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Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs

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8.1.2 Komtur<br />

An der Spitze einer jeden Kommende stand der Komtur. Er war, wenn man so will, der<br />

Hausobere und zuständig für die Einhaltung der Ordensdisziplin, wie auch der Leitung<br />

von Kranken- und Waffendienst. Handelte es sich beim Komtur um einen<br />

Priesterbruder, so unterstand ihm auch die Leitung der Seelsorge 227 , so dass er bei einer<br />

Pfarrkommende oftmals auch zugleich Pfarrer war, aber nicht sein musste 228 . Zudem<br />

war der Komtur auch für die Vermögensverwaltung der ihm anvertrauten Kommende<br />

zuständig, wobei er jedoch an die Weisungen des Landkomturs gebunden blieb.<br />

Eigenmächtig, also ohne Weisung von oben, dürfte er weder Brüder in die Kommende<br />

aufnehmen, noch Besitzungen des Hauses veräußern. Bei den jährlich stattfindenden<br />

Provinzkapiteln hatte der Komtur, welcher jederzeit seines Amtes enthoben und versetzt<br />

werden konnte, Rechenschaft abzulegen. Seit dem 13. Jahrhundert sind uns<br />

Priesterbrüder in der Stellung eines Komturs belegt 229 . Diese Stellung konnten sie nicht<br />

nur in Priesterkonventen bekleiden, sondern auch in gemischten Konventen, wie es uns<br />

für Münnerstadt um 1320 belegt ist 230 . In der Ballei Etsch waren 1391 gar vier von fünf<br />

Komturen Priesterbrüder 231 . Wie die Ordensritter, so bezogen auch die Priesterbrüder<br />

aus dieser Stellung ein Einkommen. Dies belegt uns der Wechsel des Johann Heuart<br />

OT, der Komtur in Luxemburg war und 1652 auf die Kommende Luxemburg<br />

übersiedelt, was ihm eine Verbesserung seiner Einkommenslage bescherte 232 . So sehr<br />

der Priesterbruder mit der Reformation auch an Bedeutung verlor und zunehmend aus<br />

der Leitung des Ordens verdrängt wurde, so scheint er sich hier und da doch noch als<br />

leitungsfähiges Ordensmitglied behauptet zu haben. Die Behauptung, dass die<br />

Priesterbrüder in der Mitte des 16. Jahrhunderts endgültig aus der Stellung eines<br />

Komturs verschwanden 233 kann also nicht gehalten werden. Wenn Johann Heuart OT<br />

auch das späteste Beispiel eines Priesterbruders als Komtur ist, finden in Johann<br />

227 Ekhard Schöffler, Die Deutschordenskommende Münnerstadt. Untersuchungen zu r Besitz-,<br />

Wirtschafts- und Personalgeschichte., Marburg 1991, S. 319<br />

228 Ekhard Schöffler, Die Deutschordenskommende Münnerstadt. Untersuchungen zu r Besitz-,<br />

Wirtschafts- und Personalgeschichte., Marburg 1991, S. 385<br />

229 Ekhard Schöffler, Die Deutschordenskommende Münnerstadt. Untersuchungen zu r Besitz-,<br />

Wirtschafts- und Personalgeschichte., Marburg 1991, S. 319<br />

230 Ekhard Schöffler, Die Deutschordenskommende Münnerstadt. Untersuchungen zu r Besitz-,<br />

Wirtschafts- und Personalgeschichte., Marburg 1991, S. 324-325<br />

231 Christoph Gufler, Die Pfarreien, in: Heinz Noflatscher (Hg.), <strong>Der</strong> Deutsche Orden in Tirol. Die Ballei<br />

Etsch und im Gebirge., Bozen 1991, S. 443<br />

232 Rüdiger Schmidt, Die Deutschordenskommenden Trier und Beckingen 1242-1794, Marburg 1974, S.<br />

357<br />

233 Ekhard Schöffler, Die Deutschordenskommende Münnerstadt. Untersuchungen zur Besitz-,<br />

Wirtschafts- und Personalgeschichte., Marburg 1991, S. 319<br />

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