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Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs

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Als mit der Reformation die Zahl der Priesterbrüder massiv gesunken war, kam es zu<br />

Veränderungen. War die Zahl der Seelsorgspriester ursprünglich in der Minderheit, so<br />

gerieten dies nun die Konventspriester. Hinzu trat auch noch die Tatsache, dass die<br />

Konvente immer weiter zusammenschrumpften. Damit sank aber auch die Zahl der<br />

Priester in den einzelnen Konventen, womit sich auch Gewichtungen unübersehbar<br />

verschoben. Die Bedeutung der Priester innerhalb des Ordens und der Konvente nahm<br />

weitgehend ab, wie auch das Konventsleben an sich, <strong>bis</strong> es endlich ganz zum Erliegen<br />

kam. <strong>Der</strong> Konventspriester wurde innerhalb des Konventes immer mehr zum<br />

Einzelkämpfer, was wir am Beispiel des Chorgebetes betrachten können. Befanden sich<br />

ursprünglich in den meisten Kommenden mehrere Priesterbrüder, so war es nun oftmals<br />

nur noch einer. Hierzu kam die sinkende Zahl der Ordensritter, welche sich von den<br />

Ordenspriestern in ihrem Selbstverständnis zunehmend entfernten, so das man fast von<br />

zwei, oder wenig mehr, Individuen unter einem Dach reden kann. Denn vor dem<br />

faktischen Erliegen der Gemeinschaft, kam die geistige Trennung.<br />

Was wir im Verlauf des 16. Jahrhunderts also beobachten können, sehen wir einmal von<br />

Jungen-Biesen ab, ist das Aussterben des Konventspriesters. Auch wenn es noch den<br />

einen oder anderen Priester in den Kommenden gab, so hatte sich dieselbe doch bereits<br />

in ein Versorgungsobjekt der Ritterbrüder verwandelt, welche für gewöhnlich bei<br />

fremden Herrn in Dienst standen und darum zumeist abwesend waren. Es gab also<br />

faktisch keinen Bedarf mehr für Seelsorge an den Ordensmitgliedern, so dass sich der<br />

dort noch lebende Priesterbruder in einen Kommendenkaplan verwandelte, womit er in<br />

den Typus des Seelsorgspriester übergegangen war. Seine Zielgruppe bildeten im Alltag<br />

nicht mehr vornehmlich die Ordensritter, sondern fast ausschließlich die<br />

Kommendenbewohner, also Dienstpersonal und Gäste.<br />

Mit dem 17. Jahrhundert gehörte der Priesterbruder des Deutschen Orden zwar noch<br />

einer Gemeinschaft an, lebte aber in keiner mehr. Da er zu seinem Lebensunterhalt<br />

zudem ein Gehalt bezog, so hatte er sich zu einem Quasiweltpriester gewandelt. Das<br />

einzige was ihn von diesem noch unterschied, war eine noch praktizierte Versetzbarkeit.<br />

Die Tatsache, dass er seit frühester Zeit zumeist erst nach seiner Priesterweihe in den<br />

Orden eintrat, also seine wissenschaftliche und geistliche Formung außerhalb des<br />

Ordens erhielt, verstärkte diesen Aspekt zusätzlich. Die Aussage eines Thomas Schen<br />

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