Aufgaben- und Finanzplan 2012 bis 2015 - Thun
Aufgaben- und Finanzplan 2012 bis 2015 - Thun
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<strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong><br />
<strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong>
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 2
Inhalt <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong><br />
1. Der <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong><br />
1.1 Zweck <strong>und</strong> Inhalt des <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong>s 5<br />
1.2 Erstellung des <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong>s 5<br />
2. Äussere Rahmenbedingungen<br />
2.1 Wirtschaftliche <strong>und</strong> allgemeine Planungsannahmen 5<br />
2.2 B<strong>und</strong> 8<br />
2.3 Kanton Bern 9<br />
2.4 Auswirkungen von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kanton auf die Stadt <strong>Thun</strong> 10<br />
2.5 Finanz- <strong>und</strong> Lastenausgleich (FILAG) 11<br />
2.6 Harmonisiertes Rechnungsmodell 2 (HRM2) 17<br />
3. Innere Rahmenbedingungen<br />
3.1 Rechnung 2010 18<br />
3.2 Voranschlag 2011 19<br />
3.3 Voranschlag <strong>2012</strong> 19<br />
3.4 Strategie Stadtentwicklung 20<br />
3.5 Legislaturziele 2011 <strong>bis</strong> 2014 21<br />
3.6 Planungsannahmen Produktegruppen 21<br />
3.6.1 Direktion Präsidiales <strong>und</strong> Finanzen 21<br />
3.6.2 Direktion Bau <strong>und</strong> Liegenschaften 27<br />
3.6.3 Direktion Bildung Sport Kultur 28<br />
3.6.4 Direktion Sicherheit <strong>und</strong> Soziales 29<br />
3.6.5 Direktion Stadtentwicklung 31<br />
4. Investitionen<br />
4.1 Allgemeines 32<br />
4.2 Schwerpunkte <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> 33<br />
4.3 Areal Lachen 34<br />
4.4 Agglomerationsprogramm <strong>Thun</strong> 35<br />
4.5 Parkhaus City Ost 35<br />
5. Finanzielles Gesamtergebnis <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> 36<br />
6. Schlussfolgerungen 38<br />
Anhang<br />
Kennzahlen 40<br />
Mittelflussrechnungen 41<br />
Steuerprognosen 42<br />
Investitionen <strong>und</strong> baulicher Unterhalt 43 ff.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 3<br />
Seite
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 4
1. Der <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong><br />
1.1 Zweck <strong>und</strong> Inhalt des <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong>s<br />
Als Teil der politischen Steuerung ist der <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> ein Führungsinstrument<br />
<strong>und</strong> dient der mittelfristigen Steuerung von Finanzen <strong>und</strong> Leistungen gemäss Art. 44 StV. Er<br />
gibt einen Überblick über die mutmassliche Entwicklung in den nächsten vier Jahren <strong>und</strong> wird<br />
jährlich im Sinne einer rollenden Planung aktualisiert. Er gibt Auskunft über:<br />
finanz- <strong>und</strong> wirtschaftspolitische Eckdaten,<br />
die Abstimmung mit den Legislaturzielen <strong>und</strong> den wesentlichen Sachplanungen,<br />
wesentliche Änderungen bei den Produktegruppen,<br />
die Entwicklung der Stadtfinanzen in den nächsten vier Jahren,<br />
die Investitionstätigkeit <strong>und</strong> deren Auswirkungen auf das Finanzhaushaltsgleichgewicht<br />
(Tragbarkeit, Folgekosten <strong>und</strong> Finanzierung der Investitionen),<br />
die Entwicklung von Aufwand <strong>und</strong> Ertrag, Ausgaben <strong>und</strong> Einnahmen sowie Bestandesgrössen.<br />
Das erste Planjahr entspricht dem Voranschlag <strong>2012</strong>. Die Werte der nachfolgenden Jahre bieten<br />
einen unverbindlichen Ausblick. Der <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> zeigt das finanzielle<br />
Szenario der nächsten vier Jahre mit den im Juli 2011 bekannten äusseren <strong>und</strong> inneren<br />
Rahmenbedingungen, getroffenen Annahmen <strong>und</strong> beschlossenen Teilplänen.<br />
1.2 Erstellung des <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong>s<br />
Der <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> wird von einer ständigen verwaltungsinternen Arbeitsgruppe<br />
erarbeitet, durch den Gemeinderat beschlossen <strong>und</strong> dem Stadtrat in der Regel zusammen mit<br />
dem Voranschlag zur Kenntnisnahme unterbreitet. Der Voranschlag für das Jahr <strong>2012</strong> wird<br />
aufgr<strong>und</strong> des übergeordneten kantonalen Gesetzes über den Finanz- <strong>und</strong> Lastenausgleich<br />
durch den Gemeinderat ausnahmsweise abschliessend genehmigt.<br />
Erstellt wurde der vorliegende <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> durch die Finanzverwaltung. Der Investitionsplan<br />
wurde durch die Direktion Bau <strong>und</strong> Liegenschaften koordiniert <strong>und</strong> vom Gemeinderat<br />
am 18. Mai 2011 behandelt <strong>und</strong> verabschiedet.<br />
Der Gemeinderat ist verantwortlich für den Finanzhaushalt der Stadt. Er beschliesst die vorliegende<br />
Planung im Wissen, dass die überaus dynamische wirtschaftliche Entwicklung die Erwartungen<br />
innert weniger Monate wieder verändern kann. In den Schlussfolgerungen sind die<br />
Überlegungen dazu näher ausgeführt.<br />
2. Äussere Rahmenbedingungen<br />
2.1 Wirtschaftliche <strong>und</strong> allgemeine Planungsannahmen<br />
Die nationale <strong>und</strong> internationale Entwicklung der Wirtschaft hat einen nachhaltigen Einfluss<br />
auf die <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong>ung der Stadt <strong>Thun</strong>, namentlich beim Zinsaufwand, beim<br />
Steuerertrag, aber auch bei der Lohnentwicklung. Der Gemeinderat stützt sich deshalb auf die<br />
aktuellen Wirtschaftsprognosen der führenden Konjunkturforschungsinstitute.<br />
Die internationale Konjunktur verläuft durchwachsen. In den USA ist die Wirtschaft durch den<br />
schwachen Immobilienmarkt <strong>und</strong> die hohe Arbeitslosigkeit belastet. Positive Impulse lassen<br />
sich durch Schwellenländer wie China erwarten, allerdings etwas nachlassend in den kommenden<br />
Jahren. Japan befindet sich nach der Erdbebenkatastrophe erneut in einer Rezession.<br />
Im EURO-Raum bestehen starke Unterschiede zwischen den Kernländern <strong>und</strong> den peripheren<br />
Ländern wie Griechenland, Portugal <strong>und</strong> Irland.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 5
Der starke Franken verschlechtert die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen zunehmend.<br />
Die weltwirtschaftlichen Unsicherheiten bewirken, dass der Schweizer Franken als<br />
"Save-Haven-Währung" weiterhin stark nachgefragt wird. Es ist eher unwahrscheinlich, dass<br />
sich dies bald ändert. Der negative Wechselkurseffekt dürfte sich daher immer mehr auf die<br />
Schweizer Exporte auswirken. Positiv am starken Franken ist die dämpfende Wirkung auf die<br />
Importpreise <strong>und</strong> damit auf die Inflation. Während das seco für das Jahr <strong>2012</strong> von einer Teuerung<br />
unter 1 % ausgeht, sagen andere Prognoseinstitute deutlich höhere Werte voraus. Die<br />
Verlangsamung des Wachstums des Bruttoinlandproduktes (Summe der Wertschöpfung aller<br />
Sektoren, kurz BIP), dürfte sich jedoch im Rahmen halten. Dies, weil die inländische Nachfrage<br />
nach Bauinvestitionen <strong>und</strong> der private Konsum dank wachsender Bevölkerung, tiefer Zinsen<br />
<strong>und</strong> zahlreicher Tiefbauprojekte Gegensteuer bietet. Für das laufende Jahr wird ein BIP-<br />
Wachstum von r<strong>und</strong> 2 % erwartet<br />
Das grösste Konjunkturrisiko stellt derzeit die ungelöste Staatsschuldenproblematik in vielen<br />
Ländern dar, mit Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Dies betrifft nicht nur den EURO-Raum,<br />
sondern auch Länder wie die USA. Ein allfälliger Vertrauensverlust der Märkte könnte die Kapitalmarktzinsen<br />
insgesamt ansteigen lassen, zum Nachteil von privaten <strong>und</strong> staatlichen<br />
Schuldnern.<br />
Das Wirtschaftswachstum des Kantons Bern bewegt sich während eines Konjunkturaufschwungs<br />
tendenziell unter dem Schweizer Wachstum. Im kantonalen Vergleich<br />
sind Landwirtschaft <strong>und</strong> öffentlicher Sektor überdurchschnittlich vertreten. Der öffentliche Sektor<br />
übt in wirtschaftlich schlechten Zeiten einen stabilisierenden Einfluss auf das Wirtschaftswachstum<br />
aus. Der Geschäftsgang der bernischen Industriebetriebe stabilisierte sich in<br />
den ersten Monaten des Jahres 2011 auf einem über dem langjährigen Mittelwert liegenden<br />
hohen Niveau. Umfragen bei den bernischen Unternehmungen lassen einen steigenden Geschäftsgang<br />
erwarten. Die Arbeitslosenzahl im Kanton Bern war im ersten Semester 2011<br />
rückläufig, am stärksten bei den 25 <strong>bis</strong> 49jährigen, aber auch die Jugendarbeitslosigkeit ging<br />
zurück. Im Kanton Bern ist die Arbeitslosigkeit traditionell tiefer als in der gesamten Schweiz<br />
gemessen. Sie liegt r<strong>und</strong> einen Prozentpunkt unter dem schweizerischen Mittel.<br />
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) teilte im Juni 2011 mit, ihre expansive Geldpolitik mit<br />
tiefen Zinsen beibehalten zu wollen. Damit erhöht sie die verfügbare Geldmenge bei den Geschäftsbanken,<br />
welche verstärkt Kredite vergeben können. Die kreditfinanzierten Ausgaben<br />
bei Konsum- <strong>und</strong> Investitionsgütern nehmen zu, was im Endeffekt Produktion <strong>und</strong> Beschäftigungsgrad<br />
verstärkt. Die SNB erwartet für das Jahr 2011 eine Teuerung von 0,9 % mit einer<br />
mittelfristig ansteigenden Rate. Dies bedeutet eine Abkehr von der expansiven Geldpolitik,<br />
weil sonst die Preisstabilität - der Hauptauftrag der SNB - gefährdet wird. Anfang August 2011<br />
leitete die SNB Massnahmen gegen den überbewerteten Schweizer Franken ein. Die Wirkung<br />
der gesenkten Zinsen <strong>und</strong> erhöhten Liquidität am Geldmarkt wird sich weisen.<br />
Die vorstehend kommentierten Prognosen für die Schweizer Wirtschaft im Jahr <strong>2012</strong> präsentieren<br />
sich im Vergleich wie folgt:<br />
UBS CS<br />
Credit<br />
Suisse<br />
Prognosen <strong>2012</strong><br />
seco<br />
KOF<br />
Staatssekretariat Konjunkturfor-<br />
für Wirtschaft schungsstelle der<br />
ETH Zürich<br />
BAK<br />
Basel<br />
Economics<br />
Bruttoinlandprodukt, real 2.2 % 2.2 % 1.5 % 1.9 % 1.8 %<br />
Jahresteuerungsrate 1.8 % 1.8 % 0.7 % 1.2 % 1.2 %<br />
Arbeitslosenquote 2.9 % 2.9 % 3.3 % 2.7 % 2.7 %<br />
Die Renditeprognosen für 10jährige Schweizer Staatsanleihen 1 gehen für das Jahr <strong>2012</strong> von<br />
steigenden Werten zwischen 2,3 % (seco) <strong>und</strong> 2,9 % (KOF) aus. Für 2011 werden Werte um<br />
die 2,1 % erwartet.<br />
1 Der Indikator der 10jährigen Staatsanleihen wird deshalb gewählt, weil diese (bei stabilen Ländern) am ehesten risikolosen<br />
Zinssätzen entsprechen, ohne Ausfallrisiko <strong>und</strong> ohne Renditeschwankungen.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 6
Wesentliche Veränderungen im Leistungsangebot <strong>und</strong> bei der <strong>Aufgaben</strong>erfüllung der Stadt<br />
<strong>Thun</strong> sind, soweit quantifizierbar, in den Planungszahlen enthalten <strong>und</strong> unter Kapitel 3.6, Planungsannahmen<br />
Produktegruppen, beschrieben.<br />
Planungsgr<strong>und</strong>lagen bilden im Weiteren die Rechnung 2010, der Voranschlag 2011 <strong>und</strong> der<br />
Voranschlag <strong>2012</strong> der Stadt <strong>Thun</strong>. Die Prognose der Laufenden Rechnung basiert auf den<br />
Aufwand- <strong>und</strong> Ertragsarten nach dem Harmonisierten Rechnungsmodell.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Werte des Voranschlages <strong>2012</strong> rechnet der vorliegende Plan in den<br />
Jahren 2013 <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> mit Teuerungsraten von jährlich 2,0 %. Diese Prognoseannahme entspricht<br />
den Empfehlungen der kantonalen Planungsgruppe (KPG) an die Gemeinden.<br />
Bei Drittleistungen <strong>und</strong> Beiträgen wird von einer jährlichen Zunahme von 1,0 % ausgegangen.<br />
Die Beiträge an die Lastenausgleichssysteme entsprechen den kantonalen Prognosen (siehe<br />
Kapitel 2.5).<br />
Der Personalaufwand ist im Jahr <strong>2012</strong> mit einer Teuerungsrate von 1,0 % budgetiert. Ab dem<br />
Jahr 2013 wird eine durchschnittliche Wirkung des Personalreglementes (Stufenanstiege) von<br />
1,0 % zur Teuerungsrate von 2,0 % hinzugerechnet.<br />
Der Sachaufwand wird für die Jahre 2013 <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> mit einer Zunahme um 1,0 % jährlich angenommen.<br />
Die Teuerungsrate von jährlich 2,0 % wird hinzugerechnet.<br />
Die mittel- <strong>bis</strong> langfristigen Schulden der Stadt betragen am 31. Juli 2011 insgesamt 111 Mio.<br />
Franken. Davon werden in den Jahren <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> gestaffelt insgesamt 90 Mio. Franken zu<br />
festen Zinssätzen von 2,65 % <strong>bis</strong> 3,0 % zur Rückzahlung fällig. Die gute Liquiditätslage der<br />
Stadt - v. a. dank der Steuereinnahmen <strong>und</strong> des Gr<strong>und</strong>stückverkaufes Blümlimatte - hat es<br />
ermöglicht, im Juli 2011 eine fällige Schuld von 30 Mio. Franken (Postfinance zu 2,67 %) zu<br />
tilgen, die nur teilweise <strong>und</strong> verzögert refinanziert werden muss. Im Voranschlag <strong>2012</strong> ist eine<br />
Erneuerung um 20 Mio. Franken budgetiert. Für die Finanzierungskosten geht der vorliegende<br />
Plan davon aus, dass die Stadt die fällig werdenden Refinanzierungen <strong>und</strong> den neuen Mittelbedarf<br />
in den Jahren <strong>2012</strong> <strong>und</strong> 2013 zu durchschnittlich 3 %, in den Jahren 2014 <strong>und</strong> <strong>2015</strong> zu<br />
3,5 % decken kann.<br />
Die Steueranlage wird für die Jahre <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> mit 1,72 Einheiten <strong>und</strong> die Liegenschaftssteuer<br />
unverändert mit 1,2 ‰ der amtlichen Werte geplant.<br />
Die Entwicklung der Einwohner- <strong>und</strong> Schülerzahlen 2 wird wie folgt prognostiziert:<br />
<strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
Einwohner 3 42'500 42'600 42'600 42'700<br />
Schüler Kindergarten 560 708 692 648<br />
Schüler Primarstufe 2'021 1'962 2'017 2'086<br />
Schüler Sek<strong>und</strong>arstufe I 1'177 1'107 1'065 1'021<br />
Im Planungszeitraum werden Schülerzahlen auf Kindergartenstufe vom Jahr <strong>2012</strong> auf das<br />
Jahr 2013 als Folge von HARMOS bedeutend ansteigen. Die Anzahl Primarschüler steigt<br />
(auch als Folge der Interkantonalen Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen<br />
Schule HarmoS) vom Jahr 2014 auf <strong>2015</strong> an. Die Schülerzahl auf Sek<strong>und</strong>arstufe I wird<br />
<strong>bis</strong> Ende <strong>2015</strong> sinken. Die Bevölkerungszahl wächst voraussichtlich weiter leicht an.<br />
2 Schüler mit Wohnsitz in <strong>Thun</strong> ohne die r<strong>und</strong> 60 Kinder mit Asylbewerberstatus<br />
3 FILAG-relevante Einwohnerzahlen, ohne beispielsweise Wochenaufenthalter <strong>und</strong> Flüchtlinge<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 7
2.2 B<strong>und</strong><br />
Rechnung <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong>ung<br />
Rechnung 2010<br />
Die Jahresrechnung 2010 des B<strong>und</strong>es steht im Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs.<br />
Einschliesslich der a. o. Ausgaben von 0,4 Mia. Franken resultiert ein Finanzierungsergebnis<br />
von 3,1 Mia. Franken. Die Rechnung schliesst damit um 5,6 Mia. Franken besser ab als bei<br />
der Budgetierung im Juni 2009 erwartet wurde. Der Gr<strong>und</strong> für diese Verbesserung liegt hauptsächlich<br />
bei den Einnahmen, welche mit einem Wachstum von 3,1 Prozent deutlich über der<br />
Zunahme des nominellen BIP von 2,0 % liegen. Zusätzlich blieb das Wachstum der Ausgaben<br />
mit 1,8 % vergleichsweise moderat. Im Rahmen der Massnahmen zur Konjunkturstabilisierung<br />
2010 wurde die Rückverteilung der CO2-Abgabe aus den Jahren 2009 <strong>und</strong> 2010 (0,6<br />
Mia. Franken) zur Stützung der Kaufkraft vorgezogen. Ursprünglich war nur die Rückverteilung<br />
der Erträge 2008 (0,2 Mia. Franken) geplant. Trotz des guten Rechnungsergebnisses<br />
liegt die Bruttoschuld des B<strong>und</strong>es per Ende 2010 nur um knapp 400 Mio. Franken unter dem<br />
Vorjahreswert. Die verzinslichen Schulden konnten zwar um r<strong>und</strong> 2 Mia. Franken abgebaut<br />
werden, zugenommen haben hingegen die grösstenteils unverzinsten laufenden Verbindlichkeiten<br />
(die ebenfalls der Bruttoschuld zugerechnet werden). Dank dem hohen BIP-Wachstum<br />
reduziert sich die Schuldenquote im Vergleich zum Vorjahr trotzdem um 0,5 Prozentpunkte.<br />
Voranschlag 2011<br />
Der Voranschlag 2011 des B<strong>und</strong>es, Planungsstand Juni 2010, ging von einem Defizit von<br />
knapp 600 Mio. Franken im laufenden Jahr aus. Hinzu kommen a. o. Ausgaben von insgesamt<br />
knapp 2 Mia. Franken für die Sanierung der Pensionskasse SBB (1,1 Mia. Franken) sowie<br />
für die vom Ständerat beschlossene zusätzliche Einmaleinlage in den Infrastrukturfonds<br />
(850 Mio. Franken). Im Voranschlagsjahr muss nur ein Teil des Konsolidierungsprogramms<br />
umgesetzt werden, die Massnahmen der <strong>Aufgaben</strong>überprüfung werden erst ab <strong>2012</strong> nötig.<br />
Dennoch wird ein struktureller Überschuss in der Grössenordnung von gut 200 Mio. Franken<br />
erzielt. Dieser soll zur Amortisation der geplanten a. o. Ausgaben gemäss Ergänzungsregel<br />
zur Schuldenbremse 4 herangezogen werden. Insgesamt hat sich die Haushaltslage des B<strong>und</strong>es<br />
seit der Planung vom August 2009 - dem Höhepunkt der weltweiten Rezession - deutlich<br />
verbessert. Besonders zwei Faktoren haben zur Entschärfung beigetragen: Einnahmenseitig<br />
haben sich die günstigeren Konjunkturaussichten positiv ausgewirkt. Ausgabenseitig führt das<br />
vom B<strong>und</strong>esrat beantragte Konsolidierungsprogramm zu Entlastungen in der Grössenordnung<br />
von 1,5 Mia. Franken pro Jahr.<br />
Seit Anfang Jahr 2011 hat sich das Bild einer dynamischen Einnahmenentwicklung bestätigt,<br />
so dass insbesondere die Schätzwerte für die direkte B<strong>und</strong>essteuer nach oben revidiert werden<br />
konnten. Andererseits muss der B<strong>und</strong>eshaushalt Einnahmenausfälle in grosser Höhe tragen<br />
(Gewinnausschüttungen Schweizerische Nationalbank, „Too big to fail“-Vorlage).<br />
<strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong><br />
Der B<strong>und</strong>esrat erwartet für die gesamte Budget- <strong>und</strong> Planperiode <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> ausgeglichene<br />
Finanzierungsergebnisse. Auch die Vorgaben der Schuldenbremse werden durchwegs erfüllt.<br />
Im Vergleich zum <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> 2014 vom August 2010, der noch strukturelle Defizite<br />
von 400 <strong>bis</strong> 700 Millionen auswies, hat sich die Lage des B<strong>und</strong>eshaushalts somit weiter<br />
aufgehellt. Diese Verbesserung ist auf den unerwartet raschen <strong>und</strong> kräftigen Aufschwung der<br />
Wirtschaft zurückzuführen. Sie zeichnete sich bereits in der Rechnung 2010 ab <strong>und</strong> führte dazu,<br />
dass der B<strong>und</strong>esrat in seiner finanzpolitischen Standortbestimmung vom Januar 2011 für<br />
den Voranschlag <strong>2012</strong> mit einem namhaften strukturellen Überschuss rechnete. Auf dieser<br />
Gr<strong>und</strong>lage beschloss das Parlament, nicht auf das Konsolidierungsprogramm <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> 2013<br />
einzutreten. Das hatte die Sistierung eines Teils der darin vorgesehenen Massnahmen zur<br />
Folge.<br />
4 Die Schuldenbremse ist eine Ausgabenregel: Über einen Konjunkturzyklus hinweg dürfen die ordentlichen Ausgaben nicht<br />
grösser sein als die Einnahmen. Die Ergänzungsregel verlangt, dass Defizite des ausserordentlichen Haushalts mittelfristig über<br />
den ordentlichen Haushalt kompensiert werden.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 8
Zu den erwarteten strukturellen Einnahmeausfällen (Gewinnausschüttung SNB, "Too big to<br />
fail“-Vorlage) kommen Mehrausgaben von über 100 Mio. Franken, die das B<strong>und</strong>esparlament<br />
in der Frühlings- <strong>und</strong> Sommersession 2011 insbesondere bei der Bildung-Forschung-<br />
Innovation-Botschaft <strong>2012</strong>, bei der Standortförderung <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> <strong>und</strong> bei der Kulturbotschaft<br />
<strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> beschlossen hat. Damit resultiert im Voranschlag <strong>2012</strong> ein struktureller<br />
Überschuss von gut 400 Millionen. Der Legislaturfinanzplan 2013 <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> ist hingegen nur<br />
knapp ausgeglichen. Er wird im Verlauf des Herbstes 2011 aktualisiert, endgültig auf die Beschlüsse<br />
zur Legislaturplanung abgestimmt <strong>und</strong> zu Beginn des nächsten Jahres verabschiedet.<br />
2.3 Kanton Bern<br />
Rechnung <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong>ung<br />
Rechnung 2010<br />
Wegen der drohenden Neuverschuldung hatte der Regierungsrat bei der Erarbeitung des<br />
Budgets 2010 Entlastungsmassnahmen von 230 Mio. Franken beschlossen. Diese Sparanstrengungen<br />
haben massgeblich dazu beigetragen, dass die Jahresrechnung 2010 positiv abschliesst.<br />
Mit einem Selbstfinanzierungsgrad von 105 Prozent können die Nettoinvestitionen<br />
im Jahr 2010 wie bereits in den elf Vorjahren vollständig aus eigenen Mitteln finanziert werden.<br />
Die Kantonsverschuldung konnte um CHF 42 Mio. Franken gegenüber dem Vorjahr auf<br />
CHF 5'530 Mio. Franken abgebaut werden. Der Finanzierungsüberschuss beträgt 165 Mio.<br />
Franken, budgetiert waren 5 Mio. Franken. Davon will der Regierungsrat 137 Mio. Franken in<br />
den Fonds für Investitionsspitzen einlegen. Damit soll der Kanton den Kauf <strong>und</strong> den Umbau<br />
der beiden SBB-Liegenschaften für die Universität Bern finanzieren. Die beantragte Fondseinlage<br />
hat das Kantonsparlament Ende Juni 2011 auf 61 Mio. Franken reduziert. Der Grosse<br />
Rat wird die Rechnung 2010 erst im September 2011 genehmigen.<br />
<strong>Finanzplan</strong>ung <strong>2012</strong> ff.<br />
Die finanzielle Situation des Kantons Bern wird sich in den kommenden Jahren deutlich verschlechtern.<br />
Dies insbesondere, weil im nächsten Jahr parallel zu den Steuersenkungen<br />
(Steuergesetzrevision, Motorfahrzeugsteuern) zusätzliche Kosten auf den Kanton zukommen:<br />
KVG-Revision, Neuordnung der Pflegefinanzierung, Rückstand bei der Entlöhnung des Personals,<br />
hoher Investitionsbedarf bei Gebäuden <strong>und</strong> Verkehrsinfrastruktur. Weiter sind Einnahmenausfälle<br />
bei den Anteilen an den Gewinnen der Nationalbank zu befürchten. Damit<br />
drohen ab dem Jahr <strong>2012</strong> Defizite im Umfang von mehreren h<strong>und</strong>ert Millionen Franken im<br />
Jahr.<br />
Entlastungspaket<br />
Der Regierungsrat will den drohenden Defiziten mit einem neuen Entlastungspaket im Umfang<br />
von 277 Mio. Franken begegnen. Auch zwischen 2013 <strong>und</strong> <strong>2015</strong> soll das Entlastungspaket<br />
den Haushalt zwischen 242 <strong>und</strong> 256 Mio. Franken pro Jahr entlasten. Die ursprünglich angestrebte<br />
Zielgrösse von 200 Mio. Franken wird deutlich übertroffen. Nach zehn Sanierungspaketen<br />
seit Mitte der 1990er Jahre mit einem Entlastungsvolumen von jährlich wiederkehrend<br />
r<strong>und</strong> 1,5 Mia. Franken ist der Spielraum für einfache, rasch realisierbare Einsparungen ausgeschöpft.<br />
Das Entlastungspaket führt deshalb in verschiedenen Bereichen zu einem spürbaren<br />
Leistungsabbau. Die finanziellen Effekte integriert der Kanton <strong>bis</strong> im August in das Budget<br />
<strong>2012</strong> <strong>und</strong> den <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> 2013 <strong>bis</strong> <strong>2015</strong>. Der Grosse Rat wird in der Novembersession<br />
2011 die politische Debatte über das Entlastungspaket führen.<br />
Revision des bernischen Steuergesetzes 2011/12<br />
Der bernische Grosse Rat hat im März 2010 die Teilrevision des Steuergesetzes verabschiedet.<br />
Dabei wurden u. a. Entlastungen von insgesamt 309 Mio. Franken beschlossen. Die Gemeinden<br />
tragen diese mit r<strong>und</strong> einem Drittel bzw. 106 Mio. Franken mit.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 9
Initiative Faire Steuern / Gegenvorschlag<br />
Anschliessend an den Beschluss des Kantonsparlamentes vom März 2010 wurde die Initiative<br />
«Faire Steuern – Für Familien» lanciert. Sie verlangt im Wesentlichen, dass die im Rahmen<br />
der Steuergesetzrevision 2011/12 beschlossenen Entlastungen bei den Einkommens- <strong>und</strong><br />
Vermögenssteuertarifen sowie Anpassungen bei der Vermögenssteuerbremse rückgängig<br />
gemacht werden. Dafür soll der vom Grossen Rat von 6'300 Franken auf 7'000 Franken erhöhte<br />
Kinderabzug zusätzlich auf 8'000 Franken erhöht werden. Die Initiative verlangt<br />
schliesslich auch die Aufhebung der Aufwandbesteuerung.<br />
Der Regierungsrat hat dem Grossen Rat im April 2011 beantragt, einen Gegenvorschlag zu<br />
beschliessen. Dieser sieht ebenfalls ein Rückkommen auf die beschlossenen Steuersenkungen<br />
im Bereich der Vermögens- <strong>und</strong> Einkommenssteuertarifen <strong>und</strong> die Erhöhung des Kinderabzugs<br />
vor. Der Regierungsrat lehnt jedoch die verlangte Abschwächung der Vermögenssteuerbremse<br />
<strong>und</strong> die geforderte Aufhebung der Aufwandbesteuerung aus standortpolitischen<br />
Gründen ab. Anstelle einer Aufhebung schlägt der Regierungsrat eine Verschärfung der Aufwandbesteuerung<br />
vor.<br />
Die vorberatende Kommission hat im Mai 2011 ebenfalls beschlossen, der Initiative einen Gegenvorschlag<br />
gegenüber zu stellen. In Übereinstimmung mit dem Gegenvorschlag der Regierung<br />
schlägt sie anstelle der Aufhebung der Aufwandbesteuerung eine Verschärfung vor <strong>und</strong><br />
will auf die geforderte Abschwächung der Vermögenssteuerbremse verzichten. Wie beim Gegenvorschlag<br />
der Regierung ist auch eine Erhöhung des Kinderabzugs auf 8‘000 Franken<br />
vorgesehen. Der Gegenvorschlag der vorberatenden Kommission enthält darüber hinaus keine<br />
weiteren Elemente. Auf die von der Initiative verlangte <strong>und</strong> im Gegenvorschlag der Regierung<br />
vorgesehene Aufhebung der Steuergesetzrevision 2011/12 beschlossenen Steuersenkungen<br />
bei der Einkommens- <strong>und</strong> Vermögenssteuer verzichtet die vorberatende Kommission.<br />
Aus der Annahme der Initiative würden ab 2013 jährliche Mehreinnahmen für den Kanton von<br />
r<strong>und</strong> 80 Mio. Franken resultieren, bei Annahme des Gegenvorschlags der Regierung solche<br />
von ca. 70 Mio. Franken. Der Gegenvorschlag der vorberatenden Kommission hingegen würde<br />
zu Mindereinnahmen von r<strong>und</strong> 13 Mio. Franken führen.<br />
2.4 Auswirkungen von Massnahmen von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kanton auf die Stadt <strong>Thun</strong><br />
Revision des bernischen Steuergesetzes 2011/12<br />
Durch die Steuergesetzrevision 2011 erwartet <strong>Thun</strong> ab dem Jahr 2011 Steuerausfälle von 2,6<br />
Mio. Franken <strong>und</strong> ab dem Jahr <strong>2012</strong> zusätzlich 1,8 Mio. Franken, insgesamt 4,4 Mio. Franken<br />
jährlich. Zusammen mit den Steuerausfällen von 4,0 Mio. Franken der letzten Steuergesetzrevision<br />
im Jahr 2008 ergeben sich ab <strong>2012</strong> wiederkehrend -8,4 Mio. Franken oder -1,6 Steueranlagezehntel.<br />
Dies bedeutet auch, dass die Gesamtheit der <strong>Thun</strong>er Steuerpflichtigen durch<br />
diese beide Revisionen alleine bei der Gemeindesteuer um 1,6 Steueranlagezehntel entlastet<br />
werden.<br />
Die Steuerausfälle der Steuergesetzrevision 2011/12 für <strong>Thun</strong> beziffern sich auf r<strong>und</strong> 4,4 Mio.<br />
Franken. Die folgende Tabelle zeigt die Zusammensetzung der voraussichtlichen Ausfälle:<br />
in 1'000 Franken<br />
Auswirkung Steuergesetzrevision ab 2011 ab <strong>2012</strong> Total ab <strong>2012</strong><br />
Einkommenssteuern -1'670 -1'800 -3'470<br />
Vermögenssteuern -630 0 -630<br />
Juristische Personen -300 0 -300<br />
Total -2'600 -1'800 -4'400<br />
Initiative Faire Steuern / Gegenvorschlag<br />
Im Voranschlag <strong>2012</strong> sind weder die Steuerinitiative noch die Gegenvorschläge berücksichtigt.<br />
Falls die Steuerinitiative „Faire Steuern - Für Familien“ angenommen würde, kann die<br />
Stadt <strong>Thun</strong> mit einem Mehrertrag bei den Einkommenssteuern von knapp 2 Mio. Franken (ca.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 10
2 % auf Einkommenssteuer der natürlichen Personen) rechnen. Beim Gegenvorschlag des<br />
Regierungsrates ist eine Verbesserung um r<strong>und</strong> 1,6 Mio. Franken zu erwarten. Die Annahme<br />
des Gegenvorschlages der vorberatenden Kommission führt zu Steuerausfällen von r<strong>und</strong> 0,4<br />
Mio. Franken.<br />
Entlastungspaket des Kantons Bern<br />
Verschiedene Massnahmen des Entlastungspaketes des Kantons Bern haben finanzielle<br />
Auswirkungen auf die Gemeinden, beispielsweise der Verzicht auf die Kantonalisierung der<br />
Kindes- <strong>und</strong> Erwachsenschutzbehörden. Die Gemeinden werden ihren Einfluss auf das Kantonsparlament<br />
bei der Behandlung des Entlastungspaketes in der Novembersession 2011 geltend<br />
machen.<br />
2.5 Finanz- <strong>und</strong> Lastenausgleich (FILAG)<br />
Das Kantonsparlament hat im Februar 2011 der Revision des Gesetzes über den Finanz- <strong>und</strong><br />
Lastenausgleich ab dem Jahr <strong>2012</strong> zugestimmt. Folgende Ziele sollen erreicht werden:<br />
• Optimierung der <strong>Aufgaben</strong>teilung <strong>und</strong> des Finanz- <strong>und</strong> Lastenausgleichs<br />
• gerechtere Verteilung der Mittel im Finanzausgleich<br />
• Verstärkung der Anreize für eine wirtschaftliche <strong>und</strong> sparsame <strong>Aufgaben</strong>erfüllung in<br />
der Sozialhilfe <strong>und</strong> in der Volksschule<br />
• massvolle Erhöhung der Abgeltung der Sonderlasten der Städte <strong>und</strong> der ländlichen<br />
Gemeinden<br />
Das umfangreiche Reformpaket FILAG <strong>2012</strong> läuft unter der Prämisse "Kostenneutralität für<br />
den Kanton". Alle Be- <strong>und</strong> Entlastungen gibt der Kanton an die Gesamtheit der Gemeinden<br />
weiter. Die einzelnen Gemeinden erfahren dabei unterschiedliche Wirkungen.<br />
Verschiedene Bereinigungen innerhalb des Ausgleichssystems erreichen die ersten beiden<br />
Ziele. So wird z. B. der so genannte Harmonisierungsfaktor 5 den aktuellen Verhältnissen angepasst<br />
<strong>und</strong> die Mindestausstattung für besonders finanzschwache Gemeinden von der Höhe<br />
der Steueranlage gelöst. Die Mindestausstattung kann aufgr<strong>und</strong> der finanziellen Verhältnisse<br />
in der jeweiligen Gemeinde aber gekürzt oder gestrichen werden.<br />
Finanzielle Anreize in der Sozialhilfe werden mit einem neuen Bonus/Malus-System geschaffen.<br />
Besonders effizient arbeitende Sozialdienste sollen einen Bonus erreichen können. Gemeinden<br />
mit auffallend hohen Sozialhilfekosten sollen durch die Auferlegung eines Malus' gelenkt<br />
werden. Der Kanton attestiert den <strong>Thun</strong>er Sozialdiensten eine gute Effizienz, ein Malus<br />
ist nicht zu gewärtigen. Die Erzielung eines Bonus' liegt jedoch unter den bestehenden (städtischen)<br />
Bedingungen für <strong>Thun</strong> in absehbarer Zeit nicht in Reichweite. Für institutionelle Angebote<br />
wie familienergänzende Betreuung <strong>und</strong> Jugendarbeit tragen die Gemeinden neu direkt<br />
einen Selbstbehalt von 20 %. Abgefedert werden die Kosten durch einen soziodemografischen<br />
Zuschuss je nach objektiver Belastung einer Gemeinde, in städtischen Gebieten stärker,<br />
in ländlichen Gebieten weniger. Durch den direkten Selbstbehalt der Gemeinden sollen<br />
die Angebote kostenbewusster gestaltet werden.<br />
Die neue Finanzierung der Volksschule verstärkt die finanziellen Anreize, indem die gewählte<br />
Organisation der Schulen durch die einzelnen Gemeinden stärker auf die Kosten durchschlägt.<br />
Die Eröffnung oder Schliessung einzelner Klassen wirkt sich mit FILAG <strong>2012</strong> direkter<br />
<strong>und</strong> stärker aus. Nachdem das <strong>Thun</strong>er Amt für Bildung <strong>und</strong> Sport gemeinsam mit den Schulleitungen<br />
im Laufe des Jahres 2011 weitere Klarheit über die pädagogischen Anforderungen<br />
<strong>und</strong> organisatorischen Möglichkeiten gewinnt, werden der Gemeinderat <strong>und</strong> allenfalls der<br />
Stadtrat diesbezüglich Entscheide treffen können.<br />
5 Der Harmonisierungsfaktor macht die Steuerkraft der einzelnen Gemeinden vergleichbar.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 11
Das besondere Anliegen der Städte, ihre Zentrumslasten 6 besser abzugelten, wurde mit<br />
FILAG <strong>2012</strong> berücksichtigt. Neu werden die Zentrumslasten im Kulturbereich ebenfalls in die<br />
Pauschalabgeltung der drei Städte Bern, Biel <strong>und</strong> <strong>Thun</strong> einbezogen. Abgegolten werden aber<br />
nur 80 % der anerkannten Zentrumslasten. Direkte Abgeltungen nach diesem Modus erhalten<br />
nach wie vor nur die Städte Bern, Biel <strong>und</strong> <strong>Thun</strong>. Die Zentrumslastenabgeltungen werden ab<br />
<strong>2012</strong> vollständig vom Kanton übernommen. Bisher haben die Agglomerationsgemeinden mitfinanziert.<br />
Von der Erhöhung der pauschalen Abgeltung der <strong>Thun</strong>er Zentrumslasten von 3,9<br />
Mio. Franken auf 9,0 Mio. Franken bleibt nach der Verrechnung mit den zahlreichen anderen<br />
Positionen von FILAG <strong>2012</strong> wenig Wirkung übrig, wie nachstehend ausgeführt wird. Die erfreuliche<br />
Erhöhung der Abgeltung der <strong>Thun</strong>er Zentrumslasten um nominal 5,0 Mio. Franken<br />
wird v. a. neutralisiert durch den neuen Beitrag der Stadt an die Verbilligung der Krankenkassenprämien<br />
für Ergänzungsleistung <strong>und</strong> Sozialhilfe Beziehende. Ländliche Gemeinden erhalten<br />
geografisch-topografische Zuschüsse für ihre besonderen Lasten (Höhe, Weite), neu unabhängig<br />
von der Gesamtsteuerbelastung. Wie bei der Mindestausstattung können diese Zuschüsse<br />
gekürzt werden, wenn sich die Gemeinde in guten finanziellen Verhältnissen befindet.<br />
Die Stadt <strong>Thun</strong> soll ab dem Jahr <strong>2012</strong> gemäss aktueller Globalbilanz gegenüber dem Vorjahr<br />
mit 1,1 Mio. Franken leicht entlastet werden. Die Übergangsbestimmungen des revidierten<br />
FILAG sehen vor, dass der Gemeinderat für die Festlegung der Steueranlage <strong>und</strong> des Voranschlages<br />
für das Jahr <strong>2012</strong> zuständig ist, falls die Änderung der Steueranlage den finanziellen<br />
Auswirkungen der FILAG-Reformen entspricht.<br />
Die nachstehende Tabelle zeigt, wie sich die Entlastung von 1,1 Mio. Franken zusammensetzt<br />
<strong>und</strong> welche Wirkung dies auf die Steueranlage hat.<br />
6 Zentrumslasten sind Kosten für Leistungen, welche eine Zentrumsstadt für auswärtige Besucher erbringt, ohne dafür kosten-<br />
deckend abgegolten zu werden.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 12
Tabelle Gesamtwirkung des FILAG <strong>2012</strong> auf die Stadt <strong>Thun</strong><br />
+ = Minderbelastung<br />
- = Mehrbelastung<br />
in 1'000 Franken<br />
FILAG <strong>2012</strong> FILAG 2002 Wirkung<br />
Neuordnung des Finanzausgleichs (Disparitätenabbau) 2'109 2'090 20<br />
Pauschale Abgeltung der Zentrumslasten 8'995<br />
Zuschuss an Gemeinden mit einer strukturell bedingten<br />
hohen Steueranlage, geo-topografischer Zuschuss<br />
Soziodemografischer Zuschuss; dieser entspricht dem<br />
Selbstbehalt der Gemeinden bei einzelnen Angeboten<br />
der institutionellen Sozialhilfe<br />
Lastenausgleich Lehrergehälter; neue Finanzierung der<br />
Volksschule<br />
Lastenausgleich Sozialhilfe inkl. Selbstbehalt auf familienergänzende<br />
Betreuungsangebote <strong>und</strong> Gemeinschaftszentren<br />
Lastenausgleich Ergänzungsleistung; Neuordnung der<br />
Krankenkassenprämienverbilligung sowie im Alters-<br />
<strong>und</strong> Behindertenbereich<br />
Lastenausgleich Neue <strong>Aufgaben</strong>teilung; die Lastenverschiebungen<br />
werden aufgr<strong>und</strong> der verschiedenen <strong>Aufgaben</strong>teilungsprojekte<br />
mit diesem Lastenausgleich<br />
kompensiert<br />
3'880<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 13<br />
0<br />
610<br />
-14'062<br />
-18'740<br />
-8'883<br />
-3'740<br />
Aufhebung der Kantonsbeiträge an Gemeindestrassen 0<br />
Erhöhung des Kantonsbeitrages an die Musikschulen 163<br />
Mobilisierung Einsatzkräfte: Die Mobilisierung der Feuerwehren<br />
wird durch die Kantonspolizei sichergestellt<br />
Sicherheitsfunknetz Polycom: Die Gemeinden (Feuerwehren)<br />
partizipieren inskünftig am neuen kantonalen<br />
Sicherheitsfunknetz Polycom)<br />
0<br />
0<br />
-13'750<br />
-18'318<br />
-8'883<br />
0<br />
473<br />
0<br />
5'115<br />
0<br />
610<br />
-313<br />
-423<br />
0<br />
-3'740<br />
Total Wirkung 1'062<br />
Wirkung brutto in Steueranlagezehnteln 0.19<br />
Sonderfallregelung 0.00<br />
Wirkung netto in Steueranlagezehnteln 0.19<br />
Steueranlage; Gesamtwirkung FILAG <strong>2012</strong><br />
Steueranlage vor Neuordnung 1.74<br />
Wirkung der Neuordnung -0.02<br />
Theoretische Steuerbasis 1.72<br />
Sonderfallregelung 0.00<br />
Steuerbasis nach Neuordnung <strong>2012</strong> 1.72<br />
0<br />
0<br />
-17<br />
-85<br />
-473<br />
163<br />
17<br />
85
Die vorliegende <strong>Finanzplan</strong>ung zeigt, dass diese Senkung der Steueranlage durch die Entlastung<br />
mit FILAG <strong>2012</strong> nachhaltig tragbar ist <strong>und</strong> rechnet mit Steuereinnahmen auf der Basis<br />
von 1,72.<br />
Erst nach dem Jahr <strong>2012</strong> umgesetzt werden die neue Kulturstrategie <strong>und</strong> das neue Kindes-<br />
<strong>und</strong> Erwachsenenschutzrecht. Der Umsetzungszeitpunkt <strong>und</strong> die finanziellen Folgen dieser<br />
beiden Massnahmen für die Stadt <strong>Thun</strong> sind noch nicht bekannt.<br />
Die Kostenentwicklung bei den Lastenausgleichsbereichen - bedingt durch das Abrechnungsverfahren<br />
bzw. die Zahlungsströme - wirkt sich verzögert auf die Stadt aus. Daraus ergibt sich<br />
im Jahr <strong>2012</strong> für <strong>Thun</strong> eine einmalige Entlastung im Ausmass von r<strong>und</strong> 5 Mio. Franken. Diese<br />
unechte Entlastung wird im Voranschlag <strong>2012</strong> durch zusätzliche Abschreibungen auf dem<br />
Verwaltungsvermögen neutralisiert. Im Jahr 2013 steigen die Beiträge an den Kanton für die<br />
Lastenausgleichsbereiche massiv an von 51,1 Mio. Franken auf 56,0 Mio. Franken (siehe<br />
Punkt 5.3).<br />
Im Zusammenhang mit dem neuen Selbstbehalt bei familienergänzenden Betreuungsangeboten<br />
<strong>und</strong> dem Beitrag der Gemeinden an die Löhne der Lehrkräfte <strong>und</strong> dem Schulbesuch in einer<br />
anderen Gemeinde werden Gemeinderat <strong>und</strong> Stadtrat zu gegebener Zeit die notwendigen<br />
Beschlüsse fassen.<br />
Finanzausgleich<br />
Die erwarteten Beiträge an <strong>Thun</strong> aus FILAG im Einzelnen:<br />
in 1000 Fr.<br />
Finanzausgleich <strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
Disparitätenabbau 2'110 2'170 1'980 2'010<br />
Pauschale Abgeltung Zentrumslasten 8'995 8'995 8'995 8'995<br />
Total Beiträge an die Stadt <strong>Thun</strong> 11'105 11'165 10'975 11'005<br />
Die Steuerkraft der Stadt <strong>Thun</strong> ist im Vergleich mit den anderen bernischen Gemeinden unterdurchschnittlich.<br />
Im Jahr <strong>2012</strong> beträgt sie voraussichtlich knapp 94 % des kantonalen<br />
Durchschnittes. Deshalb ist die Stadt Empfängerin von Mitteln aus dem horizontalen Finanzausgleich<br />
zwischen den Gemeinden (Disparitätenabbau). Diese Zahlung von 2,1 Mio. Franken<br />
im Jahr <strong>2012</strong> hebt die Kennzahl der Stadt <strong>Thun</strong> auf 95,5 %. Im Planungszeitraum bewegen<br />
sich die Ausgleichszahlungen voraussichtlich zwischen 1,98 <strong>und</strong> 2,17 Mio. Franken jährlich,<br />
immer abhängig von der Entwicklung der Steuerkraft aller Gemeinden.<br />
Die drei Städte Bern, Biel <strong>und</strong> <strong>Thun</strong> erhalten zur teilweisen Abgeltung ihrer überdurchschnittlich<br />
hohen Zentrumslasten jährliche Zuschüsse. Diese werden ab <strong>2012</strong> nur noch durch den<br />
Kanton finanziert. In den Jahren <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> erhält <strong>Thun</strong> dafür jährlich voraussichtlich r<strong>und</strong><br />
9,0 Mio. Franken. Dieser Betrag wird mit FILAG <strong>2012</strong> endlich an die im Jahr 2005 neu erhobenen<br />
<strong>und</strong> seither wiederkehrend ermittelten Lasten angepasst (abzüglich Zentrumsnutzen 7 ,<br />
potenzielle Eigenfinanzierungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Standortvorteile). Im Jahr 2010 sind die effektiven<br />
Zentrumslasten der Stadt <strong>Thun</strong> in den fünf von FILAG umfassten Bereichen auf 11,6<br />
Mio. Franken angewachsen. Zuzüglich der neu mit FILAG <strong>2012</strong> anerkannten Zentrumslast im<br />
Kulturbereich von r<strong>und</strong> 3,2 Mio. Franken ergibt dies eine Zentrumslast von 14,8 Mio. Franken.<br />
Den nicht abgegoltenen Betrag der Zentrumslasten können die Zentrumsstädte im Finanzausgleich<br />
als Steuerkraft mindernden Faktor geltend machen. Die erfreuliche Erhöhung der<br />
pauschalen Abgeltung wird im Rahmen der Gesamtreform von FILAG <strong>2012</strong> jedoch weitgehend<br />
neutralisiert, wie vorangehend ausgeführt.<br />
7 Zentrumsnutzen umfasst nicht abgegoltene Leistungen der Agglomerationsgemeinden für die Zentrumsstadt.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 14
Lastenausgleich<br />
Gestützt auf FILAG leisten alle bernischen Gemeinden Beiträge an die Lastenausgleichssysteme.<br />
Die kostenrelevanten Faktoren sind: Einwohnerzahl, soziodemografische Einstufung,<br />
Anzahl Schüler, Gesamtheit der Lehrerpensen, Schullastenindex 8 , Schulsozialindex 9 , kommunales<br />
ÖV-Angebot. Diese Beiträge sind unabhängig von der jeweiligen Steuerkraft. Die Anteile<br />
berechnen sich aufgr<strong>und</strong> von Prognosen der kantonalen Finanzdirektion. Als neutralisierendes<br />
Gefäss für die finanziellen Auswirkungen von FILAG <strong>2012</strong> auf den Kanton wird der Lastenausgleich<br />
"Neue <strong>Aufgaben</strong>teilung" eröffnet, mit welchem alle Gemeinden mit einem gleichen<br />
Pro-Kopf-Beitrag belastet werden. Die Stadt <strong>Thun</strong> geht von folgenden Zahlungen aus:<br />
in 1000 Fr.<br />
Lastenausgleich <strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
Sozialhilfe 18'317 22'237 22'503 22'204<br />
Familienzulagen 170 171 171 171<br />
Lehrergehälter 13'880 14'508 14'725 14'527<br />
Ergänzungsleistungen 8'883 9'244 9'693 10'035<br />
Öffentlicher Verkehr 6'143 6'099 6'845 7'307<br />
neue <strong>Aufgaben</strong>teilung 3'740 3'749 3'971 3'971<br />
Total Beiträge an den Kanton 51'133 56'008 57'908 58'215<br />
Diese Beiträge ergeben auf die (ebenfalls wachsende) Einwohnerzahl verteilt eine ansteigende<br />
Belastung von insgesamt 1'200 <strong>bis</strong> 1'363 Franken pro Kopf.<br />
Direkt aufgr<strong>und</strong> der Einwohnerzahl leisten die Gemeinden folgende Beiträge:<br />
Lastenausgleich <strong>2012</strong> 2013 2014<br />
in Fr.<br />
<strong>2015</strong><br />
Sozialhilfe 431 522 527 520<br />
Familienzulagen 4 4 4 4<br />
Ergänzungsleistungen 209 217 227 235<br />
Öffentlicher Verkehr 40 41 46 49<br />
neue <strong>Aufgaben</strong>teilung 88 88 93 93<br />
Total Pro-Kopf-Beiträge an den Kanton 772 872 897 901<br />
Beim öffentlichen Verkehr kommt der gemeindespezifische Faktor des kommunalen ÖV-<br />
Angebotes hinzu. Der Beitrag für die Lehrergehälter beruht ab dem Schuljahr <strong>2012</strong>/2013 auf<br />
den Lehrerpensen (für Regelunterricht <strong>und</strong> besondere Massnahmen) <strong>und</strong> der Anzahl Schüler<br />
<strong>und</strong> berücksichtigt die unterschiedliche Belastung der Gemeinden durch (Sozio-)Demografie<br />
<strong>und</strong> Topografie.<br />
Die Entwicklung der Transferzahlungen für die Lastenausgleiche im Einzelnen:<br />
Lastenausgleich Sozialhilfe (Teilprojekt FILAG <strong>2012</strong>)<br />
Bei der individuellen Sozialhilfe wird ab dem Jahr <strong>2012</strong> ein Optimierungsmodell mit verstärktem<br />
Controlling (mit Bonus/Malus <strong>und</strong> Sozialinspektoraten) umgesetzt. Bonus <strong>und</strong> Malus sind<br />
auf Fr. 20.- pro Einwohner begrenzt. Für die Stadt <strong>Thun</strong> liegt in absehbarer Zeit weder ein Bonus<br />
noch ein Malus in Reichweite. In der institutionellen Sozialhilfe erfolgt eine <strong>Aufgaben</strong>trennung<br />
im Alters- <strong>und</strong> Behindertenbereich mit Einführung eines Selbstbehalts von 20 % <strong>und</strong><br />
dem Ausgleich über einen soziodemografischen Zuschuss, dessen Höhe dem Selbstbehalt<br />
der Gemeinden bei einzelnen Angeboten der institutionellen Sozialhilfe entspricht. Die unterschiedlichen,<br />
durch die soziale Struktur der Bevölkerung verursachten finanziellen Belastungen<br />
werden in einem Soziallastenindex pro Gemeinde abgebildet. Der Index wird periodisch<br />
8<br />
Der Schullastenindex (SLI) bildet die topografisch-demografischen Belastungen (Topografie, Siedlungsstruktur, Altersstruktur<br />
der Bevölkerung) ab.<br />
9<br />
Der Schulsozialindex (SSI) bildet die soziodemografischen Belastungen ab (Anteil ausländischer Schüler, Arbeitslosenquote<br />
der Gemeinden, Anteil Gebäude mit niedriger Wohnnutzung, Anteil sesshafter Einwohner mit mehr als 5 Jahren an der gleichen<br />
Adresse)<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 15
aktualisiert. Er berücksichtigt statistisch signifikante Faktoren 10 , die von den Gemeinden nicht<br />
direkt beeinflusst werden können: Bei der Sozialhilfe entsteht für die Stadt <strong>Thun</strong> unter Einbezug<br />
des neuen soziodemografischen Zuschusses gesamthaft eine Entlastung von jährlich 0,2<br />
Mio. Franken.<br />
Lastenausgleich Familienzulagen<br />
Seit 1. Januar 2009 haben auch Nichterwerbstätige Anspruch auf Familienzulagen. Die Finanzierung<br />
erfolgt je hälftig durch den Kanton <strong>und</strong> die Gemeinden. Diese Familienzulagen<br />
entlasten teilweise die Sozialhilfe. Die Gemeinden beteiligen sich in den Jahren <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong><br />
mit jährlich 4 Franken pro Einwohner an den Familienzulagen.<br />
Lastenausgleich Lehrergehälter (Teilprojekt FILAG <strong>2012</strong>)<br />
Die Neue Finanzierung der Volksschule ab 1. August <strong>2012</strong> eröffnet den Gemeinden finanzielle<br />
Steuerungsmöglichkeiten, indem die gewählte Organisation der Schulen für die Gemeinden<br />
neu direkt kostenwirksam wird. Die kantonalen Gr<strong>und</strong>satzentscheide zur Steuerung der Volksschule<br />
unter der neuen Finanzierung stehen noch aus. Über Klasseneröffnungen <strong>und</strong> –<br />
schliessungen entscheidet gemäss neuem Volksschulgesetz gr<strong>und</strong>sätzlich der Gemeinderat.<br />
Der <strong>Thun</strong>er Gemeinderat wird gemeinsam mit den Schulleitungen die neuen Steuerungsmöglichkeiten<br />
evaluieren, sobald die kantonalen Gr<strong>und</strong>satzentscheide bekannt sind. Die neue Finanzierung<br />
der Volksschule führt in <strong>Thun</strong> unter sonst gleichen Bedingungen zu einer Mehrbelastung<br />
von jährlich r<strong>und</strong> 0,3 Mio. Franken. Der Kanton geht von geringen Kostendifferenzen<br />
gegenüber der letztjährigen Planung aus.<br />
Lastenausgleich Ergänzungsleistungen<br />
Die Ergänzungsleistungen (EL) zur AHV <strong>und</strong> IV helfen dort, wo die Renten <strong>und</strong> das Einkommen<br />
den allgemeinen Lebensbedarf nicht decken <strong>und</strong> stellen den Heimaufenthalt sicher. EL<br />
sind ein rechtlicher Anspruch <strong>und</strong> keine Sozialhilfe. Alle Einwohnergemeinden tragen 50 %<br />
der kantonalen Ergänzungsleistungen im Ausmass ihres Anteils an der Gesamtbevölkerung.<br />
Lastenausgleich Öffentlicher Verkehr (ÖV)<br />
Sowohl bei den Betriebsabgeltungen für den Verkehr <strong>und</strong> die Infrastruktur wie auch bezüglich<br />
Investitionen ist auf das Jahr 2014 ein deutlicher Abgeltungsanstieg <strong>und</strong> damit höhere Gemeindebeiträge<br />
zu erwarten. Bei den Betriebsabgeltungen für den Verkehr handelt es sich<br />
primär um Abschreibungsfolgekosten aus Rollmaterialbeschaffungen. Auch bei der Infrastruktur<br />
sind Folgekosten aus Investitionen zu verzeichnen. Die Investitionstätigkeit ist ab 2014 geprägt<br />
durch die Inangriffnahme der Agglomerationsprojekte. Dies führt auch in den darauf folgenden<br />
Jahren zu einem deutlich höheren Investitionsmittelbedarf. Die für den Lastenausgleich<br />
massgebenden Aufwändungen werden zu zwei Dritteln durch den Kanton <strong>und</strong> zu einem<br />
Drittel durch die Gesamtheit der Gemeinden finanziert. Der Anteil der einzelnen Gemeinden<br />
wiederum bestimmt sich zu zwei Dritteln nach ihrem Verkehrsangebot (so genannte ÖV-<br />
Punkte) <strong>und</strong> zu einem Drittel nach ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung des Kantons.<br />
10 Anteil Arbeitslose, Anteil Ausländer, Anteil EL-Bezüger.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 16
Abbildung Wachstum von Steuerertrag <strong>und</strong> Transferzahlungen<br />
180%<br />
170%<br />
160%<br />
150%<br />
140%<br />
130%<br />
120%<br />
110%<br />
100%<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
NFA = Neugestaltung des Finanzausgleiches B<strong>und</strong> / Kantone<br />
StG = Steuergesetzrevision<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 17<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
<strong>2012</strong><br />
2013<br />
Steuerertrag Transferzahlungen<br />
Diese Darstellung zeigt die ungleichen Wachstumsraten von Steuerertrag <strong>und</strong> Transferzahlungen<br />
für die Lastenausgleichsbereiche (LA) der Stadt <strong>Thun</strong>. Das Jahr 2002 stellt die Ausgangslage<br />
dar. Damals haben die LA in <strong>Thun</strong> 39 % des Steuerertrages beansprucht. Durch<br />
die auseinander gehende Entwicklung steigt der Anteil an den LA <strong>bis</strong> ins Jahr 2007 auf 48 %<br />
des Steuerertrages an. Die a. o. hohen Steuereinnahmen im Jahr 2008 <strong>und</strong> 2010 lassen den<br />
Anteil der LA daran auf 47 % bzw. 41 % sinken. Die Auswirkungen der Steuergesetzrevisionen<br />
liessen die Steuereinnahmen im Jahr 2009 bedeutend zurückgehen. Im Jahr 2011 erfolgt<br />
ein erneuter Rückgang. Ab dem Jahr <strong>2012</strong> geht der vorliegende Plan von einer reduzierten<br />
Steueranlage von 1,72 aus mit kontinuierlicher positiver Entwicklung der Steuereinnahmen.<br />
Das Wachstum der Steuereinnahmen vermag aber in diesen Jahren nicht Schritt zu halten mit<br />
der Entwicklung der LA. Die Lücke vergrössert sich wieder deutlich. Im Jahr <strong>2015</strong> flacht das<br />
Wachstum der LA ab.<br />
Obwohl auch die Optimierung der <strong>Aufgaben</strong>teilung Ziel der FILAG-Revision war, muss bezogen<br />
auf die fiskalische Äquivalenz ("wer zahlt, befiehlt") festgestellt werden, dass die Änderungen<br />
in die falsche Richtung gingen. Die Beiträge der Stadt <strong>Thun</strong> an die Lastenausgleichsbereiche<br />
werden in den nächsten Jahren massiv ansteigen, ohne dass die Stadt im gleichen<br />
Ausmass mehr Einfluss auf die Steuerung dieser Ausgaben erhält. Bei der Finanzierung der<br />
Volksschule ist zu hoffen, dass die noch nicht bekannten Rahmenbedingungen des Kantons,<br />
den versprochenen finanziellen Spielraum tatsächlich ermöglichen.<br />
2.6 Harmonisiertes Rechnungsmodell 2 (HRM2)<br />
píd=<br />
kc^=<br />
Die Bernischen Gemeinden arbeiten mit dem bewährten Harmonisierten Rechnungsmodell<br />
(HRM), welches in den 1970er Jahren entwickelt wurde. Neuere Entwicklungen (wie z. B. die<br />
Nachfrage nach einer Kostenrechnung, der verstärkte Bedarf nach Konsolidierungsvorschriften,<br />
die Einführung von Public Management <strong>und</strong> die internationalen Rechnungslegungsstandards)<br />
werden darin nicht abgebildet. Die Weiterentwicklung des Modells HRM2 wird als wichtiger<br />
Schritt hin zur Haushaltführung der öffentlichrechtlichen Körperschaften nach betriebswirtschaftlichen<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen der Privatwirtschaft verstanden. HRM2 weist im Vergleich zur<br />
heutigen Praxis gr<strong>und</strong>legende Unterschiede auf. Der Kontenrahmen wird völlig neu gestaltet,<br />
die heutige Abschreibungspraxis (degressiv 10 % vom Restbuchwert) durch lineare Abschreibungen<br />
je nach Lebensdauer ersetzt. Die Veränderungen beeinflussen den Abschreibungs-<br />
2014<br />
<strong>2015</strong>
aufwand der Gemeinden. Eine einmalige Übergangsbelastung von HRM2 bei den Abschreibungen<br />
wird in der Rechnung der Stadt <strong>Thun</strong> bei Bedarf durch Entnahmen aus der Spezialfinanzierung<br />
Investitionen <strong>und</strong> Immobilienkäufe abgefedert werden können.<br />
Nachdem der Kanton während jahrelanger, aufwändiger Vorarbeiten - auch seitens der Gemeinden<br />
- stets kommuniziert hatte, die Einführung eines überarbeiteten Rechnungsmodells<br />
sei gesichert, stellte die Justiz-, Gemeinde- <strong>und</strong> Kirchendirektion (JGK) das Projekt Mitte April<br />
2011 überraschend gr<strong>und</strong>sätzlich zur Diskussion. Die JGK begründete dies mit der Frage<br />
nach Mehrwert kontra Mehraufwand HRM2 <strong>und</strong> dem Hinweis auf die insgesamt gute Finanzlage<br />
der bernischen Gemeinden, die das Funktionieren der bestehenden Instrumente belegten.<br />
Das Ergebnis der Vernehmlassung zu HRM2 bei den Gemeinden ist zum Zeitpunkt der Erstellung<br />
des vorliegenden Planes nicht bekannt. Die Stadt <strong>Thun</strong> erwartet nach der neuesten Entwicklung<br />
im Planungszeitraum <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> keine Änderungen der Rechnungslegungsvorschriften.<br />
Die Vorbereitungsarbeiten für HRM2 sind bei allen Gemeinden aufwändig. Sollte<br />
HRM2 für die Einwohnergemeinden, wie vom Kanton vorgesehen, auf den 1. Januar 2016<br />
eingeführt werden, ist mit Vorbereitungen für die Anlagebuchhaltung <strong>und</strong> Anpassungen am<br />
Buchhaltungsprogramm bereits im Jahr 2014 zu rechnen.<br />
3. Innere Rahmenbedingungen<br />
3.1 Rechnung 2010<br />
Die Stadt <strong>Thun</strong> weist für das Jahr 2010 ein sehr gutes Rechnungsergebnis aus bei einer<br />
Steueranlage von 1,74. Die Selbstfinanzierung ist mit r<strong>und</strong> 31 Mio. Franken aussergewöhnlich<br />
hoch. Für Investitionen wurden 16,6 Mio. Franken ausgegeben, r<strong>und</strong> 7 Mio. Franken weniger<br />
als geplant. Folgende Ereignisse haben das Ergebnis der Jahresrechnung 2010 wesentlich<br />
beeinflusst:<br />
Die Steuererträge übertreffen den Budgetwert um 7,4 Mio. Franken. Hauptsächlich verursacht<br />
ist dies durch höhere Einkommens- <strong>und</strong> Vermögenssteuern von natürlichen Personen.<br />
Diese sind um 3,3 Mio. Franken oder 4 % höher als veranschlagt. Ein Mehrertrag von<br />
2,3 Mio. Franken oder 26 % bei den Gewinn- <strong>und</strong> Kapitalsteuern von juristischen Personen<br />
ist Firmen zu verdanken, die gegenüber dem Vorjahr einen massiv höheren Gewinn ausweisen.<br />
Erfreulicherweise um 1,5 Mio. Franken tiefer als erwartet sind die Abschreibungen<br />
<strong>und</strong> Wertberichtigungen auf Steuerforderungen.<br />
Der Aufwand der Direktion Soziales liegt v. a. infolge geringerer Sozialhilfeausgaben <strong>und</strong><br />
tiefer ausfallenden Beiträgen an Institutionen 1,8 Mio. Franken unter dem budgetierten<br />
Wert.<br />
Zum guten Ergebnis tragen auch die infolge geringerer Investitionsausgaben um 1,2 Mio.<br />
Franken tieferen gesetzlichen Mindestabschreibungen beim Steuerhaushalt bei.<br />
Die gute finanzielle Ausgangslage ermöglicht eine zusätzliche Einlage von 1,0 Mio. Franken<br />
im Rahmen der reglementarisch vorgesehenen Bandbreite in die Spezialfinanzierung<br />
Werterhalt Liegenschaften Finanzvermögen.<br />
Der kantonale Finanz- <strong>und</strong> Lastenausgleich (FILAG): Die Beiträge an die Lastenausgleichssysteme<br />
von insgesamt 45,5 Mio. Franken fallen um 0,8 Mio. Franken geringer aus<br />
als erwartet, die Zahlung aus dem Finanzausgleich liegt wegen der stärkeren Steuerkraft<br />
der Stadt um 0,5 Mio. Franken unter dem budgetierten Wert.<br />
Der neue Vertrag mit dem Kanton für die Leistungen der Polizei <strong>Thun</strong> verbessert die<br />
Rechnung gegenüber dem Budget um 0,5 Mio. Franken.<br />
Auch der gegenüber dem Budget um 0,7 Mio. Franken geringere restliche Nettoaufwand<br />
bei der Direktion Präsidiales <strong>und</strong> Finanzen verbessert das Ergebnis.<br />
Das positive Ergebnis nach ordentlichen Abschreibungen ermöglicht eine Rückstellung von<br />
6,0 Mio. Franken für das geplante neue Parkhaus im Schlossberg sowie zusätzliche freiwillige<br />
Abschreibungen von insgesamt 5,1 Mio. Franken auf dem Verwaltungsvermögen.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 18
3.2 Voranschlag 2011<br />
Der Voranschlag 2011 der Stadt <strong>Thun</strong> basiert auf einer unveränderten Steueranlage von 1,74<br />
Einheiten. Die Liegenschaftssteuer beträgt unverändert 1,2 ‰ der amtlichen Werte. Der Voranschlag<br />
schliesst bei einem Umsatz von 274 Mio. Franken mit einem ausgeglichenen Ergebnis<br />
ab. Folgende Ereignisse beeinflussen das Ergebnis des Voranschlages 2011 wesentlich:<br />
Die Steuergesetzrevision wirkt sich aus: Der Nettosteuerertrag beträgt im Jahr 2011 r<strong>und</strong><br />
102 Mio. Franken oder 2'414 Franken pro Kopf der Bevölkerung. Die Steuerzahlenden<br />
werden wie bereits vor zwei Jahren erneut spürbar entlastet. Durch die beiden kantonalen<br />
Steuergesetzrevisionen sinken die Gemeindesteuern in <strong>Thun</strong> insgesamt um r<strong>und</strong> 10 %.<br />
Die Stadt <strong>Thun</strong> muss dadurch aber Ertragseinbussen von jährlich wiederkehrend mehr als<br />
8 Mio. Franken verkraften.<br />
Stabiler Personalaufwand: Der Lohnaufwand liegt um 0,3 Mio. Franken oder 0,5 % unter<br />
dem Vorjahreswert, was vor allem auf den geringeren Aufwand für die Pensionskasse zurückzuführen<br />
ist.<br />
Wiederum starker Anstieg der Beiträge an den Kanton: Gegenüber 2009 steigen die Beiträge<br />
an die durch übergeordnete Gesetzgebung geregelten <strong>Aufgaben</strong>bereiche Sozialhilfe,<br />
Ergänzungsleistungen, öffentlicher Verkehr, Bildung <strong>und</strong> Familienzulagen insgesamt um<br />
2,2 Mio. Franken an <strong>und</strong> betragen gesamthaft 46 Mio. Franken. Fast die Hälfte der Gemeindesteuern<br />
ist für diese Beiträge reserviert.<br />
Hohe Investitionsausgaben: Die Nettoinvestitionen betragen r<strong>und</strong> 23 Mio. Franken. Die<br />
grössten Einzelprojekte sind die Sanierung des Pestalozzischulhauses <strong>und</strong> der Uferweg<br />
Bahnhof-Schadau. Die Renovation des Pestalozzischulhauses beginnt im August <strong>2012</strong>,<br />
zum Schulbeginn 2014/<strong>2015</strong> werden die Schulklassen ins sanierte Schulhaus Pestalozzi<br />
zurückkehren. Die Erlöse aus Liegenschaftsverkäufen der Stadt betragen 14 Mio. Franken<br />
(Verkauf Blümlimatte <strong>und</strong> Lachenwiese). Die Investitionen können im Jahr 2011 vollständig<br />
selbst finanziert werden, der Selbstfinanzierungsgrad beträgt 103 %. Wird diese Kennzahl<br />
jedoch ohne Gr<strong>und</strong>stückverkäufe berechnet, ergibt sich ein ungenügender Wert von 43%.<br />
Die revidierte Hochrechnung für 2011 per Anfang Juli 2011 geht von einer Steigerung des<br />
Steuerertrages um 4,5 Mio. Franken aus. Die Nettoinvestitionen werden im laufenden Jahr<br />
voraussichtlich 18,0 Mio. Franken betragen, r<strong>und</strong> 5 Mio. Franken oder 22 % weniger als veranschlagt.<br />
Die Ausgaben für den baulichen Unterhalt am Verwaltungsvermögen (zu Lasten<br />
einer Spezialfinanzierung) fallen gemäss Hochrechnung vom Mai 2011 um 1 Mio. Franken<br />
höher aus als budgetiert.<br />
3.3 Voranschlag <strong>2012</strong><br />
Die finanziellen Auswirkungen von FILAG <strong>2012</strong> ergeben für <strong>Thun</strong> eine Entlastung von 1,1 Mio.<br />
Franken. Diese Entlastung wird in Form einer Steuersenkung um 0,2 Steueranlagezehntel an<br />
die Steuerzahlenden weitergegeben.<br />
Der Voranschlag <strong>2012</strong> ist ausgeglichen <strong>und</strong> basiert auf einer reduzierten Steueranlage von<br />
1,72 Einheiten. Die Liegenschaftssteuer beträgt unverändert 1,2 ‰ der amtlichen Werte.<br />
Der Steuerertrag nimmt gegenüber der Rechnung 2010 nach Abzug der Steuerabschreibungen<br />
um 1,1 Mio. Franken <strong>und</strong> gegenüber dem Voranschlag 2011 um 8,4 Mio. Franken<br />
zu.<br />
Die voraussichtlichen Buchgewinne von 0,5 Mio. Franken aus Liegenschaftsverkäufen der<br />
Stadt sind erfolgsneutral budgetiert (Einlage in die Spezialfinanzierung Investitionen <strong>und</strong><br />
Immobilienkäufe).<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 19
Der Personalaufwand beträgt 56,9 Mio. Franken <strong>und</strong> liegt 2,2 Mio. Franken über dem Wert<br />
von 2011. R<strong>und</strong> die Hälfte des Anstiegs entfällt auf Personalkosten im Asylbereich, welche<br />
der Stadt durch Beiträge des Kantons zurückerstattet werden <strong>und</strong> den Steuerhaushalt somit<br />
nicht belasten. Die andere Hälfte betrifft hauptsächlich individuelle Lohnerhöhungen.<br />
Die Teuerungszulage ist mit 1,0 % budgetiert.<br />
Der Sachaufwand liegt mit 38,3 Mio. Franken wegen geringerer Ausgaben für den baulichen<br />
Unterhalt um 1,5 Mio. Franken unter dem Vorjahreswert.<br />
Im Jahr <strong>2012</strong> erwartet <strong>Thun</strong> 11,1 Mio. Franken aus dem Finanzausgleich (Disparitätenabbau<br />
<strong>und</strong> pauschale Abgeltung der Zentrumslasten).<br />
Gegenüber 2010 steigen die Beiträge an die durch übergeordnete Gesetzgebung geregelten<br />
<strong>Aufgaben</strong>bereiche Sozialhilfe, Ergänzungsleistung, öffentlicher Verkehr, Bildung, Familienzulagen<br />
<strong>und</strong> Neue <strong>Aufgaben</strong>teilung insgesamt um 5,6 Mio. Franken an <strong>und</strong> betragen<br />
51,1 Mio. Franken.<br />
Die Nettoinvestitionen <strong>2012</strong> ins Verwaltungsvermögen betragen 18,1 Mio. Franken <strong>und</strong><br />
können vollständig selbstfinanziert werden. Der Finanzierungsüberschuss beträgt 2,1 Mio.<br />
Franken. Unter Einbezug der geplanten Anlagen (netto) ins Finanzvermögen resultiert ein<br />
Fremdkapitalbedarf von 0,9 Mio. Franken.<br />
3.4 Strategie Stadtentwicklung<br />
Der Gemeinderat hat im Jahr 2009 die "Strategie Stadtentwicklung" 11 verabschiedet. Sie wird<br />
jährlich aktualisiert, letztmals im August 2010. Die Strategie Stadtentwicklung hält die längerfristigen<br />
Ziele der Entwicklung fest <strong>und</strong> ist das übergeordnete Führungsinstrument der Stadt<br />
<strong>Thun</strong>. Die Teilstrategien sind:<br />
Attraktives Wohnen fördern<br />
Verantwortungsvoll zusammenleben<br />
Wirtschaftsstandort <strong>und</strong> Wertschöpfung stärken<br />
Touristisches Angebot verbessern<br />
Innenstadt lebendig erhalten<br />
Stadt nach innen entwickeln <strong>und</strong> erneuern<br />
Natur <strong>und</strong> Landschaft nachhaltig fördern<br />
Städtische Mobilität effizient <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lich bewältigen<br />
Städtischen Energiebedarf umweltfre<strong>und</strong>lich decken<br />
Bildungsangebot ausbauen<br />
Kulturangebot stärken<br />
Räume für Bewegung <strong>und</strong> Sport anbieten<br />
Stadt in der Agglomeration stärken<br />
Finanziellen Spielraum nachhaltig verbessern<br />
11 Die Einzelheiten zur Strategie Stadtentwicklung <strong>und</strong> den Schlüsselaufgaben sind abrufbar unter<br />
http://www.thun.ch/de/stadtverwaltung/aemter-neu/planungsamt/stadtentwicklung/strategie-stadtentwicklung.html =<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 20
3.5 Legislaturziele 2011 <strong>bis</strong> 2014<br />
Abgestimmt auf die Strategie Stadtentwicklung haben Gemeinderat <strong>und</strong> Stadtrat zum Legislaturbeginn<br />
ihre Ziele festgelegt. Sie bestimmen dadurch, was in den nächsten vier Jahren politisch<br />
erreicht werden soll. Die Legislaturziele ermöglichen dem Gemeinderat <strong>und</strong> der Verwaltung<br />
eine mittelfristige <strong>und</strong> vernetzte Planung, setzen die politischen Schwerpunkte <strong>und</strong> definieren<br />
konkrete Ziele <strong>und</strong> Massnahmen, welche im Zeitraum der 4-jährigen Legislaturperiode<br />
umgesetzt werden sollen. Die Legislaturziele für die Jahre 2011 <strong>bis</strong> 2014 umfassen die folgenden<br />
9 Bereiche:<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Promotion Arbeitsstandort ESP <strong>Thun</strong>-Nord/Steffisburg<br />
Bypass <strong>Thun</strong>-Nord mit Begleitprojekten<br />
Arealentwicklung ESP Bahnhof <strong>Thun</strong><br />
Urbane Stadtentwicklung im Areal Bahnhof West<br />
Qualitätsvolle Stadterweiterung im Raum <strong>Thun</strong> Südwest<br />
Förderung einer nachhaltigen Energienutzung <strong>und</strong> -versorgung<br />
Kunsteisbahn <strong>Thun</strong> (<strong>und</strong> Arealentwicklung Grabengut)<br />
Parkhaus Schlossberg mit weiterer Vervollständigung des Parkhausrings <strong>und</strong> flankierenden<br />
Massnahmen <strong>und</strong> Weiterentwicklung Schlossmuseum<br />
Realisierung neues Feuerwehrmagazin (inkl. Stützpunkt Regionale Rettungsdienste)<br />
Soweit die Legislaturziele quantifizierbar sind, sind die finanziellen Auswirkungen in der vorliegenden<br />
Planung berücksichtigt, v. a. erkennbar im Investitionsprogramm.<br />
3.6 Planungsannahmen Produktegruppen<br />
Nachfolgend werden grössere Veränderungen in den Produktegruppen erwähnt.<br />
3.6.1 Direktion Präsidiales <strong>und</strong> Finanzen<br />
Rechnungskreis Stadtfinanzen<br />
Diverse Beiträge<br />
Die pauschale Abgeltung der Zentrumslasten von <strong>Thun</strong> beträgt in allen Planjahren 8,995 Mio.<br />
Franken. Darin enthalten ist neu eine Abgeltung der Zentrumslasten im Kulturbereich der<br />
Stadt. Die Erhöhung um 5,1 Mio. Franken gegenüber dem Vorjahr wird im Rahmen des Gesamtpaketes<br />
von FILAG <strong>2012</strong> weitgehend neutralisiert; die Entlastung vom Jahr 2011 auf das<br />
Jahr <strong>2012</strong> beträgt lediglich r<strong>und</strong> 1,1 Mio. Franken.<br />
Aus dem direkten Finanzausgleich unter den bernischen Gemeinden erwartet die Stadt <strong>Thun</strong><br />
von <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> jährlich Zahlungen zwischen 1,9 <strong>und</strong> 2,1 Mio. Franken. Näheres zum Finanzausgleich<br />
ist in Kapitel 2.5 FILAG zu finden.<br />
Wachstumsraten Steuerertrag Stadt <strong>Thun</strong><br />
Natürliche Personen: <strong>2012</strong>* 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
Einkommenssteuern 4.1 % 3.1 % 2.6 % 2.4 %<br />
Vermögenssteuern 5.1 % 5.1 % 5.1 % 5.1 %<br />
Juristische Personen:<br />
Gewinnsteuern 25.4 % 6.0 % 5.0 % 3.0 %<br />
Kapitalsteuern -66.8 % 5.9 % 5.1 % 3.4 %<br />
* gegenüber Rechnung 2010<br />
Die Prognosen bei den natürlichen Personen beruhen auf der Beobachtung der neuesten verfügbaren<br />
Daten, d. h. die 1. Steuerrate 2011, <strong>und</strong> auf der Basis der Steuereinnahmen des Jahres<br />
2010. Eingerechnet sind die Auswirkungen der Steuergesetzrevision 2011. Die Einkom-<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 21
menssteuern sind für die Stadt <strong>Thun</strong> die bedeutendste Steuerart. Ihr Anteil an den gesamten<br />
Steuereinnahmen der Gemeinde beträgt r<strong>und</strong> zwei Drittel. Jeder elfte Steuerfranken in <strong>Thun</strong><br />
wird durch Gewinn- <strong>und</strong> Kapitalsteuern von juristischen Personen erzielt. Die Planwerte berücksichtigen<br />
die Konjunkturprognosen <strong>und</strong> die von den grössten Steuerzahlenden gegenüber<br />
der Steuerverwaltung geäusserten Erfolgserwartungen. Für Abschreibungen <strong>und</strong> Wertberichtigungen<br />
auf Steuerguthaben rechnet die Stadt jährlich 1,2 Mio. Franken ein. Der Wert eines<br />
einzelnen Steueranlagezehntels in <strong>Thun</strong> betrug im Jahr 2010 r<strong>und</strong> 5,4 Mio. Franken.<br />
Abbildung Steuerkraft im Städtevergleich (Indexstand 100 = Kantonsdurchschnitt)<br />
NPMKMM<br />
NORKMM<br />
NOMKMM<br />
NNRKMM<br />
NNMKMM<br />
NMRKMM<br />
NMMKMM<br />
VRKMM<br />
VMKMM<br />
URKMM<br />
UMKMM<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
_Éêå _áÉä qÜìå _ìêÖÇçêÑ i~åÖÉåíÜ~ä<br />
Die Steuerkraft ist in <strong>Thun</strong> seit Jahren unterdurchschnittlich. Die obige Grafik zeigt den harmonisierten<br />
Steuerertragsindex (HEI) der fünf grössten bernischen Städte der Jahre 2008 <strong>bis</strong><br />
2010. <strong>Thun</strong> liegt deutlich unter dem Durchschnitt aller bernischen Gemeinden (Index 100) <strong>und</strong><br />
belegt den letzten Rang im Vergleich der fünf dargestellten Städte. Deshalb erhielt <strong>Thun</strong> in<br />
den letzten Jahren regelmässig den absolut gesehen höchsten Frankenbeitrag aus dem solidarischen<br />
Disparitätenabbau der bernischen Gemeinden.<br />
Die kantonalen Steuerprognosen basieren auf einem optimistischen Szenario für die Entwicklung<br />
der Kantonssteuern. Unverständlicherweise gehen die kantonalen Prognosen des Finanzausgleiches<br />
nicht von den gleichen Annahmen aus. Das erschwert den Gemeinden eine<br />
Prognose der Entwicklung ihrer individuellen Steuerkraft. Die Finanzverwaltung der Stadt<br />
<strong>Thun</strong> geht für die Planjahre <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> von einem stabilen HEI zwischen 94 <strong>und</strong> 95 aus,<br />
also keiner erheblichen Verbesserung der Steuerkraft im Vergleich zu anderen Gemeinden in<br />
diesem Zeitraum.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 22
Einlagen in Mio. Fr.<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Spezialfinanzierung Investitionen <strong>und</strong> Immobilienkäufe<br />
Diese Spezialfinanzierung (SF) wird aus Buchgewinnen aus Verkäufen von Liegenschaften,<br />
Beteiligungen <strong>und</strong> Baurechten gespeist. Die von Jahr zu Jahr schwankenden Buchgewinne<br />
sind durch die jeweilige Einlage in die SF erfolgsneutral für die Laufende Rechnung. In den<br />
Jahren <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> rechnet die Stadt mit insgesamt 1,5 Mio. Franken an Buchgewinnen aus<br />
Liegenschaftsverkäufen. Von den geplanten Buchgewinnen für das Jahr 2011 ist <strong>bis</strong>her nur<br />
der Buchgewinn Blümlimatte realisiert. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt unbestimmbar, wann das<br />
Hotel Lachenwiese realisiert wird <strong>und</strong> der Verkauf des städtischen Gr<strong>und</strong>stückes erfolgt. Der<br />
Bestand der SF beträgt per Ende <strong>2015</strong> voraussichtlich 71,5 Mio. Franken.<br />
Abbildung Entwicklung <strong>und</strong> Bestand der Spezialfinanzierung Investitionen <strong>und</strong> Immobilienkäufe<br />
Rückstellung 6,0 Mio. Parkhaus<br />
diverse 3,7 Mio. VKT<br />
MKQ<br />
NQKM<br />
Blümlimatte 9,5 Mio.<br />
Areal Lachenwiese 4 Mio.<br />
diverse 0,5 Mio.<br />
MKR<br />
2009 2010 2011 <strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 23<br />
MKR<br />
_Éëí~åÇ=TNIR=jáçK<br />
Einlage Buchgewinne<br />
Entnahme<br />
Bestand (Skala rechts)<br />
Diese Spezialfinanzierung kann verwendet werden für:<br />
J neue Investitionen <strong>und</strong> Investitionsbeiträge Verwaltungsvermögen<br />
J Kauf von Liegenschaften, wertvermehrenden Unterhalt Liegenschaften Finanzvermögen<br />
J zusätzliche Abschreibungen auf Liegenschaften Verwaltungsvermögen<br />
im Ausnahmefall zusätzlich für:<br />
J Dotierung der Spezialfinanzierung baulicher Unterhalt<br />
J Dotierung der Spezialfinanzierung Werterhalt Liegenschaften Finanzvermögen<br />
J Ausgleich von Rechnungsdefiziten<br />
J Bildung von Eigenkapital<br />
Im Zeitraum <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> ist keine Entnahme aus dieser SF eingeplant. Die einmaligen Belastungen,<br />
die durch die mögliche Einführung des neuen Rechnungsmodells HRM2 voraussichtlich<br />
im Jahr 2016 entstehen werden (Abschreibung des Altbestandes innert relativ kurzer<br />
Frist) können durch diese Spezialfinanzierung aufgefangen werden.<br />
MKR<br />
MKM<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Bestand in Mio. Fr.
30.0<br />
25.0<br />
20.0<br />
15.0<br />
10.0<br />
5.0<br />
0.0<br />
Spezialfinanzierung baulicher Unterhalt Verwaltungsvermögen<br />
Mittelfristige Prognosen eines Etats der Grösse einer Stadt <strong>Thun</strong> sind mit zahlreichen Unsicherheiten<br />
verb<strong>und</strong>en. Für den Zeitraum 2001 <strong>bis</strong> 2010 beträgt der nachträglich festgestellte<br />
Prognosefehler (Budget zu Rechnung) auf dem baulichen Unterhalt jährlich durchschnittlich<br />
15 %, d. h. mit regelmässig zu hohen Ausgabeerwartungen. Auf eine Korrektur dieses beobachteten<br />
Prognosefehlers auf dem bottom-up ermittelten baulichen Unterhalt am Verwaltungsvermögen<br />
verzichtet dieser Plan. Grossprojekte wie z. B. die Sanierung des Schulhauses<br />
Pestalozzi <strong>und</strong> die Gesamtsanierung der Allmendstrasse sind im vorliegenden 4-Jahres-<br />
Paket festgesetzte Vorhaben, die einen höheren Realisierungsgrad erwarten lassen.<br />
Die Ausgaben für den baulichen Unterhalt an Liegenschaften <strong>und</strong> Strassen des Verwaltungsvermögens<br />
betragen in den Jahren <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> r<strong>und</strong> 43 Mio. Franken. Ein Drittel davon ist<br />
für den Unterhalt von Verkehrsanlagen reserviert. Insbesondere die vorgenannte Sanierung<br />
der Allmendstrasse <strong>und</strong> die Sanierung verschiedener Unterführungen schlagen hier zu Buche.<br />
Ein weiterer Drittel des baulichen Unterhaltes ist für den Unterhalt von Schulanlagen vorgesehen,<br />
insbesondere für das Schulhaus Pestalozzi. Geplant ist, die Ausgaben grösstenteils aus<br />
der Laufenden Rechnung zu bestreiten. Die Spezialfinanzierung ermöglicht eine geglättete Belastung<br />
der Laufenden Rechnung. Deshalb sind in den Jahren 2013 <strong>und</strong> <strong>2015</strong> mit vergleichsweise<br />
tiefen bzw. hohen Bauausgaben angepasste Einlagen in die Spezialfinanzierungen geplant,<br />
um die Spitzen bzw. Tiefen zu brechen. Im Jahr <strong>2012</strong> ist eine zusätzliche Einlage von 2<br />
Mio. Franken geplant, um die höheren Bauausgaben des Vorjahres 2011 zu kompensieren.<br />
Der Bestand der SF beträgt Ende der Planperiode r<strong>und</strong> 18 Mio. Franken.<br />
Abbildung Entwicklung <strong>und</strong> Bestand der Spezialfinanzierung baulicher Unterhalt Verwaltungsvermögen<br />
(in Mio. Fr.)<br />
UKU<br />
2010<br />
7.2<br />
VKQ<br />
Hochrechnung 2011<br />
Baulicher Unterhalt 2010 - <strong>2015</strong><br />
12.1<br />
NNKN<br />
<strong>2012</strong><br />
9.1<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 24<br />
NNKU<br />
2013<br />
7.3<br />
VKV<br />
2014<br />
10.4<br />
NMKR<br />
<strong>2015</strong><br />
16.5<br />
Einlage<br />
Bauausgaben<br />
Bestand
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Spezialfinanzierung Werterhalt Liegenschaften Finanzvermögen<br />
Diese SF stellt Mittel für den Unterhalt der Liegenschaften des Finanzvermögens bereit. Gespeist<br />
wird sie zu Lasten der Laufenden Rechnung nach Massgabe der Gebäudeversicherungswerte.<br />
Damit soll der Liegenschaftsunterhalt unabhängig von der finanziellen Lage nach<br />
betriebswirtschaftlichen Kriterien gewährleistet sein. Der Bestand der SF darf 20 % der gesamten<br />
Gebäudeversicherungswerte nicht übersteigen. Derzeit entspricht diese Limite r<strong>und</strong> 20<br />
Mio. Franken.<br />
Abbildung Entwicklung <strong>und</strong> Bestand der Spezialfinanzierung Werterhalt Liegenschaften<br />
Finanzvermögen (in Mio. Fr.)<br />
2.0<br />
2010<br />
0.4<br />
1.0<br />
Hochrechnung 2011<br />
0.6<br />
1.0 1.0<br />
1.0<br />
1.0<br />
0.8<br />
<strong>2012</strong><br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 25<br />
2013<br />
2.0<br />
2014<br />
2.0<br />
<strong>2015</strong><br />
2.0<br />
Einlage nach Versicherungswerten<br />
Baulicher Unterhalt<br />
Bestand<br />
Seit der Gründung der Spezialfinanzierung werden jährlich gleichmässig r<strong>und</strong> 1 Mio. Franken<br />
eingelegt. Der gute Rechnungsabschluss 2010 ermöglichte eine Verdoppelung dieser Einlage.<br />
Der in den Vorjahren geäufnete Bestand wird durch die geplante Gesamtsanierung der Siedlung<br />
Forstweg Lerchenfeld ab dem Jahr 2013 stark reduziert. Die Entnahmen übersteigen ab<br />
dann die geplanten jährlichen Einlagen - gemäss Reglement mindestens 1 % des Gebäudeversicherungswertes<br />
- so dass der Bestand der Spezialfinanzierung per Ende <strong>2015</strong> noch 1,0<br />
Mio. Franken beträgt.<br />
Exkurs: Spezialfinanzierungen<br />
Spezialfinanzierungen halten nicht wie eine Kasse einen Geldbestand bereit, sondern stellen<br />
wie eine buchhalterische Rückstellung eine Möglichkeit zur erfolgswirksamen Beeinflussung<br />
der Laufenden Rechnung dar. Entnahmen tragen deshalb auch nicht zur besseren Selbstfinanzierung<br />
bei. Auch grössere Bestände in Spezialfinanzierungen können dieses für die Stadt<br />
<strong>Thun</strong> vordringliche Problem nicht lösen. Mangelnde Selbstfinanzierung führt zu Mehrverschuldung,<br />
wenn die Investitionen nicht durch den Abbau von Finanzvermögen, z. B. durch Liegenschaftsverkäufe,<br />
finanziert werden können.
Dienstleistungen für Politik<br />
Gegenüber einem Nichtwahljahr ergeben sich im Jahr 2014 für die Kantons- <strong>und</strong> Gemeindewahlen<br />
Mehrausgaben von r<strong>und</strong> 250'000 Franken <strong>und</strong> im Jahr <strong>2015</strong> für die eidgenössischen<br />
Wahlen Mehrausgaben von r<strong>und</strong> 150'000 Franken.<br />
Das Stadtarchiv wird ab <strong>2012</strong> vom <strong>Thun</strong>erhof in neue Räumlichkeiten an der Industriestrasse<br />
2 ziehen. Diese Räume bieten bessere Bedingungen zur Aufbewahrung historischer Dokumente.<br />
Personelles<br />
Der Deckungsgrad der städtischen Pensionskasse hat sich weiter verbessert. Per Ende 2010<br />
beträgt er 97,3 %. Dies wird sich auf die Verzinsung des Fehlbetrags <strong>und</strong> die Arbeitgeberaufwände<br />
bei Einzelaustritten positiv auswirken. Die weitere Entwicklung der Finanzmärkte beeinflusst<br />
den Deckungsgrad.<br />
Für die Überzeit- <strong>und</strong> Ferienguthaben der Mitarbeitenden der Verwaltung besteht eine Rückstellung<br />
von 1,77 Mio. Franken. Dieser Wert wird in der <strong>Finanzplan</strong>ung unverändert weitergeführt,<br />
d. h. es wird weder mit einer wesentlichen Auflösung noch einer Erhöhung der Guthaben<br />
gerechnet.<br />
Bei der AHV-Zweigstelle der Stadt <strong>Thun</strong> ist bekanntlich das Zuschussdekret per 1. Januar<br />
2011 nicht ausser Kraft gesetzt worden. Wie hoch die Ausgaben bzw. die Einnahmen in diesem<br />
Bereich sein werden, ist im heutigen Zeitpunkt nicht abzuschätzen. In der Budgetierung<br />
gehen wir von den <strong>bis</strong>herigen Werten aus.<br />
Finanzverwaltung<br />
Die bernischen Einwohnergemeinden arbeiten ab 1. Januar 2016 voraussichtlich mit dem<br />
überarbeiteten Rechnungsmodell HRM2 (siehe Kapitel 2.6). Die umfangreichen Vorbereitungsarbeiten<br />
für die Anlagebuchhaltung werden in den kommenden Jahren v. a. die Finanzverwaltung<br />
<strong>und</strong> die Direktion Bau <strong>und</strong> Liegenschaften betreffen.<br />
Informatik<br />
Seit dem Jahr 2006 setzt die Stadtverwaltung an den PC-Arbeitsplätzen Office-2003 / Windows<br />
XP ein. Diese Produktepalette wird aktualisiert. Abgestimmt auf die zahlreichen Fachapplikationen<br />
müssen fast zwingend weiterhin Microsoft-Produkte eingesetzt werden, im speziellen<br />
nun Office-2010 <strong>und</strong> Windows 7. Die Migration ist für das Jahr <strong>2012</strong> vorgesehen. Laufend<br />
überprüfen die Informatikdienste das Angebot im Open Source-Umfeld. Die stetig steigenden<br />
Ansprüche an eine höhere Mobilität <strong>und</strong> Verfügbarkeit (iPhone / Smartphone, Home-<br />
Arbeitsplatz, Verfügbarkeit 7 x 24 h) benötigen weitere finanzielle Mittel. Insbesondere gilt dies<br />
bezüglich Sicherheitsvorkehrungen.<br />
Die Systemplattformen <strong>und</strong> Datenspeicher werden weiter virtualisiert bzw. zusammengefasst.<br />
Eine erste Tranche von 290'000 Franken wurde im Jahr 2010 ausgelöst. Insgesamt sind für<br />
neue Informationstechnologien weitere Investitionen von 600'000 Franken eingeplant.<br />
Bei der Fachapplikation KLIB (Klienteninformationssystem Sozialdienste) ist in den Jahren<br />
2013/2014 ein umfassender Release-Wechsel angekündigt. Das Investitionsprogramm enthält<br />
die veranschlagten Kosten (Richtofferte von 400'000 Franken).<br />
Ein stadtweit einheitliches Ablage- <strong>und</strong> Archivierungskonzept für elektronische Dokumente<br />
steht weiterhin auf der Warteliste des Investitionsprogramms.<br />
Abteilung Stadtmarketing<br />
Die Marketingaktivitäten sollen stetig optimiert <strong>und</strong> durch neue, innovative Aktionen ergänzt<br />
werden. Ziel ist, die Stadt <strong>und</strong> Agglomeration <strong>Thun</strong> als attraktiven Wohn- <strong>und</strong> Wirtschaftsstandort<br />
zu positionieren. Damit soll einerseits das angestrebte qualitative Wachstum der<br />
Wohnbevölkerung erreicht werden <strong>und</strong> andererseits auch die wirtschaftliche Entwicklung im<br />
Wirtschaftsraum <strong>Thun</strong> gefördert - <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en die Ansiedelung von neuen <strong>und</strong> nachhaltigen<br />
Arbeitsplätzen ermöglicht werden. Zu den Schwerpunkten gehören:<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 26
Promotion des Wirtschaftsparks <strong>Thun</strong> Schoren zur Ansiedlung neuer Unternehmen.<br />
Entwicklung des ESP <strong>Thun</strong> Nord für künftige wirtschaftliche Nutzung. Koordinierte<br />
Vermarktung der frei werdenden Areale.<br />
Halten des Grossanlasses thunerSeespiele. In Zusammenarbeit mit den KK<strong>Thun</strong>-<br />
Verantwortlichen <strong>und</strong> den Touristikern neue Anlässe akquirieren, welche wiederkehrend<br />
in <strong>Thun</strong> stattfinden <strong>und</strong> Übernachtungen generieren.<br />
Optimierung der Zusammenarbeit mit den touristischen Organisationen.<br />
Suche <strong>und</strong> Einführung von neuen Marketingmassnahmen - Promotion als Wohnstandort<br />
verbessern.<br />
Weiterentwicklung des Hauptkommunikationskanals Internet <strong>und</strong> <strong>Thun</strong>-Magazin.<br />
3.6.2 Direktion Bau <strong>und</strong> Liegenschaften<br />
Verwaltungsliegenschaften<br />
Die Bauaktivität des Amtes für Stadtliegenschaften ist in den nächsten Jahren von Sanierungs-<br />
<strong>und</strong> Folgeprojekten geprägt.<br />
Im Schulbereich steht die Gesamtsanierung des Schulhauses Pestalozzi im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Dies hat die Erweiterung des Schulhauses Göttibach (Modulbau) <strong>und</strong> die Erstellung einer<br />
neuen Schulküche im Schulhaus Progymatte zur Folge. Die Baustellen für beide Projekte<br />
werden im Jahr 2011 eröffnet.<br />
Standort Amt für Stadtliegenschaften / Tiefbauamt<br />
Das Amt für Stadtliegenschaften wird den <strong>bis</strong>herigen Standort an der Militärstrasse 5 verlassen<br />
<strong>und</strong> nach baulichen Anpassungen ins benachbarte Gebäude an der Industriestrasse 2<br />
ziehen, wo bereits Tiefbauamt, Planungsamt, Bauinspektorat <strong>und</strong> neu das Stadtarchiv untergebracht<br />
sind.<br />
Von der freiwerdenden Fläche an der Industriestrasse 2 nach dem Auszug der <strong>bis</strong>herigen<br />
Mieter werden 780 m 2 dem Tiefbauamt für die Unterbringung von Fahr- <strong>und</strong> Werkzeugen zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Abwasserentsorgung (Spezialfinanzierung)<br />
Die geplanten Nettoinvestitionen im Abwasserbereich betragen in den Jahren <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong><br />
insgesamt 3,8 Mio. Franken. Die Stadt <strong>Thun</strong> schreibt die Anlagen nach den kantonalen Vorschriften<br />
mit 60 % auf den Wiederbeschaffungswerten ab. Die Gebührenerträge sind in den<br />
Planjahren zu den geltenden Werten fortgeschrieben.<br />
Die Fehlbeträge in der Betriebsrechnung der Abwasserentsorgung in den Planjahren von planerisch<br />
durchschnittlich 225'000 Franken pro Jahr werden dem vorhandenen Guthaben für<br />
den Rechnungsausgleich belastet. Der Bestand dieser Spezialfinanzierung reduziert sich auf<br />
knapp 1,3 Mio. Franken per Ende <strong>2015</strong>.<br />
Abfallentsorgung (Spezialfinanzierung)<br />
Mit der Überarbeitung des Abfallreglements wird über die Gebührenstruktur in der Abfallentsorgung<br />
diskutiert. Der Bestand der Spezialfinanzierung Abfallbeseitigung von voraussichtlich<br />
r<strong>und</strong> 2,7 Mio. Franken lässt eine Reduktion der Gebühren zu. Der Gemeinderat prüft, ob ab<br />
dem Jahr <strong>2012</strong> Grünabfall in <strong>Thun</strong> kostenlos entsorgt werden kann. Der Bestand der Spezialfinanzierung<br />
vermag den Wegfall von jährlich 300'000 Franken dauerhaft aufzufangen. Der<br />
Saldo per Ende <strong>2015</strong> beträgt voraussichtlich 2,2 Mio. Franken.<br />
Die Einführung der Unterflurentsorgung erfolgt in mehreren Etappen. Die ersten Projekte sind<br />
erfolgreich umgesetzt <strong>und</strong> in Betrieb genommen. Projekte aus der 2. Tranche sind zurzeit in<br />
Planung (z.B. Waisenhausplatz). In einer dritten Tranche sollen weitere Anlagen in der Innenstadt<br />
<strong>und</strong> in den Aussenquartieren gebaut werden.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 27
Öffentliche Grünanlagen <strong>und</strong> Friedhofwesen<br />
Noch anstehende Investitionen für die Gestaltung des neuen Selve - Park (930'000 Franken)<br />
<strong>und</strong> Uferweg (300'000 Franken) erfolgen im Jahr 2011 <strong>und</strong> <strong>2012</strong>. Aus dem Agglomerationsprogramm<br />
<strong>und</strong> dem See- <strong>und</strong> Flussufergesetz (SFG) sind weitere Beiträge in der Grössenordnung<br />
von 1,6 Mio. Franken zugesichert.<br />
Zur Schliessung des lückenhaften Uferwegnetzes in <strong>Thun</strong> sind für die Promenade "Hotel am<br />
Lachenkanal" 600'000 Franken vorgesehen. Die Ausführung dieses Wegabschnittes wird in<br />
Abhängigkeit des Hotelneubaus realisiert. Nach Abzug der Beiträge aus dem SFG betragen<br />
die Kosten für die Stadt <strong>Thun</strong> noch 450'000 Franken.<br />
Damit die Umweltanforderungen im Krematorium weiterhin erfüllt werden können, sind für den<br />
Einbau einer Rauchgasanlage 1,7 Mio. Franken im Investitionsplan vorgesehen. Anpassungen<br />
an die heutigen betrieblichen Anforderungen <strong>und</strong> eine neue Gestaltung des Eingangbereiches<br />
(Aufhebung des bestehenden Barackenprovisoriums) lösen weitere Investitionen von 1,4 Mio.<br />
Franken aus.<br />
Verkehrsanlagen<br />
Im Zusammenhang mit dem Bypass <strong>Thun</strong> Nord sind in den nächsten Jahren die Projekte aus<br />
dem Agglomerationsprogramm (Begleitprojekte Bypass) für <strong>Thun</strong> umzusetzen.<br />
Gemäss der Eidg. Lärmschutzverordnung muss der Lärmschutz entlang öffentlicher Strassen<br />
<strong>bis</strong> März 2018 vollzogen sein. Bisher erfolgten in <strong>Thun</strong> an den Gemeindestrassen noch keine<br />
Arbeiten für den Lärmschutz. In den kommenden Jahren soll der erforderliche Lärmschutz realisiert<br />
werden.<br />
Ein Betrag von 1,6 Mio. Franken ist im Investitionsplan für die Erschliessung des Wirtschaftsparks<br />
<strong>Thun</strong>-Schoren enthalten. Ob der Betrag jedoch wie im Investitionsplan vorgesehen beansprucht<br />
wird, ist noch offen, weil die Erschliessungsstrasse erst erstellt werden soll, wenn<br />
bauwillige Investoren für den Wirtschaftspark bekannt sind.<br />
3.6.3 Direktion Bildung Sport Kultur<br />
Volksschule<br />
Für die Gesamtsanierung des Schulhauses Pestalozzi inkl. Verb<strong>und</strong>projekte hat der Stadtrat<br />
einem Kredit über 7,9 Mio. Franken zugestimmt. Das Wettbewerbsverfahren ist abgeschlossen.<br />
Die Gesamtkosten inkl. Sanierungsanteil belaufen sich auf 26,4 Mio. Franken. Gemäss<br />
überarbeiteter Terminplanung sollen die Arbeiten <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> abgeschlossen sein.<br />
Wegen dringendem Unterhaltsbedarf wurde die Sanierung des Kindergartens Hohmad ins Investitionsprogramm<br />
aufgenommen. Vorgesehen ist, zusammen mit der Sanierung das zu kleine<br />
Raumangebot anzupassen bzw. zu erweitern.<br />
Als Ersatz für den nicht den Normen entsprechenden provisorischen Kindgarten Tivoli soll im<br />
neuen, urbanen Stadtquartier Selve - im Erdgeschoss des Hochhauses - im Jahr <strong>2012</strong> ein<br />
neuer Kindergartenstandort realisiert werden. Bezüglich Schulwegsicherheit sind die erforderlichen<br />
Massnahmen noch zu planen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />
An zwei Ganztagesstandorten (Tagesschule Neufeld <strong>und</strong> Tagesschule Schönau) bestehen<br />
räumliche Defizite. Der von der Kirchgemeinde gemietete Raum "Laubegge" steht der Tagesschule<br />
Schönau nur noch <strong>bis</strong> Juli <strong>2012</strong> für die Mittagsverpflegung zur Verfügung. Die finanziellen<br />
Mittel für bauliche Massnahmen wurden eingestellt.<br />
Weiterhin nicht bezifferbar sind die Mehrkosten aus der Realisierung verschiedener definierter<br />
Handlungsfelder seitens der Erziehungsdirektion des Kantons Bern ab <strong>2012</strong> (Teilrevision des<br />
Volksschulgesetzes "REVOS <strong>2012</strong>" im Zusammenhang mit HarmoS: Zweijähriger obligatorischer<br />
Kindergarten, Basisstufe, Schulsozialarbeit; Lehrplan 21 etc.).<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 28
Für die Erneuerung <strong>und</strong> Erweiterung der Informatik-Infrastruktur (3. Arbeitsstation in den Klassen,<br />
Arbeitsstationen für Lehrpersonen Kindergarten <strong>und</strong> Besondere Massnahmen) an der<br />
<strong>Thun</strong>er Volksschulen haben Gemeinderat <strong>und</strong> Stadtrat für den Planungszeitraum von <strong>2012</strong> <strong>bis</strong><br />
<strong>2015</strong> Ausgaben von r<strong>und</strong> 2 Mio. Franken bewilligt.<br />
Sport<br />
Die Eissporthalle im Grabengut soll entweder nach <strong>Thun</strong> Süd verlegt oder vor Ort umfassend<br />
saniert werden. Falls die Investorensuche für die Variante <strong>Thun</strong> Süd <strong>bis</strong> Mitte <strong>2012</strong> erfolglos<br />
verlaufen sollte, wird eine Sanierung im Grabengut umgesetzt. Die aufgr<strong>und</strong> der Störfallverordnung<br />
notwendigen Gelder für die Sanierung der Eiserzeugungsanlage sind Investitionsprogramm<br />
eingestellt. Die vom beco gesetzte Frist läuft <strong>bis</strong> 2013.<br />
In der Planungsperiode stehen im Strandbad grössere <strong>Aufgaben</strong> an; so z. B. die Aufwertung<br />
der Nutzung des Strandbadrestaurants, die Beckensanierung, die Sanierung der Garderoben,<br />
Duschen <strong>und</strong> WC, die Erneuerung der Gr<strong>und</strong>wasserfassung <strong>und</strong> des Seewasser-<br />
Ansaugschachts. Die entsprechenden Mittel sind im Investitionsprogramm eingestellt.<br />
Kulturelles<br />
In den kommenden Jahren beeinflussen die Entwicklungen auf regionaler <strong>und</strong> kantonaler<br />
Ebene die städtische Kulturpolitik massgeblich.<br />
Nach der Ablehnung einer Regionalkonferenz <strong>Thun</strong>/Oberland West (RKTOW) im Juni 2010<br />
durch das Stimmvolk wird die Regionale Kulturkonferenz (RKK) <strong>Thun</strong> weiter bestehen. Die<br />
RKK finanziert die fünf grossen Institutionen Allgemeine Orchester Gesellschaft, Kunstgesellschaft,<br />
Kunstmuseum, Regionalbibliothek <strong>und</strong> das Schlossmuseum.<br />
Der Grosse Rat hatte im April 2009 eine kantonale Kulturstrategie verabschiedet, welche die<br />
Leitlinien der künftigen kantonalen Unterstützungspolitik definiert. Die Kulturstrategie bildet die<br />
Basis für ein neues kantonales Kulturförderungsgesetz, das sich in Vorbereitung befindet <strong>und</strong><br />
voraussichtlich im Jahr 2013 in Kraft treten wird.<br />
Bis dahin werden bei den fünf grossen subventionierten <strong>Thun</strong>er Kulturinstitutionen keine wesentlichen<br />
Änderungen eintreten. Die bestehenden Verträge wurden verlängert. Ab dem Jahr<br />
2013 wird die finanzielle Stärkung des Schlossmuseums <strong>und</strong> der Allgemeinen Orchestergesellschaft<br />
Thema sein. Mit den Schlosskonzerten <strong>Thun</strong> <strong>und</strong> den Bach-Wochen <strong>Thun</strong> / Amsoldingen<br />
sind Subventionsverträge neu mit Kanton, Region <strong>und</strong> Stadt auszuhandeln. Bei den<br />
übrigen Institutionen wird die Anpassung an die Teuerung thematisiert.<br />
Das <strong>Thun</strong>-Panorama (vormals Wocher-Panorama) soll saniert <strong>und</strong> attraktiviert werden. Dazu<br />
gehört nebst Restaurierung des Bildes <strong>und</strong> des R<strong>und</strong>baus die Errichtung eines Anbaus für eine<br />
neue Eingangssituation. Im Investitionsplan sind 1,8 Mio. Franken eingesetzt. Mit F<strong>und</strong>raising-Massnahmen<br />
wird ein Beitrag von 360'000 Franken von Dritten angestrebt. Der Förderverein<br />
Kunstmuseum engagiert sich zusammen mit Kunstmuseum <strong>und</strong> Kulturabteilung aktiv<br />
bei der Spendensammlung (Stand August 2011: 278'600 Franken).<br />
Im Jahr 2013 wird die zeitlich befristete AVP-Massnahme von minus 100'000 Franken jährlich<br />
im Fonds für Kulturelle Zwecke auslaufen.<br />
3.6.4 Direktion Sicherheit <strong>und</strong> Soziales<br />
Einwohnerdienste<br />
Ab dem Jahr <strong>2012</strong> werden die Einsatzprogramme nicht mehr im Rahmen des Lastenausgleichs<br />
Soziales abgerechnet, sondern es findet ein Systemwechsel zur Direktfinanzierung<br />
statt. Der Kanton schliesst mit den Programmanbietern entsprechende Leistungsvereinbarungen<br />
ab. Nach ersten Erkenntnissen soll seitens Kanton dieses System weiterentwickelt <strong>und</strong><br />
eventuell angepasst werden. Die Trägerschaften werden fortlaufend über Änderungen informiert.<br />
Allfällige Ertragsüberschüsse müssen wieder in die Programme reinvestiert werden.<br />
Angehäufter Gewinn darf nur nach Rücksprache mit der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Fürsorgedirektion<br />
ausgegeben werden.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 29
Öffentliche Sicherheit<br />
Die Entwicklung der Sicherheitskosten bei Spielen des FC <strong>Thun</strong> ist derzeit schwierig abschätzbar.<br />
Das neue Stadion, ein hängiger Vorstoss im Stadtrat <strong>und</strong> mögliche Anpassungen<br />
des Vertrags Polizei <strong>Thun</strong> wegen wiederholter Überschreitungen der eingekauften St<strong>und</strong>en<br />
machen eine seriöse Prognose derzeit unmöglich. Im vorliegenden <strong>Finanzplan</strong> sind keine zusätzlichen<br />
Kosten eingestellt.<br />
Die Integration der ZSO Hilterfingen-Oberhofen-Heiligenschwendi ist noch nicht erfolgt. Es<br />
bestehen aber weiterhin Bestrebungen diese Organisation in die ZSO <strong>Thun</strong>plus zu integrieren.<br />
Für die Veranstaltungen wurde eine separate Dienststelle geschaffen. Damit erhofft sich die<br />
Verwaltung eine bessere Kostentransparenz in Bezug auf die finanzielle Unterstützung der<br />
Veranstaltungen.<br />
Der Gemeinderat wird Ende 2011 entscheiden, ob <strong>und</strong> in welcher Form der Ordnungsdienst<br />
Innenstadt weitergeführt werden soll.<br />
Feuerwehr<br />
Im Planungszeitraum sollen die <strong>bis</strong>herigen Feuerwehrmagazine (Hauptmagazin <strong>und</strong> acht Nebenmagazine)<br />
durch einen Neubau ersetzt werden. Zudem steht die Ersatzbeschaffung von<br />
vier Feuerwehrfahrzeugen an. Im Frühjahr 2010 konnte der definitive Standort für den Neubau<br />
an der Weststrasse gesichert werden. Die Stadt wird das Gr<strong>und</strong>stück voraussichtlich als Baurechtsnehmerin<br />
nutzen. Für den Neubau wird eine Immobiliengesellschaft zwischen der Stadt<br />
<strong>Thun</strong> (Feuerwehr <strong>Thun</strong>) <strong>und</strong> der Spital STS AG gegründet, welche das neue Magazin gemeinsam<br />
nutzen wollen. Die finanzielle Mehrbelastung der <strong>Thun</strong>er Feuerwehr durch den neuen<br />
Standort ist derzeit nicht bezifferbar. Sie soll durch den Bestand der Spezialfinanzierung<br />
ohne Erhöhung der Ersatzabgaben tragbar sein <strong>und</strong> den Steuerhaushalt nicht belasten. In den<br />
Bestand eingelegt werden zusätzlich die Gewinne aus dem Verkauf der dann nicht mehr benötigten<br />
Magazine. Diese Devestitionen sind derzeit noch nicht bezifferbar. Im Investitionsplan<br />
eingestellt ist als Platzhalter derzeit eine Summe von 100'000 Franken für die Beteiligung am<br />
Aktienkapital der neuen Stützpunkt AG. Der Bestand der Spezialfinanzierung ohne die Mehrbelastungen<br />
durch den neuen Standort wird <strong>bis</strong> Ende <strong>2015</strong> r<strong>und</strong> 7 Mio. Franken betragen.<br />
Parkinggebühren (Spezialfinanzierung)<br />
Die Spezialfinanzierung trägt für den Erwerb der Einstellhallenplätze sowie Landerwerb für<br />
Carwartebereich/Buswartehaus bei der Kirche Scherzligen im Planungszeitraum Investitionen<br />
von 1,3 Mio. Franken. Die Verkehrsregelung in der Innenstadt zu den Spitzenzeiten finanziert<br />
die SF Parkinggebühren. Ein Ausbau des Moonliner-Angebotes (ÖV-Angebot zu nächtlichen<br />
Zeiten) ist in einem dreijährigen Versuchsbetrieb ab Dezember <strong>2012</strong> mit jährlich r<strong>und</strong> 65'000<br />
Franken zu Lasten der Spezialfinanzierung Parkinggebühren geplant. Per Ende <strong>2015</strong> beträgt<br />
der Bestand r<strong>und</strong> 6,8 Mio. Franken.<br />
Suchthilfe<br />
Das an Stelle einer Kontakt- <strong>und</strong> Anlaufstelle erarbeitete Schadenminderungskonzept ist erfolgreich.<br />
Es beruht auf den bestehenden Einrichtungen der Suchthilfe <strong>und</strong> wird während<br />
knapp vier Jahren aus dem kantonalen Fonds für Suchtprobleme finanziert. Die Pilotphase<br />
wurde um zwei Jahre <strong>bis</strong> Dezember <strong>2012</strong> verlängert. Anfangs <strong>2012</strong> wird die Versuchsphase<br />
ausgewertet <strong>und</strong> entschieden, ob die weitere Finanzierung via Lastenausgleich Sozialhilfe erfolgen<br />
kann. Im Rahmen der Entwicklung der neuen Suchthilfestrategie, die vom Kanton lanciert<br />
worden ist, kann aktuell niemand beurteilen, wie die Schadenminderung zukünftig finanziert<br />
wird. Sollten die Kosten nicht mehr direkt vom Fonds für Suchtprobleme finanziert werden,<br />
könnten evtl. folgende Kosten dem Lastenausgleich zugeführt werden: Contact r<strong>und</strong><br />
340'000 Franken / Wohnhilfe r<strong>und</strong> 330'000 Franken, total 670'000 Franken. Vermutlich würden<br />
die 20 % prognostizierte Beteiligung - nach neuer Regelung FILAG - als Selbstbehalt der<br />
Stadt <strong>Thun</strong> auferlegt.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 30
Sozialhilfe <strong>und</strong> Kindes- <strong>und</strong> Erwachsenenschutz<br />
Die Zahl der Kindes- <strong>und</strong> Erwachsenenschutz-Mandate nimmt zu, entsprechend der demografischen<br />
Entwicklung. Verschiedenste Vorarbeiten im Hinblick auf die Inkraftsetzung des Kindes-<br />
<strong>und</strong> Erwachsenenschutzrechtes (per 1. Januar 2013) werden zu grösseren Belastungen<br />
im Dienstzweig Kindes- <strong>und</strong> Erwachsenenschutz führen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Planungserklärung des Grossen Rates vom 27. Januar 2010 war <strong>bis</strong> anhin davon<br />
auszugehen, dass im Kanton Bern das regionale Behördenmodell unter kantonaler Zuständigkeit<br />
umgesetzt wird. Zur Überraschung aller Beteiligten hat der Regierungsrat im Rahmen<br />
eines Entlastungspaketes aus finanzpolitischen Gründen die Erarbeitung einer Gesetzgebung<br />
für ein kommunales Modell mit Gemeindezuständigkeit in Auftrag gegeben. Dies bedeutet<br />
nach heutigem Kenntnisstand, dass dem Grossen Rat nur der Gesetzgebungsentwurf<br />
mit kommunaler Zuständigkeit vorgelegt werden wird. Folglich muss nun davon ausgegangen<br />
werden, dass der Kindes- <strong>und</strong> Erwachsenenschutz auch nach 1. Januar 2013 zu den Gemeindeaufgaben<br />
gehören wird, ausser der Grosse Rat ändere dies in der Novembersession<br />
2011. Welche finanziellen <strong>und</strong> organisatorischen Auswirkungen dies auf die Gemeinde<br />
<strong>Thun</strong> haben wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch kaum abschätzbar. Jedenfalls werden auch<br />
die Gemeinden den Ansprüchen des neuen Rechts bezüglich Professionalität, Interdisziplinarität<br />
<strong>und</strong> Bestellung der Kindes- <strong>und</strong> Erwachsenenschutzbehörde genügen müssen, was bei<br />
einem kommunalen Behördenmodell auch höhere Kosten für die Gemeinden mit sich bringen<br />
könnte.<br />
Asylkoordination<br />
Nach der Umsetzung der Asylstrategie <strong>2012</strong> (Einführung der Globalpauschale <strong>und</strong> Übernahme<br />
der Zuständigkeit für die 1. <strong>und</strong> 2. Phase) sind in den nächsten Jahren keine wesentlichen<br />
Änderungen im Asylbereich zu erwarten. Die voraussichtliche Zahl der unterstützten Personen<br />
(Asylsuchende <strong>und</strong> vorläufig Aufgenommene) wird sich im <strong>Thun</strong>er Zuständigkeitsgebiet (Verwaltungsregion<br />
Oberland) um 500 (plus/minus 20%) bewegen.<br />
Allgemeines<br />
Die Software für die Klientenbetreuung wird in den kommenden Jahren einen Releasewechsel<br />
erfahren. Die Kosten von 400'000 Franken sind im Investitionsprogramm veranschlagt.<br />
Büroräumlichkeiten<br />
Da die Verwaltung mit der Umsetzung des Massnahmenpaketes "Gegen den Sozialhilfemissbrauch"<br />
(Qualitätssicherungsmassnahme) zusätzlichen Raum benötigt, muss mit entsprechenden<br />
zusätzlichen Kosten gerechnet werden, welche derzeit nicht beziffert werden können.<br />
3.6.5 Direktion Stadtentwicklung<br />
Planungsamt<br />
Für Investitionen sind insgesamt 740'000 Franken eingeplant, hauptsächlich für die Erneuerung<br />
der Stadtplanung durch die Umsetzung der Strategie Stadtentwicklung (560'000 Franken).<br />
Für die Umsetzung des überkommunalen Energierichtplans sind Investitionen von<br />
120'000 Franken vorgesehen, für die Fertigstellung des Projektes Geoinformation <strong>und</strong> Vermessung<br />
60'000 Franken.<br />
Baupolizei<br />
Um den vielfältigen <strong>Aufgaben</strong> des Bauinspektorates besser gerecht zu werden, wird im Jahr<br />
<strong>2012</strong> ein zusätzlicher Sachbearbeiter eingestellt <strong>und</strong> eine moderne, softwaregestützte Geschäftskontrolle<br />
eingeführt.<br />
Energiekoordination<br />
In der Energiekoordination steht die Umsetzung der Massnahmen des Energierichtplans an.<br />
<strong>Thun</strong> wurde als Energiestadt zertifiziert. Der Massnahmenkatalog Energiestadt sieht u. a. einen<br />
städtischen Energiefonds für Private zur Förderung der Energieeffizienz <strong>und</strong> erneuerbaren<br />
Energien vor. Die finanziellen Auswirkungen sind derzeit nicht bekannt, im vorliegenden<br />
Plan sind keine Mittel eingestellt.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 31
Öffentlicher Verkehr<br />
Mit dem Fahrplan <strong>2012</strong> wird auf der Linie Alte Bernstrasse – Allmendingen der Takt von 15<br />
Minuten auf 10 Minuten verkürzt. Diese Verbesserung im regionalen Angebot vermehrt die<br />
kostenrelevanten ÖV-Punkte der Stadt <strong>Thun</strong> in der Planungsperiode um r<strong>und</strong> 1 % <strong>und</strong> kostet<br />
die Stadt zusätzlich ca. 230'000 Franken jährlich. An den Kosten der Taktverdichtung beteiligen<br />
sich die Investoren des Stadions <strong>und</strong> Einkaufszentrums <strong>Thun</strong> Süd mit einem einmaligen<br />
Beitrag von 500'000 Franken. Der Beitrag der Stadt am Lastenausgleich Öffentlicher Verkehr<br />
erhöht sich von 6,1 Mio. Franken im Jahr <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> ins Jahr <strong>2015</strong> auf 7,3 Mio. Franken.<br />
Parkplatz-Ersatzabgaben (Spezialfinanzierung)<br />
Wenn eine Bauherrschaft von der Pflicht befreit ist, Parkplätze für Personenwagen bereit zu<br />
stellen, muss sie der Stadt Ersatzabgaben zahlen. Diese Abgaben werden in die SF Parkplatz-Ersatzabgaben<br />
eingelegt. Finanziert wird daraus im Jahr 2014 mit 600'000 Franken der<br />
auf der Gymermatte vorgesehene provisorische Ersatz des Parkplatzes Lachenwiese, der<br />
durch den Baus des Hotels wegfällt. Der Bestand der SF beträgt Ende Jahr <strong>2015</strong> r<strong>und</strong> 4 Mio.<br />
Franken.<br />
4. Investitionen<br />
4.1 Allgemeines<br />
Verwaltungsvermögen<br />
Die vorliegende <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong>ung geht für die nächsten vier Jahre von Investitionen<br />
von 51 Mio. Franken aus (ohne baulichen Unterhalt <strong>und</strong> ohne die Anlagen des Finanzvermögens).<br />
Das Investitionsprogramm ab S. 43 gibt Auskunft über die einzelnen Vorhaben.<br />
Nettoinvestitionen von 43 Mio. Franken oder jährlich durchschnittlich knapp 11 Mio. Franken<br />
müssen durch Gemeindesteuern finanziert werden.<br />
Von den erwarteten Ausgaben von 51 Mio. Franken sind netto 8 Mio. Franken für die Spezialfinanzierungen<br />
Parkinggebühren, Parkplatzersatzabgaben, Kehricht- <strong>und</strong> Abwasserbeseitigung<br />
<strong>und</strong> Feuerwehr vorgesehen. Sie sind durch die entsprechenden Gebühren bzw. Feuerwehrsteuern<br />
finanziert <strong>und</strong> berühren den Steuerhaushalt nicht.<br />
Der Realisierungsgrad der geplanten Investitionen in der Stadt <strong>Thun</strong> liegt insgesamt regelmässig<br />
deutlich unter 100 %. Auf eine Korrektur dieses beobachteten Prognosefehlers auf<br />
dem anhand von einzelnen Projektplanungen ermittelten Investitionsvolumen verzichtet dieser<br />
Plan. Grosse einzelne Vorhaben sind gesetzt, z. B. die Begleitmassnahmen zum Agglomerationsprogramm<br />
<strong>und</strong> die anstehenden Investitionen in Schulbauten. Dies <strong>und</strong> ein intensiveres<br />
Investitionscontrolling im Amt für Stadtliegenschaften lassen in den nächsten 4 Jahren einen<br />
höheren Realisierungsgrad erwarten. Das Investitionsvolumen von 51 Mio. Franken verteilt<br />
sich wie folgt:<br />
in 1000 Fr.<br />
Investitionen <strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong> Total<br />
Verwaltungsvermögen 14'758 9780 8'720 10'010 43'268<br />
Verwaltungsvermögen SF 3'360 1'310 1'800 1'200 7'670<br />
Total 18'118 11'090 10'520 11'210 50'938<br />
Die Folgekosten der geplanten Investitionen setzen sich aus Kapitalfolgekosten (Abschreibungen<br />
<strong>und</strong> kalkulatorischer Zins) <strong>und</strong> betrieblichen Folgekosten (Personal, Unterhalt <strong>und</strong> Betrieb,<br />
Verwaltung) zusammen:<br />
in 1000 Fr.<br />
Steuerfinanzierte Investitionen <strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
Abschreibungen 10 % degressiv 1'476 2'306 2'948 3'654<br />
Zinsen 5 % 369 613 831 1'082<br />
Betrieb 2 % pauschal 295 491 665 865<br />
Total Folgekosten 2'140 3'410 4'444 5'601<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 32
in 1000 Fr.<br />
Spezialfinanzierte Investitionen <strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
Abschreibungen 10 % degressiv 336 433 570 633<br />
Zinsen 5 % 84 117 162 192<br />
Betrieb 2 % pauschal 67 93 129 153<br />
Total Folgekosten 487 644 861 978<br />
Finanzvermögen<br />
Verkaufserlöse aus Liegenschaften im Finanzvermögen im Umfang von 1,5 Mio. Franken decken<br />
den Finanzierungsbedarf der Anlagen von 10,3 Mio. Franken nur teilweise. Die bedeutenden<br />
Erlöse aus Liegenschaftsverkäufen der vergangenen Jahren (im Jahr 2011 noch Blümlimatte<br />
<strong>und</strong> Lachenwiese) werden versiegen. Danach steht über mehrere Jahre kein weiteres<br />
grösseres Verkaufsobjekt in den Planzahlen. Der Gemeinderat prüft die Abgabe des Casino-<br />
Areals an einen Investor, Zahlen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht genannt werden. Geplant<br />
ist der Erwerb von Gewerbeliegenschaften zur Ansiedlung von Betrieben für 5 Mio.<br />
Franken <strong>und</strong> Ersatzanlagen für die aufgehobenen Sozialwohnungen an der Siedlungsstrasse<br />
<strong>und</strong> im Neufeld für 4 Mio. Franken.<br />
Abzüglich der Verkaufserlöse sollen in den Planjahren netto 8,7 Mio. Franken in immobile<br />
Werte angelegt werden:<br />
in 1000 Fr.<br />
Anlagen Finanzvermögen <strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong> Total<br />
Total 2'250 1'650 1'900 2'950 8'750<br />
Baulicher Unterhalt<br />
Insgesamt 50 Mio. Franken werden in den Planjahren für den baulichen Unterhalt über die<br />
entsprechenden Spezialfinanzierungen eingesetzt:<br />
in 1000 Fr.<br />
Baulicher Unterhalt (SF) <strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong> Total<br />
Verwaltungsvermögen 9'135 7'270 10'420 16'490 43'315<br />
Finanzvermögen 765 1'950 2'000 2'000 6'715<br />
Total 9'900 9'220 12'420 18'490 50'030<br />
4.2 Schwerpunkte <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong><br />
Schwerpunkte der Investitions- <strong>und</strong> Unterhaltstätigkeit bilden die folgenden Projekte:<br />
STEUERHAUSHALT<br />
Investitionen in Mio. Franken<br />
Verb<strong>und</strong>projekt Göttibach, Pestalozzi:<br />
Gesamtsanierung Schule Pestalozzi 2,5<br />
Schulraumprovisorien Pestalozzi 1,9<br />
Neue Schulküchen/Tagesstrukturen (inkl. Schönau) 1,8<br />
Schule Schönau 1,0 7,2<br />
Agglomerationsprojekte:<br />
Langsamverkehr 3,5<br />
Parkleitsystem Lenkung MIV 1,4<br />
Innenstadt Einbahnverkehr/Strassenraumgestaltung 1,1<br />
Uferweg Schadau - Lachen 1,0 7,0<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 33
Krematorium, Rauchgasanlage <strong>und</strong> Umgestaltung 3,1<br />
Beitrag Parkhaus City Ost (total 6 Mio. Franken) 3,0<br />
Kunsteisbahn Grabengut 2,6<br />
Lärmschutz an Gemeindestrassen 1,9<br />
<strong>Thun</strong>-Panorama, Renovation <strong>und</strong> Ausbau 1,6<br />
Schule Göttibach, Erweiterung Modulbau / Studie Turnhalle 1,5<br />
Kindergarten Selve-Areal 1,4<br />
Baulicher Unterhalt Verwaltungsvermögen<br />
Unterhalt Verkehrsanlagen 14,5<br />
Sanierung Schule Pestalozzi 10,1<br />
Unterhalt verschiedene Schulbauten 5,7<br />
Schulanlage Neufeld, Sanierung Flachdächer 1,2<br />
Sanierung Kindergärten Obermatt, Lerchenfeld 1,1<br />
Sanierung Turnhalle OS Progymatte 1,0<br />
Strandbad 1,0<br />
GEBÜHREN in Mio. Franken<br />
Investitionen Abwasseranlagen:<br />
Kanalsanierungen 4,2<br />
ARA-Ausbau, Kostenanteil <strong>Thun</strong> 2,6<br />
Werterhalt Abwasseranlagen 4,4<br />
./. Kanalisationsanschlussgebühren - 7,4 3,8<br />
Erwerb Einstellenhallenplätze Parkraum Kirche Scherzligen 1,2<br />
4.3 Areal Lachen<br />
Die Stadt plant den Verkauf von r<strong>und</strong> 6'200 m 2 auf dem Areal Lachen <strong>und</strong> hat dafür mit einer<br />
Generalunternehmung einen Kaufvorvertrag abgeschlossen. Die Marazzi Generalunternehmung<br />
AG plant am Lachenkanal in <strong>Thun</strong> den Bau eines Hotels mit r<strong>und</strong> 100 Zimmereinheiten,<br />
14 Eigentumswohnungen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 150 Parkplätze. Das neue Hotel stellt ein ideales Angebot<br />
zur Ergänzung des erweiterten Kongress- <strong>und</strong> Kulturzentrum <strong>Thun</strong> (KK<strong>Thun</strong>) bereit. Die Einsprachen<br />
gegen das Bauprojekt sind seit Oktober 2010 bereinigt. Seither laufen Verhandlungen<br />
mit einem Betreiber <strong>und</strong> die Suche nach Investoren. Es ist derzeit nicht klar, ob das Projekt<br />
den ursprünglichen Zeitplan mit der Eröffnung auf die Sommersaison 2013 einhalten<br />
kann. Das ursprünglich geplante zweite <strong>Thun</strong>er Hotelprojekt der Firma Marazzi auf dem Areal<br />
des Kinos Rex wurde in ein Projekt für zusätzliche Mietwohnungen geändert. Bis zur Realisierung<br />
des Hotels am Lachenkanal nutzt die Stadt das Areal als öffentlichen gebührenpflichtigen<br />
Parkplatz.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 34
4.4 Agglomerationsprogramm <strong>Thun</strong><br />
Der Bypass <strong>Thun</strong> Nord 12 ist eine neue Verbindungsstrasse im Norden der Agglomeration<br />
<strong>Thun</strong>, welche ab ca. <strong>2015</strong> zur Verfügung stehen wird. Der Bypass <strong>Thun</strong> Nord beinhaltet die<br />
Verlängerung <strong>und</strong> Umgestaltung des Autobahnzubringers <strong>Thun</strong> Nord Steffisburg <strong>und</strong> eine<br />
neue Aarequerung, welche vom Autobahnzubringer über das Aarefeld <strong>und</strong> die Aare zum Militär-<br />
<strong>und</strong> Ruag-Areal in <strong>Thun</strong> führt <strong>und</strong> dort in die Allmendstrasse mündet. Die neue Verbindungsstrasse<br />
erlaubt es, die <strong>Thun</strong>er Innenstadt <strong>und</strong> verschiedene Hauptverkehrsachsen vom<br />
Verkehr zu entlasten <strong>und</strong> gleichzeitig wichtige Entwicklungsgebiete zu erschliessen. Im Rahmen<br />
der Projektauflage wurden gegen den Bypass <strong>Thun</strong> Nord 21 Einsprachen eingereicht.<br />
Das Ergebnis der Einspracheverhandlungen ist zum Zeitpunkt der Erstellung des vorliegenden<br />
Planes nicht bekannt.<br />
Mit dem Bypass <strong>Thun</strong> Nord werden die Verkehrsströme in der Stadt <strong>Thun</strong> neu geordnet: Die<br />
vier staugefährdeten aarequerenden Brücken werden vom Verkehr entlastet, die Allmendstrasse<br />
<strong>und</strong> die General-Wille-Strasse gewinnen hingegen als Verkehrsachsen an Bedeutung.<br />
Die Reduktion des Durchgangsverkehrs verbessert die Attraktivität der Innenstadt als Einkaufs-<br />
<strong>und</strong> Touristenzentrum. Damit die Umlagerung auf den etwas zentrumsfernen Bypass<br />
gelingt <strong>und</strong> der zusätzliche Verkehr im Westen von <strong>Thun</strong> quartierverträglich abläuft, setzt die<br />
Stadt <strong>Thun</strong> folgende prioritäre Begleitprojekte um:<br />
• Kurze Einbahnstrecken auf den Innenstadtbrücken sollen den Durchgangsverkehr von der<br />
Innenstadt auf den Bypass umlagern. Die Freienhofgasse <strong>und</strong> die Marktgasse werden<br />
aufgewertet. Mittelzonen sollen den Fussgängern ein freies Queren der Strasse ohne<br />
Fussgängerstreifen ermöglichen. Durch den Wegfall der Fussgängerstreifen wird der Verkehr<br />
flüssiger, anderseits ermöglichen es die Mittelzonen den Fussgängern, die Strasse<br />
an einem beliebigen Ort zu queren.<br />
• Die Stadt <strong>Thun</strong> wird die Allmendstrasse zwischen der Autobahn <strong>und</strong> dem Guisanplatz erneuern<br />
<strong>und</strong> umgestalten. Das neue Betriebs- <strong>und</strong> Gestaltungskonzept sorgt bei verschiedenen<br />
Einmündungen für Verbesserungen <strong>und</strong> stellt sicher, dass die Allmendstrasse sowohl<br />
für den Autoverkehr als auch für den öffentlichen Verkehr <strong>und</strong> den Langsamverkehr<br />
attraktiver wird.<br />
• Mit der Inbetriebnahme des Bypass werden die General-Wille-Strasse <strong>und</strong> die Burgerstrasse<br />
mehr Verkehr erhalten. Die Stadt <strong>Thun</strong> leitet dort, wo die Grenzwerte überschritten<br />
sind, Lärmschutzmassnahmen in die Wege.<br />
Das Investitionsprogramm der Stadt <strong>Thun</strong> enthält in den kommenden Jahren Planwerte für<br />
folgende Massnahmen des Agglomerationsprogrammes <strong>Thun</strong>: Einbahnverkehr / Strassenraumgestaltung<br />
Innenstadt, Busbevorzugung Innenstadt <strong>und</strong> Allmendstrasse, Parkleitsystem<br />
motorisierter Individualverkehr (MIV), Langsamverkehr, Uferwege Bahnhof - Lachen. Die Ausgaben<br />
werden teilweise erst in den Jahren ab 2016 anfallen, insbesondere beim Projekt des<br />
Ausbaus der Unterführung Frutigenstrasse.<br />
4.5 Parkhaus City Ost<br />
Eine neue Parkieranlage im Innern des Schlossbergs mit gleichzeitiger Aufhebung oberirdischer<br />
Parkplätze soll zu einer gut erreichbaren, aber verkehrsarmen <strong>und</strong> attraktiven <strong>Thun</strong>er<br />
Innenstadt beitragen. Diese steht in zunehmendem Konkurrenzkampf mit gut erschlossenen<br />
Einkaufszentren an der Autobahn. Daher sollen die Obere Hauptgasse, der Rathausplatz, der<br />
Mühleplatz oder das Bälliz auch zu Fuss <strong>und</strong> per Velo besser erreichbar werden. Bis zum 8.<br />
August 2011 konnte sich die Bevölkerung zur Planung für das neue Parkhaus City Ost äussern.<br />
Die Ergebnisse des öffentlichen Mitwirkungsverfahrens sind zum Zeitpunkt der Erstellung<br />
des vorliegenden Planes nicht bekannt.<br />
Die Stadt soll sich am neuen Parkhaus der Parkhaus <strong>Thun</strong> AG mit einem Beitrag von 6 Mio.<br />
Franken beteiligen. Diese Summe ist im vorliegenden Investitionsprogramm in den Jahren<br />
2014 <strong>bis</strong> 2017 zu Lasten des Steuerhaushaltes eingestellt. Der Stadtrat hat im Mai 2011 eine<br />
12 www.bypassthunnord.ch<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 35
entsprechenden Einlage in die Spezialfinanzierung Investitionen <strong>und</strong> Immobilienkäufe genehmigt.<br />
Die gesamten finanziellen Folgen (Ausfall Dividende Parkhaus <strong>Thun</strong> AG, Ertragsausfälle<br />
für aufzuhebende Parkplätze in der Innenstadt usw.) auf die Stadt können erst nach Vorlage<br />
des Projektes genauer beziffert werden.<br />
5. Finanzielles Gesamtergebnis <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
in 1'000 Fr.<br />
Erwartete Rechnungsergebnisse 0 1'138 1'401 1'715<br />
Eigenkapital 8'977 10'115 11'516 13'231<br />
Selbstfinanzierung 20'013 16'795 11'921 6'185<br />
Buchgewinne -500 -500 -500 0<br />
Investitionen Verwaltungsvermögen<br />
inkl. Spezialfinanzierungen<br />
-18'118 -11'090 -10'520 -11'210<br />
Saldo der Selbstfinanzierung<br />
(Free Cash Flow)<br />
1'395 5'205 901 -5'025<br />
Devestitionen Finanzvermögen 500 500 500 0<br />
Anlagen Finanzvermögen -2'750 -2'150 -2'400 -2'950<br />
Finanzierungslücken<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 36<br />
-855<br />
3'555<br />
-999<br />
-7'975<br />
Im ersten Planjahr wird ein ausgeglichenes Rechnungsergebnis erwartet, in den Folgejahren<br />
positive Ergebnisse, ansteigend <strong>bis</strong> 1,7 Mio. Franken im Jahr <strong>2015</strong>. Das Eigenkapital wächst<br />
dadurch an. Kritisch ist die Entwicklung der Selbstfinanzierung. Weil die Erlöse aus Liegenschaftsverkäufen<br />
sukzessive versiegen, vermag diese Finanzierungsquelle die sich verringernde<br />
Selbstfinanzierung nicht mehr zu stützen. Der starke Rückgang der Selbstfinanzierung<br />
von 2014 auf <strong>2015</strong> ist auf die a. o. hohen Ausgaben für den baulichen Unterhalt im Jahr <strong>2015</strong><br />
zurückzuführen. Wichtig zu wissen ist, dass die Selbstfinanzierung nicht durch Auflösungen<br />
von vorhandenen Rückstellungen in Spezialfinanzierungen verbessert werden kann. Hier sind<br />
einzig Massnahmen im Cash-Bereich wirksam: Ausgaben <strong>und</strong> Einnahmen.<br />
Sofern die Anlagen ins Finanzvermögen realisiert werden, bedeutet dies Finanzierungslücken<br />
bzw. Zunahme der Verschuldung. Zu beachten ist jedoch, dass Anlagen ins Finanzvermögen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich rentabel sein sollen. Im vorliegenden Plan sind in diesem Bereich v. a. Vor-<br />
Investitionen für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben eingesetzt, die in der Folge positive<br />
Auswirkungen auf den Finanzhaushalt der Stadt <strong>Thun</strong> haben sollen.<br />
Die Finanzierungslücken betragen in den kommenden Jahren insgesamt r<strong>und</strong> 6 Mio. Franken,<br />
was zu einem Anstieg der Verschuldung (Stand Ende Juli 2011: 111 Mio. Franken) führen<br />
wird.<br />
Nachstehend ist das finanzielle Gesamtergebnis grafisch dargestellt. Ausgangslage bildet das<br />
Eigenkapital von 9 Mio. Franken per Ende Jahr 2010. Die aktuelle <strong>Finanzplan</strong>ung geht von<br />
ausgeglichenen bzw. positiven Ergebnissen in allen Planjahren aus. Die Vorjahres-Planung<br />
liess Defizite <strong>und</strong> einen Bilanzfehlbetrag am Ende des letzten Planjahres erwarten.
Abbildung Entwicklung Jahresergebnisse, Eigenkapital, Selbstfinanzierung<br />
(Skala in 1'000 Fr.)<br />
25'000<br />
20'000<br />
15'000<br />
10'000<br />
5'000<br />
0<br />
-5'000<br />
Ergebnisse Planung 2011 - 2014<br />
Ergebnisse Planung <strong>2012</strong> - <strong>2015</strong><br />
Eigenkapital<br />
Selbstfinanzierung<br />
2011 <strong>2012</strong> 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
Dass mit ausgeglichenen bzw. positiven Rechnungsergebnissen <strong>und</strong> einem Anstieg des Eigenkapitals<br />
gerechnet werden kann, ist ein neues Bild in der <strong>Thun</strong>er <strong>Finanzplan</strong>ung der letzten<br />
Jahre. Gr<strong>und</strong> dafür sind die positiven Erwartungen an die Steuereinnahmen. Bereits die Hochrechnung<br />
für das laufende Jahr 2011 lässt höhere Einnahmen erwarten. Im Zeitraum <strong>2012</strong> <strong>bis</strong><br />
2014 ergibt sich ein Plus von 23 Mio. Franken, begründet durch höhere Zuwachsraten, aber<br />
auch durch den Basiseffekt, weil die Steuern der Vorjahre 2010 <strong>und</strong> 2011 höher ausfallen. Die<br />
nachstehende Tabelle zeigt die unterschiedlichen Prognosen Vorjahr / aktuelle Planung:<br />
Steuereinnahmen<br />
Planwerte<br />
2011 <strong>2012</strong> 2013 2014<br />
in Mio. Franken<br />
<strong>2015</strong><br />
Vorjahr 104 105 108 110 n.a.<br />
aktuell 108 112 115 119 122<br />
Differenz +4 +7 +7 +9 n.a.<br />
Die erwarteten Rechnungsergebnisse unterscheiden sich in der folgenden Tabelle gezeigt.<br />
Bei den Rechnungsergebnissen ergibt sich im Zeitraum <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> 2014 ein Plus von 13,6 Mio.<br />
Franken.<br />
Rechnungsergebnisse<br />
Planwerte<br />
2011 <strong>2012</strong> 2013 2014<br />
in Mio. Franken<br />
<strong>2015</strong><br />
Vorjahr 0 -3.5 -3.3 -4.3 n.a.<br />
aktuell 0 0.0 1.1 1.4 1.7<br />
Differenz 0 +3.5 +4.4 +5.7 n.a.<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 37
Während im Vorjahr noch eine Abnahme des Bestandes Spezialfinanzierung Baulicher Unterhalt<br />
um 7 Mio. Franken im Planungszeitraum erwartet werden musste, ermöglichen die besseren<br />
Erwartungen ein Halten des Bestandes (vgl. Grafik auf S. 24). Dies ergibt zusammen eine<br />
Summe von 21 Mio. Franken, was nahezu dem Plus der Steuereinnahmen entspricht.<br />
Das Eigenkapital wächst <strong>bis</strong> zum Ende der Planperiode auf einen Stand von r<strong>und</strong> 13 Mio.<br />
Franken an, dies entspricht r<strong>und</strong> 2,4 Steueranlagezehnteln. Die selbst erarbeiteten Mittel sinken<br />
von 20 Mio. Franken im Jahr <strong>2012</strong> auf r<strong>und</strong> 6 Mio. Franken im Jahr <strong>2015</strong>. Dieses letzte<br />
Planjahr enthält allerdings eine a. o. Ausgabenspitze beim baulichen Unterhalt.<br />
6. Schlussfolgerungen<br />
Der vorliegende <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> zeigt insgesamt positive Rechnungsergebnisse in<br />
den Jahren <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong>. Der Gemeinderat erwartet bedeutend bessere Steuereinnahmen in<br />
den kommenden Jahren, als dies im Vorjahr angenommen werden konnte. Die Verschuldung<br />
wird im Planungszeitraum nur moderat ansteigen. Dieses Szenario ist erfreulich, besonders im<br />
Vergleich mit den Vorjahresplanungen.<br />
FILAG <strong>2012</strong> bringt u. a. eine Erhöhung der Abgeltung der städtischen Zentrumslasten. Für<br />
<strong>Thun</strong> bedeutet dies eine Erhöhung von 4 Mio. auf 9 Mio. Franken. Die bernischen Städte haben<br />
dieses Ziel durch gemeinsame Anstrengungen erreicht. Im Gesamtpaket der Reform von<br />
Finanzströmen <strong>und</strong> Lastenausgleichen wird diese Wirkung jedoch stark verwässert, weil der<br />
Kanton die Gesetzesreform für seinen Haushalt kostenneutral gestaltet <strong>und</strong> die Mehrbelastungen<br />
den Gemeinden überwälzt. Die Städte zahlen die höheren Abgeltungen der Zentrumslasten<br />
also mit. Für <strong>Thun</strong> bleibt im Jahr <strong>2012</strong> eine Entlastung aus FILAG <strong>2012</strong> von 1,1 Mio. Franken.<br />
Unerfreulich ist, dass mit FILAG <strong>2012</strong> bezogen auf die fiskalische Äquivalenz keine nennenswerte<br />
Verbesserung entsteht.<br />
Die verbesserten Steuerprognosen ermöglichen der Stadt <strong>Thun</strong>, die moderate Entlastung aus<br />
FILAG <strong>2012</strong> an die Steuerzahlenden weiterzugeben. Der Gemeinderat senkt die Steueranlage<br />
ab <strong>2012</strong> im Ausmass der FILAG-Entlastung von 1,74 auf 1,72. Die Prognoseannahmen sind<br />
begründet <strong>und</strong> decken sich mit denjenigen des Kantons Bern. Die weltwirtschaftliche Lage <strong>und</strong><br />
ihre Auswirkungen auf die Schweiz <strong>und</strong> insbesondere die öffentlichen Haushalte sind jedoch<br />
ungewiss, Stichworte sind Staatsverschuldungen <strong>und</strong> Währungskrisen.<br />
Eine angekündigte städtische Initiative verlangt die Senkung der Steueranlage auf 1,54 Einheiten.<br />
Eine derart starke Reduktion um das Zehnfache der Entlastung aus FILAG <strong>2012</strong> ist nicht<br />
tragbar, ohne Leistungen abzubauen. Es entspricht nicht seriöser Finanzpolitik, die Steuern<br />
aufgr<strong>und</strong> der zum jetzigen Zeitpunkt positiven Erwartungen noch stärker als auf 1,72 zu senken.<br />
Die Steuerkraft der Stadt <strong>Thun</strong> bleibt im Kantonsvergleich unterdurchschnittlich, <strong>Thun</strong><br />
empfängt weiterhin Mittel von anderen bernischen Gemeinden im solidarischen Finanzausgleich.<br />
Zu beobachten ist die Entwicklung der Selbstfinanzierung. Im Planungszeitraum können die<br />
Investitionen von 51 Mio. Franken aus eigener Kraft getragen werden. Die Selbstfinanzierung<br />
nimmt im Laufe der Jahre jedoch kontinuierlich ab. Bezogen auf die Grösse des <strong>Thun</strong>er Haushaltes<br />
ist die Selbstfinanzierung als schwach zu bezeichnen. Sorgen macht v. a. die Kostendynamik<br />
in den Lastenausgleichsbereichen, die deutlich stärker wachsen als die Steuereinnahmen.<br />
Gemeinderat <strong>und</strong> Stadtrat haben in den letzten Jahren den städtischen Leistungskatalog eingehend<br />
überprüft <strong>und</strong> punktuell Massnahmen umgesetzt zur Verbesserung des Handlungsspielraums.<br />
Es herrscht politischer Konsens über den Umfang der freiwilligen <strong>Aufgaben</strong> der<br />
Stadt <strong>Thun</strong>. Wenn dieser Stand nicht gehalten, sondern durch zusätzliche selbst gewählte<br />
<strong>Aufgaben</strong> ausgebaut wird, setzt dies die gute Ausgangslage mit ges<strong>und</strong>er Bilanz aufs Spiel.<br />
Die politischen Kräfte der Stadt <strong>Thun</strong> sind gefordert, weitere Bedürfnisse zurückhaltend anzumelden.<br />
Die Legislaturziele enthalten wenige, aber umso konkretere Massnahmen. Der Ge-<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 38
meinderat verfolgt diese intensiv <strong>und</strong> ist zuversichtlich, dass sich die Stadt <strong>Thun</strong> mit einer<br />
Konzentration der Ressourcen auf diese wesentlichen Ziele positiv entwickeln wird.<br />
Die Unsicherheiten in diesen Tagen <strong>und</strong> Wochen bezüglich wirtschaftlicher Prognosen sind<br />
aussergewöhnlich gross. Stichworte sind Staatsschulden, wechselnde Länder-Ratings, Wechselkurse,<br />
Ausschläge an den Finanzmärkten. Der vorliegende <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> beruht<br />
auf Daten <strong>und</strong> Prognosen mit Stand Juni/Juli 2011. Die globalen Wirtschaftsaussichten<br />
haben sich seither eingetrübt. Gleichzeitig hat sich die Aufwertung des Schweizer Frankens in<br />
den letzten Wochen stark beschleunigt. Entsprechend schlechter sind die Aussichten für die<br />
Schweizer Wirtschaft. Der <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> ist eine rollende Planung, welche jährlich<br />
erneuert wird <strong>und</strong> die konjunkturellen Entwicklungen aufnimmt. Verlässliche Prognosen sind in<br />
dieser bewegten Zeit sehr schwierig. Abzuwarten <strong>und</strong> auf ruhigere Zeiten zu warten ist keine<br />
echte Option. Der Gemeinderat verfolgt die Entwicklung, insbesondere die kantonale <strong>Finanzplan</strong>ung,<br />
sehr aufmerksam <strong>und</strong> nimmt innerhalb der kommenden Monate eine Neubeurteilung<br />
der Lage vor.<br />
<strong>Thun</strong>, 18. August 2011<br />
Finanzverwaltung der Stadt <strong>Thun</strong> GEMEINDERAT THUN<br />
Der Finanzverwalter Der Stadtpräsident<br />
Daniel Wegmüller Raphael Lanz<br />
Der Ratssekretär<br />
Marius Mauron<br />
Stadt <strong>Thun</strong>, <strong>Aufgaben</strong>- <strong>und</strong> <strong>Finanzplan</strong> <strong>2012</strong> <strong>bis</strong> <strong>2015</strong> Seite 39