26.09.2013 Aufrufe

Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs

Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs

Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9 Zusammenfassung<br />

Die in dieser Arbeit betrachtete Geschichte der <strong>Deutschordenspriester</strong> hat uns ein<br />

reichhaltiges und wechselvolles Bild bereitet. Über 600 Jahre hindurch hat er am<br />

Geschehen seiner Zeit teilgenommen und dieses hier und da auch sicherlich mitgeprägt.<br />

Von seinem eigentlichen Wesen her ist der Priesterbruder des Deutschen Ordens<br />

Seelsorger. In einem „Laienorden“ auf Platz zwei stehend, war er primär nicht zum<br />

Leiten, sondern zum Dienen berufen. Man bedurfte seiner in erster Linie zu Chorgebet,<br />

Seelsorge und Spendung der Sakramente an die auf dem ersten Platz stehenden<br />

Ritterbrüder. War es die Aufgabe der Ritter zu kämpfen, so war es die Aufgabe der<br />

Priester die Sakramente zu spenden und die geistliche Betreuung sicherzustellen. Mit<br />

der Inkorporation von Pfarreien weitete sich das Wirkungsfeld jedoch über die Mauern<br />

der Kommenden hinaus aus, so dass es nun Aufgabenstellungen innerhalb und<br />

außerhalb der eigentlichen Gemeinschaft gab. Dies führte zwangsläufig zu einer<br />

Differenzierung, nicht nur des Arbeitskreises, sondern auch des Lebens. So können wir<br />

geradezu von zwei Priestertypen innerhalb des einen Ordens sprechen, nämlich dem<br />

Konventspriester und dem Seelsorgs- oder Pfarrpriester.<br />

Das Leben des Konventspriesters spielte sich vornehmlich innerhalb der Kommende ab.<br />

Er ist, so können wir sagen, der monastische-kanonikale Typus. Er lebte in<br />

Gemeinschaft. Im Kreise seiner Mitbrüder betete, bzw. sang er das Chorgebet und nahm<br />

er seine Mahlzeiten ein. Er lebte in ständiger Ankopplung an eine konkrete<br />

Gemeinschaft und arbeitete auch in ihr, denn auch Verwaltung oder Schule bildeten<br />

keine wirkliche Trennung.<br />

<strong>Der</strong> zweite Typus, welchen wir als Seelsorgspriester bezeichnen wollen, lebte von<br />

seiner Gemeinschaft in räumlicher Trennung. Er besaß zwar die Rückkopplung an eine<br />

Kommende, nicht aber die direkte Ankopplung. Gleich einem Weltpriester lebte er für<br />

sich und widmete sich der Seelsorge, zu welcher auch noch die weitgehend selbständige<br />

Verwaltung der dem Orden übergebenen Pfarrgüter hinzukam. Im Gegensatz zum<br />

Konventspriester war er ein Einzelkämpfer und besaß seine eigene Haushaltsführung,<br />

war also quasi sein eigener Ein-Mann-Konvent. Somit hatte er nicht nur größere<br />

Freiheiten und entging einer gewissen Sozialkontrolle, sondern besaß auch eine größere<br />

Selbstverantwortung. Ein festes Korsett, welches ja auch Rückhalt bietet, war ihm nicht<br />

geboten, so dass er in einem wesentlich größeren Umfang der Gefahr einer<br />

„Verwahrlosung“ preisgegeben war, als es einem Konventspriester zugemutet wurde.<br />

71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!