Zur PDF-Ansicht - DIE LINKE im Burgenlandkreis
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SEITE 4 KURIER SPENDE ERBETEN!<br />
Gut gemeint und schlecht gemacht<br />
Das neue Kinderförderungsgesetz ist eine Zerreißprobe für die Große Koalition.<br />
Von Reinhard Weber<br />
Ab August 2013 tritt das neue Kinderförderungsgesetz<br />
(Kifög) in Kraft. Im Vorfeld hart umkämpft und lange<br />
diskutiert wurde es vor Weihnachten <strong>im</strong> Landtag von<br />
Sachsen-Anhalt beschlossen. Von der SPD <strong>im</strong><br />
Wahlkampf versprochen, gelang es der CDU nicht, es<br />
vom Tisch zu bekommen. Besonders die Regelung,<br />
dass die Verantwortung zukünftig von den Kommunen<br />
auf den Kreis übertragen wird. Die von der <strong>LINKE</strong>N<br />
und von Verbänden errechneten Kosten von 70 bis 80<br />
Millionen wurden von der Regierung auf 53 Mio<br />
schöngerechnet, so dass ein Großteil der Kosten wohl<br />
auf die verschuldeten Kommunen abgewälzt werden.<br />
Bis zum Schluss hat es innerhalb der CDU erhebliche<br />
Widerstände gegen das Gesetz gegeben. So hat der<br />
CDU Kreisverband des <strong>Burgenlandkreis</strong>es erst be<strong>im</strong><br />
letzten Landesparteitag einen Antrag dagegen<br />
eingebracht – vergebens. Zu Abst<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Landtag<br />
fehlten dann gerade die CDU Abgeordneten aus dem<br />
<strong>Burgenlandkreis</strong> <strong>im</strong> Plenarsaal. Der Änderungsantrag<br />
der Linken wurde, ebenfalls nach gewohntem<br />
Verhaltensmuster abgelehnt.<br />
Gut ist, dass in dem Gesetz der Ganztagsanspruch auf<br />
Betreuung für alle Kinder festgeschrieben ist.<br />
Ganztagsanspruch heißt bis zehn Stunden pro Tag<br />
bzw. 50 Stunden pro Woche. Das Betreuungsverhältnis,<br />
also wie viel Kinder von einer Erzieherin<br />
betreut werden, wird sich leicht zu Gunsten der Kinder<br />
verbessern. <strong>Zur</strong>zeit arbeiten in den 1900 Kindereinrichtungen<br />
des Landes 12 000 Erzieherinnen, aber nur<br />
9800 in Vollzeit. Um den Ganztagsanspruch und das<br />
Betreuungsverhältnis zu gewährleisten braucht<br />
Sachsen-Anhalt 11 200 Erzieherinnen in Vollzeit, das<br />
heißt bis 2016 1400 mehr als heute.<br />
Dabei ist aber noch nicht berücksichtigt, dass der<br />
Altersdurchschnitt der Erzieherinnen relativ hoch ist.<br />
Bis 2016 wird noch eine Vielzahl von ErzieherInnen<br />
aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Das Ausbildungsangebot<br />
für Erzieherinnen <strong>im</strong> Land trägt auch nicht<br />
dazu bei, diese personelle Lücke in absehbarer Zeit zu<br />
schließen. So dürfen in Landessüden nur wenige<br />
Privatschulen ErzieherInnen ausbilden. Diese Ausbildung<br />
ist kostenpflichtig und wird zahlenmäßig den<br />
zukünftigen Bedarf nicht abdecken können. Eine Ausweitung<br />
der Ausbildung auf staatliche Berufsschulen<br />
würde die Neueinstellung von entsprechenden<br />
Berufschullehrern voraussetzen für Personalkosten,<br />
die das Land nicht zur Verfügung stellen will.<br />
Im Kifög ist ein Familien-Bonus festgelegt. Werden<br />
mehrere Kinder einer Familie betreut, bezahlen die<br />
Eltern für das zweite Kind und weitere nur 60 % des<br />
Einzelbetrages für das älteste Kind. Eine Menge<br />
Kommunen werden ihre Gebührensatzung entsprechend<br />
überarbeiten müssen. Inwiefern sich durch das<br />
Kifög Gesamtpaket eine Kostenersparnis für die<br />
Familien ergeben wird, bleibt abzuwarten. Die Verant-<br />
wortung für die Kindereinrichtungen geht von den<br />
Kommunen auf die Kreise über, eine denkbar<br />
schlechte Festlegung. In den Kreisen entsteht ein<br />
erheblicher verwaltungstechnischer Mehraufwand und<br />
die Organisation der Kindereinrichtungen wird der<br />
Verwaltung vor Ort entzogen. Allein drei neue<br />
Personalstellen muss der BLK neu schaffen.<br />
Auf der anderen Seite fällt zukünftig der Eigenanteil<br />
der freien Träger an der Finanzierung ihrer Kindereinrichtungen<br />
weg. Rund 13 Millionen EURO müssen<br />
demnach auf die Eltern umgelegt werden, ebenso wie<br />
die Restkosten der defizitären Finanzierung.<br />
Für das Jahr 2013 plant der Landkreis schon derzeit 3<br />
Millionen Euro für die Übernahme der Kitagebühren<br />
fast jeder dritten Familie ein. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> hat überhaupt<br />
gefordert, dass das Land vollständig die Kosten für die<br />
Kinderbetreuung in Sachsen-Anhalt übern<strong>im</strong>mt.<br />
Glauben kann das so richtig niemand, so dass der<br />
Landkreis einen Nachtragshaushalt plant.<br />
Insgesamt kann gesagt werden, was mal gut<br />
gemeint war, ist schlecht gemacht und steht<br />
auf tönernen Füßen.<br />
Foto: Mastcharter