Medikamente in der Psychiatrie - Sonnenhalde

Medikamente in der Psychiatrie - Sonnenhalde Medikamente in der Psychiatrie - Sonnenhalde

02.10.2013 Aufrufe

Klinik Sonnenhalde AG • Psychiatrie und Psychotherapie • Gänshaldenweg 28 • CH-4125 Riehen Telefon +41 61 645 46 46 • Fax +41 61 645 46 00 info@sonnenhalde.ch • www.sonnenhalde.ch Klinik Sonnenhalde Psychopharmaka Medikamente in der Psychiatrie Kurzinformation für Patientinnen und Patienten

Kl<strong>in</strong>ik <strong>Sonnenhalde</strong> AG • <strong>Psychiatrie</strong> und Psychotherapie • Gänshaldenweg 28 • CH-4125 Riehen<br />

Telefon +41 61 645 46 46 • Fax +41 61 645 46 00<br />

<strong>in</strong>fo@sonnenhalde.ch • www.sonnenhalde.ch<br />

Kl<strong>in</strong>ik <strong>Sonnenhalde</strong><br />

Psychopharmaka<br />

<strong>Medikamente</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong><br />

Kurz<strong>in</strong>formation<br />

für Patient<strong>in</strong>nen und Patienten


Richtig angewandt<br />

ist das Medikament <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong><br />

e<strong>in</strong> Mittel <strong>der</strong> Befreiung<br />

Franco Basaglia<br />

Liebe Patient<strong>in</strong>, lieber Patient<br />

<strong>Medikamente</strong> s<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>er zeitgemässen <strong>Psychiatrie</strong> nicht mehr wegzudenken. Psychopharmaka<br />

– Präparate also, die sich auf die Psyche auswirken – bieten e<strong>in</strong>e Chance zur Überw<strong>in</strong>dung o<strong>der</strong><br />

L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung psychischer Erkrankungen: Antidepressiva br<strong>in</strong>gen Symptombesserung bei Depressionen,<br />

Ängsten und Zwängen; Schlafmittel können dazu verhelfen, wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en normalen Schlafrhythmus<br />

zu erreichen; Neuroleptika haben die Behandlung von Psychosen wesentlich verän<strong>der</strong>t und zur<br />

Öffnung <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong> geführt.<br />

Wie alle Arzneimittel haben allerd<strong>in</strong>gs auch Psychopharmaka Nebenwirkungen. E<strong>in</strong> gezielter E<strong>in</strong>satz<br />

sowie e<strong>in</strong>e sorgfältige E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> <strong>Medikamente</strong> s<strong>in</strong>d deshalb wichtig. Dabei gilt es, das Risiko<br />

<strong>der</strong> Krankheit gegen den Nutzen und das Risiko <strong>der</strong> Therapie sorgfältig abzuwägen. Meist lässt<br />

sich e<strong>in</strong>e gute Lösung fi nden, die e<strong>in</strong>e deutliche Zustandsverbesserung mit möglichst wenigen o<strong>der</strong><br />

bestenfalls gar ke<strong>in</strong>en Nebenwirkungen ermöglicht.<br />

Patienten defi nieren sich heutzutage im diagnostischen und therapeutischen Prozess immer mehr<br />

als Partner des Arztes. Sie wollen <strong>in</strong>formiert und beraten werden, und dies ist gut so. Die folgenden<br />

Seiten sollen Ihrem Wunsch nach Aufklärung nachkommen. Um allfälliger Verwirrung vorzubeugen<br />

s<strong>in</strong>d nur die gängigsten Präparate ohne <strong>der</strong>en Inhaltsstoffe aufgelistet. Ihre Medikation wird <strong>in</strong><br />

jedem Fall mit Ihnen besprochen.<br />

Bei Fragen o<strong>der</strong> Unklarheiten wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt o<strong>der</strong> Ihre Therapeut<strong>in</strong>.<br />

Dr. med. Samuel Pfeifer, Chefarzt<br />

Inhalt<br />

Antworten auf die häufi gsten Fragen 3<br />

Antidepressiva (Thymoleptika) 5<br />

Beruhigungsmittel (Tranquilizer) 6<br />

Antipsychotika (Neuroleptika) 7<br />

Schlafmittel (Hypnotika) 8<br />

Stimmungsstabilisierer (Mood stabilizer) 9<br />

Literatur 10<br />

Ihre Fragen/Notizen 10<br />

Das Medikament löst die Probleme<br />

des psychisch Kranken zweifellos nicht;<br />

richtig angewandt kann es ihm jedoch helfen.


Antworten auf die häufi gsten Fragen<br />

Was bedeutet <strong>der</strong> Begriff Psychopharmaka?<br />

Psychopharmaka s<strong>in</strong>d <strong>Medikamente</strong>, die auf die Psyche des Menschen e<strong>in</strong>wirken und vorwiegend<br />

<strong>der</strong> Behandlung psychischer Störungen und neurologischer Krankheiten dienen.<br />

Wann macht die E<strong>in</strong>nahme von Psychopharmaka S<strong>in</strong>n?<br />

Psychopharmaka helfen bei e<strong>in</strong>er Vielzahl seelischer Erkrankungen und <strong>der</strong>en Symptomen wie<br />

Depressionen, Psychosen o<strong>der</strong> Angststörungen.<br />

Welche Psychopharmaka gibt es?<br />

Die wichtigsten Gruppen <strong>der</strong> Psychopharmaka s<strong>in</strong>d Antidepressiva, Neuroleptika, Beruhigungs- o<strong>der</strong><br />

Schlafmittel und Mittel zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Rückfällen bei phasenhaft verlaufenden Erkrankungen.<br />

Machen Psychopharmaka abhängig?<br />

Antidepressiva, Neuroleptika und zahlreiche an<strong>der</strong>e Psychopharmaka machen nicht abhängig. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

kann sich bei länger dauern<strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahme von Beruhigungs- und Schlafmitteln e<strong>in</strong>e Abhängigkeit<br />

entwickeln.<br />

Verän<strong>der</strong>n Psychopharmaka die Persönlichkeit?<br />

Ne<strong>in</strong>, es handelt sich hierbei lediglich um e<strong>in</strong> weit verbreitetes Vorurteil. Psychopharmaka verän<strong>der</strong>n<br />

die Persönlichkeit nicht, sie können aber e<strong>in</strong>en krankhaften Zustand wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Normalzustand<br />

br<strong>in</strong>gen. Nicht die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Person ist Ziel e<strong>in</strong>er Behandlung mit Psychopharmaka, son<strong>der</strong>n<br />

die Wie<strong>der</strong>erlangung <strong>der</strong> alten Fähigkeiten und <strong>der</strong> gesunden Persönlichkeit e<strong>in</strong>es Menschen.<br />

Wie wirken Psychopharmaka?<br />

Im Gehirn verlaufen Nervenbahnen, welche Nachrichten mit Hilfe von Nervenzellen auf elektrischem<br />

Weg übertragen. Die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen geschieht unter Mitwirkung<br />

von Botenstoffen – so genannten Neurotransmittern (z.B. Seroton<strong>in</strong>, Dopam<strong>in</strong>).<br />

Das menschliche Gehirn kann genauso Störungen unterliegen wie jedes an<strong>der</strong>e Organ. Bei manchen<br />

seelischen Erkrankungen besteht e<strong>in</strong> Ungleichgewicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übertragung am Übergang zwischen<br />

zwei Nervenzellen. Psychopharmaka greifen an dieser Stelle e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem sie die gestörte Nervenübertragung<br />

wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Normalzustand versetzen.<br />

Stellen Psychopharmaka nur ruhig?<br />

Psychopharmaka können verschiedene Wirkungen ausüben. Nicht alle machen müde. Manche verbessern<br />

gezielt den Antrieb, bei an<strong>der</strong>en ist e<strong>in</strong>e beruhigende Wirkung erwünscht und wird bewusst<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Seite 3<br />

S<strong>in</strong>d die Nebenwirkungen schlimmer als die Krankheit?<br />

Lei<strong>der</strong> ist die mediz<strong>in</strong>ische Forschung noch nicht so weit, dass schwere psychische Erkrankungen<br />

völlig ohne Nebenwirkungen weggezaubert werden können. Ke<strong>in</strong> Arzt würde aber Psychopharmaka<br />

verordnen, wenn am Ende die Nebenwirkungen schlimmer als die Krankheit wären.<br />

Oft treten überhaupt ke<strong>in</strong>e Nebenwirkungen auf.<br />

Ist Psychotherapie nicht besser als Psychopharmaka?<br />

Für die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> eigenen psychischen Erkrankung bedarf es e<strong>in</strong>er gewissen<br />

seelischen Stabilität. Manchmal s<strong>in</strong>d Betroffene zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Behandlung zu krank für e<strong>in</strong>e<br />

Psychotherapie. Gerade <strong>in</strong> diesem Fall liegt das Schwergewicht des ersten Behandlungsschrittes auf<br />

<strong>der</strong> Therapie mit <strong>Medikamente</strong>n.<br />

Zudem gibt es bestimmte seelische Krankheiten, bei denen vor allem die medikamentöse Behandlung<br />

Erfolg verspricht und Psychotherapie e<strong>in</strong>e zusätzliche, unterstützende Funktion besitzt.<br />

Helfen Psychopharmaka auf Dauer?<br />

Die meisten Psychopharmaka haben auf Dauer ke<strong>in</strong>en Wirkungsverlust. In <strong>der</strong> Regel helfen sie nur<br />

so lange, wie sie e<strong>in</strong>genommen werden. Antidepressiva und Neuroleptika haben e<strong>in</strong>e Wirkung, die<br />

nach <strong>der</strong> letzten E<strong>in</strong>nahme noch e<strong>in</strong>ige Wochen bis Monate anhalten kann. Grundsätzlich sollten<br />

<strong>Medikamente</strong> nur <strong>in</strong> Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden.<br />

Können auch natürliche Mittel heilen?<br />

Nur für bestimmte Extrakte aus Pfl anzen wie Johanniskraut o<strong>der</strong> Baldrian konnte e<strong>in</strong>e Wirkung<br />

bei psychischen Beschwerden nachgewiesen werden. Für die meisten an<strong>der</strong>en Zubereitungen aus<br />

Pfl anzen o<strong>der</strong> homöopathischen Mitteln gibt es nur spärliche o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>e gesicherten Wirksamkeitsnachweise.<br />

Es ist daher ratsam, nur <strong>Medikamente</strong> e<strong>in</strong>zunehmen, die von Fachärzten empfohlen<br />

werden.<br />

Wie wirken sich Psychopharmaka auf die Fahrtüchtigkeit aus?<br />

Psychopharmaka können zwar die Fahrtüchtigkeit bee<strong>in</strong>trächtigen, müssen aber nicht. Grundsätzlich<br />

sollte <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>- bzw. Umstellungsphase auf das Autofahren verzichtet werden. Nach E<strong>in</strong>stellung<br />

<strong>der</strong> Medikation können Psychopharmaka den Patienten sogar dazu befähigen, wie<strong>der</strong> Auto fahren<br />

zu können. Die Frage <strong>der</strong> Fahrtüchtigkeit sollte auf jeden Fall Thema im Gespräch mit dem Facharzt<br />

se<strong>in</strong>.<br />

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Antidepressiva (Thymoleptika)<br />

Was bedeutet <strong>der</strong> Begriff Antidepressiva?<br />

Antidepressiva s<strong>in</strong>d <strong>Medikamente</strong>, die bei depressiven Krankheitsbil<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en stimmungsaufhellenden<br />

und antriebsverbessernden o<strong>der</strong> beruhigenden Effekt haben. Zusätzlich s<strong>in</strong>d sie bei e<strong>in</strong>er Reihe<br />

weiterer psychischer Störungsbil<strong>der</strong> wirksam.<br />

Bei welchen Störungen werden Antidepressiva e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

Die Behandlung mit Antidepressiva ist bei Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen sowie zur<br />

Schlafför<strong>der</strong>ung geeignet. Antidepressiva ersetzen normalerweise ke<strong>in</strong>e Psychotherapie, können<br />

aber möglicherweise im Falle von schweren Depressionen e<strong>in</strong>e solche erst ermöglichen.<br />

Wann ist mit e<strong>in</strong>er Wirkung zu rechnen?<br />

Grundsätzlich ist damit zu rechnen, dass sich die erwünschte Wirkung e<strong>in</strong>er antidepressiven Behandlung<br />

erst im Verlauf von 2–4 Wochen voll ausbildet. In <strong>der</strong> Regel beobachtet man e<strong>in</strong>e stetige<br />

Besserung im Zeitverlauf. Voraussetzung ist e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche <strong>Medikamente</strong>ne<strong>in</strong>nahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

ausreichend hohen Dosierung.<br />

Welche Nebenwirkungen können auftreten?<br />

Unerwünschte Wirkungen treten bevorzugt zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Therapie auf und bilden sich oft im Verlauf<br />

<strong>der</strong> Behandlung zurück:<br />

- Blutdrucksenkung - Zittern<br />

- Pulsbeschleunigung - Mundtrockenheit<br />

- Herzrhythmusstörungen - Libidoverlust<br />

- Verstopfung - Gewichtsverän<strong>der</strong>ungen<br />

- Schlafstörungen - Übelkeit<br />

Machen Antidepressiva abhängig?<br />

Es besteht ke<strong>in</strong> Risiko e<strong>in</strong>er Abhängigkeitsentwicklung.<br />

Welche Antidepressiva werden häufi g e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

- Cipralex - Johanniskraut<br />

- Citalopram - Remeron<br />

- Cymbalta - Saroten<br />

- Edronax - Seropram<br />

- Efexor - Surmontil<br />

- Fluct<strong>in</strong>e - Trim<strong>in</strong><br />

- Fluoxet<strong>in</strong>-Mepha - Zoloft<br />

Beruhigungsmittel (Tranquilizer)<br />

Was bedeutet <strong>der</strong> Begriff Beruhigungsmittel?<br />

Unter Beruhigungsmittel wird e<strong>in</strong>e Gruppe von Psychopharmaka zusammengefasst, die angstlösend<br />

und entspannend wirken. Benzodiazep<strong>in</strong>e stellen darunter die wichtigste Gruppe dar.<br />

Bei welchen Störungen werden Beruhigungsmittel e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

Beruhigungsmittel werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Angst- und Schlafstörungen sowie bei Unruhe<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Sie fi nden häufi g als Begleitmedikation (z.B. neben Antidepressiva o<strong>der</strong> Antipsychotika)<br />

E<strong>in</strong>satz.<br />

Wann ist mit e<strong>in</strong>er Wirkung zu rechnen?<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d hochwirksame Substanzen. Sie wirken schnell und zuverlässig und s<strong>in</strong>d gut verträglich.<br />

Der therapeutische Effekt <strong>der</strong> Benzodiazep<strong>in</strong>e zielt auf e<strong>in</strong>e rasche Sedierung und Entspannung<br />

ohne <strong>in</strong> niedrigen Dosierungen e<strong>in</strong>e nennenswerte Schlafi nduktion hervorzurufen.<br />

Welche Nebenwirkungen können auftreten?<br />

Häufi ge unerwünschte Wirkungen von Beruhigungsmitteln s<strong>in</strong>d:<br />

- Tagesmüdigkeit<br />

- Schläfrigkeit<br />

- Aufmerksamkeitsprobleme<br />

Machen Beruhigungsmittel abhängig?<br />

Aufgrund des Abhängigkeitsrisikos sollten Beruhigungsmittel stets mit Sorgfalt verordnet und <strong>in</strong><br />

möglichst niedrigen, aber ausreichend wirksamen Dosen verabreicht werden. Die E<strong>in</strong>nahme sollte<br />

auf e<strong>in</strong>en kurzen Zeitraum (4–6 Wochen) beschränkt und die Indikation zu e<strong>in</strong>er langfristigen Verordnung<br />

stets durch e<strong>in</strong>en Psychiater gestellt werden.<br />

Welche Beruhigungsmittel werden häufi g e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

- Lexotanil<br />

- Seresta<br />

- Temesta<br />

- Xanax<br />

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Antipsychotika (Neuroleptika)<br />

Was bedeutet <strong>der</strong> Begriff Antipsychotika?<br />

Antipsychotika s<strong>in</strong>d <strong>Medikamente</strong>, die e<strong>in</strong>en beruhigenden E<strong>in</strong>fl uss auf das Nervensystem haben.<br />

Charakteristisch ist e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong> dämpfen<strong>der</strong> und entspannen<strong>der</strong> Effekt.<br />

Bei welchen Störungen werden Antipsychotika e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

Antipsychotika werden bei Psychosen, psychischen Krisen sowie zur Schlafför<strong>der</strong>ung und Stabilisierung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Sie schwächen psychotisches Erleben ab und ermöglichen den Patienten, Abstand<br />

zu ihren wahnhaften Empfi ndungen zu bekommen, wie<strong>der</strong> ihre „Mitte“ zu fi nden.<br />

Wann ist mit e<strong>in</strong>er Wirkung zu rechnen?<br />

Der beruhigende und dämpfende Effekt macht sich bei ausreichen<strong>der</strong> Dosierung bereits <strong>in</strong>nerhalb<br />

weniger Stunden bemerkbar. Bis die antipsychotische Wirkung e<strong>in</strong>tritt, kann es aber oft Wochen bis<br />

Monate dauern. In <strong>der</strong> Regel entfalten Neuroleptika bei 2/3 aller behandelten Patienten <strong>in</strong>nerhalb<br />

von 4–8 Wochen e<strong>in</strong>e befriedigende Wirkung.<br />

Welche Nebenwirkungen können auftreten?<br />

Auch hier treten unerwünschte Wirkungen rascher e<strong>in</strong> als die eigentliche Wirkung. Diese Nebenwirkungen<br />

s<strong>in</strong>d zwar unangenehm, aber nicht bedrohlich, wenn sie zeitig erkannt und entsprechend<br />

behandelt werden:<br />

- Bewegungse<strong>in</strong>schränkung - Kreislaufschwäche<br />

- Muskelsteifi gkeit - Schw<strong>in</strong>delgefühl<br />

- Zittern <strong>in</strong> den Händen - Müdigkeit<br />

- Sitz- und Bewegungsunruhe - Verstopfung<br />

- Mundtrockenheit - Gewichtszunahme<br />

- verschwommenes Sehen - Schwitzen<br />

Machen Antipsychotika abhängig?<br />

Erfreulicherweise haben Antipsychotika auch bei langfristiger E<strong>in</strong>nahme ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit zur<br />

Folge.<br />

Welche Antipsychotika werden häufi g e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

- Dipiperon - Seroquel<br />

- Entum<strong>in</strong> - Solian<br />

- Noz<strong>in</strong>an - Truxal<br />

- Risperdal - Zyprexa<br />

Schlafmittel (Hypnotika)<br />

Was bedeutet <strong>der</strong> Begriff Schlafmittel?<br />

Schlafmittel (auch Hypnotika genannt) s<strong>in</strong>d Psychopharmaka, welche den Schlafvorgang e<strong>in</strong>leiten<br />

o<strong>der</strong> aufrechterhalten.<br />

Bei welchen Störungen werden Schlafmittel e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

E<strong>in</strong>e Behandlung mit medikamentösen Schlafmitteln erfolgt, wenn <strong>der</strong> Patient über längere Zeit<br />

Schlafprobleme hat. Hierbei ist die Beaufsichtigung durch e<strong>in</strong>en Arzt dr<strong>in</strong>gend notwendig, da die<br />

Gefahr e<strong>in</strong>er Abhängigkeitsentwicklung gross ist.<br />

Wann ist mit e<strong>in</strong>er Wirkung zu rechnen?<br />

Viele Schlafmittel s<strong>in</strong>d verwandt mit den Beruhigungsmitteln. Häufi g werden Substanzen verwendet,<br />

die nur kurz wirken und nach 1 bis 4 Stunden abgebaut s<strong>in</strong>d. Diese erleichtern das E<strong>in</strong>schlafen.<br />

Stärkere Mittel mit e<strong>in</strong>er längeren Wirkungsdauer ermöglichen das Durchschlafen.<br />

Welche Nebenwirkungen können auftreten?<br />

Zu den häufi gsten unerwünschten Wirkungen von Schlafmitteln gehören:<br />

- Tagesmüdigkeit - Übelkeit<br />

- Schw<strong>in</strong>del - Mundtrockenheit<br />

- Koord<strong>in</strong>ationsstörungen - Verstopfung<br />

- Kopfschmerzen - Muskelschwäche<br />

Machen Schlafmittel abhängig?<br />

Bestimmte, über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum e<strong>in</strong>genommene Schlafmittel führen zu Abhängigkeit. Sie<br />

sollten deshalb nicht länger als 4 Wochen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er niedrigen Dosis e<strong>in</strong>genommen werden.<br />

Beim Absetzen von Schlafmitteln kommt es zu Entzugsersche<strong>in</strong>ungen. Diese äussern sich <strong>in</strong> Unruhe,<br />

Angst, Albträumen und Schlafstörungen. Nach längerer E<strong>in</strong>nahme von Schlafmitteln empfi ehlt<br />

sich deshalb e<strong>in</strong> Ausschleichen, d.h. e<strong>in</strong> allmählicher Abbau <strong>der</strong> <strong>Medikamente</strong>. Auch hierbei ist die<br />

Betreuung durch e<strong>in</strong>en Arzt unerlässlich.<br />

Welche Schlafmittel werden häufi g e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

- Dalmadorm<br />

- Imovane<br />

- Stilnox<br />

- Valverde<br />

- Zoldorm<br />

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Stimmungsstabilisierer (Mood stabilizer)<br />

Was bedeutet <strong>der</strong> Begriff Stimmungsstabilisierer?<br />

Stimmungsstabilisierer wie Lithium, Antiepileptika und atypische Antipsychotika wirken – wie <strong>der</strong><br />

Name es sagt – stabilisierend auf die Stimmung.<br />

Bei welchen Störungen werden sie e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

Stimmungsstabilisierer werden vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von bipolaren (manisch-depressiven)<br />

Erkrankungen e<strong>in</strong>gesetzt, um die übermässigen Stimmungsschwankungen auszugleichen. E<strong>in</strong>e regelmässige<br />

E<strong>in</strong>nahme kann zudem dem Wie<strong>der</strong>auftreten von Krankheitsphasen vorbeugen.<br />

Bei depressiven Patienten, die auf e<strong>in</strong>e Behandlung mit Antidepressiva nicht o<strong>der</strong> zu schwach ansprechen,<br />

können Stimmungsstabilisierer mit e<strong>in</strong>em Antidepressivum komb<strong>in</strong>iert werden.<br />

Wann ist mit e<strong>in</strong>er Wirkung zu rechnen?<br />

Die volle Wirkung <strong>der</strong> Behandlung tritt mitunter erst nach Wochen e<strong>in</strong>.<br />

Welche Nebenwirkungen können auftreten?<br />

- Durchfall bei Lithium-Präparaten:<br />

- Gewichtszunahme - verstärkter Durst<br />

- Kreislaufstörungen - verstärktes Wasserlassen<br />

- Zittern <strong>in</strong> den Händen - Unterfunktion <strong>der</strong> Schilddrüse<br />

- Müdigkeit<br />

- Übelkeit<br />

Machen Stimmungsstabilisierer abhängig?<br />

Stimmungsstabilisierer machen nicht abhängig und s<strong>in</strong>d gut verträglich.<br />

Welche Stimmungsstabilisierer werden häufi g e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

- Convulex Lithium-Präparate:<br />

- Depak<strong>in</strong>e - Lithiofor<br />

- Lamotr<strong>in</strong>-mepha - Priadel<br />

- Orfi ril - Quilonorm<br />

- Tegretol<br />

Literatur<br />

Bäuml, J. (1994). Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. E<strong>in</strong> Ratgeber für Patienten und<br />

Angehörige. Berl<strong>in</strong>, Heidelberg: Spr<strong>in</strong>ger-Verlag.<br />

Benkert, O. & Hippius, H. (2005). Kompendium <strong>der</strong> Psychiatrischen Pharmakotherapie. Heidelberg:<br />

Spr<strong>in</strong>ger Mediz<strong>in</strong> Verlag.<br />

F<strong>in</strong>zen, A. (2001). <strong>Medikamente</strong>nbehandlung bei psychischen Störungen. E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Therapie<br />

mit Psychopharmaka. Bonn: <strong>Psychiatrie</strong>-Verlag GmbH.<br />

Trenckmann, U. & Bandelow, B. (1999). Empfehlungen zur Patienten<strong>in</strong>formation <strong>Psychiatrie</strong> und<br />

Psychotherapie. Darmstadt: Ste<strong>in</strong>kopff Verlag.<br />

Ihre Fragen / Notizen<br />

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Seite 9 Dezember 2008, QM-HB 2.02.01.05<br />

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