43, 2008 - Татары Германии
43, 2008 - Татары Германии
43, 2008 - Татары Германии
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(Начало на стр. 12)<br />
На новых фотографиях –<br />
дети и внуки. «Это – моя<br />
старшая дочь, Земфира. Это<br />
Жаннины родители, моя<br />
младшая дочь с мужем. Они в<br />
Джезказгане живут, а Жанна<br />
здесь учится, к ним каждое<br />
лето гостить уезжает».<br />
Девятнадцатилетняя<br />
Жанна, как птичка, порхает<br />
по дому, успевая помочь прабабушке,<br />
собрать на стол,<br />
поставить чайник, ответить<br />
на телефонные звонки. «Весь<br />
дом на ней. Мне уж самой<br />
скоро 73, бывает, и сил нет<br />
ничего делать, так Жанна, как<br />
с учебы придет, сразу за ра-<br />
Guldshihan mit Janna<br />
боту берется, подгонять не<br />
приходится» - хвалит внучку<br />
Надия апай. «Я на бабушкиных<br />
пирогах выросла» - говорит<br />
Жанна, - «бэлиши с тыквой,<br />
с калиной – могу отрезать<br />
половину и съесть сразу.<br />
И чай, все говорят, у бабушки<br />
самый красивый и вкусный».<br />
Уж это правда – чайный<br />
аромат, прилетев из кухни в<br />
гостиную, сразу напомнил,<br />
что человеку для полного<br />
счастья необходимо сытно<br />
питаться. Из аккуратного<br />
буфета, как сами собой, появились<br />
вазочки с конфетами,<br />
тарелочки с печеньем, домашний<br />
кош теле, солнечножелтый<br />
мед и варенье. Незадолго<br />
до этого Надия апай,<br />
всплеснув руками, воскликнула:<br />
«Разговоры разговариваю,<br />
а постряпать чуть не<br />
PORTRÄT<br />
ЛИЦО НОМЕРА<br />
забыла». На кухне немедленно<br />
возникла разделочная доска,<br />
сковорода с раскаленным<br />
маслом и маленькие пузатые<br />
перемячи. Шипение разгоряченного<br />
жира, принявшего<br />
перемячи в свои жаркие объятия,<br />
временами заглушало<br />
голос хозяйки на диктофонной<br />
записи, но от рассказов<br />
Надии апай, успевавшей и<br />
готовить, и говорить, оторваться<br />
было невозможно…<br />
За чаем поговорили<br />
еще. Что молодежи сейчас<br />
некуда пойти – «Жанна целыми<br />
днями дома, как с занятий<br />
придет. Помню, я в ее возрасте<br />
дня не просидела, с подругами<br />
то туда, то сюда. А сейчас<br />
нормальная девчонка подумает,<br />
прежде чем на улицу<br />
выйти. Да и парней-татар ее<br />
возраста мало». О доме:<br />
«Тяжело управляться, дом<br />
большой. Муж мой сам проект<br />
рисовал, по его чертежам<br />
строили. И для огорода место<br />
осталось, и для построек. Пока<br />
жив был, чувствовалась<br />
мужская рука. Да теперь-то<br />
что о том говорить». О бывшей<br />
работе: «Я швеей много<br />
лет отработала. На смену изпод<br />
палки никто не шел – с<br />
настроением люди трудились.<br />
И про отпуска были уверены,<br />
и больничные оплачивались,<br />
куда только не ездили по турпутевкам<br />
и на курорты. Мастер<br />
наша постоянно отдавала<br />
работницам остатки тканей –<br />
шейте дома, себе, чтобы добро<br />
не пропало».<br />
В их доме, с высокими<br />
потолками и чистотой, заметной<br />
в каждой мелочи, много<br />
вещей, сделанных собственноручно.<br />
Льняные салфетки и<br />
полотенца, старенькая, но целая<br />
шаль – «это мамина, она<br />
вязала, смотри, какой узор по<br />
кайме», опрятные половики,<br />
цветы, даже кошка, так и не<br />
вставшая с нагретого места у<br />
печки – без слов сказали, что<br />
здесь живут женщины, истинные<br />
татарки и мастерицы, которым<br />
дано самое главное –<br />
настоящими женщинами быть,<br />
а не называться.<br />
Виктория Купцова,<br />
Семей<br />
(Anfang auf S. 12)<br />
„Moskau, 19<strong>43</strong>“. Einen Monat vor<br />
dem Kriegsende wurde der Ehemann<br />
von Guldshihan-äbij für vermisst<br />
erklärt. Seither ist nichts über ihn<br />
bekannt, nur ein Foto und seine Briefe<br />
von der Front, auf denen die Nummer<br />
von der Feldpost steht. 1945 war die<br />
schöne Guldshihan erst 37 Jahre alt.<br />
Sie hatte nicht mehr geheiratet obwohl<br />
sehr viele angesehene und stattliche<br />
junge Männer um sie anhielten.<br />
„Unseretwegen hatte sie nicht geheiratet.<br />
Immer wieder schob sie vor, sie<br />
habe drei Kinder, wer würde ihnen<br />
den leiblichen Vater ersetzen können?<br />
Mit dem Vater selbst hatte sie kaum<br />
die Möglichkeit gehabt richtig zusammen<br />
zu leben “.<br />
Auf den neuen Fotos sind Kinder<br />
und Enkelkinder zu sehen. „Hier, das<br />
ist meine ältere Tochter Semfira. Hier<br />
sind Jannas Eltern – meine jüngere<br />
Tochter und ihr Mann. Sie leben in<br />
Dsheskasgan, Janna aber studiert hier.<br />
Sie besucht ihre Eltern jeden Sommer“<br />
Die 19-jährige Janna flattert wie<br />
ein Vögelchen durch das Haus, hilft<br />
ihrer Urgroßmutter, deckt den Tisch<br />
und setzt die Teekanne auf, antwortet<br />
auf Anrufe. „Den ganzen Haushalt<br />
führt sie alleine. Ich bin doch bald<br />
schon 73. Manchmal fühle ich mich<br />
ganz von den Kräften verlassen und da<br />
ist Janna meine Hoffnung und Unterstützung,<br />
Kaum ist sie von Studium<br />
zurück, greift sie die ganze Hausarbeit<br />
auf, Antreiben ist gar nicht nötig!“ lobt<br />
Nadija apa ihre Enkelin. „Die Großmutters<br />
Backwaren sind die besten.<br />
Ich bin darauf gewachsen“, – sagt<br />
Janna: „Gebäcke mit Kürbis, Drosselbeeren<br />
– ich kann auf einmal die Hälfte<br />
davon essen. Und die Großmutters<br />
Tee ist der beste im Geschmack und in<br />
der Farbe!“<br />
Das stimmt auch: das aus der<br />
Küche dringende Aroma regte sofort<br />
den Appetit. Aus einem Wandschrank<br />
kamen so selbstverständlich kleine<br />
Schälchen mit Pralinen, Tellerchen<br />
mit Gebäck, hausgemachte Süßigkeiten,<br />
sonnig strahlende Honig und<br />
Konfitüre. Kurz davor schlug die<br />
Nadija apa ihre Hände über dem Kopf<br />
und rief auf: „Bei diesen Gesprächen<br />
habe ich fast vergessen etwas zuzubereiten!“<br />
In der Küche kamen sofort auf<br />
den Tisch: eine Pfanne, Flaschen mit<br />
Ölen, und schon vorgefertigte tatarische<br />
Spezialität – Peremätsch. Das<br />
Zischen des kochenden Fetts, das die<br />
Peremätsch in seinen heißen Reich<br />
übernahm, überdämpfte manchmal die<br />
Stimme der Hauswirtin im Diktiergerät,<br />
aber ich konnte nicht umhin, der<br />
Nr. 4/<strong>43</strong>, <strong>2008</strong><br />
ФЕИ УЮТА Fee der Gemütlichkeit<br />
Erzählung von Nadija apa, die gleichzeitig<br />
sehr geschickt mit verschiedenen<br />
Küchenutensilien hantierte und<br />
ihre Stories fortsetzte, nicht zu folgen.<br />
Beim Teetrinken setzte sich<br />
unser Gespräch fort. Über die Jugend:<br />
„Hat die Jugend von heute etwa keinen<br />
Platz, wo sie sich hinbegeben<br />
konnte – Janna sitzt den ganzen Tag<br />
lang zu Hause, nachdem sie vom<br />
Studium zurückkommt. Als ich in<br />
ihrem Alter war, blieb ich keinen<br />
einzigen Tag zu Hause sitzen, meine<br />
Freundinnen und ich besuchten abends<br />
alle interessante Plätze damals. Heutzutage<br />
muss sich aber ein normales<br />
Mädchen mehrmals überlegen, bevor<br />
sie irgendwohin geht. Selbst tatarische<br />
Burschen in ihrem Alter sind Rarität<br />
geworden“. Über das Haus: „Auch<br />
den Haushalt zu führen ist sehr<br />
schwer. Das Haus ist groß. Mein Man<br />
hatte damals selbst den Entwurf gemacht,<br />
nach seinen Zeichnungen wurde<br />
auch alles gebaut. Es blieb genug<br />
Platz sowohl für den Garten als auch<br />
für die Bauten. Solange er am Leben<br />
war, konnte man die männliche Hand<br />
spüren. Und heute…“ Über damalige<br />
Arbeitsstelle: „Lange Jahre habe ich<br />
als Näherin gearbeitet. Keiner arbeitete<br />
damals unwillig, umgekehrt – wir<br />
gingen zu unserer Schichtarbeit in<br />
guter Laune und arbeiteten auch so.<br />
Wir waren unseren Urlaubszeiten<br />
sicher, bekamen regelmäßig unsere<br />
Löhne und Krankengelder, viele Orte<br />
konnten wir mit Ferienschecks bereisen,<br />
selbst die Kurorte. Unsere Vorsteherin<br />
vernichtete die übrig gebliebenen<br />
Stoffreste nicht, sondern schenkte<br />
sie uns mit den Worten. „Näht zu<br />
Hause etwas für euch, es soll nicht<br />
verloren gehen!“<br />
In ihrem Haus mit den hohen<br />
Decken und der strahlenden Sauberkeit,<br />
die selbst an Kleinigkeiten<br />
festzustellen ist, ist Vieles eigenhändig<br />
gemacht. Die Servietten und<br />
Tücher aus Leinen, ein alter, aber<br />
noch gut erhalten gebliebener Schal:<br />
„Er gehört der Mutter, sie hatte ihn<br />
selbst gestrickt. Schau mal, was für<br />
Ornamente und Zierspitzen an den<br />
Rändern!“ Bodenteppiche, Pflanzen,<br />
selbst die Katze, die sich nicht einmal<br />
von ihrem warmen Platz am<br />
Ofen bewegt hatte, würden ohne<br />
Worte sagen, dass hier Frauen zu<br />
Hause sind, waschechte Tatarinnen<br />
und Meisterinnen, denen das Wichtigste<br />
im Leben zuteil geworden ist,<br />
echte Frauen zu sein, nicht etwa nur<br />
so genannt zu werden.<br />
Viktoria Kupzova,<br />
Semej<br />
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