Geschäftsbericht 2011 - Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien
Geschäftsbericht 2011 - Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien
Geschäftsbericht 2011 - Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
tegration wird auf einmal die DDR frei, die Wiedervereinigung<br />
möglich! England und Frankreich zögern, auch<br />
in Holland, Belgien, Dänemark und selbst in Italien hat<br />
man Bedenken. Es ist der französische Präsident Mitterrand,<br />
der den Knoten durchschlägt: Die Deutschen haben<br />
das Recht auf ein vereinigtes Land. Mitterrand aber<br />
wendet sich zugleich an Kohl und Genscher: „Und Sie<br />
machen, was Sie doch so heftig gefordert haben, die<br />
Währungsunion!“ Das war’s. Klar: Mit der Aufgabe der<br />
D-Mark zugunsten einer gemeinsamen Währung fielen<br />
viele Bedenken wegen einer künftigen Dominanz Deutsch-<br />
lands in Europa weg.<br />
Aber geplant war nie die Währungsunion<br />
allein, sondern nur gemeinsam mit<br />
der Wirtschaftsunion und der politischen<br />
Union. Doch darauf konnte man nun nicht<br />
mehr warten. Die Wiedervereinigung und<br />
die Währungsunion waren gleichzeitig zu<br />
verwirklichen. Statt der für eine gemeinsame<br />
Währung notwendigen Koordinierung<br />
der Wirtschafts- und Finanzpolitiken aller<br />
künftigen Mitglieder der Euro-Zone wurde<br />
schnell ein Stabilitäts- und Wachstumspakt<br />
beschlossen, der die neue Währung in<br />
Zaum halten sollte. Ein Pakt! Das wusste<br />
man doch, dass Pakte oft nicht das<br />
Papier wert sind, auf dem sie stehen!<br />
Auch dieser nicht!<br />
Denn der Euro, der war stabil,<br />
standen doch so viele und so starke<br />
Länder hinter ihm. Euroanleihen<br />
brachten daher viel Geld für niedrige<br />
Zinsen. Und so gut wie in jedem Land holte<br />
sich die Politik das billige Geld und setzte<br />
es zum eigenen Machterhalt ein – Geschenke<br />
an die Wähler. Und dort, wo es<br />
ohnedies schon keine Finanzdisziplin und<br />
Steuermoral gab, häuften sich die Schulden<br />
über jedes zulässige Maß.<br />
Was jetzt? Rettungsschirme. Österreich wurde 1922 auf<br />
solche Weise vor der Pleite gerettet, damit aber auch der<br />
Weg in den Bürgerkrieg gebahnt. Durch die gleichen harten<br />
Auflagen, die man heute Griechenland auferlegt. Welche<br />
Folgen sie dort haben werden, dürften wir bald erleben.<br />
Gäbe es einen anderen Weg, nicht nur Griechenland,<br />
auch Irland, Portugal, Spanien,<br />
Italien aus der Krise zu helfen? Zurzeit haben sich alle<br />
Mitglieder der EU mit Ausnahme Großbritanniens<br />
und Tschechiens geeinigt, den<br />
Weg der äußersten Sparsamkeit einzuschlagen.<br />
Sparpakete überall, Schuldenbremsen<br />
in der Verfassung. So würden, bei<br />
Erfüllung aller Hausaufgaben, mit der Zeit<br />
auch die angeschlagenen Staaten wieder<br />
auf die Beine kommen. Das ist die Erwartung.<br />
Aber obwohl sie diesen Weg gehen,<br />
sind nicht alle Regierungen und schon gar<br />
nicht alle Experten davon überzeugt, dass<br />
das eiserne Sparen durchgehalten werden<br />
kann und zum gewünschten Resultat<br />
führen wird. Die Kritiker schlagen einen anderen<br />
Weg vor: Sparen ja, so gut es geht,<br />
Sparen ja, so gut es geht, aber<br />
notwendig sei ein großer Akt<br />
der Solidarität in der EU: Euro-Bonds.<br />
aber notwendig sei ein großer Akt der Solidarität<br />
in der EU: Euro-Bonds. Die Euro-<br />
zone, und wenn möglich die ganze EU, sollte<br />
gemeinsame Anleihen auflegen. So kann die<br />
Spekulation nicht mehr ein Land nach dem<br />
anderen niederringen. Und wenn man die<br />
Europäische Zentralbank auch noch zu einer<br />
echten Notenbank macht, die selbst Euro<br />
drucken kann, könnte sie, so wie die amerikanische<br />
Fed, mit eigenem Geld immer wieder<br />
einspringen.<br />
Die Ideen wurden bislang von den meisten<br />
Bankern und auch Regierungen abgelehnt.<br />
Warum? Weil gemeinsame Euroanleihen –<br />
Euro-Bonds – voraussichtlich mit höheren<br />
Zinsen bezahlt werden müssten, also die<br />
Stärkeren auf Dauer die Schwächeren unterstützen<br />
müssten. Auch würde die Inflationsgefahr<br />
steigen. Das sind starke Argumente.<br />
Aber wie viel werden die Rettungsschirme<br />
uns alle kosten und vermutlich nicht nur die<br />
für Griechenland?<br />
Das letzte Wort in der Schuldenkrise und<br />
damit über die Zukunft des Euro ist noch<br />
nicht gesprochen. Aber: Wer hilft, der hilft<br />
sich selbst, das war immer schon das Geheimnis<br />
der Krisenüberwindungen im großen<br />
europäischen Experiment.<br />
7