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Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs

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8.1.6 Pitanzenmeister<br />

Ihm waren die frommen Stiftungen der Kommende anvertraut. Als solches war er<br />

zuständig für die Einziehung des Stiftungsvermögens, z. B. aus einem Nachlass, und für<br />

die Erfüllung der entsprechend daran geknüpften Bedingungen. Also für die Abhaltung<br />

der entsprechenden Gottesdienste 240 . Auch wenn es nicht in jeder Kommende einen<br />

Pitanzenmeister gab, so wurde das Stiftungsvermögen doch fast immer klar vom<br />

übrigen Kommendenvermögen unterschieden und getrennt verwaltet 241 .<br />

8.1.7 Prior<br />

Ein uns nicht sehr häufig begegnendes Amt ist das des Priors. Dieses, stets von einem<br />

Priesterbruder bekleidet, hat es angeblich in allen größeren Kommenden gegeben, so<br />

dass ihm die übrigen Geistlichen des Konventes unmittelbar unterstanden 242 .<br />

Wahrscheinlicher ist jedoch die Annahme, dass es einen solchen in jeder Ballei nur<br />

einmal gab und er der Vorgesetzte aller Balleikleriker war. Jedenfalls würde uns dieses<br />

auch erklären, warum wir in anderen Konventen keinen Prior, sondern einen<br />

Priesterbruder als Komtur oder Sakristan vorfinden, auch wenn diese über eine größere<br />

Zahl von Priesterbrüder verfügten. Damit wäre der Prior so etwas wie ein Provinzial<br />

gewesen, dessen Amtssitz möglicherweise an ein gewisses Haus gebunden gewesen<br />

war. Im Großpastor von Saint-Andre zu Lüttich können wir wohl ein Überbleibsel des<br />

Priorates <strong>bis</strong> in das 18. Jahrhundert hinein erkennen. Dieser war der geistliche Leiter der<br />

Balleipriester, mit welchem sich der Landkomtur über die Angelegenheit der<br />

Priesterbrüder beraten hat. Zugleich konnte er jedoch auch in eigener Funktion<br />

einschreiten 243 und den Landkomtur erst bei größeren Problemen zu Hilfe holen. Zudem<br />

führte er mit den Ordenskandidaten vor dem Eintritt das Aufnahmegespräch und gab<br />

sein Votum über deren Zulassung zur Profess 244 . Auch für die Ballei Lothringen finden<br />

wir dieses im 18. Jahrhundert. Hier scheint die Rolle durch den Pfarrer von Rachtig<br />

240 Jörg Seiler, <strong>Der</strong> Deutsche Orden in Frankfurt, Marburg 2003, S. 540<br />

241 Josef Hopfenzitz, Kommende Oettingen Deutschen Ordens (1242-1805). Recht und Wirtschaft im<br />

territorialen Spannungsfeld., Bad Godesberg 1975, S. 46<br />

242 Ulrich Gasser, Die Priesterkonvente des Deutschen Ordens. Peter Riegler und ihre Wiedererrichtung<br />

1854-1897, Bad Godesberg 1973, S. 5<br />

243 Nicole Laguesse-Plumier, Comanderij of Paochie?, in: Saint-Andre. De Duitse Orde in Luik (1254-<br />

1794)., Opglabbeek 1991, S. 47<br />

244 Nicole Laguesse-Plumier, Comanderij of Paochie?, in: Saint-Andre. De Duitse Orde in Luik (1254-<br />

1794)., Opglabbeek 1991, S. 50<br />

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