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Vorläufige Evaluation der Auswirkungen der FIFA Weltmeisterschaft ...

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schlug er den Abriss <strong>der</strong> Stadien vor. 31 Denn schon kurz nach <strong>der</strong> WM for<strong>der</strong>ten die Betreiber<br />

<strong>der</strong> Stadien in Durban 32 und Cape Town 33 für den Unterhalt finanzielle Unterstützung von<br />

<strong>der</strong> Regierung. Hier wird offensichtlich, dass die <strong>FIFA</strong> den Gastgeber <strong>der</strong> WM mit Nachdruck<br />

dazu brachten, unnötige und teure Stadien wie bspw. in Cape Town zu bauen. 34<br />

Aber die SüdafrikanerInnen sind auch stolz, den Afro-Pessimisten bewiesen zu haben, dass<br />

sie fähig waren, <strong>der</strong> WM gerecht zu werden und dadurch die Nation zu einen. Was durch die<br />

WM deutlich wurde, ist, dass die AfrikanerInnen globale Anerkennung dafür erhielten, genug<br />

„entwickelt“ zu sein um die Auflagen <strong>der</strong> <strong>FIFA</strong> zu erfüllen und trotz des infrastrukturellen Erbes<br />

einen sportlichen Mega-Event zu organisieren. Die Kosten für diesen Imagegewinn sind<br />

jedoch sehr hoch. Die Herausfor<strong>der</strong>ung, die fortschrittliche Infrastruktur des Nordens für einen<br />

riesigen und teuren Event nachzubauen, geschah auf Kosten <strong>der</strong> Vernachlässigung<br />

drängen<strong>der</strong>er sozialer Ziele.<br />

Sozioökonomische Kosten <strong>der</strong> WM<br />

Die Arbeitslosenquote in Südafrika beträgt offiziell 25% (inoffiziell 40%), zudem ging im vergangenen<br />

Jahr eine Million Jobs verloren. 35 Insgesamt werden von total 13'811'663 Haushalten<br />

<strong>der</strong>en 9'510’845 als arm eingestuft, d.h. ihr monatliches Einkommen liegt unter 2'500 R<br />

(342 $). 36 Das bedeutet, dass 69% <strong>der</strong> südafrikanischen Bevölkerung unter <strong>der</strong> Armutsgrenze<br />

lebt. Die Einheit und Euphorie, welche von den SüdafrikanerInnen während <strong>der</strong> WM gezeigt<br />

wurde, ist nur ein vorübergehendes Phänomen, was gleichfalls für das Erbe <strong>der</strong> WM<br />

gilt: Es ist eher ein mystisches, denn ein praktisches Vermächtnis. So konnte auch die WM<br />

keine Streiks verhin<strong>der</strong>n, z.B. jenen des Sicherheitspersonal. Sobald das letzte Spiel abgepfiffen<br />

worden war, verflüchtigten sich die kohäsiven Effekte fast umgehend. Des Weiteren<br />

zeigten sich auch wie<strong>der</strong> fremdenfeindliche Haltungen gegenüber Auslän<strong>der</strong>n, die mit dem<br />

Wettbewerb um die wenigen freien Arbeitsstellen zu erklären sind. 37 Die harte wirtschaftliche<br />

Realität führte schon länger zu einem ausgeprägten Konkurrenzkampf zwischen den Arbeitern,<br />

die zahlreichen Grossprojekte im Bau- und Servicegewerbe scheinen diese Rivalitäten<br />

zudem weiter verschärft zu haben.<br />

WM verschärft die Ungleichheiten<br />

Südafrika hat mit einem Gini-Koeffizienten von 0,679 mittlerweile auch Brasilien überholt und<br />

ist nun die ungleichste Gesellschaft <strong>der</strong> Welt. 38 Wie oben dargelegt, gab die Südafrikanische<br />

Regierung 39,3 Mia. R für Infrastrukturbauten für die WM aus. Zwischen 2006 und 2009 flossen<br />

zudem 372 Mia. R (50 Mia. $) in Arbeitsbeschaffungsprogramme. 39 Die fünf grössten<br />

südafrikanischen Bauunternehmen Aveng (Besitzer von Grinaker-LTA), Murray & Roberts,<br />

Wilson Bayly Holmes-Ovcon Construction (WBHO), Group Five und Basil Read profitierten<br />

stark von diesen Programmen, die eigentlich als Puffer für die Finanzkrise gedacht waren.<br />

Die zusätzlichen Ausgaben für die WM waren dabei für diese Unternehmen noch das Sahnehäubchen.<br />

Die Bauverträge für die WM, abgeschlossen zwischen den Gastgeberstädten und den Unternehmen,<br />

brachten den ArbeiterInnen fast keine Vorteile wie festgeschriebene Lohnerhöhungen,<br />

Boni, Weiterbildungsmöglichkeiten o<strong>der</strong> Sozialpläne für die Zeit nach <strong>der</strong> WM. Die<br />

Städte konzentrierten sich vielmehr auf das Erreichen <strong>der</strong> in Aussicht gestellten ökonomischen<br />

Nutzen resp. die Eindämmung <strong>der</strong> steigenden Ausgaben, denn auf die Bauarbeiter.<br />

Die einzige Sicherheit für die Arbeiter bildeten die von <strong>der</strong> Regierung erlassenen Mindestvorschriften.<br />

Ansonsten waren die Arbeiter auch wegen dem tiefen Organisationsgrad von<br />

10% auf sich selbst gestellt. Der erste dokumentierte Streik in Zusammenhang mit Bauarbei-<br />

<strong>Vorläufige</strong> <strong>Evaluation</strong> <strong>der</strong> <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>FIFA</strong> <strong>Weltmeisterschaft</strong> 2010 in Südafrika<br />

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