Mobbing am Arbeitsplatz – wie man nicht daran zerbricht
Mobbing am Arbeitsplatz – wie man nicht daran zerbricht
Mobbing am Arbeitsplatz – wie man nicht daran zerbricht
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Das Forumtheater Konfliktüre stimmte zu Beginn der Tagung die Teilnehmer mit gespielten<br />
<strong>Mobbing</strong>szenen auf das Thema ein. Das <strong>Mobbing</strong>opfer erhielt zwischendurch von den Zuschauern<br />
nützliche Verhaltenstipps eingeflüstert und fand so schliesslich aus seiner Opferrolle.<br />
An der Podiumsdiskussion wurden auch Fragen aus dem Publikum aufgenommen.<br />
Benno Vogler (oben) begrüsste die Teilnehmer<br />
und übergab dann das Wort Flavien Allenspach,<br />
der die Tagung moderierte.<br />
<strong>Mobbing</strong> Apunto | Nr. 6 | November 2011 06 | 07<br />
<strong>Mobbing</strong> <strong>–</strong> woher es<br />
kommt, was es ist<br />
Kaum je<strong>man</strong>d wird bezweifeln, dass <strong>Mobbing</strong> existiert und viel Schaden<br />
anrichtet. Psychologisch und juristisch ist <strong>Mobbing</strong> jedoch <strong>nicht</strong> so leicht<br />
zu fassen und zu bekämpfen. Irmtraud Bräunlich Keller vom Beobachter<br />
und Claudia St<strong>am</strong>-Wassmer von der <strong>Mobbing</strong>beratungsstelle Zürich und<br />
Bern brachten an der Frühjahrstagung Klarheit in die Thematik.<br />
«Was ist <strong>Mobbing</strong>?» lautete die zentrale<br />
Frage von Irmtraud Bräunlich Keller, Beobachter-Redaktorin<br />
und Autorin des von den<br />
Angestellten Schweiz gesponserten Buches<br />
«<strong>Mobbing</strong> <strong>–</strong> so <strong>nicht</strong>!». Sie lieferte in ihrem<br />
Referat die theoretischen Grundlagen zum<br />
Thema <strong>Mobbing</strong>. Gleich zu Beginn <strong>wie</strong>s sie<br />
auf eine Hauptproblematik hin: <strong>Mobbing</strong> ist<br />
kaum je eindeutig und daher schwer zu<br />
beweisen. Es handelt sich bei <strong>Mobbing</strong> <strong>nicht</strong><br />
um eindeutige, einmalige und klar klassierbare<br />
Handlungen, sondern vielmehr um ein<br />
Irmtraud<br />
Bräunlich Keller.<br />
Verhalten von Personen über einen längeren<br />
Zeitraum, um eine andere Person gezielt zu<br />
plagen. Oft wird mit kleinen, feinen Nadelstichen<br />
vorgegangen und das Resultat wird <strong>nicht</strong><br />
sofort und deutlich sichtbar.<br />
«Nicht jeder Konflikt und jede Provokation<br />
<strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> ist <strong>Mobbing</strong>», betonte<br />
Irmtraud Bräunlich. Der Begriff sei zu einem<br />
Modewort geworden und werde teils überstrapaziert.<br />
«Gelegentliche Wutausbrüche,<br />
verbale Entgleisungen oder Druck kommen<br />
vor und sind normale Erscheinungen in der<br />
Claudia<br />
St<strong>am</strong>-Wassmer.<br />
heutigen Berufswelt und <strong>nicht</strong> zu verwechseln<br />
mit <strong>Mobbing</strong>», stellte sie klar. Gemäss<br />
geläufiger Definition hingegen sei <strong>Mobbing</strong><br />
u.a. andauernd, systematisch und feindlich<br />
und es isoliere Personen.<br />
Die ersten «Mobber» waren Gänse<br />
Der österreichische Verhaltensforscher Konrad<br />
Lorenz umriss den Sachverhalt <strong>Mobbing</strong><br />
erstmals theoretisch: «To mob» leitet sich aus<br />
dem Englischen ab und bedeutet «je<strong>man</strong>den<br />
anpöbeln, über je<strong>man</strong>den herfallen». Erste entsprechende<br />
empirische Befunde machte<br />
Lorenz bei Gänsen, die mit solchem Verhalten<br />
einen Wolf wegekeln wollten. Diesen Befund<br />
übertrug Lorenz dann auf die Menschen.<br />
Der deutsch-schwedische Arbeitspsychologe<br />
Heinz Ley<strong>man</strong>n übertrug den Begriff<br />
auf die Arbeitswelt und skizzierte 45 <strong>Mobbing</strong>handlungen.<br />
Zum Beispiel taxierte er<br />
Angriffe auf das soziale Ansehen oder auf die<br />
Möglichkeiten, sich mitzuteilen, als <strong>Mobbing</strong>handlungen.<br />
Nach Ley<strong>man</strong>n liegt dann<br />
<strong>Mobbing</strong> vor, wenn während eines halben<br />
Jahres mindestens wöchentlich eine dieser<br />
<strong>Mobbing</strong>handlungen vorkommt.<br />
Dass <strong>Mobbing</strong> <strong>nicht</strong> nur ein Modewort<br />
ist, sondern eine reale Begebenheit, die viel<br />
Schaden anrichtet, beweist die Stressstudie<br />
2010 des Staatssekretariats für Wirtschaft<br />
Seco. Daraus ist nämlich ersichtlich, dass sich<br />
acht Prozent der Erwerbsbevölkerung in den<br />
letzten zwölf Monaten gemobbt oder schikaniert<br />
fühlten. Interessanterweise sind<br />
Ro<strong>man</strong>ds deutlich stärker davon betroffen.