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Fledermaus-Anzeiger - Stiftung zum Schutze unserer Fledermäuse ...

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<strong>Fledermaus</strong>-<strong>Anzeiger</strong><br />

Offi zielles Mitteilungsorgan der <strong>Stiftung</strong> <strong>Fledermaus</strong>schutz &<br />

des BAFU-Projektes Koordinationsstelle Ost für <strong>Fledermaus</strong>schutz (KOF)<br />

Redaktionsadresse: <strong>Stiftung</strong> <strong>Fledermaus</strong>schutz, Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich<br />

Sekretariat 044 254 26 80; Fax 044 254 26 81; <strong>Fledermaus</strong>schutz-Nottelefon 079 330 60 60<br />

fl edermaus@zoo.ch; www.fl edermausschutz.ch<br />

FMAZ 88 Juli 2009 Aufl age 3’000<br />

20 Jahre <strong>Fledermaus</strong>schutz im Kanton Schaffhausen<br />

Nach dem Jubiläumsjahr 2008 der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Fledermaus</strong>schutz feiern<br />

dieses Jahr auch einige Kantone<br />

einen Geburtstag. Hansueli Alder<br />

setzt sich im Kanton Schaffhausen<br />

seit 20 Jahren für den Schutz der<br />

heimlichen Flatterer ein. 2008 hat er<br />

gleich mehrere Projekte gestartet.<br />

Wir stellen sie in dieser Ausgabe<br />

vor und starten mit einem Interview.<br />

Hansueli, wie lange betreibst du schon<br />

<strong>Fledermaus</strong>schutz?<br />

Erstmals hatte ich als Kanti-Schüler im Jahr<br />

1989 Kontakt mit <strong>Fledermäuse</strong>n. Damals<br />

Einen beachtlichen Teil der 15 bekannten Schaffhauser <strong>Fledermaus</strong>arten hat Hansueli Alder selbst nachgewiesen.<br />

wurde ich Quartierbetreuer der Mausohr-<br />

Wochenstube in der Waldfriedhof-Kapelle<br />

in Schaffhausen. Danach hat es mich richtig<br />

gepackt, so dass ich 1992 als Kantonaler<br />

<strong>Fledermaus</strong>schutz-Beauftragter für den Kanton<br />

Schaffhausen voll eingestiegen bin.<br />

Was sind eure Ziele im Kanton SH?<br />

Allgemein sind es natürlich die Ziele, die durch<br />

die Gesetzgebung vorgegeben sind: ein Mix<br />

aus Beratungstätigkeit, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Dokumentation und praktischem <strong>Fledermaus</strong>schutz.<br />

Speziell für dieses Jahr haben wir uns<br />

eine umfassende Aktualisierung des teilweise<br />

fast 30 Jahre alten Schaffhauser <strong>Fledermaus</strong>-<br />

Inventars vorgenommen, die Realisierung<br />

eines Exkursionsführers, den Ausbau der<br />

Schaffhauser <strong>Fledermaus</strong>schutz-Homepage<br />

www.flädermüüs.ch und zwecks Sympathiewerbung<br />

einen <strong>Fledermaus</strong>horchposten<br />

(siehe folgende Seiten).<br />

Hast du ein Team, das dir hilft?<br />

Seit August 2008 bilde ich rund 20 engagierte<br />

Personen zu Lokalen <strong>Fledermaus</strong>schützenden<br />

aus. Sie werden den Kurs Ende Juni<br />

mit einem Diplom abschliessen. Im Verlauf<br />

des Kurses wurden die Teilnehmenden bereits<br />

mehrfach «ins kalte Wasser geworfen»: So<br />

Aktuell im FMAZ 88<br />

Schutz und Forschung<br />

White Nose Syndrom ......................... 5<br />

Buchtipp Säugetierbestimmung ......... 8<br />

News aus den Regionen<br />

20 Jahre <strong>Fledermaus</strong>schutz SH ........ 1<br />

Projekt «BatSpot» SH ........................ 2<br />

«Mission Mopsfl edermaus» SH ......... 3<br />

Projekt <strong>Fledermaus</strong>-Inventar SH ....... 3<br />

Exkursionsführer SH .......................... 4<br />

20 Jahre <strong>Fledermaus</strong>schutz TI .......... 4<br />

Ausstellung in Bischofszell TG .......... 6<br />

Freilassung Pfl eglinge TG ................. 7<br />

Neuer KFB SO ................................... 7<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Bilanz Nottelefon 2008 ...................... 6<br />

Neue Mitarbeiterin SSF .................... 6<br />

1. <strong>Fledermaus</strong> im Weltraum? ............ 8


2 FMAZ 88 Juli 2009<br />

waren sie beispielsweise bereits zu Beginn<br />

ihrer Ausbildung im Einsatz, um für die Diplomarbeit<br />

von Marianne Rutishauser von der Uni<br />

Bern Langohr-Kotproben für DNA-Analysen<br />

zu sammeln. Übrigens mit Erfolg: Bei den<br />

beiden bereits bestimmten Proben handelte<br />

es sich um seltene Graue Langohren, die in<br />

der Schweiz nur entlang des Jurabogens und<br />

im Kanton Schaffhausen vorkommen.<br />

So richtig los ging es dann Anfang Jahr, als<br />

LFS Deborah Schneider sich dazu entschloss,<br />

<strong>Fledermäuse</strong> <strong>zum</strong> Thema ihrer Maturaarbeit<br />

zu machen: Mit dem Ziel, eine Bestandeserhebung<br />

für Gebäudequartiere durchzuführen,<br />

hat sie sich zusammen mit ihren Kolleginnen<br />

und Kollegen mächtig ins Zeug gelegt, ein<br />

Presse-Team auf die Beine gestellt, Aushänge<br />

in den Gemeinden angebracht, Standaktionen<br />

in verschiedenen Gemeinden organisiert, und<br />

und und...<br />

Was ist dein schönstes Erlebnis?<br />

Mein motivierendstes war, als wir vor gut<br />

zehn Jahren im 180-Seelendorf Barzheim<br />

Fransenfledermäuse telemetriert hatten.<br />

An einem Abend war der Rückfang eines<br />

Sender-Tieres geplant, das sich in der Wand<br />

einer Scheune versteckt hatte. Nachdem wir<br />

mit dem Aufstellen des Netzes begonnen<br />

hatten, rückten die umliegenden Bewohner<br />

mit Stühlen, Tischchen, Chips und Getränken<br />

an. Dabei genossen rund 30 Personen bestes<br />

«Abend-Kino». Selbst heute noch, also zehn<br />

Jahre später, werden von der Dorfbevölkerung<br />

spontan Beobachtungen und Quartiere gemeldet,<br />

wenn ich zufällig durchs Dorf laufe. Das<br />

zeigt exemplarisch, dass man mit der Nähe<br />

zur Bevölkerung im <strong>Fledermaus</strong>schutz viel<br />

erreichen kann.<br />

Welches ist dein grösster Erfolg?<br />

Neben den bereits erwähnten Erfolgen sind es<br />

sicher die erfolgreichen Beratungen, vor allem<br />

in Bezug auf Renovationen von Gebäuden, die<br />

mich besonders freuen.<br />

Weitere Infos unter www.fl ädermüüs.ch<br />

FOTO: WWW.FLEDERMAUSSCHUTZ.CH<br />

Seit mehr als 20 Jahren setzt sich Hansueli Alder<br />

für den Schutz der <strong>Fledermäuse</strong> im Kanton Schaffhausen<br />

ein.<br />

Projekt «BatSpot» am Lindli SH<br />

Im Herbst 2008 wurde auf der Werd-<br />

Insel in Zürich durch die <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Fledermaus</strong>schutz ein <strong>Fledermaus</strong>-<br />

Hörposten in Betrieb genommen.<br />

Nun konnte die SSF zusammen mit<br />

weiteren Unternehmen und Hansueli<br />

Alder, KFB SH, am Lindli in Schaffhausen<br />

eine ähnliche Anlage installieren,<br />

die am 25.04. offiziell eingeweiht<br />

wurde. Bestechend sind das moderne<br />

Design und der tolle Standort.<br />

Hansueli Alder / KFB SH<br />

Just nach der Realisation der Detektoranlage<br />

bei der Werdinsel in Zürich gelangte die<br />

Junge Wirtschaftskammer Schaffhausen<br />

(JCI SH) an mich mit der Idee, den Erlös<br />

aus dem Bar-Betrieb des letztjährigen<br />

City-Fäschts in ein <strong>Fledermaus</strong>-Projekt zu<br />

investieren. Nach einem konstruktiven Gedankenaustausch<br />

war klar: Ein <strong>Fledermaus</strong>-<br />

Hörposten am Lindli in Schaffhausen, wo<br />

besonders viele <strong>Fledermäuse</strong> bei der Jagd<br />

anzutreffen sind, ist ein ideales Projekt, um<br />

die <strong>Fledermäuse</strong> vermehrt ins Zentrum des<br />

öffentlichen Bewusstseins zu rücken und<br />

so mittels Sympathiewerbung einen nachhaltigen<br />

Beitrag <strong>zum</strong> <strong>Fledermaus</strong>schutz<br />

zu leisten.<br />

Bereits kurze Zeit später fand seitens<br />

des <strong>Fledermaus</strong>schutz-Beauftragten eine<br />

Kontaktaufnahme mit der Stadtgärtnerei<br />

Schaffhausen statt, die für den Unterhalt<br />

des im Besitz der Stadt Schaffhausen<br />

befi ndlichen Lindli zuständig ist. Die Idee<br />

fand bei Bereichsleiter Felix Guhl nicht nur<br />

ideell Unterstützung, sondern er war fortan<br />

auch massgeblich an Design und Planung<br />

beteiligt. Unter Beizug des Schaffhauser<br />

Schlossers Andreas Preisig entstand in<br />

engagierter und intensiver Zusammenarbeit<br />

die Chromstahl-Stele «BatSpot», die<br />

robust und wetterfest ist, über eine autarke<br />

Energieversorgung mittels Solar-Modulen<br />

verfügt und daher standortunabhängig<br />

ist. Die Chromstahl-Konstruktion wurde<br />

von Andreas Preisig geplant und gefertigt.<br />

Die elektronische Ausrüstung stammt<br />

von Batec Hansueli Alder, der Firma des<br />

<strong>Fledermaus</strong>schutz-Beauftragten und wurde<br />

für den Prototypen kostenlos gestellt.<br />

Entstanden ist ein innovatives Produkt<br />

«Made in Schaffhausen», das in Zukunft<br />

als <strong>Fledermaus</strong>-Beobachtungsposten<br />

noch offen für Funktionen ist, die über das<br />

FOTO: WWW.BATEC.NET<br />

Der «BatSpot» macht die Ultraschallrufe vorbei<br />

fl iegender <strong>Fledermäuse</strong> hörbar. Auch das tolle<br />

Design am gut frequentierten Standort spricht<br />

viele Leute an.<br />

Hörbarmachen von <strong>Fledermaus</strong>-Rufen<br />

hinaus gehen.<br />

Weitere Unterstützung erhielt das Projekt<br />

durch die Firma Conergy GmbH in Flurlingen,<br />

die einen sehr fl exibel einsetzbaren<br />

Laderegler zur Verfügung gestellt hat. Die<br />

SSF übernimmt das Patronat für diesen und<br />

weitere <strong>Fledermaus</strong>-Beobachtungsposten,<br />

die in absehbarer Zukunft an weiteren<br />

Standorten in der ganzen Schweiz realisiert<br />

werden könnten.<br />

Weitere Infos unter www.batspot.com.<br />

FOTO: CHRISTIAN EHRAT<br />

Direkt in die Stele integrierte Poster informieren<br />

die Passanten darüber, welche <strong>Fledermaus</strong>rufe<br />

die Anlage hörbar macht.


Juli 2009 FMAZ 88 3<br />

«Mission Mopsfl edermaus» SH<br />

Bestandeserhebung bei den Schaffhauser<br />

<strong>Fledermäuse</strong>n mit Schwerpunkt<br />

Gebäudequartiere – eine<br />

Maturaarbeit im Dienste des <strong>Fledermaus</strong>schutzes.<br />

Christian Ehrat / LFS SH<br />

Die Kanti-Absolventin Deborah Schneider aus<br />

Neunkirch hat grosse Pläne für Ihre Maturaarbeit.<br />

Sie möchte nicht mehr und nicht weniger<br />

als mit Ihrer Bestandeserhebung der <strong>Fledermaus</strong>quartiere<br />

für Gebäude im ganzen Kanton<br />

Schaffhausen die bis zu dreissig Jahre alten<br />

<strong>Fledermaus</strong>daten vollständig aktualisieren.<br />

Dabei hofft sie insbesondere auf Hinweise<br />

zur seltenen Mopsfl edermaus.<br />

Idee via LFS-Kurs<br />

Deborah ist sehr naturverbunden. Als vor<br />

knapp einem Jahr die Ausbildung zur Lokalen<br />

<strong>Fledermaus</strong>schützerin ausgeschrieben<br />

wurde, war es schnell um sie geschehen. Die<br />

geheimnisvollen Nachtjäger faszinierten sie<br />

schon in ihrer Primarschulzeit – damals war<br />

sie sich allerdings noch nicht so sicher, ob eine<br />

<strong>Fledermaus</strong> wirklich kein Vogel ist. Dank den<br />

lehrreichen Kursabenden vom <strong>Fledermaus</strong>schutz<br />

Schaffhausen kann sie heute nicht nur<br />

erklären, warum eine <strong>Fledermaus</strong> sicher kein<br />

Vogel ist, sondern auch bei vielen anderen<br />

«<strong>Fledermaus</strong>-Fragen» weiterhelfen. Im Kurs<br />

lernte sie auch ihren Mentor, den Kantonalen<br />

<strong>Fledermaus</strong>schutz-Beauftragten Hansueli<br />

Alder kennen, der ihre Maturaarbeit begleitet<br />

und ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.<br />

Das Ziel ist hoch gesteckt: <strong>Fledermaus</strong>quartiere<br />

im ganzen Kanton ausfi ndig machen.<br />

Dabei ist Deborah Schneider auf Hinweise aus<br />

der Bevölkerung angewiesen. Dank dieser<br />

Bestandeserhebung kann in Zukunft auch<br />

mit entsprechendem Know-how praktisch<br />

jede Renovation oder bauliche Massnahme<br />

FOTO: WWW.FLEDERMAUSSCHUTZ.CH<br />

Deborah Schneider sucht Wochenstuben von <strong>Fledermäuse</strong>n.<br />

Ein besonderer Fund wäre ein Quartier der<br />

seltenen Mopsfl edermäuse.<br />

fl edermausverträglich realisiert werden – z.B.<br />

genügt ein spezieller <strong>Fledermaus</strong>ziegel, um<br />

eine Einfl ugsöffnung zu schaffen und gleichzeitig<br />

unerwünschte Besucher im <strong>Fledermaus</strong>versteck<br />

abzuhalten.<br />

Enger Zeitplan<br />

Viele der 15 im Kanton Schaffhausen bisher<br />

nachgewiesenen <strong>Fledermaus</strong>arten ziehen ihre<br />

Jungen in Dachstöcken auf. Die Wochenstuben-Saison<br />

ist jedoch kurz: Oftmals sind die<br />

Tiere nach nur dreimonatiger Anwesenheit<br />

im Quartier bereits im Juli und August wieder<br />

weg. In dieser Zeit muss Deborah Schneider<br />

die ganze Datenerhebung unter Dach und<br />

Fach bringen: Meldungen entgegen nehmen,<br />

eine Begehung verabreden, die <strong>Fledermaus</strong>art<br />

bestimmen und die Anzahl der Tiere<br />

abschätzen. Vielleicht gelingt ihr dabei sogar<br />

der erste Nachweis einer Mopsfl edermaus-<br />

Wochenstube im Kanton Schaffhausen (siehe<br />

FMAZ 79). Ihre gut 20 Kolleginnen und Kollegen<br />

aus dem <strong>Fledermaus</strong>kurs unterstützen sie<br />

tatkräftig, das Wissen über den «Bestand Gebäude<br />

bewohnender <strong>Fledermäuse</strong> im Kanton<br />

Schaffhausen» zu erweitern sowie den einen<br />

oder anderen der gut 260 «altbekannten»<br />

Quartiereinträge in der Datenbank wieder auf<br />

den aktuellen Stand zu bringen.<br />

Projekt <strong>Fledermaus</strong>-Inventar SH<br />

FOTO: CHRISTIAN EHRAT<br />

Deborah Schneider, Maturandin und LFS aus Neunkirch<br />

ist den <strong>Fledermäuse</strong>n mit einem besonderen<br />

Projekt auf der Spur.<br />

Zum Abschluss ihrer Maturaarbeit möchte<br />

Deborah Schneider eine Broschüre über die<br />

<strong>Fledermäuse</strong> im Kanton Schaffhausen erarbeiten,<br />

mit der künftig unter anderem auch<br />

Quartiermeldungen verdankt werden können.<br />

Wir wünschen ihr bei ihrem Projekt viel Erfolg<br />

und viele tolle <strong>Fledermaus</strong> erlebnisse.<br />

FOTO: HANSUELI ALDER<br />

Die Maturaarbeit von Deborah Schneider passt ausgezeichnet in das Projekt zur Inventarisierung der<br />

<strong>Fledermaus</strong>vorkommen im Kanton Schaffhausen. Hansueli Alder und sein Team führen zu diesem Zweck<br />

2009 mehrere Presseaufrufe und Standaktionen durch. Ebenso haben sie in diversen Geschäften Flyer<br />

aufgelegt mit der Bitte, <strong>Fledermaus</strong>quartiere zu melden.<br />

Das Bild oben entstand anlässlich einer Standaktion in Stein am Rhein vom 30.05.09. Die SSF unterstützt<br />

die Standaktionen mit diversen Ausleihmaterialien.


4 FMAZ 88 Juli 2009<br />

20 Jahre <strong>Fledermaus</strong>schutz Tessin<br />

Neben dem <strong>Fledermaus</strong>schutz<br />

Schaffhausen feiert auch der <strong>Fledermaus</strong>schutz<br />

des Kantons Tessin<br />

sein 20-jähriges Bestehen. Dazu<br />

haben wir Marzia Mattei, <strong>unserer</strong><br />

Ansprechperson in der Schweizer<br />

Sonnenstube, Fragen gestellt.<br />

Marzia, wie bist du <strong>zum</strong> <strong>Fledermaus</strong>schutz<br />

gekommen?<br />

Das ist lange her... Vor 20 Jahren fand ich eine<br />

kleine <strong>Fledermaus</strong> auf dem Boden. Auf der Suche<br />

nach einer Lösung für dieses kleine Geschöpf<br />

kam ich mit dem <strong>Fledermaus</strong>schutz in Kontakt,<br />

mit Hans-Peter Stutz, Marianne Haffner und Marco<br />

Moretti, meinem Vorgänger, aber das wusste ich<br />

damals noch nicht. Marco war eine geheimnisvolle<br />

Person, die alles über <strong>Fledermäuse</strong> wusste, aber<br />

nie zu Hause war und das Telefon nicht abnahm.<br />

Nach circa 500 Versuchen und nachdem ich seine<br />

Nummer längst auswendig wusste, schaffte ich<br />

es dann doch noch, mit ihm zu sprechen. Die<br />

<strong>Fledermaus</strong> wurde aufgepäppelt und ich bekam<br />

die einzigartige Möglichkeit, noch vor Beginn<br />

meines Biologiestudiums meinen Kindheitstraum<br />

auszuleben: im Feld zu arbeiten und das faszinierende<br />

Leben der Tiere zu erforschen, um sie zu<br />

schützen. Es waren die Anfangsjahre des Tessiner<br />

<strong>Fledermaus</strong>schutzes. Marco bildete eine kleine<br />

Gruppe hoch motivierter junger Leute aus und<br />

Projekt Exkursionsführer SH<br />

FOTO: PRO NATURA, ANDREA PERSICO<br />

Teamarbeit beim Tessiner <strong>Fledermaus</strong>schutz: Marco Moretti, Anne-Sophie Genini, Tiziano Maddalena und<br />

Marzia Mattei teilen sich die KFB-Aufgaben (v.l.n.r.).<br />

zusammen stellten wir Nacht für Nacht unsere<br />

Netze an geeigneten Stellen im ganzen Kanton. Mit<br />

hohen Stiefel im Wasser watend und umgeben von<br />

Stechmücken erarbeiteten wir uns nach und nach<br />

ein Bild der Tessiner <strong>Fledermaus</strong>fauna.<br />

Wer gehört zu deinem Team?<br />

Wir sind im Tessin vier Personen, die sich die KFB-<br />

Aufgaben teilen: Eng mit mir zusammen arbeiten<br />

Anne-Sophie Genini, Tiziano Maddalena und Marco<br />

Moretti. Unbedingt aufzuführen ist unser Team von<br />

rund 30 freiwillig Mitarbeitenden: Ohne sie wären<br />

wir aufgeschmissen! Nur dank ihrem grossen<br />

Der <strong>Fledermaus</strong>schutz Schaffhausen erarbeitet in den Jahren 2009 und 2010 einen Exkursionsführer in<br />

Form von Faltblättern für die Region Schaffhausen. Dieser soll Schulen, Jugendgruppen und Organisationen,<br />

aber auch interessierten Einzelpersonen Möglichkeiten aufzeigen, wo in der Region Schaffhausen<br />

<strong>Fledermäuse</strong> zu beobachten und zu erleben sind. Der Führer enthält alle relevanten Informationen, die zur<br />

Vorbereitung und Durchführung einer gelungenen <strong>Fledermaus</strong>-Exkursion notwendig sind, soll aber auch<br />

Kontakte zu <strong>Fledermaus</strong>-Exkursionsleitern enthalten, bei denen eine Veranstaltung gebucht werden kann.<br />

Bereits erschienen sind die Exkursionsfaltblätter «Schleitheim und Umgebung» sowie «Schaffhausen,<br />

dem Rhein entlang». Die SSF beteiligt sich an den Druckkosten. Informationen und Bezug über<br />

www.fl ädermüüs.ch.<br />

Einsatz ist es möglich, die fast 600 im Inventar der<br />

Quartiere in öffentlichen Gebäuden eingetragenen<br />

<strong>Fledermaus</strong>verstecke regelmässig zu kontrollieren,<br />

um im Falle von Problemen oder Sanierungen<br />

eingreifen zu können.<br />

Was sind eure Ziele im Kanton Tessin?<br />

Auch in Zukunft Ansprechpartner für alle Fragen<br />

rund um <strong>Fledermäuse</strong> sein zu dürfen. Gerade<br />

bei Tieren, deren Schicksal so eng mit dem von<br />

uns Menschen verbunden ist, ist es sehr wichtig,<br />

Langzeitarbeit zu leisten. Denken wir nur an die<br />

Sympathiewerbung... das braucht Zeit! Und auch<br />

der Schutz der Quartiere funktioniert nur, wenn<br />

diese regelmässig betreut werden und im Falle von<br />

Renovationsarbeiten sofort jemand mit aktuellem<br />

Fachwissen zur Stelle sein kann.<br />

Was war dein schönstes <strong>Fledermaus</strong>-Erlebnis?<br />

Bei einer Telemetriestudie Sender markierten <strong>Fledermäuse</strong>n<br />

folgen. Mitten in der dunklen Nacht lernt<br />

man die Tiere ganz nah kennen, sie nehmen dich<br />

sozusagen mit und erzählen dir von ihrem Leben...<br />

Welches ist euer grösster Erfolg?<br />

<strong>Fledermäuse</strong> zu einem Thema gemacht zu haben.<br />

Viele Leute und auch Architekten wissen heute,<br />

dass <strong>Fledermäuse</strong> bedrohte und geschützte Tiere<br />

sind und wenden sich bei Problemen an uns. Das<br />

war vor 20 Jahren nicht so. Das Misstrauen war<br />

damals gross.<br />

Ihr feiert dieses Jahr euer 20-jähriges Jubiläum:<br />

Habt ihr besondere Aktivitäten geplant?<br />

Um unser Jubiläum zu unterstreichen, möchten<br />

wir Neugierigen jeden Alters, Schulklassen,<br />

Jugendgruppen etc. die Möglichkeit geben, die<br />

geheimnisvolle Welt der <strong>Fledermäuse</strong> draussen bei<br />

Nacht zu entdecken. Dank der Unterstützung von<br />

Pro Natura Ticino, der <strong>Stiftung</strong> <strong>Fledermaus</strong>schutz,<br />

dem Uffi cio della natura e del paesaggio und dem<br />

Museo cantonale di storia naturale ist ein Tessiner<br />

<strong>Fledermaus</strong>-Exkursionsführer entstanden, mit<br />

sieben Exkursionsvorschlägen für unvergessliche<br />

<strong>Fledermaus</strong>erlebnisse. Für Gruppen und Schulklassen<br />

wurden zudem zwei ausleihbare <strong>Fledermaus</strong>koffer<br />

mit BatDetector, einer leistungsfähigen<br />

Taschenlampe und Ansichtsmaterial wie Bilder und<br />

Flug-Silhouetten zusammen gestellt.<br />

Weitere Infos unter www.pipistrelliticino.ch.


Juli 2009 FMAZ 88 5<br />

White Nose Syndrom – ein amerikanisches Phänomen?<br />

Seit 2006 wütet im Nordosten der<br />

USA eine Krankheit, der bis heute<br />

rund eine halbe Million <strong>Fledermäuse</strong><br />

<strong>zum</strong> Opfer gefallen sein dürfte.<br />

Zum Krankheitsbild gehört ein Pilz,<br />

der die Schnauzenregion weiss<br />

«einfärbt». Doch auch in Europa ist<br />

das Phänomen nicht unbekannt.<br />

Hubert Krättli / SSF<br />

Im Winter 2006/2007 wurde das «White Nose<br />

Syndrom» erstmals in einigen Nordostamerikanischen<br />

Winterschlaf-Höhlen dokumentiert.<br />

In der Nähe von Albany starben rund 8’000<br />

<strong>Fledermäuse</strong>. Im darauf folgenden Winter<br />

waren es bereits 18 Höhlen, in denen tote<br />

<strong>Fledermäuse</strong> gefunden wurden und im letzten<br />

Winter bereits mehrere Dutzend. Es sind<br />

z. T. Höhlen betroffen, die mehrere tausend<br />

<strong>Fledermäuse</strong> beherbergen. Die Sterblichkeit<br />

beträgt zwischen 80% und 100%. Die Krankheit<br />

hat somit gravierende Auswirkungen auf<br />

die <strong>Fledermaus</strong>fauna. Äusserst Besorgnis<br />

erregend ist, dass sich die Krankheit rasend<br />

schnell ausbreitet.<br />

Was steckt dahinter?<br />

Die Krankheit befällt die Tiere im Winterschlafs.<br />

Bei betroffenen <strong>Fledermäuse</strong>n ist die<br />

Schnauzenregion auffällig weiss, manchmal<br />

auch das Fell des Körpers, die Ohren und<br />

die Flughäute. Ursache dafür ist ein Pilz aus<br />

der Familie der Geomycetes, dessen Hyphen<br />

Haare und Haut überziehen und in das lebende<br />

Hautgewebe darunter eindringen*.<br />

Befallen sind bis jetzt vor allem Vertreter<br />

aus der Gattung Myotis, von denen auch in<br />

der Schweiz zehn Arten vorkommen. Kranke<br />

Tiere sind mager, geschwächt und vor allem<br />

oft wach anstatt im Winterschlaf. Das Erwachen<br />

aus dem Winterschlaf ist eventuell eine<br />

wirkungsvolle Selbsthilfe der <strong>Fledermaus</strong><br />

gegen den Pilz: Letzterer kann nämlich nur<br />

unter feuchten Bedingungen zwischen 5° und<br />

10°C existieren. Heizt die <strong>Fledermaus</strong> auf<br />

ihre Betriebstemperatur von rund 39°C auf,<br />

stirbt der Pilz vermutlich ab, bzw. es können<br />

höchstens die Sporen überleben. Wacht die<br />

<strong>Fledermaus</strong> aber zu oft auf, braucht sie zu viel<br />

Energie, die Fettreserven werden frühzeitig<br />

aufgebraucht und sie verhungert, da sie im<br />

Winter kaum Insektennahrung fi nden kann.<br />

Dass v. a. Vertreter aus der Gattung Myotis<br />

betroffen sind, könnte darin begründet sein,<br />

dass diese Arten <strong>zum</strong> Überwintern auf ähn-<br />

liche Umweltbedingungen angewiesen sind,<br />

wie sie auch dem Pilz behagen.<br />

Ursache oder Wirkung?<br />

Wissenschaftler vermuten, dass der Pilz nicht<br />

die Ursache des Massensterbens ist, sondern<br />

die Folge eines geschwächten Immunsystems:<br />

Der Pilz ist also eventuell nur wegen<br />

dieser Immunschwäche in der Lage, die Tiere<br />

zu infi zieren.<br />

Was nun die Ursache für letztere sein könnte,<br />

darüber rätseln auch die Wissenschaftler. Es<br />

könnte ein bis anhin unbekannter Erreger<br />

sein. Bei Untersuchungen toter <strong>Fledermäuse</strong><br />

konnten bisher allerdings keine verdächtigen<br />

Viren, Bakterien oder weitere Pilze entdeckt<br />

werden. Es gibt aber wie der Geomycetes-<br />

Pilz Erreger, die nur bei ganz bestimmten<br />

Umweltbedingungen überleben; ändern diese,<br />

sterben sie ab. Zurzeit untersucht man daher<br />

tote <strong>Fledermäuse</strong> bei Umweltbedingungen,<br />

wie sie in einer Winterschlafhöhle herrschen.<br />

Eine weitere mögliche Ursache für eine<br />

Immunschwäche könnte auch zu wenig Nahrung<br />

infolge von Pestizideinsätzen oder der<br />

Klimaerwärmung sein. Die Klimaerwärmung<br />

könnte auch das Winterschlafverhalten negativ<br />

beeinfl ussen. Bestätigungen für diese<br />

Hypothesen fehlen allerdings bis jetzt.<br />

Gegenmassnahmen<br />

Seuchenspezialisten sind sich darin einig,<br />

dass als erstes die Ausbreitung der Krankheit<br />

unbedingt gestoppt werden muss. Da nicht<br />

ausgeschlossen ist, dass der Mensch die Erreger<br />

von Höhle zu Höhle verschleppt, wurden<br />

in 13 US-Staaten insgesamt rund 800 Höhlen<br />

und Minen vorsorglich für die Bevölkerung<br />

geschlossen.<br />

Als zweite Massnahme wurde vorgeschlagen,<br />

in grösseren Höhlen geheizte <strong>Fledermaus</strong>kästen<br />

aufzuhängen. Dank solchen Wärme<br />

spendenden Oasen könnten <strong>Fledermäuse</strong><br />

ihren Energieverbrauch im Wachzustand stark<br />

verringern. Modellrechnungen zeigen, dass<br />

dadurch die Sterblichkeit auf etwa 8% gesenkt<br />

werden könnte. Allerdings besteht keine<br />

Erfolgsgarantie, dass dies tatsächlich gelingt.<br />

Situation in Europa<br />

Berechtigterweise befürchten <strong>Fledermaus</strong>schützende<br />

in Europa, dass die Krankheit<br />

auch auf unserem Kontinent Fuss fassen<br />

könnte. Umfragen und neuere Kontrollen<br />

haben aber gezeigt, dass das Phänomen<br />

«White Nose Syndrom» bereits seit längerem<br />

in mehreren europäischen Ländern bekannt<br />

ist – auch in der Schweiz. Ob es sich dabei<br />

um genau denselben Pilz handelt wie in den<br />

USA, der die Schnauzenregion weiss einfärbt,<br />

konnte noch nicht abschliessend geklärt werden.<br />

Fest steht aber, dass die «europäische»<br />

Variante bisher meist nur einzelne Tiere befällt.<br />

Besonders erfreulich ist, dass die europäischen<br />

<strong>Fledermäuse</strong> einen Befall durch den<br />

Pilz offenbar grösstenteils überleben.<br />

Aussichten<br />

In den USA arbeitet man mit höchster Priorität<br />

daran, die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen.<br />

Gleichzeitig versucht man, den Ursachen<br />

der Krankheit auf den Grund zu gehen<br />

und darauf basierend griffi ge Massnahmen<br />

einzuleiten. Aus epidemiologischer Sicht positiv<br />

ist, dass rund 10-20% der <strong>Fledermäuse</strong> die<br />

Krankheit überleben. Ob diese Tiere immun<br />

sind oder einfach Glück hatten, ist nicht klar.<br />

Selbst wenn ersteres zutrifft, dürfte es aufgrund<br />

der langsamen Fortpfl anzungsrate der<br />

<strong>Fledermäuse</strong> mehrere Jahrzehnte dauern, bis<br />

der ursprüngliche Bestand wieder erreicht ist.<br />

*Hauptquellen:<br />

- Blehert, D. S. et al. (2009): Bat White-Nose Syndrome:An<br />

Emerging Fungal Pathogen? Science 323: 227.<br />

- www.innovations-report.de/html/berichte/umwelt_naturschutz/ecologists_propose_prevention_white_nose_syndrome_128783.html<br />

- www.fws.gov/northeast/white_nose.html<br />

FOTO: OLIVER KNAB<br />

Oliver Knab von der Ostschweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung OGH gelang dieser Schnappschuss<br />

von einem Mausohr. Die Schnauzenpartie ist deutlich weiss eingefärbt wie beim «White Nose Syndrom».


6 FMAZ 88 Juli 2009<br />

Bilanz <strong>Fledermaus</strong>schutz-Nottelefon 2008<br />

Das <strong>Fledermaus</strong>chutz-Nottelefon<br />

079 330 60 60 nimmt Anrufe wegen<br />

verirrter, erschöpfter oder verletzter<br />

<strong>Fledermäuse</strong> aus der ganzen<br />

Schweiz entgegen und leistet Soforthilfe.<br />

An der <strong>Fledermaus</strong>schutz-<br />

Notstation am Zoo Zürich werden<br />

<strong>Fledermäuse</strong> gepfl egt und sobald<br />

als möglich wieder frei gelassen.<br />

Der Leistungsausweis der beiden Institutionen<br />

ist beachtlich. 2008 wurden<br />

• 816 telefonische Hilferufe bearbeitet,<br />

• 162 Freilassungen telefonisch angewiesen,<br />

• 513 Pflegefälle an Fachpersonen weiter<br />

geleitet,<br />

• davon 252 direkt an der <strong>Fledermaus</strong>schutz-<br />

Notstation im Zoo Zürich entgegen genommen,<br />

gepfl egt und in 45% der Fälle wieder<br />

erfolgreich in die Freiheit entlassen – und<br />

• 49 Koloniemeldungen an die Kantonalen<br />

<strong>Fledermaus</strong>schutz-Beauftragten gemeldet.<br />

Das engagierte Team hat seit 2002 seinen Arbeitsplatz<br />

am Zoo Zürich, wofür dieser speziell<br />

Neue Mitarbeiterin SSF<br />

Seit Januar arbeitet Karin Beer im Sekretariat<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Fledermaus</strong>schutz. Im Juni 2006<br />

hat sie das Zoologie-Studium an der Universität<br />

Zürich abgeschlossen. Während und nach dem<br />

Studium war sie als Mitarbeiterin des Instituts<br />

für Umweltwissenschaften wiederholt im Regenwald<br />

Borneos tätig. Danach absolvierte sie<br />

unter anderem ein Praktikum bei der Sektion<br />

Jagd und Fischerei am Kantonalen Amt Aargau.<br />

Die ersten Kontakte zu Fledertieren knüpfte sie<br />

während einer Auslandreise in Australien. Als<br />

Volontärin bei einer Flughunde-Auffangstation<br />

(Austrop Foundation) half sie bei der Pfl ege<br />

der Tiere sowie bei der Öffentlichkeitsarbeit<br />

mit. Nach einer zweijährigen Mitarbeit bei der<br />

Heinz Sielmann <strong>Stiftung</strong> Schweiz freut sie sich<br />

auf weitere interessante und lehrreiche Begegnungen<br />

mit den fl atterhaften Nachtschwärmern<br />

und auf neue Herausforderungen bei der SSF.<br />

FOTO: PHILIPPE SANER<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Zwergfledermaus<br />

99<br />

Rauhautfledermaus<br />

60<br />

Weissrandfledermaus<br />

43<br />

Bartfledermaus<br />

15<br />

Grosser Abendsegler<br />

10<br />

Zweifarbenfledermaus<br />

6 5 4 4 3<br />

Alpenfledermaus<br />

Kleiner Abendsegler<br />

Artzusammensetzung der 252 Pfl egefälle im Berichtsjahr 2008.<br />

Räume zur Verfügung stellt. Dank dem Sponsoring<br />

durch den Zürcher Tierschutz konnte<br />

2008 wiederum die professionelle Leitung durch<br />

Gaby Wichser und Helena Boller gewährleistet<br />

werden. Zusammen mit weiteren ehrenamtlich<br />

Mitarbeitenden garantieren sie den Ganzjahresbetrieb<br />

des <strong>Fledermaus</strong>schutz-Nottelefons: 365<br />

Tage im Jahr, 24 Stunden pro Tag.<br />

Hat jemand im Grossraum Zürich eine <strong>Fledermaus</strong><br />

in Not gefunden, kann diese direkt<br />

an der Zookasse abgegeben werden. Die<br />

Finderinnen und Finder derselben werden<br />

persönlich schriftlich oder telefonisch über<br />

Braunes Langohr<br />

Wasserfledermaus<br />

Grosses Mausohr<br />

1 1 1<br />

Grosse Hufeisennase<br />

Kleine Hufeisennase<br />

<strong>Fledermaus</strong>-Ausstellung in Bischofszell<br />

Hannnes Geisser / Naturmuseum Frauenfeld lände des Oberstufenschulhauses untergebracht<br />

Die interaktive <strong>Fledermaus</strong>-Ausstellung «<strong>Fledermäuse</strong><br />

– geheimnisvoll, faszinierend, schützenswert»<br />

ist von Frauenfeld über Kreuzlingen<br />

und Diessenhofen nach Bischofszell umgezogen<br />

(siehe FMAZ 87). Das Team um Marius Heeb,<br />

Lokaler <strong>Fledermaus</strong>schützender vor Ort, hat dabei<br />

ganze Arbeit geleistet! Die Exponate sind im<br />

Dachstock eines alten Lagerhauses auf dem Ge-<br />

GRAFIK: WWW.FLEDERMAUSSCHUTZ.CH<br />

das Schicksal ihres Findlings informiert und<br />

ausführlich dokumentiert.<br />

Falls verfügbar werden in der <strong>Fledermaus</strong>-<br />

Ausstellung im Zoo Zürich jeweils an Mittwoch-<br />

und Sonntagnachmittagen <strong>Fledermaus</strong>pfl eglinge<br />

dem Publikum vorgeführt. Die Freilassung<br />

von Winterpfl eglingen fi ndet jeweils im Februar<br />

oder März bei günstiger Witterung statt.<br />

Über die Abteilung Event des Zoo Zürich<br />

können Erlebnisfütterungen in der Notstation<br />

gebucht werden. 2008 wurden von Mitarbeitenden<br />

der Fleder mausschutz-Notstation 20<br />

Erlebnisfütterungen durchgeführt.<br />

und sie könnten sich nicht besser präsentieren.<br />

Schon vor Eröffnung am Freitag haben sich 30<br />

Schulklassen für einen Besuch angemeldet und<br />

30 Lehrkräfte für eine Einführung! Die Klassen<br />

werden übrigens durch Zweier-Teams von<br />

Oberstufenschülern betreut, ein tolles Projekt!<br />

Wir nähern uns zudem langsam dem 10’000sten<br />

Besucher der Ausstellung. Gut möglich, dass<br />

dies in Bischofszell der Fall sein wird.<br />

FOTO: WWW.FLEDERMAUSSCHUTZ.CH


Juli 2009 FMAZ 88 7<br />

<strong>Fledermaus</strong>freilassung in Bürglen TG<br />

Es waren gewaltig schöne Momente:<br />

Als ich um 18h bei der<br />

Mehrzweckhalle in Bürglen eintraf,<br />

warteten schon ganz viele Leute<br />

auf mich und meine Pfl eglinge. Alle<br />

warteten gespannt auf das, was<br />

in den nächsten paar Minuten geschehen<br />

würde. Denn ich durfte 14<br />

<strong>Fledermäuse</strong>n ihr Zuhause zurück<br />

geben, die freie Natur.<br />

Susi Kreis / LFS TG<br />

Im Laufe des Winters hatte ich 14 <strong>Fledermäuse</strong><br />

in Not zur Pfl ege erhalten. Vor allem<br />

Rauhautfl edermäuse, aber auch Zwerg- und<br />

zwei Zweifarbenfl edermäuse waren dabei.<br />

Diese sollten bei der erstmöglichen Gelegenheit,<br />

am ersten warmen Frühlingsabend,<br />

wieder frei gelassen werden.<br />

Alles bereit<br />

Dazu hatte ich für den 14.03.09 abends die<br />

Bevölkerung Bürglens eingeladen. Es waren<br />

etwa 70 Personen, die sich das Spektakel<br />

nicht entgehen lassen wollten, v. a. viele Familien<br />

mit Kindern. Ich bat alle Anwesenden,<br />

mit mir auf die Wiesenmitte zu kommen, denn<br />

von da aus könnten wir den <strong>Fledermäuse</strong>n<br />

noch ein wenig nachschauen, egal in welche<br />

Richtung sie davonfl iegen würden.<br />

Die Teilnehmenden erhielten von mir ein<br />

paar Verhaltens-Hinweise. Und dann, als<br />

alle mit genug Informationen gerüstet waren:<br />

die erste <strong>Fledermaus</strong>. Die Kinder durften<br />

die Tiere starten lassen. Die heimlichen<br />

Flatterer wurden dazu von mir auf die nach<br />

oben gereckten Hände gesetzt. Alle waren<br />

gespannt. Die vielen Kameras waren bereit.<br />

Ich hob meine Hand und die kleine <strong>Fledermaus</strong><br />

startete nach nur wenigen Sekunden<br />

dicht über unseren Köpfen, wendete noch ein<br />

paar Mal vor dem Abendhimmel, bis sie weg<br />

war. Die nächsten <strong>Fledermäuse</strong> machten es<br />

ihr nach. In verschiedene Richtungen waren<br />

sie verschwunden. Doch dann wollte eine<br />

<strong>Fledermaus</strong> eine ganze Weile nicht starten.<br />

Sie blieb einfach auf dem Handrücken sitzen.<br />

Sie liess sich wunderbar von allen Seiten<br />

ablichten. Auf einmal und sekundenschnell<br />

breitete auch sie die Flügel aus und fl og in<br />

die Dämmerung hinein.<br />

Zögernde Zweifarbenfl edermäuse<br />

Nach den Rauhaut- und Zwergfl edermäusen<br />

waren die zwei etwas grösseren Zweifarbenfl<br />

edermäuse an der Reihe. Sicherheitshalber<br />

griff ich wieder zu den Handschuhen, um sie<br />

aus der Transportkiste zu heben. Bei mir in<br />

der Pflegestation hatten sie jeweils lange<br />

gebraucht, bis sie genug warm <strong>zum</strong> Fliegen<br />

waren – und so war es auch an jenem Abend.<br />

Lange konnten wir die beiden Insektenjäger<br />

beim Aufwärmen beobachten. Fast regungslos<br />

hockten sie gleichzeitig auf den Kinderhänden.<br />

Und fast gleichzeitig starteten auch die beiden<br />

Flugkünstler schliesslich in die Freiheit.<br />

Zurück blieben wir Zuschauer. Wir alle<br />

durften ein unvergessliches Erlebnis mit nach<br />

Hause nehmen, während die 14 <strong>Fledermäuse</strong><br />

– und vielleicht noch andere mehr – in die<br />

frische Nacht auf die Jagd fl ogen.<br />

FOTO: MARTIN KREIS<br />

Susi Kreis, begeisterte LFS und ausgebildete <strong>Fledermaus</strong>notpfl egerin, setzt einem Knaben vorsichtig eine<br />

frei zu lassende <strong>Fledermaus</strong> auf den Handrücken.<br />

FOTO: MARTIN KREIS<br />

Neuer KFB Solothurn<br />

Per 01.05.09 hat Elias Bader den bisherigen<br />

KFB, Peter Flückiger, im Kanton Solothurn<br />

abgelöst.<br />

Elias ist 22 Jahre jung und studiert an der<br />

Uni Zürich Biologie. 2008 hat er sich <strong>zum</strong><br />

LFS ausbilden lassen. «Und da ich davor mit<br />

<strong>Fledermäuse</strong>n nicht vertraut war, war das der<br />

ausschlaggebende Punkt, mich eingehender<br />

mit ihnen zu beschäftigen – und da hat es<br />

mich gepackt.»<br />

Elias ist bereits voll in seinem Arbeitselement:<br />

Neben zahlreichen Beratungen und mehreren<br />

Einsätzen vor Ort, ist er zusammen mit seinem<br />

Vorgänger und Wissenschaftlern der Kleinen<br />

Hufeisennase auf der Spur, die neu im Kanton<br />

Solothurn nachgewiesen werden konnte.<br />

Ebenso hat er als eine seiner ersten Aktivitäten<br />

eine Solothurner <strong>Fledermaus</strong>schutz-Homepage<br />

aufgebaut: www.fledermausfreunde.ch. Wir<br />

wünschen Elias bei seiner Aufgabe als KFB<br />

viel Erfolg und unvergessliche <strong>Fledermaus</strong>-<br />

Erlebnisse.<br />

Peter Flückiger hat die Leitung des Naturmuseums<br />

Olten (www.naturmuseum-olten.ch)<br />

übernommen, die das gleichzeitige Amt als KFB<br />

verunmöglicht. Wir danken Peter ganz herzlich<br />

für seinen langjährigen und erfolgreichen<br />

Einsatz <strong>zum</strong> <strong>Schutze</strong> der <strong>Fledermäuse</strong> und<br />

wünschen ihm am Naturmuseum Olten in seiner<br />

neuen Funktion alles Gute!<br />

FOTO: ELIAS BADER


8 FMAZ 88 Juli 2009<br />

Die erste <strong>Fledermaus</strong> im Weltraum?<br />

Am 15.03.09 hob das Spaceshuttle<br />

Discovery zu einer 14-tägigen Mission<br />

ins Weltall ab. Mit dabei war<br />

erstmals auch eine <strong>Fledermaus</strong>.<br />

Allerdings dürfte sie das Abenteuer<br />

nicht überlebt haben.<br />

Bei der Auswertung von Videoaufnahmen vom<br />

Start der Raumfähre entdeckten Experten<br />

der NASA eine <strong>Fledermaus</strong>, die sich an die<br />

Außenseite des Mitteltanks gehängt hatte.<br />

Ob sie sich mit der Absicht ins All zu fl iegen<br />

dort niedergelassen hatte, aus Erschöpfung<br />

oder wegen einer Verletzung dort notgelandet<br />

war, wurde bald darauf heftig in zahlreichen<br />

Foren diskutiert. Es bildete sich eine grosse<br />

Fangemeinde, die den blinden Passagier «Brian»<br />

taufte. Zunächst hatte man gehofft, dass<br />

Brian das Shuttle verlässt, sobald es in die Luft<br />

Buchtipp Säugetiere – Bestimmung<br />

Der neue Bestimmungsschlüssel der Säugetiere<br />

der Schweiz ist kürzlich in der Serie Fauna Helvetica<br />

des Schweizer Zentrum für die Kartographie<br />

der Fauna (SZKF/CSCF) erschienen. Das Buch<br />

behandelt 94 Säugerarten, 64 Landsäugetiere<br />

und 30 <strong>Fledermaus</strong>arten, die in der Schweiz<br />

beobachtet werden können.<br />

Das Werk füllt eine wichtige Lücke bezüglich<br />

der Kenntnis über die Säugetiere der Schweiz.<br />

Es richtet sich an Berufsleute aber auch an interessierte<br />

Personen und <strong>Fledermaus</strong>schützende.<br />

Das Buch offeriert vier verschiedene Möglichkeiten<br />

zur Bestimmung der einheimischen Säugetiere<br />

sowie eine Einführung in die genetische<br />

Artbestimmung. Der erste der vier Schlüssel<br />

beruht auf der Anwendung von äusserlichen morphologischen<br />

Merkmalen. Der zweite Schlüssel,<br />

CSCF SGW<br />

SÄUGETIERE<br />

BESTIMMUNG<br />

Paul Marchesi<br />

Michel Blant<br />

Simon Capt (Hrsg)<br />

abhebt. Doch dem war vermutlich nicht so, da<br />

keine entsprechenden Bilder entdeckt werden<br />

konnten. Die NASA vermutet deshalb, dass die<br />

kleine Bulldoggfl edermaus bereits während<br />

des Starts das Zeitliche segnete, wirken doch<br />

währenddessen einerseits riesige Kräfte auf<br />

die Raumfähre, andererseits entsteht bei der<br />

Verbrennung des Treibstoffs grosse Hitze.<br />

Doch warum hatte Brian den für <strong>Fledermäuse</strong><br />

unwirtlichen Ort nicht eher verlassen? Wir<br />

werden es wohl niemals erfahren. Die Nachricht<br />

über das tragische Schicksal von Brian<br />

«fl og» aber wie die Discovery in Windeseile<br />

um die ganze Welt und bewegte hunderttausende<br />

Gemüter. Gemäss einer nicht ganz<br />

ernst zu nehmenden Mitteilung von 01.04.09<br />

auf www.universetoday.com wurde sogar die<br />

NASA verklagt und zur Erinnerung an Brian<br />

eine <strong>Stiftung</strong>, die «Brian Bat Foundation», ins<br />

Leben gerufen.<br />

basierend auf der Schädelmorphologie, wurde<br />

für eine Bestimmung von Funden zuhause oder<br />

im Labor entworfen. Diese zwei Kapitel werden<br />

vervollständigt durch zwei weitere Schlüssel,<br />

einer beruhend auf der Bestimmung von Trittsiegeln,<br />

der andere von Kot, was einen neuen<br />

Ansatz darstellt.<br />

Alle Bestimmungsschlüssel sind so aufgebaut,<br />

dass bei jedem Bestimmungsschritt jeweils nur<br />

zwei Antwortmöglichkeiten geboten werden, die<br />

sich gegenseitig ausschliessen (Dichotomie). Die<br />

festgehaltenen Charakteristiken und Körpermasse<br />

beruhen im Wesentlichen auf Informationen,<br />

die in der Schweiz gesammelt wurden. Bei den<br />

Kapiteln über <strong>Fledermäuse</strong> hat die <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Fledermaus</strong>schutz aktiv mitgearbeitet. Das<br />

letzte Kapitel zeigt eine Fotografi e für jede Art,<br />

ergänzt mit Angaben über deren Vorkommen und<br />

Höhenverbreitung in der Schweiz.<br />

Das Buch ist in deutscher (Nr. 22) und<br />

französischer Sprache (Nr. 21) in der Serie<br />

Fauna Helvetica des CSCF erschienen und<br />

umfasst 296 Seiten, mehr als 450 Zeichnungen<br />

und 98 Farbfotos. Der Preis beträgt Fr. 45.--,<br />

ohne Versandspesen. Es kann online bestellt<br />

werden unter www2.cscf.ch/cbol/orderSelect.<br />

action?request_locale=de.<br />

IMPRESSUM<br />

FLEDERMAUS-ANZEIGER (FMAZ)<br />

FOTOS: NASA<br />

Gegründet 1984, 26. Jahrgang, Auflage 3’000, erscheint<br />

halbjährlich. Wird auf Anfrage hin ab aktueller Ausgabe im Inland<br />

im Gratisabonnement abgegeben. Keine Nach lieferung älterer<br />

Ausgaben. Solche können unter www.fledermausschutz.ch<br />

herunter geladen werden.<br />

Redaktion<br />

Dr. Hubert Krättli, <strong>Stiftung</strong> <strong>Fledermaus</strong> schutz (SSF),<br />

Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich,<br />

Sekretariat 044 254 26 80; Fax 044 254 26 81;<br />

<strong>Fledermaus</strong>schutz-Nottelefon 079 330 60 60;<br />

fl edermaus@zoo.ch; www.fl edermausschutz.ch<br />

Verkaufsartikel beim Shop SSF<br />

044 254 26 80, Fax 044 254 26 81,<br />

fl edermaus@zoo.ch oder www.fl edermausschutz.ch<br />

Druck und Versand des FMAZ werden von der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Fledermaus</strong>schutz im Rahmen des BAFU-Auftrags<br />

Koordinationsstelle Ost für <strong>Fledermaus</strong>schutz (KOF) realisiert.<br />

Druck: <strong>Stiftung</strong> Zentralstelle der Studentenschaft, Uni Zürich.<br />

Spendenkonto <strong>Stiftung</strong> <strong>Fledermaus</strong>schutz: PC 80-7223-1

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