Auflage, Heidelberg 1994<br />

HEB 95 Fa. Hebel: Die 1. Ökobilanz für ein Haus - Unser Baustoff im Gefüge der Umwelt,<br />

Emmering 1995<br />

HEN 89 Henning, O.; Knöfel, D.: Baustoffchemie - Eine Einführung für Bauingenieure <strong>und</strong><br />

Architekten, Bauverlag, Wiesbaden, Berlin 1989<br />

HLZ 98 B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten (Hrsg.): Holzmarktbericht<br />

Nr. 1/98, Bonn 1998<br />

HOL 99 Holzkämper, D., Werksleitung Flachglaswerk AG: telefonische <strong>und</strong> schriftliche<br />

Mitteilungen, Weiherhammer, März 1999<br />

IHD 97 Deutsche Gesellschaft für Holzforschung (Hrsg.): Informationsdienst Holz – Erstellung<br />

<strong>von</strong> Ökobilanzen, München 1997<br />

IKM 99 Institut für Kalk- <strong>und</strong> Mörtelforschung: telefonische Mitteilung (Herr Jensen), Köln<br />

1999<br />

IÖW 96 Ankele, K.; Steinfeldt, M.: Ökobilanz für typische YTONG-Produktanwendungen,<br />

Berlin 1996<br />

IZF 98 Institut für Ziegelforschung, telefonische Mitteilung, Essen 1998<br />

JOC 78 Jochem, E.; et al.: Energieverbrauch <strong>und</strong> Möglichkeiten rationeller Energienutzung in<br />

drei Branchen der Verarbeitenden Industrie in Baden-Württemberg, Institut für Systemtechnik<br />

<strong>und</strong> Innovationsforschung, Karlsruhe 1978<br />

JUN 98 Junge, K.: Auswirkungen des Sonntagsverbots auf den Energiebedarf <strong>von</strong> Ziegeln. In:<br />

Ziegelindustrie International 6/98, S. 327-336, Bauverlag Wiesbaden, 1998<br />

KAL 95 B<strong>und</strong>esverband Kalksandsteinindustrie (Hrsg.): Ökobilanz für den Baustoff Kalksandstein<br />

<strong>und</strong> Kalksandstein-Wand-Konstruktionen, Forschungsbericht Nr. 82 der Forschungsvereinigung<br />

Kalk-Sand e.V., Hannover 1995<br />

KAL 96 Kalksandstein-Information GmbH (Hrsg.): Kalksandstein - Fakten zur Ökobilanz,<br />

Hannover 1996<br />

KAL 97 B<strong>und</strong>esverband Kalksandsteinindustrie (Hrsg): Kurzinformation – Kalksandsteinindustrie<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Hannover 1997<br />

KLO 94 Klose, G.: Primärenergie <strong>und</strong> klimarelevante Emissionen bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Mineralwoll-Dämmstoffen, Isoliertechnik, Ausgabe Juni 1994<br />

KOL 96 Wildgruber Baustoffwerke, telefonische Auskunft (Herr Kolbinger), München,<br />

Dezember 1996<br />

KRÖ 89 Kröll, K.; Kast; W.: Trocknungstechnik - Trocknen <strong>und</strong> Trockner in der Produktion,<br />

Dritter Band, Springer-Verlag 1989<br />

KUH 92 Kuhn, H.; Pomhoff, C.; Bressler, G.: Primärenergiebedarf zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Kalksandsteinen, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1992<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Literaturverzeichnis A-7<br />

LAN 88 Lange, J.: Rohstoffe der Glasindustrie, 2. Auflage, VEB Verlag für Gr<strong>und</strong>stoffindustrie,<br />

Leipzig 1988<br />

LAY 98 Layer, G.; Krammer, Th.; Hutter, C.: Energetische Kurzanalyse eines Ziegelwerkes,<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1998<br />

LFU 85 Bayrisches Landesamt für Umweltschutz (Hrsg.): 11. Symposium über branchenspezifische<br />

Emissionen: Anlagen zur Herstellung <strong>und</strong> Bearbeitung <strong>von</strong> Glas, Schriftenreihe<br />

Heft 64, Oldenbourg Verlag, München 1985<br />

LFU 93 Bayrisches Landesamt für Umweltschutz (Hrsg.): Stand der Technik der Luftreinhaltung<br />

bei der grobkeramischen Industrie, Unterlagen zum Seminar in Wackersdorf,<br />

April 1993<br />

LFU 96 Bayrisches Landesamt für Umweltschutz, telefonische Auskünfte <strong>von</strong> Herrn K. Mair,<br />

München, 4. Quartal 1996 bis 1. Quartal 1997<br />

LIE 97 Liesegang, C.: Energie- <strong>und</strong> prozeßbedingte Emissionen bei der Herstellung<br />

ausgewählter Baustoffe, Diplomarbeit an der Forschungsstelle für Energiewirtschaft,<br />

München 1997<br />

MAR 80 Marmé, W.: Der Primärenergiegehalt <strong>von</strong> Baustoffen; Diplomarbeit am Institut für<br />

Baustofftechnologie, Universität Karlsruhe, 1980<br />

MAU 95 Mauch, W.; et al.: Kumulierter Energieaufwand bei der Herstellung <strong>von</strong> Bims-<br />

Leichtbetonsteinen unter Berücksichtigung eines möglichen Einsatzes <strong>von</strong> Recycling-<br />

Bims, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1995<br />

ÖKO 89 Fritsche, U.: Emissionsmatrix für klimarelevante Schadstoffe in der BRD; ÖKO-<br />

Institut, Darmstadt 1989<br />

ÖKO 95 Eidgenössische Technische Hochschule Zürich u.a.: Baustoffdaten – Ökoinventare,<br />

Karlsruhe, Weimar, Zürich 1995<br />

OPB 99 Büro Obermeyer Planen <strong>und</strong> Beraten: mündliche Mitteilung der Statikabteilung (Herr<br />

Ludewig), München 1999<br />

ÖSB 95 Knoflacher, H.M.; Tuschl, P.; Medwedeff, A.: Die ökologische Standortbestimmung des<br />

in österreichischen Werken hergestellten Bindemittels Zement, Wien 1995<br />

PER 99 Dt. Perlite GmbH: telefonische Auskunft über die Zusammensetzung <strong>von</strong> Estrich,<br />

Dortm<strong>und</strong> 1999<br />

PZK 98 Perlmooser Zementwerk: Mitteilungen <strong>von</strong> Hr. Rodlmeier (Werkleiter) bei der<br />

Betriebsbesichtigung, Kirchbichl/Tirol, Juli 98<br />

RES 86 Ressel, J.: Energieanalyse der Holzindustrie der BRD, B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Forschung <strong>und</strong> Technologie, Forschungsbericht T86-184, Bonn 1986<br />

ROK 99 Deutsche Rockwool GmbH: telefonische Auskunft <strong>von</strong> Herrn Nykel über Emissionen<br />

bei der Steinwolleherstellung, Gladbeck 1999<br />

SAI 99 Büro Sailer, Stepan <strong>und</strong> Partner: mündliche Mitteilung über Bewehrungsanteile in<br />

verschiedenen Betonbauteilen, München 1999<br />

SCH 94 Scholz, R.; et al.: Environmental Aspects of The Manufacture and Use of Lime<br />

Products, Part 1, Zement Kalk Gips Volume 47, Nr. 12/1994, S. E314 – E324<br />

SCÖ 99 Dolomitwerk Schöndorfer GmbH: schriftliche Mitteilung <strong>von</strong> Herrn Peter Schöndorfer,<br />

Bad Reichenhall, März 1999<br />

SLZ 91 Scholz W. [Begr.]; Knoblauch H. [Hrsg.]: Baustoffkenntnis - 12., neubearb. <strong>und</strong> erw.<br />

Aufl., Düsseldorf 1991<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


A-8 Anhang<br />

SRÖ 84 Schröter, W.; Lautenschläger, K.-H.; Bibrack, H.: Taschenbuch der Chemie, Thun,<br />

Frankfurt/M.: Deutsch, 1984<br />

STR 98 Firma J. W. Strobel Quarzsand, Freihung: Internet-Information unter der Adresse:<br />

http://www.strobel-quarzsand.de, Dezember 1998<br />

UBA 98 Umweltb<strong>und</strong>esamt (Hrsg.): Produktökobilanzen <strong>und</strong> ihre Anwendungsmöglichkeiten<br />

im Baubereich, UBA-FB 98-117/2, Band 2: Anhänge für Berichtsbände 1-3, Bonn 1998<br />

ULL 77 Ullmann´s Enzyklopädie der Technischen Chemie, 4. Auflage, 1997<br />

UNI 84 Bouillon, H.; et al.: Interne Studie über den Energieverbrauch ausgewählter<br />

Industriezweige, Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München, August 1984<br />

VCO 97 B<strong>und</strong>esverband der deutschen Zementindustrie e.V. (Hrsg.): Verminderung der CO2-<br />

Emissionen – Beitrag der deutschen Zementindustrie, Monitoring Bericht, 1997<br />

VEG 99 Vegla Vereinigte Glaswerke GmbH: Internet-Information unter der Adresse:<br />

http://www.vegla.de, März 1999<br />

WUI 95 Merten, T.; Liedtke, C.; Schmidt-Bleek, F.: Materialintensitätsanalysen <strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>-,<br />

Werk- <strong>und</strong> Baustoffen (1); Wuppertal Papers Nr. 27, Januar 1995<br />

XEL 98 Xeller, H.: Neue Entwicklungen bei der NOx-Minderung in der Zementindustrie, ZKG<br />

International Nr. 3, 1998<br />

ZKG 90 Kroboth, K.; Kuhlmann, K.; Xeller, H.: Stand der Technik der Emissionsminderung in<br />

Europa, Sonderdruck aus Zement-Kalk-Gips ZKG International, 43. Jahrgang (1990),<br />

Heft 3, Bauverlag Wiesbaden 1990<br />

ZZI 97 B<strong>und</strong>esverband der deutschen Zementindustrie e.V. (Hrsg.): Zahlen <strong>und</strong> Daten 97/98<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Überblick über Berichte des Forschungsprojektes „Analyse <strong>von</strong><br />

Energie- <strong>und</strong> Stoffströmen – Basisdaten für die ökologische Bewertung<br />

<strong>von</strong> Unternehmen, Wirtschaftsgütern <strong>und</strong> Dienstleistungen“ (gefördert<br />

<strong>von</strong> der Bayerischen Forschungsstiftung)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung (GABIE)<br />

• Die Gewinnung <strong>von</strong> Braunkohle<br />

• Die Bereitstellung <strong>von</strong> Uran als Kernbrennstoff<br />

• Prozeßkettenanalyse <strong>und</strong> Verfügbarkeit <strong>von</strong> Erdgas<br />

• Energieaufwand der Herstellung <strong>von</strong> Mineralölprodukten<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Kraftwerken<br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Kernkraftwerk (Teil II)<br />

• Steinkohlekraftwerk (Teil III)<br />

• Braunkohlekraftwerk (Teil IV)<br />

• GuD-Kraftwerk (Teil V)<br />

• Blockheizkraftwerke (Teil VI)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong><br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Baustoffe (Teil II)<br />

• Metalle (Teil III)<br />

• Kunststoffe (Teil IV)<br />

• Biogene Kraftstoffe (Teil V)<br />

Praxistests<br />

• Ökobilanzierung mit Hilfe der KEA-Datenbank - Praxistests<br />

• <strong>Ganzheitliche</strong> Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz für eine erdgekoppelte Wärmepumpe<br />

• Wege zum Niedrigenergiehaus - <strong>Ganzheitliche</strong> Bewertung<br />

Die Berichte sind erhältlich bei:<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, Am Blütenanger 71, 80995 München<br />

Tel.: 089/158 121-0, Fax: 089/158 121-10, e-mail: gfpe@ffe.de<br />

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der FfE unter http://www.ffe.de<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Überblick über Berichte des Forschungsprojektes „Analyse <strong>von</strong><br />

Energie- <strong>und</strong> Stoffströmen – Basisdaten für die ökologische Bewertung<br />

<strong>von</strong> Unternehmen, Wirtschaftsgütern <strong>und</strong> Dienstleistungen“ (gefördert<br />

<strong>von</strong> der Bayerischen Forschungsstiftung)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung (GABIE)<br />

• Die Gewinnung <strong>von</strong> Braunkohle<br />

• Die Bereitstellung <strong>von</strong> Uran als Kernbrennstoff<br />

• Prozeßkettenanalyse <strong>und</strong> Verfügbarkeit <strong>von</strong> Erdgas<br />

• Energieaufwand der Herstellung <strong>von</strong> Mineralölprodukten<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Kraftwerken<br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Kernkraftwerk (Teil II)<br />

• Steinkohlekraftwerk (Teil III)<br />

• Braunkohlekraftwerk (Teil IV)<br />

• GuD-Kraftwerk (Teil V)<br />

• Blockheizkraftwerke (Teil VI)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong><br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Baustoffe (Teil II)<br />

• Metalle (Teil III)<br />

• Kunststoffe (Teil IV)<br />

• Biogene Kraftstoffe (Teil V)<br />

Praxistests<br />

• Ökobilanzierung mit Hilfe der KEA-Datenbank - Praxistests<br />

• <strong>Ganzheitliche</strong> Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz für eine erdgekoppelte Wärmepumpe<br />

• Wege zum Niedrigenergiehaus - <strong>Ganzheitliche</strong> Bewertung<br />

Die Berichte sind erhältlich bei:<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, Am Blütenanger 71, 80995 München<br />

Tel.: 089/158 121-0, Fax: 089/158 121-10, e-mail: gfpe@ffe.de<br />

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der FfE unter http://www.ffe.de<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


<strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong><br />

Teil III Metalle<br />

Auftraggeber:<br />

Bayerische<br />

Forschungsstiftung<br />

FfE-Auftragsnummer: 065.1/KEA<br />

Bearbeiter:<br />

R. Corradini<br />

D. Köhler<br />

München, im Juli 1999<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft<br />

Am Blütenanger 71<br />

80995 München<br />

Tel.: (089) 158 121 - 0<br />

Fax: (089) 158 121 - 10<br />

E-mail: gfpe@ffe.de<br />

Internet: www.ffe.de


FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


A. Die Stahlprozeßkette<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung........................................................................................................................................... 1<br />

1.1 Allgemeines..................................................................................................................................................... 1<br />

1.2 Prozeßablauf der Stahlerzeugung <strong>und</strong> -verarbeitung...................................................................................... 2<br />

1.3 Erläuterung zum KEA der Anlage.................................................................................................................... 3<br />

2 Importstrukturen............................................................................................................................... 3<br />

3 Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import...................................................................................................... 5<br />

3.1 Abbau, Aufbereitung <strong>und</strong> Import der Eisenerze............................................................................................... 5<br />

3.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Eisenerzen ................................................ 6<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Eisenerzen............................................................................ 7<br />

3.3.1 KEA für beim Eisenhüttenwerk bereitgestellte Eisenerze.....................................................................7<br />

3.3.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Eisenerzen ............................................................................ 10<br />

3.3.3 Zusammenfassung............................................................................................................................. 10<br />

4 Eisen- <strong>und</strong> Stahlproduktion........................................................................................................... 11<br />

4.1 Herstellung der Hochofeneingangsstoffe Koks <strong>und</strong> Sinter ............................................................................ 11<br />

4.2 Herstellung <strong>von</strong> Roheisen ............................................................................................................................. 11<br />

4.3 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Roheisen ................................................. 13<br />

4.4 Stahlwerke..................................................................................................................................................... 15<br />

4.4.1 Oxygenstahlwerk................................................................................................................................ 16<br />

4.4.2 Elektrostahlwerk................................................................................................................................. 17<br />

4.5 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Rohstahl .................................................. 18<br />

4.6 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Rohstahl ............................................................................. 19<br />

4.6.1 KEA für die Bereitstellung <strong>von</strong> Rohstahl............................................................................................. 19<br />

4.6.2 Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Rohstahl ................................................................................. 22<br />

4.6.3 Zusammenfassung............................................................................................................................. 23<br />

5 Halbzeugproduktion....................................................................................................................... 24<br />

5.1 Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten....................................................................................................................... 24<br />

5.1.1 Stranggießanlagen............................................................................................................................. 24<br />

5.1.2 Warmbreitbandstraße......................................................................................................................... 24<br />

5.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten ................................................... 25<br />

5.3 Herstellung <strong>von</strong> Endprodukte ........................................................................................................................ 26<br />

5.3.1 Blechherstellung <strong>und</strong> Oberflächenvergütung ..................................................................................... 26<br />

5.3.2 Stabstahl- bzw. Formstahlproduktion................................................................................................. 28<br />

5.3.3 Rohrherstellung.................................................................................................................................. 28<br />

5.4 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong> Endprodukten................................................... 28<br />

5.5 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong>...............................................................30<br />

5.5.1 KEA für die Bereitstellung <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong> .............................................................................. 30<br />

5.5.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong>.................................................................. 32<br />

6 Zusammenfassung......................................................................................................................... 33<br />

i<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


ii Inhaltsverzeichnis<br />

B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

1 Einleitung......................................................................................................................................... 37<br />

1.1 Allgemeines................................................................................................................................................... 37<br />

1.2 Prozeßablauf der Aluminiumerzeugung <strong>und</strong> -verarbeitung ........................................................................... 38<br />

2 Importstrukturen............................................................................................................................. 39<br />

3 Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import.................................................................................................... 41<br />

3.1 Abbau, Aufbereitung <strong>und</strong> Import <strong>von</strong> Bauxit.................................................................................................. 41<br />

3.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Bauxit ...................................................... 41<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Bauxit.................................................................................. 42<br />

3.3.1 KEA für Bauxit frei Tonerdewerk........................................................................................................ 42<br />

3.3.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Bauxit .................................................................................... 42<br />

3.3.3 Zusammenfassung............................................................................................................................. 42<br />

3.4 Produktion <strong>und</strong> Import <strong>von</strong> Tonerde.............................................................................................................. 43<br />

3.5 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Tonerde................................................... 44<br />

3.6 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Tonerde .............................................................................. 47<br />

3.6.1 KEA für Tonerde frei Elektrolysewerk................................................................................................. 47<br />

3.6.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Tonerde................................................................................. 51<br />

3.6.3 Zusammenfassung............................................................................................................................. 52<br />

4 Aluminium-Produktion................................................................................................................... 53<br />

4.1 Primär-Aluminium-Produktion........................................................................................................................ 53<br />

4.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Aluminium.................................... 54<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Aluminium...............................................................58<br />

4.3.1 KEA für Primär-Aluminium frei Halbzeugwerk.................................................................................... 58<br />

4.3.2 Indirekte Emissionen <strong>von</strong> Primär-Aluminium...................................................................................... 60<br />

4.3.3 Zusammenfassung............................................................................................................................. 61<br />

4.4 Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Produktion................................................................................................................... 62<br />

4.5 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium............................... 63<br />

4.6 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium .......................................................... 65<br />

4.6.1 KEA für Sek<strong>und</strong>är-Aluminium frei Halbzeugwerken........................................................................... 65<br />

4.6.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium ............................................................. 67<br />

4.7 Zusammenfassung........................................................................................................................................ 67<br />

5 Halbzeugproduktion....................................................................................................................... 69<br />

5.1 Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten....................................................................................................................... 69<br />

5.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten ................................................... 69<br />

5.3 Herstellung <strong>von</strong> Endprodukten ...................................................................................................................... 69<br />

5.4 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong> Endprodukten................................................... 71<br />

5.5 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> <strong>Halbzeugen</strong> ........................................................................ 72<br />

5.5.1 KEA für die Bereitstellung <strong>von</strong> Aluminium-<strong>Halbzeugen</strong>...................................................................... 72<br />

5.5.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Aluminium-<strong>Halbzeugen</strong> ......................................................... 73<br />

6 Zusammenfassung......................................................................................................................... 74<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


C. Die Kupferprozeßkette<br />

1 Einleitung......................................................................................................................................... 75<br />

1.1 Allgemeines................................................................................................................................................... 75<br />

1.2 Prozeßablauf der Kupfererzeugung <strong>und</strong> -verarbeitung.................................................................................. 76<br />

2 Importstrukturen............................................................................................................................. 77<br />

3 Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import.................................................................................................... 78<br />

3.1 Abbau, Aufbereitung <strong>und</strong> Import der Kupfererze........................................................................................... 78<br />

3.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Kupferkonzentraten................................. 79<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Kupferkonzentraten ............................................................ 80<br />

3.3.1 KEA für Kupferkonzentrat frei Kupferhütte ......................................................................................... 80<br />

3.3.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Kupferkonzentraten ............................................................... 82<br />

3.3.3 Zusammenfassung............................................................................................................................. 82<br />

4 Kupfer-Produktion.......................................................................................................................... 83<br />

4.1 Primär-Kupfer-Produktion.............................................................................................................................. 83<br />

4.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Kupfer.......................................... 85<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Kupfer ..................................................................... 87<br />

4.3.1 KEA für Primär-Kupfer frei Halbzeugwerk.......................................................................................... 87<br />

4.3.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Kupfer.......................................................................90<br />

4.3.3 Zusammenfassung............................................................................................................................. 91<br />

4.4 Sek<strong>und</strong>är-Kupfer-Produktion......................................................................................................................... 92<br />

4.4.1 Verhüttung <strong>und</strong> Raffination................................................................................................................. 92<br />

4.5 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer ..................................... 93<br />

4.6 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer ................................................................94<br />

4.6.1 KEA für bei den Halbzeugwerken bereitgestelltes Sek<strong>und</strong>är-Kupfer ................................................. 94<br />

4.6.2 Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer .................................................................... 95<br />

4.7 Zusammenfassung........................................................................................................................................ 95<br />

5 Halbzeugproduktion....................................................................................................................... 97<br />

5.1 Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten....................................................................................................................... 97<br />

5.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten ................................................... 97<br />

5.3 Herstellung <strong>von</strong> Endprodukten ...................................................................................................................... 97<br />

5.4 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong> Endprodukten................................................... 99<br />

5.5 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> <strong>Halbzeugen</strong> ...................................................................... 102<br />

5.5.1 KEA <strong>von</strong> Kupfer-<strong>Halbzeugen</strong> ........................................................................................................... 102<br />

5.5.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Kupfer-<strong>Halbzeugen</strong>.............................................................. 105<br />

6 Zusammenfassung....................................................................................................................... 106<br />

iii<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


iv Inhaltsverzeichnis<br />

Weiterführende Überlegungen<br />

1 Sensitivitätsbetrachtung.............................................................................................................. 107<br />

1.1 Auswirkungen der spez. Primärenergieaufwendungen zur Bereitstellung elektrischer Energie auf den<br />

KEA am Beispiel des Aluminiums ............................................................................................................... 107<br />

1.2 Importstrukturen für Primär-Rohstoffe <strong>und</strong> Seitenimporte ........................................................................... 110<br />

1.3 Sek<strong>und</strong>ärmetall ........................................................................................................................................... 111<br />

1.4 Halbzeugimporte ......................................................................................................................................... 112<br />

2 KEA <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metallen <strong>und</strong> Heizwert ................................................................................ 114<br />

Anhang<br />

Literaturverzeichnis........................................................................................................................... A-1<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

A. Die Stahlprozeßkette<br />

Ohne Stahl wäre die Entwicklung unserer Wirtschaft <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene hohe<br />

Lebensstandard nicht möglich gewesen. Auch wenn der Einsatz <strong>von</strong> Stahl in den letzten<br />

Jahren stetig abgenommen hat, so ist Stahl immer noch einer der wichtigsten, vielseitigsten<br />

<strong>und</strong> anpassungsfähigsten Werkstoffe. Dies wird am ehesten dadurch deutlich, daß<br />

der Verbrauch an Stahl den aller Nichteisenmetalle um den Faktor zehn überschreitet.<br />

Dies liegt in erster Linie an den vielfältigen Eigenschaften - Stahl ist warm- <strong>und</strong> kaltumformbar,<br />

schweißgeeignet, spanend bearbeitbar, hart, zäh, verschleißfest, korrosions<strong>und</strong><br />

hitzebeständig <strong>und</strong> wird in fast 2000 verschiedenen Norm- <strong>und</strong> Regelstählen angeboten<br />

1 . Im Vergleich mit anderen Werkstoffen ist Stahl mit einem verhältnismäßig geringen<br />

Energieaufwand herzustellen.<br />

1.1 Allgemeines<br />

Die Erhebung <strong>von</strong> Emissionsdaten bzw. <strong>von</strong> Daten, die sich einzelnen Prozeßmodulen<br />

zuordnen lassen, erwies sich, wie auch bei anderen Metall-Prozeßketten, als äußerst<br />

schwierig. Befürchtungen seitens der Stahlindustrie, in einem direkten Vergleich<br />

schlechter abzuschneiden, verursachen eine eher ablehnende Haltung gegenüber Anfragen,<br />

die wettbewerbssensibele Informationen betreffen. Häufig sind die ermittelten<br />

Zahlen sehr allgemein <strong>und</strong> unspezifisch <strong>und</strong> deshalb nur sehr schwer einzelnen Prozeßschritten<br />

zuzuordnen (siehe hierzu auch /SBFe/ bzw. /SBFe2/).<br />

Die Emissionsdaten sind deshalb in dieser Prozeßketten entweder durch Vergleich der<br />

Prozesse mit allgemeinen Industriewärmeprozessen, für die Emissionsdaten zur Verfügung<br />

stehen (Gr<strong>und</strong>lage /GEM3/ /Emi/, /VDEW/), oder durch theoretische<br />

Verbrennungsrechnung ermittelt worden.<br />

Alle Verfahrensbeschreibungen, Abbildungen <strong>und</strong> Zahlenwerte für die Stahlprozeßkette<br />

stammen, falls nicht explizit anders angegeben, aus Arbeiten die an der FfE entstanden<br />

sind.<br />

1 Hinzu kommen noch viele andere Güten, die nicht genormt sind.<br />

1<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


2 A. Die Stahlprozeßkette<br />

1.2 Prozeßablauf der Stahlerzeugung <strong>und</strong> -verarbeitung<br />

Um eine Vorstellung zur Struktur der Prozeßkette zu bekommen, soll der betrachtete<br />

Prozeßablauf schematisch dargestellt werden. In der rechten unteren Ecke der Prozeßmodule<br />

wird das jeweils dazugehörige <strong>und</strong> näher erläuternde Kapitel angegeben.<br />

Legende<br />

Prozeßschritt<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Stoffbezeichnung<br />

Schrott<br />

Elektro-<br />

Stahlwerk<br />

Elektro-<br />

Rohstahl<br />

4.<br />

Kokerei<br />

Koks<br />

24% Stranggieß- 76%<br />

anlage 5.<br />

Vorbramme<br />

Halbzeugherstellung<br />

Halbzeuge,<br />

Produkte<br />

Bergbau<br />

Aufbereitung<br />

Import<br />

Hochofen<br />

Oxygen-<br />

Stahlwerk<br />

3.<br />

3.<br />

3.<br />

Pelletanlage<br />

Sinteranlage<br />

4. 4.<br />

5.<br />

Roherz<br />

Eisenerz Feinsterz<br />

Stückerz,<br />

Feinerz<br />

Stückerz,<br />

Pellets,<br />

Feinerz<br />

Stückerz,<br />

Feinerz<br />

Roheisen<br />

Oxygen-<br />

Rohstahl<br />

Abbildung A-1: Schematische Darstellung der Stahlprozeßkette<br />

4.<br />

4.<br />

Pellets<br />

Roherz<br />

Sinter<br />

3.<br />

in Deutschland


Importstrukturen 3<br />

1.3 Erläuterung zum KEA der Anlage<br />

Es wird sich im Rahmen dieser Betrachtungen zeigen, daß der KEA zur Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Produktionsanlagen bzw. Transportmitteln (KEAAnlage) mit einem Anteil am gesamten<br />

KEA des Halbzeugs mit weniger als 5 ‰ beteiligt ist.<br />

Trotzdem sollen bei der Stahlprozeßkette diese Aufwendungen exemplarisch berücksichtigt<br />

werden. Die Berechnung des KEAAnlage wurde mit Hilfe untenstehender Formeln<br />

durchgeführt (Formel A-1 bzw. A-2). Zur Berechnung des KEAAnlage für stationäre Anlagen<br />

werden Angaben über das Eigengewicht der Anlage (mi), den KEA des verwendeten<br />

Materials (KEAi), den Verschnitt 2 (Vi), die Lebensdauer Ti L des betrachteten Materials in<br />

Jahren <strong>und</strong> die Kapazität (K) in Tonnen pro Jahr benötigt. Bei mehreren verwendeten<br />

Materialien muß entsprechend summiert werden:<br />

stationär mi × ( 1+<br />

Vi) × KEAi<br />

KEAAnlage<br />

= <br />

(A-1)<br />

L<br />

i= MaterialTi×<br />

K<br />

Bei mobilen Anlagen wird der KEAAnlage auf die transportierte Nutzlast bezogen. Als<br />

Kapazität wird hier das Produkt aus Fahrten pro Jahr (Fi) <strong>und</strong> der Nutzlast (Li) verstanden.<br />

Die Summation erfolgt über die unterschiedlichen Transportmittel, die während<br />

der Transports zum Einsatz kommen.<br />

KEA<br />

m × ( 1+<br />

V ) × KEA<br />

mobil<br />

i<br />

i<br />

Anlage = L<br />

i= TM Ti<br />

× Fi<br />

× Li<br />

2 Importstrukturen<br />

i<br />

(A-2)<br />

Im Jahre 1995 wurden 45,81 Mio Tonnen Eisenerze nach Deutschland importiert, die<br />

sich aus 12,2 % Stückerzen, 34,1 % Pellets, 42,3 % Feinerzen <strong>und</strong> 11,4 % konzentrierten<br />

Feinerzen 3 zusammensetzen.<br />

Das heißt, nur ca. 5,6 Mio Tonnen Stückerze verließen die Grube ohne weitere Behandlung<br />

als sog. „run of mine“-Erz; die restlichen Erze durchlaufen vor der Verschiffung<br />

unterschiedliche Aufbereitungsprozesse, in denen eine Erhöhung der Eisenanteile vorgenommen<br />

4 <strong>und</strong> ein Teil zu Pellets verarbeitet wird. 1995 hat Deutschland die Erze im<br />

wesentlichen aus vier Ländern bezogen - Brasilien mit einem Importanteil <strong>von</strong> beinahe<br />

50 % sei hier an erster Stelle genannt, gefolgt <strong>von</strong> Kanada, Australien <strong>und</strong> Schweden<br />

mit je r<strong>und</strong> 15 % Anteil.<br />

Auf eine Darstellung der genaueren Aufschlüsselung bezüglich der zehn größten Gruben<br />

sowie Angaben über die Anteile der Erzsorten (Stückerz, Pellets, Feinerz <strong>und</strong> Konzentrate)<br />

<strong>und</strong> der Eisenkonzentrationen (Fe-Gehalt) vor <strong>und</strong> nach der Aufbereitung wird an<br />

dieser Stelle verzichtet. Mit Hilfe dieser Daten über den Fe-Gehalt der betrachteten<br />

Eisen- bzw. Roherze jeder einzelnen Grube läßt sich aus der importierten Eisenerzmenge<br />

5 die abgebaute Roherzmenge 6 für jede einzelne Grube <strong>und</strong> die Masse der unter-<br />

2 Bei Stahl wird der Verschnitt meist mit 10 % angesetzt.<br />

3 In Statistiken werden diese ebenfalls als Feinerze geführt.<br />

4 durch Brechen, Mahlen <strong>und</strong> Abtrennen <strong>von</strong> taubem Gestein (Gestein mit niedrigen Fe-Anteilen)<br />

5 nach der Aufbereitung (also mit erhöhtem Fe-Gehalt)<br />

6 vor der Aufbereitung (also mit niedrigerem Fe-Gehalt)<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


4 A. Die Stahlprozeßkette<br />

schiedlichen Erzsorten berechnen. Durch Summation über alle Gruben ergeben sich<br />

57,75 Mio Tonnen Roherz, was einer Mengenausbringung <strong>von</strong> 79,3 % entspricht.<br />

Hieraus kann ein durchschnittlicher Fe-Gehalt der Roherze <strong>und</strong>, nachdem sie die Aufbereitungsanlagen<br />

durchlaufen haben, der Eisenerze gewichtet nach Importmengen der<br />

einzelnen Gruben ermittelt werden. Für Roherze ergibt sich demnach ein mittlerer Fe-<br />

Gehalt <strong>von</strong> 52,0 % - für Eisenerze 65,5 %.<br />

Betont sei, daß die Zahlenwerte in den folgenden Kapiteln für die Endenergieverbräuche<br />

beim Abbau der Erze, der Aufbereitung <strong>und</strong> der Pelletierung ausschließlich aus der<br />

Grube Fabrica in Brasilien stammen 7 . Es wird in diesem Zusammenhang allerdings<br />

angenommen, daß sie sich in den anderen Gruben ähnlich verhalten, zumal beinahe<br />

50 % der für Deutschland relevanten Eisenerze in Brasilien gefördert werden. Diese<br />

Annahme war nötig, da Daten anderer Gruben nicht zur Verfügung standen.<br />

/Corr/, /Wen/<br />

7 Für die Berechnung des Energieverbrauchs zur Herstellung <strong>von</strong> Magnetit-Pellets wurde zusätzlich die zwischenzeitlich<br />

stillgelegte Grube Bong Range in Liberia zum Vergleich herangezogen. Werte zum Energieverbrauch stammen aus<br />

/Fri/.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 5<br />

3 Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import<br />

3.1 Abbau, Aufbereitung <strong>und</strong> Import der Eisenerze<br />

Der Abbau der für Deutschland relevanten Roherze geschieht, mit Ausnahme einer<br />

Grube in Schweden, im Tagebau. Hierfür werden ausschließlich Seilbagger verwendet,<br />

da Hydraulikbagger unter den Bedingungen des Eisenerzabbaus eine zu niedrige<br />

Lebensdauer aufweisen. Der Abraum, der mitabgebaut werden muß, aber keine Eisenanteile<br />

beinhaltet , wird in der Nähe zum Rekultivieren wieder verschüttet. Das Roherz<br />

wird mit Hilfe <strong>von</strong> LKW zur Aufbereitungsanlage transportiert.<br />

Um die Schlackenmenge im Hochofen zu reduzieren, ist es erforderlich, den Eisengehalt<br />

der eingesetzten Erze zu erhöhen. Die Verfahren der Erzaufbereitung sind sehr unterschiedlich<br />

<strong>und</strong> hängen <strong>von</strong> den Eisenkonzentrationen der Erze vor <strong>und</strong> nach der Aufbereitung<br />

ab. Das mit LKW angelieferte Roherz wird in Brechern zermahlen <strong>und</strong> zunächst<br />

zwischengelagert. Dabei wird das Erz aus unterschiedlichen Abbaustellen gemischt <strong>und</strong><br />

somit eine homogene <strong>und</strong> gleichbleibende Zusammensetzung gewährleistet. Von diesen<br />

sog. Mischbetten gelangt das Eisenerz zur Aufbereitungsanlage, wo das Erz mehrmals<br />

zerkleinert, klassifiziert <strong>und</strong> gereinigt wird. Als Endprodukte ergeben sich die Stückerze<br />

mit einer Korngröße zwischen 30 <strong>und</strong> 8 mm, die Sintererze mit Korngrößen zwischen 8<br />

<strong>und</strong> 0,8 mm, die Feinerze mit Korngrößen zwischen 0,8 mm <strong>und</strong> 0,1 mm <strong>und</strong> die Partikel<br />

8 kleiner als 0,1 mm, die in die Pelletproduktion gehen.<br />

Die bei der Aufbereitung im zunehmenden Maße entstehenden Feinsterze mit Korngrößen<br />

unter 0,1 mm 9 werden, um beim Transport zu große Verluste zu vermeiden 10 , vor<br />

Ort zu Pellets gebacken. Hierbei wird das Feinsterz unter Beimischung <strong>von</strong> Brennstoffen<br />

(Petrolkoks <strong>und</strong> Schweröl), sowie Bindemitteln <strong>und</strong> Zuschlagstoffen (Kalkstein,<br />

Kalk <strong>und</strong> Bentonit) in Pelletiertrommeln zu 10-15 mm großen Kugeln, den sog. Grünpellets<br />

verarbeitet, die anschließend nach Größe sortiert werden. Pellets, die nicht die<br />

erforderliche Größe aufweisen, gehen zurück in die Trommeln, der Rest gelangt zu<br />

einem Heißluftofen. In diesem werden die Grünpellets ähnlich wie in einer Sinteranlage<br />

(s.a. Kap. 4.1) durch Verbrennen der Brennstoffe bei ca. 1300° C zu Pellets gebacken.<br />

Nach Abkühlen der Pellets, wobei die Abwärme wiederum zum Vorheizen der Grünpellets<br />

verwendet wird, werden diese nochmals sortiert. Die Pellets mit Korngrößen<br />

kleiner 7mm verlassen die Anlage als Sintererz (Feinerze für die Sinterproduktion), ein<br />

kleiner Teil der restlichen Pellets dient im Ofen als Deckschicht auf dem Rost, um diesen<br />

vor Verz<strong>und</strong>erung zu schützen. Der Hauptanteil der Pellets größer 7mm wird jedoch<br />

exportiert.<br />

Der Transport der Eisenerze läßt sich in drei Abschnitte gliedern. Zuerst muß das<br />

Eisenerz <strong>von</strong> der Grube bzw. Aufbereitungsanlage bis zum Hochseehafen transportiert<br />

werden - dies geschieht üblicherweise mit der Bahn. Danach wird es auf Massengutfrachter<br />

verladen <strong>und</strong> bis nach Rotterdam transportiert, um im Anschluß auf Leichter<br />

verladen <strong>und</strong> mit Schubbooten auf den Binnengewässern bis zu den jeweiligen Hütten-<br />

8 Feinsterze; wird auch Pelletfeed genannt<br />

9 1995 lag Ihr Anteil bei über 34 %<br />

10 Übergang der staubartigen Feinsterze in die Atmosphäre während des Transports bzw. beim Umladen<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


6 A. Die Stahlprozeßkette<br />

werken gebracht zu werden. Die nach Importanteilen gewichteten Transportentfernungen<br />

betragen ca. 600 km für den Bahntransport, r<strong>und</strong> 9700 km für den Hochseetransport<br />

<strong>und</strong> 250 km für den Binnentransport. Bei der Ermittlung dieser Entfernungen<br />

wurde neben den unterschiedlichen Ländern der Standort der Gruben, Aufbereitungsanlagen<br />

bzw. Verschiffungshäfen berücksichtigt.<br />

/Corr/, /Die/, /Fab/, /Fri/, /Har/, /Keg/, /SE1/, /SE2/, /SE3/, /SF/<br />

3.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Eisenerzen<br />

Für den Abbau der Roherze wird elektrische Energie für Seilbagger <strong>und</strong> Diesel für<br />

Bohrmaschinen, Raupen, Radlader <strong>und</strong> Lastwägen verbraucht, wobei der Energieverbrauch<br />

hauptsächlich durch Diesel gedeckt wird. Da in Kiruna Eisenerz im Untertagebau<br />

abgebaut wird, wurde dort <strong>von</strong> einem doppelt so hohen Endenergieverbrauch wie in<br />

den übrigen Gruben ausgegangen, der über den Importanteil der Eisenerze aus Kiruna<br />

mit dem Energiebedarf für den Tagebau quotal gemittelt wird.<br />

Input Wert Einheit<br />

Elektro (Tagebau) 0,56 kWh/t Roherz<br />

Elektro (Untertagebau) 0,14 kWh/t Roherz<br />

Energieverbr. Diesel 0,44 kg/t Roherz<br />

Für die Erzaufbereitung wird beinahe ausschließlich elektrische Energie benötigt,<br />

wobei sich dieser Endenergieverbrauch je nach betrachteter Eisenerzsorte 11 unterscheidet.<br />

Für Stückerze ist er am niedrigsten, für das Feinsterz, welches in die Pelletproduktion<br />

geht, am höchsten. Der Mahlverschleiß der Brecher <strong>und</strong> Mühlen ist ebenfalls mit<br />

berücksichtigt worden.<br />

Input Wert Einheit<br />

Roherz 1260,68 kg/t Eisenerz<br />

Prozeß Stückerz 5,62 kWh/t Stückerz<br />

Prozeß Feinerz 8,46 kWh/t Feinerz<br />

Prozeß Pelletfeed 29,53 kWh/t Pelletfeed<br />

Mahlverschleiß 0,54 kg/t Eisenerz<br />

Bei der Pelletproduktion benötigt das Backen der Grünpellets die meiste Energie. Die<br />

erheblichen Differenzen im End- sowie Primärenergieverbrauch in unterschiedlichen<br />

Gruben ergeben sich allerdings nicht durch abweichende Pelletierverfahren, sondern<br />

vielmehr durch verschiedene Eisenerzfraktionen. Der Energieaufwand beträgt bei der<br />

Verwendung <strong>von</strong> Hämatiterz (Fe2O3) ca. das dreifache <strong>von</strong> dem bei der Verwendung <strong>von</strong><br />

Magnetiterz (Fe3O4). Der wesentlich geringere Energieaufwand beruht darauf, daß das<br />

Magnetit bei der Umwandlung zu Hämatit oxidiert 12 <strong>und</strong> diese Oxidationswärme die<br />

durch den Brennstoff eingebrachte Energie zum Teil substituiert.<br />

Das quotal nach Importanteilen gewichtete Mittel zwischen beiden Prozessen kann bei<br />

Kenntnis der Anteile der „Hämatitpellets“ bzw. „Magnetitpellets“ 13 berechnet werden.<br />

11 Stückerz, Pelletfeed, Feinerze<br />

12 Das Eisen im Magnetit liegt sowohl 2-wertig (1x) als auch 3-wertig (2x) vor, weshalb sich tatsächlich eine<br />

Oxidation ergibt. Zwei Magnetit plus ein Sauerstoff reagieren unter Zufuhr einer gewissen Aktivierungsenergie<br />

zu drei Hämatit. /Keg/, /SF/<br />

13 Eigentlich handelt es sich bei Pellets gr<strong>und</strong>sätzlich um Hämatit, da Magnetit wie bereits weiter oben erwähnt bei der<br />

Pelletproduktion aufoxidiert wird. Unter Magnetitpellets sind deshalb Pellets aus Magnetiterzen zu verstehen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 7<br />

1995 wurden 15,6 Mio Tonnen Pellets nach Deutschland importiert, wo<strong>von</strong> ca. 2/3 aus<br />

Hämatit <strong>und</strong> 1/3 aus Magnetit hergestellt wurden (/Wen/).<br />

Input Wert Einheit<br />

Pelletfeed 960,72 kg/t Pellet<br />

Heizöl schwer 14,23 kg/t Pellet<br />

Petrolkoks 11,46 kg/t Pellet<br />

Strom 25,00 kWh/t Pellet<br />

Bentonit 3,29 kg/t Pellet<br />

Kalk 7,99 kg/t Pellet<br />

Kalkstein 28,00 kg/t Pellet<br />

Massenflußdiagramm<br />

Zusätzlich sollen die wesentlichsten Massenströme für die Bereitstellung <strong>von</strong> Eisenerzen<br />

zusammenfassend dargestellt werden.<br />

Taubes Gestein<br />

257 kg<br />

Abbau <strong>und</strong><br />

Aufbereitung<br />

Stückerz<br />

122 kg<br />

Roherz<br />

1243 kg<br />

Feinerz<br />

537 kg<br />

Transport<br />

Eisenerz-Mix 95<br />

1000 kg<br />

Pelletfeed<br />

327 kg<br />

Pelletierung<br />

Pellets<br />

341 kg<br />

Abbildung A-2: Massenflußdiagramm zur Eisenerz-Bereistellung<br />

Bindemittel <strong>und</strong><br />

Zuschläge 14 kg<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Eisenerzen<br />

3.3.1 KEA für beim Eisenhüttenwerk bereitgestellte Eisenerze<br />

Der elektrische Energieaufwand für den Abbau der Roherze wird mit Ausnahme für<br />

Kiruna mit den spezifischen Aufwendungen für die Bereitstellung elektrische Energie in<br />

Eisenerz-exportierenden Ländern bewertet (KEAFe-Erz-Mix, 14 ). Der KEA für den elektri-<br />

14 Siehe auch Tabelle 5 in Bericht I<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


8 A. Die Stahlprozeßkette<br />

schen Energiebedarf in Kiruna wird dagegen unter Berücksichtigung der Kraftwerksstruktur<br />

in Schweden ermittelt. Der KEA für den benötigten Diesel wird unabhängig<br />

<strong>von</strong> dem gerade betrachteten Land über die im Allgemeinen Teil (Tabelle 3, Bericht I)<br />

dargestellten Daten berechnet. Unter Berücksichtigung eines KEAAnlage <strong>von</strong> 1,4 MJ<br />

resultiert ein KEA <strong>von</strong> 27,2 MJ pro Tonne Roherz<br />

Die bei der Erzaufbereitung benötigte Energie wird ebenfalls über den KEAFe-Mix, el<br />

bewertet. Der Mahlverschleiß in den Brechern <strong>und</strong> Mühlen wird als einzige Aufwendung<br />

für den KEAAnlage mit dem KEA <strong>von</strong> Stahl bewertet. Insgesamt ergibt sich somit ein KEA<br />

<strong>von</strong> 86 MJ/t für Stückerze, 105 MJ/t für Feinerze <strong>und</strong> 244 MJ/t für Pelletfeed.<br />

Der KEA für die Pelletproduktion wird zu ca. 70 % durch die eingesetzten fossilen<br />

Energieträger Schweröl bzw. Petrolkoks <strong>und</strong> zu je ca. 15 % durch elektrischen Energie<strong>und</strong><br />

den Pelletfeed-Einsatz verursacht. Der KEAAnlage schlägt mit lediglich 8 MJ pro<br />

Tonne zu Buche. Der KEA <strong>von</strong> Pellets ergibt sich demnach zu 1.856 MJ pro Tonne Hämatiterz<br />

bzw. zu 822 MJ pro Tonne Magnetiterz. Über die obengenannten Importanteile<br />

läßt sich somit im gewichteten Mittel ein KEA <strong>von</strong> 1.511 MJ pro Tonne festlegen.<br />

Bei der Berechnung der Energieaufwendungen für die drei oben genannten Prozeßschritte<br />

wurden einige Annahmen getroffen, die mit einer gewissen Unsicherheit behaftet<br />

sind, außerdem wurde <strong>von</strong> Daten einer einzelnen Grube auf Zahlen anderer Gruben<br />

zurückgeschlossen, was nur in grober Näherung gültig ist. Da aber der Anteil des Energieaufwands<br />

(KEA) für den Abbau, die Aufbereitung <strong>und</strong> die Pelletierung im Durchschnitt<br />

15 pro Tonne Rohstahl-Mix zu weniger als 10 % beiträgt, sind diese Annahmen im<br />

Rahmen der Gesamtbetrachtung durchaus gerechtfertigt.<br />

Die Transportaufwendungen ergeben sich aus den gemittelten Transportentfernungen<br />

<strong>und</strong> dem KEA für Transportprozesse aus Tabelle 6 im Bericht I (Allgemeinen<br />

Teil). Es zeigt sich, daß der Bahn- <strong>und</strong> Hochseetransport mit je ca. 45 % <strong>und</strong> der<br />

Binnentransport mit 10 % beteiligt ist.<br />

15 gewichtet nach Importanteilen der unterschiedlichen Eisenerzfraktionen <strong>und</strong> den Anteilen der Elektro- bzw.<br />

Oxygenstahlproduktion.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 9<br />

Die Hauptbeiträge zum KEA für eine Tonne Eisenerz-Mix können untenstehender Abbildung<br />

entnommen werden. Der Gesamtaufwand pro Tonnen Eisenerzsorte ist zusammen<br />

mit den anfallenden Emissionen in Tabelle A-1 zusammengestellt.<br />

Stückerz<br />

11 MJ<br />

Feinerz<br />

57 MJ<br />

Strom<br />

106 MJ<br />

Diesel<br />

26 MJ<br />

KEA Anlage<br />

16 MJ<br />

Abbau <strong>und</strong><br />

Aufbereitung<br />

Stückerz<br />

128 MJ<br />

Pelletfeed<br />

80 MJ<br />

Pellets<br />

514 MJ<br />

Transport<br />

Feinerz<br />

570 MJ<br />

Eisenerz-Mix 95<br />

1538 MJ<br />

Pelletierung<br />

Pellets<br />

840 MJ<br />

Güterzug<br />

398 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

422 MJ<br />

Schubboot + Leichter<br />

87 MJ<br />

KEA Anlage<br />

49 MJ<br />

Abbildung A-3: KEA-Flußdiagramm zur Eisenerz-Bereistellung<br />

Schweröl<br />

216 MJ<br />

Petrolkoks<br />

143 MJ<br />

Strom<br />

56 MJ<br />

Bindemittel <strong>und</strong><br />

Zuschläge 16 MJ<br />

KEA Anlage<br />

3 MJ<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


10 A. Die Stahlprozeßkette<br />

3.3.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Eisenerzen<br />

Für die oben genannten Prozeßschritte sind alle indirekten <strong>und</strong> direkten Emissionen der<br />

energetisch bewerteten Stoffe im Rahmen der Basisdaten bilanziert - sie sind kumuliert<br />

im nächsten Abschnitt, zusammen mit den gesamten primärenergetischen Energieaufwendungen<br />

für die Bereitstellung <strong>von</strong> Eisenerzen, dargestellt.<br />

Zu beachten ist, daß sich die durch den Einsatz elektrischer Energie verursachten Emissionen<br />

über Emissionsfaktoren der Eisenerz-exportierenden Ländern berechnen.<br />

3.3.3 Zusammenfassung<br />

Mit den Zahlen aus den obigen Abschnitten läßt sich den Eisenerzsorten bis zur Anlieferung<br />

bei den Hüttenwerken ein durchschnittlicher KEA 16 <strong>von</strong> 1.538 MJ/tEisenerz zuordnen,<br />

wobei die einzelnen Werte für die unterschiedlichen Eisenerzsorten stark <strong>von</strong>einander<br />

abweichen. Der KEA für die unterschiedlichen Eisenerzsorten bis zur Anlieferung<br />

bei den Hüttenwerken ist deshalb, ebenso wie die Emissionen in folgender Tabelle zusammenfassend<br />

dargestellt. Im KEA ist die Bereitstellung der Anlagen mit einem Anteil<br />

<strong>von</strong> ca. 3,5 % enthalten.<br />

Tabelle A-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Eisenerzen frei Eisenhüttenwerk in Deutschland 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Erzsorte<br />

16 gewichtet nach Importanteilen<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Stückerze 1.044 57 59 209 224 69 25 2 21<br />

Feinerze 1.063 58 59 210 224 71 25 2 21<br />

Pellets 2.468 174 111 352 939 134 39 5 39<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Eisen- <strong>und</strong> Stahlproduktion 11<br />

4 Eisen- <strong>und</strong> Stahlproduktion<br />

Die Eisenproduktion erfolgt meist in sog. integrierten Hüttenwerken. Ein modernes<br />

Eisenhüttenwerk umfaßt die Kokerei zur Herstellung des Koks für die Reduktion der<br />

Eisenerze, die Sinteranlage zum Verbacken der Feinerze - auch Sintererze genannt - zu<br />

Sinter, den Hochofen zum Reduzieren bzw. Schmelzen der Erze <strong>und</strong> somit zur Produktion<br />

des Roheisens, das Oxygenstahlwerk zum Reinigen des Eisens <strong>und</strong> Reduzieren des<br />

Kohlenstoffgehalts <strong>und</strong> die Stranggieß- <strong>und</strong> Warmwalzanlage zum Formen <strong>von</strong> Gußformaten,<br />

die in Halbzeugwerken weiterverarbeitet werden. Eine Alternative zur Prozeßkette<br />

Eisenerz-Hochofen-Oxygenstahlwerk stellt das Elektroverfahren dar - hierbei<br />

werden Eisenschrott <strong>und</strong> andere Fe-haltigen Reststoffe unter Einsatz elektrischer Energie<br />

eingeschmolzen <strong>und</strong> der sog. Elektrostahl gewonnen.<br />

4.1 Herstellung der Hochofeneingangsstoffe Koks <strong>und</strong> Sinter<br />

Der Prozeß der Verkokung, auch Entgasung oder trockene Destillation genannt, stellt<br />

das bedeutendste Verfahren zur Kohleveredelung dar. Bei Erhitzung <strong>von</strong> Steinkohle<br />

unter Sauerstoffabschluß bei ca. 1.000 °C bis 1.300 °C in 30 bis 40 t fassenden Kammeröfen<br />

findet eine thermische Umwandlung zu Koks statt. Der Koks wird im Hochofen<strong>und</strong><br />

Sinterprozeß als Reduktionsmittel verwendet, wohingegen das als Kuppelprodukt<br />

anfallende Kokereigas nach Reinigung als Brennstoff verwendet werden kann. In ca.<br />

80 % der Fälle sind die Kokereien Bestandteil der Hüttenwerke, d.h. die Kokserzeugung<br />

geschieht vor Ort, was den Vorteil einer effektiveren Nutzung der Kuppelprodukte hat.<br />

Das Sintern kann als Substitutionsverfahren für Stückerze betrachtet werden. Hierbei<br />

wird Feinerz zu Pellet-ähnlichen Stücken verbacken. Dies ist notwendig, da der Hochofen<br />

stückiges Material ausreichender Festigkeit verlangt. 1995 lag Feinerzmengen bei<br />

einem Anteil über 53 % der gesamten importierten Eisenerze. Somit stellt die Sinterherstellung<br />

einen wesentlichen Prozeßschritt in der Stahlerzeugung dar. In der Sinteranlage<br />

wird das angelieferte Feinerz zunächst zwischengelagert 17 , um später in Mischtrommeln<br />

mit Koksgrus, Feinkalk, Kreislauf- <strong>und</strong> anderen Zuschlagsstoffen vermischt<br />

zu werden. Anschließend wird ein Verbrennnen des Koksgruses in dieser Mischung<br />

initiiert, wodurch man verbackenen, grobkörnigen Sinter erhält. Durch eine Klassierung<br />

wird der Fertigsinter mit Korngrößen größer 25 mm ausgekoppelt. Der Anteil mit einer<br />

Korngröße kleiner als 8 mm wird der Sintermischung als Rückgut zugeführt <strong>und</strong> der<br />

Rest wird als Deckgut auf dem Sinterband 18 verwendet, um dieses vor Verz<strong>und</strong>erung zu<br />

schützen.<br />

/Corr/, /SES/, /SF/, /TdC/, /Wen/<br />

4.2 Herstellung <strong>von</strong> Roheisen<br />

Das zentrale Aggregat der Anlage bildet der Hochofen - ein kontinuierlich nach dem<br />

Gegenstromprinzip arbeitender 40-90 m hoher Schachtofen, dessen Gestelldurchmesser<br />

17 um eine homogene Erzqualität zu erreichen<br />

18 Wanderrost auf dem die Verbrennung stattfindet<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


12 A. Die Stahlprozeßkette<br />

7-15 m beträgt. In ihm wird aus den Eisenträgern (Sinter, Pellets <strong>und</strong> Stückerze) Roheisen<br />

erzeugt. Als Hauptnebenprodukte fallen Schlacke <strong>und</strong> ein als Gichtgas oder auch<br />

Hochofengas bezeichnetes Prozeßgas an, das im Hüttenwerk als Energieträger genutzt<br />

wird. Als Reduktionsmittel <strong>und</strong> Energieträger für das Erschmelzen <strong>von</strong> Eisenerzen wird<br />

Koks verwendet. In den letzten Jahren wird zunehmend versucht, den Anteil des eingesetzten<br />

Koks durch Einsatz anderer Energieträger zu verringern. Während die Funktion<br />

des Brennstoffes, Reduktionsmittels <strong>und</strong> des Aufkohlungsmittels durch andere Kohlenstoffträger<br />

wie Schweröl oder Feinkohle ersetzt werden kann, ist eine vollständige Substitution<br />

des Kokses aufgr<strong>und</strong> seiner Aufgabe als Stütz- <strong>und</strong> Durchgasungssystem nicht<br />

möglich. Weitere Anlagenteile der Hochofenanlage sind Bunker- <strong>und</strong> Begichtungseinrichtungen,<br />

Winderhitzer <strong>und</strong> Windzuführung, Gichtgasabzug <strong>und</strong> -entstaubung,<br />

sowie Transporteinrichtungen für Koks <strong>und</strong> Möller 19 , für zusätzlich eingesetzte Brennstoffe<br />

wie Öle <strong>und</strong> Feinkohle, für Sauerstoff <strong>und</strong> Luft, für die entstehende Schlacke <strong>und</strong><br />

für das eigentliche Zielprodukt, das Roheisen.<br />

Abbildung A-4: Querschnitt durch einen Hochofen <strong>und</strong> Winderhitzer (/SF/)<br />

Die Beschickung des Hochofens mit Möller <strong>und</strong> Koks geschieht über die Gicht, der oberen<br />

Öffnung des Hochofens. Sie dient als Vorwärmzone, in der den Möllerbestandteilen<br />

<strong>und</strong> dem Koks durch das aufsteigende Gas die Feuchtigkeit <strong>und</strong> das chemisch geb<strong>und</strong>ene<br />

Wasser bei ca. 200°C entzogen wird.<br />

19 Gemisch aus Eisenerzen <strong>und</strong> Zuschlagstoffen<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Eisen- <strong>und</strong> Stahlproduktion 13<br />

Unterhalb der Gicht befindet sich ein kegelförmiger Schacht, in dem bei Temperaturen<br />

<strong>von</strong> 800°C bis 1000°C die leicht exotherme „indirekte Reduktion“ der Eisenerze mit<br />

Kohlenmonoxid stattfindet. Der Schacht besitzt einen sich nach unten erweiternden<br />

Querschnitt, damit sich das heißer werdende, ausdehnende Beschickgut leichter nach<br />

unten bewegen kann.<br />

Den darunter liegenden Teil des Hochofens nennt man Rast, auf dessen Höhe r<strong>und</strong><br />

1.300°C erhitzte Druckluft (4 bar) <strong>und</strong> teilweise ebenso Feinkohle, Schweröl oder andere<br />

Energieträger eingeblasen werden. Diese Zufeuerung ist nötig um die in diesem Bereich<br />

stattfindende stark endotherme Reaktion mit Kohlenstoff - „direkte Reduktion“ genannt<br />

- aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig findet aber eine unvermeidliche Aufkohlung 20 des<br />

Eisens statt, die zum einen zwar den Schmelzpunkt des Eisens absenkt, zum anderen<br />

aber das Entfernen des Kohlenstoffs durch einen weiteren Prozeßschritt erforderlich<br />

macht.<br />

Bei all diesen chemischen Reaktionen bildet sich das nach oben strömende Gichtgas,<br />

welches die Gicht bei einer Temperatur <strong>von</strong> ca. 200°C <strong>und</strong> einem Druck <strong>von</strong> ca. 2,5 bar<br />

verläßt. Das Gas wird über Gichtgasturbinen zur Stromerzeugung entspannt <strong>und</strong> nach<br />

diversen Reinigungsvorgängen als Brennstoff wieder eingesetzt.<br />

Am untersten Ende des Hochofens befindet sich das Gestell. Bis dort sind neben dem<br />

Roheisen auch alle anderen Möllerbestandteile <strong>und</strong> die Erzbegleitstoffe (Gangart) flüssig<br />

geworden, welche als Schlacke auf dem Roheisen schwimmen. Der Zusatz <strong>von</strong> Kalk ist<br />

nötig, da hierdurch eine Verschlackung des mit dem Koks eingebrachten, äußerst stahlschädigenden<br />

Schwefels erreicht wird. Alle 2-4 St<strong>und</strong>en wird das Roheisen zusammen<br />

mit der Schlacke über Stichlöcher abgezogen. Durch den Fuchs (Schlackenrückhaltedamm)<br />

werden die Phasen getrennt <strong>und</strong> in Transportgefäße gefüllt.<br />

/Corr/, /Fri/, /Hoch/, /SE8/, /SES/, /SF/, /TdC/<br />

4.3 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Roheisen<br />

Für die Koksherstellung werden als Energieträger Kohle, Gicht- <strong>und</strong> Kokereigas sowie<br />

Strom berücksichtigt. Zu beachten ist hierbei, daß nur ca. 230 kg der zugeführten Steinkohle<br />

als Brennstoff für die Kokerei betrachtet werden können, da eine Tonne Kohle<br />

nicht verbrannt wird, sondern zu Koks aufgewertet <strong>und</strong> somit in diesem Prozeß rein<br />

stofflich genutzt wird.<br />

20 Anreicherung mit Kohlenstoff im Bereich <strong>von</strong> 3,5-5 %<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


14 A. Die Stahlprozeßkette<br />

Input Wert Einheit<br />

Vollwert-Steinkohle 1230 kg/t Koks<br />

Gichtgas 649,9 m 3 /t Koks<br />

Kokereigas 20,2 m 3 /t Koks<br />

Strom 21 kWh/t Koks<br />

Dampf 185 kg/t Koks<br />

Druckluft 1,3 m 3 /t Koks<br />

Wasser 1,2 m 3 /t Koks<br />

Output Wert Einheit<br />

Kokereigas 460 m 3 /t Koks<br />

Schwefelsäure (100%) 10,7 kg/t Koks<br />

Steinkohlenteerpech 26 kg/t Koks<br />

Rohbenzol 9 kg/t Koks<br />

Bei der Sinterherstellung werden als Energieträger Koks, Kokereigas <strong>und</strong> Strom<br />

bilanziert. Auch hier ist Koks nicht als Brennstoff, sondern als Stoffeinsatz anzusehen<br />

der im Sinter verbacken wird.<br />

Input Wert Einheit<br />

Feinerz 859 kg/t Sinter<br />

Fe-haltige Reststoffe 110 kg/t Sinter<br />

Koks 44,30 kg/t Sinter<br />

Kokereigas 8,33 m 3 /t Sinter<br />

Strom 36,39 kWh/t Sinter<br />

Druckluft 1,28 m 3 /t Sinter<br />

Wasser 0,46 m 3 /t Sinter<br />

Kalkstein 83,8 kg/t Sinter<br />

Output Wert Einheit<br />

Fe-haltige Reststoffe 52,8 kg/t Sinter<br />

Als Energieträger bzw. Reduktionsmittel für den Hochofen dienen Feinkohle, Koks,<br />

Schweröl, Gichtgas <strong>und</strong> Erdgas sowie Strom. Feinkohle <strong>und</strong> Schweröl substituieren im<br />

wesentlichen Koks <strong>und</strong> dienen zusammen mit dem eingebrachten Koks als Reduktionsmittel<br />

<strong>und</strong> Brennstoff. Gichtgas <strong>und</strong> Erdgas werden in den Winderhitzern <strong>und</strong> für Stützfeuerungen<br />

benötigt.<br />

Input Wert Einheit<br />

Stückerz 169,61 kg/t Roheisen<br />

Pellets 430,57 kg/t Roheisen<br />

Sinter 958,06 kg/t Roheisen<br />

Feinkohle 51 kg/t Roheisen<br />

Koks 359 kg/t Roheisen<br />

Schweröl 63 kg/t Roheisen<br />

Gichtgas 452,96 m 3 /t Roheisen<br />

Erdgas 1,17 m 3 /t Roheisen<br />

Strom 111,27 kWh/t Roheisen<br />

Strom aus Gichtgasentspannung 26,29 kWh/t Roheisen<br />

Dampf 4,60 kg/t Roheisen<br />

Druckluft 5,14 m 3 /t Roheisen<br />

Sauerstoff 31 m 3 /t Roheisen<br />

Wasser 62,98 m 3 /t Roheisen<br />

Kalkstein 21 kg/t Roheisen<br />

Output Wert Einheit<br />

Gichtgas 1095,45 m 3 /t Roheisen<br />

Fe-haltige Reststoffe 7,0 kg/t Roheisen<br />

Hochofen-Schlacke 242,1 kg/t Roheisen<br />

Rinnenschutt 8,39 kg/t Roheisen<br />

Gichtgasschlamm 3,26 kg/t Roheisen<br />

Gichtgasstaub 16,77 kg/t Roheisen<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Eisen- <strong>und</strong> Stahlproduktion 15<br />

Massenflußdiagramm<br />

In untenstehender Grafik sind zusammenfassend die wesentlichen Massenflüsse für die<br />

Herstellung <strong>von</strong> Roheisen dargestellt. Es wurden ebenso die Prozeßabschnitte der Koks<strong>und</strong><br />

Sinterproduktion aus Abschnitt 4.1 berücksichtigt.<br />

Flüssige<br />

Reststoffe<br />

13 kg<br />

Bilanzrest<br />

70 kg<br />

Pellets<br />

431 kg<br />

Stückerz<br />

170 kg<br />

Feinerz<br />

823 kg<br />

Kokerei Sinteranlage<br />

Kalkstein<br />

21 kg<br />

Kreislaufmaterial<br />

7 kg<br />

Hochofenschlacke<br />

242 kg<br />

Bilanzrest<br />

690 kg<br />

Kohle<br />

442 kg<br />

Koks<br />

359 kg<br />

Hochofen<br />

Roheisen<br />

1000 kg<br />

Sinter<br />

958 kg<br />

Abbildung A-5: Massenflußdiagramm für die Roheisenproduktion<br />

4.4 Stahlwerke<br />

Kreislaufmaterial*<br />

105 kg<br />

Kalkstein<br />

80 kg<br />

Kreislaufmaterial<br />

51 kg<br />

*Kreislaufmaterial stammt aus diesen Prozessen<br />

<strong>und</strong> auch aus Stahl.- <strong>und</strong> Halbzeugwerken*<br />

Es wird zwischen zwei prinzipiell verschiedenen Verfahren zur Stahlerzeugung, nämlich<br />

der Hochofen-Konverter-Prozeßkette zur Erzeugung <strong>von</strong> Oxygenstahl <strong>und</strong> der Schrott-<br />

Lichtbogenofen-Prozeßkette zur Erzeugung <strong>von</strong> Elektrostahl unterschieden. Das Verfahren<br />

des Windfrischens nach Bessemer <strong>und</strong> Thomas (1856) <strong>und</strong> der Siemens-Martin-Ofen<br />

(1863) werden inzwischen aufgr<strong>und</strong> ihrer deutlich niedrigeren Produktivität <strong>und</strong> geringerer<br />

Umweltverträglichkeit nicht mehr eingesetzt. 1995 betrug die Gesamtstahlerzeugung<br />

in Deutschland 42,05 Mio Tonnen, die sich zu 31,91 Mio Tonnen aus Oxygenstahl<br />

<strong>und</strong> zu 10,14 Mio Tonnen aus Elektrostahl zusammensetzt. Dies entspricht einem<br />

Elektrostahlanteil <strong>von</strong> etwa 25 %. Aus diesem Gr<strong>und</strong> würde eine ausschließliche Betrachtung<br />

der Hochofen-Konverter-Prozeßkette zu einer Verfälschung der Ergebnisse<br />

führen, da sich zeigen wird, daß der Energieaufwand zur Erzeugung <strong>von</strong> Elektrostahl<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


16 A. Die Stahlprozeßkette<br />

nur ca. die Hälfte des Aufwands für Oxygenstahl beträgt, <strong>und</strong> sich somit ein um ca. 12 %<br />

höherer Gesamtenergieaufwand für Rohstahl ergeben würde.<br />

Über die Elektrostahlprozeßkette werden in Westeuropa zur Zeit 100 % der nichtrostenden<br />

Stähle, 77 % der Langprodukte aus legierten Stählen, 57 % der Langprodukte aus<br />

Kohlenstoffstählen <strong>und</strong> 20 % der Grobbleche produziert. Die restlichen Anteile <strong>und</strong><br />

100 % der Blecherzeugnisse 21 werden ausschließlich aus Oxygenstahl gefertigt. Für<br />

Deutschland ist <strong>von</strong> einer ähnlichen Verteilung auszugehen.<br />

/ESE/, /SE4/, /SE5/, /SES/<br />

4.4.1 Oxygenstahlwerk<br />

Im Oxygenstahlwerk wird durch Einblasen <strong>von</strong> Sauerstoff - das sog. Frischen - aus Roheisen<br />

Rohstahl erzeugt. Hierbei entfernt man durch Oxidation die im Roheisen unerwünschten<br />

Bestandteile weitestgehend <strong>und</strong> senkt den Kohlenstoffgehalt auf vorgegebene<br />

Werte unter 2 %. Als Hilfsstoffe werden Schlackenbildner (Kalkstein) <strong>und</strong> vor<br />

allem Schrott (zur Kühlung) zugeführt. Das Kernstück der Anlage ist ein sich nach oben<br />

<strong>und</strong> unten verjüngendes, zylindrisches, aus feuerfestem Material gemauertes Gefäß, daß<br />

<strong>von</strong> einem Stahlmantel umgeben wird. Weitere Bestandteile sind Anlagen der Fördertechnik<br />

(Kräne, Schurren, Pfannen) <strong>und</strong> Konvertergasgewinnungsanlagen mit Abgaskühlung<br />

<strong>und</strong> Reinigung.<br />

Es wird zwischen drei Verfahren unterschieden, die durch ihre unterschiedliche Sauerstoffeinbringung<br />

charakterisiert sind. Bei dem am häufigsten angewandten Verfahren,<br />

dem Sauerstoffaufblasverfahren - oder auch LD-Verfahren 22 - wird der Sauerstoff<br />

<strong>von</strong> oben auf das Roheisen geblasen. Der Nachteil hierbei ist ein erhöhter Sauerstoffbedarf<br />

aufgr<strong>und</strong> der schlechten Durchmischung der Schmelze <strong>und</strong> eine relativ hohe<br />

Eisenverschlackung. Vorteilig ist die Möglichkeit große Mengen Schrott einzusetzen. Im<br />

Sauerstoffbodenblasverfahren wird der Sauerstoff zusammen mit pulverisierten<br />

Zuschlagstoffen durch Düsen im Boden des Konverters zugeführt. Der Vorteil in diesem<br />

Verfahrens liegt in einer guten Durchmischung <strong>und</strong> einer höheren Ausbringung unter<br />

gleichzeitiger Verminderung der Eisenschlacke. Nachteilig ist, daß nur geringere Mengen<br />

Schrott eingebracht werden können. Das kombinierte Blasstahlverfahren 23<br />

vereint die Vorteile beider Verfahren unter gleichzeitiger Ausschaltung der Nachteile.<br />

Hier wird der Sauerstoff <strong>von</strong> oben aufgeblasen <strong>und</strong> gleichzeitig wird durch die Bodendüsen<br />

ein Rührgas (Stickstoff bzw. Argon) oder ebenfalls Sauerstoff zusammen mit pulverisierten<br />

Zuschlagstoffe eingeblasen. Die Vorteile dieses Verfahrens sind eine homogene<br />

Schmelze durch schnelles Auflösen des Schrottes, eine Verkürzung des Blaszyklus,<br />

ein verbesserter Reinheitsgrad 24 , eine geringere Schlackenmenge <strong>und</strong> eine erhöhte Konverterhaltbarkeit.<br />

Im LD-Verfahren wird schmelzflüssiges Roheisen zusammen mit Zuschlagstoffen<br />

(hauptsächlich Kalk 25 ), Schrott <strong>und</strong> etwas Eisenerz in den Konverter eingebracht. Um<br />

eine Erhitzung der Schmelze beim Einblasen des Sauerstoffs weit über die erwünschte<br />

Gießtemperatur zu vermeiden wird Kühlschrott zugeführt, der ohne zusätzlichen Ener-<br />

21 Alleine diese Bleche verursachen einen Anteil <strong>von</strong> ca. 50 % an der Gesamt-Stahlhalbzeug-Produktion.<br />

22 Linz-Donauwitz-Verfahren<br />

23 Das Verfahren bei Thyssen wird TBM-Verfahren (Thyssen-Blas-Metallurgie) genannt<br />

24 Kohlenstoff- bzw. Phosphorgehalt kann weiter abgesenkt werden, ohne die Schmelze zu überfrischen.<br />

25 dient der Schlackenbildung<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Eisen- <strong>und</strong> Stahlproduktion 17<br />

gieaufwand mit eingeschmolzen wird. Während des Einblasens steigt das hochwertige<br />

CO-Gas oder auch Konverter-Gas auf, welches nach Abgabe seiner fühlbaren Wärme<br />

(z.B. zur Dampferzeugung) <strong>und</strong> Reinigung als Brennstoff wiederverwendet wird. Die<br />

unerwünschten oxidierten Bestandteile entweichen entweder ebenfalls als Gas oder<br />

werden in die Schlacke eingeb<strong>und</strong>en. Das unvermeidlich entstehende Eisenoxid geht als<br />

Kreislaufmaterial zurück zur Sinteranlage.<br />

/Corr/, /EvF/, /SES/, /WB/, /vEzS/<br />

4.4.2 Elektrostahlwerk<br />

Neben der bereits erwähnten Hochofen-Konverter-Prozeßkette wird Rohstahl auch auf<br />

Basis <strong>von</strong> Schrott hergestellt, wobei die nötige Wärme zum Erschmelzen durch elektrische<br />

Energie erzeugt wird. Das besondere Merkmal der Elektrostahlerzeugung ist die<br />

Unabhängigkeit vom Einsatzgut - In einem Elektroofen können die Eisenträger (Schrott,<br />

Roheisen, Eisenschwamm) in fester oder flüssiger Form unter gleichzeitigem Einsatz<br />

<strong>von</strong> Legierungs- <strong>und</strong> Zuschlagstoffen verarbeitet werden. Hierzu verwendet man Lichtbogen-<br />

<strong>und</strong> Induktionsöfen, wobei der Lichtbogenofen mit einem Anteil <strong>von</strong> mehr als<br />

90 % an der Elektrostahlerzeugung dominierend beteiligt ist.<br />

Lichtbogenöfen können als Drehstromöfen oder Gleichstromöfen ausgelegt sein. In<br />

dieser Studie wird der modernere Typ, der Gleichstromofen betrachtet, da er geringere<br />

Netzrückwirkungen verursacht <strong>und</strong> sein Verbrauch an Elektroden- <strong>und</strong> Feuerfestmaterialien<br />

geringer ist 26 . Der Ofen besteht üblicherweise aus einem feuerfest ausgemauerten<br />

Herd mit gewölbtem Gefäßboden, einer aus wassergekühlten Segmenten<br />

aufgebauten Wand <strong>und</strong> einem Deckel, durch den Graphitelektroden 27 geführt werden.<br />

Das Verfahren läßt sich in die vier Abschnitte Einsetzen (Chargieren), Einschmelzen,<br />

Oxidationsphase (Frischperiode) <strong>und</strong> Desoxidationsphase (Reduktionsperiode) einteilen.<br />

Beim Chargieren werden bei abgehobenem Deckel die Einsatzstoffe Schrott, Eisenschwamm<br />

oder Roheisen, Erze <strong>und</strong> Zuschläge über Schalenkörbe zugeführt. Nach dem<br />

Schließen des Deckels werden die Graphitelektroden abgesenkt <strong>und</strong> der Lichtbogen<br />

gezündet. Hierbei entstehen Temperaturen um 3.500°C, bei denen auch schwer schmelzende<br />

Legierungsstoffe verarbeitet werden können 28 . Anschließend werden erneut die<br />

oben aufgezählten Einsatzstoffe zugeführt <strong>und</strong> ebenfalls eingeschmolzen. Nach der<br />

Einschmelzphase des letzten Korbes geht man über zum Frischen um den Kohlenstoffgehalt<br />

zu reduzieren bzw. unerwünschte Bestandteile zu oxidieren 29 <strong>und</strong> in der Schlacke<br />

aufzunehmen. Durch eine nun folgende Kippbewegung wird die Schlacke in die sog.<br />

Schlackengrube abgegossen, <strong>und</strong> der flüssige Stahl kann bei Temperaturen um 1600°C<br />

abgestochen werden. Traditionell sind hier je nach Abstichsystem Kippwinkel bis zu 42°<br />

notwendig, wohingegen modernere Anlagen mit einem exzentrischen Bodenabstich<br />

arbeiten, bei dem der Ofen lediglich um ca. 12° gekippt werden muß 30 .<br />

26 Der Verbrauch <strong>von</strong> Feuerfest-Materialien hängt stark <strong>von</strong> der Fahrweise des Ofens ab.<br />

27 Durch Widerstandserwärmung in Graphitierungsöfen wird bei Temperaturen <strong>von</strong> 2600 bis 3000°C eine Umformung<br />

des Kristallgitters in eine hexagonale Form erreicht. Durch diese Umformung wird eines der Valenzelektronen <strong>von</strong><br />

seinen Bindungsaufgaben befreit, wodurch eine erhöhte Leitfähigkeit gegenüber nicht graphitierten Eektroden<br />

resultiert (Realisierbare Stromdichten 30 A/cm 2 ).<br />

28 Daher eignet sich dieses Aggregat speziell zur Erzeugung höher legierter Stahlsorten.<br />

29 Siehe auch Oxygenstahlwerk<br />

30 Dies gestattet den verstärkten Einsatz <strong>von</strong> wassergekühlten Wandelementen, eines größeren Ofenvolumens <strong>und</strong><br />

kürzerer Starkstromseile; was insgesamt eine höhere Lichtbogenleistung ermöglicht.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


18 A. Die Stahlprozeßkette<br />

Die Induktionsrinnenöfen, die für die Stahlerzeugung nur noch historische Bedeutung<br />

haben, wurden durch Induktionstiegelöfen (ohne oder mit Vakuum) vollständig<br />

abgelöst. Wesentliches Kennzeichen gegenüber den Lichtbogenöfen ist der Wegfall der<br />

Elektrodenkosten. Für die Erschmelzung hochwarmfester Stähle <strong>und</strong> Legierungen,<br />

insbesondere in Verbindung mit sauerstoffaffinen Elementen gibt es zum Vakuuminduktionsofen<br />

praktisch keine Alternative. Überall dort, wo kleine Losgrößen, geringe<br />

Anforderungen an das Stromnetz, häufiger <strong>und</strong> schneller Programmwechsel <strong>und</strong> geringe<br />

Abbrandverluste gefordert werden, zeigt dieses Verfahren Vorteile gegenüber dem Lichtbogenofen.<br />

/ESE/, /SES/<br />

4.5 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstahl<br />

Im Oxygenstahlwerk werden, durch die stark exotherme Reaktion beim Einblasen des<br />

Sauerstoffes, beinahe keine Energeiträger benötigt. Es werden lediglich geringe Mengen<br />

Brenngase <strong>und</strong> Strom für elektrischen Anlagen eingesetzt.<br />

Input Wert Einheit<br />

Roheisen 928,2 kg/t Rohstahl<br />

Kühlschrott 168,7 kg/t Rohstahl<br />

Erze 6,92 kg/t Rohstahl<br />

Kokereigas 2,70 m 3 /t Rohstahl<br />

Erdgas 0,27 m 3 /t Rohstahl<br />

Strom 14,10 kWh/t Rohstahl<br />

Dampf 26,40 kg/t Rohstahl<br />

Druckluft 4,98 m 3 /t Rohstahl<br />

Wasser 3,46 m 3 /t Rohstahl<br />

Sauerstoff 50 m 3 /t Rohstahl<br />

Kalkstein 49,31 kg/t Rohstahl<br />

Output Wert Einheit<br />

Konvertergas 57,67 m 3 /t Rohstahl<br />

Fe-haltige Reststoffe 11,2 kg/t Rohstahl<br />

Stahlwerks-Schlacke 108,4 kg/t Rohstahl<br />

Konverterstaub 19,0 kg/t Rohstahl<br />

Bei der Erzeugung <strong>von</strong> Elektrorohstahl hingegen stammt die gesamte Schmelzenergie<br />

aus dem Stromnetz. Das ebenfalls benötigte Kokereigas spielt hierbei eine untergeordnete<br />

Rolle.<br />

Input Wert Einheit<br />

Schrott 1035 kg/t Rohstahl<br />

Roheisen 106 kg/t Rohstahl<br />

Kokereigas 6,5 m 3 /t Rohstahl<br />

Strom 444 kWh/t Rohstahl<br />

Graphitelektroden 2,5 kg/t Rohstahl<br />

Druckluft 19,81 m 3 /t Rohstahl<br />

Wasser 0,25 m 3 /t Rohstahl<br />

Sauerstoff 19,88 m 3 /t Rohstahl<br />

Kalk 67,0 kg/t Rohstahl<br />

Output Wert Einheit<br />

Dampf 13,66 kg/t Rohstahl<br />

Stahlwerks-Schlacke 106,5 kg/t Rohstahl<br />

Fiterstäube 17,50 kg/t Rohstahl<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Eisen- <strong>und</strong> Stahlproduktion 19<br />

Massenflußdiagramm<br />

Wie bereits in Kapitel 3.2 <strong>und</strong> 4.3 sollen auch hier die Massenflüsse zur Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Rohstahl dargestellt werden. In den Bilanzeresten verbergen sich im wesentlichen<br />

Stäube <strong>und</strong> Kuppelgase.<br />

Schrott<br />

169 kg<br />

Eisenerze<br />

7 kg<br />

Verschlackungsmittel<br />

49 kg<br />

Stahlwerksschlacke<br />

108 kg<br />

Kreislaufmaterial<br />

11 kg<br />

Bilanzest<br />

34 kg<br />

Roheisen<br />

928 kg<br />

Oxygenstahlwerk<br />

Oxygenrohstahl<br />

1000 kg<br />

Elektrorohstahl<br />

1000 kg<br />

Abbildung A-6: Massenflußdiagramm der Stahlproduktion<br />

Schrott<br />

1035 kg<br />

Elektrostahlwerk<br />

4.6 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Rohstahl<br />

4.6.1 KEA für die Bereitstellung <strong>von</strong> Rohstahl<br />

Roheisen<br />

106 kg<br />

Graphitelektroden<br />

3 kg<br />

Verschlackungsmittel<br />

67 kg<br />

Stahlwerksschlacke<br />

107 kg<br />

Bilanzrest<br />

104 kg<br />

Für die Koksherstellung werden als Input-Stoffe neben den Energieträgern Kohle,<br />

Gicht- <strong>und</strong> Kokereigas <strong>und</strong> Strom, Dampf, Druckluft <strong>und</strong> Wasser berücksichtigt, wobei<br />

die eingesetzte Kohle mit ca. 90 % den größten Anteil am KEA <strong>von</strong> 34.731 MJ pro Tonne<br />

Koks bewirkt. Die eingesetzten Gase tragen zu ca. ¾ zu den restlichen 10 % bei. Als<br />

energetisch bewerteter Output-Stoff ergibt sich Kokereigas. Das in der Kokerei entstehende<br />

Kokereigas wird mit seinem Heizwert gutgeschrieben, Schwefelsäure, Steinkohlenteerpech<br />

<strong>und</strong> Rohbenzol werden energiefrei bewertet. Das zusätzlich anfallende<br />

Ammoniak wird in Stickstoff <strong>und</strong> Wasserstoff gespalten <strong>und</strong> dem Kokereigas zugeführt<br />

<strong>und</strong> deshalb, ebenso wie die Koks- <strong>und</strong> Kohlenstäube, die in den Prozeß zurückgeführt<br />

werden, massenmäßig wie auch energetisch nicht berücksichtigt.<br />

Bei der Berechnung des KEA der Sinterherstellung werden die Input-Stoffe Feinerz,<br />

Kreislaufstoffe aus diesem <strong>und</strong> anderen Prozeßsegmenten, Koks, Kokereigas, Strom,<br />

Druckluft, Wasser <strong>und</strong> Kalkstein berücksichtigt, wobei der KEA des eingesetzten Koks<br />

zu 50 % am KEA des Sinter beteiligt ist. Die eingesetzten Feinerze haben einen Anteil<br />

<strong>von</strong> ca. 30 %, die elektrische Energie ca. 15 %. Die auf der Output-Seite anfallenden<br />

eisenhaltigen Reststoffe werden, da sie im Kreis geführt werden, genauso wie die Kreislaufstoffe<br />

auf der Input-Seite energiefrei bewertet. Der KEA <strong>von</strong> Sinter beträgt demnach<br />

3.016 MJ pro Tonne, was in etwa dem doppelten Wert <strong>von</strong> Pellets entspricht.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


20 A. Die Stahlprozeßkette<br />

Als Input-Stoffe für den Hochofen werden Eisenträger (Stückerz, Pellets <strong>und</strong> Sinter),<br />

Reduktionsmittel bzw. Brennstoffe (Feinkohle, Koks, Schweröl, Gichtgas <strong>und</strong> Erdgas)<br />

sowie Strom, Dampf, Druckluft, Sauerstoff, Wasser <strong>und</strong> Kalkstein berücksichtigt. Den<br />

Hauptbeitrag zum KEA <strong>von</strong> 20.071 MJ pro Tonne Roheisen liefern hier die Reduktionsmittel<br />

(Kohle, Koks <strong>und</strong> Schweröl) mit ca. 68 %, gefolgt <strong>von</strong> den Eisenträgern (17 %), den<br />

Gasen <strong>und</strong> der elektrischen Energie mit je r<strong>und</strong> 7 %. Auf der Output-Seite ergibt sich<br />

ebenfalls Gichtgas, wobei der Energiegewinn bei der Gichtgasentspannung <strong>und</strong> der KEA<br />

des Gichtgases (93 % Anteil am KEA der Ausgangsstoffe) berücksichtigt werden. Zusätzlich<br />

fallen energetisch nicht bewertete Stoffe wie Fe-haltige Reststoffe 31 , Hochofenschlacke,<br />

Rinnenschutt, Gichtgasschlamm <strong>und</strong> -staub an. Die Schlacke findet zwar Verwendung,<br />

jedoch ist das energetische Substitutionspotential äußerst gering - der Einsatz<br />

beschränkt sich auf die Substitution <strong>von</strong> Sand im Straßen- <strong>und</strong> Wegebau - deshalb wird<br />

sie ebenso, wie die Stahlwerksschlacken unten, energiefrei bewertet.<br />

Die wesentlichen Energieströme für die Bereitstellung <strong>von</strong> einer Tonne Roheisen können<br />

zusammenfassend aus Abbildung A-7 entnommen werden.<br />

31 werden der Sinteranlage zugeführt<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Eisen- <strong>und</strong> Stahlproduktion 21<br />

Kokereigas<br />

130 MJ<br />

Kokereigas<br />

2.697 MJ<br />

Steinkohle (stofflich genutzt)<br />

12.520 MJ<br />

Kokerei<br />

Koks<br />

12.468MJ<br />

Gichtgas<br />

1.801 MJ<br />

Gichtgas<br />

2.554 MJ<br />

Steinkohle<br />

(energetisch genutzt)<br />

2.880 MJ<br />

Gichtgas<br />

1.037 MJ<br />

Strom<br />

97 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 228 MJ<br />

KEA der Anlage<br />

5 MJ<br />

Koks<br />

1.474 MJ<br />

Kokereigas<br />

128 MJ<br />

Sinteranlage<br />

Sinter<br />

2.889 MJ<br />

Hochofen<br />

Roheisen<br />

20.071 MJ<br />

Abbildung A-7: KEA-Flußdiagramm der Roheisenproduktion<br />

Feinerz<br />

875 MJ<br />

Strom<br />

399 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 9 MJ<br />

KEA der Anlage<br />

4 MJ<br />

Stückerz<br />

177 MJ<br />

Pellets<br />

1.063 MJ<br />

Feinkohle<br />

1.591 MJ<br />

Schweröl<br />

2.810 MJ<br />

Erdgas<br />

41 MJ<br />

Strom<br />

1.275 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 308 MJ<br />

KEA der Anlage<br />

3 MJ<br />

Bei dem Prozeß der Oxygenrohstahlerzeugung werden als Eingangsstoffe Roheisen,<br />

Kühlschrotte <strong>und</strong> Erze, Kokerei- <strong>und</strong> Erdgas, Strom, Dampf, Druckluft, Wasser, Sauerstoff<br />

<strong>und</strong> Kalkstein bilanziert, wobei den Hauptbeitrag am KEA (94 %) das eingesetzte<br />

Roheisen liefert. Auf der Ausgangsseite werden Konvertergas, Fe-haltige Reststoffe,<br />

Stahlwerksschlacke <strong>und</strong> Konverterstaub berücksichtigt. Hier wird ebenfalls nur das<br />

Konvertergas energetisch über seinen Heizwert gutgeschrieben, da es in anderen Prozessen<br />

wieder zum Einsatz kommt, die Fe-haltigen Reststoffe werden der Sinteranlage<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


22 A. Die Stahlprozeßkette<br />

zugeführt <strong>und</strong> der Konverterstaub wird deponiert. Bei Verrechnung der Input- <strong>und</strong><br />

Output-Seite ergibt sich demnach ein KEA <strong>von</strong> 18.696 MJ pro Tonne Oxygenrohstahl.<br />

Dieser Werte liegt niedriger als der <strong>von</strong> Roheisen, da pro Tonne Rohstahl lediglich 928<br />

kg Roheisen benötigt werden <strong>und</strong> der Kühlschrott "kostenlos" miteingeschmolzen wird.<br />

Außerdem übersteigt der gutgeschriebene Energieinhalt des Konvertergases die Summe<br />

aller neben dem Roheisen eingesetzter Stoffe.<br />

Der KEA <strong>von</strong> Elektrorohstahl ergibt sich zu 8.691 MJ je Tonne. Bei der Berechnung<br />

wurden Schrotte <strong>und</strong> Roheisen, Kokereigas, Strom, Graphitelektroden, Dampf, Druckluft,<br />

Wasser, Sauerstoff <strong>und</strong> Kalk zur Schlackenbildung berücksichtigt. Der Anteil des<br />

Stroms beträgt 58 % am KEA des Elektrostahls. Obwohl der Fe-Schrott einen Massenanteil<br />

<strong>von</strong> r<strong>und</strong> 90 % der eingesetzten Eisenträger verursacht, beträgt sein Anteil am<br />

KEA der Metall-Rohstoffe r<strong>und</strong> 25 %. Der Anteil am KEA des Elektrostahls liegt bei<br />

weniger als 8 %. Eine Energiegutschrift auf der Ausgangsseite ist ausschließlich durch<br />

den abgezogenen Heißdampf bedingt - die Schlacken 32 <strong>und</strong> Filterstäube 33 bleiben energiefrei.<br />

Auch hier sind die Hauptenergieströme zur Herstellung <strong>von</strong> Oxygen- bzw. Elektrostahl<br />

in Abbildung A-8 zusammenfassend dargestellt.<br />

Fe-Schrott<br />

110 MJ<br />

Eisenerze<br />

11 MJ<br />

Kokereigas<br />

43 MJ<br />

Erdgas<br />

9 MJ<br />

Strom<br />

162 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 450 MJ<br />

KEA der Anlage<br />

8 MJ<br />

Konvertergas<br />

727 MJ<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Roheisen<br />

18.630 MJ<br />

Oxygenstahlwerk<br />

Oxygen-Rohstahl<br />

18.696 MJ<br />

Fe-Schrott<br />

672 MJ<br />

Abbildung A-8: KEA-Flußdiagramm der Rohstahlproduktion<br />

4.6.2 Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Rohstahl<br />

Elektrostahlwerk<br />

Elektro-Rohstahl<br />

8.691 MJ<br />

Roheisen<br />

2.128 MJ<br />

Kokereigas<br />

104 MJ<br />

Graphitelektroden<br />

253 MJ<br />

Strom<br />

5.086 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 482 MJ<br />

KEA der Anlage<br />

8 MJ<br />

Dampf<br />

42 MJ<br />

Es werden alle Emissionen berücksichtigt, die durch für den KEA bilanzierte Stoffe<br />

entstehen. Demnach werden Ammoniak, Rohteere <strong>und</strong> Rohbenzol ebenso wie Fe-haltige<br />

Reststoffe, Schlacken <strong>und</strong> Stäube emissionsfrei geführt. Zusätzlich werden durch die<br />

entstehenden Kuppelgase, wie Kokerei-, Gicht- <strong>und</strong> Konvertergas, keine Emissions-<br />

32 Zur energetischen Nichtbewertung der Schlacke siehe auch Hochofenschlacke<br />

33 wird als Reststoff deponiert


Eisen- <strong>und</strong> Stahlproduktion 23<br />

gutschriften vorgenommen. Alle entstehenden Emissionen werden ausschließlich dem<br />

Zielprodukt zugewiesen.<br />

Zu beachten ist, daß bei der Berechnung der vorgelagerten Emissionen der in der<br />

Kokerei eingesetzten Kohle die Gesamtmasse, für die im Prozeß entstehenden Emissionen<br />

allerdings nur der tatsächlich verbrannte Teil als Basis dient. 1230 kg Kohle werden<br />

zugeführt, <strong>von</strong> denen nur etwa 230 kg in der Kokerei tatsächlich verbrennen <strong>und</strong> somit<br />

Emissionen vor Ort verursachen.<br />

4.6.3 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend werden der KEA pro Tonne Rohstahl <strong>und</strong> die dabei entstehenden<br />

Emissionen dargestellt werden. Es wird hierbei zwischen Oxygen- <strong>und</strong> Elektrostahl<br />

unterschieden. Der KEA für Rohstahl welcher im Jahre 1995 in Deutschland produziert<br />

wurde, beträgt demnach 18.696 MJ pro Tonne Oxygen- bzw. 8.691 MJ pro Tonne<br />

Elektro-Rohstahl. Über die Anteile der Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metalle in der Gesamtproduktion<br />

kann zusätzlich noch der KEA für eine Tonne Stahlmix berechnet werden –<br />

dieser beträgt 16.283 MJ. Der KEA der Anlagen ist im KEA des Stahls mit Anteilen<br />

zwischen 4‰ (für Oxygenstahl) <strong>und</strong> 2‰ (für Elektrostahl) bereits berücksichtigt.<br />

Tabelle A-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstahl in Deutschland 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Rohstahl<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Oxygenstahl 18.696 1.712 1.351 3.319 10.222 8.121 227 257 608 75,9 %<br />

Elektrostahl 8.691 623 411 1.373 1.433 1.625 131 48 150 24,1 %<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Stahlmix 16.283 1.449 1.124 2.849 8.102 6.554 204 206 498<br />

Anteil<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


24 A. Die Stahlprozeßkette<br />

5 Halbzeugproduktion<br />

5.1 Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten<br />

5.1.1 Stranggießanlagen<br />

Der flüssige Rohstahl aus den Oxygen- bzw. Elektrostahlwerken wird traditionell im<br />

sog. Blockgußverfahren, auch Kokillengußverfahren genannt, vergossen. Hierbei wurde<br />

der flüssige Stahl in wassergekühlte Kupferformen gegossen, danach erfolgte ein erneutes<br />

Aufheizen in Wärmeöfen <strong>und</strong> das Auswalzen zu Halbzeug, wie Vorbrammen oder<br />

Knüppel. Dabei ergaben sich Materialverluste <strong>von</strong> insgesamt ca. 14 %.<br />

Im Laufe der Zeit wurde dieses Verfahren, bis auf wenige Ausnahmen, bei denen noch<br />

Blockguß aus Gründen der Abmessungen, Menge oder Qualität erzeugt wird, vollständig<br />

durch das kontinuierlich arbeitende Stranggießverfahren abgelöst Hierbei wird der<br />

flüssige Rohstahl aus dem Stahlwerk durch wassergekühlte Rohrkokillen aus Kupfer<br />

gegossen. Der Strang erstarrt durch Kokillenwandkühlung zuerst in der Randzone, wird<br />

anschließend durch Treibrollen, die unterhalb der Kokille angeordnet sind immer weiter<br />

in die Waagerechte umgelenkt. Durch gleichzeitiges Besprühen mit Wasser kühlt sich<br />

der Strang weiter ab <strong>und</strong> errstarrt vollständig bis zum Erreichen der Waagrechten.<br />

Zuletzt folgt noch ein Trennen der Stränge mit anschließender Oberflächenbehandlung<br />

(Flämmen bzw. Entz<strong>und</strong>ern). Das Stranggießverfahren erweist sich als rohstoff- <strong>und</strong><br />

energiesparenderes <strong>und</strong> somit umweltfre<strong>und</strong>licheres Verfahren. Der Materialverlust<br />

liegt hier in Bereichen um ca. 3 %. Der Stranggußanteil bei deutschen Unternehmen lag<br />

1994 bei >94 % (zum Vergleich 1970


Halbzeugproduktion 25<br />

eine geringe Dicke gewalzt. Da die Walzdruckkraft durch Verringerung des Walzendurchmessers<br />

abnimmt, ist man bestrebt, möglichst kleine Walzen zu verwenden. Dies<br />

hat seine Grenzen, da die Durchbiegung der Walzen gleichzeitig steigt, weshalb man<br />

dazu übergeht, die eigentlichen Arbeitswalzen durch größere, weiter außenliegenden<br />

Stützwalzen abzustützen. Auf diese Weise entwickelte man komplexe Mehrwalzengerüste<br />

mit bis zu 20 Rollen. Je nach zu walzendem Endprodukt variieren die Art bzw. die<br />

Anzahl der verwendeten Walzgerüste erheblich.<br />

Im folgenden wird exemplarisch eine Warmwalzanlage für die Blechherstellung betrachtet.<br />

Dieses Verfahren kann in drei Abschnitte getrennt werden. In der Vorstraße<br />

werden die Vorbrammen <strong>von</strong> Dicken um 250 mm auf 60 mm unter Einsatz eines Duo-<br />

Reversiergerüstes gewalzt. In der Zwischenstraße findet eine Verjüngung mit Hilfe<br />

eines Quarto-Gerüstes statt, nachdem es dann mit einer Kurbelschere abgeschopft 37 <strong>und</strong><br />

in der Z<strong>und</strong>erwäsche <strong>von</strong> Oberflächenoxidationen befreit wird. In der Fertigstraße<br />

erfolgt durch weitere (hier 7) Quarto-Gerüste eine Reduktion auf die gewünschte Enddicke.<br />

Nach dem letzten Walzgerüst wird es gekühlt <strong>und</strong> auf Haspelanlagen zu Coils<br />

aufgewickelt. Das Warmband wird üblicherweise im Walzzustand, mit Naturkanten <strong>und</strong><br />

einer verarbeitungsfre<strong>und</strong>lichen dünnen Z<strong>und</strong>erschicht ausgeliefert, kann aber, falls<br />

dies gewünscht ist, nachbehandelt werden.<br />

Es wird zwischen Warmband zum Kaltwalzen bzw. Warmband zur direkten Verwendung<br />

unterschieden. Aus dem Warmband zum Kaltwalzen wird das klassische Kaltband<br />

38 , das kaltgewalzte Breitband 39 , Weißblech 40 oder Elektroblech 41 hergestellt. Aus<br />

dem zur unmittelbaren Verwendung werden längs- oder spiralnahtgeschweißte Rohre,<br />

Stanz- <strong>und</strong> Preßteile 42 oder Tiefziehteile 43 produziert.<br />

/Corr/, /Fri/, /SES/, /WB/<br />

5.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Vorprodukten<br />

Der Bedarf an Brennstoffen, sowie elektrischer Energie kann den unten dargestellten<br />

Tabellen entnommen werden. Um Energiemengen zu erhalten ist lediglich eine Multiplikation<br />

der Brennstoffmassen mit den im Allgemein Teil (Tabelle 3, Bericht I)<br />

dargestellten Heizwerten der Brennstoffe nötig.<br />

Neben geringen Mengen an Erdgas für Flämmvorgänge wird in der Strangießanlage in<br />

erster Linie Strom für Antriebe <strong>und</strong> Walzen benötigt. Für das Verarbeiten <strong>von</strong> Oxygenstahl<br />

bzw. Stahlmix wird derselbe Energieaufwand angesetzt.<br />

37 Der ungleichmäßig verformte Teil des Bandanfangs <strong>und</strong> des -endes wird abgetrennt.<br />

38 für die Herstellung kaltumgeformter Teile, Stanzteile, Verpackungsbänder <strong>und</strong> Federn<br />

39 für Weißwaren, verzinktes oder aluminiertes Band für die Automobilindustrie<br />

40 insbesondere für Konserven- <strong>und</strong> Getränkedosen<br />

41 für elektrische Geräte wie Generatoren, Transformatoren <strong>und</strong> Motoren<br />

42 z. B. Rahmenkonstruktionen, Felgen für die Automobilindustrie<br />

43 wie Gasflaschen, Kompressorengehäuse <strong>und</strong> Hydrospeicher<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


26 A. Die Stahlprozeßkette<br />

Input Wert Einheit<br />

Rohstahl-Mix/Oxygen-Rohstahl 1017,54 kg/t Vorbramme<br />

Erdgas 0,28 m 3 /t Vorbramme<br />

Strom 4,75 kWh/t Vorbramme<br />

Druckluft 1,22 m 3 /t Vorbramme<br />

Wasser 7,73 m 3 /t Vorbramme<br />

Sauerstoff 0,92 m 3 /t Vorbramme<br />

Output Wert Einheit<br />

Fe-haltige Restoffe 17,54 kg/t Vorbramme<br />

In der Warmbreitbandstraße wird neben Kokerei- <strong>und</strong> Erdgas für Stoßöfen, auch<br />

Strom für unterschiedliche Walzgerüste benötigt. Auch hier findet hinsichtlich der eingesetzten<br />

Mengen der Energieträger keine Unterscheidung zwischen Warmbreitbändern<br />

aus Oxygenstahl bzw. aus Stahlmix statt.<br />

Input Wert Einheit<br />

Vorbramme 1038,28 kg/t Warmband<br />

Kokereigas 90,30 m 3 /t Warmband<br />

Erdgas 1,15 m 3 /t Warmband<br />

Strom 83,64 kWh/t Warmband<br />

Dampf 0,80 kg/t Warmband<br />

Druckluft 13,20 m 3 /t Warmband<br />

Wasser 25,70 m 3 /t Warmband<br />

Sauerstoff 1,50 m 3 /t Warmband<br />

Output Wert Einheit<br />

Fe-Schrott 20,10 kg/t Warmband<br />

Fe-haltige Reststoffe 18,28 kg/t Warmband<br />

Massenflüsse<br />

Da in beiden Prozessen neben dem Eingangsstoff Rohstahl bzw. Vorbramme lediglich<br />

geringste Mengen Hilfsstoffe benötigt werden <strong>und</strong> auf der Ausgangseite ebenso nur<br />

wenig Fe-haltige Reststoffe anfallen, wird an dieser Stelle auf ein Massenflußdiagramm<br />

verzichtet.<br />

5.3 Herstellung <strong>von</strong> Endprodukte<br />

5.3.1 Blechherstellung <strong>und</strong> Oberflächenvergütung<br />

Es muß zwischen Grob- <strong>und</strong> Mittelblech- bzw. Feinblechherstellung unterschieden werden.<br />

Bei der Grob- <strong>und</strong> Mittelblechherstellung wird das Stahlband bereits im warmen<br />

Zustand auf die gewünschten Enddicken zurechtgewalzt. Ein Kaltwalzen entfällt, wodurch<br />

der Energieaufwand für die Herstellung dieser Bleche in guter Näherung mit dem<br />

für das Warmband aus einem Stahlmix gleichgesetzt werden kann. Die Herstellung der<br />

Fein- <strong>und</strong> Feinstbleche ist aufgr<strong>und</strong> des großen Anteils (27,5 % der Stahlerzeugnisse<br />

1995) im folgenden genauer beschrieben.<br />

Neben den eigentlichen Walzanlagen durchläuft das Stahlband im Kaltwalzwerk noch<br />

andere Anlagen wie Beizanlagen, verschiedene Glühöfen, Schneideeinrichtungen <strong>und</strong><br />

Nachwalzstraßen. Als Endprodukt ergibt sich Feinblech oder Feinstblech, wie es zum<br />

Beispiel für die Herstellung <strong>von</strong> Dosen oder Fahrzeugblechen benötigt wird.<br />

Die Anlagen unterscheiden sich je nach gewünschtem Endprodukt, deshalb wird im<br />

folgenden exemplarisch eine Anlage zur Herstellung der Bleche für Stahlblechdosen<br />

dargestellt. Hier wird in Beizanlagen mit Schwefel- oder Salzsäure die im Warmwalz-<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Halbzeugproduktion 27<br />

werk entstandene Z<strong>und</strong>erschicht der Stahlbandes entfernt. Nach Einölen des Warmbandes<br />

gelangt es zum eigentlichen Kaltwalzwerk, das aus mehreren Quarto-Gerüsten<br />

besteht <strong>und</strong> wird hier auf die gewünschten Enddicken - <strong>von</strong> 2,5 mm auf 0,26 bis 0,29 mm<br />

- gewalzt. Da das Blech durch diese Kaltverformung sehr spröde wird, muß es vor der<br />

Verwendung als Verpackungstoff, nach einem Entölungsschritt in einem Durchlaufoder<br />

Haubenglühofen rekristallisierend geglüht werden. Nach dem Glühen gelangt das<br />

Blech letztlich zum Verbessern der Oberfläche zum Dressieren ins Nachwalzwerk, in<br />

dem die Dicke durch Walzen ohne Schmier- <strong>und</strong> Kühlmittel um 1 bis 3 % reduziert wird.<br />

Nach einem Besäumen 44 wird das Feinstblech wieder zu Coils aufgehaspelt <strong>und</strong> weiteren<br />

Verarbeitungsstufen zugeführt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer Legierungszusammensetzung ist die Mehrzahl der gewalzten Fertigerzeugnisse<br />

ohne zusätzlichen Schutz nur sehr eingeschränkt witterungs- <strong>und</strong> korrosionsbeständig.<br />

Je nach Einsatzzweck wird es deshalb verzinnt, verchromt, verzinkt,<br />

aluminiert oder kunststoffbeschichtet. Alle Maßnahmen dienen der Oberflächenvergütung<br />

bzw. dem Schutz vor Umwelteinflüssen oder der optischen Aufwertung. Das<br />

Verzinnen bei Lebensmitteldosen verbessert hauptsächlich die Tiefziehfähigkeit, während<br />

der Oxidationsschutz hierbei durch eine anschließende Lackierung erreicht wird.<br />

Das Verzinnen <strong>von</strong> Weißblech geschah traditionell durch Feuerverzinnen, wobei das<br />

Blech durch einen Tiegel mit flüssigem Zinn gezogen wurde. Dieses Verfahren wurde<br />

durch die elektrolytischen Verzinnung, bei der beliebige, gegebenenfalls unterschiedliche<br />

Dicken auf Vorder- <strong>und</strong> Rückseite möglich sind, weitestgehend abgelöst. Das Band welches<br />

über mehrere Stromrollen kathodisch geschaltet ist, wird um zwei Reihen anodisch<br />

geschalteter Zinnanoden durch ein Elektrolytbad gezogen. Das Zinn der Anoden geht in<br />

Lösung <strong>und</strong> wird auf der Kathode, dem Stahlband abgeschieden. Die gewünschte Endstärke<br />

der Zinnschicht wird durch die Anzahl der hintereinanderliegende Becken gesteuert.<br />

Nach dem letzten Bad wird das Band über den Schmelzpunkt <strong>von</strong> Zinn (232°C)<br />

erwärmt <strong>und</strong> in einem Wasserbad abgeschreckt, wodurch eine hohe Haftfähigkeit <strong>und</strong><br />

der brillante Glanz des elektrolytisch verzinnten Weißblechs erreicht wird. Als Endprodukt<br />

erhält man verzinntes Weißblech.<br />

Beim Verchromen wird in einem dem elektrolytischen Verzinnen ähnlichen Verfahren<br />

verchromtes Weißblech hergestellt. Lediglich das Erwärmen am Ende entfällt, da hier<br />

Temperaturen um 1860°C erforderlich wären, welche deutlich über dem Schmelzpunkt<br />

des Stahls liegen.<br />

Das Verzinken geschieht heute durch zwei nebeneinander existierende Verfahren,<br />

nämlich die Feuerverzinkung <strong>und</strong> die elektrolytische Verzinkung. Beim Feuerverzinken<br />

werden die Blechbänder rekristallisierend geglüht, gereinigt <strong>und</strong> durch ein temperaturgeregeltes<br />

Zinkbad gezogen. Durch einen starken Luftstrahl aus Schlitzdüsen wird im<br />

Anschluß das überflüssige Zink auf Bandvorder- <strong>und</strong> -rückseite abgestreift, wodurch die<br />

erforderliche Zinkauflage gesteuert wird. Das elektrolytische Verzinken ist dem elektrolytischen<br />

Verzinnen sehr ähnlich - lediglich das abschließende Glühen erfolgt bei der<br />

Schmelztemperatur des Zinks um 420°C. Als Endprodukt erhält man hier verzinktes<br />

Blech oder Feinblech, welches bevorzugt <strong>und</strong> in immer stärkerem Maße im Automobilbau<br />

verwendet wird.<br />

/EvF/, /FvF/, /vEzS/<br />

44 Abtrennen der unregelmäßigen Außenkanten<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


28 A. Die Stahlprozeßkette<br />

5.3.2 Stabstahl- bzw. Formstahlproduktion<br />

Die <strong>von</strong> der Stranggießanlage kommende Vorbramme wird nicht in Warmwalzwerken<br />

flachgewalzt, sondern in einem Profilwalzwerk zu dem jeweiligen Profil umgeformt.<br />

Auch hier findet im Regelfall eine Erwärmung in gasbeheizten Öfen statt um die Vorbrammen<br />

auf Umformtemperatur zu bringen. Zusätzlich werden Maßnahmen zum Beseitigen<br />

<strong>von</strong> Verz<strong>und</strong>erungen, Ölen zum Schutz vor Korrosion oder Nachglühen zum<br />

Beseitigen <strong>von</strong> Verspannungen, durchgeführt. Bei Blankstählen findet zusätzlich ein<br />

Schälen oder Schleifen der Oberflächen statt. Zudem wird der Stahl anschließend zur<br />

Verbesserung der Maßhaltigkeit <strong>und</strong> der Festigkeit einer Ziehanlage zugeführt.<br />

/SF/, /vEzS/<br />

5.3.3 Rohrherstellung<br />

Bei der Rohrherstellung muß zwischen geschweißten <strong>und</strong> nahtlosen Rohren unterschieden<br />

werden. Als Ausgangsprodukt für längs- oder spiralgeschweißte Rohre dienen im<br />

wesentlichen entsprechende Warmbänder bzw. bereits vergütete Feinbleche, wohingegen<br />

die Vorbramme für nahtlose Rohre direkt dem Rohrwalzwerk <strong>und</strong> anschließend<br />

einer entsprechenden Ziehmaschine zugeführt wird .<br />

Nahtlose Rohre werden durch drei Arbeitsschritte hergestellt. Zuerst erfolgt ein<br />

Lochen eines erwärmten Blocks (Abschnitt der Vorbramme) zu einem Hohlblock durch<br />

Preßlochen 45 oder Schrägwalz-Lochen 46 . Danach wird das Strecken des Hohlblocks zu<br />

einer sog. Luppe durchgeführt <strong>und</strong> zuletzt werden diese Luppen auf Pilgerwalzwerken<br />

zum fertigen Rohr gewalzt.<br />

Rohre mit Naht lassen sich mit längs- oder spiralförmiger Naht herstellen. Längsgeschweißte<br />

Rohre werden aus Stahlbändern hergestellt, die mit Hilfe <strong>von</strong> entsprechenden<br />

Walzen zu einem Rohr gebogen <strong>und</strong> anschließend der Länge nach verschweißt werden.<br />

Rohre mit spiralförmiger Naht werden durch das schräge Aufwickeln eines Endlosstahlbandes<br />

produziert, wobei die Kanten anschließend verschweißt werden. Dadurch<br />

ergibt sich die charakteristische spiralförmige Schweißnaht.<br />

Im Rahmen dieser Studie wird ein induktiv längsgeschweißtes Rohr aus feuerverzinktem<br />

Feinblech betrachtet. Zusätzlich werden die Aufwendungen für die Produktion eines<br />

nahtlosen Rohres durch Vergleich mit mittlerem Stabstahl abgeschätzt<br />

/SF/, /vEzS/<br />

5.4 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Endprodukten<br />

Beim Kaltwalzen wird neben Erdgas für Glühöfen <strong>und</strong> andere thermische Prozesse<br />

Strom für die Antriebe der Walzgerüste benötigt.<br />

45 Pressen des Blocks über einen Preßdorn.<br />

46 Zwei schräg zueinander stehende Walzen verursachen eine kombinierte Dreh- <strong>und</strong> Vorwärtsbewegung des R<strong>und</strong>blocks<br />

über einen Preßdorn.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Halbzeugproduktion 29<br />

Input Wert Einheit<br />

Warmband 1048,9 kg/t Feinblech<br />

Erdgas 18,1 m 3 /t Feinblech<br />

Strom 177,1 kWh/t Feinblech<br />

Dampf 263,7 kg/t Feinblech<br />

Druckluft 27,3 m 3 /t Feinblech<br />

Wasser 13,7 m 3 /t Feinblech<br />

Schwefelsäure 20% 6,8 kg/t Feinblech<br />

Output Wert Einheit<br />

Schrott 48,9 kg/t Feinblech<br />

Bei der Produktion der vergüteten Bleche verhält es sich ähnlich. Neben Erdgas für<br />

die Erwärmung <strong>von</strong> Beschichtungbädern <strong>und</strong> abschließendes Glühen wird hauptsächlich<br />

Strom für den Antrieb der Rollwerke benötigt.<br />

Elektrolytisch verzinntes Weißblech<br />

Input Wert Einheit<br />

Feinblech 1043 kg/t Weißblech<br />

Zinn 1,2 kg/t Weißblech<br />

Erdgas 13,1 m 3 /t Weißblech<br />

Strom 101,5 kWh/t Weißblech<br />

Wasser 8,1 m 3 /t Weißblech<br />

Output Wert Einheit<br />

Schrott 44,2 kg/t Weißblech<br />

Elektrolytisch verchromtes Weißblech<br />

Input Wert Einheit<br />

Feinblech 1043 kg/t Weißblech<br />

Chrom 0,03 kg/t Weißblech<br />

Erdgas 12,6 m 3 /t Weißblech<br />

Strom 55,8 kWh/t Weißblech<br />

Wasser 6,2 m 3 /t Weißblech<br />

Output Wert Einheit<br />

Schrott 43,0 kg/t Weißblech<br />

Feuerverzinktes Weißblech<br />

Input Wert Einheit<br />

Feinblech 982,4 kg/t Feinblech<br />

Feinzink 17,6 kg/t Feinblech<br />

Erdgas 27,1 m 3 /t Feinblech<br />

Strom 52,1 kWh/t Feinblech<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> Profilen wird ebenfalls lediglich Erdgas für Stoßöfen bzw.<br />

abschließendes Glühen <strong>und</strong> Strom zum Antrieb der Walzgerüste benötigt. Die nicht<br />

unerhebliche Mengen an Fe-Schrott (250 - 310 kg), die während der Produktion <strong>von</strong><br />

Stabstählen anfallen werden im Elektrostahlwerk wieder eingeschmolzen.<br />

Formstahl, grober Stabstahl<br />

Input Wert Einheit<br />

Vorbramme 1250 kg/t SS-grob<br />

Erdgas 40,9 m 3 /t SS-grob<br />

Strom 83,6 kWh/t SS-grob<br />

Output Wert Einheit<br />

Schrott 250 kg/t SS-grob<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


30 A. Die Stahlprozeßkette<br />

Mittlerer Stabstahl<br />

Input Wert Einheit<br />

Vorbramme 1310 kg/t SS-mittel<br />

Erdgas 115,3 m 3 /t SS-mittel<br />

Strom 155,9 kWh/t SS-mittel<br />

Output Wert Einheit<br />

Schrott 310 kg/t SS-mittel<br />

Leichter Stabstahl<br />

Input Wert Einheit<br />

Vorbramme 1310 kg/t SS-leicht<br />

Erdgas 115,3 m 3 /t SS-leicht<br />

Strom 180,9 kWh/t SS-leicht<br />

Output Wert Einheit<br />

Schrott 310 kg/t SS-leicht<br />

Bei der Rohrherstellung kann zwischen nahtlosen <strong>und</strong> solchen mit Naht unterschieden<br />

werden. Da für den ersten Fall keinerlei Zahlen zur Verfügung standen bzw. ermittelt<br />

werden konnten, wurden die Aufwendungen durch Vergleich mit mittleren Stabstahl<br />

abgeschätzt. Der Umformaufwand entspricht näherungsweise dem <strong>von</strong> mittlerem<br />

Stabstahl, da alle Vorgänge wie Glühen, Ziehen, Schälen <strong>und</strong> Schleifen auch bei der<br />

Herstellung <strong>von</strong> nahtlosen Rohren nötig sind. Für die Produktion <strong>von</strong> induktiv längsgeschweißten<br />

Rohren dient als Ausgangsmaterial feuerverzinktes Feinblech. Einzig Aufwendungen<br />

für das induktive Schweißen sind nötig.<br />

Input Wert Einheit<br />

verzinkt. Feinblech 1000 kg/t Rohr<br />

Strom 23,52 kWh/t Rohr<br />

Massenflüsse<br />

Alle Massenflüsse für das Kaltwalzwerk, die Vergütungsverfahren, die Herstellung <strong>von</strong><br />

Profilen wie auch die Rohrherstellung sind in obigen Tabellen aufgelistet. Ebenso wie bei<br />

der Herstellung der Vorprodukte ergeben sich bei der Blechproduktion <strong>und</strong> demnach für<br />

die Rohrproduktion 47 neben dem Hauptmassenstrom vom Vorprodukt zum Endprodukt<br />

nur geringste Massenströme, - daher wird auch hier auf die Darstellung eines Massenflußdiagramms<br />

verzichtet.<br />

5.5 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong><br />

5.5.1 KEA für die Bereitstellung <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong><br />

Vorprodukte<br />

Bei der Berechnung das KEA für das Stranggießen, d.h. für die Herstellung <strong>von</strong> Vorbrammen,<br />

muß zwischen Vorbrammen aus Rohstahl-Mix 48 <strong>und</strong> solchen für die Feinblechherstellung<br />

(ausschließlich aus Oxygenstahl) unterschieden werden. Für Vorbrammen<br />

aus Stahlmix ergibt sich der KEA zu 16.653 MJ/t - aus reinem Oxygenstahl<br />

dagegen zu 19.109 MJ/t. In beiden Fällen trägt der Rohstahl zu ca. 99,5 % zum KEA der<br />

47 Das feuerverzinkte Blech wird lediglich der Länge nach zusammengeschweißt.<br />

48 Oxygenstahl <strong>und</strong> Elektrostahl<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Halbzeugproduktion 31<br />

Vorbrammen bei. Zusätzlich bilanziert werden Erdgas für Schneidbrenner <strong>und</strong> Flämmanlagen,<br />

Strom für die Antriebe <strong>und</strong> Pumpen, sowie Druckluft, Sauerstoff <strong>und</strong> Wasser.<br />

Wie bei der Berechnung des KEA der Vorbramme wird hier erneut unterschieden, ob aus<br />

dem Warmband anschließend Feinbleche oder andere Produkte hergestellt werden.<br />

Den Hauptanteil trägt hier erneut das Modulprodukt des vorherigen Prozeßschritts; die<br />

Vorbramme ist in beiden Fällen mit ca. 88 % beteiligt. Der Rest verteilt sich auf die<br />

eingesetzten Gase (ca. 60 %), elektrische Energie (ca. 40 %) <strong>und</strong> die restlichen Hilfsstoffe<br />

(< 1 %) wie Dampf, Druckluft, Wasser <strong>und</strong> Sauerstoff. Auf der Output-Seite werden<br />

neben dem Zielprodukt, Fe-Schrott <strong>und</strong> Fe-haltige Reststoffe berücksichtigt. Beide werden,<br />

da sie der Sinteranlage bzw. den Stahlwerken wieder zugeführt werden, energiefrei<br />

bewertet. Demnach beträgt der KEA <strong>von</strong> Warmband aus Stahl-Mix 19.700 MJ/t, für<br />

selbiges aus Oxygenstahl dagegen 22.358 MJ/t.<br />

Bleche<br />

Wie bereits erwähnt, kommt für das Kaltwalzen ausschließlich Warmband aus 100 %<br />

Oxygenstahl in Frage. Dieses Warmband trägt mit über 85 % zum KEA der Eingangsstoffe<br />

bei. Die restlichen 15 % verteilen sich zu 57 % auf den elektrischen Energieverbrauch<br />

<strong>und</strong> mit 40 % auf den Erdgasverbrauch. Zusätzlich wird noch ein Bahntransport<br />

des Warmbands vom Warmwalzwerk zum Halbzeugwerk <strong>und</strong> der Einsatz <strong>von</strong> Wasser<br />

<strong>und</strong> Schwefelsäure berücksichtigt; auf der Output-Seite erfolgt für die anfallenden<br />

Schrotte keine Gutschrift. Der KEA <strong>von</strong> unbeschichtetem Feinblech ergibt sich schließlich<br />

zu 27.084 MJ pro Tonne.<br />

In den Berechnungen für vergütete Bleche wird zwischen elektrolytisch verzinntem<br />

bzw. elektrolytisch verchromtem Weißblech <strong>und</strong> feuerverzinktem Feinblech differenziert.<br />

Den größten Anteil am KEA des elektrolytisch verzinnten Weißblechs -<br />

29.967 MJ/t - verursacht das eingesetzte Feinblech. Zu den letzten 6 % tragen der elektrische<br />

Energieaufwand (68 %), Erdgas (27 %), Zinn (5 %) <strong>und</strong> Wasser bei. Der Fe-<br />

Schrott auf der Output-Seite wird energiefrei bewertet.<br />

Beim KEA des elektrolytisch verchromten Weißblechs - 29.347 MJ/t - verhalten<br />

sich die Anteile ähnlich wie beim elektrolytisch verzinnten Weißblech; lediglich der<br />

Strombedarf halbiert sich <strong>und</strong> der durch das eingesetzte Chrom verursachte KEA ist um<br />

ein Vielfaches niedriger 49 .<br />

Zum KEA des feuerverzinkten Feinblechs mit 28.881 MJ pro Tonne trägt erneut mit<br />

ca. 90 % das eingesetzte Feinblech bei. Der Rest verteilt sich zu ca. 42 % auf das eingesetzte<br />

Erdgas, zu ca. 32 % auf das zum Veredeln benötigte Feinzink <strong>und</strong> zu 26 % auf die<br />

verbrauchte elektrische Energie.<br />

Profile<br />

Für die Stabstahlherstellung wird ebenfalls zwischen drei verschiedenen <strong>Halbzeugen</strong><br />

unterschieden. Dies sind der grobe, mittlere <strong>und</strong> leichte Stabstahl.<br />

49 Der KEA pro Tonne Chrom ist beinahe doppelt so groß wie der des Zinns, allerdings wird nur 2,5 % der Menge des<br />

Zinns benötigt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


32 A. Die Stahlprozeßkette<br />

Am KEA des Formstahls 50 (auch grober Stabstahl genannt), der 23.224 MJ pro Tonne<br />

beträgt, ist die eingesetzte Vorbramme mit einen Anteil <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 90 % beteiligt. Erdgas<br />

<strong>und</strong> der benötigte Strom verteilen sich mit 60 bzw. 40 % auf den Rest; der auf der Output-Seite<br />

anfallende Fe-Schrott wird energiefrei geführt.<br />

Beim mittleren Stabstahl 51 verursacht die Vorbramme einen 80 %igen Anteil am KEA<br />

des Stabstahl, der sich zu 27.690 MJ pro Tonne ergibt. Erdgas verursacht ca. 70 % <strong>und</strong><br />

Strom ca. 30 % der restlichen 20 % des KEA; erneut wird der Fe-Schrott auf der Output-<br />

Seite energetisch nicht berücksichtigt.<br />

Beim leichten Stabstahl 52 verteilen sich die Anteile des KEA - 27.977 MJ/t - ähnlich<br />

wie beim mittleren Stabstahl, lediglich der Strombedarf ist um ca. 300 MJ angewachsen,<br />

was im wesentlichen auf einen oder mehrere zusätzliche Ziehvorgänge zurückzuführen<br />

ist.<br />

Rohre<br />

Für Nahtlose Rohre wurden die Aufwendungen, wie schon in Kap. 5.3.3 erwähnt,<br />

durch Vergleich mit mittlerem Stabstahl abgeschätzt.. Aus diesem Gr<strong>und</strong> beträgt der<br />

KEA für nahtlose Rohre ca. 27.700 MJ pro Tonne.<br />

Der KEA für längsgeschweißte Rohre berechnet sich zu 29.151 MJ/t, wobei es sich<br />

hierbei um ein feuerverzinktes Rohr handelt. Falls das Rohr aus einer anderen Stahlsorte<br />

besteht oder eine andere Oberflächenbeschichtung haben soll, kann der Aufwand<br />

abgeschätzt werden. Der primärenergetische Aufwand für das Längsschweißen beträgt<br />

r<strong>und</strong> 270 MJ pro Tonne Rohr. Zu berücksichtigen ist, daß mit kleiner werdenden Querschnitt<br />

des Rohrs, der KEA ansteigt, da das Blech vor dem Verschweißen auf geringere<br />

Dicken gewalzt <strong>und</strong> zunehmend exakter oberflächenbehandelt werden muß.<br />

5.5.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong><br />

Es sind die Emissionen aller Stoffe berücksichtigt, die energetisch erfaßt worden sind.<br />

Die Kreislaufmaterialien 53 wurden als energiefreie Stoffe emissionsfrei bilanziert Die<br />

einzelnen Emissionswerte für die unterschiedlichen Halbzeuge sind zusammen mit dem<br />

KEA im nächsten Abschnitt dargestellt.<br />

50 Hierzu gehören Sp<strong>und</strong>wanderzeugnisse <strong>und</strong> schwere Baustahlprofile.<br />

51 Hierzu zählen mittlere <strong>und</strong> leichte Baustähle wie z.B. Bewehrungen für Stahlbetonbauten.<br />

52 Hierunter versteht man leichte Konstruktruktionsprofile für den Automobilbau oder Heimhandwerksbedarf.<br />

53 Fe-Schrott <strong>und</strong> Fe-haltige Reststoffe<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Zusammenfassung 33<br />

6 Zusammenfassung<br />

In den nebenstehenden Tabellen sind nochmals alle betrachteten Stahl-Halbzeuge zusammen<br />

mit ihrem KEA, ihren Anteilen an der Gesamtproduktion im Jahre 1995 (/SE4/)<br />

<strong>und</strong> den bei der Bereitstellung entstehenden Emissionen dargestellt.<br />

Zusätzlich sind in Tabelle A-4 Vergleichswerte dreier Studien zur Produktion <strong>von</strong> Stahlblech<br />

aufgeführt. Eine Diskussion dieser Werte im Vergleich zu denen im Rahmen dieser<br />

Studie ermittelten Zahlen findet im Anschluß statt.<br />

Tabelle A-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong> in Deutschland 1995<br />

<strong>und</strong> Anteile an der Jahresproduktion<br />

54 abgeschätzt durch Vergleich mit mittleren Stabstahl<br />

55 beinhaltet ebenfalls Gleisoberbauerzeugnisse, Sp<strong>und</strong>wanderzeugnisse, Breitflanschträger<br />

56 als Fertigerzeugnis<br />

Produkt KEA [MJ/t] Anteil<br />

Grob- <strong>und</strong> Mittelblech 19.700 8,6 %<br />

Feinblech (unbeschichtet) 27.084<br />

Elektrolytisch verzinntes Weißblech 29.967<br />

Elektrolytisch verchromtes Weißblech 29.347<br />

Feuerverzinktes Feinblech 28.881<br />

Nahtlose Stahlrohre 54<br />

27.690<br />

Stahlrohre mit Naht (feuerverzinkt) 29.151<br />

Formstahl 55<br />

23.224<br />

Mittlerer Stabstahl 27.690<br />

Leichter Stabstahl 27.977<br />

27,5 %<br />

8,4 %<br />

12,5 %<br />

Walzdraht nicht bekannt 12,9 %<br />

Warmbreitband 56<br />

20.185 11,4 %<br />

Sonstige nicht näher klassifiziert nicht bekannt 18,7 %<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


34 A. Die Stahlprozeßkette<br />

Tabelle A-4: Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong> in Deutschland<br />

1995<br />

Produkt<br />

Als gr<strong>und</strong>sätzliches Problem bei der Ermittlung der Emissionen hat sich herauskristallisiert,<br />

daß über Emissionsminderungsmaßnahmen (Entschwefelung, DeNOX, ...) in der<br />

Stahlindustrie oder die Einbindung <strong>von</strong> Schadstoffen (z.B. Schwefel) in feste Abfallprodukte<br />

keine Informationen vorliegen. Im Einzelnen führt der Vergleich der in dieser<br />

Studie ermittelten Emissionen mit einschlägigen Quellen zu folgenden Ergebnissen:<br />

• CO2: Die hier ermittelten CO2 Emissionen liegen etwas höher als die Werte der<br />

Vergleichsstudien. Dies liegt zum Teil an den umfangreichen Vorketten der Energieträger<br />

<strong>und</strong> sonstiger Inputmaterialien. Da außerdem die auftretenden Kuppelgase<br />

stets emissionsfrei bewertet werden (keine Allokation der Emissionen auf<br />

Kuppelgase), sind die Ergebnisse der Prozeßkettenanalyse jedoch plausibel <strong>und</strong><br />

werden weiterverwendet.<br />

• CO: Die im Rahmen der Prozeßkettenanalyse ermittelten Werte stellen die bei<br />

"üblicher" Verbrennung 57 der eingesetzten Energieträger freiwerdende Emissionsmenge<br />

dar. Da die bei der Koksherstellung eingesetzte Steinkohle bzw. der im<br />

Hochofen eingesetzte Koks unter Sauerstoffmangel verbrannt werden, entstehen<br />

deutlich höhere Mengen an Kohlenmonoxid als hier zugr<strong>und</strong>egelegt wurde. Da die<br />

Verbrennungsprodukte jedoch nicht direkt an die Umwelt abgegeben werden, sondern<br />

in Form <strong>von</strong> Kokereigas bzw. Gichtgas einer weiteren energetischen Nutzung<br />

(Nachverbrennung) zugeführt werden, hängt die Menge an emittiertem CO stark<br />

da<strong>von</strong> ab, wie hoch die Leckagen bzw. sonstigen Verluste bei der Zuführung der<br />

Verbrennungsprodukte zur weiteren Nutzung sind. Geht man da<strong>von</strong> aus, daß <strong>von</strong><br />

den r<strong>und</strong> 230 kg Kohlenmonoxid, die pro Tonne Feinblech insgesamt entstehen,<br />

57 Es wurden Standardverfahren zur Verbrennung <strong>von</strong> Energieträgern definiert, die die Gr<strong>und</strong>lage zur Ermittlung der<br />

kumulierten Emissionen bilden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

alle Werte je Tonne Halbzeug<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Grob- <strong>und</strong> Mittelblech 1.658 1.216 3.075 8.598 7.048 220 220 530<br />

Feinblech (unbeschichtet) 2.247 1.674 4.018 11.589 9.644 276 304 700<br />

Elektrolytisch verzinntes Weißblech 2.440 1.806 4.299 12.142 10.275 296 321 737<br />

Elektrolytisch verchromtes Weißblech 2.404 1.788 4.258 12.112 10.199 292 320 734<br />

Feuerverzinktes Weißblech 2.334 1.734 4.090 11.445 9.772 281 304 696<br />

Nahtlose Stahlrohre 62<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

2.255 1.778 4.163 10.885 9.561 293 283 681<br />

Stahlrohre mit Naht (feuerverzinkt) 2.349 1.741 4.106 11.454 9.803 282 304 697<br />

Formstahl 1.980 1.539 3.777 10.349 8.673 268 266 641<br />

Mittlerer Stabstahl 2.255 1.778 4.163 10.885 9.561 293 283 681<br />

Leichter Stabstahl 2.272 1.785 4.180 10.895 9.594 294 284 683<br />

Warmbreitband 64<br />

1.658 1.216 3.075 8.598 7.048 220 220 530<br />

Stahlblech (/GEM3/) 1.860 28.524 4.093 3.143 10.186 1.023 25 1976<br />

Kaltfeinblech (/SBFe2/) 1.932 16.420 2.814 2.619 39


Zusammenfassung 35<br />

r<strong>und</strong> 90 % nachverbrannt werden, so scheinen die in den verschiedenen Quellen<br />

angegebenen Werte durchaus plausibel.<br />

• NOx: Die Menge der Stickoxidemissionen variiert je nach Quelle stark. Die im<br />

Rahmen dieser Studie ermittelten Werte stimmen gut mit den Werten aus /GEM3/<br />

überein, liegen jedoch deutlich über den Werten der anderen Vergleichsstudien. Da<br />

NOx-Emissionen sehr stark <strong>von</strong> der Prozeßtemperatur abhängen, ist eine Bewertung<br />

aufgr<strong>und</strong> der hohen Verbrennungstemperaturen <strong>und</strong> der komplexen Vorgänge<br />

im Hochofen nur schwer möglich. Für weitere Berechnungen werden daher<br />

die Ergebnisse der Prozeßkettenanalyse verwendet.<br />

• SO2: Die mit Hilfe der Verbrennungsrechnung aus den Brennstoff-Schwefelgehalten<br />

berechneten SO2-Emissionen liegen deutlich über den Werten der Vergleichsstudien.<br />

Sie stammen zu r<strong>und</strong> 65 % aus der Verbrennung des im Koks enthaltenen<br />

Schwefels im Hochofenprozeß. Da über Emissionsminderungsmaßnahmen (Entschwefelung)<br />

in der Stahlindustrie oder die Einbindung <strong>von</strong> Schwefel in feste Abfallprodukte<br />

keine Informationen vorliegen, kann keine Plausibilisierung der<br />

Werte vorgenommen werden.<br />

• CH4: Da die Methanemissionen zum größten Teil aus der Vorkette der Energieträger<br />

(Methanemissionen beim Steinkohlebergbau) stammen <strong>und</strong> diese Werte im<br />

Rahmen dieser Studie weitgehend abgesichert wurden, können Werte aus /SBFe2/<br />

<strong>und</strong> /IZW/ als zu klein angesehen werden. Die Ergebnisse der Prozeßkettenanalyse<br />

können als plausible Werte verwendet werden.<br />

• NMVOC: Die im Rahmen der Prozeßkettenanalyse ermittelten NMVOC-Emissionen<br />

stammen im wesentlichen aus der Kokerei. Wegen der großen Diskrepanz der<br />

Vergleichswerte wird der hier ermittelte Wert weiterverwendet.<br />

• N2O: Die N2O-Emissionen, die im wesentlichen aus der in der Kokerei verbrannten<br />

Steinkohle stammen, liegen deutlich über den Vergleichswerten. Eine Plausibilisierung<br />

der Werte ist nicht möglich, da die der Emissionsberechnung zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Verbrennungsvorgänge nur begrenzt mit den Vorgängen in der Kokerei<br />

vergleichbar sind.<br />

• Staub: Die Staubemissionen liegen im Bereich der Vergleichswerte. Auffallend<br />

sind hier die fast dreimal so hohen Werte bei /GEM3/, die im wesentlichen aus dem<br />

Hochofenprozeß bzw. der Sinterherstellung stammen. Für weitere Berechnungen<br />

wird der Wert aus der Prozeßkettenanalyse verwendet.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


1 Einleitung<br />

B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

Aluminium ist das dritthäufigste Element bzw. das am häufigsten vorkommende Metall<br />

der Erdkruste. Es ist nach Stahl zum am meisten verwendeten Metall geworden <strong>und</strong><br />

wird aufgr<strong>und</strong> seiner vorteilhaften Eigenschaften in vielen Bereichen der Technik<br />

eingesetzt. Es ist wegen seines niedrigen spezifischen Gewichts (ca. 2,7 g/cm 3 - dies<br />

entspricht in etwa einem Drittel der Dichte <strong>von</strong> Stahl) hervorragend geeignet für die<br />

Verwendung in mobilen Konstruktionen, wie Luft-, Land- <strong>und</strong> Wasserfahrzeugen, sowie<br />

bei häufig auszuwechselnden <strong>und</strong> zu transportierenden Teilen. Es weist zudem eine<br />

hohe Beständigkeit gegen chemische Einflüsse auf, die sich durch zusätzlichen<br />

Oberflächenschutz weiter verbessern läßt. Seine gute Umform- <strong>und</strong> Spanbarkeit machen<br />

Aluminium zu einem Werkstoff für beliebig komplizierte Strukturen. Aluminium ist<br />

ungiftig, leicht zu reinigen, sterilisierbar <strong>und</strong> erfüllt alle hygienischen <strong>und</strong> antitoxischen<br />

Anforderungen.<br />

1.1 Allgemeines<br />

Alle Verfahrensbeschreibungen, Abbildungen <strong>und</strong> Zahlenwerte für die Aluminiumprozeßkette<br />

stammen, falls nicht explizit anders angegeben, aus Arbeiten die an der FfE<br />

bzw. am Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Anwendungstechnik entstanden sind.<br />

Die Aluminiumindustrie verhält sich gegenüber Anfragen sehr zurückhaltend, weshalb<br />

die Emissionsdaten ebenfalls durch Vergleich mit allgemeinen Industrieprozessen<br />

(/GEM3/ /Emi/, /VDEW/) oder durch theoretische Verbrennungsberechnung ermittelt<br />

wurden.<br />

37


38 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

1.2 Prozeßablauf der Aluminiumerzeugung <strong>und</strong> -verarbeitung<br />

Der betrachtete Prozeßablauf der Aluminium-Halbzeug-Produktion ist in untenstehender<br />

Grafik schematisch dargestellt, wobei die Erläuterungen hierzu den folgenden Kapiteln<br />

zu entnehmen sind. Die Zahlen in der rechten unteren Ecke geben jeweils die Kapitelnummer<br />

an.<br />

Legende<br />

Prozeßschritt<br />

Stoffbezeichnung<br />

Import<br />

Tonerde<br />

Import<br />

Prim.-/Sek.-<br />

Aluminium<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

4.<br />

4.<br />

Petrolkoks,<br />

Pech<br />

Anodenherstellung<br />

Anoden<br />

38%<br />

49% Prim.<br />

8% Sek.<br />

Flammofen<br />

Neuschrott<br />

4.<br />

6.<br />

Bergbau 3.<br />

Bauxit<br />

Import<br />

Bauxit<br />

Tonerdeproduktion<br />

Tonerde<br />

62%<br />

Elektrolyse,<br />

Gießerei<br />

Primär-<br />

Aluminium<br />

25%<br />

Gießerei<br />

Barren<br />

Halbzeugherstellung<br />

Halbzeuge,<br />

Produkte<br />

Abbildung B-1: Schematische Darstellung der Aluminiumprozeßkette<br />

3.<br />

4.<br />

4.<br />

4.<br />

6.<br />

18%<br />

Steinsalz<br />

Natronlaugenherstellung<br />

4.<br />

Natronlauge<br />

Altschrott<br />

div. Verfahren<br />

Sek<strong>und</strong>är-<br />

Aluminium<br />

in Deutschland<br />

5.


Importstrukturen 39<br />

2 Importstrukturen<br />

Aus Abbildung B-1 ist zu entnehmen, daß für das in Deutschland verwendete Aluminium<br />

nicht nur Bauxit (der Ausgangsstoff für die Tonerde- <strong>und</strong> somit für die Aluminiumproduktion),<br />

sondern auch Tonerde, Primär-Aluminium <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

aus den unterschiedlichsten Ländern importiert 58 werden. Die spezifischen Aufwendungen<br />

für die Erzeugung elektrischer Energie hängen - wie bereits in im Allgemeinen<br />

Teil (Kap. 5.2.2, Bericht I) erwähnt - stark <strong>von</strong> der Kraftwerksstruktur des betrachteten<br />

Landes ab <strong>und</strong> deshalb müssen diese Seitenimporte ebenfalls berücksichtigt werden. Da<br />

bei der Elektrolyse, dem energieintensivsten Schritt der Aluminiumprozeßkette, beinahe<br />

ausschließlich elektrische Energie zugeführt wird, wirken sich hierbei die Aufwendungen<br />

für die Bereitstellung dieser Energieform in Primär-Aluminiumexportierenden<br />

Ländern entscheidend auf den KEA aus. Mit Hilfe der Importstrukturen<br />

für Bauxit, Tonerde, Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium im Jahre 1995 lassen sich die<br />

spezifischen Primärenergieaufwendungen in den betrachteten Ländergruppen<br />

ermitteln 59 . Die genauen Berechnungen hinsichtlich der absolut <strong>und</strong> effektiv produzierten<br />

bzw. importierten Mengen würden den Rahmen sprengen <strong>und</strong> sind ggf. /Corr/ zu<br />

entnehmen. Trotzdem soll ein kurzer Überblick über die Importe im Jahre 1995 gegeben<br />

werden.<br />

Deutschland bezieht Bauxit zu je ca. 1/3 aus Guinea bzw. Guyana. Weitere 19 % bzw.<br />

8 % stammen aus Australien bzw. China. Im selben Zeitraum exportierte Mengen werden<br />

mit dem Importen quotal verrechnet. In Deutschland selbst wird kein Bauxit abgebaut.<br />

Über 43 % der Tonerde stammt aus Jamaika, gefolgt <strong>von</strong> ca. 16 % aus Irland <strong>und</strong> r<strong>und</strong><br />

13 % aus Italien. Sonstige relevante Länder mit Anteilen zwischen 7 <strong>und</strong> 4 % sind Surinam,<br />

Spanien, Niederlande <strong>und</strong> Frankreich. Die parallel hierzu exportierte Menge wird<br />

ebenfalls quotal verrechnet. Aus einem Vergleich zwischen importierter <strong>und</strong> in<br />

Deutschland produzierter Tonerde ergibt sich, daß über 1/3 der in Deutschland verarbeiteten<br />

Tonerde direkt aus dem Ausland stammt - 2/3 werden in Deutschland aus<br />

importiertem Bauxit produziert.<br />

Die Primär-Aluminium-Importe verteilen sich zu über 20 % auf Norwegen, 18 % auf<br />

die GUS, r<strong>und</strong> 13 % auf die Niederlande, zwischen 9 <strong>und</strong> 4 % auf die Länder Kanada,<br />

Brasilien, Großbritannien, Island <strong>und</strong> weitere nicht näher spezifizierte Länder mit<br />

Anteilen kleiner 4 %. Hier<strong>von</strong> werden wieder die Exporte im gleichen Zeitraum abgezogen.<br />

Es zeigt sich erneut, daß nur 1/3 des in Deutschland verwendeten Primär-Aluminiums<br />

auch tatsächlich im Inland produziert wurde. Es wird sich zudem herausstellen,<br />

daß bedingt durch die spezifischen Primärenergieaufwendungen für elektrische Energie<br />

in Primär-Alumnium-exportierenden Länder, stark <strong>von</strong>einander abweichende KEA für<br />

Primär-Aluminium aus Deutschland bzw. dem Ausland resultieren.<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium, welches aus Schrott <strong>und</strong> Recyclingmaterialien produziert wird,<br />

stammt ausschließlich aus Europa. Als Importländer sind die meisten europäischen<br />

Länder vertreten; 1995 waren die wichtigsten Großbritannien (ca. 20 %), Niederlande<br />

58 Die Importe der Zwischenprodukte Tonerde, Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium werden im folgenden als Seitenimporte<br />

bezeichnet.<br />

59 Siehe Kap. Kap. 5.2.2 bzw. 4.1.2 in Bericht I<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


40 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

(ca. 17 %), Frankreich (ca. 14 %) <strong>und</strong> Belgien/Luxemburg (ca. 11 %). Die Exportmenge<br />

wird erneut quotal verrechnet <strong>und</strong> es zeigt sich, daß r<strong>und</strong> 1/3 des in Deutschland produzierten<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminiums aus dem Ausland stammt.<br />

Zusätzlich werden auch Aluminium-Schrotte nach Deutschland importiert. Da im<br />

selben Zeitraum allerdings die doppelte Menge an Schrotten exportiert wird, wird da<strong>von</strong><br />

ausgegangen, daß die in der deutschen Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Produktion eingesetzten<br />

Schrotte allesamt ausschließlich aus Deutschland stammen.<br />

/Met/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 41<br />

3 Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import<br />

Aluminiumerze (Bauxite) befinden sich meist nahe der Erdoberfläche <strong>und</strong> können daher<br />

weitgehend im Tagebau abgebaut werden. Die chemische bzw. mineralogische<br />

Zusammensetzung sowie die physikalischen Eigenschaften, der für die Tonerdeerzeugung<br />

verwendeten Bauxite unterschiedlicher Lagerstätten, schwanken erheblich.<br />

Sie bestehen aus Aluminiumhydroxiden [Al(OH)3 <strong>und</strong> AlO(OH)] <strong>und</strong> Oxiden der<br />

Elemente Eisen, Silizium, Titan <strong>und</strong> Calzium zu unterschiedlichen Teilen sowie<br />

Spurenelementen. Bauxit kann nicht direkt in Elektrolysen verwendet werden, deshalb<br />

muß es vor der elektrolytischen Umsetzung auf ein Zwischenprodukt, die sog. Tonerde<br />

(im wesentlichen Aluminiumoxid) weiterverarbeitet werden. Diese Tonerdeproduktion<br />

wird deshalb ebenfalls in diesem Kapitel in Abschnitt 3.4 erläutert. /AlMB/, /TdC/<br />

3.1 Abbau, Aufbereitung <strong>und</strong> Import <strong>von</strong> Bauxit<br />

Der Bauxitabbau wird ebenso wie beim Eisenerz weitestgehend mit Hilfe <strong>von</strong> Seilbaggern<br />

im Tagebau durchgeführt. Pro Tonne Bauxit müssen etwa zwei Tonnen Abraum<br />

beseitigt werden. Danach werden zwei Drittel der für Deutschland relevanten Erze ohne<br />

weitere Aufbereitung zu den Tonerdefabriken transportiert. In einem Drittel der Fälle<br />

wird das geförderte Erz gewaschen <strong>und</strong> getrocknet. /AlMB/<br />

Der Transport nach Deutschland geschieht mit Hilfe <strong>von</strong> elektrischen Güterzügen <strong>von</strong><br />

der Grube bzw. der Aufbereitungsanlage bis zum Hochseehafen <strong>und</strong> mit Hochseefrachtern<br />

um den Seeweg zurückzulegen. Die einzige in Deutschland produzierende<br />

Tonerdefabrik liegt in Stade nahe der Elbemündung; deshalb kann auf einen Binnentransport<br />

verzichtet werden. Für die nach Importanteilen gewichteten Transportentfernungen<br />

ergeben sich je nach betrachteter Ländergruppe unterschiedliche Werte. Für<br />

Bauxit, das nach Deutschland importiert wird, sind dies ca. 100 km für den Inlandstransport<br />

im Exportland <strong>und</strong> ca. 10.300 km für den Hochseetransport bis zum Oxidwerk<br />

in Stade. Für alle Länder die Bauxit importieren um daraus produzierte Zwischenprodukte,<br />

wie Tonerde <strong>und</strong> Primär-Aluminium, nach Deutschland zu exportieren<br />

werden die Entfernungen zu 300 bzw. 6.000 km abgeschätzt.<br />

Die Darstellung der Massenflüsse zur Bereitstellung <strong>von</strong> Bauxit erfolgt zusammen mit<br />

den Massenflüssen bei der Tonerde-Bereitstellung.<br />

3.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Bauxit<br />

Neben vernachlässigbaren Mengen elektrischer Energie für den Abbau durch<br />

Seilbagger wird zur Trocknung des Bauxits <strong>und</strong> für sonstige Baumaschinen<br />

ausschließlich Diesel (16,4 kg) benötigt. Der Energieaufwand kann mit den im<br />

Allgemeinen Teil (Tabelle 4, Bericht I) dargestellten Heizwerten ermittelt werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


42 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Bauxit<br />

3.3.1 KEA für Bauxit frei Tonerdewerk<br />

Wie schon in Kap. 3.2 erwähnt, wurde beim Abbau ausschließlich Diesel berücksichtigt.<br />

Der elektrische Energieaufwand kann wie in der Stahlprozeßkette vernachlässigt<br />

werden. Demnach ergibt sich pro Tonne abgebautes Bauxit - unabhängig in welchem<br />

Land dies geschieht - ein KEA <strong>von</strong> 788 MJ/t.<br />

Mit den oben genannten Transportentfernungen läßt sich über die Multiplikation mit<br />

den primärenergetischen Aufwendungen für Transporte 60 (Achtung hier gilt der "Bauxit-<br />

Mix" bzw. der "Welt-Mix" für die Bereitstellungsaufwendungen elektrischer Energie 61 )<br />

der KEA Bauxit frei Tonerde-Werk berechnen. Demnach ergibt sich für nach Deutschland<br />

exportiertes Bauxit ein KEA <strong>von</strong> 3.645 MJ/t. Für Bauxit welches in Dritt-Länder<br />

exportiert wird - aus welchen später Zwischenprodukte 5 nach Deutschland exportiert<br />

werden - beträgt der Wert 2.761 MJ/t. In beiden Fällen verursacht der Seetransport den<br />

größten Anteil (>80 %) am Gesamtaufwand.<br />

3.3.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Bauxit<br />

Zur Berechnung der Emissionen bei Bauxitabbau wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß die<br />

Verbrennung in LKW-ähnlichen Motoren erfolgt.<br />

Für beide Fälle wurden alle während des Transports auftretenden Emissionen der<br />

beiden Transportmittel berücksichtigt. Zu beachten ist hierbei, daß für den Einsatz<br />

elektrischer Energie die Emissionsfaktoren der jeweils betrachteten Ländergruppen<br />

berücksichtigt wurden.<br />

3.3.3 Zusammenfassung<br />

Nun werden die Ergebnisse aus den vorherigen beiden Abschnitten zusammengefaßt<br />

dargestellt. In der Tabellen wird unter Bauxit 1 das nach Deutschland exportierte Bauxit<br />

<strong>und</strong> unter Bauxit 2 jenes verstanden, welches in Länder exportiert wird, die es zu<br />

Zwischenprodukte verarbeiten <strong>und</strong> diese nach Deutschland exportieren.<br />

Tabelle B-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Bauxit frei Tonerdewerk in Deutschland bzw. weltweit 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Bauxit<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Bauxit 1 3.645 286 330 1.293 1.394 117 158 10 133<br />

Bauxit 2 2.761 207 266 1.138 856 115 138 8 105<br />

60 siehe Tabelle 6 in Bericht I<br />

61 siehe Tabelle 5 in Bericht I<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 43<br />

3.4 Produktion <strong>und</strong> Import <strong>von</strong> Tonerde<br />

Tonerde wird weltweit fast ausschließlich mittels des Bayer-Verfahrens, welches ein<br />

sehr effizientes <strong>und</strong> selektives hydrometallurgisches Extraktionsverfahren darstellt, aus<br />

Aluminiumhydroxid [Al(OH)3] gewonnen. Da zur Tonerdeproduktion große Mengen<br />

Natronlauge (NaOH) benötigt werden, werden die Verfahren zur Herstellung dieser<br />

ebenfalls kurz erläutert.<br />

Natronlauge wird aus Natriumchloridlösung mittels Elektrolyse (Alkalichloridelektrolyse)<br />

hergestellt. Hierbei entstehen aus Natriumchlorid <strong>und</strong> Wasser in Kuppelproduktion<br />

Natronlauge, Chlor <strong>und</strong> Wasserstoff. Es gibt prinzipiell zwei Varianten<br />

dieses Verfahrens, das Quecksilber- oder Amalgamverfahren <strong>und</strong> das Diaphragmaverfahren.<br />

Beim ersten Verfahren wird reine, chloridfreie Lauge gewonnen, wohingegen<br />

beim zweiten eine zwar preiswertere, jedoch chloridhaltige Lauge gewonnen wird. Da<br />

das Quecksilberverfahren das in Deutschland hauptsächlich angewandte Verfahren<br />

darstellt, wird nur dieses betrachtet.<br />

In einem Elektrolysegefäß mit einem schwach geneigten Boden (ca. 15 mm/m) fließt<br />

kathodisch geschaltetes Quecksilber als eine zusammenhängende Schicht. In die darüber<br />

befindliche ca. 60 bis 80°C warme Natriumchloridlösung tauchen platinmetalloxidbeschichtete<br />

Titan-Anoden ein. Durch den Elektrolysestrom wird die Salzlösung aufgespalten,<br />

an der Anode Chlorgas <strong>und</strong> an der Kathode Natriumamalgam gebildet. Dieses<br />

Amalgam fließt in einen mit Graphitblöcken gefüllten Zersetzer, in dem katalytisch<br />

unter Zufuhr <strong>von</strong> Wasser konzentrierte Natronlauge entsteht. Das beteiligte Quecksilber<br />

wird in die Elektrolysezelle zurückgepumpt <strong>und</strong> steht dem Prozeß erneut zur Verfügung.<br />

Um Aluminium zu erzeugen ist es notwendig, die wesentlichen Verunreinigungen Fe2O3<br />

(bis 30 %), SiO2 (bis 5 %) <strong>und</strong> TiO2 (bis 3 %) weitestgehend aus dem Bauxit zu entfernen.<br />

Da das Prinzip des Bayer-Verfahrens (nasser Aufschluß) zur Herstellung der Tonerde<br />

in diversen Fachbüchern ausführlichst erklärt ist <strong>und</strong> eine genaue Analyse aller<br />

Prozeßschritte den Rahmen sprengen würde, beschränkt sich diese Studie auf die<br />

wesentlichen Schritte.<br />

Da der Bayer-Prozeß möglichst einheitliches, fein gemahlenes Bauxit erfordert, wird das<br />

angelieferte Bauxit in Brechern zerkleinert, feinvermahlen <strong>und</strong> anschließend in großen<br />

Mischbehältern zwischengelagert. Um sämtliches im Bauxit enthaltene Al2O3 zu extrahieren,<br />

wird zunächst eine Lösung mit möglichst hoher Al2O3-Konzentration hergestellt.<br />

Hierbei wird die Mischung aus Bauxit <strong>und</strong> Dünnlauge in Autoklaven 62 bei 400°C (Rohraufschlußverfahren),<br />

<strong>und</strong> 50 bar mit ca. 40%iger Natronlauge vermengt, um nach einigen<br />

St<strong>und</strong>en Rühren Natriumaluminat zu bekommen. Die unerwünschten Bestandteile<br />

werden als Rotschlamm (Eisenoxide) oder Natriumaluminiumsilicat (Siliziumoxide)<br />

abgeschieden. Die abfließende Natriumaluminatlauge (Klarlauge) muß nach einer sorgfältigen<br />

Filtration gekühlt werden, um die für das Ausrühren des Hydroxids notwendige<br />

Übersättigung zu erreichen. Dies geschieht in Plattenwärmetauschern, in denen die<br />

Klarlauge <strong>von</strong> 90°C auf ca. 60-70°C abgekühlt <strong>und</strong> gleichzeitig die Dünnlauge, welche<br />

bei der Ausfällung entsteht, auf 40-80°C aufgeheizt wird. Im Anschluß erfolgt eine<br />

Impfung mit kristallinem Aluminiumhydroxid [Al(OH)3], um den nachgeschalteten<br />

62 beheizbare Behälter für chemische Reaktionen unter Druck<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


44 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

Ausrührvorgang zu beschleunigen. Da kristallines Aluminiumhydroxid schwerer löslich<br />

ist als amorphes, erfolgt eine Umkehrung des Lösungsvorgangs. Das nun <strong>von</strong> unerwünschten<br />

Bestandteilen weitgehend befreite Aluminiumhydroxid wird durch Scheibenfilter<br />

geleitet. Die feinere Fraktion des Hydroxids wird zum Impfen verwendet, die<br />

gröbere nach einer vollständigen Abtrennung der Lauge der Kalzinierung (Dehydratisierung<br />

bei ca. 1.300°C) zugeführt.<br />

Beim Tonerdetransport hier muß zwischen der in Deutschland produzierten, der<br />

importierten <strong>und</strong> der in Drittländer 63 exportierten Tonerde differenziert werden. Für in<br />

Deutschland produzierte Tonerde wird angenommen, daß sie jeweils zur Hälfte bis ins<br />

Ruhrgebiet bzw. nach Hamburg transportiert wird 64 , <strong>und</strong> die Strecke jeweils zur Hälfte<br />

mit Zug bzw. Binnenschiff zurückgelegt wird. Die gemittelte Entfernung beträgt 170 km.<br />

Für importierte Tonerde werden die Transportentfernungen - gewichtet über die<br />

Importstruktur - für die drei unterschiedlichen Transportmittel berechnet. Dies sind ca.<br />

220 km für den Güterzug, ca. 4.900 km für den Hochseefrachter <strong>und</strong> 150 km für das<br />

Binnenschiff. Für in Drittländer exportierte Tonerde werden analog zum Bauxittransport<br />

die Transportentfernungen zu 300 km Güterzugtransport <strong>und</strong> 6.000 km Transport<br />

per Massengutfrachter abgeschätzt.<br />

/AlMB/, /AlTB/, /MHK/, /TdC/<br />

3.5 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Tonerde<br />

In der Alkalichloridelektrolyse wird neben geringen Mengen an Brennstoff hauptsächlich<br />

Strom benötigt. Der auf der Output-Seite entstehende Wasserstoff wird ebenfalls<br />

berücksichtigt. Der Transport der Steinsalze ist vernachlässigbar, da diese laut<br />

/Bur/ <strong>und</strong> /Die/ in unmittelbarer Nähe gefördert werden.<br />

Input Wert Einheit<br />

Steinsalz 730,6 kg/t Natronlauge<br />

Strom für Steinsalzherst. 42,03 kWh/t Natronlauge<br />

B-Mix für Steinsalzherst. 6,33 kg/t Natronlauge<br />

Strom 1.550 kWh/t Natronlauge<br />

Wasser 0,7252 m3/t Natronlauge<br />

Output Wert Einheit<br />

Wasserstoff (H2) 12,6 kg/t Natronlauge<br />

Chlor 443,2 kg/t Natronlauge<br />

Durch Einführung einiger Verfahrensverbesserungen in den letzten Jahrzehnten konnte<br />

der Energieverbrauch im Bayer-Prozeß stark gesenkt werden. Dies sind im speziellen<br />

der Übergang <strong>von</strong> diskontinuierlicher zu kontinuierlicher Prozeßführung, die bereits<br />

erwähnte Einführung des Rohrreaktors für den Bauxitaufschluß <strong>und</strong> der Ersatz der<br />

Drehrohröfen für die Kalzinierung durch Wirbelschichtöfen.<br />

Für die drei verschiedenen Tonerden (siehe auch Kap. 3.6.1) - in Deutschland produzierte<br />

(Tonerde 1), nach Deutschland importierte (Tonerde 2), <strong>und</strong> in Dritt-Länder exportierte<br />

Tonerde (Tonerde 3) - wurden hier abweichende Massen- <strong>und</strong> Energiemengen<br />

bilanziert. /B<strong>und</strong>/, /EAA/, /Leo/<br />

63 Länder welche Tonerde zu Primär-Aluminium verarbeiten <strong>und</strong> nach Deutschland exportieren.<br />

64 Dort befinden sich die einzigen in Deutschland existierenden Primär-Hütten.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 45<br />

Tonerde-Produktion in Deutschland (Tonerde 1)<br />

Input Wert Einheit<br />

Bauxit 1.924 kg/t Tonerde<br />

Natronlauge (50%) 50,0 kg/t Tonerde<br />

Kalk 49,7 kg/t Tonerde<br />

Erdgas 302,8 m 3 /t Tonerde<br />

Strom 260 kWh/t Tonerde<br />

Wasser 0,3 m3/t Tonerde<br />

Mahlkörperverschleiß 13,20 kg/t Tonerde<br />

Output Wert Einheit<br />

Rotschlamm 962 kg/t Tonerde<br />

Tonerde-Produktion im Ausland (Tonerde 2,3)<br />

Input Wert Einheit<br />

Bauxit 2.298 kg/t Tonerde<br />

Natronlauge (50%) 92,8 kg/t Tonerde<br />

Kalk 92,8 kg/t Tonerde<br />

Erdgas 165,1 m 3 /t Tonerde<br />

Schweröl 110,9 kg/t Tonerde<br />

Steinkohle 62,6 kg/t Tonerde<br />

Strom 260 kWh/t Tonerde<br />

Wasser 0,3 m3/t Tonerde<br />

Mahlkörperverschleiß 13 kg/t Tonerde<br />

Output Wert Einheit<br />

Rotschlamm 1.450 kg/t Tonerde<br />

Massenflußdiagramm<br />

In den nachfolgenden Massenflußdiagrammen sind die Bauxit- <strong>und</strong> Tonerdeproduktion<br />

zusammen in jeweils einem Diagramm dargestellt, da Tonerde den eigentlichen Rohstoff<br />

für die Aluminium-Elektrolyse darstellt. Es wurden die wesentlichen Massenströme für<br />

die Bereitstellung <strong>von</strong> Tonerde berücksichtigt, wobei zwischen in Deutschland<br />

(Tonerde 1) <strong>und</strong> im Ausland produzierter Tonerde 65 (Tonerde 2 bzw 3) unterschieden<br />

werden muß.<br />

65 Sowohl Tonerde, die anschließend nach Deutschland exportiert wird, als auch Tonerde, die im Ausland produziert, in<br />

Drittländer exportiert, zu Primär-Aluminium verarbeitet wird, um anschließend dieses Primär-Aluminium nach<br />

Deutschland zu exportieren.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


46 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Bauxitabbau<br />

<strong>und</strong> -transport<br />

Tonerde<br />

1000 kg<br />

Tonerdetransport<br />

Tonerde<br />

1000 kg<br />

Bauxit<br />

1.924 kg<br />

Bauxit<br />

1.924 kg<br />

Tonerdeproduktion<br />

Kalk<br />

50 kg<br />

Salz<br />

37 kg<br />

Natronlaugenproduktion<br />

Natronlauge 50 kg<br />

Bilanzrest<br />

62 kg<br />

Rotschlamm<br />

962 kg<br />

Wasser<br />

36 kg<br />

Chlor<br />

22 kg<br />

Wasserstoff<br />

1 kg<br />

in Deutschland produzierte Tonerde<br />

Abbildung B-2: Massenflußdiagramme zur Tonerde-Bereitstellung (Tonerde 1)<br />

Bauxitabbau<br />

<strong>und</strong> -transport<br />

Tonerdeproduktion<br />

Tonerde<br />

1000 kg<br />

Tonerdetransport<br />

Tonerde<br />

1000 kg<br />

Bauxit<br />

2.298 kg<br />

Bauxit<br />

2.298 kg<br />

Salz<br />

68 kg<br />

Natronlaugenproduktion<br />

Natronlauge 93 kg<br />

Kalk<br />

93 kg<br />

Bilanzrest<br />

34 kg<br />

Rotschlamm<br />

1.450 kg<br />

Wasser<br />

67 kg<br />

Chlor<br />

41 kg<br />

Wasserstoff<br />

1 kg<br />

im Ausland produzierte Tonerde<br />

Abbildung B-3: Massenflußdiagramme zur Tonerde-Bereitstellung (Tonerde 2, 3)


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 47<br />

3.6 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Tonerde<br />

3.6.1 KEA für Tonerde frei Elektrolysewerk<br />

Bei der Natronlaugenproduktion, wie auch der Tonerde-Produktion <strong>und</strong> ebenfalls beim<br />

Transport mit elektrischen Güterzügen muß unterschieden werden in welchem Land,<br />

bzw. welcher Ländergruppe dieser Prozeß stattfindet. Die Unterschiede bei der Berechnung<br />

des KEA ergeben sich durch die primärenergetische Bewertung <strong>von</strong> elektrischer<br />

Energie, da einmal mit dem "Deutschland-Mix", einmal mit dem "Tonerde-Mix" <strong>und</strong> als<br />

drittes mit dem "Welt-Mix" bewertet werden muß 66 . Zusätzlich wurden, je nach dem ob<br />

der Prozeß in Deutschland oder im Ausland stattfindet, unterschiedliche Energie- <strong>und</strong><br />

Massenaufwendungen berücksichtigt (siehe auch Kap. 3.4 bzw. 3.5). Daher wird im<br />

folgenden Abschnitt jeweils zwischen drei Fällen unterschieden:<br />

Fall 1: Importiertes Bauxit (Bauxit 1) wird in Deutschland zu Tonerde (Tonerde 1)<br />

verarbeitet <strong>und</strong> anschließend zu einem Elektrolyse-Werk in Deutschland transportiert.<br />

Der Bayer-Prozeß <strong>und</strong> die Transporte der Tonerde finden in Deutschland<br />

statt <strong>und</strong> daher wird elektrische Energie mit den primärenergetischen Bereitstellungsaufwendungen<br />

für Deutschland bewertet.<br />

Fall 2: Bauxit (Bauxit 2) wird im Ausland zu Tonerde (Tonerde 2) verarbeitet <strong>und</strong><br />

anschließend nach Deutschland zu einem Elektrolyse-Werk exportiert. Der<br />

Bayer-Prozeß <strong>und</strong> die Transporte der Tonerde finden in für Deutschland relevante<br />

Tonerde-exportierenden Ländern statt. Elektrische Energie wird daher<br />

mit den primärenergetischen Bereitstellungsaufwendungen für diese Ländergruppe<br />

("Tonerde-Mix") bewertet.<br />

Fall 3: Bauxit (Bauxit 2) wird im Ausland zu Tonerde (Tonerde 3) verarbeitet <strong>und</strong><br />

anschließend in "unbekannte" Länder zu einem Elektrolyse-Werk exportiert,<br />

welche Primär-Aluminium produzieren <strong>und</strong> dieses nach Deutschland exportieren.<br />

Der Bayer-Prozeß <strong>und</strong> Transporte der Tonerde zum Hafen finden in diesen<br />

"unbekannten" Ländern statt. Elektrische Energie wird deshalb mit den primärenergetischen<br />

Bereitstellungsaufwendungen im Welt-Mittel 67 bewertet.<br />

Da bei der Natronlaugenproduktion Chlor <strong>und</strong> Natronlauge in Kuppelproduktion<br />

entstehen, wird der Energieaufwand für die Herstellung zu gleichen Teilen auf Chlor<br />

<strong>und</strong> Natronlauge aufgeteilt 68 . Neben dem Elektrolysestrom, der zu über 95 % am KEA<br />

der Input-Seite beteiligt ist, werden als Eingangsstoffe zusätzlich Steinsalze <strong>und</strong> Wasser<br />

berücksichtigt. Der ebenfalls in diesem Prozeßschritt anfallende Rest-Wasserstoff wird<br />

verkauft <strong>und</strong> deshalb über seinen Heizwert gutgeschrieben. Für Fall 1 ergibt sich ein<br />

KEA <strong>von</strong> 8.485 MJ/t, für Fall 2 beträgt der Wert 7.457 MJ/t <strong>und</strong> Fall 3 müssen pro<br />

Tonne Natronlauge 8.716 MJ aufgewendet werden<br />

Der KEA der Tonerde setzt sich zu 45 - 49 % aus dem KEA für zugeführte thermische<br />

Brennstoffe wie Erdgas <strong>und</strong> Schweröl zusammen. Zwischen 27 <strong>und</strong> 32 % werden durch<br />

das zugeführte Bauxit verursacht, wobei in Fall 1 "Bauxit 1" <strong>und</strong> in den beiden anderen<br />

Fällen "Bauxit 2" zugeführt wird. Der Rest wird verursacht durch Natronlauge, Kalk,<br />

66 siehe hierzu ebenfalls Kap 4.1.2 in Bericht I<br />

67 siehe "Welt-Mix" Tabelle 5 in Bericht I<br />

68 Denkbar wäre auch eine Aufteilung entsprechend der Massenverhältnisse gewesen - hier wurde allerdings da<strong>von</strong><br />

ausgegangen, daß der Prozeß einmal primär zur Erzeugung <strong>von</strong> Natronlauge <strong>und</strong> einmal primär zur Erzeugung <strong>von</strong><br />

Chlor dient. Da bei der Trennung <strong>von</strong> NaCl pro Na genau ein Cl entsteht, wurde der Energieaufwand molar umgelegt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


48 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

Wasser <strong>und</strong> Mahlkörperverschleiß. Transportaufwendungen für Natronlauge in Fall 1<br />

entfallen, da diese per Pipeline <strong>von</strong> einem Werk auf der anderen Straßenseite angeliefert<br />

wird. In den beiden anderen Fällen wird allerdings aufgr<strong>und</strong> des sehr hohen Natronlaugenbedarfs<br />

im Bayer-Prozeß <strong>von</strong> einer naheliegenden bzw. im Tonerde-Werk<br />

intergrierten Alkalichloridelektrolyse ausgegangen, so daß hier ebenfalls keine Transporte<br />

angesetzt werden. Der neben dem Zielprodukt anfallende Rotschlamm wird<br />

deponiert <strong>und</strong> somit energiefrei geführt. Als KEA ergeben sich letztlich 21.750 MJ/t für<br />

Fall 1, 23.235 MJ/t für Fall 2 <strong>und</strong> 23.763 MJ/t für Fall 3.<br />

Die erhöhten Energieaufwendungen für nicht in Deutschland produzierte Tonerde sind<br />

bedingt durch einen erhöhten thermischen Energieeinsatz, einer erhöhten Bauxitmenge<br />

<strong>und</strong> einem höherem Natronlaugen- <strong>und</strong> Kalkeinsatz (/B<strong>und</strong>/, /EAA/, /Leo/). Als gegenläufiger<br />

Effekt sind die etwas niedriger liegenden spezifischen Primärenergieaufwendungen<br />

für die Bereitstellung <strong>von</strong> elektrische Energie zu erwähnen.<br />

Aus denen in Kap. 3.4 genannten Entfernungen <strong>und</strong> dem KEA für Transporte aus dem<br />

Allgemeinen Teil (Tabelle 6, Bericht I) berechnet sich schließlich der KEA <strong>von</strong> Tonerde<br />

frei Primär-Aluminium-Elektrolyse im ersten Fall zu 21.881 MJ/t, für Fall 2 zu 24.833<br />

MJ/t <strong>und</strong> im dritten Fall beträgt der Wert 25.736 MJ pro Tonne. Im ersten Fall wird der<br />

zusätzliche Aufwand zu ¼ durch den Transport per Güterzug <strong>und</strong> 3/4 durch den Transport<br />

per Binnenschiff verursacht, wohingegen in den beiden anderen Fällen der Hochseetransport<br />

zu über 80 % beteiligt ist.<br />

Nachfolgend sind die Energieflüsse für die drei oben erwähnten Fälle nochmals zusammenfassend<br />

in Flußdiagrammen dargestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 49<br />

Bauxit-<br />

Abbau<br />

Bauxit<br />

1.516 MJ<br />

Bauxit-<br />

Transport<br />

Bauxit<br />

7.012 MJ<br />

Tonerde-<br />

Produktion<br />

Tonerde<br />

21.749 MJ<br />

Tonerdetransport<br />

Tonerde<br />

21.880 MJ<br />

Diesel<br />

1.516 MJ<br />

Güterzug<br />

212 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

5.284 MJ<br />

Natronlauge (50%ig)<br />

424 MJ<br />

Natronlaugenproduktion<br />

Erdgas<br />

10.737 MJ<br />

Strom<br />

2.978 MJ<br />

Zuschläge <strong>und</strong><br />

Hilfsstoffe 598 MJ<br />

Güterzug<br />

101 MJ<br />

Schubboot <strong>und</strong> Leichter<br />

30 MJ<br />

Strom<br />

911 MJ<br />

Zuschläge <strong>und</strong><br />

Hilfsstoffe 13 MJ<br />

Wasserstoff<br />

76 MJ<br />

Chlor<br />

424 MJ<br />

Abbildung B-4: KEA-Flußdiagramm zur Tonerde-Bereitstellung für in Deutschland<br />

produzierte Tonerde (Tonerde 1)<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


50 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Bauxit-<br />

Abbau<br />

Bauxit<br />

1.811 MJ<br />

Bauxit-<br />

Transport<br />

Bauxit<br />

6.346 MJ<br />

Tonerde-<br />

Produktion<br />

Tonerde<br />

23.234 MJ<br />

Tonerdetransport<br />

Tonerde<br />

24.833 MJ<br />

Diesel<br />

1.811 MJ<br />

Güterzug<br />

844 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

3.691 MJ<br />

Natronlauge (50%ig)<br />

692 MJ<br />

Natronlaugenproduktion<br />

therm. Energie<br />

12.755 MJ<br />

da<strong>von</strong><br />

Erdgas 5.854 MJ<br />

Schweröl 4.948 MJ<br />

Steinkohle 1.953 MJ<br />

Strom<br />

2.642 MJ<br />

Zuschläge <strong>und</strong><br />

Hilfsstoffe 799 MJ<br />

Güterzug<br />

231 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

1.316 MJ<br />

Schubbott <strong>und</strong> Leichter<br />

52 MJ<br />

Strom<br />

1.502 MJ<br />

Zuschläge <strong>und</strong><br />

Hilfsstoffe 24 MJ<br />

Wasserstoff<br />

142 MJ<br />

Chlor<br />

692 MJ<br />

Abbildung B-5: KEA-Flußdiagramm zur Tonerde-Bereitstellung für nach Deutschland<br />

exportierte Tonerde (Tonerde 2)


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 51<br />

Bauxit-<br />

Abbau<br />

Bauxit<br />

1.811 MJ<br />

Bauxit-<br />

Transport<br />

Bauxit<br />

6.346 MJ<br />

Tonerde-<br />

Produktion<br />

Tonerde<br />

23.763 MJ<br />

Tonerdetransport<br />

Tonerde<br />

25.736 MJ<br />

Diesel<br />

1.811 MJ<br />

Güterzug<br />

844 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

3.691 MJ<br />

Natronlauge (50%ig)<br />

809 MJ<br />

Natronlaugenproduktion<br />

therm. Energie<br />

12.755 MJ<br />

da<strong>von</strong><br />

Erdgas 5.854 MJ<br />

Schweröl 4.948 MJ<br />

Steinkohle 1.953 MJ<br />

Strom<br />

3.054 MJ<br />

Zuschläge <strong>und</strong><br />

Hilfsstoffe 799 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

1.606 MJ<br />

Güterzug<br />

367 MJ<br />

Strom<br />

1.736 MJ<br />

Zuschläge <strong>und</strong><br />

Hilfsstoffe 24 MJ<br />

Wasserstoff<br />

142 MJ<br />

Chlor<br />

809 MJ<br />

Abbildung B-6: KEA-Flußdiagramm zur Bereitstellung <strong>von</strong> Tonerde (Tonerde 3), die in<br />

Länder exportiert wird, die wiederum Primär-Aluminium nach<br />

Deutschland exportieren<br />

3.6.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Tonerde<br />

Es wurden die Emissionen aller energetisch bilanzierten Stoffe <strong>und</strong> die der Transporte<br />

berücksichtigt. Eine emissionstechnische Gutschrift bei der Natronlaugenherstellung<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


52 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

erfolgt sowohl für den verkaufsfähigen Wasserstoff 69 als auch für das Kuppelprodukt<br />

Chlor. Die Emissionen werden, entsprechend der energetischen Bewertung, zu 50 % der<br />

Produktion <strong>von</strong> Chlor zugeschrieben.<br />

Zu beachten ist, daß die Emissionen in jeweils unterschiedlichen Ländergruppen entstehen<br />

<strong>und</strong> somit selbst bei identischen Endenergieverbräuchen <strong>von</strong> einander abweichen<br />

können.<br />

3.6.3 Zusammenfassung<br />

Der KEA <strong>und</strong> die Emissionen für in Deutschland produzierte (Tonerde 1) bzw. nach<br />

Deutschland importierte Tonerde (Tonerde 2) <strong>und</strong> ihre Anteile am Gesamtaufkommen<br />

sind in folgender Tabelle angegeben. Daraus läßt sich ein Mix für Tonerde frei deutschem<br />

Elektrolyse-Werk berechnen (Tonerde-Mix). Zusätzlich sind noch der primärenergetische<br />

Aufwand <strong>und</strong> die Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Tonerde für<br />

Fall 3 berücksichtigt. Hierbei sind alle Energieaufwendungen <strong>und</strong> dabei entstehenden<br />

Emissionen unter Berücksichtigung der Bauxitimport- <strong>und</strong> Tonerdeproduktions- bzw.<br />

Importstruktur bis zur Anlieferung bei den deutschen bzw. ausländischen Elektrolyse-<br />

Werken berücksichtigt.<br />

Tabelle B-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Tonerde frei Primär-Aluminium-Elektrolyse 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Tonerde<br />

69 Da Wasserstoff mit Hilfe unterschiedlichster Verfahren produziert wird, wird hier nach der Substitutionsmethode<br />

vorgegangen. Es werden die Emissionen gutgeschrieben, welche bei der Produktion über das Steamreforming <strong>von</strong><br />

Erdgas entstehen würden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Tonerde 1 21.880 1.410 1.374 3.466 3.017 2.402 361 44 318 61,6 %<br />

Tonerde 2 24.833 1.814 1.793 4.803 5.508 2.968 517 149 497 38,4 %<br />

Tonerde-Mix 23.016 1.565 1.535 3.980 2.975 2.620 421 85 387<br />

Tonerde 3 25.736 1.873 1.825 4.850 5.654 3.035 521 151 504<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Anteil


Aluminium-Produktion 53<br />

4 Aluminium-Produktion<br />

Wie bei der Eisenproduktion ist es möglich Aluminium aus primären Rohstoffen, also<br />

aus Tonerde, oder aus sek<strong>und</strong>ären Rohstoffen - im wesentlichen Schrotten - herzustellen.<br />

In 4.1 <strong>und</strong> 4.3 wird zuerst die Primär-Aluminium-Produktion betrachtet; in 4.4 <strong>und</strong><br />

4.6 die Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Produktion.<br />

4.1 Primär-Aluminium-Produktion<br />

Die im Aluminiumwerk angelieferte Tonerde wird weltweit ausnahmslos im Kryolith-<br />

Tonerde-Verfahren nach Hall <strong>und</strong> Héroult (Schmelzelektrolyse) zu Rohaluminium (Primär-Aluminium)<br />

weiterverarbeitet. Da die in der Elektrolyse verwendeten Anoden<br />

einem großen Verschließ <strong>von</strong> 0,4 bis 0,5 t pro Tonne Aluminium unterliegen, sind die<br />

Anlagen zur Anodenherstellung meist integraler Bestandteil des Aluminiumwerkes.<br />

Deshalb soll ebenso kurz auf die Anodenherstellung eingegangen werden.<br />

In der Anodenproduktion werden vorkalzinierter Petrolkoks, Steinkohlenteerpech 70<br />

<strong>und</strong> Anodenreste aus der Elektrolyse bei ca. 160°C gemischt <strong>und</strong> zu Rohanoden <strong>von</strong> ca.<br />

0,5 bis 1,5 Tonnen Masse geformt. Diese grünen Anoden werden unter Einsatz <strong>von</strong><br />

Erdgas oder Schweröl in Ringkammeröfen auf 1050 bis 1250°C erwärmt, <strong>und</strong> auf diese<br />

Weise leitfähig gemacht. Die nötigen Anschlüsse erhält die Anode in der nachgeschalteten<br />

Anodenschlägerei. Anschließend wird sie mit einer Aluminiumschicht gegen Luftbrand<br />

versehen.<br />

Im Elektrolysewerk wird das angelieferte Aluminiumoxid (Tonerde) zunächst in einem<br />

zentralen Oxidbunker zwischengelagert <strong>und</strong> nachdem es zur Reinigung der Elektrolyseabgase<br />

eingesetzt wurde, der Elektrolyse über (11) zugeführt. Um die Temperaturen<br />

in der Elektrolyse möglichst niedrig zu halten 71 wird eine 10%ige Lösung <strong>von</strong><br />

Al2O3 in geschmolzenem Kryolith ( Na3AlF6 ) elektrolysiert. So ist es möglich, die Elektrolyse<br />

des Oxids bei ca. 950°C durchzuführen. Zwischen einer Kohlenstoff-Bodenelektrode<br />

(3) <strong>und</strong> zweireihig in Längsrichtung angeordneten Anoden (8) wird der flüssige<br />

Elektrolyt (7) durch Anlegen einer Spannung <strong>von</strong> 4 bis 5 Volt <strong>und</strong> bei Stromstärken<br />

zwischen 50 <strong>und</strong> 250 kA chemisch in Aluminium <strong>und</strong> Sauerstoff zerlegt. Der eigentliche<br />

Stromanschluß wird über ein 110 bis 220 kV-Netz vorgenommen, wobei dieser Drehstrom<br />

in zwei Stufen auf 600 bis 1000 Volt herabtransformiert <strong>und</strong> anschließend gleichgerichtet<br />

wird. Diese Spannung wird schließlich an 150 bis 250 in Serie geschaltete<br />

Zellen angelegt, wodurch sich letztlich die gewünschte Spannung <strong>von</strong> ca. 4,5 Volt pro<br />

Zelle ergibt. Der entstehende Sauerstoff reagiert mit dem Kohlenstoff der Anoden zu<br />

Kohlendioxid, wodurch auch der Anodenverbrauch zu erklären ist. Um einen unterbrechungsfreien<br />

Betrieb zu gewährleisten werden Zellen mit etwa 20 Anoden verwendet,<br />

<strong>von</strong> denen täglich eine gewechselt wird. Die ausgetauschten Anodenreste werden der<br />

Anodenherstellung wieder zugeführt <strong>und</strong> somit verwertet. Unterhalb 72 der Elektrolytschicht<br />

(7) bildet sich flüssiges Hüttenaluminium (6), das täglich in Chargen <strong>von</strong> ein<br />

70 dient als Bindemittel <strong>und</strong> zum Teil als Brennstoff<br />

71 die Schmelztemperatur der Tonerde liegt bei 2.050°C<br />

72 Die Dichte des Elektrolyts beträgt etwa 2,1 g/cm 3 im Vergleich zu 2,3 g/cm 3 für Hüttenaluminium.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


54 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

bis zwei Tonnen mittels Saugrohr entnommen <strong>und</strong> sofort den werkseigenen Gießereien<br />

zugeführt wird.<br />

Abbildung B-7: Querschnitt einer modernen Elektrolysezelle (/AlTB/)<br />

Die bei der Elektrolyse entstehenden Abgase werden über eine Wirbelschicht aus Aluminiumoxid<br />

geleitet, wodurch die stark ges<strong>und</strong>heitsschädlichen Fluorverbindungen fast<br />

vollständig (zu 98 %) zurückgeführt werden können. Falls besonders reines Aluminium<br />

gewünscht ist, werden zur Abgasreinigung Elektrofilter vorgeschaltet, die weitere Verunreinigungen<br />

beseitigen.<br />

Bei der Untersuchung des Transports des Primär-Aluminiums muß zwischen dem in<br />

Deutschland produzierten <strong>und</strong> importiertem Primär-Aluminium unterschieden werden.<br />

Für in Deutschland hergestelltes Aluminium wird ein Bahntransport mit 300 km angesetzt.<br />

Für das importierte Primär-Aluminium ergeben sich unter Berücksichtigung der<br />

Importstruktur für den Eisenbahntransport ca. 1.700 km, für den Hochseetransport ca.<br />

1.930 km <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 170 km für den Binnentransport.<br />

/AlMB/, /AlTB/, /Chem/, /ME/, /MHK/, /Par/, /TdC/<br />

4.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Primär-Aluminium<br />

In die Anoden-Produktion gelangt als Energieträger neben Strom für elektrische<br />

Antriebe (Mischer etc.) Erdgas zur Feuerung der Ringkammeröfen. Zusätzlich verbrennt<br />

beim Backen ein Teil der eingebrachten grünen Anoden (Petrolkoks <strong>und</strong> Steinkohlenteerpech),<br />

die ebenfalls zur Aufrechthaltung der gewünschten Temperaturen beitragen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Aluminium-Produktion 55<br />

Input Wert Einheit<br />

Petrolkoks 679,1 kg/t Anode<br />

Petrolkoks energetisch 20,4 kg/t Anode<br />

Elektrodenpech 120,8 kg/t Anode<br />

Elektrodenpech energetisch 49,1 kg/t Anode<br />

Füllpulver 20,3 kg/t Anode<br />

Anodenreste 202,7 kg/t Anode<br />

Erdgas 85,3 m 3 /t Anode<br />

Strom 200 kWh/t Anode<br />

Output Wert Einheit<br />

Teer 2,6 kg/t Anode<br />

Als Energieträger in der Elektrolyse dient im wesentlichen elektrische Energie für die<br />

eigentliche Elektrolysezelle, sowie für Hilfsanlagen. Geringe Mengen Diesel für Fahrzeuge<br />

<strong>und</strong> Infrastruktur werden zusätzlich berücksichtigt. Da sich sowohl die Energieals<br />

auch die Rohstoffmengen je nach betrachtetem Land unterscheiden wird zwischen in<br />

Deutschland produziertem (Prim-Al 1) <strong>und</strong> im Ausland produziertem Aluminium (Prim-<br />

Al 2) unterschieden (siehe auch Kap. 3.6.1)<br />

Primär-Aluminium-Produktion in Deutschland (Prim-Al 1)<br />

Input Wert Einheit<br />

Tonerde 1.910 kg/t Prim-Al<br />

Anoden 520 kg/t Prim-Al<br />

Kathoden 25,4 kg/t Prim-Al<br />

Elektrolysestrom 14.015 kWh/t Prim-Al<br />

sonstiger Strom 863 kWh/t Prim-Al<br />

Diesel 89,0 kg/t Prim-Al<br />

Aluminiumfluorid 17,5 kg/t Prim-Al<br />

Output Wert Einheit<br />

Fluoridhaltige Salze 14,0 kg/t Prim-Al<br />

Anodenreste 105,4 kg/t Prim-Al<br />

Primär-Aluminium-Produktion im Ausland (Prim-Al 2)<br />

Input Wert Einheit<br />

Tonerde 1.940 kg/t Prim-Al<br />

Anoden 520 kg/t Prim-Al<br />

Kathoden 25,4 kg/t Prim-Al<br />

Strombedarf 15.200 kWh/t Prim-Al<br />

Diesel 89,0 kg/t Prim-Al<br />

Aluminiumfluorid 17,5 kg/t Prim-Al<br />

Output Wert Einheit<br />

Fluorhaltige Salze 14,0 kg/t Prim-Al<br />

Anodenreste 105,4 kg/t Prim-Al<br />

Der theoretische Energiebedarf für die technische Produktion <strong>von</strong> Aluminium beträgt<br />

nach /MHK/ 6,53 kWh; 5,78 kWh pro kg produziertes Aluminium <strong>und</strong> 0,75 kWh zum<br />

Aufheizen der Einsatzstoffe. Durch einen Vergleich mit den typischen Energieaufwendungen<br />

<strong>von</strong> 13 bis 17 kWh läßt sich ein Wirkungsgrad <strong>von</strong> 38 bis 50 % bestimmen.<br />

Die Ursachen können unterteilt werden in einen gegenüber der Theorie erhöhten<br />

Strombedarf bzw. Spannungsbedarf <strong>und</strong> den bis heute noch nicht vollständig verstandenen<br />

Anodeneffekt 73 . Die beiden ersten Effekte sollen etwas näher betrachtet werden:<br />

73 Phänomenologisch äußert sich der Anodeneffekt durch Auftreten einer isolierenden Gasschicht an der Anode, die ein<br />

plötzliches Ansteigen der Betriebsspannung auf das bis zu 15-fache verursacht. Durch Zugabe <strong>von</strong> Tonerde, Rühren des<br />

Bades mit Preßluft oder Holzstämmen wird der Normalzustand wieder hergestellt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


56 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

• Nach dem Gesetz <strong>von</strong> Faraday können mit 1 kAh elektrischen Strom 335 Gramm<br />

Aluminium erzeugt werden - tatsächlich entstehen nur ca. 85 bis 95 % dieser<br />

Menge. Der Gr<strong>und</strong> hierfür ist eine möglichen Rückreaktion des an der Kathode<br />

entstehenden flüssigen Aluminiums mit dem an der Anode entstehenden<br />

Kohlendioxid zu Aluminiumoxid <strong>und</strong> Kohlenmonoxid. Ohne näher darauf<br />

einzugehen, sei noch erwähnt, daß die vorhandene Leitfähigkeit des Elektrolyts,<br />

sowie die chemischen Reaktionen des Aluminiums mit dem Elektrolyt <strong>und</strong> dem<br />

Kohlenstoffboden den Strombedarf ebenfalls erhöhen.<br />

• Um Aluminium aus Aluminiumoxid zu erzeugen, ist eine theoretische Spannung <strong>von</strong><br />

1,17 Volt nötig. Real werden die Elektrolysezellen allerdings bei 4 bis 5 Volt betrieben.<br />

Die diversen Ursachen lassen sich sowohl auf Spannungabfälle im Elektrolyt,<br />

an der Anode, an der Kathode <strong>und</strong> in den äußeren Stromleitungen, als auch auf eine<br />

Überspannung, die hauptsächlich zur Prozeßbeschleunigung (0,7 V) <strong>und</strong> teilweise<br />

zur Überwindung <strong>von</strong> bestimmten Diffusionsgefällen (0,1 V) nötig ist, zurückführen.<br />

Ein Energieverbrauch <strong>von</strong> 13 kWh/kg stellt im übrigen die ökonomische Grenze dar, da<br />

durch Herabsetzen der anodischen Stromdichte der Energieverbrauch zwar verringert<br />

werden kann, aber gleichzeitig die Betriebs- <strong>und</strong> Investitionskosten zunehmen würden.<br />

Deshalb ist mit einer weiteren wesentlichen Reduktion des spez. Energiebedarfs in den<br />

nächsten Jahren nicht zu rechnen. Da der größte Anteil der Anlagen aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

Alters einen Energieverbrauch aufweist, der deutlich über dem oben genannten liegt<br />

(15-17 kWh/kg), kann aber dennoch eine weitere Verminderung erwartet werden.<br />

Massenflußdiagramm<br />

Die wesentlichen Stoffflüsse für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Aluminium frei Halbzeugwerk<br />

sind zusätzlich im untenstehenden Diagramm übersichtlich zusammengefaßt.<br />

Hinter dem Bilanzrest verbergen sich im wesentlichen Kohlendioxid- bzw. Kohlenmonoxid-Emissionen,<br />

die durch Oxidation des in den Anoden enthalten Kohlenstoffs mit<br />

dem im Aluminiumoxid geb<strong>und</strong>enen Sauerstoff entstehen. Die Spannbreiten bei der<br />

eingesetzten Tonerde bzw. dem entstehenden Bilanzrest ergeben sich durch die Betrachtung<br />

<strong>von</strong> Elektrolyse-Werken in Deutschland bzw. im Ausland . Die niedrigeren<br />

gelten jeweils für Deutschland.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Aluminium-Produktion 57<br />

Anodenreste 105 kg<br />

Teer<br />

1 kg<br />

Kathoden<br />

25 kg<br />

Aluminiumfluorid<br />

18 kg<br />

Fluorhaltige Salze<br />

14 kg<br />

Bilanzrest (CO 2/CO)<br />

1.354-1.384 kg<br />

Anodenreste 105 kg<br />

Pech Petrolkoks<br />

63 kg 353 kg<br />

Anoden-<br />

Produktion<br />

Anoden<br />

520 kg<br />

Tonerde<br />

1.910 -1.940 kg<br />

Primär-Aluminium-Produktion<br />

Primär-Aluminium<br />

1.000 kg<br />

Transport<br />

Primär-Aluminium<br />

1.000 kg<br />

Abbildung B-8: Massenflußdiagramm zur Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Aluminium<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


58 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Aluminium<br />

4.3.1 KEA für Primär-Aluminium frei Halbzeugwerk<br />

Bei der <strong>Bilanzierung</strong> wird erneut zwischen mehreren Fällen unterschieden.<br />

Im Fall 1 wird Primär-Aluminium in einem deutschen Elektrolysewerk aus dem Tonerde-Mix<br />

aus Tabelle B-2 produziert. Die benötigten Anoden, ebenso wie das benötigte<br />

Aluminiumfluorid, werden ebenfalls in Deutschland produziert.<br />

Im Fall 2 geschehen diese Prozesschritte in Ländern, die anschließend Primär-Aluminium<br />

nach Deutschland exportieren. Alle elektrischen Energieaufwendungen werden<br />

mit dem "Prim-Al-Mix" aus Tabelle 5 im Allgemeinen Teil (Bericht I) bewertet.<br />

Zum KEA der Anoden trägt Petrolkoks mit einem Anteil <strong>von</strong> mehr als 65 % <strong>und</strong> Elektrodenpech<br />

zu ca. 17 % bei. Die restlichen Anteile verteilen sich auf Erdgas, Strom <strong>und</strong><br />

Füllpulver. Rückgeführte Anodenreste aus der Elektrolyse werden, da sie im Kreis<br />

geführt werden, ebenso wie der entstehende Teer, der als Reststoff aufgefaßt wird,<br />

energiefrei bewertet. Es ergeben sich für den KEA <strong>von</strong> einer Tonne Anoden im Fall 1<br />

38.079 MJ <strong>und</strong> im Fall 2 - bedingt durch geringe spezifische Aufwendungen bei der<br />

Strombereitstellung - 37.216 MJ.<br />

Als Input-Stoffe der Elektrolyse werden in dieser Studie Tonerde, Anoden, Kathoden,<br />

Diesel für die Infrastruktur <strong>und</strong> Aluminiumfluorid 74 berücksichtigt. Der Strombedarf für<br />

die Elektrolyse <strong>und</strong> aller Hilfsanlagen liegt im Mittel bei ca. 15.000 kWh pro Tonne<br />

Aluminium. Die fluorhaltigen Salze werden als Reststoffe aufgefaßt <strong>und</strong> somit energiefrei<br />

bewertet, ebenso wie die Anodenreste, welche der Produktion neuer Anoden zugeführt<br />

werden <strong>und</strong> somit Kreislaufstoffe darstellen. Der KEA <strong>von</strong> 239.664 MJ im Fall 1<br />

bzw. 183.283 MJ für eine Tonne gegossenes Primär-Aluminium wird letztlich zu ca. 2/3<br />

durch den Elektrolysestrom, zu ca. 20 - 30 % durch die Tonerde <strong>und</strong> 8 % durch den<br />

Einsatz der Anoden verursacht. Für importiertes Aluminium ergibt sich ein geringerer<br />

Wert, da die primärenergetischen Aufwendungen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Strom in der<br />

betrachteten Ländergruppe ("Prim-Al-Mix") niedriger liegen als in Deutschland. Eine<br />

Diskussion der Abhängigkeiten des KEA vom Kraftwerkspark wird am Ende des<br />

Berichts in „Weiterführende Überlegungen“ durchgeführt.<br />

Bedingt durch stark unterschiedliche Transportentfernungen beträgt der KEA für den<br />

Transport des in Deutschland produzierten Primär-Aluminiums weniger als 15 % des<br />

KEA für den Transport des importierten Aluminiums. Im ersten Fall beträgt der KEA<br />

des Primär-Aluminium frei Halbzeugwerk 240.022 MJ/t, wo<strong>von</strong> weniger als 2‰ durch<br />

den Transport per Güterzug bedingt sind. Im Fall 2 ergibt sich der KEA zu<br />

185.437 MJ/t; 1 % werden durch Transportprozesse verursacht <strong>und</strong> verteilen sich zu<br />

73 % auf den Güterzugtransport zum Hafen oder direkt zum Halbzeugwerk, zu 24 % auf<br />

den Hochsee- <strong>und</strong> zu 3 % auf den Binnentransport.<br />

74 Ein Teil dieses Fluorids reagiert mit den Wänden <strong>und</strong> Boden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Aluminium-Produktion 59<br />

Tonerde-Mix<br />

43.960 MJ<br />

Anoden-<br />

Produktion<br />

Anoden<br />

20.768 MJ<br />

Primär-Aluminium-Produktion<br />

Primär-Aluminium<br />

239.664 MJ<br />

Transport<br />

Primär-Aluminium aus Deutschland<br />

240.022 MJ<br />

Petrolkoks (stofflich genutzt)<br />

13.564 MJ<br />

Steinkohlenteerpech (stofflich genutzt)<br />

2.482 MJ<br />

da<strong>von</strong><br />

therm. Energie Petrolkoks: 813 MJ<br />

3.472 MJ Teerpech: 1009 MJ<br />

Erdgas: 1650 MJ<br />

Strom<br />

1.250 MJ<br />

Strom<br />

170.427 MJ<br />

Diesel<br />

4.277 MJ<br />

Aluminium-Fluorid<br />

233 MJ<br />

Güterzug<br />

358 MJ<br />

Abbildung B-9: KEA-Flußdiagramm zur Primär-Aluminium-Bereitstellung für in<br />

Deutschland produziertes Aluminium (Prim-Al 1)<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


60 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Tonerde-Mix<br />

49.927 MJ<br />

Anoden<br />

20.297 MJ<br />

Primär-Aluminium-<br />

Produktion<br />

Primär-Aluminium<br />

183.283 MJ<br />

Transport<br />

Anoden-<br />

Produktion<br />

Primär-Aluminium importiert<br />

185.437 MJ<br />

Petrolkoks (stofflich genutzt)<br />

13.564 MJ<br />

Steinkohlenteerpech (stofflich genutzt)<br />

2.482 MJ<br />

da<strong>von</strong><br />

therm. Energie Petrolkoks: 813 MJ<br />

3.472 MJ Teerpech: 1009 MJ<br />

Erdgas: 1650 MJ<br />

Strom<br />

779MJ<br />

Strom<br />

108.550 MJ<br />

Diesel<br />

4.277 MJ<br />

Aluminium-Fluorid<br />

232 MJ<br />

Güterzug<br />

1.579 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

517 MJ<br />

Schubboot mit Leichter<br />

59 MJ<br />

Abbildung B-10: KEA-Flußdiagramm zur Primär-Aluminium-Bereitstellung für nach<br />

Deutschland importiertes Aluminium (Prim-Al 2)<br />

4.3.2 Indirekte Emissionen <strong>von</strong> Primär-Aluminium<br />

Mit Ausnahme der Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Petrolkoks oder Elektrodenpech,<br />

wurden alle Emissionen der eingesetzten Stoffe während der Anodenproduktion<br />

bilanziert. Petrolkoks entsteht als Abfallprodukt bei der Verarbeitung <strong>von</strong> flüssigen<br />

Kohlenwasserstoffen (Mineralölindustrie) ebenso wie das Steinkohlenpech, das ein<br />

Abfallprodukt der Koksherstellung darstellt.


Aluminium-Produktion 61<br />

Für die beiden anderen Prozeßschritte (Elektrolyse <strong>und</strong> Transporte) wurden alle Stoffe,<br />

denen ein KEA zugeordnet wurde, hinsichtlich ihrer Emissionen berücksichtigt. Zu<br />

beachten ist, daß für den Verbrauch <strong>von</strong> elektrischer Energie einmal die Emissionen für<br />

Deutschland <strong>und</strong> einmal für Primär-Aluminium-exportierende Länder angesetzt werden.<br />

Zusätzlich wurden bei der Reduktion <strong>von</strong> Al2O3 (Tonerde) zu Aluminium die dabei<br />

entstehenden CO <strong>und</strong> CO2-Emissionen berücksichtigt 75 .<br />

4.3.3 Zusammenfassung<br />

Wie auch für Bauxit <strong>und</strong> Tonerde werden im folgenden der KEA <strong>und</strong> die indirekten<br />

Emissionen <strong>von</strong> Primär-Aluminium zusammenfassend dargestellt. Hierbei sind alle<br />

Aufwendungen bis zur Bereitstellung beim Halbzeugwerk inklusive der Import- <strong>und</strong><br />

Produktionsstrukturen berücksichtigt.<br />

Tabelle B-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Primär-Aluminium frei Halbzeugwerk in Deutschland 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Prim-Al<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Prim-Al 1 240.022 14.741 25.306 22.932 15.130 24.894 2.231 564 1.749 34,1 %<br />

Prim-Al 2 185.437 10.107 27.396 25.719 15.144 17.326 2.697 514 1.757 65,9 %<br />

Prim-Al-Mix 204.050 11.687 26.683 24.769 15.139 19.907 2.538 531 1.754<br />

Metall/Aluminium-D<br />

/GEM3/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

186.228 13.400 117.000 21.500 37.900 11.480 1.040 320 28.260<br />

Bis auf die CO, SO2 <strong>und</strong> die Staub-Emissionen bewegen sich die Werte in ähnlichen<br />

Bereichen. Die signifikanten Abweichungen sollen im folgenden näher erläutert werden:<br />

• CO: In /GEM3/ wird keine Nachverbrennung <strong>von</strong> CO-Emissionen berücksichtigt.<br />

Allein 110 Gramm pro Kilogramm Aluminium stammen aus dem<br />

Elektrolyseprozeß. Im Rahmen dieser Studie wurde eine Nachverbrennung <strong>von</strong><br />

90 % der CO-Emissionen zu CO2 berücksichtigt.<br />

• SO2: In /GEM3/ wird in der Tonerdeproduktion als Brennstoff hauptsächlich<br />

Schweröl <strong>und</strong> in geringen Mengen Erdgas eingesetzt. Im Rahmen dieser Studie<br />

wird für in Deutschland produzierte Tonerde ausschließlich Erdgas <strong>und</strong> im<br />

Ausland wesentlich geringere Mengen Schweröl, die durch Steinkohle <strong>und</strong> Erdgas<br />

substituiert wurden, eingesetzt.<br />

• Staub: Die wesentlichen höheren Staub-Emissionen im Rahmen <strong>von</strong> /GEM3/ entstehen<br />

während Bauxitabbaus als prozeßbedingte Emissionen. Prozeßbedingte<br />

Staubemissionen sind auf Gr<strong>und</strong> ungesicherter Werte im Rahmen dieser Studie<br />

nicht berücksichtigt worden<br />

75 Als Basis dienen die Reaktion 2 Al2O3 + 3 C 4 Al + 3 CO2 <strong>und</strong> eine 10%ig Rückreaktion <strong>von</strong> Aluminium mit dem an<br />

der Anode entstehenden Kohlendioxid: 2 Al + 3 CO2 Al2O3 + 3 CO. Hieraus lassen sich die prozeßbedingten<br />

Emissionen berechnen. Berücksichtigt wurde ebenfalls, daß r<strong>und</strong> 90 % der entstehenden CO-Emissionen zu CO2<br />

nachverbrannt werden.<br />

Anteil<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


62 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

4.4 Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Produktion<br />

Wie bereits zu Beginn des Kapitels erwähnt gibt es eine weitere Möglichkeit der Aluminium-Produktion<br />

durch das Wiedereinschmelzen <strong>von</strong> Aluminium-Schrott. Hierbei<br />

wird zwischen Neuschrott (sortenreiner Schrott aus anderen Verarbeitungsstufen) <strong>und</strong><br />

Altschrott (Schrott aus Rückführungssystemen zum Erfassen <strong>von</strong> Produkten nach ihrem<br />

Nutzungsphasen) unterschieden. Daher wird zwischen zwei Verfahren unterschieden.<br />

Das Einschmelzens ohne Salz, mit einem vorgelagerten Abschwelen, wird überwiegend<br />

für Altschrott, das Direkteinschmelzen unter Salz für Neuschrott verwendet. Die dabei<br />

entstehenden Salzschlacken <strong>und</strong> Aluminium-Krätzen werden aufbereitet <strong>und</strong> ein Großteil<br />

des Salzes <strong>und</strong> des Aluminiums zurückgewonnen. Vor den eigentlichen Verfahrensbeschreibungen<br />

der Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Produktion wird deshalb kurz noch die Salzschlacken-Aufbereitung<br />

bzw. die Krätze-Aufbereitung dargestellt.<br />

Die Salzschlacke wird gebrochen, gesiebt <strong>und</strong> vom Aluminium-Granulat, das dem<br />

Umschmelzwerk zugeführt wird, getrennt. Anschließend wird diesem Schlackenpulver<br />

Wasser zugesetzt, so daß sich im wesentlichen die in der Salzschlacke enthaltenen Oxide<br />

ablösen <strong>und</strong> man nach Kristallation die zu 99 % zurückgewonnenen Mischsalze bei der<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Produktion wieder einsetzen kann.<br />

Unter Aluminium-Krätze versteht man die Aluminiumoxid-Schicht die sich auf flüssigem<br />

Aluminium bildet, wenn es mit Sauerstoff in Berührung kommt. Diese Schicht,<br />

welche ebenfalls Schmelzsalze enthält wird abgekrätzt (entfernen der Aluminium-<br />

Krätze) <strong>und</strong> nach möglichst schnellem Abkühlen lassen sich rückgewinnbare Metallinhalte<br />

<strong>von</strong> 15 bis 30 % erzielen. Nach einer Anreicherung auf über 60 % Aluminium-<br />

Anteil kann das Material erneut in der Sek<strong>und</strong>ärhütte eingesetzt werden.<br />

Neuschrott ist sortenrein oder mit bekannten Anteilen anderer Metalle legiert, nicht<br />

verunreinigt oder verschmutzt. Nach einem Zerkleinern des Schrottes in Mühlen wird er<br />

in brennstoffbeheizten Öfen oder Induktions-Öfen unter Luftabschluß - wodurch der sog.<br />

Abbrand verhindert <strong>und</strong> eine hohe Metallausbeute möglich wird - eingeschmolzen.<br />

Eventuell vorhandene Beschichtungen werden traditionell in einem vorgelagerten Ofen<br />

bei 300 bis 500° C abgeschwelt <strong>und</strong> die Rauchgase werden nachverbrannt. In modernen<br />

Anlagen ist das Abschwelen <strong>und</strong> Schmelzen zusammengefaßt um Abwärmen nutzen zu<br />

können.<br />

Altschrott stammt aus einem diversifizierten <strong>und</strong> effektiven Netzwerk <strong>von</strong> Sammel<strong>und</strong><br />

Sortierfirmen. Der Schrott wird grob vorsortiert, zerkleinert <strong>und</strong> z.B. <strong>von</strong> magnetischen<br />

Teilen durch eine Magnetabscheidung befreit. Durch eine eventuell nachfolgende<br />

Naßtrennung (Schwimm-Sink-Scheidung), sowie ein Abschwelen <strong>von</strong> nichtmetallischen,<br />

brennbaren Anhaftungen werden weitere Verunreinigungen entfernt. Bestandteile wie<br />

Oxide <strong>und</strong> Nitride lagern sich beim Einschmelzen an den Salzkristallen an,<br />

Anhaftungen anderer Metalle, deren Schmelzpunkt höher liegt als der des Aluminiums,<br />

können durch Ausschmelzen des Aluminiums auf einer Schmelzbrücke ausgeschieden<br />

werden.<br />

Wie beim Primär-Aluminium-Transport wird wieder zwischen dem in Deutschland<br />

produzierten <strong>und</strong> dem nach Deutschland importierten Sek<strong>und</strong>är-Aluminium unterschieden.<br />

Für in Deutschland produziertes Aluminium wird ein Bahntransport mit 300 km<br />

angesetzt. Unter Berücksichtigung der Importstruktur für Sek<strong>und</strong>är-Aluminium lassen<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Aluminium-Produktion 63<br />

sich r<strong>und</strong> 500 km für den Eisenbahntransport, ca. 400 km für den Hochseetransport <strong>und</strong><br />

120 km für den Binnentransport berechnen.<br />

/AlMB/, /AlTB/, /EAA/<br />

4.5 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

In den beiden Prozessen zum Wiedereinschmelzen <strong>von</strong> Aluminiumschrotten, die im<br />

folgenden betrachtet werden, sind die Energieaufwendungen für die Krätze- bzw. Salzschlacken-Aufbereitung<br />

bereits enthalten.<br />

Für die Anlieferung der Neuschrotte wird ein Bahntransport <strong>von</strong> 200 km angesetzt.<br />

Als Energieträger werden neben elektrischer Energie für Shredder <strong>und</strong> elektrische<br />

Antriebe auch Schweröl <strong>und</strong> Erdgas zum Abschwelen <strong>und</strong> Einschmelzen zugeführt. Die<br />

exakten Energieinhalte ergeben sich, wie auch in den vorherigen Abschnitten, aus den<br />

Massen der Energieträger <strong>und</strong> den im Allgemeinen Teil (Tabelle 3 <strong>und</strong> 4, Bericht I) dargestellten<br />

Heizwerten.<br />

Input Wert Einheit<br />

Neu-Schrotte 1.040 kg/t Sek-Al<br />

Neu-Schrott-Transport 200 km<br />

Schweröl 24,86 kg/t Sek-Al<br />

Erdgas 90,00 m 3 /t Sek-Al<br />

Strom 291,35 kWh/t Sek-Al<br />

Kalk 4,77 kg/t Sek-Al<br />

Sonstiges 4,12 kg/t Sek-Al<br />

Output Wert Einheit<br />

Al aus Krätzeaufbereitung 21,51 kg/t Sek-Al<br />

Filter-Staub 8,89 kg/t Sek-Al<br />

Mahl-Staub 18,49 kg/t Sek-Al<br />

Da Altschrotte nicht konzentriert bei bestimmten Werken anfallen, müssen sie in<br />

kleine Mengen <strong>von</strong> den unterschiedlichsten Sammelstellen zusammengetragen werden.<br />

Hierfür wird ein LKW-Transport <strong>von</strong> 300 km angesetzt 76 . Vor dem Einschmelzen müssen<br />

die Altschrotte wie bereits erwähnt, einer Aufbereitung unterzogen werden. Zum<br />

Einsatz kommen hierfür im wesentlichen Schweröl, Erdgas <strong>und</strong> elektrische Energie.<br />

Beim Einschmelzen der aufbereiteten Schrotte wird neben elektrischer Energie hauptsächlich<br />

Erdgas für den Schmelzofen benötigt.<br />

Hinsichtlich der Endenergieaufwendungen wird zwischen nach Deutschland importiertem<br />

<strong>und</strong> im Inland produziertem Sek<strong>und</strong>är-Aluminium nicht unterschieden.<br />

76 Die Neuschrotte fallen konzentriert bei den Halbzeugwerken an <strong>und</strong> können deshalb gesammelt per Bahn transportiert<br />

werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


64 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

Alschrottaufbereitung<br />

Input Wert Einheit<br />

Alt-Schrotte 1.229 kg/t Schrott<br />

Alt-Schrott Transport 300 km<br />

Schweröl 4,16 kg/t Schrott<br />

Erdgas 30,41 m 3 /t Schrott<br />

Strom 64,01 kWh/t Schrott<br />

Additive 2,17 kg/t Schrott<br />

Output Wert Einheit<br />

Nicht-Fe-Metalle 40,44 kg/t Schrott<br />

Fe-Metall 9,52 kg/t Schrott<br />

Filter Staub 3,28 kg/t Schrott<br />

Mahl-Staub 48,14 kg/t Schrott<br />

Gummi 23,55 kg/t Schrott<br />

Steine 4,16 kg/t Schrott<br />

Abwasser 90,13 kg/t Schrott<br />

sonstige Reste 11,95 kg/t Schrott<br />

Aufbereiteten Schrott Schmelzen <strong>und</strong> Gießen inlusive Salzschlackenaufbereitung<br />

Input Wert Einheit<br />

aufber.Schrott 1.116 kg/t Sek-Al<br />

Al-Granulat 76,65 kg/t Sek-Al<br />

Schweröl 12,82 kg/t Sek-Al<br />

Erdgas 246,41 m 3 /t Sek-Al<br />

Strom 287,80 kWh/t Sek-Al<br />

Salz 13,67 kg/t Sek-Al<br />

Kalk 7,57 kg/t Sek-Al<br />

Sonstiges 8,47 kg/t Sek-Al<br />

Output Wert Einheit<br />

Eisen-Schrott 2,18 kg/t Sek-Al<br />

Al-Oxid 119,36 kg/t Sek-Al<br />

Al-Granulat 76,65 kg/t Sek-Al<br />

Filter-Staub 9,63 kg/t Sek-Al<br />

Mahl-Staub 14,54 kg/t Sek-Al<br />

Massenflußdiagramm<br />

Wie bereits in Kap. 3.5 bzw. 4.2 sollen auch hier die Massenströme zur Produktion <strong>von</strong><br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium aus Neuschrott bzw. Altschrott dargestellt werden. Detailliert<br />

können alle Massenströme den obigen Tabellen entnommen werden.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Neuschrott<br />

1040 kg<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-<br />

Produktion<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

aus Neuschrott<br />

1000 kg<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 9 kg<br />

Aluminium aus<br />

Krätzeaufbereitung<br />

22 kg<br />

Mahl- <strong>und</strong> Filterstäube<br />

27 kg<br />

Abbildung B-11: Massenflußdiagramm zur Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium aus<br />

Neuschrott<br />

Die großen Salzmengen beim Einschmelzen <strong>von</strong> Neuschrott werden hauptsächlich intern<br />

im Kreis geführt <strong>und</strong> tauchen deshalb im obigen Massenflußdiagramm nicht explizit auf.


Aluminium-Produktion 65<br />

Das Massenflußdiagramm zur Produktion <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium aus Altschrott<br />

beinhaltet sowohl die Aufbereitung als das eigentliche Einschmelzen der Schrotte.<br />

Al-Granulat<br />

77 kg<br />

Altschrott<br />

1372 kg<br />

Aufbereitung<br />

Aufbereiteter Altschrott<br />

1116 kg<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-<br />

Produktion<br />

Sek-Aluminium<br />

aus Altschrott<br />

1000 kg<br />

Transport<br />

Sek-Aluminium<br />

aus Altschrott<br />

1000 kg<br />

Additive<br />

2 kg<br />

Nichtmetallische<br />

Reste 44 kg<br />

Metalle<br />

56 kg<br />

Mahl- <strong>und</strong> Filterstäube<br />

57 kg<br />

Abwasser<br />

101 kg<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 16 kg<br />

Salz<br />

14 kg<br />

Metalle<br />

2 kg<br />

Mahl- <strong>und</strong> Filterstäube<br />

24 kg<br />

Al-Oxid<br />

120 kg<br />

Abbildung B-12: Massenflußdiagramm zur Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium aus<br />

Altschrott<br />

4.6 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

4.6.1 KEA für Sek<strong>und</strong>är-Aluminium frei Halbzeugwerken<br />

Für die Anlieferung <strong>von</strong> Neuschrotten wird ein Bahntransport <strong>von</strong> 300 km angesetzt.<br />

Der KEA der Neuschrotte (siehe auch Abbildung B-13) mit 7.899 MJ pro Tonne setzt<br />

sich zu je ca. 40 % aus elektrischer Energie <strong>und</strong> dem KEA des eingesetzten Erdgases<br />

zusammen. Der zweite Brennstoff (Schweröl) trägt mit ca. 15 % bei. Die restlichen 5 %<br />

werden durch den eingesetzten Kalk <strong>und</strong> den Bahntransport verursacht. Der Schrott an<br />

sich wird energiefrei bewertet, da bei der Auskopplung aus den Halbzeugprozessen keine<br />

Energiegutschrift berücksichtigt wurde. Die Output-Stoffe wie das Aluminium aus der<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


66 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

Krätzaufbereitung <strong>und</strong> die Filter- bzw. Mahl-Stäube werden als Kreislaufstoffe bzw.<br />

Reststoffe ebenfalls energiefrei bewertet. Die Aufwendungen für die Salzschlackenaufbereitung<br />

sind ebenfalls berücksichtigt.<br />

Der KEA <strong>von</strong> aufbereiteten Altschrotten beträgt für den in Deutschland stattfindenden<br />

Prozeß 2.350 MJ/t. Für das aus Altschrotten produzierte Sek<strong>und</strong>är-Aluminium, welches<br />

im Anschluß nach Deutschland exportiert wird, liegt der Wert bei 2.317 MJ/t. Die<br />

Hauptbeiträge mit 46 % bzw. r<strong>und</strong> 30 % liefern Erdgas <strong>und</strong> Strom. Schweröl ist mit r<strong>und</strong><br />

8 % beteiligt. Durch den Transport werden ca. 15 % des KEA verursacht. Der Alt-Schrott<br />

wird ebenso wie geringe Mengen Additive energetisch vernachlässigt. Als Output-Stoffe<br />

ergeben sich Nicht-Eisen-Metalle <strong>und</strong> Eisen, sowie Filter- <strong>und</strong> Mahl-Stäube, Gummi,<br />

Steine <strong>und</strong> andere Reste, wobei diese erneut energetisch unberücksichtigt bleiben, da<br />

Schrotte vor der Verwendung aufbereitet werden müssen bzw. Stäube <strong>und</strong> sonstige<br />

Reste deponiert oder verschüttet werden.<br />

Beim Einschmelzen der aufbereiteten Schrotte verursachen die Brennstoffe Erdgas<br />

<strong>und</strong> Schweröl über 60 % des KEA <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium, gefolgt vom KEA der aufbereiteten<br />

Schrotte (ca. 17 %) <strong>und</strong> dem elektrischen Energieeinsatz (ca. 22 %). Das<br />

restliche Prozent ergibt sich durch zu ersetzende Salzmengen <strong>und</strong> Kalk. Auf der Output-<br />

Seite ergeben sich neben Eisenschrotten, Aluminiumoxiden <strong>und</strong> Aluminium-Granulat<br />

aus der Salzschlackenaufbereitung Filter- <strong>und</strong> Mahl-Stäube, die erneut energiefrei<br />

bleiben. Die Aluminiumoxide werden in Sondermülldeponien deponiert. Das Aluminium-<br />

Granulat wird erneut dem Schmelzwerk zugeführt. Bei der Berechnung wurde zwischen<br />

importierten - mit einem KEA <strong>von</strong> 15.095 MJ/t - <strong>und</strong> im Inland produzierten Sek<strong>und</strong>är-<br />

Aluminium - mit einem KEA <strong>von</strong> 15.277 MJ/t - unterschieden.<br />

Durch Multiplikation der Transportentfernungen mit dem KEA der unterschiedlichen<br />

Transportmittel aus dem Allgemeinen Teil (Tabelle 6, Bericht I), ergibt sich für die<br />

primärenergetisch bewerteten Transportaufwendungen des in Deutschland produzierten<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminiums etwa ein Drittel des KEA <strong>von</strong> importierten Aluminium. Der<br />

Hauptteil wird in beiden Fällen durch den Schienentransport (ca. 67 %) verursacht.<br />

Es ergeben sich die Primärenergieaufwendungen gemäß Abbildung B-14.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-<br />

Produktion<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

aus Neuschrott<br />

7.899 MJ<br />

Strom<br />

3.337 MJ<br />

Erdgas<br />

3.191 MJ<br />

Schweröl<br />

1.109 MJ<br />

Güterzug<br />

239 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 22 MJ<br />

Abbildung B-13: KEA-Flußdiagramm zur Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Bereitstellung für in<br />

Deutschland produziertes (Sek-Al 1) bzw. importiertes Alu (Sek-Al 2)


Aluminium-Produktion 67<br />

Aufbereitung<br />

Aufbereiteter<br />

Altschrott<br />

2.622 MJ<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

15.278 MJ<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

aus Deutschland<br />

15.636 MJ<br />

LKW<br />

393 MJ<br />

Erdgas<br />

1.203 MJ<br />

Strom<br />

818 MJ<br />

Schweröl<br />

207 MJ<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-<br />

Produktion<br />

Transport<br />

Erdgas<br />

8.738 MJ<br />

Strom<br />

3.297 MJ<br />

Schweröl<br />

572 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 35 MJ<br />

Salz<br />

14 MJ<br />

Güterzug<br />

358 MJ<br />

Aufbereitung<br />

Aufbereiteter<br />

Altschrott<br />

2.586 MJ<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

15.095 MJ<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

importiert<br />

15.815 MJ<br />

LKW<br />

393 MJ<br />

Erdgas<br />

1.203 MJ<br />

Strom<br />

782 MJ<br />

Schweröl<br />

207 MJ<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-<br />

Produktion<br />

Transport<br />

Erdgas<br />

8.738 MJ<br />

Strom<br />

3.150 MJ<br />

Schweröl<br />

572 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 35 MJ<br />

Salz<br />

14 MJ<br />

Güterzug<br />

577 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

101 MJ<br />

Schubboot mit<br />

Leichter 42 MJ<br />

Abbildung B-14: KEA-Flußdiagramm zur Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Bereitstellung für in<br />

Deutschland produziertes (Sek-Al 1) bzw. importiertes Alu (Sek-Al 2)<br />

4.6.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium<br />

Hinsichtlich der Emissionen wurden alle Stoffe berücksichtigt, die auch energetisch<br />

bewertet wurden. Emissionen, die durch Transporte entstehen, wurden ebenfalls bilanziert.<br />

4.7 Zusammenfassung<br />

In untenstehender Tabelle sind die primärenergetisch bewerteten Aufwendungen <strong>und</strong><br />

Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium zusammenfassend dargestellt.<br />

Hierbei sind alle Vorketten, inklusive der Import- <strong>und</strong> Produktionsstrukturen<br />

berücksichtigt worden. Unter Sek-Al 1 wird nach der bekannten Nomenklatur erneut<br />

das in Deutschland produzierte <strong>und</strong> unter Sek-Al 2 das nach Deutschland importierte<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium verstanden. Zusätzlich sind ebenfalls die Werte für Sek<strong>und</strong>är-<br />

Aluminium aus Neuschrott dargestellt. Eine Unterscheidung zwischen in Deutschland<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


68 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

aus Neuschrott produziertem <strong>und</strong> nach Deutschland importiertem, aus Neuschrott<br />

produziertem Sek<strong>und</strong>är-Aluminium ist nicht nötig, da da<strong>von</strong> ausgegangen werden kann,<br />

daß der Neuschrott ausschließlich aus der Halbzeugverarbeitung (findet in Deutschland<br />

statt) stammt, bzw. das daraus produzierte Sek<strong>und</strong>är-Aluminium ebenfalls<br />

ausschließlich im eigenen Land verbracht wird (Kosten- <strong>und</strong> Aufwandsfrage).<br />

Tabelle B-4: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium frei Halbzeugwerk in Deutschland 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Aluminium<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Sek-Al 1 15.636 879 799 1429 617 2.032 117 24 96 67,3 %<br />

Sek-Al 2 15.815 822 907 1.633 641 2.129 146 23 96 32,7 %<br />

Sek-Al-Mix 15.694 860 834 1.496 625 2.063 127 23 96<br />

Sek-Al aus Neuschrott 7.899 466 344 590 673 913 49 14 51<br />

Mit Hilfe dieser Werte <strong>und</strong> der Werte aus Tabelle B-3 läßt sich zuletzt noch der KEA<br />

<strong>und</strong> die Emissionen für den Aluminium-Mix aus Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metall berechnen.<br />

Hierbei werden die Werte mit den Anteilen am Gesamtaufkommen 77 in Deutschland<br />

im Jahre 1995 gewichtet.<br />

Tabelle B-5: Kumulierter Energieaufwand für die Bereitstellung frei Halbzeugwerk<br />

<strong>und</strong> indirekte Emissionen <strong>von</strong> Aluminium<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Aluminium<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Prim-Al-Mix 204.050 11.687 26.683 24.769 15.139 19.907 2.538 531 1.754 74,0 %<br />

Sek-Al-Mix 15.694 860 834 1.496 625 2.063 127 23 96 26,0 %<br />

Aluminium-Mix 154.996 8.867 19.951 18.708 11.359 15.260 1.910 399 1.322<br />

77 Produktion <strong>und</strong> Import<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Anteil<br />

Anteil


Halbzeugproduktion 69<br />

5 Halbzeugproduktion<br />

In dieser Studie werden die gebräuchlichsten Halbzeuge betrachtet; dies sind ein gewalztes<br />

Aluminium-Blech mit 0,25 mm Dicke, wie es häufig im Automobilsektor verwendet<br />

wird, ein stranggepreßtes Aluminium-Profil - ebenfalls für den Automobil- oder<br />

z.B. Fensterrahmenbau - <strong>und</strong> 2 unterschiedlich dicke Aluminium-Folien mit den Dicken<br />

7 bis 12 µm bzw. 100 µm, die in erster Linie in der Elektroindustrie 78 bzw. als Verpakkungsstoff<br />

verwendet werden. Zusätzlich wird im Anschluß der KEA weiterer Halbzeuge<br />

abgeschätzt. /AlTB/<br />

5.1 Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten<br />

Das Aluminium wird in den Elektrolysewerken nach der Entnahme aus dem Ofen zu<br />

Gußformaten vergossen. Zu unterscheiden ist zwischen R<strong>und</strong>barren, Walzflachbarren,<br />

Hohlbarren <strong>und</strong> Bändern. Diese Gußformate werden anschließend in den Halbzeugwerken<br />

zu den gewünschten <strong>Halbzeugen</strong> weiterverarbeitet.<br />

Das weltweit bevorzugte Verfahren stellt das Vertikalstranggießen bzw. das Wassergießverfahren<br />

da. Hierbei wird flüssiges Aluminium ohne erneutes Aufwärmen durch<br />

eine niedrige wassergekühlte Kokille gegossen, die vor dem Gießbeginn mit einem absenkbaren<br />

Gießtisch abschließt. Mit einsetzender Erstarrung wird der Tisch abgesenkt<br />

<strong>und</strong> es entsteht wie beim Stahl-Strangießverfahren ein <strong>von</strong> außen nach innen erstarrender<br />

Block. Es sind Barren aller Abmessungen <strong>und</strong> Formen (auch Hohlbarren) möglich,<br />

lediglich die Länge ist durch den Hub des Tisches begrenzt. /AlTB/<br />

5.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Vorprodukten<br />

Der Energiebedarf zum Gießen des flüssigen Aluminiums ist bereits in den Prozeßmodulen<br />

der Aluminiumelektrolyse bzw. der Sek<strong>und</strong>är-Aluminium-Schmelze enthalten.<br />

Hierbei wurde das Standard-Gießverfahren (Vertikalstranggießen) betrachtet.<br />

5.3 Herstellung <strong>von</strong> Endprodukten<br />

Walzprodukte<br />

Bleche <strong>und</strong> Bänder werden auf Basis <strong>von</strong> Walzflachbarren produziert. Sie werden<br />

nach einem Abfräsen der Oberfläche - eventuell erfolgt zuvor ein Glühvorgang zur<br />

Rekristallisation - in Kammer- oder Durchlauföfen auf eine entsprechend der Zusammensetzung<br />

günstige Walztemperatur (400 bis 540°C) gebracht. Durch Warmwalzen<br />

mit nachfolgendem Kaltwalzen werden die gewünschten Enddicken erreicht. Beide<br />

Walzverfahren sind denen der Stahlverarbeitung (siehe Kap. A.5.) ähnlich <strong>und</strong> werden<br />

daher nicht weiter erläutert.<br />

78 z.B. für Kondensatoren<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


70 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

In speziellen Walzwerken, durch gleichzeitiges Walzen <strong>und</strong> Ziehen, wird aus weichgeglühten<br />

Folien-Vorwalzband mit Dicken zwischen 0,6 <strong>und</strong> 0,8 mm Aluminium-Folie<br />

hergestellt. Beim Fertigwalzen laufen üblicherweise zwei Folien durch ein Walzgerüst<br />

(Doppelwalzen), wodurch die Folien eine matte <strong>und</strong> eine hochglänzende Seite 79 erhalten.<br />

Im Anschluß daran werden, abhängig vom Verwendungszweck, die Folien vollständig<br />

weichgeglüht, wodurch zugleich verbleibende Walzölreste verdampfen <strong>und</strong> die Folie<br />

völlig steril wird.<br />

Strangpreß- <strong>und</strong> Zieherzeugnissen<br />

Neben dem Walzen ist das Strangpressen das wichtigste Umformverfahren zur Herstellung<br />

<strong>von</strong> Aluminium-<strong>Halbzeugen</strong>. Stranggepreßt werden Stangen, Rohre <strong>und</strong><br />

Strangpreßprofile. Im Gegensatz zur Profilierung durch Walzen sind die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für den Querschnitt bei Strangpressen wesentlich freizügiger.<br />

Ausgangsmaterial für das Strangpressen ist der Preßbolzen, der nach einem materialausgleichenden<br />

Glühen (Homogenisieren) <strong>von</strong> einem längeren, stranggegossenen Preßbarren<br />

80 auf die erforderliche Länge abgetrennt wird. Nach einem Erwärmen auf eine<br />

günstige Umformtemperatur 81 wird der Preßbolzen in einen ebenfalls aufgewärmten<br />

Rezipienten eingeschoben, dessen Innendurchmesser nur wenig größer ist, als der Außendurchmesser<br />

des Bolzens. Mit Hilfe eines Preßstempels wird der Werkstoff durch<br />

eine Matrize gepreßt, die dem austretenden Strang die gewünschte Querschnittsform<br />

gibt. Anschließend werden die Profile gereckt 82 <strong>und</strong> auf die Endabmessungen zugesägt.<br />

Falls Hohlformen produziert werden sollen, wird ein fester, während des Pressens geschmierter<br />

<strong>und</strong> gekühlter Dorn in den Preßraum eingebracht, wodurch sich letztlich z.B<br />

ein stranggepreßtes Rohr ergibt.<br />

Durch anschließendes Ziehen kann eine höhere Maßgenauigkeit oder eine Festigkeitssteigerung<br />

durch Kaltverfestigung erreicht werden. Sowohl Voll- als auch Hohlprofile<br />

können durch Ziehen weiterverarbeitet werden. Unter Ziehen versteht man ein Kaltumformen,<br />

bei dem sich unter Verringerung des Querschnitts, in Ziehwerkzeugen mit sich<br />

allmählich verengendem Einlauf, eine entsprechende Verlängerung ergibt.<br />

Profile <strong>und</strong> Rohre aus Bändern<br />

Hierbei werden entsprechende Metallbänder umgebogen <strong>und</strong> verschweißt. Für Rohre<br />

kommt ein induktives Längsschweißen oder spiralförmiges Schweißen in Frage. Die<br />

Herstellung <strong>von</strong> Rohren oder Profilen aus Bändern ist im Vergleich zum Strangpressen<br />

<strong>und</strong> anschließendem Ziehen meist preisgünstiger <strong>und</strong> speziell bei dünnwandigen, kleinen<br />

oder komplizierten Querschnitten die einzige Herstellungsmöglichkeit. Bei Aluminium<br />

kommt dieses Verfahren bevorzugt bei der Herstellung <strong>von</strong> Fensterrahmen mit<br />

sehr komplexen Querschnitten, Wärmetauscherprofilen <strong>und</strong> Rippenprofilen zum Einsatz.<br />

/AlTB/, /EAA/<br />

79 dir hochglänzende Seite entsteht auf der den polierten Stahlwalzen zugewandte Seite.<br />

80 Eigentlich handlet es sich hierbei um einen R<strong>und</strong>barren, da dieser R<strong>und</strong>barren aber nun stranggepresst wird, wird er<br />

Preßbarren oder Preßbolzen bezeichnet.<br />

81 Falls zuvor geglüht wurde, läßt man den Bolzen auf Umformtemperatur abkühlen.<br />

82 Bögen, Wellen, kleine Knicke <strong>und</strong> Verdrehungen werden beseitigt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Halbzeugproduktion 71<br />

Massenflüsse<br />

Alle Massenflüsse für die Produktion <strong>von</strong> Blechen, Folien <strong>und</strong> Profilen können den<br />

unteren Tabellen entnommen werden. Ebenso wie bei der Herstellung <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong><br />

ergeben sich hier neben dem Hauptmassenstrom vom Gußformat zum Endprodukt<br />

nur geringste Massenströme, - daher wird auch hier auf die Darstellung eines<br />

Massenflußdiagramms verzichtet. In der Regel werden zwischen r<strong>und</strong> 1.300 <strong>und</strong> 1.500<br />

kg Aluminium pro Tonne Endprodukt benötigt.<br />

5.4 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Endprodukten<br />

Für die Produktion <strong>von</strong> Aluminium-Blech werden als Energieträger Erdgas <strong>und</strong><br />

Schweröl für die Öfen zum Erwärmen der Vorprodukte benötigt. Strom wird im wesentlichen<br />

für Walzanlagen (warm <strong>und</strong> kalt) eingesetzt.<br />

Input Wert Einheit<br />

Al-Bramme 1.015 kg/t Al-Blech<br />

Sek-Al aus Neuschrott 468 kg/t Al-Blech<br />

Schweröl 9,24 kg/t Al-Blech<br />

Erdgas 91,70 m 3 /t Al-Blech<br />

Strom 445,60 kWh/t Al-Blech<br />

Waltöl 3,40 kg/t Al-Blech<br />

Output Wert Einheit<br />

Neuschrott 486 kg/t Al-Blech<br />

Für Aluminium-Folien ergeben sich ähnliche Aufwendungen an Brennstoffen wie für<br />

Bleche. Der Strombedarf <strong>und</strong> die anfallende Schrottmengen sind erhöht, da auf geringe<br />

Dicken gewalzt wird <strong>und</strong> zusätzlich Strom für Ziehanlagen benötigt wird.<br />

Aluminium-Folie (100 µm)<br />

Input Wert Einheit<br />

Al-Bramme 1.012 kg/t Al-Folie1<br />

Sek-Al aus Neuschrott 380 kg/t Al-Folie1<br />

Schweröl 13,29 kg/t Al-Folie1<br />

Erdgas 88,92 m 3 /t Al-Folie1<br />

Strom 718,48 kWh/t Al-Folie1<br />

Walzöl 2,94 kg/t Al-Folie1<br />

Output Wert Einheit<br />

Neuschrott 395 kg/t Al-Folie1<br />

Aluminium-Folie (7 bis 12 µm)<br />

Input Wert Einheit<br />

Al-Bramme 1.015 kg/t Al-Folie2<br />

Sek-Al aus Neuschrott 493 kg/t Al-Folie2<br />

Schweröl 14,88 kg/t Al-Folie2<br />

Erdgas 105,77 m 3 /t Al-Folie2<br />

Strom 718,48 kWh/t Al-Folie2<br />

Walzöl 6,04 kg/t Al-Folie2<br />

Output Wert Einheit<br />

Neuschrott 514 kg/t Al-Folie2<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


72 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

Die Produktion <strong>von</strong> Aluminium-Profilen wird im Strangpreßverfahren realisiert.<br />

Erneut werden Brennstoffe zum Erwärmen der Vorprodukte eingesetzt. Strom wird in<br />

elektrischen Antrieben für Preß-, Zieh <strong>und</strong> Reckanlagen benötigt.<br />

Input Wert Einheit<br />

Al-Bramme 1.009 kg/t Al-Profil<br />

Sek-Al aus Neuschrott 291 kg/t Al-Profil<br />

Schweröl 81,39 kg/t Al-Profil<br />

Erdgas 14,90 m 3 /t Al-Profil<br />

Strom 519,93 kWh/t Al-Profil<br />

Output Wert Einheit<br />

Neuschrott 300 kg/t Al-Profil<br />

Zur Abschätzung des Energiebedarfs <strong>von</strong> Profilen <strong>und</strong> Rohren aus Bändern werden<br />

zusätzlich 300 kWh Strom für zusätzliches Sägen, Biegen <strong>und</strong> Schweißen oder Löten<br />

angesetzt. Bei sehr komplexen Profilen dürften die zusätzlichen Energieaufwendungen<br />

jedoch noch höher liegen.<br />

Massenflüsse<br />

Alle Massenflüsse für die Produktion <strong>von</strong> Blechen, Folien <strong>und</strong> Profilen können den<br />

obigen Tabellen entnommen werden. Ebenso wie bei der Herstellung <strong>von</strong> Stahl-<strong>Halbzeugen</strong><br />

ergeben sich hier neben dem Hauptmassenstrom vom Gußformat zum Endprodukt<br />

nur geringste Massenströme, - daher wird auch hier auf die Darstellung eines<br />

Massenflußdiagramms verzichtet.<br />

5.5 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> <strong>Halbzeugen</strong><br />

5.5.1 KEA für die Bereitstellung <strong>von</strong> Aluminium-<strong>Halbzeugen</strong><br />

Der zusätzliche Energiebedarf zur Herstellung <strong>von</strong> Gußformaten ist bereits in den Aufwendungen<br />

für die Elektrolyse enthalten. Es wurde das Standard-Gießverfahren (Vertikalstranggießen)<br />

betrachtet.<br />

Der KEA des 250 µm dicken Aluminium-Blech - 169.915 MJ/t - wird zu 92 % durch die<br />

eingesetzte Aluminium-Bramme <strong>und</strong> zu 2 % durch Sek<strong>und</strong>är-Aluminium aus Neuschrott<br />

verursacht. Die restlichen 5 % werden zu ca. 40 % durch fossile Brennstoffe (Erdgas <strong>und</strong><br />

Schweröl) <strong>und</strong> zu r<strong>und</strong> 60 % durch den Einsatz elektrischer Energie verursacht. Die<br />

Reststoffe in Form <strong>von</strong> Neuschrotten werden, da sie über das Einschmelzwerk für<br />

Neuschrotte im Kreis geführt werden, energiefrei bewertet.<br />

Es wurden wie bereits oben erwähnt,. zwei unterschiedlich dicke Aluminium-Folien<br />

betrachtet. In beiden Fällen hat die Aluminium-Bramme bzw. das eingesetzte Sek<strong>und</strong>är-<br />

Aluminium aus Neuschrott einen Anteil <strong>von</strong> ca. 90 % bzw. 2 % am KEA der<br />

Folien - 171.945 MJ/t (Folie 100 µm) bzw. 174.088 MJ/t (Folie 7-12 µm). Der Rest verteilt<br />

sich zu r<strong>und</strong> 1/3 auf die fossilen Brennstoffe Schweröl <strong>und</strong> Erdgas <strong>und</strong> 2/3 werden durch<br />

den elektrischen Energieeinsatz verursacht. Die anfallenden Neuschrotte werden erneut<br />

energiefrei bewertet. Unterschiede im KEA für beide Folien ergeben sich im<br />

wesentlichen durch einen etwas höheren Materialeinsatz bei der Herstellung der dünneren<br />

Folie, der durch größere Verschnitte beim Walzen bedingt ist.<br />

Bei dem hier betrachteten Aluminium-Profil handelt es sich um ein Strangpreßprofil<br />

welches anschließend noch gezogen wurde. Da die genaue Zielform kaum etwas am<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Halbzeugproduktion 73<br />

Energieeinsatz ändert 83 , kann man da<strong>von</strong> ausgehen, daß Profile ähnlicher Abmessungen<br />

inklusive Rohre bzw. Hohlprofile in etwa den selben KEA <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 168.805 MJ/t aufweisen<br />

dürften. Der berechnete Wert kann also als guter Durchschnittswert für unterschiedlichste<br />

stranggepreßte Aluminiumprofile angesehen werden 84 . Die Aluminium-<br />

Bramme <strong>und</strong> das Sek<strong>und</strong>är-Aluminium haben erneut einen Anteil <strong>von</strong> ca. 94 % am KEA.<br />

Der Rest wird durch fossile Brennstoffe wie Schweröl <strong>und</strong> Erdgas (zusammen ca. 40 %)<br />

<strong>und</strong> die eingesetzte elektrische Energie (ca. 60 %) verursacht. Der anfallende Neuschrott<br />

wird wie oben energiefrei bewertet.<br />

Der KEA <strong>von</strong> Profilen <strong>und</strong> Rohren aus Bändern ergibt sich durch die Abschätzungen<br />

in Kap. 5.4 zu knapp 171 GJ pro Tonne - bei sehr komplexen Profilen könnte der Wert<br />

wesentlich höher liegen. Als unterer Grenzwert ist der Wert jedoch gut geeignet.<br />

5.5.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Aluminium-<strong>Halbzeugen</strong><br />

Für die Gußformate sind die Emissionen ebenso wie der KEA bereits bei der Elektrolyse<br />

berücksichtigt worden.<br />

Bei den restlichen Verfahren zur Halbzeugherstellung wurden die Emissionen aller<br />

energetisch bewerteten Stoffe berücksichtigt. Die Gesamtemissionen sind in Tabelle B-7<br />

dargestellt.<br />

83 Es handelt sich immer um die gleichen Verfahren lediglich die Matrizen haben unterschiedliche Formen.<br />

84 Eingeschränkt gültig ist dies für sehr komplexe Profile oder solche mit großen Querschnitten.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


74 B. Die Aluminiumprozeßkette<br />

6 Zusammenfassung<br />

Wie auch in den letzten Abschnitten sollen alle betrachteten Aluminium-Halbzeuge<br />

zusammenfassend hinsichtlich ihrer primärenergetisch bewerteten Aufwendungen <strong>und</strong><br />

der bei der Bereitstellung entstehenden Emissionen dargestellt werden.<br />

Tabelle B-6: Kumulierter Energieaufwand <strong>von</strong> Aluminium-<strong>Halbzeugen</strong> in Deutschland<br />

1995<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Produkt KEA [MJ/t]<br />

Bleche 169.915<br />

Folien 100 µm 171.945<br />

Folien 7-12 µm 174.088<br />

Profile (stranggepreßt) 168.805<br />

Hohlprofile <strong>und</strong> Rohre 168.805<br />

Profile <strong>und</strong> Rohre aus Bändern 173.351<br />

Tabelle B-7: Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Aluminium-<strong>Halbzeugen</strong> in<br />

Deutschland 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Halbzeug<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Bleche 9.715 20.749 19.839 12.237 16.990 2.005 426 1.405<br />

Folien 100 µm 9.835 20.741 19.944 12.340 17.207 2.014 431 1.413<br />

Folien 7-12 µm 9.952 20.879 20.115 12.488 17.447 2.028 434 1.426<br />

Profile (stranggepreßt) 9.743 20.649 20.015 13.607 16.504 2.044 427 1.466<br />

Hohlprofile <strong>und</strong> Rohre 85<br />

9.743 20.649 20.015 13.607 16.504 2.044 427 1.466<br />

Profile <strong>und</strong> Rohre aus Bändern 9.911 20.283 20.048 12.359 17.378 2.022 434 1.418<br />

Wie in Tabelle B-6 deutlich zu sehen ist, sind die Abweichungen der kumulierten Energieaufwendungen<br />

für die unterschiedlichen Halbzeuge gering. Dies liegt am starken<br />

Einfluß der Elektrolyse, die den größten Anteil (ca. 75 %) am KEA der Halbzeuge verursacht.<br />

Deshalb dürften auch nicht betrachtete Halbzeuge mit gleichem Sek<strong>und</strong>är-<br />

Aluminium-Anteil allesamt im Bereich zwischen 165.000 <strong>und</strong> 175.000 MJ liegen.<br />

Entscheidend verändert werden kann der KEA für Aluminium-Halbzeuge allerdings<br />

durch eine abweichende Zusammensetzung der Aluminium-Bramme hinsichtlich<br />

Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metall oder durch Änderungen der Import-Struktur speziell für<br />

Primär-Aluminium. Dies zeigt, daß bei der Aluminium-Halbzeug-Herstellung statistische<br />

Daten eine wesentlich größere Rolle spielen, als „geringfügig“ abweichende Verbrauchsdaten<br />

der unterschiedlichen Halbzeugprozesse. Für Emissionen gelten entsprechende<br />

Überlegungen (siehe auch Diskussion im Teil „Weiterführende Überlegungen").<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist ein Vergleich der Werte mit den Ergebnissen anderer<br />

Studien mit einem hohen Maß an Vorsicht durchzuführen, da meist nicht bekannt ist, ob<br />

bzw. welche Faktoren berücksichtigt worden sind.<br />

85 Diese Werte sind genauso wie der KEA Circa-Angaben <strong>und</strong> entsprechen denen <strong>von</strong> Profilen<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


1 Einleitung<br />

C. Die Kupferprozeßkette<br />

Kupfer mit dem chemische Symbol Cu, steht im periodischen System der Elemente über<br />

den beiden Elementen Silber <strong>und</strong> Gold. Mit diesen beiden Edelmetallen hat es gewisse<br />

Ähnlichkeiten; Kupfer ist neben Gold das einzige farbige Metall, die Leitfähigkeit für<br />

Strom <strong>und</strong> Wärme liegt an der obersten Spitze der Elemente <strong>und</strong> wird nur noch <strong>von</strong><br />

Silber übertroffen, weshalb Kupfer den Werkstoff für den Bereich der Elektrotechnik<br />

<strong>und</strong> Elektronik 86 darstellt. Gegen Oxidation durch Trink- <strong>und</strong> Brauchwasser <strong>und</strong> andere<br />

Flüssigkeiten ist Kupfer gut beständig, worauf der bevorzugte Einsatz für Rohre <strong>und</strong><br />

Wärmeübertrager beruht 87 . Er wird z.B. in der Hütten- <strong>und</strong> Gießindustrie für Sauerstofflanzen,<br />

Tiegel <strong>von</strong> Lichtbogen-Umschmelzanlagen <strong>und</strong> Stranggießkokillen (siehe<br />

auch Stahlprozeßkette) <strong>und</strong> für alle anderen Anlagenteile, in denen hohe thermische<br />

Ströme auftreten, verwendet.<br />

1.1 Allgemeines<br />

Alle Verfahrensbeschreibungen, Abbildungen <strong>und</strong> Zahlenwerte für die Kupferprozeßkette<br />

stammen, falls nicht explizit anders angegeben, aus Arbeiten die an der FfE entstanden<br />

sind.<br />

Anfragen bei der Kupferindustrie bezüglich spezifischer Verbrauchsdaten wurden mit<br />

dem Hinweis, daß es sich hierbei um Interna handelt, abgeblockt. Die Emissionsdaten<br />

wurden, wie bereits bei Stahl <strong>und</strong> Aluminium erwähnt, durch Vergleich mit allgemeinen<br />

Industrieprozessen (/GEM3/ /Emi/, /VDEW/) oder durch theoretische<br />

Verbrennungsberechnung ermittelt.<br />

86 Ca. 39 % des Kupfers wird für Drähte verwendet.<br />

87 Ca. 13 % des Kupfers wird für Rohre verwendet.<br />

75<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


76 C. Die Kupferprozeßkette<br />

1.2 Prozeßablauf der Kupfererzeugung <strong>und</strong> -verarbeitung<br />

Um eine Vorstellung über den prinzipiellen Ablauf dieser Prozeßkette zu bekommen,<br />

erfolgt vorab - wie bereits in den beiden anderen Teilen - eine schematische Darstellung<br />

des betrachteten Prozeßablaufs.<br />

Legende<br />

Prozeßschritt<br />

Stoffbezeichnung<br />

Import<br />

unraff. Kupfer<br />

Import<br />

raff. Prim- <strong>und</strong><br />

Sek-Kupfer<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

4.<br />

4.<br />

Schrotte<br />

17%<br />

Schrotte<br />

37% Prim.<br />

10% Sek.<br />

Bergbau<br />

Roherz<br />

Aufbereitung<br />

Konzentrat<br />

Import<br />

Konzentrat<br />

Verhüttung<br />

83%<br />

Raffination<br />

raff. Primär-<br />

Kupfer<br />

21%<br />

Schmelzen,<br />

Gießen<br />

Rücklaufreste Formate<br />

Halbzeugherstellung<br />

32%<br />

Schrotte<br />

Verhüttung<br />

unraff. Kupfer unraff. Kupfer<br />

Halbzeuge,<br />

Produkte<br />

Abbildung C-1: Schematische Darstellung der Kupferprozeßkette<br />

3.<br />

3.<br />

3.<br />

4.<br />

4.<br />

4.<br />

5.<br />

Raffination<br />

4.<br />

4.<br />

raff. Sek<strong>und</strong>är-<br />

Kupfer<br />

in Deutschland


Importstrukturen 77<br />

2 Importstrukturen<br />

Wie in Abbildung C-1 deutlich erkennbar, kann Kathodenkupfer aus Konzentraten<br />

(Primär-Kupfer) oder Schrotten (Sek<strong>und</strong>är-Kupfer) erzeugt werden. Die für Deutschland<br />

relevanten Kupferkonzentrate stammen im Jahre 1995 beinahe ausschließlich aus<br />

Chile (40 %), Portugal (23,5 %) bzw. Papua-Neuguinea (22 %). Zusätzlich wird allerdings<br />

auch unraffiniertes (unraff.) Kupfer (sog. Blisterkupfer) <strong>und</strong> raffiniertes (raff.) Kupfer<br />

(sog. Kathodenkupfer) aus den unterschiedlichsten Ländern importiert. Das importierte<br />

Kathodenkupfer kann ebenfalls aus Konzentraten oder Schrotten erzeugt worden sein.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> der starken Abhängigkeit der primärenergetischen Aufwendungen<br />

zur Bereitstellung elektrischer Energie <strong>von</strong> der Kraftwerksstruktur eines Landes<br />

muß hier auch eine Betrachtung dieser „Seitenimporte“ durchgeführt werden.<br />

Unraffiniertes Kupfer stammt zu 23,5 % ebenfalls aus Chile <strong>und</strong> zu 21,5 % aus Südafrika.<br />

Weitere Importländer sind Bulgarien (17,1 %), Mexiko (14,7 %), Peru (9,1 %) <strong>und</strong><br />

Belgien-Luxemburg (6,8 %). Unraffiniertes Kupfer wird allerdings hauptsächlich aus<br />

den importierten Konzentraten in Deutschland selbst produziert. Die Importe haben<br />

lediglich einen Anteil <strong>von</strong> 17 %. Bei der Ermittlung des KEA muß dies berücksichtigt<br />

werden.<br />

Raffiniertes Kupfer wird zu 53 % in Deutschland produziert <strong>und</strong> zu 47 % importiert.<br />

Eine nicht unerhebliche Menge wird ebenfalls exportiert. Es läßt sich allerdings nicht<br />

bestimmen, welches Kathodenkupfer exportiert wird - das in Deutschland produzierte<br />

oder das importierte <strong>und</strong> zu welchen Anteilen. Deshalb wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß<br />

eine, quotal dem Anteil an der gesamten importierten <strong>und</strong> produzierten Masse, entsprechende<br />

Menge exportiert wird. Hieraus ergeben sich nun effektiv in Deutschland produzierte<br />

<strong>und</strong> nach Deutschland importierte Mengen; die Anteile verändern sich dabei<br />

nicht. Durch Untersuchung der Erzeugungsstrukturen dieser Exportländer kann eine<br />

Aufteilung nach Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer vorgenommen werden. Es wird hierbei<br />

da<strong>von</strong> ausgegangen, daß sich die Anteile <strong>von</strong> Primär- bzw. Sek<strong>und</strong>är-Kupfer an den<br />

Exportmengen ebenso verhalten, wie die Verteilung in der Landesproduktion. Hauptlieferanten<br />

sind Rußland (41,2 %), gefolgt <strong>von</strong> Chile (14,4 %) <strong>und</strong> Polen (10,8 %)<br />

/Met/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


78 C. Die Kupferprozeßkette<br />

3 Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import<br />

Kupfer-Spuren finden sich in nahezu allen Gesteinen. Der Cu-Gehalt der Erdkruste<br />

beträgt im Mittel ca. 0,006 %. Da Kupfer wie Eisen die Neigung hat, sich mit Schwefel<br />

zu verbinden, tritt es häufig in Form <strong>von</strong> schwefelhaltigen Mineralien auf. Lagerstätten<br />

nahe der Oberfläche bestehen jedoch hauptsächlich aus oxidischen Erzen. Die beiden<br />

wichtigsten Kupfererze sind Kupferkies 88 <strong>und</strong> Kupferglanz 89 . Für den Bergbau<br />

wichtigere Erze sind das sulfidische Erz Buntkupferkies 90 <strong>und</strong> die oxidischen Erze<br />

Kupferspat 91 , Kupferlasur 92 <strong>und</strong> Rotkupfererz 93 . Entgegen den theoretischen<br />

Kupferinhalten haben „Fördererze“ meist nur einen Cu-Gehalt <strong>von</strong> ca. 1 %, bei einigen<br />

großen Gruben sogar nur 0,3 %; „Reiche“ Erze mit 4 % bilden dagegen die Ausnahme. In<br />

der vorliegenden Studie wird <strong>von</strong> einem weltweiten Durchschnitt <strong>von</strong> 0,8 % Cu-Anteil<br />

der Fördererze ausgegangen. /SBCu/<br />

3.1 Abbau, Aufbereitung <strong>und</strong> Import der Kupfererze<br />

Der Kupfererzabbau erfolgt sowohl im Tage-, als auch im Untertagebau. Hierbei<br />

beginnt der Bergbau zuerst mit dem Abbau oxidischer Erze um mit größeren Tiefen die<br />

sulfidischen Erze zu erreichen. Pro Tonne Erz werden hierbei beinahe 30 Tonnen Abraum<br />

beseitigt.<br />

Im Anschluß werden die Erze einer Aufbereitung unterzogen, bei der durch Brechen<br />

<strong>und</strong> Mahlen große Mengen des tauben Begleitgesteins entfernt werden. Danach findet<br />

eine Anreicherung der sulfidischen Erze mit Hilfe der Schwimmaufbereitung 94 statt. In<br />

sog. Flotationsanlagen wird das feingemahlene Roherz in Wasser aufgeschlämmt <strong>und</strong><br />

man erhält Erzkonzentrate mit einem Kupfergehalt zwischen 25 <strong>und</strong> 35 %. Da sich<br />

oxidische Erze bei der Flotation ungünstig verhalten, werden diese zuerst durch Zusatz<br />

<strong>von</strong> Na2S verarbeitet. Hierdurch verhalten sie sich nun wie ein sulfidisches Erz <strong>und</strong><br />

können mit den Mitteln der Sulfid-Flotation behandelt werden. Die gewonnen Cu-Konzentrate<br />

haben ebenfalls Cu-Anteile <strong>von</strong> 25 bis 35 %.<br />

Der Transport der Erze erfolgt je nach Exportland per Bahn oder Schiff über unterschiedliche<br />

Entfernungen. Durch Kenntnis der für Deutschland relevanten Exportländer<br />

lassen sich nun unter Berücksichtigung der Importanteile die gewichteten<br />

Transportentfernungen ermitteln. In Ländern die Cu-Konzentrate nach Deutschland<br />

exportieren, ergeben sich für den Eisenbahntransport in den Exportländern ca. 90 km<br />

<strong>und</strong> für den Hochseetransport ca. 13300 km. Ein Binnentransport in Deutschland<br />

braucht nicht berücksichtigt zu werden, da die einzige in Deutschland existierende<br />

Primär-Schmelze in Hamburg liegt <strong>und</strong> diese direkt per Hochseefrachter beliefert werden<br />

kann. Für Konzentrate, die in Länder exportiert werden, die ihrerseits Blister- oder<br />

Kathodenkupfer nach Deutschland ausführen, können die Transportentfernungen<br />

88 Chalkopyrit (CuFeS2) mit einem theoretischen Kupfergehalt <strong>von</strong> 34 %<br />

89 Chalkosin (Cu2S) mit einem theoretischen Kupfergehalt <strong>von</strong> 79 %<br />

90 Bornit (Cu3FeS4) mit einem theoretischen Kupfergehalt <strong>von</strong> 63 %<br />

91 Malachit (Cu2(OH)2CO3) mit einem theoretischen Kupfergehalt <strong>von</strong> 57 %<br />

92 Azurit (Cu3(OH)2[CO3]2) mit einem theoretischen Kupfergehalt <strong>von</strong> 55 %<br />

93 Cuprit (Cu2O) mit einem theoretischen Kupfergehalt <strong>von</strong> 88 %<br />

94 Flotation<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 79<br />

lediglich geschätzt werden. Hierbei werden 300 km Bahntransport <strong>und</strong> 6000 km Hochseetransport<br />

angesetzt; ein Binnentransport wird ebenfalls nicht berücksichtigt.<br />

/CuV/, /MHK/, /SBCu/<br />

3.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Kupferkonzentraten<br />

Für den Abbau <strong>und</strong> die Aufbereitung der Kupfererze wird hauptsächlich elektrische<br />

Energie (r<strong>und</strong> 760 kWh) für Abbau-Maschinen <strong>und</strong> elektrische Antriebe in der Aufbereitung<br />

benötigt. Zusätzlich kommt Diesel (ca. 54 kg) für Transportfahrzeuge zum Einsatz.<br />

Die Massenflüsse können untenstehendem Massenflußdiagramm entnommen werden.<br />

Schwefelsäure <strong>und</strong><br />

Flot. Chemikalien 23 kg<br />

Zuschläge <strong>und</strong><br />

Hilfsstoffe 89 kg<br />

Mahlverschleiß<br />

21 kg<br />

Abgebautes Roherz<br />

ca. 38.500kg<br />

Abbau <strong>und</strong> Aufbereitung<br />

Cu-Konzentrat<br />

1000 kg<br />

Transport<br />

Berge<br />

ca. 37.650 kg<br />

Abbildung C-2: Massenflußdiagramm für die Bereitstellung <strong>von</strong> Cu-Konzentraten<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


80 C. Die Kupferprozeßkette<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Kupferkonzentraten<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage für die Ermittlung des KEA dienen, wie bereits erwähnt, die Massenflüsse<br />

in <strong>und</strong> aus den einzelnen Prozeßmodulen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird, wie auch in<br />

den vorherigen Prozeßketten zur Stahl- <strong>und</strong> Aluminiumproduktion, ein prinzipielles<br />

Massenflußdiagramm für die Bereitstellung <strong>von</strong> Cu-Konzentraten in Deutschland aufgezeigt.<br />

Hierbei sind nur die wesentlichsten Stoffströme betrachtet 95 , weshalb es auch<br />

nur als Überblick verstanden werden sollte.<br />

3.3.1 KEA für Kupferkonzentrat frei Kupferhütte<br />

Die spezifischen primärenergetischen Aufwendungen für elektrische Energie in verschiedenen<br />

Ländern weichen wie schon bei Aluminium <strong>und</strong> Stahl erwähnt stark <strong>von</strong>einander<br />

ab. Daher muß bei der Berechnung des KEA unterschieden werden, ob das<br />

Konzentrat nach Deutschland (Fall 1) oder in Länder exportiert wird (Fall 2), die ihrerseits<br />

Zwischenprodukte nach Deutschland exportieren.<br />

So beträgt der KEA <strong>von</strong> abgebautem <strong>und</strong> aufbereitetem Cu-Konzentrat im Fall 1 ca.<br />

10.991 MJ/t. Für Fall 2 liegt der Wert bei 12.972 MJ/t. In beiden Fällen verursacht die<br />

elektrische Energie den größten Anteil am KEA für den Abbau <strong>und</strong> die Aufbereitung<br />

Er beträgt zwischen 63 <strong>und</strong> 69 %. Diesel trägt zu r<strong>und</strong> 20 % bei, gefolgt vom Mahlverschleiß<br />

(5 %) der Brecher <strong>und</strong> Mühlen, sowie Sprengstoff, Kalk, Flotationschemikalien,<br />

Schwefelsäure <strong>und</strong> Wasser, die den Rest des KEA verursachen. Als Output-Stoffe ergeben<br />

sich im wesentlichen insgesamt pro Tonne Kupferkonzentrat beinahe 30 Tonnen<br />

Berge 96 , die energiefrei bewertet werden.<br />

Der KEA für den Transport läßt sich mit Hilfe der Aufwendungen für Transportprozesse<br />

aus dem Allgemeinen Teil (Tabelle 6, Bericht I) ermitteln, wobei in beiden<br />

Fällen der Hauptanteil durch den Transport per Hochseefrachter verursacht wird.<br />

Nachfolgend sind alle Energieströme für bei der Kupferhütte bereitgestelltes<br />

Cu-Konzentrat dargestellt. Es wird zwischen den beiden betrachteten Fällen –<br />

Cu-Konzentrate, welche direkt nach Deutschland exportiert werden (Fall 1) <strong>und</strong><br />

Cu-Konzentrate, die in Länder gelangen (Fall 2), welche wiederum unraff. bzw. raff.<br />

Kupfer nach Deutschland exportieren - unterschieden.<br />

95 Zur Berechnung der KEA wurden wesentlich mehr Stoffe bilanziert.<br />

96 Metallarmer Rückstand bei der Aufbereitung der Erze. Wird verhaldet oder in Bergeteichen gelagert.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Rohstoffgewinnung <strong>und</strong> Import 81<br />

Massengutfrachter<br />

3.561 MJ<br />

Güterzug<br />

83 MJ<br />

Abbau <strong>und</strong><br />

Aufbereitung<br />

Cu-Konzentrat<br />

10.991 MJ<br />

Transport<br />

Cu-Konzentrat<br />

14.635 MJ<br />

Strom<br />

6.947 MJ<br />

Diesel<br />

2.575 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 730 MJ<br />

Mahlverschleiß<br />

569 MJ<br />

Schwefelsäure <strong>und</strong><br />

Chemikalien 170 MJ<br />

Abbildung C-3: KEA-Flußdiagramm für die Bereitstellung <strong>von</strong> Cu-Konzentrat 1<br />

Massengutfrachter<br />

1.606 MJ<br />

Güterzug<br />

367 MJ<br />

Abbau <strong>und</strong><br />

Aufbereitung<br />

Cu-Konzentrat<br />

12.972 MJ<br />

Transport<br />

Cu-Konzentrat<br />

14.945 MJ<br />

Strom<br />

8.929 MJ<br />

Diesel<br />

2.575 MJ<br />

Hilfsstoffe <strong>und</strong><br />

Zuschläge 730 MJ<br />

Mahlverschleiß<br />

569 MJ<br />

Schwefelsäure <strong>und</strong><br />

Chemikalien 170 MJ<br />

Abbildung C-4: KEA-Flußdiagramm für die Bereitstellung <strong>von</strong> Cu-Konzentrat 2<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


82 C. Die Kupferprozeßkette<br />

3.3.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Kupferkonzentraten<br />

Zur Flotation kommen etwa 20 verschiedene komplexe chemische Verbindungen in<br />

Frage (siehe /LdT/). Da nicht festgestellt werden kann, welche Emissionen bei der<br />

Produktion dieser Stoffe entstehen, werden für die Flotationschemikalien keine<br />

Emissionen bilanziert. Ebenso wurden für den Sprengstoff nur CO2-Emissionen<br />

angegeben. Für die restlichen Eingangsstoffe konnten alle Emissionen bilanziert<br />

werden. Auf der Ausgangsseite erfolgt keine Emissionsgutschrift. Die Transportemissionen<br />

wurden ebenfalls komplett bilanziert, wobei berücksichtigt wurde, in welcher<br />

Ländergruppe der Transport erfolgt 97 .<br />

3.3.3 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend sei nochmals der KEA <strong>und</strong> die Emissionen pro Tonne bei der<br />

Kupferhütte bereitgestelltes Cu-Konzentrat dargestellt. Unter Cu-Konzentrat 1 ist<br />

hierbei das direkt nach Deutschland exportierte zu verstehen; Cu-Konzentrat 2 stellt<br />

dagegen das in Länder exportierte Kupferkonzentrat dar, die wiederum Zwischenprodukte<br />

nach Deutschland exportieren.<br />

Tabelle C-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Kupferkonzentraten frei Kupferhütte 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Cu-Konzentrat<br />

97 Die Emissionen unterscheiden sich bedingt durch die abweichenden Energieträgeranteile in der elektrischen<br />

Energieerzeugung.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Cu-Konzentrat 1 14.635 1.021 1.503 4.244 2.479 1.478 489 48 351<br />

Cu-Konzentrat 2 14.945 994 1.531 4.277 1.609 1.698 482 50 311<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Kupfer-Produktion 83<br />

4 Kupfer-Produktion<br />

Auch bei Kupfer ist es möglich als Ausgangsstoff sowohl primäre Rohstoffe (Kupfererze),<br />

als auch Schrotte zu verwenden. In Kap. 4.1 bis 4.3 wird zuerst die Primär-Kupfer-<br />

Produktion betrachtet, in Kap 4.4 bis 4.6 die Sek<strong>und</strong>är-Kupfer-Produktion.<br />

4.1 Primär-Kupfer-Produktion<br />

Die Produktion <strong>von</strong> Primär-Kupfer läuft über zwei Haupt-Verfahrensschritte. Zuerst<br />

werden Kupfer-Konzentrate mit etwa 30 %igem Cu-Anteil zu unraffiniertem Kupfer<br />

(Blister-Kupfer, ca. 98 % Cu) verhüttet. Im Anschluß gelangt dieses Kupfer in einen<br />

Raffinationsprozeß, in dem sog. Kupfer-Kathoden mit Cu-Anteilen größer 99,9 % produziert<br />

werden.<br />

Produktion <strong>von</strong> unraffiniertem Kupfer<br />

Zur Verhüttung <strong>von</strong> Kupfererzen gibt es zum einen das hydrometallurgische (naßmetallurgische)<br />

Verfahren <strong>und</strong> zum anderen das pyrometallurgische (schmelzmetallurgische)<br />

Verfahren. Größere Bedeutung mit einem Anteil <strong>von</strong> 80 bis 85 % hat das<br />

im folgenden dargestellte pyrometallurgische Verfahren.<br />

In Kupferkonzentraten liegt das Kupfer in Form <strong>von</strong> Schwefelverbindungen vor (vorzugsweise<br />

Kupferkies). Dieses wird zu dem sog. Kupferstein (Gemisch aus Schwefelkupfer<br />

<strong>und</strong> Schwefeleisen) verhüttet. Zuvor muß durch Erzröstung 98 ein Teil des Schwefels<br />

entfernt werden, um das richtige Mengenverhältnis zwischen den drei Bestandteilen<br />

Eisen, Kupfer <strong>und</strong> Schwefel zu erreichen 99 . Das Schmelzen zu Kupferstein geschah<br />

traditionell in Schachtöfen; durch den stetigen Rückgang kupferreicher Erze, den hohen<br />

Verbrauch <strong>von</strong> Koks <strong>und</strong> der Gewinnung <strong>von</strong> sehr unreinem Kupfer kam es allerdings<br />

zu einer Ablösung durch den sog. Erzflammofen, in dem vorgeröstete Konzentrate <strong>und</strong><br />

Öl oder Kohlenstaub zum Einsatz kommen. In Gebieten mit kostengünstiger<br />

elektrischer Energie (hoher Wasserkraftanteil) werden auch Elektroöfen eingesetzt.<br />

Da sich die Röstung der Cu-Konzentrate stark exotherm verhält, wurden die Verfahren<br />

dahin weiterentwickelt, diese Wärme beim Schmelzen mitzuverwenden. Das älteste (seit<br />

etwa 1950) <strong>und</strong> zugleich weltweit am häufigsten angewendete kombinierte Schmelz-<br />

Röst-Verfahren ist das Outokumpu-Schwebe-Schmelzverfahren, bei dem der<br />

Reaktionsschacht zugleich dem Rösten <strong>und</strong> Schmelzen der vorgetrockneten Konzentrate<br />

dient. In dem darunterliegenden Absetzherd trennt sich die Schlacke vom Kupferstein,<br />

der im Anschluß abgestochen <strong>und</strong> in Konvertern (Oxidation <strong>von</strong> Schwefel <strong>und</strong> Eisen)<br />

weiterverarbeitet wird. Durch weiteres Blasen wird zuletzt auch das Schwefelkupfer<br />

zerlegt, wodurch man Rohkupfer (unraffiniertes Kupfer, Blister-Kupfer) mit einem<br />

Kupfergehalt <strong>von</strong> 97 bis 99 % erhält.<br />

Erwähnt sei, daß es auch Verfahren gibt, die alle drei Schritte (Rösten, Schmelzen <strong>und</strong><br />

Verblasen) integrieren (Mitsubishi-Ofen, Noranda-Prozeß). Auf eine ausführliche Erläuterung<br />

wird verzichtet, da ausschließlich das Outokumpu-Verfahren bilanziert wurde.<br />

98 Nur bei Cu-reichen, S-armen Erzen, auf der Basis <strong>von</strong> Kupferglanz oder Bronit entfällt die Röstung.<br />

99 Cu:S >1<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


84 C. Die Kupferprozeßkette<br />

Da bei der <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> unraffiniertem Kupfer zwischen drei Varianten unterschieden<br />

wird, unterscheiden sich auch die Transportentfernungen für diese drei Fälle<br />

erheblich.<br />

Für in Deutschland produziertes unraffiniertes Kupfer (Fall 1) gibt es keine externen<br />

Transporte, da es in Deutschland nur eine Primärschmelze gibt <strong>und</strong> dort das unraffinierte<br />

Kupfer im gleichen Werk zu raff. Primär-Kupfer weiterverarbeitet wird. Transporte<br />

treten nur innerbetrieblich auf <strong>und</strong> sind bereits im KEA der Raffination berücksichtigt.<br />

Für importiertes unraffiniertes Kupfer (Fall 2) können die gewichteten Transportentfernungen<br />

über die Importstrukturen ermittelt werden. Diese sind ca. 670 km für den<br />

Eisenbahntransport <strong>und</strong> ca. 9.700 km für den Hochseetransport. Ein Binnentransport<br />

muß nicht berücksichtigt werden, da die einzige in Deutschland existierende Primär-<br />

Kupfer-Hütte sich in Hamburg befindet <strong>und</strong> direkt per Hochseefrachter beliefert werden<br />

kann.<br />

Für das unraffinierte Kupfer (Fall 3), welches in Länder transportiert wird, die raffiniertes<br />

Kupfer nach Deutschland exportieren, können keine Aussagen über Importstrukturen<br />

oder Transportentfernungen getroffen werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird ein<br />

Schienentransport <strong>von</strong> 300 km <strong>und</strong> ein Hochseetransport <strong>von</strong> 6.000 km angesetzt.<br />

Produktion <strong>von</strong> Kupfer-Kathoden<br />

Die Aufgabe der Raffination ist es die noch im Kupfer enthaltenen Verunreinigungen zu<br />

entfernen. Als wesentliche Verfahren kommen die elektrolytische Raffination <strong>und</strong> die<br />

Schmelzflußraffination (Feuerraffination) zum Einsatz, wobei das elektrolytische Verfahren<br />

(90 % des Kupfers werden elektrolytisch raffiniert) das zweite zunehmend zurückdrängt.<br />

Der elektrolytischen Raffination geht aber immer eine Feuervorraffination<br />

voraus, um die meisten Verunreinigungen vorab zu verschlacken <strong>und</strong> somit die eigentliche<br />

Elektrolyse zu entlasten.<br />

Ähnlich wie im Oxygenstahlkonverter werden bei der Feuerraffination Verunreinigungen,<br />

die im unraffinierten Kupfer enthalten sind, durch Einblasen <strong>von</strong> Luft oxidiert<br />

<strong>und</strong> somit entfernt. Das hierbei entstehende Kupferoxid wird durch das sog. Polen (Eintauchen<br />

<strong>von</strong> frischen Buchen- oder Birkenstämmen in das flüssige Kupfer) wieder zu<br />

Kupfer reduziert. Neben R<strong>und</strong>bolzen, Walzplatten oder Kerbblöcken werden aus dem<br />

flüssigen Kupfer hauptsächlich Anoden gegossen, die anschließend in der elektrolytischen<br />

Raffination weiterverarbeitet werden.<br />

Bei der elektrolytischen Raffination werden die aus der Feuerraffination gewonnen<br />

Anoden abwechselnd nebeneinander zwischen aus Elektrolytkupfer hergestellten dünnen<br />

Kathoden-Startbleche in mit Kupfersulfatlösung gefüllte Elektrolysebäder gehängt.<br />

Durch Anlegen einer Spannung geht das Kupfer der Anoden in Lösung <strong>und</strong> schlägt sich<br />

an den Kathodenblechen als sehr reines Metall nieder. Die Verunreinigungen der<br />

Anoden werden entweder an der Kathode nicht abgeschieden 100 oder werden erst gar<br />

nicht gelöst <strong>und</strong> sinken zum Schluß als Anodenschlamm zu Boden.<br />

Für in Deutschland produziertes Primär-Kathoden-Kupfer wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß<br />

lediglich ein Bahntransport über eine Strecke <strong>von</strong> 300 km nötig ist. Für importiertes<br />

Primär-Kathoden-Kupfer können die gewichteten Transportentfernungen über die<br />

100 wie zum Beispiel Nickel <strong>und</strong> Arsen<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Kupfer-Produktion 85<br />

Importstrukturen ermittelt werden. Es ergeben sich ca. 1.900 km für den Eisenbahntransport,<br />

ca. 2.500 km für den Hochseetransport <strong>und</strong> 300 km für den Binnentransport.<br />

/CuV/, /ME/, /MHK/, /SBCu/<br />

4.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Primär-Kupfer<br />

Als Energieträger für die Verhüttung <strong>von</strong> Kupferkonzentraten wurden neben Strom<br />

diverse Brennstoffe (Schweröl, Erdgas, Steinkohle, Koks <strong>und</strong> Diesel) bilanziert. Die<br />

exakten Einsatzmengen können den Tabellen entnommen werden.<br />

Input Wert Einheit<br />

Konzentrat 30% (feucht) 2.197,2 kg/t unraff. Kupfer<br />

Schrott 90% 443,6 kg/t unraff. Kupfer<br />

Schweröl 25,5 kg/t unraff. Kupfer<br />

Erdgas 30,9 m 3 /t unraff. Kupfer<br />

Koks 73,1 kg/t unraff. Kupfer<br />

Kohle 11,9 kg/t unraff. Kupfer<br />

Diesel 25,4 kg/t unraff. Kupfer<br />

Strom 675,7 kWh/t unraff. Kupfer<br />

Wasser 0,3563 m 3 /t unraff. Kupfer<br />

Output Wert Einheit<br />

Schlacke 1.085,73 kg/t unraff. Kupfer<br />

Schwefelsäure (100%) 1.822,47 kg/t unraff. Kupfer<br />

Säureschlamm 1,0 kg/t unraff. Kupfer<br />

Arsenfällprodukt 2,0 kg/t unraff. Kupfer<br />

Abwasser 256,0 kg/t unraff. Kupfer<br />

Als einziger Brennstoff der Feuerraffination wurde Erdgas bilanziert. Hinzu kommen<br />

geringe Aufwendungen elektrischer Energie für elektrische Antriebe. In der anschließenden<br />

elektrolytischen Raffination wird ausschließlich elektrische Energie benötigt.<br />

Input Wert Einheit<br />

unraff. Kupfer 98% 969,4 kg/t Prim-Cu<br />

Anodenreste 160,0 kg/t Prim-Cu<br />

Schrotte 98% 50,6 kg/t Prim-Cu<br />

Feuerraff. Erdgas 49,8 m 3 /t Prim-Cu<br />

Feuerraff. Elektro 16,0 kWh/t Prim-Cu<br />

Raff.-Elektrolyse 469,4 kWh/t Prim-Cu<br />

Output Wert Einheit<br />

Anodenschlamm 10 kg/t Prim-Cu<br />

Anodenreste 160 kg/t Prim-Cu<br />

Nickelsulfat 10,0 kg/t Prim-Cu<br />

Massenflußdiagramm<br />

In untenstehender Grafik sind die Massenflüsse für die Herstellung <strong>von</strong> Primär-Kupfer<br />

dargestellt. Es wurden die Prozeßabschnitte der Verhüttung <strong>und</strong> Raffination, sowie die<br />

Transporte des unraffinierten Kupfers <strong>und</strong> des Primär-Kathoden-Kupfers berücksichtigt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


86 C. Die Kupferprozeßkette<br />

Anodenreste<br />

160 kg unraff.Kupfer<br />

969 kg<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

unraff.Kupfer<br />

969 kg<br />

Transport<br />

Raffination<br />

Nickelsulfat<br />

Primär-Kupfer<br />

10 kg<br />

1.000 kg Anodenschlamm<br />

10 kg<br />

Transport<br />

Primär-Kupfer<br />

1.000 kg<br />

Cu-Konzentrat<br />

2.130 kg<br />

Verhüttung<br />

Kupfer-Schrotte<br />

51 kg<br />

Kupfer-Schrott<br />

430 kg<br />

Wasser<br />

345 kg<br />

Sauerstoff<br />

940 kg<br />

Zuschläge <strong>und</strong><br />

Hilfsstoffe 127 kg<br />

Arsenfällprodukte<br />

2 kg<br />

Säureschlamm<br />

1 kg<br />

Schlacke<br />

1.120 kg<br />

Schwefelsäure<br />

1.880 kg<br />

Abbildung C-5: Massenflußdiagramm für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Kupfer


Kupfer-Produktion 87<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Kupfer<br />

4.3.1 KEA für Primär-Kupfer frei Halbzeugwerk<br />

Den Hauptanteil am KEA der Input-Stoffe zur Verhüttung <strong>von</strong> Kupferkonzentraten<br />

verursachen die Erze selbst (ca. 63 %). Des weiteren tragen noch elektrische Energie (ca.<br />

20 %) <strong>und</strong> diverse fossile Energieträger (Schweröl, Erdgas, Koks <strong>und</strong> Kohle) zum KEA<br />

bei. Der Energieaufwand für die Bereitstellung der ebenfalls eingesetzten Schrotte 101 ist<br />

in den anderen Aufwendungen bereits berücksichtigt. Als Ausgangsstoffe werden<br />

Schlacke, Schwefelsäure Säureschlamm, Arsenfällprodukte <strong>und</strong> Abwasser berücksichtigt,<br />

wobei lediglich die Schwefelsäure 102 energetisch gutgeschrieben wird. Die Schlacke<br />

wird aufgr<strong>und</strong> ihres geringen Substitutionspotentials vernachlässigt 103 , wohingegen die<br />

anderen Stoffe als Reststoffe aufgefaßt werden.<br />

In allen drei Fällen wurde vom selben Endenergieaufwand ausgegangen, lediglich der<br />

KEA der eingesetzten Cu-Konzentrate ist im ersten Fall der des Cu-Konzentrats 1 <strong>und</strong><br />

in den beiden anderen Fällen der des Cu-Konzentrats 2. Zusätzlich wurden die spezifischen<br />

Aufwendungen zur Bereitstellung elektrischer Energie entsprechend variiert. Der<br />

KEA beträgt schließlich 34.101 MJ/t für Fall 1, 33.804 MJ/t für Fall 2 <strong>und</strong> 34.721 MJ/t<br />

für den dritten Fall.<br />

Aus den Transportentfernungen ergibt sich durch Multiplikation mit den spezifischen<br />

Aufwendungen aus dem Allgemeinen Teil (Tabelle 6, Bericht I) der KEA für die<br />

benötigten Transporte. Hier wurde beim Eisenbahntransport ebenfalls der <strong>von</strong><br />

Deutschland abweichende Kraftwerkspark der jeweils betrachteten Ländergruppen<br />

berücksichtigt. Der KEA <strong>von</strong> unraffiniertem Kupfer bei der Raffinationshütte ergibt sich<br />

demnach zu 34.101 MJ/t für Fall 1, 37.125 MJ/t für den 2. Fall <strong>und</strong> 36.694 MJ/t für den<br />

Fall 3.<br />

Zur Ermittlung des KEA für die Produktion <strong>von</strong> primärem Kathodenkupfer wird eine<br />

Feuerraffination mit anschließender elektrolytischer Raffination betrachtet. Zusätzlich<br />

wird zwischen in Deutschland produzierten (Fall 1) <strong>und</strong> importierten Primär-<br />

Kupfer-Kathoden (Fall 2) unterschieden. Den größten Anteil am KEA (über 80 %) mit<br />

40.884 MJ/t (Fall 1) bis 42.917 MJ/t (Fall 2) verursacht das eingesetzte unraffinierte<br />

Kupfer. Der Rest verteilt sich zu ca. 75 % auf elektrische <strong>und</strong> zu ca. 25 % auf thermische<br />

Energie. Die Anodenreste werden im Kreis geführt <strong>und</strong> deshalb energiefrei bewertet. Als<br />

Ausgangsstoff wird zusätzlich zu den Anodenresten, noch der anfallende Anodenschlamm<br />

berücksichtigt, der ebenfalls energiefrei bewertet wird, da die genaue Zusammensetzung<br />

sehr stark variiert <strong>und</strong> die aus ihm gewinnbaren Edelmetalle nur in<br />

Spuren vorkommen.<br />

Der KEA für den Transport <strong>von</strong> „Inlands-Kupfer“ wird ausschließlich durch den betrachteten<br />

Bahntransport verursacht. Über die Hälfte des KEA für den Transport <strong>von</strong><br />

importierten Kupfer-Kathoden wird ebenfalls durch den Bahntransport verursacht.<br />

101 Erfassen, Aufbereiten <strong>und</strong> Transportieren<br />

102 Der Schwefel wird bei der Erzröstung in einem stark exothermen Prozeß freigesetzt, d.h. für den Schwefel braucht<br />

keine Prozeßenergie aufgewendet werden. Deshalb wird nur ein Anteil der Energie des Inputstoffes "Cu-Konzentrat"<br />

gutgeschrieben. Die Berechnung erfolgt folgendermaßen: Masse des Schwefels in der Schwefelsäure geteilt durch die<br />

Summe aus Masse des Schwefels in Schwefelsäure <strong>und</strong> Masse des Kupfers im Outputprodukt mal dem KEA des<br />

Inputprodukts "Cu-Konzentrat".<br />

103 Schlacke wird hauptsächlich an Stelle <strong>von</strong> Sand eingesetzt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


88 C. Die Kupferprozeßkette<br />

Letztlich ergeben sich die in den unteren KEA-Flußdiagrammen aufgeführten Werte für<br />

beim Halbzeugwerk bereitgestelltes Primär-Kupfer. In Abbildung C-6 sind die Energieflüsse<br />

für in Deutschland produziertes Primär-Kupfer dargestellt, wobei für das unraffinierte<br />

Kupfer zwei Äste dargestellt wurden. Der linke wird durch den Import <strong>von</strong><br />

unraffiniertem Kupfer verursacht – rechts sind die Aufwendungen für in Deutschland<br />

produziertes Kupfer dargestellt. Die Anteile am Gesamtaufkommen sind hierbei bereits<br />

berücksichtigt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Kupfer-Produktion 89<br />

unraff.Kupfer<br />

5.593 MJ<br />

unraff.Kupfer<br />

importiert<br />

6.142 MJ<br />

Ausland Deutschland<br />

Cu-Konzentrat<br />

5.433 MJ<br />

therm. Energie<br />

1.053 MJ<br />

da<strong>von</strong><br />

Koks 420 MJ<br />

Steinkohle 62 MJ<br />

Diesel 202 MJ<br />

Erdgas 181 MJ<br />

Schweröl 188 MJ<br />

Strom<br />

1.162 MJ<br />

Schwefelsäure<br />

2.055 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

429 MJ<br />

Güterzug<br />

120 MJ<br />

unraff. Kupfer<br />

33.558 MJ<br />

Primär-Kupfer<br />

40.884 MJ<br />

Primär-Kupfer<br />

41.242 MJ<br />

Cu-Konzentrat<br />

25.852 MJ<br />

Verhüttung Verhüttung<br />

Transport<br />

unraff.Kupfer<br />

aus Deutschland<br />

27.415 MJ<br />

unraff.<br />

Kupfer-Mix<br />

Raffination<br />

Transport<br />

unraff.Kupfer<br />

27.416 MJ<br />

Strom<br />

5.560 MJ<br />

Erdgas<br />

1.766 MJ<br />

Güterzug<br />

358 MJ<br />

therm. Energie<br />

5.116 MJ<br />

da<strong>von</strong><br />

Koks 2.041 MJ<br />

Steinkohle 298 MJ<br />

Diesel 981 MJ<br />

Erdgas 881 MJ<br />

Schweröl 915 MJ<br />

Strom<br />

6.223 MJ<br />

Schwefelsäure<br />

9.775 MJ<br />

Abbildung C-6: KEA-Flußdiagramm für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Kupfer 1<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


90 C. Die Kupferprozeßkette<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Cu-Konzentrat<br />

31.833 MJ<br />

Verhüttung<br />

unraff.Kupfer<br />

33.659 MJ<br />

Transport<br />

unraff. Kupfer<br />

35.572 MJ<br />

Raffination<br />

Primär-Kupfer<br />

42.917 MJ<br />

Transport<br />

Primär-Kupfer<br />

45.955 MJ<br />

therm. Energie<br />

6.169 MJ<br />

da<strong>von</strong><br />

Koks 2.461 MJ<br />

Steinkohle 360 MJ<br />

Diesel 1.183 MJ<br />

Erdgas 1.062 MJ<br />

Schweröl 1.103 MJ<br />

Strom<br />

7.694 MJ<br />

Schwefelsäure<br />

12.037 MJ<br />

Güterzug<br />

356 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

1.557 MJ<br />

Strom<br />

5.579 MJ<br />

Erdgas<br />

1.766 MJ<br />

Güterzug<br />

2.273 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

660 MJ<br />

Schubboot <strong>und</strong><br />

Leichter 105 MJ<br />

Abbildung C-7: KEA-Flußdiagramm für die Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Kupfer 2<br />

4.3.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Primär-Kupfer<br />

Für alle auf der Eingangsseite der Verhüttung bilanzierte Stoffe wurden die Emissionen<br />

berücksichtigt. Für die Stoffe auf der Output-Seite erfolgt keine emissionstechnische<br />

Gutschrift. Die beim Transport <strong>von</strong> unraffiniertem Kupfer zur Raffinationshütte<br />

entstehenden Emissionen wurden ebenfalls komplett bilanziert.<br />

Die Emissionen aller energetisch berücksichtigten Stoffe für die Feuer- <strong>und</strong> elektrolytische<br />

Raffination sowie die Emissionen, die während der Transporte des Primär-<br />

Kupfers zu den Halbzeugwerken entstehen sind bilanziert worden, wobei ebenfalls oben<br />

genannte Fälle unterschieden wurden.


Kupfer-Produktion 91<br />

4.3.3 Zusammenfassung<br />

Erneut wird eine Zwischenbilanz gezogen <strong>und</strong> zusammenfassend der KEA <strong>und</strong> die<br />

Emissionen für unraffiniertes Kupfer frei Raffinationshütte dargestellt. Zusätzlich sind<br />

die Anteile des in Deutschland produzierten (unraff. Cu 1) bzw. nach Deutschland importierten<br />

unraffinierten Kupfers (unraff. Cu 2) angegeben. Unter „unraff. Cu 3“ wird<br />

das unraffinierte Kupfer verstanden, welches in die Länder exportiert wird, die es raffinieren<br />

<strong>und</strong> anschließend zum Teil nach Deutschland exportieren. Der Mix aus<br />

„unraff. Cu 1“ <strong>und</strong> „unraff. Cu 2“ entspricht dem bei einer deutschen Raffinationshütte<br />

bereitgestellten unraffiniertem Kupfer (unraff.-Cu-Mix).<br />

Alle bisher auftretenden Energieaufwendungen <strong>und</strong> dabei entstehenden Emissionen<br />

sind kumuliert bilanziert worden.<br />

Tabelle C-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

unraffiniertem Kupfer frei Raffination 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Aluminium<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVO<br />

C<br />

[g]<br />

unraff. Cu 1 34.101 2.235 2.902 8.494 4.797 4.327 960 130 701 82,9 %<br />

unraff. Cu 2 37.125 2.371 3.183 8.990 4.642 5.080 1.011 138 691 17,1 %<br />

unraff. Cu-Mix 36.617 2.258 2.950 8.579 4.771 4.456 969 131 699<br />

unraff. Cu 3 36.694 2.348 3.225 9.084 4.184 4.937 1.021 137 677<br />

Ebenso soll der KEA pro Tonne Primär-Kathoden-Kupfer zusammenfassend dargestellt<br />

werden. Zusätzlich werden hier auch die Anteile an der gesamten produzierten bzw.<br />

importierten Menge ausgewiesen, aus welcher sich ein Mix für in Deutschland verwendetem<br />

Primär-Kupfer berechnen läßt. Hierbei ist unter Prim-Cu 1, das in Deutschland<br />

produzierte <strong>und</strong> unter Prim-Cu 2 das importierte Primär-Kupfer zu verstehen.<br />

Tabelle C-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Primär-Kupfer frei Halbzeugwerk 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Prim-Cu<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVO<br />

C<br />

[g]<br />

Prim-Cu 1 41.242 2.620 3.105 8.785 4.842 5.252 974 142 705 36,9 %<br />

Prim-Cu 2 45.955 2.843 3.810 10.166 4.653 6.413 1.126 156 712 63,1 %<br />

Prim-Cu-Mix 44.214 2.760 3.549 9.656 4.723 5.984 1.070 151 710<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


92 C. Die Kupferprozeßkette<br />

4.4 Sek<strong>und</strong>är-Kupfer-Produktion<br />

Kupfer kann, ebenso wie auch Stahl <strong>und</strong> Aluminium, neben der Produktion aus Erzen<br />

auch aus Altmetall bzw. sog. Sek<strong>und</strong>ärrohstoffen 104 gewonnen werden. Aus Abbildung C-<br />

1 ist ersichtlich, daß Schrotte für über die Hälfte des in Deutschlands gewonnen Kupfers<br />

als Rohstoff dienen 105 . Die Verarbeitung erfolgt in Deutschland überwiegend auf dem<br />

pyrometallurgischen Weg, nach dem Schachtofen-Konverter-Prozeß. Die Cu-Gehalte der<br />

Einsatzstoffe schwanken zwischen 5 <strong>und</strong> 99 %; die Qualität <strong>und</strong> der Cu-Gehalt der<br />

gewonnenen Kathoden sind mit denen für Primär-Kupfer identisch.<br />

4.4.1 Verhüttung <strong>und</strong> Raffination<br />

Die Hütte besteht aus drei Hauptaggregaten - dem Schachtofen, dem Konverter <strong>und</strong><br />

dem Anodenofen, wobei je nach Schrottart <strong>und</strong> -zusammensetzung alle drei oder auch<br />

nur einzelne Schritte durchlaufen werden.<br />

Im Schachtofen werden die Sek<strong>und</strong>ärrohstoffe mit Hilfe <strong>von</strong> Koks reduzierend eingeschmolzen,<br />

wobei organische Bestandteile verbrennen, <strong>und</strong> Metalle wie Zink, Blei <strong>und</strong><br />

Zinn sich verflüchtigen <strong>und</strong> in Oxidform aus dem Abgas abgeschieden werden. Die<br />

hierbei entstehende Schmelze mit einem Kupfer-Gehalt <strong>von</strong> 70 bis 80 % wird im Konverter<br />

unter Zusatz <strong>von</strong> Koks verblasen, wodurch sich die restlichen Verunreinigungen<br />

<strong>von</strong> Zink, Blei <strong>und</strong> Zinn verflüchtigen; Anteile an Eisen, Aluminium <strong>und</strong> Nickel verschlacken<br />

zum größten Teil. Diese Konverterschlacke mit unvermeidlichen Anteilen an<br />

Kupfer wird rezirkuliert <strong>und</strong> dem Schachtofen erneut zugeführt. Das Produkt mit ca.<br />

96 % Kupferanteil gelangt nun zum Anodenofen <strong>und</strong> wird unter Zugabe <strong>von</strong> reinen<br />

Kupferschrotten (ca. 95 % Cu-Gehalt) pyrometallurgisch raffiniert. Als Produkt<br />

ergibt sich schließlich hochreines Kupfer (99 % Kupfer-Anteil), welches zu Anoden-<br />

Platten vergossen, <strong>und</strong> der Raffinationselektrolyse zugeführt wird. Um reines Kathodenkupfer<br />

zu erhalten, ist wie bei der Produktion <strong>von</strong> Primär-Kupfer eine nachgeschaltete<br />

elektrolytische Raffination (siehe Kap. 4.1) erforderlich. Als Produkte ergeben<br />

sich neben sehr reinem Kathodenkupfer mit mindestens 99,9 % Kupfer, Kupfer- <strong>und</strong><br />

Nickelsulfat, sowie der edelmetallhaltige Anodenschlamm. Die so gewonnenen Kathoden<br />

werden im Anschluß eingeschmolzen <strong>und</strong> zu R<strong>und</strong>barren für die Halbzeugherstellung<br />

oder Gießwalzdraht für die Drahtherstellung vergossen.<br />

Für in Deutschland produziertes Sek<strong>und</strong>är-Kupfer (Sek-Cu 1) wird wie beim Primär-<br />

Kupfer ein Bahntransport <strong>von</strong> 300 km angesetzt. Für importiertes Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

(Sek-Cu 2) werden dieselben Entfernungen wie für importiertes Primär-Kupfer verwendet,<br />

da es sich hierbei um dieselben Exportländer handelt.<br />

/RCu/<br />

104 Stäube, Aschen, Krätzen, Schlacken oder andere Cu-haltige Rückstände aus diversen Prozessen<br />

105 Für den Mix sind es immerhin noch über 42 %.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Kupfer-Produktion 93<br />

4.5 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

Als Brennstoffe für die Verhüttung <strong>und</strong> die Raffination sind neben dem Hauptbrennstoff<br />

bzw. Reduktionsmittel Koks, auch Erdgas für Stützfeuerungen <strong>und</strong> Diesel für<br />

Transportprozesse bilanziert worden. Der Strombedarf für die Verhüttung <strong>und</strong> die<br />

Raffination ist getrennt ausgewiesen.<br />

Input Wert Einheit<br />

Schrotte 90% 1.040,0 kg/t Sek-Cu<br />

Sek.-Rohstoffe 25% 580,0 kg/t Sek-Cu<br />

Koks 319,2 kg/t Sek-Cu<br />

Erdgas 160,0 m 3 /t Sek-Cu<br />

Diesel 20,2 kg/t Sek-Cu<br />

Strom 414,1 kWh/t Sek-Cu<br />

Raff.-Elektrolyse 649,7 kWh/t Sek-Cu<br />

Output Wert Einheit<br />

Schlacke 530 kg/t Sek-Cu<br />

Anodenschlamm 10 kg/t Sek-Cu<br />

Nickelsulfat 20 kg/t Sek-Cu<br />

Flugstaub 60 kg/t Sek-Cu<br />

Massenflußdiagramm<br />

Die Massenflüsse zur Herstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer sind, wie bereits in den vorherigen<br />

Abschnitten der Übersichtlichkeit wegen im unteren Diagramm dargestellt. Es<br />

wurde hierbei <strong>von</strong> identischen Massenflüssen für in Deutschland produziertes <strong>und</strong><br />

importiertes Kupfer ausgegangen.<br />

Schrotte 90% Cu<br />

1040 kg<br />

Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

1000 kg<br />

Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

1000 kg<br />

Schrotte 25% Cu<br />

580 kg<br />

Verhüttung <strong>und</strong><br />

Raffination<br />

Transport<br />

Anodenschlamm<br />

10 kg<br />

Nickelsulfat<br />

20 kg<br />

Sonstige Reststoffe<br />

60 kg<br />

Schlacke<br />

530 kg<br />

Abbildung C-8: Massenflußdiagramm zur Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


94 C. Die Kupferprozeßkette<br />

4.6 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

4.6.1 KEA für bei den Halbzeugwerken bereitgestelltes Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

Neben Schrotten bzw. Sek<strong>und</strong>ärrohstoffen werden für die Verhüttung <strong>und</strong> die Raffination<br />

als weitere Input-Stoffe Koks, Erdgas <strong>und</strong> Strom berücksichtigt. Die Schrotte<br />

werden energiefrei bewertet, da die Aufwendungen für Erfassen, Aufbereiten <strong>und</strong><br />

Transportieren bereits in den anderen Verbräuchen berücksichtigt sind. Den größten<br />

Anteil am KEA der Eingangsstoffe tragen die fossilen Energieträger mit beinahe 60 %.<br />

Der Einsatz elektrischer Energie schlägt mit weiteren 40 % zu Buche. Auf der Ausgangsseite<br />

werden Schlacke, Anodenschlamm, Nickelsulfat <strong>und</strong> Flugstaub bilanziert,<br />

wobei nur der Dampf energetisch gutgeschrieben wird. Die Schlacke trägt ebenso wie<br />

der Anodenschlamm, aus bereits beim Primär-Kupfer aufgeführten Gründen, zu keiner<br />

Energiegutschrift bei. Nickelsulfat <strong>und</strong> Flugstaub werden deponiert. Der KEA für Fall 1<br />

beträgt letztlich 29.916 MJ/t, für Fall 2 liegt er bedingt durch einen abweichenden<br />

Kraftwerkspark bei 29.181 MJ/t.<br />

Die Aufwendungen für den Transport können durch Multiplikation der Entfernungen<br />

mit den entsprechenden spezifischen Aufwendungen aus Teil I Tabelle 6 ermittelt werden.<br />

Für Sek<strong>und</strong>är-Kupfer aus Deutschland (Sek-Cu 1) ergeben sich für den Transport<br />

dieselben Aufwendungen wie für Primär-Kupfer. Für importierte Kathoden (Sek-Cu 2)<br />

dagegen berechnet sich ein etwas geringerer Transportaufwand als für Primär-Kathoden,<br />

was an den unterschiedlichen Importmengen der einzelnen Länder 106 liegt. Schließlich<br />

ergibt sich der im untenstehenden Diagrammen dargestellte KEA. Links sind die<br />

Energieflüsse für Fall 1 <strong>und</strong> rechts für Fall 2 dargestellt.<br />

106 Es handelt sich zwar um dieselben Länder, also auch um dieselben primärenergetischen Aufwendungen zur<br />

Bereitstellung elektrischer Energie, allerdings werden diese bei der Berechnung der primärenergetischen<br />

Aufwendungen für die betrachtete Ländergruppe mit den Importanteilen gewichtet. Da nicht jedes dieser Länder die<br />

gleiche Menge Primär- wie Sek<strong>und</strong>är-Kupfer nach Deutschland importiert, ergibt sich ein geringfügig höherer Wert für<br />

Sek<strong>und</strong>är-Kupfer exportierende Länder. (siehe auch Tabelle 5, Bericht I).<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Kupfer-Produktion 95<br />

Verhüttung <strong>und</strong><br />

Raffination<br />

Sek<strong>und</strong>är-<br />

Kupfer<br />

29.916 MJ<br />

Transport<br />

Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

aus Deutschland<br />

30.274 MJ<br />

Koks<br />

11.086 MJ<br />

Erdgas<br />

5.674 MJ<br />

Strom<br />

12.185 MJ<br />

Diesel<br />

971 MJ<br />

Güterzug<br />

358 MJ<br />

Verhüttung <strong>und</strong><br />

Raffination<br />

Sek<strong>und</strong>är-<br />

Kupfer<br />

29.181 MJ<br />

Transport<br />

Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

importiert<br />

32.074 MJ<br />

Koks<br />

11.086 MJ<br />

Erdgas<br />

5.674 MJ<br />

Strom<br />

11.450 MJ<br />

Diesel<br />

971 MJ<br />

Güterzug<br />

2.128 MJ<br />

Massengutfrachter<br />

660 MJ<br />

Schubboot <strong>und</strong><br />

Leichter 105 MJ<br />

Abbildung C-9: KEA-Flußdiagramm zur Sek<strong>und</strong>är-Kupfer-Bereitstellung für in<br />

Deutschland produziertes (Sek-Cu 1) bzw. importiertes Kupfer<br />

(Sek-Cu 2)<br />

4.6.2 Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer<br />

Bezüglich der Emissionen werden für die Sek<strong>und</strong>är-Kupfer-Produktion alle energetisch<br />

erfaßten Stoffe berücksichtigt. Für die Transportprozesse sind ebenfalls alle entstehenden<br />

Emissionen bilanziert.<br />

4.7 Zusammenfassung<br />

Abschießend werden wie auch beim Primär-Kupfer, der KEA <strong>und</strong> die Emissionen für<br />

Sek<strong>und</strong>är-Kupfer zusammenfassend dargestellt. Es wird zwischen den beiden bereits<br />

erwähnten Fällen unterschieden <strong>und</strong> zusätzlich unter Berücksichtigung der Anteile ein<br />

Mix für in Deutschland verwendetes Sek<strong>und</strong>är-Kupfer (Sek-Cu-Mix) gebildet.<br />

Tabelle C-4: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Sek<strong>und</strong>är-Kupfer frei Halbzeugwerk 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Sek-Cu<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVO<br />

C<br />

[g]<br />

Sek-Cu 1 30.274 1.412 1.048 2.629 937 8.158 217 151 200 75,4 %<br />

Sek-Cu 2 32.074 1.419 1.512 3.508 1.263 8.749 332 156 219 24,6 %<br />

Sek-Cu-Mix 30.717 1.413 1.162 2.845 1.017 8.303 245 152 205<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Anteil<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


96 C. Die Kupferprozeßkette<br />

Mit den bisher berechneten Werten können nun der KEA <strong>und</strong> die Emissionen für einen<br />

Kupfer-Mix aus Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metall berechnet werden. Die Werte aus<br />

Tabelle C-3 <strong>und</strong> Tabelle C-4 für den Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer-Mix werden hierbei<br />

mit den Anteilen am Gesamtaufkommen in Deutschland im Jahre 1995 gewichtet. Die<br />

Ergebnisse sind in untenstehender Tabelle dargestellt.<br />

Tabelle C-5: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Kupfer-Kathoden frei Halbzeugwerk 1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Kupfer<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVO<br />

C<br />

[g]<br />

Prim-Cu-Mix 44.214 2.760 3.549 9.656 4.723 5.984 1.070 151 710 57,8 %<br />

Sek-Cu-Mix 30.717 1.413 1.162 2.845 1.017 8.303 245 152 205 42,2 %<br />

Kupfer-Mix 38.518 2.192 2.542 6.782 3.159 6.963 722 151 497<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Anteil


Halbzeugproduktion 97<br />

5 Halbzeugproduktion<br />

In dieser Studie werden einige gebräuchliche Kupfer-Halbzeuge betrachtet. Hierbei<br />

handelt es sich um diverse Flach- <strong>und</strong> Profilerzeugnisse, die gewalzt oder gepreßt werden<br />

<strong>und</strong> um Drähte unterschiedlicher Stärke <strong>und</strong> Isolierung, sowie gebräuchliche Kabel.<br />

5.1 Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten<br />

Die auf elektrolytischen Wege hergestellten Kathoden müssen vor der Weiterverarbeitung<br />

zu den sog. Gußformaten umgeschmolzen werden. Dies kann entweder in der<br />

Hüttengießerei vor dem Transport zu den Halbzeugwerken oder im Halbzeugwerk vor<br />

dem Umformen zu den gewünschten <strong>Halbzeugen</strong> stattfinden. Die Halbzeugherstellung<br />

erfolgt nur in Ausnahmefällen direkt aus dem schmelzflüssigen Zustand 107 , sondern die<br />

Gußformate kühlen ab <strong>und</strong> werden vor dem eigentlichen Umformen zu <strong>Halbzeugen</strong><br />

wieder auf Umformtemperatur gebracht. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es für den Energiebedarf<br />

auch unerheblich, ob das Umschmelzen zu den Gußformaten in Hüttengießereien, also<br />

vor dem Transport zum Halbzeugwerk, oder direkt vor der Halbzeugherstellung erfolgt.<br />

In dieser Studie wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß die Kathoden zu den Halbzeugwerken<br />

transportiert <strong>und</strong> erst dort zu Formaten wie Kerbblöcken, Drahtbarren 108 , R<strong>und</strong>barren<br />

oder Walzflachbarren umgeschmolzen werden.<br />

Die angelieferten Kathoden werden in brennstoff- oder induktiv-beheizten Öfen eingeschmolzen<br />

<strong>und</strong> nach unterschiedlichsten Gießverfahren gegossen. Hierbei wird<br />

haupsätzlich der Asarco-Schachtofen, ein moderner, gasbeheizter Schmelzofen eingesetzt<br />

109 . Als bevorzugte Gießereitechnik kommt neben Sand-, Kokillen-, Formmasken<strong>und</strong><br />

Feingießverfahren hauptsächlich das Stranggießverfahren (siehe auch Teil A bzw.<br />

B) zum Einsatz.<br />

/Rom/, /SBCu/<br />

5.2 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong> Vorprodukten<br />

Der Energiebedarf zum Wiedereinschmelzen der Kathoden ist in den Aufwendungen zur<br />

Herstellung der Endprodukte enthalten <strong>und</strong> wird nicht getrennt ausgewiesen.<br />

5.3 Herstellung <strong>von</strong> Endprodukten<br />

Walzerzeugnisse<br />

Der Walzbarren wird in gasbeheizten Öfen auf 900 °C vorgewärmt <strong>und</strong> auf eine Dicke<br />

<strong>von</strong> 11 mm warmgewalzt. Nach Abkühlung werden die so produzierten Vorwalzbleche<br />

im Anschluß auf beiden Seiten auf Dicken um 10 mm gefräst <strong>und</strong> im kalten Zustand auf<br />

107 Die Ausnahme bildet hier der Gießwalzdraht.<br />

108 Modernere Verfahren verzichten bei der Drahtherstellung auf die Produktion <strong>von</strong> Drahtbarren.<br />

109 Für in dieser Arbeit nicht betrachtete legierte Halbzeuge eignen sich jedoch eher induktiv beheizte Öfen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


98 C. Die Kupferprozeßkette<br />

0,5 mm fertiggewalzt, um abschließend weichgeglüht zu werden. Insgesamt kann festgestellt<br />

werden, daß die Verfahren zur Kupferblech- bzw. Kupferbandherstellung denen<br />

für die Produktion <strong>von</strong> Stahl-Flacherzeugnissen (siehe (A.5.2 <strong>und</strong> A.5.3) sehr ähnlich<br />

sind.<br />

Strangpreßerzeugnisse<br />

Das Ausgangsformat für Profile <strong>und</strong> Stäbe, der R<strong>und</strong>barren, wird auf ca. 900 °C vorgewärmt<br />

<strong>und</strong> auf einer Strangpresse verpreßt. Auf Ziehbänken werden diese anschließend<br />

im kalten Zustand durch Matrizen gezogen <strong>und</strong> so auf den geforderten Endquerschnitt<br />

bzw. die nötige Festigkeit gebracht. Abschließend wird rekristallisierend geglüht.<br />

Als Ausgangsformat zur Herstellung <strong>von</strong> Rohren dient der R<strong>und</strong>barren oder -bolzen,<br />

wobei zwei unterschiedliche Verfahren betrachtet werden müssen.<br />

Rohre können, aus auf 900 °C erwärmten R<strong>und</strong>bolzen produziert werden, indem sie über<br />

Dorne stranggepreßt, anschließend auf Ziehmaschienen weiterverarbeitet <strong>und</strong> zum<br />

Schluß weichgeglüht werden. (siehe Aluminium III.6.3)<br />

Bei dem anderen Verfahren werden die ebenfalls erwärmten R<strong>und</strong>bolzen ähnlich wie bei<br />

nahtlosen Stahlrohren über einen langen Walzdorn schräggewalzt. Anschließend<br />

findet eine stufenweise Kaltumformung auf Pilgerschrittwalzwerken oder Ziehbänken<br />

statt, um die gewünschten Endquerschnitte <strong>und</strong> die nötige Festigkeit zu erreichen.<br />

Zuletzt erfolgt noch ein rekristallisierendes Schlußglühen.<br />

Elektrotechnische Erzeugnisse<br />

Ca. 39 % des gesamten Kupfereinsatzes wird zu Drähten, Litzen oder Kabeln verarbeitet.<br />

Da es sich hierbei um ein abweichendes Herstellungsverfahren handelt, wird<br />

dieses getrennt behandelt. Betrachtet werden 0,6 mm <strong>und</strong> 0,06 mm dicker Draht -<br />

jeweils blank <strong>und</strong> in der Ausführung als Lackdraht. Zusätzlich werden noch 0,6 mm<br />

starker mit einer Kunststoffschicht (PVC, PE) überzogener Draht (Litze), sowie starre<br />

<strong>und</strong> flexible Netzkabel behandelt.<br />

Beim traditionellen Verfahren wurde aus erwärmten Drahtbarren Walzdraht <strong>von</strong> 8 bis<br />

12 mm Durchmesser hergestellt. Beim moderneren, zunehmend eingesetzten Gießwalzdraht-Verfahren<br />

wird der Draht sofort aus den eingeschmolzenen Kathoden in<br />

der Gießhitze gewalzt; ein erneutes energieintensives Aufwärmen entfällt. Hierbei wird<br />

das flüssige Kupfer zwischen einem Metallband <strong>und</strong> einer mit einer umlaufenden Nut<br />

versehenen Walze zu dem sog. 8 mm starken Gießwalzdraht gewalzt. Im Anschluß<br />

bringt man den Walzdraht auf Mehrfachziehmaschinen in Kombination mit diversen<br />

rekristallisierenden Glühvorgängen auf das geforderte Endmaß.<br />

Die Beschichtung mit Lack geschieht in Tauchbädern, durch die der Draht kontinuierlich<br />

gezogen wird. Anschließend wird der Lack in Brennöfen bei ca. 550 °C getrocknet<br />

<strong>und</strong> der gesamte Vorgang bis zur gewünschten Lackstärke wiederholt. Bei der Kunststoffummantelung<br />

wird der Draht in einer Durchlaufglühe vorgewärmt <strong>und</strong> im warmen<br />

Zustand durch einen Extruder geführt. Anschließend können drei bzw. fünf Einzelleiter<br />

zusammen kunststoffummantelt werden <strong>und</strong> man erhält typische Netzleitungen.<br />

/CuV/, MHK/, /SBCu/<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Halbzeugproduktion 99<br />

5.4 Massenflüsse <strong>und</strong> energetische Daten zur Herstellung <strong>von</strong> Endprodukten<br />

Da bei der Produktion der enprodukte hauptsächlich Energieträger <strong>und</strong> die Vorprodukte<br />

Beiträge zum KEA liefern wird auf die Massenflüsse nicht detailliert eingegangen - sie<br />

können jedoch den jeweiligen Tabellen entnommen werden.<br />

Walz- <strong>und</strong> Strangpreßerzeugnisse<br />

Für die Produktion <strong>von</strong> Kupfer-Blechen <strong>und</strong> Bändern wird als Energieträger hauptsächlich<br />

Erdgas für die Öfen zum Schmelzen der Kathoden <strong>und</strong> Erwärmen der Gußformate<br />

benötigt. Elektrische Energie wird im wesentlichen für Walzanlagen (warm <strong>und</strong><br />

kalt) eingesetzt.<br />

Input Wert Einheit<br />

Kathoden 1.000 kg/t Band<br />

Rücklaufschrott aus Halbzeugherstellung 290 kg/t Band<br />

Rücklaufschrott aus Asarco-Ofen 19,4 kg/t Band<br />

Holzkohle 4,0 kg/t Band<br />

Erdgas 59,7 m 3 /t Band<br />

Strom 21,7 kWh/t Band<br />

Ofenausbruch 3 kg/t Band<br />

Graphitkokillen 0,1 kg/t Band<br />

Strom umformen 531,7 kWh/t Band<br />

Erdgas Glühen etc. 33,4 m 3 /t Band<br />

Schwefelsäure 1 kg/t Band<br />

Kalk 2 kg/t Band<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel 3,00 kg/t Band<br />

Schutzgas 90 m 3 /t Band<br />

Sonst. Diesel 5,4 kg/t Band<br />

Sonst. Elektro 23,6 kWh/t Band<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 19,4 kg/t Band<br />

Kupferhaltige Schlämme 10,0 kg/t Band<br />

Rücklaufschrott 290 kg/t Band<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> Profilen ergeben sich ähnliche Aufwendungen an Brennstoffen<br />

wie für Bleche, da hier ebenfalls zuerst die Kathoden eingeschmolzen <strong>und</strong> anschließend<br />

zwischenerwärmt werden müssen. Der Bedarf an elektrischer Energie ist auf<br />

Strangpreß- <strong>und</strong> Ziehvorgänge zurückzuführen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


100 C. Die Kupferprozeßkette<br />

Input Wert Einheit<br />

Kathoden 1.000 kg/t Profil<br />

Rücklaufschrott aus Halbzeugherstellung 438 kg/t Profil<br />

Rücklaufschrott aus Asarco-Ofen 22 kg/t Profil<br />

Holzkohle 4 kg/t Profil<br />

Erdgas 64,6 m 3 /t Profil<br />

Strom 23,6 kWh/t Profil<br />

Ofenausbruch 3 kg/t Profil<br />

Graphitkokillen 0,1 kg/t Profil<br />

Strom umformen 581,8 kWh/t Profil<br />

Erdgas Glühen etc. 22,6 m 3 /t Profil<br />

Schwefelsäure 1 kg/t Profil<br />

Kalk 2 kg/t Profil<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel, Öle 2,85 kg/t Profil<br />

Schutzgas 45 m 3 /t Profil<br />

Sonst. Diesel 5,4 kg/t Profil<br />

Sonst. Elektro 23,6 kWh/t Profil<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 21,9 kg/t Profil<br />

Kupferhaltige Schlämme 10 kg/t Profil<br />

Rücklaufschrott 438 kg/t Profil<br />

Bei der Rohrherstellung muß zwischen zwei Verfahren unterscheiden werden. In<br />

beiden Verfahren werden erneut ähnliche Mengen an Erdgas benötigt 110 . Lediglich der<br />

Bedarf an elektrischer Energie für die Umformvorgänge ist bei schräggewalzten Rohren<br />

gegenüber strangepreßten Rohren halbiert.<br />

Kupferrohr stranggepreßt Kupferrohr schräggewalzt<br />

Input Wert Einheit<br />

Kathoden 1.000 kg/t Rohr<br />

Rücklaufschrott Halbzeugherst. 560 kg/t Rohr<br />

Rücklaufschrott Asarco-Ofen 23,4 kg/t Rohr<br />

Holzkohle 4,0 kg/t Rohr<br />

Erdgas 70,0 m 3 /t Rohr<br />

Strom 25,5 kWh/t Rohr<br />

Ofenausbruch 3 kg/t Rohr<br />

Graphitkokillen 0,1 kg/t Rohr<br />

Strom umformen 833,9 kWh/t Rohr<br />

Erdgas Glühen etc. 42,0 m 3 /t Rohr<br />

Schwefelsäure 1 kg/t Rohr<br />

Kalk 2 kg/t Rohr<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel 2,85 kg/t Rohr<br />

Schutzgas 45 m 3 /t Rohr<br />

Sonst. Diesel 5,4 kg/t Rohr<br />

Sonst. Elektro 23,6 kWh/t Rohr<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 23,4 kg/t Rohr<br />

Kupferhaltige Schlämme 10,0 kg/t Rohr<br />

Rücklaufschrott 560 kg/t Rohr<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Input Wert Einheit<br />

Kathoden 1.000 kg/t Rohr<br />

Rücklaufschrott Halbzeugherst. 130 kg/t Rohr<br />

Rücklaufschrott Asarco-Ofen 17 kg/t Rohr<br />

Holzkohle 4,0 kg/t Rohr<br />

Erdgas 51,4 m 3 /t Rohr<br />

Strom 18,9 kWh/t Rohr<br />

Ofenausbruch 3 kg/t Rohr<br />

Graphitkokillen 0,1 kg/t Rohr<br />

Strom umformen 420,3 kWh/t Rohr<br />

Erdgas Glühen etc. 44,3 m 3 /t Rohr<br />

Schwefelsäure 1 kg/t Rohr<br />

Kalk 2 kg/t Rohr<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel 2,85 kg/t Rohr<br />

Schutzgas 45 m 3 /t Rohr<br />

Sonst. Diesel 5,4 kg/t Rohr<br />

Sonst. Elektro 23,6 kWh/t Rohr<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 17,0 kg/t Rohr<br />

Kupferhaltige Schlämme 10,0 kg/t Rohr<br />

Rücklaufschrott 130 kg/t Rohr<br />

Elektrotechnische Erzeugnisse<br />

Die Gießwalzdrahtproduktion geschieht im schmelzflüssigen Zustand. Daher wird<br />

Erdgas ausschließlich zum Schmelzen der Kathoden benötigt <strong>und</strong> zusätzliche Aufwärm-<br />

110 Der leicht erhöhte Bedarf an Erdgas für die Produktion <strong>von</strong> stranggepreßten Rohren ist auf die erhöhten Mengen an<br />

Kupfer, die eingeschmolzen werden zurückzuführen. Dies ergibt durch geringere Menge Kupferreste bei der Produktion<br />

<strong>von</strong> schräggewalzten Rohren.


Halbzeugproduktion 101<br />

vorgänge können entfallen. Zusätzlich wird elektrische Energie zum Antrieb der Anlagen<br />

benötigt.<br />

Input Wert Einheit<br />

Kathoden 960 kg/t GWD<br />

Rücklaufschrott 57 kg/t GWD<br />

Rücklaufschrott aus Drahtherste 40 kg/t GWD<br />

Strom 144,1 kWh/t GWD<br />

Erdgas 43,5 m 3 /t GWD<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 57 kg/t GWD<br />

In der Drahtproduktion (0,6 mm <strong>und</strong> 0,06 mm) wird als Energieträger beinahe ausschließlich<br />

Strom für Ziehvorgänge <strong>und</strong> rekristallisierendes Glühen eingesetzt, wobei die<br />

dünneren Drähte die mehr als dreifache Menge an elektrischer Energie benötigen.<br />

Draht blank ∅ 0,6 mm Draht blank ∅ 0,06 mm<br />

Input Wert Einheit<br />

Gießwalzdraht 1.020 kg/t Cu-Draht<br />

Strom 407,0 kWh/t Cu-Draht<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel 1,0 kg/t Cu-Draht<br />

Sonst. Diesel 8,1 kg/t Cu-Draht<br />

Sonst. Elektro 53,0 kWh/t Cu-Draht<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 20,0 kg/t Cu-Draht<br />

Kupferschlamm 1,0 kg/t Cu-Draht<br />

Input Wert Einheit<br />

Gießwalzdraht 1.020 kg/t Cu-Draht<br />

Strom 1.308,0 kWh/t Cu-Draht<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel 2,0 kg/t Cu-Draht<br />

Sonst. Diesel 8,1 kg/t Cu-Draht<br />

Sonst. Elektro 116,0 kWh/t Cu-Draht<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 20,0 kg/t Cu-Draht<br />

Kupferschlamm 2,0 kg/t Cu-Draht<br />

Diese blanken Drähte werden in der Lackdrahtproduktion mit Lack überzogen. Die<br />

Aufwendungen an elektrischer Energie sind auf Antriebe <strong>und</strong> Trocknungsvorgänge des<br />

Lacks zurückzuführen.<br />

Lackdraht ∅ 0,6 mm Lackdraht ∅ 0,06 mm<br />

Input Wert Einheit<br />

Draht blank 0,6 mm 898,5 kg/t Cu-Draht<br />

Sonst. Diesel 1,45 kg/t Cu-Draht<br />

Sonst. Elektro 1,47 kWh/t Cu-Draht<br />

Lack Elektro 70,1 kWh/t Cu-Draht<br />

Lack 101,5 kg/t Cu-Draht<br />

Input Wert Einheit<br />

Draht blank 0,06 mm 760,0 kg/t Cu-Draht<br />

Sonst. Diesel 3,44 kg/t Cu-Draht<br />

Sonst. Elektro 3,48 kWh/t Cu-Draht<br />

Lack Elektro 165,71 kWh/t Cu-Draht<br />

Lack 240 kg/t Cu-Draht<br />

In der Litzenproduktion werden die blanken Drähte in einem Extrusionsverfahren<br />

mit PVC bzw. PE ummantelt. Hier kommt ebenfalls beinahe ausschließlich elektrische<br />

Energie zum Einsatz. Da für die PVC-ummantelte Litze höhere Mengen an PVC als für<br />

die PE-Litze benötigt werden, ergibt sich auch ein entsprechend höherer elektrischer<br />

Energieaufwand.<br />

PE-Litze (∅ 0,6 mm Cu & 0,3 mm PE) PVC-Litze (∅ 0,6 mm Cu & 0,3 mm PVC)<br />

Input Wert Einheit<br />

Draht blank 0,6 mm 683,0 kg/t Kabel<br />

Sonst. Diesel 1,7 kg/t Kabel<br />

Sonst. Elektro 9,6 kWh/t Kabel<br />

Elektro extrudieren 89,6 kWh/t Kabel<br />

PE 320 kg/t Kabel<br />

Output Wert Einheit<br />

PE-Reste 3,0 kg/t Kabel<br />

Input Wert Einheit<br />

Draht blank 0,6 mm 564,0 kg/t Kabel<br />

Sonst. Diesel 1,4 kg/t Kabel<br />

Sonst. Elektro 7,9 kWh/t Kabel<br />

Elektro extrudieren 123,2 kWh/t Kabel<br />

PVC 440 kg/t Kabel<br />

Output Wert Einheit<br />

PVC-Reste 4,0 kg/t Kabel<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


102 C. Die Kupferprozeßkette<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> Kabeln wird zwischen flexiblen <strong>und</strong> starren Netzleitungen<br />

unterschieden. Der höhere Aufwand für die flexiblen Leitungen ist auf den erhöhten<br />

Bedarf an elektrischer Energie für vielfache Zieh- <strong>und</strong> Glühvorgänge zurückzuführen 111 .<br />

PVC-Kabel 3 x 1,5 mm 2 (starr) PVC-Kabel 5 x 1,5 mm 2 (starr)<br />

Input Wert Einheit<br />

Gießwalzdraht 300,64 kg/t Kabel<br />

Strom ziehen 168,04 kWh/t Kabel<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel 0,63 kg/t Kabel<br />

Sonst. Diesel 7,94 kg/t Kabel<br />

Sonst. Elektro 51,96 kWh/t Kabel<br />

Strom extrudieren 199,05 kWh/t Kabel<br />

PVC 710,90 kg/t Kabel<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 6,0 kg/t Kabel<br />

Reststoffe 0,5 kg/t Kabel<br />

Kunststoff-Reste 5,7 kg/t Kabel<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Input Wert Einheit<br />

Gießwalzdraht 342,72 kg/t Kabel<br />

Strom ziehen 319,27 kWh/t Kabel<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel 1,20 kg/t Kabel<br />

Sonst. Diesel 7,94 kg/t Kabel<br />

Sonst. Elektro 51,96 kWh/t Kabel<br />

Strom extrudieren 187,41 kWh/t Kabel<br />

PVC 669,31 kg/t Kabel<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 6,9 kg/t Kabel<br />

Reststoffe 1,0 kg/t Kabel<br />

Kunststoff-Reste 5,4 kg/t Kabel<br />

PVC-Kabel 3 x 1,5 mm 2 (flexibel) PVC-Kabel 5 x 1,5 mm 2 (flexibel)<br />

Input Wert Einheit<br />

Gießwalzdraht 300,64 kg/t Kabel<br />

Strom ziehen 676,72 kWh/t Kabel<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel 1,26 kg/t Kabel<br />

Sonst. Diesel 7,94 kg/t Kabel<br />

Sonst. Elektro 51,96 kWh/t Kabel<br />

Strom extrudieren 199,05 kWh/t Kabel<br />

PVC 710,90 kg/t Kabel<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 6,0 kg/t Kabel<br />

Reststoffe 37,5 kg/t Kabel<br />

Kunststoff-Reste 5,7 kg/t Kabel<br />

Input Wert Einheit<br />

Gießwalzdraht 342,72 kg/t Kabel<br />

Strom ziehen 1.285,75 kWh/t Kabel<br />

Zieh <strong>und</strong> Schmiermittel 2,39 kg/t Kabel<br />

Sonst. Diesel 7,94 kg/t Kabel<br />

Sonst. Elektro 51,96 kWh/t Kabel<br />

Strom extrudieren 187,41 kWh/t Kabel<br />

PVC 669,31 kg/t Kabel<br />

Output Wert Einheit<br />

Rücklaufschrott 6,9 kg/t Kabel<br />

Reststoffe 71,4 kg/t Kabel<br />

Kunststoff-Reste 5,4 kg/t Kabel<br />

5.5 KEA <strong>und</strong> Emissionen für die Bereitstellung <strong>von</strong> <strong>Halbzeugen</strong><br />

5.5.1 KEA <strong>von</strong> Kupfer-<strong>Halbzeugen</strong><br />

Die Energieaufwendungen für das Gießen des flüssigen Kupfers zu Gußformaten sind<br />

zusammen mit denen der eigentlichen Halbzeugherstellung bilanziert. Hierbei wurde<br />

das Standard-Gießverfahren (Stranggießen) betrachtet.<br />

Halbzeuge aus Barren<br />

Als Input-Stoffe für Kupferblech werden neben dem eigentlichen Kupfer (Kathoden,<br />

Rücklaufschrott aus Asarco-Ofen <strong>und</strong> Halbzeugherstellung), Erdgas, elektrische Energie<br />

<strong>und</strong> diverse Hilfsstoffe berücksichtigt. Die Kathoden verursachen hierbei einen Anteil<br />

<strong>von</strong> über 75 % am KEA der Eingangsstoffe. Der Rest verteilt sich zu 60 % auf die<br />

zugeführte elektrische Energie, zu 30 % auf das eingesetzte Erdgas <strong>und</strong> zu 10 % auf die<br />

benötigten Hilfsstoffe. Alle Hilfsstoffe bei der Herstellung des Kupferbands werden<br />

ebenfalls bei der Herstellung <strong>von</strong> Profilen <strong>und</strong> Rohren benötigt; deshalb sei ihre prinzipielle<br />

Funktion hier kurz erklärt. Holzkohle wird bei den Gießverfahren als Trennmittel<br />

eingesetzt. Ebenso ist es notwendig <strong>von</strong> Zeit zu Zeit den Ofenausbruch <strong>und</strong> den Ver-<br />

111 Bei dem gleichen Querschnitt <strong>von</strong> 1,5 mm 2 besteht das flexible Kabel aus 30 Einzeldrähten.


Halbzeugproduktion 103<br />

schleiß an Graphitkokillen 112 zu kompensieren. Für Walzanlagen werden Zieh- <strong>und</strong><br />

Schmiermittel sowie Öle benötigt. Schwefelsäure wird zum Beizen der Oberflächen <strong>und</strong><br />

Kalk zu deren Neutralisation benötigt. Schutzgase werden eingesetzt, um eine Oxidation<br />

der warmen Oberfläche nach der Reinigung zu vermeiden. Zusätzlich werden Diesel <strong>und</strong><br />

Strom für innerbetriebliche Transporte <strong>und</strong> brennstoffbetriebene Hilfsanlagen<br />

verbraucht. Auf der Output-Seite werden neben den im Kreis geführten Rücklaufresten<br />

aus dem Asarco-Ofen bzw. der Halbzeugherstellung noch anfallende Kupferschlämme<br />

berücksichtigt. Diese Rücklaufreste werden, da sie im Kreis geführt werden, ebenso wie<br />

der später deponierte Kupferschlamm energiefrei bewertet.<br />

Zur Produktion <strong>von</strong> Stangen <strong>und</strong> Profilen werden dieselben Einsatz- <strong>und</strong> Reststoffe<br />

wie oben bilanziert, sie treten lediglich in abweichenden Massen auf. Auf eine erneute<br />

Aufzählung wird deshalb verzichtet. Erneut tragen die Kathoden mit r<strong>und</strong> 75 % zum<br />

KEA bei; die Anteile der restlichen Anteile sind ebenfalls denen bei der Bandherstellung<br />

ähnlich.<br />

Wie schon oben erwähnt, werden zwei unterschiedliche Verfahren zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Rohren betrachtet. Bei beiden Verfahren werden ebenfalls die bereits bei der Bandherstellung<br />

beschriebenen Einsatzstoffe benötigt. Ebenso sind die Ausgangsstoffe identisch.<br />

Der Anteil des KEA der Kathoden am KEA der Rohre liegt bei 73 % (für stranggepreßte<br />

Rohre) bzw. 80 % (für schräggewalzte Rohre). An den restlichen energetischen Aufwendungen<br />

ist der elektrische Energiebedarf mit 68 bzw. 56 %, das eingesetzte Erdgas mit<br />

27 bzw. 23 % beteiligt. Die beiden Verfahren unterscheiden sich hauptsächlich dadurch,<br />

daß der elektrische Energiebedarf für das Umformen <strong>von</strong> schräggewalzten Rohren gegenüber<br />

dem Umformen <strong>von</strong> strangepreßten Rohren beinahe halbiert ist <strong>und</strong> bei der<br />

Herstellung lediglich ¼ der Rücklaufreste anfallen. Der Brennstoffbedarf pro Tonne<br />

fertiges schräggewalztes Rohr fällt somit geringer aus.<br />

Drähte, Litzen <strong>und</strong> Kabel<br />

Alle Drähte benötigen als Ausgangsprodukt den Gießwalzdraht. Deshalb wird dieses<br />

Verfahren getrennt <strong>von</strong> den anderen Modulen zur eigentlichen Draht <strong>und</strong> Kabelherstellung<br />

bilanziert.<br />

Als Materialzugang für die Herstellung <strong>von</strong> Gießwalzdraht kommen Kathoden (mit<br />

einem Anteil <strong>von</strong> über 90 % am KEA des Gießwalzdrahtes) <strong>und</strong> Rücklaufreste aus dem<br />

eigentlichen Schmelz-Gieß-Walzprozeß <strong>und</strong> aus der Drahtherstellung zum Einsatz. Die<br />

Rücklaufreste sind, da sie im Kreis geführt werden, wie üblich energiefrei bewertet. Der<br />

Beitrag zu den restlichen 8 % verteilt sich zu 48 % auf Erdgas zum Schmelzen des<br />

Kupfers <strong>und</strong> zu 52 % auf elektrische Energie für die Gieß-Walzanlage <strong>und</strong> Hilfsanlagen.<br />

Auf der Ausgangsseite wird eine geringe Menge Rücklaufschrott berücksichtigt, die aber<br />

aus bereits genannten Gründen energiefrei bleibt. Der KEA pro Tonne Gießwalzdraht<br />

beträgt schließlich 40.171 MJ.<br />

Den größten Anteil am KEA - 46.480 MJ/t - für blanken 0,6 mm starken Kupferdraht<br />

mit ca. 88 % verursacht der eingesetzte Gießwalzdraht; die übrigen 12 % resultieren<br />

hauptsächlich aus der verbrauchten elektrischen Energie. Zieh- <strong>und</strong> Schmiermittel<br />

sowie der Strom- <strong>und</strong> Dieselbedarf für innerbetriebliche Transport- <strong>und</strong> Hilfseinrichtungen<br />

leisten kaum einen Beitrag. Die Rücklaufschrotte werden der Gießwalzdraht-<br />

112 sind für die Formgebung bei dem Stranggießverfahren verantwortlich<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


104 C. Die Kupferprozeßkette<br />

herstellung zugeführt <strong>und</strong> deshalb wird der an die Sek<strong>und</strong>ärhütte rückgeführte Kupferschlamm<br />

energiefrei bewertet.<br />

Die Materialflüsse für blanken 0,06 mm starken Kupferdraht sind bezüglich der Art<br />

der Materialien identisch mit denen bei der Herstellung des 0,6 mm starken Drahtes.<br />

Die zugeführte Gießwalzdrahtmenge <strong>und</strong> die Rücklaufreste bleiben unverändert, der<br />

elektrische Energieverbrauch verdreifacht sich, da weiteres Ziehen <strong>und</strong> Glühen erforderlich<br />

ist. Als KEA für den dünnen Draht ergibt sich ein Wert <strong>von</strong> 57.749 MJ pro<br />

Tonne.<br />

Der KEA für lackierten 0,6 mm starken Kupferdraht beträgt 54.937 MJ pro Tonne<br />

Lackdraht. Den Hauptbeitrag mit 76 % liefert der eingesetzte blanke Draht, gefolgt vom<br />

KEA des benötigten Lacks mit 22 %. Die restlichen 2 % werden im wesentlichen durch<br />

den elektrischen Energiebedarf der Trocknungsvorgänge verursacht.<br />

Die Anteile am KEA des lackierten 0,06 mm starken Kupferdraht mit 74.631 MJ<br />

verteilen sich zu 59 % auf den zugeführten blanken Draht <strong>und</strong> zu 28 % auf den benötigten<br />

Lack. Die restlichen drei Prozent sind auf den elektrischen Energiebedarf zur<br />

Trocknung zurückzuführen.<br />

Bei der bilanzierten Litze handelt es sich um einen 0,6 mm starken Kupferdraht, der<br />

mit Kunststoff ummantelt wurde. Der KEA der verwendeten Kunststoffe <strong>und</strong> der Aufwand<br />

zum Aufbringen der Kunststoffschicht erhöht den KEA des Kabels beträchtlich. Es<br />

wird zwischen zwei Litzen unterschieden:<br />

• 0,6 mm Draht mit 0,3 mm PE-Schicht entspricht 1,2 mm PE-Litze (0,28 mm 2 )<br />

• 0,6 mm Draht mit 0,3 mm PVC-Schicht entspricht 1,2 mm PVC-Litze (0,28 mm 2 )<br />

Zusätzlich wird ein 0,6 mm starker Draht mit Isolierung betrachtet 113 , wobei keine Aussage<br />

getroffen wird welcher Kunststoff aufgebracht wird. Dieser Wert soll für<br />

den - wahrscheinlich häufigsten - Fall dienen, falls die Art der Kunststoffummantelung<br />

nicht bekannt ist.<br />

Als Ausgangsprodukt für die Litzen mit einem KEA <strong>von</strong> 53.773 MJ/t für die PE-Litze<br />

<strong>und</strong> 52.134 MJ/t für die PVC-Litze, dient hier ebenfalls der blanke Draht mit 0,6 mm<br />

Durchmesser, der einen Beitrag <strong>von</strong> 59 bis 51 % leistet. Der KEA der Kunststoffe verursacht<br />

einen Anteil <strong>von</strong> 38 bzw. 45 %. Der Bedarf an elektrischer Energie mit einem Anteil<br />

<strong>von</strong> 3 bis 4 % wird ausschließlich für den Extrusionsvorgang benötigt.<br />

Für den allgemeinen Fall - d.h. einem Draht mit Kunststoffummantelung - ergibt sich<br />

der KEA zu 52.953 MJ pro Tonne Litze.<br />

Als bilanzierte Kabel wurden exemplarisch übliche Netzleitung zur festen bzw. flexibel<br />

Verlegung bilanziert:<br />

• NYM 3x1,5 mm² starr<br />

• NYM 5x1,5 mm² starr<br />

• HO5VV-F 3x1,5 mm² flexibel<br />

• HO5VV-F 5x1,5 mm² flexibel<br />

113 Hierbei wird ein Mittelwert hinsichtlich des Cu-Bedarfs, aller Massenaufwendungen, des Kunststoffbedarfs <strong>und</strong> des<br />

KEA des Kunststoffes gebildet <strong>und</strong> somit ein mittlerer KEA berechnet<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Halbzeugproduktion 105<br />

Bis auf den Strombedarf sind die absoluten Beiträge zum KEA des Kabels für starre <strong>und</strong><br />

flexible Kabel identisch. Der KEA für ein 3-poliges Kabel beträgt 7.696 MJ/km für das<br />

starre <strong>und</strong> 8.494 MJ/km für das flexible Kabel. Die Verteilung auf die Einzelkomponenten<br />

ist der des 5-poligen Kabels ähnlich (siehe auch Abbildung C-10). Der KEA<br />

der 5-poligen Kabel liegt bei 11.464 MJ/km (starr) bzw. 13.674 MJ/km (flexibel).<br />

[GJ/km]<br />

1%<br />

11%<br />

24% Kupfer<br />

20%<br />

Einzelleiter<br />

starr<br />

Strom<br />

(Feinziehen)<br />

Sonstiges<br />

PVC<br />

25%<br />

54%<br />

Einzelleiter<br />

flexibel<br />

Abbildung C-10: KEA zweier handelsüblicher Kabel (5x1,5mm²)<br />

64%<br />

Es sind hier die Werte pro km Kabel angegeben worden – die Zahlenwerten pro Tonne<br />

können Tabelle A-3 entnommen werden. Deutlich zu erkennen es der wesentlich höher<br />

liegende Bedarf an elektrischer Energie (ca. Faktor 3) für zusätzliche Zieh- <strong>und</strong> Glühvorgänge.<br />

5.5.2 Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Kupfer-<strong>Halbzeugen</strong><br />

Bis auf die eingesetzte Holzkohle werden alle Stoffe erfaßt, die nicht energiefrei bewertet<br />

wurden. Bei der Holzkohle handelt es sich um Holzkohlenstaub, der als Reststoff aus der<br />

Holzkohlenproduktion aufgefaßt wird <strong>und</strong> somit kann da<strong>von</strong> ausgegangen werden, daß<br />

dort keine Gutschrift hinsichtlich der Emissionen erfolgt ist - deshalb dürfen ebenfalls<br />

keine Emissionen für die hier eingesetzte Holzkohle berücksichtigt werden 114 .<br />

114 Energetisch erfolgte eine Belastung aber sehr wohl, da Holzkohlenstaub als Brennstoff eingesetzt hätte werden können<br />

<strong>und</strong> somit der Verbrauch dieser Stäube bei den Gießverfahren als KNA aufzufassen ist.<br />

1%<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


106 C. Die Kupferprozeßkette<br />

6 Zusammenfassung<br />

Zum Abschluß wird nun eine Übersicht über alle betrachteten Halbzeuge hinsichtlich<br />

ihres KEA <strong>und</strong> ihrer Emissionen gegeben. Zusätzlich ist der ungefähre Produktionsanteil<br />

der jeweiligen Halbzeuge an der Jahresproduktion 1995 angegeben. Bei den<br />

Drähten, Litzen <strong>und</strong> Kabeln ist der KEA auch neben der Angabe in MJ pro Tonne, in MJ<br />

pro km angegeben worden.<br />

Tabelle C-6: Kumulierter Energieaufwand <strong>von</strong> Kupfer-<strong>Halbzeugen</strong> in Deutschland<br />

1995 <strong>und</strong> Anteile an der Jahresproduktion<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

Produkt KEA [MJ/t] KEA [MJ/km] Anteil<br />

Bleche 49.324 Entfällt 19 %<br />

Stäbe <strong>und</strong> Profile 49.532 Entfällt 8 %<br />

Sranggepreßtes Rohr<br />

Schräggewalztes Rohr<br />

53.321<br />

47.930<br />

Entfällt<br />

Entfällt<br />

12 %<br />

Draht 0,6 mm blank 46.680 118<br />

Draht 0,06 mm blank 57.769 1,5<br />

Draht 0,6 mm lackiert 54.937 154<br />

Draht 0,06 mm lackiert 74.631 2,5<br />

PE-Litze 1,2 mm 53.773 199<br />

PVC-Litze 1,2 mm 52.133 234<br />

Litze (Mittelwert) 52.928 212<br />

Kabel 3 x 1,5 mm² (starr) 56.444 7.690<br />

Kabel 5 x 1,5 mm² (starr) 57.469 11.456<br />

Kabel 3 x 1,5 mm² (flexibel) 62.301 8.494<br />

Kabel 5 x 1,5 mm² (flexibel) 68.596 13.674<br />

Tabelle C-7: Emissionen bei der Bereitstellung <strong>von</strong> Kupfer-<strong>Halbzeugen</strong> in Deutschland<br />

1995<br />

Produkt<br />

alle Werte je Tonne Halbzeug<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

61 %<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Bleche 2.785 2.951 7.693 3.451 8.262 802 171 554<br />

Stäbe <strong>und</strong> Profile 2.799 2.949 7.707 3.465 8.277 804 172 555<br />

Sranggepreßtes Rohr 3.012 3.070 7.938 3.572 8.738 821 179 568<br />

Shräggewalztes Rohr 2.706 2.920 7.609 3.340 8.107 795 168 549<br />

Draht 0,6 mm blank 2.655 2.819 7.580 3.384 7.853 798 167 548<br />

Draht 0,06 mm blank 3.286 3.089 8.254 3.776 9.103 854 191 591<br />

Draht 0,6 mm lackiert 2.935 2.866 7.560 3.680 8.275 777 198 556<br />

Draht 0,06 mm lackiert 3.796 3.137 8.044 4.380 9.801 790 259 600<br />

PE-Litze 1,2 mm 2.307 2.289 6.395 2.851 7.435 3.609 123 477<br />

PVC-Litze 1,2 mm 2.351 2.297 6.713 2.781 6.484 1.823 136 503<br />

Litze (Mittelwert) 2.329 2.293 6.554 2.816 6.960 2.716 130 490<br />

3 x 1,5 mm² (starr) 2.303 2.065 7.803 4.664 6.499 2.876 114 783<br />

5 x 1,5 mm² (starr) 2.413 2.148 7.886 4.645 6.757 2.763 121 775<br />

3 x 1,5 mm² (flexibel) 2.636 2.207 8.158 4.871 7.159 2.906 127 805<br />

5 x 1,5 mm² (flexibel) 3.047 2.419 8.562 5.038 8.011 2.819 145 818<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Weiterführende Überlegungen<br />

1 Sensitivitätsbetrachtung<br />

In den folgenden Abschnitten soll verdeutlicht werden, welche Größen sich entscheidend<br />

auf den KEA <strong>von</strong> in Deutschland verwendeten Metalle auswirken. Es wird gezeigt, daß<br />

explizite Verbrauchsdaten bzw. deren Variationsbreiten nur geringfügige Änderungen<br />

des KEA verursachen. Es gibt vielmehr weitere relevante Faktoren, die bei einer<br />

oberflächlichen Betrachtungsweise unter Umständen leicht übersehen werden können.<br />

Zusätzlich werden Effekte aufgezeigt, die, wenn sie auch nur kleine Auswirkungen auf<br />

den KEA zeigen, zumindest in Anbetracht der bisher gewünschten Genauigkeit<br />

mitberücksichtigt werden müßten, aber teilweise nur mit ganz erheblichem Aufwand<br />

quantifiziert werden können.<br />

1.1 Auswirkungen der spez. Primärenergieaufwendungen zur Bereitstellung<br />

elektrischer Energie auf den KEA am Beispiel des Aluminiums<br />

Elektrische Energie kann durch eine Vielzahl unterschiedlicher Kraftwerkstypen<br />

bereitgestellt werden <strong>und</strong> daher unterscheiden sich die spez. Primärenergieaufwendungen<br />

je nach betrachtetem Kraftwerk erheblich (siehe auch Tabelle 23,<br />

Bericht I). D.h. beim Einsatz elektrischer Energie in einem Prozeß ist es für den KEA<br />

des Produkts entscheidend, durch welchen Kraftwerkstyp bzw. Kraftwerkspark diese<br />

bereitgestellt worden ist (siehe Kap. 5.2.2, Bericht I).<br />

Gemäß Bericht I Kap. 5.2.1 ist der Aufwand abhängig <strong>von</strong>:<br />

• Den spezifischen primärenergetischen Aufwendungen zur Bereitstellung der<br />

unterschiedlichen Brennstoffe.<br />

• Den Aufwendungen zur Herstellung, dem Betrieb <strong>und</strong> der Entsorgung der<br />

unterschiedlichen Kraftwerke.<br />

• Der Struktur der öffentlichen Versorgung (Kraftwerksmix, Brennstoffeinsatz,<br />

Nettostromerzeugung, Netzverluste) des betrachteten Landes.<br />

• Der Netzstruktur <strong>und</strong> dem Aufwand für die Herstellung der Netzanlagen.<br />

Letztendlich ergibt sich für elektrische Energie eine Bandbreite <strong>von</strong> 1,03 bis über 4 MJ<br />

Primärenergie pro MJ Endenergie. In folgender Tabelle sind die Bandbreiten der<br />

einzelnen Faktoren zusammengestellt worden. Die thermischen Kraftwerke wurden nur<br />

hier zusammengefaßt - im Rahmen der Studie wurde die Daten zu einzelnen<br />

thermischen Kraftwerkstypen verwendet (siehe Kap. 5.2.1, Bericht I).<br />

107<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


108 Weiterführende Überlegungen<br />

Tabelle 1: Bandbreiten der spez. primärenergetischen Aufwendungen zur<br />

Bereitstellung elektrischer Energie <strong>und</strong> zusätzliche Einflußfaktoren<br />

Einflußfaktor thermo hydro nuklear<br />

Energieträgertypen 1,032 - 1,117 1,000 1,010<br />

Kraftwerkstyp 2,438 – 3,210 1,023 3,211<br />

Bewertungsfaktor für Kraftwerke 115<br />

Die Auswirkungen sollen nun beispielhaft am KEA für Primär-Aluminium verdeutlicht<br />

werden. Gemäß Teil B ergibt sich pro Tonne importiertem Primär-Aluminium ein KEA<br />

<strong>von</strong> 184.437 MJ (bei einem KEAel,Mix <strong>von</strong> 1,98 MJprim/MJend). In Abbildung C-1 ist der<br />

KEA in Abhängigkeit der spez. Primärenergieaufwendungen zur Bereitstellung<br />

elektrischer Energie (KEAel,Mix) aufgetragen.<br />

Es wird also ein Szenario dargestellt, in dem sich die Importstruktur für Primär-<br />

Aluminium oder die Kraftwerksstruktur für Elektrolysen in den Export-Ländern ändert.<br />

Die Transportentfernungen wurden beibehalten, da im Rahmen eines Szenarios nicht<br />

festgelegt werden kann, inwiefern sich die zurückzulegenden Strecken ändern.<br />

115 Siehe auch Kap. 5.2.2, Bericht I<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

75 % bis 100 %<br />

Verteilungsverluste 0,5 % bis 6,2 %<br />

KEA el 2,749 – 4,963 1,0405 - 1,439 3,272 - 4,556<br />

Energieträgeranteil im Kraftwerksmix 0 bis 100 % 0 bis 100 % 0 bis 100 %


Sensitivitätsbetrachtung 109<br />

KEA <strong>von</strong> Primär-Aluminium<br />

Spezifischer KEA der Bereitstellung elektrischer Energie<br />

Abbildung 1: KEA <strong>von</strong> Primär-Aluminium in Abhängigkeit der spezifischen<br />

Primärenergieaufwendungen zur Bereitstellung elektrischer Energie<br />

Deutlich ist zu erkennen, wie sensibel der KEA des Primär-Aluminiums auf eine<br />

Veränderung des KEAel,Mix reagiert. Welche Effekte zu einer Änderung dieses KEAel,Mix<br />

<strong>und</strong> somit des KEA des Produkts führen können, sei im folgenden kurz<br />

zusammengetragen:<br />

• Ohne Kenntnis der genauen Erzeugerstruktur für die Strombereitstellung für<br />

Aluminiumelektrolysen in Ländern, die Primär-Aluminium nach Deutschland<br />

exportieren, würde man vom öffentlichen Strom-Mix des jeweiligen Landes ausgehen<br />

- dies ergäbe einen KEAel,Mix <strong>von</strong> 2,50 MJprim/MJend. Als Folge daraus würde<br />

der KEA für importiertes Primär-Aluminium ca. 218 GJ/t betragen.<br />

• Durch eine Änderung der Importstruktur in den nächsten Jahren könnten sich die<br />

Aufwendungen zur Bereitstellung elektrischer Energie ebenfalls in signifikanter<br />

Weise ändern. Angenommen Deutschland würde Primär-Aluminium ausschließlich<br />

aus Norwegen, Kanada, Brasilien <strong>und</strong> Island importieren - alle Elektrolysen in<br />

diesen Ländern werden ausschließlich durch Wasserkraftwerke versorgt -, ergäbe<br />

sich ein KEAel,Mix=KEAel,Wasser <strong>von</strong> etwa 1,04 MJprim/MJend. Der KEA für Primär-<br />

Aluminium würde auf r<strong>und</strong> 135 GJ/t „sinken“.<br />

• Würde man im Ausland dieselben spez. Primärenergieaufwendungen zur<br />

Bereitstellung elektrischer Energie wie in Deutschland ansetzen - sei es aus<br />

Vereinfachungsgründen oder weil die Erzeugerstruktur der Import-Länder der<br />

deutschen ähnlich wäre - würde der KEA auf knapp 250 GJ pro Tonne „steigen“.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


110 Weiterführende Überlegungen<br />

Ohne Änderung der Endenergieaufwendungen an sich, kann also der KEA vom<br />

berechneten Wert zwischen +35 <strong>und</strong> -27 % abweichen. Da dies nur drei einer ganzen<br />

Reihe vorstellbarer Faktoren sind, die zu erheblichen Abweichungen des<br />

Bereitstellungsnutzungsgrades für elektrische Energie führen könnten, wird deutlich,<br />

wie wichtig eine genaue Untersuchung scheinbarer „Nebensächlichkeiten“ ist 116 .<br />

Für den KEA der in Deutschland verwendeten Aluminium-Halbzeuge wirkt sich dies<br />

nicht ganz so drastisch aus, da der KEA <strong>von</strong> importiertem mit dem des in Deutschland<br />

produzierten Primär-Aluminiums gewichtet gemittelt wird 117 . Des weiteren wird in<br />

vielen <strong>Halbzeugen</strong> eine nicht unerhebliche Menge Sek<strong>und</strong>är-Aluminium verwendet, das<br />

aber hinsichtlich des KEA ebenfalls zwischen dem in Deutschland produzierten <strong>und</strong><br />

importiertem Sek<strong>und</strong>är-Aluminium quotal gemittelt werden muß. Da am KEA <strong>von</strong><br />

importiertem Sek<strong>und</strong>är-Aluminium ebenfalls ein nicht unerheblicher Anteil durch<br />

elektrische Energie verursacht wird 118 , gelten prinzipiell dieselben obengenannten<br />

Einflußfaktoren wie für Primär-Aluminium.<br />

Einer möglichen Folgerung dieser Ausführungen soll bereits hier widersprochen werden.<br />

Aus der Aussage, daß sich bei Berücksichtigung <strong>von</strong> Importen aus Ländern mit hohem<br />

regenerativen Anteil am Strommix der KEA meist verringert kann aus folgenden<br />

Gründen nicht gefolgert werden, die Produktion in solche Länder zu verlagern:<br />

• Die natürlichen Ressourcen (Wasserkraft, Windkraft) sind auch in Ländern mit<br />

hohem regenerativen Anteil an der Stromerzeugung begrenzt. In vielen Ländern<br />

ist bereits ein Großteil der wirtschaftlich nutzbaren Ressourcen erschlossen, so daß<br />

eine Steigerung des Strombedarf in diesen Ländern eine Veränderung des<br />

Kraftwerksparks hin zu nicht-regenerativen Kraftwerken zur Folge hätte.<br />

• Auch eine Verlagerung der Produktionskapazitäten ohne Zubau <strong>von</strong> Kraftwerken<br />

hätte zur Folge, daß der Strombedarf in zunehmendem Maße <strong>von</strong> nichtregenerativen<br />

Kraftwerken bzw. durch Strom-Importe aus Ländern mit<br />

geringerem regenerativem Anteil gedeckt werden muß.<br />

• Neben den hier untersuchten Umweltauswirkungen (Energieverbrauch,<br />

Emissionen) existiert eine Vielzahl weiterer technischer aber vor allem auch<br />

sozialer Parameter die gegen eine Auslagerung sämtlicher energieintensiver<br />

Prozesse in andere Länder spricht.<br />

1.2 Importstrukturen für Primär-Rohstoffe <strong>und</strong> Seitenimporte<br />

Entscheidende Auswirkungen auf den KEA, wenn auch nicht in dem Maße wie bei den<br />

Primär-Aluminium-Importen, haben allerdings auch die zu berücksichtigenden<br />

Importstrukturen für die Primär-Rohstoffe (Eisenerz, Bauxit <strong>und</strong> Kupferkonzentrate).<br />

Da die Aufwendungen zur Bereitstellung elektrischer Energie in diesen Ländergruppen<br />

<strong>von</strong> denen in Deutschland abweichen 119 , ergibt sich ein anderer KEA, als wenn all diese<br />

Prozesse in Deutschland ablaufen würden. Je höher der KEAel,Mix in diesen<br />

Ländergruppen, desto „größer“ wird der KEA für diese Modulprodukte - die stärksten<br />

116Diese großen Effekte ergeben sich allerdings nur bei der Aluminiumprozeßkette, da der Strombedarf der Elektrolyse<br />

einen sehr großen Anteil (ca. 2/3) am KEA des Primär-Aluminiums verursacht.<br />

117über ihre Anteile an der bereitgestellten Gesamt-Masse<br />

118ca. 25 %<br />

119Siehe auch Tabelle 5, Bericht I<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Sensitivitätsbetrachtung 111<br />

Auswirkungen ergeben sich bei den Importstrukturen für 1995 demnach für Prozesse in<br />

den Ländern, die Eisenerze nach Deutschland exportieren 120 .<br />

Würde man nun allerdings da<strong>von</strong> ausgehen, daß die restlichen Prozeßschritte nach dem<br />

Import dieser Rohstoffe ausschließlich in Deutschland stattfänden, so beginge man<br />

immer noch einen nicht unerheblichen Fehler. In den Abbildungen B-1 <strong>und</strong> C-1 ist<br />

deutlich erkennbar, daß auch Zwischenprodukte importiert werden. Diese<br />

„Seitenimporte“ beziehen sich auf die Importe <strong>von</strong> Tonerde, Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-<br />

Aluminium sowie auf die Importe <strong>von</strong> unraffiniertem Kupfer, Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-<br />

Kupfer. Bei der Stahlprozeßkette sind keine Seitenimporte zu berücksichtigen, da<br />

ausschließlich das Eisenerz importiert wird (siehe Abbildung A-1).<br />

Wenn man bei der Aluminiumprozeßkette z.B. die Primär-Aluminium-Seitenimporte<br />

unberücksichtigt lassen würde, ergäbe sich – wie bereits oben erwähnt - der wesentlich<br />

höher liegende (<strong>und</strong> falsche) KEA <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 240 GJ pro Tonne Primär-Aluminium. Erst<br />

durch die Berücksichtigung dieser Seitenimporte, die immerhin beinahe 66 % des in<br />

Deutschland verwendeten Primär-Aluminiums ausmachen, „reduziert“ sich der KEA für<br />

den gewichteten Mix aus importiertem <strong>und</strong> in Deutschland produzierten Primär-<br />

Aluminium auf ca. 204 GJ/t.<br />

Bei der Kupferprozeßkette ergäben sich ebenfalls Abweichungen. Würde man hier die<br />

Seitenimporte für z.B. Primär-Kupfer vernachlässigen, betrüge der KEA 41.242 MJ/t. Da<br />

aber über 63 % des in Deutschland verwendeten Primär-Kupfers aus dem Ausland<br />

stammen (hier ergibt sich im Gegensatz zum Aluminium ein höherer KEA für im<br />

Ausland produziertes Primär-Kupfer), beträgt der KEA für den gewichteten Mix<br />

44.214 MJ/t.<br />

Ähnliche, allerdings geringere Effekte ergeben sich durch die Berücksichtigung der<br />

Seitenimporte <strong>von</strong> Tonerde <strong>und</strong> unraffiniertem Kupfer. Details sind Kap. B.3.4 bis B.3.6<br />

bzw. Kap. C.4 zu entnehmen.<br />

1.3 Sek<strong>und</strong>ärmetall<br />

Eine weitere Fehlerquelle bei der Bestimmung des KEA ergibt sich aus der Möglichkeit,<br />

alle drei Metalle auch aus sog. Sek<strong>und</strong>är-Rohstoffen (hauptsächlich Schrotte)<br />

herzustellen. Es zeigt sich, daß sich unter Berücksichtigung dieser Sek<strong>und</strong>är-Metalle<br />

(Elektrostahl, Sek<strong>und</strong>är-Aluminium <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Kupfer) im gewichteten Mix mit den<br />

Primär-Metallen ein wesentlich niedrigerer KEA ergibt. Zusätzlich sind bei den<br />

Prozeßketten für Kupfer <strong>und</strong> Aluminium auch die Importe <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metallen zu<br />

berücksichtigen. Es wird also zuerst der Mix zwischen importierten <strong>und</strong> in Deutschland<br />

produzierten Sek<strong>und</strong>är-Metallen gebildet <strong>und</strong> anschließend ergibt sich ein gewichteter<br />

KEA für den Mix aus Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metall.<br />

Die Ergebnisse sind in den folgenden Tabelle nochmals zusammengefaßt.<br />

120 KEAFe-Erz-Mix liegt höher als KEABauxit-Mix <strong>und</strong> KEAcu-Konzentrat-Mix (siehe auch Tabelle 5 im Bericht I).<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


112 Weiterführende Überlegungen<br />

Tabelle 2: KEA der betrachteten Rohmetalle<br />

Metall<br />

Deutlich zu erkennen ist, daß der KEA für den Metall-Mix durchwegs niedriger liegt, als<br />

der für das Primär-Metall. Eine Vernachlässigung der Sek<strong>und</strong>är-Metalle würde<br />

demnach bei obigen Anteilen jeweils einen zwischen 15 <strong>und</strong> 32 % zu hohen KEA für das<br />

jeweils betrachtete Metall ergeben.<br />

Zudem wird deutlich, daß eine Veränderung der Primär/Sek<strong>und</strong>är-Anteile an der<br />

Landesproduktion, ebenso wie die Anteile <strong>von</strong> Import-Sek<strong>und</strong>är-Metall nicht<br />

unerhebliche Auswirkungen auf den KEA der in Deutschland verwendeten Halbzeuge<br />

haben.<br />

Die Berücksichtigung der Sek<strong>und</strong>är-Metalle kann aber auch zu gegenteiligen Effekten<br />

führen. Da z.B. Weißblech ausschließlich aus Primär-Metall sprich Oxygenstahl besteht,<br />

würde sich, wenn man <strong>von</strong> einem Warmband aus einem Stahl-Mix ausgehen würde, für<br />

den KEA <strong>von</strong> Weißblech ein zu niedriger Wert ergeben.<br />

1.4 Halbzeugimporte<br />

Ein Faktor blieb bei dieser Untersuchung bisher unberücksichtigt. Ziel war es, eine<br />

Sachbilanz für in Deutschland verwendete Halbzeuge zu ermitteln. Zusätzlich zu den<br />

Primär-, Sek<strong>und</strong>ärrohstoffen, Zwischenprodukten <strong>und</strong> Rohmetallen werden aber<br />

ebenfalls fertige Halbzeuge im- <strong>und</strong> exportiert. Allgemein ist festzustellen, daß ca. 1/3<br />

der Halbzeugproduktion, die aus diesen Metallen bestehen, exportiert <strong>und</strong> ca. dieselbe<br />

Menge an Halbzeug wieder importiert wird (/Met/, /Brün/). Wie hoch der KEA dieser<br />

importierten Halbzeuge ist, kann aber nicht ermittelt werden, da man für jedes einzelne<br />

Exportland die in dieser Arbeit dargestellten Untersuchungen durchführen müßte.<br />

Dabei wird schnell klar, daß der Aufwand enorm wäre. Deshalb sollten die in dieser<br />

Arbeit ermittelten Ergebnisse als Werte für in Deutschland produzierte Halbzeuge<br />

angesehen werden. Obwohl die Halbzeugimporte zu 75 bis 95 % aus westeuropäischen<br />

Ländern stammen (/Met/, /Brün/) <strong>und</strong> somit <strong>von</strong> einer vergleichbaren Technik<br />

ausgegangen werden kann, wirken sich gerade die in den vorherigen Abschnitten<br />

besprochenen Effekte natürlich auch auf diese Länder aus. D. h. es kann keinesfalls<br />

angenommen werden, daß der KEA für die betrachteten Metalle in ähnlichen Bereichen<br />

liegt, da die Importstrukturen der Rohstoffe <strong>und</strong> Zwischenprodukte, ebenso wie die spez.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

KEA<br />

[GJ/Tonne]<br />

Anteil<br />

Oxygenstahl 18,7 76%<br />

Elektrostahl 8,7 24%<br />

Primär-Aluminium 204,1 74%<br />

Sek<strong>und</strong>är-Aluminium 15,7 26%<br />

Primär-Kupfer 43,2 58%<br />

Sek<strong>und</strong>är-Kupfer 30,7 42%<br />

KEA-Mix<br />

[GJ/Tonne]<br />

16,3<br />

155,0<br />

38,8


Sensitivitätsbetrachtung 113<br />

Primärenergieaufwendungen für die Bereitstellung elektrischer Energie für diese<br />

Länder gänzlich unbekannt sind.<br />

An dieser Stelle sei zudem noch erwähnt, daß selbst bei Kenntnis der oben genannten<br />

Daten, <strong>von</strong> Fall zu Fall ermittelt werden müßte, aus welchem Land schließlich das<br />

tatsächlich im zu bilanzierenden Endprodukt verbaute Halbzeug stammt.<br />

Eine Lösung all dieser in den vorherigen Abschnitten erwähnten Probleme ist entweder<br />

durch eine Reduktion der äußeren Variablen - z.B. man betrachte ein im Jahre 1995 in<br />

Deutschland produziertes Metall-Profil, für das alle Verfahrensschritte nach dem<br />

Bauxitimport in Deutschland ablaufen - oder durch eine wesentlich globalere<br />

Betrachtung unter der Akzeptanz der damit verb<strong>und</strong>enen Ungenauigkeiten zu<br />

erreichen.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


114 Weiterführende Überlegungen<br />

2 KEA <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metallen <strong>und</strong> Heizwert<br />

Der KEA eines Stoffes ist allgemein definiert als:<br />

KEA = KPA + KNA<br />

Zur Rekapitulation:<br />

Der KPA ist der Kumulierte Prozeßenergieaufwand <strong>und</strong> der KNA der Kumulierte<br />

Nichtenergetische Aufwand, also der Heizwert aller nicht als Energieträger genutzten<br />

Einsatzstoffe.<br />

Den Rohstoffen im Berg (Roheisenerzen, Bauxit, Cu-Erzen) wird vor dem Abbau ein<br />

KEA <strong>von</strong> Null zugewiesen, da es sich im wesentlichen um vollkommen oxidierte Stoffe,<br />

also um Stoffe ohne Heizwert handelt. Das wiederum bedeutet, daß z.B. Oxygenstahl<br />

erst durch das Verarbeiten dieser Roheisenerze im Laufe der Prozeßkette einen<br />

Heizwert bekommt. Der Heizwert ergibt sich also durch Zufuhr der Bindungsenergie<br />

während der Verarbeitungsschritte, wodurch der Sauerstoff abgespaltet werden kann<br />

<strong>und</strong> somit das betrachtete Metall gewonnen wird.<br />

Wie verhält es sich allerdings mit den Schrotten, die z.B. für Elektrostahl als Sek<strong>und</strong>är-<br />

Rohstoffe dienen?<br />

Als erste zu diskutierende Möglichkeit soll den Schrotten in der Deponie oder den<br />

Reststoffen eines Produkts, ein KEA <strong>von</strong> Null zugeschrieben werden. Der KEA, der z.B.<br />

Fe-Schrotten zugeschrieben wird, ist lediglich durch vorgelagerte Verfahren - hier ein<br />

Schreddern, Sortieren <strong>und</strong> Transportieren dieser Schrotte - bedingt. Der Heizwert dieser<br />

Schrotte wird für die Betrachtung der Halbzeugherstellung ausgeklammert. D.h. der<br />

KNA der Schrotte, der sich aus den Heizwerten ergibt, beträgt Null.<br />

Eine andere Möglichkeit wäre, einem Produkt aus einem Metall den Heizwert des<br />

Schrottes, zu dem Zeitpunkt, zu dem es nach der Nutzungsphase entsorgt wird,<br />

gutzuschreiben <strong>und</strong> somit den KEA des Produkts nachträglich zu verringern. Nun hat<br />

der Schrott einen KNA <strong>und</strong> dies wird dann im KEA des Sek<strong>und</strong>är-Rohstoffes <strong>und</strong><br />

schließlich im Sek<strong>und</strong>är-Metall berücksichtigt. Insgesamt wäre der KEA des Primär-<br />

Metalls nach der Entsorgung um den Heizwert geringer <strong>und</strong> der KEA des Sek<strong>und</strong>är-<br />

Metalls entsprechend höher. Nach /KEA/ würde bei der Entsorgung des Sek<strong>und</strong>är-<br />

Metalls dann erneut der Heizwert gutgeschrieben <strong>und</strong> an den Tertiär-Rohstoff<br />

weitergegeben usw. Der Heizwert wird also <strong>von</strong> Nutzungsphase zu Nutzungsphase<br />

„durchgereicht“.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


KEA <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metallen <strong>und</strong> Heizwert 115<br />

250<br />

KEA<br />

[GJ/t]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Heizwert<br />

Primär-<br />

Aluminium<br />

Sek<strong>und</strong>är-<br />

Aluminium<br />

Tertiär-<br />

Aluminium<br />

.......-<br />

Aluminium<br />

Abbildung 2: „Durchreichen“ des Heizwerts <strong>von</strong> Nutzungsphase zu Nutzungsphase<br />

am Beispiel das Aluminiums 121<br />

Wenn man allerdings, wie in der vorliegenden Arbeit, die Bilanzgrenze bei der<br />

Bereitstellung der Halbzeuge zieht, kann man noch nichts über die Nutzung bzw. über<br />

ein Recycling des Primär-Produktes aussagen. Streng genommen müßte man dem<br />

Schrott, aus dem im gleichen Zeitrahmen ein Sek<strong>und</strong>är-Produkt hergestellt wird, den<br />

KNA mitanrechnen <strong>und</strong> es ergäbe sich für das Sek<strong>und</strong>är-Metall ein erhöhter KEA. Der<br />

KEA für den Mix aus Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Metall wäre letztlich zu hoch angesetzt.<br />

Anders betrachtet könnte man unter der Voraussetzung des idealen Recyclings den KNA<br />

aus dem Lebenszyklen-Kreislauf ausgrenzen, da sowohl das Primär-Metall als auch das<br />

Sek<strong>und</strong>är-Metall irgendwann einmal entsorgt <strong>und</strong> recycelt wird 122 . Dies ergäbe für den<br />

KEA des Mix einen zu niedrigen Wert.<br />

Dies zeigt - keine der Methoden ist optimal oder kann für sich beanspruchen, die einzig<br />

richtige zu sein. Da die in dieser Arbeit betrachteten Halbzeuge niemals ausschließlich<br />

aus Sek<strong>und</strong>är-Metall, sondern entweder nur aus Primär-Metall oder einem Mix aus<br />

beidem gefertigt werden, erscheint die als erstes beschriebene Methode als die<br />

„korrektere“, zumal man auch annehmen kann, daß die Metalle während ihrer Lagerung<br />

in Deponien oxidieren (rosten) <strong>und</strong> auf diese Weise ihren Heizwert zum Teil oder<br />

vollständig einbüßen können. Hinzuzufügen ist noch, daß eine isolierte Betrachtung des<br />

Sek<strong>und</strong>är-Metalls unabhängig vom primären Metall nicht sinnvoll ist, da es ohne<br />

Primär-Metall kein Sek<strong>und</strong>är-Metall gäbe.<br />

Bei der Betrachtung eines kompletten Lebenszyklusses sollte man jedoch das<br />

„Durchreichen“ des Heizwertes <strong>von</strong> Nutzungsphase zu Nutzungsphase favorisieren , da<br />

hierduch die tatsächlichen Gegebenheiten besser widergespiegelt werden. Problematisch<br />

dabei wäre allerdings, daß für alle eingesetzten Sek<strong>und</strong>är-Rohstoffe (Schrott o.ä.) der<br />

Oxidationsgrad ermittelt werden müßte, um den bei der Lagerung durch Oxidation<br />

zumindest teilweise eingebüßten Heizwert berücksichtigen zu können.<br />

121 Es wurde der KEA für in Deutschland produziertes Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>är-Aluminium dargestellt.<br />

122 Auch die Metalle der weiteren Nutzungsphasen werden recycelt.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


116 Weiterführende Überlegungen<br />

Aus den oben aufgeführten Gründen <strong>und</strong> unter Berücksichtigung der Zielsetzung, die<br />

Prozeßenergieaufwendungen mit den damit verb<strong>und</strong>enen Emissionen bei der<br />

Prdoduktion unterschiedlicher Metalle darzustellen, erscheint die in dieser Studie<br />

gewählte Vorgehensweise als die zielführendste.<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Literaturverzeichnis A-1<br />

Literaturverzeichnis<br />

Anhang<br />

AGE 93 Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen: Energiebilanzen der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland: Band III (1991). Frankfurt a. M.: Verlags- <strong>und</strong> Wirtschaftsgesellschaft<br />

der Elektrizitätswerke mbH, 1993<br />

AlMB Aluminium-Zentrale; „Aluminium-Merkblatt“ Nr. W1; Aluminium-Verlag Marketing<br />

<strong>und</strong> Kommunikations GmbH; 5. Auflage; Düsseldorf<br />

AlTB W. Hufnagel; „Aluminium-Taschenbuch“; Aluminium-Verlag Marketing <strong>und</strong><br />

Kommunikations GmbH; Düsseldorf 1988<br />

B<strong>und</strong> Drucksache 13/6833 vom 28.01.97, Antwort der B<strong>und</strong>esregierung auf die große<br />

Anfrage der Abgeordneten Dr. F. Rochlitz, M. Hustedt, G. Altmann, A. Schmidt <strong>und</strong><br />

der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Drucksache 13/5247) bezüglich des Themas<br />

„Aluminium - ökonomische, ökologische <strong>und</strong> soziale Folgen“<br />

Bur Telefonische Mitteilung <strong>von</strong> Hr. Buhrfeindt, Betriebsleiter des Aluminiumoxidwerks<br />

Stade (AOS) in Stade<br />

Chem Charles E. Mortimer; „Chemie - Das Basiswissen der Chemie“; Georg Thieme Verlag;<br />

5. Auflage; New York 1987<br />

Corr R. Corradini; „<strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Metallen“; Diplomarbeit am Physik-<br />

Department der TU München; München November 1997<br />

CuV Kupfer-Vorkommen, Gewinnung, Eigenschaften, Verarbeitung, Verwendung";<br />

Informationsdruck Nr. i004 des Deutschen Kupferinstituts (DKI); Düsseldorf 2/97<br />

Die Diercke Weltatlas; Auflage 1994; Georg Westermann Verlag; Braunschweig 1988 <strong>und</strong><br />

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EvF Technisches Informationsmaterial der Firma Thyssen Stahl AG in Duisburg;<br />

„Elektrolytisch veredeltes Feinblech, Electoplated Steel Sheet“; Best.-Nr. 2070;<br />

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Fab Technisches Informationsmaterial der Grube Fabrica in Brasilien; Ferteco Mineração;<br />

4 Broschüren aus den Jahren 1987 <strong>und</strong> 1993; bezogen über Hr. Dr. Kegler bei der<br />

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Fri J. Friedrich; „Kumulierter Energieaufwand <strong>von</strong> Weißblechgetränkedosen“;<br />

Diplomarbeit am Lehrstuhl für Energie- <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik der TU München<br />

1991<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


A-2 Anhang<br />

FvF Technisches Informationsmaterial der Firma Thyssen Stahl AG in Duisburg;<br />

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Duisburg 1993<br />

GEM3 U. Fritsche, L. Rausch; „Gesamt-Emissions-Modell Integrierter Systeme (GEMIS)<br />

Version 3.08"; Programm zur Analyse der Umweltaspekte <strong>von</strong> Energie-, Stoff- <strong>und</strong><br />

Transportprozessen; Öko-Institut; Darmstadt/Freiburg/Berlin/Kassel Dezember<br />

1989 - 1999<br />

Har Telefonische Mitteilung <strong>von</strong> Hr. Hardwig <strong>von</strong> der Krupp AG, Abt. Binnenschiffahrt in<br />

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Hoch H. Scheppe; „Was der Hochöfner <strong>von</strong> seiner Arbeit wissen muß“; Stahleisen-Verlag;<br />

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1995<br />

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1992<br />

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MEtallhüttenwesen <strong>und</strong> Elektrometallurgie der RWTH Aachen<br />

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„Ökobilanzen für Stahlprodukte - Sachstand <strong>und</strong> Perspektiven“; Sonderdruck aus<br />

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SBFe2 J. A. Philipp, W. Theobald, W. Volkhausen; „Fortschreibung der Ökobilanz für<br />

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FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


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116 (1996) Nr. 8; Seite 81-87; Stahleisen Düsseldorf<br />

SES O.Rentz, H. Püchert, T. Penkuhn, T. Spengler; „Stoffstrommanagement in der Eisen<strong>und</strong><br />

Stahlindustrie“ Konkretisierung des § 5 Abs. 1 Nr. 1 Nr. 3 BImSchG;<br />

Forschungsbericht 10406001; Deutsch-Französisches Institut für Umweltforschung,<br />

Universität Karlsruhe (TH); Umweltb<strong>und</strong>esamt; Berlin 1996<br />

TdC W. Schröter, K.-H. Lautenschläger, H. Bibrack; „Taschenbuch der Chemie“; Harri<br />

Deutsch Verlag; 11. Auflage; Frankfurt a. Main 1984<br />

SF „Stahlfibel“; Verein deutscher Eisenhüttenleute; Stahleisen-Verlag; Düsseldorf 1989<br />

vEzS „Vom Erz zum Stahl“; Schaubild <strong>und</strong> Kurzbeschreibung der Stahlprozeßkette;<br />

Stahlinformations-Zentrum; Düsseldorf 1995<br />

VDEW Fichtner Development Engineering (FDE); „VDEW-GEMIS-Datensatz, Energiebedarf<br />

<strong>und</strong> Emissionen <strong>von</strong> Kraftwerken <strong>und</strong> Prozessen“, erstellt im Auftrag der Vereinigung<br />

Deutscher Elektrizitätswerke - VDEW - e.V.; Mai 1996<br />

WB Technisches Informationsmaterial der Firma Thyssen Stahl AG in Duisburg;<br />

„Warmband, Hot-rolled Coil and Strip“; Best.-Nr. 0500; Duisburg 1996<br />

Wen Telefonische Mitteilung <strong>von</strong> Hr. Wens vom Rohstoffhandel in Düsseldorf bzw.<br />

zugesandte Kurzinformationen <strong>von</strong> Hr. Wens; 1997<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


<strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong><br />

Teil IV Kunststoffe<br />

Auftraggeber:<br />

Bayerische<br />

Forschungsstiftung<br />

FfE-Auftragsnummer: 065.1/KEA<br />

Bearbeitet am Lehrstuhl für Energiewirtschaft<br />

<strong>und</strong> Anwendungstechnik der TU München<br />

Bearbeiter:<br />

P. Tzscheutschler<br />

München, im Juli 1999<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft<br />

Am Blütenanger 71<br />

80995 München<br />

Tel.: (089) 158 121 - 0<br />

Fax: (089) 158 121 - 10<br />

E-mail: gfpe@ffe.de<br />

Internet: www.ffe.de


Einführung<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Rahmenbedingungen zur <strong>Bilanzierung</strong>.......................................................................................... 1<br />

2 Allokation des KEA bei mehreren Outputprodukten .................................................................... 1<br />

3 KEA für Anlagen <strong>und</strong> Betriebsmittel .............................................................................................. 2<br />

4 Emissionen........................................................................................................................................ 2<br />

A. Polyethylen<br />

1 Einleitung .......................................................................................................................................... 5<br />

2 Rohstoffe ........................................................................................................................................... 6<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe.............................................................................................................................6<br />

2.2 Energetische Daten..........................................................................................................................................6<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .......................................................................................................................................7<br />

3 PE-Granulate ..................................................................................................................................... 8<br />

3.1 Herstellung.......................................................................................................................................................8<br />

3.2 Energetische Daten..........................................................................................................................................9<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .......................................................................................................................................9<br />

4 Folie aus LDPE................................................................................................................................ 10<br />

4.1 Herstellung.....................................................................................................................................................10<br />

4.2 Energetische Daten........................................................................................................................................11<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................11<br />

B. Polypropylen<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................ 13<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 14<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe...........................................................................................................................14<br />

2.2 Energetische Daten........................................................................................................................................14<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................14<br />

3 PP-Granulat ..................................................................................................................................... 15<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................15<br />

3.2 Energetische Daten........................................................................................................................................15<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................15<br />

4 PP-Spritzgußteil .............................................................................................................................. 16<br />

4.1 Herstellung.....................................................................................................................................................16<br />

4.2 Energetische Daten........................................................................................................................................16<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................16<br />

i


ii Inhaltsverzeichnis<br />

C. Polyvinylchlorid<br />

1 Einleitung......................................................................................................................................... 17<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 18<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe...........................................................................................................................18<br />

2.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................18<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................18<br />

3 PVC-Pulver ...................................................................................................................................... 19<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................19<br />

3.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................19<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................20<br />

4 PVC-Kabelisolierung ...................................................................................................................... 20<br />

4.1 Herstellung.....................................................................................................................................................20<br />

4.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................20<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................21<br />

D. Polystyrol<br />

1 Einleitung......................................................................................................................................... 23<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 23<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe...........................................................................................................................23<br />

2.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................24<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................25<br />

3 PS-Granulat ..................................................................................................................................... 26<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................26<br />

3.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................27<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................27<br />

4 EPS-Dämmstoff............................................................................................................................... 29<br />

4.1 Herstellung.....................................................................................................................................................29<br />

4.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................29<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................29<br />

E. Acrylnitril-Butadien-Styrol<br />

1 Einleitung......................................................................................................................................... 33<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 34<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe...........................................................................................................................34<br />

2.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................34<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................34<br />

3 ABS-Granulat .................................................................................................................................. 35<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................35<br />

3.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................35<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................35<br />

4 ABS-Spritzgußteil ........................................................................................................................... 36<br />

4.1 Herstellung.....................................................................................................................................................36<br />

4.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................36<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................36


F. Thermoplastische Polyolefine<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................ 38<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 39<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe...........................................................................................................................39<br />

2.2 Energetische Daten........................................................................................................................................39<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................39<br />

3 TPO-Pulver ...................................................................................................................................... 39<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................39<br />

3.2 Energetische Daten........................................................................................................................................40<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................40<br />

4 TPO-Folie......................................................................................................................................... 40<br />

4.1 Herstellung.....................................................................................................................................................40<br />

4.2 Energetische Daten........................................................................................................................................40<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................41<br />

G. Polyurethan<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................ 43<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 44<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe...........................................................................................................................44<br />

2.2 Energetische Daten........................................................................................................................................44<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................44<br />

3 PU-Hartschaum............................................................................................................................... 45<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................45<br />

3.2 Energetische Daten........................................................................................................................................45<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................45<br />

4 PU-Weichschaum ........................................................................................................................... 45<br />

4.1 Herstellung.....................................................................................................................................................45<br />

4.2 Energetische Daten........................................................................................................................................46<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................46<br />

H. Epoxidharz<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................................ 49<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 50<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe...........................................................................................................................50<br />

2.2 Energetische Daten........................................................................................................................................50<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................50<br />

3 Epoxidharz ...................................................................................................................................... 51<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................51<br />

3.2 Energetische Daten........................................................................................................................................51<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................51<br />

iii


iv Inhaltsverzeichnis<br />

I. Styrol-Butadien-Kautschuk<br />

1 Einleitung......................................................................................................................................... 53<br />

2 Rohstoffe ......................................................................................................................................... 54<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe...........................................................................................................................54<br />

2.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................54<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................54<br />

3 Styrol-Butadien-Kautschuk ........................................................................................................... 54<br />

3.1 Herstellung.....................................................................................................................................................54<br />

3.2 Energetische Daten .......................................................................................................................................55<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen .....................................................................................................................................55<br />

Anhang<br />

1 Literaturverzeichnis...................................................................................................................... A-1<br />

2 Weiterführende Literatur.............................................................................................................. A-3


Einführung<br />

Wegen ihrer vielfältigen Eigenschaften wie z.B. Resistenz gegen Chemikalien <strong>und</strong><br />

Umwelteinflüsse, gute Formbarkeit, Stabilität bei vergleichsweise geringem Gewicht<br />

<strong>und</strong> je nach Kunststoffart auch Thermoplastizität, Elastizität, Färbbarkeit steigt der<br />

Anteil <strong>von</strong> Kunststoffen an beinahe beliebigen Produkten stetig an. Gleichzeitig ist<br />

jedoch der Lebensweg <strong>von</strong> Kunststoffen <strong>von</strong> der Förderung <strong>und</strong> dem Transport der<br />

Rohstoffe (vorwiegend Mineralöle) über die Prozesse der petrochemischen Industrie bis<br />

zur Entsorgung mit erheblichen Umwelteinflüssen verb<strong>und</strong>en.<br />

Ein Teil dieses Lebensweges, die Herstellung, wird in der folgenden Studie detailliert<br />

betrachtet. Wegen der Komplexität der untersuchten petrochemischen Prozesse sind<br />

detaillierte Informationen, wie sie für die im Rahmen dieses Projektes durchgeführte<br />

Prozeßkettenanalyse notwendig sind, jedoch nur schwer zu erhalten. Daher<br />

muß - insbesondere bei den Emissionen - mit Abschätzungen gearbeitet werden.<br />

1 Rahmenbedingungen zur <strong>Bilanzierung</strong><br />

Der Bilanzraum für die Herstellung der Kunststoffe <strong>und</strong> Kunststoffprodukte ist<br />

Deutschland. Es werden die sich aus den entsprechenden Vorketten ergebenden<br />

Bereitstellungsnutzungsgrade der eingesetzten Energieträger verwendet. Da ein<br />

erheblicher Anteil der in Deutschland zur Stromerzeugung, Herstellung <strong>von</strong> Kraftstoffen<br />

oder zum direkten Einsatz bestimmten Energieträger aus dem Ausland importiert<br />

werden, berücksichtigen die in /FfE98/ angegebenen Werte auch länderspezifische<br />

Unterschiede in den Vorketten.<br />

Für die <strong>Bilanzierung</strong> muß teilweise auf Daten zurückgegriffen werden, die sich auf in<br />

Europa bestehende Anlagen beziehen. Wird unterstellt, daß sich die Endenergieverbräuche<br />

eines Prozesses im Ausland nicht <strong>von</strong> denen des gleichen Prozesses in<br />

Deutschland unterscheiden, so können aus diesen Daten unter Verwendung der<br />

entsprechenden Vorketten für Deutschland gültige Primärenergieaufwendungen<br />

abgeleitet werden.<br />

2 Allokation des KEA bei mehreren Outputprodukten<br />

Bei zahlreichen Prozessen in der Mineralölverarbeitung <strong>und</strong> der chemischen Industrie<br />

entsteht nicht das Zielprodukt allein, sondern daneben auch eine Reihe weiterer<br />

nutzbarer Nebenprodukte. So entstehen z.B. beim Steamcracking neben Rohstoffen für<br />

die Kunststoffherstellung - Ethylen <strong>und</strong> Propylen - verschiedene Fraktionen, die Stoffe<br />

enthalten, die als Chemiegr<strong>und</strong>stoffe, als Energieträger in der Raffinerie oder auch zur<br />

Erzeugung <strong>von</strong> Kraftstoffen eingesetzt werden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit,<br />

den KEA auf die Outputprodukte aufzuteilen (Allokation).<br />

Bei den Hauptprodukten der Raffinerien handelt es sich um Kraft- <strong>und</strong> Brennstoffe, die<br />

fast ausschließlich als Energieträger eingesetzt werden. Die Produktion <strong>von</strong><br />

Chemiegr<strong>und</strong>stoffen (Ethylen, Propylen, u.a.) ist dagegen mengenmäßig <strong>von</strong> nur<br />

1


2 Einführung<br />

untergeordneter Bedeutung. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es hier sinnvoll die Allokation des<br />

KEA auf die Outputprodukte proportional zu deren Energieinhalt (Heizwert, HU)<br />

durchzuführen.<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> Kunststoffen werden jedoch auch Stoffe eingesetzt, deren<br />

Energieinhalt <strong>von</strong> geringer Bedeutung sind, z.B. Chlor <strong>und</strong> Ca(OH)2. Hier würde eine<br />

Allokation des KEA proportional zum Energieinhalt der Outputprodukte die Ergebnisse<br />

verzerren. In solchen Fällen wird eine massenproportionale Aufteilung des KEA<br />

durchgeführt.<br />

3 KEA für Anlagen <strong>und</strong> Betriebsmittel<br />

Aus /FfE98/ läßt sich über die Umwandlungsnutzungsgrade <strong>und</strong> die<br />

Bereitstellungsnutzungsgrade <strong>von</strong> Mineralölprodukten der KEA zur Herstellung der<br />

erforderlichen Anlagen (Raffinerie) mit r<strong>und</strong> 0,7% des spezifischen Energieinhalts der<br />

ausgestoßenen Produkte ableiten. Überträgt man diesen Wert auf Ethylen (Heizwert<br />

bzw. spezifischer Energieinhalt 47,2 MJ/kg), so beträgt der KEA der Produktionsanlagen<br />

0,33 MJ/kgEthylen.<br />

Der Anteil der erforderlichen Produktionsanlagen liegt bei einem KEA für Ethylen <strong>von</strong><br />

56,2 MJ/kg damit deutlich unter 1% <strong>und</strong> somit unter der Genauigkeit, mit der die Daten<br />

erhoben wurden <strong>und</strong> ausgewiesen werden können. Ähnliches gilt auch für die anderen<br />

bilanzierten Kunststoffe <strong>und</strong> Kunststoffprodukte.<br />

Aus diesen Gründen ist es zulässig den Anteil der Anlagen <strong>und</strong> Betriebsmittel am KEA<br />

der Kunststoffe <strong>und</strong> Kunststoffprodukte - wie soeben am Beispiel <strong>von</strong> Ethylen<br />

durchgeführt - abzuschätzen.<br />

4 Emissionen<br />

Analog zu den anderen GABIE-Teilprojekten wurden auch für die petrochemischen<br />

Prozesse in diesem Teilbericht Standard-Emissionsfaktoren zugr<strong>und</strong>egelegt, um die<br />

Emissionen bei der Verbrennung der energetisch genutzten Materialien zu bestimmen.<br />

Darüberhinaus ist die genaue Zusammensetzung der in der petrochemischen Industrie<br />

eingesetzten Energieträger (z.B. Raffineriegas) nicht bekannt, so daß Abschätzungen mit<br />

ähnlichen, bekannten Energieträgern durchgeführt werden mußten.<br />

Der Vergleich der so ermittelten Emissionen mit Werten aus z.B. /Boust93/ liefert<br />

folgende Ergebnisse:<br />

• Die hier berechneten CO2-Emissionen liegen meist über den Vergleichswerten aus<br />

/Boust93/, was sowohl auf einen weiteren Bilanzraum als auch auf eine<br />

unterschiedliche Brennstoffzusammensetzung zurückgeführt werden kann.<br />

• Bei den SO2 <strong>und</strong> NOx-Emissionen zeigen sich deutliche Abweichungen. /Boust93/<br />

weist hier deutlich höhere Werte aus. Während höhere NOx-Emissionen auf<br />

ungünstige Verbrennungsprozesse hinweisen, sind die Abweichungen bei den SO2-<br />

Emissionen auf höhere Schwefelanteile in den Brennstoffen zurückzuführen. Da über<br />

beide Einflußparameter keine detaillierten Informationen vorliegen, können die hier


Emissionen 3<br />

ermittelten Emissionswerte nur als Abschätzung bzw. als untere Grenze für die<br />

Emissionsmengen angenommen werden.<br />

• Die in /Boust93/ als Summenwert angegebenen Kohlenwasserstoffemissionen<br />

stimmen im rahmen der angestrebten Genauigkeit weitestgehend mit der Summe<br />

der hier berechneten CH4- <strong>und</strong> NMVOC-Emissionen überein.<br />

• Bei den sonstigen Emissionen zeigt sich keine einheitliche Tendenz. Die Werte<br />

werden der Vollständigkeit halber angegeben, sollten wegen der vielfältigen<br />

Einflußparameter jedoch nur als Anhaltswerte verwendet werden.


1 Einleitung<br />

A. Polyethylen<br />

Polyethylen ist - mit einem Bedarf <strong>von</strong> über 2.000 kt im Jahr 1995 - der am häufigsten in<br />

Deutschland verwendete Kunststoff. Durch unterschiedliche Polymerisationsverfahren<br />

können <strong>von</strong> diesem Thermoplast drei verschiedene Qualitäten hergestellt werden.<br />

Polyethylen mit niedriger Dichte (low density PE, LDPE), Polyethylen mit niedriger<br />

Dichte <strong>und</strong> linearer Vernetzung (linear low density PE, LLDPE) <strong>und</strong> Polyethylen mit<br />

hoher Dichte (high density PE, HDPE). Die mechanischen Eigenschaften steigen mit der<br />

Dichte, so daß Zug- <strong>und</strong> Temperaturfestigkeit <strong>von</strong> HDPE höher liegen als <strong>von</strong> LDPE <strong>und</strong><br />

LLDPE.<br />

Bevorzugte Anwendungen für LDPE <strong>und</strong> LLDPE sind Folien, HDPE wird zu<br />

Hohlkörpern (z.B. Getränkeflaschen), Spritzgußteilen <strong>und</strong> Rohren verarbeitet.<br />

Als Beispiel für ein Kunststoffprodukt aus Polyethylen wird die Herstellung <strong>von</strong> Folie<br />

aus LDPE bilanziert. Eine Übersicht über die Produktionsschritte vom Erdöl zur LDPE-<br />

Folie gibt Abbildung A-1<br />

Raffinerie<br />

Polymerisation<br />

zu LDPE<br />

LDPE-<br />

Granulat<br />

Folienherstellung<br />

LDPE-Folie<br />

Erdöl<br />

Exploration, Aufbereitung,<br />

Transport<br />

Erdöl<br />

Steamcracking<br />

Ethylen<br />

Polymerisation<br />

zu LLDPE<br />

LLDPE-<br />

Granulat<br />

Destillation<br />

weitere Prozesse<br />

Polymerisation<br />

zu HDPE<br />

HDPE-<br />

Granulat<br />

Abbildung A-1: Strukturbild zur Herstellung <strong>von</strong> LDPE-Folie<br />

5


6 A. Polyethylen<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Ethylen, der Rohstoff für die Polymerisation <strong>von</strong> Polyethylen, wird überwiegend durch<br />

Steamcracking aus verschiedenen Raffinerieprodukten gewonnen. In den Cracker wird<br />

überwiegend Naphtha (Rohbenzin) aber auch Ethan, Flüssiggas <strong>und</strong> Gasöl eingesetzt.<br />

Durch die Einleitung <strong>von</strong> Dampf bei hohen Temperaturen (850°C) werden die<br />

Einsatzstoffe in ungesättigte kürzere Kohlenwasserstoffmoleküle - darunter Ethylen<br />

<strong>und</strong> Propylen - gespalten.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Der Nutzungsgrad für die Bereitstellung des in deutschen Raffinerien eingesetzten<br />

Rohöls beträgt 96,4% /FVV98/. Dies bedeutet, daß 3,6% des Energieinhalts für die<br />

Exploration, Förderung, Aufbereitung <strong>und</strong> den Transport zu den Raffinerien in<br />

Deutschland benötigt werden.<br />

Das in der petrochemischen Industrie eingesetzte Naphtha wird direkt aus der<br />

Destillation gewonnen. Ethan, Flüssiggas <strong>und</strong> Gasöl werden dieser <strong>und</strong> weiteren<br />

Produktionsstufen einer Raffinerie entnommen. Der Prozeßenergiebedarf zur<br />

Gewinnung <strong>von</strong> Naphtha, Ethan, Flüssiggas <strong>und</strong> Gasöl aus Rohöl beträgt zwischen 1,3<br />

<strong>und</strong> 3,5 MJ/kg.<br />

In der Raffinerie werden als Energieträger zu über 80% raffinerieeigene Stoffe - vor<br />

allem Raffineriegas <strong>und</strong> schweres Heizöl - eingesetzt. R<strong>und</strong> 15% des Energiebedarfs wird<br />

durch Zukauf, in erster Linie <strong>von</strong> Erdgas, gedeckt. Die restlichen r<strong>und</strong> 5% werden als<br />

Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen. Ein Teil der Energieträger werden in<br />

raffinerieeigenen Heizkraftwerken zur Prozeßdampf- <strong>und</strong> Stromeigenerzeugung<br />

verfeuert. /EBI94/<br />

Im Steamcracker werden die Einsatzstoffe Ethan, Flüssiggas <strong>und</strong> Gasöl zu Ethylen,<br />

Propylen <strong>und</strong> einer Reihe weiterer Kohlenwasserstoffverbindungen (darunter Wasserstoff,<br />

Methan, Raffineriegas <strong>und</strong> Aromate) aufgespalten. Insgesamt entstehen im<br />

Cracker aus 3,2 kg Einsatzstoffen 1,0 kg Ethylen, 0,5 kg Propylen <strong>und</strong> 1,7 kg an<br />

weiteren Kohlenwasserstoffverbindungen. Ein Teil der Koppelprodukte wird zur<br />

Rohstofferzeugung in der chemischen Industrie verwendet, der überwiegende Teil<br />

(Wasserstoff, Methan) wird direkt zur Beheizung des Crackers bzw. zur Strom-<br />

/Dampferzeugung in der Raffinerie genutzt. An Prozeßenergie werden im Steamcracker<br />

6,5 MJ/kgOutput Brennstoffe (inkl. Dampferzeugung) <strong>und</strong> 0,1 MJ/kgOutput Strom benötigt.<br />

/Joost98/<br />

Die Gewinnung <strong>von</strong> Ethylen findet direkt in der Raffinerie statt, in der die Einsatzstoffe<br />

erzeugt werden. Die Transportaufwendungen innerhalb der Raffinerie können vernachlässigt<br />

werden, Transporte außerhalb der Raffinerie finden nicht statt.


Rohstoffe 7<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Da r<strong>und</strong> 60 % des Ethylens durch Steamcracking <strong>von</strong> Naphta hergestellt werden, sind<br />

die Energieströme dieses Prozesses in Abbildung A-2 dargestellt.<br />

Raffineriegas (FCC)<br />

aus Raffinerie - D<br />

23.32 MJ (41,7 %)<br />

Mineralölprodukte in<br />

Raffineriefeuerung - D<br />

4.52 MJ (8,1 %)<br />

Rohöl frei Raffinerie - D<br />

150.57 MJ (269,5 %)<br />

Verbrennung <strong>von</strong><br />

Raffineriegas Deutschland<br />

Raffineriegas (FCC) in<br />

Raffineriefeuerung - D<br />

23.32 MJ (41,7 %)<br />

<strong>von</strong> Naphta<br />

55.88 MJ (100,0 %)<br />

155.09 MJ (277,5 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

0.92 MJ (1,7 %)<br />

1.02 MJ (1,8 %)<br />

0.11 MJ (0,2 %)<br />

6.57 MJ (11,8 %)<br />

4.26 MJ (7,6 %)<br />

29.60 MJ (53,0 %)<br />

37.38 MJ (66,9 %)<br />

17.82 MJ (31,9 %)<br />

28.74 MJ (51,4 %)<br />

Deutschland<br />

0.00 MJ (0,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

ab Kraftwerk<br />

0.92 MJ (1,6 %)<br />

Abbildung A-2: KEA-Flußdiagramm der Ethylenherstellung durch Steamcracking <strong>von</strong><br />

Naphta


8 A. Polyethylen<br />

In Tabelle A-1 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Bereitstellung der<br />

Rohstoffe zur Ethylenproduktion <strong>und</strong> die für das Zielprodukt Ethylen resultierenden<br />

Werte dargestellt.<br />

Der Kumulierte Energieaufwand zur Herstellung <strong>von</strong> Ethylen errechnet sich, unter<br />

Berücksichtigung der Anteile der eingesetzten Stoffe, zu 56,2 MJ/kg. In diesen Wert geht<br />

neben den kumulierten Energieaufwendungen zur Bereitstellung der Inputstoffe<br />

(48,2 MJ/kgEthylen) <strong>und</strong> den primärenergetischen Prozeßenergieverbräuchen<br />

(7,6 MJ/kgEthylen) auch der KEA für die Anlagen <strong>und</strong> Betriebsmittel (0,3 MJ/kgEthylen) ein.<br />

Tabelle A-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen zur Polyethylenherstellung<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

3 PE-Granulate<br />

3.1 Herstellung<br />

Für die Polymerisation <strong>von</strong> Ethylen zu Polyethylen kommen mehrere Verfahren zur<br />

Anwendung:<br />

• Massepolymerisation<br />

• Niederdruckpolymerisation<br />

• Lösungspolymerisation<br />

• Fällungspolymerisation<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

Bei der Massepolymerisation verbinden sich die Monomere bei hoher Temperatur (ca.<br />

200°C) <strong>und</strong> hohem Druck (1.500 - 2.000 bar) im flüssigen Zustand zu Polymeren,<br />

während sich die Reaktanden bei der Niederdruckpolymerisation im gasförmigen<br />

Zustand befinden <strong>und</strong> sich mit Hilfe eines Katalysators zu Molekülketten verbinden. Für<br />

die Lösungspolymerisation wird dem Ethylen ein Lösungsmittel (z.B. Xylol) zugegeben.<br />

Durch Zugabe <strong>von</strong> Katalysatoren erfolgt dann die Polymerisation zu Polyethylen.<br />

Anschließend wird das Lösungsmittel verdampft, um das PE in Reinform zu gewinnen.<br />

Ähnlich läuft auch die Fällungspolymerisation ab, es wird dabei ein Lösungsmittel<br />

verwendet, in dem das Monomer nicht jedoch das Polymer löslich ist. Das so erzeugte<br />

Polyethylen fällt daher aus der Lösung aus.<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Naphtha 47,0 0,365 0,6 2,2 1,0 4,3 8,0 0,0 0,2<br />

Flüssiggas 51,3 0,530 0,8 2,7 1,2 4,7 8,4 0,0 0,2<br />

Gasöl 46,8 0,432 0,7 2,4 1,0 4,3 7,8 0,0 0,2<br />

Ethan 52,2 0,495 0,8 2,7 1,2 4,8 8,6 0,0 0,2<br />

Ethylen 56,2 0,965 1,0 3,2 1,6 5,7 9,4 0,0 0,3<br />

z. Vergleich:<br />

Ethylen nach /Boust93b/ 0,529 0,6 6,0 4,0 7,0 - 1,0<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


PE-Granulate 9<br />

Tabelle A-2 zeigt die Anteile der Polymerisationsverfahren für die Herstellung <strong>von</strong><br />

LDPE, LLDPE <strong>und</strong> HDPE in Deutschland.<br />

Tabelle A-2: Anteile der Verfahren bei der Herstellung <strong>von</strong> Polyethylen /Joost98/<br />

3.2 Energetische Daten<br />

Bei der Polymerisation <strong>von</strong> LLDPE <strong>und</strong> HDPE werden, abhängig vom angewandten<br />

Verfahren, zur Herstellung <strong>von</strong> 1 kg LLDPE bzw. HDPE zwischen 0,3 <strong>und</strong> 1,8 MJ<br />

Dampf zur Beheizung der Reaktoren <strong>und</strong> ggf. zum Austreiben des Lösungsmittels<br />

benötigt. Bei der Massepolymerisation <strong>von</strong> LDPE entsteht dagegen Dampf (0,4 MJ/kgPE),<br />

der für andere Prozesse verwendet werden kann. Für elektrische Antriebe <strong>und</strong> zur<br />

Druckerzeugung werden zwischen 0,3 <strong>und</strong> 0,7 kWh Strom je Kilogramm PE benötigt.<br />

Die Granulierung des Rohpolyethylens erfordert weitere 0,2 - 0,3 kWh/kgPE elektrischer<br />

Energie. /Joost98/, /SEP/<br />

Teilweise befindet sich der Polymerhersteller in der Nähe der Raffinerie bzw. ist die<br />

Polymerisation direkt an die Raffinerie gekoppelt. Es wird daher für die Anlieferung des<br />

Ethylens ein Lkw-Transport mit einer durchschnittlichen Entfernung <strong>von</strong> 50 km<br />

angesetzt.<br />

In den folgenden Berechnungen ist ein Materialverlust bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Polyethylen in Höhe <strong>von</strong> 2% der Einsatzstoffe einkalkuliert.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

LDPE LLDPE HDPE<br />

Massepolymerisation 100% - -<br />

Niederdruckpolymerisation - 60% 10%<br />

Lösungspolymerisation - 20% 15%<br />

Fällungspolymerisation - 20% 75%<br />

In Tabelle A-3 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polyethylengranulaten in den unterschiedlichen Qualitäten angegeben.


10 A. Polyethylen<br />

Tabelle A-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polyethylengranulaten<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

4 Folie aus LDPE<br />

4.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

In einem Extruder wird das LDPE-Granulat aufgeschmolzen <strong>und</strong> verläßt ihn als<br />

Endlosschlauch. Unmittelbar nach Austritt aus dem Extruder wird der Schlauch aus<br />

zähflüssigem Polyethylen mit Luft aufgeblasen bis die gewünschte Folienstärke erreicht<br />

ist. Zum Abkühlen durchläuft die Folie danach ringförmig angeordnete Luftdüsen.<br />

Hierbei erstarrt das PE, so daß die Folie zugeschnitten <strong>und</strong> anschließend aufgewickelt<br />

werden kann. Abbildung A-3 zeigt die Massenströme bei der Folienherstellung.<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

LDPE-Granulat 67,0 1,54 1,26 3,90 1,99 6,86 9,53 0,03 0,32<br />

z. Vergleich:<br />

LDPE nach /Boust93c/ 1,25 0,9 12,00 9,00 21,00 - 3,00<br />

LLDPE-Granulat 64,6 1,42 1,21 4,28 2,75 6,92 9,74 0,02 0,42<br />

z. Vergleich:<br />

LLDPE nach /Boust93c/ 0,61 0,7 7,90 2,70 14,00 - 1,10<br />

HDPE-Granulat 65,3 1,51 1,23 4,98 3,82 7,40 9,91 0,02 0,56<br />

z. Vergleich:<br />

HDPE nach /Boust93c/ 0,94 0,60 10,00 6,00 21,00 - 2,00<br />

z. Vergleich:<br />

HDPE nach /GEM/ 111,4 3,42 1,87 11,61 4,07 2,79 7,83 0,10 0,72<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Folie aus LDPE 11<br />

LDPE-Granulat<br />

1.02 kg (102.0 %)<br />

LDPE-Folie<br />

1.00 kg (100,0 %)<br />

1.04 kg (104,0 %)<br />

0.02 kg (2,0 %)<br />

0.02 kg (2,0 %)<br />

Abbildung A-3: Massenflußdiagramm der LDPE-Folien-Herstellung<br />

4.2 Energetische Daten<br />

Nach /Boust97b/ werden 0,5 kWh Strom für die Herstellung <strong>von</strong> 1 kg LDPE-Folie aus<br />

LDPE-Granulat benötigt. Der Materialverlust beträgt dabei r<strong>und</strong> 2% des eingesetzten<br />

Granulats.<br />

Für die Anlieferung des LDPE-Granulats beim Folienhersteller wird ein Lkw-Transport<br />

mit einer Transportentfernung <strong>von</strong> 500 km angesetzt.<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle A-4 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

LDPE-Folie angegeben; Abbildung A-4 zeigt die entsprechenden Energieaufwendungen.


12 A. Polyethylen<br />

LDPE-Granulat<br />

68.3 MJ (91,6 %)<br />

LDPE-Folie<br />

74.60 MJ (100,0 %)<br />

58.44 MJ (78,3 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.06 MJ (0.1 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

10.06 MJ (13,5 %)<br />

0.34 MJ (0,5 %)<br />

0.58 MJ (0,8 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.60 MJ (0,8 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

5.38 MJ (7,2 %)<br />

0.30 MJ (0,4 %)<br />

Abbildung A-4: KEA-Flußdiagramm der Folienherstellung aus LDPE<br />

Wie im Bild zu erkennen ist, beträgt der KEA des Vorprodukts (LDPE-Granulat) über<br />

90 % des KEA des Endprodukts. Die eigentliche Folienherstellung hat einen Anteil <strong>von</strong><br />

weniger als 10 %.<br />

Tabelle A-4: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> Folie<br />

aus LDPE<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Folie aus LDPE 74,6 1,92 1,5 5,0 2,3 7,6 9,8 0,0 0,4<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


1 Einleitung<br />

B. Polypropylen<br />

Polypropylen (PP) ist ein Thermoplast mit hoher Steifigkeit, Härte <strong>und</strong> Festigkeit.<br />

Polypropylen lag - mit einem Bedarf <strong>von</strong> knapp 1.000 kt in 1995 - hinter PE <strong>und</strong> PVC an<br />

dritter Stelle der in der BRD verarbeiteten Thermoplaste. R<strong>und</strong> 1/3 des erzeugten<br />

Polypropylens wird in der Verpackungsindustrie eingesetzt (Folien <strong>und</strong> Spritzgußteile) ,<br />

ein weiteres Viertel wird zu Textilfasern verarbeitet. Ein weiteres Einsatzgebiet ist die<br />

Automobilindustrie (z.B. Pkw-Stoßfänger).<br />

Als Beispiel für ein Kunststoffprodukt aus Polypropylen wird im folgenden ein PP-<br />

Spritzgußteil bilanziert, wie es im Automobilbau Verwendung findet. Die<br />

Produktionsschritte sind schematisiert in Abbildung B-1 dargestellt.<br />

Raffinerie<br />

Erdöl<br />

Exploration, Aufbereitung,<br />

Transport<br />

Erdöl<br />

Steamcracking<br />

Propylen<br />

Destillation<br />

Polymerisation<br />

PP-<br />

Granulat<br />

weitere Prozesse<br />

Spritzgießen<br />

PP-Spritzgußteil<br />

FCC-Prozeß<br />

Abbildung B-1: Strukturbild zur Herstellung <strong>von</strong> PP-Spritzgußteilen<br />

13


14 B. Polypropylen<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Der Rohstoff, aus dem Polypropylen hergestellt wird, ist Propylen. Etwa 80% des zur<br />

Kunststoffherstellung eingesetzten Propylens werden in der Raffinerie durch den in<br />

Kapitel A.2.1 erläuterten Steamcracking-Prozeß gewonnen, auf den an dieser Stelle<br />

verwiesen wird.<br />

Die restlichen r<strong>und</strong> 20% fallen beim FCC-Prozeß (Fluid Catalytic Cracking) in der<br />

Raffinerie an. Ziel dieser Prozeßstufe ist es, aus Gasöl Komponenten für Dieselkraftstoff<br />

zu gewinnen. Neben anderen Kohlenwasserstoffverbindungen entsteht dabei in geringen<br />

Mengen auch Propylen (r<strong>und</strong> 13% der aus dem FCC-Prozeß gewonnenen Gas-Fraktion).<br />

/Joost98/<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Propylen wird durch Steamcracking (wie in A.2.2 beschrieben) zusammen mit Ethylen<br />

erzeugt. Für die Bereitstellung der Einsatzstoffe wird die dort beschriebene Vorkette<br />

verwendet.<br />

Der Energieeinsatz für die Bereitstellung der Gasfraktion aus dem FCC-Prozeß beträgt<br />

ausgehend vom Rohöl 3,4 MJ/kg, als Energieträger wird Raffineriegas eingesetzt.<br />

Propylen wird aus dieser Gasfraktion mit einem Endenergieaufwand <strong>von</strong><br />

4,6 MJ/kgPropylen Brennstoffe, 0,33 MJ/kgPropylen Dampf <strong>und</strong> 0,32 MJ/kgPropylen Strom<br />

gewonnen. Als Brennstoff wird Raffineriegas eingesetzt, da der FCC-Prozeß in der<br />

Raffinerie stattfindet. /Joost98/<br />

Die Bereitstellung <strong>von</strong> Propylen findet direkt in der Raffinerie statt, in der die<br />

Einsatzstoffe erzeugt werden. Die Transportaufwendungen innerhalb der Raffinerie<br />

können vernachlässigt werden, Transporte außerhalb der Raffinerie finden nicht statt.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle B-1 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Bereitstellung der<br />

Rohstoffe zur Propylenproduktion <strong>und</strong> die daraus für Propylen resultierenden Werte<br />

dargestellt.<br />

Der Kumulierte Energieaufwand zur Herstellung <strong>von</strong> Propylen errechnet sich, unter<br />

Berücksichtigung der Anteile der verwendeten Verfahren, zu 56,1 MJ/kg. In diesen Wert<br />

gehen neben den Primärenergieaufwendungen zur Bereitstellung der Inputstoffe<br />

(47,5 MJ/kgPropylen) <strong>und</strong> der für die Prozesse erforderlichen Energieträger<br />

(8,3 MJ/kgPropylen) auch der KEA für die Anlagen <strong>und</strong> Betriebsmittel (0,3 MJ/kgPropylen)<br />

ein.


PP-Granulat 15<br />

Tabelle B-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen zur Polypropylenherstellung<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

3 PP-Granulat<br />

3.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

Wie bei der Herstellung <strong>von</strong> Polyethylen, kommen auch für die Polymerisation <strong>von</strong><br />

Propylen zu Polypropylen mehrere Verfahren zur Anwendung. Die Hälfte des<br />

Polypropylens wird durch Niederdruckpolymerisation hergestellt, jeweils ein Viertel<br />

durch Masse- <strong>und</strong> Lösungspolymerisation.<br />

3.2 Energetische Daten<br />

Abhängig vom gewählten Verfahren werden zur Polymerisation zwischen 0,8 <strong>und</strong> 1,8 MJ<br />

Dampf <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 0,4 kWh Strom je kg Polypropylen benötigt. Mit einem Stromeinsatz<br />

<strong>von</strong> weiteren 0,2 kWh/kgPP wird das Rohpolypropylen granuliert.<br />

Die Standorte der Polymerhersteller konzentrieren sich im wesentlichen auf die<br />

Raffineriestandorte bzw. teilweise ist die Polymerisation direkt an die Raffinerie<br />

gekoppelt. Es wird daher für die Anlieferung des Propylens ein Lkw-Transport mit einer<br />

durchschnittlichen Entfernung <strong>von</strong> 50 km angesetzt.<br />

In den folgenden Berechnungen ist ein Materialverlust bei der Herstellung <strong>von</strong><br />

Polypropylen <strong>von</strong> 2% des eingesetzten Granulats einkalkuliert.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

In Tabelle B-2 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polypropylengranulat angegeben.<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Naphtha 47,0 0,365 0,6 2,2 1,0 4,3 8,0 0,0 0,2<br />

Flüssiggas 51,3 0,530 0,8 2,7 1,2 4,7 8,4 0,0 0,2<br />

Gasöl 46,8 0,432 0,7 2,4 1,0 4,3 7,8 0,0 0,2<br />

Ethan 52,2 0,495 0,8 2,7 1,2 4,8 8,6 0,0 0,2<br />

Raffineriegas aus FCC 48,8 0,504 0,8 2,6 1,1 4,4 7,9 0,0 0,2<br />

Propylen 56,1 0,962 0,8 2,8 1,3 5,2 8,8 0,0 0,2<br />

z. Vergleich:<br />

Propylen nach /Boust93b/ 0,528 0,4 6,0 4,0 7,0 - 0,8<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


16 B. Polypropylen<br />

Tabelle B-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polypropylengranulat<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

4 PP-Spritzgußteil<br />

4.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

Das PP-Granulat wird zunächst in einem elektrisch beheizten Ofen getrocknet <strong>und</strong><br />

vorgewärmt, bevor es in einer Schneckenspritzgußmaschine in die gewünschte Form<br />

gebracht wird. Nach dem Abkühlen des PP-Spritzgußteils werden die Angüsse entfernt.<br />

Diese werden zerkleinert <strong>und</strong> wieder dem Produktionsprozeß zugeführt.<br />

4.2 Energetische Daten<br />

Der Energieverbrauch für das Spritzgießen ist u.a. <strong>von</strong> der Kunststoffart, der Form <strong>und</strong><br />

der Größe des Spritzgußteils abhängig. In diesem Fall beziehen sich die<br />

Energieverbräuche auf ein Pkw-Kunststoffteil mit einer vergleichsweise großen Masse<br />

<strong>von</strong> r<strong>und</strong> 3 kg.<br />

Für Vorwärmen des Granulats, Spritzgießen, Abtrennen <strong>und</strong> Aufbereitung der Angüsse<br />

sind r<strong>und</strong> 0,9 kWh Strom je kg Spritzgußteil erforderlich.<br />

Die Entfernung zwischen dem Granulathersteller <strong>und</strong> dem Automobilzulieferer beträgt<br />

in diesem Beispiel 900 km, die Anlieferung erfolgt per Lkw.<br />

Der Materialverlust wird mit 2% des eingesetzten PP-Granulats angesetzt.<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

CO2<br />

[kg]<br />

In Tabelle B-3 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> PP-<br />

Spritzgußteilen angegeben.<br />

Tabelle B-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

PP-Sprizgußteilen<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

PP-Granulat 65,5 1,57 1,2 4,9 3,7 7,3 9,4 0,0 0,6<br />

z. Vergleich:<br />

PP nach /Boust93c/ 1,10 0,7 10,0 11,0 13,0 - 2,0<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

PP-Sprizgußteil 78,7 2,28 1,7 6,8 4,3 8,7 9,8 0,1 0,7


1 Einleitung<br />

C. Polyvinylchlorid<br />

Polyvinylchlorid (PVC) ist der älteste thermoplastische Massenkunststoff. Mit einem<br />

Bedarf <strong>von</strong> 1.200 kt in 1995 nahm PVC, hinter PE, den zweiten Rang der in Deutschland<br />

verwendeten Kunststoffe ein.<br />

Im Vergleich zu anderen Kunststoffen besitzt PVC eine relativ geringe Stabilität (hohe<br />

Wärme-, Lichtempfindlichkeit), die durch Zusatz <strong>von</strong> Stabilisatoren ausgeglichen<br />

werden kann.<br />

R<strong>und</strong> 50% des erzeugten PVC werden für die Herstellung <strong>von</strong> PVC-Rohren eingesetzt,<br />

weitere Produkte sind Folien, Kabelisolierungen oder Profile z.B. für Fenster <strong>und</strong> Türen.<br />

Die als Beispiel bilanzierte Herstellung <strong>von</strong> PVC-Kabelisolierungen ist in Abbildung C-1<br />

dargestellt.<br />

Exploration, Aufbereitung,<br />

Transport<br />

Erdöl<br />

Erdöl<br />

Raffinerie<br />

Ethylen<br />

Oxychlorierung<br />

VCM Herstellung<br />

VCM<br />

Polymerisation zu PVC<br />

PVC-Pulver<br />

Herstellung<br />

Kabelisolierung<br />

Steinsalz<br />

Gewinnung <strong>und</strong><br />

Aufbereitung<br />

NaCl<br />

PVC-Kabelisolierung<br />

Elektrolyse<br />

Chlor<br />

Chlorierung<br />

Dichlorethan<br />

Abbildung C-1: Strukturbild zur Herstellung <strong>von</strong> PVC-Kabelisolierungen<br />

17


18 C. Polyvinylchlorid<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Die Ausgangsstoffe zur Herstellung <strong>von</strong> PVC sind Ethylen, Chlor <strong>und</strong> Sauerstoff.<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Ethylen wurde bereits in Abschnitt A.2 im Zusammenhang mit der<br />

Produktion <strong>von</strong> Polyethylen erläutert.<br />

Chlorgas wird durch Zerlegung <strong>von</strong> Natriumchlorid (Kochsalz oder NaCl) hergestellt.<br />

Natriumchlorid wird in fester Form als Steinsalz oder in flüssiger Form als Sole<br />

gewonnen. Verunreinigungen (Magnesium, Calcium, Sulfat) werden durch Beigabe <strong>von</strong><br />

Chemikalien geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> lagern sich ab. Bei der elektrolytischen Spaltung <strong>von</strong><br />

Natriumchlorid entstehen neben Chlorgas auch Natronlauge (NaOH) <strong>und</strong> Wasserstoff,<br />

die in der chemischen Industrie weiter Verwendung finden.<br />

Der für die PVC-Herstellung benötigte Sauerstoff wir aus der Luft gewonnen.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Die energetischen Daten der Ethylenherstellung sind in Abschnitt A.2.2 angegeben <strong>und</strong><br />

werden <strong>von</strong> dort übernommen.<br />

Für die Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>von</strong> 1 kg Natriumchlorid werden 0,05 kWh Strom,<br />

0,4 MJ Heizöl/Diesel <strong>und</strong> 1,2 MJ Erdgas benötigt.<br />

Aus 1,7 kg NaCl <strong>und</strong> 0,4 kg Wasser entstehen bei der Elektrolyse 1,0 kg Chlorgas, 1,1 kg<br />

NaOH <strong>und</strong> 0,03 kg H2. An Prozeßenergie müssen dazu 2,2 kWh Strom <strong>und</strong> 11,5 MJ<br />

Erdgas eingesetzt werden.<br />

Für die Gewinnung <strong>von</strong> Sauerstoff aus der Luft müssen 0,4 kWh/kgSauerstoff an<br />

elektrischer Energie eingesetzt werden.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle C-1 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Bereitstellung der<br />

Rohstoffe zur Polyvinylchloridherstellung dargestellt.<br />

Der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen <strong>von</strong> Ethylen wurden aus A.2.3 übernommen.<br />

Der KEA <strong>von</strong> Ethylen beträgt 56,2 MJ/kgEthylen.<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> Chlor wurde ein KEA <strong>von</strong> 19,5 MJ/kgChlor ermittelt, für die<br />

Gewinnung <strong>von</strong> reinem Sauerstoff aus der Luft müssen 4,9 MJ/kgSauerstoff an Primärenergie<br />

aufgewendet werden.


PVC-Pulver 19<br />

Tabelle C-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen zur Polyvinylchloridherstellung<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

3 PVC-Pulver<br />

3.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

Die Synthetisierung <strong>von</strong> PVC aus den in Abschnitt 2.1 beschriebenen Ausgangsstoffen<br />

läuft in mehreren Stufen ab:<br />

• Chlorierung: Ethylen reagiert mit Chlor zu Dichlorethan<br />

• Zersetzung <strong>von</strong> Dichlorethan in einem Pyrolyseofen bei hohen Temperaturen zu<br />

Vinylchloridmonomere (VCM ) <strong>und</strong> Salzsäure (HCl)<br />

• Oxychlorierung: Aus der entstandenen Salzsäure wird zusammen mit Ethylen <strong>und</strong><br />

Sauerstoff unter Abspaltung <strong>von</strong> Wasser ebenfalls Dichlorethan erzeugt <strong>und</strong> dem<br />

Pyrolyseofen zugeführt.<br />

• Polymerisation <strong>von</strong> VCM zu Polyvinylchlorid<br />

Durch den Zwischenschritt der Oxychlorierung wird eine vollständige Umsetzung des<br />

eingesetzten Chlors bei der Herstellung des Vinylchloridmonomers (VCM) erreicht.<br />

In der BRD wird über 3/4 des produzierten PVC durch Suspensionspolymerisation<br />

erzeugt /Joost98/. Bei der energetischen <strong>Bilanzierung</strong> wird daher im folgenden dieses<br />

Verfahren zugr<strong>und</strong>e gelegt. Durch heftiges Rühren wird das wasserunlösliche VCM zu<br />

feinsten Tröpfchen in Wasser verteilt. Durch Zugabe <strong>von</strong> im Monomer löslichen<br />

Katalysatoren findet in den Tröpfchen eine Art Massepolymerisation statt. Nach dem<br />

Abkühlen <strong>und</strong> Abtrennen des Wassers z.B. in einer Zentrifuge liegt Polyvinylchlorid in<br />

reiner Form vor.<br />

3.2 Energetische Daten<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> 1 kg Vinylchlorid (VCM) werden nach /Joost98/ 0,46 kg Ethylen,<br />

0,59 kg Chlor <strong>und</strong> 0,13 kg Sauerstoff eingesetzt. Für diesen Prozeß sind 2,9 MJ Erdgas,<br />

2,3 MJ Dampf <strong>und</strong> 0,9 kWh Strom notwendig, als Nebenprodukt fallen 0,18 kg Wasser<br />

an.<br />

Für die Polymerisation <strong>von</strong> VCM zu Polyvinylchlorid werden 0,2 kWh/kgPVC Strom <strong>und</strong><br />

2,7 MJ/kgPVC Dampf benötigt.<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Ethylen 56,2 0,97 1,0 3,2 1,6 5,7 9,4 0,0 0,3<br />

Chlor 19,5 1,19 1,0 1,6 1,4 3,0 0,1 0,1 0,1<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

Sauerstoff 5,0 0,28 0,1 0,3 0,2 0,6 0,03 0,01 0,02


20 C. Polyvinylchlorid<br />

Wie bei der Polyethylenherstellung, wird für die Anlieferung des Ethylens ein Lkw-<br />

Transport über 100 km angesetzt. Die Transportentfernungen für Chlor <strong>und</strong> Sauerstoff<br />

werden mit 500 km angenommen, es kommen ebenfalls Lkw zum Einsatz.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle C-2 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polyvinylchlorid angegeben.<br />

Tabelle C-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polyvinylchloridpulver<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

4 PVC-Kabelisolierung<br />

4.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

Neben anderen Kunststoffen wird für die Isolierung <strong>von</strong> elektrischen Leitungen auch<br />

PVC verwendet. Dazu werden die im Allgemeinen aus Kupfer bestehenden Leiter mit<br />

einer PVC-Schicht ummantelt. Zunächst werden dem PVC entsprechend den<br />

Anforderungen Weichmacher, Füllstoffe, Farbpigmente <strong>und</strong> Stabilisatoren beigemengt<br />

(Compo<strong>und</strong>ierung). Anschließend werden die Kupferleiter bei der Extrusion in die<br />

flüssige PVC-Mischung eingebettet.<br />

In diesem Abschnitt wird lediglich der Kumulierte Energieaufwand <strong>und</strong> die Emissionen<br />

für die Herstellung der PVC-Kabelisolierung, nicht jedoch für die Kupferleiter<br />

ausgewiesen.<br />

4.2 Energetische Daten<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

Für die folgenden Berechnungen wird <strong>von</strong> einem PVC-Anteil in der Isoliermasse <strong>von</strong><br />

60% ausgegangen. Die restlichen 40% teilen sich in Weichmacher (23%), Kreide (15%)<br />

sowie Stabilisatoren <strong>und</strong> Pigmente (2%) auf.<br />

Um ein kg PVC-Kabelisolierung herzustellen sind 0,18 kWh Strom für die Compo<strong>und</strong>ierung<br />

<strong>und</strong> 0,28 kWh Strom für die Extrusion erforderlich.<br />

Für die Zusatzstoffe Weichmacher, Stabilisatoren, Pigmente <strong>und</strong> Kreide sind keine<br />

detaillierten Vorketten vorhanden. Nach /SEP/ beträgt der KEA für Kreide 0,3 MJ/kg,<br />

für Weichmacher, Stabilisatoren <strong>und</strong> Pigmente ist in /Eber95/ ein durchschnittlicher<br />

KEA <strong>von</strong> 64 MJ/kg angegeben.<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Vinylchlorid (VCM) 47,3 1,81 1,5 5,0 4,2 6,5 4,9 0,1 0,6<br />

PVC-Pulver 53,6 2,28 1,7 7,2 7,3 8,4 5,5 0,1 1,0<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


PVC-Kabelisolierung 21<br />

Nach /Eber95/ wird ein Teil der Rohstoffe aus dem Ausland angeliefert. Die zugehörige<br />

durchschnittliche Transportentfernung per Lkw 2.000 km.<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle C-3 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> PVC-<br />

Kabelisolierungen angegeben.<br />

Tabelle C-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> PVC-<br />

Kabelisolierungen<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

PVC-Kabelisolierung 1) 59,9 2,09 1,68 7,56 5,22 5,88 3,77 0,09 0,86<br />

1) PVC-Kabelisolierung umfaßt nur die Ummantelung, nicht jedoch die Kupferleiter des Kabels


1 Einleitung<br />

D. Polystyrol<br />

Der Bedarf an Polystyrol (PS) betrug in Deutschland 1995 knapp 900 kt. R<strong>und</strong> 1/4 des<br />

erzeugten Polystyrols wurden zu Dämmstoffen verarbeitet, der Rest überwiegend zu<br />

Verpackungen <strong>und</strong> Formteilen.<br />

Bei Polystyrol werden drei Hauptgruppen unterschieden:<br />

• glasklares Polystyrol GPPS (general purpose polystyrol) ist sehr hart, formstabil <strong>und</strong><br />

besitzt eine hohe Steifigkeit. Es wird u.a. für Haushaltswaren <strong>und</strong> Bauteile in der<br />

Elektroindustrie verwendet.<br />

• schlagfestes Polystyrol, HIPS (high impact polystyrol) wird durch Zugabe <strong>von</strong><br />

Elastomerkomponenten (z.B. Polybutadien) erzeugt. Aus HIPS werden z.B.<br />

Lebensmittelverpackungen, Getränkekästen <strong>und</strong> Spielwaren gefertigt.<br />

• schäumbares Polystyrol, EPS (expandable polystyrol) entsteht durch den Zusatz eines<br />

Treibmittels (z.B. Pentan). Neben der Dämmstoffproduktion werden aus EPS z.B.<br />

Formteile für Verpackungen <strong>und</strong> Einweggeschirr hergestellt.<br />

Abbildung D-1 zeigt die Prozeßstufen der Polystyrolherstellung <strong>und</strong> der als Beispiel<br />

gewählten Herstellung <strong>von</strong> EPS-Dämmstoffplatten.<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Polystyrol wird aus Ethylen <strong>und</strong> Benzol über die Zwischenschritte Ethylenbenzol <strong>und</strong><br />

Styrol synthetisiert.<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Ethylen wurde bereits im Abschnitt A.2 im Zusammenhang mit der<br />

Produktion <strong>von</strong> Polyethylen beschrieben.<br />

In der Raffinerie entsteht beim Steamcracking auch eine Gasölfraktion (BTX-Fraktion),<br />

in der die Aromate Benzol, Toluol <strong>und</strong> Xylol enthalten sind. Benzol wird aus diesem<br />

Gemisch durch extraktive Destillation gewonnen.<br />

Polybutadien wird als Zusatz verwendet um schlagfestes Polystyrol (HIPS) herzustellen.<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Polybutadien wird im Abschnitt E.2.1 erläutert.<br />

Pentan dient als Treibmittel bei der Produktion <strong>von</strong> EPS.<br />

23


24 D. Polystyrol<br />

Ethylen<br />

Ethylenbenzol<br />

Styrol<br />

Exploration, Aufbereitung,<br />

Transport<br />

Erdöl<br />

Erdöl<br />

Raffinerie<br />

Benzol Butadien<br />

Pentan<br />

Ethylenbenzol<br />

Herstellung<br />

Styrol<br />

Herstellung<br />

Polymerisation<br />

zu GPPS<br />

GPPS-Granulat<br />

Polymerisation<br />

zu Polybutadien<br />

Polybutadien<br />

Polymerisation<br />

zu HIPS<br />

HIPS-Granulat<br />

Polymerisation<br />

zu EPS<br />

EPS-<br />

Granulat<br />

Schäumen des<br />

EPS-Granulats<br />

EPS-<br />

Dämmstoff<br />

Schneiden,<br />

Verpacken<br />

EPS-Dämmstoffplatten<br />

Abbildung D-1: Strukturbild zur Herstellung <strong>von</strong> EPS-Dämmstoffplatten<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Die energetischen Daten der Ethylenherstellung wurden in Kapitel A.2.2 erläutert <strong>und</strong><br />

werden <strong>von</strong> dort übernommen.<br />

Die BTX-Fraktion entsteht als Koppelprodukt bei der Ethylenherstellung. Deshalb<br />

werden die in Kapitel A.2.2 angegebenen <strong>und</strong> auf 1 kgOutput bezogenen<br />

Energieverbräuche anteilig zur Bereitstellung der BTX-Fraktion herangezogen.


Rohstoffe 25<br />

Für die Gewinnung <strong>von</strong> 1 kg Benzol durch Destillation der BTX-Fraktion ist ein<br />

Energieeinsatz <strong>von</strong> 1,0 MJ Brennstoff, 1,6 MJ Dampf <strong>und</strong> 0,02 kWh Strom erforderlich.<br />

Als Brennstoff wird in einer Raffinerie üblicherweise Raffineriegas verwendet.<br />

Die energetischen Daten der Polybutadienherstellung wurden in Abschnitt E.2.2<br />

erläutert <strong>und</strong> werden <strong>von</strong> dort übernommen.<br />

Für die Gewinnung <strong>von</strong> Pentan aus Rohöl in Raffinerien ist in /Boust97a/ ein<br />

Energieeinsatz <strong>von</strong> 2,4 MJ/kgPentan angegeben. Als Energieträger wird auch hier<br />

Raffineriegas eingesetzt.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle D-1 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Ethylen <strong>und</strong> Benzol für die Polystyrolproduktion dargestellt.<br />

Der Kumulierte Energieaufwand für Ethylen wird aus A.2.3 übernommen <strong>und</strong> beträgt<br />

56,2 MJ/kgEthylen.<br />

Für Benzol wurde mit obigen Daten ein KEA <strong>von</strong> 52,2 MJ/kgBenzol ermittelt.<br />

Aus diesen Werten <strong>und</strong> den primärenergetisch bewerteten Verbräuchen für Prozeßenergien,<br />

Transport <strong>und</strong> Anlagen ergibt sich für Styrol ein KEA <strong>von</strong> 63,7 MJ/kgStyrol.<br />

Der Kumulierte Energieaufwand für Polybutadien wird aus E.2.3 übernommen <strong>und</strong><br />

beträgt 73,0 MJ/kgPolybutadien.<br />

Der KEA <strong>von</strong> Pentan errechnet sich zu 50,5 MJ/kgPentan.<br />

Tabelle D-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen zur Polystyrolherstellung.<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Ethylen 56,2 0,96 1,0 3,2 1,6 5,7 9,4 0,0 0,3<br />

Benzol 52,2 1,27 1,1 4,2 3,3 6,2 8,6 0,0 0,5<br />

z. Vergleich:<br />

Benzol nach /Boust93/ 0,54 0,6 6,8 3,0 8,3 - 0,9<br />

Styrol 63,7 2,65 1,6 7,9 8,3 9,7 9,7 0,0 1,1<br />

z. Vergleich:<br />

Styrol nach /Boust93/ 1,5 1,5 24,0 43,0 22,0 - 3,0<br />

Polybutadien 73,0 2,19 1,8 5,6 3,8 8,8 9,6 0,0 0,6<br />

z. Vergleich:<br />

Polybutadien nach /Boust93/ 1,30 1,4 13,0 13,0 20,0 - 2,3<br />

Pentan 50,5 0,53 0,7 2,3 1,2 4,7 8,4 0,0 0,2<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


26 D. Polystyrol<br />

3 PS-Granulat<br />

3.1 Herstellung<br />

Aus Ethylen <strong>und</strong> Benzol wird zunächst Styrol hergestellt <strong>und</strong> dieses dann, ggf. mit<br />

Zusätzen, zu den Polystyrolarten GPPS, HIPS <strong>und</strong> EPS weiterverarbeitet.<br />

Abbildung D-2 zeigt ein entsprechendes Massenflußdiagramm für High-Impact-<br />

Polystyrol.<br />

Butadien<br />

0.11 kg (11,0 %)<br />

Polybutadien<br />

0.11 kg (11,0 %)<br />

0.11 kg (11,0 %)<br />

Herstellung <strong>von</strong><br />

1.00 kg (100,0 %)<br />

Benzol<br />

0.67 kg (67,3 %)<br />

Styrol<br />

0.91 kg (91,0 %)<br />

aus BTX-Aromaten<br />

0.02 kg (2,0 %)<br />

Abbildung D-2: Massenflußbild der Herstellung <strong>von</strong> HIPS<br />

Pyrolyse-Gasöl-BTX<br />

aus Raffinerie-D<br />

0.67 kg (67,3 %)<br />

Ethylen Mix<br />

aus Raffinerie - D<br />

0.27 kg (27,3 %)<br />

Toluol<br />

0.04 kg (3,6 %)


PS-Granulat 27<br />

Der erste Schritt besteht in der Alkylierung <strong>von</strong> Ethylen <strong>und</strong> Benzol zu Ethylenbenzol.<br />

Dieses wird im zweiten Schritt durch Dehydrierung zu Styrol umgewandelt. Dabei<br />

entstehen neben Styrol auch in geringen Mengen Benzol <strong>und</strong> Toluol.<br />

Polystyrol wird überwiegend durch Masse- <strong>und</strong> Suspensionspolymerisation hergestellt.<br />

Wird Styrol ohne Beimengungen zur Polymerisation eingesetzt, so entsteht glasklares<br />

Polystyrol, GPPS. Zur Herstellung <strong>von</strong> schlagfestem Polystyrol, HIPS wird dem Styrol<br />

etwa 10% Polybutadien zugegeben. Bei der Produktion <strong>von</strong> EPS wird Pentan als<br />

Treibmittel mit einem Anteil <strong>von</strong> etwa 7% zugesetzt.<br />

3.2 Energetische Daten<br />

Aus 0,3 kg Ethylen <strong>und</strong> 0,8 kg Benzol wird 1 kg Styrol hergestellt. Als Nebenprodukt<br />

fallen 0,1 kg Benzol <strong>und</strong> Toluol an. Der aus einer Alkylierung <strong>und</strong> einer Dehydrierung<br />

bestehende Prozeß erfordert dazu den Einsatz <strong>von</strong> 4,9 MJ Brennstoff, 5,1 MJ Dampf <strong>und</strong><br />

0,1 kWh Strom. Es wird angenommen, daß die Herstellung <strong>von</strong> Styrol an die Raffinerie<br />

gekoppelt ist <strong>und</strong> daher Raffineriegas als Brennstoff <strong>und</strong> zur Dampferzeugung<br />

verwendet wird.<br />

GPPS entsteht durch Polymerisation <strong>von</strong> Styrol ohne Zusätze. Hierfür werden<br />

0,3 MJ/kgGPPS Erdgas, 0,5 MJ/kgGPPS Dampf <strong>und</strong> 0,22 kWh/kgGPPS Strom benötigt.<br />

Durch Beimengung <strong>von</strong> Polybutadien entsteht HIPS. Hierfür sind als Prozeßenergien<br />

0,3 MJ/kgHIPS Erdgas, 0,6 MJ/kgHIPS Dampf <strong>und</strong> 0,17 kWh/kgHIPS Strom erforderlich.<br />

Wird dem Styrol bei der Polymerisation Pentan als Treibmittel zugesetzt, dann entsteht<br />

schäumbares Polystyrol (EPS). Der Prozeßenergieaufwand beträgt hierbei 4,5 MJ/kgEPS<br />

Dampf <strong>und</strong> 0,14 kWh/kgEPS Strom.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle D-2 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polystyrolgranulaten angegeben. Die Primärenergieaufwendungen für HIPS sind in<br />

Abbildung D-3 dargestellt.<br />

Tabelle D-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polystyrolgranulaten<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

GPPS-Granulat 68,8 2,93 1,8 8,8 9,1 10,5 10,0 0,0 1,2<br />

z. Vergleich:<br />

GPPS nach /Boust93/<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

1,60 1,4 24,0 34,0 26,0 - 3,1<br />

HIPS-Granulat 69,3 2,86 1,8 8,5 8,7 10,4 10,0 0,0 1,2<br />

z. Vergleich:<br />

HIPS nach /Boust93/<br />

1,80 1,5 25,0 37,0 28,0 - 3,3<br />

EPS-Granulat 71,0 3,14 1,8 11,1 12,8 12,1 10,6 0,0 1,7<br />

z. Vergleich:<br />

EPS nach /Boust93/<br />

1,80 2,4 43,0 140,0 22,0 - 5,1


28 D. Polystyrol<br />

Herstellung <strong>von</strong><br />

Polybutadien<br />

Polybutadien<br />

8.03 MJ (11,6 %)<br />

0,97 MJ (1,4 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.01 MJ (0,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

0.67 MJ (1,0 %)<br />

0.04 MJ (0,1 %)<br />

Butadien<br />

6.35 MJ (9,2 %)<br />

69.32 MJ (100,0 %)<br />

Styrol<br />

57.95 MJ (83.6 %)<br />

Herstellung <strong>von</strong><br />

Styrol aus Ethylen<br />

0.34 MJ (0,5 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.12 MJ (0,2 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

1.91 MJ (2,8 %)<br />

0.29 MJ (0,4 % )<br />

0.67 MJ (1,0 %)<br />

15.34 MJ (22,1 %)<br />

15.34 MJ (22.1%)<br />

Benzol<br />

35.14 MJ (50,7 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

0.96 MJ (1,4 %)<br />

0.28 MJ (0,4 %)<br />

Raffineriegas<br />

4.98 MJ (7,2 %)<br />

5.21 MJ (7,5 %)<br />

energetische Nutzung<br />

<strong>von</strong> Ethylen <strong>und</strong> Benzol<br />

4.85 MJ (7,0 %)<br />

Toluol<br />

2.24 MJ (3.2 %)<br />

6.56 MJ (9,5 %)<br />

Abbildung D-3: KEA-Flußbild für die Herstellung <strong>von</strong> High-Impact-Polystyrol


EPS-Dämmstoff 29<br />

4 EPS-Dämmstoff<br />

Expandiertes Polystyrol ist nach Mineralwolle der bedeutendste Dämmstoff in<br />

Deutschland.<br />

Die Abkürzung "EPS" wird in der Literatur sowohl für den Rohstoff expandierbares<br />

Polystyrol als auch für das Produkt expandiertes Polystyrol verwendet. Um<br />

Verwechslungen zu vermeiden wird im folgenden expandierbares Polystyrol als EPS-<br />

Granulat <strong>und</strong> expandiertes Polystyrol als EPS-Dämmstoff bezeichnet.<br />

Bekannt ist EPS-Dämmstoff vor allem unter der Markenbezeichnung "Styropor".<br />

4.1 Herstellung<br />

Aus EPS-Granulat entstehen in den Fertigungsschritten Vorschäumen, Nachschäumen,<br />

Zwischenlagern <strong>und</strong> Ausschäumen EPS-Dämmstoff.<br />

• Im ersten Schritt, dem Vorschäumen, wird das Perlgranulat mittels Wasserdampf auf<br />

r<strong>und</strong> 90°C erhitzt. Dabei wird es weich <strong>und</strong> dehnt sich auf das 20- bis 50-fache seines<br />

ursprünglichen Volumens aus.<br />

• Das Nachschäumen verläuft ebenso wie das Vorschäumen. Das EPS-Granulat dehnt<br />

sich weiter aus <strong>und</strong> erreicht so die gewünschte Enddichte <strong>von</strong> zwischen 10 <strong>und</strong><br />

30 kg/m³.<br />

• Anschließend kühlen die Dämmstoffkügelchen in einem gut durchlüfteten Zwischenlager<br />

ab <strong>und</strong> werden dadurch wieder fest.<br />

• Das Ausschäumen erfolgt in Form <strong>von</strong> Blöcken, einzelnen Formteilen oder<br />

Endlosplatten. Durch Wasserdampf mit einer Temperatur zwischen 110 <strong>und</strong> 120°C<br />

werden die EPS-Kügelchen an der Oberfläche soweit erhitzt, daß sie zusammenkleben.<br />

• Die entstehenden Blöcke oder Endlosplatten werden nach einer kurzen Abkühlphase<br />

auf das gewünschte Maß geschnitten <strong>und</strong> verpackt. Verschnitt, Bruch <strong>und</strong> Ausschuß<br />

werden gemahlen <strong>und</strong> wieder in die Ausschäumanlage rückgeführt.<br />

4.2 Energetische Daten<br />

Für Vor-, Nach- <strong>und</strong> Ausschäumen werden insgesamt 5,7 MJ Dampf <strong>und</strong> 0,15 kWh<br />

Strom benötigt um 1 kg EPS-Dämmstoff in Plattenform mit einer Dichte <strong>von</strong> 10 kg/m³<br />

herzustellen. Als Verpackungsmaterial für die EPS-Dämmstoffplatten wird PE-Folie<br />

(0,01 kgPE-Folie/kgEPS-Dämmstoff) verwendet. /Fest95/<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung D-4 sind die Primärenergieaufwendungen für die Herstellung <strong>von</strong> EPS-<br />

Dämmstoffplatten als KEA-Flußbild dargestellt. Den größten Anteil am KEA hat<br />

Benzol, das bei der Styrolherstellung eingesetzt wird.


30 D. Polystyrol<br />

LDPE-Granulat<br />

0.68 MJ (0.9 %)<br />

LDPE-Folie<br />

0.75 MJ (0,9 %)<br />

0.58 MJ (0,7 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.00 MJ (0,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

0.10 MJ (0,1 %)<br />

0.00 MJ (0,0 %)<br />

0.01 MJ (0,0 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.01 MJ (0,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

0.05 MJ (0,1 %)<br />

0.00 MJ (0,0 %)<br />

EPS-Dämmstoffplatten<br />

79.58 MJ (100,0 %)<br />

70.97 MJ (89,2 %)<br />

Styrol<br />

59.86 MJ (75.2%)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.18 MJ (0,2 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

1.69 MJ (2,1 %)<br />

0.30 MJ (0,4 %)<br />

5.70 MJ (7,2 %)<br />

15.84 MJ (19,9 %)<br />

Benzol<br />

36.30 MJ (45,6 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

0.99 MJ (1,2 %)<br />

0.29 MJ (0,4 %)<br />

Raffineriegas<br />

5.14 MJ (6,5 %)<br />

5.39 MJ (6,8 %)<br />

Ethylen <strong>und</strong> Benzol<br />

5.00 MJ (6,3 %)<br />

Toluol<br />

2.31 MJ (2,9 %)<br />

6.78 MJ (8,5 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.12 MJ (0,2 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

1.59 MJ (2,0 %)<br />

0.30 MJ (0,4 %)<br />

5.06 MJ (6.4 %)<br />

Pentan<br />

4.04 MJ (5,1 %)<br />

Abbildung D-4: KEA-Flußbild der Herstellung <strong>von</strong> EPS-Dämmstoffplatten


EPS-Dämmstoff 31<br />

Die Ergebnisse zum KEA <strong>und</strong> den kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Dämmstoffplatten aus expandiertem Polystyrol faßt Tabelle D-3 zusammen.<br />

Tabelle D-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> EPS-<br />

Dämmstoffplatten.<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

EPS-Dämmstoff 79,6 3,84 2,1 15,1 18,3 15,1 11,7 0,0 2,5<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


1 Einleitung<br />

E. Acrylnitril-Butadien-Styrol<br />

ABS-Polymere sind Dreistofformmassen. Die größte technische Bedeutung haben Pfropfpolymerisate<br />

<strong>von</strong> Polybutadien auf das Copolymerisat <strong>von</strong> Styrol-Acrylnitril erlangt.<br />

/Schw92/<br />

ABS zeichnet sich durch hohe Kerbschlagfestigkeit, Härte, Zähigkeit <strong>und</strong> gute<br />

Formbeständigkeit bei Wärme <strong>und</strong> Temperaturwechselfestigkeit aus. Dieser<br />

thermoplastische Kunststoff findet vor allem in Elektrogeräten <strong>und</strong> im Automobilbereich<br />

Verwendung. Abbildung E-1 zeigt schematisch den Weg vom Rohstoff bis zum<br />

Endprodukt am Beispiel eines ABS-Spritzgußteils.<br />

Ethylen<br />

Ethylenbenzol<br />

Styrol<br />

Exploration, Aufbereitung,<br />

Transport<br />

Erdöl<br />

Erdöl<br />

Raffinerie<br />

Benzol Butadien<br />

Ethylenbenzol<br />

Herstellung<br />

Styrol<br />

Herstellung<br />

Polymerisation<br />

zuPolybutadien<br />

Polybutadien<br />

Polymerisation<br />

zu ABS<br />

ABS-<br />

Granulat<br />

Spritzgießen<br />

<strong>von</strong> ABS<br />

ABS-Spritzgußteil<br />

Exploration, Aufbereitung,<br />

Transport<br />

Erdgas<br />

Ammoniak<br />

Erdgas<br />

Ammoniak<br />

Herstellung<br />

Acrylnitril<br />

Herstellung<br />

Acrylnitril<br />

Abbildung E-1: Strukturbild zur Herstellung <strong>von</strong> ABS-Spritzgußteilen<br />

Luft<br />

33


34 E. Acrylnitril-Butadien-Styrol<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

ABS wird aus Styrol, Polybutadien <strong>und</strong> Acrylnitril synthetisiert.<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Styrol wurde bereits im vorherigen Abschnitt bei der Polystyrolherstellung<br />

beschrieben.<br />

Beim Steamcracking entsteht eine C4-Fraktion, aus der Butadien separiert wird. Aus<br />

Butadien wird durch Polymerisation Polybutadien hergestellt.<br />

Acrylnitril wird im Sohio-Prozeß aus Ammoniak, Propylen <strong>und</strong> Sauerstoff hergestellt.<br />

Als hauptsächliches Nebenprodukt entsteht dabei Wasser.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Die energetischen Daten der Styrolherstellung wurden in Abschnitt D.2.2 erläutert <strong>und</strong><br />

werden <strong>von</strong> dort übernommen.<br />

Für die Gewinnung <strong>von</strong> Butadien aus der C4-Fraktion des Steamcrackers <strong>und</strong> die<br />

Polymerisation zu Polybutadien liegen keine expliziten Angaben vor. Aus /Boust93/ <strong>und</strong><br />

/Joost98/ lassen sich jedoch folgende Energieverbräuche ableiten: Für die Polybutadienherstellung<br />

aus der C4-Fraktion werden 11 MJ/kgPolybutadien an Brennstoffen <strong>und</strong><br />

0,5 kWh/kgPolybutadien Strom benötigt. Da zumindest die Extraktion des Butadien aus der<br />

C4-Fraktion in der Raffinerie geschieht, wird als Brennstoff ein Mix aus 50%<br />

Raffineriegas <strong>und</strong> 50% Erdgas angesetzt.<br />

Für den Sohio-Prozeß zur Acrylnitrilherstellung werden 0,2 kWh/kgAcrylnitril Strom <strong>und</strong><br />

8 MJ/kgAcrylnitril Dampf benötigt. /Joost98/<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle E-1 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Styrol, Polybutadien <strong>und</strong> Acrylnitril für die Produktion <strong>von</strong> ABS dargestellt.<br />

Der Kumulierte Energieaufwand für Styrol wurde aus D.2.3 übernommen <strong>und</strong> beträgt<br />

63,7 MJ/kgStyrol.<br />

Der KEA <strong>von</strong> Polybutadien errechnet sich zu 73,0 MJ/kgPolybutadien. In diesen Wert geht<br />

neben den Primärenergieaufwendungen zur Bereitstellung der C4-Fraktion<br />

(54,5 MJ/kgPolybutadien) <strong>und</strong> der für die Prozesse erforderlichen Energieträger<br />

(17,7 MJ/kgPolybutadien) auch der KEA für Transporte, Anlagen <strong>und</strong> Betriebsmittel<br />

(0,8 MJ/kgPolybutadien) ein.<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> Acrylnitril müssen Inputstoffe mit einem KEA <strong>von</strong> insgesamt<br />

58,4 MJ/kgAcrylnitril eingesetzt werden. Der primärenergetische Prozeßenergieaufwand<br />

beträgt 11,6 MJ/kgAcrylnitril, für Transporte <strong>und</strong> Anlagen müssen weitere 0,5 MJ/kgAcrylnitril<br />

hinzu addiert werden. Der KEA für die Herstellung <strong>von</strong> Acyrlnitril beträgt somit<br />

70,5 MJ/kgAcrylnitril.


ABS-Granulat 35<br />

Tabelle E-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen zur ABS-Herstellung.<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

3 ABS-Granulat<br />

3.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

Aus den Rohstoffen Styrol, Polybutadien <strong>und</strong> Acrylnitril wird durch Masse-<br />

Niederdruck- oder Emulsionspolymerisation Acyrylnitril-Butadien-Styrol hergestellt.<br />

Das am häufigsten angewandte Verfahren ist die Emulsionspolymerisation, die hier als<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Berechnung des KEA <strong>und</strong> der kumulierten Emissionen verwendet<br />

wird.<br />

Abhängig <strong>von</strong> den gewünschten Eigenschaften des Polymers können die Mengenverhältnisse<br />

der drei Ausgangsstoffe stark variiert werden. Im folgenden wird eine<br />

Mischung <strong>von</strong> 55% Styrol, 25% Acrylnitril <strong>und</strong> 20% Polybutadien zugr<strong>und</strong>egelegt.<br />

3.2 Energetische Daten<br />

Für die Polymerisation <strong>von</strong> ABS werden 0,4 kWh/kgABS Strom <strong>und</strong> 1,8 MJ/kgABS Dampf<br />

benötigt. /Boust93/, /Joost98/<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

In Tabelle E-2 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Acrylnitril-Butadien-Styrol-Granulat angegeben.<br />

Der Kumulierte Energieaufwand <strong>von</strong> ABS-Granulat beträgt 76,1 MJ/kgABS. Dazu tragen<br />

die Einsatzstoffe 69,0 MJ/kgABS, die Prozeßaufwendungen 6,8 MJ/kgABS, Transporte<br />

0,1 MJ/kgABS <strong>und</strong> die zur Produktion erforderlichen Anlagen mit 0,3 MJ/kgABS bei.<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Styrol 63,7 2,65 1,6 7,9 8,3 9,7 9,7 0,0 1,1<br />

z. Vergleich:<br />

Styrol nach /Boust93/<br />

N2O<br />

[g]<br />

1,5 1,5 24,0 43,0 22,0 - 3,0<br />

Polybutadien 73,0 2,19 1,8 5,6 3,8 8,8 9,6 0,0 0,6<br />

z. Vergleich:<br />

Polybutadien nach<br />

/Boust93/<br />

1,30 1,4 13,0 13,0 20,0 - 2,3<br />

Acrylnitril 70,5 2,45 1,4 9,6 10,9 10,6 8,5 0,0 1,5<br />

Staub<br />

[g]


36 E. Acrylnitril-Butadien-Styrol<br />

Tabelle E-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Acrylnitril-Butadien-Styrol-Granulat<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

4 ABS-Spritzgußteil<br />

4.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

Nach Anlieferung wird das ABS-Granulat in einem Silo zwischengelagert. Von dort wird<br />

es bei Bedarf zunächst einem Trockenofen <strong>und</strong> anschließend den Spritzgußmaschinen<br />

zugeführt. Dort wird das Granulat aufgeschmolzen <strong>und</strong> mittels einer Schnecke in eine<br />

Spritzgußform gedrückt. Dieser Form wird nach dem Abkühlen das Spritzgußteil<br />

entnommen. Die überstehenden Angüsse werden abgetrennt, zusammen mit Ausschußmaterial<br />

regranuliert <strong>und</strong> wieder dem Produktionsprozeß zugeführt.<br />

4.2 Energetische Daten<br />

Die im folgenden angegebenen Werte zum Energieverbrauch beziehen sich auf ein<br />

Spritzgußteil mit einer Masse <strong>von</strong> r<strong>und</strong> einem Kilogramm.<br />

Für das Einlagern <strong>und</strong> Fördern des ABS-Granulats innerhalb des Betriebs ergibt sich<br />

ein Stromverbrauch <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 0,03 kWh/kgABS. Der elektrisch betriebene Vorwärmofen<br />

benötigt 0,11 kWh/kgABS, die Spritzgußmaschine 2,93 kWh/kgABS. Der Kühlwasserbedarf<br />

beträgt r<strong>und</strong> 0,1 m³/kgABS; für das Wasser im Kühlkreislauf wird der Strombedarf der<br />

Pumpen zu (0,5 kWh/m³) bilanziert, eine energetische Bewertung des Zusatzwassers<br />

kann vernachlässigt werden. /Eber95/<br />

Das ABS-Granulat wird per Lkw über eine Entfernung <strong>von</strong> 600 km angeliefert. /Eber95/<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

In Tabelle E-3 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> ABS-<br />

Spritzgußteilen angegeben.<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> ABS-Spritzgußteile ergibt sich aus obigen Daten ein<br />

Kumulierter Energieaufwand <strong>von</strong> 114,0 MJ/kgABS-Spritzgußteil. Dieser setzt sich aus dem<br />

ABS-Granulat (77,6 MJ/kgABS-Spritzgußteil), der Verarbeitung (35,3 MJ/kgABS-Spritzgußteil),<br />

Transporten (0,8 MJ/kgABS-Spritzgußteil) <strong>und</strong> anteilig dem KEA der Produktionsanlagen<br />

(0,3 MJ/kgABS-Spritzgußteil) zusammen.<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

ABS-Granulat 76,1 3,05 1,8 9,8 10,3 11,5 10,0 0,0 1,4<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


ABS-Spritzgußteil 37<br />

Tabelle E-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> ABS-<br />

Spritzgußteilen<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

ABS-Spritzgußteil 114,0 5,18 2,9 12,9 11,9 15,7 10,5 0,1 1,6


1 Einleitung<br />

F. Thermoplastische Polyolefine<br />

In der Gruppe der Thermoplastischen-Olefin-Werkstoffe gibt es verschiedene<br />

Untergruppen. Die Gr<strong>und</strong>lage bildet zumeist Polypropylen. Darin sind fein verteilte<br />

Elastomerpartikel, mit mehr oder weniger starker Vernetzung eingebettet. Von Anteil,<br />

Vernetzungsgrad <strong>und</strong> der Art des Elastomers wird unter anderem der Härtegrad <strong>und</strong><br />

das Eigenschaftsbild des jeweiligen TPO bestimmt.<br />

Die hier untersuchte TPO-Folie (Abbildung F-1) ist eine Alternative zu PVC-Folien, wie<br />

sie bei der Herstellung <strong>von</strong> Verkleidungsteilen in der Automobilindustrie verwendet<br />

werden.<br />

Erdöl<br />

Exploration, Aufbereitung,<br />

Transport<br />

Erdöl<br />

Propylen<br />

Polymerisation<br />

PP-<br />

Granulat<br />

Raffinerie<br />

Compo<strong>und</strong>ieren<br />

TPO-<br />

Pulver<br />

Verarbeitung zu<br />

Folien<br />

TPO-Folie<br />

Abbildung F-1: Strukturbild zur Herstellung <strong>von</strong> TPO-Folie<br />

Elastomerkomponente<br />

Pigmente<br />

Stabilisatoren<br />

38


Rohstoffe 39<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Mit einem Massenanteil <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 97% ist Polypropylen der Hauptbestandteil <strong>von</strong> TPO.<br />

Die restlichen 3% setzen sich aus der Elastomerkomponente, Farbpigmenten <strong>und</strong><br />

Stabilisatoren (Wärme-, UV-Beständigkeit) zusammen.<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Polypropylen ist in Abschnitt B beschrieben <strong>und</strong> wird daher an<br />

dieser Stelle nicht weiter erläutert.<br />

Die Bereitstellung der Zusätze wird aus /Eber95/ übernommen.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Die Energieverbräuche für die Bereitstellung <strong>von</strong> Polypropylen wurden in Abschnitt B.3<br />

beschrieben <strong>und</strong> werden <strong>von</strong> dort übernommen.<br />

Von den Zusätzen sind weder die chemische Zusammensetzung noch die Prozeßenergieverbräuche<br />

bekannt. So muß aus /Eber95/ direkt der KEA der Zusatzstoffe übernommen<br />

werden. Aufgr<strong>und</strong> des geringen Anteils der Zusätze bei der Herstellung <strong>von</strong> TPO, ist ein<br />

etwaiger Fehler allenfalls gering.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle F-1 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Polypropylen <strong>und</strong> den Zusätzen für die TPO-Herstellung dargestellt.<br />

Tabelle F-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen zur TPO-Herstellung.<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

3 TPO-Pulver<br />

3.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

Thermoplastische Polyolefine können durch Block-Copolymerisation, Stereoblock-<br />

Polymerisation <strong>und</strong> Pfropfpolymerisation hergestellt werden. TPO-Werkstoffe können<br />

auf vielfältige Weise modifiziert werden: z.B. durch die Zusammensetzung des<br />

1 Über die Emissionen bei der Bereitstellung der benötigten Zusätze liegen keine Informationen vor<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

PP-Granulat 65,5 1,57 1,2 4,9 3,7 7,3 9,4 0,0 0,6<br />

Zusätze 1<br />

N2O<br />

[g]<br />

64,0 - - - - - - - -<br />

Staub<br />

[g]


40 F. Thermoplastische Polyolefine<br />

Elastomeranteils, Vernetzungsdichte, Zusatz <strong>von</strong> Füll- <strong>und</strong> Verstärkungsstoffen oder<br />

Zugabe weiterer Thermoplaste.<br />

Das entstehende TPO-Korn wird durch Kaltmahlen zu Pulver weiterverarbeitet. Dabei<br />

wird zur Kühlung flüssiger Stickstoff eingesetzt.<br />

3.2 Energetische Daten<br />

Für die Compo<strong>und</strong>ierung des Polypropylens mit den Zusätzen sind 0,25 kWh/kgTPO<br />

Strom erforderlich. Der Kühlwasserbedarf <strong>von</strong> 0,05 l/kgTPO ist gering <strong>und</strong> wirkt sich auf<br />

den KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen kaum aus. /Ebers95/<br />

Mit einem Stromverbrauch <strong>von</strong> 0,11 kWh/kgTPO wird nach dem Compo<strong>und</strong>ieren das<br />

entstandene TPO-Korn zu TPO-Pulver vermahlen. Zur Kühlung werden hierbei 0,84 kg<br />

an flüssigem Stickstoff je kg TPO-Pulver eingesetzt. /Ebers95/<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle F-2 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> TPO-<br />

Pulver angegeben.<br />

Tabelle F-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> TPO-<br />

Pulver<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

4 TPO-Folie<br />

4.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

Das angelieferte TPO-Pulver wird mittels einer Rakelvorrichtung auf ein Trägerpapier<br />

aufgebracht <strong>und</strong> verschmilzt im weiteren Ablauf der Herstellung durch Wärmeeinwirkung<br />

zu einer Folie. Im Finish-Bereich erhält die Folie durch Prägewalzen die<br />

gewünschte Oberflächenstruktur. Beim letzten Prozeßschritt wird die TPO-Folie auf die<br />

vom K<strong>und</strong>en gewünschte Breite zugeschnitten <strong>und</strong> verpackt.<br />

4.2 Energetische Daten<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

Das TPO-Pulver wird per Lkw über eine Entfernung <strong>von</strong> 420 km beim Folienhersteller<br />

angeliefert.<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> 1 kg TPO-Folie sind 1,0 kWh Strom, 1,1 MJ Erdgas <strong>und</strong> 6,8 MJ<br />

Dampf erforderlich. Darüber hinaus werden 0,43 m³/kgTPO-Folie Druckluft <strong>und</strong><br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

TPO-Pulver 72,6 1,97 1,4 5,5 3,9 7,9 9,2 00 0,6<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


TPO-Folie 41<br />

0,28 m³/kgTPO-Folie an Kühlwasser benötigt. Da das Kühlwasser im Kreislauf geführt wird,<br />

geht nur der Stromverbrauch der Pumpen mit 0,5 kWh/m³ in die Berechnungen ein.<br />

/Eber95/<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle F-3 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> TPO-<br />

Folie angegeben.<br />

Tabelle F-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> TPO-<br />

Folie<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

TPO-Folie 97,4 3,66 2,2 11,9 11,8 13,4 10,7 0,1 1,7<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


1 Einleitung<br />

G. Polyurethan<br />

In den bisherigen Kapiteln wurden thermoplastische Kunststoffe beschrieben. Mit<br />

Polyurethan (PU) wird in diesem Abschnitt nun ein duroplastischer Kunststoff<br />

bilanziert. Duroplaste sind im Gegensatz zu Thermoplasten nicht schmelzbar <strong>und</strong><br />

weitgehend unlöslich.<br />

Durch Veränderung der Zusammensetzung der Polyurethane lassen sich Werkstoffe<br />

"nach Maß", d.h. eine Vielzahl <strong>von</strong> Werkstoffen mit unterschiedlichen Eigenschaften <strong>und</strong><br />

Einsatzgebieten herstellen. /Schw92/<br />

Polyurethane werden als Weichschäume z.B. für Polsterungen im Automobilbereich <strong>und</strong><br />

im Möbelbau eingesetzt. PU-Hartschäume werden bevorzugt als Wärmedämmstoffe für<br />

Gebäude <strong>und</strong> Kühlgeräte verwendet. Darüber hinaus werden aus Polyurethan Gummiteile,<br />

Klebstoffe <strong>und</strong> Beschichtungen hergestellt.<br />

Wie in Abbildung G-1 vereinfacht dargestellt, wird im folgenden die Herstellung <strong>von</strong><br />

Polyurethan an zwei Beispielen, PU-Weichschaum <strong>und</strong> PU-Hartschaum beschrieben.<br />

TDI<br />

Produktion<br />

Produktion<br />

PU-Weichschaum<br />

PU-Weichschaum<br />

Propylen<br />

Ethylen<br />

Salpetersäure<br />

Schwefelsäure<br />

Phosgen<br />

Wasserstoff<br />

Toluol Chlor<br />

Formaldehyd<br />

Benzol<br />

Polyol<br />

Produktion<br />

Produktion<br />

PU-Hartschaum<br />

PU-Hartschaum<br />

MDI<br />

Produktion<br />

Wasser Pentan<br />

Abbildung G-1: Strukturbild zur Herstellung <strong>von</strong> PU-Weich- <strong>und</strong> PU-Hartschaum<br />

43


44 G. Polyurethan<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Basis für die Herstellung <strong>von</strong> Polyurethanen bilden mehrwertige Alkohole (Polyole) <strong>und</strong><br />

mehrwertige Isocyanate (hier Diisocyanattoluol, TDI bzw. Diisocyanatdiphenylmethan,<br />

MDI), die durch Polyaddition zu Polyurethanen verb<strong>und</strong>en werden.<br />

Wie aus Abbildung G-1 ersichtlich, sind zur Herstellung <strong>von</strong> Polyol, TDI <strong>und</strong> MDI eine<br />

Vielzahl <strong>von</strong> Stoffen notwendig, die in verschiedenen Stufen eines komplexen Herstellungsprozesses<br />

eingesetzt werden.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

In /Boust97c/ sind in aggregierter Form die Einsatzmengen an Öl, Gas <strong>und</strong> Strom<br />

angegeben, die der Herstellung <strong>von</strong> Polyol, TDI <strong>und</strong> MDI zuzurechnen sind. Die dort auf<br />

Basis <strong>von</strong> Brennwerten angegebenen Daten sind auf Heizwerte umgerechnet in<br />

Tabelle G-1 dargestellt <strong>und</strong> werden als Gr<strong>und</strong>lage für die Berechnung des KEA <strong>und</strong> der<br />

kumulierten Emissionen verwendet.<br />

Tabelle G-1: Energieinhalt <strong>und</strong> Energieverbräuche für die Herstellung <strong>von</strong> Polyol, TDI<br />

<strong>und</strong> MDI (aus /Boust97c/ abgeleitet)<br />

Produkt<br />

alle Werte in MJ/kg<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

Energieinhalt ÖL Gas Strom<br />

Polyol 34,5 11,5 21,3 5,7<br />

TDI 30,4 10,0 38,5 6,0<br />

MDI 32,6 7,4 31,1 4,4<br />

In Tabelle G-2 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Bereitstellung der<br />

Rohstoffe zur Polyurethanproduktion dargestellt.<br />

Tabelle G-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen zur Herstellung <strong>von</strong> Polyurethan<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Polyol 89,4 5,08 3,2 5,8 3,3 10,3 2,7 0,1 0,4<br />

TDI 103,8 5,78 4,1 6,6 3,1 12,7 2,4 0,1 0,4<br />

MDI 89,9 4,43 3,2 5,0 2,3 9,8 1,8 0,1 0,3<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


PU-Hartschaum 45<br />

3 PU-Hartschaum<br />

3.1 Herstellung<br />

PU-Hartschaum wird durch Polyaddition <strong>von</strong> Polyol <strong>und</strong> Diisocyanat (hier MDI)<br />

hergestellt. Die Anteile <strong>von</strong> Stabilisatoren, Katalysatoren <strong>und</strong> Pigmenten variieren stark<br />

in Abhängigkeit der gewünschten Eigenschaften <strong>und</strong> Qualität des Hartschaums. Im<br />

folgenden wird <strong>von</strong> einem Massenanteil der Zusätze <strong>von</strong> 3% ausgegangen /Fest95/.<br />

Zur Produktion des Hartschaums werden die Einsatzstoffe einem Mischkopf zugeführt<br />

<strong>und</strong> als Reaktionsgemisch zwischen zwei Bändern verteilt (Plattenherstellung) oder in<br />

eine Form gegossen (Herstellung <strong>von</strong> Formteilen). Das Reaktionsgemisch schäumt in der<br />

Form auf <strong>und</strong> härtet aus.<br />

3.2 Energetische Daten<br />

1 kg PU-Hartschaum wird aus 0,36 kg Polyol, 0,58 kg MDI, 0,05 kg Pentan <strong>und</strong> 0,03 kg<br />

Zusätzen hergestellt, der Materialverlust beträgt 2%. Für diesen Prozeß werden<br />

0,42 kWh Strom benötigt.<br />

Die Einsatzstoffe werden per Lkw aus 200 km Entfernung angeliefert. /Boust97c/<br />

Aus Abschnitt D.2.3 kann der KEA für Pentan (50,5 MJ/kg) übernommen werden. Für<br />

den KEA der Zusätze (64 MJ/kg) wird die Abschätzung aus dem vorherigen Kapitel<br />

verwendet.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle G-3 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> PU-<br />

Hartschaum angegeben.<br />

Tabelle G-3: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polyurethanhartschaum<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

4 PU-Weichschaum<br />

4.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> PU-Weichschaum verläuft ähnlich wie die <strong>von</strong> PU-Hartschaum.<br />

Anstatt MDI wird TDI eingesetzt, auch die Massenverhältnisse ändern sich. Wie bei der<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]<br />

PU-Hartschaum 94,0 4,85 3,2 5,8 3,0 10,2 2,5 0,1 0,4


46 G. Polyurethan<br />

Herstellung <strong>von</strong> PU-Hartschaum wird auch bei der Weichschaumherstellung <strong>von</strong> einem<br />

Anteil an Zusätzen (Stabilisatoren, Katalysatoren <strong>und</strong> Pigmenten) <strong>von</strong> 3% ausgegangen.<br />

Zur Produktion des Weichschaums werden die Einsatzstoffe einem Mischkopf zugeführt<br />

<strong>und</strong> als Reaktionsgemisch in eine Form gegossen. Zum Aufschäumen wird der Mischung<br />

Wasser zugegeben. Dieses reagiert mit dem Isocyanat unter Abspaltung <strong>von</strong> CO2, das als<br />

Treibgas zur Schaumbildung dient. Nach dem Aushärten werden die fertigen PU-<br />

Weichschaumteile der Form entnommen.<br />

4.2 Energetische Daten<br />

1 kg PU-Weichschaum wird aus 0,69 kg Polyol, 0,28 kg TDI <strong>und</strong> 0,02 kg Wasser (zum<br />

Aufschäumen) hergestellt, der Materialverlust beträgt 2%. Für diesen Prozeß werden<br />

0,42 kWh Strom benötigt. Polyol <strong>und</strong> TDI werden per Lkw aus 200 km Entfernung<br />

angeliefert. /Boust97c/<br />

4.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Abbildung G-2 sind die Primärenergieaufwendungen zur Herstellung <strong>von</strong> PU-<br />

Weichschaum als Flußbild dargestellt.


PU-Weichschaum 47<br />

Herstellung <strong>von</strong><br />

12.06 MJ (12,3 %)<br />

Raffineriegas<br />

3.12 MJ (3.2 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

5.32 MJ (5,4 %)<br />

0.06 MJ (0,1 %)<br />

Inputstoffe für die<br />

TDI-Produktion<br />

8.51 MJ (8,7 %)<br />

TDI (Diisocyanattoluol)<br />

29.07 MJ (29,7 %)<br />

LKW (normal)<br />

Diesel im Verbrennungsmotor<br />

(SEA)<br />

0.24 MJ (0,2 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.24 MJ (0,2 %)<br />

PU-Weichschaum<br />

97.9 MJ (100,0 %)<br />

Polyol<br />

61.72 MJ (63,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

4.77 MJ (4,9 %)<br />

0.23 MJ (0,2 %)<br />

1.92 MJ (2,0 %)<br />

Abbildung G-2: KEA-Flußbild für die Herstellung <strong>von</strong> PU-Weichschaum<br />

16.44 MJ (16,8 %)<br />

Raffineriegas<br />

8.86 MJ (9,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

12.45 MJ (12,7 %)<br />

0.17 MJ (0,2 %)<br />

Inputstoffe für die<br />

Polyol-Produktion<br />

23.80 MJ (24,3 %)<br />

In Tabelle G-4 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> PU-<br />

Weichschaum zusammengefaßt.<br />

Tabelle G-4: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Polyurethanweichschaum<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

PU-Weichschaum 97,9 5,55 3,5 6,5 3,5 11,2 2,6 0,1 0,4<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


1 Einleitung<br />

H. Epoxidharz<br />

Bei Epoxidharzen handelt es sich wie bei Polyurethanen um duroplastische Kunststoffe.<br />

Epoxidharz (EP) wird als feste Formmasse im Preß- Spritzpreß- oder Spritzgießverfahren<br />

verarbeitet. Flüssige Gieß- <strong>und</strong> Laminierharze werden per Hand, mittels<br />

Injektionsverfahren, Schleudern, Profilziehen <strong>und</strong> Wickeln verarbeitet. Dabei kommen<br />

zur Verstärkung der Produkte Glasfasern <strong>und</strong> in zunehmenden Maße Carbonfasern zum<br />

Einsatz. Die Bandbreite der EP-Produkte reicht <strong>von</strong> Beschichtungen im Bauwesen über<br />

Leiterplatten für gedruckte Schaltungen in der Elektrotechnik bis zu Wellen <strong>und</strong><br />

Gelenken im Maschinenbau <strong>und</strong> Leichtbauteilen, die im Flugzeugbau <strong>und</strong> verstärkt<br />

auch im Fahrzeugbau eingesetzt werden.<br />

In Abbildung H-1 ist schematisch die Herstellung <strong>von</strong> Epoxidharz dargestellt, wobei die<br />

sehr komplexe Synthese <strong>von</strong> Epoxidharz im Rahmen dieser Studie nur vereinfacht<br />

dargestellt werden kann.<br />

Benzol<br />

Erdöl<br />

Exploration, Aufbereitung,<br />

Transport<br />

Erdöl<br />

Raffinerie<br />

Propylen<br />

Steinsalz<br />

Gewinnung <strong>und</strong><br />

Aufbereitung<br />

NaCl<br />

Elektrolyse<br />

Chlor NaOH<br />

Alkylierung Heißchlorierung<br />

Cumol Allylchlorid<br />

Hock'sche<br />

Phenolsynthese<br />

Aceton Phenol<br />

Bisphenol-A<br />

Synthese <strong>von</strong><br />

Bisphenol-A<br />

Herstellung <strong>von</strong><br />

Epoxidharz<br />

EP-Harz<br />

Kalkstein<br />

Gewinnung <strong>und</strong><br />

Aufbereitung<br />

CaCO 3<br />

Brennen <strong>von</strong> Kalk<br />

Ca(OH) 2<br />

Hochtemperatur<br />

Chlorhydrination<br />

Epichlorhydrin<br />

Abbildung H-1: Strukturbild zur Herstellung <strong>von</strong> Epoxidharz<br />

Wasser<br />

49


50 H. Epoxidharz<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Zur Synthese <strong>von</strong> 1 kg Epoxidharz werden 1,0 kg Propylen, 0,4 kg Benzol, 1,2 kg Chlor<br />

<strong>und</strong> 0,3 kg Natronlauge (NaOH), sowie 2,3 kg Kalkmilch (Ca(OH)2 in wässriger Lösung)<br />

eingesetzt. /IFE98/<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Propylen <strong>und</strong> Benzol in der Raffinerie wurde bereits in den<br />

Abschnitten B.2 bzw. D.2 erläutert. Die entsprechenden Angaben zum KEA werden <strong>von</strong><br />

dort übernommen.<br />

Chlor wird durch Elektrolyse <strong>von</strong> Steinsalz, wie in Abschnitt C.2 beschrieben, gewonnen.<br />

Als weiteres Produkt fällt bei diesem Prozeß Natronlauge an.<br />

Durch Brennen <strong>von</strong> Kalkstein wird Branntkalk (CaO) gewonnen. Durch Zugabe <strong>von</strong><br />

Wasser (Löschen) wird dieser zu Kalkhydrat (Ca(OH)2) umgewandelt. Bei weiterer<br />

Zugabe <strong>von</strong> Wasser entsteht so Kalkmilch.<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Der KEA für Propylen (56,1 MJ/kg), Benzol (52,2 MJ/kg) <strong>und</strong> Chlor (19,5 MJ/kg) kann<br />

aus den oben angegebenen Abschnitten übernommen werden.<br />

Natronlauge (NaOH) ensteht, wie Chlor, bei der Elektrolyse <strong>von</strong> NaCl, ihr KEA ergibt<br />

sich zu 21,9 MJ/kg.<br />

Kalkhydrat wird durch Löschen <strong>von</strong> Branntkalk (CaO) gewonnen <strong>und</strong> in der<br />

Bauindustrie sowie als Kalkmilch zur Rauchgasreinigung in Kraftwerken verwendet.<br />

Aus /GRU 2/ ergibt sich für Kalkhydrat ein KEA <strong>von</strong> 3,6 MJ/kg. In /IFE98/ werden keine<br />

Angaben über den Wassergehalt der Kalkmilch gemacht, daher wird im folgenden <strong>von</strong><br />

einem Wassergehalt <strong>von</strong> 50% ausgegangen. Ein etwaiger, durch diese Abschätzung<br />

entstehender Fehler ist gering, da die Kalkmilch nur etwa 1 bis 2% zum KEA <strong>von</strong><br />

Epoxidharz beiträgt.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle H-1 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Bereitstellung der<br />

Rohstoffe zur Epoxidharzproduktion dargestellt.


Epoxidharz 51<br />

Tabelle H-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen zur Herstellung <strong>von</strong> Epoxidharz<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

3 Epoxidharz<br />

3.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

Durch Alkylierung <strong>von</strong> Benzol mit Hilfe <strong>von</strong> Propylen wird Cumol gewonnen, das<br />

anschließend in Aceton <strong>und</strong> Phenol aufgespalten wird (Hock'sche Phenolsynthese). Im<br />

nächsten Schritt reagieren Aceton <strong>und</strong> Phenol zu Bisphenol-A. Parallel dazu wird<br />

mittels Heißchlorierung aus Propylen <strong>und</strong> Chlor unter Zugabe <strong>von</strong> Natronlauge<br />

Allylchlorid hergestellt <strong>und</strong> unter Einsatz <strong>von</strong> Kalkhydrat zu Epichlorhydrin<br />

umgewandelt (Hochtemperatur Chlorhydrination). Im letzten Schritt wird aus<br />

Bisphenol-A <strong>und</strong> Epichlorhydrin Epoxidharz synthetisiert. (siehe Abbildung H-1)<br />

3.2 Energetische Daten<br />

Für die oben beschriebene Synthese <strong>von</strong> Epoxidharz sind 17,4 MJ/kgEP-Harz Prozeßdampf<br />

<strong>und</strong> 0,7 kWh/kgEP-Harz Strom erforderlich.<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> 1 kg Epoxidharz werden r<strong>und</strong> 6 kg Prozeßwasser benötigt.<br />

Für die Anlieferung der Einsatzstoffe aus Raffinerieerzeugung (Propylen <strong>und</strong> Benzol)<br />

wird ein Lkw-Transport über eine durchschnittliche Entfernung <strong>von</strong> 100 km angesetzt.<br />

Für die restlichen Stoffe (Chlor, Natronlauge <strong>und</strong> Kalkmilch) wird eine Transportentfernung<br />

<strong>von</strong> 500 km zugr<strong>und</strong>egelegt, wobei Lkw als Transportmittel eingesetzt<br />

werden.<br />

Bei der Herstellung <strong>von</strong> Epoxidharz fallen eine Reihe <strong>von</strong> Stoffen an (Salze,<br />

Dünnsäuren), über deren weitere Nutzbarkeit keine Informationen vorhanden sind <strong>und</strong><br />

die deshalb nicht am KEA <strong>und</strong> den kumulierten Emissionen beteiligt.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

Für Epoxidharz ergibt sich ein KEA <strong>von</strong> 140,9 MJ/kgEP-Harz; die Aufteilung der<br />

Primärenergieaufwendungen auf die Einsatzstoffe zeigt Abbildung H-2.<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Propylen 56,1 0,962 0,8 2,8 1,3 5,2 8,8 0,0 0,2<br />

Benzol 52,2 1,27 1,1 4,2 3,3 6,2 8,6 0,0 0,5<br />

Chlor 19,5 1,19 1,0 1,6 1,4 3,0 0,1 0,1 0,1<br />

Natronlauge 21,8 1,33 1,1 1,8 1,6 3,4 0,1 0,1 0,2<br />

Kalkmilch 1,8 0,40 0,1 0,2 0,1 0,4 0,0 0,0 0,1<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


52 H. Epoxidharz<br />

Epoxidharz<br />

140.88 MJ (100,0 %)<br />

19.55 MJ (13,9 %)<br />

Transport LKW (normal)<br />

0.69 MJ (0,5 %)<br />

4.17 MJ (3,0 %)<br />

Strommix Deutschland<br />

8.27 MJ (5,9 %)<br />

1.65 MJ (1,2 %)<br />

Benzol<br />

18.94 MJ (13,4 %)<br />

6.52 MJ (4,6 %)<br />

57.48 MJ (40,8 %)<br />

Chlor<br />

23.60 MJ (16,8 %)<br />

Abbildung H-2: KEA-Flußdiagramm der Epoxidharzherstellung<br />

In Tabelle H-2 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen die sich aus obigem<br />

Flußbild <strong>und</strong> den Informationen zu den vorgelagerten Ketten der Einsatzstoffe ergeben<br />

zusammengefaßt.<br />

Tabelle H-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Epoxidharz<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Epoxidharz 140,9 6,11 4,1 21,8 25,0 24,1 15,7 0,3 3,5<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


1 Einleitung<br />

I. Styrol-Butadien-Kautschuk<br />

Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) ist der am weitesten verbreitete Synthesekautschuk.<br />

Die Eigenschaften sind stark <strong>von</strong> den zugesetzten Füll-, Verstärkungsstoffen <strong>und</strong><br />

Weichmachern abhängig. Das wichtigste Anwendungsgebiet ist die Herstellung <strong>von</strong><br />

Fahrzeugbereifungen. Daneben wird SBR auch für Produkte wie Kabelummantelungen,<br />

Schläuche oder pharmazeutische Artikel eingesetzt.<br />

Durch entsprechende Zusätze kann eine hohe Abriebfestigkeit, Temperatur- Wetter- <strong>und</strong><br />

Ozonbeständigkeit erreicht werden.<br />

Die für die Herstellung <strong>von</strong> Styrol-Butadien-Kautschuk erforderlichen Prozeßstufen sind<br />

in Abbildung I-1 schematisch dargestellt.<br />

Ethylen<br />

Ethylenbenzol<br />

Benzol<br />

Ethylenbenzol<br />

Herstellung<br />

Styrol<br />

Herstellung<br />

Styrol<br />

Exploration, Aufbereitung,<br />

Transport<br />

Erdöl<br />

Erdöl<br />

Raffinerie<br />

Polymerisation<br />

zu SBR<br />

Butadien<br />

Styrol-Butadien-Kautschuk<br />

Abbildung I-1: Strukturbild zur Herstellung <strong>von</strong> Styrol-Butadien-Kautschuk<br />

53


54 I. Styrol-Butadien-Kautschuk<br />

2 Rohstoffe<br />

2.1 Bereitstellung der Rohstoffe<br />

Styrol-Butadien-Kautschuk wird aus Styrol <strong>und</strong> Butadien synthetisiert. Die Herstellung<br />

<strong>von</strong> Styrol erfolgt, wie in Kapitel D.2 beschrieben, aus Ethylen <strong>und</strong> Benzol. Butadien<br />

wird aus der C4-Fraktion des Steamcrackers gewonnen (siehe Abschnitt E.2).<br />

2.2 Energetische Daten<br />

Der KEA <strong>von</strong> Styrol wird aus Abschnitt D.2 übernommen.<br />

Die Gewinnung <strong>von</strong> Butadien aus der C4-Fraktion wird <strong>von</strong> der Benzol-Extraktion aus<br />

der BTX-Fraktion abgeleitet (Abschnitt D.2). Je Kilogramm Butadien ist danach ein<br />

Endenergieeinsatz <strong>von</strong> 1,0 MJ Raffineriegas, 1,6 MJ Dampf <strong>und</strong> 0,02 kWh Strom<br />

erforderlich.<br />

2.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle I-1 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Bereitstellung der<br />

Rohstoffe zur Styrol-Butadien-Kautschuk-Produktion dargestellt.<br />

Der KEA für die Herstellung <strong>von</strong> Styrol beträgt 63,7 MJ/kg. Butadien wird mit einem<br />

Primärenergieaufwand <strong>von</strong> 57,7 MJ/kg bereitgestellt.<br />

Tabelle I-1: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Rohstoffen zur Herstellung <strong>von</strong> Styrol-Butadien-Kautschuk<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

3 Styrol-Butadien-Kautschuk<br />

3.1 Herstellung<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

Die Copolymersisation <strong>von</strong> Styrol <strong>und</strong> Butadien zu Styrol-Butadien-Kautschuk wird<br />

heutzutage überwiegend in einem Emulsionsverfahren bei niedrigen Temperaturen<br />

(+5°C) durchgeführt. /Schw92/<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Styrol 63,7 2,65 1,6 7,9 8,3 9,7 9,7 0,0 1,1<br />

Butadien 57,7 1,37 1,1 4,5 3,5 6,8 9,6 0,0 0,5<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


Styrol-Butadien-Kautschuk 55<br />

3.2 Energetische Daten<br />

Zur Herstellung <strong>von</strong> 1 kg SBR werden bei diesem Verfahren 0,26 kg Styrol <strong>und</strong> 0,76 kg<br />

Butadien eingesetzt. Der Materialverlust beträgt 2%.<br />

An Prozeßenergien werden 0,5 kWh/kgSBR Strom, 1,8 MJ/kgSBR Heizöl <strong>und</strong> 8,3 MJ/kgSBR<br />

Dampf eingesetzt.<br />

3.3 KEA <strong>und</strong> Emissionen<br />

In Tabelle I-2 sind der KEA <strong>und</strong> die kumulierten Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong><br />

Styrol-Butadien-Kautschuk angegeben.<br />

Tabelle I-2: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> Emissionen zur Herstellung <strong>von</strong> Styrol-<br />

Butadien-Kautschuk<br />

Produkt<br />

alle Werte je kg<br />

KEA<br />

[MJ]<br />

CO2<br />

[kg]<br />

CO<br />

[g]<br />

NOX<br />

[g]<br />

SO2<br />

[g]<br />

CH4<br />

[g]<br />

NMVOC<br />

[g]<br />

Styrol-Butadien-Kautschuk 78,8 3,20 2,0 13,2 14,2 12,9 11,4 0,0 2,0<br />

N2O<br />

[g]<br />

Staub<br />

[g]


1 Literaturverzeichnis<br />

Anhang<br />

/Joost98/ Joosten L. A. J.:<br />

Process Data Descriptions for the production of synthetic organic materials.<br />

Department of Science, Technlogy and Society at Utrecht University,<br />

Utrecht, Netherlands, 1998<br />

/Boust93/ Boustead I.<br />

Eco-Profiles of the European plastic industrie - Report 4: Polystyrene.<br />

European Centre for Plastics in the Environment (PWMI);<br />

Brussels, Belgium, 1993<br />

/Boust93b/ Boustead I.<br />

Eco-Profiles of the European plastic industrie - Report 2: Olefin Feedstock Sources.<br />

European Centre for Plastics in the Environment (PWMI);<br />

Brussels, Belgium, 1993<br />

/Boust93c/ Boustead I.<br />

Eco-Profiles of the European plastic industrie - Report 3: Polyethylene and<br />

Polypropylene.<br />

European Centre for Plastics in the Environment (PWMI);<br />

Brussels, Belgium, 1993<br />

/Boust97a/ Boustead I.<br />

Eco-Profiles of the European plastic industrie - Report 4: Polystyrene.<br />

Second Edition; Association of Plastic Manufacturers in Europe (APME);<br />

Brussels, Belgium, 1997<br />

/Boust97b/ Boustead I.<br />

Eco-Profiles of the European plastic industrie - Report 10: Polymer Conversion.<br />

Second Edition; Association of Plastic Manufacturers in Europe (APME);<br />

Brussels, Belgium, 1997<br />

/Boust97c/ Boustead I.<br />

Eco-Profiles of the European plastic industrie - Report 9: Polyurethane Precursors<br />

(TDI, MDI, Polyols). Second Edition; Association of Plastic Manufacturers in Europe<br />

(APME);<br />

Brussels, Belgium, 1997<br />

/Eber95/ Ebersperger R., Proksch H.:<br />

Energiebilanz <strong>von</strong> Pkw-Bauteilen aus PVC <strong>und</strong> alternativen Werkstoffen<br />

unveröffentlichte Studie am Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik<br />

der TU-München; München 1995<br />

/EBI94/ Jess A.:<br />

Energieaufwand der Herstellung <strong>von</strong> Mineralölprodukten in Raffinerien in<br />

Deutschland.<br />

Studie des Engler-Bunte-Instituts im Auftrag der Forschungsstelle für<br />

Energiewirtschaft München; Karlsruhe 1994<br />

A-1


A-2 Anhang<br />

/Fest95/ Festl W.:<br />

Untersuchung <strong>von</strong> Wärmedämmstoffen als Gr<strong>und</strong>lage einer ganzheitlichen<br />

Bewertung <strong>von</strong> Niedrigenergiehäusern. Diplomarbeit an der Forschungsstelle für<br />

Energiewirtschaft, München ausgegeben durch den Lehrstuhl für Energiewirtschaft<br />

<strong>und</strong> Kraftwerkstechnik der TU-München; München 1995<br />

/FfE98/ N.N.:<br />

Die Bereitstellung <strong>von</strong> elektrischer Energie in Deutschland (1996).<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München, 1998<br />

/FVV98/ Biedermann P., Dreier T.:<br />

Brennstoffzellen Studie - <strong>Ganzheitliche</strong> Systemuntersuchungen zur<br />

Energiewandlung durch Brennstoffzellen. Forschungsvereinigung<br />

Verbrennungskraftmaschinen e.V.;<br />

Frankfurt a.M. 1998<br />

/GEM/ Gesamt-Emissions-Modell Integrierter Systeme; Programm zur Analyse der<br />

Umweltaspekte <strong>von</strong> Energie-, Stoff- <strong>und</strong> Transportprozessen; Öko-Institut e.V.,<br />

Darmstadt 1989-1999<br />

/GRU 2/ Hutter, C., Lilleike, J., Schwärzer, M.:<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong>, Teil II:<br />

Baustoffe , Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München 1999<br />

/IFE98/ Fleißner T., Dreier T., Geiger B.:<br />

Materialinput pro Serviceeinheit - Kumulierter Energieaufwand, Vergleich zweier<br />

<strong>Bilanzierung</strong>smethoden. unveröffentlichte Studie; München 1998<br />

/SEP/ N. N.:<br />

Datenbank zur Simulation Energetischer Prozeßketten.<br />

Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik der TU-München<br />

/Schw92/ Schwarz O.:<br />

Kunststoffk<strong>und</strong>e. 4.Auflage; Vogel Buchverlag; Würzburg 1992<br />

/WIKU97/ Liedtke C., Roewer S., Meding L.:<br />

Materialintensitätsanalysen <strong>von</strong> Automobilkarosserien im Vergleich.<br />

unveröffentlichte Studie; Wuppertal Institut für Klima Umwelt Energie GmbH;<br />

Wuppertal 1997


Weiterführende Literatur A-3<br />

2 Weiterführende Literatur<br />

/Boust94/ Boustead I.<br />

Eco-Profiles of the European polymer industrie - Report 6: Polyvinylchloride.<br />

Association of Plastic Manufacturers in Europe (APME);<br />

Brussels, Belgium, 1994<br />

/Boust97c/ Boustead I.<br />

Eco-Profiles of the European plastic industrie - Report 11: Acrylonitrile-Butadiene-<br />

Styrene (ABS) and Styrene-Acrylonitrile (SAN).<br />

Second Edition; Association of Plastic Manufacturers in Europe (APME);<br />

Brussels, Belgium, 1997<br />

/Boust98/ Boustead I.<br />

Eco-Profiles of the European polymer industrie - Report 6: Polyvinylchloride.<br />

Second Edition; Association of Plastic Manufacturers in Europe (APME);<br />

Brussels, Belgium, 1998


Überblick über Berichte des Forschungsprojektes „Analyse <strong>von</strong><br />

Energie- <strong>und</strong> Stoffströmen – Basisdaten für die ökologische Bewertung<br />

<strong>von</strong> Unternehmen, Wirtschaftsgütern <strong>und</strong> Dienstleistungen“ (gefördert<br />

<strong>von</strong> der Bayerischen Forschungsstiftung)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung (GABIE)<br />

• Die Gewinnung <strong>von</strong> Braunkohle<br />

• Die Bereitstellung <strong>von</strong> Uran als Kernbrennstoff<br />

• Prozeßkettenanalyse <strong>und</strong> Verfügbarkeit <strong>von</strong> Erdgas<br />

• Energieaufwand der Herstellung <strong>von</strong> Mineralölprodukten<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Kraftwerken<br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Kernkraftwerk (Teil II)<br />

• Steinkohlekraftwerk (Teil III)<br />

• Braunkohlekraftwerk (Teil IV)<br />

• GuD-Kraftwerk (Teil V)<br />

• Blockheizkraftwerke (Teil VI)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong><br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Baustoffe (Teil II)<br />

• Metalle (Teil III)<br />

• Kunststoffe (Teil IV)<br />

• Biogene Kraftstoffe (Teil V)<br />

Praxistests<br />

• Ökobilanzierung mit Hilfe der KEA-Datenbank - Praxistests<br />

• <strong>Ganzheitliche</strong> Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz für eine erdgekoppelte Wärmepumpe<br />

• Wege zum Niedrigenergiehaus - <strong>Ganzheitliche</strong> Bewertung<br />

Die Berichte sind erhältlich bei:<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, Am Blütenanger 71, 80995 München<br />

Tel.: 089/158 121-0, Fax: 089/158 121-10, e-mail: gfpe@ffe.de<br />

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der FfE unter http://www.ffe.de<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


<strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong> <strong>und</strong> <strong>Halbzeugen</strong><br />

Teil V Biogene Kraftstoffe<br />

Auftraggeber:<br />

Bayerische<br />

Forschungsstiftung<br />

FfE-Auftragsnummer: 065.1/KEA<br />

Bearbeitet am Lehrstuhl für Energiewirtschaft<br />

<strong>und</strong> Anwendungstechnik der TU München<br />

Bearbeiter:<br />

T. Dreier<br />

München, im Juli 1999<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft<br />

Am Blütenanger 71<br />

80995 München<br />

Tel.: (089) 158 121 - 0<br />

Fax: (089) 158 121 - 10<br />

E-mail: gfpe@ffe.de<br />

Internet: www.ffe.de


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Allgemeines...........................................................................................................1<br />

2 Definitionen <strong>und</strong> Methoden..................................................................................2<br />

2.1 Kumulierter Energieaufwand............................................................................................................................2<br />

2.2 Kumulierte Emissionen ....................................................................................................................................4<br />

3 Bereitstellung der Biomasse................................................................................5<br />

3.1 Allgemeine Festlegungen zur Pflanzenproduktion...........................................................................................5<br />

3.2 Feldarbeit.........................................................................................................................................................8<br />

3.2.1 Raps .....................................................................................................................................................9<br />

3.2.2 Zuckerrüben........................................................................................................................................10<br />

3.2.3 Miscanthus..........................................................................................................................................10<br />

3.2.4 Besonderheit des Energiepflanzenanbaus.........................................................................................12<br />

3.2.5 Organische Reststoffe ........................................................................................................................12<br />

3.3 Lagerung <strong>und</strong> Transport ................................................................................................................................13<br />

3.3.1 Raps ...................................................................................................................................................13<br />

3.3.2 Zuckerrüben........................................................................................................................................14<br />

3.3.3 Miscanthus..........................................................................................................................................14<br />

4 Gewinnung biogener Kraftstoffe .......................................................................15<br />

4.1 Rapsölgewinnung ..........................................................................................................................................15<br />

4.2 Rapsölraffination............................................................................................................................................16<br />

4.3 Umesterung ...................................................................................................................................................18<br />

4.4 Ethanolerzeugung aus Zuckerrüben..............................................................................................................21<br />

4.5 Wasserstofferzeugung aus Biomasse ...........................................................................................................24<br />

4.6 Methanolerzeugung aus Biomasse................................................................................................................27<br />

4.7 Biogas aus der anaeroben Vergärung ...........................................................................................................29<br />

5 Verteilung <strong>und</strong> Speicherung biogener Kraftstoffe...........................................33<br />

5.1 Flüssige Kraftstoffe ........................................................................................................................................33<br />

5.2 Gasförmige Kraftstoffe ...................................................................................................................................35<br />

6 Zusammenfassung .............................................................................................37<br />

6.1 Rapsöl............................................................................................................................................................38<br />

6.2 RME 39<br />

6.3 Ethanol...........................................................................................................................................................40<br />

6.4 Methanol ........................................................................................................................................................41<br />

6.5 Wasserstoff....................................................................................................................................................42<br />

6.6 Biogas43<br />

6.7 Quervergleich.................................................................................................................................................44<br />

6.8 Einfluß der Koppelproduktbewertung.............................................................................................................46<br />

7 Fazit......................................................................................................................50<br />

8 Literaturverzeichnis............................................................................................52


1 Allgemeines<br />

Die vorliegende Arbeit umfaßt die Analyse der Bereitstellung der Rohstoffe, der Umwandlung,<br />

der Speicherung <strong>und</strong> der Verteilung biogener Kraftstoffe (vgl. Abbildung 1-1).<br />

Bereitstelllung<br />

Umwandlung<br />

Verteilung/<br />

Speicherung<br />

Raps<br />

Rapsölgewinnung,<br />

-raffination bzw.<br />

-umesterung<br />

Ethanolerzeugung<br />

Flüssige Kraftstoffe<br />

Transport <strong>und</strong> Betankung<br />

Zuckerrüben Miscanthus<br />

Methanolerzeugung<br />

Endverbraucher<br />

Wasserstofferzeugung<br />

Gasförmige Kraftstoffe<br />

Verdichtung oder Verflüssigung<br />

Transport <strong>und</strong> Betankung<br />

Bioabfälle<br />

Abbildung 1-1: Übersicht über die Systematik bei der <strong>Bilanzierung</strong> biogener<br />

Kraftstoffe<br />

Biogaserzeugung<br />

Im Rahmen dieser Studie werden die für die ökologische <strong>und</strong> ökonomische Beurteilung<br />

der Lebenswege maßgeblichen Größen ermittelt. Demnach werden für den gesamten<br />

Lebensweg der nachwachsenden Rohstoffe<br />

• der Kumulierte Energieaufwand, Kumulierte regenerative Energieaufwand,<br />

Kumulierte nicht-regenerative Energieaufwand,<br />

• die energiebedingten <strong>und</strong> soweit möglich auch prozeßbedingte Emissionen an CO2,<br />

CO, CxHy, NOx <strong>und</strong> SO2<br />

analysiert.<br />

Als Bezugsgröße - auch funktionale Einheit bezeichnet - erscheint in der Landwirtschaft<br />

die Fläche als praktikabelste Größe. Vor allem wenn man bedenkt, daß Bioenergieträger<br />

fossile Brennstoffe substituieren sollen, ist der Flächenbezug als beschränkender Faktor<br />

<strong>von</strong> enormer Bedeutung (vgl. [DREI99]). Damit ergeben sich folgende Bezugsgrößen für<br />

die <strong>Bilanzierung</strong><br />

• der Ertrag pro ha <strong>und</strong> Jahr für annuelle Energiepflanzen<br />

• der über die komplette Anbauperiode gemittelte jährliche Ertrag für mehrjährige<br />

Energiepflanzen.<br />

37266A99<br />

1


2 Biogene Kraftstoffe<br />

2 Definitionen <strong>und</strong> Methoden<br />

Im folgenden werden kurz die wichtigsten Definitionen <strong>und</strong> Methoden die im Rahmen<br />

der Prozeßkettenanalyse biogener Kraftstoffe angewendet werden vorgestellt.<br />

2.1 Kumulierter Energieaufwand<br />

Bei der Herstellung eines Kraftstoffes sind eine Vielzahl unterschiedlicher Prozesse zu<br />

betrachten, die in komplexer Weise miteinander verknüpft sein können. Durch die<br />

Verknüpfung vieler einzelner Prozesse entstehen sogenannte Prozeßketten, die mit<br />

zunehmender Detailtiefe eine verzweigte Baumstruktur aufweisen. Für jeden Prozeß<br />

wird eine Input-Output-Analyse <strong>und</strong> für alle Prozeßketten eine Prozeßkettenanalyse<br />

durchgeführt. Das Ziel dieser Prozeßkettenanalysen ist die Ermittlung des Kumulierten<br />

Energieaufwandes <strong>und</strong> der kumulierten Emissionen sowie der Kosten für ein Produkt<br />

oder eine Energiedienstleistung, hier die zurückgelegte Wegstrecke. Dieser Beitrag<br />

konzentriert sich auf die Darstellung der Ergebnisse zum Kumulierten Energieaufwand<br />

(KEA). Die Definitionen zum KEA lehnen sich an die VDI-Richtlinie 4600 an [VDI<br />

4600]: Der Kumulierte Energieaufwand gibt die Gesamtheit des primärenergetisch<br />

bewerteten Energieaufwands an, der im Zusammenhang mit der Herstellung, Nutzung<br />

<strong>und</strong> Entsorgung eines ökonomischen Gutes bzw. Gegenstandes (Produkt oder<br />

Dienstleistung) entsteht bzw. diesem ursächlich zugewiesen werden kann. Er stellt<br />

somit die Summe der kumulierten Energieaufwendungen für die Herstellung (KEAH),<br />

die Nutzung (KEAN) <strong>und</strong> die Entsorgung (KEAE) eines Gegenstandes dar.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage für die zu erstellenden Prozeßketten werden zunächst die Energiebilanzen<br />

für die einzelnen Prozeßkomponenten dargestellt. Bei sämtlichen Betrachtungen<br />

wird im folgenden vorausgesetzt, daß die regenerativen Energien als unerschöpflich<br />

zur Verfügung stehende Energiequellen gewertet werden. Um dies deutlich<br />

zu machen, wird in den Energieflußbildern (vgl. Abbildung 2-1) der Prozeßketten<br />

• der Einsatz <strong>von</strong> regenerativer Energie durch einen Pfeil angedeutet, der <strong>von</strong> rechts<br />

oben in den Energiebilanzraum eintritt,<br />

• der Einsatz nicht-regenerativer Energieträger durch einen Pfeil dargestellt, der<br />

<strong>von</strong> oben in den Energiebilanzraum tritt,<br />

• der primärenergetisch bewertete Aufwand für die Anlagenherstellung, Fertigungs<strong>und</strong><br />

Betriebsstoffe sowie für die Entsorgung etwaiger Reststoffe durch einen Pfeil<br />

<strong>von</strong> links dargestellt.<br />

Abbildung 2-1: Schema eines Energieflußbildes


Definitionen <strong>und</strong> Methoden 3<br />

Dabei erfolgt die primärenergetische Bewertung gemäß den Definitionen zum KEA. Bei<br />

den austretenden Verlusten handelt es sich nicht ausschließlich um tatsächlich<br />

auftretende energetische <strong>und</strong> stoffliche Verluste, sondern mit diesem Posten verlassen<br />

auch die primärenergetisch bewerteten Aufwendungen den Bilanzraum. Es erfolgt<br />

jedoch keine Unterscheidung zwischen den einzelnen Verlustposten.<br />

Eine unabdingbare Voraussetzung bei der Erstellung einer Energiebilanz ist die<br />

Erfüllung des ersten Hauptsatzes der Thermodynamik: Energie kann nicht erzeugt oder<br />

vernichtet werden, sondern nur <strong>von</strong> einem System zu einem anderen System<br />

transportiert oder transformiert werden. Dieses physikalische Gesetz bedingt auch für<br />

die primärenergetische <strong>Bilanzierung</strong> folgende Forderung: Die Summe aller Einträge in<br />

einen Bilanzraum muß gleich der Summe aller Outputs sein. Dies bedeutet für die<br />

<strong>Bilanzierung</strong> regenerativer Systeme, daß der regenerative Energieeintrag in das System<br />

nicht zu Null gesetzt werden darf. Es muß also der tatsächliche Eintrag -bei der<br />

Biomasse beispielsweise in Höhe des Energieinhaltes- mitgezählt werden.<br />

Dieses Vorgehen führt bei der Bestimmung der aggregierten Größe KEA dazu, daß die<br />

Qualität der verschiedenen Energieträger <strong>und</strong> -techniken die in den Prozeßketten zum<br />

Einsatz kommen verloren geht. In [DREI99] werden deshalb Kenngrößen definiert <strong>und</strong><br />

eine Methodik vorgestellt, die eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen<br />

Energiesysteme ermöglicht.<br />

Mit Hilfe der definierten Kenngrößen <strong>und</strong> dem methodischen Ansatz ist bei der<br />

Bewertung der untersuchten Systeme, aufgr<strong>und</strong> der getrennten <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong><br />

regenerativen <strong>und</strong> nicht-regenerativen Energieaufwendungen eine ausgewogene<br />

Beurteilung der unterschiedlichen Qualität der Techniken möglich. Der Kumulierte<br />

Energieaufwand setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:<br />

Kumulierter regenerativer Energieaufwand KRA<br />

wird der Energieaufwand genannt, der sich als Summe aller regenerativer<br />

Energieaufwendungen ergibt, die für die Bereitstellung eines Produktes oder einer<br />

Energiedienstleistung erforderlich sind.<br />

Kumulierter nicht-regenerativer Energieaufwand KNRA<br />

wird der Energieaufwand genannt, der sich als Summe aller nicht-regenerativer<br />

Energieaufwendungen ergibt, die für die Bereitstellung eines Produktes oder einer<br />

Energiedienstleistung erforderlich sind.<br />

Damit wird der KEA in die Teilkomponenten KRA <strong>und</strong> KNRA unterteilt:<br />

KEA = KRA + KNRA<br />

Biogener Kraftstoffertrag WNetto<br />

wird der biogene Energieertrag genannt, der sich auf einer land- bzw. forstwirtschaftlichen<br />

Fläche erzielen läßt. WNetto ist der Energieinhalt des biogenen Kraftstoffes bzw.<br />

des Biomasseenergieträgers beim Endverbraucher, er wird üblicherweise in MJ/m² oder<br />

GJ/ha angegeben.<br />

Energiegewinn WKraftstoff<br />

Eine entscheidende Größe für die energetische Qualität eines Landnutzungssystems<br />

oder eines Landwirtschaftbetriebes ist dessen als Ernteertrag zu bilanzierender<br />

Energiegewinn. Für die biogenen Kraftstoffe wird dabei der folgende Algorithmus zur<br />

Berechnung verwendet:


4 Biogene Kraftstoffe<br />

WKraftstoff = WNetto - KNRA<br />

Der Energiegewinn wird üblicherweise in MJ/m² oder GJ/ha angegeben.<br />

Bereitstellungsnutzungsgrad b<br />

Der Bereitstellungsnutzungsgrad eines Kraftstoffes ist das Verhältnis des<br />

Energieinhalts des Stoffes Hu am Einsatzort (Endverbraucher) zum Kumulierten<br />

Energieaufwand für die Bereitstellung; hier ist dies also die Summe <strong>von</strong> regenerativen<br />

<strong>und</strong> nicht-regenerativen Energieaufwendungen berücksichtigt:<br />

b WNetto<br />

=<br />

KEA<br />

Erntefaktor EF<br />

Der Erntefaktor ist das Verhältnis zwischen dem Energieinhalt des Stoffes am<br />

Einsatzort (Endverbraucher) <strong>und</strong> dem nicht-regenerativen Energieaufwand. Er setzt die<br />

beim Endverbraucher ankommende Energie mit dem Kumulierten nicht-regenerativen<br />

Energieaufwand für dessen Bereitstellung ins Verhältnis:<br />

EF<br />

WNetto<br />

=<br />

KNRA<br />

2.2 Kumulierte Emissionen<br />

Die Vergleichbarkeit <strong>von</strong> Energieträgern <strong>und</strong> -konzepten, insbesondere die daraus<br />

abgeleiteten Handlungsempfehlungen, werden auch maßgeblich <strong>von</strong> der Bewertung der<br />

auftretenden Emissionen beeinflußt. Daher ist es unerläßlich, daß bei der Ermittlung<br />

des Kumulierten Energieaufwandes auch die Emissionen mit ausgewiesen werden. Im<br />

Rahmen dieser Studie werden auf Gr<strong>und</strong>lage eigener Berechnungen <strong>und</strong> auf Basis<br />

verschiedener Quellen folgende Emissionen ausgewiesen: CO2, CO, CxHy, NOx <strong>und</strong> SO2.<br />

Der Energieverbrauch stellt im Wesentlichen die Gr<strong>und</strong>lage der im folgenden dargestellten<br />

Daten dar. Dabei werden die CO2- <strong>und</strong> SO2-Emissionen mittels der<br />

Elementarzusammensetzung der eingesetzten Brennstoffe berechnet. Die diesen<br />

Berechnungen zugr<strong>und</strong>eliegenden Algorithmen <strong>und</strong> deren Herleitung entstammen<br />

[DREI 98].<br />

Aufgr<strong>und</strong> des gewählten Berechnungsansatzes erhält man sowohl für CO2 als auch für<br />

SO2 einen maximalen Emissionswert, da <strong>von</strong> einer vollständigen Verbrennung<br />

ausgegangen wird. Eine eventuell installierte Rauchgasentschwefelungsanlage oder die<br />

bei festen Brennstoffen teilweise sich ergebende Ascheeinbindung kann gesondert<br />

berücksichtigt werden.<br />

Bei der Verbrennung nachwachsender Rohstoffe werden die CO2-Emissionen<br />

nicht mit bilanziert, da wie bereits eingangs erläutert, das bei der Verbrennung<br />

der Biomasse freigesetzte CO2 während der Aufwuchsphase in der Pflanze<br />

geb<strong>und</strong>en wurde.<br />

Für die Emissionen an CO, CxHy <strong>und</strong> NOx werden weitgehend Werte aus [GEMIS]<br />

herangezogen. Sofern andere Werte verwendet werden, wird dies an entsprechender<br />

Stelle gekennzeichnet. Neben den Emissionen die direkt mit dem Endenergieeinsatz für<br />

ein Produkt oder eine Dienstleistung verb<strong>und</strong>en sind, werden auch prozeß- <strong>und</strong><br />

transportbedingte Emissionen, soweit möglich, ausgewiesen.


Bereitstellung der Biomasse 5<br />

3 Bereitstellung der Biomasse<br />

3.1 Allgemeine Festlegungen zur Pflanzenproduktion<br />

Jeder landwirtschaftliche Betrieb kann als ein System betrachtet werden. Systeme<br />

zeichnen sich dadurch aus, daß sie sich aus einer Anzahl <strong>von</strong> Objekten bzw. Elementen<br />

zusammensetzen, zwischen denen bestimmte Beziehungen bestehen oder hergestellt<br />

werden können. Systeme werden durch ihre Elemente bzw. Systemkomponenten, die<br />

Beziehungen zwischen den Systemkomponenten <strong>und</strong> deren Wechselwirkungen mit der<br />

Umwelt charakterisiert. Die Beziehungen der einzelnen Systemkomponenten<br />

zueinander können vielfältig gestaltet sein <strong>und</strong> beeinflussen die Primärenergiebilanz<br />

eines landwirtschaftlichen Betriebes in unterschiedlicher Weise. Um die in dieser<br />

Studie bilanzierten biogenen Energieträger beurteilen zu können, müssen einige dieser<br />

Systemkomponenten bzw. Elemente festgelegt werden <strong>und</strong> deren Einfluß in Form einer<br />

Sensitivitätsanalyse in weiterführenden Untersuchungen überprüft werden. Im<br />

Rahmen dieser Studie werden für die landwirtschaftlichen Systemkomponenten<br />

folgende Festlegungen getroffen:<br />

• Landbauform: intensiver Landbau (momentan in Deutschland vorherrschend)<br />

• Standort: deutscher Betrieb bei mittleren klimatischen Verhältnissen<br />

• Betriebsgröße: 50 ha<br />

• Schlaggröße: 5 ha<br />

• Fruchtfolge: keine Differenzierung nach verschiedenen Fruchtfolgen, die<br />

Energiepflanzen werden in heute übliche Fruchtfolgen integriert<br />

• landwirtschaftliche Betriebsmittel (Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel<br />

etc.): werden berücksichtigt<br />

• Ertrag:<br />

Um die Bandbreite der in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland erwirtschafteten<br />

Erträge abzudecken, werden durchschnittliche Erträge für die Kulturpflanzen<br />

angesetzt<br />

Die Festlegung der Ertragsklassen erfolgt anhand <strong>von</strong> Statistiken <strong>und</strong> Literaturwerten.<br />

Soweit es möglich ist, werden mehrjährige Mittelwerte für die Ertragshöhen<br />

herangezogen. In Tabelle 3-1 sind die im Rahmen dieser Studie verwendeten<br />

Erntemengen dargestellt.<br />

Es werden die derzeit in Deutschland üblichen Kornerträge der Rapspflanzen <strong>und</strong><br />

Zuckerrübenerträge zugr<strong>und</strong>egelegt. Für die Rapspflanzen werden anhand der Korn-<br />

Stroh-Verhältnisse die Stroh- <strong>und</strong> Ganzpflanzenerträge errechnet.<br />

Für die mehrjährigen Energiepflanzen liegen keine langjährigen, repräsentativen<br />

Ertragswerte vor. Daher wurden die Erträge aus verschiedenen Untersuchungen<br />

hergeleitet. Damit entsprechen diese Werte dem derzeitigen Kenntnisstand.


6 Biogene Kraftstoffe<br />

Tabelle 3-1: Einteilung der Erntemengen in Ertragsklassen [STAT 96] [MÜNZ 97]<br />

[LKR 95] [HESS 88] <strong>und</strong> eigene Berechnungen<br />

Kulturpflanzen Durchschnittsertrag<br />

in dt/ha<br />

Winterraps, Korn, intensiver<br />

Landbau<br />

Winterraps, Stroh, intensiver<br />

Landbau<br />

Wassergehalt in % 1<br />

30 9<br />

51 15<br />

Zuckerrübe, Rüben 512 76<br />

Miscanthus 190 0<br />

Miscanthus ist eine sogenannte C4-Pflanze, die sich durch einen besonderen CO2-<br />

Metabolismus in der Photosynthese auszeichnet. Miscanthus stellt ähnliche Ansprüche<br />

an das Klima wie Mais <strong>und</strong> benötigt mittlere Jahrestemperaturen <strong>von</strong> mehr als 8 °C.<br />

Gute Miscanthusstandorte zeichnen sich durch eine gute Durchlüftung <strong>und</strong> ein<br />

ausreichendes Wasserangebot <strong>von</strong> mindestens 500 bis 600 mm Niederschläge während<br />

der Vegetationsperiode aus [SCHW 95]. Ein besonderes Problem des Miscanthusanbaus<br />

besteht in der Frostempfindlichkeit der Pflanzen <strong>und</strong> in den zum Teil sehr hohen<br />

Auswinterungsverlusten nach der Pflanzung.<br />

Die bisherigen Forschungsergebnisse konnten jedoch die anfangs hohen Ertragserwartungen<br />

bei Miscanthus <strong>von</strong> bis zu 40-50 t Trockenmasse (TM) pro Hektar nicht<br />

bestätigen. Statt dessen scheinen jährliche Erträge <strong>von</strong> 17 bis 30 t TM/ha nach einer<br />

Aufwuchsphase <strong>von</strong> zwei bis drei Jahren eher realistisch zu sein [MÜNZ 97]. Diese<br />

Ergebnisse werden durch Untersuchungen an verschiedenen Standorten <strong>von</strong> El Bassam<br />

[BASS 97] <strong>und</strong> Schwarz [SCHW 95] bestätigt. Zur Berechnung des jährlichen<br />

Durchschnittsertrags sind auch die ersten drei Jahre der Aufwuchsphase zu<br />

berücksichtigen. Dabei wird im Rahmen dieser Studie unterstellt, daß der<br />

Biomasseaufwuchs im ersten Jahr nicht nutzbar ist, im zweiten Jahr 6 t/ha <strong>und</strong> im<br />

dritten Jahr 12 t/ha nutzbar sind. Unterstellt man eine Nutzungsdauer der Pflanzen <strong>von</strong><br />

15 Jahren, ergibt sich das in Tabelle 3-1 dargestellte Ertragsniveau. Dabei ist jedoch zu<br />

beachten, daß diese Werte lediglich bei einer Ernte im Herbst erzielbar sind. Bei einer<br />

Ernte im Frühjahr hingegen ergeben sich Ertragseinbußen <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 20 %. Diese<br />

entstehen durch das Herabfallen <strong>von</strong> Pflanzenmaterial während des Winters, damit wird<br />

die Nährstoffzufuhr des Bodens zwar unterstützt, trotzdem wird eine Ernte im Herbst<br />

empfohlen [BASS 97].<br />

Die Einsatzmengen <strong>und</strong> die Energieaufwendungen der in der Landwirtschaft verwendeten<br />

Betriebsstoffe sind in [DREI98] detailliert analysiert worden. Die im Rahmen<br />

dieser Studie verwendeten Zahlenwerte sind in Tabelle 3-2 bis Tabelle 3-3<br />

zusammengefaßt.<br />

1 die Ernteerträge beziehen sich auf die hier angegebenen Wassergehalte, d.h. für Miscanthus handelt es sich um den<br />

Ertrag an Trockenmasse


Bereitstellung der Biomasse 7<br />

Tabelle 3-2: Spezifischer Energieaufwand für die Bereitstellung <strong>von</strong> Saat- <strong>und</strong> Pflanzgut<br />

[KORO86] <strong>und</strong> eigene Berechnungen<br />

Kulturpflanze Herstellung Verpackung Transport/Distribution KEA<br />

MJ/kgSaatgut MJ/kgSaatgut MJ/kgSaatgut MJ/kgSaatgut<br />

Raps 2,6 0,2 0,18 27,9<br />

Zwischenfrucht 1,5 0,2 0,18 26,8<br />

Zuckerrüben 98 0,2 0,18 98,3<br />

Miscanthus in MJ/Setzling 0,3 0,2 0,02 0,5<br />

Tabelle 3-3: Einsatzmenge an Saat- bzw. Pflanzengut nach [HYD 93]<br />

Kulturpflanze Einheit Spannbreite angesetzter Wert<br />

Raps kgSaatgut/ha 2 bis 10 6<br />

Zwischenfrucht kgSaatgut/ha 10 bis 30 20<br />

Zuckerrüben kgSaatgut/ha 4 bis 8 6<br />

Miscanthus Setzlinge/ha 8000 bis 25000 15000<br />

Den Bilanzraum für die ganzheitliche Analyse des Primärenergieverbrauchs der<br />

Biokraftstoffe stellt Deutschland dar, d.h. es muß ein für Deutschland<br />

durchschnittlicher Düngemittelbedarf für die jeweiligen Kulturen angesetzt werden.<br />

Auf eine Differenzierung der verschiedenen Einflußparameter (z.B.<br />

Bodenbeschaffenheit, Fruchtfolgegestaltung, Witterung) <strong>und</strong> ihrer Wechselwirkungen<br />

kann nicht eingegangen werden. Vielmehr wird im Rahmen dieser Studie für die<br />

einzelnen untersuchten Kulturpflanzen mit den in Tabelle 3-4 dargestellten Werten für<br />

den Düngemittelbedarf gerechnet. Diese Daten orientieren sich an Werten aus einer<br />

Untersuchung der Landwirtschaftskammer Rheinland [LKR 95], [HYD 93] <strong>und</strong><br />

Erfahrungswerten der Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau <strong>und</strong> Bodenkultur<br />

[HEG 96][MÜNZ 97].<br />

Tabelle 3-4: Durchschnittlicher Bedarf an Düngemitteln für den intensiven Landbau<br />

Intensiver Landbau Stickstoff Phosphor Kalium Calcium<br />

in kg Nährstoff/ha<br />

Raps 101 53 30 400<br />

Zuckerrüben 101 55 138 400<br />

Miscanthus 42 14 103 400<br />

Unter anderen örtlichen Gegebenheiten kann es zu einer erheblichen Unter- bzw.<br />

Überschreitung dieser Werte kommen. Der Kalkdüngerbedarf wird für alle<br />

Kulturpflanzen gleich hoch angesetzt, da <strong>von</strong> einer sogenannten dreijährigen<br />

Erhaltungskalkung ausgegangen wird [HYD 93].


8 Biogene Kraftstoffe<br />

Tabelle 3-5: KEAH für die Düngemittelbereitstellung [DREI98]<br />

Die Pflanzenschutzmittel (PSM, Pestizide, Biozide) werden je nach ihrer Anwendung in<br />

verschiedene Wirkungsklassen unterteilt. Die mengenmäßig bedeutendsten sind dabei<br />

die Herbizide, Fungizide <strong>und</strong> Insektizide. Der Kumulierte Energieaufwand zur<br />

Bereitstellung der Pflanzenschutzmittel beim Landwirt ergibt sich für:<br />

• Herbizide zu 296 MJ/kgWirkstoff<br />

• Fungizide zu 133 MJ/kgWirkstoff<br />

• Insektizide zu 253 MJ/kgWirkstoff<br />

• Sonstige zu 137 MJ/kgWirkstoff.<br />

Die eingesetzte Menge wird <strong>von</strong> vielen Faktoren, wie z.B. Standort, Klima <strong>und</strong><br />

Nährstoffversorgung, beeinflußt. Im Rahmen dieser Studie werden Durchschnittswerte<br />

für Deutschland angesetzt. Diese sind Tabelle 3-6 zu entnehmen.<br />

Tabelle 3-6: Pflanzenschutzmittelmengen in kgWirkstoff/ha nach [WINT 93] [VITO 96]<br />

3.2 Feldarbeit<br />

Düngemittel KEAH<br />

MJ/kgWirkstoff<br />

Stickstoffdünger 48,4<br />

Kaliumdünger 8,7<br />

Phosphatdünger 17,5<br />

Kalkdünger 2,6<br />

Nachwachsender Rohstoff Pflanzenschutzmittelaufwand<br />

Miscanthus 2<br />

Herbizide Fungizide Insektizide Sonstiges<br />

in kgWirkstoff/ha<br />

1,5 0 0 0<br />

Raps 2,5 1,2 2 0<br />

Zuckerrüben 1,5 1 1 2<br />

Der Primärenergieaufwand zur Bereitstellung verschiedener Kulturpflanzen umfasst<br />

neben dem primärenergetisch bewerteten Kraftstoffverbrauch der Maschinen auch<br />

deren Herstellungs-, Instandhaltungs- <strong>und</strong> Entsorgungsaufwendungen sowie die<br />

Bereitstellung der im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Betriebsstoffe (vgl.<br />

Abbildung 3-1).<br />

2 Bei Miscanthus wird nur in den ersten beiden Jahren PSM-Mittel ausgebracht (siehe Kap. 3.2.4.)


Bereitstellung der Biomasse 9<br />

Betriebsstoffe<br />

(Saatgut, Düngemittel,<br />

Pflanzenschutzmittel)<br />

Betriebsmittel<br />

(Schlepper, Erntemaschinen,Bodenbearbeitungsgeräte<br />

etc.)<br />

Energieaufwand für die Feldarbeit<br />

Kraftstoffverbrauch<br />

<strong>von</strong> Schleppern,<br />

Erntemaschinen etc.<br />

Abbildung 3-1: Vorgehen bei der Ermittlung des Primärenergiebedarfs zur Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Energiepflanzen<br />

Die Bestimmung der Primärenergieaufwendungen für die Betriebsmittel erfolgte in<br />

[DREI98]. Für die Ermittlung des Kraftstoffverbrauches wurde in [DREI 98] eine<br />

Methodik entwickelt, um in Abhängigkeit vom verfügbaren Maschinenpark, des Arbeitszeitbedarfs,<br />

der Arbeitsphasen, des Arbeitsniveaus <strong>und</strong> landwirtschaftlicher Systemkomponenten<br />

(siehe Kapitel 3.1) den Primärenergiebedarf herzuleiten.<br />

In der Folge werden die für die Bereitstellung <strong>von</strong> Energiepflanzen notwendigen<br />

Arbeitsverfahren in der Landwirtschaft kurz erläutert <strong>und</strong> die erforderlichen Daten zur<br />

Bestimmung des Primärenergiebedarfs zusammengefaßt.<br />

3.2.1 Raps<br />

Bevor das Saatgut auf das Feld ausgebracht werden kann, muß der Acker mit einer<br />

Gerätekombination vorbereitet werden. Anschließend erfolgt das Säen mit einer<br />

mechanischen Anbau-Drillmaschine. Im Verlauf der darauf anschließenden Aufwuchsphase<br />

des Getreides sind insgesamt zwei Mineraldüngergaben <strong>und</strong> drei Pflanzenschutzmittelbehandlungen<br />

erforderlich. Hierfür werden die entsprechenden Anbaugeräte mit<br />

einem relativ kleinem Schlepper mit 55 kW eingesetzt.<br />

Die Ernte der Rapssaat erfolgt im Direktdrusch mit einem selbstfahrenden<br />

Mähdrescher mit einer Leistung <strong>von</strong> 95 kW <strong>und</strong> einer Arbeitsbreite <strong>von</strong> 3 m. Neben dem<br />

Mähdrescher fährt ein Schlepper mit Anhänger, der die geerntete Rapssaat im<br />

Parallelverfahren aufnimmt. Das aufgenommene Erntegut wird ohne Umladen auf<br />

einen anderen Anhänger vom Feld abtransportiert (siehe Kapitel 3.3). Das Rapsstroh<br />

verbleibt auf dem Feld <strong>und</strong> wird mit dem Schwergrubber in den Boden eingearbeitet.<br />

Hierfür wird der leistungsstärkere Allradschlepper eingesetzt. Der Mineralstoffgehalt<br />

des auf dem Feld verbleibenden Reststrohs wird dabei dem Arbeitsgang gutgeschrieben.<br />

Schließlich erfolgt mit einem Anbau-Kehrpflug die Vorbereitung des Feldes auf die<br />

nächste Frucht. Die Primärenergieaufwendungen sind in Tabelle 3-7 zusammengefaßt.


10 Biogene Kraftstoffe<br />

Tabelle 3-7: Primärenergieaufwendungen für die Feldarbeit zur Rapsbereitstellung<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Rapskörner 71492<br />

Feldarbeit (Diesel) 3740<br />

Betriebsstoffe (Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel) 8823<br />

Feldarbeit (Anlagenherstellung) 795<br />

Rapskörner vom Feld 71492<br />

3.2.2 Zuckerrüben<br />

Beim Zuckerübenanbau wird die Saatbettvorbereitung mit einer<br />

Saatbeetgerätekombination vorgenommen. Dazu sind zwei Arbeitsgänge erforderlich.<br />

Das Saatgut wird mit Anhängern zum Feld transportiert <strong>und</strong> mit einem mechanischen<br />

Einzelkornsaatgerät auf das Feld ausgebracht. Während des Aufwuchses werden zwei<br />

Düngemittelgaben <strong>und</strong> vier Biozidspritzungen durchgeführt. Ferner sind je zwei<br />

Arbeitsgänge mit dem Hackstriegel <strong>und</strong> mit der Hackmaschine erforderlich. Diese<br />

Arbeiten werden alle mit einem 55 kW-Schlepper durchgeführt. Die Ernte erfolgt mit<br />

einem vom Schlepper gezogenen Rübenköpfrodebunker. Die Rüben werden dabei auf<br />

einen parallel fahrenden Anhänger übergeladen. Die Rübenblätter verbleiben<br />

gehäckselt auf dem Feld <strong>und</strong> werden mit dem Schwergrubber, der <strong>von</strong> einem 95 kW-<br />

Allradschlepper gezogen wird, in den Boden eingearbeitet. Der Mineralstoffgehalt der<br />

auf dem Feld verbleibenden Blätter wird dabei dem Arbeitsgang gutgeschrieben. Die im<br />

parallelfahrenden Wagen gesammelten Rüben werden am Feldrand abgebunkert <strong>und</strong><br />

dort zwischengelagert. Abschließend erfolgt mit einem Anbau-Kehrpflug die Vorbereitung<br />

des Feldes auf die nächste Frucht.<br />

Die für den Zuckerrübenanbau resultierenden Ergebnisse zum Primärenergieaufwand<br />

sind in Tabelle 3-8 dargestellt.<br />

Tabelle 3-8: Primärenergieaufwendungen für die Feldarbeit zur<br />

Zuckerrübenbereitstellung<br />

3.2.3 Miscanthus<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Zuckerrüben 196371<br />

Feldarbeit (Diesel) 8722<br />

Betriebsstoffe (Saatgut, Düngemittel,<br />

Pflanzenschutzmittel)<br />

9902<br />

Feldarbeit (Anlagenherstellung) 1507<br />

Zuckerrüben vom Feld 196371<br />

Bei Miscanthus wird wie bei den anderen Kulturpflanzen das Saatbett mit einer<br />

Gerätekombination in zwei Arbeitsgängen auf die Bestellung vorbereitet. Bei der<br />

Pflanzung der Setzlinge kann auf die Techniken aus der Forstwirtschaft zurückgegriffen<br />

werden. Die mit einem Anhänger an das Feld angelieferten Setzlinge werden mit einer<br />

Miscanthuspflanzmaschine gepflanzt. Die Pflanzzeit für Miscanthus ist nach den<br />

bisherigen Erfahrungen <strong>von</strong> Mitte Mai bis in den August hinein möglich. Der Anpflanzungserfolg<br />

hängt sehr entscheidend <strong>von</strong> den Bedingungen nach der Anpflanzung


Bereitstellung der Biomasse 11<br />

ab (Bodentemperatur > 10 °C <strong>und</strong> Regen direkt im Anschluß an die Pflanzung ist sehr<br />

günstig für den Gesamterfolg) [FFE 93]. Es werden in der Regel ca. 15000 Pflanzen pro<br />

Hektar in einem Reihenabstand <strong>von</strong> etwa 1 m ausgepflanzt. Im ersten Anbaujahr<br />

werden zwei Pflanzenschutzmittelbehandlungen durchgeführt, im zweiten Jahr nur<br />

noch eine <strong>und</strong> in den darauf folgenden Jahren wird auf eine Biozidbehandlung<br />

vollständig verzichtet [WINT 93] [FFE 93] [HART 95] [ISEN 92]. Eine mechanische<br />

Unkrautbekämpfung erfolgt nicht. Nach jeder Ernte erfolgt eine Düngung mit dem<br />

Schleuderdüngerstreuer. Die bisher genannten Arbeitsverfahren werden mit einem 55<br />

kW-Schlepper durchgeführt. Der einjährige Bestand ist im Frühjahr abzuernten, er ist<br />

aber wirtschaftlich nicht <strong>von</strong> Bedeutung. Ab dem zweiten Jahr bilden die<br />

herabfallenden Blätter eine unkrauthemmende Mulchschicht. Der Ertrag des<br />

zweijährigen Bestandes kann bereits die variablen Kosten decken, der Maximalertrag<br />

wird jedoch erst ab dem 4. Jahr erreicht. Die Ernte erfolgt ab dem 2. Jahr in den<br />

Monaten Februar <strong>und</strong> März mit noch häufigen Bodenfrösten (Schonung des<br />

Neuaufwuchs <strong>und</strong> gute Befahrbarkeit des gefrorenen Bodens). In diesem Zeitraum<br />

werden Wassergehalte <strong>von</strong> 20 bis 30 % erreicht. Die Vollernte des stehenden Bestandes<br />

mit einem Feldhäcksler hat sich bisher als das zweckmäßigste Verfahren erwiesen.<br />

Hierzu wird auf die Techniken der Maisernte zurückgegriffen. Die Belastung der<br />

Schneidewerkzeuge <strong>und</strong> der erforderliche Kraftbedarf sind allerdings bei Miscanthus,<br />

aufgr<strong>und</strong> der stärkeren Verholzung deutlich höher [SCHWE 94]. Es wird deshalb ein 95<br />

kW-Allradschlepper für den Betrieb des Häckslers eingesetzt. Das Erntegut wird <strong>von</strong><br />

einem Exaktfeldhäcksler zerkleinert <strong>und</strong> im Parallelverfahren auf einen Anhänger<br />

verladen; dabei tritt ein Massenverlust <strong>von</strong> 1% auf. Der dargestellten Berechnung liegt<br />

eine Nutzungsdauer der Pflanzen <strong>von</strong> 15 Jahren zugr<strong>und</strong>e, beginnend mit dem Jahr der<br />

Anpflanzung. In der Diskussion sind auch andere Nutzungszeiten, wie z.B. 10 oder 20<br />

Jahre. Auf die im Zusammenhang mit der Nutzungsdauer bestehende Unsicherheit bei<br />

der Ertragsabschätzung wurde bereits hingewiesen (siehe Kapitel 3.1), dies trifft in<br />

gleicher Weise auf die anteilsmäßige Umlegung des Energiebedarfs auf die<br />

Nutzungsdauer zu. Nach Ende der Nutzungsdauer erfolgt der Umbruch des Bestandes.<br />

Hierfür erfolgt eine Bearbeitung mit einem Schlegelmulchgerät, mit einem<br />

Schwergrubber, mit einer Anbaufräse <strong>und</strong> schließlich mit einem Anbaukehrpflug.<br />

Die Ergebnisse für den Anbau <strong>und</strong> die Ernte <strong>von</strong> Miscanthus sind in Tabelle 3-9<br />

zusammengefaßt.<br />

Tabelle 3-9: Primärenergieaufwendungen für die Feldarbeit zur<br />

Miscanthusbereitstellung<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Miscanthus 338912<br />

Feldarbeit (Diesel) 5410<br />

Betriebsstoffe (Saatgut, Düngemittel,<br />

Pflanzenschutzmittel)<br />

4769<br />

Feldarbeit (Anlagenherstellung) 1242<br />

Miscanthus vom Feld 335523


12 Biogene Kraftstoffe<br />

3.2.4 Besonderheit des Energiepflanzenanbaus<br />

Bei der ganzheitlichen <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Stoff- <strong>und</strong> Energieflüssen werden für jeden<br />

einzelnen Prozeß die damit verb<strong>und</strong>enen Aufwendungen ermittelt <strong>und</strong> zugeordnet.<br />

Dabei werden die einzelnen Ergebnisse für die Bilanzräume gemäß den Definitionen<br />

zum KEA kumuliert; es handelt sich also ausschließlich um Additionen.<br />

Das Vorgehen bei der <strong>Bilanzierung</strong> des Energiepflanzenanbaus unterscheidet sich<br />

da<strong>von</strong> insofern, daß bei Verzicht bzw. Nichterfolgen des Energiepflanzenanbaus auch<br />

Feldarbeiten, mit denen Aufwendungen verb<strong>und</strong>en sind durchgeführt werden müssen.<br />

Deshalb muß unter dieser Voraussetzung dem Anbau <strong>von</strong> Energiepflanzen ein<br />

Referenzsystem gegenübergestellt werden:<br />

• die in die Fruchtfolge integrierte Rotationsbrache <strong>und</strong><br />

• die Dauerbrache auf einer Fläche.<br />

Die Bracheflächen müssen kultiviert, d.h. aktiv begrünt werden. Das System mit<br />

integrierter Rotationsbrache wird den annuellen Energiepflanzen zugeordnet, das<br />

System Dauerbrache wird den mehrjährigen Energiepflanzen gegenübergestellt, wobei<br />

die Nutzungsdauern der Energiepflanzen mit denen der kultivierten Brachfläche<br />

abgestimmt werden.<br />

Die ermittelten Aufwendungen für diese Referenzsysteme müssen anschließend <strong>von</strong> der<br />

untersuchten Prozeßkette subtrahiert werden. Dies bedeutet, daß die Aufwendungen<br />

für die Kultivierung der Rotationsbrache <strong>und</strong> der Dauerbrache ebenfalls bilanziert<br />

werden müssen. Dabei müssen auch eventuell auftretende Gutschriften, wie dem Boden<br />

zugeführte Nährstoffe, berücksichtigt werden. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3-10<br />

dargestellt.<br />

Tabelle 3-10: Primärenergieaufwendungen bzw. -gutschrift für die Feldarbeit bei<br />

Brachflächen<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Rotationsbrache -456<br />

Dauerbrache 730<br />

3.2.5 Organische Reststoffe<br />

Die Umwandlung <strong>von</strong> organischen Stoffen zu Methan bietet sich vor allem bei feuchten<br />

Substraten mit einem Brennwert unter 3,5 - 4,5 MJ/kg an, da das Substrat vor<br />

Faulbeginn einen Wasseranteil <strong>von</strong> mindestens 90 % haben muß. Bei Substraten mit<br />

einem Brennwert über den oben genannten Zahlen ist die direkte Verbrennung meist<br />

energetisch günstiger [WAG 97].<br />

Folgende Rohstoffe können für Substrate, die zur Gasgewinnung geeignet sind, genannt<br />

werden:<br />

• Fäkalien aus der Landwirtschaft, die aus der Tierhaltung stammen,<br />

• kommunale Klärschlämme aus der Abwasserreinigung,<br />

• organische Abfälle aus der Nahrungs- <strong>und</strong> Genußmittelindustrie (dazu zählen<br />

auch Schlachthöfe).


Bereitstellung der Biomasse 13<br />

Bei den genannten Substratquellen steht jedoch meist nicht die Absicht der<br />

Energiegewinnung, sondern der Gedanke des Umweltschutzes durch Umwandlung der<br />

Substrate im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Es handelt sich dabei ausschliesslich um Rest- <strong>und</strong> Abfallstoffe. Die eingesetzten<br />

Abfallstoffe werden mit dem Heizwert bewertet. Es fallen also keine zusätzlichen<br />

Bereitstellungsaufwendungen für die Rohstoffe an, die Biogasproduktion bildet somit<br />

eine Ausnahme bei der biogenen Kraftstofferzeugung.<br />

3.3 Lagerung <strong>und</strong> Transport<br />

3.3.1 Raps<br />

Im Rapskorn sind ca. 40 % Rapsöl enthalten. Für die Gewinnung des Rapsöls aus den<br />

Körnern stehen gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Verfahrensmöglichkeiten zur Auswahl: die<br />

dezentrale Ölgewinnung in Kleinanlagen bereits beim landwirtschaftlichen Betrieb<br />

durch Kaltpressen oder im industriellen Maßstab in großen Ölmühlen durch ein<br />

kombiniertes Verfahren <strong>von</strong> Pressung <strong>und</strong> Extraktion. Die dezentrale Gewinnung <strong>von</strong><br />

Rapsöl wird heute aus Kostengründen kaum verfolgt, obwohl man dabei das beim<br />

Pressen zurückbleibende Schrot direkt auf dem Hof an die Tiere verfüttern könnte. Das<br />

übliche Verfahren für die Rapsölgewinnung ist die Verarbeitung in Großanlagen.<br />

Derzeit existieren in Deutschland 10 industrielle Ölmühlen, die zwischen 100 000 <strong>und</strong><br />

800 000 t Ölsaaten jährlich verarbeiten [RAPS 96]. Für die Logistik der<br />

Rapssaatbereitstellung wird in dieser Studie daher folgendes Vorgehen zugr<strong>und</strong>egelegt:<br />

Nach der im Parallelverfahren auf einen Anhänger übergebenen Rapssaat wird die Saat<br />

vom Feld zur Genossenschaft transportiert. Dort wird das Erntegut in ein<br />

Zwischenlager untergebracht. Bei einem typischen Wassergehalt nach der Ernte <strong>von</strong> 15<br />

% ist für eine Lagerung <strong>von</strong> mehr als 10 Tagen ein Trocknung erforderlich [HYD 93].<br />

Die Rapskörner werden deshalb mit einem Umlauftrockner vor der Einlagerung auf 9 %<br />

Wassergehalt getrocknet <strong>und</strong> anschließend mit einer Förderschnecke in die Silolager<br />

befördert. Bei Bedarf wird die Saat zu den Ölmühlen transportiert. Für die Auslagerung<br />

fällt kein Energieaufwand an, da ein Silo mit Auslauftrichter unterstellt wird. Der<br />

Transport zu den Ölmühlen erfolgt gegenwärtig zu einem großen Teil mit<br />

Binnenschiffen, da die meisten Ölmühlen direkt an den großen Wasserstraßen liegen<br />

[REIN 93]. Es wird angenommen, daß der Transport über 200 km zur Ölmühle zu 20 %<br />

mit Lkws, zu 10 % mit der Bahn <strong>und</strong> zu 70 % mit Binnenschiffen erfolgt. Ferner wird<br />

<strong>von</strong> einem Transportverlust <strong>von</strong> 1 % ausgegangen. Mit diesen Annahmen ergeben sich<br />

für den Transport, die Lagerung <strong>und</strong> den erneuten Transport des Ernteguts die in<br />

Tabelle 3-5 dargestellten Primärenergieaufwendungen.<br />

Tabelle 3-11: Energieaufwendungen für den Transport <strong>und</strong> die Lagerung <strong>von</strong><br />

Rapskörnern<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Rapskörner 71492<br />

Transport <strong>und</strong> Lagerung 1490<br />

Anlagenherstellung 27<br />

Rapskörner bei der Umwandlung 70777


14 Biogene Kraftstoffe<br />

3.3.2 Zuckerrüben<br />

Bei der Ethanolherstellung aus Zuckerrüben ist nur ein Anteil <strong>von</strong> etwa 16 % der<br />

Rübenmasse an Zucker nutzbar. Die Ethanolherstellung ist im Gegensatz zur<br />

Raspölgewinnung nur im großtechnischen Maßstab möglich. Um für eine bessere<br />

Auslastung der Aufbereitungsanlagen zu sorgen muß ein Teil der Rüben<br />

zwischengelagert werden. Dies geschieht derzeit über einen Zeitraum <strong>von</strong> etwa 1 bis 2<br />

Monaten am Feldrand, da dies die günstigste Variante ist. Eine Lagerung kann jedoch<br />

nicht über einen längeren Zeitraum erfolgen, da der nutzbare Zuckergehalt mit der<br />

Dauer der Lagerung abnimmt. Die Rüben werden üblicherweise in mehreren<br />

Teillieferungen zur Anlage transportiert. Die Deutsche Bahn hat sich aus dem<br />

Rübentransport zurückgezogen, der Transport erfolgt deshalb je zur Hälfte mit Lkws<br />

<strong>und</strong> Schleppern (mit zwei Anhängern). Bei der Beladung der Transportfahrzeuge<br />

werden die Rüben bereits mit einem Reinigungslader vorgereinigt. Anschließend werden<br />

sie über eine Strecke <strong>von</strong> 30 km zur Aufbereitungsanlage transportiert. Die<br />

Energieaufwendungen sind in Tabelle 3-12 zusammengefaßt.<br />

Tabelle 3-12: Energieaufwendungen für den Transport <strong>und</strong> die Lagerung <strong>von</strong><br />

Zuckerrüben<br />

3.3.3 Miscanthus<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Zuckerrüben 196371<br />

Transport <strong>und</strong> Lagerung 6384<br />

Anlagenherstellung 1363<br />

Zuckerrüben bei der Umwandlung 194407<br />

Das Erntegut wird wie bereits zuvor erläutert, im Parallelverfahren auf einen Anhänger<br />

übergeben. Das Häckselgut besitzt ein relativ geringes Schüttgewicht. Daher wird man<br />

bestrebt sein, die Entfernungen zu den Konversionsanlagen möglichst gering zu halten.<br />

Im Rahmen dieser Studie wird <strong>von</strong> einer Transportentfernung <strong>von</strong> 15 km ausgegangen.<br />

Der Transport erfolgt mit einem Schlepper mit zwei Anhängern. Bei der Übergabe des<br />

Ernteguts auf den Anhänger <strong>und</strong> beim Transport wird <strong>von</strong> einem Massenverlust <strong>von</strong> 2<br />

% ausgegangen. Bei der Vergasungsanlage wird das Erntegut in einen Aufnahmetrog<br />

gekippt <strong>und</strong> mittels eines Fördergebläses in ein Flachlager eingelagert. Im Flachlager<br />

besteht die Möglichkeit einer Belüftungstrocknung. Die Trocknung ist prozeßtechnisch<br />

an den Vergasungsreaktor gekoppelt <strong>und</strong> wird deshalb in Kapitel 4 berücksichtigt. Die<br />

Anlieferungsfeuchte wird zu 30 % angenommen. Die zugehörigen Energieaufwendungen<br />

ergeben sich demnach wie in Tabelle 3-13 dargestellt.<br />

Tabelle 3-13: Energieaufwendungen für den Transport <strong>und</strong> die Lagerung <strong>von</strong><br />

Miscanthus<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Miscanthus 335523<br />

Transport <strong>und</strong> Lagerung 2147<br />

Anlagenherstellung 600<br />

Miscanthus bei der Umwandlung 328812


Gewinnung biogener Kraftstoffe 15<br />

4 Gewinnung biogener Kraftstoffe<br />

4.1 Rapsölgewinnung<br />

In Kapitel 3.3 wurden die Gründe für eine großtechnische Rapsölgewinnung bereits<br />

erläutert. Nun werden für ein solches großtechnisches Verfahren die relevanten<br />

Energieverbrauchsdaten ermittelt <strong>und</strong> der Einsatz <strong>von</strong> etwaigen Hilfsstoffen<br />

quantifiziert sowie der Herstellungs- <strong>und</strong> Instandhaltungsaufwand der Anlagen abgeschätzt.<br />

Die Ölgewinnung nach derzeitigem Stand der Technik in Großanlagen ist in Abbildung<br />

4-1 schematisch dargestellt.<br />

Extraktionsschrot<br />

Riffeln / Flockieren<br />

Ölsaat<br />

Reinigung Verunreinigungen <strong>und</strong> Abfall<br />

Schälung<br />

Zerkleinerung<br />

Konditionierung<br />

Vorpressung<br />

Entbenzinierung Hexan Miscelladestillation<br />

Trocknung<br />

Kühlung<br />

Schrot<br />

Preßkuchen<br />

Extraktion<br />

Miscella (Öl/Hexan)<br />

Rohöl<br />

Abbildung 4-1: Verfahrensschema zur Ölgewinnung<br />

Preßrohöl<br />

Filtern<br />

Trocknen<br />

Schalen<br />

37082A98<br />

Nach Anlieferung der Rapskörner bei der Ölmühle wird das Saatgut zerkleinert <strong>und</strong><br />

anschließend der Feuchtigkeitsgehalt <strong>und</strong> die Temperatur eingestellt (Konditionierung).<br />

Dadurch wird die anschließende Pressung in kontinuierlich arbeitenden Schneckenpressen<br />

verbessert. Durch die Pressung werden etwa 75 % des Ölgehalts gewonnen.<br />

Neben dem Preßöl fällt als weiteres Produkt der Preßkuchen an. Ferner müssen aus<br />

dem Öl noch Trubanteile mit Filtern entfernt werden. Danach erfolgt eine Extraktion<br />

mit Hilfe eines Lösungsmittels; durch Hexan wird dem Preßkuchen das noch enthaltene<br />

Öl entzogen. Damit das Lösungsbenzin besser einwirkt, muß die Oberfläche des<br />

Preßkuchens vergrößert werden. Als Produkte der Extraktion entstehen das mit Öl<br />

angereicherte Lösungsmittel, die sogenannte Miscella (20 bis 30 % Ölgehalt, 70 bis 80 %<br />

Lösemittel) <strong>und</strong> das weitgehend ölfreie Rapsschrot. Aus beiden Fraktionen wird nun das


16 Biogene Kraftstoffe<br />

Hexan abgetrennt <strong>und</strong> dem Prozeß wieder zugeführt. Die relevanten Verfahrensdaten<br />

für die Rapsölgewinnung sind in Tabelle 4-1 zusammengefaßt.<br />

Tabelle 4-1: Verfahrensrelevante Daten zu Prozessen in der Ölmühle<br />

Quelle Einheit UBA 93 nach VDI<br />

94 3<br />

Unter Berücksichtigung der Energieversorgungsstruktur der in Deutschland<br />

betriebenen Ölmühlen <strong>und</strong> der Aufwendungen für die Bereitstellung des Hexans sowie<br />

die Herstellung der Anlagen ergibt sich für die Gewinnung <strong>von</strong> einer Tonne Rohöl das in<br />

Tabelle 4-2 gezeigte Ergebnis [DREI 98].<br />

Tabelle 4-2: Großtechnische Rapsölgewinnung [DREI 98]<br />

Das in großen Ölmühlen gewonnene rohe Rapsöl ist direkt weder in Motoren einsetzbar<br />

noch für die Umesterung tauglich, da es unerwünschte Begleitstoffe enthält. Da diese<br />

Substanzen den Geschmack, die Haltbarkeit, das Aussehen <strong>und</strong> die technische<br />

Weiterverarbeitung beeinträchtigen, ist eine weitere Aufbereitung erforderlich. Dieses<br />

Verfahren wird als Ölraffination bezeichnet.<br />

4.2 Rapsölraffination<br />

VDI 94<br />

(FP 4 )<br />

Die Raffination unterteilt sich in verschiedene Schritte, für die meistens jeweils<br />

mehrere Varianten existieren <strong>und</strong> die teilweise auch ineinander übergehen. Dabei wird<br />

zwischen chemischer <strong>und</strong> physikalischer Raffination unterschieden. Im Vergleich zur<br />

chemischen Raffination weist die physikalische Raffination einige Vorteile auf:<br />

• verringerter Bedarf an Prozeßchemikalien,<br />

• geringere Raffinationsverluste,<br />

VDI 94<br />

(PE 5 )<br />

3 zitiert in [VDI 94] mit /Anbieter 93/ als eine Wettbewerbsölmühle, ansonsten keine näheren Angaben<br />

4 FP: Fertigpreßverfahren<br />

5 PE: Pressen mit Extraktionsverfahren<br />

6 Verwendete Dampfparameter: 11 bar Druck <strong>und</strong> 2000 kJ/kg Dampfenthalpie<br />

ÖLV 96 GABIO 97 Verwendete<br />

Werte<br />

Ölgehalt der Körner % 40 40 40 40 k.A. 41 41<br />

Wassergehalt % 9 9 9 9 8 9<br />

Rapsölausbeute kg/t Saat 394 394 343,7 396,4 410,4 405 406<br />

Schrotanfall kg/t Saat 578 578 651,7 578 590,8 591 590<br />

Dampfverbrauch kg/t Saat 301 290,4 283,3 290 285 6<br />

Verbrauch an elektr.<br />

Energie<br />

kWh/t Saat 50,1 33,9 45,3 31,8 34 35<br />

Hexanverlust kg/t Saat 0,45 0,7-1,0 0,682 1 0,7<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Rapskörner 70777<br />

Ölmühlenbetrieb 2980<br />

Betriebsstoffe 142<br />

Anlagenherstellung 165<br />

Rapsöl 43447


Gewinnung biogener Kraftstoffe 17<br />

• geringere Abwassermengen <strong>und</strong><br />

• die direkte Abtrennung der freien Fettsäuren<br />

Bei der Speiseölherstellung wird deshalb heute verstärkt auf die physikalische<br />

Raffination gesetzt, da dabei einerseits die Kosten geringer sind <strong>und</strong> andererseits<br />

weitgehend auf den ansonsten erforderlichen Chemikalieneinsatz verzichtet werden<br />

kann [GABIO 97]. Im Rahmen dieser Studie wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß<br />

physikalische Raffinationsverfahren zum Einsatz kommen. Bei der physikalischen<br />

Raffination wird ausgenutzt, daß die Entsäuerung nicht nur durch Neutralisation der<br />

Fettsäuren, sondern ebenso wie die Desodorierung auch durch eine Destillation erfolgen<br />

kann. Die beiden Verfahrensschritte Entsäuerung <strong>und</strong> Destillation werden daher bei<br />

der physikalischen Raffination miteinander verb<strong>und</strong>en. Zuvor ist eine Entschleimung<br />

des Rohöls unbedingt erforderlich. Üblicherweise werden auch Entschleimung <strong>und</strong><br />

Bleichung zu einem Prozeß gekoppelt, so daß nur noch zwei Raffinationsstufen erforderlich<br />

sind (Abbildung 4-2).<br />

Wasser, Phosphorsäure<br />

aktivierte Tonerde<br />

Wasserdampf<br />

Rohes Rapsöl<br />

Entschleimung Schleimstoffe<br />

Bleichung<br />

beladene Tonerde<br />

Dämpfung<br />

destillative Entsäuerung<br />

Vollraffiniertes Rapsöl<br />

Abbildung 4-2: Physikalischer Raffinationsprozeß<br />

Brüden<br />

freie Fettsäuren<br />

Farbstoffe, Schwermetalle<br />

37085A98<br />

Durch die Vielzahl <strong>von</strong> Kombinationsmöglichkeiten <strong>und</strong> Varianten bei der<br />

Rapsölraffination ergeben sich entsprechend unterschiedliche Aufwendungen für diese<br />

Verfahren (vgl.Tabelle 4-3).<br />

Tabelle 4-3: Energieeinsatz <strong>und</strong> Hilfsstoffe für die Raffination <strong>von</strong> 1 t rohem Rapsöl<br />

Quelle LURGI 90 UBA 93 nach<br />

VDI 94 7<br />

GABIO 97 LURGI 90 VDI 94 Verwendete<br />

Werte<br />

Verfahren Chemisch Chemisch Chemisch Physikal. Physikal. Physikal. Physikal.<br />

Dampfmenge kg/tÖl 100-150 180 262,5 80 70-100 k.A. 85<br />

Wärmebedarf MJ/t Öl k.A. 8<br />

360 525 296 k.A 9 . 814 364<br />

Elektrische<br />

Energie<br />

Phosphorsäure<br />

(85 % ig)<br />

kWh/t Öl 20 30 12,5 6 6 17,7 6,0<br />

kg/t Öl 1-2 1 k.A. 1 1-3 2,3 0,8<br />

Natronlauge kg/t Öl k.A. k.A. k.A. nicht nicht 3,4 nicht<br />

(50 %ig)<br />

notwendig notwendig<br />

notwendig<br />

Bleicherde kg/t Öl 5-10 k.A. k.A. 6 5-15 6,0 6,0


18 Biogene Kraftstoffe<br />

Für die weiteren Untersuchungen wird die physikalische Raffination der Fa. Lurgi<br />

ausgewählt („verwendete Werte“ in Tabelle 4-3). Bei diesem Verfahren wird den obigen<br />

Überlegungen weitgehend Rechnung getragen <strong>und</strong> die Datengr<strong>und</strong>lage kann als<br />

zuverlässig betrachtet werden. Zusätzlich ist eine realistische Ölausbeute der<br />

Raffination abzuschätzen. Im Rahmen dieser Arbeit wird eine Ausbeute <strong>von</strong> 98 %<br />

angesetzt.<br />

Unter Berücksichtigung der Energieversorgungsstruktur der deutschen Ölmühlen sowie<br />

den Aufwendungen für die Betriebsstoffe <strong>und</strong> Betriebsmittel ergeben sich die in Tabelle<br />

4-4 gezeigten Primärenergieaufwendungen.<br />

Tabelle 4-4: Physikalische Raffination [DREI 98]<br />

4.3 Umesterung<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

rohes Rapsöl 43447<br />

Raffination 590<br />

Betriebsstoffe 25<br />

Anlagenherstellung 161<br />

Entsorgung <strong>von</strong> Reststoffen 4<br />

raffiniertes Rapsöl 42578<br />

Durch Veränderung des molekularen Aufbaus der Fettmoleküle lassen sich die<br />

physikalischen Eigenschaften des Öls verändern. Dies wird in einem chemischen<br />

Prozeß, der sog. Umesterung, genutzt, um die motorspezifischen Anforderungen an<br />

einen Kraftstoff zu erfüllen. Es gibt unterschiedliche Verfahrensvarianten zur<br />

Umesterung, die wiederum unterschiedliche Anforderungen an die Qualität des<br />

verwendeten Rapsöls stellen.<br />

Unter Umesterung bzw. Alkoholyse versteht man den Austausch eines im Ester (hier<br />

Pflanzenöl) geb<strong>und</strong>enen Alkohols (z.B. dreiwertiger Alkohol Glyzerin) durch einen<br />

anderen (z.B. einwertigen Alkohol Methanol). Als Ausgangsstoffe werden Rapsöl<br />

(Triglyzerid) <strong>und</strong> Methanol benötigt. Als Endprodukte entstehen Rapsmethylester<br />

(Fettsäuremethylester) <strong>und</strong> Glyzerin. Die Reaktion läuft in drei Teilschritten ab<br />

(Abbildung 4-3). Die Reaktion wird mit einem Katalysator beschleunigt. Hierfür<br />

kommen alkalische Verbindungen wie Natron- oder Kalilauge in Frage. Der Katalysator<br />

wird nach einer zweiten Umsetzung mit einer Säure (z.B. Salzsäure oder Zitronensäure)<br />

neutralisiert. Das Gleichgewicht der Reaktion wird durch Methanolüberschuß oder RME-<br />

Mangel (Abpumpen des fertigen Produkts) zur Methylesterseite hin verschoben. Je nach<br />

Vollständigkeit der Umesterung verbleiben Reste <strong>von</strong> Monoglyzeriden <strong>und</strong> Diglyzeriden<br />

im Produkt, die unerwünscht sind. Deshalb folgt je nach Verfahren auf die Umesterung<br />

eine mehr oder weniger komplizierte Aufbereitung, sowohl des RME als auch des<br />

Glyzerins, um die gewünschte Produktqualität zu erreichen.


Gewinnung biogener Kraftstoffe 19<br />

TG + MeOH ⇔ DG + FSME<br />

DG + MeOH ⇔ MG + FSME<br />

MG + MeOH ⇔ Gly + FSME<br />

___________________________________________<br />

TG Triglyzerid (Pflanzenöl)<br />

DG Diglyzerid<br />

MG Monoglyzerid<br />

MeOH Methanol<br />

Gly Glyzerin<br />

FSME Fettsäuremethylester<br />

Abbildung 4-3: Reaktionen bei der Umesterung [VDI 94]<br />

In Tabelle 4-5 sind die für heute angewandte Verfahren wichtigen Informationen<br />

zusammengefaßt. Die dabei verwendeten Zahlen beziehen sich auf Anlagen mit einem<br />

Jahresdurchsatz <strong>von</strong> 40000 t bis 100000 t <strong>und</strong> sind immer auf 1 t RME bezogen:<br />

Tabelle 4-5: Übersicht über Hilfsstoffe <strong>und</strong> Energieaufwand <strong>von</strong> verschiedenen Verfahren<br />

zur Herstellung <strong>von</strong> 1 t RME [REIS 96] [VDI 94]<br />

Verfahrensklassifikation<br />

Eduktanforderungen<br />

Endenergie:<br />

thermisch<br />

Strom<br />

RohglyzerinoutputHilfsstoffbedarf<br />

Hochdruckverfahren<br />

kontinuierlicher<br />

Betrieb<br />

50 bar<br />

200°C<br />

entschleimt<br />

1110 kg<br />

968 kWh<br />

30 kWh<br />

130 kg<br />

81%ig<br />

Methanol: 135 kg<br />

Katalysator: 1,5 kg<br />

Feld&Hahn Aschach Feld&Hahn Ölm.<br />

Leer<br />

Chargenbetrieb<br />

drucklos<br />

70°C<br />

voll raffiniert<br />

1021 kg<br />

483 kWh<br />

64 kWh<br />

106 kg<br />

88%ig<br />

Methanol: 132 kg<br />

NaOH (96%ig): 4 kg<br />

Zitronensäure: 1kg<br />

Salzsäure: 13 kg<br />

Ca(OH)2:6 kg<br />

Abfall Abwasser: 18,5 kg Abwasser: 35 kg<br />

Filterkuchen: 36kg<br />

kontinuierlicher<br />

Betrieb<br />

drucklos<br />

70°C<br />

entschleimt<br />

1040 kg<br />

178 kWh<br />

17 kWh<br />

132 kg<br />

80%ig<br />

Methanol: 109 kg<br />

NaOH (96%ig): 7 kg<br />

Bleicherde: 5 kg<br />

HCl: 20 kg<br />

Ca(OH)2: 3 kg<br />

Na2CO3:2,5 kg<br />

Phosphorsäure<br />

(85%ig): 2 kg<br />

verbrauchte<br />

Bleicherde: 7 kg<br />

Fettsäuren: 31 kg<br />

Rückstände: 18,5<br />

kg<br />

Lurgi-Verfahren Vogel&Noot<br />

Verfahren<br />

kontinuierlicher<br />

Betrieb<br />

drucklos<br />

60 - 75°C<br />

entschleimt,<br />

entsäuert;<br />

1010 kg<br />

211 kWh<br />

16 kWh<br />

116 kg<br />

80%ig<br />

Methanol: 109 kg<br />

Na-Methylat: 6 kg<br />

HCl: 13,5 kg<br />

Ca(OH)2: 0,8 kg<br />

Na2CO3:1,3 kg<br />

Filterhilfsmittel: 2 kg<br />

Fettphase: 3 kg<br />

Filterkuchen:10 kg<br />

Abwasser: 15 kg<br />

Chargenbetrieb<br />

drucklos<br />

Raumtemperatur<br />

roh (wasserentschleimt);<br />

1044 kg<br />

90 kWh<br />

58 kWh<br />

101 kg<br />

88%ig<br />

Methanol: 112 kg<br />

KOH (88%ig): 14 kg<br />

Wasser: 40 kg<br />

Essigsäure: 0,3 kg<br />

KOH (50%ig): 4 kg<br />

Phosphorsäure<br />

(85%ig): 20 kg<br />

Abwasser: 45,3 kg<br />

Kaliumhydrogenphosphat:<br />

21 kg<br />

Fettphase: 67 kg<br />

Den weiteren Betrachtungen wird das Konzept <strong>von</strong> „Feld & Hahn Ölmühle Leer“<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt. Das Verfahrensschema dieses Konzepts ist in Abbildung 4-4<br />

dargestellt <strong>und</strong> gibt einen Überblick über die erforderlichen Prozeßschritte <strong>und</strong><br />

Betriebsstoffaufwendungen.


20 Biogene Kraftstoffe<br />

Methanol<br />

109 kg<br />

NaOH<br />

7 kg<br />

Öl 1040 kg<br />

(entschleimt)<br />

70°C Wässrige<br />

Extrakt.-Lsg.<br />

250 kg<br />

70°C<br />

HCl<br />

20 kg<br />

Ca(OH) 2<br />

ca. 3 kg<br />

Na 2CO 3<br />

ca. 2,5 kg<br />

Phasentrennung<br />

Phasentrennung<br />

Seifenfällung<br />

Fällung<br />

pH < 6<br />

Phasentrennung<br />

Abdampfen Abdampfen<br />

Methanol (wird rückgeführt)<br />

37172A98<br />

Fettsäuren<br />

ca. 31 kg<br />

Rückstände<br />

18,5 kg<br />

Wasser<br />

Wässrige<br />

Extrakt.-Lsg.<br />

250 kg<br />

H 2PO 4<br />

ca. 2 kg<br />

Methanol-<br />

Aufarbeitung<br />

Waschen Trocknen<br />

Wasser/<br />

Methanol<br />

Rohglyzerin ca. 80 %ig (ca.132 kg)<br />

Bleicherde<br />

ca. 5 kg<br />

Adsorbieren<br />

verbrauchte<br />

Bleicherde<br />

entfällt bei raff. Rapsöl<br />

Abbildung 4-4: Schema zur Umesterung nach dem Verfahren „Feld & Hahn Ölmühle<br />

Leer“ nach [REIS 96] <strong>und</strong> [VDI 94]<br />

Zusätzlich zu den in Abbildung 4-4 aufgeführten Aufwendungen müssen 30 kWh<br />

elektrische Energie <strong>und</strong> 167 kWh thermische Energie für den allgemeinen Betrieb <strong>und</strong><br />

Nebenanlagen berücksichtigt werden [GABIO 97].<br />

Mit den ermittelten Werten für die einzelnen Prozesse sowie den Aufwendungen für<br />

Betriebsstoffe, Betriebsmittel <strong>und</strong> Entsorgung ergeben für die Umesterung <strong>von</strong> rohem<br />

Rapsöl das in Tabelle 4-6 gezeigte Ergebnis. Dabei wurde der Aufwand für die<br />

Entschleimung des Rohöls mit oben genannten Werten berücksichtigt.<br />

Tabelle 4-6: Herstellung <strong>von</strong> RME aus rohem Rapsöl [DREI 98]<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

rohes Rapsöl 43447<br />

Umesterung 2260<br />

Betriebsstoffe 4999<br />

Anlagenherstellung 301<br />

Entsorgung <strong>von</strong> Reststoffen 5<br />

RME 43169<br />

Sowohl bei der Ölgewinnung als auch bei der Umesterung entstehen mehrere<br />

verwertbare Erzeugnisse, nämlich Öl <strong>und</strong> Preßkuchen/Extraktionsschrot bzw. RME <strong>und</strong><br />

Glyzerin sowie andere Nebenprodukte. Diese sogenannte Koppelproduktion führt zu<br />

dem Problem, wie die bis zu diesem Prozeß angefallenen Aufwendungen auf die<br />

verschiedenen Erzeugnisse aufgeteilt werden sollen.<br />

RME<br />

1000 kg


Gewinnung biogener Kraftstoffe 21<br />

4.4 Ethanolerzeugung aus Zuckerrüben<br />

Prinzipiell eignet sich für die Ethanolerzeugung jeder zucker-, stärke- oder<br />

cellulosehaltige nachwachsende Rohstoff. Für die Erzeugung <strong>von</strong> Biokraftstoffen wird<br />

im folgenden der Herstellungsprozess auf Basis <strong>von</strong> Zuckerrüben betrachtet. Hierfür<br />

liegen bereits umfangreiche Erfahrungen für Mitteleuropa vor. Für die Herstellung <strong>von</strong><br />

Zuckerrohsaft für die Ethanolerzeugung wird weitgehend auf die konventionellen<br />

Techniken zur Produktion <strong>von</strong> Zucker zurückgegriffen. Dies ergibt sich schon aus der<br />

Tatsache, daß die Anfänge der Alkoholkraftstoffherstellung auf einer Kombination<br />

Zucker/Alkoholerzeugung beruhen [MENR 82].<br />

Die Ethanolerzeugung aus Zuckerrüben, wie sie in der Folge näher untersucht wird, ist<br />

in Abbildung 4-5 schematisch dargestellt.<br />

Wasser (Dampf)<br />

Hefe<br />

Wasser<br />

Zuckerrüben<br />

Reinigung, Zerkleinerung<br />

Extraktion des Zuckerrohsaftes<br />

Vergärung<br />

Destillation / Rektifikation<br />

Absolutierung<br />

Zuckerrohsaft<br />

Pasteurisierung des Zuckerrohsaftes<br />

Zuckersaft<br />

Vergorene Maische<br />

azetroper Alkohol<br />

Rübenschnitzel<br />

Schlempe<br />

Fuseöle<br />

Schlempe<br />

Absoluter<br />

Reiner Alkohol 37088A98<br />

Abbildung 4-5: Verfahrensschema zur Ethanolerzeugung aus Zuckerrüben<br />

Die Zuckerrüben werden bei der Anlage zunächst gereinigt. Um die für die Vergärung<br />

benötigte zuckerhaltige Ausgangslösung zu erhalten, erfolgt zunächst ein mechanisches<br />

Abpressen (Walzen-, Schnecken- oder Bandpressen). Dies dient vorwiegend der<br />

Oberflächenvergrößerung, um bei der anschließenden Extraktion möglichst kurze<br />

Prozeßstrecken zu ermöglichen. Bei der Extraktion wird die im Wurzelkörper<br />

gespeicherte Saccharose mit heißem Wasser im Gegenstromverfahren nahezu<br />

vollständig abgetrennt. Am Ende der Extraktion erhält man zwei Zwischenprodukte:


22 Biogene Kraftstoffe<br />

den extrahierten Zuckersaft sowie die ausgelaugten nassen Rübenschnitzel. Im<br />

Gegensatz zur Zuckerherstellung kann nun auf eine intensive Saftklärung (z.B.: durch<br />

den Zusatz <strong>von</strong> Kalkmilch <strong>und</strong> Erhitzen) verzichtet werden. In jedem Fall ist jedoch eine<br />

Saftpasteurisation notwendig, um die bei der Vergärung störenden Fremdkeime zu<br />

limitieren.<br />

Der aus den Zuckerrüben gewonnene Zuckersaft wird in der Regel unter Zusatz <strong>von</strong><br />

Hefen vergoren. Es sind aber auch bestimmte Bakterien oder Pilze in der Lage Alkohol<br />

als Stoffwechselprodukt zu bilden. Die Wahl des jeweiligen Organismus beeinflußt die<br />

Zusammensetzung des Alkohols, die Gärgeschwindigkeit sowie die Alkoholausbeute.<br />

Entscheidend für die Entwicklung des Gärprozesses <strong>und</strong> damit die Ethanolausbeute ist<br />

die Einstellung optimaler Lebensbedingungen für die Mikroorganismen. Im Rahmen<br />

dieser Studie werden Hefen als Mikroorganismen eingesetzt, die einer der<br />

Produktionsanlage angeschlossenen Hefezuchtstation entstammen.<br />

Im Anschluß an den Gärprozeß wird aus der vergorenen Maische, in einem<br />

mehrstufigen Konzentrationsprozeß der Alkohol angereichert. In einer ersten Stufe wird<br />

durch eine einfache Destillation eine Anreicherung des Alkohols <strong>von</strong> ca. 35 % erreicht.<br />

Als Produkt der letzten Stufe (Rektifikation) entsteht der ca. 96 %ige Alkohol. Eine<br />

weitere Konzentrationserhöhung ist unter atmosphärischen Bedingungen nicht möglich,<br />

da Ethanol <strong>und</strong> Wasser bei dieser Konzentration ein Azeotrop 10 bilden.<br />

Zur weiteren Aufkonzentrierung des azeotropen Gemisches werden sogenannte<br />

Schleppmittel (Benzol, Hexan oder ein Benzin/Benzolgemisch) zugemischt. Durch die<br />

Verschiebung des azeotropen Punktes ist eine weitere Auftrennung des Gemisches <strong>von</strong><br />

Wasser <strong>und</strong> Ethanol möglich. In einem weiteren Schritt erfolgt dann die destillative<br />

Abtrennung <strong>von</strong> Ethanol <strong>und</strong> Schleppmittel; anschließend wird das Schleppmittel<br />

aufbereitet <strong>und</strong> dem Prozeß wieder zugeführt.<br />

Neben dem Hauptprodukt Ethanol bilden Hefen bei der alkoholischen Vergärung eine<br />

Reihe <strong>von</strong> Nebenprodukten. Der Destillationsrückstand, die sogenannte Schlempe fällt<br />

mit dem 9 bis 14-fachen Volumen des Ethanols an [GABIO 97]. Sie enthält bis auf die<br />

vergorenen Kohlenhydrate noch alle Inhaltsstoffe der Maische, wie z.B. Glyzerin das als<br />

Gärzwischenprodukt entsteht. Eine Reihe weiterer Nebenprodukte werden unter dem<br />

Namen Fuseöle zusammengefaßt. Ihre Entstehung ist mit dem Aminosäurestoffwechsel<br />

der Hefen gekoppelt. Fuseöle machen etwa 0,5 % des gebildeten Ethanols aus <strong>und</strong><br />

bestehen in erster Linie aus einem Gemisch höherer Alkohole <strong>und</strong> geringen Mengen <strong>von</strong><br />

Estern. Bei der Verwendung des Ethanols als Kraftstoff ist eine Abtrennung der Fuseöle<br />

nicht erforderlich; sie können dem Produkt wieder beigemischt werden.<br />

Für die Ermittlung des Energiebedarfs der Ethanolerzeugung wird <strong>von</strong> einem<br />

Wassergehalt der Zuckerrüben <strong>von</strong> 76 % <strong>und</strong> einem Zuckergehalt <strong>von</strong> 16,3 %<br />

ausgegangen. Mit diesen Werten können in der hier betrachteten Anlage 76 kg r.A. 11<br />

aus einer Tonne Zuckerrüben gewonnen werden. Das entspricht bei einer maximal<br />

möglichen Ethanolausbeute <strong>von</strong> 86 kgr.A./tZR einer Ausbeute <strong>von</strong> 88 %. Der<br />

Energiebedarf für die verschiedenen Stufen der Ethanolherstellung ist in Tabelle 4-7<br />

dargestellt.


Gewinnung biogener Kraftstoffe 23<br />

Tabelle 4-7: Energie- <strong>und</strong> Materialbedarf für die Ethanolerzeugung aus Zuckerrüben<br />

Prozeßschritt Einheit Energie-/ Materialbedarf Quelle<br />

Rohstoffaufbereitung kWh Strom/tZR 12<br />

2,2 SCHLIEP 92<br />

Zerkleinerung der Rüben kWh Strom/ tZR 0,6 SCHLIEP 92<br />

Extraktion kWh Strom/ tZR 1,6 SCHLIEP 92<br />

MJ Wärme/ tZR 64 SCHLIEP 92<br />

Pasteurisierung des Rohsaftes MJ Wärme/ tZR 44 GABIO 97<br />

Gärung des Rohsaftes kWh Strom/kgr.A. 0,03 MISSEL 80, DAM 92<br />

Destillation <strong>und</strong> kWh Strom/ kgr.A. 0,04 GABIO 97<br />

Absolutierung MJ Wärme/ kgr.A. 5,9 GABIO 97<br />

Reparatur- <strong>und</strong> Wartungsteile kg/tZR 0,23 eigene Berechnungen<br />

Motoren- <strong>und</strong> Getriebeöle kg/tZR 0,02 eigene Berechnungen<br />

Gummi kg/tZR 0,08 eigene Berechnungen<br />

Bei der Ethanolproduktion fallen die Rückstände der Zuckerextraktion, die als Pülpe<br />

oder Rübenschnitzel bezeichnet werden sowie die Rückstände der Destillation, die als<br />

Schlempe bezeichnet werden an. Die Pülpe kann feucht oder trocken als Futtermittel in<br />

der Viehwirtschaft eingesetzt werden. Sie ersetzt als proteinhaltiges Futtermittel in<br />

erster Linie Sojaschrot. Nach einer entsprechenden Trocknung der Schnitzel ist auch<br />

eine Verwendung als Festbrennstoff möglich. In dieser Studie wird <strong>von</strong> den heute in der<br />

Zuckerindustrie üblichen Verhältnissen ausgegangen. Die Rübenschnitzel werden nach<br />

der Extraktion gepreßt <strong>und</strong> anschließend in einem Hochtemperaturtrockner auf etwa 9<br />

% Wassergehalt getrocknet [SCHLIEP 92]. Dieses Verfahren ist sehr energieintensiv<br />

<strong>und</strong> bietet sich daher für eine Verbesserung des Prozesses hinsichtlich des<br />

Energiebedarfs an. Im Anschluß an die Trocknung kann die Hälfte der Schnitzel direkt<br />

an die Landwirte geliefert <strong>und</strong> dort verfüttert oder einer thermischen Verwertung<br />

zugeführt werden. Die restlichen 50 % der getrockneten Pülpe werden zu Pellets<br />

gepreßt <strong>und</strong> gehen als Handelsfutter auf den Markt. Das zweite Nebenprodukt der<br />

Ethanolproduktion, die Schlempe, kann ebenfalls feucht oder getrocknet als Futteroder<br />

Düngemittel eingesetzt werden. Alternativ zu einer sofortigen Verwendung kann<br />

die Schlempe zunächst in einer Biogasanlage anaerob zersetzt werden <strong>und</strong> erst<br />

anschließend als Düngemittel auf die Felder ausgebracht oder nach einer Trocknung als<br />

Festbrennstoff verwertet werden. Die Verwendungsmöglichkeiten sind also wiederum<br />

sehr vielseitig <strong>und</strong> bei einer Ausdehnung der Ethanolproduktion für den<br />

Kraftstoffsektor sind die Anwendungsgebiete ungewiß.<br />

Einen bedeutenden Einfluß auf die primärenergetische Bewertung der Ethanolerzeugung<br />

hat die Energieversorgungsstruktur einer Konversionsanlage. Im Rahmen<br />

dieser Studie wird <strong>von</strong> einer Versorgungsstruktur ausgegangen wie sie derzeit in der<br />

Zuckerindustrie existiert. Dort erfolgt die Stromerzeugung in eigenen Heizkraftwerken,<br />

die vorwiegend schweres Heizöl <strong>und</strong> Kohle verfeuern.


24 Biogene Kraftstoffe<br />

Mit den oben erläuterten Daten <strong>und</strong> unter Berücksichtigung der Aufwendungen für die<br />

Betriebsstoffe <strong>und</strong> Betriebsmittel ergibt sich der in Tabelle 4-8 dargestellte<br />

Primärenergieaufwand für die Erzeugung <strong>von</strong> Ethanol.<br />

Tabelle 4-8: Erzeugung <strong>von</strong> Ethanol aus Zuckerrüben [DREI 98]<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Zuckerrüben 194407<br />

Anlagenbetrieb 56647<br />

Betriebsstoffe 930<br />

Anlagenherstellung 3611<br />

Ethanol 102762<br />

4.5 Wasserstofferzeugung aus Biomasse<br />

Biomasse besteht aus einer Reihe <strong>von</strong> Kohlenstoff-Wasserstoff-Sauerstoff-Verbindungen<br />

<strong>und</strong> ist durch thermische Behandlung effizient in Brenngas umzuwandeln. Die Gründe<br />

hierfür liegen einmal im hohen Gehalt an flüchtigen Bestandteilen (typischerweise 70-90<br />

%) <strong>und</strong> weiterhin im Gehalt an eigenem Sauerstoff <strong>und</strong> Wasser, zwei Elemente, die<br />

wichtig für die Entstehung gasförmiger Moleküle aus kohlenstoffhaltigem Material sind.<br />

Mit einigen Ausnahmen liegt der Aschegehalt unter 5% (Kohle: typischerweise 5-20 %)<br />

<strong>und</strong> der Schwefelgehalt unter 0,1 % (Kohle 2-4 %); auch wegen dieser Tatsache eignet sich<br />

Biomasse bestens für die Vergasung.<br />

Die Vergasung ist die thermische Zersetzung eines Brennstoffes in ein brennbares Gas<br />

unter Zusatz eines Vergasungsmittels in unterstöchiometrischer Dosierung, d.h. die<br />

Luftzahl Lambda ist kleiner als 1. Als Vergasungsmittel kommen dabei Luft, Sauerstoff,<br />

Wasserstoff, Wasserdampf oder ein Gemisch dieser Medien in Betracht. Für die<br />

Umsetzung der Vergasung sind sehr hohe Temperaturen erforderlich, die entweder<br />

durch Wärmezufuhr <strong>von</strong> außen erreicht werden - man spricht dann <strong>von</strong> allothermer<br />

Vergasung - oder der Prozeß sorgt selbst durch die Verbrennung eines Teils des<br />

Brennstoffs für die nötige Temperatur (autotherme Vergasung).<br />

Die beim Vergasungsprozeß umgewandelte chemisch geb<strong>und</strong>ene Energie verteilt sich auf<br />

folgende Vergasungsprodukte:<br />

• feste Kohlenstoffrückstände<br />

• flüssige Bestandteile: Pyrolyseöl, ölartiges Kondensat (mit Phenolen <strong>und</strong> Teeren)<br />

• Produktgas<br />

Mit der Konversion <strong>von</strong> Biomasse zu Wasserstoff, ist der Verfahrensweg, nämlich die<br />

Hochtemperaturvergasung (Wirbelschicht- <strong>und</strong> Flugstromreaktor) zur Erzeugung eines<br />

Synthesegases, aus dem mittels konventioneller bzw. verfügbarer Technik Wasserstoff<br />

hergestellt werden kann, weitgehend festgelegt. Dies bedeutet Festbettvergaser<br />

scheiden für die Wasserstofferzeugung aus. Die Wasserstoffgewinnung aus Biomasse ist<br />

in ihrem prinzipiellen Ablauf in Abbildung 4-5 schematisch dargestellt.


Gewinnung biogener Kraftstoffe 25<br />

Biomasse<br />

Lager<br />

Trocknung<br />

Beschickung<br />

Vergaser<br />

Rohgas<br />

Zyklonabscheider<br />

Produktgasaufbereitung<br />

Wasserstoff<br />

Asche<br />

Staub<br />

Abwasser, evtl. Aerosole,<br />

Ammoniak, H2S u.a.<br />

Abbildung 4-6: Verfahrensschema zur Wasserstoffgewinnung aus Biomasse<br />

In [DREI 98] wurde die Wasserstoffgewinnung aus Biomasse nach dem allothermen<br />

Vergasungsverfahren der Deutschen-Montan-Technologie GmbH (DMT) näher<br />

untersucht.<br />

Bei der Vergasung nach dem DMT-Verfahren erfolgt die Umwandlung der festen<br />

Biomasse durch die Reaktion mit Wasserdampf. Hierfür wird Wärme benötigt, die beim<br />

allothermen Verfahrensprinzip außerhalb des Reaktors erzeugt <strong>und</strong> auf geeignete Art<br />

<strong>und</strong> Weise auf das Reaktionsgemisch übertragen wird. Hierzu wird meistens reiner<br />

Sauerstoff benötigt. In dem vom DMT-Institut für Kokserzeugung <strong>und</strong><br />

Brennstofftechnik entwickelten Verfahren wird Biomasse in einer Wirbelschicht mit<br />

Wasserdampf vergast. Die Wärmezufuhr erfolgt über einen in die Wirbelschicht<br />

eintauchenden metallischen Wärmetauscher, der <strong>von</strong> Rauchgas bei Temperaturen <strong>von</strong><br />

ca. 950 °C durchströmt wird (Abbildung 4-7). Dies garantiert ein Gas mit relativ<br />

hohem Wasserstoffanteil [KUB 96].<br />

Die mittlere Gaszusammensetzung liegt z.B. bei Einspeisung <strong>von</strong> Switchgras für die<br />

Hauptkomponenten im folgenden Bereich:<br />

H2 40-50 Vol.-% (trocken)<br />

CO 15-25 ”<br />

CO2 15-25 ”<br />

CH4 5-10 ”<br />

37049A98<br />

Nach Verlassen des Gasgenerators wird das Produktgas in einem Zyklon entstaubt <strong>und</strong><br />

einer Wärmerückgewinnungsanlage zugeführt, in der es unter Abkühlung einen Teil des<br />

Prozeßdampfes erzeugt [MÜHL 97]. Etwa ein Drittel des erzeugten Gases wird als


26 Biogene Kraftstoffe<br />

Eigenbedarf umgesetzt <strong>und</strong> die Abgase durch einen Wärmetauscher geleitet, der in das<br />

Wirbelbett eintaucht (Tauchheizflächen). Um den Wärmebedarf des Vergasers so gering<br />

wie möglich zu halten wurden bei DMT u.a. zwei besondere Maßnahmen ergriffen.<br />

Einerseits wird eine sehr geringe Restfeuchte für die Biomasse angestrebt. Andererseits<br />

wird das Vergasungsmittel auf einem Temperaturniveau zugeführt, das der<br />

Betriebstemperatur entspricht (ca. 800 °C). Diese Maßnahmen sind exergetisch sinnvoll,<br />

weil durch das Verfahren ein großer Abwärmestrom entsteht. Die Enthalpie, die das<br />

Rauchgas nach Verlassen der Tauchheizflächen noch enthält, kann zur Trocknung der<br />

angelieferten Biomasse eingesetzt werden. Würde die Trocknung im Vergaser erfolgen,<br />

so müßte die Verdampfungswärme auf einem hohen Temperaturniveau zugeführt<br />

werden; dies würde mehr Heizgas erfordern, <strong>und</strong> die Menge an nutzbarem Synthesegas<br />

verringern.<br />

Abbildung 4-7: Wasserstofferzeugung durch die allotherme Vergasung <strong>von</strong> Biomasse<br />

Nach Verlassen des Gasgenerators wird das Produktgas im Zyklon entstaubt <strong>und</strong><br />

gelangt in einen katalytischen Cracker, wo das primär im Gaserzeuger produzierte<br />

Methan <strong>und</strong> ggf. C3 bis C6-Produkte in H2 <strong>und</strong> CO umgewandelt werden. Das aus dem<br />

Cracker austretende Gas wird einer Wärmerückgewinnungsanlage zugeführt, in der es<br />

unter Abkühlung in einem Dampfüberhitzer den gesamten Prozeßdampf überhitzt <strong>und</strong><br />

in einem Dampferzeuger einen Teil des Prozeßdampfes erzeugt. Im nachfolgenden<br />

Aerosolabscheider erfolgt die Abscheidung <strong>von</strong> Ammoniumchlorid- <strong>und</strong><br />

Schwefelwasserstoff-Spuren sowie den höhermolkularen Kohlenwasserstoffen (C8....C20).<br />

In der nachfolgenden CO-Konvertierung wird durch die Überführung <strong>von</strong> CO in H2 <strong>und</strong><br />

CO2 weiterer Wasserstoff erzeugt. Im Wasser-Quench wird das Gas weiter gekühlt <strong>und</strong><br />

gereinigt. Eine Druckwechseladsorptionsanlage (PSA), welche bei einem Druck <strong>von</strong> 6


Gewinnung biogener Kraftstoffe 27<br />

bar arbeitet, liefert Wasserstoff mit einer Reinheit <strong>von</strong> 98,5 %. Das dabei anfallende<br />

Restgas wird auf 7 bar verdichtet <strong>und</strong> in einer Brennkammer verbrannt.<br />

Die im Rahmen dieser Studie verwendeten Daten zu Wasserstofferzeugung aus<br />

Biomasse nach dem DMT-Verfahren sind in Tabelle 4-9 zusammengefaßt.<br />

Tabelle 4-9: Energiebilanz der Wasserstofferzeugung aus Biomasse mit dem DMT-<br />

Vergaser [DREI 98]<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Miscanthus 328812<br />

Anlagenbetrieb 65344<br />

Betriebsstoffe 3437<br />

Anlagenherstellung 1925<br />

Entsorgung <strong>von</strong> Reststoffen 505<br />

Wasserstoff 240245<br />

4.6 Methanolerzeugung aus Biomasse<br />

Die Herstellung <strong>von</strong> Methanol besteht im Prinzip aus drei Schritten: Der Herstellung<br />

des sog. Roh-Synthesegases (einer Mischung aus Kohlenmonoxid <strong>und</strong> Wasserstoff u.a.<br />

Bestandteilen) durch Vergasung des Ausgangsstoffes, der Konditionierung des<br />

Synthesegases (Anpassung der Zusammensetzung), <strong>und</strong> der eigentlichen Methanol-<br />

Synthese aus dem konditionierten Synthesegas (vgl. Abbildung 4-8).<br />

Der erste Schritt, die Synthesegasherstellung, ist abhängig vom verwendeten<br />

Ausgangsstoff (Kohle, Schweröl, Erdgas oder Holz). Dies ist der eigentlich interessante<br />

Punkt bei der Methanol-Produktion aus Biomasse, da sich hier die Verfahren <strong>und</strong><br />

Anlagen <strong>von</strong> denen der Methanol-Produktion aus anderen Rohstoffen unterscheiden.<br />

Da das erhaltene Synthesegas (je nach Verfahren <strong>und</strong> Ausgangsstoff) in der<br />

Zusammensetzung meist noch nicht den Erfordernissen der Methanol-Synthese<br />

entspricht, schließt sich hier noch ein Konvertierungsprozeß an, um das Synthesegas<br />

entsprechend anzupassen (zweiter Schritt). Dabei wird das Synthesegas meist auch<br />

noch gereinigt.<br />

Der dritte Schritt, die eigentliche Methanol-Synthese, ist bei allen Ausgangsstoffen<br />

gleich <strong>und</strong> damit bereits seit langem Stand der Technik. Entsprechende Anlagen<br />

werden seit Jahren serienmäßig gebaut. Nach der Synthese schließt sich noch ein<br />

Destillationsprozeß an, um Nebenprodukte abzuscheiden <strong>und</strong> Methanol mit dem<br />

gewünschten Reinheitsgrad zu erhalten.<br />

Die 1983 <strong>von</strong> der französischen Firma Framatome, Division CREUSOT-ENERGIE in<br />

Creusot-Cedex, Frankreich errichtete Anlage wurde im Rahmen <strong>von</strong> [DREI 98]<br />

untersucht. Sie ist eine <strong>von</strong> vier Anlagen, die im Zeitraum <strong>von</strong> 1980 bis 1984 im<br />

Rahmen eines Forschungsprogramms mit Förderung durch die EU verwirklicht wurden.<br />

Obwohl dieses Programm über 10 Jahre zurück liegt, zeigt sich bei einem Vergleich mit<br />

aktuellen Arbeiten, daß bei diesem Versuch bisher die detailliertesten Daten in einem<br />

Praxisversuch erhoben wurden. Es handelt sich bei dieser Anlage, um eine dezentrale


28 Biogene Kraftstoffe<br />

Einrichtung, die <strong>von</strong> der Anlagengröße her mit der Wasserstofferzeugungsanlage aus<br />

Kapitel 4.5 vergleichbar ist.<br />

Biomasse<br />

Lager<br />

Trocknung <strong>und</strong><br />

Aufbereitung<br />

Vergaser<br />

Roh-Synthesegas<br />

Produktgasaufbereitung<br />

<strong>und</strong> -konditionierung<br />

CO-Konvertierung,<br />

CO2-Abscheidung<br />

Synthesegas<br />

Methanolsynthese <strong>und</strong><br />

Destillation<br />

Methanol<br />

Asche<br />

Abwasser, evtl. Aerosole,<br />

Ammoniak, H2S, Staub u.a.<br />

CO2<br />

Prozeßdampf, Purgegas,<br />

Heizgas, Wasser<br />

Abbildung 4-8: Verfahrensschema zur Methanolerzeugung aus Biomasse<br />

Das Synthesegas der dort eingesetzten zweistufigung Vergasung gleicht in etwa dem,<br />

was man bei einer Braunkohlevergasung erhält (abgesehen <strong>von</strong> den H2S-Anteilen, die<br />

bei der Braunkohle aufgr<strong>und</strong> des relativ hohen Schwefelgehalts in der Kohle viel höher<br />

sind). Deshalb können für die an die Vergasung anschließenden Prozesse serienmäßige<br />

Anlagen, wie man sie für die Methanol-Erzeugung aus Braunkohle verwendet, benützt<br />

werden.<br />

Das entstandene Synthesegas entspricht <strong>von</strong> der Zusammensetzung her im allgemeinen<br />

noch nicht den Erfordernissen der Methanol-Synthese. Zum einen ist das Mengenverhältnis<br />

<strong>von</strong> H2 <strong>und</strong> CO meist noch unbefriedigend, zum anderen enthält es oft noch<br />

zu viele unerwünschte Bestandteile.<br />

Für das Mengenverhältnis gilt folgende Bedingung:<br />

H2−CO2 SN =<br />

CO + CO2<br />

Der optimale Wert für SN ist 2,02 ... 2,1.<br />

Dabei sollte der Anteil <strong>von</strong> CO2, möglichst niedrig sein, darf aber für eine<br />

funktionierende Methanol-Synthese 2,5% nicht unterschreiten. Der Anteil der übrigen<br />

Bestandteile sollte dagegen so klein wie möglich sein.<br />

(1)<br />

37091A98


Gewinnung biogener Kraftstoffe 29<br />

Insbesondere bei der Vergasung <strong>von</strong> sehr kohlenstoffhaltigen Ausgangsstoffen (Kohle,<br />

Biomasse) ist SN meistens zu klein, d.h. das Synthesegas enthält zu viel CO.<br />

Um dieses gewünschte Verhältnis zu erhalten, wird dem Synthesegas unter Druck<br />

Wasserdampf zugeführt, wodurch nach der Gleichung<br />

CO + H2O H2 + CO2 - 82 kJ/Mol (2)<br />

ein Teil des Kohlenmonoxids zu Kohlendioxid oxidiert wird, wobei zusätzlicher<br />

Wasserstoff entsteht [MEN 82]. Durch entsprechende Dosierung des zugeführten<br />

Dampfes <strong>und</strong> entsprechende Regelung der Anlage kann so das optimale Verhältnis <strong>von</strong><br />

CO <strong>und</strong> H2 eingestellt werden. Dieser Prozeß wird als CO-Konvertierung bezeichnet.<br />

Aus dem konditionierten Synthesegas kann nun, bei erhöhter Temperatur <strong>und</strong><br />

erhöhtem Druck <strong>und</strong> unter Einsatz <strong>von</strong> Katalysatoren, Methanol produziert werden.<br />

Dies erfolgt nach den beiden Gleichungen [MEN 82]:<br />

CO + 2H2 CH3OH - 91 kJ/Mol (3)<br />

oder<br />

CO2 + 3H2 CH3OH + H2O- 50 kJ/Mol (4)<br />

In der Praxis laufen beide Prozesse parallel ab, wobei der Prozeß nach (3) klar<br />

überwiegt. Im anschließenden Destillationsschritt wird das Methanol zum gewünschten<br />

Reinheitsgrad (je nach Verwendungszweck 95% ... 99.85%) destilliert, wobei die<br />

unerwünschten Bestandteile (hauptsächlich Wasser <strong>und</strong> durch Nebenreaktionen<br />

entstandene andere Bestandteile) abgeschieden werden. Eines der am meisten<br />

verwendeten Verfahren ist die Lurgi-Niederdruck-Methanol-Synthese.<br />

In Tabelle 4-10 ist die Energiebilanz der Methanolerzeugung aus Biomasse mit dem<br />

CREUSOT-Vergaser in aggregierter Form dargestellt. Dabei wird der erforderliche<br />

Dampf für den Prozeßablauf durch zusätzliche Verbrennung <strong>von</strong> Biomasse<br />

bereitgestellt. Dies bedeutet, daß in der Summe ein Biomasseeinsatz <strong>von</strong> rd. 2,6<br />

kgTM/kgMeOH erforderlich ist.<br />

Tabelle 4-10: Energiebilanz der Methanolerzeugung aus Biomasse<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Miscanthus 328812<br />

Anlagenbetrieb 10525<br />

Betriebsstoffe 305<br />

Anlagenherstellung 4818<br />

Entsorgung <strong>von</strong> Reststoffen 51<br />

Methanol 132758<br />

4.7 Biogas aus der anaeroben Vergärung<br />

Zentrales Bauteil jeder Biogasanlage (Abbildung 4-9) ist der Faulbehälter, der meist<br />

aus Beton oder Stahl gefertigt wird <strong>und</strong> völlig luftdicht verschlossen werden kann.<br />

Um geeignete Faulbedingungen zu schaffen, wird das Substrat auf 30 bis 55 °C, je nach<br />

Art der Faulbakterien, erwärmt. Dies kann sowohl im Fermenter selbst als auch


30 Biogene Kraftstoffe<br />

außerhalb im Zulauf oder in Verbindung mit einer Umwälzmischung geschehen. Um die<br />

Wärmeverluste zu minimieren, muß der Faulbehälter isoliert werden.<br />

organische<br />

Reststoffe<br />

Vorbehälter<br />

Heizung<br />

Rührwerk<br />

Pumpe evtl.<br />

mit Schneidwerk<br />

Faulbehälter<br />

Kondenswasserabscheider<br />

Filter<br />

Heizung Isolation<br />

ausgefaulter<br />

Biodung<br />

Gasspeicher<br />

Abbildung 4-9: Aufbau einer typischen Biogasanlage [1627] [WAG97]<br />

Biogas<br />

Neben dem Faulbehälter sind für den Betrieb einer Biogasanlage aber noch weitere<br />

Anlagenteile nötig. Als zusätzliche Komponente <strong>von</strong> Biogasanlagen kommen<br />

Mischeinrichtungen hinzu, um die Gasproduktion zu erhöhen. Ohne Mischeinrichtung<br />

bilden sich Gasbläschen, die sich um die Zellen anlagern, diese vom Substrat abschirmen<br />

<strong>und</strong> so die Gasproduktion vermindern. Außerdem muß der Phasentrennung durch<br />

Sinkschichten- <strong>und</strong> Schwimmdeckenbildung begegnet werden. Die Vorbehandlung des<br />

auszufaulenden Substrats beschränkt sich im allgemeinen auf eine Homogenisierung<br />

durch Verdünnen <strong>und</strong> Zerkleinern der Feststoffe.<br />

Die biologische Gaserzeugung, die sog. Methangärung, erfolgt über eine Bakterien-<br />

Mischpopulation, die sich durch die herrschenden Milieubedingungen wie Art des<br />

Substrates, Sauerstoffgehalt, ph-Wert, Temperatur etc. selbst einstellt, <strong>und</strong> die nur unter<br />

striktem Sauerstoffausschluß existieren kann.<br />

Das zugeführte Gärsubstrat stellt mit seiner organischen Zusammensetzung sowohl den<br />

Lebensraum als auch gleichzeitig die Nährstoffquelle für die Bakterien dar. Die<br />

Energieausbeute hängt stark <strong>von</strong> den Nährstoffanteilen ab. Die Anteile an<br />

Kohlenhydraten, Fetten <strong>und</strong> Proteinen bestimmen den Ertrag <strong>und</strong> die<br />

Zusammensetzung des Biogases.<br />

Für die Aktivität verschiedener Bakterienfloren ist die Gärtemperatur eine<br />

entscheidende Größe. Mit steigender Gärtemperatur wird der Stoffwechsel der<br />

Bakterien beschleunigt. Aus energetischen Gründen werden bevorzugt mesophile<br />

Bakterienkulturen eingesetzt. Die Verweilzeiten liegen bei diesem Temperaturbereich<br />

bei 20 bis 30 Tagen. Der Abbaugrad der Trockensubstanz (TS) bzw. der organischen<br />

Trockensubstanz (oTS) hängt <strong>von</strong> der Verweilzeit ab. Die oTS-Konzentration im<br />

Substrat beeinflußt die Stoffwechseltätigkeit der Bakterien <strong>und</strong> die Gasbildung. Hohe


Gewinnung biogener Kraftstoffe 31<br />

Substratkonzentrationen steigern die absolute Gasproduktion, aber der Abbaugrad der<br />

zugeführten oTS sinkt.<br />

Die Qualität <strong>von</strong> Biogas wird durch dessen Gehalt an Wasserdampf, Schwefelwasserstoff<br />

<strong>und</strong> CO2 bestimmt. Wasserdampf kann durch Kondensatfällen abgetrennt werden,<br />

wodurch der Heizwert des Biogases um max. 1,1 kWh/Nm 3 steigt. Um den Heizwert <strong>und</strong><br />

damit auch die Speicherdichte zu erhöhen kann das CO2 mittels CO2-Wäsche<br />

abgeschieden werden. Je nach Art des Substrats ist mit einem Gehalt <strong>von</strong> 0,1 - 0,4 Vol.-%<br />

H2S zu rechnen. Bei einer Verbrennung des Biogases ergeben sich dadurch etwa 1000<br />

mg/m 3 SO2 im trockenen Abgas. Da beim Betrieb <strong>von</strong> Gasmotoren ein H2S-Anteil <strong>von</strong>


32 Biogene Kraftstoffe<br />

Abbildung 4-10: Verfahrensschema einer Biogasanlage für flüssige <strong>und</strong> feste Substrate<br />

In [MAU 93] <strong>und</strong> [DREI 98] wurde der KEA einer vergleichbaren Biogasanlage sehr<br />

detailliert ermittelt. Das Rohgas aus der Biogasanlage enthält neben Methan H2S <strong>und</strong><br />

CO2. Aufgr<strong>und</strong> der Toxizität <strong>und</strong> der korrosionsfördernden Eigenschaften muß das H2S<br />

entfernt werden, bevor das Biogas genutzt werden kann. Ferner wird der CO2-Gehalt<br />

des Biogases mittels Druckwasserwäsche auf 5 Vol.-% reduziert.<br />

In Tabelle 4-12 werden die Primärergieaufwendungen der untersuchten Anlage<br />

zusammengefasst. Die Strom- <strong>und</strong> Wärmebereitstellung für diese Biogasanlage kann<br />

alternativ auch mit einem mit Biogas betriebenen BHKW erfolgen, die erzeugte<br />

Gasmenge würde sich dadurch verringern; aus primärenergetischer Sicht würde sich<br />

das Ergebnis jedoch verbessern. In diesem Fall könnte neben dem hochwertigen Dünger<br />

auch der nicht für den Eigenbedarf benötigte Strom genutzt werden.<br />

Tabelle 4-12: Primärenergieaufwendungen für die Bereitstellung <strong>von</strong> Biogas<br />

Bilanzposten GJ/toTS<br />

Organische Reststoffe 17,0<br />

Anlagenbetrieb 7,7<br />

Anlagenherstellung 4,0<br />

Entsorgung <strong>von</strong> Reststoffen -0,6<br />

Biogas 11,7<br />

ü<br />

ü<br />

ü<br />

ü


Verteilung <strong>und</strong> Speicherung biogener Kraftstoffe 33<br />

5 Verteilung <strong>und</strong> Speicherung biogener Kraftstoffe<br />

Verluste bzw. Aufwendungen bei der Verteilung <strong>und</strong> Speicherung <strong>von</strong> Kraftstoffen<br />

ergeben sich durch:<br />

• Verdichtung oder Verflüssigung,<br />

• Verdunstung, Leckagen,<br />

• Transport,<br />

• Kraftstoffabgabe,<br />

• Herstellungs- <strong>und</strong> Instandhaltungsaufwendungen der beteiligten Komponenten<br />

Die Verluste bzw. Aufwendungen für die einzelnen Bilanzposten hängen <strong>von</strong> der<br />

Transportentfernung, der Energiedichte, dem Kraftstofftank <strong>und</strong> vor allem vom<br />

Kraftstoff selbst ab. Im folgenden werden für die einzelnen Kraftstoffsorten die<br />

Speicherverfahren beschrieben <strong>und</strong> die angenommenen Infrastrukturszenarien<br />

aufgezeigt. Dabei wird zwischen Flüssigkraftstoffen (Rapsöl, RME, Ethanol, Methanol)<br />

<strong>und</strong> gasförmigen Kraftstoffen (Wasserstoff, Biogas) unterschieden.<br />

5.1 Flüssige Kraftstoffe<br />

Für die Lagerung <strong>von</strong> Rapsöl <strong>und</strong> RME eignen sich analog zu Dieselkraftstoff Metall<strong>und</strong><br />

PE-Tanks. Die Lagerung sollte dabei nach Möglichkeit unter Sauerstoffabschluß,<br />

möglichst kühl <strong>und</strong> dunkel erfolgen, um die Veränderung fettchemischer Kenngrößen,<br />

wie z.B. die Peroxidzahl als Maß für den oxidativen Verderb, so gering wie möglich zu<br />

halten [WID 92].<br />

Der Transport kann mit den gleichen Tanklastzügen erfolgen, die auch für<br />

Dieselkraftstoff geeignet sind. Die Betankung erfolgt mit den üblichen Zapfsäulen.<br />

Für Rapsöl wird angenommen, daß das Öl aus zentralen Ölmühlen stammt <strong>und</strong> über<br />

einen Zwischenhändler an den Endabnehmer (z.B. landwirtschaftlicher Betrieb)<br />

verkauft wird. Beim Endabnehmer befindet sich ein kleiner Speicher mit Zapfsäule. Für<br />

Rapsöl wird im Rahmen dieser Studie dieses Szenario angesetzt, da dieser Kraftstoff in<br />

großvolumigen Dieselmotoren eingesetzt werden kann <strong>und</strong> dazu keine besonders<br />

aufwendige Umrüstung erfolgen muß. Unter diesen Voraussetzungen ist ein Vertrieb<br />

über öffentliche Tankstellen aufgr<strong>und</strong> der zu erwartenden geringen Umschlagmengen<br />

nicht rentabel.<br />

Das Rapsöl wird <strong>von</strong> der Ölmühle aus 200 km mit einem Tankauflieger zum<br />

Zwischenhändler <strong>und</strong> <strong>von</strong> dort weitere 50 km zum Endabnehmer transportiert. Dort<br />

wird das Rapsöl über eine eigene Zapfsäule an den Verbraucher abgegeben.<br />

Die Energieaufwendungen für Rapsöl <strong>von</strong> der Raffinerie bis in den Fahrzeugtank setzen<br />

sich zusammen aus den Aufwendungen für den Transport mit Tankauflieger <strong>und</strong><br />

Tankwagen, dem Energieaufwand für das Umfüllen des Rapsöls, den Herstellungs- <strong>und</strong><br />

Betriebsaufwand (z.B. Beleuchtung, Heizung usw.) der Anlagen <strong>und</strong> Verluste an Rapsöl<br />

durch Leckagen. Die Aufwendungen <strong>und</strong> Verluste sind in Tabelle 5-1 dargestellt.


34 Biogene Kraftstoffe<br />

Tabelle 5-1: Verteilung <strong>und</strong> Speicherung <strong>von</strong> Rapsöl<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Rapsöl 42578<br />

Verteilung <strong>und</strong> Speicherung 1049<br />

Anlagenherstellung 177<br />

Rapsöl im Tank 42578<br />

Bei RME wird angenommen, daß der Kraftstoff <strong>von</strong> den zentralen Umesterungsanlagen,<br />

die sich direkt bei den Ölmühlen befinden, mit Tankaufliegern über eine Entfernung<br />

<strong>von</strong> 200 km zu den Zwischenhändlern <strong>und</strong> <strong>von</strong> dort weitere 50 km zu einer öffentlichen<br />

Tankstelle transportiert wird. Die Abgabe erfolgt mit den für Diesel üblichen<br />

Zapfsäulen an Fahrzeuge die mit Diesel, RME oder einem RME-Diesel-Gemisch<br />

betrieben werden können.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Annahmen kann der Energieaufwand für die Herstellung der<br />

Betriebsmittel für RME <strong>und</strong> Diesel als gleich angesetzt werden. Der Herstellungsaufwand<br />

für Tankstellen <strong>und</strong> für die Regionalverteilung beträgt nach [ZAE98] ca.<br />

150 MJ/tKraftstoff. Unter diesen Rahmenbedingungen ergeben sich die in Tabelle 5-2<br />

dargestellten Ergebnisse.<br />

Tabelle 5-2: Verteilung <strong>und</strong> Speicherung <strong>von</strong> RME<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

RME 43169<br />

Verteilung <strong>und</strong> Speicherung 1048<br />

Anlagenherstellung 174<br />

RME im Tank 43134<br />

Für die Lagerung <strong>von</strong> Methanol <strong>und</strong> Ethanol können die gleichen Tanksysteme wie für<br />

Benzin verwendet werden. Bei langfristiger Lagerung sollte das Tankmaterial ein<br />

Hindurchdiff<strong>und</strong>ieren <strong>von</strong> Wasser unterbinden, da sonst der Alkohol verwässert wird.<br />

Verluste bei der Speicherung entstehen durch Tankatmung, verursacht durch<br />

Volumenänderungen bei Temperaturschwankungen <strong>und</strong> durch Verdrängungsemissionen,<br />

verursacht durch die Verdrängung des Gaspolsters bei Befüllung. Die<br />

Speicher- <strong>und</strong> Umfüllverluste der Alkohole sind aufgr<strong>und</strong> des geringeren Dampfdruckes<br />

<strong>und</strong> der hohen Verdampfungswärme deutlich geringer als bei Benzin. Dies spiegelt sich<br />

auch in der höheren Verdunstungszeit wieder. Aus der etwa doppelt so langen<br />

Verdunstungszeit <strong>und</strong> dem etwa halb so hohen Heizwert ergeben sich Verdunstungsverluste,<br />

die energetisch etwa ¼ der Verluste <strong>von</strong> Benzin ausmachen.<br />

Transport <strong>und</strong> Betankung erfolgen praktisch mit den gleichen Systemen wie bei Benzin.<br />

Zuckerrüben stehen für die Ethanolgewinnung nur drei Monate pro Jahr zur Verfügung<br />

(siehe Kapitel 3.1.6). Dies hat Auswirkungen auf die zentralen Lager, wenn die<br />

Versorgung für das gesamte Jahr gesichert werden soll. In diesem Fall müssen ca. 80 %<br />

der Ethanolproduktion gespeichert werden können. Bei einer Anlage die 210.000 t<br />

Zuckerrüben pro Jahr bzw. in drei Monaten zu Ethanol verarbeitet sind somit rd.<br />

16.100 m³ zu speichern. Das Ethanol wird vom Zentrallager direkt mit einem<br />

Tankwagen über 50 km zur Tankstelle transportiert.


Verteilung <strong>und</strong> Speicherung biogener Kraftstoffe 35<br />

Die Energieaufwendungen sowie die auftretenden Verluste für Speicherung, Transport<br />

<strong>und</strong> Abgabe des Ethanols sind in Tabelle 5-3 zusammengefaßt.<br />

Tabelle 5-3: Verteilung <strong>und</strong> Speicherung <strong>von</strong> Ethanol<br />

Für Methanol wird aufgr<strong>und</strong> der dezentralen Erzeugung eine Verteilung über<br />

Tanklastwagen angesetzt. Der Transport erfolgt über eine Entfernung <strong>von</strong> 50 km in die<br />

nähere Umgebung der Produktionsstätte. Bei Speicherung <strong>und</strong> Transport wird<br />

angenommen, daß durchschnittlich ca. 2 Liter pro m³ verdunsten. Zusätzlich können<br />

Verluste durch den Transport sowie mehrmaliges Umfüllen auftreten.<br />

Die Energieaufwendungen sowie die auftretenden Verluste für Speicherung, Transport<br />

<strong>und</strong> Abgabe des Methanols an den Endverbraucher sind in Tabelle 5-4 dargestellt.<br />

Tabelle 5-4: Verteilung <strong>und</strong> Speicherung <strong>von</strong> Methanol<br />

5.2 Gasförmige Kraftstoffe<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Ethanol 102762<br />

Verteilung <strong>und</strong> Speicherung 1327<br />

Anlagenherstellung 643<br />

Ethanol im Tank 102512<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Methanol 132758<br />

Verteilung <strong>und</strong> Speicherung 3544<br />

Anlagenherstellung 1011<br />

Methanol im Tank 132332<br />

Die Speicherung <strong>von</strong> Wasserstoff kann wahlweise im flüssigen oder im gasförmigen<br />

Zustand erfolgen. Die Art des Speichersystems ist abhängig <strong>von</strong> Einsatzzweck <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

der erforderlichen Speicherkapazität.<br />

Für die stationäre Speicherung des aus einer allothermen Biomassevergasung in<br />

Deutschland erzeugten Wasserstoffs kommen praktisch nur Übertage-Druckspeicher in<br />

Frage. Prinzipiell kann Wasserstoff deutlich platzsparender im flüssigen Zustand<br />

gespeichert werden, aber die Verflüssigung <strong>von</strong> Wasserstoff kann nur in industriellen<br />

Großanlagen zu akzeptablen Kosten erfolgen, <strong>und</strong> ist auch dort nur energetisch<br />

sinnvoll, wenn sehr große Transportentfernungen zurückgelegt werden sollen. Flüssiger<br />

Wasserstoff wäre somit nur für den Import aus biomassereichen Regionen der Welt<br />

geeignet. Da der Bilanzraum im Rahmen dieser Untersuchung jedoch Deutschland ist<br />

wird hier die Verdichtung des Wasserstoffs betrachtet.<br />

Für die Speicherung des Wasserstoffs aus der untersuchten dezentralen Vergasungsanlage<br />

wird ein zwei-Tages-Speicher angesetzt; daraus ergibt sich ein erforderliches<br />

Speichervolumen <strong>von</strong> 30.000 Nm³. Bei einem maximalen Betriebsdruck <strong>von</strong> 15 bar<br />

benötigt ein Niederdruck-Kugelbehälter ein geometrisches Volumen <strong>von</strong> 2.000 m³.


36 Biogene Kraftstoffe<br />

Der Transport gasförmigen Wasserstoffs, <strong>von</strong> der Biomassevergasungsanlage zur<br />

Tankstelle, kann entweder in Pipelines oder in Druckspeichern erfolgen. Pipelines<br />

haben dabei den Nachteil, daß nur ein sehr kleines Leitungsnetz existiert <strong>und</strong> der<br />

Aufbau eines ausgedehnten Leitungsnetzes kostenintensiv ist <strong>und</strong> sich somit nur für<br />

Verbrauchsschwerpunkte rechnet. Für die Betankung <strong>von</strong> gasförmigem Wasserstoff<br />

kommen Slow-Fill- <strong>und</strong> Fast-Fill-Tanksysteme in Frage. Bei Slow-Fill-Systemen erfolgt<br />

die Betankung langsam über mehrere St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bei den Fast-Fill-Systemen dauert<br />

ein Betankungsvorgang nur wenige Minuten.<br />

Im Rahmen dieser Studie wird <strong>von</strong> einem Fast-Fill-System ausgegangen. Es wird dabei<br />

ein mobiler Druckspeicher, der aus 345 Einzelflaschen mit einem Gesamtgewicht <strong>von</strong><br />

knapp 22 t besteht, eingesetzt. Der mobile Speicher wird mit einem Sattelauflieger zur<br />

Tankstelle transportiert <strong>und</strong> dort gegen einen leeren Behälter ausgetauscht.<br />

Für die Kraftstoffabgabe ist bei dem hier betrachteten System kein direkter Energieeinsatz<br />

mehr notwendig, da eine Entspannung in den Tank des Fahrzeuges erfolgt. Die<br />

gesamten Aufwendungen sind in Tabelle 5-5 zusammengefaßt.<br />

Tabelle 5-5: Verdichtung, Verteilung <strong>und</strong> Speicherung <strong>von</strong> GH2 in einem mobilen Gaspeicher<br />

mit Druckflaschen [DREI 98]<br />

Bilanzposten MJ/ha<br />

Wasserstoff 240245<br />

Verdichtung, Verteilung <strong>und</strong> Speicherung 128958<br />

Anlagenherstellung 16728<br />

Wasserstoff im Tank 240245<br />

Für die Speicherung <strong>von</strong> Biogas gibt es gr<strong>und</strong>sätzlich die gleichen Optionen wie für<br />

Wasserstoff; darüber hinaus ist eine Einspeisung des aufbereiteten Biogas in das<br />

Erdgasnetz möglich. Für die im Rahmen dieser Studie betrachtete Biogasanlage, mit<br />

einer mittleren Nettogaserzeugung <strong>von</strong> 100 m³ pro Tag, wird <strong>von</strong> einem Speicherbedarf<br />

vor Ort <strong>von</strong> zwei Tagen ausgegangen. Für diesen Zweck können drucklose<br />

Speichersysteme verwendet werden. Die am häufigsten verwendeten Speicher sind sog.<br />

Ballon- oder Folienspeicher, die das Biogas praktisch drucklos (< 50 mbar) speichern.<br />

Das Biogas kann entweder über eine Slow-Fill-Tankstelle oder über das Erdgasnetz mit<br />

einer daran angeschlossenen Fast-Fill-Tankstelle an das Fahrzeug abgegeben werden.<br />

In Tabelle 5-6 sind die Energieaufwendungen für die Verteilung des Biogas über das<br />

bestehende Erdgasnetz <strong>und</strong> die Betankung mit einem Fast-Fill-Konzept<br />

zusammengefaßt.<br />

Tabelle 5-6: Verteilung, Speicherung <strong>und</strong> Kraftstoffabgabe (Fast-Fill) <strong>von</strong> Biogas<br />

(Bezugsgröße: 100 m³)<br />

Bilanzposten GJ/toTS<br />

Biogas 11,7<br />

Verdichtung, Verteilung <strong>und</strong> Speicherung 1,6<br />

Anlagenherstellung 0,1<br />

Biogas im Tank 11,7


Zusammenfassung 37<br />

6 Zusammenfassung<br />

Im folgenden Abschnitt werden die in den vorangegangenen Kapiteln bilanzierten<br />

Prozeßschritte zu Prozeßketten zusammengefügt. Der systematische Ansatz ist für alle<br />

dargestellten Prozeßketten gleich. Regenerative Energie tritt <strong>von</strong> oben rechts in den<br />

Bilanzraum, nicht-regenerativer Energieeinsatz ist durch den Eintritt direkt <strong>von</strong> oben<br />

gekennzeichnet <strong>und</strong> indirekte Aufwendungen (Betriebsstoff-, Betriebsmittel- <strong>und</strong><br />

Entsorgungsaufwendungen) treten <strong>von</strong> links oben in den Bilanzraum. In den<br />

dargestellten Energieflußdiagrammen sind alle Angaben auf 100% - Energieinhalt des<br />

Kraftstoff beim Endverbraucher - normiert.<br />

Neben dem Kumulierten Energieaufwand, wird der Kumulierten Nicht-regenerative<br />

Energieaufwand, der Kumulierten Regenerative Energieaufwand <strong>und</strong> die Kumulierten<br />

Emissionen für die Kraftstoffe ausgewiesen.


38 Biogene Kraftstoffe<br />

6.1 Rapsöl<br />

Abbildung 6-1: Bereitstellung <strong>von</strong> Rapsöl


Zusammenfassung 39<br />

6.2 RME<br />

Abbildung 6-2: Bereitstellung <strong>von</strong> RME aus Raps


40 Biogene Kraftstoffe<br />

6.3 Ethanol<br />

Abbildung 6-3: Bereitstellung <strong>von</strong> Ethanol aus Zuckerrüben


Zusammenfassung 41<br />

6.4 Methanol<br />

Abbildung 6-4: Bereitstellung <strong>von</strong> Methanol aus Miscanthus


42 Biogene Kraftstoffe<br />

6.5 Wasserstoff<br />

Abbildung 6-5: Bereitstellung <strong>von</strong> Wasserstoff aus Miscanthus


Zusammenfassung 43<br />

6.6 Biogas<br />

Abbildung 6-6: Bereitstellung <strong>von</strong> Biogas aus organischen Reststoffen


44 Biogene Kraftstoffe<br />

6.7 Quervergleich<br />

In Kapitel 2 wurden mit Erntefaktor, Energiegewinn <strong>und</strong> biogenem Kraftstoffertrag<br />

einige für biogene Energieträger charakteristische Größen definiert, die im folgenden<br />

auf die im Rahmen dieser Studie untersuchten Prozeßketten angewendet werden sollen.<br />

Alle in der Folge dargestellten Größen beziehen sich auf einen Bezugszeitraum <strong>von</strong><br />

einem Jahr.<br />

Einige dieser Kenngrößen sind für die Biogas-Prozeßketten zum Teil nicht ausweisbar,<br />

da die Gewinnung <strong>von</strong> Biogas aus organischen Abfällen nicht <strong>von</strong> der verfügbaren<br />

landwirtschaftlichen bzw. forstwirtschaftlichen Fläche abhängt <strong>und</strong> damit diese als<br />

Bezugsgröße ausscheidet oder die Datenlage eine Angabe nicht erlaubt.<br />

400<br />

GJ/ha<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

37184D99<br />

KNRA<br />

KRA<br />

W netto<br />

Energiewinn<br />

196<br />

91<br />

103<br />

71 71<br />

21<br />

43<br />

22 27<br />

43<br />

16 12<br />

Rapsöl RME<br />

Ethanol aus<br />

Zuckerrüben<br />

37<br />

339 339<br />

132<br />

95<br />

MeOH aus<br />

Miscanthus<br />

237<br />

241<br />

4<br />

GH 2 aus<br />

Miscanthus<br />

Abbildung 6-7: Energetische Kennzahlen für die Bereitstellung biogener Kraftstoffe<br />

In Abbildung 6-7 sind einige charakteristische flächenbezogene Kenngrößen für die<br />

Bereitstellung biogener Kraftstoffe dargestellt. Der KRA ist dabei ein Maß für den<br />

spezifischen Flächenertrag eines Biomasserohstoffes. Man erkennt beispielsweise, daß<br />

Miscanthus einen sehr hohen Ertrag aufweist. Die unterschiedlichen Erträge der<br />

einzelnen Rohstoffe wirken sich entsprechend auf die Aufwendungen aus. Betrachtet<br />

man den KNRA für die Bereitstellung biogener Kraftstoffe, sieht man den<br />

vergleichsweise hohen Aufwand für die Wasserstoff-Prozeßkette. Dies liegt vor allem am<br />

hohen Verdichtungsaufwand der für die Distribution erforderlich ist. Diese Tatsache<br />

führt auch zu den relativ ungünstigen Erntefaktoren <strong>und</strong> Energiegewinnen pro Fläche<br />

für die Wasserstoff-Prozeßkette. Zusätzlich beeinflußt der relativ hohe Stromeinsatz bei<br />

der Konversionsanlage das Ergebnis negativ. Wie bereits erwähnt kann dieser extern<br />

bezogene, nicht-regenerative Energiebedarf durch Stromeigenerzeugung mittels<br />

verstärktem Biomasseeinsatz vermindert werden.


Zusammenfassung 45<br />

Der biogene Kraftstoffertrag Wnetto ist ein Maß für die Effizienz der Bereitstellungskette;<br />

dabei werden in einzelnen Prozeßstufen anfallende Nebenprodukte nicht berücksichtigt.<br />

Wnetto ist der flächenbezogene Energieinhalt des Kraftstoffes im Tank des Endverbrauchers.<br />

Der Energiegewinn ist das Saldo aus Wnetto <strong>und</strong> KNRA <strong>und</strong> ist somit eine<br />

entscheidende Größe bei der Beurteilung der energetischen Situation einer biogenen<br />

Kraftstoffkette. Methanol aus Miscanthus schneidet aufgr<strong>und</strong> des hohen Ertrags <strong>und</strong><br />

der geringen nicht-regenerativen Aufwendungen am günstigsten ab.<br />

In Abbildung 6-8 sind nun die kumulierten Emissionen der vorgelagetten Prozesse für<br />

die Bereitstellung der Kraftstoffe beim Endverbraucher denen <strong>von</strong> Benzin (aus [FVV98])<br />

gegenübergestellt.<br />

Es wird deutlich, daß die im Rahmen dieser Studie untersuchte Variante zur Erzeugung<br />

<strong>von</strong> Methanol aus nachwachsenden Rohstoffen für die kumulierten CO2-Emissionen<br />

zum besten Ergebnis führt. Dieses positive Ergebnis wird durch den vergleichsweise<br />

hohen Biomasseeinsatz für die Bereitstellung des Methanols relativiert. Im Vergleich<br />

zum Referenzsystem Benzin ist zu beachten, daß der Einbezug der Nutzungsphase die<br />

Ergebnisse aufgr<strong>und</strong> der CO2-Neutralität der biogenen Kraftstoffe maßgeblich<br />

beeinflußt.<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

In kg/kWh:<br />

Kohlendioxid<br />

In g/kWh:<br />

Kohlenmonoxid<br />

Kohlenwasserstoffe<br />

Stickoxide<br />

Schwefeldioxid<br />

Rapsöl RME Ethanol Methanol Wasserstoff Benzin<br />

Abbildung 6-8: Emissionen bei der Bereitstellung biogener Kraftstoffe<br />

Bei den vorgelagerten Kohlenmonoxidemissionen schneidet Methanol <strong>und</strong> Wasserstoff<br />

etwas günstiger ab, als RME,Rapsöl <strong>und</strong> Ethanol; jedoch schlechter als Benzin.<br />

Hinsichtlich der Kohlenwasserstoffemissionen sind keine signifikanten Unterschiede<br />

bei den biogenen Kraftstoffen auszumachen. Im Vergleich zu den heute eingesetzten<br />

fossilen Kraftstoffen - hier Benzin - sind die vorgelagerten CxHy-Emissionen wesentlich<br />

geringer.<br />

37267A99


46 Biogene Kraftstoffe<br />

Bei Raps <strong>und</strong> Zuckerrüben als Biomasserohstoff ergeben sich aufgr<strong>und</strong> der Landwirtschaft<br />

höhere kumulierte NOx-Emissionen als bei der mehrjährigen Energiepflanze<br />

Miscanthus, die kaum eine Düngung erfordert.<br />

Bei den vorgelagerten SO2-Emissionen beeinflußt der eingesetzte Brennstoff bei den<br />

Konversionsanlagen das Ergebnis maßgeblich. Hier schneidet Ethanol am<br />

ungünstigsten ab, da vorwiegend Schweröl <strong>und</strong> Kohle zum Einsatz kommt.<br />

Die in der Abbildung dargestellten kumulierten Emissionen stellen für die biogenen<br />

Kraftstoffe maximale Emissionswerte dar, da sie ohne eine Berücksichtigung eventuell<br />

zu erteilender Gutschriften durch eine andere Bewertung der Nebenprodukte kalkuliert<br />

wurden (siehe folgendes Kapitel). Bei einer breiten Einführung biogener Kraftstoffe<br />

kann ferner mit einem verstärkten Einsatz regenerativer Brennstoffe für die Wärme<strong>und</strong><br />

Strombereitstellung gerechnet werden; dies würde ebenfalls zu geringeren<br />

spezifischen Emissionen führen.<br />

Geht man über die im Rahmen dieser Studie betrachteten Bereitstellung hinaus <strong>und</strong><br />

bezieht die Nutzung der Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren mit ein, so kann man<br />

feststellen, daß bezüglich der klimarelevanten Kohlendioxid- <strong>und</strong> Kohlenwasserstoffemissionen<br />

die biogenen Prozeßketten besser abschneiden als die fossilen Kraftstoffe.<br />

Bei den kumulierten CO, NOx <strong>und</strong> SO2-Emissionen ist unter Einbezug der Nutzung<br />

keine eindeutige Tendenz zu erkennen [DREI99].<br />

6.8 Einfluß der Koppelproduktbewertung<br />

Wie bereits frühere Studien zur ganzheitlichen <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Energieträgern,<br />

Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen am Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong><br />

Anwendungstechnik <strong>und</strong> an der Forschungsstelle für Energiewirtschaft zeigten, führen<br />

verschiedene Analysen zum gleichen Untersuchungsgegenstand häufig zu differierenden<br />

Aussagen. In der vorliegenden Studie wurde bei qualitativer Bewertung bereits<br />

deutlich, daß die ganzheitliche <strong>Bilanzierung</strong> der Pflanzenproduktion, der<br />

Kraftstoffgewinnung <strong>und</strong> -verteilung ganz erheblich <strong>von</strong> der Bewertung der<br />

Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe sowie den gewählten Systemgrenzen gekennzeichnet ist.<br />

Für die <strong>Bilanzierung</strong> ökologischer Größen, wie Kumulierter Energieaufwand,<br />

Flächennutzung, Emissionen etc. ist es deshalb erforderlich, aufbauend auf den<br />

bisherigen Analysen den Einfluß der Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe in allen Phasen der<br />

Prozeßkette aufzuzeigen <strong>und</strong> ein Verfahren anzuwenden, daß die ganzheitliche<br />

energetische Bewertung biogener Kraftstoffe ermöglicht.<br />

Bisher wurden Standardlebenswege für die biogenen Kraftstoffe als Rahmenbedingung<br />

definiert <strong>und</strong> auf Basis dieser Prozeßketten auch eine <strong>Bilanzierung</strong> durchgeführt.<br />

Die Koppelproduktion ist dadurch gekennzeichnet, daß aus den selben Ausgangsmaterialien<br />

im gleichen Produktionsprozeß zwangsläufig verschiedene Erzeugnisse<br />

erstellt werden. Die Relationen zwischen dem mengenmäßigen Anfall der Koppelprodukte<br />

können starr oder in gewissen Grenzen variierbar sein. Bei der Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Kraftstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen fallen in verschiedenen Prozeßstufen<br />

neben dem eigentlichen Zielprodukt verschiedene Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe an, die<br />

bei einer Ausdehnung der biogenen Kraftstofferzeugung einer sinnvollen Nutzung<br />

zugeführt werden müssen.


Zusammenfassung 47<br />

Im Rahmen dieser Untersuchung wurde für sechs biogene Kraftstoffe, deren<br />

Bereitstellung auf Basis <strong>von</strong> vier verschiedenen Rohstoffen analysiert <strong>und</strong> Wege der<br />

Koppelproduktnutzung aufgezeigt. Die Nutzungsmöglichkeiten der Nebenprodukte <strong>und</strong><br />

Reststoffe sind demnach vielfältig; es ist beispielsweise ein Einsatz in der<br />

Landwirtschaft als Futtermittel- oder Düngemittel sowie eine Verwendung der<br />

Nebenprodukte als Brennstoff möglich.<br />

Eine verursachergerechte Aufteilung der Energie- <strong>und</strong> Rohstoffinputs ist häufig<br />

unmöglich, da keine physikalisch oder chemisch zwingend begründete Aufteilung des<br />

Verbrauchs für den Gesamtprozeß möglich ist. Deshalb wurde in [DREI99a] ein<br />

Verfahren entwickelt, daß den Zweck der Energieverbrauchsanalyse <strong>und</strong> ganzheitlichen<br />

Bewertung bestmöglichst erreicht. Hierzu wurden vier mögliche Wege aufgezeigt <strong>und</strong><br />

deren Vor- <strong>und</strong> Nachteile diskutiert. Für die ganzheitliche <strong>Bilanzierung</strong> biogener<br />

Kraftstoffe wird folgendes Vorgehen vorgeschlagen:<br />

1. Keine Verwendung der Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe<br />

• ist für die Nebenprodukte bzw. Reststoffe keine Verwendungs- oder<br />

Einsatzmöglichkeit vorhanden, kommt die zielproduktorientierte Methode zur<br />

Anwendung. Dabei werden sämtliche Aufwendungen entlang der Prozeßkette dem<br />

Zielprodukt zugeschlagen.<br />

2. Verwendung der Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe<br />

• ist eine Aufteilung der Energie- <strong>und</strong> Rohstoffinputs anhand der physikalischen<br />

oder chemischen Zusammenhänge möglich, so müssen die Aufwendungen<br />

entsprechend dieser Kriterien auf die einzelnen Erzeugnisse aus den<br />

Bilanzräumen aufgeteilt werden<br />

• ist eine solche Aufteilung verursachergerecht nicht möglich, ist eine Zuteilung der<br />

Aufwendungen auf die Teilprodukte nur indirekt möglich. Dies bedeutet, falls das<br />

Prinzip der Verursachung aufgr<strong>und</strong> der gemeinschaftlichen Produktion nicht<br />

anwendbar ist, erfolgt die Zuweisung mittels der quantitativen Methode. Die<br />

Aufteilung der Aufwendungen bis hin zur Koppelproduktion wird anhand der<br />

Bewertungsgröße Energieinhalt vorgenommen. Nach ihrer Herstellung<br />

durchlaufen die Koppelprodukte in der Regel verschiedene<br />

Weiterverarbeitungsstufen, dabei ist eine getrennte <strong>Bilanzierung</strong> möglich.<br />

Die quantitative Methode mittels der Bewertungsgröße Energieinhalt wird<br />

vorgeschlagen, da bei einer Ausdehnung der biogenen Kraftstoffproduktion, als<br />

Alternative zu den derzeit verfügbaren fossilen Energieträgern Diesel oder Benzin<br />

damit zu rechnen ist, daß zunehmend Schwierigkeiten bei den Absatzmöglichkeiten der<br />

Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe auftreten. Es ist zu erwarten, daß sich dann zumeist der<br />

Einsatz der Koppelprodukte als Brennstoff anbietet. Dies bedeutet, daß alle Erzeugnisse<br />

entlang der Prozeßkette als Energieträger verwendet werden, das Zielprodukt als<br />

Kraftstoff für den Verkehrssektor <strong>und</strong> die Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe als Brennstoff<br />

für die Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung. Der Energieinhalt der Koppelprodukte eignet sich<br />

als Bewertungsgröße für die Aufteilung der Aufwendungen, da er die physikalischen<br />

Zusammenhänge widerspiegelt.<br />

Die soeben skizzierte Vorgehensweise wurde auf alle in Abbildung 1-1 dargestellten<br />

Prozeßketten angewendet. Die vorgeschlagene Methodik bei der Bewertung der<br />

Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe ergibt im Vergleich zur zielproduktorientierten Methode


48 Biogene Kraftstoffe<br />

die in Abbildung 6-9 <strong>und</strong> Abbildung 6-10 dargestellten energetischen Kenngrößen <strong>und</strong><br />

kumulierten CO2-Emissionen.<br />

500%<br />

450%<br />

400%<br />

350%<br />

300%<br />

250%<br />

200%<br />

150%<br />

100%<br />

50%<br />

0%<br />

mit Koppelproduktnutzung<br />

ohne Koppelproduktnutzung<br />

Erntefaktor<br />

Bereitstellungsnutzungsgrad<br />

Rapsöl RME Ethanol Methanol Wasserstoff Biogas<br />

Abbildung 6-9: Erntefaktoren <strong>und</strong> Bereitstellungsnutzungsgrade biogener Kraftstoffe -<br />

ohne <strong>und</strong> mit Nutzung der Koppelprodukte<br />

g/kWh<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

mit Koppelproduktnutzung<br />

ohne Koppelproduktnutzung<br />

Rapsöl RME Ethanol Methanol Wasserstoff<br />

Abbildung 6-10: Vorgelagerte CO2-Emissionen biogener Kraftstoffe -<br />

ohne <strong>und</strong> mit Nutzung der Koppelprodukte<br />

37261A99<br />

37260A99


Zusammenfassung 49<br />

Man sieht, daß sich insbesondere bei den pflanzenölbasierten Kraftstoffen erhebliche<br />

Veränderungen hinsichtlich der energetischen Bewertung ergeben. Die Bereitstellungsnutzungsgrade<br />

steigen auf r<strong>und</strong> 80% an, der Erntefaktor erhöht sich bei Rapsöl auf rd.<br />

4,6 <strong>und</strong> bei RME auf 2,9. Bei Ethanol <strong>und</strong> Biogas ergeben sich ebenfalls erhebliche<br />

Veränderungen. Diese starken Verschiebungen bei der Bewertung <strong>von</strong> Rapsöl, RME <strong>und</strong><br />

Ethanol liegen am hohen Koppelproduktaufkommen bei diesen Prozeßketten. Eine<br />

Verwendungsmöglichkeit der einzelnen Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe als Brennstoff<br />

oder Futtermittel scheint bei diesen Prozeßketten auch bei einer weiteren Ausdehnung<br />

gegeben, daher können die gezeigten Werte als realistisch angesehen werden.<br />

Für die aus der Vergasung <strong>von</strong> Biomasse resultierenden Kraftstoffe Wasserstoff <strong>und</strong><br />

Methanol sind die Auswirkungen der veränderten Koppelproduktbewertung nicht sehr<br />

groß. Dies liegt am vergleichsweise geringen Aufkommen. Bei den Nebenprodukten<br />

handelt es sich zum Großteil um nicht genutzte Abwärme aus den einzelnen<br />

Prozeßschritten; bei einer breiten Ausdehnung der Wasserstoff- bzw. der<br />

Methanolerzeugung aus Biomasse erscheint eine umfangreiche externe Nutzung dieser<br />

Abwärmepotentiale als unwahrscheinlich. Vielmehr sollte man sich im Sinne einer<br />

Prozeßoptimierung um die Einbindung der Abwärme für interne Zwecke bemühen; dies<br />

würde zu einer Erhöhung der Nutzungsgrade der Anlagen beitragen.


50 Biogene Kraftstoffe<br />

7 Fazit<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine vollständige energetische Prozeßkettenanalyse <strong>von</strong><br />

der Biomassegewinnung über die Kraftstoffherstellung bis hin zum Endverbraucher<br />

durchgeführt. Dabei wurden neben den Energieaufwendungen auch ausgewählte<br />

Emissionen (CO2, SO2, CO, CxHy, NOX) bilanziert. Die vergleichende Gegenüberstellung<br />

der ermittelten Daten mit denen der substituierbaren konventionellen Treibstoffe<br />

ermöglicht eine Beurteilung der Biokraftstoffe. Die detaillierte Untersuchung der<br />

einzelnen Prozeßschritte biogener Kraftstoffketten erlaubt es die Energieaufwendungen<br />

in allen Teilschritten zu bilanzieren. Für die Darstellung <strong>und</strong> Interpretation der<br />

Ergebnisse wurden einige, für biogene bzw. regenerative Energieträger<br />

charakteristische Größen definiert: Kumulierter nicht-regenerativer Energieaufwand<br />

(KNRA), Kumulierter regenerativer Energieaufwand (KRA), Energiegewinn pro Fläche,<br />

Erntefaktor <strong>und</strong> biogener Kraftstoffertrag.<br />

Als Ergebnis lassen sich folgende Kernaussagen ableiten:<br />

• Im Vergleich zu den fossilen weisen die biogenen Kraftstoffe durchwegs niedrigere<br />

Bereitstellungsnutzungsgrade auf. Dies liegt zum einen an den etwas höheren<br />

vorgelagerten Aufwendungen <strong>und</strong> zum anderen an den bei der Ernte <strong>und</strong> der<br />

Verarbeitung anfallenden Nebenprodukten.<br />

• Die Erntefaktoren der biogenen Kraftstoffe, bei denen im Gegensatz zum<br />

Bereitstellungsnutzungsgrad lediglich die nicht-regenerativen Energieaufwendungen<br />

entlang der Prozeßkette berücksichtigt werden, sind sehr viel höher.<br />

• Aufgr<strong>und</strong> der CO2-Neutralität der biogenen Kraftstoffe treten während der<br />

Nutzungsphase bei diesen Prozeßketten keine zu berücksichtigenden CO2-<br />

Emissionen auf. Hinsichtlich der kumulierten CO2-Emissionen schneiden die<br />

biogenen Kraftstoffe unter Einbezug der Nutzung deshalb wesentlich günstiger ab.<br />

• Bei den anderen untersuchten Emissionen (CO, CxHy, NOx, SO2) erzielt man bei den<br />

biogenen Prozeßketten insbesondere bei den Kohlenwasserstoffemissionen erhebliche<br />

Einsparungen.<br />

Die Ergebnisse für den KEA als auch für den KNRA werden bei den biogenen<br />

Kraftstoffen maßgeblich <strong>von</strong> der Bewertung der Koppelprodukte bestimmt. Diese Studie<br />

hat gezeigt, daß durch die konsequente Nutzung aller Produkte entlang der biogenen<br />

Kraftstoffprozeßketten eine deutliche Reduzierung der Energieaufwendungen (die dens<br />

biogenen Kraftstoffen zugeschrieben werden) erzielt werden kann. Im Sinne der<br />

Ressourcenschonung, sowohl materiell als auch monetär, ist die Nutzung aller Produkte<br />

wünschenswert <strong>und</strong> sinnvoll. Dies zeigen auch die Erfahrungen aus der<br />

Mineralölindustrie, bei der bereits heute eine umfangreiche Nutzung aller<br />

Nebenprodukte aus den Raffinerieprozessen stattfindet. Bei einem Aufbau einer<br />

Infrastruktur für biogene Kraftstoffe ist ein integriertes Konzept mit der Verwendung<br />

aller Produkte anzustreben. Mit dem hier vorgestellten Verfahren ist eine<br />

entsprechende Berücksichtigung der Koppelproduktnutzung im Rahmen der<br />

ganzheitlichen Bewertung der biogenen Kraftstoffe möglich.


Fazit 51<br />

Die im Rahmen dieser Arbeit aufgezeigten Ergebnisse stellen den Stand der Technik<br />

dar. Einzelne Verfahren oder Prozesse befinden sich heute noch im Entwicklungsstadium,<br />

es besteht daher insbesondere im Bereich der Kraftstoffgewinnung <strong>und</strong> der<br />

Speicherung gasförmiger Energieträger noch ein erhebliches Entwicklungspotential. Die<br />

folgenden Arbeiten müssen zeigen, inwieweit sich Verbesserungen in einzelnen<br />

Prozeßschritten auf das Gesamtergebnis <strong>und</strong> die Bewertung biogener Kraftstoffe<br />

auswirken.<br />

Im Hinblick auf nachhaltige <strong>und</strong> sinnvolle Wege zur Einsparung fossiler Ressourcen<br />

<strong>und</strong> die Verringerung der Emissionsbelastung ist detailliert zu untersuchen, welche<br />

Prozeßketten weiter verfolgt werden sollten. Der Einsatz <strong>von</strong> Biomasse erscheint heute<br />

als sinnvolle Basis für ein zukünftiges Energieversorgungssystem. Die Gründe hierfür<br />

sind die einfache Handhabung der Biomasse mit bekannten Techniken, die<br />

Verfügbarkeit in nahezu allen Regionen <strong>und</strong> die universelle Einsetzbarkeit des<br />

erzeugten Kraftstoffes als leicht speicherbares <strong>und</strong> transportables Medium.


52 Biogene Kraftstoffe<br />

8 Literaturverzeichnis<br />

BASS 97 El Bassam N., FAL Braunschweig: persönliches Gespräch auf dem 1.<br />

Europäischen Biomassetag der Regionen in München-Garching, 1997<br />

BAU 97 Baumann, M.: Methanolerzeugung aus Biomasse - Ökonomische <strong>und</strong><br />

ökologische Betrachtung. Studienarbeit am Lehrstuhl für Energiewirtschaft<br />

<strong>und</strong> Kraftwerkstechnik, TU München, 1997<br />

DREI 98 Dreier T., Geiger B., Saller A.: <strong>Ganzheitliche</strong> Prozeßkettenanalyse für die<br />

Erzeugung <strong>und</strong> Anwendung <strong>von</strong> biogene Kraftstoffen. Studie des Lehrstuhl<br />

für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik, TU München <strong>und</strong> der<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München , 1998<br />

DREI 99 Dreier T.: Biogene Kraftstoffen - energetische, ökölogische <strong>und</strong> ökonomische<br />

Analyse, IFE-Schriftenreihe Heft 38, München, 1999<br />

DREI 99a Dreier T.: Prozeßkettenanalyse der Bereitstellung flüssiger <strong>und</strong> gasförmiger<br />

biogener Kraftstoffe - Verfahren zur ganzheitlichen energetischen Bewertung<br />

der Nebenprodukte <strong>und</strong> Reststoffe. Studie des Lehrstuhl für Energiewirtschaft<br />

<strong>und</strong> Kraftwerkstechnik, TU München, 1999<br />

FFE 93 Deß A., Pröpster A., u.a. : Nutzung <strong>von</strong> landwirtschaftlich erzeugter<br />

Biomasse zur Festbrennstofferzeugung, Studie der Forschungsstelle für<br />

Energiewirtschaft, Verein zur Förderung der Agrarenergie e.V., Bayernwerk<br />

AG, Energieversorgung Ostbayern AG, Umwelt-Energie-Technik-GmbH,<br />

1993<br />

FVV 98 Biedermann P., Dienhart H., Dreier T., u.a.: Brennstoffzellen-Studie.<br />

Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen FVV, Forschungsvorhaben<br />

Nr. 686. Frankfurt 1998<br />

GABIO 97 Projektgemeinschaft Bioenergieträger: <strong>Ganzheitliche</strong> <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> nachwachsenden<br />

Energieträgern unter verschiedenen ökologischen Gesichtspunkten,<br />

gefördert durch die Deutsche B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt, Osnabrück,<br />

1997<br />

GEMIS Fritsche U.R., Leuchtner J., Matthes F.C., Rausch L., Simon K.H.: Gesamt-<br />

Emissions-Modell Integrierter Systeme (GEMIS). Im Auftrag des Hessischen<br />

Ministeriums für Umwelt, Energie <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esangelegenheiten, Darmstadt,<br />

Freiburg, Kassel, Berlin<br />

HART 95 Hartmann, H.: Die Stellung der Biomasse. Abschlußbericht für das B<strong>und</strong>esministerium<br />

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HEG 96 Dr. Hege: Gespräch am 7.12.1996, Bayerische Landesanstalt für<br />

Bodenkultur <strong>und</strong> Pflanzenbau, Abteilung Düngung, Weihenstephan, Freising<br />

HESS 88 Hessisches Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

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Untersuchungen auf Flächen alternativ wirtschaftender Betriebe in Hessen<br />

1981-1986. Informationen für Beratung <strong>und</strong> Verwaltung 56, 1988


Literaturverzeichnis 53<br />

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Gartenbau. 12. Auflage, Dülmen, 1993<br />

ISEN 92 Isensee E., u.a.: Pflanztechnik für Miscanthus. In: Landtechnik, 47 (11), 1992<br />

KORO 86 Koroschitz E.: Energieanalyse in der Landwirtschaft <strong>und</strong> ihre Anwendung<br />

auf die Pflanzenproduktion, 1986, Wien<br />

KUB 96 Kubiak H.: Gas- <strong>und</strong> Stromerzeugung aus Biomasse durch allotherme<br />

Vergasung. Vortrag UMSICHT-Tage 1996: Kraft-Wärme-Kopplung <strong>und</strong><br />

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LKR 95 Landwirtschaftskammer Rheinland (Hrsg.): Empfehlungen für die Düngung<br />

<strong>von</strong> Acker- <strong>und</strong> Grünland nach Bodenuntersuchung im integrierten <strong>und</strong><br />

ökologischen Landbau, Bonn, 1995<br />

MAU 93 Mauch W., T. Reitemann: Integrierte Abfallwirtschaft im ländlichen Raum -<br />

Kumulierter Energieaufwand verschiedener Verfahren zur Restmüll-<br />

MEN 82<br />

behandlung. EF-Verlag für Energie- <strong>und</strong> Umwelttechnik GmbH 1993<br />

Menrad H., König A.: Alkoholkraftstoffe. Innovative Energietechnik,<br />

Springer Verlag, 1982<br />

MÜHL 97 Mühlen H.-J.: Gaserzeugung aus Reststoffen <strong>und</strong> Biomasse. ETG-<br />

Fachbericht, Dezentrale, zentrale <strong>und</strong> globale Energiesysteme - Bausteine<br />

eines optimierten Energieverb<strong>und</strong>s, VDE Verlag, Berlin, 1997<br />

MÜNZ 97 Dr. Münzer: telephonische Auskunft im Januar 1997, Bayerische<br />

RAPS 96<br />

Landesanstalt für Bodenkultur <strong>und</strong> Pflanzenbau, Weihenstephan, Freising<br />

Schöne-Warnefeld, A.: Die Struktur der Rapsverarbeitung in Deutschland.<br />

In: RAPS, Verlag Th. Mann, Gelsenkirchen, 1996<br />

REIN 93 Reinhardt, G. A.: Energie- <strong>und</strong> CO2-<strong>Bilanzierung</strong> Nachwachsender Rohstoffe.<br />

Vieweg Verlag, 1993<br />

REIS 96 Reischl T.: Umesterung <strong>von</strong> Rapsöl zu Rapsmethylester. Studienarbeit am<br />

Lehrstuhl für Energiewirtschaft <strong>und</strong> Kraftwerkstechnik TU München,<br />

München, 1996<br />

SCHLIEP 92 Schliephake D.: Perspektiven der Zuckerindustrie - 3. Technische<br />

Perspektiven für die Energiewirtschaft. In „Zuckerindustrie“ Nr. 11 <strong>und</strong> Nr.<br />

12, Verlag A. Bartens, Berlin, 1992<br />

SCHW 95 Schwarz K.: Etablierung <strong>und</strong> Biomassebildung <strong>von</strong> Miscanthus X gigantheus<br />

unter unterschiedlichen Umweltbedingungen - Standorttest. In: Fachagentur<br />

für Nachwachsende Rohstoffe: Symposium Miscanthus. Schriftenreihe<br />

„Nachwachsende Rohstoffe“ Band 4, Bonn, 1995<br />

SCHWE 94 Schweiger P.: Informationen für die Pflanzenproduktion - Anbau <strong>von</strong><br />

STAT 96<br />

Chinaschilf zur stofflichen <strong>und</strong> energetischen Verwertung. Landesanstalt für<br />

Pflanzenanbau Forchheim, 1994<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten (Hrsg.),<br />

Statistisches Jahrbuch über Ernährung Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup, 1996<br />

VDI 4600 VDI-GET: Kumulierter Energieaufwand; Begriffe, Definitionen, Berechnungsmethoden.<br />

VDI-Richtlinie 4600, Düsseldorf, Juni 1997<br />

VDI 94 Wäsche, A.: Großtechnische Ölgewinnung <strong>und</strong> Entwicklungsperspektiven der<br />

Ölmühlentechnik. In: VDI Berichte Nr. 1126, VDI Verlag, Düsseldorf, 1994


54 Biogene Kraftstoffe<br />

VITO 96 International Conference on Application of Life Cycle Assessment in<br />

Agriculture, Food and Non-Food Agro-Industry and Forestry: Achievements<br />

and Prospects, VITO, Brüssel, 1996<br />

WAG 97 Wagner, U.: Nutzung regenerativer Energien, IFE-Schriftenreihe Heft 1, 8.<br />

neubearbeitete <strong>und</strong> erweiterte Auflage, E&M Verlag, München, 1997<br />

WID 92 Widmann B. A.: Verwendung <strong>von</strong> Rapsöl zu Motorentreibstoff <strong>und</strong> als<br />

Heizölersatz in technischer <strong>und</strong> umweltbezogener Hinsicht (Kurzfassung).<br />

Technische Universität München, Bayrische Landesanstalt für Landtechnik<br />

Freising-Weihenstephan 1992<br />

WINT 93 Wintzer, D.: Technikfolgenabschätzung zum Thema Nachwachsende Rohstoffe.<br />

Schriftenreihe des BML, Reihe A, Landwirtschaftsverlag, Münster,<br />

1993<br />

ZAE 98 Ebersperger R., u.a.: Kumulierter Energieaufwand <strong>und</strong> energieoptimierte<br />

Nutzungsdauer <strong>von</strong> Personenkraftwagen. Forschungsbericht <strong>von</strong> FfE <strong>und</strong> IfE<br />

im Auftrag des ZAE, 2. überarbeitete Auflage, München, 1998


Überblick über Berichte des Forschungsprojektes „Analyse <strong>von</strong><br />

Energie- <strong>und</strong> Stoffströmen – Basisdaten für die ökologische Bewertung<br />

<strong>von</strong> Unternehmen, Wirtschaftsgütern <strong>und</strong> Dienstleistungen“ (gefördert<br />

<strong>von</strong> der Bayerischen Forschungsstiftung)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung (GABIE)<br />

• Die Gewinnung <strong>von</strong> Braunkohle<br />

• Die Bereitstellung <strong>von</strong> Uran als Kernbrennstoff<br />

• Prozeßkettenanalyse <strong>und</strong> Verfügbarkeit <strong>von</strong> Erdgas<br />

• Energieaufwand der Herstellung <strong>von</strong> Mineralölprodukten<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Kraftwerken<br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Kernkraftwerk (Teil II)<br />

• Steinkohlekraftwerk (Teil III)<br />

• Braunkohlekraftwerk (Teil IV)<br />

• GuD-Kraftwerk (Teil V)<br />

• Blockheizkraftwerke (Teil VI)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong><br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Baustoffe (Teil II)<br />

• Metalle (Teil III)<br />

• Kunststoffe (Teil IV)<br />

• Biogene Kraftstoffe (Teil V)<br />

Praxistests<br />

• Ökobilanzierung mit Hilfe der KEA-Datenbank - Praxistests<br />

• <strong>Ganzheitliche</strong> Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz für eine erdgekoppelte Wärmepumpe<br />

• Wege zum Niedrigenergiehaus - <strong>Ganzheitliche</strong> Bewertung<br />

Die Berichte sind erhältlich bei:<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, Am Blütenanger 71, 80995 München<br />

Tel.: 089/158 121-0, Fax: 089/158 121-10, e-mail: gfpe@ffe.de<br />

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der FfE unter http://www.ffe.de<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT


Überblick über Berichte des Forschungsprojektes „Analyse <strong>von</strong><br />

Energie- <strong>und</strong> Stoffströmen – Basisdaten für die ökologische Bewertung<br />

<strong>von</strong> Unternehmen, Wirtschaftsgütern <strong>und</strong> Dienstleistungen“ (gefördert<br />

<strong>von</strong> der Bayerischen Forschungsstiftung)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> der Energiebereitstellung (GABIE)<br />

• Die Gewinnung <strong>von</strong> Braunkohle<br />

• Die Bereitstellung <strong>von</strong> Uran als Kernbrennstoff<br />

• Prozeßkettenanalyse <strong>und</strong> Verfügbarkeit <strong>von</strong> Erdgas<br />

• Energieaufwand der Herstellung <strong>von</strong> Mineralölprodukten<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> Kraftwerken<br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Kernkraftwerk (Teil II)<br />

• Steinkohlekraftwerk (Teil III)<br />

• Braunkohlekraftwerk (Teil IV)<br />

• GuD-Kraftwerk (Teil V)<br />

• Blockheizkraftwerke (Teil VI)<br />

<strong>Ganzheitliche</strong> energetische <strong>Bilanzierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>stoffen</strong><br />

• Allgemeiner Teil (Teil I)<br />

• Baustoffe (Teil II)<br />

• Metalle (Teil III)<br />

• Kunststoffe (Teil IV)<br />

• Biogene Kraftstoffe (Teil V)<br />

Praxistests<br />

• Ökobilanzierung mit Hilfe der KEA-Datenbank - Praxistests<br />

• <strong>Ganzheitliche</strong> Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz für eine erdgekoppelte Wärmepumpe<br />

• Wege zum Niedrigenergiehaus - <strong>Ganzheitliche</strong> Bewertung<br />

Die Berichte sind erhältlich bei:<br />

Forschungsstelle für Energiewirtschaft, Am Blütenanger 71, 80995 München<br />

Tel.: 089/158 121-0, Fax: 089/158 121-10, e-mail: gfpe@ffe.de<br />

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der FfE unter http://www.ffe.de<br />

FORSCHUNGSSTELLE FÜR<br />

ENERGIEWIRTSCHAFT

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