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Vorläufige Evaluation der Auswirkungen der FIFA Weltmeisterschaft ...

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stieren. 16 Diese Ziffer stellt eine ausserordentlich erfreuliche Verbesserung gegenüber den<br />

2003 hochgerechneten 160'000 neuen Arbeitslätzen dar.<br />

Diese von Grant Thornton grob geschätzten Zahlen wurden mit einer Formel berechnet, die<br />

auf Grund <strong>der</strong> Anzahl investierter Millionen R (x) eine Anzahl an generierten Jobs (y) erwartet.<br />

Diese Formel ist aber nicht sehr präzis, weil sie verschiedene Variabeln beinhaltet. So<br />

muss bestimmt werden a) wie lange eine Stelle befristet sein muss, dass sie als „Arbeitstelle“<br />

gilt, d.h. ob ein Job nur drei Monate o<strong>der</strong> ein ganzes Jahr dauern muss und b) ob eine Arbeitsstelle<br />

in direktem o<strong>der</strong> indirektem Zusammenhang mit <strong>der</strong> WM steht. Indirekte Stellen<br />

entstehen durch den Konsum, <strong>der</strong> sich aus den Löhnen <strong>der</strong> direkten Jobs ergibt. 17<br />

Am 27. Juli 2010, kurz nach dem Ende <strong>der</strong> WM, veröffentlichte das Statistische Amt (Statistics<br />

South Africa) die Beschäftigungszahlen für das zweite Quartal 2010 (April bis Juni). In<br />

diesem Bericht wurde festgehalten, dass es „einen Verlust von 4,7% <strong>der</strong> Arbeitsstellen<br />

(627'000) zu verzeichnen gibt“ und dass „<strong>der</strong> Verlust von Arbeitstellen im formalen Sektor<br />

(d.h. denjenigen Stellen, die statistisch und steuermässig erfasst sind) vor allem die Bauwirtschaft<br />

betrifft“, wo 7,1% o<strong>der</strong> 54'000 Menschen ihren Job verloren. Im Vorjahresvergleich<br />

sind es gar 111'000 Arbeitsstellen, welche in dieser Branche gestrichen wurden. Dies ist<br />

hauptsächlich damit zu erklären, dass alle Stellen, welche für den Bau <strong>der</strong> Infrastruktur für<br />

die WM geschaffen wurden, durch das Ende <strong>der</strong> Bauarbeiten verloren gingen.<br />

Durch diesen deutlichen Verlust an Arbeitsstellen wird klar, dass die geschätzten Beschäftigungszahlen<br />

von Grant Thornton ebenfalls massiv übertrieben waren und viele kurzfristigen<br />

o<strong>der</strong> in indirektem Verhältnis mit <strong>der</strong> WM stehenden Jobs in die Statistik miteinflossen. Zudem<br />

ist die von Grant Thornton verwendete Formel stark vereinfachend. Das Phänomen des<br />

„jobless growth“ wurde gar nicht berücksichtigt. Unter diesem Begriff versteht man die Erholung<br />

<strong>der</strong> Konjunktur ohne Beschäftigungszunahme. Als Beispiel dafür kann <strong>der</strong> Tourismussektor<br />

in Südafrika herbeigezogen werden: 2009 sank die Anzahl Beschäftigter in diesem<br />

Sektor gegenüber 2008 von 421’800 um 32'700 auf 398'100, obwohl sich die Ausgaben von<br />

ausländischen Touristen in <strong>der</strong>selben Periode um 7,1% auf 89,3 Mia. R erhöhten. Dieses<br />

Phänomen des Beschäftigungsfreien Wachstums ist ein Indikator für steigende Armut und<br />

Ungleichheit in Südafrika. Die WM hat dieses Problem konserviert, wenn nicht sogar weiter<br />

verstärkt.<br />

Auflistung immaterieller Nutzen<br />

Immaterieller Nutzen beinhaltent die Verstärkung <strong>der</strong> Aussenwahrnehmung Südafrikas, einen<br />

wachsenden Tourismussektor, vermehrte ausländische Direktinvestitionen sowie <strong>der</strong><br />

Stolz <strong>der</strong> Bevölkerung darauf, die WM ausgerichtet zu haben.<br />

Grant Thorntons prognostizierte Anzahl an WM-Besuchern beläuft sich im Jahr 2010 auf<br />

373'000; 2008 erwartete man noch 483'000. Diese Schätzungen liegen weit unter den Touristenzahlen<br />

von 2008 und 2009, wo sich jeweils 688'688 resp. 706'278 Besucher im Land<br />

aufhielten. 18 Diese Darlegung entspricht den Erfahrungen <strong>der</strong> <strong>Weltmeisterschaft</strong>en von 2002<br />

in Japan und Südkorea und 2006 in Deutschland, wo die WM-Besucher die normalen Touristen,<br />

welche die Grossveranstaltungen mieden, nur ungenügend ersetzen konnten. 19<br />

Von allen Fussballtouristen sollten laut Vorhersage 105'000 ohne gültige Matchtickets anreisen,<br />

wovon wie<strong>der</strong>um 85'000 aus Afrika stammen sollten. Die total 228'500 Ticketbesitzer<br />

aus Übersee zeichneten für den Kauf von nur 38% aller Tickets verantwortlich, während afrikanische<br />

Besucher nur 2% (11'300) aller Tickets kauften. Ursprünglich erwartete man durch<br />

letztere 77% mehr Ticketkäufe (48'145). Trotz grossen Interesses auf dem Afrikanischen<br />

Kontinent zeugen diese Zahlen von Fehlern bei <strong>der</strong> Distribution und zu hohen Eintrittsprei-<br />

<strong>Vorläufige</strong> <strong>Evaluation</strong> <strong>der</strong> <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>FIFA</strong> <strong>Weltmeisterschaft</strong> 2010 in Südafrika<br />

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