Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs
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Jahrhunderten immer wieder Weltpriester in den eigenen Kirchen und Kommenden<br />
ein 198 . Welch einen enormen Bedarf es an eigenen Priestern gab, zeigt die Tatsache,<br />
dass alleine das Meistertum in Mergentheim und die Ballei Franken 72 Pfarreien, 11<br />
Benefizien und 29 Kaplaneien in 11 Diözesen besaßen 199 . Bevorzugt besetzt wurden<br />
diese natürlich mit ordenseigenen Priestern und Alumnen des Ordensseminares.<br />
Seminaristen von Mergentheim erhielten ein Benefizium nach der Dauer ihres<br />
Aufenthaltes. Wer am längsten im Hause war, der erhielt als erster ein Benefizium. Wer<br />
sich jedoch hatte etwas zu Schulden kommen lassen, der wurde zurückgestuft. So<br />
konnte die Wartezeit zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren betragen 200 .<br />
7.4.2 <strong>Der</strong> Pfarrdienst<br />
Wenn wir uns eine Pfarrkirche des Mittelalters betrachten, so finden wir in Städten<br />
oftmals eine Kirche mit mehreren Priestern vor, auf dem Land konnte es auch schon<br />
mal der Pfarrer alleine sein. Von all diesen Priestern, die an der Pfarrkirche lebten,<br />
waren lediglich der Pfarrer und ein zweiter Priester, im Amt des Vikars, für die<br />
Seelsorge zuständig. Bei all den übrigen Priestern handelte es sich lediglich um<br />
Altaristen, welche an einem bestimmten Altar ihre Messe zu feiern, ansonsten aber<br />
nichts mit der Seelsorge zu tun hatten.<br />
Doch wie sah nun die Tätigkeit des Pfarrers und, wenn vorhanden, des Vikars oder<br />
Kaplans aus? Im Mittelalter, und noch <strong>bis</strong> ins ausgehende 18. Jahrhundert, bestand die<br />
Seelsorge vor allem aus dem Spenden der Sakramente und, wenn auch nicht ganz so<br />
wichtig, der Predigt. Hiermit war er in räumlich ausgedehnten Pfarreien, musste er doch<br />
alle Wege zu Fuß zurücklegen, und auch bevölkerungsstarken Pfarrgebieten schon<br />
reichlich ausgelastet. Er taufte Kinder, segnete Ehen ein, die Wöchnerinnen aus, brachte<br />
den Kranken der Gemeinde die Wegzehrung und versah sie mit der letzten Ölung,<br />
begrub die Toten und hörte die Beichte. Zu alledem musste er sich dann noch hinsetzen<br />
198<br />
Bernhard Demel, Das Priesterseminar des Deutschen Orden zu Mergentheim, Bad Godesberg 1972, S.<br />
23<br />
199<br />
Bernhard Demel, Das Priesterseminar des Deutschen Orden zu Mergentheim, Bad Godesberg 1972, S.<br />
25<br />
200<br />
Bernhard Demel, Das Priesterseminar des Deutschen Orden zu Mergentheim, Bad Godesberg 1972, S.<br />
217<br />
47