BOLD THE MAGAZINE No.02
(R)EVOLUTION BESTÄNDIGER WANDEL | (R)EVOLUTION DES BEWUSSTSEINS | MOBILITÄT IM UMBRUCH | CORRIDAS & FLAMENCO | SUPER700 | MIA | DROR BENSHETRIT IM PORTRÄT | AUDREY TAUTOU
(R)EVOLUTION
BESTÄNDIGER WANDEL | (R)EVOLUTION DES BEWUSSTSEINS | MOBILITÄT IM UMBRUCH | CORRIDAS & FLAMENCO | SUPER700 | MIA | DROR BENSHETRIT IM PORTRÄT | AUDREY TAUTOU
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Zeitgeist | Lifestyle | Kunst | Kultur | Mode | Trend<br />
D 4.80 EUR | AT 5.50 EUR | CH 8.50 CHF <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> 02 | 2012 | 1<br />
www.bold-magazine.eu<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
(R)EVOLUTION<br />
Beständiger Wandel | (R)EVOLUTION DES BEWUSSTSEINS | Mobilität im Umbruch<br />
Corridas und Flamenco | SUPER700 | Mia | Dror Benshetrit im Porträt | Audrey Tautou
2 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 3
4 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 5
6 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Vincent Cassel
yslexperience.com<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 7
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8 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 9
10 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
inhalt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 11<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Inhalt<br />
Einstieg<br />
(R)EVOLUTION – Beständiger Wandel<br />
12<br />
Schwerpunkt<br />
Nachgefragt – (R)EVOLUTION DES BEWUSSTSEINS<br />
Mobilität im Umbruch – BMW i<br />
17<br />
24<br />
Mode<br />
first contact – New Fashion<br />
34<br />
Kunst & Kultur<br />
WOHNEN MIT VISION – Contemporary Houses<br />
Im Porträt – Dror Benshetrit – Designer<br />
44<br />
50<br />
Sehenswert<br />
53<br />
FilmBesprechung – Nathalie küSSt<br />
FilmBesprechung – Chronicle<br />
58<br />
62<br />
Im Geschäft – Mia – Innerstes nach auSSen<br />
Im Gespräch – Anneke van Giersbergen – WANDEL IST ALLES<br />
66<br />
69<br />
Hörenswert<br />
Track-By-Track – SUPER700<br />
72<br />
74<br />
Reise<br />
MADRID – Corridas und Flamenco<br />
76<br />
Lifestyle & Trend<br />
Time for rebels – Swiss Avantgarde<br />
Begehrenswert – Cool Stuff<br />
Begehrenswert – Beauty<br />
90<br />
97<br />
102<br />
Die letzte Seite<br />
Rocking all over<br />
104<br />
Impressum<br />
106
12 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
(r)EVOLUTION<br />
Beständiger<br />
Wandel<br />
Autor: H. G. Teiner<br />
„Die Freiheit führt das Volk“,<br />
von Eugene Delacroix zur Französischen Revolution.
Einstieg | (R)EVOLUTION<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 13<br />
Gibt es in unserer heutigen demokratischen<br />
Welt noch Anlässe für eine politische<br />
Revolution? Brauchen wir eine<br />
technische Revolution, um einer Ölkrise<br />
oder dem Atom-Supergau zu entgehen?<br />
Reichen unsere evolutionären Schritte<br />
und die Innovationskraft der Industrie als<br />
Gegengewicht zu den weitreichenden<br />
sozialen Umbrüchen und wirtschaftlichen<br />
Folgen der Globalisierung?<br />
REBELLION<br />
UND UMSTURZ<br />
Schauen wir einmal zurück: Im Juli 1789<br />
begann das Volk von Paris, sich gegen<br />
die hohen Preise aufgrund der feudalistischen<br />
Verbrauchssteuern auf Brot als<br />
Grundnahrungsmittel aufzulehnen und<br />
zündete Zollhäuser an. Am 14. Juli wird<br />
in Frankreich jährlich der Tag des Sturms<br />
auf die Bastille als offizieller Auftakt der<br />
Fanzösischen Revolution gefeiert. Der<br />
Mythos dieses Ereignisses ist größer als<br />
die tatsächlichen historischen Vorgänge:<br />
Die kleine Bastion war zu dieser Zeit das<br />
Gefängnis und Munitionslager mit einer<br />
Wachmannschaft bestehend aus ausgedienten<br />
Kriegsveteranen: Der Kommandant<br />
ließ auf die teilweise bewaffneten<br />
Demonstranten schießen, etwa 90<br />
Personen wurden getötet. Nach der Überwältigung<br />
der Wachmannschaft stürmte<br />
die Menge das Gefängnis und befreite<br />
die wenigen Gefangenen. Allerdings war<br />
dieses Ereignis der Anlass zur Aufstellung<br />
der Nationalgarde unter Marquis de La<br />
Fayette und für die Absetzung des königlichen<br />
Gouverneurs von Paris, an dessen<br />
Stelle der Generalrat der Commune trat,<br />
welcher eine entscheidende Rolle in dem<br />
weiteren, blutigen Geschehen der Französischen<br />
Revolution spielen sollte. Dieser<br />
Nationalfeiertag ist auch ein Gedenktag<br />
für das ein Jahr später gefeierte Föderationsfest<br />
und steht für den Treueeid des<br />
französischen Königs auf die gesamte<br />
Nation mit allen Gesellschaftsschichten.<br />
Von jetzt an löste sich die althergebrachte<br />
starre Machtstruktur auf, in der der Herr<br />
ein Herr war und der Knecht ein Knecht.<br />
Das Ancien Régime, die frühere Regierungsform<br />
der Bourbonen und mit ihnen<br />
der Absolutismus wurde abgeschafft.<br />
Der absolutistische König Ludwig XVI.<br />
wurde durch die Französische Revolution<br />
entmachtet und 1791 zur Staatsform der<br />
konstitutionellen Monarchie genötigt,<br />
1792 wurde er endgültig abgesetzt und<br />
die erste Republik ausgerufen.<br />
MYTHOS<br />
REVOLUTIONSHELD<br />
Che Guevara kämpfte an der Seite Fidel<br />
Castros gegen den kubanischen Diktator<br />
Batista und das von den USA abhängige<br />
Wirtschaftssystem, in dem zunehmend<br />
außerkubanische Unternehmer und auch<br />
Kriminelle das Wirtschaftsleben auf der<br />
schönen Insel in der Karibik bestimmten.<br />
Neben einer kleinen Oberschicht, war der<br />
Großteil der Bevölkerung arm und unterversorgt,<br />
es mangelte an Schulen und<br />
Krankenhäusern. Der Revolutionskampf<br />
sollte ein gerechteres, unabhängiges,<br />
kommunistisches Kuba ermöglichen.<br />
Das Bildnis von Ernesto Che Guevara,<br />
das im Jahre 1960 von Alberto Kosta<br />
aufgenommen wurde, ist mittlerweile<br />
Foto: Che Guevara Archiv<br />
zur allgültigen revolutionsromantischen<br />
Ikone geworden und hat den Mythos<br />
des Prototyps des jugendlichen Revolutionärs<br />
und idealistischen Guerillaführers<br />
bis in heutige Generationen transportiert.<br />
„Hasta la victoria siempre. Patria o<br />
muerte“: Immer bis zum Sieg. Das Vaterland<br />
oder den Tod – so schrieb der argentinische<br />
Arzt, Marxist und Kommandant<br />
Che Guevara an Fidel Castro.<br />
1967 wurde Ernesto Guevara im Alter von<br />
39 Jahren im Freiheitskampf in Bolivien<br />
erschossen – gerade deshalb lebt er bis<br />
heute als leidenschaftlicher Widerstandskämpfer<br />
und Held gegen den imperialistischen<br />
Machtanspruch in vielen Herzen<br />
weiter. Sein Tod machte ihn zu einem<br />
Märtyrer linker Befreiungsbewegungen<br />
und zur politischen Kultfigur auf der<br />
ganzen Welt. Laut Time Magazin zählte<br />
er 1999 zu den 100 einflussreichsten<br />
Menschen des 20. Jahrhunderts. Heute ist<br />
er zu einem bildhaften Symbol der Unangepasstheit<br />
geworden, mit der realen ...
14 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Einstieg | (R)EVOLUTION<br />
Lebensgeschichte hat das allerdings nur<br />
noch wenig gemein. Der Guevara oft<br />
zugeschriebene Ausspruch: „Wer kämpft,<br />
kann verlieren; wer nicht kämpft, hat<br />
schon verloren“, stammt in Wahrheit von<br />
Bertolt Brecht.<br />
Der britische Naturforscher<br />
Charles Robert Darwin.<br />
ERNEUERUNG<br />
DURCH GEWALT<br />
Mao Zedong, Bauernsohn aus Hunan<br />
und kommunistischer Revolutionsführer,<br />
begründete am 1. Oktober 1949 die<br />
Volksrepublik China. Er brachte den<br />
rückständigen Feudalstaat China mit<br />
diktatorischen Mitteln und menschenverachtenden<br />
Maßnahmen auf den Weg<br />
des modernen Industriegiganten von<br />
heute. Seine Kulturrevolution in der Zeit<br />
von 1964 bis 1975 brachte Millionen<br />
von Chinesen Leid und Tod, zerstörte<br />
traditionelle kulturelle Wurzeln und<br />
verordnete zwangsweise einen sozialen<br />
und wirtschaftlichen Neuanfang.<br />
Die permanente Revolution war offiziell<br />
gegen bürgerliche Strukturen gerichtet,<br />
sie diente in jedem Fall dazu, den autoritären<br />
Machtanspruch der politischen<br />
Führung rücksichtslos gegen die<br />
vermeintlichen Feinde innerhalb und<br />
außerhalb der Partei durchzusetzen.<br />
Mao ließ keinen Zweifel an seinem<br />
Tun (Auszug aus: „Ausgewählte Werke<br />
Mao Zedongs“, Band I und II): „Jeder<br />
Kommunist muss die Wahrheit begreifen:<br />
Die politische Macht kommt aus den<br />
Gewehrläufen.“ Und daraus folgt: „Eine<br />
Revolution ist kein Gastmahl, kein Aufsatzschreiben,<br />
kein Bildermalen, kein<br />
Deckchensticken; sie kann nicht so fein,<br />
Foto: C. R. Darwin, „On the Origin of Species“
Einstieg | (R)EVOLUTION<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 15<br />
so gemächlich und zartfühlend, so<br />
maßvoll, gesittet, höflich, zurückhaltend<br />
und großherzig durchgeführt werden.<br />
Die Revolution ist ein Aufstand, ein<br />
Gewaltakt, durch den eine Klasse eine<br />
andere Klasse stürzt.“<br />
VERÄNDERUNG<br />
DURCH EVOLUTION<br />
Das Leben belohnt physische Fitness<br />
und die besseren Überlebensstrategien<br />
der Lebewesen: Charles Robert Darwin<br />
revolutionierte mit seiner Evolutionstheorie<br />
die Naturwissenschaften und<br />
stellte das damalige, von den kirchlichen<br />
Institutionen geprägte Weltbild<br />
radikal in Frage. Die meisten Wissenschaftler<br />
der Zeit hielten in kirchentreuer<br />
Verkenntnis den Visionär Darwin<br />
für einen atheistischen Ketzer, nur sehr<br />
wenige Zeitgenossen erkannten ihn als<br />
Revolutionär der Naturwissenschaft. Bis<br />
dahin glaubten die meisten Menschen<br />
der Kirche, dass ein mächtiger Schöpfergott<br />
die Erde mit Menschen, Tieren<br />
und Pflanzen in einer perfekten, unveränderlichen<br />
Form erschaffen hatte.<br />
Das bahnbrechende Buch zur Evolution<br />
erschien 1859 und hatte den außergewöhnlichen<br />
Titel: „Von der Entstehung<br />
der Arten mit Hilfe der natürlichen<br />
Zuchtwahl oder die Erhaltung von bevorzugten<br />
Rassen im Lebenskampf“. Das<br />
Buch beschreibt, dass die Natur nicht<br />
durch einen einmaligen Schöpfungsakt<br />
von Gott für immer geschaffen wurde,<br />
sondern sich allmählich entwickelt hat<br />
und sich ständig weiterentwickelt. Zentrales<br />
Thema der Entwicklung ist nach<br />
Darwins Erkenntnis: der Kampf ums<br />
Dasein. Zur Erhöhung der Chancen der<br />
Arten und der Lebewesen zu Überleben,<br />
werden nachkommende Generationen<br />
mit etwas unterschiedlichen Merkmalen<br />
erzeugt. Einige sind so besser an ihre<br />
jeweilige Umwelt angepasst und vorteilhafter<br />
auf Veränderungen eingestellt als<br />
andere. Darwin nennt dies „Survival of<br />
the Fittest“. Damit gibt letztendlich, nicht<br />
etwa der Stärkere, sondern der am besten<br />
Angepasste seine Gene weiter. Darwins<br />
revolutionäre Evolutionstheorie ist heute<br />
noch, wenn auch in Abwandlungen, die<br />
Grundlage unserer modernen Biologiewissenschaft.<br />
Der Diplom-Volkswirt und Automobilexperte<br />
Helmut Becker wendet die<br />
Darwinschen Erkenntnisse sogar im<br />
Industriebereich an: In seinem Buch<br />
„Darwins Gesetz in der Automobilindustrie“<br />
führt er aus, dass die deutsche<br />
Automobil- und Zuliefererindustrie als<br />
gesamte Branche im Zuge der sich<br />
verschärfenden Konkurrenzbedingungen<br />
durch gut durchdachte und kreative<br />
Anpassungsprozesse fit wird für den<br />
internationalen Kampf um die vorderen<br />
Marktpositionen der Zukunft. Es überleben<br />
die Automobil-Marken, die sich am<br />
besten an die sich fortlaufend ändernden<br />
Ansprüche des internationalen Marktes<br />
anpassen können. Das revolutionäre<br />
Potenzial der aufstrebenden Industriemacht<br />
China sollte dabei nicht unterschätzt<br />
werden. Darwin liefert dazu die<br />
grundlegende Erkenntnis: „Nichts im<br />
Leben ist beständiger als der Wandel“.
16 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 17<br />
Nachgefragt<br />
(R)EVOLUTION<br />
DES BEWUSSTSEINS<br />
Autorin: R. Brokate<br />
Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther,<br />
Wissenschaftler, Wissensvermittler und<br />
Autor des Buches „Was wir sind und was<br />
wir sein könnten“ und Theologe Prof. Dr.<br />
Dr. David Berger, der sich als Homosexueller<br />
outete und mit seinem Buch „Der<br />
heilige Schein. Als schwuler Theologe<br />
in der katholischen Kirche“ für einigen<br />
Wirbel sorgte, sprachen mit <strong>BOLD</strong> über<br />
Kirche und Gesellschaft, die Veränderung<br />
des Bewusstseins, über Erkenntnisse der<br />
Hirnforschung – Entwicklungen und<br />
Ansichten zum Thema: (R)evolution.<br />
BEOBACHTER<br />
DER VERÄNDERUNG<br />
Prof. Dr. Gerald Hüther ist Leiter der<br />
neurobiologischen Präventionsforschung<br />
der Universitäten Göttingen, Mannheim<br />
und Heidelberg sowie Autor zahlreicher<br />
Sachbücher. Hüther hält Vorträge,<br />
organisiert Kongresse und arbeitet als<br />
Berater für Politiker und Unternehmer.<br />
Als Mitherausgeber wissenschaftlicher<br />
Zeitschriften, Mitbegründer des Netzwerks<br />
für Erziehung und Bildung und<br />
häufiger Gesprächsgast in Funk und<br />
Fernsehen ist er Wissensvermittler und<br />
-umsetzer in einer Person.<br />
Bei seiner Arbeit geht es ihm vor allem<br />
um die Verbreitung und Umsetzung<br />
von Erkenntnissen aus der modernen<br />
Hirnforschung. Er versteht sich als<br />
„Brückenbauer“ zwischen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen und gesellschaftlicher<br />
bzw. individueller Lebenspraxis.<br />
Ziel seiner Aktivitäten ist die Schaffung<br />
günstigerer Voraussetzungen für die<br />
Entfaltung menschlicher Potenziale,<br />
speziell im Bereich Erziehung, Bildung<br />
sowie auf der Ebene der politischen und<br />
wirtschaftlichen Führung.<br />
Wie würden Sie die Entwicklung der<br />
Hirnforschung in den letzten 10 Jahren<br />
beschreiben?<br />
Der eigentliche Durchbruch kam mit der<br />
Einführung der so genannten bildgebenden<br />
Verfahren, der Computertomographie und<br />
der funktionellen Kernspintomographie. Mit<br />
Hilfe dieser neuen Technologien konnten<br />
die Hirnforscher am Hirn eines lebendigen<br />
Menschen erstmals beobachten, wie es sich<br />
verändert, wie neue Verschaltungsmuster<br />
der Nervenzellen aufgebaut werden, wenn<br />
jemand beispielsweise zu jonglieren oder<br />
ein Musikinstrument zu spielen lernt. Aus<br />
diesen Beobachtungen wurde abgeleitet,<br />
dass das Gehirn des Menschen in der Lage<br />
ist, neue Verschaltungen herauszubilden,<br />
wenn es anders als bisher benutzt wird.<br />
Das war schon eine kleine Revolution. Der<br />
eigentliche Durchbruch kam aber erst, als<br />
die Hirnforscher auch noch erkannten,<br />
dass es für das Zustandekommen derartiger<br />
Umbauprozesse noch eines zusätzlichen<br />
Faktors bedarf: Es muss einer Person<br />
unter die Haut gehen, sie emotional<br />
bewegen, damit diese Umbauprozesse<br />
im Hirn in Gang kommen. Das Gehirn ist<br />
eben kein Muskel. Es lässt sich nicht trainieren,<br />
auch wenn man sich noch so sehr<br />
anstrengt. Wenn es nicht zur Aktivierung<br />
der emotionalen Zentren kommt, passiert<br />
dort oben leider auch nichts, kommt es zu<br />
keiner nachhaltigen Veränderung.<br />
Warum ist es so schwer Veränderungsprozesse<br />
in Gang zu setzen?<br />
Das Denken, Fühlen und Handeln wird<br />
durch die inneren Einstellungen und<br />
Haltungen bestimmt, die eine Person<br />
aufgrund der von ihr im Verlauf ihres<br />
bisherigen Lebens gemachten Erfahrungen<br />
in ihrem Gehirn, im präfrontalen Cortex<br />
verankert hat. Und weil Erfahrungen als<br />
gekoppelte emotionale und kognitive ...
Foto: J. Fischnaller<br />
18 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 19<br />
Netzwerke im Gehirn verankert werden,<br />
sind sie weder durch Belehrungen und<br />
andere kognitive Maßnahmen noch durch<br />
Belohnung oder Bestrafung, also durch<br />
emotionale Trigger veränderbar. Ungünstige<br />
innere Einstellungen und Haltungen<br />
lassen sich nur beeinflussen, indem man<br />
das verändert, was sie hervorgebracht hat:<br />
ungünstige Erfahrungen. Aber dazu, eine<br />
neue Erfahrung zu machen, kann man<br />
niemanden zwingen, durch Argumente<br />
nicht und auch nicht durch Belohnung oder<br />
Bestrafung.<br />
Man kann sein Gegenüber nur einladen,<br />
ermutigen, inspirieren, eine solche, andere,<br />
günstigere Erfahrung machen zu wollen,<br />
mit sich selbst, mit einem Chef, auf der<br />
Arbeit, in der Schule oder zu Hause.<br />
Darauf, anderen Menschen eine solche<br />
neue Erfahrung zu ermöglichen, hat aber<br />
nur selten jemand Lust. Wir versuchen es<br />
lieber mit klugen Ratschlägen oder der<br />
Androhung von negativen Folgen oder<br />
dem Versprechen von Belohnungen. Und<br />
das funktioniert eben nicht. Deshalb verändert<br />
sich bei den betreffenden Personen<br />
auch nichts im Hirn.<br />
Würden Sie sich eine (R)evolution des<br />
Bewusstseins wünschen und wenn ja,<br />
wie sollte diese aussehen?<br />
Eine Veränderung des Bewusstseins der<br />
Menschen ist längst in Gang. Es geht<br />
eben nur sehr langsam. Es hat Ewigkeiten<br />
gedauert, bis die Mehrheit der Menschen<br />
von der Stufe des mystischen und<br />
magischen Bewusstseins endlich die Stufe<br />
des personalen Bewusstseins erreicht hat.<br />
Und jetzt geht es darum, ein transpersonales<br />
Bewusstsein zu entwickeln.<br />
Haben Sie selbst in Ihrem Leben eine<br />
persönliche (R)evolution erlebt und<br />
wenn ja, in welcher Form?<br />
Ich persönlich finde Revolutionen ziemlich<br />
uninteressant. Die kommen immer<br />
sehr plötzlich, da hat sich vorher meist<br />
sehr viel angestaut und das, was dabei am<br />
Ende herauskommt, ist eigentlich keine<br />
richtige Veränderung. Mir selbst macht<br />
es mehr Spaß, wenn es mir gelingt, mich<br />
jeden Tag ein kleines Stück weiterzuentwickeln.<br />
Schritt für Schritt. Nicht durch<br />
eine Revolution, bei der man doch nur<br />
wieder dorthin zurückfällt, woher man<br />
gekommen ist. Auch wenn man zunächst<br />
glaubt, dass sich etwas ganz Entscheidendes<br />
verändert hat.<br />
In welche Richtung können sich die<br />
Menschen, im Hinblick auf das heutige<br />
Wissen über die Funktionen des Gehirns,<br />
im günstigsten Fall entwickeln?<br />
Die einzige Entwicklung, zu der die<br />
Erkenntnisse der Hirnforscher beitragen<br />
können, besteht darin, dass wir anfangen,<br />
uns selbst etwas besser zu verstehen als<br />
bisher. Aber wenn man erst einmal zu<br />
verstehen beginnt, weshalb man samt<br />
seinem Gehirn so geworden ist, wie man<br />
ist, dann kann man es auch ändern. Das<br />
ist der Unterschied zu allen Revolutionen:<br />
da hat man nie so recht verstanden, was der<br />
Grund war, dass sie stattgefunden haben.<br />
Und wirklich vorwärts gebracht haben sie<br />
uns ja auch nicht.
20 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />
DISSIDENT<br />
DES VATIKANS<br />
Prof. Dr. Dr. David Berger studierte Philosophie,<br />
Theologie und Germanistik in<br />
Würzburg, Köln, Dortmund und Lublin<br />
(Polen) und wurde vor seinem Outing<br />
vor allem durch seine wissenschaftlichen<br />
Arbeiten zu Tomas von Aquin und seine<br />
Tätigkeit für den Vatikan sowie konservative<br />
Institutionen der katholischen<br />
Kirche in Deutschland bekannt. Nach<br />
seinem Outing sorgte sein Buch „Der<br />
heilige Schein. Als schwuler Theologe<br />
in der katholischen Kirche“ für einiges<br />
Aufsehen und kontroverse Diskussionen.<br />
Der autobiografische Bestseller<br />
wurde von den großen Medien euphorisch<br />
gefeiert, wurde aber gleichzeitig<br />
Ziel disziplinarischer Maßnahmen der<br />
katholischen Kirche.<br />
Wie würden Sie die Entwicklung der<br />
letzten 100 Jahre in der katholischen<br />
Kirche beschreiben?<br />
Es ist eine Entwicklung, die ganz von der<br />
Defensive bestimmt ist. Zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts schreibt ein Papst Pius X.<br />
das Programm des „Anti-Modernismus“<br />
fest, das heißt man grenzt sich mit großer<br />
Angst gegen jede Öffnung der Kirche<br />
hin zur modernen Welt und aktuellen<br />
Wissenschaft ab. Eine verschlossene Ängstlichkeit,<br />
die wiederum Aggressivität gegen<br />
Abweichler innerhalb der Kirche sowie<br />
eine romantische Flucht in längst vergangene<br />
Lebensmodelle des Mittelalters provoziert.<br />
Kurzzeitig, in den späten 60er- und<br />
den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts,<br />
war innerhalb der katholischen<br />
Kirche der Versuch erkennbar, den Teufelskreis<br />
des Antimodernismus zu überwinden<br />
und die Kirche zur Moderne zu öffnen – das<br />
so genannte Aggiornamento. Aber spätestens<br />
als Johannes Paul II. den deutschen<br />
Kardinal Josef Ratzinger zum Chefideologen<br />
der katholischen Kirche macht, wird<br />
dieses mutige Experiment nach und nach<br />
ins Abseits gedrängt. Mit der Wahl Ratzingers<br />
zum Papst bestimmt nicht nur vom<br />
päpstlichen „Outfit“ her Retro den Kult,<br />
sondern auch der längst überwunden<br />
geglaubte Antimodernismus. Das ängstliche,<br />
teilweise aggressive Abschotten des<br />
kirchlichen Milieus gegenüber der Lebenswirklichkeit<br />
der Menschen feiert fröhliche<br />
Urständ.<br />
Wie hat sich Ihrer Meinung nach die<br />
katholische Kirche im Umgang mit<br />
Homosexualität entwickelt?<br />
Über Jahrhunderte hatte man in der<br />
katholischen Kirche einen pragmatischen<br />
Zugang zur Homosexualität. Es war die<br />
„Sünde ohne Namen“, man sprach einfach<br />
nicht darüber. Und schon gar nicht über<br />
weibliche Homosexualität. Dennoch bot<br />
man – natürlich eher unbewusst – mit<br />
dem katholischen Priestertum ein Berufsprofil,<br />
das wie geschaffen war für männliche<br />
Homosexuelle: Ein offenes Ausleben<br />
war unmöglich. In diesem Zusammenhang<br />
waren Klöster und Priesterseminare<br />
regelrechte Zufluchtsorte für Männer, die<br />
gern mit Männern zusammen lebten. Orte,<br />
die die unangenehmen Fragen vermeiden<br />
halfen, warum man noch immer unverheiratet<br />
und kinderlos sei. Orte für Männer,<br />
die gerne in Gottesdiensten verkleidet<br />
in weiten Gewändern auftraten. Anders<br />
gesagt: Die Generation Ratzinger hatte<br />
gar keine andere Wahl, als zu katholischen<br />
Priestern zu werden, wollte sie nicht<br />
ins absolute gesellschaftliche Aus abgeschoben<br />
werden. Seit der Entkriminalisierung<br />
der Homosexualität im Rahmen der<br />
sexuellen Revolution hat sich dies grundlegend<br />
geändert. Man muss sich heutzutage<br />
eben nicht mehr unbedingt in einer<br />
Sakristei verstecken, wenn man bemerkt,<br />
dass man anders ist. Ganz konsequent ging<br />
genau ab diesem Zeitpunkt die Zahl katholischer<br />
Priesteramtskandidaten rapide<br />
zurück. Und die Kirchenfürsten hatten<br />
den Hauptkonkurrenten ihres Lebensmodells<br />
ausgemacht: die moderne Schwulenemanzipation.<br />
Der jetzige Papst lässt keine<br />
Gelegenheit aus, um vor dem Unheil des<br />
offen schwulen Lebens zu warnen. Während<br />
man einer Homosexualität, die heimlich<br />
bleibt und über eine besondere Frömmigkeit<br />
sublimiert wird, „Takt und Respekt“<br />
entgegenbringen soll, wird jede gelebte,<br />
besonders die offen, ohne Schuldkomplexe<br />
und mit Selbstbewusstsein praktizierte<br />
Homosexualität mit Attributen wie „widernatürlich,<br />
widergöttlich, teuflisch“ belegt.<br />
Der Vatikan forderte bei der UN ausdrücklich<br />
das Recht der Staaten ein, praktizierte<br />
Homosexualität weiter strafrechtlich zu<br />
verfolgen. Honi soit qui mal y pense.<br />
Würden Sie sich eine Revolution in der<br />
katholischen Kirche wünschen und<br />
wenn ja, wie sollte diese aussehen?<br />
Natürlich ist eine solche Revolution längst<br />
überfällig, falls die katholische Kirche ...
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 21<br />
Foto: J. Goede
22 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />
nicht zur fundamentalistischen Großsekte<br />
mutieren willl. Revolution würde heißen,<br />
dass sie endlich mutig den Weg der Öffnung<br />
hin zur modernen Gesellschaft und<br />
zur aktuellen Wissenschaft geht. Und zwar<br />
auch dann, wenn sie sich um einer echten<br />
Aktualität wegen von jener peinlichen<br />
Anbiederung an den neokonservativen<br />
Zeitgeist verabschieden muss. Konkret<br />
würde dies bedeuten, dass man nicht nur<br />
ehrlich von den etwa 50 Prozent schwulen<br />
Männern spricht, die den katholischen<br />
Klerus prägen und gerade deren Homosexualität<br />
als große Chance der Seelsorge<br />
begreift, sondern dass sich, angelehnt an<br />
die modernen Humanwissenschaften, der<br />
Zugang zur Sexualität überhaupt grundlegend<br />
verändert.<br />
Haben Sie selbst in Ihrem Leben eine<br />
persönliche (R)evolution erlebt und<br />
wenn ja, in welcher Form?<br />
Ich muss gestehen, dass ich von meinem<br />
ganzen Naturell her ein sehr harmonieliebender<br />
Mensch bin. Wahrscheinlich war<br />
eine der grundlegenden Veränderungen<br />
meines Lebens, die nach außen hin vielen<br />
als revolutionäre Wende erschienen ist,<br />
deshalb eine sehr lange und langsame<br />
Entwicklung, die sich über fünf Jahre im<br />
Stillen vorbereitet hat. Während ich viele<br />
Jahre Karriere in der katholischen Kirche<br />
gemacht habe, die mich bis in den Vatikan<br />
führte, habe ich gleichzeitig über all die Zeit<br />
mit einem Partner zusammengelebt und<br />
ein sehr exzessives schwules Leben geführt.<br />
Dies wurde akzeptiert, solange es heimlich<br />
war und ich als loyaler, konservativer<br />
Philosoph und Theologe auftrat. Als dann<br />
aber unter dem gegenwärtigen Papst die<br />
homophoben Äußerungen im katholischen<br />
Milieu immer heftiger wurden, ja sich bis<br />
zum geradezu neurotischem Schwulenhass<br />
steigerten, war mir irgendwann klar, dass<br />
ich so nicht mehr weiterleben konnte.<br />
In welche Richtung sollte sich die<br />
Gesellschaft nach Ihrem Wunsch entwickeln?<br />
Auch hier würde ich mir wünschen, dass<br />
sich gegen alle Versuchungen des Totalitarismus,<br />
die es nicht nur im katholischen<br />
Bereich gibt, Gesellschaftsmodelle des<br />
Liberalismus durchsetzen. Größtmögliche<br />
Freiheit für jedes Individuum! So ergänzungsbedürftig<br />
das Modell der „offenen<br />
Gesellschaft“ (Karl Popper) an manchen<br />
Randstellen sein mag, so aktuell ist es<br />
nach wie vor. Heute sind es freilich – bei<br />
der doch sehr gefestigten Demokratie, in<br />
der wir zumindest in Deutschland leben –<br />
weniger die Versuchungen totalitaristischer<br />
Staatsformen als der Totalitarismus der<br />
Uniformierung auf niedrigstem Niveau,<br />
der von den modernen Massenmedien<br />
auszugehen droht. Der italienische<br />
Filmemacher und Publizist Pierre Paolo<br />
Pasolini, dessen 90. Geburtstag wir am<br />
5. März dieses Jahres hätten feiern können,<br />
hat schon in den 70er-Jahren darauf<br />
aufmerksam gemacht, dass die genannte<br />
Entwicklung vermutlich noch gefährlicher<br />
ist als die von Popper ins Auge<br />
gefasste. Denn sie schränkt die Freiheitsund<br />
Entfaltungsräume des Individuums<br />
weit mehr ein, als dies totalitäre Staatsformen<br />
des vergangenen Jahrhunderts je<br />
vermochten.<br />
Wie sieht Ihre Prognose für die Zukunft<br />
aus?<br />
Die eben skizzierte Gefahr halte gleichermaßen<br />
für eine große Chance. In<br />
meiner Tätigkeit als Lehrer konnte ich über<br />
mehrere Generationen beobachten, dass<br />
die mediale Sprachfähigkeit bzw. Urteilsund<br />
Handlungskompetenz durch das<br />
Internet von Generation zu Generation<br />
stetig zunimmt. Dadurch ist die Chance<br />
gegeben, dass Deutungsmonopole immer<br />
seltener werden. Denn – und auch das<br />
haben wir von Popper und den Seinen<br />
gelernt – herrschaftsfreier Meinungsaustausch<br />
ist die Basis kultureller und<br />
politischer Veränderungen. Wie man am<br />
Beispiel der arabischen Welt gut sehen<br />
kann, ist damit auch die Chance gegeben,<br />
dass sich Revolutionen an den Mächtigen,<br />
besonders denen, die ihre Macht diktatorisch<br />
ausüben, vorbei entwickeln. Etwas,<br />
was gerade auch im Hinblick auf das<br />
religiöse Leben der Menschen und auf die<br />
katholische Kirche, in der traditionellerweise<br />
diktatorisch Macht ausgeübt wird,<br />
zukunftsweisend sein könnte.<br />
Links zum Thema:<br />
www.gerald-huether.de<br />
www.dialog-über-deutschland.de<br />
Bücher zum Thema: Im Blog<br />
www.boldmag.eu
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 23
24 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Mobilität<br />
im Umbruch<br />
BMW i<br />
Autor: J. M. Brain<br />
Ganzheitlicher Ansatz:<br />
Für die Mobilität der Zukunft.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 25
26 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />
Der BMW i3 Concept<br />
und der BMW i8 Concept<br />
stehen für eine neue und<br />
nachhaltige Mobilität.<br />
Fotos: BMW i
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 27<br />
Die Entwicklung nachhaltiger Mobilität<br />
ist eine der herausragenden Aufgaben<br />
dieses Jahrtausends, wobei der Begriff<br />
„nachhaltig“, obgleich gängig und fest in<br />
unserem Wortschatz verankert, dennoch<br />
einer eideutigen Klärung bedarf: Nachhaltige<br />
Entwicklung ist die übliche Übersetzung<br />
des englischen Begriffs „sustainable<br />
development“ und bezeichnet<br />
eine Entwicklung, die den Bedürfnissen<br />
der jetzigen Generation entspricht, ohne<br />
dabei die Möglichkeiten künftiger Generationen<br />
zu gefährden. Der Ursprung des<br />
Begriffs, welcher erstmals in der deutschsprachigen<br />
Forstwirtschaft auftauchte,<br />
bezieht sich in der Regel auf soziale,<br />
ökonomische und ökologische Aspekte<br />
der Nachhaltigkeit.<br />
Für BMW begann 1969 der Traum von<br />
der nachhaltigen Mobilität erste Gestalt<br />
anzunehmen: mit dem elektrifizierten<br />
BMW 1602, der während der Olympischen<br />
Spiele 1972 in München eingesetzt<br />
wurde. In den folgenden Jahren<br />
forschte das Unternehmen kontinuierlich<br />
nach Möglichkeiten, diesen Traum auch<br />
in einem größeren Rahmen Wirklichkeit<br />
werden zu lassen. Der BMW E1 aus dem<br />
Jahre 1991 ist nur ein Beispiel und war<br />
ein Versuchsfahrzeug, das bereits viele<br />
Merkmale der heutigen Elektrofahrzeuge<br />
aufwies. Am E1-er ließen sich erstmals die<br />
Vor- und Nachteile von Elektroantrieben<br />
im Praxiseinsatz untersuchen. Dank der<br />
heute verwendeten Lithium-Ionen-Batterien<br />
werden Elektrofahrzeuge nach und<br />
nach alltagstauglich und für den Stadtverkehr<br />
interessant. Für längere Strecken<br />
werden wohl Hybrid-Lösungen in naher<br />
Zukunft die Straßen erobern.<br />
Die Elektromobilität<br />
wird erwachsen<br />
2010 initiierte BMW eine dynamische<br />
Denkfabrik Namens BMW i. Vorläufer der<br />
neuen Submarke ist das seit 2007 agierende<br />
„project i“, ein Think Tank der BMW<br />
Group, der nachhaltige Mobilitätslösungen<br />
für die Autofahrer von morgen<br />
entwickelt. Im Rahmen des Projektes<br />
werden derzeit, in einem weltweit<br />
einzigartigen Umfang, Feldversuche zur<br />
Nutzung von rein elektrisch angetriebenen<br />
Fahrzeugen im Alltagsverkehr<br />
durchgeführt. Die aktuell andauernden<br />
Versuche in den USA und Europa mit<br />
über 600 MINI E liefern bereits wichtige<br />
Erkenntnisse über die Anforderungen<br />
an künftige Serienfahrzeuge mit Elektroantrieb.<br />
Die ehrgeizigen Pläne des Automobilherstellers<br />
sehen vor, ab 2013 elektrische<br />
BMW i-Modelle anzubieten. Bisher existieren<br />
zwei Konzepte: auf der einen Seite<br />
der BMW i3, auch als Megacity Vehicle<br />
bekannt, der als erstes rein elektrisch<br />
angetriebenes Serienfahrzeug der BMW<br />
Group gezielt die zukünftigen Mobilitätsherausforderungen<br />
im urbanen Umfeld<br />
verkörpert und als erstes „Premium-<br />
Elektrofahrzeug“ die zukunftsweisende<br />
Interpretation typischer BMW-Attribute<br />
aufweist.<br />
Auf der anderen Seite stellt BMW mit<br />
dem i8 einen Sportwagen der neuesten<br />
Generation: Fortschrittlich, intelligent<br />
und innovativ vereint er in seinem<br />
Plugin-Hybrid-Konzept einen Verbrennungsmotor<br />
und einen Elektro-Antrieb<br />
zu einem außergewöhnlichen Fahrerlebnis<br />
– und das bei äußerst niedrigem<br />
Verbrauch und niedrigsten Emissionswerten.<br />
1969 1991<br />
2013<br />
2009
28 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />
BMW i3 Concept<br />
dynamisch, kompakt,<br />
emissionsfrei<br />
Das konsequent nachhaltig gestaltete<br />
Fahrzeug für das urbane Umfeld: Rein<br />
elektrisch angetrieben und maßgeschneidert<br />
für die Anforderungen einer nachhaltigen<br />
und emissionsfreien Mobilität,<br />
verkörpert es eine intelligente Art der<br />
Fortbewegung in der Stadt oder beim<br />
Pendeln.<br />
Andreas Feist, Leiter Fahrzeugprojekt<br />
BMW i3 erläutert: „Dieses Auto-Konzept<br />
nutzt eine völlig neue Architektur mit all<br />
den neuen Möglichkeiten und Potenzialen.<br />
Es ist das erste Premium-Elektrofahrzeug<br />
der Welt.“<br />
Für Effizienz und eine hohe Reichweite<br />
sorgen nicht nur der von BMW selbst<br />
entwickelte E-Antrieb und die Leichtbau<br />
optimierte LifeDrive-Architektur: Die<br />
Möglichkeit, während der Fahrt Energie<br />
zurückzugewinnen, erhöht die Reichweite<br />
ebenso wie spezielle reichweitenunterstützende<br />
Funktionen, wie der<br />
ECO PRO Modus. Ist er aktiviert, arbeiten<br />
sämtliche Fahrzeugfunktionen mit<br />
höchstmöglicher Effizienz. So ändert<br />
sich beispielsweise die Gaspedalkennlinie,<br />
damit weniger Leistung abgerufen<br />
wird. Auch die Klimatisierungsfunktionen<br />
arbeiten bewusst energieoptimiert.<br />
Weiterhin reduzieren eine ausgefeilte<br />
Aerodynamik sowie schmale, rollwiderstandsoptimierte<br />
Räder die Fahrwiderstände<br />
auf ein Minimum und ermöglichen<br />
ein Maximum an Reichweite.
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 29
30 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 31<br />
BMW i8 Concept<br />
Emotional, dynamisch,<br />
effizient<br />
Der i8 verkörpert mit seinem faszinierenden<br />
Gesamtkonzept die Realität<br />
gewordene Vision eines zeitgemäßen,<br />
nachhaltigen Sportwagens. In seinem<br />
PlugIn-Hybrid-Konzept kombiniert er den<br />
modifizierten Elektroantrieb des BMW i3<br />
an der Vorderachse mit einem 164 kW/<br />
300 Nm starken Dreizylinder-Hochleistungsverbrennungsmotor<br />
an der Hinterachse.<br />
Der E-Antrieb des BMW i8 Concept<br />
ist als vollwertiger Antrieb ausgelegt,<br />
der das Fahrzeug bei Bedarf auch allein<br />
fortbewegt. Gemeinsam können beide<br />
Antriebe ihre Vorteile optimal entfalten<br />
und ermöglichen im Zusammenspiel die<br />
Performance eines Sportwagens mit dem<br />
Verbrauch eines Kleinwagens.<br />
Eine Beschleunigung von unter fünf<br />
Sekunden von null auf 100 km/h bei einem<br />
Verbrauch von unter 3 Litern erreicht<br />
bisher kein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor<br />
auf diesem Leistungsniveau. Dank<br />
seines großen Lithium-Ionen-Energiespeichers,<br />
der an der Steckdose geladen<br />
werden kann, ermöglicht der BMW i8<br />
Concept bis zu 35 Kilometer Reichweite<br />
im reinen elektrischen Betrieb. Ein Großteil<br />
der alltäglichen Kurzstrecken sind<br />
somit völlig emissionsfrei zu erfahren.<br />
In Metropolen, die Zugangsbeschränkungen<br />
für fossil betriebene Fahrzeuge<br />
erlassen, erlaubt der rein elektrische<br />
Betrieb des Fahrzeugs den Zugang zu<br />
emissionsbeschränkten Innenstadtbereichen.<br />
Zur Erhöhung der Effizienz kann ...
Fotos: DriveNow<br />
32 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i
Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 33<br />
an beiden Achsen Energie gewonnen<br />
werden. Während an der Vorderachse der<br />
E-Motor bei jedem Verzögerungsvorgang<br />
maximal Energie rekuperiert, lädt ein an<br />
den Verbrenner angebundener Hochvoltgenerator<br />
bei Bedarf den Energiespeicher.<br />
Zudem bietet der 2+2-Sitzer Platz<br />
für vier Personen und damit einen hohen<br />
Alltagsnutzen.<br />
Intelligente<br />
Mobilität<br />
Integraler Bestandteil von BMW i ist<br />
neben den Fahrzeugen ein zusätzliches<br />
Angebot von umfassenden und maßgeschneiderten<br />
Mobilitätsdienstleistungen,<br />
die auch unabhängig vom Fahrzeug<br />
selbst genutzt werden können. Im Fokus<br />
stehen dabei beispielsweise Lösungen<br />
zur besseren Nutzung vorhandenen Parkraums,<br />
intelligente Navigationssysteme<br />
mit ortsabhängigem Informationsangebot,<br />
eine intermodale Routenplanung<br />
sowie Premium Car Sharing.<br />
DriveNow ist ein aktuelles Beispiel und<br />
Ergebnis der innovativen Denkfabrik: Das<br />
neue Car Sharing, welches dem Nutzer<br />
höchst flexiblen Komfort und Nutzungsspielraum<br />
bietet, nutzt für die Anzeige<br />
verfügbarer Fahrzeuge im Umkreis und<br />
deren Buchung eine komfortable App,<br />
die zuvor auf dem Smartphone installiert<br />
wird. Ein optimales Preis-Leistungsverhältnis<br />
(Parkgebühren und Kraftstoffkosten<br />
sind inklusive) und die Möglichkeit,<br />
das Fahrzeug nur dann zu nutzen,<br />
wenn man es benötigt, setzen neue<br />
Maßstäbe städtischer Fortbewegung.<br />
DriveNow wird derzeit in München,<br />
Berlin und Düsseldorf angeboten und<br />
soll, dank reger Nachfrage und Nutzung,<br />
rasch ausgebaut werden.<br />
Ein weiteres Beispiel ist der Online-Marktplatz<br />
ParkatmyHouse, der eine Verbindung<br />
zwischen freiem Parkraum und<br />
Autofahrern auf der Suche nach einem<br />
Parkplatz herstellt. Der Marktplatz wurde<br />
in Zusammenarbeit mit BMW i entwickelt:<br />
Hausbesitzer können hier durch<br />
die Vermietung ihrer Parkmöglichkeiten<br />
an Autofahrer, die auf der Suche nach<br />
einem bequemen, sicheren und günstigen<br />
Parkplatz sind, Geld verdienen. Der<br />
Service ist vorerst nur in Großbritannien<br />
verfügbar und wird derzeit international<br />
ausgeweitet.<br />
Die Welt, und mit ihr das Umfeld für<br />
individuelle Mobilität, befinden sich<br />
ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich<br />
im Umbruch. Zahlreiche globale<br />
Entwicklungen wie Klimawandel,<br />
Ressourcenverknappung und Urbanisierung<br />
verlangen eine neue Balance<br />
zwischen globalen Anforderungen und<br />
individuellen Bedürfnissen. Gefragt sind<br />
neue Lösungen für eine individuelle<br />
und vor allem nachhaltige Mobilität. Ian<br />
Robertson, Mitglied des Vorstands der<br />
BMW AG für Vertrieb und Marketing fasst<br />
zusammen: „Mit den maßgeschneiderten<br />
und nachhaltigen Mobilitätslösungen<br />
von BMW i bricht für die Automobilindustrie<br />
eine neue Ära der individuellen<br />
Mobilität an.“<br />
Links zum Thema:<br />
www.bmw-i.de<br />
www.drive-now.com<br />
www.parkatmyhouse.com<br />
www.bmw.de
34 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 35<br />
first<br />
contact<br />
New Fashion<br />
Fotograf: M. A. Mayer<br />
Styling: D. Nebel | Models: A. Hamiti, P. Shala | Alines: S. Maier, M. Pezzei<br />
Postproduction: S. Maier | Assistenz: M. Rusch, O. Stimpfel
36 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Mode | first contact | New Fashion<br />
Bluse: Dior<br />
Haarlederband: Jil Sander<br />
Ohringe: Dior
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 37<br />
Hemd: Van Laak<br />
Fliege: Dior<br />
Brille: Gucci<br />
Handschuhe: Joop
38 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kleid: Hugo Boss<br />
Tuch: Dior (vintage)<br />
Brille: Dior<br />
Schal und Gürtel: Dior (vintage)
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 39<br />
Hemd: Van Laak<br />
Fliege: Dior<br />
Brille: Gucci<br />
Handschuhe: Joop<br />
Reisetasche:<br />
Gucci (vintage)
40 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Brille: Dior<br />
Tuch: Dior (vintage)<br />
Kleid: Hugo Boss<br />
Schal und Gürtel: Dior (vintage)
Mode | first contact | New Fashion<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 41<br />
Strickschal: Desquared<br />
Brille: Gucci<br />
Handschuhe: H&M<br />
Strickjacke: Jil Sander<br />
Pocketkleid: Hugo Boss<br />
Blazer: Marc Cain<br />
Handschuhe: Röckle
42 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 43<br />
Pocketkleid: Hugo Boss<br />
Blazer: Marc Cain<br />
Handschuhe: Röckle<br />
Strickschal: Desquared<br />
Brille: Gucci<br />
Handschuhe: H&M<br />
Strickjacke: Jil Sander
44 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
WOHNEN<br />
MIT VISION<br />
Contemporary Houses<br />
Autor: F. Reip<br />
Architekt: Aires Mateus<br />
Futuristisches Haus in Leiria (Portugal).
Kunst & Kultur | Wohnen mit Vision<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 45<br />
Wenn man die Dinge augenzwinkernd<br />
auf die Spitze treiben will, kann man<br />
sagen, dass sich schon die „Höhlenmenschen“<br />
mit der individuellen Gestaltung<br />
ihres Wohnraums beschäftigten –<br />
vielleicht sind ja all die berühmten Wandmalereien,<br />
denen gern eine gewaltige<br />
Bedeutung zugesprochen wird, nichts<br />
weiter als die ersten Tapeten der Menschheitsgeschichte.<br />
von gähnender Leere<br />
zur Veränderung<br />
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren<br />
es dann nahezu ausschließlich Sakralund<br />
Amtsgebäude, deren architektonischer<br />
Gestaltung Aufmerksamkeit zuteil<br />
wurde. Während immense Anstrengungen<br />
unternommen wurden, um<br />
Kirchen zur Würdigung Gottes, später<br />
zunehmend auch als Beweis für die<br />
Bedeutung der Region zu immer prächtigeren<br />
Bauwerken zu bilden, während<br />
Rat- und Innungshäuser und Ministerien<br />
Stände, ganze Nationen repräsentieren<br />
sollten, wurde der private Wohnraum<br />
lange sträflich vernachlässigt.<br />
Doch das 20. Jahrhundert brachte reichlich<br />
Veränderungen mit sich, und die<br />
zunehmende Ausbreitung des Wohlstands,<br />
die in Folge der Industrialisierung<br />
weite Teile zumindest der westlichen<br />
Welt einschloss, gestattete auch<br />
die Blüte architektonischer Visionen.<br />
Walter Gropius, der gemeinsam mit<br />
Ludwig Mies van der Rohe und Le Cor-<br />
busier als Begründer der Architektur<br />
der Moderne gelten darf, mag vor allem<br />
mit der Maxime „form follows function“<br />
verbunden sein und somit gerade<br />
nicht für entfesselte Vorstellungskraft<br />
stehen. Doch der Umstand, dass sich<br />
seine Arbeiten auch auf die Gestaltung<br />
eines wohnlichen Umfelds erstreckten,<br />
machten ihn und das gesamte Bauhaus<br />
zum Vorreiter der Idee, dass auch der<br />
private Raum weitaus mehr sein kann als<br />
nur ein ästhetikfreier Platz zum Schlafen.<br />
Es mag eine kühne These sein, aber wer<br />
weiß, wie die Werke von einem Architekten<br />
und Künstler wie Friedensreich<br />
Hundertwasser ohne diese Vorleistung<br />
ausgesehen hätten, ob es sie überhaupt<br />
gegeben hätte? Hundertwasser, der zwar<br />
gemeinsam mit seinem wohl unmittelbareren<br />
Vorgänger Antoni Gaudí Sinnbild<br />
für die überbordende Fantasie bei der<br />
Gestaltung des öffentlichen Raumes ist,<br />
der selbst die Toiletten seiner Entwürfe<br />
mit in das künstlerische Gesamtkonzept<br />
einbezog und das Konzept der Individualisierung<br />
bis ins kleinste Detail somit zu<br />
einer ungekannten Höhe trieb.<br />
trautes Heim<br />
Glück allein<br />
Angesichts der angerissenen geschichtlichen<br />
Entwicklung ist es schon beachtlich,<br />
wie viel Energie, Fantasie und Liebe<br />
Menschen mittlerweile in die Gestaltung<br />
ihres unmittelbaren Lebensumfelds<br />
investieren. Die einen verbringen jedes<br />
zweite Wochenende damit, stundenlang<br />
durch die Flure immer größer werdender<br />
IKEA-Kaufhäuser zu spazieren, andere<br />
kaufen sich luxuriöse Lofts in den Metropolen<br />
dieser Welt, um sich ja überall ein<br />
bisschen zu Hause fühlen zu können.<br />
Und wiederum andere beauftragen Stardesigner<br />
mit der Konzeption und der<br />
baulichen Umsetzung im besten Wortsinne<br />
traumhafter Residenzen.<br />
Contemporary<br />
Houses<br />
Vor kurzem ist im Taschen-Verlag der<br />
zweibändige, in einem eleganten Schutzschuber<br />
untergebrachte Bildband „100<br />
Contemporary Houses“ erschienen, der<br />
sich dieser letzten Gruppe von Menschen<br />
bzw. ihren Domizilen widmet. Auf<br />
beinahe 700 Seiten stellt Autor Philip<br />
Jodidio 100 fantastische und zukunftsweisende<br />
private Eigenheime vor,<br />
geschaffen innerhalb der vergangenen<br />
zehn Jahre von Menschen mit Visionen<br />
für Menschen, die sich diese leisten<br />
können.<br />
Jodidio kennt seine Pappenheimer:<br />
Geboren im Jahr 1984 hat er zahlreiche<br />
Kapriolen, die die Architektur im Geiste<br />
von Individualismus und Eskapismus<br />
geschlagen hat, mit eigenen Augen<br />
miterlebt. Der Autor, der Kunstgeschichte<br />
an der Harvard-Universität studierte,<br />
mehr als 20 Jahre lang Chefredakteur<br />
der französischen Kunstzeitschrift „Connaissance<br />
des Arts“ war und regelmäßig<br />
für die Buchreihe „Architecture Now!“ ...
46 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Architekt: Daniel Libeskind<br />
Legendäres 18.36.54 Haus in Connecticut (USA).
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 47
48 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Wohnen mit Vision<br />
Betonfassade sich ganz bewusst der<br />
Eroberung durch die umliegende Vegetation<br />
ausliefert.<br />
Andere Häuser – und ihre Bewohner oder<br />
Nutzer – suchen und finden Isolation und<br />
Exklusivität nicht in der wäldlichen Abgeschiedenheit,<br />
sondern schlicht in der<br />
(Selbst-)Erhebung: Wie eine gestrandete<br />
Arche thront ein vom französisch-kenia-<br />
mit dem Taschen-Verlag zusammenarbeitet,<br />
hat Monografien über dem<br />
Eklektizismus verfallene Größen wie<br />
Norman Foster und Zaha Hadid verfasst.<br />
Seine Arbeit fußt dabei nicht nur im<br />
Wunsch nach Beobachtung und Dokumentation<br />
des Zeitgeists, sondern auch<br />
in der Faszination für die Grenzenlosigkeit,<br />
die weite Räume und dicke Konten<br />
ermöglichen.<br />
Und so ist „100 Contemporary Houses“<br />
vor allem ein Buch zum Träumen. Das<br />
liegt nicht zuletzt daran, dass die Mehrzahl<br />
der Eigenheime sich nicht um die<br />
kongeniale Eingliederung in ein belebtes<br />
urbanes Umfeld scheren muss,<br />
sondern an exotischen, oft auch weitestgehend<br />
naturbelassenen Orten geradezu<br />
eingepflanzt wurde: So stehen viele<br />
Häuser im Wald, etwa ein schmucker,<br />
an die Prairie Houses von Frank Lloyd<br />
Wright erinnernder Bungalow in Kanada,<br />
ein dreieckiges, von Holzpfosten und<br />
Drahtseilen getragenes Baumhaus von<br />
Marcos Acayaba in brasilianischen Regenwald<br />
oder das derzeit noch kühl anmutende<br />
Loft, das der japanische Architekt<br />
Kotaro Ide in einem Wald in der Nähe<br />
von Nagano platziert hat und dessen<br />
nischen Architekturbüro Jouin Manku<br />
entworfenes Anwesen im ehemaligen<br />
Diplomatenviertel von Kuala Lumpur in<br />
Malaysia über der Megacity zu seinen<br />
Füßen; und das zweistöckige Holman<br />
House von Durchbach Block Jaggers<br />
schwebt förmlich über dem tiefblauen<br />
Meer in Dover Heights in der Nähe von<br />
Sydney.<br />
Dass Architekten wie John Pawson,<br />
Richard Meier, Shigeru Ban, Tadao Ando,<br />
Zaha Hadid, Herzog & de Meuron,<br />
Daniel Libeskind, Alvaro Siza oder Peter<br />
Zumthor, die allesamt mit realisierten<br />
Entwürfen in „100 Contemporary Houses“<br />
vertreten sind, nichts mehr in die Landschaft<br />
stellen, das nicht das Thema der<br />
Stunde – Nachhaltigkeit – ausgiebig reflektiert,<br />
versteht sich dabei von selbst:<br />
Durchdachte Energiekonzepte sind<br />
Bestandteil der überwältigenden Mehrheit<br />
der vorgestellten Wohnheime.<br />
Link zum Thema:<br />
www.taschen.com<br />
Fotos: Taschen Verlag (d. R. n. F. Guerra, T. Eberle, H. Sakaguchi)<br />
Architekt: Kotaro Ide<br />
Wohnlich eingebettet in<br />
die Natur (Nagano, Japan).
Kunst & Kultur | Wohnen mit Vision<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 49
50 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Im Porträt | Dror Benshetrit<br />
Im Porträt<br />
Designer<br />
Dror Benshetrit<br />
Autorin: R. Brokate<br />
Dror Benshetrit wurde 1977 in Tel Aviv<br />
(Israel) geboren und verbrachte dort<br />
auch den Großteil seines Lebens. Von<br />
seiner französischen Mutter wurde er<br />
weltoffen erzogen und lebt heute – nach<br />
Zwischenstopps in Eindhoven und Paris<br />
– in New York.<br />
Benshetrit sah sich immer als Künstler,<br />
schon als kleines Kind wollte er etwas<br />
Kreatives machen. Ob malen, zeichnen<br />
oder Bildhauerei – alles, was in Richtung<br />
Kunst ging, bereitete ihm Spaß. Er<br />
wusste, dass Kunst immer zu seinem<br />
Leben gehören würde, und dachte<br />
zunächst auch daran, Kunst zu studieren.<br />
Allerdings sollte sich das Ganze zugleich<br />
auch mit etwas Praktischem verbinden<br />
lassen. So entschied er sich für die Design<br />
Akademie in Eindhoven.<br />
Nach der strengen Bauhaus-Doktrin<br />
haben Produkte vor allem zu funktionieren,<br />
laut der Memphis-Philosophie<br />
dagegen lustvoll zu provozieren. Wer<br />
Dror Benshetrit kennen lernt und<br />
versucht, ihn irgendwo auf der Skala<br />
zwischen Bauhaus und Memphis –<br />
zwischen Funktion und Emotion also<br />
– einzuordnen, wird bald kapitulieren.<br />
Über Orientierungspunkte wie Form,<br />
Funktion und Gefühl hinaus bereichert<br />
Benshetrit seine Objekte um eine weitere<br />
Komponente: Veränderung.<br />
EIN ELEMENT<br />
viele MÖGLICHKEITEN<br />
Seit 2006 hat der Designer mit seiner<br />
patentierten Form QuaDror experimentiert:<br />
Die L-förmigen Einzelteile lassen<br />
sich perfekt miteinander verbinden<br />
und bieten unzählige Einsatzmöglichkeiten.<br />
Je nach Material und Stärke der<br />
einzelnen Bausteine, die sich gegenseitig<br />
tragen und extrem schnell aufund<br />
abbaubar sind, eignen sie sich für<br />
die Gestaltung von Trennwänden, Pavillons,<br />
ganzen Gebäuden und temporären<br />
Eventlocations. QuaDror ist ein innovatives<br />
und neues System, das so einfach<br />
wie verblüffend funktioniert. Doch<br />
Benshetrit reüssiert auch in Kooperationen:<br />
So entstand aus der Zusammenarbeit<br />
mit Cappellini „Peacock“ – ein Sessel,<br />
der aus einer einzigen Filzplatte besteht,<br />
die auf einer dunkelbraun lackierten<br />
Metallbasis zusammengekräuselt ist;<br />
und für Tumi entwickelte er eine eigene<br />
Koffer- und Taschenkollektion.<br />
Wie würden Sie sich und Ihre Arbeit<br />
beschreiben?<br />
Ich bin Künstler, interdisziplinärer Designer.<br />
Im Grunde designe ich alles außer<br />
Mode. Wobei das nicht ganz stimmt, da ich<br />
auch schon Modekunden hatte. Mein Job<br />
ist es, Kunst mit praktischen Elementen zu<br />
verbinden und ihnen gleichzeitig Emotionen<br />
zu verleihen. Die Arbeit beginnt immer<br />
mit einem großen Fragezeichen. Im ersten<br />
Ansatz versuche ich, alles aus allen Perspektiven<br />
zu betrachten, denn alles beeinflusst<br />
uns und alles ist wichtig und relevant.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 51<br />
Es ist gut, alles in Frage zu stellen: Warum<br />
hat ein Stuhl Beine? Warum hat der Koffer<br />
Rollen? Kann da auch etwas anderes hin?<br />
Muss ich die Tasche immer auf dem Rücken<br />
tragen oder gibt es einen anderen Weg?<br />
Diese Fragen führen zu immer neuen Innovationen.<br />
Es geht darum, beständig über<br />
den Tellerrand hinauszuschauen und sich<br />
zu sagen: Alles ist möglich!<br />
diesen Weg. Aber selbstverständlich gibt es<br />
bei allen Schritten zeitliche und preisliche<br />
Rahmenbedingungen, an die man sich zu<br />
halten hat. Ich versuche, alles zu verbinden<br />
und einen gemeinsamen Nenner zu finden.<br />
Wenn man letztlich mit eigenen Augen<br />
sieht, was man kreiert hat – muss das<br />
ein wunderbarer Moment sein ...<br />
sich bringen. Das alles ist ein großer<br />
Entwicklungsprozess: vom Zeitpunkt, an<br />
dem ein Auftraggeber zu mir kommt, bis zur<br />
Umsetzung des Projektes. Für mich persönlich<br />
ist es besonders wichtig, dass ich nicht<br />
nur in einer festgelegten Richtung designe.<br />
Die Einbindung von Elementen aus den<br />
verschiedensten Bereichen ist eine Bereicherung<br />
für jeden Designer.<br />
Also keine Chance für Routine?<br />
Genau! Man darf sich nicht von Vorwissen<br />
und Vorurteilen beschränken lassen. So<br />
versuche ich, möglichst träumerisch,<br />
kindisch und naiv an meine Projekte<br />
heranzugehen. Es ist ein ständiges Vorund<br />
Zurückschreiten. Aus meiner Zeit in<br />
Eindhoven habe ich gelernt, dass es nicht<br />
wichtig ist, wie man die Dinge sieht oder<br />
welches Wissen man hat. Es geht einzig<br />
und allein um die Wahrnehmung. Wenn<br />
einem das nötige Know-How fehlt, kann<br />
man immer experimentieren, um es sich zu<br />
verschaffen.<br />
Das klingt nach Grenzenlosigkeit ...<br />
Ich gehe jedes meiner Projekte mit einem<br />
gesundem Menschenverstand an und liebe<br />
Schon, doch für mich ist der Prozess aufregender<br />
als das Endergebnis. Aber es bleibt<br />
natürlich stets aufs Neue ein atemberaubender<br />
Moment, wenn man sieht,<br />
was man geschaffen hat – zu realisieren:<br />
Wir haben bei Null angefangen und sind<br />
viele, lange Wege gegangen, bis wir irgendwann<br />
angekommen sind. Das ist ein sehr<br />
gutes Gefühl.<br />
Welche Designs bereiten Ihnen die<br />
größte Freude?<br />
Vor zehn Jahren hätte ich wahrscheinlich<br />
gesagt, dass Produkte wie eine Fernbedienung<br />
oder eine Waschmaschine total<br />
langweilig sind. Inzwischen habe ich realisiert,<br />
dass die interessantesten Projekte<br />
zunächst eher langweilig erscheinen, aber<br />
oft die größten Herausforderungen mit<br />
Birgt diese riesige Spielwiese nicht auch<br />
das Risiko, sich zu verlaufen?<br />
Die Vielfalt an Möglichkeiten hat natürlich<br />
auch ihre Tücken – Ideen, die nicht auf<br />
den Markt passen oder die gut aussehen,<br />
letztlich aber einen Rückschritt darstellen<br />
würden. Interdisziplinarität heißt hier meine<br />
Devise, also nicht nur äußerlich ein neues<br />
Design erfinden, sondern stets und ständig<br />
innovativ sein.<br />
Links zum Thema:<br />
www.studiodror.com<br />
www.tumi.de<br />
www.cappellini.it
52 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />
LEICA X1<br />
Und das Gefühl bleibt lebendig.<br />
LEICA X1<br />
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Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 53<br />
sehenswert<br />
State of the Art Photography<br />
GRENZBEREICHE<br />
Autoren: H. G. Teiner & K. Specht<br />
nissen Caspar David Friedrichs, sind<br />
jedoch beim näheren Betrachten aus<br />
zahlreichen Google-Earth-Bildern zusammengesetzt.<br />
Auch das sorgfältig inszenierte Portrait<br />
erhält durch die besondere Themenfindung<br />
einen betrachtenswerten Stellenwert.<br />
Die 1977 in Bulgarien geborene<br />
Fotografin Pepa Hristova ist mit einem<br />
überraschenden und ergreifenden Thema<br />
vertreten, das auch ein ethnologisches<br />
Projekt darstellt: Ihre Fotografien zeigen<br />
albanische Frauen, die aufgrund einer<br />
langen Tradition mit einer männlichen<br />
Identität leben, sie sind „Sworn Virgins“<br />
und entscheiden sich aus unterschiedlichen<br />
Gründen für ein Leben als Mann. Sie<br />
werden in ihren Familien geachtet und<br />
als Männer anerkannt, sie leisten Männerarbeit,<br />
kleiden und verhalten sich wie<br />
Männer. Dabei nehmen sie auch mehr<br />
und mehr männliche Gesichtszüge an.<br />
„Sworn Virgins“ füllen ihre Rolle so umfassend<br />
aus, dass sie nicht mehr als Frauen<br />
wahrgenommen werden. Die einzigartigen<br />
Bilder gewähren tiefen Einblicke<br />
in die Tradition des institutionalisierten<br />
Geschlechter-Rollenwechsels und ver-<br />
Die Ausstellung „State of the Art Photography“<br />
zeigt einen einzigartigen Querschnitt<br />
der künstlerischen Fotografie<br />
durch viele Sparten der aktuellen Fotoszene.<br />
Die ausgestellten KünstlerInnen<br />
loten hier in oft überraschender Weise<br />
die Grenzen der Fotografie aus. Dabei<br />
werden die Grenzbereiche deutlich<br />
hervorgehoben, spielerisch erkundet<br />
oder radikal überschritten. In jedem Fall<br />
lädt diese außergewöhnliche Austellung<br />
ein zu einem forschenden Rundgang, um<br />
die eigene Sichtweise auf die Fotografie<br />
als Kunstform neu zu kalibrieren.<br />
Fotografie<br />
im ästhetischen Wandel<br />
Im vergangenen Jahrzehnt hat die digitale<br />
Bildbearbeitung die Fotografie technisch<br />
grundlegend erneuert und ihre darstellerischen<br />
Optionen radikal erweitert. So<br />
wird beispielsweise auch folgerichtig<br />
das Internet mit seiner unendlichen Flut<br />
der Bilder selber zu einem Gegenstand<br />
der Fotokunst. Die klassischen Themen<br />
der Fotografie, etwa die Landschaftsfotografie,<br />
werden neu interpretiert: Die<br />
Landschaftsbilder von Alexandra Grein<br />
ähneln auf den ersten Blick den Bildmitteln<br />
weit mehr, als die reinen Bildinformationen.<br />
Technik und Themen erneuern sich, die<br />
ausgestellten fotografischen Arbeiten<br />
zeigen eine größere Bandbreite als je<br />
zuvor und öffen sich neuen Präsentationsformen<br />
und dem Mix von Medien<br />
und Materialien.<br />
Die Fotografie hat sich damit immer<br />
weiter in Richtung Kunst bewegt: „Die<br />
Zukunft liegt nicht in der reinen Fotografie,<br />
sondern in der freien Kunst.“<br />
postuliert Andreas Gursky, Teilnehmer<br />
am Advisory Board der Ausstellung<br />
„State of the Art Photography“: Hier<br />
fragte das NRW-Forum Düsseldorf nach<br />
den Fotografen, die die Diskussion der<br />
kommenden Jahre bestimmen werden.<br />
Die Ausstellung stellt 41 Künstler vor, die<br />
diesem Anspruch entsprechen.<br />
State of the Art Photography<br />
Bis: 6. Mai 2012<br />
NRW-Forum Kultur und Wirtschaft<br />
Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf<br />
www.nrw-forum.de
54 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />
Fotos: State of the Art Photography<br />
Alex Grein:<br />
„Terra V“ (2010)
Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 55<br />
Pepa Hristova:<br />
aus der Serie „Sworn Virgins“ (2008)
56 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />
Foto: K. Schmidl<br />
Foto: Kunstmuseum Bonn<br />
Foto: P. Aertsen (The Meatstall)<br />
„Wir wollen schön sein, auch wenn<br />
Schönheit nur die Verheißung von Glück<br />
ist“, so der französische Schriftsteller<br />
Stendhal. Die Reflexion über Schönheit<br />
ist so alt wie der Mensch selbst. Aber was<br />
ist überhaupt schön? Die Ausstellung<br />
„Beauty Contest“, die derzeit in Wien zu<br />
sehen ist, geht der Frage nach.<br />
Zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen<br />
nähern sich in Wien auf ganz<br />
unterschiedlichen Wegen dem Thema<br />
Schönheit. Die Arbeiten thematisieren<br />
Fragen nach dem perfekten Körper,<br />
Schönheitsidealen und -normierungen.<br />
Schönheit ist überall präsent, in allen<br />
Medien, jeden Tag – und das Individuum<br />
wird fast schon gezwungen, schön zu<br />
sein. Die Arbeiten der Ausstellung zeigen:<br />
Menschliche Schönheit wird gemacht<br />
und immer wieder neu definiert.<br />
Kris Martin schuf den ersten lebenden<br />
Totenkopf – in seinen Kunstwerken diskutiert<br />
er Unsterblichkeit und Vergänglichkeit.<br />
Das Kunstmuseum Bonn zeigt diese<br />
erste umfassende Ausstellung Martins in<br />
Europa.<br />
Martin verbindet subtil Archaisches mit<br />
Modernem, die flüchtige Gegenwart und<br />
die Geschwindigkeit der Zeit. Er nutzt<br />
häufig gefundene Dinge, die ihre eigene<br />
Geschichte mitbringen, verändert sie<br />
geringfügig oder entfernt eine wesentliche<br />
Information, so dass der Betrachter<br />
aufgefordert wird, das Fehlende mit<br />
eigenen Erfahrungen zu füllen.<br />
Das Wort „deftig“ führt etymologisch<br />
in seiner ursprünglichen Bedeutung<br />
von „tüchtig, stark, kräftig, solide“ in die<br />
Zeit um das 17. Jahrhundert zurück.<br />
Deftig ist in dieser Ausstellung die Kunst<br />
in ihrer Direktheit und Lebensnähe. Als<br />
deftig im heutigen Sinne von „drastisch,<br />
saftig“ lässt sich gewissermaßen auch das<br />
Prinzip der konfrontativen Begegnung<br />
der Werke aus zwei weit auseinanderliegenden<br />
Epochen bezeichnen.<br />
Mit Werken aus dem Barock, unter<br />
anderen von Pieter Aertsen, Valentin<br />
de Boulogne, Jacob Jordaens sowie aus<br />
der Gegenwart von Nathalie Djurberg,<br />
Maurizio Cattelan und Oscar Tuazon will<br />
die Ausstellung daran erinnern, dass die<br />
Kunst des Barock erst seit den 30er- und<br />
40er-Jahren des 20. Jahrhunderts seine<br />
unangefochtene Wertschätzung und<br />
Wahrnehmung erfährt.<br />
Beauty Contest<br />
Bis: 26. Mai 2012<br />
Every Day of the Weak<br />
Bis: 22. April 2012<br />
Deftig Barock<br />
1. Juni bis 2. September 2012<br />
MUSA<br />
Felderstraße 6-8, 1010 Wien<br />
www.musa.at<br />
Kunstmuseum Bonn<br />
Friedrich-Ebert-Allee 2, 53113 Bonn<br />
www.kunstmuseum-bonn.de<br />
Kunsthaus Zürich<br />
Heimplatz 1, 8001 Zürich<br />
www.kunsthaus.ch
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 57
58 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Kino | Nathalie küSSt<br />
Nathalie küSSt<br />
La Délicatesse<br />
Autor: M. Breuer<br />
Die hinreißende Amelie aus dem gleichnamigen<br />
Film – Audrey Tautou ließ<br />
schon damals ahnen, was noch alles<br />
in ihr steckt. Seit ihrer großen Rolle in<br />
Jean-Pierre Jeunets Kultfim hat die mittlerweile<br />
36-Jährige an der Seite von Tom<br />
Hanks den „Da Vinci Code“ geknackt und<br />
stand für Chanel nicht nur als Werbegesicht<br />
vor der Kamera, sondern verkörperte<br />
die Modeschöpferin auch in „Coco<br />
Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“.<br />
Demnächst ist sie in Michel Gondrys<br />
„L‘écume des Jours“ zu sehen, doch<br />
vorerst schwebt sie leichtfüßig durch<br />
das Komödien-Drama „Nathalie Küßt“.<br />
David und Stéphane Foenkinos (Buch<br />
und Regie) feiern hier mit langen Kamerafahrten<br />
und wortlosen Szenen ein großes<br />
Audrey Tautou-Fest. Ein ruhiger, unaufgeregter<br />
Film – es gibt aber auch weitaus<br />
schlimmeres als Audrey Tautou dabei<br />
zuzusehen, wie sie einfach sie selbst oder<br />
eben die Titelgebende Nathalie ist. Die<br />
wiederum hat es gar nicht so einfach<br />
in ihrem Leben: Nicht nur, dass ihr Chef<br />
über beide Ohren in sie verliebt ist, sogar<br />
ihr Sunnyboy-Freund kommt immer<br />
wieder dazu, ihr ihre „Unglaublichkeit“ zu<br />
beweisen. „Neben ihr verblassen andere<br />
Frauen, sie ist die neue Yoko Ono, die mit<br />
ihrer Schönheit einst die größte Band aller<br />
Zeiten sprengte“, so heißt es im Film. Wie<br />
hübsch da erst ihre Kinder werden, denkt<br />
sich auch Audreys – Pardon – Nathalies<br />
Filmfreund François. Schnurstracks<br />
werden die Eltern vom Mittagstisch<br />
verbannt und so schnell wie möglich<br />
das heimische Bett aufgesucht. Schade<br />
nur, dass sich Francois auch sonst recht<br />
fit hält. Bei seinem täglichen Jogging-<br />
Training stirbt er auf tragische Weise.<br />
Drei trauernde Jahre vergehen und die<br />
Schönheit stürzt sich in Arbeit. Allen Flirtversuchen<br />
des Chefs zum Trotz bleibt sie<br />
lieber Single. Bis plötzlich der depressive<br />
Schwede Markus in ihrem Büro steht.<br />
Hier kommt es unversehens zur Wende<br />
im Film: Als Nathalie, den unscheinbaren<br />
Markus, der auch modisch kein Highlight<br />
ist und eine Kombination aus Strick-<br />
Pullis in verschiedenen Beige-Tönen trägt<br />
und die verschwitzte Halbglatze gerade<br />
noch abtupft, ihn plötzlich an sich drückt<br />
und dem Ahnungslosen einen langen<br />
Kuss gibt. Was als sexuelle Belästigung<br />
gelten könnte, lässt Markus kurzzeitig<br />
wieder wie einen pubertierenden Jüngling<br />
durch die Strassen laufen. Tja, so<br />
ein „French-Kiss“ wirkt Wunder. Hier<br />
kommt „Nathalie küßt“ dann kurzzeitig<br />
in Fahrt. Eine Romanze mit dem – im<br />
echten Leben – belgischen Comedian<br />
François Damiens kann sich nämlich<br />
keiner so recht vorstellen. Nicht nur der<br />
verwirrte Chef, auch ihre besten Freunde<br />
sind geschockt, dass die wundervolle,<br />
smarte Nathalie einen unscheinbaren,<br />
langweiligen Typen wählt. Hier kommen<br />
nicht nur hinreißend skurrile Situationen<br />
zustande, auch der gut akzentuierte<br />
schwarze Humor kommt dem sonst eher<br />
ruhigen Film zugute.<br />
Ob das ungleiche Paar sich verliebt und<br />
was man sonst noch so von Audrey<br />
Tautou sieht, das wird erst ein Kinobesuch<br />
zu Tage bringen. Allen Dramen-<br />
Erprobten Audrey Tautou-Fans sei der<br />
Film wärmstes empfohlen. Ein typisch<br />
französischer Film, melancholisch, ruhig<br />
und in den Spitzen humorvoll.<br />
Link zum Film:<br />
www.nathaliekuesst-derfilm.de
Kunst & Kultur | Kino | Nathalie küSSt<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 59<br />
Fotos: Concorde Filmverleih<br />
Ein ungewöhnliches Paar:<br />
Nathalie (Audrey Tautou) und Markus (François Damiens).
60 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Markus (François Damiens) ist sehr verliebt<br />
in Nathalie (Audrey Tautou).
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 61
62 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Kino | Chronicle<br />
Chronicle<br />
Wozu bist Du fähig<br />
Autor: M. Breuer<br />
Es passiert nicht oft, aber es gibt sie<br />
noch: Filme, bei denen die Trailer eine<br />
freudige Erwartungshaltung erzeugen,<br />
die dann im eigentlichen Film nicht<br />
nur erfüllt, sondern sogar übertroffen<br />
wird. „Chronicle“ ist einer dieser Filme:<br />
Der Teenie-Superhelden-Film, der so<br />
aussieht, als hätte man „Superman“ und<br />
„Akira“ als Home-Video neu verfilmt,<br />
ist zwar nicht ganz fehlerfrei, ist aber<br />
besonders im letzten Drittel solch ein<br />
Kracher, dass man nach der finalen Szene<br />
am liebsten aufstehen und klatschen<br />
möchte.<br />
Es waren zwei regelrechte Filmnerds,<br />
die „Chronicle“ durch das amerikanische<br />
Studiosystem hievten. Zum einen<br />
der Drehbuchautor Max Landis, dessen<br />
nicht unbekannter Vater Michael Jacksons<br />
zum Beispiel: „Thriller“ und „An<br />
American Werwolf in London“ inszenierte,<br />
und der Debüt-Regisseur Josh<br />
Trank, der ein Science-Fiction-Drama<br />
für günstige 12 Millionen Dollar ablieferte,<br />
dass sich keineswegs vor großen<br />
Hollywoodfilmen verstecken muss.<br />
Zur Handlung: Andrew Detmer ist ein<br />
typisches amerikanisches Schulkind. Sein<br />
einziger wahrer Freund, abgesehen von<br />
Cousin Matt, ist seine neue Videokamera,<br />
die uns in morbider „Blair Witch Project“-<br />
Found-Footage-Manier an seinem Loser-<br />
Leben teilhaben lässt. Zu Hause wird er<br />
von seinem alkoholkranken Vater verprügelt,<br />
Mutti röchelt sterbend in ihrem<br />
Bett dahin und in der Schule gibt es<br />
immer wieder Schläge von tyrannisierenden<br />
Mitschülern. Bis Andrew nach<br />
einem Rave plötzlich mit Cousin Matt<br />
und Schul-Sonnyboy Steve im dunklen<br />
Wald vor einem riesigen Erdloch steht.<br />
Drinnen rumort es und die drei Jungs<br />
rufen weder Parkranger, noch die Polizei.<br />
Sie klettern einfach hinunter und sind<br />
fortan ein wenig anders als andere<br />
Kinder.<br />
Was würde man tun, wenn man plötzlich<br />
telekinetische Kräfte hätte? Mit ein<br />
paar Tricks die eine oder andere Schulschönheit<br />
aufreißen, fliegend in der<br />
Erdatmosphäre Football spielen und<br />
kleine Kinder mit schwebenden Stofftierchen<br />
im Supermarkt erschrecken?<br />
Doch der plötzliche evolutionäre Sprung<br />
nach ganz oben in der Nahrungskette<br />
birgt auch seine Risiken und nagt an<br />
Andrews Moralvorstellungen: „Wir haben<br />
doch auch kein schlechtes Gewissen,<br />
wenn wir eine Ameise töten, wieso sollte<br />
das dann bei anderen Menschen so sein“,<br />
fragt er sich und bringt „Chronicle“ in sein<br />
fulminant, böses Finale. Warum soll man<br />
eigentlich mit geschenkten Superkräften<br />
immer eine Maske aufsetzen und sich<br />
bunte Strampelhosen überstreifen, um<br />
die Menschheit zu beschützen? Wieso<br />
nicht einfach mal den Spieß umdrehen<br />
und die Menschheit tyrannisieren?<br />
„Chronicle – Wozu bist du fähig?“ ist<br />
erfrischend anders und macht Lust auf<br />
mehr. Während Regisseur Josh Trank<br />
bereits für die Big Budget Fortsetzung<br />
„Fantastic Four“ gehandelt wird, hat sein<br />
Debüt im weltweiten Einspielergebnis<br />
bereits die 100 Millionen Dollar Marke<br />
geknackt und ist selbst zu einem Blockbuster<br />
geworden. Auch zum deutschen<br />
Filmstart des innovativen Fantasy-Mix<br />
kann man nur sagen: Reinschauen!<br />
Link zum Film:<br />
www.chronicle-derfilm.de
Kunst & Kultur | Kino | Chronicle<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 63<br />
Fotos: 20th Century Fox<br />
Andrew (Dane DeHaan)<br />
mit ungeahnten Superkräften.
64 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Andrew (Dane DeHaan), Steve (Michael B. Jordan) fragen sich,<br />
ob man ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man Menschen wie Ameisen zertritt.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 65
66 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Im geschäft<br />
Im Geschäft<br />
Innerstes nach auSSen<br />
Mia Rockt<br />
Autor: F. Reip<br />
Sängerin Mieze Katz trägt zum Interview<br />
im Séparée des Berliner Clubs .HBC ein<br />
rosafarbenes, mit glitzernden Lamellen<br />
verziertes Jäckchen, Gitarrist Andy Penn<br />
und Basser Bob Schütze sehen neben<br />
ihr fast ein wenig zu gemütlich aus. Vier<br />
Jahre sind vergangen seit „Willkommen<br />
im Club“, der letzten Platte von Mia., die<br />
lange dauerpräsent gewesen waren in<br />
Konzertsälen und Charts und die Anfang<br />
des Jahrtausends mit kesser Attitüde<br />
und cleveren, aber nie verkopften Songs<br />
als Speerspitze der „Berliner Schule“<br />
zeigten, wie moderne deutsche Popmusik<br />
funktionieren kann.<br />
Und die auch erfahren mussten, welch<br />
bitteren Beigeschmack das Leben in der<br />
Öffentlichkeit haben kann: In Folge politischer<br />
Vereinnahmung flogen der Band<br />
anno 2003 die eigenen Worte um die<br />
Ohren, nachdem man für den Song „Was<br />
es ist“ als deutsch-tümelnd und nationalistisch<br />
verunglimpft worden war. Nichtsdestotrotz<br />
trat die Band ein Jahr später<br />
an, um Deutschland beim Eurovision<br />
Song Contest (der damals noch meist<br />
unter dem Namen „Grand Prix“ firmierte)<br />
zu vertreten – und scheiterte beim nationalen<br />
Vorausscheid.<br />
All das ist lange her, doch nun meldet<br />
sich die Band, zu der außerdem noch<br />
Schlagzeuger Gunnar Spies gehört, mit<br />
neuer Platte zurück: „Tacheles“ ist musikalisch<br />
noch bunter ausgefallen als seine<br />
Vorgänger – und sehr persönlich.<br />
Mieze erzählt: Jeder von uns hatte die Zeit<br />
genutzt, mal etwas anderes zu machen, als<br />
Musiker zu sein. Nach zwölf Jahren im Flow<br />
von Platten und Touren kamen wir auf die<br />
Idee mit der Pause. Von allen in der Band<br />
fand ich persönlich es dabei am wenigsten<br />
sinnvoll. Im Gegensatz zu den Jungs hab<br />
ich auch nie aufgehört zu schreiben, weil<br />
das für mich die beste Möglichkeit ist zu<br />
reflektieren. Doch in diesem Fall war es gut,<br />
dass wir eine Gruppe von Menschen mit<br />
ganz unterschiedlichen Sensoren sind.<br />
Insbesondere die Sensoren von Penn<br />
dürften in der jüngeren Vergangenheit<br />
deutlich aufs Privatleben ausgerichtet<br />
gewesen sein, ist er doch seit zwei Jahren<br />
Vater einer Tochter (deren Mutter im<br />
übrigen Juli-Sängerin Eva Briegel ist).<br />
Während der Kollege sesshaft wurde,<br />
verließ Mieze Berlin und machte sich auf<br />
Reisen, verbrachte längere Zeit in New<br />
York – und blieb letztlich doch bei sich:<br />
Ich dachte, ich könne die Stadt und alles,<br />
was hier an Konfrontationen auf mich<br />
wartete, einfach hinter mir lassen, habe<br />
aber gemerkt, dass man doch alles mit sich<br />
mitnimmt, egal wohin man geht.<br />
Angesprochen auf die erwähnten Konfrontationen,<br />
wirkt Mieze, die ansonsten<br />
auch mit 30plus noch souverän die<br />
Berliner Göre gibt, plötzlich verunsichert,<br />
weicht aus. Ihr Blick schweift nach<br />
draußen auf die gegenüberliegende<br />
Marienkirche, vielleicht bis zum Schlossplatz,<br />
wo einstmals das Berliner Schloss,<br />
zu Zeiten der DDR der Palast der Republik<br />
stand und nun die neue Heimat des<br />
Humboldt-Forums entsteht. Ein Sinnbild<br />
von Wandel, Ungewissheit – und Rückkehr<br />
zu Vertrautem. Schließlich sagt Mieze: Ich<br />
fühle mich jetzt kompletter mit all diesen<br />
Erfahrungen. Wenn man ins Dunkel blickt,<br />
wird die Sehnsucht noch größer, sich wieder<br />
umzudrehen und woanders hinzugucken.<br />
Es war an der Zeit, das Innerste nach außen<br />
zu kehren, die Fantasie sein zu lassen und<br />
sich um die Realität zu kümmern.<br />
Und in der stand nun wieder auf dem<br />
Plan, aus den neuen Erfahrungen Songs<br />
entstehen zu lassen. Andy Penn und Bob
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 67<br />
Foto: H. Flug<br />
Schütze ist die Freude daran, sich nun<br />
wieder auf die Musik mit Mia konzentrieren<br />
zu können, deutlich anzumerken:<br />
Aufgekratzt und mit leuchtenden Augen<br />
erzählen sie, dass sie in der Vorbereitung<br />
diesmal deutlich mehr Musik<br />
geschrieben haben denn je, wie sie<br />
Lyrics und Musik immer wieder neu<br />
kombinierten, teilweise Stunden mit<br />
der Suche nach dem perfekten Akkord<br />
verbrachten.<br />
Andy: Ich kann mich erinnern, dass wir<br />
bei „Fallschirm“ ewig nach dem richtigen<br />
Akkord gesucht haben. Wir wollten uns aber<br />
nicht hinsetzen und darauf warten, dass er<br />
von allein zu uns kommt – sondern haben<br />
dann wirklich jeden verdammten Akkord<br />
durchprobiert. Und Bob bringt es auf<br />
den Punkt: Ein lustiges Beispiel dafür, dass<br />
man manchmal weite Umwege geht,<br />
um dann doch wieder am Anfang anzukommen.<br />
Es macht Sinn, dass so viel Arbeit im<br />
Detail im Wunsch nach Klarheit unter<br />
einem Titel wie „Tacheles“ zusammengefasst<br />
wird – auf den die Band übrigens<br />
eher zufällig bei einem Shooting in<br />
der gleichnamigen alternativen Berliner<br />
Kulturinstitution stieß. Mieze: Wir arbeiten<br />
schon sehr lange mit dem Fotografen H.<br />
Flug zusammen. Nachdem etwa drei Viertel<br />
des Produktionsprozesses des Albums<br />
abgeschlossen waren, besuchte er uns im<br />
Studio, um uns eine Idee für ein Fotoshooting<br />
vorzustellen: „Ich will euch im Tacheles<br />
fotografieren und du, Mieze, trägst einen<br />
Fechtanzug!“ Da war ihm nicht bewusst,<br />
dass er gerade unseren Albumtitel genannt<br />
hatte – aber wir wussten es!<br />
Eine moralische Verpflichtung der Band<br />
gegenüber dem Ort, der seit Jahren<br />
vor dem Aus steht und dessen Zukunft<br />
Immobilienmakler und Stadt unter sich<br />
ausmachen, verspürt Mieze allerdings<br />
nicht. An ein Benefiz-Konzert ist nicht zu<br />
denken.<br />
Mieze: Nutzt die Gelegenheit, besucht<br />
die Ateliers der Künstler und hört euch<br />
ihre Geschichten an! Es ist einfach so: Die<br />
Rettungsaktionen sind durch, dieses Jahr<br />
wird das letzte Jahr des Tacheles sein.<br />
Mit Mia. ist anno 2012 also keine Politik<br />
mehr zu machen – während des Interviews<br />
tritt an anderer Stelle Christian<br />
Wulff von seinem Amt als Bundespräsi-<br />
dent zurück, die Nachricht dringt nicht<br />
vor bis ins .HBC Stattdessen führt das<br />
Gespräch zum Abschluss nochmal kurz<br />
zum Eurovision Song Contest, der dieser<br />
Tage auf dem Programm steht, und zum<br />
deutschen Teilnehmer Roman Lob.<br />
Mieze freut sich drauf: Ich find’s total<br />
gut, dass es Roman geworden ist – Bob<br />
und ich waren uns da von der ersten<br />
Sendung an sicher! Er ist ja auch so ein<br />
kleines Überraschungsei – erst denkt<br />
man sich, was kommt denn jetzt,<br />
dann ist er aber doch ein sehr geschmeidiger<br />
Typ. Ich bin gespannt, wie das „draußen“<br />
ankommt.<br />
Und Bob ergänzt: Ich denke, das steht<br />
und fällt mit dem Song. Der Typ kann auf<br />
alle Fälle singen – aber was er singt, darauf<br />
kommt es ja letztlich an!<br />
Er weiß, wovon er spricht.<br />
Link zum Thema:<br />
www.miarockt.de
68 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>
Kunst & Kultur | Im Gespräch<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 69<br />
Im Gespräch<br />
WANDEL IST ALLES<br />
Anneke van Giersbergen<br />
Autor: F. Reip<br />
die Bedeutung von Veränderung und<br />
Bewegung.<br />
Ihr neues Album heißt „Everything Is<br />
Changing“ – was verändert sich für Sie<br />
dieser Tage?<br />
Doch nun fühle ich mich selbstsicher<br />
genug, um der Welt zu zeigen: „Das hier bin<br />
ich!“<br />
Was ist Ihnen das Wichtigste an dem<br />
Album?<br />
Als Anneke van Giersbergen Mitte der<br />
Neunziger als Sängerin bei der Death<br />
Metal-Band The Gathering einsteigt,<br />
geraten musikalische Welten ins Wanken:<br />
Jeder ist verzaubert von der unglaublichen<br />
Stimme der jungen und obendrein<br />
bildschönen Niederländerin. Nur drei<br />
Jahre später haben sich The Gathering<br />
zu einem progressiven Gesamtkunstwerk<br />
entwickelt, das mit Metal im klassischen<br />
Sinn nichts mehr zu tun hat. Das Doppel-<br />
Album „How To Measure A Planet?“ ist<br />
legendäres Dokument dieser Entwicklung.<br />
2006 verlässt van Giersbergen die<br />
Band und ruft mit Agua De Annique<br />
ein eigenes Projekt ins Leben. Nun ist<br />
ihr erstes Soloalbum unter eigenem<br />
Namen erschienen. Ein Gespräch über<br />
Leben bedeutet für mich generell Veränderung<br />
– und mit diesen Veränderungen<br />
umzugehen. Ich glaube an Bewegung,<br />
nicht an Stillstand. Manchmal ändern sich<br />
die Dinge ganz langsam, aber in letzter Zeit<br />
scheint mir alles viel schneller zu geschehen.<br />
Ich bemerke es an der Welt um uns herum –<br />
immer mehr Menschen wehren sich gegen<br />
Ungerechtigkeit.<br />
Als ich mit der Arbeit an meinem neuen<br />
Album begann, passierte auch eine<br />
Menge in meinem beruflichen Leben. Ich<br />
traf neue Menschen, neue Partner, das<br />
war inspirierend. Und auch die Tatsache,<br />
dass ich die Platte unter meinem eigenen<br />
Namen veröffentliche, ist eine größere<br />
Veränderung, als ich es mir vorgestellt hatte.<br />
Mir wurde klar, dass ich wohl Angst gehabt<br />
hatte, Kapitän meines eigenen Schiffs zu<br />
sein, nachdem ich The Gathering verlassen<br />
hatte – einen neuen Bandnamen zu wählen,<br />
das schien logisch und sicher damals.<br />
Die Arrangements sind deutlich vielschichtiger<br />
als zuvor. Meine letzte Platte „In Your<br />
Room“ war vergleichsweise „nackt“, was<br />
teils mehr, teils weniger beabsichtigt war.<br />
Meine Zusammenarbeit mit Devin Townsend<br />
hat mir dann klar gemacht, dass<br />
ich auch selbst ein energetischeres, vielschichtigeres<br />
Album aufnehmen wollte.<br />
Daniel Cardoso hat ein paar elektronische<br />
Elemente hinzugefügt und so für einen<br />
modernen Sound gesorgt.<br />
Haben Sie einen Lieblingssong?<br />
Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich mit<br />
dem Ergebnis sehr glücklich. Ich würde<br />
„Circles“ und „Stay“ als Lieblingssongs<br />
nennen – das sind gleichzeitig die ruhigsten<br />
und wuchtigsten Songs und ich liebe<br />
sie beide. Mir gefällt auch die positive<br />
Stimmung von „Feel Alive“ – und im Grunde<br />
könnte ich die Liste noch ein Weilchen fortsetzen.<br />
(lacht)
70 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Im Gespräch<br />
Foto: Radar Musik
Kunst & Kultur | Im Gespräch<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 71<br />
Das Thema dieser Ausgabe ist<br />
„(R)evolution“ – inwiefern haben Sie<br />
sich in den vergangenen Jahren als<br />
Künstlerin entwickelt?<br />
Ich blicke nicht zurück und gehöre auch<br />
nicht zu den Menschen, denen es Spaß<br />
macht, sich alte Videos von sich selbst auf<br />
YouTube anzusehen – aber wenn es doch<br />
mal passiert, bin ich immer überrascht, wie<br />
unerfahren und unschuldig ich zu Beginn<br />
meiner Karriere aussah. Gleichzeitig ist es<br />
mir aber doch auch immer gelungen, auf<br />
der Bühne frisch und spontan zu bleiben –<br />
denn so bin ich auch einfach als Mensch.<br />
In dem Sinne bedeutet Entwicklung also<br />
auch, selbstsicherer zu werden und sich<br />
selbst als Künstler zu akzeptieren. Oft<br />
dachte ich, ich müsse ein reiferer Mensch<br />
werden, doch das habe ich hinter mir.<br />
Ich weiß mittlerweile, was ich will, und<br />
habe auch keine Angst, meine Meinung<br />
zu sagen. Das ist eine gute Sache am Älterwerden.<br />
Und natürlich ist das ein Vorteil<br />
daran, als Solokünstlerin zu arbeiten: Man<br />
trifft selbst die Entscheidung, wie eine<br />
Platte klingen soll, und verbringt nicht<br />
mehr Woche über Woche mit dem Feilen<br />
im Studio. Das war mir sowieso immer zu<br />
langweilig. (lacht)<br />
Betrachten Sie Veränderungen und<br />
Entwicklungen als etwas ausschließlich<br />
Positives oder kennen Sie auch die<br />
Angst vor dem Neuen?<br />
Natürlich kenne ich die, aber das Wichtigste<br />
im Leben ist für mich Bewegung,<br />
und Bewegung bringt nun einmal Veränderungen<br />
mit sich. Als ich The Gathering<br />
verließ habe ich auch bei den Fans Angst<br />
vor dem Wandel gespürt. Viele Menschen<br />
mögen Veränderungen nicht – sie wollen,<br />
dass ihre Lieblingsband beisammen bleibt<br />
und idealerweise ihre alten Lieder wieder<br />
und wieder spielt. Was natürlich unmöglich<br />
ist. Ich denke, Veränderung ermöglicht<br />
es, Dinge zu lernen und sich neuen<br />
Situationen anzupassen. Wenn es einen<br />
Grund gibt, warum wir leben, dann muss er<br />
das sein. Wenn ich zurückblicke, hatten alle<br />
Veränderungen in meinem Leben, die mich<br />
aufgewühlt und zum Weinen gebracht<br />
haben, auch etwas Positives in sich. Das<br />
heißt nicht, dass ich keine Angst mehr hätte<br />
– aber hey, es gibt einfach keinen anderen<br />
Weg als vorwärts.<br />
Haben Sie die nächsten Schritte denn<br />
schon vor Augen, die Sie als Künstlerin<br />
tun möchten?<br />
Nicht wirklich. Ich mag die Vorstellung,<br />
noch ein Album in einem ähnlichen Stil<br />
aufzunehmen wie dieses, aber wenn man<br />
mit der Arbeit anfängt, weiß man nie,<br />
was passiert. Natürlich habe ich ein paar<br />
neue Ideen. Ich hätte gern einen strikten<br />
Zeitrahmen und würde die Platte dann<br />
gern live im Studio aufnehmen. Da ich<br />
mein eigenes Studio habe – und da wir ja<br />
das digitale Zeitalter erreicht haben, nehme<br />
ich eigentlich ständig etwas auf, arbeite<br />
mit Tracks, die mir Kollegen übers Internet<br />
schicken, ohne dass man einander je<br />
persönlich begegnet. Doch manchmal fehlt<br />
mir das Gefühl, ein Studio zu betreten und<br />
es einige Wochen später mit einem fertigen<br />
Album wieder zu verlassen. Diese gemeinsame<br />
Zeit – das Aufnehmen, das miteinander<br />
Essen und Entspannen im Team und<br />
die Kreation eines Albums – das ist etwas,<br />
das ich bei meinem nächsten Mal wieder<br />
erleben möchte.<br />
Gibt es Künstler, mit denen Sie besonders<br />
gern zusammen arbeiten würden?<br />
Ja, mit einigen meiner Lieblingssänger:<br />
Maynard Keenan, Serj Tankian, Mike Patton<br />
oder Chino Moreno von den Deftones.<br />
Vincent Cavanagh und Devin Townsend<br />
sind ja schon auf meiner „Liste“ und ich<br />
bin sehr glücklich, schon mit ihnen gearbeitet<br />
zu haben! (strahlt) Nächsten Monat<br />
werde ich mit Devin etwas für sein neues<br />
Album „Epicloud“ aufnehmen. Mit ihm<br />
zu arbeiten, ist unglaublich erfüllend. In<br />
den 90ern waren wir Label-Kollegen, aber<br />
seit wir miteinander arbeiten, ist unsere<br />
Freundschaft noch viel enger geworden.<br />
Es verlangt mir mein ganzes Können ab,<br />
seine Songs zu interpretieren – eine große<br />
Herausforderung.<br />
Verfolgen Sie die Metalszene denn<br />
noch?<br />
Ja und nein. Ich bekomme die Alben meiner<br />
Freunde. Aber wenn man mich bitten<br />
würden, fünf heiße Newcomer zu nennen,<br />
würde ich komplett versagen. (lacht)<br />
Link zum Thema:<br />
www.annekevangiersbergen.com
72 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />
Hörenswert<br />
The Soul Of<br />
Truth<br />
Autor: F. Reip<br />
Johnny Cash<br />
Bootleg Vol IV<br />
(Columbia / Sony)<br />
Die jüngste Ausgabe der Bootleg-Series,<br />
die den musikalischen Nachlass Johnny<br />
Cashs thematisch fokussiert verwaltet,<br />
widmet sich der spirituellen Seite von<br />
Cashs Musik Ende der 70er und Anfang<br />
der 80er. Den Kern der Compilation<br />
bilden dabei drei komplette Alben: „A<br />
Believer Sings The Truth“ (1979), eine<br />
namenlose, da nie veröffentlichte Platte<br />
(1975) und das vergriffene „Johnny<br />
Cash – Gospel Singer“ (1983). Unter den<br />
insgesamt 51 Spirituals und Gospels des<br />
Doppelalbums finden sich zahlreiche<br />
Duette, darunter mehrere mit Cashs Frau<br />
June, sowie natürlich eine Reihe von<br />
Coverversionen traditioneller Folksongs.<br />
Zu all dem hätte man sich ausführlichere<br />
Liner Notes gewünscht, immerhin<br />
aber erzählt Cashs Sohn John in einem<br />
einleitenden Essay von der Bedeutung<br />
des Gospels für seinen Vater. Pflichtprogramm<br />
für Fans!
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 73<br />
V. A.<br />
The Best Of Perception<br />
(Barely Breaking Even / Alive)<br />
CALLmeKAT<br />
Where The River Turns Black<br />
(Questions & Answers / Rough Trade)<br />
The Shins<br />
Port Of Morrow<br />
(Columbia / Sony)<br />
Einen wahren Schatz vermacht uns dieser<br />
Tage das britische Label Barely Breaking<br />
Even. Genau genommen sind es sogar<br />
gleich 30 Schmuckstücke, denn ebenso<br />
viele Tracks zählt die auf zwei CDs verteilte<br />
Compilation „The Best Of Perception &<br />
Today Records“, eine Werkschau des New<br />
Yorker Labels Perception Productions.<br />
Zwischen Ende der 60er und Mitte der<br />
70er boten die Gründer Terry Phillips und<br />
Boo Frazier der aufblühenden, mit Funk,<br />
Soul, Jazz und Pop experimentierenden<br />
New Yorker Black Music-Szene eine schillernde<br />
Plattform.<br />
Unter den vertretenen Künstlern finden<br />
sich Legenden wie Dizzy Gillespie, Astrud<br />
Gilberto und Black Ivory ebenso wie in<br />
Vergessenheit geratene und nur auf ihre<br />
Wiederentdeckung wartende Acts wie<br />
Wanda Robinson und The Eight Miautes.<br />
Gibt’s natürlich auch auf Vinyl!<br />
Katrine Ottosen hat fast alles, was es<br />
braucht, um Eindruck zu hinterlassen: Ihre<br />
Stimme hält die teils fragilen, teils töricht<br />
koketten Songs auf ihrem Debütalbum<br />
„Where The River Turns Black“ (dessen<br />
Titeltrack hingegen überraschenderweise<br />
eine dunkelfarbige Schunkelnummer<br />
ist) zusammen, sie kennt die richtigen<br />
Leute (auf der Platte sind u.a. Sara Lee<br />
von Gang Of Four und Helgi Jónsson von<br />
Sigur Rós zu hören), bildhübsch ist<br />
die Dänin obendrein. Wer ihre Formation<br />
CALLmeKAT live gesehen hat, weiß<br />
jedoch auch, was Ottosen fehlt: ein glückliches<br />
Händchen im Studio. Die gewöhnliche<br />
Produktion lässt den an sich spannenden<br />
Kompositionen nicht die nötige<br />
Luft zum Atmen, und das Drumming von<br />
Joe Magistro, der auf der Bühne faszinierende,<br />
dezent jazzige Atmosphären webt,<br />
wirkt hier blass, fast leblos. Hat dennoch<br />
Zukunft.<br />
Die Shins haben die Renaissance, die<br />
der Indierock in den letzten zehn Jahren<br />
erlebt und die ihn erst zu immer neuen<br />
Höhen und schließlich zum allmählichen<br />
Ausbluten gebracht hat, nicht zuletzt<br />
deshalb gut überlebt, weil sie sich rar<br />
gemacht haben. Stolze fünf Jahre sind<br />
vergangen seit „Wincing The Night Away“,<br />
dem gefeierten Hit-Album der Band aus<br />
Albuquerque in New Mexcio. Und das<br />
Warten hat sich ausgezahlt, denn „Port<br />
Of Morrow“ klingt frisch und ist reich an<br />
sonnengefluteten Surfpop-Tunes. Vor<br />
allem der Auftakt mit „The Rifles’s Sprial“<br />
und dem vorab online lancierten Instant-<br />
Klassiker „Simple Song“ gelingt grandios,<br />
danach lehnt sich die Platte ein bisschen<br />
im Strandkorb zurück, während eine<br />
milde Brise die gemächlich an den Strand<br />
schwappenden Wellen zum Kräuseln<br />
bringen. Wenn das kein Vorgeschmack<br />
auf den Sommer ist.
74 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />
Track-By-Track<br />
UNDER <strong>THE</strong> NO SKY<br />
SUPER700<br />
Autor: F. Reip<br />
Die Berliner Band Super700 schwört auf<br />
ihrer dritten Platte dem Shoegazingrausch<br />
der Vergangenheit ab: Die Vocals<br />
sind klar, die Harmonien berückend, der<br />
Sound voller Spannung, ohne sich je wirklich<br />
im Krach auflösen zu dürfen. Träumen<br />
kann man auch so. Sängerin Ibadet<br />
Ramadani, Gitarrist und Keyboarder<br />
Jan Terstegen, Bassist Michael Haves<br />
und Schlagzeuger Sebastian Schmidt<br />
kommentierten die elf Tracks des neuen<br />
Albums „Under The No Sky“ ...<br />
21st Century Girl<br />
Alle: Unser Anfangssong sollte zum Krieg<br />
auf das „Jetzt“ blasen. Eine hölzern-mechanische<br />
Karawane der Unzufriedenen<br />
marschiert unbeirrt vorwärts, der Himmel<br />
zieht sich zu und Jans hysterische Gitarre<br />
übergibt sich in Oszillationen. Ibadets<br />
Aufruf zum Krieg versammelt die korrupten<br />
Söldner, die trunken mit dem Membranophon<br />
voreilig den zweifelhaften Sieg<br />
verkünden. Wir sind doch nur Musiker.<br />
Life With Grace<br />
Michael: Als wir die Stücke geschrieben<br />
hatten, saßen wir da und überlegten, was<br />
sie noch brauchen. Unser Keyboarder<br />
war ausgestiegen und wir dachten, wie<br />
schön es wäre, echte Streicher zu haben.<br />
Wir hatten für die Platte aber leider keinen<br />
Euro Budget, als sich noch in derselben<br />
Woche ein Fan Namens Johannes meldete<br />
und sagte, er möge unsere Musik sehr und<br />
er hätte ein Streichquartett, wenn wir mal<br />
eins bräuchten. Dann hat Ibadet alle Ihre<br />
Gesangsfreunde versammelt und wir hatten<br />
Chor und Streicher. Danke! „Life With Grace“<br />
ist der immer wieder notwendige Blick in<br />
den Spiegel.<br />
Decent Snow<br />
Alle: Manchmal ist das Leben ein Schneesturm.<br />
Obwohl es eh schon kalt ist, bläst<br />
einem der Wind auch noch alles ins Gesicht.<br />
„Decent Snow“ ist ein Baumstamm, der<br />
stehen bleibt, nachdem alles erfroren ist<br />
und alle Zweige abgebrochen sind. Im Frühling<br />
sprießen dann tatsächlich wieder neue<br />
Knospen.<br />
One Of A Kind<br />
Michael: „One Of A Kind“ ist ein Blues.<br />
Eine einfache Frage, eine einfach Antwort.<br />
Meine Antwort war immer Musik. Bei den<br />
Aufnahmen saß ich in meiner Höhle und<br />
spielte dieses Stück auf dem Klavier ein, um<br />
das ich als Kind zwei Jahre bettelte. Weil ich<br />
wusste, ich kann nichts anderes als Musik<br />
machen. Ich hatte viele Instrumente und<br />
war in tollen Studios, aber nur mein erstes<br />
Klavier und mein erster Bass wissen, warum<br />
ich das eigentlich alles mache. Dieses Lied<br />
weiß es auch.<br />
Under The No Sky<br />
Jan: Zweimal führten uns unsere Konzerte<br />
nach China. Erschöpft, begeistert und<br />
verstört irrten wir durch eine Millionenstadt,<br />
deren Namen wir nie zuvor gehört<br />
hatten. Vom Jetlag verwirrt, schlafen wir<br />
gemeinsam irgendwo auf dem warmen
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 75<br />
Stufen einer Treppe ein und wachen auf,<br />
als uns eine Gruppe Kindern auslacht.<br />
Hungrig betreten wir ein Restaurant,<br />
bestellen uns Essen, welches einer kleinen<br />
Oma am Nebentisch weggenommen und<br />
uns dann serviert wird. Über allem hängt<br />
der verschmierte Smog, hinter dem man die<br />
Sonne nur erahnen kann, der No-Sky.<br />
Old Moon<br />
Michael: Dieser Song gab eigentlich die<br />
Stimmung vor, in der wir diese Platte<br />
geschrieben haben. Er entstand ganz am<br />
Anfang. Es wiederholten sich ein paar ziellos<br />
eingespielte Akkorde, als Ibadet anfing,<br />
darüber eine wunderschöne Melodie zu<br />
singen, die sich fortspann und fortspann,<br />
wie ein Faden, der uns langsam in einen<br />
Kokon wickelte. In dem haben wir dann die<br />
Platte gemacht.<br />
Dear Wolf<br />
Alle: Es gibt Dinge, die man nicht selber<br />
machen kann, dann braucht man einen<br />
Auftragskiller. Aber es gibt auch böse<br />
Geister, die man ruft und nicht mehr los<br />
wird. „Dear Wolf“ ist unser Pakt mit dem<br />
Teufel. Es steht ja nirgends geschrieben, dass<br />
das Böse am Ende immer verlieren muss.<br />
Der Song ist schon anders als der Rest, aber<br />
wir haben versucht, es unerkannt zwischen<br />
unsere Schafe zu stellen, und nun beißt er<br />
dort um sich.<br />
Make Rain<br />
Ibadet: Ein Wolkenbruch aus einem Film<br />
und einem Gedicht. „If I were you, I’d go out<br />
there and make rain“. Der Satz fiel in der<br />
Serie „Mad Men“, blieb hängen und fand sich<br />
als erlösende Beschwörung und Antwort<br />
auf die Geschichte unseres Liedes wieder.<br />
In dem alten englischen Gedicht „The<br />
Wedding of Robin Readbreast and Jenny<br />
Wren“ verwandelt sich eine Vogelhochzeit<br />
tragisch in eine Trauergesellschaft. In<br />
unserem Lied aber gibt es Hoffnung auf<br />
Rettung, indem wir den Regen heraufbeschwören<br />
lassen und alles abbrechen.<br />
Rotkehlchen und Zaunkönig dürfen niemals<br />
heiraten, dafür aber unbehelligt dem Ende<br />
entgegen fliegen.<br />
My Bones<br />
Michael: „My Bones“ ist der Track, den ich<br />
mit Abstand am meisten von dieser Platte<br />
gehört habe. Er spiegelt für mich gleichzeitig<br />
den müdesten Punkt unserer Bandgeschichte<br />
wieder, an dem mir alles völlig<br />
sinnlos erschien, und im selben Moment<br />
befeuert er eine ganz große Sehnsucht,<br />
diese Band niemals sterben zu lassen. Ich<br />
höre Ihn manchmal lange im Kreis, im Auto,<br />
im Zug. Und wenn wir den Song proben,<br />
spielen wir das Ende oft ewig vor uns hin<br />
und wollen nicht mehr aufhören.<br />
When The Evening Comes<br />
Ibadet: Mit jedem Ende kommt ein Anfang.<br />
Queen Of Inbetween<br />
Ibadet: Für erwachsene Kinder oder kindliche<br />
Erwachsene, aber auch für entwaffnende<br />
Kinder. Ein versöhnliches Wiegenlied<br />
über ein Königreich voller Selbstzweifel,<br />
Unsicherheit und Angst. Ich träume von<br />
einer Vorstellung in der „Muppet Show“ in<br />
einem Duett mit Kermit dem Frosch.<br />
Website zur Band:<br />
www.super700.de
76 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
MADRID<br />
Corridas und Flamenco<br />
Autor & Fotograf: H. G. Teiner<br />
Stierkampfarena und Toreroschule<br />
Escuela de Tauromaquia de Madrid
Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 77<br />
Madrid ist zu jeder Jahreszeit mit seiner<br />
traditionsreichen kulturellen Atmosphäre<br />
einen Besuch wert – besonders im Frühling:<br />
Die milden Temperaturen, die engen<br />
Altstadtgassen und die einladenden<br />
Plätze, die vielen Grünanlagen und der<br />
blaue Himmel laden zum Erkunden der<br />
Stadt mit dem einzigartigen Lebensstil<br />
der Madrilenen ein.<br />
HISTORIE<br />
UND MODERNE<br />
Der Großraum Madrid zählt mit etwa<br />
sechseinhalb Millionen Einwohnern zu<br />
den größten Metropolen Europas. Das<br />
eigentliche Madrid ist mit rund dreieinhalb<br />
Millionen Einwohnern nach London<br />
und Berlin die drittgrößte Stadt der Europäischen<br />
Union. Der Flughafen Madrid-<br />
Barajas liegt mit 12 km Entfernung sehr<br />
verkehrsgünstig zum Zentrum, die<br />
Nutzung der Verbindung mit der U-Bahn<br />
ist empfehlenswert. Madrid befindet sich<br />
in der Mitte Spaniens auf einer Höhe von<br />
667 Metern über dem Meeresspiegel und<br />
ist damit die höchstgelegene Hauptstadt<br />
der Europäischen Union. Die am Fluss<br />
Manzanares gelegene Stadt liegt inmitten<br />
der Meseta, der Hochebene von Kastilien.<br />
Die Sommer sind heiß und trocken und<br />
die Winter kälter als in den spanischen<br />
Städten am Mittelmeer.<br />
Das Wappen der Stadt Madrid zeigt einen<br />
Braunbär, „Oso Pardo“, der sich gegen<br />
einen sogenannten Erdbeerbaum reckt.<br />
Eine mögliche Bedeutung besteht in der<br />
symbolischen Allianz des Klerus, dargestellt<br />
durch den Baum, und des Adels,<br />
durch den Bär vertreten: Beide Herrschaftsklassen<br />
haben im Mittelalter das<br />
Land in und um Madrid unter sich aufgeteilt.<br />
Das Motiv findet sich heute auch<br />
im Wappen des Fussballvereins Atlético<br />
Madrid wieder.<br />
Mit der Verlegung des Parlaments, der<br />
Cortes, im Jahr 1561 und der Residenz<br />
aus dem nahe gelegenen und wesentlich<br />
älteren Toledo durch König Felipe<br />
II. im Jahr 1588 begann der Aufstieg<br />
der Stadt. Sie wurde zur offiziellen<br />
Hauptstadt Spaniens, was sie, mit einer<br />
kleinen Unterbrechung, bis zum heutigen<br />
Tag ist.<br />
Frühling in<br />
Madrid<br />
Für einen Wochenendtrip in die spanische<br />
Metropole mit ihren schier endlosen<br />
Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel<br />
Puerta del Sol, das Kloster der Descalzas<br />
Reales, der Palacio de Uceda, die Plaza de<br />
la Villa, die Plaza Mayor oder die Colegiata<br />
de San Isidro, empfehlen wir ein Hotel<br />
in Zentrumsnähe: Schauen Sie sich das<br />
Ayre Gran Hotel Colón einmal näher an,<br />
es hat vier Sterne, eine verkehrsgünstige<br />
Lage und bietet eine gute Servicequalität<br />
zu günstigen Übernachtungspreisen. In<br />
zwei Minuten Entfernung vom Hotel gibt<br />
es eine Metrostation, um ohne Verkehrsstau<br />
in die sehenswürdigen Viertel zu<br />
gelangen. In der Metro sollten Sie allerdings<br />
besonders auf trickreiche Taschendiebe<br />
gefasst sein, die sich im Gedränge<br />
gerne Ihrer Wertsachen bemächtigen,<br />
wie es der Autor selbst erfahren durfte.<br />
Das Hotel liegt unweit der Altstadtviertel<br />
von Madrid, die man mit einem Spaziergang<br />
durch den nahegelegenen Retiro-<br />
Park gut erreichen kann.<br />
PLÄTZE<br />
UND TORE<br />
Die Puerta del Sol, das Tor der Sonne,<br />
ist nach dem mittelalterlichen Stadttor<br />
benannt und heute einer der bekanntesten<br />
und meistbesuchten Plätze<br />
Madrids. Die Puerta del Sol ist das Herz<br />
der neuen Stadt, hier befindet sich der<br />
zentrale Null-Kilometerstein der sechs<br />
Hauptnationalstraßen Spaniens, die sich<br />
sternförmig von Madrid aus über das<br />
gesamte spanische Festland erstrecken.<br />
Neben weiteren Denkmalen ist die Statue<br />
nach den Figuren des Stadtwappens Oso<br />
y el Madroño, Bär und Erdbeerbaum, ein<br />
Werk des Künstlers Antonio Navarro Santa<br />
Fe, hier zu bewundern.<br />
Im Zentrum der Altstadt befindet sich der<br />
im 15. Jahrhundert als Marktplatz angelegte<br />
Plaza Mayor, wenige Meter von der<br />
Puerta del Sol und der Plaza de la Villa<br />
entfernt, und ist bis heute ein äußerst<br />
lebendiger Ort. Im Laufe der Geschichte<br />
wurde der rechteckige Platz für vielfältige<br />
Zwecke genutzt: Märkte, Stierkämpfe,<br />
Fußballspiele, öffentliche Ausstellungen,<br />
Festakte und Umzüge. Im Dezember<br />
findet hier auch der traditionelle Weihnachtsmarkt<br />
statt.<br />
Den berühmten Brunnen Fuente de<br />
Cibeles aus dem Jahr 1782 kann man auf<br />
dem Plaza de Cibeles, einem äußerst ...
78 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Der Platz Puerta del Sol ist in den<br />
Abendstunden ein beliebter Treffpunkt.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 79
80 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
Die St. Petersburger Eremitage<br />
zu Gast im Museo del Prado.<br />
MUSEUMSMEILE:<br />
PRADO & CO<br />
Am Paseo del Prado befinden sich<br />
im sogenannten Museumsdreieck im<br />
Abstand von nur wenigen hundert<br />
Metern drei der wichtigsten Museen der<br />
Welt: Museo del Prado, Museo Nacional<br />
Centro de Arte Reina Sofia und Museo de<br />
Arte Thyssen-Bornemisza. Das Museo del<br />
Prado am Paseo del Prado gehört zu den<br />
bedeutensten Malereimuseen und bietet<br />
ein einmaliges Spektrum spanischer<br />
Meister wie Goya, El Greco und eurogroßzügig<br />
angelegten Platz mit besonders<br />
weit ausschweifenden Sichtachsen,<br />
bewundern. Der der griechischen Göttin<br />
Kybele gewidmete Brunnen befindet<br />
sich in der Mitte des Platzes. Die Göttin<br />
für Erde und Fruchtbarkeit steht auf<br />
einem Zugwagen und wird von Löwen<br />
gezogen. Weitere Sehenswürdigkeiten<br />
sind der Palacio de Comunicaciones<br />
und die Banco de España. Von den<br />
Anhängern und der Mannschaft des<br />
Fußballvereins Real Madrid wird dieser<br />
Platz gern zu ausgelassenen Feiern von<br />
Meisterschaften genutzt.<br />
päischer Kunst von Toulouse-Lautrec,<br />
Vincent van Gogh, Tiziano, Vecellio und<br />
vielen anderen mehr.<br />
Das Museo Reina Sofía ist benannt nach<br />
der spanischen Königin Sofía und ergänzt<br />
die Kollektion des Prado mit den vielen<br />
wichtigen Gemälden und Skulpturen<br />
namhafter Künstler der Moderne aus dem<br />
20. Jahrhundert, zum Beispiel dem weltbekannten<br />
Guernica-Gemälde von Pablo<br />
Picasso: Es entstand als Reaktion auf die<br />
Zerstörung der spanischen Stadt Gernika<br />
durch den Luftangriff der deutschen
Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 81<br />
Legion Condor während des Spanischen<br />
Bürgerkriegs.<br />
Das Museo Thyssen-Bornemisza beherbergt<br />
eine der größten Privatsammlungen<br />
der Welt mit Gemälden ab dem<br />
14. Jahrhundert. Im Frühjahr 2012 gibt<br />
es dort eine Ausstellung der Arbeiten<br />
von Marc Chagall zu sehen. Unser Tipp:<br />
Besorgen Sie sich die neue MadridCard<br />
für 48 Stunden, sie bietet im Paket zu<br />
günstigen Konditionen den bevorzugten<br />
Eintritt in über fünfzig Museen einschließlich<br />
Prado, Museum Reina Sofia,<br />
Museum Thyssen-Bornemisza und dem<br />
Königlichen Palast.<br />
zu besichtigen. Eine Besonderheit des<br />
Parks ist die Statue des Angel Caído, des<br />
gefallenenen Engels – die einzige Statue<br />
der Welt, die zum Andenken an Luzifer<br />
errichtet wurde.<br />
TAPAS,<br />
WEIN UND BIER<br />
Tauchen Sie in jedem Fall ein in die Welt<br />
der lokalen Köstlichkeiten und der damit<br />
verbundenen lockeren, kommunikativen<br />
Atmosphäre in der Stadt der Madrilenen!<br />
Eine Tapa, spanisch für Deckel oder Abdeckung,<br />
ist ein Appetithäppchen (Fingerfood),<br />
das in Tapas-Bars oder Bodegas zu<br />
Wein und auch zu Bier gereicht und dort<br />
im Stehen verzehrt wird. Jede Tapas-Bar<br />
besitzt eine eigene, oft hausgemachte<br />
Auswahl an verschiedenen Speisen: Vom<br />
Serrano-Schinken über eingelegte Oliven<br />
und Sardellen bis zu Gambas reicht die<br />
Bandbreite.<br />
Unser Insider-Tipp: Die Tapas-Bar La<br />
Trucha – ein eher kleines Restaurant,<br />
in dem es sich auch in mehreren Reihen<br />
vor der Theke zu stehen lohnt. Sehr<br />
aufmerksame „Camareros“, alles gestandene<br />
Herren hinter der Theke, behalten<br />
ihre Gäste stehts freundlich im Blick<br />
und schenken Wein nach oder bieten ...<br />
GRÜNEs<br />
HERZ<br />
Der ehemalige Lustpark der Könige:<br />
Parque del Buen Retiro, kurz El Retiro<br />
genannt, bietet auf über einem Quadratkilometer<br />
inmitten der Stadt heute einer<br />
multikulturellen Gesellschaft Räume und<br />
Bäume zum Flanieren, Relaxen und Händchenhalten.<br />
An der Stelle des Parks stand<br />
ursprünglich eine Palastanlage, die 1632<br />
unter der Herrschaft Philipp IV. errichtet<br />
wurde und im Zuge der napoleonischen<br />
Kriege fast völlig zerstört wurde.<br />
Das Gelände beinhaltet mit dem Estanque<br />
del Retiro einen mit Booten befahrbaren<br />
künstlichen See und als weitere Sehenswürdigkeit<br />
den Palacio de Cristal. Dieser<br />
Glaspavillon wurde 1887 von Ricardo<br />
Velázquez Bosco entworfen, heute sind<br />
im Innern zeitweise Ausstellungen und<br />
Installationen der Gegenwartskunst<br />
Entspannung am See,<br />
im Park El Retiro.
82 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
weitere kleine Köstlichkeiten an. Die<br />
besondere Qualität der Tapas, der hervorragende<br />
Rioja Visconte Ayala und die<br />
entspannte Atmosphäre an der Theke<br />
lassen ein wohliges Gefühl von „hier sind<br />
wir angekommen“ aufkommen. Tradition<br />
und familiäre Atmosphäre gehen hier<br />
eine unvergleichliche Melange ein.<br />
Hinter der Theke des La Trucha Restaurants<br />
hat man Einblick in die kleine,<br />
enge Küche, in der zwei Köchinnen<br />
fleißig an einem Gasherd für frisch<br />
hergestellte Tortillas sorgen. Als Beilage<br />
empfehlen wir die Tortilla Espanola –<br />
eine Art Kartoffelomelett, doch das<br />
wäre eine zu profane Beschreibung für<br />
dieses himmlische Pfannengericht. Hier<br />
eine kurze Anleitung zum Selbermachen:<br />
Kartoffeln in feine Scheiben, eine<br />
Zwiebel in Ringe schneiden. Olivenöl<br />
in einer Pfanne erhitzen und die Kartoffeln<br />
darin bei schwacher Hitze etwa 10<br />
Minuten garen und nicht bräunen. Alles<br />
in ein Sieb schütten, das Öl auffangen.<br />
Dann die Zwiebelringe ebenfalls in Öl<br />
vorgaren und abtropfen lassen. Eier mit<br />
Salz und Pfeffer in einer großen Schüssel<br />
verquirlen, die Kartoffeln und Zwiebeln<br />
darin untermengen. Das aufgefangene Öl<br />
in der Pfanne erhitzen, Kartoffelmischung<br />
hineingeben. Fünf bis acht Minuten sanft<br />
backen, bis die Mischung kurz vor dem<br />
Stocken ist. Dann einen Teller verkehrt<br />
über die Pfanne halten und die Tortilla<br />
darauf stürzen und die gewendete Tortilla<br />
wieder in die Pfanne geben. Zwei bis drei<br />
Minuten oder länger bei geringer Hitze<br />
backen, bis die Unterseite goldbraun ist.<br />
Schnell servieren und genießen.<br />
Im Haus des Schinkens, in der Casa del<br />
Jamon Iberico, bekommen wir es mit<br />
einem wirklichen Meister der Schinkenkultur<br />
zu tun: Alberto Lopez Araque zelebriert<br />
das Aufschneiden von der Keule<br />
mit äußerster Sorgfalt und Hingebung.<br />
Er erzählt von speziellen Bedingungen<br />
und Gegenden, Salamanca und Huelva<br />
sind die Zauberworte, in denen das<br />
Schwein seine besondere Qualität<br />
erworben hat, die man jetzt mit den<br />
hauchdünnen Scheiben auf der Zunge<br />
erschmecken kann. Etwa La Jabuguña,<br />
Sierra de Huelva-Schinken, stammt von<br />
Schweinen aus reiner iberischer Zucht,<br />
die ausschließlich mit Eicheln gefüttert<br />
wurden. Dazu einmal kein Rotwein,<br />
sondern ein unvergleichlicher Biergenuss:<br />
Probieren Sie doch einmal das ausgezeichnete<br />
Premiumbier Estrella Damm.<br />
SHERRY<br />
UND CIDRE<br />
In Madrid gibt es einen Ort ausschließlich<br />
für guten, trockenen Sherry und die<br />
passenden Tapas dazu: Kleine Fäßchen<br />
aus altem, dunkelbraunen Holz stehen<br />
auf noch älteren Holztresen in einem<br />
unvergleichlichen Ambiente mit einer<br />
Mischung aus alter Kölschkneipe und<br />
Westernsaloon. An der Wand hinter dem<br />
Tresen stehen in Regalen bis zur Decke<br />
unzählige Flaschen mit wohlgereiften<br />
Inhalten. In dieser Taverne La Venencia<br />
sollten Sie unbedingt verschiedene<br />
Sorten Sherry, zum Beispiel den feinen<br />
Manzanilla, probieren und sich dabei die<br />
hauchdünnen Scheiben vom Thunfisch,<br />
Mojama, auf der Zunge zergehen lassen....<br />
Die Kunst des Einschenkens wird<br />
in der Cideria Neru zelebriert.
Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 83
84 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
Frische Meeresfrüchte gibt es in der<br />
Markthalle Mercado de San Antón.
Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 85<br />
Auch den Jamón Serrano sollten Sie sich<br />
nicht entgehen lassen. Oder steht Ihnen<br />
der Sinn mehr nach Cidre? Schon wegen<br />
der Kunst der Tresenbedienungen sollten<br />
Sie einen Cidre mal probieren: der mit<br />
nach oben ausgestrecktem Arm und<br />
ohne die Augen auf das unten gehaltene<br />
Glas zu richten, eingeschenkt wird. Ñeru<br />
heisst unser Tipp für diese vielversprechende<br />
Cidre-Location.<br />
ÄLTESTEs RESTAURANT<br />
DER WELT<br />
Das Restaurante Botin lädt uns ein mit<br />
seiner besonders schönen alten Fassade<br />
in dunkelbraunem Holz, und ein warmes<br />
Licht empfängt uns im Innern. Das Botin<br />
ist das älteste noch existierende Restaurant<br />
der Welt, so steht es im Guinness<br />
Buch der Rekorde, und wurde 1725<br />
gegründet. Ein direkter Blick in die Küche<br />
mit einem offenen Backofen zeigt: Hier<br />
gibt es Spanferkel als Spezialität des<br />
Hauses. Die durch Holzfeuer gebräunten<br />
Schweinchen schauen mit ihren Äuglein<br />
sehr vertrauenerweckend von ihren<br />
kleinen Holzbrettchen herunter. Eine<br />
Szene wie aus aus einem Märchen.<br />
Die Spezialität im Tontopf, Madrilenischer<br />
Eintopf Cocido, können wir nur hartgesottenen<br />
Liebhabern deftiger Speisen<br />
empfehlen. Wenn es einmal schnell<br />
gehen muss, probieren Sie doch lieber<br />
die einheimische Fast-Food-Spezialität:<br />
Bocadillos de Calamares, warme Tintenfischringe<br />
im Brot, auch Studentenbrötchen<br />
genannt. Lassen Sie sich auch den<br />
Fisch nicht entgehen: Madrid hat nach<br />
Tokio immerhin den zweitgrößten Fischmarkt<br />
der Welt. Die reichhaltigen und<br />
frischen Auslagen an den Fischständen<br />
der Markthallen zeugen davon.<br />
ALTE MARKTHALLEN<br />
NEUE SZENEN<br />
In der Nähe der Plaza de la Villa liegt die<br />
alte Markthalle Mercado de San Miguel<br />
mit einem sehenswerten historischen<br />
Jugendstil-Äußeren. Im Innern hat sich<br />
das Marktgeschehen zu einer modernen<br />
aber stimmigen „Fressmeile“ gewandelt.<br />
Es gibt zahlreiche Stände, die zum<br />
Verweilen und Probieren einladen. Aus<br />
den Angeboten kann man sich hier<br />
inmitten der offenen Markthallenatmosphäre<br />
einen gelungenen Mittagsimbiss<br />
selbst zusammenstellen. Einheimische<br />
und Touristen nehmen dieses großartige<br />
und preislich faire Angebot gleichermaßen<br />
wahr. Etwas moderner, im<br />
Ambiente, stellt sich der Mercado de San<br />
Antón dar: Neben Ständen mit frischem<br />
Fisch gibt es jede Menge kleiner Stände<br />
mit ausgesuchten Speisen, an denen es<br />
zur Mittagszeit richtig voll wird. Wer sein<br />
Essen lieber im Sitzen genießen möchte,<br />
dem empfehlen wir einen Besuch des<br />
Restaurants La Cocina de San Antón im<br />
Obergeschoss.<br />
TANZ<br />
MIT DEM STIER<br />
Die Corridas (Stierkämpfe) gehören in<br />
Spanien auch heute noch zum nationalen<br />
Kulturgut, obwohl nur noch ein Drittel<br />
der Spanier echte Fans dieses martiali- ...
86 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Training in der Stierkampfschularena<br />
Escuela de Tauromaquia de Madrid.
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 87
88 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
Madrid ist, mehr über die Geheimnisse<br />
eines Toreros erzählen. Seine Haltung<br />
ist aufrecht und stolz, seine Bewegungen<br />
sind bestimmt und elegant. Er<br />
hat eine ruhige Art zu sprechen und ist<br />
eine gestandene Persönlichkeit. Jesus<br />
Perez Gallego ist sein bürgerlicher Name.<br />
Gallego startete seine Karriere im Alter<br />
von neun Jahren mit einer Ausbildung<br />
zum Stierkämpfer. Ein Jahr später kämpfte<br />
er das erste Mal und sein Vater gab ihm<br />
den Künstlernamen El Madrileño, was<br />
so viel wie „der Madrilene“ heißt. Inzwischen<br />
ist er 43 Jahre alt und hat etwa 500<br />
Kämpfe hinter sich. Jesus Perez El Madrileños<br />
führt dazu aus:<br />
Leidenschaftlicher Flamenco<br />
im Las Carboneras.<br />
schen Treibens sind. In der Corrida steht<br />
der Stier für die Kraft der Natur, der sich<br />
der Mensch entgegenstellt, um diese<br />
zu bezwingen. In der Escuela de Tauromaquia<br />
de Madrid, der ansässigen Stierkampfschule,<br />
konnten wir den Tanz mit<br />
einem Stier auf Rädern beobachten:<br />
Erwachsene und auch Kinder erlernen<br />
dort die Kunst des traditionellen Rituals,<br />
welches in der Realität mit dem Tod<br />
des Tieres endet. Im Training geht alles<br />
erst einmal spielerisch zu, in der Arena<br />
brennt zur Mittagszeit die Sonne auf die<br />
Übenden herunter: Einer gibt den Torero,<br />
der dem „Stier-Darsteller“ mit einem Stierkopf<br />
auf zwei Rädern, einer Art Schubkarre,<br />
ausweichen und ihn dann von der<br />
Seite mit den beiden Kurzlanzen erwischen<br />
muss. Selbst kleine Mädchen vollführen<br />
dies hier schon mit voller Kraft<br />
und Eleganz. Die Nachwuchs-Toreros<br />
und -Toreras sind hierbei noch nicht im<br />
klassischen Outfit gekleidet, sondern<br />
tragen leichte Jogging-Anzüge. Wie<br />
in einer echten Arena, drehen sich die<br />
Schüler, mit rotem Tuch und Degen<br />
bewaffnet, gekonnt zur Seite, der „Stier“<br />
läuft an ihnen vorbei, dreht sich um und<br />
versucht es erneut. Wir lassen uns von<br />
Jesus Perez El Madrileños, einem ehemaligen<br />
Stierkämpfer, der heute Lehrer und<br />
Trainer in der Escuela de Tauromaquia de<br />
Als Torero durchläuft man Bewegungsabläufe<br />
wie bei einer Choreographie und<br />
man muss sehr viel Disziplin und Körperspannung<br />
aufbringen, ähnlich wie im<br />
Ballett. Wir spielen nicht einfach mit<br />
dem Stier oder ärgern ihn, wir bauen eine<br />
Verbindung zu ihm auf und versuchen, ihn<br />
zu verstehen. Es ist wichtig zu lernen, seine<br />
Bewegungen vorauszusehen. Auch wenn<br />
viele Kollegen gestorben sind. Wir würden<br />
niemals schlecht über einen Stier sprechen.<br />
Wenn man das Tier nicht respektiert wird<br />
man auch nicht vom Publikum respektiert.<br />
Ohne diesen Respekt geht es nicht.<br />
Die Zahl der TV-Live-Übertragungen von<br />
Stierkämpfen ist in Spanien in letzter Zeit<br />
zurückgegangen, Fußball interessiert<br />
das spanische Publikum weitaus mehr.<br />
Andererseits überträgt das Fernsehen<br />
wichtige Corridas live in alle Welt<br />
und prominente Toreros werden mit<br />
ihrem Star-Status geradezu verehrt, die
Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 89<br />
Boulevard-Presse ist voll mit Tratsch und<br />
Klatsch über sie. Nach Angaben der Stierkampf-Gegner<br />
werden in Spanien in<br />
jedem Jahr bis zu 70.000 Stiere in Stierkampfarenen<br />
und bei den zahlreichen<br />
Fiestas gequält und getötet.<br />
Gäbe es keinen Stierkampf mehr, so<br />
würden die Toreros arbeitslos und eine<br />
ganze Branche stünde vor dem Aus. In<br />
Spanien gibt es etwa 1.200 Zuchtbetriebe<br />
für Kampfstiere mit etwa 70.000<br />
Beschäftigten, vor allem in Andalusien,<br />
Castilla-León und Extremadura, die einen<br />
Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro<br />
erwirtschaften. Es gibt rund 75 Veranstalter<br />
von Corridas in Spanien, die größte<br />
Arena ist die Plaza Las Ventas in Madrid,<br />
deren Betreibergesellschaft 400 Angestellte<br />
beschäftigt und einen erheblichen<br />
Gewinn erwirtschaftet. Trotzdem wurde<br />
vom Parlament in Katalonien bereits 2010<br />
das Aus für Stierkämpfe beschlossen.<br />
TANZ<br />
DEN FLAMENCO<br />
Was wäre Spanien ohne Flamenco? Das<br />
Herz des Flamenco schlägt in Andalusien,<br />
aber auch in Madrid ist dieser traditionelle<br />
Ausdruckstanz allgegenwärtig.<br />
Hier befinden sich einige der besten<br />
und interessantesten Flamenco-Bühnen,<br />
die Tablaos, des Landes. Der Flamenco<br />
entstand ursprünglich aus der Kultur<br />
der eingewanderten Nomaden, der Sinti<br />
und Roma aus Indien, und wurde weiter<br />
durch die arabische Kultur beeinflusst.<br />
Auch heute noch verändert sich der Stil<br />
durch moderne Einflüsse, wobei der Kern<br />
erhalten bleibt: Der Flamenco vereint<br />
tragische wie auch poetische Züge, die<br />
Texte der Lieder spiegeln die Leiden der<br />
Gitanos und den Kampf zwischen Mann<br />
und Frau wieder. Die Stimme des Sängers,<br />
der Klang der Gitarre und der Tanz<br />
treiben sich dabei gegenseitig an. Das<br />
Tablao Flamenco Restaurante ist eine der<br />
bekanntesten Locations in Madrid. Gute<br />
Stimmung und leckerer Sangria machen<br />
die regelmäßigen Vorstellung zu einem<br />
Highlight jedes Madrid-Besuchs. Sänger<br />
und Tänzerinnen in ansprechenden folkloristischen<br />
Kostümen tanzen leidenschaftlich<br />
zur Gitarre und reißen das<br />
Publikum von den Plätzen.<br />
SONNTAGS<br />
IST FLOHMARKT<br />
Am Sonntagmorgen ist der El Rastro das<br />
Ereignis in Madrid. Der größte Trödelmarkt<br />
der Hauptstadt findet von 9 Uhr bis<br />
14 Uhr im Bezirk Barrio de Embajadores,<br />
mitten im Herzen der Altstadt statt. Über<br />
1.800 Stände laden zu mehr oder weniger<br />
gemütlichem Bummel entlang der Ribera<br />
de Curitudores, durch die kleinen Seitengassen<br />
und Innenhöfe ein.<br />
Nach dem Besuch des Rastro hat das<br />
gemeinsame Essen Tradition. Tun Sie es<br />
doch einfach den Madrilenen gleich und<br />
nehmen Sie teil am familiären und lauten<br />
Treiben in den zahlreichen Lokalen des<br />
Barrio La Latina! Tauchen Sie noch einmal<br />
ein in die wunderbare Welt der Tapas,<br />
bevor Sie abreisen und die weiße Stadt<br />
der Serenaden nur noch eine schöne<br />
Erinnerung ist.<br />
Links zum Thema:<br />
www.esmadrid.com<br />
www.metromadrid.es<br />
Gran Hotel Colón:<br />
www.ayrehoteles.com<br />
Casa del Jamon:<br />
www lopezpascual.com<br />
Restaurante Botín:<br />
www.botin.es<br />
Mercado de San Miguel:<br />
www.mercadodesanmiguel.es<br />
Flamenco:<br />
www.tablaolascarboneras.com<br />
Stadtführungen:<br />
www.insidersmadrid.com<br />
MadridCard:<br />
www.esmadrid.com/madridcard<br />
Stierkampfschule:<br />
Escuela de Tauromaquia de Madrid<br />
Casa de Campo, Madrid 28012<br />
Empfehlung Reiseführer:<br />
Lonely Planet Reiseführer Madrid<br />
Seiten: 176, Karten: 9<br />
www.lonelyplanet.de
90 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />
Time<br />
for rebels<br />
Swiss Avantgarde<br />
Autor: j. M. Brain<br />
Regeln in Frage stellen und Konventionen über Bord werfen. Nichts zulassen, was gewöhnlich ist.<br />
Nach vorne schauen und quer denken, kompromisslos unabhängig und subversiv. Der Zeit zu einem neuen Look,<br />
einem neuen Reiz verhelfen. Nicht einfach nur weiterentwickeln, sondern revolutionieren.<br />
In einem Wort: Erneuern.<br />
In zwei Worten: TAG Heuer, die legendäre Schweizer Uhrenmarke,<br />
deren Pioniergeist seit mehr als 150 Jahren Erfolgsgeschichte schreibt.<br />
TAG Heuer Formula 1<br />
Inspiriert von der Hochleistungstechnik in der Formel 1, gilt die TAG Heuer Formula 1 als ultimative Freizeituhr – markantes Gehäuse,<br />
ausgewogenes Farb- und Designkonzept, dabei schlicht, funktional und ausgesprochen robust sowie mit allen Besonderheiten einer<br />
professionellen TAG Heuer-Sportuhr ausgestattet. Das 1986 eingeführte und 2004 komplett neu gestaltete Formula 1-Modell war die<br />
beliebteste Uhr bei Formel-1-Legenden wie Ayrton Senna, Alain Prost, David Coulthard, Kimi Räikkönen und Fernando Alonso.<br />
Dank hochwertiger Komponenten und vielseitigem Design zählt sie bis heute zu den erfolgreichsten TAG Heuer-Kollektionen.<br />
Ob am Strand, im Fitness-Studio oder im Urlaub, beim Stadtbummel oder zu Hause, die Formula 1 macht überall eine gute Figur.<br />
Die TAG Heuer Formula 1 gibt es als Herren- (Bild rechts) und Damenmodell (siehe Seite 94/95).
Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 91
92 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | Time for Rebels
Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 93<br />
Luxus-Smartphone: TAG Heuer LINK<br />
Mit dem ersten Android basierten Luxus-Smartphone aus dem traditionsreichen Hause<br />
TAG Heuer weitet das Schweizer Unternehmen seine Mobilfunklinie aus. In der Schweiz<br />
entwickelt und in Frankreich gefertigt, besitzt es das weltweit modernste Betriebssystem<br />
und vereint in sich die Kernelemente jeder innovativen Kreation aus dem Hause TAG<br />
Heuer: avantgardistisches Design und fortschrittliche Materialien, feinste Handarbeit<br />
und überragende Zuverlässigkeit.
94 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />
TAG Heuer Formula 1 Woman<br />
Der Chronograph TAG Heuer Formula 1 Lady in Edelstahl und Keramik birgt Höchstleistung<br />
in einem äußerst femininen Gehäuse. Er verdankt seine Attraktivität einer<br />
feststehenden Lünette aus Stahl und Keramik. Ein kombiniertes Stahl- und Keramikarmband<br />
rundet das verführerische Design ab.
Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 95
96 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
wer auf seine sinne hört,<br />
kann das schöne<br />
und anregende dieser<br />
welt erfahren.<br />
Rolf Benz MIO. ich freu mich drauf.<br />
Design: Norbert Beck · www.rolf-benz.com
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 97<br />
Begehrenswert<br />
Cool Stuff<br />
Autor: J. M. brain<br />
extrem dünn<br />
Das Ultrabook glänzt mit hervorragender<br />
Verarbeitungsqualität und<br />
einem kompakten, widerstandsfähigen<br />
Gehäuse aus Aluminium und<br />
Kohlefaser. Das XPS 13 ist das erste<br />
Ultrabook von Dell: Mit einer Höhe<br />
zwischen sechs bis maximal 18 Millimeter<br />
und ist deutlich schlanker als<br />
alle bisherigen Notebook-Modelle von<br />
Dell. Das rahmenlose 33,8-cm-Display<br />
(13,3 Zoll) ist so kompakt, dass es<br />
die gleichen Abmessungen wie ein<br />
gängiges 11-Zoll-Notebook besitzt<br />
– damit passt es problemlos in jede<br />
Handtasche und wiegt in seiner<br />
leichtesten Ausführung nicht einmal<br />
1,4 Kilogramm. Mit einer Akkuladung<br />
hält das Gerät bis zu neun Stunden, was<br />
in der Regel für einen ganzen Arbeitstag<br />
reicht. Die neuesten Intel-Technologien<br />
wie Rapid Start (Schnellstart in wenigen<br />
Sekunden) und Smart Connect (Automatisches,<br />
Regelmäßiges erwachen aus<br />
dem Ruhemodus, um sich mit bekannten<br />
Netzwerken zu verbinden und Kalendereinträge<br />
sowie den E-Mail-Account zu<br />
synchronisieren), garantieren Effizientes,<br />
Unbeschwertes arbeiten (www.dell.de).<br />
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98 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
Unvergleichlich<br />
Sehvolutionär<br />
Nirgendwo in der Designgeschichte<br />
wird man einen Sessel finden, der<br />
diesem gleicht. Trotz seiner Größe<br />
ist er von bestechender Harmonie.<br />
Wie kein zweiter Fauteuil verbindet<br />
er majestätische Repräsentationswirkung<br />
mit Charme und Esprit.<br />
Bereits auf den ersten Blick beeindruckt<br />
das iPad 3 von Apple mit<br />
seinem neuen Retina-Display: Die<br />
extrem hohe Auflösung lässt Fotos,<br />
Videos, Texte und Apps unglaublich<br />
scharf und brillant aussehen.<br />
Designerin Eileen Gray unterstrich<br />
den Charakter ihres liebenswerten<br />
Salonlöwen mit augenzwinkernder<br />
Ironie, indem sie ihn nach dem<br />
Michelin-Reifenmännchen benannte:<br />
„Bibendum“ (www.classicon.com).<br />
Derzeit gibt es kein anderes mobiles<br />
Gerät, das eine auch nur annähernd<br />
eine vergleichbare Auflösung bietet<br />
(www.apple.com).<br />
Markant<br />
Die vier extravaganten Textmarker<br />
zaubern den angesagten Colour-<br />
Blocking-Trend jetzt auch in den<br />
privaten Terminkalender! Damit garantiert<br />
kein Highlight dieses Sommers<br />
verpasst wird, gibt es für jedes einzelne<br />
die passende Farbe. Die Grip Marker<br />
von Faber Castell gibt es nachfüllbar mit<br />
schickem Stifthalter in Gelb, Pink, Grün<br />
und Orange (www.faber-castell.de).
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 99<br />
auSSergewöhnlich<br />
Revolutionär<br />
Jeder Liebhaber des schönen Schreibens<br />
weiß, dass das edle Schreibgerät<br />
nicht immer unkompliziert in der<br />
Handhabung ist.<br />
Ab sofort können alle Wehmütigen<br />
aufatmen – die 5th Technology von<br />
PARKER revolutioniert alles, was man<br />
bisher über das Schreiben wusste:<br />
Eine neuartige, flexible Minenspitze,<br />
die von einer gravierten Metallfeder<br />
gestützt wird, sorgt für die nächste<br />
Generation des Schreibgerätes und<br />
ein einzigartig leichtes Schreibgefühl<br />
(www.parkerpen.com).<br />
Wer mal eben 200.000 Euro zu viel in<br />
der Portokasse hat, kann sich davon<br />
ein Handy kaufen. Das Celsius X VI II<br />
ist das erste mikromechanisches<br />
Mobiltelefon der Welt und wurde aus<br />
edelsten Materialien gefertigt. 547<br />
mechanische Teile sind hier verbaut.<br />
Vor allem die Uhr auf dem Gehäuse<br />
steckt voller präziser Feinmechanik,<br />
die französische Firma Celsius wurde<br />
2006 mit dem Ziel gegründet, edelste<br />
mikromechanische Mobiltelefone zu<br />
entwickeln. Nach immerhin drei<br />
Jahren Entwicklungszeit feiert nun<br />
das Erstlingswerk der Edelschmiede<br />
Premiere. (www.celsius-x-vi-ii.com).<br />
authentisch<br />
Als Irving Schott 1928 seine erste<br />
Motorradjacke herstellte, ahnte noch<br />
niemand, dass sie auf einen weltweiten<br />
Siegeszug gehen würde – und<br />
Menschen auf der ganzen Welt sie<br />
tragen. Heute braucht man kein Gangmitglied<br />
zu sein, um schwarzes Leder<br />
zu tragen. Die PERFECTO hat Kultstatus<br />
erreicht und die Lederjacke alltagstauglich<br />
gemacht (www.schott-nyc.eu).
100 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Genuss<br />
Der BESONDERE<br />
ANSPRUCH<br />
KETEL ONE<br />
Autor: K. Specht<br />
Traditionell<br />
Im 14. Jahrhundert wurde die erste<br />
wodkaartige Spirituose aus Getreide<br />
gebrannt und umschmeichelt bis<br />
heute in den unterschiedlichsten Varianten<br />
die Gaumen. Ketel One kommt<br />
in einer eher unscheinbaren Flasche<br />
daher und ist offensichtlich noch nicht<br />
dem allgemeinen „Pimp my Bottle“-<br />
Wahn verfallen. Der edle Vodka, den<br />
es jetzt auch in Deutschland gibt,<br />
hat es auch kaum nötig: Die 1691<br />
von Joannes Nolet, in der holländischen<br />
Kleinstadt Schiedam, gründete<br />
Destillerie reicht seit nunmehr zehn<br />
Generationen das Familiengeheimnis<br />
der hohen Destillier-Kunst von Vater<br />
zu Sohn weiter. Weizen und die tradi-<br />
tionelle Destillier-Methode in Kupferbrennblasen<br />
sorgen dafür, dass der Hochprozentige,<br />
seinen Geschmack: Nuancen<br />
von Fenchel und Anis, sanft entfaltet.<br />
Ketel One setzt weniger auf lautes<br />
Marketing. Man ist sich sicher, dass der<br />
Vodka durch seinen Geschmack und die<br />
außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit<br />
in diversen Cocktails von selbst überzeugt.<br />
Trotz der langen Tradition gibt<br />
man sich in den Niederlanden innovativ<br />
und kreierte nach langem Testen<br />
und verkosten einen neuen Ketel One<br />
mit einem Hauch Zitrone. Ob der Neue<br />
dem Siegeszug des großen Bruders folgt,<br />
bleibt indes abzuwarten aber probieren<br />
Sie doch selbst: www.ketelone.com
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Genuss<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 101<br />
Fotos: DIEGO
102 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Beauty<br />
einzigartig<br />
Dramatisch<br />
Für eine sinnliche und gleichzeitig<br />
überwältigende Attitüde sorgt das<br />
Hypnôse Drama von Lancôme. Das<br />
extreme Volumen verleiht Ihnen das<br />
gewisse Etwas und verzaubert jeden,<br />
der Ihren Blick einen Wimpernschlag<br />
streift (www.lancome.de).<br />
Dior Homme Sport spiegelt die<br />
entspannte und zeitgemäße Energie<br />
der Dior Homme Couture wieder. Die<br />
Kopfnote ist mit einem Akkord von<br />
Ingwer aus Tansania veredelt und die<br />
Basisnote besticht mit einem Akzent<br />
von Zedernholz aus Virginia.<br />
Ein Verlangen nach Understatement<br />
kombiniert mit einem Hauch<br />
von Vintage, für einen Duft, der den<br />
beständigen Luxus unterstreicht und<br />
einfach unwiderstehlich anziehend<br />
wirkt (www.dior.com).<br />
Fantastisch<br />
Nachdem die Duftkerzen von Max<br />
Benjamin mit ihren reinen Düften<br />
weltweit die Herzen erfreuen, wurde<br />
es Zeit für etwas Neues aus der<br />
irischen Traditionsmanufaktur: Die<br />
neuen Raumduft Diffusoren enthalten<br />
keinerlei Alkohol oder andere flüchtige<br />
Substanzen. Reine Natur-Duftöle<br />
verteilen sich angenehm im Raum<br />
und entfalten ihren fantastischen Duft<br />
(www.maxbenjamin.ie).<br />
Seidig<br />
Die Designer Shaping Cream Foundation<br />
SPF 20 von Giorgio Armani ist der<br />
Liebling jedes Visagisten: Nach dem<br />
Vorbild der Duchesse Seide modelliert<br />
das Luxus-Make-up die Hautoberfläche<br />
federleicht, strafft sie, umhüllt<br />
das Gesicht mit einem geschmeidigen<br />
Glow und verleiht die perfekte Kontur.<br />
Sie enthält entspannende Feuchtigkeitsfaktoren,<br />
schützende Filterkomplexe und<br />
lässt jede Frau unwiderstehlich, zart<br />
erstrahlen (www.armani.com).
Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Beauty<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 103<br />
verlockend<br />
Konzipiert wie ein Spaziergang durch<br />
einen blühenden Garten - das ist<br />
die Inspiration von Parfum-Kreateur<br />
François Demachy für das Eau de<br />
Toilette von Miss Dior. Ein Chypre-<br />
Akkord, welcher mit einem frühlingshaften<br />
Geist belebt wird und der<br />
gleiche Couture-Stil, welcher schon<br />
dem Original Miss Dior als Inspiration<br />
diente. Ein Duft, der mit floralen<br />
Akzenten und Lebensfreude besticht<br />
(www.dior.com).<br />
Zärtlich<br />
Tinted Lip Balm von Burt’s Bees sind<br />
ausgestattet mit einer Extraportion<br />
Bienenwachs und somit echte Pflegewunder.<br />
Erhältlich in sechs blumigen<br />
Farbnuancen und 100 Prozent natürlichen<br />
Inhaltsstoffen. So ist jeder Kuss<br />
noch zärtlicher (www.burtsbees.com).<br />
Schön<br />
Der Even Better Clinical Dark Spot<br />
Corrector entfernt selbst hartnäckige<br />
Pigmentflecken. Ein Extrakt aus<br />
Dianella Ensifolia wirkt als Power-Antioxidant<br />
und wirkt auch neuen Farbunebenheiten<br />
entgegen. Der Corrector<br />
ist für jeden Hautton, Hauttyp und<br />
selbst für sensible Haut geeignet<br />
(www.clinique.de).<br />
Blumig<br />
Orchidée Impériale Eye & Lip ist die<br />
effektivste Lösung, um die Zeichen<br />
der Hautalterung zu bekämpfen.<br />
Tiefenwirksam wird die empfindliche<br />
Haut genährt. Die Augenpartie wirkt<br />
straff und strahlend, die Lippen prall<br />
und voluminös. Durch das edle Glasgefäß<br />
schimmert der royalblaue Tiegel.<br />
Ein goldener edel gravierter Deckel<br />
schützt den kostbaren Inhalt. Ein echtes<br />
Schmuckstück in jedem Badezimmer<br />
(www.guerlain.com).
104 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Die letzte Seite | werde JACK DANIEL’S Roadie<br />
Rocking<br />
all over<br />
Werde JACK DANIEL’S<br />
Roadie<br />
Autor: K. Specht<br />
Foto: Jack Daniel‘s (Hinweis der Redaktion: www.massvoll-geniessen.de)
Die letzte Seite | werde JACK DANIEL’S Roadie<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 105<br />
Das Hurricane Musikfestival findet seit<br />
1997 auf der Sandrennbahn Eichenring<br />
bei Scheeßel (zwischen Bremen und<br />
Hamburg) statt und zählt mit 70.000<br />
Besuchern zu den größten Festivals in<br />
Deutschland. <strong>BOLD</strong> verlost gemeinsam<br />
mit Jack Daniel‘s einen Roadie-Platz<br />
und bringt dich hautnah an und ins<br />
Geschehen.<br />
Drinks sind außerdem inklusive<br />
– und wer mit vollem Einsatz<br />
mit anpackt, hat sich diese auch redlich<br />
verdient. 2012 bietet Jack Daniel‘s bereits<br />
zum sechsten Mal die Möglichkeit zu<br />
diesem besonderen Festival-Abenteuer.<br />
Einen Einblick in die Erlebnisse aus den<br />
vergangenen Jahren bekommst du unter<br />
www.jack-lives-here.de bereits vorab.<br />
dass sie den Grundstein einer<br />
großen Tradition legten. Denn<br />
Jack Daniel‘s ist heute aus der Musikkultur<br />
nicht mehr wegzudenken und<br />
fördert im Rahmen der Initiative<br />
„Distilled Tracks“ vielversprechende<br />
Künstler, um dafür zu sorgen, dass gute<br />
Musik die Aufmerksamkeit bekommt,<br />
die sie verdient.<br />
Du Hast<br />
das Zeug dazu<br />
Jack’s<br />
Backstage<br />
bewirb dich jetzt<br />
als Roadie<br />
Bewirb dich jetzt als Roadie für das<br />
legendäre Hurricane Festival vom 22.<br />
bis 24. Juni 2012 und komm in Jack’s<br />
Team. Während deine Freunde zwischen<br />
zigtausend anderen vor der Bühne auf<br />
ihre Lieblingsband warten, stehst du<br />
auf der Bühne und baust das Schlagzeug<br />
deiner Stars auf. Als Roadie im<br />
Jack Daniel‘s Team bist du es, der die<br />
Rockstars hautnah erlebt, beim Auf- und<br />
Abbau der Backlines hilft und während<br />
der Umbaupausen den Blick über die<br />
Menschenmenge genießt. Dank deines<br />
Backstagepasses sammelst du exklusive<br />
Stage- und Backstage-Erlebnisse, die du<br />
so schnell nicht vergessen wirst. Freie<br />
Unterbringung, Verpflegung und kühle<br />
1865 errichtete Jack seine eigene Distillery<br />
in Lynchburg. Der Erfolg ließ nicht<br />
lange auf sich warten. Dank des Charcoal-Mellowing-Verfahrens<br />
war Jack’s<br />
Whiskey schnell eine lokale Berühmtheit,<br />
und nicht nur das: Lynchburg wurde zum<br />
beliebten Ausflugsort für Menschen von<br />
nah und fern. Grund dafür war wieder<br />
einmal Jack’s Erfindungsreichtum: Um<br />
die Massen auf den Lynchburg Square<br />
und in seine zwei Kneipen zu locken, den<br />
White Rabbit Saloon und den Red Dog,<br />
hatte Jack 1892 kurzerhand eine Kapelle<br />
zusammengestellt, die Silver Cornet<br />
Band. Die 13-köpfige Truppe war bald in<br />
der ganzen Gegend bekannt und beliebt.<br />
Damals hätten sie wohl kaum geglaubt,<br />
Damit Jack Daniel‘s so erfolgreich sein<br />
kann, arbeiten seit jeher nur die besten<br />
Distillery Worker hinter den Kulissen<br />
in Lynchburg, und damit deine Bands<br />
auf den Bühnen des Hurricane Festivals<br />
ebenso gut performen können, sorgen<br />
auch hier nur die besten Helping Hands<br />
hinter den Kulissen dafür, dass alles glatt<br />
läuft. Und dieses Jahr könntest du dazu<br />
gehören!<br />
Roadie Bewerbung an:<br />
jacks-roadie@boldmag.eu
106 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Impressum<br />
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ISSN 2192-9378
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<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 107<br />
© Samsonite 2012<br />
CUBELITE<br />
STARK WIE DIE FREUDE<br />
AUF ZU HAUSE<br />
Der einzigartige Cubelite ist dank seiner innovativen Kofferschalen<br />
aus CURV® unglaublich leicht und extrem stark, selbst bei sehr<br />
niedrigen Temperaturen. Mit den vier Doppelrollen bewegt er sich<br />
mühelos an Ihrer Seite, sowohl in die Ferne als auch zurück.<br />
Curv® ist eine eingetragenes US-Markenzeichen der Propex Operating Company, LLC.
108 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Kraftstoff verbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG: innerorts 6,4 – 5,6,<br />
außerorts 4,3 – 4,1, kombiniert 5,1 – 4,7. CO 2<br />
-Emission (g/km): kombiniert 119 – 110.<br />
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