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Joachim Brunzel<br />
Produkt Manager<br />
Fibre Optic /<br />
Carrier EMEA<br />
Joachim.Brunzel<br />
@adckrone.com<br />
FTTH – Die optische Datenautobahn<br />
erreicht den Endkunden<br />
E uropa ist für Netzbetreiber und Service Provider ein Markt, der viele Möglichkeiten bietet, gleichzeitig<br />
aber auch enorme Herausforderungen an die eingesetzte Netzwerk-Infrastrukturtechnik stellt.<br />
Verbreitete, auf Kupferleitungen basierende Übertragungstechniken in den Teilnehmerzugangsnetzen<br />
wie ISDN oder ADSL stoßen bereits heute an ihre Leistungsgrenzen, zukünftige Services werden sie<br />
vollends überfordern.<br />
Es besteht kein Zweifel, dass die Nachfrage nach höheren<br />
Bandbreiten weiter steigt. Allein neue Videodienste<br />
für einen Haushalt mit zwei bis drei Fernsehgeräten<br />
konsumieren bald mehr Bandbreite, als den meisten<br />
Endkunden heute über xDSL-Techniken bereitgestellt<br />
werden kann. Anwendungen wie HDTV, IPTV, Video-ondemand,<br />
IP-Telefonie (VoIP), Digitalradio, E-Learning,<br />
E-Medizin, High-End-Gaming werden selbst die über<br />
Hochgeschwindigkeits-VDSL erreichbaren 50 MBit/s<br />
pro Anschluss bald überschreiten.<br />
Wenn die Kapazität der Kupferleitungen<br />
ausgeschöpft ist, bleibt nur der Weg, verstärkt<br />
optische Übertragungsmedien einzusetzen. Vor dieser<br />
Herausforderung stehen sowohl etablierte als auch<br />
alternative Carrier. Der Fibre-to-the-Home Council<br />
Europe vertritt die Einschätzung, dass 2010 jeder<br />
Haushalt einen symmetrischen Zugang mit 100 MBit/s je<br />
Richtung verlangen wird – also die doppelte Datenrate,<br />
die beispielsweise VDSL maximal als Downstream-<br />
Geschwindigkeit bereitstellt.<br />
Angesichts dieser Entwicklungen stellen sich<br />
Netzbetreiber die Frage, welche Übertragungstechnik<br />
sich am besten für den Aufbau von zukunftssicheren,<br />
robusten und flexiblen Infrastrukturen zur Übermittlung<br />
neuer Services eignet. Viele beantworten sie mit der<br />
Abkürzung FTTx: Optische Leitungen, möglichst bis<br />
in die unmittelbare Nähe der Haushalte oder sogar<br />
bis zum Endkunden verlegt, gespeist mit moderner<br />
optischer Übertragungstechnik. Die Signalübermittlung<br />
über Glasfasern bietet gegenüber Kupferkabeln den<br />
Vorteil einer ungleich höheren Bandbreite: 100MBit/s<br />
– 1 GBit/s pro Teilnehmer und deutlich mehr sind ohne<br />
weiteres erreichbar.<br />
Damit können Carrier auch Kunden gewinnen, denen<br />
bislang über Kupfer-DSL-Leitungen nur relativ langsame<br />
Zugänge zur Verfügung stehen. Denn die xDSL-Technik<br />
kämpft mit einem lästigen Leitungslängenproblem: Mit<br />
zunehmender Distanz sinkt die erzielbare Datenrate<br />
drastisch. Eine Versorgung der Teilnehmer über eine<br />
typische Entfernung von drei bis sechs Kilometern<br />
zwischen Vermittlungsstelle und Nutzer ist per xDSL<br />
zwar möglich, doch fließen die Daten dann nur mit<br />
wenigen MBit/s – ein Tröpfeln statt des gewünschten<br />
Datenstroms. Für moderne, Umsatz versprechende<br />
Dienste viel zu wenig. Will man hohe Datenraten<br />
– etwa 50 MBit/s – mit VDSL zum Nutzer übertragen,<br />
darf die Kupferleitung nicht viel länger als etwa 400<br />
Meter sein. Die Glasfasern rücken also immer näher<br />
zum Endkunden.<br />
Bereits heute sind rund zwei Millionen Haushalte in der<br />
EU plus Schweiz und Norwegen direkt per FTTH (Fiber to<br />
the home) über hochkapazitive Glasfasern erschlossen<br />
– Tendenz stark steigend. Selbst pessimistische Auguren<br />
gehen davon aus, dass die Erschließungsrate (homes<br />
passed) auf etwa 4,5 Millionen Teilnehmer im Jahr 2010<br />
steigt. Weniger pessimistische Einschätzungen liegen<br />
bei etwa zehn Millionen Anschlüssen, optimistische gar<br />
bei 19 Millionen. Das macht deutlich: Hier eröffnet sich<br />
ein enormes Marktpotenzial, sowohl für die Betreiber<br />
als auch für die Infrastrukturlieferanten.<br />
FTTN UND FTTH/P<br />
FTTN (Fiber to the node) ist eine Evolutionsstufe<br />
auf dem Weg zur rein optischen Anbindung der<br />
Endkundenhaushalte per „Fiber to the home“<br />
beziehungsweise „Fiber to the premise“ (FTTH/P). Bei<br />
FTTN werden die Glasfasern zunächst nur bis zu den<br />
Kabelverzweigern (KVz, auch: MSAN) verlegt. Die<br />
Versorgung der Konsumenten erfolgt schließlich über<br />
das bestehende Kupfer-Teilnehmerzugangsnetz. Fast<br />
ausschließlich kommen dabei verschiedene xDSL-<br />
Techniken zum Einsatz, die die Kupferleitungen zu<br />
den Haushalten nutzen. Vorteil: Da die Kupferkabel<br />
des Außennetzes bereits im Boden liegen, sind keine<br />
Erdarbeiten zum Erschließen der Haushalte nötig. Und<br />
da sich die KVz in der Nähe der Teilnehmer befinden,<br />
lassen sich ausreichend schnelle Verbindungen<br />
realisieren.<br />
Zuvor in den Vermittlungsstellen montierte aktive<br />
Netzwerkkomponenten wie DSLAMs (DSL Access<br />
Multiplexer) rücken in die Außennetze vor. Sie<br />
erfordern eine Stromversorgung und Kühlung. Dafür<br />
müssen die alten, rein passiven KVz gegen größere<br />
Verteilerschränke ausgetauscht werden, die Platz<br />
für die neuen Komponenten bereitstellen. Moderne<br />
Überbauschränke vereinfachen das Vorgehen. Mit<br />
der FTTN-Technik ist es möglich, das maximale VDSL-<br />
Tempo für einen Großteil der Endkunden verfügbar zu<br />
machen.<br />
Steigt der Bandbreitenbedarf weiter, können die<br />
Kupferkabel im Zugangsnetz in einer späteren<br />
Ausbaustufe Glasfasern weichen. Der Carrier legt die<br />
Lichtwellenleiter dabei direkt bis in unmittelbare Nähe<br />
des Endkunden, beispielsweise in den Keller eines<br />
Wohnhauses oder Bürokomplexes. Der Aufbau der<br />
FTTH-Topologie als passives optisches Netz (PON) erweist<br />
sich als besonders günstig, da es dem Betreiber bei<br />
verhältnismäßig geringen Investitionskosten maximale<br />
Flexibilität und Zukunftsicherheit gewährleistet. Per<br />
Definition kommt das PON ohne elektronische oder<br />
optische Leistungskomponenten aus, es überträgt die<br />
in der Vermittlungsstelle eingespeisten Signale rein<br />
passiv. Während die Nutzungsdauer von elektronischen<br />
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6 ADC KRONE Connecting With Our Customers – Vol.2 No.2 2007