DIE MÜDIGKEITSGESELLSCHAFT DIE ... - DGPT
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FILM & PSYCHOANALYSE<br />
Tagung vom 8. - 9. September 2012 in Köln:<br />
<strong>DIE</strong> <strong>MÜDIGKEITSGESELLSCHAFT</strong><br />
KURZTAGUNG DER PSYCHOANALYTISCHEN ARBEITSGEMEINSCHAFT<br />
KÖLN-DÜSSELDORF E.V. (INSTITUT DER DPV/<strong>DGPT</strong>)<br />
IN ZUSAMMENARBEIT MIT INSCAPE-INTERNATIONAL<br />
Samstag, 8. Sept. um 19.30 Uhr<br />
Im großen Veranstaltungssaal im Souterrain der Psychoanalytischen<br />
Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e. V., Riehler Str. 23, 50668 Köln<br />
KOSTEN:*<br />
70,- € pro Person<br />
35,- € für Studierende<br />
Tageskasse: 80,- € bzw. 40,- €<br />
* Alle Preise incl. Empfang am Samstagabend<br />
und Bewirtung am Sonntagmittag<br />
INFORMATION / ANMELDUNG:<br />
Mail: info@inscape-international.de<br />
Tel.: 0221-5607608<br />
Sonntag, 9. Sept. um 09.15 - 17.30 Uhr<br />
OFF Broadway Kino, Zülpicher Str. 24, 50674 Köln<br />
BEITRAGSZAHLUNG:<br />
Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft<br />
Köln-Düsseldorf<br />
Bank: Deutsche Apotheker- und<br />
Ärztebank<br />
BLZ: 30060601<br />
Kto.-Nr.: 0003502899<br />
inscape<br />
<strong>DIE</strong> <strong>MÜDIGKEITSGESELLSCHAFT</strong><br />
„Melancholia“ von Lars von Triers(2011)<br />
„Attenberg“ von Athina Rachel Tsangari (2010)<br />
„Das Zimmer meines Sohnes“ von Nanni Moretti (2001)<br />
FILM & PSYCHOANALYSE: Tagung vom 8. - 9. September 2012 in Köln
<strong>DIE</strong> <strong>MÜDIGKEITSGESELLSCHAFT</strong><br />
Filmtagung vom 8. - 9. September 2012 in Köln<br />
„Die Müdigkeitsgesellschaft“ heißt der Titel einer kleinen Schrift des in Karlsruhe lehrenden<br />
koreanischen Philosophen und Medientheoretikers Byung-Chul Han. Der Titel – eigentlich<br />
eine Zeitdiagnose - weckt Assoziationen an Phänomene wie „Burn Out“ und Erschöpfungsdepression.<br />
Das „erschöpfte Selbst“ (Alain Ehrenberg) scheint allgegenwärtig zu sein – zu<br />
groß sind die Anforderungen einer Leistungsgesellschaft, die die Globalisierung als Traum von<br />
den unbegrenzten Möglichkeiten der kapitalistischen Welt begreift. Hartmut Rosa spricht<br />
von einer beschleunigten Zeit als einer Folge der digitalen Revolution der letzten 20 Jahre,<br />
Han nennt unsere Zeit eine „zersplitterte Zeit“. Der polnische Soziologe Zygmunt Bauman<br />
verwendet die Formel der „fl üssigen Moderne“, in der alles im Fluß ist.<br />
Der Einzelne sieht sich einem immensen stetig steigenden Anpassungsdruck ausgesetzt, der<br />
vor allem eine Fähigkeit verlangt: Flexibilität. Gefordert ist die Bereitschaft, sich auf eine Vielzahl<br />
schnell wechselnder Aufgaben einzulassen, auf häufi ge Wechsel des Jobs, des Ortes, des<br />
sozialen Umfelds. Dies hat Auswirkungen bis hin zur Identitätsbildung: Die traditionelle, auf<br />
Kontinuität und Kohärenz gründende Identität wird abgelöst durch eine situative oder auch<br />
nur punktuelle Identität. Wer man ist, hängt dann davon ab, mit wem man es gerade zu tun<br />
hat oder in welcher Gesellschaftssphäre man sich gerade bewegt: eine anstrengende Aufgabe,<br />
die erschöpft und müde macht. Han nimmt die Müdigkeit auf, ein zunächst physiologisches<br />
Phänomen. In einer Zeit, die Wellness und Fitness verordnet, ist dieser Begriff zusammen mit<br />
anderen Begriffen, die ebenfalls Lebensvorgänge beschreiben – wie der Schlaf, die Erholung<br />
und auch der Tod - in den Hintergrund getreten. Han fasst Müdigkeit als eine „negative Potenz“<br />
auf, d. h. als eine Potenz, etwas nicht zu tun. Dass diese Fähigkeit auch die Grundlage<br />
von Konzentration bildet, zeigt die „Kulturstörung“ (Christoph Türcke) des Aufmerksamkeitsdefi<br />
zitsyndroms. Schließlich heißt, sich auf eine Sache zu fokussieren, anderes auszuschließen.<br />
Die Fähigkeit, etwas nicht zu tun, oder anders ausgedrückt, die Müdigkeit, ist für Han hingegen<br />
„ein besonderes Vermögen“, das „inspiriert“ und „neuen Geist“ entstehen läßt. Dieser<br />
befähigt die Menschen zu einer „besonderen Gelassenheit“, welche sie in emotionaler Hinsicht<br />
in den Stand versetzt, „berühren“ zu können und „sich berühren“ zu lassen. Die Nähe, in der<br />
diese Denkfi guren Hans zur Haltung der Psychoanalyse stehen, ist offenkundig.<br />
Wir möchten mit unserer fi l mpsychoanalytischen Tagung über die „Müdigkeitsgesellschaft“<br />
den Bogen aufspannen von Müdigkeit und Erschöpfung als klinischem Phänomen in ihrer melancholischen<br />
Variante hin zur Müdigkeit als einer konstruktiven Störung der Kultur, die Neues<br />
entstehen läßt. Wir beginnen mit Lars von Triers neuestem Werk „Melancholia“ (2011), vorgestellt<br />
von Ingrid Prassel, das den Weltuntergang wie ein narzißtisches Hochamt zelebriert.<br />
Inmitten dieser grandios inszenierten Weltuntergangsstimmung entwickeln sich, angesichts der<br />
Akzeptanz der Auslöschung der eigenen Existenz und nur in der unausweichlichen Gewissheit<br />
der eigenen Sterblichkeit, liebevolle und tröstende zwischenmenschliche Gefühle. Der nahende<br />
Tod lässt diese Gefühle aufl eben, nicht so das bisherige Leben in seiner unbegrenzten luxuriösen<br />
Oberfl ächlichkeit. Es folgt „Attenberg“ von Athina Rachel Tsangari (2010), vorgestellt<br />
von Dr. med. Isolde Böhme. Die Gedanken, die dieser Film dem Zuschauer nahe bringt, sind<br />
Gedanken, die der Körper denkt, der sexuelle Körper, der sich von allgegenwärtigen Leistungsanforderungen<br />
befreien muss, um lieben zu können, und der sterbliche, der dem Tod geweihte<br />
Körper. Die Zeit dieses Films in der Rhythmisierung von Tanz und Musik ist trotz aller Trostlosigkeit<br />
des modernen Griechenland, die sichtbar wird, eine lebendige Zeit voller Zartheit<br />
und Wärme. Schließlich entfaltet „Das Zimmer meines Sohnes“ von Nanni Moretti (2001),<br />
vorgestellt von Dr. Dipl.-Psych. Rupert Martin das reproduktive Element der Müdigkeit anhand<br />
der Müdigkeit der durch den heutigen Zeitgeist schwer beschädigten Psychoanalyse.<br />
Ein Vortrag von Dipl.-Päd. Ullrich Beumer „Müde Krieger, schlappe Helden“ verdeutlicht<br />
anhand einiger Ergebnisse empirischer Untersuchungen zum Bereich „Führung, Belastung<br />
und Selbstfürsorge“ die Relevanz der Diagnose, stellt die Ergebnisse in einen Zusammenhang<br />
mit dem Wandel des Sozialcharakters und zeigt Auswirkungen auf Führungskonzepte und<br />
mögliche Strategien zum Umgang mit der Belastung auf.<br />
REFERENTEN:<br />
Ullrich Beumer, Dipl.-Päd., Supervisor (DGSv), ISPSO (International Society for the Psychoanalytic<br />
Study of Organizations), Organisationsberater und Coach, Geschäftsführer inscape-international,<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter des Sigmund-Freud-Instituts, Frankfurt a.M.<br />
Dr. med. Isolde Böhme, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und für<br />
Neurologie und Psychiatrie, Psychoanalytikerin (DPV/IPA, <strong>DGPT</strong>), Gruppenanalytikerin (D3G),<br />
Lehranalytikerin der DPV, niedergelassen in eigener Praxis in Köln<br />
Dr. phil. Rupert Martin, Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, Psychoanalytiker (DPV/IPA,<br />
<strong>DGPT</strong>) und Gruppenanalytiker (D3G), Dozent, Supervisor und Lehrtherapeut der Psychoanalytischen<br />
Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e. V., niedergelassen in eigener Praxis in Köln<br />
Ingrid Prassel, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalytikerin<br />
(DPV/IPV/<strong>DGPT</strong>), Supervisorin und Lehrtherapeutin der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft<br />
Köln-Düsseldorf e. V., Gruppenanalytikerin (D3G), niedergelassen in eigener Praxis in Köln<br />
Programm:<br />
Samstag, 8. Sept.<br />
Großer Veranstaltungssaal im<br />
Souterrain der Psychoanalytischen<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
Köln-Düsseldorf e. V., Riehler<br />
Str. 23, 50668 Köln<br />
19.30 h: Begrüßung und Einführung<br />
in das Tagungsthema<br />
Dr. med. Isolde Böhme<br />
20.00 h: Filmvorführung<br />
„Melancholia“ von<br />
Lars v. Trier<br />
22.15 h:<br />
Sekt-Empfang und Ausklang*<br />
Sonntag, 9. Sept.<br />
OFF Broadway-Kino,<br />
Zülpicher Str. 48, 50674 Köln<br />
09.15 h: Begrüßung und<br />
Vorstellung des Programmes<br />
Christian Schmalz,<br />
OFF Broadway-Kino<br />
09.30 Uhr: Vortrag zum Film<br />
Melancholia - Die ermüdende<br />
Suche nach Beziehung, Liebe<br />
und Erotik / Ingrid Prassel<br />
10.00 h: Diskussion<br />
10.30 h: Filmvorführung<br />
„Attenberg“ von Athina<br />
Rachel Tsangari<br />
12.00 h: Vortrag zum Film<br />
Von der Müdigkeit des<br />
Symbolisierens.<br />
Dr. med. Isolde Böhme<br />
12.30 h: Diskussion<br />
13.00 h: Mittagspause*<br />
14.00 h: Vortrag<br />
Schlappe Helden – müde<br />
Krieger<br />
Dipl.-Päd. Ulrich Beumer<br />
14.30 h: Diskussion<br />
15.00 h: Pause<br />
15.15 h: Filmvorführung<br />
„Das Zimmer meines Sohnes“<br />
von Nanni Moretti<br />
16.45 h: Vortrag zum Film<br />
Die kulturelle „Müdigkeit“ der<br />
Psychoanalyse - Niedergang<br />
oder schöpferische „Sendepause“<br />
?/ Dr. phil. Dipl.-Psych.<br />
Rupert Martin<br />
17.15 h: Abschlußdiskussion<br />
17.30 h: Ende der Tagung<br />
* Zum Empfang und zum Mittag<br />
ist ist ein Imbiss vorgesehen<br />
Anmeldung u.<br />
Information:<br />
Telefon: 0221-5607608<br />
info@inscape-international.de<br />
www.inscape-international.de<br />
www.psa-kd.de