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BOLD THE MAGAZINE No.02

(R)EVOLUTION BESTÄNDIGER WANDEL | (R)EVOLUTION DES BEWUSSTSEINS | MOBILITÄT IM UMBRUCH | CORRIDAS & FLAMENCO | SUPER700 | MIA | DROR BENSHETRIT IM PORTRÄT | AUDREY TAUTOU

(R)EVOLUTION

BESTÄNDIGER WANDEL | (R)EVOLUTION DES BEWUSSTSEINS | MOBILITÄT IM UMBRUCH | CORRIDAS & FLAMENCO | SUPER700 | MIA | DROR BENSHETRIT IM PORTRÄT | AUDREY TAUTOU

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www.bold-magazine.eu<br />

<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

(R)EVOLUTION<br />

Beständiger Wandel | (R)EVOLUTION DES BEWUSSTSEINS | Mobilität im Umbruch<br />

Corridas und Flamenco | SUPER700 | Mia | Dror Benshetrit im Porträt | Audrey Tautou


2 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 3


4 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 5


6 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Vincent Cassel


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8 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 9


10 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>


inhalt<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 11<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Inhalt<br />

Einstieg<br />

(R)EVOLUTION – Beständiger Wandel<br />

12<br />

Schwerpunkt<br />

Nachgefragt – (R)EVOLUTION DES BEWUSSTSEINS<br />

Mobilität im Umbruch – BMW i<br />

17<br />

24<br />

Mode<br />

first contact – New Fashion<br />

34<br />

Kunst & Kultur<br />

WOHNEN MIT VISION – Contemporary Houses<br />

Im Porträt – Dror Benshetrit – Designer<br />

44<br />

50<br />

Sehenswert<br />

53<br />

FilmBesprechung – Nathalie küSSt<br />

FilmBesprechung – Chronicle<br />

58<br />

62<br />

Im Geschäft – Mia – Innerstes nach auSSen<br />

Im Gespräch – Anneke van Giersbergen – WANDEL IST ALLES<br />

66<br />

69<br />

Hörenswert<br />

Track-By-Track – SUPER700<br />

72<br />

74<br />

Reise<br />

MADRID – Corridas und Flamenco<br />

76<br />

Lifestyle & Trend<br />

Time for rebels – Swiss Avantgarde<br />

Begehrenswert – Cool Stuff<br />

Begehrenswert – Beauty<br />

90<br />

97<br />

102<br />

Die letzte Seite<br />

Rocking all over<br />

104<br />

Impressum<br />

106


12 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

(r)EVOLUTION<br />

Beständiger<br />

Wandel<br />

Autor: H. G. Teiner<br />

„Die Freiheit führt das Volk“,<br />

von Eugene Delacroix zur Französischen Revolution.


Einstieg | (R)EVOLUTION<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 13<br />

Gibt es in unserer heutigen demokratischen<br />

Welt noch Anlässe für eine politische<br />

Revolution? Brauchen wir eine<br />

technische Revolution, um einer Ölkrise<br />

oder dem Atom-Supergau zu entgehen?<br />

Reichen unsere evolutionären Schritte<br />

und die Innovationskraft der Industrie als<br />

Gegengewicht zu den weitreichenden<br />

sozialen Umbrüchen und wirtschaftlichen<br />

Folgen der Globalisierung?<br />

REBELLION<br />

UND UMSTURZ<br />

Schauen wir einmal zurück: Im Juli 1789<br />

begann das Volk von Paris, sich gegen<br />

die hohen Preise aufgrund der feudalistischen<br />

Verbrauchssteuern auf Brot als<br />

Grundnahrungsmittel aufzulehnen und<br />

zündete Zollhäuser an. Am 14. Juli wird<br />

in Frankreich jährlich der Tag des Sturms<br />

auf die Bastille als offizieller Auftakt der<br />

Fanzösischen Revolution gefeiert. Der<br />

Mythos dieses Ereignisses ist größer als<br />

die tatsächlichen historischen Vorgänge:<br />

Die kleine Bastion war zu dieser Zeit das<br />

Gefängnis und Munitionslager mit einer<br />

Wachmannschaft bestehend aus ausgedienten<br />

Kriegsveteranen: Der Kommandant<br />

ließ auf die teilweise bewaffneten<br />

Demonstranten schießen, etwa 90<br />

Personen wurden getötet. Nach der Überwältigung<br />

der Wachmannschaft stürmte<br />

die Menge das Gefängnis und befreite<br />

die wenigen Gefangenen. Allerdings war<br />

dieses Ereignis der Anlass zur Aufstellung<br />

der Nationalgarde unter Marquis de La<br />

Fayette und für die Absetzung des königlichen<br />

Gouverneurs von Paris, an dessen<br />

Stelle der Generalrat der Commune trat,<br />

welcher eine entscheidende Rolle in dem<br />

weiteren, blutigen Geschehen der Französischen<br />

Revolution spielen sollte. Dieser<br />

Nationalfeiertag ist auch ein Gedenktag<br />

für das ein Jahr später gefeierte Föderationsfest<br />

und steht für den Treueeid des<br />

französischen Königs auf die gesamte<br />

Nation mit allen Gesellschaftsschichten.<br />

Von jetzt an löste sich die althergebrachte<br />

starre Machtstruktur auf, in der der Herr<br />

ein Herr war und der Knecht ein Knecht.<br />

Das Ancien Régime, die frühere Regierungsform<br />

der Bourbonen und mit ihnen<br />

der Absolutismus wurde abgeschafft.<br />

Der absolutistische König Ludwig XVI.<br />

wurde durch die Französische Revolution<br />

entmachtet und 1791 zur Staatsform der<br />

konstitutionellen Monarchie genötigt,<br />

1792 wurde er endgültig abgesetzt und<br />

die erste Republik ausgerufen.<br />

MYTHOS<br />

REVOLUTIONSHELD<br />

Che Guevara kämpfte an der Seite Fidel<br />

Castros gegen den kubanischen Diktator<br />

Batista und das von den USA abhängige<br />

Wirtschaftssystem, in dem zunehmend<br />

außerkubanische Unternehmer und auch<br />

Kriminelle das Wirtschaftsleben auf der<br />

schönen Insel in der Karibik bestimmten.<br />

Neben einer kleinen Oberschicht, war der<br />

Großteil der Bevölkerung arm und unterversorgt,<br />

es mangelte an Schulen und<br />

Krankenhäusern. Der Revolutionskampf<br />

sollte ein gerechteres, unabhängiges,<br />

kommunistisches Kuba ermöglichen.<br />

Das Bildnis von Ernesto Che Guevara,<br />

das im Jahre 1960 von Alberto Kosta<br />

aufgenommen wurde, ist mittlerweile<br />

Foto: Che Guevara Archiv<br />

zur allgültigen revolutionsromantischen<br />

Ikone geworden und hat den Mythos<br />

des Prototyps des jugendlichen Revolutionärs<br />

und idealistischen Guerillaführers<br />

bis in heutige Generationen transportiert.<br />

„Hasta la victoria siempre. Patria o<br />

muerte“: Immer bis zum Sieg. Das Vaterland<br />

oder den Tod – so schrieb der argentinische<br />

Arzt, Marxist und Kommandant<br />

Che Guevara an Fidel Castro.<br />

1967 wurde Ernesto Guevara im Alter von<br />

39 Jahren im Freiheitskampf in Bolivien<br />

erschossen – gerade deshalb lebt er bis<br />

heute als leidenschaftlicher Widerstandskämpfer<br />

und Held gegen den imperialistischen<br />

Machtanspruch in vielen Herzen<br />

weiter. Sein Tod machte ihn zu einem<br />

Märtyrer linker Befreiungsbewegungen<br />

und zur politischen Kultfigur auf der<br />

ganzen Welt. Laut Time Magazin zählte<br />

er 1999 zu den 100 einflussreichsten<br />

Menschen des 20. Jahrhunderts. Heute ist<br />

er zu einem bildhaften Symbol der Unangepasstheit<br />

geworden, mit der realen ...


14 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Einstieg | (R)EVOLUTION<br />

Lebensgeschichte hat das allerdings nur<br />

noch wenig gemein. Der Guevara oft<br />

zugeschriebene Ausspruch: „Wer kämpft,<br />

kann verlieren; wer nicht kämpft, hat<br />

schon verloren“, stammt in Wahrheit von<br />

Bertolt Brecht.<br />

Der britische Naturforscher<br />

Charles Robert Darwin.<br />

ERNEUERUNG<br />

DURCH GEWALT<br />

Mao Zedong, Bauernsohn aus Hunan<br />

und kommunistischer Revolutionsführer,<br />

begründete am 1. Oktober 1949 die<br />

Volksrepublik China. Er brachte den<br />

rückständigen Feudalstaat China mit<br />

diktatorischen Mitteln und menschenverachtenden<br />

Maßnahmen auf den Weg<br />

des modernen Industriegiganten von<br />

heute. Seine Kulturrevolution in der Zeit<br />

von 1964 bis 1975 brachte Millionen<br />

von Chinesen Leid und Tod, zerstörte<br />

traditionelle kulturelle Wurzeln und<br />

verordnete zwangsweise einen sozialen<br />

und wirtschaftlichen Neuanfang.<br />

Die permanente Revolution war offiziell<br />

gegen bürgerliche Strukturen gerichtet,<br />

sie diente in jedem Fall dazu, den autoritären<br />

Machtanspruch der politischen<br />

Führung rücksichtslos gegen die<br />

vermeintlichen Feinde innerhalb und<br />

außerhalb der Partei durchzusetzen.<br />

Mao ließ keinen Zweifel an seinem<br />

Tun (Auszug aus: „Ausgewählte Werke<br />

Mao Zedongs“, Band I und II): „Jeder<br />

Kommunist muss die Wahrheit begreifen:<br />

Die politische Macht kommt aus den<br />

Gewehrläufen.“ Und daraus folgt: „Eine<br />

Revolution ist kein Gastmahl, kein Aufsatzschreiben,<br />

kein Bildermalen, kein<br />

Deckchensticken; sie kann nicht so fein,<br />

Foto: C. R. Darwin, „On the Origin of Species“


Einstieg | (R)EVOLUTION<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 15<br />

so gemächlich und zartfühlend, so<br />

maßvoll, gesittet, höflich, zurückhaltend<br />

und großherzig durchgeführt werden.<br />

Die Revolution ist ein Aufstand, ein<br />

Gewaltakt, durch den eine Klasse eine<br />

andere Klasse stürzt.“<br />

VERÄNDERUNG<br />

DURCH EVOLUTION<br />

Das Leben belohnt physische Fitness<br />

und die besseren Überlebensstrategien<br />

der Lebewesen: Charles Robert Darwin<br />

revolutionierte mit seiner Evolutionstheorie<br />

die Naturwissenschaften und<br />

stellte das damalige, von den kirchlichen<br />

Institutionen geprägte Weltbild<br />

radikal in Frage. Die meisten Wissenschaftler<br />

der Zeit hielten in kirchentreuer<br />

Verkenntnis den Visionär Darwin<br />

für einen atheistischen Ketzer, nur sehr<br />

wenige Zeitgenossen erkannten ihn als<br />

Revolutionär der Naturwissenschaft. Bis<br />

dahin glaubten die meisten Menschen<br />

der Kirche, dass ein mächtiger Schöpfergott<br />

die Erde mit Menschen, Tieren<br />

und Pflanzen in einer perfekten, unveränderlichen<br />

Form erschaffen hatte.<br />

Das bahnbrechende Buch zur Evolution<br />

erschien 1859 und hatte den außergewöhnlichen<br />

Titel: „Von der Entstehung<br />

der Arten mit Hilfe der natürlichen<br />

Zuchtwahl oder die Erhaltung von bevorzugten<br />

Rassen im Lebenskampf“. Das<br />

Buch beschreibt, dass die Natur nicht<br />

durch einen einmaligen Schöpfungsakt<br />

von Gott für immer geschaffen wurde,<br />

sondern sich allmählich entwickelt hat<br />

und sich ständig weiterentwickelt. Zentrales<br />

Thema der Entwicklung ist nach<br />

Darwins Erkenntnis: der Kampf ums<br />

Dasein. Zur Erhöhung der Chancen der<br />

Arten und der Lebewesen zu Überleben,<br />

werden nachkommende Generationen<br />

mit etwas unterschiedlichen Merkmalen<br />

erzeugt. Einige sind so besser an ihre<br />

jeweilige Umwelt angepasst und vorteilhafter<br />

auf Veränderungen eingestellt als<br />

andere. Darwin nennt dies „Survival of<br />

the Fittest“. Damit gibt letztendlich, nicht<br />

etwa der Stärkere, sondern der am besten<br />

Angepasste seine Gene weiter. Darwins<br />

revolutionäre Evolutionstheorie ist heute<br />

noch, wenn auch in Abwandlungen, die<br />

Grundlage unserer modernen Biologiewissenschaft.<br />

Der Diplom-Volkswirt und Automobilexperte<br />

Helmut Becker wendet die<br />

Darwinschen Erkenntnisse sogar im<br />

Industriebereich an: In seinem Buch<br />

„Darwins Gesetz in der Automobilindustrie“<br />

führt er aus, dass die deutsche<br />

Automobil- und Zuliefererindustrie als<br />

gesamte Branche im Zuge der sich<br />

verschärfenden Konkurrenzbedingungen<br />

durch gut durchdachte und kreative<br />

Anpassungsprozesse fit wird für den<br />

internationalen Kampf um die vorderen<br />

Marktpositionen der Zukunft. Es überleben<br />

die Automobil-Marken, die sich am<br />

besten an die sich fortlaufend ändernden<br />

Ansprüche des internationalen Marktes<br />

anpassen können. Das revolutionäre<br />

Potenzial der aufstrebenden Industriemacht<br />

China sollte dabei nicht unterschätzt<br />

werden. Darwin liefert dazu die<br />

grundlegende Erkenntnis: „Nichts im<br />

Leben ist beständiger als der Wandel“.


16 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>


Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 17<br />

Nachgefragt<br />

(R)EVOLUTION<br />

DES BEWUSSTSEINS<br />

Autorin: R. Brokate<br />

Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther,<br />

Wissenschaftler, Wissensvermittler und<br />

Autor des Buches „Was wir sind und was<br />

wir sein könnten“ und Theologe Prof. Dr.<br />

Dr. David Berger, der sich als Homosexueller<br />

outete und mit seinem Buch „Der<br />

heilige Schein. Als schwuler Theologe<br />

in der katholischen Kirche“ für einigen<br />

Wirbel sorgte, sprachen mit <strong>BOLD</strong> über<br />

Kirche und Gesellschaft, die Veränderung<br />

des Bewusstseins, über Erkenntnisse der<br />

Hirnforschung – Entwicklungen und<br />

Ansichten zum Thema: (R)evolution.<br />

BEOBACHTER<br />

DER VERÄNDERUNG<br />

Prof. Dr. Gerald Hüther ist Leiter der<br />

neurobiologischen Präventionsforschung<br />

der Universitäten Göttingen, Mannheim<br />

und Heidelberg sowie Autor zahlreicher<br />

Sachbücher. Hüther hält Vorträge,<br />

organisiert Kongresse und arbeitet als<br />

Berater für Politiker und Unternehmer.<br />

Als Mitherausgeber wissenschaftlicher<br />

Zeitschriften, Mitbegründer des Netzwerks<br />

für Erziehung und Bildung und<br />

häufiger Gesprächsgast in Funk und<br />

Fernsehen ist er Wissensvermittler und<br />

-umsetzer in einer Person.<br />

Bei seiner Arbeit geht es ihm vor allem<br />

um die Verbreitung und Umsetzung<br />

von Erkenntnissen aus der modernen<br />

Hirnforschung. Er versteht sich als<br />

„Brückenbauer“ zwischen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen und gesellschaftlicher<br />

bzw. individueller Lebenspraxis.<br />

Ziel seiner Aktivitäten ist die Schaffung<br />

günstigerer Voraussetzungen für die<br />

Entfaltung menschlicher Potenziale,<br />

speziell im Bereich Erziehung, Bildung<br />

sowie auf der Ebene der politischen und<br />

wirtschaftlichen Führung.<br />

Wie würden Sie die Entwicklung der<br />

Hirnforschung in den letzten 10 Jahren<br />

beschreiben?<br />

Der eigentliche Durchbruch kam mit der<br />

Einführung der so genannten bildgebenden<br />

Verfahren, der Computertomographie und<br />

der funktionellen Kernspintomographie. Mit<br />

Hilfe dieser neuen Technologien konnten<br />

die Hirnforscher am Hirn eines lebendigen<br />

Menschen erstmals beobachten, wie es sich<br />

verändert, wie neue Verschaltungsmuster<br />

der Nervenzellen aufgebaut werden, wenn<br />

jemand beispielsweise zu jonglieren oder<br />

ein Musikinstrument zu spielen lernt. Aus<br />

diesen Beobachtungen wurde abgeleitet,<br />

dass das Gehirn des Menschen in der Lage<br />

ist, neue Verschaltungen herauszubilden,<br />

wenn es anders als bisher benutzt wird.<br />

Das war schon eine kleine Revolution. Der<br />

eigentliche Durchbruch kam aber erst, als<br />

die Hirnforscher auch noch erkannten,<br />

dass es für das Zustandekommen derartiger<br />

Umbauprozesse noch eines zusätzlichen<br />

Faktors bedarf: Es muss einer Person<br />

unter die Haut gehen, sie emotional<br />

bewegen, damit diese Umbauprozesse<br />

im Hirn in Gang kommen. Das Gehirn ist<br />

eben kein Muskel. Es lässt sich nicht trainieren,<br />

auch wenn man sich noch so sehr<br />

anstrengt. Wenn es nicht zur Aktivierung<br />

der emotionalen Zentren kommt, passiert<br />

dort oben leider auch nichts, kommt es zu<br />

keiner nachhaltigen Veränderung.<br />

Warum ist es so schwer Veränderungsprozesse<br />

in Gang zu setzen?<br />

Das Denken, Fühlen und Handeln wird<br />

durch die inneren Einstellungen und<br />

Haltungen bestimmt, die eine Person<br />

aufgrund der von ihr im Verlauf ihres<br />

bisherigen Lebens gemachten Erfahrungen<br />

in ihrem Gehirn, im präfrontalen Cortex<br />

verankert hat. Und weil Erfahrungen als<br />

gekoppelte emotionale und kognitive ...


Foto: J. Fischnaller<br />

18 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt


Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 19<br />

Netzwerke im Gehirn verankert werden,<br />

sind sie weder durch Belehrungen und<br />

andere kognitive Maßnahmen noch durch<br />

Belohnung oder Bestrafung, also durch<br />

emotionale Trigger veränderbar. Ungünstige<br />

innere Einstellungen und Haltungen<br />

lassen sich nur beeinflussen, indem man<br />

das verändert, was sie hervorgebracht hat:<br />

ungünstige Erfahrungen. Aber dazu, eine<br />

neue Erfahrung zu machen, kann man<br />

niemanden zwingen, durch Argumente<br />

nicht und auch nicht durch Belohnung oder<br />

Bestrafung.<br />

Man kann sein Gegenüber nur einladen,<br />

ermutigen, inspirieren, eine solche, andere,<br />

günstigere Erfahrung machen zu wollen,<br />

mit sich selbst, mit einem Chef, auf der<br />

Arbeit, in der Schule oder zu Hause.<br />

Darauf, anderen Menschen eine solche<br />

neue Erfahrung zu ermöglichen, hat aber<br />

nur selten jemand Lust. Wir versuchen es<br />

lieber mit klugen Ratschlägen oder der<br />

Androhung von negativen Folgen oder<br />

dem Versprechen von Belohnungen. Und<br />

das funktioniert eben nicht. Deshalb verändert<br />

sich bei den betreffenden Personen<br />

auch nichts im Hirn.<br />

Würden Sie sich eine (R)evolution des<br />

Bewusstseins wünschen und wenn ja,<br />

wie sollte diese aussehen?<br />

Eine Veränderung des Bewusstseins der<br />

Menschen ist längst in Gang. Es geht<br />

eben nur sehr langsam. Es hat Ewigkeiten<br />

gedauert, bis die Mehrheit der Menschen<br />

von der Stufe des mystischen und<br />

magischen Bewusstseins endlich die Stufe<br />

des personalen Bewusstseins erreicht hat.<br />

Und jetzt geht es darum, ein transpersonales<br />

Bewusstsein zu entwickeln.<br />

Haben Sie selbst in Ihrem Leben eine<br />

persönliche (R)evolution erlebt und<br />

wenn ja, in welcher Form?<br />

Ich persönlich finde Revolutionen ziemlich<br />

uninteressant. Die kommen immer<br />

sehr plötzlich, da hat sich vorher meist<br />

sehr viel angestaut und das, was dabei am<br />

Ende herauskommt, ist eigentlich keine<br />

richtige Veränderung. Mir selbst macht<br />

es mehr Spaß, wenn es mir gelingt, mich<br />

jeden Tag ein kleines Stück weiterzuentwickeln.<br />

Schritt für Schritt. Nicht durch<br />

eine Revolution, bei der man doch nur<br />

wieder dorthin zurückfällt, woher man<br />

gekommen ist. Auch wenn man zunächst<br />

glaubt, dass sich etwas ganz Entscheidendes<br />

verändert hat.<br />

In welche Richtung können sich die<br />

Menschen, im Hinblick auf das heutige<br />

Wissen über die Funktionen des Gehirns,<br />

im günstigsten Fall entwickeln?<br />

Die einzige Entwicklung, zu der die<br />

Erkenntnisse der Hirnforscher beitragen<br />

können, besteht darin, dass wir anfangen,<br />

uns selbst etwas besser zu verstehen als<br />

bisher. Aber wenn man erst einmal zu<br />

verstehen beginnt, weshalb man samt<br />

seinem Gehirn so geworden ist, wie man<br />

ist, dann kann man es auch ändern. Das<br />

ist der Unterschied zu allen Revolutionen:<br />

da hat man nie so recht verstanden, was der<br />

Grund war, dass sie stattgefunden haben.<br />

Und wirklich vorwärts gebracht haben sie<br />

uns ja auch nicht.


20 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />

DISSIDENT<br />

DES VATIKANS<br />

Prof. Dr. Dr. David Berger studierte Philosophie,<br />

Theologie und Germanistik in<br />

Würzburg, Köln, Dortmund und Lublin<br />

(Polen) und wurde vor seinem Outing<br />

vor allem durch seine wissenschaftlichen<br />

Arbeiten zu Tomas von Aquin und seine<br />

Tätigkeit für den Vatikan sowie konservative<br />

Institutionen der katholischen<br />

Kirche in Deutschland bekannt. Nach<br />

seinem Outing sorgte sein Buch „Der<br />

heilige Schein. Als schwuler Theologe<br />

in der katholischen Kirche“ für einiges<br />

Aufsehen und kontroverse Diskussionen.<br />

Der autobiografische Bestseller<br />

wurde von den großen Medien euphorisch<br />

gefeiert, wurde aber gleichzeitig<br />

Ziel disziplinarischer Maßnahmen der<br />

katholischen Kirche.<br />

Wie würden Sie die Entwicklung der<br />

letzten 100 Jahre in der katholischen<br />

Kirche beschreiben?<br />

Es ist eine Entwicklung, die ganz von der<br />

Defensive bestimmt ist. Zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts schreibt ein Papst Pius X.<br />

das Programm des „Anti-Modernismus“<br />

fest, das heißt man grenzt sich mit großer<br />

Angst gegen jede Öffnung der Kirche<br />

hin zur modernen Welt und aktuellen<br />

Wissenschaft ab. Eine verschlossene Ängstlichkeit,<br />

die wiederum Aggressivität gegen<br />

Abweichler innerhalb der Kirche sowie<br />

eine romantische Flucht in längst vergangene<br />

Lebensmodelle des Mittelalters provoziert.<br />

Kurzzeitig, in den späten 60er- und<br />

den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts,<br />

war innerhalb der katholischen<br />

Kirche der Versuch erkennbar, den Teufelskreis<br />

des Antimodernismus zu überwinden<br />

und die Kirche zur Moderne zu öffnen – das<br />

so genannte Aggiornamento. Aber spätestens<br />

als Johannes Paul II. den deutschen<br />

Kardinal Josef Ratzinger zum Chefideologen<br />

der katholischen Kirche macht, wird<br />

dieses mutige Experiment nach und nach<br />

ins Abseits gedrängt. Mit der Wahl Ratzingers<br />

zum Papst bestimmt nicht nur vom<br />

päpstlichen „Outfit“ her Retro den Kult,<br />

sondern auch der längst überwunden<br />

geglaubte Antimodernismus. Das ängstliche,<br />

teilweise aggressive Abschotten des<br />

kirchlichen Milieus gegenüber der Lebenswirklichkeit<br />

der Menschen feiert fröhliche<br />

Urständ.<br />

Wie hat sich Ihrer Meinung nach die<br />

katholische Kirche im Umgang mit<br />

Homosexualität entwickelt?<br />

Über Jahrhunderte hatte man in der<br />

katholischen Kirche einen pragmatischen<br />

Zugang zur Homosexualität. Es war die<br />

„Sünde ohne Namen“, man sprach einfach<br />

nicht darüber. Und schon gar nicht über<br />

weibliche Homosexualität. Dennoch bot<br />

man – natürlich eher unbewusst – mit<br />

dem katholischen Priestertum ein Berufsprofil,<br />

das wie geschaffen war für männliche<br />

Homosexuelle: Ein offenes Ausleben<br />

war unmöglich. In diesem Zusammenhang<br />

waren Klöster und Priesterseminare<br />

regelrechte Zufluchtsorte für Männer, die<br />

gern mit Männern zusammen lebten. Orte,<br />

die die unangenehmen Fragen vermeiden<br />

halfen, warum man noch immer unverheiratet<br />

und kinderlos sei. Orte für Männer,<br />

die gerne in Gottesdiensten verkleidet<br />

in weiten Gewändern auftraten. Anders<br />

gesagt: Die Generation Ratzinger hatte<br />

gar keine andere Wahl, als zu katholischen<br />

Priestern zu werden, wollte sie nicht<br />

ins absolute gesellschaftliche Aus abgeschoben<br />

werden. Seit der Entkriminalisierung<br />

der Homosexualität im Rahmen der<br />

sexuellen Revolution hat sich dies grundlegend<br />

geändert. Man muss sich heutzutage<br />

eben nicht mehr unbedingt in einer<br />

Sakristei verstecken, wenn man bemerkt,<br />

dass man anders ist. Ganz konsequent ging<br />

genau ab diesem Zeitpunkt die Zahl katholischer<br />

Priesteramtskandidaten rapide<br />

zurück. Und die Kirchenfürsten hatten<br />

den Hauptkonkurrenten ihres Lebensmodells<br />

ausgemacht: die moderne Schwulenemanzipation.<br />

Der jetzige Papst lässt keine<br />

Gelegenheit aus, um vor dem Unheil des<br />

offen schwulen Lebens zu warnen. Während<br />

man einer Homosexualität, die heimlich<br />

bleibt und über eine besondere Frömmigkeit<br />

sublimiert wird, „Takt und Respekt“<br />

entgegenbringen soll, wird jede gelebte,<br />

besonders die offen, ohne Schuldkomplexe<br />

und mit Selbstbewusstsein praktizierte<br />

Homosexualität mit Attributen wie „widernatürlich,<br />

widergöttlich, teuflisch“ belegt.<br />

Der Vatikan forderte bei der UN ausdrücklich<br />

das Recht der Staaten ein, praktizierte<br />

Homosexualität weiter strafrechtlich zu<br />

verfolgen. Honi soit qui mal y pense.<br />

Würden Sie sich eine Revolution in der<br />

katholischen Kirche wünschen und<br />

wenn ja, wie sollte diese aussehen?<br />

Natürlich ist eine solche Revolution längst<br />

überfällig, falls die katholische Kirche ...


Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 21<br />

Foto: J. Goede


22 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | Nachgefragt<br />

nicht zur fundamentalistischen Großsekte<br />

mutieren willl. Revolution würde heißen,<br />

dass sie endlich mutig den Weg der Öffnung<br />

hin zur modernen Gesellschaft und<br />

zur aktuellen Wissenschaft geht. Und zwar<br />

auch dann, wenn sie sich um einer echten<br />

Aktualität wegen von jener peinlichen<br />

Anbiederung an den neokonservativen<br />

Zeitgeist verabschieden muss. Konkret<br />

würde dies bedeuten, dass man nicht nur<br />

ehrlich von den etwa 50 Prozent schwulen<br />

Männern spricht, die den katholischen<br />

Klerus prägen und gerade deren Homosexualität<br />

als große Chance der Seelsorge<br />

begreift, sondern dass sich, angelehnt an<br />

die modernen Humanwissenschaften, der<br />

Zugang zur Sexualität überhaupt grundlegend<br />

verändert.<br />

Haben Sie selbst in Ihrem Leben eine<br />

persönliche (R)evolution erlebt und<br />

wenn ja, in welcher Form?<br />

Ich muss gestehen, dass ich von meinem<br />

ganzen Naturell her ein sehr harmonieliebender<br />

Mensch bin. Wahrscheinlich war<br />

eine der grundlegenden Veränderungen<br />

meines Lebens, die nach außen hin vielen<br />

als revolutionäre Wende erschienen ist,<br />

deshalb eine sehr lange und langsame<br />

Entwicklung, die sich über fünf Jahre im<br />

Stillen vorbereitet hat. Während ich viele<br />

Jahre Karriere in der katholischen Kirche<br />

gemacht habe, die mich bis in den Vatikan<br />

führte, habe ich gleichzeitig über all die Zeit<br />

mit einem Partner zusammengelebt und<br />

ein sehr exzessives schwules Leben geführt.<br />

Dies wurde akzeptiert, solange es heimlich<br />

war und ich als loyaler, konservativer<br />

Philosoph und Theologe auftrat. Als dann<br />

aber unter dem gegenwärtigen Papst die<br />

homophoben Äußerungen im katholischen<br />

Milieu immer heftiger wurden, ja sich bis<br />

zum geradezu neurotischem Schwulenhass<br />

steigerten, war mir irgendwann klar, dass<br />

ich so nicht mehr weiterleben konnte.<br />

In welche Richtung sollte sich die<br />

Gesellschaft nach Ihrem Wunsch entwickeln?<br />

Auch hier würde ich mir wünschen, dass<br />

sich gegen alle Versuchungen des Totalitarismus,<br />

die es nicht nur im katholischen<br />

Bereich gibt, Gesellschaftsmodelle des<br />

Liberalismus durchsetzen. Größtmögliche<br />

Freiheit für jedes Individuum! So ergänzungsbedürftig<br />

das Modell der „offenen<br />

Gesellschaft“ (Karl Popper) an manchen<br />

Randstellen sein mag, so aktuell ist es<br />

nach wie vor. Heute sind es freilich – bei<br />

der doch sehr gefestigten Demokratie, in<br />

der wir zumindest in Deutschland leben –<br />

weniger die Versuchungen totalitaristischer<br />

Staatsformen als der Totalitarismus der<br />

Uniformierung auf niedrigstem Niveau,<br />

der von den modernen Massenmedien<br />

auszugehen droht. Der italienische<br />

Filmemacher und Publizist Pierre Paolo<br />

Pasolini, dessen 90. Geburtstag wir am<br />

5. März dieses Jahres hätten feiern können,<br />

hat schon in den 70er-Jahren darauf<br />

aufmerksam gemacht, dass die genannte<br />

Entwicklung vermutlich noch gefährlicher<br />

ist als die von Popper ins Auge<br />

gefasste. Denn sie schränkt die Freiheitsund<br />

Entfaltungsräume des Individuums<br />

weit mehr ein, als dies totalitäre Staatsformen<br />

des vergangenen Jahrhunderts je<br />

vermochten.<br />

Wie sieht Ihre Prognose für die Zukunft<br />

aus?<br />

Die eben skizzierte Gefahr halte gleichermaßen<br />

für eine große Chance. In<br />

meiner Tätigkeit als Lehrer konnte ich über<br />

mehrere Generationen beobachten, dass<br />

die mediale Sprachfähigkeit bzw. Urteilsund<br />

Handlungskompetenz durch das<br />

Internet von Generation zu Generation<br />

stetig zunimmt. Dadurch ist die Chance<br />

gegeben, dass Deutungsmonopole immer<br />

seltener werden. Denn – und auch das<br />

haben wir von Popper und den Seinen<br />

gelernt – herrschaftsfreier Meinungsaustausch<br />

ist die Basis kultureller und<br />

politischer Veränderungen. Wie man am<br />

Beispiel der arabischen Welt gut sehen<br />

kann, ist damit auch die Chance gegeben,<br />

dass sich Revolutionen an den Mächtigen,<br />

besonders denen, die ihre Macht diktatorisch<br />

ausüben, vorbei entwickeln. Etwas,<br />

was gerade auch im Hinblick auf das<br />

religiöse Leben der Menschen und auf die<br />

katholische Kirche, in der traditionellerweise<br />

diktatorisch Macht ausgeübt wird,<br />

zukunftsweisend sein könnte.<br />

Links zum Thema:<br />

www.gerald-huether.de<br />

www.dialog-über-deutschland.de<br />

Bücher zum Thema: Im Blog<br />

www.boldmag.eu


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 23


24 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Mobilität<br />

im Umbruch<br />

BMW i<br />

Autor: J. M. Brain<br />

Ganzheitlicher Ansatz:<br />

Für die Mobilität der Zukunft.


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 25


26 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />

Der BMW i3 Concept<br />

und der BMW i8 Concept<br />

stehen für eine neue und<br />

nachhaltige Mobilität.<br />

Fotos: BMW i


Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 27<br />

Die Entwicklung nachhaltiger Mobilität<br />

ist eine der herausragenden Aufgaben<br />

dieses Jahrtausends, wobei der Begriff<br />

„nachhaltig“, obgleich gängig und fest in<br />

unserem Wortschatz verankert, dennoch<br />

einer eideutigen Klärung bedarf: Nachhaltige<br />

Entwicklung ist die übliche Übersetzung<br />

des englischen Begriffs „sustainable<br />

development“ und bezeichnet<br />

eine Entwicklung, die den Bedürfnissen<br />

der jetzigen Generation entspricht, ohne<br />

dabei die Möglichkeiten künftiger Generationen<br />

zu gefährden. Der Ursprung des<br />

Begriffs, welcher erstmals in der deutschsprachigen<br />

Forstwirtschaft auftauchte,<br />

bezieht sich in der Regel auf soziale,<br />

ökonomische und ökologische Aspekte<br />

der Nachhaltigkeit.<br />

Für BMW begann 1969 der Traum von<br />

der nachhaltigen Mobilität erste Gestalt<br />

anzunehmen: mit dem elektrifizierten<br />

BMW 1602, der während der Olympischen<br />

Spiele 1972 in München eingesetzt<br />

wurde. In den folgenden Jahren<br />

forschte das Unternehmen kontinuierlich<br />

nach Möglichkeiten, diesen Traum auch<br />

in einem größeren Rahmen Wirklichkeit<br />

werden zu lassen. Der BMW E1 aus dem<br />

Jahre 1991 ist nur ein Beispiel und war<br />

ein Versuchsfahrzeug, das bereits viele<br />

Merkmale der heutigen Elektrofahrzeuge<br />

aufwies. Am E1-er ließen sich erstmals die<br />

Vor- und Nachteile von Elektroantrieben<br />

im Praxiseinsatz untersuchen. Dank der<br />

heute verwendeten Lithium-Ionen-Batterien<br />

werden Elektrofahrzeuge nach und<br />

nach alltagstauglich und für den Stadtverkehr<br />

interessant. Für längere Strecken<br />

werden wohl Hybrid-Lösungen in naher<br />

Zukunft die Straßen erobern.<br />

Die Elektromobilität<br />

wird erwachsen<br />

2010 initiierte BMW eine dynamische<br />

Denkfabrik Namens BMW i. Vorläufer der<br />

neuen Submarke ist das seit 2007 agierende<br />

„project i“, ein Think Tank der BMW<br />

Group, der nachhaltige Mobilitätslösungen<br />

für die Autofahrer von morgen<br />

entwickelt. Im Rahmen des Projektes<br />

werden derzeit, in einem weltweit<br />

einzigartigen Umfang, Feldversuche zur<br />

Nutzung von rein elektrisch angetriebenen<br />

Fahrzeugen im Alltagsverkehr<br />

durchgeführt. Die aktuell andauernden<br />

Versuche in den USA und Europa mit<br />

über 600 MINI E liefern bereits wichtige<br />

Erkenntnisse über die Anforderungen<br />

an künftige Serienfahrzeuge mit Elektroantrieb.<br />

Die ehrgeizigen Pläne des Automobilherstellers<br />

sehen vor, ab 2013 elektrische<br />

BMW i-Modelle anzubieten. Bisher existieren<br />

zwei Konzepte: auf der einen Seite<br />

der BMW i3, auch als Megacity Vehicle<br />

bekannt, der als erstes rein elektrisch<br />

angetriebenes Serienfahrzeug der BMW<br />

Group gezielt die zukünftigen Mobilitätsherausforderungen<br />

im urbanen Umfeld<br />

verkörpert und als erstes „Premium-<br />

Elektrofahrzeug“ die zukunftsweisende<br />

Interpretation typischer BMW-Attribute<br />

aufweist.<br />

Auf der anderen Seite stellt BMW mit<br />

dem i8 einen Sportwagen der neuesten<br />

Generation: Fortschrittlich, intelligent<br />

und innovativ vereint er in seinem<br />

Plugin-Hybrid-Konzept einen Verbrennungsmotor<br />

und einen Elektro-Antrieb<br />

zu einem außergewöhnlichen Fahrerlebnis<br />

– und das bei äußerst niedrigem<br />

Verbrauch und niedrigsten Emissionswerten.<br />

1969 1991<br />

2013<br />

2009


28 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />

BMW i3 Concept<br />

dynamisch, kompakt,<br />

emissionsfrei<br />

Das konsequent nachhaltig gestaltete<br />

Fahrzeug für das urbane Umfeld: Rein<br />

elektrisch angetrieben und maßgeschneidert<br />

für die Anforderungen einer nachhaltigen<br />

und emissionsfreien Mobilität,<br />

verkörpert es eine intelligente Art der<br />

Fortbewegung in der Stadt oder beim<br />

Pendeln.<br />

Andreas Feist, Leiter Fahrzeugprojekt<br />

BMW i3 erläutert: „Dieses Auto-Konzept<br />

nutzt eine völlig neue Architektur mit all<br />

den neuen Möglichkeiten und Potenzialen.<br />

Es ist das erste Premium-Elektrofahrzeug<br />

der Welt.“<br />

Für Effizienz und eine hohe Reichweite<br />

sorgen nicht nur der von BMW selbst<br />

entwickelte E-Antrieb und die Leichtbau<br />

optimierte LifeDrive-Architektur: Die<br />

Möglichkeit, während der Fahrt Energie<br />

zurückzugewinnen, erhöht die Reichweite<br />

ebenso wie spezielle reichweitenunterstützende<br />

Funktionen, wie der<br />

ECO PRO Modus. Ist er aktiviert, arbeiten<br />

sämtliche Fahrzeugfunktionen mit<br />

höchstmöglicher Effizienz. So ändert<br />

sich beispielsweise die Gaspedalkennlinie,<br />

damit weniger Leistung abgerufen<br />

wird. Auch die Klimatisierungsfunktionen<br />

arbeiten bewusst energieoptimiert.<br />

Weiterhin reduzieren eine ausgefeilte<br />

Aerodynamik sowie schmale, rollwiderstandsoptimierte<br />

Räder die Fahrwiderstände<br />

auf ein Minimum und ermöglichen<br />

ein Maximum an Reichweite.


Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 29


30 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i


Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 31<br />

BMW i8 Concept<br />

Emotional, dynamisch,<br />

effizient<br />

Der i8 verkörpert mit seinem faszinierenden<br />

Gesamtkonzept die Realität<br />

gewordene Vision eines zeitgemäßen,<br />

nachhaltigen Sportwagens. In seinem<br />

PlugIn-Hybrid-Konzept kombiniert er den<br />

modifizierten Elektroantrieb des BMW i3<br />

an der Vorderachse mit einem 164 kW/<br />

300 Nm starken Dreizylinder-Hochleistungsverbrennungsmotor<br />

an der Hinterachse.<br />

Der E-Antrieb des BMW i8 Concept<br />

ist als vollwertiger Antrieb ausgelegt,<br />

der das Fahrzeug bei Bedarf auch allein<br />

fortbewegt. Gemeinsam können beide<br />

Antriebe ihre Vorteile optimal entfalten<br />

und ermöglichen im Zusammenspiel die<br />

Performance eines Sportwagens mit dem<br />

Verbrauch eines Kleinwagens.<br />

Eine Beschleunigung von unter fünf<br />

Sekunden von null auf 100 km/h bei einem<br />

Verbrauch von unter 3 Litern erreicht<br />

bisher kein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor<br />

auf diesem Leistungsniveau. Dank<br />

seines großen Lithium-Ionen-Energiespeichers,<br />

der an der Steckdose geladen<br />

werden kann, ermöglicht der BMW i8<br />

Concept bis zu 35 Kilometer Reichweite<br />

im reinen elektrischen Betrieb. Ein Großteil<br />

der alltäglichen Kurzstrecken sind<br />

somit völlig emissionsfrei zu erfahren.<br />

In Metropolen, die Zugangsbeschränkungen<br />

für fossil betriebene Fahrzeuge<br />

erlassen, erlaubt der rein elektrische<br />

Betrieb des Fahrzeugs den Zugang zu<br />

emissionsbeschränkten Innenstadtbereichen.<br />

Zur Erhöhung der Effizienz kann ...


Fotos: DriveNow<br />

32 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i


Schwerpunkt | (R)EVOLUTION | BMW i<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 33<br />

an beiden Achsen Energie gewonnen<br />

werden. Während an der Vorderachse der<br />

E-Motor bei jedem Verzögerungsvorgang<br />

maximal Energie rekuperiert, lädt ein an<br />

den Verbrenner angebundener Hochvoltgenerator<br />

bei Bedarf den Energiespeicher.<br />

Zudem bietet der 2+2-Sitzer Platz<br />

für vier Personen und damit einen hohen<br />

Alltagsnutzen.<br />

Intelligente<br />

Mobilität<br />

Integraler Bestandteil von BMW i ist<br />

neben den Fahrzeugen ein zusätzliches<br />

Angebot von umfassenden und maßgeschneiderten<br />

Mobilitätsdienstleistungen,<br />

die auch unabhängig vom Fahrzeug<br />

selbst genutzt werden können. Im Fokus<br />

stehen dabei beispielsweise Lösungen<br />

zur besseren Nutzung vorhandenen Parkraums,<br />

intelligente Navigationssysteme<br />

mit ortsabhängigem Informationsangebot,<br />

eine intermodale Routenplanung<br />

sowie Premium Car Sharing.<br />

DriveNow ist ein aktuelles Beispiel und<br />

Ergebnis der innovativen Denkfabrik: Das<br />

neue Car Sharing, welches dem Nutzer<br />

höchst flexiblen Komfort und Nutzungsspielraum<br />

bietet, nutzt für die Anzeige<br />

verfügbarer Fahrzeuge im Umkreis und<br />

deren Buchung eine komfortable App,<br />

die zuvor auf dem Smartphone installiert<br />

wird. Ein optimales Preis-Leistungsverhältnis<br />

(Parkgebühren und Kraftstoffkosten<br />

sind inklusive) und die Möglichkeit,<br />

das Fahrzeug nur dann zu nutzen,<br />

wenn man es benötigt, setzen neue<br />

Maßstäbe städtischer Fortbewegung.<br />

DriveNow wird derzeit in München,<br />

Berlin und Düsseldorf angeboten und<br />

soll, dank reger Nachfrage und Nutzung,<br />

rasch ausgebaut werden.<br />

Ein weiteres Beispiel ist der Online-Marktplatz<br />

ParkatmyHouse, der eine Verbindung<br />

zwischen freiem Parkraum und<br />

Autofahrern auf der Suche nach einem<br />

Parkplatz herstellt. Der Marktplatz wurde<br />

in Zusammenarbeit mit BMW i entwickelt:<br />

Hausbesitzer können hier durch<br />

die Vermietung ihrer Parkmöglichkeiten<br />

an Autofahrer, die auf der Suche nach<br />

einem bequemen, sicheren und günstigen<br />

Parkplatz sind, Geld verdienen. Der<br />

Service ist vorerst nur in Großbritannien<br />

verfügbar und wird derzeit international<br />

ausgeweitet.<br />

Die Welt, und mit ihr das Umfeld für<br />

individuelle Mobilität, befinden sich<br />

ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich<br />

im Umbruch. Zahlreiche globale<br />

Entwicklungen wie Klimawandel,<br />

Ressourcenverknappung und Urbanisierung<br />

verlangen eine neue Balance<br />

zwischen globalen Anforderungen und<br />

individuellen Bedürfnissen. Gefragt sind<br />

neue Lösungen für eine individuelle<br />

und vor allem nachhaltige Mobilität. Ian<br />

Robertson, Mitglied des Vorstands der<br />

BMW AG für Vertrieb und Marketing fasst<br />

zusammen: „Mit den maßgeschneiderten<br />

und nachhaltigen Mobilitätslösungen<br />

von BMW i bricht für die Automobilindustrie<br />

eine neue Ära der individuellen<br />

Mobilität an.“<br />

Links zum Thema:<br />

www.bmw-i.de<br />

www.drive-now.com<br />

www.parkatmyhouse.com<br />

www.bmw.de


34 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 35<br />

first<br />

contact<br />

New Fashion<br />

Fotograf: M. A. Mayer<br />

Styling: D. Nebel | Models: A. Hamiti, P. Shala | Alines: S. Maier, M. Pezzei<br />

Postproduction: S. Maier | Assistenz: M. Rusch, O. Stimpfel


36 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Mode | first contact | New Fashion<br />

Bluse: Dior<br />

Haarlederband: Jil Sander<br />

Ohringe: Dior


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 37<br />

Hemd: Van Laak<br />

Fliege: Dior<br />

Brille: Gucci<br />

Handschuhe: Joop


38 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kleid: Hugo Boss<br />

Tuch: Dior (vintage)<br />

Brille: Dior<br />

Schal und Gürtel: Dior (vintage)


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 39<br />

Hemd: Van Laak<br />

Fliege: Dior<br />

Brille: Gucci<br />

Handschuhe: Joop<br />

Reisetasche:<br />

Gucci (vintage)


40 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Brille: Dior<br />

Tuch: Dior (vintage)<br />

Kleid: Hugo Boss<br />

Schal und Gürtel: Dior (vintage)


Mode | first contact | New Fashion<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 41<br />

Strickschal: Desquared<br />

Brille: Gucci<br />

Handschuhe: H&M<br />

Strickjacke: Jil Sander<br />

Pocketkleid: Hugo Boss<br />

Blazer: Marc Cain<br />

Handschuhe: Röckle


42 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 43<br />

Pocketkleid: Hugo Boss<br />

Blazer: Marc Cain<br />

Handschuhe: Röckle<br />

Strickschal: Desquared<br />

Brille: Gucci<br />

Handschuhe: H&M<br />

Strickjacke: Jil Sander


44 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

WOHNEN<br />

MIT VISION<br />

Contemporary Houses<br />

Autor: F. Reip<br />

Architekt: Aires Mateus<br />

Futuristisches Haus in Leiria (Portugal).


Kunst & Kultur | Wohnen mit Vision<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 45<br />

Wenn man die Dinge augenzwinkernd<br />

auf die Spitze treiben will, kann man<br />

sagen, dass sich schon die „Höhlenmenschen“<br />

mit der individuellen Gestaltung<br />

ihres Wohnraums beschäftigten –<br />

vielleicht sind ja all die berühmten Wandmalereien,<br />

denen gern eine gewaltige<br />

Bedeutung zugesprochen wird, nichts<br />

weiter als die ersten Tapeten der Menschheitsgeschichte.<br />

von gähnender Leere<br />

zur Veränderung<br />

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren<br />

es dann nahezu ausschließlich Sakralund<br />

Amtsgebäude, deren architektonischer<br />

Gestaltung Aufmerksamkeit zuteil<br />

wurde. Während immense Anstrengungen<br />

unternommen wurden, um<br />

Kirchen zur Würdigung Gottes, später<br />

zunehmend auch als Beweis für die<br />

Bedeutung der Region zu immer prächtigeren<br />

Bauwerken zu bilden, während<br />

Rat- und Innungshäuser und Ministerien<br />

Stände, ganze Nationen repräsentieren<br />

sollten, wurde der private Wohnraum<br />

lange sträflich vernachlässigt.<br />

Doch das 20. Jahrhundert brachte reichlich<br />

Veränderungen mit sich, und die<br />

zunehmende Ausbreitung des Wohlstands,<br />

die in Folge der Industrialisierung<br />

weite Teile zumindest der westlichen<br />

Welt einschloss, gestattete auch<br />

die Blüte architektonischer Visionen.<br />

Walter Gropius, der gemeinsam mit<br />

Ludwig Mies van der Rohe und Le Cor-<br />

busier als Begründer der Architektur<br />

der Moderne gelten darf, mag vor allem<br />

mit der Maxime „form follows function“<br />

verbunden sein und somit gerade<br />

nicht für entfesselte Vorstellungskraft<br />

stehen. Doch der Umstand, dass sich<br />

seine Arbeiten auch auf die Gestaltung<br />

eines wohnlichen Umfelds erstreckten,<br />

machten ihn und das gesamte Bauhaus<br />

zum Vorreiter der Idee, dass auch der<br />

private Raum weitaus mehr sein kann als<br />

nur ein ästhetikfreier Platz zum Schlafen.<br />

Es mag eine kühne These sein, aber wer<br />

weiß, wie die Werke von einem Architekten<br />

und Künstler wie Friedensreich<br />

Hundertwasser ohne diese Vorleistung<br />

ausgesehen hätten, ob es sie überhaupt<br />

gegeben hätte? Hundertwasser, der zwar<br />

gemeinsam mit seinem wohl unmittelbareren<br />

Vorgänger Antoni Gaudí Sinnbild<br />

für die überbordende Fantasie bei der<br />

Gestaltung des öffentlichen Raumes ist,<br />

der selbst die Toiletten seiner Entwürfe<br />

mit in das künstlerische Gesamtkonzept<br />

einbezog und das Konzept der Individualisierung<br />

bis ins kleinste Detail somit zu<br />

einer ungekannten Höhe trieb.<br />

trautes Heim<br />

Glück allein<br />

Angesichts der angerissenen geschichtlichen<br />

Entwicklung ist es schon beachtlich,<br />

wie viel Energie, Fantasie und Liebe<br />

Menschen mittlerweile in die Gestaltung<br />

ihres unmittelbaren Lebensumfelds<br />

investieren. Die einen verbringen jedes<br />

zweite Wochenende damit, stundenlang<br />

durch die Flure immer größer werdender<br />

IKEA-Kaufhäuser zu spazieren, andere<br />

kaufen sich luxuriöse Lofts in den Metropolen<br />

dieser Welt, um sich ja überall ein<br />

bisschen zu Hause fühlen zu können.<br />

Und wiederum andere beauftragen Stardesigner<br />

mit der Konzeption und der<br />

baulichen Umsetzung im besten Wortsinne<br />

traumhafter Residenzen.<br />

Contemporary<br />

Houses<br />

Vor kurzem ist im Taschen-Verlag der<br />

zweibändige, in einem eleganten Schutzschuber<br />

untergebrachte Bildband „100<br />

Contemporary Houses“ erschienen, der<br />

sich dieser letzten Gruppe von Menschen<br />

bzw. ihren Domizilen widmet. Auf<br />

beinahe 700 Seiten stellt Autor Philip<br />

Jodidio 100 fantastische und zukunftsweisende<br />

private Eigenheime vor,<br />

geschaffen innerhalb der vergangenen<br />

zehn Jahre von Menschen mit Visionen<br />

für Menschen, die sich diese leisten<br />

können.<br />

Jodidio kennt seine Pappenheimer:<br />

Geboren im Jahr 1984 hat er zahlreiche<br />

Kapriolen, die die Architektur im Geiste<br />

von Individualismus und Eskapismus<br />

geschlagen hat, mit eigenen Augen<br />

miterlebt. Der Autor, der Kunstgeschichte<br />

an der Harvard-Universität studierte,<br />

mehr als 20 Jahre lang Chefredakteur<br />

der französischen Kunstzeitschrift „Connaissance<br />

des Arts“ war und regelmäßig<br />

für die Buchreihe „Architecture Now!“ ...


46 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Architekt: Daniel Libeskind<br />

Legendäres 18.36.54 Haus in Connecticut (USA).


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 47


48 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kunst & Kultur | Wohnen mit Vision<br />

Betonfassade sich ganz bewusst der<br />

Eroberung durch die umliegende Vegetation<br />

ausliefert.<br />

Andere Häuser – und ihre Bewohner oder<br />

Nutzer – suchen und finden Isolation und<br />

Exklusivität nicht in der wäldlichen Abgeschiedenheit,<br />

sondern schlicht in der<br />

(Selbst-)Erhebung: Wie eine gestrandete<br />

Arche thront ein vom französisch-kenia-<br />

mit dem Taschen-Verlag zusammenarbeitet,<br />

hat Monografien über dem<br />

Eklektizismus verfallene Größen wie<br />

Norman Foster und Zaha Hadid verfasst.<br />

Seine Arbeit fußt dabei nicht nur im<br />

Wunsch nach Beobachtung und Dokumentation<br />

des Zeitgeists, sondern auch<br />

in der Faszination für die Grenzenlosigkeit,<br />

die weite Räume und dicke Konten<br />

ermöglichen.<br />

Und so ist „100 Contemporary Houses“<br />

vor allem ein Buch zum Träumen. Das<br />

liegt nicht zuletzt daran, dass die Mehrzahl<br />

der Eigenheime sich nicht um die<br />

kongeniale Eingliederung in ein belebtes<br />

urbanes Umfeld scheren muss,<br />

sondern an exotischen, oft auch weitestgehend<br />

naturbelassenen Orten geradezu<br />

eingepflanzt wurde: So stehen viele<br />

Häuser im Wald, etwa ein schmucker,<br />

an die Prairie Houses von Frank Lloyd<br />

Wright erinnernder Bungalow in Kanada,<br />

ein dreieckiges, von Holzpfosten und<br />

Drahtseilen getragenes Baumhaus von<br />

Marcos Acayaba in brasilianischen Regenwald<br />

oder das derzeit noch kühl anmutende<br />

Loft, das der japanische Architekt<br />

Kotaro Ide in einem Wald in der Nähe<br />

von Nagano platziert hat und dessen<br />

nischen Architekturbüro Jouin Manku<br />

entworfenes Anwesen im ehemaligen<br />

Diplomatenviertel von Kuala Lumpur in<br />

Malaysia über der Megacity zu seinen<br />

Füßen; und das zweistöckige Holman<br />

House von Durchbach Block Jaggers<br />

schwebt förmlich über dem tiefblauen<br />

Meer in Dover Heights in der Nähe von<br />

Sydney.<br />

Dass Architekten wie John Pawson,<br />

Richard Meier, Shigeru Ban, Tadao Ando,<br />

Zaha Hadid, Herzog & de Meuron,<br />

Daniel Libeskind, Alvaro Siza oder Peter<br />

Zumthor, die allesamt mit realisierten<br />

Entwürfen in „100 Contemporary Houses“<br />

vertreten sind, nichts mehr in die Landschaft<br />

stellen, das nicht das Thema der<br />

Stunde – Nachhaltigkeit – ausgiebig reflektiert,<br />

versteht sich dabei von selbst:<br />

Durchdachte Energiekonzepte sind<br />

Bestandteil der überwältigenden Mehrheit<br />

der vorgestellten Wohnheime.<br />

Link zum Thema:<br />

www.taschen.com<br />

Fotos: Taschen Verlag (d. R. n. F. Guerra, T. Eberle, H. Sakaguchi)<br />

Architekt: Kotaro Ide<br />

Wohnlich eingebettet in<br />

die Natur (Nagano, Japan).


Kunst & Kultur | Wohnen mit Vision<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 49


50 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kunst & Kultur | Im Porträt | Dror Benshetrit<br />

Im Porträt<br />

Designer<br />

Dror Benshetrit<br />

Autorin: R. Brokate<br />

Dror Benshetrit wurde 1977 in Tel Aviv<br />

(Israel) geboren und verbrachte dort<br />

auch den Großteil seines Lebens. Von<br />

seiner französischen Mutter wurde er<br />

weltoffen erzogen und lebt heute – nach<br />

Zwischenstopps in Eindhoven und Paris<br />

– in New York.<br />

Benshetrit sah sich immer als Künstler,<br />

schon als kleines Kind wollte er etwas<br />

Kreatives machen. Ob malen, zeichnen<br />

oder Bildhauerei – alles, was in Richtung<br />

Kunst ging, bereitete ihm Spaß. Er<br />

wusste, dass Kunst immer zu seinem<br />

Leben gehören würde, und dachte<br />

zunächst auch daran, Kunst zu studieren.<br />

Allerdings sollte sich das Ganze zugleich<br />

auch mit etwas Praktischem verbinden<br />

lassen. So entschied er sich für die Design<br />

Akademie in Eindhoven.<br />

Nach der strengen Bauhaus-Doktrin<br />

haben Produkte vor allem zu funktionieren,<br />

laut der Memphis-Philosophie<br />

dagegen lustvoll zu provozieren. Wer<br />

Dror Benshetrit kennen lernt und<br />

versucht, ihn irgendwo auf der Skala<br />

zwischen Bauhaus und Memphis –<br />

zwischen Funktion und Emotion also<br />

– einzuordnen, wird bald kapitulieren.<br />

Über Orientierungspunkte wie Form,<br />

Funktion und Gefühl hinaus bereichert<br />

Benshetrit seine Objekte um eine weitere<br />

Komponente: Veränderung.<br />

EIN ELEMENT<br />

viele MÖGLICHKEITEN<br />

Seit 2006 hat der Designer mit seiner<br />

patentierten Form QuaDror experimentiert:<br />

Die L-förmigen Einzelteile lassen<br />

sich perfekt miteinander verbinden<br />

und bieten unzählige Einsatzmöglichkeiten.<br />

Je nach Material und Stärke der<br />

einzelnen Bausteine, die sich gegenseitig<br />

tragen und extrem schnell aufund<br />

abbaubar sind, eignen sie sich für<br />

die Gestaltung von Trennwänden, Pavillons,<br />

ganzen Gebäuden und temporären<br />

Eventlocations. QuaDror ist ein innovatives<br />

und neues System, das so einfach<br />

wie verblüffend funktioniert. Doch<br />

Benshetrit reüssiert auch in Kooperationen:<br />

So entstand aus der Zusammenarbeit<br />

mit Cappellini „Peacock“ – ein Sessel,<br />

der aus einer einzigen Filzplatte besteht,<br />

die auf einer dunkelbraun lackierten<br />

Metallbasis zusammengekräuselt ist;<br />

und für Tumi entwickelte er eine eigene<br />

Koffer- und Taschenkollektion.<br />

Wie würden Sie sich und Ihre Arbeit<br />

beschreiben?<br />

Ich bin Künstler, interdisziplinärer Designer.<br />

Im Grunde designe ich alles außer<br />

Mode. Wobei das nicht ganz stimmt, da ich<br />

auch schon Modekunden hatte. Mein Job<br />

ist es, Kunst mit praktischen Elementen zu<br />

verbinden und ihnen gleichzeitig Emotionen<br />

zu verleihen. Die Arbeit beginnt immer<br />

mit einem großen Fragezeichen. Im ersten<br />

Ansatz versuche ich, alles aus allen Perspektiven<br />

zu betrachten, denn alles beeinflusst<br />

uns und alles ist wichtig und relevant.


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 51<br />

Es ist gut, alles in Frage zu stellen: Warum<br />

hat ein Stuhl Beine? Warum hat der Koffer<br />

Rollen? Kann da auch etwas anderes hin?<br />

Muss ich die Tasche immer auf dem Rücken<br />

tragen oder gibt es einen anderen Weg?<br />

Diese Fragen führen zu immer neuen Innovationen.<br />

Es geht darum, beständig über<br />

den Tellerrand hinauszuschauen und sich<br />

zu sagen: Alles ist möglich!<br />

diesen Weg. Aber selbstverständlich gibt es<br />

bei allen Schritten zeitliche und preisliche<br />

Rahmenbedingungen, an die man sich zu<br />

halten hat. Ich versuche, alles zu verbinden<br />

und einen gemeinsamen Nenner zu finden.<br />

Wenn man letztlich mit eigenen Augen<br />

sieht, was man kreiert hat – muss das<br />

ein wunderbarer Moment sein ...<br />

sich bringen. Das alles ist ein großer<br />

Entwicklungsprozess: vom Zeitpunkt, an<br />

dem ein Auftraggeber zu mir kommt, bis zur<br />

Umsetzung des Projektes. Für mich persönlich<br />

ist es besonders wichtig, dass ich nicht<br />

nur in einer festgelegten Richtung designe.<br />

Die Einbindung von Elementen aus den<br />

verschiedensten Bereichen ist eine Bereicherung<br />

für jeden Designer.<br />

Also keine Chance für Routine?<br />

Genau! Man darf sich nicht von Vorwissen<br />

und Vorurteilen beschränken lassen. So<br />

versuche ich, möglichst träumerisch,<br />

kindisch und naiv an meine Projekte<br />

heranzugehen. Es ist ein ständiges Vorund<br />

Zurückschreiten. Aus meiner Zeit in<br />

Eindhoven habe ich gelernt, dass es nicht<br />

wichtig ist, wie man die Dinge sieht oder<br />

welches Wissen man hat. Es geht einzig<br />

und allein um die Wahrnehmung. Wenn<br />

einem das nötige Know-How fehlt, kann<br />

man immer experimentieren, um es sich zu<br />

verschaffen.<br />

Das klingt nach Grenzenlosigkeit ...<br />

Ich gehe jedes meiner Projekte mit einem<br />

gesundem Menschenverstand an und liebe<br />

Schon, doch für mich ist der Prozess aufregender<br />

als das Endergebnis. Aber es bleibt<br />

natürlich stets aufs Neue ein atemberaubender<br />

Moment, wenn man sieht,<br />

was man geschaffen hat – zu realisieren:<br />

Wir haben bei Null angefangen und sind<br />

viele, lange Wege gegangen, bis wir irgendwann<br />

angekommen sind. Das ist ein sehr<br />

gutes Gefühl.<br />

Welche Designs bereiten Ihnen die<br />

größte Freude?<br />

Vor zehn Jahren hätte ich wahrscheinlich<br />

gesagt, dass Produkte wie eine Fernbedienung<br />

oder eine Waschmaschine total<br />

langweilig sind. Inzwischen habe ich realisiert,<br />

dass die interessantesten Projekte<br />

zunächst eher langweilig erscheinen, aber<br />

oft die größten Herausforderungen mit<br />

Birgt diese riesige Spielwiese nicht auch<br />

das Risiko, sich zu verlaufen?<br />

Die Vielfalt an Möglichkeiten hat natürlich<br />

auch ihre Tücken – Ideen, die nicht auf<br />

den Markt passen oder die gut aussehen,<br />

letztlich aber einen Rückschritt darstellen<br />

würden. Interdisziplinarität heißt hier meine<br />

Devise, also nicht nur äußerlich ein neues<br />

Design erfinden, sondern stets und ständig<br />

innovativ sein.<br />

Links zum Thema:<br />

www.studiodror.com<br />

www.tumi.de<br />

www.cappellini.it


52 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />

LEICA X1<br />

Und das Gefühl bleibt lebendig.<br />

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Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 53<br />

sehenswert<br />

State of the Art Photography<br />

GRENZBEREICHE<br />

Autoren: H. G. Teiner & K. Specht<br />

nissen Caspar David Friedrichs, sind<br />

jedoch beim näheren Betrachten aus<br />

zahlreichen Google-Earth-Bildern zusammengesetzt.<br />

Auch das sorgfältig inszenierte Portrait<br />

erhält durch die besondere Themenfindung<br />

einen betrachtenswerten Stellenwert.<br />

Die 1977 in Bulgarien geborene<br />

Fotografin Pepa Hristova ist mit einem<br />

überraschenden und ergreifenden Thema<br />

vertreten, das auch ein ethnologisches<br />

Projekt darstellt: Ihre Fotografien zeigen<br />

albanische Frauen, die aufgrund einer<br />

langen Tradition mit einer männlichen<br />

Identität leben, sie sind „Sworn Virgins“<br />

und entscheiden sich aus unterschiedlichen<br />

Gründen für ein Leben als Mann. Sie<br />

werden in ihren Familien geachtet und<br />

als Männer anerkannt, sie leisten Männerarbeit,<br />

kleiden und verhalten sich wie<br />

Männer. Dabei nehmen sie auch mehr<br />

und mehr männliche Gesichtszüge an.<br />

„Sworn Virgins“ füllen ihre Rolle so umfassend<br />

aus, dass sie nicht mehr als Frauen<br />

wahrgenommen werden. Die einzigartigen<br />

Bilder gewähren tiefen Einblicke<br />

in die Tradition des institutionalisierten<br />

Geschlechter-Rollenwechsels und ver-<br />

Die Ausstellung „State of the Art Photography“<br />

zeigt einen einzigartigen Querschnitt<br />

der künstlerischen Fotografie<br />

durch viele Sparten der aktuellen Fotoszene.<br />

Die ausgestellten KünstlerInnen<br />

loten hier in oft überraschender Weise<br />

die Grenzen der Fotografie aus. Dabei<br />

werden die Grenzbereiche deutlich<br />

hervorgehoben, spielerisch erkundet<br />

oder radikal überschritten. In jedem Fall<br />

lädt diese außergewöhnliche Austellung<br />

ein zu einem forschenden Rundgang, um<br />

die eigene Sichtweise auf die Fotografie<br />

als Kunstform neu zu kalibrieren.<br />

Fotografie<br />

im ästhetischen Wandel<br />

Im vergangenen Jahrzehnt hat die digitale<br />

Bildbearbeitung die Fotografie technisch<br />

grundlegend erneuert und ihre darstellerischen<br />

Optionen radikal erweitert. So<br />

wird beispielsweise auch folgerichtig<br />

das Internet mit seiner unendlichen Flut<br />

der Bilder selber zu einem Gegenstand<br />

der Fotokunst. Die klassischen Themen<br />

der Fotografie, etwa die Landschaftsfotografie,<br />

werden neu interpretiert: Die<br />

Landschaftsbilder von Alexandra Grein<br />

ähneln auf den ersten Blick den Bildmitteln<br />

weit mehr, als die reinen Bildinformationen.<br />

Technik und Themen erneuern sich, die<br />

ausgestellten fotografischen Arbeiten<br />

zeigen eine größere Bandbreite als je<br />

zuvor und öffen sich neuen Präsentationsformen<br />

und dem Mix von Medien<br />

und Materialien.<br />

Die Fotografie hat sich damit immer<br />

weiter in Richtung Kunst bewegt: „Die<br />

Zukunft liegt nicht in der reinen Fotografie,<br />

sondern in der freien Kunst.“<br />

postuliert Andreas Gursky, Teilnehmer<br />

am Advisory Board der Ausstellung<br />

„State of the Art Photography“: Hier<br />

fragte das NRW-Forum Düsseldorf nach<br />

den Fotografen, die die Diskussion der<br />

kommenden Jahre bestimmen werden.<br />

Die Ausstellung stellt 41 Künstler vor, die<br />

diesem Anspruch entsprechen.<br />

State of the Art Photography<br />

Bis: 6. Mai 2012<br />

NRW-Forum Kultur und Wirtschaft<br />

Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf<br />

www.nrw-forum.de


54 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />

Fotos: State of the Art Photography<br />

Alex Grein:<br />

„Terra V“ (2010)


Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 55<br />

Pepa Hristova:<br />

aus der Serie „Sworn Virgins“ (2008)


56 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kunst & Kultur | Sehenswert | Ausstellungen<br />

Foto: K. Schmidl<br />

Foto: Kunstmuseum Bonn<br />

Foto: P. Aertsen (The Meatstall)<br />

„Wir wollen schön sein, auch wenn<br />

Schönheit nur die Verheißung von Glück<br />

ist“, so der französische Schriftsteller<br />

Stendhal. Die Reflexion über Schönheit<br />

ist so alt wie der Mensch selbst. Aber was<br />

ist überhaupt schön? Die Ausstellung<br />

„Beauty Contest“, die derzeit in Wien zu<br />

sehen ist, geht der Frage nach.<br />

Zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen<br />

nähern sich in Wien auf ganz<br />

unterschiedlichen Wegen dem Thema<br />

Schönheit. Die Arbeiten thematisieren<br />

Fragen nach dem perfekten Körper,<br />

Schönheitsidealen und -normierungen.<br />

Schönheit ist überall präsent, in allen<br />

Medien, jeden Tag – und das Individuum<br />

wird fast schon gezwungen, schön zu<br />

sein. Die Arbeiten der Ausstellung zeigen:<br />

Menschliche Schönheit wird gemacht<br />

und immer wieder neu definiert.<br />

Kris Martin schuf den ersten lebenden<br />

Totenkopf – in seinen Kunstwerken diskutiert<br />

er Unsterblichkeit und Vergänglichkeit.<br />

Das Kunstmuseum Bonn zeigt diese<br />

erste umfassende Ausstellung Martins in<br />

Europa.<br />

Martin verbindet subtil Archaisches mit<br />

Modernem, die flüchtige Gegenwart und<br />

die Geschwindigkeit der Zeit. Er nutzt<br />

häufig gefundene Dinge, die ihre eigene<br />

Geschichte mitbringen, verändert sie<br />

geringfügig oder entfernt eine wesentliche<br />

Information, so dass der Betrachter<br />

aufgefordert wird, das Fehlende mit<br />

eigenen Erfahrungen zu füllen.<br />

Das Wort „deftig“ führt etymologisch<br />

in seiner ursprünglichen Bedeutung<br />

von „tüchtig, stark, kräftig, solide“ in die<br />

Zeit um das 17. Jahrhundert zurück.<br />

Deftig ist in dieser Ausstellung die Kunst<br />

in ihrer Direktheit und Lebensnähe. Als<br />

deftig im heutigen Sinne von „drastisch,<br />

saftig“ lässt sich gewissermaßen auch das<br />

Prinzip der konfrontativen Begegnung<br />

der Werke aus zwei weit auseinanderliegenden<br />

Epochen bezeichnen.<br />

Mit Werken aus dem Barock, unter<br />

anderen von Pieter Aertsen, Valentin<br />

de Boulogne, Jacob Jordaens sowie aus<br />

der Gegenwart von Nathalie Djurberg,<br />

Maurizio Cattelan und Oscar Tuazon will<br />

die Ausstellung daran erinnern, dass die<br />

Kunst des Barock erst seit den 30er- und<br />

40er-Jahren des 20. Jahrhunderts seine<br />

unangefochtene Wertschätzung und<br />

Wahrnehmung erfährt.<br />

Beauty Contest<br />

Bis: 26. Mai 2012<br />

Every Day of the Weak<br />

Bis: 22. April 2012<br />

Deftig Barock<br />

1. Juni bis 2. September 2012<br />

MUSA<br />

Felderstraße 6-8, 1010 Wien<br />

www.musa.at<br />

Kunstmuseum Bonn<br />

Friedrich-Ebert-Allee 2, 53113 Bonn<br />

www.kunstmuseum-bonn.de<br />

Kunsthaus Zürich<br />

Heimplatz 1, 8001 Zürich<br />

www.kunsthaus.ch


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 57


58 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Kino | Nathalie küSSt<br />

Nathalie küSSt<br />

La Délicatesse<br />

Autor: M. Breuer<br />

Die hinreißende Amelie aus dem gleichnamigen<br />

Film – Audrey Tautou ließ<br />

schon damals ahnen, was noch alles<br />

in ihr steckt. Seit ihrer großen Rolle in<br />

Jean-Pierre Jeunets Kultfim hat die mittlerweile<br />

36-Jährige an der Seite von Tom<br />

Hanks den „Da Vinci Code“ geknackt und<br />

stand für Chanel nicht nur als Werbegesicht<br />

vor der Kamera, sondern verkörperte<br />

die Modeschöpferin auch in „Coco<br />

Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“.<br />

Demnächst ist sie in Michel Gondrys<br />

„L‘écume des Jours“ zu sehen, doch<br />

vorerst schwebt sie leichtfüßig durch<br />

das Komödien-Drama „Nathalie Küßt“.<br />

David und Stéphane Foenkinos (Buch<br />

und Regie) feiern hier mit langen Kamerafahrten<br />

und wortlosen Szenen ein großes<br />

Audrey Tautou-Fest. Ein ruhiger, unaufgeregter<br />

Film – es gibt aber auch weitaus<br />

schlimmeres als Audrey Tautou dabei<br />

zuzusehen, wie sie einfach sie selbst oder<br />

eben die Titelgebende Nathalie ist. Die<br />

wiederum hat es gar nicht so einfach<br />

in ihrem Leben: Nicht nur, dass ihr Chef<br />

über beide Ohren in sie verliebt ist, sogar<br />

ihr Sunnyboy-Freund kommt immer<br />

wieder dazu, ihr ihre „Unglaublichkeit“ zu<br />

beweisen. „Neben ihr verblassen andere<br />

Frauen, sie ist die neue Yoko Ono, die mit<br />

ihrer Schönheit einst die größte Band aller<br />

Zeiten sprengte“, so heißt es im Film. Wie<br />

hübsch da erst ihre Kinder werden, denkt<br />

sich auch Audreys – Pardon – Nathalies<br />

Filmfreund François. Schnurstracks<br />

werden die Eltern vom Mittagstisch<br />

verbannt und so schnell wie möglich<br />

das heimische Bett aufgesucht. Schade<br />

nur, dass sich Francois auch sonst recht<br />

fit hält. Bei seinem täglichen Jogging-<br />

Training stirbt er auf tragische Weise.<br />

Drei trauernde Jahre vergehen und die<br />

Schönheit stürzt sich in Arbeit. Allen Flirtversuchen<br />

des Chefs zum Trotz bleibt sie<br />

lieber Single. Bis plötzlich der depressive<br />

Schwede Markus in ihrem Büro steht.<br />

Hier kommt es unversehens zur Wende<br />

im Film: Als Nathalie, den unscheinbaren<br />

Markus, der auch modisch kein Highlight<br />

ist und eine Kombination aus Strick-<br />

Pullis in verschiedenen Beige-Tönen trägt<br />

und die verschwitzte Halbglatze gerade<br />

noch abtupft, ihn plötzlich an sich drückt<br />

und dem Ahnungslosen einen langen<br />

Kuss gibt. Was als sexuelle Belästigung<br />

gelten könnte, lässt Markus kurzzeitig<br />

wieder wie einen pubertierenden Jüngling<br />

durch die Strassen laufen. Tja, so<br />

ein „French-Kiss“ wirkt Wunder. Hier<br />

kommt „Nathalie küßt“ dann kurzzeitig<br />

in Fahrt. Eine Romanze mit dem – im<br />

echten Leben – belgischen Comedian<br />

François Damiens kann sich nämlich<br />

keiner so recht vorstellen. Nicht nur der<br />

verwirrte Chef, auch ihre besten Freunde<br />

sind geschockt, dass die wundervolle,<br />

smarte Nathalie einen unscheinbaren,<br />

langweiligen Typen wählt. Hier kommen<br />

nicht nur hinreißend skurrile Situationen<br />

zustande, auch der gut akzentuierte<br />

schwarze Humor kommt dem sonst eher<br />

ruhigen Film zugute.<br />

Ob das ungleiche Paar sich verliebt und<br />

was man sonst noch so von Audrey<br />

Tautou sieht, das wird erst ein Kinobesuch<br />

zu Tage bringen. Allen Dramen-<br />

Erprobten Audrey Tautou-Fans sei der<br />

Film wärmstes empfohlen. Ein typisch<br />

französischer Film, melancholisch, ruhig<br />

und in den Spitzen humorvoll.<br />

Link zum Film:<br />

www.nathaliekuesst-derfilm.de


Kunst & Kultur | Kino | Nathalie küSSt<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 59<br />

Fotos: Concorde Filmverleih<br />

Ein ungewöhnliches Paar:<br />

Nathalie (Audrey Tautou) und Markus (François Damiens).


60 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Markus (François Damiens) ist sehr verliebt<br />

in Nathalie (Audrey Tautou).


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 61


62 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Kunst & Kultur | Kino | Chronicle<br />

Chronicle<br />

Wozu bist Du fähig<br />

Autor: M. Breuer<br />

Es passiert nicht oft, aber es gibt sie<br />

noch: Filme, bei denen die Trailer eine<br />

freudige Erwartungshaltung erzeugen,<br />

die dann im eigentlichen Film nicht<br />

nur erfüllt, sondern sogar übertroffen<br />

wird. „Chronicle“ ist einer dieser Filme:<br />

Der Teenie-Superhelden-Film, der so<br />

aussieht, als hätte man „Superman“ und<br />

„Akira“ als Home-Video neu verfilmt,<br />

ist zwar nicht ganz fehlerfrei, ist aber<br />

besonders im letzten Drittel solch ein<br />

Kracher, dass man nach der finalen Szene<br />

am liebsten aufstehen und klatschen<br />

möchte.<br />

Es waren zwei regelrechte Filmnerds,<br />

die „Chronicle“ durch das amerikanische<br />

Studiosystem hievten. Zum einen<br />

der Drehbuchautor Max Landis, dessen<br />

nicht unbekannter Vater Michael Jacksons<br />

zum Beispiel: „Thriller“ und „An<br />

American Werwolf in London“ inszenierte,<br />

und der Debüt-Regisseur Josh<br />

Trank, der ein Science-Fiction-Drama<br />

für günstige 12 Millionen Dollar ablieferte,<br />

dass sich keineswegs vor großen<br />

Hollywoodfilmen verstecken muss.<br />

Zur Handlung: Andrew Detmer ist ein<br />

typisches amerikanisches Schulkind. Sein<br />

einziger wahrer Freund, abgesehen von<br />

Cousin Matt, ist seine neue Videokamera,<br />

die uns in morbider „Blair Witch Project“-<br />

Found-Footage-Manier an seinem Loser-<br />

Leben teilhaben lässt. Zu Hause wird er<br />

von seinem alkoholkranken Vater verprügelt,<br />

Mutti röchelt sterbend in ihrem<br />

Bett dahin und in der Schule gibt es<br />

immer wieder Schläge von tyrannisierenden<br />

Mitschülern. Bis Andrew nach<br />

einem Rave plötzlich mit Cousin Matt<br />

und Schul-Sonnyboy Steve im dunklen<br />

Wald vor einem riesigen Erdloch steht.<br />

Drinnen rumort es und die drei Jungs<br />

rufen weder Parkranger, noch die Polizei.<br />

Sie klettern einfach hinunter und sind<br />

fortan ein wenig anders als andere<br />

Kinder.<br />

Was würde man tun, wenn man plötzlich<br />

telekinetische Kräfte hätte? Mit ein<br />

paar Tricks die eine oder andere Schulschönheit<br />

aufreißen, fliegend in der<br />

Erdatmosphäre Football spielen und<br />

kleine Kinder mit schwebenden Stofftierchen<br />

im Supermarkt erschrecken?<br />

Doch der plötzliche evolutionäre Sprung<br />

nach ganz oben in der Nahrungskette<br />

birgt auch seine Risiken und nagt an<br />

Andrews Moralvorstellungen: „Wir haben<br />

doch auch kein schlechtes Gewissen,<br />

wenn wir eine Ameise töten, wieso sollte<br />

das dann bei anderen Menschen so sein“,<br />

fragt er sich und bringt „Chronicle“ in sein<br />

fulminant, böses Finale. Warum soll man<br />

eigentlich mit geschenkten Superkräften<br />

immer eine Maske aufsetzen und sich<br />

bunte Strampelhosen überstreifen, um<br />

die Menschheit zu beschützen? Wieso<br />

nicht einfach mal den Spieß umdrehen<br />

und die Menschheit tyrannisieren?<br />

„Chronicle – Wozu bist du fähig?“ ist<br />

erfrischend anders und macht Lust auf<br />

mehr. Während Regisseur Josh Trank<br />

bereits für die Big Budget Fortsetzung<br />

„Fantastic Four“ gehandelt wird, hat sein<br />

Debüt im weltweiten Einspielergebnis<br />

bereits die 100 Millionen Dollar Marke<br />

geknackt und ist selbst zu einem Blockbuster<br />

geworden. Auch zum deutschen<br />

Filmstart des innovativen Fantasy-Mix<br />

kann man nur sagen: Reinschauen!<br />

Link zum Film:<br />

www.chronicle-derfilm.de


Kunst & Kultur | Kino | Chronicle<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 63<br />

Fotos: 20th Century Fox<br />

Andrew (Dane DeHaan)<br />

mit ungeahnten Superkräften.


64 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Andrew (Dane DeHaan), Steve (Michael B. Jordan) fragen sich,<br />

ob man ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man Menschen wie Ameisen zertritt.


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 65


66 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kunst & Kultur | Im geschäft<br />

Im Geschäft<br />

Innerstes nach auSSen<br />

Mia Rockt<br />

Autor: F. Reip<br />

Sängerin Mieze Katz trägt zum Interview<br />

im Séparée des Berliner Clubs .HBC ein<br />

rosafarbenes, mit glitzernden Lamellen<br />

verziertes Jäckchen, Gitarrist Andy Penn<br />

und Basser Bob Schütze sehen neben<br />

ihr fast ein wenig zu gemütlich aus. Vier<br />

Jahre sind vergangen seit „Willkommen<br />

im Club“, der letzten Platte von Mia., die<br />

lange dauerpräsent gewesen waren in<br />

Konzertsälen und Charts und die Anfang<br />

des Jahrtausends mit kesser Attitüde<br />

und cleveren, aber nie verkopften Songs<br />

als Speerspitze der „Berliner Schule“<br />

zeigten, wie moderne deutsche Popmusik<br />

funktionieren kann.<br />

Und die auch erfahren mussten, welch<br />

bitteren Beigeschmack das Leben in der<br />

Öffentlichkeit haben kann: In Folge politischer<br />

Vereinnahmung flogen der Band<br />

anno 2003 die eigenen Worte um die<br />

Ohren, nachdem man für den Song „Was<br />

es ist“ als deutsch-tümelnd und nationalistisch<br />

verunglimpft worden war. Nichtsdestotrotz<br />

trat die Band ein Jahr später<br />

an, um Deutschland beim Eurovision<br />

Song Contest (der damals noch meist<br />

unter dem Namen „Grand Prix“ firmierte)<br />

zu vertreten – und scheiterte beim nationalen<br />

Vorausscheid.<br />

All das ist lange her, doch nun meldet<br />

sich die Band, zu der außerdem noch<br />

Schlagzeuger Gunnar Spies gehört, mit<br />

neuer Platte zurück: „Tacheles“ ist musikalisch<br />

noch bunter ausgefallen als seine<br />

Vorgänger – und sehr persönlich.<br />

Mieze erzählt: Jeder von uns hatte die Zeit<br />

genutzt, mal etwas anderes zu machen, als<br />

Musiker zu sein. Nach zwölf Jahren im Flow<br />

von Platten und Touren kamen wir auf die<br />

Idee mit der Pause. Von allen in der Band<br />

fand ich persönlich es dabei am wenigsten<br />

sinnvoll. Im Gegensatz zu den Jungs hab<br />

ich auch nie aufgehört zu schreiben, weil<br />

das für mich die beste Möglichkeit ist zu<br />

reflektieren. Doch in diesem Fall war es gut,<br />

dass wir eine Gruppe von Menschen mit<br />

ganz unterschiedlichen Sensoren sind.<br />

Insbesondere die Sensoren von Penn<br />

dürften in der jüngeren Vergangenheit<br />

deutlich aufs Privatleben ausgerichtet<br />

gewesen sein, ist er doch seit zwei Jahren<br />

Vater einer Tochter (deren Mutter im<br />

übrigen Juli-Sängerin Eva Briegel ist).<br />

Während der Kollege sesshaft wurde,<br />

verließ Mieze Berlin und machte sich auf<br />

Reisen, verbrachte längere Zeit in New<br />

York – und blieb letztlich doch bei sich:<br />

Ich dachte, ich könne die Stadt und alles,<br />

was hier an Konfrontationen auf mich<br />

wartete, einfach hinter mir lassen, habe<br />

aber gemerkt, dass man doch alles mit sich<br />

mitnimmt, egal wohin man geht.<br />

Angesprochen auf die erwähnten Konfrontationen,<br />

wirkt Mieze, die ansonsten<br />

auch mit 30plus noch souverän die<br />

Berliner Göre gibt, plötzlich verunsichert,<br />

weicht aus. Ihr Blick schweift nach<br />

draußen auf die gegenüberliegende<br />

Marienkirche, vielleicht bis zum Schlossplatz,<br />

wo einstmals das Berliner Schloss,<br />

zu Zeiten der DDR der Palast der Republik<br />

stand und nun die neue Heimat des<br />

Humboldt-Forums entsteht. Ein Sinnbild<br />

von Wandel, Ungewissheit – und Rückkehr<br />

zu Vertrautem. Schließlich sagt Mieze: Ich<br />

fühle mich jetzt kompletter mit all diesen<br />

Erfahrungen. Wenn man ins Dunkel blickt,<br />

wird die Sehnsucht noch größer, sich wieder<br />

umzudrehen und woanders hinzugucken.<br />

Es war an der Zeit, das Innerste nach außen<br />

zu kehren, die Fantasie sein zu lassen und<br />

sich um die Realität zu kümmern.<br />

Und in der stand nun wieder auf dem<br />

Plan, aus den neuen Erfahrungen Songs<br />

entstehen zu lassen. Andy Penn und Bob


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 67<br />

Foto: H. Flug<br />

Schütze ist die Freude daran, sich nun<br />

wieder auf die Musik mit Mia konzentrieren<br />

zu können, deutlich anzumerken:<br />

Aufgekratzt und mit leuchtenden Augen<br />

erzählen sie, dass sie in der Vorbereitung<br />

diesmal deutlich mehr Musik<br />

geschrieben haben denn je, wie sie<br />

Lyrics und Musik immer wieder neu<br />

kombinierten, teilweise Stunden mit<br />

der Suche nach dem perfekten Akkord<br />

verbrachten.<br />

Andy: Ich kann mich erinnern, dass wir<br />

bei „Fallschirm“ ewig nach dem richtigen<br />

Akkord gesucht haben. Wir wollten uns aber<br />

nicht hinsetzen und darauf warten, dass er<br />

von allein zu uns kommt – sondern haben<br />

dann wirklich jeden verdammten Akkord<br />

durchprobiert. Und Bob bringt es auf<br />

den Punkt: Ein lustiges Beispiel dafür, dass<br />

man manchmal weite Umwege geht,<br />

um dann doch wieder am Anfang anzukommen.<br />

Es macht Sinn, dass so viel Arbeit im<br />

Detail im Wunsch nach Klarheit unter<br />

einem Titel wie „Tacheles“ zusammengefasst<br />

wird – auf den die Band übrigens<br />

eher zufällig bei einem Shooting in<br />

der gleichnamigen alternativen Berliner<br />

Kulturinstitution stieß. Mieze: Wir arbeiten<br />

schon sehr lange mit dem Fotografen H.<br />

Flug zusammen. Nachdem etwa drei Viertel<br />

des Produktionsprozesses des Albums<br />

abgeschlossen waren, besuchte er uns im<br />

Studio, um uns eine Idee für ein Fotoshooting<br />

vorzustellen: „Ich will euch im Tacheles<br />

fotografieren und du, Mieze, trägst einen<br />

Fechtanzug!“ Da war ihm nicht bewusst,<br />

dass er gerade unseren Albumtitel genannt<br />

hatte – aber wir wussten es!<br />

Eine moralische Verpflichtung der Band<br />

gegenüber dem Ort, der seit Jahren<br />

vor dem Aus steht und dessen Zukunft<br />

Immobilienmakler und Stadt unter sich<br />

ausmachen, verspürt Mieze allerdings<br />

nicht. An ein Benefiz-Konzert ist nicht zu<br />

denken.<br />

Mieze: Nutzt die Gelegenheit, besucht<br />

die Ateliers der Künstler und hört euch<br />

ihre Geschichten an! Es ist einfach so: Die<br />

Rettungsaktionen sind durch, dieses Jahr<br />

wird das letzte Jahr des Tacheles sein.<br />

Mit Mia. ist anno 2012 also keine Politik<br />

mehr zu machen – während des Interviews<br />

tritt an anderer Stelle Christian<br />

Wulff von seinem Amt als Bundespräsi-<br />

dent zurück, die Nachricht dringt nicht<br />

vor bis ins .HBC Stattdessen führt das<br />

Gespräch zum Abschluss nochmal kurz<br />

zum Eurovision Song Contest, der dieser<br />

Tage auf dem Programm steht, und zum<br />

deutschen Teilnehmer Roman Lob.<br />

Mieze freut sich drauf: Ich find’s total<br />

gut, dass es Roman geworden ist – Bob<br />

und ich waren uns da von der ersten<br />

Sendung an sicher! Er ist ja auch so ein<br />

kleines Überraschungsei – erst denkt<br />

man sich, was kommt denn jetzt,<br />

dann ist er aber doch ein sehr geschmeidiger<br />

Typ. Ich bin gespannt, wie das „draußen“<br />

ankommt.<br />

Und Bob ergänzt: Ich denke, das steht<br />

und fällt mit dem Song. Der Typ kann auf<br />

alle Fälle singen – aber was er singt, darauf<br />

kommt es ja letztlich an!<br />

Er weiß, wovon er spricht.<br />

Link zum Thema:<br />

www.miarockt.de


68 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong>


Kunst & Kultur | Im Gespräch<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 69<br />

Im Gespräch<br />

WANDEL IST ALLES<br />

Anneke van Giersbergen<br />

Autor: F. Reip<br />

die Bedeutung von Veränderung und<br />

Bewegung.<br />

Ihr neues Album heißt „Everything Is<br />

Changing“ – was verändert sich für Sie<br />

dieser Tage?<br />

Doch nun fühle ich mich selbstsicher<br />

genug, um der Welt zu zeigen: „Das hier bin<br />

ich!“<br />

Was ist Ihnen das Wichtigste an dem<br />

Album?<br />

Als Anneke van Giersbergen Mitte der<br />

Neunziger als Sängerin bei der Death<br />

Metal-Band The Gathering einsteigt,<br />

geraten musikalische Welten ins Wanken:<br />

Jeder ist verzaubert von der unglaublichen<br />

Stimme der jungen und obendrein<br />

bildschönen Niederländerin. Nur drei<br />

Jahre später haben sich The Gathering<br />

zu einem progressiven Gesamtkunstwerk<br />

entwickelt, das mit Metal im klassischen<br />

Sinn nichts mehr zu tun hat. Das Doppel-<br />

Album „How To Measure A Planet?“ ist<br />

legendäres Dokument dieser Entwicklung.<br />

2006 verlässt van Giersbergen die<br />

Band und ruft mit Agua De Annique<br />

ein eigenes Projekt ins Leben. Nun ist<br />

ihr erstes Soloalbum unter eigenem<br />

Namen erschienen. Ein Gespräch über<br />

Leben bedeutet für mich generell Veränderung<br />

– und mit diesen Veränderungen<br />

umzugehen. Ich glaube an Bewegung,<br />

nicht an Stillstand. Manchmal ändern sich<br />

die Dinge ganz langsam, aber in letzter Zeit<br />

scheint mir alles viel schneller zu geschehen.<br />

Ich bemerke es an der Welt um uns herum –<br />

immer mehr Menschen wehren sich gegen<br />

Ungerechtigkeit.<br />

Als ich mit der Arbeit an meinem neuen<br />

Album begann, passierte auch eine<br />

Menge in meinem beruflichen Leben. Ich<br />

traf neue Menschen, neue Partner, das<br />

war inspirierend. Und auch die Tatsache,<br />

dass ich die Platte unter meinem eigenen<br />

Namen veröffentliche, ist eine größere<br />

Veränderung, als ich es mir vorgestellt hatte.<br />

Mir wurde klar, dass ich wohl Angst gehabt<br />

hatte, Kapitän meines eigenen Schiffs zu<br />

sein, nachdem ich The Gathering verlassen<br />

hatte – einen neuen Bandnamen zu wählen,<br />

das schien logisch und sicher damals.<br />

Die Arrangements sind deutlich vielschichtiger<br />

als zuvor. Meine letzte Platte „In Your<br />

Room“ war vergleichsweise „nackt“, was<br />

teils mehr, teils weniger beabsichtigt war.<br />

Meine Zusammenarbeit mit Devin Townsend<br />

hat mir dann klar gemacht, dass<br />

ich auch selbst ein energetischeres, vielschichtigeres<br />

Album aufnehmen wollte.<br />

Daniel Cardoso hat ein paar elektronische<br />

Elemente hinzugefügt und so für einen<br />

modernen Sound gesorgt.<br />

Haben Sie einen Lieblingssong?<br />

Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich mit<br />

dem Ergebnis sehr glücklich. Ich würde<br />

„Circles“ und „Stay“ als Lieblingssongs<br />

nennen – das sind gleichzeitig die ruhigsten<br />

und wuchtigsten Songs und ich liebe<br />

sie beide. Mir gefällt auch die positive<br />

Stimmung von „Feel Alive“ – und im Grunde<br />

könnte ich die Liste noch ein Weilchen fortsetzen.<br />

(lacht)


70 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kunst & Kultur | Im Gespräch<br />

Foto: Radar Musik


Kunst & Kultur | Im Gespräch<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 71<br />

Das Thema dieser Ausgabe ist<br />

„(R)evolution“ – inwiefern haben Sie<br />

sich in den vergangenen Jahren als<br />

Künstlerin entwickelt?<br />

Ich blicke nicht zurück und gehöre auch<br />

nicht zu den Menschen, denen es Spaß<br />

macht, sich alte Videos von sich selbst auf<br />

YouTube anzusehen – aber wenn es doch<br />

mal passiert, bin ich immer überrascht, wie<br />

unerfahren und unschuldig ich zu Beginn<br />

meiner Karriere aussah. Gleichzeitig ist es<br />

mir aber doch auch immer gelungen, auf<br />

der Bühne frisch und spontan zu bleiben –<br />

denn so bin ich auch einfach als Mensch.<br />

In dem Sinne bedeutet Entwicklung also<br />

auch, selbstsicherer zu werden und sich<br />

selbst als Künstler zu akzeptieren. Oft<br />

dachte ich, ich müsse ein reiferer Mensch<br />

werden, doch das habe ich hinter mir.<br />

Ich weiß mittlerweile, was ich will, und<br />

habe auch keine Angst, meine Meinung<br />

zu sagen. Das ist eine gute Sache am Älterwerden.<br />

Und natürlich ist das ein Vorteil<br />

daran, als Solokünstlerin zu arbeiten: Man<br />

trifft selbst die Entscheidung, wie eine<br />

Platte klingen soll, und verbringt nicht<br />

mehr Woche über Woche mit dem Feilen<br />

im Studio. Das war mir sowieso immer zu<br />

langweilig. (lacht)<br />

Betrachten Sie Veränderungen und<br />

Entwicklungen als etwas ausschließlich<br />

Positives oder kennen Sie auch die<br />

Angst vor dem Neuen?<br />

Natürlich kenne ich die, aber das Wichtigste<br />

im Leben ist für mich Bewegung,<br />

und Bewegung bringt nun einmal Veränderungen<br />

mit sich. Als ich The Gathering<br />

verließ habe ich auch bei den Fans Angst<br />

vor dem Wandel gespürt. Viele Menschen<br />

mögen Veränderungen nicht – sie wollen,<br />

dass ihre Lieblingsband beisammen bleibt<br />

und idealerweise ihre alten Lieder wieder<br />

und wieder spielt. Was natürlich unmöglich<br />

ist. Ich denke, Veränderung ermöglicht<br />

es, Dinge zu lernen und sich neuen<br />

Situationen anzupassen. Wenn es einen<br />

Grund gibt, warum wir leben, dann muss er<br />

das sein. Wenn ich zurückblicke, hatten alle<br />

Veränderungen in meinem Leben, die mich<br />

aufgewühlt und zum Weinen gebracht<br />

haben, auch etwas Positives in sich. Das<br />

heißt nicht, dass ich keine Angst mehr hätte<br />

– aber hey, es gibt einfach keinen anderen<br />

Weg als vorwärts.<br />

Haben Sie die nächsten Schritte denn<br />

schon vor Augen, die Sie als Künstlerin<br />

tun möchten?<br />

Nicht wirklich. Ich mag die Vorstellung,<br />

noch ein Album in einem ähnlichen Stil<br />

aufzunehmen wie dieses, aber wenn man<br />

mit der Arbeit anfängt, weiß man nie,<br />

was passiert. Natürlich habe ich ein paar<br />

neue Ideen. Ich hätte gern einen strikten<br />

Zeitrahmen und würde die Platte dann<br />

gern live im Studio aufnehmen. Da ich<br />

mein eigenes Studio habe – und da wir ja<br />

das digitale Zeitalter erreicht haben, nehme<br />

ich eigentlich ständig etwas auf, arbeite<br />

mit Tracks, die mir Kollegen übers Internet<br />

schicken, ohne dass man einander je<br />

persönlich begegnet. Doch manchmal fehlt<br />

mir das Gefühl, ein Studio zu betreten und<br />

es einige Wochen später mit einem fertigen<br />

Album wieder zu verlassen. Diese gemeinsame<br />

Zeit – das Aufnehmen, das miteinander<br />

Essen und Entspannen im Team und<br />

die Kreation eines Albums – das ist etwas,<br />

das ich bei meinem nächsten Mal wieder<br />

erleben möchte.<br />

Gibt es Künstler, mit denen Sie besonders<br />

gern zusammen arbeiten würden?<br />

Ja, mit einigen meiner Lieblingssänger:<br />

Maynard Keenan, Serj Tankian, Mike Patton<br />

oder Chino Moreno von den Deftones.<br />

Vincent Cavanagh und Devin Townsend<br />

sind ja schon auf meiner „Liste“ und ich<br />

bin sehr glücklich, schon mit ihnen gearbeitet<br />

zu haben! (strahlt) Nächsten Monat<br />

werde ich mit Devin etwas für sein neues<br />

Album „Epicloud“ aufnehmen. Mit ihm<br />

zu arbeiten, ist unglaublich erfüllend. In<br />

den 90ern waren wir Label-Kollegen, aber<br />

seit wir miteinander arbeiten, ist unsere<br />

Freundschaft noch viel enger geworden.<br />

Es verlangt mir mein ganzes Können ab,<br />

seine Songs zu interpretieren – eine große<br />

Herausforderung.<br />

Verfolgen Sie die Metalszene denn<br />

noch?<br />

Ja und nein. Ich bekomme die Alben meiner<br />

Freunde. Aber wenn man mich bitten<br />

würden, fünf heiße Newcomer zu nennen,<br />

würde ich komplett versagen. (lacht)<br />

Link zum Thema:<br />

www.annekevangiersbergen.com


72 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />

Hörenswert<br />

The Soul Of<br />

Truth<br />

Autor: F. Reip<br />

Johnny Cash<br />

Bootleg Vol IV<br />

(Columbia / Sony)<br />

Die jüngste Ausgabe der Bootleg-Series,<br />

die den musikalischen Nachlass Johnny<br />

Cashs thematisch fokussiert verwaltet,<br />

widmet sich der spirituellen Seite von<br />

Cashs Musik Ende der 70er und Anfang<br />

der 80er. Den Kern der Compilation<br />

bilden dabei drei komplette Alben: „A<br />

Believer Sings The Truth“ (1979), eine<br />

namenlose, da nie veröffentlichte Platte<br />

(1975) und das vergriffene „Johnny<br />

Cash – Gospel Singer“ (1983). Unter den<br />

insgesamt 51 Spirituals und Gospels des<br />

Doppelalbums finden sich zahlreiche<br />

Duette, darunter mehrere mit Cashs Frau<br />

June, sowie natürlich eine Reihe von<br />

Coverversionen traditioneller Folksongs.<br />

Zu all dem hätte man sich ausführlichere<br />

Liner Notes gewünscht, immerhin<br />

aber erzählt Cashs Sohn John in einem<br />

einleitenden Essay von der Bedeutung<br />

des Gospels für seinen Vater. Pflichtprogramm<br />

für Fans!


Kunst & Kultur | Hörenswert | CD<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 73<br />

V. A.<br />

The Best Of Perception<br />

(Barely Breaking Even / Alive)<br />

CALLmeKAT<br />

Where The River Turns Black<br />

(Questions & Answers / Rough Trade)<br />

The Shins<br />

Port Of Morrow<br />

(Columbia / Sony)<br />

Einen wahren Schatz vermacht uns dieser<br />

Tage das britische Label Barely Breaking<br />

Even. Genau genommen sind es sogar<br />

gleich 30 Schmuckstücke, denn ebenso<br />

viele Tracks zählt die auf zwei CDs verteilte<br />

Compilation „The Best Of Perception &<br />

Today Records“, eine Werkschau des New<br />

Yorker Labels Perception Productions.<br />

Zwischen Ende der 60er und Mitte der<br />

70er boten die Gründer Terry Phillips und<br />

Boo Frazier der aufblühenden, mit Funk,<br />

Soul, Jazz und Pop experimentierenden<br />

New Yorker Black Music-Szene eine schillernde<br />

Plattform.<br />

Unter den vertretenen Künstlern finden<br />

sich Legenden wie Dizzy Gillespie, Astrud<br />

Gilberto und Black Ivory ebenso wie in<br />

Vergessenheit geratene und nur auf ihre<br />

Wiederentdeckung wartende Acts wie<br />

Wanda Robinson und The Eight Miautes.<br />

Gibt’s natürlich auch auf Vinyl!<br />

Katrine Ottosen hat fast alles, was es<br />

braucht, um Eindruck zu hinterlassen: Ihre<br />

Stimme hält die teils fragilen, teils töricht<br />

koketten Songs auf ihrem Debütalbum<br />

„Where The River Turns Black“ (dessen<br />

Titeltrack hingegen überraschenderweise<br />

eine dunkelfarbige Schunkelnummer<br />

ist) zusammen, sie kennt die richtigen<br />

Leute (auf der Platte sind u.a. Sara Lee<br />

von Gang Of Four und Helgi Jónsson von<br />

Sigur Rós zu hören), bildhübsch ist<br />

die Dänin obendrein. Wer ihre Formation<br />

CALLmeKAT live gesehen hat, weiß<br />

jedoch auch, was Ottosen fehlt: ein glückliches<br />

Händchen im Studio. Die gewöhnliche<br />

Produktion lässt den an sich spannenden<br />

Kompositionen nicht die nötige<br />

Luft zum Atmen, und das Drumming von<br />

Joe Magistro, der auf der Bühne faszinierende,<br />

dezent jazzige Atmosphären webt,<br />

wirkt hier blass, fast leblos. Hat dennoch<br />

Zukunft.<br />

Die Shins haben die Renaissance, die<br />

der Indierock in den letzten zehn Jahren<br />

erlebt und die ihn erst zu immer neuen<br />

Höhen und schließlich zum allmählichen<br />

Ausbluten gebracht hat, nicht zuletzt<br />

deshalb gut überlebt, weil sie sich rar<br />

gemacht haben. Stolze fünf Jahre sind<br />

vergangen seit „Wincing The Night Away“,<br />

dem gefeierten Hit-Album der Band aus<br />

Albuquerque in New Mexcio. Und das<br />

Warten hat sich ausgezahlt, denn „Port<br />

Of Morrow“ klingt frisch und ist reich an<br />

sonnengefluteten Surfpop-Tunes. Vor<br />

allem der Auftakt mit „The Rifles’s Sprial“<br />

und dem vorab online lancierten Instant-<br />

Klassiker „Simple Song“ gelingt grandios,<br />

danach lehnt sich die Platte ein bisschen<br />

im Strandkorb zurück, während eine<br />

milde Brise die gemächlich an den Strand<br />

schwappenden Wellen zum Kräuseln<br />

bringen. Wenn das kein Vorgeschmack<br />

auf den Sommer ist.


74 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kunst & Kultur | Hörenswert | CD | Track-By-Track<br />

Track-By-Track<br />

UNDER <strong>THE</strong> NO SKY<br />

SUPER700<br />

Autor: F. Reip<br />

Die Berliner Band Super700 schwört auf<br />

ihrer dritten Platte dem Shoegazingrausch<br />

der Vergangenheit ab: Die Vocals<br />

sind klar, die Harmonien berückend, der<br />

Sound voller Spannung, ohne sich je wirklich<br />

im Krach auflösen zu dürfen. Träumen<br />

kann man auch so. Sängerin Ibadet<br />

Ramadani, Gitarrist und Keyboarder<br />

Jan Terstegen, Bassist Michael Haves<br />

und Schlagzeuger Sebastian Schmidt<br />

kommentierten die elf Tracks des neuen<br />

Albums „Under The No Sky“ ...<br />

21st Century Girl<br />

Alle: Unser Anfangssong sollte zum Krieg<br />

auf das „Jetzt“ blasen. Eine hölzern-mechanische<br />

Karawane der Unzufriedenen<br />

marschiert unbeirrt vorwärts, der Himmel<br />

zieht sich zu und Jans hysterische Gitarre<br />

übergibt sich in Oszillationen. Ibadets<br />

Aufruf zum Krieg versammelt die korrupten<br />

Söldner, die trunken mit dem Membranophon<br />

voreilig den zweifelhaften Sieg<br />

verkünden. Wir sind doch nur Musiker.<br />

Life With Grace<br />

Michael: Als wir die Stücke geschrieben<br />

hatten, saßen wir da und überlegten, was<br />

sie noch brauchen. Unser Keyboarder<br />

war ausgestiegen und wir dachten, wie<br />

schön es wäre, echte Streicher zu haben.<br />

Wir hatten für die Platte aber leider keinen<br />

Euro Budget, als sich noch in derselben<br />

Woche ein Fan Namens Johannes meldete<br />

und sagte, er möge unsere Musik sehr und<br />

er hätte ein Streichquartett, wenn wir mal<br />

eins bräuchten. Dann hat Ibadet alle Ihre<br />

Gesangsfreunde versammelt und wir hatten<br />

Chor und Streicher. Danke! „Life With Grace“<br />

ist der immer wieder notwendige Blick in<br />

den Spiegel.<br />

Decent Snow<br />

Alle: Manchmal ist das Leben ein Schneesturm.<br />

Obwohl es eh schon kalt ist, bläst<br />

einem der Wind auch noch alles ins Gesicht.<br />

„Decent Snow“ ist ein Baumstamm, der<br />

stehen bleibt, nachdem alles erfroren ist<br />

und alle Zweige abgebrochen sind. Im Frühling<br />

sprießen dann tatsächlich wieder neue<br />

Knospen.<br />

One Of A Kind<br />

Michael: „One Of A Kind“ ist ein Blues.<br />

Eine einfache Frage, eine einfach Antwort.<br />

Meine Antwort war immer Musik. Bei den<br />

Aufnahmen saß ich in meiner Höhle und<br />

spielte dieses Stück auf dem Klavier ein, um<br />

das ich als Kind zwei Jahre bettelte. Weil ich<br />

wusste, ich kann nichts anderes als Musik<br />

machen. Ich hatte viele Instrumente und<br />

war in tollen Studios, aber nur mein erstes<br />

Klavier und mein erster Bass wissen, warum<br />

ich das eigentlich alles mache. Dieses Lied<br />

weiß es auch.<br />

Under The No Sky<br />

Jan: Zweimal führten uns unsere Konzerte<br />

nach China. Erschöpft, begeistert und<br />

verstört irrten wir durch eine Millionenstadt,<br />

deren Namen wir nie zuvor gehört<br />

hatten. Vom Jetlag verwirrt, schlafen wir<br />

gemeinsam irgendwo auf dem warmen


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 75<br />

Stufen einer Treppe ein und wachen auf,<br />

als uns eine Gruppe Kindern auslacht.<br />

Hungrig betreten wir ein Restaurant,<br />

bestellen uns Essen, welches einer kleinen<br />

Oma am Nebentisch weggenommen und<br />

uns dann serviert wird. Über allem hängt<br />

der verschmierte Smog, hinter dem man die<br />

Sonne nur erahnen kann, der No-Sky.<br />

Old Moon<br />

Michael: Dieser Song gab eigentlich die<br />

Stimmung vor, in der wir diese Platte<br />

geschrieben haben. Er entstand ganz am<br />

Anfang. Es wiederholten sich ein paar ziellos<br />

eingespielte Akkorde, als Ibadet anfing,<br />

darüber eine wunderschöne Melodie zu<br />

singen, die sich fortspann und fortspann,<br />

wie ein Faden, der uns langsam in einen<br />

Kokon wickelte. In dem haben wir dann die<br />

Platte gemacht.<br />

Dear Wolf<br />

Alle: Es gibt Dinge, die man nicht selber<br />

machen kann, dann braucht man einen<br />

Auftragskiller. Aber es gibt auch böse<br />

Geister, die man ruft und nicht mehr los<br />

wird. „Dear Wolf“ ist unser Pakt mit dem<br />

Teufel. Es steht ja nirgends geschrieben, dass<br />

das Böse am Ende immer verlieren muss.<br />

Der Song ist schon anders als der Rest, aber<br />

wir haben versucht, es unerkannt zwischen<br />

unsere Schafe zu stellen, und nun beißt er<br />

dort um sich.<br />

Make Rain<br />

Ibadet: Ein Wolkenbruch aus einem Film<br />

und einem Gedicht. „If I were you, I’d go out<br />

there and make rain“. Der Satz fiel in der<br />

Serie „Mad Men“, blieb hängen und fand sich<br />

als erlösende Beschwörung und Antwort<br />

auf die Geschichte unseres Liedes wieder.<br />

In dem alten englischen Gedicht „The<br />

Wedding of Robin Readbreast and Jenny<br />

Wren“ verwandelt sich eine Vogelhochzeit<br />

tragisch in eine Trauergesellschaft. In<br />

unserem Lied aber gibt es Hoffnung auf<br />

Rettung, indem wir den Regen heraufbeschwören<br />

lassen und alles abbrechen.<br />

Rotkehlchen und Zaunkönig dürfen niemals<br />

heiraten, dafür aber unbehelligt dem Ende<br />

entgegen fliegen.<br />

My Bones<br />

Michael: „My Bones“ ist der Track, den ich<br />

mit Abstand am meisten von dieser Platte<br />

gehört habe. Er spiegelt für mich gleichzeitig<br />

den müdesten Punkt unserer Bandgeschichte<br />

wieder, an dem mir alles völlig<br />

sinnlos erschien, und im selben Moment<br />

befeuert er eine ganz große Sehnsucht,<br />

diese Band niemals sterben zu lassen. Ich<br />

höre Ihn manchmal lange im Kreis, im Auto,<br />

im Zug. Und wenn wir den Song proben,<br />

spielen wir das Ende oft ewig vor uns hin<br />

und wollen nicht mehr aufhören.<br />

When The Evening Comes<br />

Ibadet: Mit jedem Ende kommt ein Anfang.<br />

Queen Of Inbetween<br />

Ibadet: Für erwachsene Kinder oder kindliche<br />

Erwachsene, aber auch für entwaffnende<br />

Kinder. Ein versöhnliches Wiegenlied<br />

über ein Königreich voller Selbstzweifel,<br />

Unsicherheit und Angst. Ich träume von<br />

einer Vorstellung in der „Muppet Show“ in<br />

einem Duett mit Kermit dem Frosch.<br />

Website zur Band:<br />

www.super700.de


76 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

MADRID<br />

Corridas und Flamenco<br />

Autor & Fotograf: H. G. Teiner<br />

Stierkampfarena und Toreroschule<br />

Escuela de Tauromaquia de Madrid


Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 77<br />

Madrid ist zu jeder Jahreszeit mit seiner<br />

traditionsreichen kulturellen Atmosphäre<br />

einen Besuch wert – besonders im Frühling:<br />

Die milden Temperaturen, die engen<br />

Altstadtgassen und die einladenden<br />

Plätze, die vielen Grünanlagen und der<br />

blaue Himmel laden zum Erkunden der<br />

Stadt mit dem einzigartigen Lebensstil<br />

der Madrilenen ein.<br />

HISTORIE<br />

UND MODERNE<br />

Der Großraum Madrid zählt mit etwa<br />

sechseinhalb Millionen Einwohnern zu<br />

den größten Metropolen Europas. Das<br />

eigentliche Madrid ist mit rund dreieinhalb<br />

Millionen Einwohnern nach London<br />

und Berlin die drittgrößte Stadt der Europäischen<br />

Union. Der Flughafen Madrid-<br />

Barajas liegt mit 12 km Entfernung sehr<br />

verkehrsgünstig zum Zentrum, die<br />

Nutzung der Verbindung mit der U-Bahn<br />

ist empfehlenswert. Madrid befindet sich<br />

in der Mitte Spaniens auf einer Höhe von<br />

667 Metern über dem Meeresspiegel und<br />

ist damit die höchstgelegene Hauptstadt<br />

der Europäischen Union. Die am Fluss<br />

Manzanares gelegene Stadt liegt inmitten<br />

der Meseta, der Hochebene von Kastilien.<br />

Die Sommer sind heiß und trocken und<br />

die Winter kälter als in den spanischen<br />

Städten am Mittelmeer.<br />

Das Wappen der Stadt Madrid zeigt einen<br />

Braunbär, „Oso Pardo“, der sich gegen<br />

einen sogenannten Erdbeerbaum reckt.<br />

Eine mögliche Bedeutung besteht in der<br />

symbolischen Allianz des Klerus, dargestellt<br />

durch den Baum, und des Adels,<br />

durch den Bär vertreten: Beide Herrschaftsklassen<br />

haben im Mittelalter das<br />

Land in und um Madrid unter sich aufgeteilt.<br />

Das Motiv findet sich heute auch<br />

im Wappen des Fussballvereins Atlético<br />

Madrid wieder.<br />

Mit der Verlegung des Parlaments, der<br />

Cortes, im Jahr 1561 und der Residenz<br />

aus dem nahe gelegenen und wesentlich<br />

älteren Toledo durch König Felipe<br />

II. im Jahr 1588 begann der Aufstieg<br />

der Stadt. Sie wurde zur offiziellen<br />

Hauptstadt Spaniens, was sie, mit einer<br />

kleinen Unterbrechung, bis zum heutigen<br />

Tag ist.<br />

Frühling in<br />

Madrid<br />

Für einen Wochenendtrip in die spanische<br />

Metropole mit ihren schier endlosen<br />

Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel<br />

Puerta del Sol, das Kloster der Descalzas<br />

Reales, der Palacio de Uceda, die Plaza de<br />

la Villa, die Plaza Mayor oder die Colegiata<br />

de San Isidro, empfehlen wir ein Hotel<br />

in Zentrumsnähe: Schauen Sie sich das<br />

Ayre Gran Hotel Colón einmal näher an,<br />

es hat vier Sterne, eine verkehrsgünstige<br />

Lage und bietet eine gute Servicequalität<br />

zu günstigen Übernachtungspreisen. In<br />

zwei Minuten Entfernung vom Hotel gibt<br />

es eine Metrostation, um ohne Verkehrsstau<br />

in die sehenswürdigen Viertel zu<br />

gelangen. In der Metro sollten Sie allerdings<br />

besonders auf trickreiche Taschendiebe<br />

gefasst sein, die sich im Gedränge<br />

gerne Ihrer Wertsachen bemächtigen,<br />

wie es der Autor selbst erfahren durfte.<br />

Das Hotel liegt unweit der Altstadtviertel<br />

von Madrid, die man mit einem Spaziergang<br />

durch den nahegelegenen Retiro-<br />

Park gut erreichen kann.<br />

PLÄTZE<br />

UND TORE<br />

Die Puerta del Sol, das Tor der Sonne,<br />

ist nach dem mittelalterlichen Stadttor<br />

benannt und heute einer der bekanntesten<br />

und meistbesuchten Plätze<br />

Madrids. Die Puerta del Sol ist das Herz<br />

der neuen Stadt, hier befindet sich der<br />

zentrale Null-Kilometerstein der sechs<br />

Hauptnationalstraßen Spaniens, die sich<br />

sternförmig von Madrid aus über das<br />

gesamte spanische Festland erstrecken.<br />

Neben weiteren Denkmalen ist die Statue<br />

nach den Figuren des Stadtwappens Oso<br />

y el Madroño, Bär und Erdbeerbaum, ein<br />

Werk des Künstlers Antonio Navarro Santa<br />

Fe, hier zu bewundern.<br />

Im Zentrum der Altstadt befindet sich der<br />

im 15. Jahrhundert als Marktplatz angelegte<br />

Plaza Mayor, wenige Meter von der<br />

Puerta del Sol und der Plaza de la Villa<br />

entfernt, und ist bis heute ein äußerst<br />

lebendiger Ort. Im Laufe der Geschichte<br />

wurde der rechteckige Platz für vielfältige<br />

Zwecke genutzt: Märkte, Stierkämpfe,<br />

Fußballspiele, öffentliche Ausstellungen,<br />

Festakte und Umzüge. Im Dezember<br />

findet hier auch der traditionelle Weihnachtsmarkt<br />

statt.<br />

Den berühmten Brunnen Fuente de<br />

Cibeles aus dem Jahr 1782 kann man auf<br />

dem Plaza de Cibeles, einem äußerst ...


78 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Der Platz Puerta del Sol ist in den<br />

Abendstunden ein beliebter Treffpunkt.


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 79


80 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />

Die St. Petersburger Eremitage<br />

zu Gast im Museo del Prado.<br />

MUSEUMSMEILE:<br />

PRADO & CO<br />

Am Paseo del Prado befinden sich<br />

im sogenannten Museumsdreieck im<br />

Abstand von nur wenigen hundert<br />

Metern drei der wichtigsten Museen der<br />

Welt: Museo del Prado, Museo Nacional<br />

Centro de Arte Reina Sofia und Museo de<br />

Arte Thyssen-Bornemisza. Das Museo del<br />

Prado am Paseo del Prado gehört zu den<br />

bedeutensten Malereimuseen und bietet<br />

ein einmaliges Spektrum spanischer<br />

Meister wie Goya, El Greco und eurogroßzügig<br />

angelegten Platz mit besonders<br />

weit ausschweifenden Sichtachsen,<br />

bewundern. Der der griechischen Göttin<br />

Kybele gewidmete Brunnen befindet<br />

sich in der Mitte des Platzes. Die Göttin<br />

für Erde und Fruchtbarkeit steht auf<br />

einem Zugwagen und wird von Löwen<br />

gezogen. Weitere Sehenswürdigkeiten<br />

sind der Palacio de Comunicaciones<br />

und die Banco de España. Von den<br />

Anhängern und der Mannschaft des<br />

Fußballvereins Real Madrid wird dieser<br />

Platz gern zu ausgelassenen Feiern von<br />

Meisterschaften genutzt.<br />

päischer Kunst von Toulouse-Lautrec,<br />

Vincent van Gogh, Tiziano, Vecellio und<br />

vielen anderen mehr.<br />

Das Museo Reina Sofía ist benannt nach<br />

der spanischen Königin Sofía und ergänzt<br />

die Kollektion des Prado mit den vielen<br />

wichtigen Gemälden und Skulpturen<br />

namhafter Künstler der Moderne aus dem<br />

20. Jahrhundert, zum Beispiel dem weltbekannten<br />

Guernica-Gemälde von Pablo<br />

Picasso: Es entstand als Reaktion auf die<br />

Zerstörung der spanischen Stadt Gernika<br />

durch den Luftangriff der deutschen


Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 81<br />

Legion Condor während des Spanischen<br />

Bürgerkriegs.<br />

Das Museo Thyssen-Bornemisza beherbergt<br />

eine der größten Privatsammlungen<br />

der Welt mit Gemälden ab dem<br />

14. Jahrhundert. Im Frühjahr 2012 gibt<br />

es dort eine Ausstellung der Arbeiten<br />

von Marc Chagall zu sehen. Unser Tipp:<br />

Besorgen Sie sich die neue MadridCard<br />

für 48 Stunden, sie bietet im Paket zu<br />

günstigen Konditionen den bevorzugten<br />

Eintritt in über fünfzig Museen einschließlich<br />

Prado, Museum Reina Sofia,<br />

Museum Thyssen-Bornemisza und dem<br />

Königlichen Palast.<br />

zu besichtigen. Eine Besonderheit des<br />

Parks ist die Statue des Angel Caído, des<br />

gefallenenen Engels – die einzige Statue<br />

der Welt, die zum Andenken an Luzifer<br />

errichtet wurde.<br />

TAPAS,<br />

WEIN UND BIER<br />

Tauchen Sie in jedem Fall ein in die Welt<br />

der lokalen Köstlichkeiten und der damit<br />

verbundenen lockeren, kommunikativen<br />

Atmosphäre in der Stadt der Madrilenen!<br />

Eine Tapa, spanisch für Deckel oder Abdeckung,<br />

ist ein Appetithäppchen (Fingerfood),<br />

das in Tapas-Bars oder Bodegas zu<br />

Wein und auch zu Bier gereicht und dort<br />

im Stehen verzehrt wird. Jede Tapas-Bar<br />

besitzt eine eigene, oft hausgemachte<br />

Auswahl an verschiedenen Speisen: Vom<br />

Serrano-Schinken über eingelegte Oliven<br />

und Sardellen bis zu Gambas reicht die<br />

Bandbreite.<br />

Unser Insider-Tipp: Die Tapas-Bar La<br />

Trucha – ein eher kleines Restaurant,<br />

in dem es sich auch in mehreren Reihen<br />

vor der Theke zu stehen lohnt. Sehr<br />

aufmerksame „Camareros“, alles gestandene<br />

Herren hinter der Theke, behalten<br />

ihre Gäste stehts freundlich im Blick<br />

und schenken Wein nach oder bieten ...<br />

GRÜNEs<br />

HERZ<br />

Der ehemalige Lustpark der Könige:<br />

Parque del Buen Retiro, kurz El Retiro<br />

genannt, bietet auf über einem Quadratkilometer<br />

inmitten der Stadt heute einer<br />

multikulturellen Gesellschaft Räume und<br />

Bäume zum Flanieren, Relaxen und Händchenhalten.<br />

An der Stelle des Parks stand<br />

ursprünglich eine Palastanlage, die 1632<br />

unter der Herrschaft Philipp IV. errichtet<br />

wurde und im Zuge der napoleonischen<br />

Kriege fast völlig zerstört wurde.<br />

Das Gelände beinhaltet mit dem Estanque<br />

del Retiro einen mit Booten befahrbaren<br />

künstlichen See und als weitere Sehenswürdigkeit<br />

den Palacio de Cristal. Dieser<br />

Glaspavillon wurde 1887 von Ricardo<br />

Velázquez Bosco entworfen, heute sind<br />

im Innern zeitweise Ausstellungen und<br />

Installationen der Gegenwartskunst<br />

Entspannung am See,<br />

im Park El Retiro.


82 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />

weitere kleine Köstlichkeiten an. Die<br />

besondere Qualität der Tapas, der hervorragende<br />

Rioja Visconte Ayala und die<br />

entspannte Atmosphäre an der Theke<br />

lassen ein wohliges Gefühl von „hier sind<br />

wir angekommen“ aufkommen. Tradition<br />

und familiäre Atmosphäre gehen hier<br />

eine unvergleichliche Melange ein.<br />

Hinter der Theke des La Trucha Restaurants<br />

hat man Einblick in die kleine,<br />

enge Küche, in der zwei Köchinnen<br />

fleißig an einem Gasherd für frisch<br />

hergestellte Tortillas sorgen. Als Beilage<br />

empfehlen wir die Tortilla Espanola –<br />

eine Art Kartoffelomelett, doch das<br />

wäre eine zu profane Beschreibung für<br />

dieses himmlische Pfannengericht. Hier<br />

eine kurze Anleitung zum Selbermachen:<br />

Kartoffeln in feine Scheiben, eine<br />

Zwiebel in Ringe schneiden. Olivenöl<br />

in einer Pfanne erhitzen und die Kartoffeln<br />

darin bei schwacher Hitze etwa 10<br />

Minuten garen und nicht bräunen. Alles<br />

in ein Sieb schütten, das Öl auffangen.<br />

Dann die Zwiebelringe ebenfalls in Öl<br />

vorgaren und abtropfen lassen. Eier mit<br />

Salz und Pfeffer in einer großen Schüssel<br />

verquirlen, die Kartoffeln und Zwiebeln<br />

darin untermengen. Das aufgefangene Öl<br />

in der Pfanne erhitzen, Kartoffelmischung<br />

hineingeben. Fünf bis acht Minuten sanft<br />

backen, bis die Mischung kurz vor dem<br />

Stocken ist. Dann einen Teller verkehrt<br />

über die Pfanne halten und die Tortilla<br />

darauf stürzen und die gewendete Tortilla<br />

wieder in die Pfanne geben. Zwei bis drei<br />

Minuten oder länger bei geringer Hitze<br />

backen, bis die Unterseite goldbraun ist.<br />

Schnell servieren und genießen.<br />

Im Haus des Schinkens, in der Casa del<br />

Jamon Iberico, bekommen wir es mit<br />

einem wirklichen Meister der Schinkenkultur<br />

zu tun: Alberto Lopez Araque zelebriert<br />

das Aufschneiden von der Keule<br />

mit äußerster Sorgfalt und Hingebung.<br />

Er erzählt von speziellen Bedingungen<br />

und Gegenden, Salamanca und Huelva<br />

sind die Zauberworte, in denen das<br />

Schwein seine besondere Qualität<br />

erworben hat, die man jetzt mit den<br />

hauchdünnen Scheiben auf der Zunge<br />

erschmecken kann. Etwa La Jabuguña,<br />

Sierra de Huelva-Schinken, stammt von<br />

Schweinen aus reiner iberischer Zucht,<br />

die ausschließlich mit Eicheln gefüttert<br />

wurden. Dazu einmal kein Rotwein,<br />

sondern ein unvergleichlicher Biergenuss:<br />

Probieren Sie doch einmal das ausgezeichnete<br />

Premiumbier Estrella Damm.<br />

SHERRY<br />

UND CIDRE<br />

In Madrid gibt es einen Ort ausschließlich<br />

für guten, trockenen Sherry und die<br />

passenden Tapas dazu: Kleine Fäßchen<br />

aus altem, dunkelbraunen Holz stehen<br />

auf noch älteren Holztresen in einem<br />

unvergleichlichen Ambiente mit einer<br />

Mischung aus alter Kölschkneipe und<br />

Westernsaloon. An der Wand hinter dem<br />

Tresen stehen in Regalen bis zur Decke<br />

unzählige Flaschen mit wohlgereiften<br />

Inhalten. In dieser Taverne La Venencia<br />

sollten Sie unbedingt verschiedene<br />

Sorten Sherry, zum Beispiel den feinen<br />

Manzanilla, probieren und sich dabei die<br />

hauchdünnen Scheiben vom Thunfisch,<br />

Mojama, auf der Zunge zergehen lassen....<br />

Die Kunst des Einschenkens wird<br />

in der Cideria Neru zelebriert.


Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 83


84 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />

Frische Meeresfrüchte gibt es in der<br />

Markthalle Mercado de San Antón.


Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 85<br />

Auch den Jamón Serrano sollten Sie sich<br />

nicht entgehen lassen. Oder steht Ihnen<br />

der Sinn mehr nach Cidre? Schon wegen<br />

der Kunst der Tresenbedienungen sollten<br />

Sie einen Cidre mal probieren: der mit<br />

nach oben ausgestrecktem Arm und<br />

ohne die Augen auf das unten gehaltene<br />

Glas zu richten, eingeschenkt wird. Ñeru<br />

heisst unser Tipp für diese vielversprechende<br />

Cidre-Location.<br />

ÄLTESTEs RESTAURANT<br />

DER WELT<br />

Das Restaurante Botin lädt uns ein mit<br />

seiner besonders schönen alten Fassade<br />

in dunkelbraunem Holz, und ein warmes<br />

Licht empfängt uns im Innern. Das Botin<br />

ist das älteste noch existierende Restaurant<br />

der Welt, so steht es im Guinness<br />

Buch der Rekorde, und wurde 1725<br />

gegründet. Ein direkter Blick in die Küche<br />

mit einem offenen Backofen zeigt: Hier<br />

gibt es Spanferkel als Spezialität des<br />

Hauses. Die durch Holzfeuer gebräunten<br />

Schweinchen schauen mit ihren Äuglein<br />

sehr vertrauenerweckend von ihren<br />

kleinen Holzbrettchen herunter. Eine<br />

Szene wie aus aus einem Märchen.<br />

Die Spezialität im Tontopf, Madrilenischer<br />

Eintopf Cocido, können wir nur hartgesottenen<br />

Liebhabern deftiger Speisen<br />

empfehlen. Wenn es einmal schnell<br />

gehen muss, probieren Sie doch lieber<br />

die einheimische Fast-Food-Spezialität:<br />

Bocadillos de Calamares, warme Tintenfischringe<br />

im Brot, auch Studentenbrötchen<br />

genannt. Lassen Sie sich auch den<br />

Fisch nicht entgehen: Madrid hat nach<br />

Tokio immerhin den zweitgrößten Fischmarkt<br />

der Welt. Die reichhaltigen und<br />

frischen Auslagen an den Fischständen<br />

der Markthallen zeugen davon.<br />

ALTE MARKTHALLEN<br />

NEUE SZENEN<br />

In der Nähe der Plaza de la Villa liegt die<br />

alte Markthalle Mercado de San Miguel<br />

mit einem sehenswerten historischen<br />

Jugendstil-Äußeren. Im Innern hat sich<br />

das Marktgeschehen zu einer modernen<br />

aber stimmigen „Fressmeile“ gewandelt.<br />

Es gibt zahlreiche Stände, die zum<br />

Verweilen und Probieren einladen. Aus<br />

den Angeboten kann man sich hier<br />

inmitten der offenen Markthallenatmosphäre<br />

einen gelungenen Mittagsimbiss<br />

selbst zusammenstellen. Einheimische<br />

und Touristen nehmen dieses großartige<br />

und preislich faire Angebot gleichermaßen<br />

wahr. Etwas moderner, im<br />

Ambiente, stellt sich der Mercado de San<br />

Antón dar: Neben Ständen mit frischem<br />

Fisch gibt es jede Menge kleiner Stände<br />

mit ausgesuchten Speisen, an denen es<br />

zur Mittagszeit richtig voll wird. Wer sein<br />

Essen lieber im Sitzen genießen möchte,<br />

dem empfehlen wir einen Besuch des<br />

Restaurants La Cocina de San Antón im<br />

Obergeschoss.<br />

TANZ<br />

MIT DEM STIER<br />

Die Corridas (Stierkämpfe) gehören in<br />

Spanien auch heute noch zum nationalen<br />

Kulturgut, obwohl nur noch ein Drittel<br />

der Spanier echte Fans dieses martiali- ...


86 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Training in der Stierkampfschularena<br />

Escuela de Tauromaquia de Madrid.


<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 87


88 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />

Madrid ist, mehr über die Geheimnisse<br />

eines Toreros erzählen. Seine Haltung<br />

ist aufrecht und stolz, seine Bewegungen<br />

sind bestimmt und elegant. Er<br />

hat eine ruhige Art zu sprechen und ist<br />

eine gestandene Persönlichkeit. Jesus<br />

Perez Gallego ist sein bürgerlicher Name.<br />

Gallego startete seine Karriere im Alter<br />

von neun Jahren mit einer Ausbildung<br />

zum Stierkämpfer. Ein Jahr später kämpfte<br />

er das erste Mal und sein Vater gab ihm<br />

den Künstlernamen El Madrileño, was<br />

so viel wie „der Madrilene“ heißt. Inzwischen<br />

ist er 43 Jahre alt und hat etwa 500<br />

Kämpfe hinter sich. Jesus Perez El Madrileños<br />

führt dazu aus:<br />

Leidenschaftlicher Flamenco<br />

im Las Carboneras.<br />

schen Treibens sind. In der Corrida steht<br />

der Stier für die Kraft der Natur, der sich<br />

der Mensch entgegenstellt, um diese<br />

zu bezwingen. In der Escuela de Tauromaquia<br />

de Madrid, der ansässigen Stierkampfschule,<br />

konnten wir den Tanz mit<br />

einem Stier auf Rädern beobachten:<br />

Erwachsene und auch Kinder erlernen<br />

dort die Kunst des traditionellen Rituals,<br />

welches in der Realität mit dem Tod<br />

des Tieres endet. Im Training geht alles<br />

erst einmal spielerisch zu, in der Arena<br />

brennt zur Mittagszeit die Sonne auf die<br />

Übenden herunter: Einer gibt den Torero,<br />

der dem „Stier-Darsteller“ mit einem Stierkopf<br />

auf zwei Rädern, einer Art Schubkarre,<br />

ausweichen und ihn dann von der<br />

Seite mit den beiden Kurzlanzen erwischen<br />

muss. Selbst kleine Mädchen vollführen<br />

dies hier schon mit voller Kraft<br />

und Eleganz. Die Nachwuchs-Toreros<br />

und -Toreras sind hierbei noch nicht im<br />

klassischen Outfit gekleidet, sondern<br />

tragen leichte Jogging-Anzüge. Wie<br />

in einer echten Arena, drehen sich die<br />

Schüler, mit rotem Tuch und Degen<br />

bewaffnet, gekonnt zur Seite, der „Stier“<br />

läuft an ihnen vorbei, dreht sich um und<br />

versucht es erneut. Wir lassen uns von<br />

Jesus Perez El Madrileños, einem ehemaligen<br />

Stierkämpfer, der heute Lehrer und<br />

Trainer in der Escuela de Tauromaquia de<br />

Als Torero durchläuft man Bewegungsabläufe<br />

wie bei einer Choreographie und<br />

man muss sehr viel Disziplin und Körperspannung<br />

aufbringen, ähnlich wie im<br />

Ballett. Wir spielen nicht einfach mit<br />

dem Stier oder ärgern ihn, wir bauen eine<br />

Verbindung zu ihm auf und versuchen, ihn<br />

zu verstehen. Es ist wichtig zu lernen, seine<br />

Bewegungen vorauszusehen. Auch wenn<br />

viele Kollegen gestorben sind. Wir würden<br />

niemals schlecht über einen Stier sprechen.<br />

Wenn man das Tier nicht respektiert wird<br />

man auch nicht vom Publikum respektiert.<br />

Ohne diesen Respekt geht es nicht.<br />

Die Zahl der TV-Live-Übertragungen von<br />

Stierkämpfen ist in Spanien in letzter Zeit<br />

zurückgegangen, Fußball interessiert<br />

das spanische Publikum weitaus mehr.<br />

Andererseits überträgt das Fernsehen<br />

wichtige Corridas live in alle Welt<br />

und prominente Toreros werden mit<br />

ihrem Star-Status geradezu verehrt, die


Reise | MADRID | Corridas und Flamenco<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 89<br />

Boulevard-Presse ist voll mit Tratsch und<br />

Klatsch über sie. Nach Angaben der Stierkampf-Gegner<br />

werden in Spanien in<br />

jedem Jahr bis zu 70.000 Stiere in Stierkampfarenen<br />

und bei den zahlreichen<br />

Fiestas gequält und getötet.<br />

Gäbe es keinen Stierkampf mehr, so<br />

würden die Toreros arbeitslos und eine<br />

ganze Branche stünde vor dem Aus. In<br />

Spanien gibt es etwa 1.200 Zuchtbetriebe<br />

für Kampfstiere mit etwa 70.000<br />

Beschäftigten, vor allem in Andalusien,<br />

Castilla-León und Extremadura, die einen<br />

Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro<br />

erwirtschaften. Es gibt rund 75 Veranstalter<br />

von Corridas in Spanien, die größte<br />

Arena ist die Plaza Las Ventas in Madrid,<br />

deren Betreibergesellschaft 400 Angestellte<br />

beschäftigt und einen erheblichen<br />

Gewinn erwirtschaftet. Trotzdem wurde<br />

vom Parlament in Katalonien bereits 2010<br />

das Aus für Stierkämpfe beschlossen.<br />

TANZ<br />

DEN FLAMENCO<br />

Was wäre Spanien ohne Flamenco? Das<br />

Herz des Flamenco schlägt in Andalusien,<br />

aber auch in Madrid ist dieser traditionelle<br />

Ausdruckstanz allgegenwärtig.<br />

Hier befinden sich einige der besten<br />

und interessantesten Flamenco-Bühnen,<br />

die Tablaos, des Landes. Der Flamenco<br />

entstand ursprünglich aus der Kultur<br />

der eingewanderten Nomaden, der Sinti<br />

und Roma aus Indien, und wurde weiter<br />

durch die arabische Kultur beeinflusst.<br />

Auch heute noch verändert sich der Stil<br />

durch moderne Einflüsse, wobei der Kern<br />

erhalten bleibt: Der Flamenco vereint<br />

tragische wie auch poetische Züge, die<br />

Texte der Lieder spiegeln die Leiden der<br />

Gitanos und den Kampf zwischen Mann<br />

und Frau wieder. Die Stimme des Sängers,<br />

der Klang der Gitarre und der Tanz<br />

treiben sich dabei gegenseitig an. Das<br />

Tablao Flamenco Restaurante ist eine der<br />

bekanntesten Locations in Madrid. Gute<br />

Stimmung und leckerer Sangria machen<br />

die regelmäßigen Vorstellung zu einem<br />

Highlight jedes Madrid-Besuchs. Sänger<br />

und Tänzerinnen in ansprechenden folkloristischen<br />

Kostümen tanzen leidenschaftlich<br />

zur Gitarre und reißen das<br />

Publikum von den Plätzen.<br />

SONNTAGS<br />

IST FLOHMARKT<br />

Am Sonntagmorgen ist der El Rastro das<br />

Ereignis in Madrid. Der größte Trödelmarkt<br />

der Hauptstadt findet von 9 Uhr bis<br />

14 Uhr im Bezirk Barrio de Embajadores,<br />

mitten im Herzen der Altstadt statt. Über<br />

1.800 Stände laden zu mehr oder weniger<br />

gemütlichem Bummel entlang der Ribera<br />

de Curitudores, durch die kleinen Seitengassen<br />

und Innenhöfe ein.<br />

Nach dem Besuch des Rastro hat das<br />

gemeinsame Essen Tradition. Tun Sie es<br />

doch einfach den Madrilenen gleich und<br />

nehmen Sie teil am familiären und lauten<br />

Treiben in den zahlreichen Lokalen des<br />

Barrio La Latina! Tauchen Sie noch einmal<br />

ein in die wunderbare Welt der Tapas,<br />

bevor Sie abreisen und die weiße Stadt<br />

der Serenaden nur noch eine schöne<br />

Erinnerung ist.<br />

Links zum Thema:<br />

www.esmadrid.com<br />

www.metromadrid.es<br />

Gran Hotel Colón:<br />

www.ayrehoteles.com<br />

Casa del Jamon:<br />

www lopezpascual.com<br />

Restaurante Botín:<br />

www.botin.es<br />

Mercado de San Miguel:<br />

www.mercadodesanmiguel.es<br />

Flamenco:<br />

www.tablaolascarboneras.com<br />

Stadtführungen:<br />

www.insidersmadrid.com<br />

MadridCard:<br />

www.esmadrid.com/madridcard<br />

Stierkampfschule:<br />

Escuela de Tauromaquia de Madrid<br />

Casa de Campo, Madrid 28012<br />

Empfehlung Reiseführer:<br />

Lonely Planet Reiseführer Madrid<br />

Seiten: 176, Karten: 9<br />

www.lonelyplanet.de


90 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />

Time<br />

for rebels<br />

Swiss Avantgarde<br />

Autor: j. M. Brain<br />

Regeln in Frage stellen und Konventionen über Bord werfen. Nichts zulassen, was gewöhnlich ist.<br />

Nach vorne schauen und quer denken, kompromisslos unabhängig und subversiv. Der Zeit zu einem neuen Look,<br />

einem neuen Reiz verhelfen. Nicht einfach nur weiterentwickeln, sondern revolutionieren.<br />

In einem Wort: Erneuern.<br />

In zwei Worten: TAG Heuer, die legendäre Schweizer Uhrenmarke,<br />

deren Pioniergeist seit mehr als 150 Jahren Erfolgsgeschichte schreibt.<br />

TAG Heuer Formula 1<br />

Inspiriert von der Hochleistungstechnik in der Formel 1, gilt die TAG Heuer Formula 1 als ultimative Freizeituhr – markantes Gehäuse,<br />

ausgewogenes Farb- und Designkonzept, dabei schlicht, funktional und ausgesprochen robust sowie mit allen Besonderheiten einer<br />

professionellen TAG Heuer-Sportuhr ausgestattet. Das 1986 eingeführte und 2004 komplett neu gestaltete Formula 1-Modell war die<br />

beliebteste Uhr bei Formel-1-Legenden wie Ayrton Senna, Alain Prost, David Coulthard, Kimi Räikkönen und Fernando Alonso.<br />

Dank hochwertiger Komponenten und vielseitigem Design zählt sie bis heute zu den erfolgreichsten TAG Heuer-Kollektionen.<br />

Ob am Strand, im Fitness-Studio oder im Urlaub, beim Stadtbummel oder zu Hause, die Formula 1 macht überall eine gute Figur.<br />

Die TAG Heuer Formula 1 gibt es als Herren- (Bild rechts) und Damenmodell (siehe Seite 94/95).


Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 91


92 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Lifestyle & Trend | Time for Rebels


Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 93<br />

Luxus-Smartphone: TAG Heuer LINK<br />

Mit dem ersten Android basierten Luxus-Smartphone aus dem traditionsreichen Hause<br />

TAG Heuer weitet das Schweizer Unternehmen seine Mobilfunklinie aus. In der Schweiz<br />

entwickelt und in Frankreich gefertigt, besitzt es das weltweit modernste Betriebssystem<br />

und vereint in sich die Kernelemente jeder innovativen Kreation aus dem Hause TAG<br />

Heuer: avantgardistisches Design und fortschrittliche Materialien, feinste Handarbeit<br />

und überragende Zuverlässigkeit.


94 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />

TAG Heuer Formula 1 Woman<br />

Der Chronograph TAG Heuer Formula 1 Lady in Edelstahl und Keramik birgt Höchstleistung<br />

in einem äußerst femininen Gehäuse. Er verdankt seine Attraktivität einer<br />

feststehenden Lünette aus Stahl und Keramik. Ein kombiniertes Stahl- und Keramikarmband<br />

rundet das verführerische Design ab.


Lifestyle & Trend | Time for Rebels<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 95


96 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

wer auf seine sinne hört,<br />

kann das schöne<br />

und anregende dieser<br />

welt erfahren.<br />

Rolf Benz MIO. ich freu mich drauf.<br />

Design: Norbert Beck · www.rolf-benz.com


Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 97<br />

Begehrenswert<br />

Cool Stuff<br />

Autor: J. M. brain<br />

extrem dünn<br />

Das Ultrabook glänzt mit hervorragender<br />

Verarbeitungsqualität und<br />

einem kompakten, widerstandsfähigen<br />

Gehäuse aus Aluminium und<br />

Kohlefaser. Das XPS 13 ist das erste<br />

Ultrabook von Dell: Mit einer Höhe<br />

zwischen sechs bis maximal 18 Millimeter<br />

und ist deutlich schlanker als<br />

alle bisherigen Notebook-Modelle von<br />

Dell. Das rahmenlose 33,8-cm-Display<br />

(13,3 Zoll) ist so kompakt, dass es<br />

die gleichen Abmessungen wie ein<br />

gängiges 11-Zoll-Notebook besitzt<br />

– damit passt es problemlos in jede<br />

Handtasche und wiegt in seiner<br />

leichtesten Ausführung nicht einmal<br />

1,4 Kilogramm. Mit einer Akkuladung<br />

hält das Gerät bis zu neun Stunden, was<br />

in der Regel für einen ganzen Arbeitstag<br />

reicht. Die neuesten Intel-Technologien<br />

wie Rapid Start (Schnellstart in wenigen<br />

Sekunden) und Smart Connect (Automatisches,<br />

Regelmäßiges erwachen aus<br />

dem Ruhemodus, um sich mit bekannten<br />

Netzwerken zu verbinden und Kalendereinträge<br />

sowie den E-Mail-Account zu<br />

synchronisieren), garantieren Effizientes,<br />

Unbeschwertes arbeiten (www.dell.de).<br />

<strong>BOLD</strong> verlost ein Ultrabook XPS 13 von<br />

Dell. Einfach E-Mail senden und Daumen<br />

drücken: dell@boldmag.eu


98 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />

Unvergleichlich<br />

Sehvolutionär<br />

Nirgendwo in der Designgeschichte<br />

wird man einen Sessel finden, der<br />

diesem gleicht. Trotz seiner Größe<br />

ist er von bestechender Harmonie.<br />

Wie kein zweiter Fauteuil verbindet<br />

er majestätische Repräsentationswirkung<br />

mit Charme und Esprit.<br />

Bereits auf den ersten Blick beeindruckt<br />

das iPad 3 von Apple mit<br />

seinem neuen Retina-Display: Die<br />

extrem hohe Auflösung lässt Fotos,<br />

Videos, Texte und Apps unglaublich<br />

scharf und brillant aussehen.<br />

Designerin Eileen Gray unterstrich<br />

den Charakter ihres liebenswerten<br />

Salonlöwen mit augenzwinkernder<br />

Ironie, indem sie ihn nach dem<br />

Michelin-Reifenmännchen benannte:<br />

„Bibendum“ (www.classicon.com).<br />

Derzeit gibt es kein anderes mobiles<br />

Gerät, das eine auch nur annähernd<br />

eine vergleichbare Auflösung bietet<br />

(www.apple.com).<br />

Markant<br />

Die vier extravaganten Textmarker<br />

zaubern den angesagten Colour-<br />

Blocking-Trend jetzt auch in den<br />

privaten Terminkalender! Damit garantiert<br />

kein Highlight dieses Sommers<br />

verpasst wird, gibt es für jedes einzelne<br />

die passende Farbe. Die Grip Marker<br />

von Faber Castell gibt es nachfüllbar mit<br />

schickem Stifthalter in Gelb, Pink, Grün<br />

und Orange (www.faber-castell.de).


Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Cool Stuff<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 99<br />

auSSergewöhnlich<br />

Revolutionär<br />

Jeder Liebhaber des schönen Schreibens<br />

weiß, dass das edle Schreibgerät<br />

nicht immer unkompliziert in der<br />

Handhabung ist.<br />

Ab sofort können alle Wehmütigen<br />

aufatmen – die 5th Technology von<br />

PARKER revolutioniert alles, was man<br />

bisher über das Schreiben wusste:<br />

Eine neuartige, flexible Minenspitze,<br />

die von einer gravierten Metallfeder<br />

gestützt wird, sorgt für die nächste<br />

Generation des Schreibgerätes und<br />

ein einzigartig leichtes Schreibgefühl<br />

(www.parkerpen.com).<br />

Wer mal eben 200.000 Euro zu viel in<br />

der Portokasse hat, kann sich davon<br />

ein Handy kaufen. Das Celsius X VI II<br />

ist das erste mikromechanisches<br />

Mobiltelefon der Welt und wurde aus<br />

edelsten Materialien gefertigt. 547<br />

mechanische Teile sind hier verbaut.<br />

Vor allem die Uhr auf dem Gehäuse<br />

steckt voller präziser Feinmechanik,<br />

die französische Firma Celsius wurde<br />

2006 mit dem Ziel gegründet, edelste<br />

mikromechanische Mobiltelefone zu<br />

entwickeln. Nach immerhin drei<br />

Jahren Entwicklungszeit feiert nun<br />

das Erstlingswerk der Edelschmiede<br />

Premiere. (www.celsius-x-vi-ii.com).<br />

authentisch<br />

Als Irving Schott 1928 seine erste<br />

Motorradjacke herstellte, ahnte noch<br />

niemand, dass sie auf einen weltweiten<br />

Siegeszug gehen würde – und<br />

Menschen auf der ganzen Welt sie<br />

tragen. Heute braucht man kein Gangmitglied<br />

zu sein, um schwarzes Leder<br />

zu tragen. Die PERFECTO hat Kultstatus<br />

erreicht und die Lederjacke alltagstauglich<br />

gemacht (www.schott-nyc.eu).


100 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Genuss<br />

Der BESONDERE<br />

ANSPRUCH<br />

KETEL ONE<br />

Autor: K. Specht<br />

Traditionell<br />

Im 14. Jahrhundert wurde die erste<br />

wodkaartige Spirituose aus Getreide<br />

gebrannt und umschmeichelt bis<br />

heute in den unterschiedlichsten Varianten<br />

die Gaumen. Ketel One kommt<br />

in einer eher unscheinbaren Flasche<br />

daher und ist offensichtlich noch nicht<br />

dem allgemeinen „Pimp my Bottle“-<br />

Wahn verfallen. Der edle Vodka, den<br />

es jetzt auch in Deutschland gibt,<br />

hat es auch kaum nötig: Die 1691<br />

von Joannes Nolet, in der holländischen<br />

Kleinstadt Schiedam, gründete<br />

Destillerie reicht seit nunmehr zehn<br />

Generationen das Familiengeheimnis<br />

der hohen Destillier-Kunst von Vater<br />

zu Sohn weiter. Weizen und die tradi-<br />

tionelle Destillier-Methode in Kupferbrennblasen<br />

sorgen dafür, dass der Hochprozentige,<br />

seinen Geschmack: Nuancen<br />

von Fenchel und Anis, sanft entfaltet.<br />

Ketel One setzt weniger auf lautes<br />

Marketing. Man ist sich sicher, dass der<br />

Vodka durch seinen Geschmack und die<br />

außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit<br />

in diversen Cocktails von selbst überzeugt.<br />

Trotz der langen Tradition gibt<br />

man sich in den Niederlanden innovativ<br />

und kreierte nach langem Testen<br />

und verkosten einen neuen Ketel One<br />

mit einem Hauch Zitrone. Ob der Neue<br />

dem Siegeszug des großen Bruders folgt,<br />

bleibt indes abzuwarten aber probieren<br />

Sie doch selbst: www.ketelone.com


Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Genuss<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 101<br />

Fotos: DIEGO


102 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Beauty<br />

einzigartig<br />

Dramatisch<br />

Für eine sinnliche und gleichzeitig<br />

überwältigende Attitüde sorgt das<br />

Hypnôse Drama von Lancôme. Das<br />

extreme Volumen verleiht Ihnen das<br />

gewisse Etwas und verzaubert jeden,<br />

der Ihren Blick einen Wimpernschlag<br />

streift (www.lancome.de).<br />

Dior Homme Sport spiegelt die<br />

entspannte und zeitgemäße Energie<br />

der Dior Homme Couture wieder. Die<br />

Kopfnote ist mit einem Akkord von<br />

Ingwer aus Tansania veredelt und die<br />

Basisnote besticht mit einem Akzent<br />

von Zedernholz aus Virginia.<br />

Ein Verlangen nach Understatement<br />

kombiniert mit einem Hauch<br />

von Vintage, für einen Duft, der den<br />

beständigen Luxus unterstreicht und<br />

einfach unwiderstehlich anziehend<br />

wirkt (www.dior.com).<br />

Fantastisch<br />

Nachdem die Duftkerzen von Max<br />

Benjamin mit ihren reinen Düften<br />

weltweit die Herzen erfreuen, wurde<br />

es Zeit für etwas Neues aus der<br />

irischen Traditionsmanufaktur: Die<br />

neuen Raumduft Diffusoren enthalten<br />

keinerlei Alkohol oder andere flüchtige<br />

Substanzen. Reine Natur-Duftöle<br />

verteilen sich angenehm im Raum<br />

und entfalten ihren fantastischen Duft<br />

(www.maxbenjamin.ie).<br />

Seidig<br />

Die Designer Shaping Cream Foundation<br />

SPF 20 von Giorgio Armani ist der<br />

Liebling jedes Visagisten: Nach dem<br />

Vorbild der Duchesse Seide modelliert<br />

das Luxus-Make-up die Hautoberfläche<br />

federleicht, strafft sie, umhüllt<br />

das Gesicht mit einem geschmeidigen<br />

Glow und verleiht die perfekte Kontur.<br />

Sie enthält entspannende Feuchtigkeitsfaktoren,<br />

schützende Filterkomplexe und<br />

lässt jede Frau unwiderstehlich, zart<br />

erstrahlen (www.armani.com).


Lifestyle & Trend | Begehrenswert | Beauty<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 103<br />

verlockend<br />

Konzipiert wie ein Spaziergang durch<br />

einen blühenden Garten - das ist<br />

die Inspiration von Parfum-Kreateur<br />

François Demachy für das Eau de<br />

Toilette von Miss Dior. Ein Chypre-<br />

Akkord, welcher mit einem frühlingshaften<br />

Geist belebt wird und der<br />

gleiche Couture-Stil, welcher schon<br />

dem Original Miss Dior als Inspiration<br />

diente. Ein Duft, der mit floralen<br />

Akzenten und Lebensfreude besticht<br />

(www.dior.com).<br />

Zärtlich<br />

Tinted Lip Balm von Burt’s Bees sind<br />

ausgestattet mit einer Extraportion<br />

Bienenwachs und somit echte Pflegewunder.<br />

Erhältlich in sechs blumigen<br />

Farbnuancen und 100 Prozent natürlichen<br />

Inhaltsstoffen. So ist jeder Kuss<br />

noch zärtlicher (www.burtsbees.com).<br />

Schön<br />

Der Even Better Clinical Dark Spot<br />

Corrector entfernt selbst hartnäckige<br />

Pigmentflecken. Ein Extrakt aus<br />

Dianella Ensifolia wirkt als Power-Antioxidant<br />

und wirkt auch neuen Farbunebenheiten<br />

entgegen. Der Corrector<br />

ist für jeden Hautton, Hauttyp und<br />

selbst für sensible Haut geeignet<br />

(www.clinique.de).<br />

Blumig<br />

Orchidée Impériale Eye & Lip ist die<br />

effektivste Lösung, um die Zeichen<br />

der Hautalterung zu bekämpfen.<br />

Tiefenwirksam wird die empfindliche<br />

Haut genährt. Die Augenpartie wirkt<br />

straff und strahlend, die Lippen prall<br />

und voluminös. Durch das edle Glasgefäß<br />

schimmert der royalblaue Tiegel.<br />

Ein goldener edel gravierter Deckel<br />

schützt den kostbaren Inhalt. Ein echtes<br />

Schmuckstück in jedem Badezimmer<br />

(www.guerlain.com).


104 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Die letzte Seite | werde JACK DANIEL’S Roadie<br />

Rocking<br />

all over<br />

Werde JACK DANIEL’S<br />

Roadie<br />

Autor: K. Specht<br />

Foto: Jack Daniel‘s (Hinweis der Redaktion: www.massvoll-geniessen.de)


Die letzte Seite | werde JACK DANIEL’S Roadie<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 105<br />

Das Hurricane Musikfestival findet seit<br />

1997 auf der Sandrennbahn Eichenring<br />

bei Scheeßel (zwischen Bremen und<br />

Hamburg) statt und zählt mit 70.000<br />

Besuchern zu den größten Festivals in<br />

Deutschland. <strong>BOLD</strong> verlost gemeinsam<br />

mit Jack Daniel‘s einen Roadie-Platz<br />

und bringt dich hautnah an und ins<br />

Geschehen.<br />

Drinks sind außerdem inklusive<br />

– und wer mit vollem Einsatz<br />

mit anpackt, hat sich diese auch redlich<br />

verdient. 2012 bietet Jack Daniel‘s bereits<br />

zum sechsten Mal die Möglichkeit zu<br />

diesem besonderen Festival-Abenteuer.<br />

Einen Einblick in die Erlebnisse aus den<br />

vergangenen Jahren bekommst du unter<br />

www.jack-lives-here.de bereits vorab.<br />

dass sie den Grundstein einer<br />

großen Tradition legten. Denn<br />

Jack Daniel‘s ist heute aus der Musikkultur<br />

nicht mehr wegzudenken und<br />

fördert im Rahmen der Initiative<br />

„Distilled Tracks“ vielversprechende<br />

Künstler, um dafür zu sorgen, dass gute<br />

Musik die Aufmerksamkeit bekommt,<br />

die sie verdient.<br />

Du Hast<br />

das Zeug dazu<br />

Jack’s<br />

Backstage<br />

bewirb dich jetzt<br />

als Roadie<br />

Bewirb dich jetzt als Roadie für das<br />

legendäre Hurricane Festival vom 22.<br />

bis 24. Juni 2012 und komm in Jack’s<br />

Team. Während deine Freunde zwischen<br />

zigtausend anderen vor der Bühne auf<br />

ihre Lieblingsband warten, stehst du<br />

auf der Bühne und baust das Schlagzeug<br />

deiner Stars auf. Als Roadie im<br />

Jack Daniel‘s Team bist du es, der die<br />

Rockstars hautnah erlebt, beim Auf- und<br />

Abbau der Backlines hilft und während<br />

der Umbaupausen den Blick über die<br />

Menschenmenge genießt. Dank deines<br />

Backstagepasses sammelst du exklusive<br />

Stage- und Backstage-Erlebnisse, die du<br />

so schnell nicht vergessen wirst. Freie<br />

Unterbringung, Verpflegung und kühle<br />

1865 errichtete Jack seine eigene Distillery<br />

in Lynchburg. Der Erfolg ließ nicht<br />

lange auf sich warten. Dank des Charcoal-Mellowing-Verfahrens<br />

war Jack’s<br />

Whiskey schnell eine lokale Berühmtheit,<br />

und nicht nur das: Lynchburg wurde zum<br />

beliebten Ausflugsort für Menschen von<br />

nah und fern. Grund dafür war wieder<br />

einmal Jack’s Erfindungsreichtum: Um<br />

die Massen auf den Lynchburg Square<br />

und in seine zwei Kneipen zu locken, den<br />

White Rabbit Saloon und den Red Dog,<br />

hatte Jack 1892 kurzerhand eine Kapelle<br />

zusammengestellt, die Silver Cornet<br />

Band. Die 13-köpfige Truppe war bald in<br />

der ganzen Gegend bekannt und beliebt.<br />

Damals hätten sie wohl kaum geglaubt,<br />

Damit Jack Daniel‘s so erfolgreich sein<br />

kann, arbeiten seit jeher nur die besten<br />

Distillery Worker hinter den Kulissen<br />

in Lynchburg, und damit deine Bands<br />

auf den Bühnen des Hurricane Festivals<br />

ebenso gut performen können, sorgen<br />

auch hier nur die besten Helping Hands<br />

hinter den Kulissen dafür, dass alles glatt<br />

läuft. Und dieses Jahr könntest du dazu<br />

gehören!<br />

Roadie Bewerbung an:<br />

jacks-roadie@boldmag.eu


106 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Impressum<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Impressum<br />

Redaktionsanschrift<br />

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E-Mail: anzeigen@bold-magazine.eu<br />

Lektorat<br />

F. Reip<br />

Bildredaktion<br />

S. Schuster<br />

Titelbild<br />

Digital Artist Michael O.<br />

Autoren / Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

H. G. Teiner, J. M. Brain, M. Breuer, M. Mai,<br />

F. Reip, O. Franke, R. Brokate, G. Faranna,<br />

K. Specht, A. Werner, M. Wendt, G. Anthes<br />

Gerichtsstand / Erfüllungsort<br />

Berlin<br />

Heftpreis<br />

D 4.80 EUR, AT 5.50 EUR, CH 8.50 CHF<br />

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Jahres-Abonnement (6 Ausgaben) ab<br />

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Erscheinungsweise<br />

6-mal jährlich (2-monatlich)<br />

Deutschland, Österreich, Schweiz<br />

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Preisliste: 2 | 2012<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />

Texte, Illustrationen und Bilder wird keine<br />

Haftung übernommen.<br />

ISSN 2192-9378


samsonite.com<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 107<br />

© Samsonite 2012<br />

CUBELITE<br />

STARK WIE DIE FREUDE<br />

AUF ZU HAUSE<br />

Der einzigartige Cubelite ist dank seiner innovativen Kofferschalen<br />

aus CURV® unglaublich leicht und extrem stark, selbst bei sehr<br />

niedrigen Temperaturen. Mit den vier Doppelrollen bewegt er sich<br />

mühelos an Ihrer Seite, sowohl in die Ferne als auch zurück.<br />

Curv® ist eine eingetragenes US-Markenzeichen der Propex Operating Company, LLC.


108 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Kraftstoff verbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG: innerorts 6,4 – 5,6,<br />

außerorts 4,3 – 4,1, kombiniert 5,1 – 4,7. CO 2<br />

-Emission (g/km): kombiniert 119 – 110.<br />

500BYGUCCI.DE

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