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Integration aus Überzeugung

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Sport überspringt Hürden<br />

<strong>Integration</strong> in den DJK-Vereinen als kulturellen<br />

und sozialen Reichtum begreifen.<br />

„Wir zeigen Ausländerfeindlichkeit und<br />

Rechtsextremismus die rote Karte, nicht nur<br />

verbal, sondern auch praktisch in unserer täglichen<br />

Arbeit“. Unter diese Maxime stellt die<br />

Phönix-Jugend-Abteilung ihre Initiative gegen<br />

Gewalt und Fremdenhass. Der DJK-Verein<br />

machte mit bei der Aktion des Deutschen Fußballbundes<br />

„Kein Platz für Gewalt“ und hat seitdem<br />

in seinen Aktivitäten nicht nachgelassen.<br />

Ein Beispiel von vielen, wie bundesweit in<br />

den DJK-Vereinen seit Jahren nicht nur von <strong>Integration</strong><br />

gesprochen, sondern auch konkret<br />

umgesetzt wird.<br />

Deshalb stellen wir das Thema „<strong>Integration</strong>“<br />

an den Beginn des Sportjahres 2007 und setzen<br />

damit einen Schwerpunkt für unsere Arbeit<br />

in den nächsten zwölf Monaten.<br />

Das Miteinander von Menschen verschiedener<br />

Kulturen hier in Deutschland ist für viele<br />

Lebensbereiche problematisch. Es scheint an<br />

einem Bauplan für eine gelungene <strong>Integration</strong><br />

zu fehlen als Mittel für ein friedliches und harmonisches<br />

Miteinander von Migranten und<br />

Deutschen. Auch in den anderen wichtigen <strong>Integration</strong>sfeldern<br />

– der Einfügung von Menschen<br />

mit Behinderung, Sozialschwache, Straffällige<br />

und alte Menschen in unser System –<br />

sind ähnlich auffällige Mängel sichtbar.<br />

Im Sport hat der <strong>Integration</strong>sgedanke nicht<br />

erst in jüngster Zeit Eingang gefunden, sondern<br />

seit dem ersten Aufeinandertreffen mit der ersten<br />

so genannten „Gastarbeiter-Generation“<br />

vor 50 Jahren haben sich gerade die Sportvereine<br />

um <strong>Integration</strong> der <strong>aus</strong>ländischen Mitbürger<br />

verdient gemacht. Das wird heute dankbar anerkannt<br />

in Politik und Gesellschaft. Dabei kamen<br />

ihm seine „Antriebselemente“ Bewegung,<br />

Spiel und Kräftevergleich sehr zustatten, da diese<br />

allen Menschen zu eigen sind, zumal im<br />

wertfreien Spiel, das Grenzen überwindet.<br />

Dass hier die DJK-Vereine mit ihrem christlichen<br />

Menschenbild eine besondere Verantwortung<br />

und eine Vorreiterposition übernehmen<br />

können und müssen steht außer Frage.<br />

Denn in den DJK-Vereinen stellt die Gemeinschaft<br />

aller einen sehr hohen Wert dar, der sich<br />

im Dreiklang „Sport, Gemeinschaft, Glauben“<br />

auch in den Satzungen manifestiert.<br />

Gemeinsam Sport treiben mit Menschen aller<br />

Kulturen und Menschen mit Handicaps ist<br />

nah an der Lebenswichtigkeit und deshalb geeignet,<br />

als Beispiel zu dienen für gültige Prozesse<br />

des Zusammenwachsens. Die in diesem Beitrag<br />

gesammelten <strong>Integration</strong>s-Beispiele <strong>aus</strong><br />

DJK-Vereinen zeigen, was konkret schon auf<br />

diesem Feld geleistet wird.<br />

<strong>Integration</strong> contra Anpassung<br />

<strong>Integration</strong> in unserer Gesellschaft bedeutet<br />

soziologisch gesehen, die Wiederherstellung<br />

eines Ganzen durch Prozesse, die das Verhalten<br />

und Bewusstsein nachhaltig verändern. <strong>Integration</strong><br />

kann einerseits zwischen einzelnen<br />

Individuen gegenüber Gruppen, andererseits<br />

zwischen Gruppen, Schichten, Rassen, Kulturen<br />

und Klassen innerhalb einer Gesellschaft<br />

untereinander und weiter noch zwischen verschiedenen<br />

Gesellschaften stattfinden. Ziel jeglicher<br />

<strong>Integration</strong> ist die Her<strong>aus</strong>bildung neuer<br />

sozialer Strukturen und sozialer Ordnungen.<br />

Dabei handelt es sich nicht um eine reine Assimilation<br />

(völlige Anpassung) an ein bereits bestehendes<br />

Ganzes, sondern um die kombinatorische<br />

Schaffung eines neuen Ganzen unter Einbringung<br />

der Werte und Kultur der außen stehenden<br />

Gruppe(n) in die neue Gesellschaft, bei<br />

Erhalt der eigenen Identität. So könnten z.B. Immigranten<br />

oder Menschen mit Migrationshintergrund<br />

in eine Kultur integriert werden oder aber<br />

auch Menschen mit Behinderung in ein Arbeitssystem<br />

oder straffällig gewordene Menschen in<br />

die Gesellschaft. Wichtig ist die Abgrenzung zur<br />

Assimilation, Assimilation bedeutet, dass die<br />

„eingliedernde“ Kultur unverändert bleibt und<br />

von den Menschen mit Migrationshintergrund<br />

Anpassung an die vorgefundene Kultur verlangt.<br />

Die Zuwanderer sollen ihre „Fremdheit“ ablegen<br />

und sich unauffällig integrieren. Die Anpassungsleistung<br />

liegt allein beim Zuwanderer. In der<br />

deutschen Politik ist bis heute dieses Modell<br />

nach wie vor dominant. Die amerikanische Idee<br />

(melting-pot) dagegen sagt, dass sich im Prozess<br />

der Zuwanderung auch die Aufnahmegesellschaft<br />

verändert. Sie entwickelt eine neue Identität.<br />

Es findet eine Verschmelzung von mitgebrachten<br />

kulturellen Eigenschaften zu etwas<br />

Neuem statt. Die Anpassungsleistung liegt auf<br />

beiden Seiten. Da die Bevölkerungszahl in<br />

Deutschland bereits einen Anteil von 20 % der<br />

Menschen mit Migrationshintergrund aufweist,<br />

müssten wir uns eigentlich als Einwanderungsland<br />

betrachten und die amerikanische Idee des<br />

„meltings-pot“ umsetzen. Das Modell einer multikulturellen<br />

Gesellschaft beruht auf gegenseitigem<br />

Verständnis, Respekt, Toleranz, Gleichberechtigung<br />

und Rechtsgleichheit der beteiligten<br />

Menschen. Konflikte sind unvermeidlich und<br />

müssen einer für alle akzeptabelen Lösung zugeführt<br />

werden. Wichtig ist es auch, Unterschiede<br />

zwischen den Kulturkreisen nicht als Bedrohung<br />

der eigenen Existenz wahrzunehmen sondern<br />

als Bereicherung zu sehen. Die DJK, mit der<br />

Grundidee der gesamtmenschlichen Entfaltung<br />

ist prädestiniert, das Anliegen der <strong>Integration</strong> in<br />

ihren Vereinen umzusetzen.<br />

<strong>Integration</strong> in und durch den Sport bedeutet<br />

nicht, komplette Migrantengruppen zu bilden,<br />

da diese wieder unter sich bleiben. Untersuchungen<br />

im schulischen und auch im kriminologischen<br />

Bereich ergaben, dass der Migrantenanteil<br />

nicht 25 % überschreiten sollte, damit<br />

<strong>Integration</strong> stattfinden kann. Den Migranten<br />

fehlen oft Vorbilder <strong>aus</strong> der eigenen Kultur,<br />

dies könnte aber durch <strong>Integration</strong> im Sport in<br />

Angriff genommen werden.<br />

(Elke Haider)<br />

T OP T HEMA<br />

6 – Das Magazin Januar/Februar 2007<br />

– Das Magazin Januar/Februar 2007<br />

7


T OP T HEMA T OP T HEMA<br />

Kontaktadresse:<br />

DJK Diözesanverband<br />

Essen,<br />

Kl<strong>aus</strong> Scholz,<br />

Dreilindenstr. 43,<br />

45128 Essen,<br />

Tel. 0201/235960,<br />

dv-essen@djk.de,<br />

www.djk-dv-essen.de<br />

Fußball als Mittel der <strong>Integration</strong> –<br />

das Beispiel der DJK Katernberg<br />

Fußball integriert. Elf Freunde müsst ihr sein:<br />

Da ist kein Platz für Parallelgesellschaften. Zumindest<br />

nicht während der 90 Minuten.<br />

Doch was ist nach dem Spiel? „Sport und<br />

mehr“ lautet das Motto des katholischen DJK-<br />

Verbandes. Das gilt für die Vermittlung von<br />

Fairness und Teamfähigkeit. Die Vereine können<br />

auch das Zusammenleben zwischen den<br />

Kulturen fördern.<br />

Ein Spielbericht:<br />

Kl<strong>aus</strong> Scholz ist fest davon überzeugt: „In<br />

den Vereinen wird unheimliche <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

geleistet“, sagt der Geschäftsführer des Essener<br />

DJK-Verbandes. Er ist Mitglied beim DJK<br />

Katernberg 19. Die Spielstätte des Traditionsclubs<br />

liegt direkt an der Meerbruchstraße. Die<br />

alte Bergarbeiter-Siedlung ist bekannt <strong>aus</strong> dem<br />

Film „Das Wunder von Bern“ und wird heutzutage<br />

überwiegend von türkischen Familien bewohnt.<br />

Von hier <strong>aus</strong> können die Spieler zwischen<br />

den Bäumen erkennen, wie sich neben<br />

dem Kirchturm von St. Joseph die Fatih-Moschee<br />

in den Himmel<br />

erhebt. Am Dialog der<br />

Kulturen führt kein<br />

Weg vorbei.<br />

Der Verein, als<br />

ehemaliger Bergarbeiterclub<br />

schon immer<br />

Ort der <strong>Integration</strong><br />

gewesen, stellte sich<br />

auf die neue Situation<br />

ein. Bei großen Festen<br />

gibt es nicht nur<br />

Würstchen, sondern<br />

auch gegrillte Hähnchen. „So viele Trainer und<br />

Betreuer arbeiten für ein Miteinander, ohne eine<br />

spezielle Ausbildung“, betont Scholz. Und<br />

weiter: „Ich wünsche mir mehr Zuspruch für<br />

diese Leistung, die von der Gesellschaft kaum<br />

wahrgenommen wird.“<br />

Der ehemalige Übungsleiter weiß, wovon er<br />

spricht: „Ich habe ein Jugendteam von der F-Jugend<br />

bis zur C-Jugend trainiert. Wir hatten da<br />

fünf Nationen: Türken, Libanesen, Afghanen,<br />

Polen und Deutsche. Aber der Zusammenhalt<br />

war trotzdem super, die Jungs grüßen mich<br />

auch heute noch, wenn sie mich treffen.“<br />

Mittlerweile ist es 18:00 Uhr. An der Meerbruchstraße<br />

trainiert gerade die E1-Nachwuchsmannschaft.<br />

Bunt geht es zu, Trikots <strong>aus</strong> aller<br />

Herren Länder zeigen Flagge. Der deutsche<br />

Nationalspieler flachst mit dem türkischen Auswahlspieler,<br />

ein Schalker und ein Spieler von<br />

Fenerbahce Istanbul passen sich den Ball zu. Es<br />

ist ein typisches Team: Sieben Deutsche und<br />

neun Kinder mit Migrationshintergrund mischen<br />

sich beim abschließenden Trainings-<br />

spielchen zu zwei homogenen Mannschaften.<br />

Damit das Team nicht in kleine Grüppchen zerfällt,<br />

darf auf dem Spielfeld nur deutsch gesprochen<br />

werden.<br />

Am Rand stehen türkische Eltern und beobachten<br />

das Treiben ihrer Söhne. „Ich komme,<br />

wenn ich kann, zu Spielen und zum Training“,<br />

sagt Abdul Dom-Bayci. Mehrere Taschen dabei<br />

hat Shaba Aksoy. Nach Ende der Trainingszeit<br />

verteilt er Schokoriegel und Getränke an das<br />

ganze Team, denn sein Nachwuchs hat Geburtstag.<br />

Die beiden stolzen Väter stecken viel<br />

Engagement in die schönste Nebensache der<br />

Welt: „Wir sind auch Betreuer der Mannschaft.“<br />

Sport als Gemeinschaftserlebnis: Das scheint<br />

auch bei den Erwachsenen zu funktionieren.<br />

Eine halbe Stunde nach Trainingsende sind<br />

die ethnischen Gruppen immer noch gemischt<br />

– allerdings nur bei den Jüngsten bis acht Jahren.<br />

Die Älteren bleiben unter sich. So streunt<br />

eine Gruppe von sieben türkischen Jungs über<br />

die Anlage, als ihre Mitspieler schon längst in<br />

der Kabine verschwunden sind. Jetzt sind nur<br />

noch türkische Töne zu hören.<br />

Vorboten eines Trends, der auch bei der benachbarten<br />

Fatih-Moschee-Gemeinde zu spüren<br />

ist. Dort hat sich ein eigener muslimischer<br />

Sportverein gegründet: Fatihspor. Wenn muslimische<br />

Jungs bei den Katernbergern eintreten<br />

wollen, kann es schon einmal passieren, dass<br />

sie von Vätern und Gemeindevertretern darauf<br />

hingewiesen werden, wo sie künftig zu spielen<br />

haben. Ein solches Verhalten untergrabe die<br />

Versuche, durch den Sport das Zusammenleben<br />

zu verbessern, klagt Kl<strong>aus</strong> Scholz: „<strong>Integration</strong><br />

darf keine Einbahnstraße sein.“<br />

Mancherorts drohen gemischte Mannschaften<br />

bereits zum Auslaufmodell zu werden. Erst<br />

kürzlich verhinderte der Sport<strong>aus</strong>schuss der<br />

Stadt Essen den Versuch dreier türkischer Gemeinden,<br />

einen Karnaper Großverein zu gründen.<br />

Die Gesellschaft steht auch auf dem Fußballplatz<br />

vor einer ungewissen Zukunft. Kl<strong>aus</strong><br />

Scholz und sein DJK-Verein werden trotzdem<br />

nicht aufgeben, neue Mitglieder zu werben –<br />

gleich welcher Nationalität und Kultur.<br />

(Christopher Friedburg)<br />

„Rote Karte“ gegen Fremdenfeindlichkeit<br />

Mit der 15. Ausgabe der Vereinszeitschrift „phönix visuell“ hat die Jugendabteilung der DJK<br />

Phönix Schifferstadt (DV Speyer) die Aktion „Rote Karte gegen Fremdenfeindlichkeit“ eingeleitet,<br />

die sich länger als ein Jahr hinziehen sollte. „Allein der Gedanke, dass Menschen, die <strong>aus</strong><br />

fremden Ländern kommen … hier Verfolgungen und Demütigungen <strong>aus</strong>gesetzt sind, ist unerträglich<br />

und nicht zu verantworten. Hierfür darf es Null Toleranz geben“, erklärt Jugendsprecher<br />

Michael Johann (B-Junioren) in einem Aufruf. Er ist stolz darauf, dass sein Verein bei der<br />

Aktion des Deutschen Fußballbundes „Kein Platz für Gewalt“ mitmacht. Immerhin sind von<br />

derzeit 248 aktiven Jugendspielern 47 <strong>aus</strong>ländischer Herkunft. Das sind 19 Prozent und damit<br />

ein höherer Anteil als der Prozentsatz <strong>aus</strong>ländischer Mitbürger im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung.<br />

In den Jugendmannschaften kämpfen die Spieler unvoreingenommen Seite an Seite<br />

miteinander, siegen gemeinsam, verlieren gemeinsam, lachen und leiden miteinander. Keiner<br />

verschwendet einen Gedanken an die Herkunft des Anderen.<br />

„Anders könnte ein Mannschaftssport auch<br />

nicht erfolgreich sein“, wird in „phönix visuell“<br />

die Situation geschildert. Unter dem Corporate<br />

Design des DOSB „Wo spielt die Herkunft keine<br />

Rolle?“ werden in dem Heft, für dessen Redaktion<br />

Wolfgang Münster verantwortlich zeichnet,<br />

mehrere <strong>aus</strong>ländische Jugendspieler porträtiert.<br />

Als Beispiele vorbildlicher <strong>Integration</strong><br />

werden unter anderem Ercüment Yildiz, türkischer<br />

Trainer der E2-Junioren, und Mete Ince,<br />

ein türkischer A-Jugendspieler vorgestellt, die<br />

im Verein großes Ansehen genießen. Mete Ince,<br />

der sich nach eigener Aussage zu 51 Prozent<br />

als Deutscher und zu 49 Prozent als Türke fühlt,<br />

spielt seit der F-Jugend bei Phönix und ist von<br />

jeher ein Leistungsträger seiner jeweiligen<br />

Mannschaft. Er hat bereits auf allen Positionen<br />

gespielt, sogar als Torwart. Am Ende dieser Saison<br />

soll er von den A-Junioren ins Aktivenlager<br />

wechseln.<br />

Doch insgesamt ist für die <strong>Integration</strong> außerhalb<br />

des Sports noch viel Arbeit zu leisten,<br />

denn für eine dauerhafte Bindung reicht es<br />

nicht, wenn sich die Kinder im Verein zu H<strong>aus</strong>e<br />

fühlen. „Erst wenn auch Eltern und Großeltern<br />

ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln, werden<br />

sie integriert sein“, betont Münster in „phönix<br />

visuell“. Auch die Frage wird aufgeworfen, was<br />

nun konkret zu tun ist, um das Miteinander enger<br />

und dauerhaft zu gestalten. „Hier sind in erster<br />

Linie die Eltern aufgerufen, initiativ zu werden“,<br />

betont Münster, der bei Phönix für die<br />

Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Beispielsweise<br />

müsse man bei Vereinsveranstaltungen<br />

dazu beitragen, dass die Familien der <strong>aus</strong>ländischen<br />

Kinder nicht unter sich bleiben, auch<br />

wenn hier und da Sprachbarrieren überwunden<br />

werden müssten.<br />

„Beide Seiten müssen aufeinander zugehen“,<br />

laute die Aufgabe, bei der der Suche<br />

nach Jugendbetreuern eine entscheidende<br />

Rolle zukomme. Im Laufe des Jahres sollen<br />

weitere konkrete Maßnahmen zur Förderung<br />

der <strong>Integration</strong> erörtert und in der Vereinszeitschrift<br />

vorgestellt werden.<br />

Die nächste praktische Aktion wird beim<br />

Pfingst-Turnier der A-Jugend starten, wie Wolfgang<br />

Münster angekündigt. Dann werden an<br />

die Zuschauer „Rote Karten“ verteilt mit der<br />

Aufschrift „Kein Platz für Gewalt. Rote Karte für<br />

Fremdenhass und Gewalt in der Gesellschaft<br />

und in den Sportarenen. – Den Kindern eine<br />

friedfertige Welt schaffen“.<br />

Hand in Hand für mehr<br />

Toleranz: DJK-Oberwesel<br />

Das Beispiel der DJK Oberwesel kann herangezogen<br />

werden um zu zeigen, dass <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

im Sportverein nicht erst durch die<br />

aktuellen Anlässe unserer Tage geschieht, sondern<br />

schon auf eine lange Geschichte zurückblicken<br />

kann. Ebenso ist die Arbeit der DJK<br />

Oberwesel auch ein gutes Beispiel wie, <strong>aus</strong>gehend<br />

von einem DJK-Ortsverein, eine Aktion<br />

auf breitere Füße gestellt wurde und so weit<br />

über den eigentlichen Verein hin<strong>aus</strong> <strong>aus</strong>strahlte.<br />

So konnten z.B. über 7.000 Button verkauft<br />

werden und der Erlös weitergeleitet werden an<br />

Organisationen die sich der <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

verpflichtet fühlen. Die Bemühungen der DJK<br />

Oberwesel über viele Jahre hinweg zeigen<br />

auch exemplarisch, dass <strong>Integration</strong>sarbeit im<br />

Verein auch über das rein Sportliche hin<strong>aus</strong>geht.<br />

So gehörte z.B. eine Erlebnisfreizeit im<br />

Berchtesgadener Nationalpark zu den Angeboten<br />

des Vereins in der eine gemischte Gruppe<br />

zunehmend zusammen wuchs. Diese Maßnahme<br />

und die dabei gewonnenen Erfahrungen<br />

dienten z.B. dem Landesportbund Rheinland-<br />

Pfalz für ein Projekt „Sport mit Aussiedlern“ als<br />

Vorbild. Spielfeste im Stadion oder Kindertage<br />

auf dem Marktplatz ergänzen das Angebot.<br />

Dem gegenseitigen Kennenlernen diente z.B.<br />

auch eine Aktion, in der landestypische Spezialitäten<br />

zubereitet wurden, um sich so mit den<br />

Herkunftsländern der Aussiedler und <strong>aus</strong>ländischen<br />

Mitbürgern vertraut zu machen. Hierbei<br />

und bei weiteren Maßnahmen standen im<br />

Mittelpunkt auch einmal fremde und unbekannte<br />

Sitten und Bräuche kennen zu lernen.<br />

Viele dieser Maßnahmen wurden in den Folgejahren<br />

erweitert und neue Angebote kamen<br />

hinzu.<br />

Kontaktadresse:<br />

DJK Phönix Schifferstadt<br />

(DV Speyer),<br />

DJK SV Phönix Schifferstadt,<br />

Speyererstr. 147,<br />

67105 Schifferstadt<br />

…buero@djkphoenix.de,<br />

www.djk-phoenix.de<br />

Kontaktadresse:<br />

DJK Diözesanverband<br />

Trier, Herzogenbuscher<br />

Str. 56, 54292 Trier, Tel.<br />

0651-240 40<br />

8 – Das Magazin Januar/Februar 2007<br />

– Das Magazin Januar/Februar 2007<br />

9


T OP T HEMA<br />

10<br />

Bewegung überwindet Barrieren:<br />

DJK TuS Scharnhorst<br />

Im Frühjahr 2006 startete der DJK Diözesanverband Paderborn in Kooperation mit dem Jugendamt<br />

der Stadt Dortmund sein Projekt „Dortmunds Kinder brauchen Bewegung“. Gerade<br />

in einem Ballungszentrum wie der Stadt Dortmund fehlen immer mehr Kindern grundlegende<br />

Bewegungserfahrungen als Vor<strong>aus</strong>setzung für eine individuelle, harmonische Persönlichkeitsentfaltung,<br />

Selbstsicherheit und soziale <strong>Integration</strong>.<br />

Vor allem Kinder <strong>aus</strong> Familien mit Migrationshintergrund,<br />

die insbesondere in den<br />

Stadtteilen im Dortmunder Norden einen großen<br />

Anteil der Kindergartenbesucher stellen,<br />

sind dieser Problematik aufgrund der sprachlichen<br />

und kulturellen Barrieren in besonderer<br />

Weise <strong>aus</strong>gesetzt.<br />

Diese Barrieren zu überwinden, haben sich<br />

die DJK TuS Scharnhorst und der im gleichen<br />

Stadtteil ansässige katholische Kindergarten der<br />

St. Franziskus-Gemeinde mit Unterstützung des<br />

DJK Diözesanverbandes Paderborn zum gemeinsamen<br />

Ziel erklärt. Mit einem informativen<br />

und bewegten Eltern-Kind-Nachmittag im<br />

Mai 2006 wurde der Startschuss für das Projekt<br />

gegeben. Seit Ende der Sommerferien bewegen<br />

sich zwölf <strong>aus</strong>ländische und deutsche<br />

Kinder mit ihren Müttern gleichermaßen begeistert<br />

einmal pro Woche unter der Leitung einer<br />

Sportpädagogin. Schon bei der Auftaktveranstaltung<br />

am 16. August 2006 wurde deutlich,<br />

dass Bewegung, Spiel und Sport einen wichtigen<br />

Beitrag zur gesellschaftlichen <strong>Integration</strong><br />

der Migrantenkinder leisten kann.<br />

Kontaktadresse:<br />

DJK Diözesanverband Paderborn, Propsteihof<br />

10, 44137 Dortmund, Tel. 0231-184 82 05<br />

Victor-Klemperer-Preis 2007<br />

„Ein weltoffenes Deutschland“<br />

– das ist auch das Ziel des Victor-Klemperer-Jugendwettbewerbs<br />

2007.<br />

DJK-Vereine, die beim Wettbewerb mitmachen<br />

möchten können sich unter<br />

www.victor-klemperer-wettbewerb.de informieren.<br />

Die Darstellungsformen können<br />

frei gewählt werden. Hierfür bieten sich eine<br />

Fülle von Möglichkeiten an, zum Beispiel:<br />

Reportage, Erlebnisbericht, Aufsatz,<br />

historische oder aktuelle Dokumentation,<br />

Interview, Gesprächsprotokoll, Rollenspiel,<br />

Theaterstück, Gedicht, Kurzgeschichte,<br />

Wandzeitung, Zeichnung, Collage, Plakat,<br />

Website zum Thema, Videoproduktion,<br />

Songtext und Musikproduktion. Zu gewinnen<br />

gibt es Studienfahrten nach Prag, Berlin<br />

und Dresden und fünf Wertpapierkonten<br />

über je 1000 Euro. Einsendeschluss ist der<br />

31. März 2007<br />

DJK-Förderprogramm<br />

„Sport und mehr…“ erweitert<br />

DJK-Vereine, - Diözesan- und Landesverbände<br />

können künftig neben Maßnahmen<br />

zu Besinnung und Bewegung und Maßnahmen<br />

zur Kontaktverbesserung innerhalb der<br />

DJK auch einen Zuschuss bis zur Höhe von<br />

250,-- Euro zu Maßnahmen im Bereich <strong>Integration</strong><br />

beantragen. Informationen erteilt jeder<br />

DJK-Diözesanverband. Das Antragsformular<br />

finden Sie auch unter: www.djk.de in<br />

der Rubrik Aktuell.<br />

Der Sport als <strong>Integration</strong>smotor<br />

Der Sport ist ein wichtigster <strong>Integration</strong>smotor. Im Sport spielen Herkunft<br />

oder Hautfarbe keine Rolle. Alle Sportler akzeptieren die gleichen<br />

Regeln, bilden gemeinsame Teams und messen sich nur anhand<br />

ihrer Leistungen. Der Sport bietet vielfältige Möglichkeiten, einander<br />

kennenzulernen, Vorurteile abzubauen und das selbstverständliche<br />

Miteinander zu leben. Daher ist <strong>Integration</strong> durch Sport ein wichtiges<br />

Thema für mich als <strong>Integration</strong>sbeauftragte der Bundesregierung.<br />

Der deutsche Sport ist mit 27 Millionen Mitgliedern,<br />

90.000 Vereinen und 94 Mitgliedsorganisationen<br />

eine der wichtigsten gesellschaftlichen<br />

Bewegungen. Ob sie weiterhin so viele<br />

Mitglieder haben werden und ob inwiefern sie<br />

die gesellschaftliche Vielfalt widerspiegeln,<br />

hängt auch davon ab, ob es den Vereinen gelingt,<br />

Menschen <strong>aus</strong> Zuwandererfamilien anzusprechen.<br />

Mittlerweile handelt es sich dabei<br />

um 15 Millionen Menschen, bei den Jugendlichen<br />

ist dies schon jeder Dritte. Die <strong>Integration</strong><br />

durch Sport ist ein gesellschaftliches Anliegen.<br />

Der Deutsche Olympischen Sportbund<br />

und der Deutsche Fußballbund waren daher<br />

auf dem Nationalen <strong>Integration</strong>sgipfel der<br />

Bundeskanzlerin im Juli 2006 vertreten. Von<br />

dort ging das Signal für den ersten Nationalen<br />

<strong>Integration</strong>splan <strong>aus</strong>, der derzeit von Vertretern<br />

aller politischer Ebenen, Migrantinnen und Migranten,<br />

den Verbänden, Kirchen und anderen<br />

gesellschaftlichen Gruppen erarbeitet wird. Eine<br />

eigene Arbeitsgruppe widmet sich der <strong>Integration</strong><br />

durch Sport. Der DOSB hat bereits <strong>Integration</strong>sbotschafter<br />

ernannt, der DFB eine <strong>Integration</strong>sbeauftragte.<br />

Der DFB hat sich auf die<br />

Fahnen geschrieben, mehr Mädchen <strong>aus</strong> Zuwandererfamilien<br />

für den Fußball zu gewinnen.<br />

Diese und viele andere Initiativen fließen in<br />

den Nationalen <strong>Integration</strong>splan ein. Die<br />

Bundeskanzlerin wird ihn im Sommer vorstellen.<br />

Die bereits bestehenden<br />

Initiativen<br />

unterstützte ich mit<br />

der Kampagne „<strong>Integration</strong>.<br />

Wir machen<br />

mit“ zusammen mit<br />

dem Bundesinnenministerium.<br />

Vereine<br />

werden ermutigt,<br />

Menschen <strong>aus</strong> Zuwandererfamilien<br />

für<br />

den Sport zu motivieren.<br />

Dies gilt sowohl<br />

in der Nachwuchsund<br />

Breitenarbeit als<br />

auch im Spitzensport.<br />

Eine große Chance sehe<br />

ich dabei in der<br />

engeren Zusammenarbeit der Vereine mit<br />

Schulen, Kirchen und<br />

dem Stadtteil. Dann<br />

können sie auch jene<br />

erreichen, die den<br />

Weg in die Vereine<br />

nicht so leicht finden.<br />

Dazu gehört auch, dass Sportvereine der Zuwanderer<br />

und Vereine mit überwiegend deutschen<br />

Mitgliedern besser zusammenarbeiten<br />

und dass beide ihren Beitrag zu <strong>Integration</strong><br />

leisten. Der Sport hat auch eine große Verantwortung,<br />

sich gegen Fremdenfeindlichkeit und<br />

Ausgrenzung einzusetzen. Während der Fußball-WM<br />

ist dies beispielhaft gelungen!<br />

Besonders wichtig ist mir, dass mehr Mädchen<br />

<strong>aus</strong> Zuwandererfamilien die Möglichkeit<br />

haben, Sport zu treiben und in Vereinen aktiv<br />

zu sein. Bisher sind es nämlich viel zu wenig!<br />

Als DJK-Mitglieder teilen Sie sicher dieses Anliegen,<br />

war doch die DJK der erste Sportverband,<br />

der gleichberechtigt Frauen und Männer<br />

in Führungsverantwortung gewählt hat.<br />

Die Bundesregierung weiß, was die Sportvereine<br />

leisten. Viele sind hier unermüdlich<br />

ehrenamtlich tätig. Deshalb möchte ich an<br />

dieser Stelle allen danken, die sich in der DJK<br />

für den „Sport um der Menschen willen“ verdient<br />

machen.<br />

T OP T HEMA<br />

Staatsministerin<br />

Prof. Dr. Maria Böhmer<br />

Beauftragte der Bundesregierung<br />

für Migration,<br />

Flüchtlinge und <strong>Integration</strong>.<br />

Staatsministerin<br />

Maria Böhmer und<br />

DOSB-Präsident Dr.<br />

Thomas Bach enthüllen<br />

in Berlin das Plakat zur<br />

Kampagne „<strong>Integration</strong> -<br />

wir machen mit!“.<br />

– Das Magazin Januar/Februar 2007 – Das Magazin Januar/Februar 2007<br />

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