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geschichtstafeln_kl.pdf

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Nr. 28<br />

Mielalterlicher Verhüungsplatz.<br />

Lage : Südlich des Freibades an der Kreisstraße nach Bilderlahe<br />

Westlich der Kreisstraße von Rhüden nach Bilderlahe fallen (südlich des Freibades und etwa 80 m von<br />

der Straße enernt) zur besten Wuchszeit an den Feldfrüchten großflächig Verfärbungen und Misswuchs<br />

auf. An der Bodenoberfläche schon findet man zahlreiche Schlackenreste. Hier handelt es sich<br />

zweifelsfrei um die späten Folgeerscheinungen eines mielalterlichen Verhüungsplatzes.<br />

lm gesamten westlichen Vorharzgebiet findet man die Reste von zahlreichen mielalterlichen Schmelzhüen,<br />

die vornehmlich an den vielen Bach- und Flussläufen angelegt wurden. Dieses im Harz schon<br />

seit dem frühen Mielalter verbreitete Bergbau-und Hüensystem dehnte sich im Laufe der Jahrhunderte<br />

auch auf das Vorharzgebiet aus. Da die Wälder des Harzes durch den enormen Holzbedarf für<br />

Bergbau und Hüenbetrieb erschöp waren, mussten die Betreiber ins Harzvorland ausweichen, um<br />

das nöge Holz für die Holzkohlegewinnung zu schlagen. Hier gab es genügend Wälder und auch Köhler,<br />

die das gewünschte Produkt liefern konnten.<br />

Es war raoneller, das zer<strong>kl</strong>einerte und handverlesene Erz zur Holzkohle zu transporeren<br />

als umgekehrt die leichtere und voluminöse Holzkohle mit einer erheblich größeren Anzahl<br />

von Fuhren (Karren) zum Erz. So entstanden längs des Neetals in der Zeit um 1200 zahlreiche<br />

Schmelzhüen.<br />

An unserer Stelle konnte man das Wasser der Nee, des Mechtshäuser Baches und der Luer nutzen.<br />

Wahrscheinlich hat man zur Verstärkung des Wasserdrucks für die Blasebälge (Luzufuhr in die<br />

Schmelzöfen) sogar noch Teiche angelegt.<br />

Die notwendige Holzkohle wurde in den umliegenden Wäldern erzeugt, worauf die Flurnamen<br />

„Kohlhai“ im Heber und ,,Köhlerkamp“ in der Klein Rhüdener Feldflur hindeuten. Auch zeugen noch<br />

zahlreiche schwarze Meilerstellen in der Feldmark Kl. Rhüden, die damals teilweise bewaldet war, von<br />

der Holzkohleerzeugung.<br />

In den Rhüdener Kirchenbüchern findet man noch bis ins 18. Jahrhundert Köhler, Köhlergeselle und<br />

Köhlerknecht als Berufsbezeichnung. Schlackenuntersuchungen haben ergeben, dass es sich ausnahmslos<br />

um Buntmetalle, wie Kupfer. Blei, Zink und Silber aus dem Goslarer Rammelsberg handelte. In diesem<br />

Zeitraum verwendete man keine sogenannten ,,Rennfeueröfen" mehr, sondern der Schmelzofen<br />

bestand aus einer 30 cm efen Sandsteinmulde, hae einen Durchmesser von ca. 2 m und war umgeben<br />

von einer 40 cm hohen Bruchsteinwand. Das war das Auffangbecken für das geschmolzene Metall.<br />

In diese Rundung wurden abwechselnd Holzkohle und Erz geschichtet. lm unteren Teil der Wandung<br />

steckten Tonröhren, die durch Holzrohre mit den durch Wasserkra angetriebenen Blasebälgen verbunden<br />

waren. So gelangte der erzeugte Lustrom aus den Blasebälgen in die Glut und brachte das Erz<br />

zum Schmelzen.<br />

Die Hüentägkeit endete in den Jahren um 1350, als die große Pestwelle einen großen Teil der Bevölkerung<br />

dahinrae und im Land eine große Wirtschaskrise ausbrach. Zusätzlich brachte im Jahr 1376<br />

ein großer Grubeneinsturz im Rammelsberg den dorgen Bergbau völlig zum Erliegen. Dieser Niedergang<br />

bedeutete für das Hüen<strong>kl</strong>oster Walkenried, welches hauptsächlich als Betreiber für die Harzer<br />

Verhüungsbetriebe verantwortlich war, den völligen Ruin und das Aus für alle Schmelzhüen. Damit<br />

wird wohl auch der Hüenbetrieb vor Rhüden sein Ende gefunden haben und nur noch<br />

die ,,Schlackenstraße“, die mit den Schlackenresten befesgt wurde, und die Gelbfärbung des Bewuchses<br />

erinnern an eine glanzvolle Zeit.<br />

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