02.10.2013 Aufrufe

Vorläufige Evaluation der Auswirkungen der FIFA Weltmeisterschaft ...

Vorläufige Evaluation der Auswirkungen der FIFA Weltmeisterschaft ...

Vorläufige Evaluation der Auswirkungen der FIFA Weltmeisterschaft ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sen. 20 Die hohen Kosten für Eintritt, Transport und Unterkunft führten dazu, dass die WM nur<br />

dem Namen nach eine afrikanische war.<br />

„Die augenfällige Erleichterung in den Südafrikanischen Medien über den „Erfolg“ <strong>der</strong><br />

WM – im Gegensatz zur Wahrnehmung <strong>der</strong> WM im Rugby (1996) und Cricket (2004) in<br />

Südafrika – rührt daher, dass Fussball <strong>der</strong> Sport <strong>der</strong> schwarzen Bevölkerungsteile ist<br />

und die WM alle afro-pessimistischen Stimmen laut werden liess, die Schwarzen könnten<br />

das Land nicht genügend gut führen.“ 21<br />

„Wir haben versprochen, die beste WM aller Zeiten zu organisieren. Aber nicht nur durch<br />

die Bereitstellung <strong>der</strong> Infrastruktur, son<strong>der</strong>n auch dadurch, alle Besucher zu Botschaftern<br />

für den Südafrikanischen Tourismus zu machen.“ 22<br />

Es gibt keine Zweifel darüber, dass Südafrika eine „erfolgreiche“ WM veranstaltet hat, die nur<br />

von wenigen Logistikpannen und an Touristen verübten Verbrechen getrübt wurde. Spektakuläre<br />

Stadien und Kulissen, einzigartige Fankostüme und die alles übertönenden Vuvuzelas<br />

hinterliessen international ein sehr positives Bild Südafrikas, das durch die Medien über 32<br />

Mia. Zuschauer erreichte. 23 Es wird erwartet, dass das positive Branding das weitere Interesse<br />

an Südafrika als Tourismusland als auch für ausländische Direktinvestitionen stimulieren<br />

wird. Wenn man den durch die WM induzierten Tourismus jedoch näher betrachtet, fällt auf,<br />

dass die in <strong>der</strong> Hotellerie erwarteten Belegungsquoten nicht erreicht werden konnten. Alan<br />

Winde, Minister für Finanzen und Tourismus in <strong>der</strong> Provinzregierung von Western Cape, wird<br />

in einem Zeitungsartikel über den Tourismus während <strong>der</strong> WM wie folgt zitiert:<br />

„Trotz West Capes Reputation als Tourismusdestination war die kurzfristige wirtschaftliche<br />

Wirkung <strong>der</strong> WM gering. Die Touristenzahlen sind einiges tiefer ausgefallen als erwartet.<br />

So war die Auslastung <strong>der</strong> Hotellerie in den Zentren von West Cape bei nur gerade<br />

55%.“ 24<br />

Wenn dieses Beispiel eines Haupttourismusortes stellvertretend für ganz Südafrika steht, so<br />

bleiben die Erwartungen zu den Nutzen von immateriellen Gütern nur Spekulation, wenngleich<br />

die <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> globalen Finanzkrise und die Konkurrenz durch an<strong>der</strong>e Ferienorte<br />

mitberücksichtigt werden müssen.<br />

Eines <strong>der</strong> wichtigsten Versprechen für die <strong>Weltmeisterschaft</strong> war das sportliche Erbe, welches<br />

schliesslich auch dazu verwendet wurde, horrende Ausgaben für den Bau von Stadien<br />

zu rechtfertigen. Am 17. August 2010 fand vor <strong>der</strong> Kommission für Sport und Erholung im<br />

nationalen Parlament eine Anhörung über die zukünftige Verwendung und Nachhaltigkeit <strong>der</strong><br />

WM-Stadien statt, weil dieses Thema wie<strong>der</strong>holt zu Debatten geführt hatte. 25 Leslie Sedibe,<br />

Geschäftsführer des Südafrikanischen Fussballverbands SAFA gab zu bedenken, dass<br />

insbeson<strong>der</strong>e die hohen Kosten des Unterhalts die Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Stadien in Frage stelle.<br />

26 Auch sei <strong>der</strong> Verband selber bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Bauten nicht konsultiert worden. 27 Ähnliches<br />

war vom Präsidenten <strong>der</strong> nationalen Fussballliga (Premier Soccer League), Kjetil Siem,<br />

zu vernehmen: Die Stadien seien für die nationalen Clubs zu gross, weshalb eine profitable<br />

Nutzen sehr schwierig zu erreichen wäre. 28 Auch die Hoffnungen in die zuschauerreiche<br />

Sportart Cricket sind vergebens, weil die Fussballfel<strong>der</strong> dafür zu klein seien. Gleichzeitig<br />

lehnte es bspw. die Rugbymannschaft South Western Province Rugby ab, ins zu grosse<br />

Green Point Stadium in Cape Town umzuziehen. 29<br />

Udesh Pillay, <strong>der</strong> Direktor von HSRC, liess sich mit den Worten zitieren, dass wohl acht anstelle<br />

von zehn Stadien für die WM ausreichend gewesen wären. Dafür habe Südafrika nun<br />

mindestens 6 Mia. R für drei „weisse Elefanten“, also teure, aber lei<strong>der</strong> unnötige Luxusstadien<br />

ausgegeben. Dazu zählt er die Stadien in Polokwane, Nelspruit und Durban, wo es we<strong>der</strong><br />

einen grossen Fussball- o<strong>der</strong> Cricketclub gebe. 30 Zur Umgehung <strong>der</strong> hohen Unterhaltskosten<br />

<strong>Vorläufige</strong> <strong>Evaluation</strong> <strong>der</strong> <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>FIFA</strong> <strong>Weltmeisterschaft</strong> 2010 in Südafrika<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!