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Gitarre & Laute XXIX/2007/Nº 3

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G itarr e & L a u t e<br />

O n l i n e<br />

Tilman Hoppstock<br />

Leo Witoszynskyj<br />

Der Guitarrefreund 1907<br />

Josip Bažant<br />

Manuel Ponce<br />

Jahrgang <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong>, Heft 3


MA_0003_02 · 12/05<br />

Peter Päffgen<br />

Die <strong>Gitarre</strong><br />

Geschichte, Spieltechnik, Repertoire<br />

3., überarbeitete und ergänzte Auflage 2002<br />

249 Seiten mit Notenbeispielen und<br />

Abbildungen sowie Zeittafel,<br />

Literaturverzeichnis und Register – gebunden<br />

mit CD<br />

ISBN 3-7957-2355-8 (ED 8874)<br />

€ 29,95 / sFr 52,30<br />

Der Autor, Herausgeber der renommierten Zeitschrift<br />

„<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>“, macht die Geschichte der <strong>Gitarre</strong>,<br />

ihrer Musik und Spieltechnik bis zu den<br />

Komponisten und Virtuosen des 20. Jahrhunderts<br />

zum Gegenstand dieses Buches. Er spannt dabei<br />

einen großen historischen Bogen: Er bietet den<br />

Überblick über eine Entwicklung von mehr als<br />

dreitausend Jahren und zeigt die <strong>Gitarre</strong> als ein<br />

Instrument, das die gesamte europäische<br />

Musikgeschichte seit ihren Anfängen begleitet<br />

hat und dessen vielseitiges Repertoire zu<br />

entdecken und zu beleben sich lohnt.<br />

Hugo Pinksterboer<br />

Pocket Info –<br />

Akustische<br />

<strong>Gitarre</strong><br />

• Basiswissen<br />

• Praxistipps<br />

• Mini-Lexikon<br />

136 Seiten, broschiert<br />

ISBN 3-7957-5126-8<br />

(SPL 1042)<br />

€ 9,95 / sFr 18,40<br />

Dieses Buch enthält in kurzer und prägnanter<br />

Form alle Informationen zu Kauf, Pflege, Bau<br />

und Spieltechnik der <strong>Gitarre</strong>. Knappe, gut verständliche<br />

Texte und zahlreiche Abbildungen mit<br />

Informationen rund ums Instrument machen dieses<br />

Buch zum idealen Nachschlagewerk für Anfänger<br />

und Fortgeschrittene.<br />

Aktuelles<br />

rund<br />

um die<strong>Gitarre</strong><br />

Konrad Ragossnig<br />

<strong>Gitarre</strong>ntechnik kompakt<br />

Grundformen der Technik • Effektives Einspielen<br />

• Tägliches Üben<br />

85 Seiten, broschiert<br />

ISMN M-001-12919-0 (ED 9263)<br />

€ 22,95<br />

Der international renommierte Gitarrist Konrad Ragossnig hat mit diesem<br />

Band ein Übungsprogramm entwickelt, das sowohl für gründliches Einspielen<br />

als auch für das tägliche Üben geeignet ist. In 12 Kapiteln werden<br />

alle wichtigen Elemente der <strong>Gitarre</strong>ntechnik systematisch behandelt.<br />

Konkrete Aufgabenstellungen und Übetipps helfen dem Studierenden und<br />

dem ausgebildeten Musiker dabei, seine Technik effektiv und konzentriert<br />

zu pflegen bzw. weiterzuentwickeln.<br />

Werner Neumann<br />

Die Jazzmethode für <strong>Gitarre</strong> – Solo<br />

Skalen • Improvisation • Phrasierung<br />

74 Seiten, broschiert mit CD<br />

ISBN 3-7957-5352-X (ED 8427)<br />

€ 24,95<br />

Wie funktioniert eigentlich Improvisation über wechselnde Akkorde?<br />

Warum ist es wichtig, so etwas wie dorische oder mixolydische Tonleitern<br />

zu kennen oder sogar spielen zu können? Welche Funktionen haben<br />

Arpeggien? Was versteht man unter Phrasierung? Anworten auf alle diese<br />

und viele andere Fragen gibt Werner Neuman, laut Deutschlandfunk einer<br />

der führenden Fusiongitarristen Europas, in diesem Band.<br />

Rolf Tönnes<br />

<strong>Gitarre</strong> spielen –<br />

mein schönstes Hobby<br />

Die moderne <strong>Gitarre</strong>nschule für Jugendliche und<br />

Erwachsene<br />

96 Seiten, broschiert mit CD<br />

ISBN 3-7957-5598-0 (ED 9475)<br />

€ 19,95<br />

Wer <strong>Gitarre</strong> spielen zu seinem Hobby machen möchte, liegt mit dieser<br />

Schule genau richtig. Dabei ist es egal, ob es ein Neueinsteiger ist, der da<br />

in die Saiten greift oder jemand, der vor vielen Jahren bereits einmal<br />

gespielt hat und nun wieder seine Kenntnisse auffrischen möchte. Eine<br />

ausgewogene Mischung von Pop, Klassik und Folk verhindert Langeweile.<br />

Da Akkord- und Melodiespiel berücksichtigt werden, ist der Schüler<br />

sowohl für den Abend am Lagerfeuer als auch für das Hauskonzert<br />

gewappnet. Die praxiserprobte Methode ist sowohl für den Unterricht als<br />

auch für das Selbststudium geeignet, wobei die beiliegende CD als<br />

Trainingspartner dient.


Es ist lange her, dass ich mir vorgenommen<br />

habe, nicht mehr anzukündigen,<br />

was in den jeweils<br />

nächsten Ausgaben von <strong>Gitarre</strong> &<br />

<strong>Laute</strong> behandelt werden sollte. Immer häufiger<br />

war ich nämlich gezwungen, im Editorial<br />

zu erklären, warum das Eine nicht und<br />

dafür etwas anderes zu lesen war … als Argument<br />

wollte ich sagen, in der jeweiligen<br />

Tageszeitung stehe schließlich auch nicht,<br />

was am nächsten Morgen die Menschen ärgern,<br />

aufregen oder amüsieren würde.<br />

Gut: Das ist etwas grundlegend anderes,<br />

zugegeben! Tatsächlich waren die Gründe<br />

für das Verschieben von Beiträgen ja auch<br />

ganz andere. Meistens war es so, dass irgendwelche<br />

Beiträge nicht rechtzeitig fertig<br />

geworden waren, dass Bilder nicht passten<br />

oder dass aus technischen Gründen ein Erscheinen<br />

nicht angesagt war. Eine Fachzeitschrift<br />

ist halt ein anderer Betrieb als eine<br />

Tageszeitung!<br />

Es kam auch vor, dass ein anderer, nicht angekündigter<br />

Beitrag „dazwischen kam“, der<br />

die redaktionellen Pläne umwarf. Das waren<br />

manchmal Berichte über Festivals oder<br />

Wettbewerbe, die nicht warten konnten<br />

oder sollten. Gelegentlich waren es auch Artikel,<br />

die mich als Chefredakteur so gefangen<br />

genommen hatten, dass ich sie sofort<br />

und nicht erst in ein paar Wochen oder gar<br />

Monaten gedruckt sehen wollte. Und<br />

schließlich habe ich mich mitunter auch<br />

verschätzt, was den Umfang der zu drukkenden<br />

Beiträge anging. Dann musste einer<br />

’raus, um Platz zu sparen.<br />

Warum erzähle ich das? Nun, von den im<br />

letzten Heft angekündigten Themen sind<br />

gleich mehrere nicht in dieser Ausgabe zu<br />

finden. Mozart zum Beispiel muss warten –<br />

schließlich ist das Mozart-Jahr ohnehin<br />

schon vorbei. Und Buxtehude muss auch<br />

warten, weil ich Ihnen speziell dafür ein<br />

Bonbon bieten möchte, für das ich noch einige<br />

Materialien brauche. Joaquín Rdorigo<br />

… Sie wissen schon, auch dieser Beitrag ist<br />

in Arbeit, aber nicht fertig geworden. Sie<br />

werden also ab sofort die Rubrik „Das<br />

nächste Heft“ vergeblich suchen. Ich werde<br />

mir abgewöhnen müssen, faszinierende<br />

Themen anzukündigen, die dann warten<br />

müssen. Lieber werde ich Sie überraschen!<br />

Es sind zum ersten mal zwei Leserbriefe zu<br />

der neuen Erscheinungsform von <strong>Gitarre</strong> &<br />

<strong>Laute</strong> veröffentlicht. Kann ich Sie animieren,<br />

es den Kollegen gleich zu tun und mir<br />

Ihre Meinung zu <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLNE zu<br />

schreiben? Ich würde mich freuen! Vielleicht<br />

haben Sie auch Vorschläge zu machen,<br />

die ich umsetzen kann, um die<br />

„neue“ Online-Zeitschrift attraktiver zu machen!<br />

Also: Leserbriefe@<strong>Gitarre</strong>-und-<br />

<strong>Laute</strong>.de!<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />

Vielleicht haben Sie auch Vorschläge für<br />

diejenigen, die sich partout nicht mit der<br />

Online-Form der Zeitschrift anfreunden können.<br />

Und bitte schreiben Sie mir auch, welche<br />

Online-Form Sie bevorzugen, die als<br />

PDF-Version zum Download [www.MusiCologne.eu]<br />

oder die ePaper-Version, die von<br />

Cantat in Wien umgesetzt wird<br />

[http://gtarre-und-laute.Cantat.com]. Beide<br />

haben ihre Vorzüge … bitte schreiben Sie<br />

mir Ihre Meinung.<br />

Was internationale Universitätsbibli0theken<br />

angeht, so haben sie zum großen Teil für<br />

die Online-Version der Zeitschrift plädiert.<br />

Sie brauchen keine Regalflächen mehr zur<br />

Verfügung zu stellen, sie müssen die Zeitschriften<br />

nicht mehr jahrgangsweise binden<br />

lassen und, das wichtigste Argument, sie<br />

müssen keine Hefte mehr zur Ergänzung<br />

nachbestellen, weil die im Lesesaal gestohlen<br />

worden sind.<br />

So, nun nocht etwas zum Thema Notenausgaben<br />

in <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE. Im Moment<br />

werden nur die Notenbeilagen aus der<br />

Zeitschrift „Der Guitarrefreund“ nachgedruckt.<br />

Diese Notenausgaben stehen Ihnen<br />

auch zum Download in höherer Auflösung<br />

zur Verfügung, und zwar unter www.Musi-<br />

Cologne.eu. Dort finden unter „Download“<br />

entsprechende Links.<br />

Es gibt aber auch Neuausgaben in neuem<br />

Stichbild, die speziell für <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-<br />

ONLINE angefertigt worden sind. Auch diese<br />

Ausgaben können Sie an gleicher Stelle<br />

downloaden – und Sie können sie verwenden,<br />

ohne damit irgendwelche Urheberrechte<br />

zu tangieren. Download und Benutzung<br />

sind expressis verbis erlaubt. Aber Achtung:<br />

Das gilt nicht für alle Ausgaben, die in der<br />

Zeitschrift erschienen sind oder erscheinen<br />

werden. Sie finden einen Copyright-Hinweis<br />

unter der ersten Seite der jeweiligen Ausgabe<br />

und dort ist die jeweilige rechtliche Situation<br />

ge- und erklärt.<br />

So, nun darf ich Ihnen wieder viel Vergnügen<br />

mit Ihrer Zeitschrift wünschen. Im Moment<br />

kommen die Online-Zeitschriften noch<br />

etwas zeitverschoben heraus – aber ab Januar<br />

2008 wird es sie pünktlich und verlässlich<br />

am Anfang der ungeraden Monate<br />

geben: Januar, März, Mai, Juli, September<br />

und November. Und im Moment sieht es so<br />

aus, als würden sie weiterhin als PDF und<br />

als ePaper erscheinen.<br />

Mit besten Empfehlungen<br />

Ihr<br />

Peter Päffgen, Chefredakteur<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 3


was ich noch sagen wollte …<br />

hier werde ich Ihnen in lockerer Form<br />

Bemerkungen mit auf den Weg geben,<br />

von denen ich glaube, sie wären von<br />

allgemeinem Interesse. Es wird sich dabei<br />

wie heute um Bemerkungen über neu erschienene<br />

CDs drehen, die vielleicht auch<br />

mit der <strong>Gitarre</strong> oder der <strong>Laute</strong> überhaupt<br />

nichts zu tun haben. Oder vielleicht gilt es<br />

auch, einen Geburtstag zu feiern oder aus<br />

anderem Grund an einen Großen unserer<br />

Zunft zu erinnern. Sollte ich Sie langweilen<br />

oder sollten Sie Vorschläge machen<br />

wollen, schreiben Sie doch einfach an:<br />

mailto:peter.paeffen@MusiCologne.eu<br />

Von Peter Päffgen<br />

Abb. oben: früher Reiseführer nach Santiago:<br />

Hermann Künigs Inkunabel „Die Strasz und<br />

meylen tzu Sant Jacob auß und ein in<br />

wahrheyt gantz erfarn findest du in dysem<br />

buchleyn“ von 1495<br />

(hier Titelholzschnitt der Ausgabe von 1521)<br />

4 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Es ist heutzutage nichts besonderes mehr,<br />

wenn man sagen kann, man sei den Jakobsweg<br />

gegangen. Es ist regelrecht Mode, den<br />

alten Pilgerweg zu beschreiten, seitdem Hape<br />

Kerkeling das auch getan und ein Buch<br />

darüber geschrieben hat. Aber vor ihm waren<br />

es sehr viele Autoren, die das Gleiche getan<br />

haben – Reiseführer und Reisebeschreibungen<br />

gibt es zuhauf, die ältesten<br />

stammen aus<br />

dem Mittelalter.<br />

Nach der<br />

Erfindung des<br />

Buchdrucks<br />

wurden sie<br />

zum beliebten<br />

Vademecum auf<br />

diesem langen<br />

und gefährlichen<br />

Weg.<br />

Anfang des Jahres<br />

bekam ich eine<br />

Postkarte und<br />

eine CD von José<br />

Ignacio H.<br />

Toquero aus Fromista<br />

zugeschickt, und die Postkarte rührte<br />

einen sensiblen Punkt in meinen Erinnerungen<br />

an. Ich war nämlich vor fünfzehn Jahren<br />

auch in Santiago, und zwar mit einer Gruppe<br />

von Freunden per Fahrrad. Von Köln aus. Das<br />

sind mehr als zweieinhalbtausend Kilometer!<br />

Dabei sind wir natürlich auch durch Fromista<br />

gekommen und wir haben das Flair erlebt,<br />

das José Ignacio Toquro und die Gruppe<br />

„entre dos mares“ mit ihrer Musik zu beschreiben<br />

trachten.<br />

Und ganz ehrlich: Der Camino ist viel mehr<br />

als eine ganz persönliche Herausforderung<br />

körperlicher (sportiver) Art und auch viel<br />

mehr als ein Pilgerweg … das ist er heute,<br />

vermute ich, für die allerweinigsten „Pilger“.<br />

Aber der Camino de Santiago ist Weltkulturerbe,<br />

seit dem 12. Jahrhundert von frommen<br />

Christen begangen in der Hoffnung auf seelische<br />

und körperliche Heilung und auf eine irgendwie<br />

mystische Art verbindet er die Menschen<br />

miteinander, die ihn begangen haben<br />

und ihn begehen.<br />

Natürlich hat sich schon im Mittelalter eine<br />

Art von „Camino-Tourismus“ herausgebildet:<br />

Herbergen, Gasthäuser und Bodegas, in denen<br />

die Pilger bewirtet wurden. Und es gab<br />

Krankenstationen … und auch Bordelle. Und<br />

natürlich wurde in diesen Häusern auch Musik<br />

gemacht. Fromme Musik, um auf das<br />

hehre Ziel vorzubereiten und freudige Musik,<br />

um von den Strapazen des vergangenen<br />

Pilgertages abzulenken. Dieser Musik forschen<br />

seit Jahren Wissenschaftler und Musiker<br />

nach – meistens wird in Ausgaben und<br />

Aufnahmen dann eine Verbindung zum<br />

Codex Calixtinus hergestellt, auch bekannt<br />

als „Liber Sancti Iacobi“, einer Handschrift<br />

aus dem 12. Jahrhundert, in der neben Predigten<br />

und liturgischen Texten auch Gesänge<br />

überliefert sind – gregorianische Choräle sowie<br />

neunzehn zweistimmige und ein drei-<br />

stimmiges Stück – damit ist der Codex eine<br />

der ältesten Quellen für dreistimmige Musik<br />

überhaupt.<br />

Aber José Ignacio Toquero ist weit davon<br />

entfernt, Musik aus dem Codex Calixtinus zu<br />

spielen und zu singen. Seine Musik ist leicht<br />

gängige „moderne“ <strong>Gitarre</strong>nmusik, die,<br />

wenn man es<br />

genau<br />

nimmt, keine<br />

Beziehung<br />

zum Jakobsweg<br />

hat …<br />

jedenfalls<br />

keine direkte.<br />

Und<br />

doch wird<br />

von Stück<br />

zu Stück<br />

eine Beziehungherbeizitiert<br />

,<br />

werden Stücke<br />

bestimmten Etappen des Jakobswegs<br />

zugeordnet und sicher wird Musik dieser<br />

Art auch abends an den Lagerfeuern des<br />

Camino de Santiago gesungen. Das duftet<br />

nach Freiheit und großer Welt, nach TUI und<br />

Sommer und Spanien ohne Cuba Libre, Disko<br />

und Ballermann. Aber nach dem mystischen<br />

Camino de Santigo duftet es mir zu wenig.<br />

Auch, wenn man auf dem Pyrenäenpass bei<br />

Roncesvalles nicht auf die Knie fällt, auch,<br />

wenn man nicht Gebete murmelnd die knapp<br />

achthundert Kilometer spanischen Jakobsweg<br />

hinter sich bringt – empfänglich für Geheimnisse<br />

ist man, wenn man sich deses Ziel<br />

ausgesucht hat. „El Camino es la meta“ –<br />

der Weg ist das Ziel.<br />

El Camino es la meta … Música para el camino<br />

de Santiago<br />

José Ignacio H. Toquero & entre dos mares<br />

Aufgenommen im April 2004, erschienen<br />

2006<br />

Jacovia, Músicas Creativas<br />

[www.jacovia.com], JV 001<br />

… nach dem mystischen Camino de Santigo<br />

duftet es mir zu wenig …<br />

✰✰


Betr.: „ein hoffnungsvoller Beginn“ zum<br />

Start von <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong> ONLINE<br />

Sehr geehrter Herr Päffgen,<br />

es ist eine Freude, dass <strong>Gitarre</strong>& <strong>Laute</strong> wieder<br />

auferstanden ist, wenn auch in anderer<br />

Form als – wie bisher gewohnt – gebundenes<br />

Papiermagazin. Ich habe mir die Onlineversion<br />

gedownloaded/ oder downgeloaded<br />

und mit einer Ringbindung versehen,<br />

um darin in aller Ruhe zu lesen, dies<br />

kann ich leider nicht am Bildschirm. Wenn<br />

auch bestimmt etwas gewöhnungsbedürftig<br />

für mich, der seit den Anfängen von <strong>Gitarre</strong><br />

& <strong>Laute</strong> die Hefte begeistert gelesen<br />

und gesammelt hat, möchte ich mich wieder<br />

gerne zu den Abonnenten zählen, da<br />

ich die Berichterstattung rund um <strong>Gitarre</strong><br />

und <strong>Laute</strong>, ihre Musik und Protagonisten<br />

stets geschätzt und als sehr anregend empfunden<br />

habe.<br />

Bei den <strong>Gitarre</strong>nfestspielen Nürtingen hatte<br />

ich das Vergnügen, Sie einmal persönlich<br />

kennenzulernen (es gab damals leider kein<br />

Kölsch), aber es entspann sich ein interessantes<br />

Gespräch über Konzerte, Musiker<br />

etc., später erschien in <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong> ein<br />

lesenswertes Interview aus jenen Tagen mit<br />

Ricardo Cobo. Als mit 2000 der letzte vollständige<br />

Jahrgang erschien ( danach bekam<br />

ich 2001 nur Heft 1 / 2 / 5, 2002 gar<br />

nichts, 2003 Nr. 3, 2004 Nr. 1), hoffte ich<br />

trotzdem, dass diese Zeitschrift uns Gitarristen<br />

und <strong>Laute</strong>nisten erhalten bliebe, hatte<br />

auch mein Abo nochmal überwiesen,<br />

aber es kam leider nichts mehr (trotz meiner<br />

Anfragen), und so war dies für mich<br />

das Zeichen der letzten Züge der Zeitschrift,<br />

die mein <strong>Gitarre</strong>ndasein bisher begleitet<br />

hatte.<br />

Totgesagte aber leben länger, heißt es, also<br />

wünsche ich ein neues und bereicherndes<br />

Leben von <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong> im aktuellen Internet-<br />

Medium mit vielen Beiträgen und<br />

Berichten über die Musik, Umfeld, Menschen<br />

und Macher der <strong>Gitarre</strong>n-und <strong>Laute</strong>nszene!<br />

Ein paar Anmerkungen zur ersten Online-<br />

Ausgabe: ein guter Lektor hätte bestimmt<br />

an den vielen unmotivierten (computerbedingten<br />

?) Trennungszeichen z.B. im Artikel<br />

„Über den Umgang mit Konflikten“ von<br />

Leo Witozsynskyi etwas auszusetzen, der<br />

lesenswerte Aufsatz leidet darunter leider<br />

gewissermassen. Online sollte ja nicht bedeuten,<br />

der Rechtschreibung abzuschwören,<br />

wie es aber auch bei der normalen Tageszeitung<br />

mit Computersatz oft festzustellen<br />

ist. Vielleicht kann sich <strong>Gitarre</strong> &<br />

<strong>Laute</strong>-Online da abheben.<br />

Weiter ist im Interview mit Luise Walker<br />

von Norman Merems „die berühmte E-Dur-<br />

Etüde Nr. 23“ von Napoleon Coste angesprochen<br />

worden (in der Diskographie dann<br />

wiederum dieselbe Numerierung), dabei<br />

gibt es nur eine Etüde in E-Dur von op 38<br />

(Ausgabe bei Schott GA 34 hrsg. von Hans<br />

Ritter) nämlich die Nr.5, diese ist wohl aber<br />

nicht gemeint, sondern die Nr. 22 und die<br />

ist in A-Dur und wurde von Llobet in einem<br />

Höllentempo eingespielt. Liegt hier ein<br />

Schreibfehler vor oder ist selbst Luise Walker<br />

dies nicht aufgefallen? Solche Unklarheiten<br />

sollten sich in einer Fachzeitschrift<br />

vermeiden lassen – oder?<br />

Ansonsten aber ein hoffnungsvoller Beginn,<br />

wenn auch der Guitarrefreund von vor 100<br />

Jahren im historischen Kontext beim<br />

eingescannten Format wegen Unleserlichkeit<br />

und überflüssigen Vereinsnachrichten<br />

nicht gerade überzeugt – und die Notenbeilage<br />

wäre gerade für eine Online-Zeitschrift<br />

eine tolle und aktuelle Plattform,<br />

wenn sie denn genützt würde.<br />

Jetzt wurde das Ganze doch etwas länger,<br />

aber dies bitte als konstruktive Anregungen<br />

eines begeisterten <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-Abonnenten-<br />

Lesers verstehen, der sich auf die<br />

nächsten Ausgaben schon mit Spannung<br />

freut!<br />

Mit freundlichen musikalischen Grüssen!<br />

Günter Mantei<br />

Diesen „Leserbrief“ erhielt ich von Max Spring aus Bern<br />

Leserbriefe<br />

Sehr geehrter Herr Mantei,<br />

vielen Dank für Ihren freundlichen Brief!<br />

Sie können sich sicher vorstellen, dass auch<br />

ich auf die Renaissance von <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong><br />

hoffe! Vor fast dreißig Jahren habe ich die<br />

ersten (gedruckten) Ausgaben herausgegeben<br />

und seitdem um vieles gerungen und<br />

für vieles gekämpft … zu viel, um es sangund<br />

klanglos aufzugeben.<br />

Natürlich bin ich Ihrer Meinung, dass auch<br />

eine Online-Zeitschrift ordentlich korrekturgelesen<br />

werden muss. Ich denke auch,<br />

dass typographische Regeln befolgt werden<br />

müssen, weil sie sonst völlig in Vergessenheit<br />

geraten – dabei hat es ein paarhundert<br />

Jahre gedauert, die ästhetischen<br />

Grundlagen von Schrift und Schriftsatz zu<br />

entwickeln. Aber mit der Erfindung des<br />

Computersatzes wurde der Beruf des<br />

Schriftsetzers wegrationalisiert und damit<br />

auch das Wissen und die Erfahrung dieses<br />

angesehenen Berufs.<br />

Wenn Sie trotz meines Bekenntnisses zu<br />

den geschilderten Prinzipien Fehler finden:<br />

Ich arbeite daran!<br />

Beste Grüße aus Köln<br />

Peter Päffgen<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 5


Die <strong>Laute</strong>nwerke von Santino Garsi da Parma<br />

6 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Gesamtausgabe der handschriftlich überlieferten Quellen<br />

Faksimile mit Übertragung und Kommentar<br />

von Dieter Kirsch<br />

Die Hauptquellen für die Werke des bedeutenden <strong>Laute</strong>nmeisters Santino Garsi da Parma,<br />

die Handschriften mus.ms.40032 und 40153 der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek,<br />

galten seit dem zweiten Weltkrieg als verschollen.<br />

Lediglich in der Dissertation von Helmut Osthoff („Der <strong>Laute</strong>nist Santino Garsi da Parma“ 1926)<br />

waren sie den heutigen Musikern und Wissenschaftlern in Übertragungen für Klavier zugänglich.<br />

Die neue Ausgabe sämtlicher <strong>Laute</strong>nwerke verbindet erstmalig Quellen in Faksimile<br />

(auch die der erst jüngst wiederentdeckten Berliner Handschriften)<br />

mit Übertragungen im G- Schlüssel-System (für <strong>Gitarre</strong>)<br />

Santino Garsi da Parma, Sämtliche Werke für <strong>Laute</strong>, 120 S.,<br />

Großformat, GL 148, EUR 30,--<br />

MusiCologne Ltd., Köln<br />

http://www.MusiCologne.eu


<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong><br />

ONLINE<br />

<strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong>, Heft 3<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

3<br />

… was ich noch sagen wollte …<br />

4<br />

Leserbriefe<br />

5<br />

„Hier ist eindeutig ein Trend zur gefälligen Unterhaltung zu beobachten“<br />

Interview mit Tilman Hoppstock<br />

8<br />

Vor hundert Jahren: Der Guitarrefreund VIII/1907/N° 3<br />

Heinrich Wachter, Über den Fingersatz beim <strong>Gitarre</strong>spiel, 15<br />

Heinrich Scherrer, Die Kunst des <strong>Gitarre</strong>spiels<br />

auf Grundlage der alten <strong>Laute</strong>nschläger, 16<br />

F. Kliewer, Vom Nil zum Vesuv – Ein Beitrag zum Kapitel<br />

Exotische Musik, 17<br />

Notenbeilagen zum Guitarrefreund VIII/1907/N° 3<br />

F. Kliewer, N° 1 – Erinnerungen an Kairo 23<br />

Zwei arabische Volkslieder, 24<br />

Zwei maltesische Volkslieder, 24<br />

Fernando Sor, Andante, 25<br />

Mauro Giuliani, Rondo, 25<br />

„Üba d’a Alma, Fü <strong>Gitarre</strong> gesetzt von Adolph Meyer, 27<br />

Adolph Meyer, Frühling (nach B. Allmers) für Singstimme und <strong>Gitarre</strong>, 28<br />

Peter Päffgen<br />

Neue Platten<br />

29<br />

Josip Bažant<br />

Kroatische Gitarristen – Zeitgenossen von Padovec<br />

35<br />

Leo Witoszynskyj<br />

Über den Umgang mit Konflikten, Teil II<br />

41<br />

Kleinanzeigen<br />

47<br />

Dates<br />

48<br />

Impressum: Verlag: MusiCologne Ltd., Niederlassung Köln: MusiCologne Ltd., Sielsdorfer Straße<br />

1a, 50 935 Köln (Postanschrift: Redaktion <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>, Postfach 410 411, D-50 864 Köln), Telefon:<br />

++49-221-346 16 23, FAX: ++49-1803-5 51 84 30 17, Aufbereitung des ePaper: CANTAT GmbH,<br />

Wien. www.cantat.com, Internet: www.MusiCologne.eu, Kleinanzeigen: www.Verkaufe<strong>Gitarre</strong>.de und<br />

www.gitarre-und-laute.de. Email: info@MusiCologne.eu (weitere Email-Adressen sind im redaktionellen<br />

Zusammenhang veröffentlicht).<br />

Erscheinungsweise: sechsmal jährlich, am Anfang der ungeraden Monate (Januar, März, Mai ...). Erscheinungsweise<br />

im Jahr <strong>2007</strong>: 1. Juli <strong>2007</strong>, danach jeweils am Anfang jedes Monats bis Dezember<br />

<strong>2007</strong>. Kündigungsfrist: sechs Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist, Preis: Einzelheft EUR 4,00, Abonnement<br />

für ein Jahr (sechs Ausgaben) 22,00 EUR. Chefredakteur: Dr. Peter Päffgen. Gültige Anzeigenpreisliste:<br />

Nr. 13. Die namentlich gekennzeichneten Beiträge in dieser Zeitschrift entsprechen nicht<br />

unbedingt der Meinung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt<br />

der Verlag keine Haftung. Terminangaben, insbesondere in der Rubrik „Dates“ erfolgen prinzipiell<br />

ohne Gewähr. © Nachdruck in jedweder Form und allen Medien, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Verlags. Aboverwaltung: Verlag, Niederlassung Köln. [abo@gitarre-undlaute.de],<br />

Bildnachweis für vorliegende Ausgabe: Seiten 1, 8, 10: Tilman Hoppstock; S. 31: Familie<br />

Hauser, Reisbach; S. 33: Roman Viazovskiy; alle anderen: Bildarchiv <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong> oder Autoren<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 7


Foto: Julian Bream und Tilman Hoppstock<br />

Hier ist eindeutig ein Trend zur gefдlligen<br />

8 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Unterhaltung zu beobachten<br />

Interview mit Tilman Hoppstock<br />

Peter Päffgen sprach mit dem Musiker im Februar 2002


Dieses Interview wurde im Februar 2002 in<br />

Köln geführt, daher sind einige Aussagen<br />

und Einschätzungen nicht mehr aktuell. Insgesamt<br />

waren sich Tilman Hoppstock und<br />

die Redaktion von <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE<br />

aber einig, dass das Gesprächsprotokoll auf<br />

jeden Fall veröffenticht werden sollte. Ein<br />

kurzes Postskriptum ist zur Aktualisierung<br />

angehängt worden. Besprechungen von Tilman<br />

Hoppstocks in der Zwischenzeit erschienenen<br />

CDs werden in den nächsten Ausgaben<br />

von G&L-O nachgeliefert.<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>: Tilman, du hast eine bemerkenswerte<br />

neue CD herausgebracht,<br />

auf der ein eigentlich recht konservatives<br />

Programm zu hören ist, am Schluss aber<br />

die Ersteinspielung der Sonatina von Cyrill<br />

Scott, von dem die Teilnehmer an den Internet-Gruppen<br />

rund um die klassische <strong>Gitarre</strong><br />

schon wissen. Angelo Gilardino hat<br />

dort schon angedeutet, dass dieses wichtige<br />

Stück sich im Nachlass von Andrés Segovia<br />

befunden hat. Wie bist du an das<br />

Stück gekommen?<br />

Tilman Hoppstock: Angelo Gilardino ist<br />

der Vorsitzende der Andres-Segovia-Gesellschaft<br />

und als solcher Nachlassverwalter<br />

der Stücke, die Segovia hinterlassen hat.<br />

Er ist also für die Veröffentlichung der<br />

Werke verantwortlich. Die Sonatina von<br />

Cyrill Scott ist mit Sicherheit niemals von<br />

Segovia gespielt worden, aus welchem<br />

Grund auch immer. Wir wissen aber, dass<br />

Julian Bream von dem Stück gewusst hat,<br />

und dass er Jahrzehnte lang auf der Suche<br />

danach war. Um auf deinen Eingangssatz,<br />

den ich eher als Frage verstehe, zurückzukommen:<br />

Wie passt die Sonatina von Cyrill<br />

Scott nun in das andere Repertoire der CD?<br />

Es stimmt, das eigentliche Programm ist<br />

eher konservativ. Es sind Höhepunkte des<br />

spanisch-lateinamerikanischen Repertoires<br />

für unser Instrument. Die Sonatina ist als<br />

„bonus-track“ angehängt worden.<br />

G&L: Lass mich gerade etwas zum Komponisten<br />

sagen … was ich gerade aus dem<br />

New Grove Dictionary of Music and Musicians<br />

gelernt habe. Scott wurde 1879 in<br />

Oxton/Cheshire geboren. Im Alter von 12<br />

Jahren wurde er nach Frankfurt am Main<br />

ans Hoch’sche Konservatorium geschickt,<br />

um unter anderem bei Engelbert Humperdinck<br />

Musik zu studieren. Er blieb nur 18<br />

Monate und ging nach Liverpool, um seine<br />

Studien fortzusetzen. 1895 ging er wieder<br />

nach Frankfurt, um dort mit seinen Kommilitonen<br />

Percy Grainger, Norman O’Neill,<br />

Roger Quilter und Balfour Gardiner die<br />

„Frankfurt Group“ zu bilden. Cyrill Scott<br />

knüpfte eine enge Freundschaft mit dem<br />

Dichter Stefan George, dessen Werke er<br />

später ins Englische übersetzen sollte. Was<br />

ist von seinem Œuvre geblieben? Werden<br />

seine Werke noch gespielt?<br />

T.H.: Ich muss gestehen, dass ich neben<br />

den bekannten Impressionisten Ravel und<br />

Debussy nur wenig gekannt habe aus dieser<br />

Zeit und Stilepoche. Es hat ja neben<br />

Scott noch einen anderen Engländer gegeben,<br />

der wunderbare impressionistische<br />

Musik geschrieben hat: John Ireland. Von<br />

ihm existiert fantastische Klaviermusik,<br />

und er ist noch weniger bekannt als Cyrill<br />

Scott. Von Scotts Musik gibt es gerade einmal<br />

zwei CDs auf dem internationalen<br />

Markt, sozusagen „Musik für Feinschmecker“<br />

und Kenner.<br />

G&L: Vielleicht hilft ja die Sonatina für<br />

<strong>Gitarre</strong>, das Werk von Cyrill Scott wieder<br />

einmal zu erwähnen!<br />

T.H.: Die <strong>Gitarre</strong> als Wegweiser für die Musik<br />

für Klavier oder Orchester … ein netter<br />

Gedanke! Ich bin aber ohnehin fest davon<br />

überzeugt, dass sein Schaffen, ähnlich<br />

dem Werk Alexander Scriabins, das auch<br />

erst vor gut 20 Jahren in seiner Gesamtheit<br />

entsprechende Würdigung gefunden<br />

hat, komplett wiederentdeckt wird. Diese<br />

Musik ist einfach zu gut, um im Dunkeln<br />

zu bleiben.<br />

G&L: Werden vielleicht in der Sonatina Anforderungen<br />

an den Interpreten gestellt,<br />

die neu und ungewöhnlich sind, und ist<br />

vielleicht das der Grund dafür, dass Segovia<br />

das Stück mit Verachtung gestraft hat?<br />

T.H.: Meinst du jetzt technische Anforderungen?<br />

G&L: Ich meine technische und musikalische!<br />

Ist das Stück vielleicht in Unkenntnis<br />

eher gegen als für die <strong>Gitarre</strong> geschrieben?<br />

T.H.: Nein! Aber das ist ein sehr interessanter<br />

Aspekt. Das Stück ist, dafür, dass es<br />

von einem Nicht-Gitarristen geschrieben<br />

ist, nicht weniger gitarristisch, als beispielsweise<br />

die Werke Turinas, und die sind<br />

ja durchaus spielbar. Neu ist natürlich das<br />

impressionistische Idiom, die Melodik,<br />

Harmonik und als strukturelle Kompositionstechnik<br />

das Verschieben von Akkorden,<br />

wie wir es später bei Villa-Lobos wiederfinden.<br />

Es gibt nur sehr wenige Stellen, die<br />

man nicht original übernehmen kann –<br />

zum Beispiel im letzten Satz gibt es einige<br />

Akkorde, die im Tempo sehr schwer grifftechnisch<br />

zu bewältigen sind. Desweiteren<br />

sind die Kantilenen in einigen Passagen so<br />

gesetzt, dass mir die Verwendung von Flageoletttönen<br />

sinnvoll erschien. Sämtliche<br />

bei der Aufnahme zu hörenden Flageolettpassagen<br />

sind also nicht original.<br />

G&L: Hat denn Angelo Gilardino das Autograph<br />

des Komponisten als Vorlage gehabt,<br />

oder eine Version, an der schon Segovia<br />

herumgearbeitet hat?<br />

T.H.: Nein, Angelo hat die zur Drucklegung<br />

bestimmte endgültige Fassung des Komponisten.<br />

Die im Augenblick aufflammende Diskussion<br />

darüber, daß einige Teile des letzten<br />

Satzes fehlen würden ist insofern lächerlich,<br />

da aufgrund des Manuskriptes eindeutig<br />

zu erkennen ist, daß wir die vollständi-<br />

ge Version des Stückes vorliegen haben.<br />

Dieser im Internet schwelende Streit ist<br />

geradezu unglaublich, da er sich auf der<br />

Basis von Unkenntnis, Mutmaßungen und<br />

Halbwahrheiten abspielt. Wenn das Werk<br />

nun bald im Druck erscheinen wird – ich<br />

denke in diesem Frühjahr – werden diese<br />

unglückseligen Hypothesen niemanden<br />

weiter interessieren.<br />

G&L: Stilistisch ist die Sonatina ja neu,<br />

was das gängige <strong>Gitarre</strong>nrepertoire angeht.<br />

T.H.: In der Tat. Und darüberhinaus bietet<br />

sich für eine Programmgestaltung die gute<br />

Gelegenheit, jenes bedeutende, aber stilistisch<br />

immer isoliert stehende Stück von<br />

Manuel de Falla, Homenaje, und die Sonatine<br />

gemeinsam im Konzert aufzuführen.<br />

Bei meinem Konzert in Mainz letzten November<br />

reagierte das Publikum sehr positiv<br />

auf dieses Kombinat.<br />

G&L: Sind nicht auch impressionistische<br />

Klavierstücke recht gut für Transkriptionen<br />

geeignet?<br />

T.H.: Ich habe den Eindruck, dass – um ein<br />

Beispiel zu nennen – die Pavane von Ravel<br />

in ihren verschiedenen Transkriptionsvarianten<br />

auf einer oder mehreren <strong>Gitarre</strong>n<br />

Sinn macht. Ebenso läßt sich das Duo für<br />

Violine und Cello recht wirkungsvoll auf<br />

zwei <strong>Gitarre</strong>n übertragen. Andere Stücke,<br />

zum Beispiel Children’s Corner oder die<br />

Préludes von Debussy scheinen mir aus<br />

verschiedenen Gründen weniger geeignet.<br />

Ich bin sehr gespannt, ob sich Scotts Sonatina<br />

im Konzertsaal durchsetzt und die<br />

impressionistische Lücke schließen wird.<br />

G&L: Wir haben beide ein Buch von Scott,<br />

es heißt Musik: Ihr geheimer Einfluss<br />

durch die Jahrhunderte.<br />

T.H.: Tja, ich habe es gerade gelesen. Scott<br />

wandert durch die Musikgeschichte und<br />

versucht zu beweisen, dass die gesamte<br />

Menschheit durch die Musik der großen<br />

Komponisten beeinflusst worden ist. Er<br />

geht sogar noch weiter und versucht die<br />

These zu untermauern, dass viele gesellschaftliche<br />

Veränderungen durch die Musik<br />

stattgefunden haben. Das ist eine recht<br />

abenteuerliche Ansicht, vor allem dann,<br />

wenn er die Charaktere der verschiedenen<br />

Komponisten beschreibt. Er erstellt Psychogramme<br />

und kommt dann in Erklärungsnot,<br />

wenn er die Beweise anzubringen<br />

versucht, dass die Musik zu ganz<br />

bestimmten Konsequenzen geführt hat.<br />

Zum Beispiel schreibt Scott, dass das Viktorianische<br />

Zeitalter in seiner Wesensart<br />

ohne die Musik Händels nicht möglich gewesen<br />

wäre, oder dass die Erziehung in der<br />

Zeit Schumanns ohne dessen Musik einen<br />

anderen Verlauf genommen hätte. Interessant<br />

ist, was er über Beethoven schreibt.<br />

Er hält ihn für den wahren Erfinder der<br />

Psychoanalyse.<br />

G&L: Wie war nach der Entdeckung der Sonatina<br />

geregelt, wer sie als Erster spielen<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 9


oder aufnehmen dufte?<br />

T.H.: Auch das ist eine interessante Geschichte!<br />

Gilardino fand das Manuskript. Er<br />

hat eine Kopie an einen seiner Schüler weitergegeben,<br />

und dieser hat tatsächlich in<br />

Cosenza (Süditalien, die Red.) die Welturaufführung<br />

gespielt, aber nicht als Teil eines<br />

Konzertprogrammes, sondern als Umrahmung<br />

eines Vortrages, den Gilardino<br />

über seinen Fund hielt. Das erste offizielle<br />

Konzert mit der Sonatina fand Anfang November<br />

2001 in London statt und der Interpret<br />

war Julian Bream. Ich habe dann –<br />

das Datum lag eher zufällig genau einen<br />

Tag später – in einem Konzert in Mainz die<br />

Erstaufführung in Deutschland gespielt.<br />

G&L: Irgendwie stand Julian das ja auch<br />

zu, wo er so lange nach dem Stück gesucht<br />

hat!<br />

T.H.: Er war nicht der einzige, der von dem<br />

Stück wusste und danach gesucht hat. Erling<br />

Møldrup in Dänemark wusste auch davon,<br />

aber ich denke, du hast recht: Niemand<br />

konnte Julian Bream diesen Wunsch<br />

10 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

verwehren.<br />

G&L: Nun geschehen einem solche Begebenheiten<br />

nicht jeden Tag, Tilman. Du findest<br />

nicht jeden Tag solche neuen Stücke,<br />

die auch beim Publikum hohe Akzeptanz<br />

haben. In welche Repertoire-Gefielde siehst<br />

du ansonsten die an der <strong>Gitarre</strong> arbeitenden<br />

Künstler (ab)driften?<br />

T.H.: Es ist sehr schwer, darauf eine Antwort<br />

zu geben. Wenn ich ganz ehrlich bin,<br />

dann sage ich, dass wir mit Julian Bream,<br />

wenn er nun wirklich nicht mehr spielen<br />

wird, einen Künstler verlieren, der die <strong>Gitarre</strong><br />

populär gemacht hat, und zwar auf<br />

eine Weise, die uns Gitarristen bei Musikern<br />

und auch bei Nicht-Musikern so weit<br />

vorangebracht hat, dass wir ernst genommen<br />

werden. Die <strong>Gitarre</strong> wird mittlerweile<br />

in ihrer Historie gesehen und geachtet. Es<br />

gibt ein ungeheures Potential an fantastischen<br />

jungen Gitarristen, aber ich sehe das<br />

Problem, dass unser Instrument heute wieder<br />

überwiegend bei <strong>Gitarre</strong>nfestivals präsent<br />

ist, aber weniger im allgemeinen Mu-<br />

sikbetrieb. Künstler wie Segovia, Bream<br />

oder auch Yepes haben es aufgrund ihrer<br />

allgemeinen Bedeutung als Musiker geschafft,<br />

jegliche interessante Musik einer<br />

breiten Öffentlichkeit darzubieten. Die positivste<br />

Entwicklung hat sich m. E. in der<br />

Repertoireentwicklung auf CD abgezeichnet.<br />

Es gibt doch eine Reihe von Kollegen,<br />

die es sich zur Aufgabe gemacht haben,<br />

selten gespielte Werke oder überhaupt das<br />

komplette Œuvre von diversen Komponisten<br />

aufzunehmen.<br />

G&L: Was Julian Bream ja auch auszeichnet,<br />

ist ein untrügerischer Blick für Qualität.<br />

Die neuen, und auch die „alten“,<br />

Stücke, die er vorgestellt hat, waren ausnahmslos<br />

von höchster Qualität … und<br />

dieser Blick fehlt heute auch vielen Gitarristen.<br />

T.H.: Ja, Bream hat – das kann man auch<br />

dem Repertoire seiner Diskographie entnehmen<br />

– nur gute Musik gespielt. Ich<br />

mag mich irren, aber meines Erachtens<br />

nimmt die innovative Programmgestal-


tung bei den großen <strong>Gitarre</strong>nfestivals eher<br />

ab. Ich könnte mir durchaus vorstellen,<br />

daß bei einem Event, das eine Woche oder<br />

länger dauert, und wo neben dem allgemein<br />

interessierten Publikum auch Fachleute<br />

im Publikum sitzen, mehr themenorientierte<br />

Konzertprogramme berücksichtigt<br />

werden könnten. Ich beziehe dies z.B.<br />

auf Avantgardemusik, aber auch auf viele<br />

Aspekte der Alten Musik.<br />

Auch im kammermusikalischen Bereich<br />

wirst du fast immer zwei, drei oder vier<br />

<strong>Gitarre</strong>n sehen und hören, vielleicht noch<br />

Geige und <strong>Gitarre</strong> … aber <strong>Gitarre</strong> in Kombination<br />

mit Flöte, Bratsche, Gesang oder<br />

gar Streichquartett? Ich habe das Gefühl,<br />

man könnte noch weitaus vielfältigere<br />

Festivalprogramme konzipieren, vielleicht<br />

mit etwas mehr Mut zum Risiko. Der Blick<br />

richtet sich heutzutage viel stärker auf die<br />

jeweiligen Interpreten als auf den Inhalt<br />

ihrer Programme, und dies erscheint mir<br />

grundsätzlich der falsche Weg.<br />

G&L:Vor ein paar Tagen habe ich ein Interview<br />

im SPIEGEL mit Maurizio Pollini gelesen,<br />

und dabei habe ich insofern Genugtuung<br />

empfunden, als ich festgestellt habe,<br />

dass das Problem des schwindenden Publikumsstroms<br />

kein Problem der <strong>Gitarre</strong> ist,<br />

sondern dass dieses Phänomen branchenimmanent<br />

ist. Pollini wurde übrigens auch<br />

gefragt, ob Popularisierungsversuche wie<br />

die Konzerte von Vanessa Mae seiner Meinung<br />

nach in der Lage wären, Menschen<br />

für „klassische Musik“ einzunehmen. „Musik<br />

muss für ihre inneren Werte einstehen<br />

können, sie muss um ihrer selbst willen<br />

geschätzt sein. Alles andere ist Unsinn“,<br />

hat er geantwortet.<br />

T.H.: Nein, das kann nicht der richtige Weg<br />

sein! Aber es gibt ein paar rühmliche Ausnahmen.<br />

Gelegentlich gibt es Musiker, die<br />

sich sehr eigenwilligen Projekten widmen<br />

und sie haben damit Erfolg. Es ist möglich,<br />

mit unbekanntem Repertoire Karriere zu<br />

machen! Denk zum Beispiel an den phänomenalen<br />

kanadischen Pianisten Marc-André<br />

Hamelin!<br />

G&L: Das Thema „Winter Music“ ist hier in<br />

Interviews schon mehrmals angesprochen<br />

worden, und da gibt es höchst unterschiedliche<br />

Meinungen. Leo Brouwer hat<br />

mir geantwortet, die Zeit der Atonalität<br />

sei vorüber.<br />

T.H.: Ja, wenn ich mir aber das heutige Reperoire<br />

anschaue oder anhöre, dann mag<br />

dies zutreffen, zumal, wenn man sich die<br />

Erfolgskurve verschiedener Komponisten<br />

bezogen auf die Häufigkeit der Aufführungen<br />

betrachtet. Hier ist eindeutig ein<br />

Trend zur gefälligen Unterhaltung zu beobachten.<br />

Im Übrigen bin ich aber – damit<br />

ich nicht falsch verstanden werde – nicht<br />

der Meinung, dass der qualitative Anspruch<br />

bei der Beurteilung von kontemporärer<br />

Musik in der Frage der Tonalität<br />

liegt.<br />

PS<br />

G&L: Seit Jahren liest man in Konzertprogrammen, dass der jeweilige Interpret ein<br />

Werk von Manuel Ponce „in revidierter Fassung“ oder „in originaler Fassung nach<br />

dem Autograph“ spielt. Du hast nun bei Schott eine neue Ponce-Ausgabe herausgegeben,<br />

die als „Urtext“-Ausgabe angeboten wird. Wie bist du an die Quellen gekommen,<br />

diese Ausgaben herauszugeben?<br />

T.H.: Der Gedanke, die Werke Ponces herauszugeben, kam eigentlich von Angelo Gilardino,<br />

der Kopien der Manuskripte der vier Ponce-Werke besitzt. Durch ihn bin ich<br />

ja dankenswerterweise an die Originale herangekommen und habe zwei der Stücke<br />

(„Theme varié et Finale“ und „Sonatina Meridional“) auch in diesen Fassungen auf<br />

CD aufgenommen. Gilardino hat leider ohne Erfolg versucht, die Werke bei Schott<br />

unterzubringen. Man muss hierzu bemerken, dass man dort zunächst – auch unter<br />

dem Hinweis wenig erfolgversprechender Verkaufszahlen – gar kein Interesse an einer<br />

Neuveröffentlichung zeigte. Angelo wiederum war nicht zu motivieren, weiter<br />

bei Schott zu insistieren und so fragte ich ihn, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich<br />

diese Aufgabe übernehmen wolle, da ich ohnehin die Sachen bereits eingehend studiert<br />

und im Computer aufgearbeitet hatte. So kam es, dass ich nach anderhalbjährigen<br />

zähen Verhandlungen das Projekt bei Schott unterbrachte. Innerhalb eines<br />

Jahres konnte der Verlag bereits über 1000 Exemplare verkaufen. Dies zeigt wohl<br />

recht deutlich wie wichtig die Herausgabe von Manuskriptfassungen dieser Werke<br />

ist.<br />

G&L: Die älteren Ausgaben bei Schott sind ja auch nach „originalen Handschriften“<br />

angefertigt worden. Warum sind heute neue Ausgaben notwendig? Hat Segovia so<br />

viele Änderungen an den <strong>Gitarre</strong>nwerken vorgenommen?<br />

T.H.: Diese Frage ist im Rahmen eines Interviews nicht zu beantworten. Generell ist<br />

zu sagen, dass in allen Werken sehr große Abweichungen zu verzeichnen sind, was<br />

sich ja alleine in der Auflistung im Revisionsbericht ersehen lässt. Am markantesten<br />

dürften wohl die Divergenzen hinsichtlich „Thème varié et Finale” ins Gewicht fallen,<br />

da uns hier das Original vier weitere Variationen schenkt, die in der sogenannten<br />

Segovia-Fassung ausgespart wurden. Aber auch in den anderen Werken gibt es<br />

kaum eine Passage, die nicht verändert wurde. Oftmals ist es eine kleine Pause, die<br />

fehlt, oder eine kleine rhythmische Variante, die eingebracht wurde. Gravierender<br />

sind allerdings harmonische Eingriffe, die an bestimmten Stellen tatsächlich die<br />

Struktur des Originals beeinflusst haben. Es gibt beim Vergleich der Versionen sehr<br />

viel Neues, ja eigentlich „Altes” und in einigen Fällen vielleicht – und das ist natürlich<br />

ein großes „Vielleicht”, da wir das nicht wissen können – auch von Ponce präferiertes<br />

Material zu entdecken.<br />

G&L: Konntest du im Einzelfall sehen, ob die Veränderungen von Segovia angebracht<br />

worden sind und warum er die Stücke modifiziert hat?<br />

T.H.: Im Nachhinein ist es unglaublich schwer festzustellen, welche kurz vor Drucklegung<br />

der sogenannten „Segovia-Fassungen” angebrachten Veränderungen<br />

tatsächlich alleine auf Segovia selbst zurückzuführen sind. Ich denke, dass insgesamt<br />

viele unterschiedliche Vorgehensweisen denkbar sind: In der „Sonata Clásica”<br />

hat mit großer Sicherheit Ponce auf eigene Initiative den ersten Satz neu gestaltet.<br />

Das Konzeptautograph ist einfach zu weit von der späteren Druckfassung entfernt,<br />

als dass man annehmen könnte, Segovia hätte die spätere Fassung alleine erstellt.<br />

Werke, die aufgrund der ordentlichen Handschrift wohl als „druckfertig” bezeichnet<br />

werden können, sind unter Umständen in letzter Hand von Segovia noch etwas umgestaltet<br />

worden. Denkbar ist auch, dass es in einigen Fällen weitere verschollene<br />

Manuskriptfassungen Ponces gibt. „Thème varié et Finale“ zum Beispiel existiert bei<br />

Schott als druckfertiges Manuskript aus der Hand Segovias. Dieses wurde dann auch<br />

für damalige Notenausgaben verwendet. Aber wer weiß, welchen Anteil hieran Ponce<br />

gegenüber dem eigentlichen Manuskript noch hatte?<br />

Die Eingriffe Segovias sind immer dann verständlich, wenn es sich um idiomatisch<br />

angepasste Passagen handelt. Z. B. sind einige Takte im letzten Satz der „Sonata Romantica”<br />

spieltechnisch nicht machbar gewesen. Segovia äußert dies in einem Brief<br />

an Ponce.<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 2 11


Interessant ist übrigens auch, dass es Tonaufnahmen Segovias<br />

gibt, die an einigen Stellen der „Sonatina Meridional”<br />

oder auch in der „Sonata Romantica” Abweichungen gegenüber<br />

der (Segovia)-Druckausgabe aufzeigen.<br />

Ich habe in der jetzt veröffentlichten Neuausgabe versucht,<br />

alle wichtigen Fragen zu den Manuskripten so ausführlich<br />

und genau wie möglich zu behandeln. Vielleicht darf ich abschließend<br />

noch hinzufügen, dass mir – leider erst nach der<br />

Drucklegung – mittlerweile ein weiteres Ponce-Manuskript<br />

der „Sonatina” vorliegt, diesmal mit dem Zusatz „Meridional”,<br />

der ja in der früheren Fassung nicht enthalten war.<br />

Auch die später hinzugefügten Untertitel der einzelnen Sätze,<br />

die es in dem Manuskript, das mir zunächst vorlag,<br />

nicht gab, tauchen hier wieder auf. Ansonsten gibt es im<br />

Notentext glücklicherweise fast keine Abweichungen gegenüber<br />

der etwas früheren Handschrift. Denkbar wäre<br />

schon, dass auch hier Segovia der Ideengeber für die späteren<br />

Titel war.<br />

„WIR BEWÄLTIGEN<br />

JEDES ZWEITE JAHR<br />

EINE ODERFLUT!“<br />

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12 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

- Spendenaufruf -<br />

G&L: Eine der Entdeckungen<br />

für die <strong>Gitarre</strong> in den letzten<br />

Jahren, war, obwohl er niemals<br />

<strong>Gitarre</strong> gespielt hat, Astor Piazzolla.<br />

Das ist sehr gute Musik,<br />

die auch noch beim Publikum<br />

ankommt.<br />

T.H.: Bravo. Ein wunderbares<br />

Beispiel für ein Hoch auf die<br />

Tonalität! Einer der seltenen<br />

Fälle, dass ein Komponist solcher<br />

Art von Kollegen, Spielern<br />

und Publikum gleichermaßen<br />

gewürdigt wird. Die Problematik<br />

bei dieser sogenannten<br />

„Ernsten Neuen Musik“ – man<br />

befindet sich ja immer in Erklärungsnot,<br />

wenn man in Kategorien<br />

denkt – besteht ja in<br />

dem engen Grat zwischen Anspruch<br />

und Banalität. Viele der<br />

heute aufgeführten sogenannten<br />

zeitgenössischen Musik<br />

weist m.E. sehr starke Tendenzen<br />

von – ich möchte es mal<br />

positiv ausdrücken – volksnahen<br />

Klängen auf. Ich möchte<br />

ausdrücklich betonen, dass es<br />

mir nicht darum geht, die<br />

Qualität der Musik anhand ihres<br />

Unterhaltungswertes messen<br />

zu wollen, aber ich finde es<br />

schon bemerkenswert, dass es<br />

heutzutage eine große Anzahl<br />

von Werken gibt, die m.E. gar<br />

nichts mit Neuer Musik zu tun<br />

haben, als solche aber den Weg<br />

in die Konzertprogramme findet.<br />

Es sei denn, man reduziert<br />

Neue Musik allein auf das Entstehungsdatum.


<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 13


Vor hundert<br />

Jahren …<br />

14 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE, <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong>/<strong>Nº</strong> 3<br />

Die heute reproduzierte Ausgabe 3 des Jahr- zum Selbstunterrichte wie zur Benützung<br />

gangs VIII/1907 der Zeitschrift „Der Gui- durch einen tüchtigen Lehrer und wird in<br />

tarrefreund“ befasst sich zunächst mit Fra- kurzer Zeit den Schüler zu Erfolgen führen,<br />

gen des Fingersatzes, und da, vermutlich die er selbst ncht erwartet hat.“<br />

zur Verwunderer aller, die heute diesen Text Schließlich schreibt F. Kliewer, von dem<br />

lesen, um die Frage, ob der Daumen der lin- auch einige Kompositionen im musikaliken<br />

Hand eine eigene Bezeichnung erhalten schen Anhang zu finden sind, zur Frage,<br />

soll. „Für die einen ist der Daumen nur der „ob exotische Motive in unserer Musik An-<br />

Halter des Instruments. Sie finden seine wendung finden sollen“, und auch bei die-<br />

Verwendung als Greiffinger unschön, unsem Beitrag wird dem Leser deutlich, dass<br />

künstlerisch. Andere wollen ihn nur im Not- es sich um Texte handelt, die vor hundert<br />

fall heranziehen. Der Mehrzahl der Spieler Jahren erschienen sind – jetzt aber nicht<br />

ist er aber ein willkommener Freund, der ih- aus musikalschen Gründen. Folgender Satz<br />

nen die dornenvollen Wege der schwierigen kann nur gefiltert überhaupt verstanden<br />

Kunst leichter gangbar macht“ so schreibt werden: „Zunächst muss man sich darüber<br />

der Autor, Dr. Heinrich Wachter aus Kiel, klarsein, was man unter dem Sammelnamen<br />

der aber gleich danach einschränkt: „Seine „exotisch“ verstehen will. So würden sich<br />

Verwendung müsste auf die E-Saite be- die halbzivilisierten Völker wie die Araber<br />

schänkt bleiben.“ Aus der Frage, ob der und Japaner bedanken, mit den Sudanesen,<br />

Daumen benutzt werden soll, leitet er die Kamerunern und Chinesen auf eine Stufe<br />

Forderung ab, die Finger der linken Hand gestellt zu werden. Die Araber und die Tür-<br />

von eins bis fünf zu numerieren, den Dauken halten sich für ein musikalsch hochbemen<br />

also einzubeziehen … wir wssen, wie gabtes Volk. Was die chinesische Musik an-<br />

sich die Gitarristen später entschieden hageht, habe ich mich mit ihr noch nie abgeben.geben,<br />

da es nach meiner Meinung ganz un-<br />

Heinrich Wachter ging es bei seinen Fragen möglich ist, sie aus Büchern kennen zu ler-<br />

um den Daumen der linken Hand hauptnen.“ Der letzte Absatz lautet: „Nach diesächlich<br />

um die Ausführung von Barré-Grifsem kleinen Ausflug ins Morgenand kehren<br />

fen: „Der Ausdehnung der Barré-Griffe über wir gerne zu unserer deutschen Muse zu-<br />

fünf Saten möchte ich nicht widersprechen; rück. Eine kleine Abwechslung schadet nie.<br />

Aber alle sechs Saiten mit dem Zeigefinger Dies wusste auch bereits unser Rich. Wag-<br />

fest niederzudrücken, das bringt beinahe ner. Der Hochzeitsmarsch in „Lohengrin“ ist<br />

die ganze Armmuskulatur in krampfhafte, nur deshalb von so gewaltiger Wirkung,<br />

schmerzhafte Spannung, und ist schon weil die übrige Musik so langweilig ist.“<br />

mehr Kraftstück als Kunststück.“<br />

Diese Erkenntnis stammt nicht von unserem<br />

Ferner wird angeregt, die Fingersätze für Herrn Kliewer, sondern von Mark Twain<br />

die rechte Hand, die zur Zeit Wachters mit „und wennns der sagt, muss es wohl wahr<br />

Punktsymbolen angegeben wurden, spar- sein“.<br />

sam zu verwenden, „damit das Notenblatt Eine Bemerkung noch zur guten alten Zeit:<br />

nicht gar zu sehr wie durch Druckerschwär- Unter dem Stichwort „Verbandsbibliothek“<br />

ze verhagelt oder wie ein Tummelplatz der liest man: „Wenn wir nicht haben wollen,<br />

Fliegen aussieht.“<br />

dass unsere Bibliothek in wenigen Jahren<br />

In einem zweiten Beitrag wird die <strong>Laute</strong>n- zugrunde geht, müssen wir darauf bedacht<br />

schule von Heinrich Scherrer besprochen, sein, einen anderen Modus der Ausleihbe-<br />

die einzige Schule, wie der Autor M. Kaiser dingungen zu finden. Verschiedene Mitglie-<br />

meint, „welche in bezug auf Gründlichkeit, der benutzen die Bibliothek sehr fleissig<br />

streng methodischen und künstlerischen und zeigen auch eine sehr anerkennenswer-<br />

Aufbau allen Anforderungen genügt. Sie te Pünktlichkeit in Zurücksendung sowie<br />

eignet sich ihrer gründlichen Ausführungen schonender Behandlung der Noten. Aber lei-<br />

über alle einschlägigen Gebiete der allgeder muss konstatiert werden, dass das nicht<br />

meinen Musiklehre sowohl, als auch insbe- bei allen der Fall ist.“ Ist das nicht eine Klasondere<br />

wegen ihres Eingehens auf das eige, die man auch heute oft hört und bei der<br />

gentliche Wesen des Instrumentes, auf dann gelegentlich gesagt wird, das habe es<br />

Stimmmethode, Haltung, Anschlag, ebenso „früher“ nicht gegeben?


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Neue Platten<br />

<strong>Gitarre</strong> hört man selten. Auf einer sechssaitigen<br />

<strong>Gitarre</strong> sind sie irgendwie schwer zur<br />

Wirkung zu bringen und vierchörige <strong>Gitarre</strong>n<br />

werden von Gitarristen selten angeschafft.<br />

Eher sind es <strong>Laute</strong>nisten, die sich<br />

mit historischen Instrumenten und deren<br />

Repertoire befassen … wie im Fall Michael<br />

Craddock.<br />

Tabulatures de Guiterne<br />

Works by Morlaye, Le Roy und Brayssing<br />

(1551–1553)<br />

Michael Craddock, Renaissance guitar<br />

Aufgenommen im Mai 2000, erschienen<br />

2005<br />

CANTUS RECORDS (in Deutschland bei<br />

Klassik Center, Kassel) C 9632<br />

… Tänze und Fantasien, in denen Michael<br />

Craddock auf der Renaissance-<strong>Gitarre</strong><br />

brilliert …<br />

✰✰✰✰<br />

Er hat zwar in den USA <strong>Gitarre</strong> studiert, ist<br />

dann aber an die Schola Cantorum Basiliensis<br />

gewechselt und befasst sich seitdem mit<br />

<strong>Laute</strong>n- und anderen historischen Zupfinstrumenten<br />

wie der Renaissance-<strong>Gitarre</strong>.<br />

Die Blütezeit dieses Instruments war nicht<br />

von langer Dauer. Das hier eingespielte Repertoire<br />

ist in nicht einmal zehn Jahren gedruckt<br />

worden – zwischen 1550 und 1560 –<br />

und zwar nicht in Spanien, sondern in<br />

Frankreich. In Spanien musste sich die <strong>Gitarre</strong><br />

gegen die Vihuela de mano durchsetzen,<br />

was ihr nicht gelang, in Frankreich war<br />

es die <strong>Laute</strong>, gegen die die <strong>Gitarre</strong> antrat<br />

und hier war sie erfolgreicher. „… duquel<br />

[le lutz] en mes premiers ans nous usions<br />

plus que la Guiterne: mais depuis douze ou<br />

quinze ans en ça, tout nostre monde s’est<br />

mis a Guiterner …” heißt es im einem französischen<br />

Traktat von 1556: „Früher haben<br />

wir mehr <strong>Laute</strong> als <strong>Gitarre</strong> gespielt, aber<br />

seit zwölf, fünfzehn Jahren spielt jeder <strong>Gitarre</strong>“.<br />

Diese Popularität spiegelt sich in der<br />

heutigen Szene der „Alten Musik“ nicht wider,<br />

im Booklet der vorliegenden CD heißt<br />

es sogar, sie sei die erste, die ausschließlich<br />

Musik für vierchörige <strong>Gitarre</strong> enthält.<br />

Vorgestellt von Peter Päffgen Stücke für die vierchörige „Renaissance“-<br />

Das Repertoire unterscheidet sich nicht<br />

grundsätzlich von dem für <strong>Laute</strong> oder Vihuela<br />

der gleichen Zeit: Fantasien, Intavolierungen,<br />

Tänze, aber natürlich wird die<br />

französische Provenienz der Stücke deutlich:<br />

„Bransles de Bourgogne“ findet man in<br />

Vihuela-Büchern nicht, auch keine „Bransles<br />

de Champaigne“ oder die immens populäre<br />

Chanson „La Bataille“ von Clément Janequin<br />

(ca. 1485–1558), die in der Tabulatur<br />

von Simon Gorlier (1551) sogar als Werbeargument<br />

im Titel erwähnt wird – übrigens<br />

auch von Hans Newsidler in seinem<br />

<strong>Laute</strong>nbuch von 1549. Die von Janequin illustrierte<br />

Schlacht war die vor Pavia am 24.<br />

Februar 1525, aus der Kaiser Karl V. in seinem<br />

Krieg gegen König François I er von<br />

Frankreich siegreich hervorgegangen war.<br />

Hier spielt Michael Craddock eine Pavane<br />

„La guerre“ und eine Gaillarde auf diese Pavane,<br />

beide aus dem Tabulaturbuch von<br />

Adrian Le Roy von 1552, und er bringt dem<br />

Zuhörer den Charme dieses kleinen Instruments<br />

nah’, das, was die leeren Saiten angeht,<br />

gerade mal eine Oktave Tonumfang<br />

hat, und damit gegenüber der <strong>Laute</strong> und<br />

der Vihuela sehr benachteiligt ist. Und: Die<br />

Renaissance-<strong>Gitarre</strong> hat kein Bassregister,<br />

und das ist ihr größtes Manko. Das berücksichtigend<br />

hat Craddock eher Fantasien und<br />

Tänze eingespielt, als Intavolierungen, in<br />

denen versucht wird, vollständige vierstimmige<br />

Vokalkompositionen zusammenzufassen.<br />

Es gibt Intavolierungen, die Chanson<br />

„la la la je ne [l’ose dire]“ nach Pierre Certon<br />

zum Beispiel, aber solche, die oberstimmenbetont<br />

sind, und gerade das genannte<br />

Beispiel zeigt, wie leicht man sich dabei<br />

mit den Limitierungen des Instruments arrangiert.<br />

Mehr noch: wie gut man sie zum<br />

Vorteil nutzen kann!<br />

Und doch sind es vor allem Tänze und Fantasien,<br />

in denen Michael Craddock auf der<br />

Renaissance-<strong>Gitarre</strong> brilliert. In der „Fantaisie<br />

V“ von Gregoire Brayssing hört man keine<br />

klanglichen Grenzen mehr und die<br />

„Bransles de Bourgogne“ von Le Roy<br />

„swingen“ vor Lebenslust und tänzerischem<br />

Elan.<br />

Am Schluss steht dann noch eine Fantasie<br />

von Alberto da Ripa (oder Albert de Rippe,<br />

wie er hieß, als er nach Frankreich gezogen<br />

war und in den Diensten von François I er<br />

stand). Sie präsentiert harmonische Überraschungen<br />

der besonderen Art! Ihr ist vorgegeben:<br />

„Il est a noter que la Fantasie sequente<br />

se ioue a corde avalée“ und „avaler“<br />

heißt so viel wie „herablassen, herunterlassen“.<br />

Gemeint ist, dass das tiefste Saitenpaar<br />

um einen Ton tiefer als „normal“ gestimmt<br />

werden soll, also:<br />

8<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 29


statt:<br />

8<br />

Gefordert ist damit quasi die alte Stimmung<br />

(„temple viejo“), wie sie auch Mudarra<br />

benutzt hat.<br />

Michael Craddock hat diese Stimmanweisung<br />

keineswegs übersehen, aber man hört<br />

ein paar schrille harmonische Verbindungen,<br />

Eskapaden, die das modale Tonsystem<br />

provoziert und keine Druckfehler, wie auch<br />

Jean-Michel Vaccaro 1972 in seiner de Rippe-Gesamtausgabe<br />

bei CNRS entschieden<br />

hat. Sicher haben solche Dissonanzen die<br />

Zuhörer im 16. Jahrhundert echauffiert,<br />

aber sie wussten, wie sie entstehen … also<br />

ein musikalischer Scherz? Oder ein spekulatives<br />

Spiel? Albert de Rippe hat sich solche<br />

Besonderheiten häufiger erlaubt.<br />

Michael Craddock räumt mit der Einschätzung<br />

auf, für die vierchörige <strong>Gitarre</strong> des 16.<br />

Jahrhunderts sei nur geringerwertige Musik<br />

geschrieben worden, als beispielweise für<br />

Vihuela oder für <strong>Laute</strong>. Auf jeden Fall war<br />

das Instrument sehr populär … was vielleicht<br />

– sehr profan – daran gelegen haben<br />

mag, dass es billiger war als eine <strong>Laute</strong>,<br />

leichter zu spielen und einfacher zu stimmen.<br />

Aber das Instrument für’s tumbe<br />

Volk, während die <strong>Laute</strong> und ihre Musik den<br />

Gebildeten vorbehalten waren, das war sie<br />

sicher nicht … zumindest nicht in Frankreich!<br />

Vielleicht wird es jetzt mehr Entdeckungsreisen<br />

in’s Repertoire für vierchörige<br />

<strong>Gitarre</strong> geben – Craddock hart uns alle neugierig<br />

gemacht!<br />

Agustín Maruri hat „The Andrés Segovia-<br />

Album“ eingespielt, und zwar auf einer <strong>Gitarre</strong>,<br />

die dem Maestro höchstpersönlich gehört<br />

hat, auf einer 1962er Hauser II nämlich,<br />

und er hat nur Stücke gespielt, die<br />

derselbe höchstpersönlich komponiert hat.<br />

Angelo Gilardino, der wesentlichen Anteil<br />

an der Sichtung und Veröffentlichung des<br />

Nachlasses Segovias hatte, betont in seinem<br />

Booklet-Text, dass der Gitarrist sich<br />

selbst nie als Komponisten gesehen und<br />

30 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

empfunden hat. Eher im Gegenteil: Segovia<br />

fühlte sich hauptsächlich als Interpret, dessen<br />

Aufgabe in der Ausprägung seines eigenen<br />

Stils lag und in der Bereicherung des<br />

Repertoires für sein Instrument, allerdings<br />

nicht durch eigene Kompositionen, sondern<br />

dadurch, dass er Komponisten inspirierte<br />

oder beauftragte, für ihn und für die <strong>Gitarre</strong><br />

zu schreiben. Und doch sind im Laufe seiner<br />

Karriere rund fünfzig Stücke entstanden,<br />

meist kleinere Kompositionen, von denen<br />

etliche bei seinem Tod unveröffentlicht waren.<br />

Hier nun ist eine Auswahl von Agustín<br />

Maruri eingespielt – vieles davon bisher unbekannt.<br />

The Andrés Segovia Album: Original Compositions<br />

Agustín Maruri<br />

Aufgenommen im September 2006<br />

Emecdiscos [emecdiscos.com] 070, in<br />

Deutschland bei Sunny-Moon, Köln<br />

[www.sunny-moon.com]<br />

… meist kleinere Kompositionen …<br />

✰✰✰<br />

Die Stücke sind viel weniger von anderen<br />

Komponisten oder gar speziellen Stücken<br />

abhängig, als man vielleicht annimmt. Segovia<br />

hat ja Kompositionen von Ponce,<br />

Tansman, Castelnuovo-Tedesco und vielen<br />

anderen für sein Instrument eingerichtet<br />

und dabei auch (mal mehr und mal weniger)<br />

„mitkomponiert“ (siehe hierzu auch das Interview<br />

mit Tilman Hoppstock und da speziell<br />

den Nachtrag zu Hoppstocks neuer<br />

Ponce-Ausgabe in diesem Heft), es wäre also<br />

wenig verwunderlich, wenn er sich dabei<br />

stilistische Eigenarten angeeignet oder sich<br />

ganz besonders dem Stil eines Komponisten<br />

angenähert hätte … aber davon kann man<br />

nicht reden. Auch nicht davon, dass er als<br />

Interpret und Virtuose, der das Komponieren<br />

eigentlich nicht gelernt hat, Phrasen<br />

und Floskeln, Versatzstücke, instrumentenidiomatische<br />

Wendungen, die er „in den<br />

Fingern“ hatte, in seinen Kompositionen<br />

verwendet hätte. Gilardino schreibt, das für<br />

ihn am ehesten für Segovias Schreibweise<br />

typische Stück auf dieser CD sei das „Preludio<br />

VII: Preludio Madrileño“ („it effectively<br />

contains all the aspects of Segovia’s compositional<br />

style in a complete and balanced<br />

blending of rhythm, harmony, melodic elements<br />

and instrumental language“) … aber,<br />

ganz ehrlich, gerade dieses Stück von<br />

knapp drei Minuten Dauer, erinnert mich an<br />

Vieles, was Segovia sonst so gespielt hat.<br />

Es beginnt bei Asturias, kommt bei der<br />

„Maja de Goya“ vorbei und endet schließlich<br />

bei Federico Moreno-Torroba. Nicht plakativ,<br />

aber doch vertraut!<br />

Und natürlich sind die Charakterstücke Segovias<br />

so geschrieben, dass sie die besten<br />

Seiten seines Spiels und seines Instruments<br />

in den Mittelpunkt rücken. Da, wo in der<br />

sechsten, siebten Lage die <strong>Gitarre</strong> richtig<br />

in’s Jubilieren kommt, da wird in Segovias<br />

Stücken besonders gern gespielt … natürlich<br />

kannte der Komponist die klanglichen<br />

Möglichkeiten seines Instruments wie kein<br />

anderer!<br />

Und Agustín Maruri, der Interpret? Er bemüht<br />

sich um die Klangfülle des Meisters,<br />

er ringt auch um alle Verzückungen und Eigenwilligkeiten<br />

und doch muss er einsehen,<br />

dass es dessen Eigenwilligkeiten waren und<br />

dass sie nicht kopierbar sind. Wie der Name<br />

sagt Eigenwilligkeiten!<br />

Hier spielt der Chef selbst!<br />

[1] Andrés Segovia, The 1944 American Recordings<br />

Werke von Albéniz, Dowland, Haydn, Granados,<br />

Purcell, Scarlatti und Ponce<br />

NAXOS Historical 8.111087 (2006)<br />

[2] Andrés Segovia, The 1946 New York<br />

and the 1949 London Recordings<br />

Werke von Bach, Villa-Lobos, Turina, Ponce,<br />

Moreno Torroba und Castelnuovo-Tedesco<br />

NAXOS Historical 8.111088 (2006)<br />

[3] Andrés Segovia, 1950s American Recordings<br />

Volume 1<br />

Werke von Bach, Händel, C.P.E. Bach,<br />

Gluck, Haydn<br />

NAXOS Historical 8.111089 (<strong>2007</strong>)<br />

[4] Andrés Segovia, Complete Bach Recordings<br />

1927–1947<br />

Istituto Discografico Italiano (in<br />

Deutschland bei Klassik Center, Kassel)<br />

IDIS 6381<br />

[5] Andrés Segovia, The Baroque Repertoire<br />

1939–1952<br />

Istituto Discografico Italiano (in<br />

Deutschland bei Klassik Center, Kassel)<br />

IDIS 6400<br />

In Argentinien gibt es ein geflügeltes Wort:<br />

Carlos Gardel singt von Jahr zu Jahr besser<br />

… dabei ist der Tangokönig 1935 in einem<br />

Flugzeugunglück in der Nähe von Medellín<br />

in Kolumbien um’s Leben gekommen. Aber<br />

die Tonträgerindustrie ist in der Lage die alten<br />

Schellackplatten digital so aufzubereiten,<br />

dass sie klingen, als wären sie in einem<br />

High-Tech-Studio unserer Zeit aufgenommen.<br />

Da werden Orchesterklänge herausgefiltert<br />

und ein neues Orchester unterlegt,<br />

da wird die Stimme geölt und geschmiert,<br />

als würde Gardel von Jahr zu Jahr jünger.<br />

Auch Andrés Segovia können wir heute hören,<br />

wie wir es zu seinen Lebzeiten nicht<br />

konnten. Ohne Husten und ohne Rauschen,<br />

ohne Knacken und Knistern! Und wir können<br />

das bei verschiedenen Plattengesellschaften,<br />

in verschiedenen Zusammenstel-


lungen und zu unterschiedlichen Preisen …<br />

und in unterschiedlicher Qualität. Und noch<br />

eines: Wir können die „Chaconne“ (als Beispiel)<br />

zusammenhängend hören – sie füllte<br />

in den vierziger Jahren drei Seiten Schellack!<br />

NAXOS macht sich seit Jahren auch als Produzent<br />

historischer Aufnahmen einen Namen,<br />

auch von Aufnahmen großer Gitarristen<br />

– allen voran natürlich Andrés Segovia,<br />

der bereits in den zwanziger Jahren des<br />

letzten Jahrhunderts erste Schallplatten-<br />

Aufnahmen machte, wie Graham Wade und<br />

Gerard Garno berichten (A New Look at Segovia:<br />

His Life and His Music Pacific/MO<br />

1997). Einen allerersten, allerdings nicht erfolgversprechenden<br />

Versucht muss es schon<br />

1923 in Havanna gegeben haben – die ersten<br />

professionellen Platten entstanden in<br />

den Jahren um 1927: Bach, Sor, Moreno<br />

Torroba und Tárrega, und zwar alle für „His<br />

Masters Voice“. Naxos hat von den sehr frühen<br />

Aufnahmen noch keine wiederveröffentlicht<br />

– das wird sicher noch kommen –<br />

wohl aber hat das das Istituto Discografico<br />

Italiano, ein Label von Dynamic in Genua.<br />

Da der Maestro etliche Stücke mehrmals<br />

aufgenommen hat, darunter auch die Chaconne,<br />

hört man zweierlei: die Entwicklung<br />

in Segovias Spiel, der immer abgeklärter<br />

wird, immer gelassener und souveräner,<br />

und man hört die Entwicklung aufnahmetechnischer<br />

Art. Bei den Aufnahmen der<br />

fünfziger Jahre [3] musste nicht mehr viel<br />

gekittet und geglättet werden, wohl aber<br />

bei denen von 1927 [4]. Der Plattenkäufer<br />

also, der sich an Segovia und an seinem<br />

unnachahmlichen Klang erfreuen möchte,<br />

sollte sich die Aufnahmen der fünfziger<br />

Jahre gönnen [3], die dazu als die goldenen<br />

Jahren im Schaffen Segovias bezeichnet<br />

werden. Und wer Interpretationsgeschichte<br />

betreiben möchte, sollte zusätzlich die anderen<br />

haben.<br />

Hauptsächlich in den Kriegsjahren 1939<br />

und 1944 entstanden die Aufnahmen, die<br />

von IDIS als Barock-Repertoire betitelt<br />

worden sind [5]. Hier finden wir als Beispiele<br />

für Segovias Pasticcios zwei Sätze von*<br />

Andrés Segovia, Gemälde von Fritz Buek (im Besitz der Familie Hauser in Reisbach).<br />

Abbildung mit freundlicher Genehmigung<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 31


Alessandro Scarlatti … die von Manuel Ponce<br />

stammen. Mit Barockmusik hat er solche<br />

Harlekinaden häufiger getrieben (eine<br />

„Suite in A“ von Silvius Leopold Weiss, die<br />

auch von Ponce stammte, spielte er zum<br />

Beispiel), allerdings nur mit Barockmusik,<br />

auf der nicht Johann Sebastian Bach als<br />

Komponist stand.<br />

Es ist immer wieder ein Vergnügen, durch<br />

Plattenaufnahmen von Andrés Segovia zu<br />

stöbern – man findet immer wieder Überraschungen<br />

und Interpretationen, die aus der<br />

Sicht eines Zuhörers des 21. Jahrhunderts<br />

geschmacklich durchaus Hautgout haben<br />

mögen und doch so hinreißend schön sind,<br />

dass man sie nicht vergisst. Mein Tipp: die<br />

Bourée aus Bachs dritter Cello-Suite, die<br />

von Segovia immer als Loure betitelt wurde<br />

und unter diesem Namen auch schon, von<br />

Francisco Tárrega bearbeitet, bei Orfeo Tracio<br />

in Madrid herausgekommen war!<br />

Círcolo mágico<br />

Wally Hase, Flöte, Thomas Müller-Pering,<br />

<strong>Gitarre</strong><br />

Werke von Sérgio Assad, Ernesto Cordero,<br />

Celso Machada, Astor Piazzolla und Maurice<br />

Ravel<br />

Aufgenommen im Dezember 2006<br />

Bauer-Studios/Animato ACD6100<br />

… überzeugend präsentiert und kulinarisch<br />

abgeschmeckt …<br />

✰✰✰✰<br />

Ja, stimmt! Von Piazzolla gibt es die „Histoire<br />

du Tango“, wenn auf einer CD mit Musik<br />

für Flöte und <strong>Gitarre</strong> (auch für Violine<br />

und <strong>Gitarre</strong>) sein Name steht! Freilich, das<br />

Stück wird dadurch nicht schlechter …<br />

höchstens „abgedroschen“. Aber es macht<br />

Spaß! Gleich das Eingangsthema der Flöte<br />

… da wird sofort deutlich, dass in einem<br />

Freudenhaus Freude herrscht (der erste Satz<br />

heißt „Bordel“). Obwohl: Ob in den billigen<br />

Puffs am Rio de la Plata um 1900 wirklich<br />

Freude aufgekommen ist, wage ich zu bezweifeln!<br />

Da herrschte eher Verzweiflung<br />

und Melancholie. Da saßen Seeleute aus<br />

Europa, die ihre Frauen und Kinder zuhause<br />

gelassen hatten, um in der Fremde ihr Glück<br />

zu suchen. Ihre Familien wollten sie nachholen,<br />

sobald sie zu Geld gekommen waren<br />

… aber das war schwieriger, als sie sich vorstellten.<br />

Und in den Bordellen heulten sie<br />

sich eher aus, als dass sie das fanden, was<br />

die Frauen in den Freudenhäusern mit Blicken<br />

und Gesten versprachen. So entstand<br />

der Tango! Er ist melancholisch und sentimental.<br />

Da wird Nähe wenige Minuten lang<br />

geträumt, Nähe, Geborgenheit, Erotik, Liebe,<br />

Begierde, Erfolg, Dominanz, Macht und<br />

… all das, was die Seeleute sich erträumten<br />

und was sie aufgegeben hatten. Mit der<br />

Schlusskadenz war alles vorbei.<br />

Und dann degenerierte der Tango. Im „Café“<br />

von 1930. Er wurde zum Modetanz in<br />

32 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Paris – in Berlin wurde er verboten. Er galt<br />

als unanständig, wollüstig, frivol und „entartet“.<br />

Und weil er verboten war, wurde er<br />

getanzt … jetzt wirklich im Verborgenen.<br />

1960 war nichts mehr verboten. Jetzt tanzte<br />

man den Tango im „Nightclub“. Der Tango<br />

verkam, war entschärft und europäisiert<br />

bis Che Astor kam. Er revolutionierte ihn<br />

zum Tango Nuevo, hier „Tango d’Aujourd’hui“<br />

genannt.<br />

Und als Astor starb, war Tango Kunst. Jetzt<br />

erinnerte sich jeder und alle Größen der<br />

„klassischen Musik“ spielten ihn und erinnerten<br />

sich ihrer eigenen argentinischen<br />

Wurzeln. Nadia Boulanger, Piazzollas Kompositionslehrerin,<br />

wurde befragt, obwohl<br />

sie schon ein halbes Jahrhundert tot war.<br />

Barenboim, Kremer und wie sie alle heißen,<br />

spielten Tango. Allen voran die Gitarristen,<br />

die endlich wieder etwas zum Vorzeigen<br />

hatten, und weil die <strong>Gitarre</strong> argentinischer<br />

war als das Bandoneón, das, wie wir alle<br />

wissen, aus Krefeld kam. Ich erinnere mich<br />

daran, als die Assad-Brothers mit der für sie<br />

geschriebenen „Tango-Suite“ von Piazzolla<br />

auftraten, und jeder, buchstäblich jeder und<br />

nicht nur die Gitarristen-Kollegen, hin- und<br />

hergerissen war vor Begeisterung.<br />

Na ja, Wally Hase und Thomas M-P spielen<br />

nicht nur Piazzolla, obwohl „Histoire du<br />

Tango“ das zentrale Werk der CD ist. Aber<br />

es gibt mehr Piazzolla (u. a. „La Muerte del<br />

Angel“ in einer sehr hörenswerten Bearbeitung<br />

für Flöte und <strong>Gitarre</strong>) und dazu, als Ritornell<br />

sozusagen, ein paar Sätze von Celso<br />

Machado. Und Sérgio Assad, der sich immer<br />

mehr dem Komponieren widmet als dem<br />

mit Konzerten Umhervagabundieren, hat<br />

das Mottolied hinzugesteuert: cículo mágico.<br />

Der magische Zirkel (oder besser „Teufelskreis“,<br />

denn wenn man „magischer Zirkel“<br />

googelt, findet man Zauberervereine<br />

von Aalen bis Zwickau) war oft Sujet für<br />

Kompositionen – unter anderem für Leo<br />

Brouwer und seine „Espiral eterna“ – und<br />

zwar im Sinn eines unentrinnbaren Kreises,<br />

in dem man sich dreht und dreht und zu<br />

keinem Ende findet. Zu keinem guten und<br />

zu keinem bösen Ende. Wie bei Sysiphus,<br />

dessen Stein immer dann, wenn er ihn den<br />

Berg hinaufgerollt hat, wieder in die Tiefe<br />

stürzt.<br />

Absurd wie die Arbeit des Sysiphus, die niemals<br />

zu einem Ende führt, war die Arbeit<br />

von Wally Hase und Thomas Müller-Pering<br />

nicht, denn sie haben ein sehr geschlossenes<br />

musikalisches Programm vorgelegt,<br />

überzeugend präsentiert und kulinarisch<br />

abgeschmeckt.<br />

Eric Pénicaud: Musique de Chambre avec<br />

Guitare<br />

Sylvain Cinquini, Renaud Duret, èric Pénicaud,<br />

Yannick Pignol<br />

Aufgenommen im September 2006<br />

Quantum<br />

[www.euravent.co.uk/acatalog/Quantum_Catalogue.html]<br />

QM 7036<br />

✰✰✰✰<br />

Èric Pénicaud ist kein Unbekannter. Seine<br />

Stücke für unterschiedliche Besetzungen<br />

sind bei renommierten Verlagen erschienen,<br />

darunter Max Eschig, Berbèn und Editions<br />

d’Oz. Und er ist kein Gitarrist, schreibt er<br />

selbst. Er ist ein Ex-Gitarrist, weil „seine<br />

Kompoitionsarbeit definitiv die Oberhand<br />

gewonnen hat (8 internationale Preise).“ Sicher<br />

ist er keiner, der mit seiner Musik einlullen<br />

will. Keine romantischen Ergüsse,<br />

kein Kuschelrock!<br />

Èric Pénicaud hat Stücke sehr unterschiedlicher<br />

Besetzungen zusammengestellt. Mein<br />

Favorit, um das gleich zu sagen, ist ein<br />

Quintett (Streicher plus <strong>Gitarre</strong>) von achteinhalb<br />

Minuten Dauer mit dem Titel „Le<br />

Nuage d’Inconnaissance“. Hier spricht Pénicaud<br />

eine sehr avancierte musikalische<br />

Sprache und hier hat er nicht, wie er es offenbar<br />

sonst gern tut, Fragmente seines<br />

musikalischen Vorlebens zur Kollage verarbeitet.<br />

Die Streicher liefern eher Klangflächen<br />

als Linien, die <strong>Gitarre</strong> punktet dazwischen,<br />

imitatorisch von Cello oder Violine<br />

beantwortet. Der vorsichtige Prozess des<br />

Kennenlernens von Streichinstrumenten<br />

und <strong>Gitarre</strong> wird belauscht.<br />

Es folgt eine reizende „Petite Suite pour les<br />

enfants“ für Violine und <strong>Gitarre</strong>. Da werden<br />

naturgemäß ganz andere Wege beschritten


und wir finden Pénicaud auf sehr viel tonalerem<br />

Terrain, mit Sinn für musikalischen<br />

Witz und mit lebendigen Erinnerungen an<br />

seine Zeit als Gitarrist … oder ist es nicht<br />

Heitor Villa-Lobos, der da grüßt?<br />

In eine neue instrumentale Umgebung lädt<br />

„Oviri, petit concerto pour le grand large“<br />

ein: Alt-Flöte, Klavier, Synthesizer, Elektro-<br />

<strong>Gitarre</strong>. Hier erinnert sich die <strong>Gitarre</strong> an Melodien<br />

und an Kadenzen und wieder liefern<br />

die anderen Instrumente den Hintergrund,<br />

die Kulissen sozusagen, vor denen sie aus<br />

dem Stegreif fabuliert und erzählt. Allein<br />

tut sie das und mit wenig Emphase und innerer<br />

Bewegung.<br />

Ganz am Schluss steht „Pour un Finale“, der<br />

Soundtrack einer Jazz-Improvisation mit<br />

Perkussion, ein, wie es im Booklet steht,<br />

„technisch vollendetes und humoristisches<br />

Duo oder Duell mit Perkussion …“ (mit Éric<br />

Pénicaud als Gitarristen, übrigens).<br />

Zwei Stücke für <strong>Gitarre</strong> sind eingespielt:<br />

„Irisation“ und „Le Chant du Torrent“. Beide<br />

sind kontemplativ, eher nach innen als<br />

nach außen gerichtet und sparsam mit dem<br />

Material. Da werden knappe musikalische<br />

Motive gedreht und gewendet, gegen das<br />

Licht gehalten und betrachtet. Und das ist<br />

auch mit „Irisation“ gemeint: Schillern in<br />

Regenbogenfarben.<br />

Éric Pénicaud hat Stücke für diese CD ausgewählt,<br />

die Vielseitigkeit zeigen. Seine<br />

Vergangenheit im Jazz, der Klassik und im<br />

Flamenco hört man andeutungsweise, aber<br />

er drängt sie dem Hörer nicht auf. Überhaupt<br />

muss man auf seine Musik zugehen.<br />

Man muss sich um sie bemühen und sie anhören.<br />

Vieles klingt wie völlig beiläufig improvisiert<br />

und bewusst unfertig (im Sinne<br />

von „work in progress“). Éric Pénicaud<br />

selbst ist eine Irisation – sein künstlerisches<br />

Werk schillert in allen Farben, aber eine<br />

unverkennbare Handschrift sucht man<br />

vergebens. Ist das gewollt?<br />

Reverie: Jian Wang, Cello, Göran Söllscher,<br />

<strong>Gitarre</strong><br />

Werke von de Falla, Fauré, Villa-Lobos,<br />

Rong Fa Liu, Schumann, u. a.<br />

Aufgenommen im August 2006, erschienen<br />

<strong>2007</strong><br />

Deutsche Grammophon [www.deutschegrammophon.com]<br />

00289 477 6401<br />

… herzzerreißend schön …<br />

✰✰✰<br />

Göran Söllscher hat sich in den letzen Jahren<br />

vornehmlich auf Kammermusik spezialisiert,<br />

und dabei sind ein paar sehr bemerkenswerte<br />

CDs herausgekommen, die letzte<br />

in Kooperation mit dem chinesischen Cellisten<br />

Jian Wang. Die Programme sind meist<br />

risikolos klassisch, das heißt, es sind bekannte<br />

Stücke des jeweiligen Komponisten<br />

für die jeweilige Besetzung transkribiert<br />

und eingespielt worden. Da Göran immer<br />

kongeniale Duo-Partner an seiner Seite hat,<br />

sind es auch ausnahmslos exzellente Platten<br />

geworden. Ich erinnere mich sehr gerne an<br />

die CD „Schubert For Two“, die er mit Gil<br />

Shaham 2002 aufgenommen hat (Deutsche<br />

Grammophon 471 568-2). Gut, da hört man<br />

Schubert-Gassenhauer, die einen gedanklich<br />

in die Heurigen-Seligkeit von Grinzing oder<br />

Ottakring versetzen, aber so herzzerreißend<br />

schön angeboten, dass man alles andere<br />

vergisst!<br />

Hier nun also Jian Wang: Mit einem Gassenhauer<br />

(für Gitarristen), der „Danza Española<br />

1“ von de Falla fängt alles an, dann kommt<br />

(neben anderem) die Träumerei von Robert<br />

Schumann, die „Biene“ von Schubert, die<br />

„Milonga del Angel“ von Piazzolla, desselben<br />

„Café“ aus – na, Sie wissen schon –<br />

und schließlich, ganz am Schluss, kommt<br />

„Memory“ aus „Cats“ von Andrew Lloyd<br />

Webber. Leider, meine ich, und das soll<br />

Roman Viazovskiy<br />

nicht heißen, dass ich diese Musik nicht<br />

mag oder sie nicht für geeignet halte, eine<br />

Klassik-CD abzuschließen – was auch immer<br />

wir als „Klassik“ definieren wollen. Aber<br />

„Memory“ reißt mich, wenn ich die CD höre,<br />

und das tue ich sehr gerne, aus einer<br />

Stimmungswelt elegisch romantischer Musiken<br />

heraus, die bestimmt wird von Stücken<br />

wie der „Romance sans paroles“ von<br />

Stepan Ivanovich Davïdov (1777–1834),<br />

der „Sicilienne“, die man nicht sicher einem<br />

Komponisten zuweisen kann (entweder war<br />

es Maria Theresia von Paradis [1759–1824]<br />

oder der Amerikaner polnischer Abstammung<br />

Samuel Dushkin [1891–1976], über<br />

den Andreas Meyer diskret schreibt, dass in<br />

seinen Werken „die Grenzen zwischen Interpretation,<br />

Arrangement und eigenem<br />

Tonsatz mitunter verwischen“ und, dass<br />

ihm „die eigene Editorentätigkeit den Vorwurf<br />

der Fälschung“ eingetragen habe<br />

[MGG-II, Pers.-Teil V/Sp. 1710]) und<br />

schließlich der „Berceuse“ op. 16 von Gabriel<br />

Fauré. Gegen diese geballte Romantik<br />

hat Andrew Lloyd Webber als Schlusslicht<br />

keine Chance!<br />

Sonatas: Vassiliev, Rodrigo, Berkeley,<br />

Castelnuovo-Tedesco<br />

Roman Viazovskiy, <strong>Gitarre</strong><br />

Aufgenommen im April 2006<br />

Classic Clips [www.classic-clips.de]<br />

CLCL102<br />

… Was kann man besseres sagen oder<br />

schreiben? …<br />

✰✰✰✰✰<br />

Natürlich ist man auf die beiden Sonaten<br />

von Kostantin Vassiliev auf dieser CD be-<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 33


sonders gespannt. Beides sind Ersteinspielungen<br />

und zwar von einem<br />

Komponisten, der sich seit einiger<br />

Zeit einen Namen zu machen<br />

beginnt – nicht zuletzt dadurch,<br />

dass Roman Viazovskiy seine Stücke<br />

in aller Welt spielt. Viazovskiy,<br />

1973 in der Ukraine geboren, hat<br />

zunächst in seinem Heimatland<br />

studiert und ist dann nach<br />

Deutschland gekommen, um zunächst<br />

in Münster und dann bei Tadashi<br />

Sasaki in Aachen seine höheren<br />

gitarristischen Weihen zu erlangen.<br />

Auf seinem Weg zur Karriere<br />

hat er vieles gewonnen, was<br />

man an <strong>Gitarre</strong>nwettbewerben gewinnen<br />

kann.<br />

Zuerst gibt Roman Viazovskiy die<br />

formal und stilistisch eher konservative<br />

Sonate „Omaggio a Boccherini“<br />

von Castelnuovo-Tedesco,<br />

dann die seltener gehörte „Sonatina“<br />

von Lennox Berkeley und Rodrigos<br />

„Sonata Gi0cosa“ – schließlich<br />

„Sonata-Fantasy Smoke of<br />

Love“ und Sonata von Vassiliev.<br />

Auf Motive aus Shakespeares Romeo<br />

und Julia geht die programmatische<br />

Fantasy-Sonata ein, die<br />

Sonata soll, so der Komponist,<br />

„die widersprüchliche Innenwelt<br />

eines Menschen ausdrücken, voller<br />

gegenstrebiger Emotionen, die Unaufgelöstheit,<br />

Traurigkeit und<br />

Freude, Angst und Ruhe“ … introvertiert<br />

und kontemplativ sind beide<br />

mächtigen Kompositionen, aber<br />

es sind keine notierten Improvisationen,<br />

keine offengelegten Psychogramme,<br />

wie man sie heute so<br />

oft hört, sondern durchstrukturierte<br />

Stücke, die, vor allem bei der<br />

Sonata, formal vorgegebene Rahmen<br />

füllen und dazu, als dritte Verständnisebene<br />

sozusagen, dem Andenken<br />

an drei Komponisten verpflichtet<br />

sind, Ponce, Rodrigo und<br />

Antonio José.<br />

Roman Viazovskiy hat das spielerische<br />

Vermögen, klangliches Gleichgewicht<br />

zu wahren wie in „Juliet“<br />

oder dem „Andantino“ bei MC-T …<br />

oder keck- virtuose Spielchen zu<br />

spielen. Und er kann in „Tempo di<br />

Minuetto“ aus der Sonate von MC-T<br />

oder dem hinreißenden „Allegro“<br />

aus der Rodrigo-Sonate den unverhohlenen<br />

Witz spüren lassen, den<br />

die Komponisten da mit ihrer<br />

Kundschaft gespielt haben. Kurz:<br />

Roman Viazovskiy versteht die Musik,<br />

und er kann das umsetzen in<br />

Klänge. Was kann man besseres sagen<br />

oder schreiben?<br />

34 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Plattentipp<br />

Johann Adolf Hasse wurde 1699 bei<br />

Hamburg getauft und starb am 16.<br />

Dezember 1783 in Venedig, wo er „il<br />

divino sassone“ genannt wurde … der<br />

göttliche Sachse. Sachse?<br />

Hasse war, nachdem er 1730 die berühmte<br />

Sängerin Faustina Bordoni geheiratet<br />

hatte, „Königlich polnischer<br />

und Kurfürstlich sächsischer Kapellmeister“<br />

in Dresden und dort, in<br />

Dresden, sollte er über dreißig glanzvoll<br />

erfolgreiche Jahre erleben. Hasse<br />

galt als führender Vertreter der opera<br />

seria, der „ernsten Oper“. Mehr: Hasse<br />

war der berühmteste Opernkomponist<br />

seiner Zeit! Ein modernes Opernlexikon (Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters) verzeichnet<br />

noch neun seiner (von insgesamt fast sechzig) Opern, die man aber auf den Spielplänen<br />

deutscher Theater nicht mehr findet – oder, sagen wir: extrem selten. „Sein Werk war […] so<br />

sehr der Ästhetik seiner Zeit verpflichtet, dass es mit ihr gemeinsam untergehen musste“<br />

heißt es im populären Online-Lexikon WIKIPEDIA treffend.<br />

Der freischaffende Musiker Axel Wolf (s. meine Besprechung seiner Bach-CD in <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE<br />

<strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong>/N° 1, S. 27) hat sich seiner Musik angenommen, und zwar anhand eines<br />

Manuskripts, das sich auf der Musikbibliothek der Stadt Leipzig befindet: Opern Arien<br />

auf die <strong>Laute</strong> versezet A o 1755 di R – Signatur Ms. III.11.46a. Wer „R“ war, ist bisher nicht<br />

ermittelt worden aber von dem gleichen Intavolator stammt auch die Bearbeitung der Cembalo-Sonate<br />

III in F-Dur, die Sie ebenfalls hier hören können (aus dem Manuskript Ms.<br />

III.11.46b der gleichen Bibliothek)<br />

Johann Adolph Hasse, Opera for Lute, Baroque Opera Arias transcribed for Lute<br />

Axel Wolf, Lute<br />

Aufgenommen im Dezember 2006, erschienen <strong>2007</strong><br />

OEHMS Classics OC 710<br />

… Eine Entdeckung erster Güte! …<br />

✰✰✰✰✰<br />

Arien auf einer <strong>Laute</strong> zu spielen, ist schwer! Die <strong>Laute</strong> hat – wie die <strong>Gitarre</strong> – bekanntlich einen<br />

punktuellen Ton, der es fast unmöglich macht, Legato zu spielen. Jedenfalls kann man<br />

Töne nicht aneinander binden, wie es ein Geiger kann oder der Spieler eines Blasinstruments.<br />

Was tun? Der Intavolator der Hasse-Arien hat es sehr gut verstanden, die jeweilige Melodie<br />

in ein Geflecht von Begleittönen einzuweben, dass man die Kurzlebigkeit des <strong>Laute</strong>ntons<br />

nicht merkt. Bei den Franzosen hatte man eine ähnliche kompositorische Technik „Style brisé“<br />

genannt – hundert Jahre vor Hasse. Und Cembalisten um Couperin haben ihn übernommen<br />

und „style luthé“ genannt, weil sie anerkannten, dass die geniale Schreibweise von <strong>Laute</strong>nkomponisten<br />

ersonnen worden war, um die tonliche Schwäche ihres Instruments auszugleichen.<br />

Bis in die „klassische Zeit“ ist der Stil verwendet worden – er war allbekannt und<br />

geschätzt. Edward Higginbottom weist im GROVE darauf hin, dass auch der erste Satz von<br />

Beethovens Mondscheinsonate (op. 27/2) („though indirectly“) dem „style brisé“ verpflichtet<br />

ist.<br />

Mit den Hasse-Arien hat Axel Wolf das getan, was man Gitarristen immer empfiehlt: Er hat<br />

neue Repertoire-Gefilde erschlossen und damit, wie ich meine, Neuland betreten, das sicher<br />

zum populären Reiseziel wird. Peter Jonas, Intendant der Bayerischen Staatsoper bis 2006,<br />

schrieb dazu in einem Begleitwort: „Axel Wolf präsentiert uns diese Musik mit Geschmack,<br />

Charme und der gleichen Virtuosität und Professionalität die wir Teilnehmer der Münchner<br />

Barockwelle die letzten eineinhalb Jahrzenhnte erleben durften.“ Dem kann man jaum etwas<br />

hinzufügen – auch, wenn man die Bayerische Welle nicht miterlebt hat. Für mich sind Höhepunkte<br />

der CD die „Sinfonia“ aus „Solimano“, die Arie „Pupille Care“ aus „Leucippo“ und<br />

die abschließende Arie „Chi a ritrovare aspira“ aus der Oper „Ciro riconosciuto“. Axel Wolf<br />

spielt gelassen und unaufgeregt, lässt dem prachtvollen Klang seiner <strong>Laute</strong> Platz und dem<br />

Zuhörer Muße, die wunderbare Musik auf sich wirken zu lassen. Eine Entdeckung erster Güte!


Die <strong>Gitarre</strong> in Europa erlebte ihre<br />

zweite Blüte zu Anfang des<br />

neunzehnten Jahrhunderts<br />

hauptsächlich dank der vorherigen<br />

Entwicklung des Instrumentes<br />

selbst, der Vervollkommnung ihrer Spieltechnik,<br />

der konzertanten, kompositorischen<br />

und der pädagogischen Tätigkeit der <strong>Gitarre</strong>nvirtuosen<br />

wie F. Sor, M. Giuliani, D. Aguado,<br />

L. Legnani, N. Coste, J. C. Mertz, G. Regondi<br />

und anderer. Zur Zeit des Aufblühens<br />

der kroatischen nationalen Wiedergeburt<br />

lebte der Varaždiner Ivan Padovec (1800–<br />

1870). 1 Über sein Leben und Wirken siehe die<br />

Artikel von Mirko Orlić und Darko Petrinjak<br />

gewidmet Padovec zum zweihundertjährigen<br />

Jubiläum seiner Geburt, veröffentlicht<br />

in der Zeitschrift Gitara, Nr. 2, S. 2-22. Es war<br />

die zentrale Persönlichkeit der kroatischen<br />

Gitarristik. Als ein Meister der <strong>Gitarre</strong>, Komponist,<br />

Pädagoge und Autor der <strong>Gitarre</strong>nschule<br />

Škola za gitaru wurde er in der ganzen<br />

Welt berühmt durch seine Konzerte und<br />

seine gedruckten Kompositionen, so wie<br />

durch die zehnsaitige <strong>Gitarre</strong>. Er begründete<br />

das Zagreber Sextett, aus welchem später<br />

der Musikverein hervorging, und trat der<br />

Illyrischen Bewegung bei. Von der Popularität<br />

der <strong>Gitarre</strong> in Kroatien zeugen die vielen<br />

guten Gitarristen und Komponisten sowie<br />

die zahlreichen <strong>Gitarre</strong>namateure: der Franziskaner<br />

F. Pintarić, der Musikwissenschaftler<br />

F. Kuhač, die Pfarrer L. Vojska und V. Vernak,<br />

der Maler V. Karas, der Dichter S. Vraz,<br />

der Schriftsteller P. Stoos, der Offizier J. Runjanin,<br />

der Bischof F. Gašparić, der Flötist F.<br />

Čačković-Vrhovinski, die Organisten V. Kolander<br />

und V. Fleischer-Mesarić, die Violinisten<br />

A. von (pl.) Kirschhofer und A. Bertolini,<br />

der Komponist J. Zabolio und andere. Heute<br />

sind aus diesem Zeitalter einige Kompositionen<br />

für die <strong>Gitarre</strong> oder zur <strong>Gitarre</strong> von Pintarić<br />

erhalten. Pintarić schrieb Padovecs Stücke<br />

ab und Vojska trug sie zusammen zu<br />

einer beträchtlichen Sammlung. Kuhač komponierte<br />

über hundert <strong>Gitarre</strong>nkompositionen<br />

und schrieb die <strong>Gitarre</strong>nschule<br />

Uputa u kitaranje (Anleitung zum <strong>Gitarre</strong>n-<br />

Kroatische Gitarristen –<br />

Zeitgenossen von Padovec<br />

spiel) und sie ist sehr wichtig für die kroatische<br />

<strong>Gitarre</strong>ntradition. Die Reichweite dieser<br />

Tradition wird auch dadurch deutlich,<br />

dass sich die <strong>Gitarre</strong> im Zagreber Priesterseminar<br />

auch während des Absolutismus zur<br />

Zeit des kroatischen Schweigens im Jahre<br />

1848 behaupten konnte, sowie die Fülle der<br />

<strong>Gitarre</strong>nliteratur aus der Zeit der (Vor) Wiedergeburt,<br />

die im Archiv der Musikgesellschaft<br />

Vijenac (AV) und im Kroatischen Musikinstitut<br />

(HGZ) in Zagreb sowie in anderen<br />

Quellen in Kroatien (Varaždin, Dubrovnik ...)<br />

aufbewahrt wird. Zeugnis darüber geben<br />

auch die <strong>Gitarre</strong>nbauer wie es Franjo Fink in<br />

Zagreb, Antonio Bina in Dubrovnik und<br />

Josip Papa in Varaždin waren mit ihren bis<br />

heute erhaltenen <strong>Gitarre</strong>n, sowie Zeitungsartikel,<br />

bzw. Diskussionen (Abhandlungen)<br />

über die Gitarristik veröffentlicht in den damaligen<br />

Periodika.<br />

Die kroatische <strong>Gitarre</strong>ntradition im Sinne<br />

der künstlerischen Behandlung der <strong>Gitarre</strong><br />

und des Komponierens für die <strong>Gitarre</strong> erscheint<br />

erst zu Anfang des neunzehnten<br />

Jahrhunderts. Außer in den Musikzentren<br />

(Zagreb, Varaždin, Dubrovnik) erklang die<br />

<strong>Gitarre</strong> zu jener Zeit auch in Osijek, Bjelovar,<br />

Karlovac und anderen Orten Kroatiens, wo<br />

kroatische und ausländische Gitarristen wirkten.<br />

Es folgen biographische Skizzen einiger<br />

herausragender Vertreter des Varaždiner, Zagreber<br />

und des Dubrovniker <strong>Gitarre</strong>nkreises<br />

mit Kuhač zuletzt besonders getrennt, als<br />

eine Art Bindeglied zwischen ihnen und<br />

Übergang in das zwanzigste Jahrhundert.<br />

Der Varaždiner <strong>Gitarre</strong>nkreis<br />

Den Varaždiner <strong>Gitarre</strong>nkreis machten meist<br />

die Musiker, versammelt um Ivan Padovec,<br />

aus: seine Schüler und Freunde. Die übrigen<br />

Instrumentalisten traten zeitweise mit den<br />

Gitarristen auf (z. B. der Cellist I. N. Köck).<br />

Interessant ist die Angabe, dass am 1. Januar<br />

1829 der <strong>Gitarre</strong>unterricht offiziell eingeführt<br />

wurde, d. h., dass vierzehn Schüler der<br />

Musikschule von Varaždin begannen, <strong>Gitarre</strong><br />

zu lernen.<br />

Von Josip Bažant<br />

Pater (Josip) Pintarić (1798–1867)<br />

war Franziskaner-Priester, Gymnasialprofessor,<br />

Schriftsteller und „Wiedergeburtler“<br />

(Anhänger der Bewegung Wiedergeburt), allseitiger<br />

autodidaktischer Musiker: Komponist,<br />

Organist, Gitarrist und Gesangslehrer,<br />

der zahlreiche verantwortungsvolle Tätigkeiten<br />

in Varaždin, Zagreb, Virovitica und Koprivnica<br />

verrichtete. Im Jahre 1849 druckte<br />

er in Wien Knjiga bogoljubnosti karstjanske<br />

(das Buch der christlichen Gottesliebe), sein<br />

Hauptwerk aber das Kantual (kirchliches Gesangsbuch)<br />

Crkvena lira (die Kirchenlyra)<br />

konnte er nicht herausgeben. Er komponierte<br />

Messen, Offertoria, Hymnen, Lieder und<br />

Instrumentalwerke für die Orgel, das Klavier<br />

und die <strong>Gitarre</strong> mit Harmonisationen, so<br />

dass er sich den Ruf der kroatische Bach (Dr.<br />

J. Andrić, L.Šaban) und der kroatische Mozart<br />

verdiente. Kuhač zufolge waren im musikalischen<br />

Nachlass von Pintarić viele <strong>Gitarre</strong>nstücke<br />

berühmtester Gitarristen, die er eigenhändig<br />

abschrieb. Der Pfarrer von Bednja<br />

Lavoslav Vojska, der Pintarić oft beim <strong>Gitarre</strong>spiel<br />

zuhörte und ihn noch aus Varaždin<br />

gut kannte, bezeugt, dass er ein ausgezeichneter<br />

Gitarrist war, fast so gut wie Padovec,<br />

bei welchem er das <strong>Gitarre</strong>nspiel während<br />

ihres Aufenthaltes in Zagreb erlernte. Dies<br />

bezeugen auch die wenigen erhaltenen <strong>Gitarre</strong>nbearbeitungen<br />

von Pintarić. Allem Anschein<br />

nach fing Pintarić zu dieser Zeit auch<br />

für die <strong>Gitarre</strong> zu komponieren an, diese<br />

Kompositionen sind aber kaum noch erhalten.<br />

Durch Abschrift rettete er einige <strong>Gitarre</strong>nopera<br />

von Padovec. Es sind zehn <strong>Gitarre</strong>nkompositionen<br />

von Fortunat Pintarić bekannt.<br />

Von den ursprünglichen Kompositionen<br />

für die <strong>Gitarre</strong> werden genannt Varijacije<br />

und Mazurka, die Lieder Gedicht an die<br />

Musik von 1836 für Singstimme und <strong>Gitarre</strong><br />

und von den Bearbeitungen die vier Lieder<br />

Pjesme za jedan Glas zu Gitaru ali Klavir (Lieder<br />

für eine Singstimme mit <strong>Gitarre</strong> oder<br />

Klavier) und Vier Teutsche Lieder für eine<br />

Singstimme ... für eine Guitarre, aufbewahrt<br />

im AV und in der Nationalbibliothek (NSK).<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 35


Foto: Lavoslav Vojska<br />

Julia Gaszner,<br />

Gitarristin, Padovec’s Schülerin trat mit ihm<br />

auf beim Konzert in Varaždin am 6. Mai<br />

1838 mit Veliki Divertissement-concertant<br />

(Großes Divertissement) für zwei <strong>Gitarre</strong>n<br />

von Padovec, ein bis heute unbekanntes<br />

Werk. Padovec widmete ihr sein Opus 51 gedruckt<br />

in Prag bei M. Berre unter der Überschrift<br />

Fantasie/über beliebte Motive aus der<br />

Oper/Puritani von Bellini/für die<br />

Guitarre/componirt und dem Fraulein/Julie<br />

von Gaszner/ Gewidmet von/Johann Padowetz/51<br />

Werk.<br />

Leopold (Lavoslav) Vojska (1829–1901)<br />

Pfarrer und Musiker, spielte Blockflöte und<br />

sang, als ausgezeichneter Gitarrist trat er<br />

vor seinen Freunden auf. Als er auf dem<br />

Varaždiner Gymnasium als Schüler war, lernte<br />

er <strong>Gitarre</strong> bei Padovec. Später kaufte er<br />

Padovec’s zehnsaitige <strong>Gitarre</strong> und dreißig<br />

seiner Kompositionen. Er bewahrte das gedruckte<br />

Programm von Padovec’s letztem<br />

Konzert auf und schrieb mehrere Werke für<br />

die <strong>Gitarre</strong> ab, unter anderen auch das Koncertni<br />

komad za kitaru (Konzertstück für die<br />

<strong>Gitarre</strong>) in A-Dur, mit welchem Padovec<br />

beim Wettbewerb in Brüssel 1856 auftrat.<br />

Besondere Verdienste erlangte er bei der Bewahrung<br />

des Nachlasses von Padovec.<br />

Vojska war befreundet mit Pintarić, über<br />

dessen <strong>Gitarre</strong>nkunst er Kuhač gegenüber<br />

berichtete. Er hatte eine reiche Musikbibliothek,<br />

zu damaliger Zeit im Wert von mehr<br />

als tausend Forint. Seine Abschriften von<br />

Padovec’s Kompositionen befinden sich<br />

heute im HGZ und die <strong>Gitarre</strong> im Museum<br />

für Kunst und Handwerk.<br />

36 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Franjo Kostanjevac (1839–1910)<br />

Regens chori der Zagreber Metropolitankirche<br />

und Komponist, bei Padovec lernte er<br />

die musikalischen Grundlagen, den Gesang<br />

und das <strong>Gitarre</strong>spiel. Als allseitiger Kirchenmusiker<br />

war er begeistert mit der Cäcilianischen<br />

Bewegung und förderte den Choralgesang.<br />

Außerdem spielte er auch noch Klavier<br />

und Orgel, sang (Tenor) und war Pädagoge.<br />

Antun Stöhr (1847–1923)<br />

Musikpädagoge und Komponist, lernte <strong>Gitarre</strong>,<br />

Violine und Klavier bei Padovec und studierte<br />

später Musik bei J. Nonner. In Prag<br />

und Graz studierte er später Violine und Klavier,<br />

mit denen er oft auftrat. Von 1867<br />

wirkte er als Musikprofessor in Varaždin, wo<br />

er seit 1881 die eigene konzessionierte Musikschule<br />

leitete. Mit seinem Album hrvatskih<br />

pjesama (Album kroatischer Lieder) für<br />

Singstimme und Klavier, in welches er auch<br />

einige Lieder von Padovec einreihte, erlangte<br />

er große Popularität. In Pučki prijatelj<br />

(Volksfreund) berichtete er über Padovec’s<br />

Konzertauftritte und die Veröffentlichung<br />

von Kompositionen. Bei dem letzten Konzert<br />

von Padovec am 2. April 1873 in Varaždin<br />

spielte er bei zwei Konzertpunkten Cello und<br />

Klavier.<br />

Vatroslav Kolander (1848–1912)<br />

Musikpädagoge, von 1875 bis zu seinem Tod<br />

virtuoser Organist der Kathedrale in Zagreb.<br />

Als Gymnasiast lernte er <strong>Gitarre</strong>, Klavier und<br />

Musiktheorie bei Padovec und spielte auch<br />

die Tamburitza. Er galt als gewandter Gitarrist.<br />

Studierte in Prag und Wien, gab Klavierunterricht<br />

an der Schule des HGZ und von<br />

1871 leitete er seine eigene Schule und war<br />

einer der Urheber der Cäcilianischen Bewegung<br />

in Kroatien.<br />

Aleksije Kokotec<br />

Varaždiner Stadtbeamter änderte später seinen<br />

Familiennamen in Sabolić, ausgezeichneter<br />

Gitarrist, hauptsächlich Autodidakt. Er<br />

lernte <strong>Gitarre</strong> nach der Schule von Padovec,<br />

die er ins Deutsche übersetzen wollte, um<br />

die <strong>Gitarre</strong> ihren Liebhabern zugänglicher zu<br />

machen. Er besaß auch eine sechssaitige <strong>Gitarre</strong><br />

von Padovec, das Werk des Wiener <strong>Gitarre</strong>nbauer<br />

B. Enzensperger, die er zusammen<br />

mit der Schule von Padovec dem<br />

Varaždiner Museum (GMV) schenkte und die<br />

sich heute noch dort befindet. Im Jahre<br />

1896 stellte er die genannte Schule in Budapest<br />

anlässlich der Tausendjahrfeier des Königtums<br />

Ungarn bei der dortigen Landesausausstellung<br />

aus. Es ist eine Komposition<br />

(Bearbeitung) für Violine mit <strong>Gitarre</strong>nbegleitung<br />

von Ihm bekannt – gewidmet J. Puchly<br />

(Majalis, Akordi valčika).<br />

Janko Puchly,<br />

Landvermesser, Chorleiter des RHPD Vijenac,<br />

Schüler von Padovec, spielte ausgezeichnet<br />

<strong>Gitarre</strong> und trat bei Padovec’s letztem Konzert<br />

1873 in Varaždin allerdings als Sänger<br />

auf. Bei dem Konzert Veče ilirskih skladatelja<br />

(Abend der illyrischen Komponisten) am 14.<br />

November 1925 in Varaždin anlässlich der<br />

Tausendjahrfeier des kroatischen Königreiches<br />

spielte er auf der <strong>Gitarre</strong> zur Begleitung<br />

des Streicherensembles das Andante (zweiter<br />

Satz) aus Padovec’s Drugi concertino<br />

(Zweites concertino) für <strong>Gitarre</strong>. Dem A. Kokotec-Sabolić<br />

widmete Puchly eine udesba za<br />

svirku na guslama zu pratnju quittare (Bearbeitung<br />

für das Spiel auf der Violine zur Begleitung<br />

der <strong>Gitarre</strong>).<br />

Ladislav Kerec,<br />

Gitarrist, war Schüler von Padovec. Nach<br />

dem Zeugnis seiner Tochter Justina Kerec,<br />

der ehemaligen Schülerin von Prof. Dr. M.<br />

Stahuljak, lieh Kerec dem A. Kokotec-Sabolić<br />

die Schule von Padovec aus, welche letzterer<br />

dem Museum GMV schenkte.<br />

Zagreb und übrige bedeutendere<br />

Gitarristen und Komponisten für die<br />

<strong>Gitarre</strong><br />

Viele herausragende Gitarristen lebten und<br />

wirkten in Zagreb, dem politischen, kulturellen<br />

und vor allem Musikzentrum, versammelt<br />

um den Musikverein (HGZ) und um die<br />

bekannten Mitglieder der kroatischen Wiedergeburt,<br />

einige von ihnen waren verstreut<br />

aber auf ihre Art doch untereinander verbunden.<br />

Franjo Ksaver Čačković-Vrhovinski<br />

(1789–1865)<br />

Richter der Gespannschaft (etwa wie in<br />

Deutschland Bezirksrichter), Mitbegründer<br />

vom HGZ und ihr Vorstandsmitglied, nahm<br />

gerne die Ideen der Illyrer an. Spielte viele<br />

Musikinstrumente, um als Flötist und gewandter<br />

Gitarrist kurze Lieder für die <strong>Gitarre</strong><br />

zu komponieren und danach größere Stücke<br />

für Blockflöte mit <strong>Gitarre</strong>nbegleitung und<br />

anderen Instrumenten, sogar mit Orchester<br />

zu komponieren. Als ausgezeichneter Flötist<br />

konzertierte er in Deutschland vor dem<br />

bayerischen König Maximilian und in Österreich.<br />

Er nahm Anteil am Zagreber Musikleben<br />

– zuerst mit Auftritten mit dem Zagreber<br />

Sextett von Padovec bei Veranstaltungen<br />

des Musikvereins. Bei einer solchen Akademien<br />

des Vereins zu Ehren der Hl. Cäcilia,<br />

der Musikpatronin, am 22. November 1830<br />

trat er als Solist mit Blockflöte auf und Padovec<br />

mit der <strong>Gitarre</strong>.


Pavao Stoos (1806–1862)<br />

war Sekretär des Zagreber Bischofs und später<br />

Pfarrer in Pokupsko, kroatischer „Wiedergeburtler“<br />

(Erneuerer) und Dichter, der einige<br />

seiner Gedichte selbst vertonte, da er gewandt<br />

war im Notenschreiben und im <strong>Gitarre</strong>nspiel.<br />

Er spielte auch Harmonium und<br />

Orgel. Im Jahre 1858 druckte er in Zagreb<br />

Kitica cerkvenih pjesmah s napjevi (Sträußchen<br />

von Kirchenlieder mit Melodien) (dreizehn<br />

eigene Melodien mit Orgelbegleitung).<br />

Einige patriotische Gedichte von Stoos vertonten<br />

V. Lisinski, F. Livadić, M. Hajko (Ljubav<br />

ilirskog junaka prema svojoj majci – Die<br />

Liebe eines illyrischen Helden seiner Mutter<br />

gegenüber) und andere.<br />

Antun von (pl.) Kirschhofer (1807–<br />

1849)<br />

Komponist, virtuoser Violinist, Pädagoge<br />

und Dirigent hinterließ in seinem Opus auch<br />

Werke für die <strong>Gitarre</strong>. Im HGZ befindet sich<br />

die Abschrift einer solchen Komposition von<br />

ihm: Der Todtengräber für eine Singstimme<br />

mit Pianoforte oder Guitarre allein mit der<br />

Unterschrift von Pauline Miscich. F. Pokorni,<br />

einer seiner Schüler trat mit der Violine auf<br />

beim Padovec’s koncert spirituel in Zagreb,<br />

am 11. April 1841 in der Schießstätte mit<br />

dem Streichquartett von Haydn Op. 75. Am<br />

30. April 1845 beim Konzert, welches Padovec<br />

mit dem Cellisten Köck veranstaltete,<br />

war der erste Aufführungspunkt Kirschhofers<br />

Komposition Ouverture brillante, die der<br />

Komponist selbst dirigierte.<br />

Stanko Vraz (1810–1851)<br />

der Herkunft nach Slowene, Dichter, Melograph<br />

(Melodist, Melodienschreiber?) und<br />

Musikkritiker wurde Anhänger der kroatischen<br />

Wiedergeburt (Erneuerungsbewegung).<br />

Während seiner Schulung in Maribor<br />

und Graz lernte er Musik. Er spielt gut <strong>Gitarre</strong><br />

(gewandter Gitarrist), Blockflöte und sang<br />

vom Blatt, was ihm zu Gute kam beim Sammeln<br />

und Aufschreiben von Volksweisen. In<br />

seinem Brief vom 2. April 1845 an den<br />

tschechischen Ethnologen K. J. Erben lobt<br />

Vraz Livadić’s Kompositionen und schreibt:<br />

Herr Livadić tauchte schon im Jahre 1835 als<br />

kluger Tonsetzer einiger Lieder von Vukadinović<br />

wie z.B. Okićke vrane, Razstanak, Stanak,<br />

Crnooki usw., welche unsere Patriotinen lieb<br />

gewannen und sie (die Lieder) zur <strong>Gitarre</strong>oder<br />

–Klavierbegleitung singen.<br />

Dies war noch eine Bestätigung der Beliebtheit<br />

der <strong>Gitarre</strong> bei den Kroaten zu jener<br />

Zeit, aber auch des amateurhaften Umgang<br />

mit ihr. Sein Lied Molba (Die Bitte) vertonte<br />

Padovec dreistimmig.<br />

Vatroslav Lisinski (1819–1854)<br />

führender Komponist der kroatischen Wiedergeburt,<br />

Schöpfer der ersten kroatischen<br />

Oper, schrieb allem Anschein nach das Trio<br />

Andante pour/la Guitarre,<br />

Flute,/et/Viola/par/I. Fuks, das unvollständig<br />

im HGZ aufbewahrt wird. Lisinski vertonte<br />

auch einige Verse, bzw. bearbeitete die Melodien<br />

einiger schon genannter illyrischer<br />

Das Slowenische Nationallied aus der <strong>Gitarre</strong>schule von Kuhač im Autograph<br />

Dichter und Komponisten (P. Stoos, V. Vernak,<br />

F. Rusan u. a.).<br />

Franjo Gašparić (1822–1893)<br />

Zagreber Bischof und langjähriges Vorstandsmitglied<br />

des HGZ (einige Zeit auch<br />

Vorsitzender) und Vorsitzender der Gesellschaft<br />

Skladnoglasje beim Zagreber Priesterseminar,<br />

lernte Violine und Gesang in der<br />

Musikschule des HGZ. Er spielte <strong>Gitarre</strong>, für<br />

die er einige Kompositionen schrieb und<br />

vertonte einige Gedichte. So vertonte er<br />

1845 als gewandter Gitarrist das Gedicht<br />

Prognanik (der Verbannte) von Trnski, mit<br />

welchem er S. Vraz zufolge im genannten<br />

Brief an K. J. Erben beim zweiten Konzert im<br />

Zagreber Theater auftrat. Gašparić schenkte<br />

dem HGZ viele frühe Notenausgaben für <strong>Gitarre</strong><br />

aus der ersten Hälfte des neunzehnten<br />

Jahrhundert und seine späteren eigenen Abschriften<br />

unter welchen auch Werke von Padovec.<br />

Im HGZ befindet sich Gašparić’s<br />

Notni svezak (Notenband), der neben dem<br />

schon erwähnten Lied Prognanik aus der<br />

Sammlung von Vatroslav Vernak in der Bearbeitung<br />

für eine Singstimme, Blockflöte und<br />

<strong>Gitarre</strong> noch einige illyrischen Erneuerungslieder<br />

enthält (wie z.B. von F. Rusan Poputnica<br />

hrvatskog junaka) eingerichtet für die<br />

Hausmusik.<br />

Vatroslav Vernak (1824-1863),<br />

Pfarrer in Visoko, Dichter, spielte einige Instrumente,<br />

schrieb und vertonte mehrere<br />

Gedichte und Lieder, einige mit <strong>Gitarre</strong>be-<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 37


gleitung. Bekannt sind zwei solcher Lieder,<br />

eines mit dem Titel Oj hrvatske dične goričice<br />

mit dem Kehrreim Aj zašto li, aj ne bi mi<br />

rujno vince pili in D-Dur, für eine Singstimme<br />

und <strong>Gitarre</strong> (heute unauffindbar) und<br />

das zweite Lied Prsi svoje ću razdrieti befindet<br />

sich im Archiv der Kroatischen Akademie<br />

der Wissenschaften und Kunst (HAZU),<br />

jedoch unter dem Titel Pitanje na ...(?) in A-<br />

Dur für eine Singstimme und <strong>Gitarre</strong> von<br />

Vatroslav Vernak, dem 2. Februar 1846, Autograph<br />

mit der Unterschrift von M. Kučenjak.<br />

Kroatisch und Deutsch ... die Anküdigung einer musikalisch-declamatorischen Akademie „im hiesigen Theater“: Anfang um<br />

halb 8 Uhr Abends -- am 6. Mai 1838<br />

38 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Vjekoslav Alojzij Fleischer-Mesarić<br />

(1802–1878)<br />

Organist und Chorleiter, schrieb Kritiken,<br />

spielte <strong>Gitarre</strong> und wirkte in Bjelovar als Musiklehrer.<br />

Er arbeitete zusammen mit F.<br />

Rusan, dem er die Melodien notierte und die<br />

<strong>Gitarre</strong>begleitung dazugab. So notierte er<br />

nach dem Gesang von Rusan die Melodie<br />

Izraz ljubavi (Ausdruck der Liebe), der er die<br />

<strong>Gitarre</strong>begleitung dazuschrieb. Der volle<br />

Titel des Liedes lautet: Pjesma. Izraz ljubavi.<br />

Od c.kr. podporučnika gosp. Ferdinanda Rusana<br />

nuz Quittaru složene po Vjekoslava Mesa-<br />

rića na poklon visokoblagorodnoj gospoji<br />

Haim plemenita od Ehrenfelda iliti Slavopolje<br />

(Lied, Ausdruck der Liebe von dem k. u. k.<br />

Leutnant Herrn Ferdinand Rusan zur Guitarre<br />

eingerichtet von Vjekoslav Mesarić als Geschenk<br />

der hochwohlgeborenen Dame Haim<br />

von Ehrenfeld) (heute unauffindbar).<br />

Vjekoslav Karas (1821–1858)<br />

Maler und Komponist aus Karlovac, während<br />

seines Aufenthaltes in Florenz und Rom von<br />

1839-1848, studierte er neben der Malerei<br />

als Autodidakt die Musiktheorie, Gesang,


Blockflöte und <strong>Gitarre</strong>. Von ihm stammt das<br />

(in Kroatien) berühmte Bild Römerin mit<br />

<strong>Laute</strong> (eigentlich mit Mandoline). Er komponierte<br />

Instrumental-und-Vokalwerke im<br />

Geiste der Wiedergeburt, von denen Männerchöre<br />

und Lieder erhalten sind. In der<br />

HAZU befindet sich ein handgeschriebenes<br />

Verzeichnis von 28 Kompositionen von<br />

Karas, deren Reihenfolge, Titel und die Kompositionen<br />

selber sich von dem Verzeichnis,<br />

veröffentlicht in Ilirski glazbenici (Die illyrischen<br />

Musiker) unterscheiden. Interessant<br />

ist hier die Komposition, angeführt unter<br />

der Ordnungszahl (Nr.) 10: Ariadna. Nevoljnim<br />

putnicima. za četiri muška glasa uz<br />

bariton solo s kitarskom pratnjom (Ariadna.<br />

Den kläglichen Reisenden. Für vier Männerstimmen<br />

mit Bariton solo und <strong>Gitarre</strong>begleitung),<br />

die im Abdruck unter der Ordnungszahl<br />

(Nr.) 4 als Ariadna: Il na istok sunce<br />

sine; u Ef-duru (Ariadna: oder zum Osten hin<br />

scheint die Sonne; in F-Dur) (heute unauffindbar)<br />

angeführt ist.<br />

Josip Runjanin (1821–1878)<br />

Offizier-Oberstleutnant, als er Kadett in<br />

Glina war, lernte er bei Josip Wendl, dem Kapellmeister<br />

der Militärmusik nach Noten zu<br />

singen und <strong>Gitarre</strong> zu spielen, es wird auch<br />

noch angeführt, dass er Zither, Blockflöte<br />

und sogar Klavier spielte. In die kroatische<br />

Musikgeschichte und Kultur ging er ein dank<br />

zwei seiner Lieder, die er als gewandter Gitarrist<br />

vertonte: das erste, das er 1844 zur<br />

<strong>Gitarre</strong> vertonte (die er gut kannte) auf das<br />

Gedicht Ljubimo te naša diko von Trnski und<br />

das zweite von 1846, komponiert in Glina<br />

auf das Gedicht Liepa naša domovino (Uns’re<br />

schöne Heimat) von Mihanović, das später<br />

die kroatische Nationalhymne wurde.<br />

Notenbild: J. Zabolio: Varijacije za gitaru<br />

(Variationen für <strong>Gitarre</strong>), Thema und die<br />

zweite Variation<br />

Die <strong>Gitarre</strong> in Dubrovnik<br />

Die Streichinstrumente mit einigen Blasinstrumenten<br />

machen die Basis des Instrumentariums<br />

in Dubrovnik nach der Epoche<br />

des Erdbebens aus, während von den Zupfinstrumenten<br />

die Harfe und die <strong>Gitarre</strong>, die<br />

neben der <strong>Laute</strong> (leut) eine lange Tradition<br />

in der Musikgeschichte der Republik von Dubrovnik<br />

hatten.<br />

Antonio Bertolini (um 1750–1810)<br />

Violinist, Komponist und Instrumentenmacher<br />

war Förderer der alten Dubrovniker Musikkultur.<br />

Er spielte Violine in der Hofkapelle<br />

des Fürsten von Dubrovnik. Er ist auch Erbauer<br />

der Harfe aus dem Jahr 1790, die<br />

heute in der Sammlung alter Musikinstrumente<br />

im Fürstenhof in Dubrovnik, neben<br />

der <strong>Gitarre</strong>, die 1828 A. Bina baute, aufbe-<br />

wahrt wird. Im Franziskanerkloster zu Dubrovnik<br />

(SMB) befinden sich zwei seiner<br />

Quartette für <strong>Gitarre</strong> und andere Instrumente.<br />

Das erste trägt den Titel Quartetto/Per<br />

Chitarra, Violino, Viola, e Basso/Del Signor/A.<br />

Bertolini und das zweite Quartetto Per due<br />

Violini, Chitarra, e Violoncello Del Signor Bertolini,<br />

beide ohne Datierung. Es ist also die<br />

Rede von einem Komponisten ernster Musik<br />

für ein etwas ungewöhnliches Kammerensemble.<br />

Mit Rücksicht auf die auch sonst<br />

seltene Vertretung der <strong>Gitarre</strong> in solchen<br />

Kompositionen wäre es sehr wohl wert, ja<br />

nützlich eine zeitgenössische Aufführung<br />

dieser Quartette zu arrangieren.<br />

Josip (Giuseppe) Zabolio (um 1795–<br />

1850)<br />

wurde in Dubrovnik geschult und später<br />

wirkte er als maestro di capella der Kathedrale<br />

und Dirigent in der Franziskanerkirche.<br />

Einer der fruchtbarsten Dubrovniker Komponisten,<br />

dessen Opus Lieder bis Symphoniesätze<br />

beinhaltet. Im SMB sind zwei seiner<br />

<strong>Gitarre</strong>nkompositionen aus 1823 erhalten.<br />

Die erste für <strong>Gitarre</strong> solo trägt den vollen<br />

Titel Variazioni/Per Chitarra Francese/Di Giuseppe<br />

Zabolio/Chitarra Sola und die zweite ist<br />

ein Kammerensemble mit dem Titel Variazioni/Per<br />

due Flauti Traversi/Chitarra, e Fagotto<br />

Obbligato/Di Giuseppe Zabolio. Er schrieb<br />

auch ein Unterrichtswerk mit dem Titel<br />

Primi Principi per Chitarra.<br />

Franjo Ksaver Kuhač<br />

Franjo Ksaver Kuhač (1834-1911), Ethnomusikwissenschaftler,<br />

Melograph (Melodienschreiber),<br />

Folklorist, Ethnograph, Theoretiker,<br />

Kritiker, Komponist, Historiker und Gitarrist<br />

hinterließ ein riesiges verschiedenartiges<br />

Opus. Kuhač war auch auf dem Gebiet<br />

der Gitarristik tätig und zwar als Ausführender,<br />

Komponist, Pädagoge und Autor eine<br />

<strong>Gitarre</strong>nschule. Daneben schrieb er ab oder<br />

sammelte und rettete auf diese Weise vor<br />

dem Vergessen zahlreiche <strong>Gitarre</strong>nliteratur<br />

der illyrischen Musiker, wie auch viele andere<br />

wertvolle Beiträge und Daten, die bedeutend<br />

für die kroatische <strong>Gitarre</strong>ntradition<br />

sind. M. Stahuljak, der ihn persönlich kannte<br />

führt an, dass Kuhač ein ausgezeichneter Gitarrist<br />

war und diese Kunst half ihm bei<br />

dem Sammeln von Volksliedern in Gegenden<br />

die er mit der <strong>Gitarre</strong> auf dem Rücken durchreiste.<br />

Es ist auch die Angabe interessant,<br />

dass er die <strong>Gitarre</strong>, das liebste Instrument<br />

damaliger sentimentaler Jugend anfing, in<br />

Osijek 1842 bei dem Tschechen I. Klimeš zu<br />

lernen an, so dass er im Spielen bald seinen<br />

Lehrer übertraf. Er spielte auch Klavier und<br />

Violine. Schon mit vierzehn Jahren war er<br />

bekannt als vortrefflicher Musiker und<br />

stimmte dem Angebot von P. Kolarić, dem<br />

Begründer der kroatischen Tamburitzamusik<br />

zu, bekannte illyrische und andere Lieder<br />

(wie z. B. Miruj, miruj srce moje) in Notenschrift<br />

aufzuschreiben, die er mit Hilfe vom<br />

Klimeš veröffentlichte. Im Jahre 1853<br />

schrieb er in Budapest die Practische Guitarre<br />

Schule und 1857 die Vierzehn Guitar Piecen,<br />

die zum großen Teil Abschriften aus seiner<br />

Schule und späteren Kompositionen mit<br />

dem Titel Skladbe raznih autora prireñene za<br />

gitaru (Kompositionen verschiedener Autoren<br />

eingerichtet für die <strong>Gitarre</strong>) sind und<br />

aufbewahrt sind sie in der Nationaluniversitätsbibliothek<br />

(NSK). Er war eng befreundet<br />

mit Vojska, Pintarić und Padovec, den er<br />

1863 und 1869 in Varaždin besuchte und<br />

auf dessen Bitte hin sie damals Duette für<br />

<strong>Gitarre</strong> spielten. Dies war schon zur Zeit des<br />

Niedergangs der <strong>Gitarre</strong>, so dass Kuhač eigentlich<br />

einer der seltenen aktiven Gitarristen<br />

in Kroatien am Ende des neunzehnten<br />

Jahrhunderts war. Seine <strong>Gitarre</strong>nkomposition<br />

Dudaš wurde von H. Borenić in Osijek revidiert<br />

und herausgegeben.<br />

Schluß<br />

Die <strong>Gitarre</strong> in Kroatien folgte der europäischen<br />

Bewegung. Nach der anfänglichen<br />

Blüte und Aufbruch Mitte des neunzehnten<br />

Jahrhunderts kommt es zum Abfall. Die Ursachen<br />

sind das stürmische Jahr 1848 und<br />

das Einführen des sogenannten Absolutismus<br />

zum einen und die Vorherrschaft des<br />

Klaviers und der Durchbruch der Oper und<br />

des großen Orchesters in die Konzertsäle<br />

zum anderen. Die <strong>Gitarre</strong> mit ihren Mängeln<br />

(leiser Klang, kurzlebiger Ton) und den Vorurteilen<br />

(Saloninstrument) wird rasch verdrängt.<br />

Es kommt zum Verfall ihrer Popularität,<br />

was auch Padovec, als die zentrale Person<br />

der damaligen kroatischen Gitarristik<br />

selber erlebte. Es ist schwierig und undankbar<br />

auf Grund einiger erhaltenen Niederschriften<br />

und Daten, handgeschriebener<br />

Kompositionen (Bearbeitungen oder Abschriften<br />

miteinbezogen) und Schulen die<br />

Spielqualitäten, kompositorischen Reichweiten<br />

und pädagogische Ergebnisse einzelner<br />

Gitarristen und Komponisten zu bewerten<br />

und zu vergleichen. Dies um so mehr, da ein<br />

Teil des Materials unzugänglich oder unauffindbar<br />

ist (war). Es kann jedoch gesagt werden,<br />

dass einige der Genannten (Vojska,<br />

Gaszner, Kuhač, Puchly) angeführt von Pintarić<br />

in der <strong>Gitarre</strong>nkunst sich Padovec annäherten<br />

den geschriebenen Zeugnissen und<br />

dem bescheidenem Nachlass, Konzertprogrammen<br />

oder Widmungen nach zu urteilen.<br />

Die Werke von Pintarić, wie auch einige von<br />

Kuhačs Kompositionen und Bearbeitungen<br />

stehen nicht zurück hinter gleichartigen Werken<br />

von Padovec und warten auf ihre ersten<br />

zeitgenössischen Aufführungen. Im gleichen<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 39


Sinne sind auch die Kammermusikwerke der<br />

Dubrovniker Komponisten interessant, in<br />

welchen die <strong>Gitarre</strong> solistisch und gleichberechtigt<br />

mit den Streichern behandelt wird.<br />

Mit ihrem Wirken haben die kroatischen<br />

Gitarristen und andere Musiker, die sich mit<br />

der <strong>Gitarre</strong> während dem neunzehnten Jahrhundert<br />

beschäftigten einen dauerhaften<br />

Beitrag der kroatischen Musik-und-Kulturgeschichte<br />

geleistet, um so die starke kroatische<br />

<strong>Gitarre</strong>ntradition zu erhalten, die bis<br />

heute erhalten blieb.<br />

Literaturauswahl:<br />

Andreis, J.: Povijest hrvatske glazbe (Geschichte<br />

der kroatischen Musik), Liber i Mladost, Zagreb,<br />

1974.<br />

Baant, J.: Hrvatska gitaristika u XIX. stoljeću (Die<br />

kroatische Gitarristik im 19. Jahrhundert), Referat<br />

abgehalten anlässlich des zweiten Jahrestreffen<br />

der Kroatischen musikwissenschaftlichen Gesellschaft<br />

in Zagreb vom 15.-16. Juni 2001.<br />

Demoviæ, M.: Glazba i glazbenici u Dubrovačkoj<br />

republici od polovine XVII. do prvog desetljeća XIX.<br />

stoljeća (Musik und Musiker in der Republik von<br />

Dubrovnik von der Hälfte des 17. bis zum ersten<br />

Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts), JAZU, Zagreb,<br />

1989.<br />

Filiæ, K.: Glazbeni život Varaždina (Das Musikleben<br />

von Varaždin), Muzička škola Varaždin (die Musikschule<br />

von Varaždin), Varaždin, 1972.<br />

Himelrajh, V.: Povijest gitare i slavni gitaristi (Die<br />

Geschichte der <strong>Gitarre</strong> und berühmte Gitarristen),<br />

Eigenverlag, Osijek, 1973.<br />

Kuhaè, F.: Glasbeno nastojanje Gajevih Ilira (Das<br />

musikalische Streben von Gaj’s Illyrer), Buchhandlung<br />

Mučnjak-Senftleben, Zagreb, 1885.<br />

Kuhaè, F.: Ilirski glazbenici (Die illyrischen Musiker),<br />

Matica hrvatska, Zagreb, 1893.<br />

Orlić, M.: Virtuozni gitarist (Der virtuose Gitarrist),<br />

Oko, Jahrgang 2, 1974. Nr. 46, S. 16.<br />

Stahuljak, M.: Iz kitaraškog svijeta (Aus der Welt<br />

der <strong>Gitarre</strong>), Sv. Cecilija, Jahrgang 22, 1928, Band<br />

I, S. 12; Band II, S. 71.<br />

Širola, B.: Pregled povijesti hrvatske muzike<br />

(Übersicht der Geschichte der kroatischen Musik),<br />

Rirop, Zagreb, 1922.<br />

Fußnote:<br />

1 Über sein Leben und Wirken siehe die Artikel<br />

von Mirko Orlic und Darko Petrinjak gewidmet<br />

Padovec zum zweihundertjährigen Jubiläum<br />

seiner Geburt, veröffentlicht in der Zeitschrift<br />

Gitara, Nr. 2, S. 2-22.<br />

Übersetzung: Fra Antun Mrzlečki OFM Cap.<br />

40 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Detlef Altenburg (Hrsg.), ARS MUSICA – MUSICA SCIENTIA,<br />

Festschrift Heinrich Hüschen zum fünfundsechzigsten Geburtstag<br />

am 2. März 1980, Köln 1980<br />

(474 S., zahlreiche Notenbeispiele und Abbildungen, Ganzleinen,<br />

Fadenheftung) G&L 125, ISBN 3-88583-002-7, € 75,–<br />

Detlef Altenburg, Vom poetisch Schönen. Franz Liszts Auseinandersetzung mit der Musikästhetik<br />

Eduard Hanslicks; Konrad Ameln, „Herzlich tut mich erfeuen“ … Wandlungen einer<br />

Melodie; Denis Arnold, Pasquale Anfossi’s Motets for the Ospedaletto in Venice; Maria Augusta<br />

Barbosa, Einführung in die Musikgeschichte Portugals bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts;<br />

Heinz Becker, Massenets „Werther“: Oper oder vertonter Roman?; Oswald Bill, J. S. Bachs<br />

Messe in A-Dur: Beobachtungen am Autograph; Wolfgang Boetticher, Zum Problem der ältesten<br />

handschriftlich überlieferten <strong>Laute</strong>ntabulaturen; Dimiter Christoff, Kompositionstechnische<br />

Analyse des bulgarischen Liedes „Swirtschiza Swiri“ auf der Grundlage einer verallgemeinernden<br />

Theorie der Melodik; Georg von Dadelsen, De confusione articulandi; Carl<br />

Dahlhaus, Über das System der muskitheoretischen Disziplinen im klassisch-romantischen<br />

Zeitalter; Joachim Dorfmüller, Orgelsonate zwischen Historismus und Avantgarde: Anmerkungen<br />

zu Kompositionen aus der Zeit zwischen 1960 und 1979; Ursula Eckert-Bäcker, Die<br />

Pariser Schola Cantorum in den Jahren um 1900: Eine Skizze unter besonderer Berücksichtigung<br />

historischer und pädagogischer Aspekte; Georg Feder, Über Haydns Skizzen zu nicht identifizierten<br />

Werken; Hellmut Federhofer, Stylus Antiquus und modernus im Verhältnis zum<br />

strengen und freien Satz; Renate Federhofer-Königs, „Der Merker“ (1909–1922) – ein Spiegel<br />

österreichischen Musiklebens; Karl Gustav Fellerer, Agostino Agazzaris „Musica ecclesiastica“<br />

1638; Kurt von Fischer, Die Musik des italienischen Trecento als Gegenstand historischer<br />

Überlieferung und musikwissenschaftlicher Forschung; Constantin Floros, Richard Strauss und<br />

die Programmusik; Arno Forchert, Zur Satztechnik von Beethovens Streichquartetten; Jobst<br />

Peter Fricke, Hindemiths theoretische Grundlegung der Kompositionstechnik in seiner „Unterweisung<br />

im Tonsatz“; Walter Gerstenberg, Das Allegretto in Beethovens VII. Symphonie;<br />

Walter Gieseler, Quid est Musica? – Quid sit Musica?: Anmerkungen zu Heinrich Hüschen,<br />

Artikel Musik. Begriffs- und geistesgeschichtlich, in: MGG IV, Sp. 970-1000; Theodor Göllner,<br />

Beethovens Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“ und Händels Trauermarsch aus „Saul“; Kurt<br />

Gudewill, Vom Lobe Gottes oder der Musica: Zu Lorentz Schröders Kopenhagener Traktat von<br />

1639; Robert Günther, Abbild oder Zeichen: Bemerkungen zur Darstellung von Musikinstrumenten<br />

an indischen Skulpturen im Rautenstrauch-Joest Museum zu Köln; Dieter Gutknecht,<br />

Schleifer oder Vorschläge in der Arie „Erbarme dich“ aus der Matthäus-Passion von J. S. Bach;<br />

Willibrord Heckenbach, Responsoriale Communio-Antiphonen; Gerhard Heldt, … aus der<br />

Tradition gestaltet: Der „Rosenkavalier und seine Quellen; Siegmund Helms, Musikpädagogik<br />

und Musikgeschichte; Lothar Hoffmann-Erbrecht, Der <strong>Laute</strong>nist Silvius Leopold Weiss und<br />

Johann Sebastian Bach; Heinrich Husmann, Ein Missale von Assisi, Baltimore, Walters Gallery<br />

W.75; Hans-Josef Irmen, Engelbert Humperdinck und sein transzendental-ästhetisches System<br />

der Plastik; Roland Jackson, Mercadente’s Résumé of Opera Reform; Dietrich Kämper, La<br />

stangetta – eine Instrumentalkomposition Gaspars van Weerbeke?; Hans Klotz, Über den originalen<br />

Aufbau eines Scharf von 1637; Ernst Klusen, Singen als soziales Handeln: Einzelfallstudie:<br />

„Das Singen liegt mir im Sinn“; Siegfried Kross, von „roten“ und anderen Brahms-Festen;<br />

Josef Kuckertz, Der südindische Raga Kharmas; Harald Kümmerling, Ut a corporeis ad incorporea<br />

transeamus; Helmut Moog, Zum Stande der Erforschung des Musikerlebens zwischen<br />

dem sechsten und zehnten Lebensjahr; Klaus Wolfgang Niemöller, Zur Qualifizierung und<br />

Differenzierung der Intervalle in der deutschen Musiktheorie des 16. Jahrhunderts; Frits Noske,<br />

Verdi’s ’Macbeth’: Romanticism or Realism?; Walter Piel, Der Bau von Musikinstrumenten mit<br />

Schulkindern: Bemerkungen zur Quellenlage in Deutschland; Nancy B. Reich, Louise Reichardt;<br />

Rudolf Reuter, Zur Baugeschichte der Orgeln des Escorial; Martin Ruhnke, Musikalischrhetorische<br />

Figuren und ihre musikalische Qualität; Hans Schmidt, Gregorianik – Legende oder<br />

Wahrheit?; Udo Sirker, Joseph Sauveurs musikakustische Untersuchungen: Ein Beitrag zu experimentellen<br />

Forschungen um 1700; Joseph Smits van Waesberghe, „Wer so himmlisch mehrstimmig<br />

singen will …“; Martin Staehelin, Bemerkungen zum geistigen Umkreis und zu den<br />

Quellen des Sebastian Virdung; Günter Thomas, Haydn-Anekdoten; Hubert Unverricht, Die<br />

Dasia-Notation und ihre Interpretation; Horst Walter, Haydns Schüler am Esterházyschen Hof;<br />

Grete Wehmeyer, Die Kunst der Fingerfertigkeit und die kapitalistische Arbeitsideologie<br />

MusiCologne<br />

www.MusiCologne.eu


Leo Witoszynskyj<br />

Über den Umgang mit Konflikten II<br />

Die erste Folge dieses Beitrags ist erschienen in <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong>/1. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Erlaubnis des Musikverlags DOBLINGER, Wien<br />

Eine polyrhythmische Stelle erhält umso größere Klarheit, je bewusster die unterschiedliche Metrik der<br />

einzelnen Stimmen erfasst und wiedergegeben wird. Wenn dann noch dazu die einzelnen Stimmen in unterschiedlichen<br />

Taktarten gehalten sind, wie dies häufig in Couranten der Fall ist – als Beispiele seien genannt:<br />

de Visée d-Moll, Bach BWV 995 1 –, dann wird auch hier der Interpret zum Simultandolmetscher.<br />

Als solcher muss er auf zwei oder gar mehr musikalischen Sprachebenen zugleich denken und dies seine<br />

sprechenden Finger sagen lassen. Es erübrigt sich, daran zu erinnern, dass sie dabei sehr differenziert artikulieren<br />

müssen.<br />

De Visée: Suite, Courante, d-Moll<br />

Joh. S. Bach: Suite, Courante, BWV 995<br />

Die rhythmische Komplexität ist auch ein besonderes Merkmal vieler Kompositionen aus dem lateinamerikanischen<br />

Kulturraum. 6/8- und 3/4-Takte werden miteinander verflochten und erhalten durch Hemiolenbildungen<br />

changierende Schwerpunkte. Für dieses Genre möchte ich als signifikantes Beispiel die Danza<br />

negra aus der Suite venezolana von Antonio Lauro anführen. In diesem tänzerischen Satz sorgt der<br />

Klangfuß des Amphibrachys (T – T) als bestimmendes rhythmisches Element der melodischen Linie für<br />

zusätzlichen Reiz.<br />

Antonio Lauro: Suite venezolana, Danza negra © 1963 by Broekmans & Van Poppel<br />

Nicht ganz einfach zu beantworten ist die Frage, wo geatmet werden soll, wenn der<br />

letzte Ton einer Stimme leicht ist, die andere hingegen an derselben Stelle mit einem Auftakt einsetzt,<br />

wie dies z. B. in der Loure BWV 1006a beim Übergang vom 2. zum 3. Takt der Fall ist. Zur Lösung dieses<br />

polymetrischen Konflikts empfehle ich, erst vor der nächsten Eins zu atmen, zuvor aber den Auftakt in<br />

der Unterstimme mit einem kleinen Akzent zu versehen. Der Atem an dieser Stelle kommt dann sowohl<br />

der folgenden Subdominante wie dem notwendigen Lagenwechsel zugute. Andernfalls erhält die letzte<br />

Note der Oberstimme, ob man will oder nicht, eine unangemessene Bedeutung.<br />

Joh. S. Bach: Loure, BWV 1006a<br />

Solange es sich um Komplementärrhythmen handelt, bei denen zwar die Schwerpunkte verschoben sind,<br />

die Achtel aber einander ergänzen, halten sich die Schwierigkeiten in Grenzen. Ungleich schwieriger ist<br />

dann schon die Ausführung von Drei gegen Vier, eines Konfliktrhythmus. Da bedarf es schon einer starken<br />

Vorstellungskraft für beide Rhythmen, wie dies z. B. bei Restless in Brittens Nocturnal unumgänglich<br />

ist.<br />

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42 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Benjamin Britten: Nocturnal, Restless © 1964 by Faber & Faber, London<br />

Die Vorstellung allein wäre aber hier nicht ausreichend, denn auch die Finger müssen ungewohntes Neuland<br />

betreten. Erfolgreich kann dies nur gelingen, wenn der Fingersatz mit den rhythmischen Anforderungen<br />

Schritt hält, – weil auch der Rhythmus „auf Klang-Füssen einhergehet“!<br />

Nicht zu kurz kommen darf dabei die mentale Seite. Sie bedarf einer speziellen Vorbereitung und Schulung,<br />

damit die beiden Metren als individuelle rhythmische Größen erkennbar werden. Eine präzise Wiedergabe<br />

beider Rhythmen wird dann erreicht, wenn man zunächst die Viertel in Sechzehntel einteilt, also<br />

auf den gleichen Nenner bringt. Für die Melodiestimme ist dann das Resultat ein Habanera-Rhythmus der<br />

ersten zwei Viertel, ergänzt durch den lombardischen Rhythmus des dritten Viertels. Wer mit der ungarischen<br />

Sprache vertraut ist, wird sofort verstehen, wie dieser kombinierte Kollektivrhythmus klingen soll,<br />

und diesen auch ganz natürlich skandieren.<br />

Nun möchte ich einen Konflikt zur Sprache bringen, der als solcher oft gar nicht erkannt<br />

wird, der jedoch die Ausführung aus eben diesem Grund empfindlich stören kann. Dies passiert immer<br />

dann, wenn musikalische Struktur und Fingersatz nicht zusammengehen. Am Beispiel der chromatischen<br />

Tonleiter habe ich das bereits zu erklären versucht. Zur Vertiefung des Problembewusstseins möchte<br />

ich ein anders gelagertes Beispiel anführen. Im 3. Satz der Sonata classica von Uhl bildet in den Takten 37<br />

bis 40 ein verminderter Dreiklang die Basslinie.<br />

Alfred Uhl: Sonata classica, 3. Satz © 1969 by Schott Music International, Mainz<br />

Der musikalische Duktus deutet auf Trochäen hin, das Muster welchen Fingersatzes auch immer macht jedoch<br />

jambische Schritte erforderlich. Nun gibt es drei Möglichkeiten:<br />

1) Diesen Konflikt zu ignorieren und am Problem weiter zu kiefeln – das hieße, Herakles hätte schon vor<br />

dem Scheideweg kehrtgemacht.<br />

2) Die musikalische Struktur umzudeuten und dem jambischen Fingersatz unterzuordnen – dies wäre das<br />

Ei des Kolumbus schlechthin, aber ein bisschen brutal. 2<br />

3) Den Konflikt zu erkennen und den Reiz in dessen Austragung zu finden – also listenreich wie Odysseus<br />

zu sein. Die Synthese zweier konträrer Elemente zeichnet sich dann bei der Wiedergabe dieser Stelle<br />

durch besondere Spannung aus. Die Spannung ist der Preis für dieses Abenteuer. Oder ist sie nicht doch<br />

eher der Lohn, ein kalkuliertes Risiko?<br />

Ein Konflikt kann auch bei bloßer Einstimmigkeit in der Behandlung einer melodischen Linie auftreten.<br />

Mit einem solchen haben wir es zu tun, wenn der Melodie ein immanenter Rhythmus innewohnt<br />

und/oder wenn es zu einer Phrasenverschränkung kommt. Vom Ende des 4. Taktes der Loure ließe sich<br />

beides behaupten. Die letzten beiden Noten, e und gis’, haben auch eine rhythmische Funktion, sie bilden<br />

einen für die Loure so charakteristischen Auftakt. Dies bedeutet jedoch, dass das unbetonte e – Teil<br />

eines Durchgangs – in seiner Eigenschaft als Teil eines Auftaktes eine Betonung erfahren muss. Dabei<br />

kommt es zu einer Diärese, dem Zusammentreffen zweier betonter Noten, zweier Hebungen, wie wir sie<br />

vom Pentameter her kennen. 3 (Notenbeispiel s. S. 174)<br />

Wenn schon eine einzelne Linie so viel an Konfliktstoff in sich birgt, um wie viel mehr erst müssen harmonische<br />

Fortschreitungen für Konflikte sorgen! Die Grundzüge der Harmonielehre muss ich allerdings<br />

als schon bekannt voraussetzen. Auch werde ich nicht über die Spannungsverhältnisse der Harmonien zueinander<br />

im Sinne ihrer Wertigkeit als Funktionsträger sprechen, sondern über ihr Verhältnis zu anderen<br />

musikalischen Parametern.<br />

Allgemein bekannt sollte das Verhältnis der Dominante zur Tonika sein: Die Auflösung erfolgt nach einem<br />

– ohnehin gitarreimmanenten – Decrescendo. Dennoch bin ich immer wieder überrascht, wie oft gegen<br />

diese elementare Regel verstoßen wird! Die Existenz dieser Grundregel beruht doch auf dem Wechselspiel<br />

von Spannung und Entspannung, einem musikalischen Naturgesetz. Eine Umdeutung durch den Interpre-


ten kann nur auf Unkenntnis oder Willkür beruhen. Allerdings – bisweilen möchte ein Komponist Hörgewohnheiten<br />

aufbrechen und schreibt dann ganz bewusst „gegen den Strich gebürstet“. Beethoven war für<br />

diese antithetische Schreibweise bekannt – manche seiner Zeitgenossen hätten lieber gesagt: berüchtigt<br />

– und hatte mit ihr andere Komponisten beeinflusst. Was Beethoven ein vitales Ausdrucksbedürfnis war,<br />

ist allerdings bei anderen nur zu oft zum modischen Gag verkommen.<br />

Giuliani geht mit solchen Überraschungseffekten sparsam um. In der Schlussgruppe der Durchführung des<br />

1. Satzes seiner Sonata op. 15 ist jedoch der Einfluss Beethovens deutlich zu merken: Neben dem E des<br />

zerlegten E-Dur-Akkordes steht ein Sforzato, beim F des alterierten Akkordes hingegen ein Pianissimo.<br />

Dabei ist der Takt zu wiederholen,<br />

gleichsam um jene Absicht zu bekräftigen, die durch die dynamischen Vortragsbezeichnungen bekundet<br />

wird. Diesen Effekt muss der Interpret in seinem Vortrag freilich überzeugend bringen.<br />

Mauro Giuliani: Sonata, op. 15, 1. Satz<br />

Abgesehen von solchen beabsichtigten Abweichungen steht das Dominante-Tonika-Verhältnis nicht selten<br />

in Konflikt mit dem metrischen Ordnungsprinzip von Schwer und Leicht. Innerhalb einer Viertaktgruppe<br />

kommt dem ersten und dem dritten Takt ein größeres Gewicht zu als dem zweiten und vierten. Nun<br />

kommt es jedoch immer wieder vor, dass der Dominante der leichte Takt zugedacht ist, sie aber ihre Auflösung<br />

zur Tonika im schweren Takt findet.<br />

Dieser Konflikt stellt an den Interpreten hohe Anforderungen, denn er muss das eine spüren und das andere<br />

tun: Die Spannung der Dominante spüren, diese aber trotzdem leicht nehmen. Die Behandlung der<br />

Tonika erfolgt dann mit umgekehrten Vorzeichen: Entspannung spüren und die Tonika dennoch schwer<br />

nehmen.<br />

Wiederum muss der Interpret den Simultandolmetscher abgeben, der in der einen Sprache denkt und in<br />

der anderen spricht. Diese Zweisprachigkeit bewährt sich dort, wo solche harmonische Kräfteverhältnisse<br />

herrschen wie in Präludium und Gavotte I BWV 995 sowie in der Gavotte en Rondeaux BWV 1006a. Wer<br />

unter diesem Aspekt an die Lösung eines solchen Konfliktes herangeht, dem kann dieser Hinweis ein Sesam-öffne-dich<br />

zu einem neuen Verständnis dieser und ähnlicher Werke werden.<br />

Joh. S. Bach: Gavotte I, BWV 995<br />

Joh. S. Bach: Gavotte en Rondeaux, BWV 1006<br />

Immer wieder gerät das an Spannungen ohnehin nicht arme harmonische Gefüge auch in Konflikt mit der<br />

melodischen Entwicklung. Am Beispiel der Sarabande möchte ich dies näher erläutern: Auf der Eins steht<br />

ein Vorhaltsakkord, der auf der Zwei seine Auflösung finden soll. Nehmen wir einmal an, das Stück stünde<br />

in D-Dur und der Vorhalt läge in der Melodiestimme, dann sollte eine Auflösung vom g’ zum fis’ hin erfolgen,<br />

denn die beiden Akkorde stehen ja zueinander in einem Spannungsverhältnis. Diesem Erfordernis<br />

widersetzt sich jedoch ein anderes: Es ist die schwere Zwei, jenes unverwechselbare Merkmal einer (französischen)<br />

Sarabande, und wiederum stehen wir vor einer Konfliktsituation!<br />

Die Lösung dieses Konfliktes zähle ich zur Hohen Schule der Interpretationskunst: Mit mechanischen Mitteln<br />

ist diese Aufgabe allerdings ebenso wenig lösbar wie die Quadratur des Kreises, sehr wohl aber ist sie<br />

es mit künstlerischen Mitteln. Dieselbe Stelle, auf zwei Instrumenten problemlos spielbar, kann sich bei<br />

der Ausführung auf einem Instrument als unerwartet schwierig erweisen. Auch wenn man den Klang<br />

zweier Instrumente noch so gut im Ohr hat, will es nicht so recht gelingen, diesen Klang auf e i n e m<br />

Instrument zu reproduzieren. Was tun? War zuvor von einem Mittel der Dynamik die Rede, wie man einen<br />

Konflikt löst, rate ich nun, es mit dem Mittel der Artikulation zu versuchen.<br />

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Wir haben uns doch schon ein Wissen über die komplizierte Beziehung von Längen und Kürzen, Hebungen<br />

und Senkungen zueinander angeeignet. Wenn es sich als schwierig erweist, den Vorhalt in einem<br />

Decrescendo aufzulösen, damit Schwer und Leicht wahrnehmbar werden, und wenn der Puls des Rhythmus<br />

eine Agogik nicht so recht zulassen will, dann machen wir es doch wie die alten Griechen: Längen<br />

und Kürzen aufeinander folgen lassen. Wird nämlich im Fall der Sarabande die erste Note kürzer artikuliert<br />

als es einer Vorhaltsnote zustünde, kommt Spannung auf. Die Entspannung, die Auflösung, folgt auf<br />

den Fuß – genauer gesagt auf einen Klangfuß namens Jambus. Die Auflösung verträgt nun sogar einen<br />

kleinen Akzent, denn sie ist ja Länge und Schwere zugleich. Ein treffenderes Beispiel als die letzten vier<br />

Takte vor dem D-Dur-Teil der Bachschen Chaconne wird sich kaum finden lassen. 4<br />

Joh. S. Bach: Chaconne (Bearb.: L. Witoszynskyj)<br />

Zur Hohen Schule der Interpretationskunst gehört auch der Umgang mit der Polydynamik.<br />

Während spätestens ab Sor der Verlauf der einzelnen Stimmen sehr klar notiert ist und daher schon das<br />

Notenbild dem Interpreten aussagekräftige Informationen über die Wertigkeit von Stimmen liefert, entsteht<br />

sehr oft Unklarheit über die Zuordnung eines Tones zu einer Stimme bei intabulierten Werken. Beim<br />

Transkribieren muss thematisches Material erst richtig gedeutet und von „ortlosen Stimmen“ – den Füllstimmen<br />

– innerhalb einer „<strong>Gitarre</strong>partitur“ geschieden werden. 5<br />

Vergleichbaren Problemen begegnen wir auch in vielen Werken Bachs. Für Stellen, deren Notation nur eine<br />

Stimme ausweist, bei deren Ausführung aber zwei Stimmen zeitversetzt erklingen, haben sich die Termini<br />

technici immanente Polyphonie oder Scheinpolyphonie eingebürgert. Zutreffender wäre wohl, von<br />

einer vereinfachten Notation einer realen Polyphonie zu sprechen.<br />

Häufig sind in der <strong>Gitarre</strong>literatur Stellen anzutreffen, bei denen die eine – die liegende – Stimme durch<br />

Tonrepetitionen auszuführen ist, während die andere sich aufwärts oder abwärts bewegt. Dabei gibt es<br />

zwei Möglichkeiten: Entweder sind die Tonrepetitionen nachzuschlagen oder die sich bewegende Stimme.<br />

Die erste Möglichkeit erscheint auf den ersten Blick problemlos. Auf den zweiten Blick stellt sich jedoch<br />

heraus, dass wir es mit Synkopen zu tun haben. Will man den Charakter der Synkope als rhythmischen<br />

Kontrapunkt verständlich machen, reicht bloßes Nachschlagen nicht aus – und schon gar nicht für jene<br />

Stimme, die sich bewegt. Hier sollte der Hinweis genügen, dass es sich weniger um ein Nachschlagen als<br />

um ein Vorziehen handelt. Dabei sind natürlich eine Anschlagstechnik, die mit Tirando und Apoyando<br />

differenziert umzugehen weiß, und – nicht zuletzt – eine ausgeprägte Artikulationskultur unentbehrliche<br />

Helfer.<br />

Der springende Punkt aber ist, dass darüber hinaus diese beiden Stimmen auch eine unterschiedliche dynamische<br />

Gewichtung erfahren müssen. Dies gilt auch dort, wo die Füllstimme aus Akkordzerlegungen<br />

besteht. Da sich auch noch Giuliani jener vereinfachten Notation bediente, welche Haupt- und Nebenstimmen<br />

unterschiedslos unter einem Notenbalken zusammenfasst, bedarf es schon einer gewissen Erfahrung,<br />

wenn man eine Unterscheidung treffen muss. Was zweistimmig notiert ist, kann in Wahrheit<br />

drei- oder gar vierstimmig sein! Wie überhaupt im Leben, bedarf der Mensch auch in der Musik der Fähigkeit,<br />

Wesentliches von Unwesentlichem – den Weizen von der Spreu – zu unterscheiden.<br />

Nur dann kann ein Interpret diese Art von Polyphonie plastisch gestalten, wenn er die einzelnen Stimmen<br />

auch dynamisch unterschiedlich behandelt. Ebenso erweist es sich von großem Nutzen, sich jede der<br />

Stimmen einmal gesondert vorzunehmen, ehe man dann alle zu einem neuen Ganzen zusammenfügt.<br />

Mag die Vorstellungskraft bei der dynamischen Gestaltung auch noch so groß sein, wollen bei der Ausführung<br />

die Finger dennoch nicht so recht mitmachen. Nicht etwa deshalb, weil die Vorstellungskraft zu<br />

schwach wäre, sondern weil die Finger etwas tun müssen, wozu sie nicht erzogen wurden. In einem solchen<br />

Fall ist die behavioristische Methode der Einübung zielführend: Die Unabhängigkeit der Finger bedarf<br />

einer Schulung im Sinne von repetitio est mater studiorum. Frei übersetzt bedeutet dies: Übung<br />

macht den Meister. Will man z. B. eine Stelle wie in Rodrigos Invocación y danza nach den Vorstellungen<br />

des Komponisten realisieren, muss man zuerst genau lesen: Im 9. Takt steht für die Bassstimme ein f, für<br />

die Sextolen (eigentlich zwei Triolen) der Oberstimme ein p. Spätestens bei der Zweiunddreißigstelnote<br />

des Basses in Takt 11 entdeckt man, wie schwer diese Unabhängigkeit in der dynamischen Behandlung zu<br />

erreichen ist. Daher sollten die Finger zunächst durch entsprechende Vorübungen auf solche dynamischen<br />

Konflikte vorbereitet werden.


Joaquín Rodrigo: Invocación y danza © Copyright 1973 by E.F.M. Technisonor<br />

Das größte Problem bei der Behandlung polydynamischer Stellen besteht sehr häufig aber lediglich darin,<br />

dass die vom Komponisten geforderte Differenzierung zu wenig beachtet wird oder dass die technischen<br />

Schwierigkeiten die musikalischen überwiegen. Dabei denke ich im ersten Fall z. B. an den 1. Satz in Ginasteras<br />

Sonata. Für den zweiten ließen sich Restless und Marchlike aus Brittens Nocturnal anführen. Diese<br />

beiden Werke setzen auch voraus, dass der Interpret über eine große Skala dynamischer Abstufungen<br />

verfügen kann – von einem ppp bis zum fff. Diese Vortragsbezeichnungen zu beachten sollte eigentlich<br />

eine Selbstverständlichkeit sein.<br />

In diesem Kontext möchte ich eine Möglichkeit beschreiben, die bisher dankenswerterweise von menschenfreundlichen<br />

Komponisten stets außer Acht gelassen wurde: Vom Interpreten zu verlangen, in einer<br />

Stimme ein Crescendo aufzubauen, während gleichzeitig in der anderen ein Decrescendo erfolgen soll.<br />

Ein solches Verlangen ist zwar denkmöglich und könnte sogar einen interessanten Effekt erbringen, ihm<br />

jedoch auf einem Instrument nachzukommen ist so gut wie unmöglich. Allzu erfindungsfreudige Komponisten<br />

möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass eine gleichzeitige Ausführung eines Accelerando<br />

in einer Stimme und eines Rallentando in der anderen überhaupt nur mit Hilfe eines Wunders bewirkt<br />

werden könnte.<br />

Vieles von dem Gesagten lässt sich in Analogie auch über Konfliktsituationen in der Artikulation sagen.<br />

Schon aufgrund der unterschiedlichen Schwingungsfrequenzen ist es erforderlich, in den einzelnen<br />

Stimmlagen auch unterschiedlich zu artikulieren: In einem zweistimmigen Satz heben sich dann die beiden<br />

Stimmen besser gegeneinander ab.<br />

Dieses musikalische Anliegen auf der <strong>Gitarre</strong> zu erfüllen ist allerdings um ein Vielfaches schwieriger als<br />

auf einem Klavier, doch es ist erfüllbar, es bedarf keines Wunders von außen. Bei der Artikulation ist es<br />

weniger die mechanische Einübung, die näher ans Ziel heranführt, als die Imagination, die Vorstellungskraft.<br />

Selbstverständlich muss der technische Vorgang, wie man ein Legato, ein Portato oder Staccato<br />

spielt, beherrscht werden. Ein Schauspieler erwirbt eine gute Technik für sein Sprechwerkzeug, den<br />

Mund, indem er Sprechübungen bis hin zum Zungenbrecher trainiert. Beherrschen die Muskeln einmal eine<br />

Sprechtechnik und sind sie auf eine klare Artikulation konditioniert, folgen sie bereitwillig den gestalterischen<br />

Impulsen.<br />

Solche kleine Wunder, die die Muskeln vollbringen, kommen dann von innen. An einem kleinen Experiment<br />

kann überprüft werden, wie stark die Imagination des Spielers auf die Tongebung wirkt: Man schlage<br />

mit dem Daumen die sechs leeren Saiten der <strong>Gitarre</strong> nacheinander zuerst mit der Vorstellung eines Legato<br />

an und dann mit der eines Staccato. Ist die Vorstellung stark genug, ist es keine Selbsttäuschung,<br />

wenn man meint, zwei verschiedene Versionen gespielt zu haben. Denn auch der Zuhörer, der mit geschlossenen<br />

Augen dieses Experiment mitmacht, wird einen Unterschied registrieren. Die starke Imagination<br />

steuert nämlich auf wunderbare Weise die Muskeln. Über Impulse, die eher dem Kleinhirn als dem<br />

Großhirn entstammen, verändern die Muskeln die Geschwindigkeit der Attacke und den Anschlagswinkel<br />

des Fingers. Wieso? Selbst kleine Kinder wissen schon, wie man sich einem Schlafenden zu nähern hat:<br />

Auf Zehenspitzen, um ihn nicht zu wecken, oder auf den Fersen, um auf sich aufmerksam zu machen.<br />

Dies alles geschieht ohne nachzudenken, ohne Schulung, ohne Übung.<br />

Wie wichtig die Imagination für die Tongebung ist, wissen am allerbesten die Pianisten. So, wie Gott<br />

einstens den prächtigen Pfau bei der Vergabe schöner Stimmen übersehen haben muss, scheint Ihm der<br />

gleiche Lapsus bei der Verteilung von Farbpaletten an Musiker passiert zu sein – Pianisten müssen sich<br />

seither mit Schwarz-Weiß begnügen. Doch vielleicht hat Er ihnen damals zum Trost ins Ohr geflüstert:<br />

„Ich habe euch statt dessen mit Phantasie bedacht. Diese soll euch und eure Zuhörer entschädigen.<br />

Macht reichlich Gebrauch von ihr!“<br />

Wenn Klavierspiel, wie Pianisten selbst es sagen, einem Schwarzweißfilm gleich die Zeit durchläuft, dann<br />

lässt sich der Orchesterklang mit Laufbildern in Farbe, mit Kolossalgemälden vergleichen. Ist nicht die<br />

<strong>Gitarre</strong> ein kleines Orchester? Ihre Farbpalette gewährt dem Interpreten einen schier unerschöpflichen<br />

Reichtum an Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung. Die Beantwortung der Frage, wann, wo und wie<br />

diese Möglichkeiten der Polychromie genutzt werden sollen, ist jedoch nicht nur vom persönlichen Ermessen<br />

abhängig. Eine Orientierung an der Aufführungspraxis verschiedener Zeitepochen ist unerlässlich.<br />

In der Kunst des Registrierens haben die Organisten die allergrößte Erfahrung, mit ihrem Spiel können<br />

sie Gitarristen wertvolle Anregungen bieten, sie inspirieren.<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 45


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Nicht alles, was sich Komponisten vielleicht wünschen, ist auch technisch ausführbar. Es liegt in der Natur<br />

der Sache, dass eine Hand nicht gleichzeitig am Steg und über dem Griffbrett spielen kann. Manche<br />

Komponisten haben allzu penibel die Stellen bezeichnet, an denen angeschlagen werden soll. Eine solche<br />

Einengung des Spielraums im eigentlichen Wortsinn kann die Spielfreude bis zur Lähmung herabsetzen.<br />

Komponisten sollten die Phantasie des Spielers eher durch Hinweise auf bestimmte Farben oder Klänge,<br />

auf sinnliche Eindrücke überhaupt stimulieren, als einen Kataster der Anschlagsstellen einzurichten. Diese<br />

Empfehlung jedoch gleich in den Rang einer Regel zu heben, schiene mir wiederum zu weit zu gehen. Im<br />

Zweifel ziehe ich jedoch einen Hinweis auf den erwünschten Klang vor, hieße er grell, sanft, hämmernd<br />

oder ironisch, um nur einiges zu nennen.<br />

Eine Konfliktsituation noch möchte ich beschreiben, die ihrem Wesen nach der <strong>Gitarre</strong> eigentlich fremd<br />

ist. Es handelt sich um jenen Konflikt, der entsteht, wenn einer Stimme, in der Regel der Oberstimme,<br />

viel agogische Freiheit zusteht, während der anderen die Gestaltung eines pulsierenden Rhythmus zukommt<br />

– wir haben einen Konflikt zwischen Agogik und Motorik. Hätten Gitarristen nicht einst ihre Vorliebe<br />

für die Musik von Domenico Scarlatti entdeckt, müsste ich hier kein Wort verlieren. Dabei geht es<br />

mir gar nicht um den exorbitanten technischen Schwierigkeitsgrad, den Gitarristen in ihrer Begeisterung<br />

in Kauf zu nehmen bereit sind, wenn sie Scarlattis Cembalowerke für <strong>Gitarre</strong> einrichten. Die entscheidende<br />

Frage ist für mich die, ob es auf einer <strong>Gitarre</strong> überhaupt möglich ist, diese beiden genannten Parameter<br />

miteinander zu verbinden. Was schon zwei von einander unabhängigen Händen nicht so ohneweiters<br />

auf einem Tasteninstrument gelingen will und auch nicht allen Spielern gelingt, erweist sich auf der<br />

<strong>Gitarre</strong> als echte Aporie, als eine schier ausweglose Situation: Entweder muss der Bass dem agogisch geführten<br />

Diskant nachgeben, dann ist die rhythmische Komponente defekt, oder es wird der Diskant an<br />

die Schläge des Basses angeglichen, dann ist die Freiheit beschnitten, es handelt sich dann um eine Art<br />

musikalischer Selbstfesselung.<br />

Wer mit einer solchen Kompromisslösung leben kann, möge sich weiter der Illusion hingeben, dass er<br />

Scarlatti spielt. Mir ist der Preis – und ich habe Grund zur Annahme, auch Scarlatti wäre er es –, zu hoch.<br />

Denn damit geht der Musik jene Dialektik von Freiheit und Ordnung verloren, die ihren unwiderstehlichen<br />

Reiz erst ausmacht.<br />

Dabei ließe sich dieses Problem so einfach lösen! Ohne seine Vorliebe für Scarlatti aufgeben zu müssen,<br />

bräuchte man lediglich die Stimmen auf zwei <strong>Gitarre</strong>n aufzuteilen. Für beide Spieler stellen sich dann jene<br />

Bedingungen ein, die ein frisches, spontanes Musizieren ermöglichen, das ihnen selbst Freude bereitet.<br />

Dann kann auch der Zuhörer Scarlatti vom Feinsten zu hören bekommen – cantabile e ritmico.<br />

Schneealm bei Neuberg a. d. Mürz, August 1983: Der Autor mit Tsuguo Sekiguchi und Berndt Horvath.<br />

Privatarchiv des Autors.<br />

1 Die Notation im 3/2-Takt lässt auf den ersten Blick nicht die Hemiolenbildungen in der Oberstimme erkennen, der 3/4-Takt der<br />

Schlusstakte beider Teile ist dafür leicht auszumachen.<br />

2 Die Frage, ob man ein Ei zum Stehen bringen könne, soll Kolumbus auf folgende Art beantwortet haben: Er drückte dessen Spitze<br />

ein.<br />

3 Der Pentameter kommt nur in Verbindung mit dem Hexameter vor. Dieser Zweizeiler heißt Distichon, das folgende poetische<br />

Schulbeispiel stammt von Schiller: Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule; Im Pentameter drauf fällt sie melodisch<br />

herab. Zwischen drauf und fällt vermisst man geradezu einen Beistrich, doch wäre er grammatikalisch falsch. Erst mittels einer be<br />

wusst eingesetztenDiärese, einer kurzen Zäsur, erhält dieses Versmaß seine beabsichtigte Wirkung. Ein Atem an dieser<br />

Stelle würde es jedoch dieser Wirkung berauben! Ähnliches lässt sich über die Ausführung einer valeur ajoutée sagen.<br />

4 Dieser Satz aus BWV 1004 ist im Sarabandenrhythmus gehalten. Dieser Rhythmus sollte durchgehend – auch bei der Ausführung<br />

bloß linearer Variationen – spürbar bleiben. Nur wenn ein solcher, nicht notierter, immanenter Rhythmus vom Interpreten imagi<br />

niert wird, erhält dieser Satz einen inneren Zusammenhalt; dann gewinnen auch agogische Freiheiten eine neue Qualität.<br />

5 Der Terminus „ortlose Stimme“ wurde von Heinrich Besseler geprägt. Leo Schrade bezeichnet damit das unmotivierte Auftreten<br />

und Verschwinden einer Stimme. In: Publikationen älterer Musik II, ed. Theodor Kroyer (Leipzig 1927) XII


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Wenn Sie Ihrer Anzeige ein Foto des zu<br />

verkaufenden oder gesuchten Objektes<br />

beigeben wollen, berechnen wir dafür<br />

eine Aufwandsentschädigung von<br />

EURO 10,00 pro Foto.<br />

Fotos werden einspaltig in Farbe in<br />

den Anzeigentext eingebracht. Die Bilder<br />

schicken Sie uns bitte als TIFF<br />

oder JPG im Anhang<br />

Ihrer Anzeige per Email.<br />

Im Internet sind Kleinanzeigen für<br />

jeden einsehbar (also nicht nur für<br />

Abonnenten), und zwar unter<br />

www.Verkaufe<strong>Gitarre</strong>.de<br />

Dort sind die Anzeigen für<br />

mindestens zwei Monate zu sehen. Die<br />

Seite www.Verkaufe<strong>Gitarre</strong>.de wird<br />

ständig aktualisiert.<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 47


eminare - Festivals - Wettbewerbe<br />

<strong>Gitarre</strong>nfestival Siatensprünge Bad Aibling<br />

Termin: 06.11.<strong>2007</strong>-24.11.<strong>2007</strong><br />

AIB-KUR GmbH & Co KG, <strong>Gitarre</strong>nfestival Bad Aibling, Wilhelm-Leibl-<br />

Platz 3, D-83943 Bad Aibling<br />

Tel: 08061-9 08 00<br />

Fax: 08061-93 71 56<br />

eMail: info@aib-kur.de<br />

Internet: www.aib-kur.de<br />

✰✰<br />

Concours International Robert J. Vidal<br />

Termin: 08.11.<strong>2007</strong>-10.11.<strong>2007</strong><br />

Nach Robert J. Vidal, dem Gründer und Leiter des legendären Wettbewerbs<br />

von Radio France, ist dieser neue Wettewerb benannt.<br />

Concours International de Guitare „Robert-Jean Vidal“, Conservatoire<br />

Municipal de Musique, 20, rue Saint-Mathias, F-16300 Barbezieux Saint<br />

Hilaire<br />

Internet: www.concours-robert-j-vidal.com<br />

10. Internationale <strong>Gitarre</strong>ntage Wetzlar<br />

Termin: 10.11.<strong>2007</strong>-11.11.<strong>2007</strong><br />

Ulf Borcherding, Phoenixstr. 35, D-35578 Wetzlar<br />

Tel: 06441-25813<br />

Fax: 06441-25813<br />

eMail: UlfBorcherding@t-online.de<br />

Internet: www.graphodata.de/gitarrentage<br />

Workhop <strong>Gitarre</strong><br />

Termin: 10.11.<strong>2007</strong>-11.11.<strong>2007</strong><br />

Gerad Handrick und Thomas Offermann stehen für diesen Workshop als<br />

Dozenten zur Verfügung<br />

Hochschule für Musik und Theater Rostock, Beim Katharinenstift 8, D-<br />

18055 Rostock<br />

Tel: 0381-5108-0<br />

Fax: 0381-5108-101<br />

eMail: mailto:hmt@hmt-rostock.de<br />

Internet: www.hmt-rostock.de<br />

Bergischs <strong>Gitarre</strong>nfestival in Remscheid 2008<br />

Termin: 02.01.2008-06.01.2008<br />

Costas Cotsiolis - <strong>Gitarre</strong>, Meisterkurs<br />

Thomas Koch - <strong>Gitarre</strong>, Meisterkurs<br />

Gerd-Michael Dausend - <strong>Gitarre</strong>, Seminare, Workshops<br />

Prof. Alfred Eickholt - <strong>Gitarre</strong>, Seminare, Workshops<br />

Prof. Hans-Michael Koch - <strong>Gitarre</strong>, <strong>Laute</strong>, Vihuela, Histor. Musizierpraxis<br />

Prof. Dieter Kreidler - <strong>Gitarre</strong>, Ensembleleitung, Ensemblespiel<br />

Volker Höh - <strong>Gitarre</strong><br />

Thomas Fellow / Stephan Bormann - E-<strong>Gitarre</strong>, Jazz, Meisterkurs<br />

Michael Borner - E-<strong>Gitarre</strong>, <strong>Gitarre</strong>, Studiopraxis, Improvisation, Harmonielehre<br />

Bert Fastenrath - E-<strong>Gitarre</strong>, Bandproben, Workshops<br />

Peter Fischer - E-<strong>Gitarre</strong>, Bandproben, Equipment<br />

Janes Klemencic - Blues-Harp<br />

Rolf Fahlenbock - Bass, Bandproben, Arrangements<br />

Peter Even - Percussion, Bandproben, Arrangements<br />

Akademie Remscheid für musische Bildung und Medienerziehung e.V.,<br />

Küppelstein 34, D-42857 Remscheid<br />

Internet: www.akademieremscheid.de<br />

New York Guitar Festival<br />

Termin: 12.01.2008-07.02.2008<br />

Programme stehen noch nicht fest oder werden noch nicht mitgeteilt.<br />

Die Konzerte finden in der Carnegie Hall und anderen Lokalitäten statt.<br />

<strong>Gitarre</strong>(n) aller Art!<br />

New York Guitar Festival<br />

48 <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3<br />

Internet: www.newyorkguitarfestival.org#http://www.newyorkguitarfestival.org#<br />

8. <strong>Gitarre</strong>nfestival Gevelsberg<br />

Termin: 14.03.2008-21.03.2008<br />

Musikschule der Stadt Gevelsberg, Dagmar Tewes, Lindengrabenstraße<br />

18, D-58285 Gevelsberg<br />

Tel: 02332-28 51<br />

Fax: 02332-8 21 71<br />

eMail: webmaster@gitarrenfestival-gevelsberg.de<br />

Internet: www.gitarrenfestival-gevelsberg.de<br />

✰✰<br />

8. Internationaler Kompositionswettbewerb Alessandria<br />

Termin: 11.06.2008-<br />

Kompositionen für zwei oder drei <strong>Gitarre</strong>n werden 2008 bewertet. Einsendeschluss<br />

ist der 31. März 2008. Preisgelder: € 8. 000 ,—<br />

Comitato Promotore del Concorso di Chitarra Classica Michele Pittaluga,<br />

Piazza Garibaldi, 16, I-15100 Alessandria<br />

Tel: +39-0131-25.12.07/25.31.70<br />

Fax: +39-0131-23.55.07<br />

eMail: concorso@pittaluga.org<br />

Internet: www.pittaluga.org<br />

✰✰<br />

Liechtensteinische <strong>Gitarre</strong>ntage LiGiTa<br />

Termin: 05.07.2008-12.07.2008<br />

LiGiTa, <strong>Gitarre</strong>nzirkel, Eichenstraße 697, FL-9492 Eschen<br />

eMail: office@ligita.li<br />

Internet: www.ligita.li<br />

Aspen Music Festival<br />

Termin: 18.07.2008-17.08.2008<br />

Traditionell gibt Sahron Isbin in Aspen ihre Mesterkurse für das Fach<br />

<strong>Gitarre</strong>. Achtung: Aspen ist mondän, teuer ... und wunderschön!<br />

Tel: 001-970-925 32 54<br />

Internet: www.aspenmusicfestival.com<br />

✰✰<br />

Internationale <strong>Gitarre</strong>nfestspiele Nürtingen 2008<br />

Termin: 25.07.2008-02.08.2008<br />

Programnm steht noch nicht fest, wohl aber die Termine. Bitte übers<br />

Internet aktualisieren!<br />

Internationale <strong>Gitarre</strong>nfestspiele Nürtingen, c/o Stefanie Kobras, Am<br />

Winacker 3, D-84 646 Bad Tölz<br />

Tel: 08041-7 95 40 50<br />

Fax: 08041-7 95 40 51<br />

eMail: stefanie.kobras@gitarre-nuertingen.de<br />

Internet: www.gitarre-nuertingen.de<br />

17. Internationales <strong>Gitarre</strong>n-Symposium Haus Villigst (Iserlohn)<br />

Termin: 03.08.2008-10.08.2008<br />

Thomas Kirchhoff, Amadeus Guitar Duo, Oestricher Str. 39b, D-58638<br />

Iserlohn<br />

Tel: 02371-56 07 07 / 0173-2 09 56 85<br />

Fax: 02371-56 07 07<br />

eMail: info@amadeusduo.de<br />

Internet: www.amadeusduo.de / www.guitarsymposium.de /<br />

www.kavanagh.de<br />

Internationales <strong>Gitarre</strong>nfestival Hersbruck<br />

Termin: 15.08.2008-23.08.2008<br />

Verein zur Förderung des, Internationalen <strong>Gitarre</strong>nfestivals e.V., Im<br />

Bärenwinkel 18, D-91217 Hersbruck<br />

eMail: info@gitarre-hersbruck.de<br />

Internet: www.gitarre-hersbruck.de


MA_0003_05 · 05/06c<br />

Vollständig?<br />

Ein Veranstaltungskalender wie unserer kann nicht vollständig sein. Aber man kann sich um möglichste<br />

Perfektion bemühen. Dieses Bemühen war bei <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong> immer angesagt – und ist jetzt, im<br />

Zeitalter der grenzenlosen elektronischen Kommunikation auch fast erreichbar … wenn Sie mitarbeit-<br />

en! Auf Konzerttermine haben wir in dieser Ausgabe noch verzichtet – ab der nächsten sind sie aber<br />

auch in GITARRE & LAUTE ONLINE vertreten!<br />

Sie, die Veranstalter von Konzerten, Wettbewerben, Kursen und Seminaren sind aufgerufen, Ihre Dates<br />

möglichst früh an <strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong> ONLINE zu schicken, damit sie in den Terminkalender eingearbeitet<br />

werden können. In diesem Jahr, <strong>2007</strong>, erscheint die Zeitschrift jeden Monat, danach wird sie wie<br />

früher alle zwei Monate herauskommen – und immer wieder durch Newsletters aktualisiert. Und diese<br />

Newsletters enthalten vornehmlich Updates von Konzertterminen und andere Veranstaltungshinweise.<br />

Also: Nichts wie ran! Schließlich wollen Sie auch nicht in leeren Sälen spielen!<br />

Die Maßstäbe für Dates-Veröffentlichungen haben sich geändert: Es werden nicht mehr vollständige<br />

Wettbewerbsregeln etc. abgedruckt, sondern nur noch Eckdaten und Links zu den Angaben im Inter-<br />

net. Das ist zuverlässiger und der Hinweis „Alle Angaben sind ohne Gewähr“ wie bei den Lottozahlen,<br />

erübrigt sich damit fast. Auf jeden Fall können Fehler seitens der Veranstalter nicht mehr übernommen<br />

und neue in viel kleineren Maß produziert werden. Und dass Sie, als Leser einer ONLINE-Zeitschrift,<br />

Zugang zum Internet haben, wissen wir schließlich!<br />

Konzerttermine und Angaben zu Festivals und Wettbewerben werden ständig akualisiert!<br />

Bitte schicken Sie Meldungen oder Änderungen an:<br />

dates@gitarre-und-laute.de<br />

Neuerscheinungen für <strong>Gitarre</strong><br />

Manuel M. Ponce<br />

Guitar Works<br />

Urtextausgabe<br />

Herausgegeben von Tilman Hoppstock<br />

Inhalt: Thème varié et Finale – Sonata clásica –<br />

Sonate Romantique – Sonatina<br />

64 Seiten, geheftet<br />

ISMN M-001-14018-8 (GA 544) · € 13,95<br />

Endlich liegt eine Urtextausgabe dieser Werke<br />

vor, die zum Standardrepertoire des 20. Jahrhunderts<br />

zählen. Ein interessantes Vorwort und<br />

ein ausführlicher kritischer Bericht geben<br />

Auskunft über die Quellenlage und die daraus<br />

resultierenden Entscheidungen des Herausgebers.<br />

Die Originalfassungen von „Thème varié et Finale“<br />

und „Sonatina“ wurden von dem Herausgeber<br />

auf der CD „Manual Ponce: Variations & Sonatas“<br />

(erschienen bei Signum) eingespielt.<br />

Olli Mustonen<br />

Jehkin livana<br />

Sonaatti kitaralle/Sonata for Guitar<br />

16 Seiten, geheftet<br />

ISMN M-001-13893-2 (GA 543) · € 12,95<br />

Mustonens Sonate für <strong>Gitarre</strong> entführt in die sagenhafte<br />

Welt finnischer Mythen und Epen, als tapfere<br />

Helden die Geschicke des Nordlands führten und<br />

ein Volk von Zauberern die endlosen Wälder durchstreifte.<br />

Benannt ist die Sonate nach Jehkin Iivana. Iivana<br />

(1843-1911) war einer der letzten großen Vertreter<br />

des traditionsreichen Runengesangs und ein Meister<br />

im Spiel der Kantele. Faszinierend lässt Mustonen<br />

den Klang des finnischen Nationalinstruments von<br />

der <strong>Gitarre</strong> nachempfinden und schafft eine Atmosphäre,<br />

die den Zauber mythischer Welten greifbar<br />

nahe erscheinen lässt.<br />

<strong>Gitarre</strong> & <strong>Laute</strong>-ONLINE <strong>XXIX</strong>/<strong>2007</strong> <strong>Nº</strong> 3 49

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