43, 2008 - Татары Германии
43, 2008 - Татары Германии
43, 2008 - Татары Германии
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В просторном тереме в<br />
поселке Восточный (еще когда<br />
поселок Восточным и не<br />
думал называться, татары там<br />
уже жили – скоро 300 лет)<br />
живут-поживают прабабушка,<br />
бабушка и внучка. Внучку и<br />
правнучку зовут Жанна, она<br />
учится в Семипалатинском<br />
Государственном Университете<br />
на юриста. Бабушку зовут<br />
Надия, она – человек в доме<br />
главный. Прабабушка Гульжихан,<br />
согбенная годами, но<br />
сохранившая ясный ум и прекрасную<br />
память, в мае отметит<br />
столетний юбилей.<br />
«Абика, пойдем?» - красавица<br />
Жанна легко подхватывает<br />
сухонькую прабабушку под руки<br />
и помогает ей дойти до соседней<br />
комнаты – сфотографироваться<br />
на память. Разговор наш течет<br />
неспешно, о том, о сем, останавливается<br />
на общих знакомых,<br />
уплывает в далекое прошлое.<br />
Гульжихан аби говорит на чистейшем<br />
татарском – диктофон<br />
пишет, я угадываю отдельные<br />
слова, русский не помнит уже, а<br />
родной язык – как ручеек течет,<br />
чистый, ясный. Возле большой<br />
беленой печки, горячей и крепкой,<br />
вкусно пахнет чем-то неуловимым<br />
– теплом выстроенного<br />
собственными руками дома,<br />
наверное. Гульжихан аби, к которой<br />
я, собственно, и приехала,<br />
расскажет немножко о прошлом<br />
житье-бытье и дремлет – вековой<br />
возраст берет свое. Продолжают<br />
ее дочь, Надия апай, и<br />
правнучка Жанна. «Мама из села<br />
Башкуль, что под Семипалатинском<br />
в Бескарагайском районе,<br />
из Насыровых, до сих пор в<br />
Башкуле наши родственники<br />
живут. Родилась там, восемь<br />
классов школы закончила, училась<br />
на арабском языке. С детства<br />
знала тяжкий труд, была родителям<br />
первой помощницей,<br />
намаз читала и в самые<br />
«безбожные» времена. Рукодельница<br />
такая была, что, когда замуж<br />
вышла, нас, троих детей,<br />
рукоделиями вырастила – вязала,<br />
вышивала на заказ, да не<br />
просто шали, варежки, носки, а с<br />
выдумкой, с узорами, красивые<br />
и лечебные. За шалями из собачей<br />
шерсти к ней женщины в<br />
очередь вставали… И в огороде<br />
управлялась, и со скотиной –<br />
PORTRÄT<br />
ЛИЦО НОМЕРА<br />
ФЕИ УЮТА<br />
своим хозяйством жили. Сколько<br />
помню, мама всегда в работе<br />
была и молилась. Обо всех, кого<br />
знала, молилась – она Коран<br />
читает наизусть. Сколько молилась<br />
за здоровье отца, чтобы<br />
вернулся он, а вот как вышло…<br />
Играла на гармошке, сколько<br />
песен знала! У нас лошадь была,<br />
так мы на телеге, помню, на<br />
сабантуи обязательно ездили.<br />
Мама наготовит, настряпает,<br />
самовар возьмем и – на целый<br />
день. Гости в доме не переводились<br />
– и родня, и друзья, сейчас<br />
фотографии покажу».<br />
На снимке – мужчина в<br />
военной форме, лицо открытое,<br />
доброжелательное. На<br />
обороте надпись по-арабски,<br />
ниже – русскими буквами:<br />
«Москва, 19<strong>43</strong> год». Муж Гульжихан<br />
аби пропал без вести за<br />
месяц до окончания войны. Так<br />
с тех пор ничего о нем не известно,<br />
сохранился лишь снимок<br />
да письма с номером полевой<br />
почты. В 1945 году было<br />
красавице Гульжихан 37 лет<br />
всего. Так и не вышла она<br />
больше замуж, хотя невестой<br />
была видной и сватались к ней<br />
не один раз. «Мама из-за нас<br />
замуж не пошла. Говорила – у<br />
меня детей трое, кто им родного<br />
отца заменит? А с отцом и<br />
не успели пожить почеловечески,<br />
война не дала».<br />
(Продолжение на стр. 13)<br />
Fee der Gemütlichkeit<br />
In einem geräumigen, im Zuckerbäckerstil<br />
gebauten Haus in der<br />
Siedlung Wostotschnyj (noch lange<br />
bevor die Siedlung diesen Namen<br />
bekam, lebten dort die Tataren bereits<br />
seit 300 Jahren) wohnen drei<br />
Frauen zusammen - Urgroßmutter,<br />
Großmutter und Enkelin. Die Enkelin<br />
bzw. Urenkelin heißt Janna. Sie<br />
studiert an der Staatlichen Universität<br />
zu Semipalatinsk und ist angehende<br />
Juristin. Die wichtigste Person<br />
im ganzen Haus ist die Großmutter<br />
Nadija. Die Urgroßmutter<br />
Guldshihan, die der Last der vielen<br />
Jahre doch nicht ausweichen konnte,<br />
behält nach wie vor den klaren Geist<br />
Uroma, Oma und (Ur)Enkelin<br />
und hellen Sinn und hat vor, im Mai<br />
ihr 100-Jahriges Jubiläum feierlich<br />
zu begehen.<br />
„Äbijkä (so liebevoll werden die<br />
Großmütter bei den Tataren genannt),<br />
komm!“ Die wunderschöne Janna<br />
hakt sich bei ihrer Urgroßmutter ein<br />
und hilft ihr in das Nebenzimmer zu<br />
kommen, um dort Fotos zum Andenken<br />
machen zu lassen. Unser Gespräch<br />
verläuft ohne jegliche Eile, wir<br />
schneiden alle möglichen Themen an,<br />
erinnern uns an gemeinsame Bekannte,<br />
so langsam vertiefen wir uns in die<br />
weit zurückliegende Geschichte.<br />
Guldshihan-äbij spricht reines Tatarisch<br />
– mein Diktiergerät schneidet<br />
alles mit. Einzelne Wörter kommen<br />
mir fremd vor und ich muss sie raten.<br />
Russisch spricht sie nicht, aber ihre<br />
Muttersprache klingt so schön, fließt<br />
wie ein Bächlein rein und klar. Neben<br />
dem großen, weiß gestrichenen Ofen,<br />
der so warm und gründlich gebaut ist,<br />
nehme ich einen unbestimmbaren Duft<br />
Nr. 4/<strong>43</strong>, <strong>2008</strong><br />
wahr: vielleicht ist es die Wärme des<br />
eigenhändig errichteten Heimes.<br />
Guldshihan-äbij, zu der ich eigentlich<br />
auch gekommen bin, erzählt kurze<br />
Weile etwas aus dem früheren Leben<br />
und schläft unwillkürlich ein – das<br />
Alter lässt sich erkennen. Aber ihre<br />
Tochter – Nadija apa – greift in das<br />
Gespräch ein und setzt die unterbrochene<br />
Erzählung fort, ihr hilft die<br />
Urenkelin Janna. Unsere Mutter<br />
stammt aus der Familie Nasyrow, die<br />
in der Siedlung Baschkül bei Semipalatinsk<br />
wohnte. Bis heute leben dort<br />
einige unserer Verwandten. Die Urgroßmutter<br />
wurde dort geboren, beendete<br />
eine 8-Klassige Mittelschule, in<br />
der der Unterricht auf Arabisch erfolgte.<br />
Von Kindheit an war sie an schwere<br />
Arbeit gewöhnt: wie sollte es anders<br />
sein – sie war doch die aller erste Hilfe<br />
für die Eltern. Namaz (das islamische<br />
Beten) pflegte sie sogar in den<br />
„gottlosen“ Zeiten. Ihre handwerklichen<br />
Fähigkeiten waren im Ort sehr<br />
gut bekannt. Als sie geheiratet hatte<br />
und Kinder bekam, brachte sie auch<br />
uns, ihren Kinder, dieses Können bei.<br />
Sie strickte und stickte auf Bestellung<br />
nicht nur einfache Schals, Socken,<br />
Handschuhe, sondern versuchte ihrer<br />
Kreativität freien Lauf zu geben: unter<br />
ihren Händen bekamen diese neue<br />
Ornamente, sahen schon aus und hatten<br />
sogar heilende Eigenschaften. Um<br />
solche Schals aus Hundewolle zu<br />
tragen, mussten sich die örtlichen<br />
Frauen in die Warteliste eintragen<br />
lassen. Meine Mutter schuf tüchtig in<br />
unserem Garten, passte auf das Vieh<br />
auf – wir hatten doch unsere eigene<br />
Wirtschaft. Ich kann mich nicht erinnern,<br />
dass meine Mutter nicht gearbeitet<br />
oder nicht gebetet hatte – sie betete<br />
für alle, die sie kannte, konnte den<br />
ganzen Koran auswendig rezitieren.<br />
Sie hatte jeden Tag für den Vater<br />
gebetet, dass er lebendig zurückkommt…<br />
Es geschah aber anders. Sie<br />
konnte Ziehharmonika spielen und<br />
wunderschön singen. In unserer Wirtschaft<br />
hatten wir auch ein Pferd, das<br />
wir einspannten und uns zu allen Sabantuis<br />
begaben. Die Mutter konnte<br />
sehr gut kochen und die Gäste in unserem<br />
Haus waren immer Selbstverständlichkeit.<br />
Hier sind viele Fotos<br />
davon.<br />
Auf dem Bild ist ein Mann in<br />
Militäruniform zu sehen, sein Gesichtsausdruck<br />
ist klar und offen, eher<br />
freundlich. Auf der Rückseite steht<br />
zuerst in Arabisch, dann in Russisch<br />
(Fortsetzung auf der S. 13)<br />
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