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ganze Ausgabe im PDF-Format - IVB Behindertenselbsthilfe beider ...

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Gleichstellungsregelungen:<br />

Internationaler Überblick<br />

<strong>IVB</strong> NOOCHRICHTE 62 / 00<br />

GLEICHSTELLUNG<br />

Die Bewegung für bürgerrechtsorientierte<br />

Gleichstellungs- oder Antidiskr<strong>im</strong>inierungsgesetze<br />

zugunsten behinderter<br />

Menschen ist seit Beginn der 90er<br />

Jahre weltweit in Schwung gekommen.<br />

Der wesentliche Anstoss dazu kam seinerzeit<br />

aus den USA. Dort unterzeichnete<br />

Präsident George Bush am 26. Juli<br />

1990 in einer feierlichen Zeremonie den<br />

«Americans with Disabilities Act - ADA».<br />

Das Gesetz gilt als Muster einer bürgerrechtsorientierten<br />

Gesetzgebung, die den<br />

Betroffenen starke, einheitliche und<br />

durchsetzbare Rechte in den Bereichen<br />

Bauen, Verkehr und Telekommunikation<br />

gewährt.<br />

Dies musste vor wenigen Wochen auch der<br />

weltgrösste Onlinedienst AOL zur Kenntnis nehmen.<br />

Er hatte sich zunächst geweigert, seine Software<br />

solchen Programmen anzupassen, die digitale<br />

Informationen in Sprache oder Blindenschrift<br />

umwandeln können. Erst nachdem der Blindenbund<br />

der USA eine Klage, basierend auf dem<br />

ADA eingereicht hatte, gelang eine aussergerichtliche<br />

Einigung - übrigens termingerecht zum zehnjährigen<br />

Jubiläum des US-Gesetzes.<br />

Seit dem Jahr 1990 gibt es auch in Frankreich<br />

ein Antidiskr<strong>im</strong>inierungsgesetz, das aber<br />

wenig umfassend ist und Verstösse auf einer strafrechtlichen<br />

Basis ahndet. Wer zum Beispiel einen<br />

Arbeitnehmer aufgrund seines Gesundheitszustandes<br />

oder seiner Behinderung nicht einstellt oder<br />

kündigt, kann mit zwei Monaten bis zu einem Jahr<br />

Gefängnis oder mit einer Geldstrafe von 2‘000 bis<br />

20‘000 FF bestraft werden. Auch bei Verträgen<br />

(zum Beispiel Versicherungsverträgen) muss der<br />

Antidiskr<strong>im</strong>inierungsschutz beachtet werden. Die<br />

vertragsrechtliche Regelung kann aber auch Gastwirte<br />

oder Taxifahrer betreffen, wenn sie sich<br />

weigern, behinderte Menschen zu bedienen be-<br />

http://www.ivb.ch<br />

31<br />

ziehungsweise zu befördern. Im französischen<br />

Gesetz ist auch ein Verbandsklagerecht enthalten.<br />

Das australische Antidiskr<strong>im</strong>inierungsgesetz<br />

von 1993 ist mit dem weitgehenden<br />

amerikanischen Gesetz vergleichbar. Ein wesentlicher<br />

Teil des Gesetzes beschäftigt sich mit den<br />

Diskr<strong>im</strong>inierungen bei der Arbeit oder der Bildung<br />

und mit dem barrierefreien Zugang zu Läden,<br />

Restaurants, Banken, Theatern, etc. Behörden und<br />

Dienststellen müssen «Aktionspläne» aufstellen,<br />

um die Ziele des Gesetzes zu erreichen, und<br />

Betroffene können sich bei Verstössen an ein<br />

«Anti-Discr<strong>im</strong>ination-Board» wenden.<br />

1995 wurde in Grossbritannien der «Disability<br />

Discr<strong>im</strong>ination Act» von der damaligen konservativen<br />

Regierung beschlossen. Es regelt u.a.<br />

die diskr<strong>im</strong>inierungsfreie Bereitstellung von Gütern,<br />

Einrichtungen und Dienstleistungen. Restaurantbesitzer<br />

handeln danach gesetzwidrig, wenn<br />

sie behinderte Personen nicht bedienen. Theaterund<br />

Kinobesitzer dürfen behinderten Personen<br />

nicht mehr den Zugang verweigern; die Gas- und<br />

Elektrizitätswerke müssen ihre Rechnungen auch<br />

in Blindenschrift erstellen. Taxen, Busse und Eisenbahnen<br />

müssen zugänglich gemacht werden. Diese<br />

Massnahmen betreffen aber nur neue Fahrzeuge,<br />

die ab 1998/99 in Dienst gestellt werden.<br />

Ende 1995 trat auch in Indien ein Behindertengesetz<br />

in Kraft, das zum Beispiel <strong>im</strong> Kapitel acht<br />

garantiert, dass Eisenbahnwaggons, Autobusse,<br />

Schiffe und Flugzeuge leicht zugänglich für behinderte<br />

Reisende zu konstruieren sind. An allen<br />

öffentlichen Orten und in Wartez<strong>im</strong>mern müssen<br />

die Toiletten rollstuhlgerecht sein.<br />

Ungarn ist das einzige Land der ehemaligen<br />

Ostblockstaaten, in dem es seit Anfang 1999 ein<br />

Gleichstellungsgesetz gibt. Unter anderen ist dort<br />

geregelt, dass bis spätestens 1. Januar 2010 die<br />

öffentlichen Beförderungssysteme für behinderte<br />

Menschen zugänglich gemacht werden müssen.<br />

In der Schweiz ist am 1. Januar 2000 die<br />

neue Verfassung in Kraft getreten, die eine Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

Behinderter verbietet und den Gesetzgeber<br />

darüber hinaus verpflichtet, weitergehende

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