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3. Leistungserbringer<br />
Inhalte dieses Abschnitts<br />
3.3 Vergütung von Krankenhäusern<br />
• Kostenerstattung<br />
• Diagnosis Related Groups (DRGs)<br />
Kerstin Roeder, Einführung in die Gesundheitsökonomik, WS 20<strong>11</strong>/2012 3. Leistungserbringer
3.3 Vergütung von Krankenhäusern<br />
Breyer, Zweifel, Kifmann, Kapitel 10<br />
• Bevor wir uns einzelne Arten von Vergütungssystemen<br />
ansehen, wollen wir ein paar einfache theoretische<br />
Überlegungen anstellen<br />
• Dafür ist es unerlässlich, wichtige Bestimmungsfaktoren der<br />
Kosten von Krankenhäusern zu kennen<br />
• Wichtig wird der sogenannte Case-Mix oder auch die durchschnittliche<br />
Fallschwere sein<br />
• Weiterhin sind die Anstrengungen eines Krankenhauses die<br />
Kosten niedrig zu halten von Bedeutung<br />
• Auch die Qualität hat einen Einfluss auf die Kosten<br />
Kerstin Roeder, Einführung in die Gesundheitsökonomik, WS 20<strong>11</strong>/2012 3. Leistungserbringer
Asymmetrische Information<br />
• Das Problem wird sein, dass das Krankenhaus typischerweise<br />
private Informationen über den Case-Mix und die<br />
Anstrengung zur Kostenreduktion haben wird<br />
• Damit haben wir zugleich ein Problem Moralischen Risikos<br />
(Anstrengung) und Adverser Selektion (Case-Mix)<br />
• Die Frage ist nun, wie ein Vergütungssystem ausgestaltet sein<br />
muss, damit beide Probleme optimal gegeneinander<br />
ausbalanciert werden<br />
• Weiterhin sollten Anreize gesetzt werden, die „richtige“<br />
Qualität bereit zu stellen<br />
Kerstin Roeder, Einführung in die Gesundheitsökonomik, WS 20<strong>11</strong>/2012 3. Leistungserbringer
Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 1/10<br />
• Unterstellen Sie eine Versicherung, die für ihre Versicherten<br />
einen Versorgungsvertrag mit einem Krankenhaus schließen<br />
möchte<br />
• Der Gesamtnutzen für die Versicherten aus der Behandlung<br />
sei<br />
• Die Versicherung zahlt an das Krankenhaus eine<br />
Gesamtvergütung in Höhe von<br />
• Die Zielfunktion der Versicherung sei und diese gilt<br />
es nun über die Wahl der Vergütung zu maximieren<br />
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Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 2/10<br />
• Wir beschränken uns auf lineare Vergütungssysteme der<br />
Form<br />
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Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 3/10<br />
• Es gebe ein Krankenhaus mit folgender Zielfunktion<br />
• Die Behandlungskosten der Patientengruppe hängen von der<br />
Anstrengung zur Kostenreduktion ab:<br />
• Die Anstrengung zur Kostenreduktion verursacht selbst<br />
Kosten, die wiederum von Anstrengungsintensität abhängen:<br />
• Die Behandlungskosten sind unsicher, so dass nicht von den<br />
tatsächlichen Kosten auf die Anstrengung geschlossen<br />
werden kann. Wir schreiben<br />
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Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 4/10<br />
• Der Vertrag zwischen Versicherung und Krankenhaus wird<br />
immer ex-ante geschlossen, d.h. bevor sich die<br />
Behandlungskosten realisieren<br />
• Angenommen, das Krankenhaus muss im Erwartungswert<br />
immer Nullgewinn machen, dann wissen wir, dass<br />
• Dann jedoch können wir die Zielfunktion der Versicherung<br />
schreiben als<br />
• Nun können wir die Frage nach der effizienten Anstrengung<br />
zur Kostenreduktion beantworten<br />
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Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 5/10<br />
• Das Maximierungsproblem der Versicherung ist nun<br />
• Die Bedingung erster Ordnung ist<br />
• Sind die Grenzkosten der Erhöhung der Anstrengung (linke<br />
Seite) genauso groß wie die marginale Senkung der<br />
Behandlungskosten (rechte Seite), dann ist die effiziente<br />
Anstrengung erreicht<br />
• Frage: Wie implementiert die Versicherung<br />
fb<br />
e ?<br />
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Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 6/10<br />
• Ist die Anstrengung kontrahierbar, so kann die Versicherung<br />
das Krankenhaus immer dann bestrafen, wenn es eine von<br />
fb<br />
e verschiedene Anstrengung wählt<br />
• Ist unrealistisch, da Anstrengung in der Regel unbeobachtbar<br />
und damit auch nicht kontrahierbar<br />
• Außerdem könnten die erforderlichen Strafzahlungen den<br />
Haftungsrahmen des Krankenhauses überschreiten. Dies<br />
würde selbst bei Kontrahierbarkeit die Implementierung der<br />
effizienten Anstrengung verhindern<br />
• Was tun? Idee: Wähle Vergütungssystem optimal<br />
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Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 7/10<br />
• Da die Patientengruppe gegeben ist vereinfacht sich das<br />
Vergütungssystem zu<br />
• Dann ist das Optimierungsproblem des Krankenhauses<br />
• Die Bedingung erster Ordnung ist<br />
• Wie hängt nun die aus Sicht des Krankenhauses optimale<br />
Anstrengung von γ ab?<br />
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Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 8/10<br />
• Totales differenzieren der Optimalbedingung liefert<br />
• Je mehr Kosten also von der Versicherung übernommen<br />
werden, desto geringer sind die Anreize des Krankenhauses<br />
die Kosten niedrig zu halten<br />
• Die Frage ist nun, welches γ die Versicherung wählen sollte?<br />
• Die Zielfunktion der Versicherung als Funktion von γ ist<br />
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Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 9/10<br />
• Die Bedingung erster Ordnung ist<br />
• Aus Sicht der Versicherung sollten demnach gar keine<br />
Behandlungskosten erstattet werden<br />
• Dies ist das Prinzip der vollständigen Kostenverantwortung<br />
• Warum ist dieses Prinzip wichtig und welche Anstrengung<br />
wird implementiert?<br />
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Prinzip der vollst. Kostenverantwortung 10/10<br />
• Die Optimalbedingung des Krankenhauses ist<br />
• Die Optimalbedingung der Versicherung ist<br />
• Ein Vergleich der Bedingungen zeigt, dass für γ = 0 die effi-<br />
ziente Anstrengung zur Kostenreduktion implementiert wird,<br />
d.h.<br />
• Das Krankenhaus wird zum „residual claimant“, d.h. es trägt<br />
nach der Pauschalzahlung alle Kosten alleine und hat die richtigen<br />
Anreize zur Kostensenkung („high powered incentives“)<br />
Kerstin Roeder, Einführung in die Gesundheitsökonomik, WS 20<strong>11</strong>/2012 3. Leistungserbringer
Abweichungen von diesem Prinzip<br />
Die Bedeutung dieses Prinzips sind jedoch die Begründungen für<br />
Abweichungen von diesem, die wir im Folgenden kurz<br />
thematisieren wollen<br />
• Asymmetrische Information über den Kostentyp des<br />
Krankenhauses (Case-Mix)<br />
• Abwägung zwischen Kostendämpfung und der Bereitstellung<br />
von Qualität (Multi-tasking)<br />
• Patientenselektion<br />
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Private Information über den Case-Mix 1/2<br />
• Unterstellen Sie erwartete Behandlungskosten in Höhe von<br />
• Angenommen, der Kostenparameter stammt aus dem<br />
Intervall<br />
• Kennt das Krankenhaus nun β , nicht jedoch die<br />
Versicherung, so wird das Krankenhaus immer vorgeben<br />
einen Case-Mix zu haben, der zu Kosten β führt<br />
• Die Grundvergütung beim Prinzip der vollständigen<br />
Kostenverantwortung ist dann (bei einem Reservationsnutzen<br />
von Null):<br />
Kerstin Roeder, Einführung in die Gesundheitsökonomik, WS 20<strong>11</strong>/2012 3. Leistungserbringer
Private Information über den Case-Mix 2/2<br />
• Da das Krankenhaus tatsächlich geringere Kosten hat, erzielt<br />
es eine Informationsrente<br />
• Es wird weiterhin die effiziente Anstrengung<br />
fb<br />
e gewählt<br />
• Die Krankenkasse kann sich jedoch durch die Übernahme<br />
eines Teils der Behandlungskosten verbessern<br />
Die Anstrengung wäre nicht mehr optimal, da<br />
Die Informationsrente reduziert sich auf<br />
Kerstin Roeder, Einführung in die Gesundheitsökonomik, WS 20<strong>11</strong>/2012 3. Leistungserbringer
Kostendämpfung und Qualität 1/4<br />
• Neben Kostendämpfung e wird auch Qualität q vom<br />
Krankenhaus gewählt<br />
• Erwartete Behandlungskosten:<br />
• Anstrengungskosten:<br />
• Ist nun der Nutzen der Versicherung aus der Bereitstellung<br />
von Qualität gegeben durch Bq, ( ) so kann die effiziente<br />
Qualität und die effiziente Anstrengung bestimmt werden<br />
• Die effiziente Anstrengung ist charakterisiert wie oben<br />
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Kostendämpfung und Qualität 2/4<br />
• Effiziente Qualität durch folgenden Ausdruck charakterisiert<br />
• Zahlt man dem Krankenhaus eine Grundvergütung, so ist die<br />
Zielfunktion<br />
• Bedingung erster Ordnung für die Qualität<br />
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Kostendämpfung und Qualität 3/4<br />
• Da B′ ( q)<br />
> 0 wird das Krankenhaus bei konvexen Qualitäts-<br />
kosten C qq > 0 und V qq > 0 und pauschaler Vergütung zu<br />
wenig Qualität bereitstellen<br />
• Die Anstrengung zur Kostendämpfung wird effizient gewählt<br />
• Versicherung kann Vertrag verbessern, indem sie einen Teil<br />
der Kosten erstattet<br />
Verzerrung der Anstrengung<br />
Setzen von Qualitätsanreizen, da nun Grenzkosten die<br />
Qualitätsbereitstellung geringer<br />
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Kostendämpfung und Qualität 4/4<br />
• Argument von oben unterstellt, dass weder Qualität noch<br />
Anstrengung kontrahierbar sind<br />
• Unstrittig bei Anstrengung, Qualität kann jedoch in Ansätzen<br />
gemessen werden<br />
• Pay-for-Performance (P4P) Ansätze in Großbritannien und in<br />
den USA<br />
Zielvereinbarungen für Ärzte in England (Impfquoten,<br />
Screening,…)<br />
Report-Cards für Krankenhäuser in den USA (Todesfälle<br />
nach Operationen, Wiedereinweisungen)<br />
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Patientenselektion<br />
• Pauschale Vergütung führt zu Anreiz sich auf kostengünstige<br />
Patienten zu konzentrieren<br />
• Skimping: Unterbereitstellung von Qualität bei schweren F.<br />
• Dumping: Vermeidung der Behandlung von schweren Fällen<br />
• Patienten mit dem höchsten Bedarf erhalten keine<br />
Leistungen bzw. Leistungen unzureichender Qualität<br />
• Übernimmt die Versicherung einen Anteil der Kosten, so<br />
schwächen sich Selektionsanreize, aber auch die Anreize zur<br />
Kostenreduktion<br />
Kerstin Roeder, Einführung in die Gesundheitsökonomik, WS 20<strong>11</strong>/2012 3. Leistungserbringer
DRGs und Upcoding 1/3<br />
• DRGs (s.o.) wurden so gestaltet, dass<br />
Patienten basierend auf ihrer Diagnose eindeutig einer<br />
Gruppe zugeordnet werden können<br />
Gruppen hinreichend homogen hinsichtlich Krankheitsbild<br />
und Schwere der Erkrankung<br />
Gruppen hinreichend homogen hinsichtlich der zu<br />
erwartenden Behandlungskosten<br />
• Selektionsanreize können geschwächt werden, wenn<br />
Pauschalzahlungen mit den erwarteten Kosten einer<br />
Kategorie variiert. Idealfall: alle Kategorien versprechen<br />
gleichen Gewinn<br />
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DRGs und Upcoding 2/3<br />
• Haben oben asymmetrische Information über den Case-Mix<br />
thematisiert<br />
• Angewandt auf DRGs bedeutet das Übertreiben von Kosten<br />
nichts anderes als upcoding<br />
• Selektionsanreize spielen Rolle, da die upcoding-Spielraum<br />
bei leichten Fällen größer<br />
• Upcoding könnte von Trägerschaft abhängen<br />
Kerstin Roeder, Einführung in die Gesundheitsökonomik, WS 20<strong>11</strong>/2012 3. Leistungserbringer
DRGs und Upcoding 3/3<br />
Quelle: Silverman und Skinner 2004<br />
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