Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs
Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs
Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
peyl, in dem brewhouz 1 guten kessel mit allem geret. Hierzu gab es noch einen Hof mit<br />
allerlei Getier und zahlreiche Lebensmittelvorräte. <strong>Der</strong> Lebensstandard war also<br />
durchaus gehoben, was man alleine am Bedarf von vier Tischtüchern erkennen kann.<br />
Auch Federbetten und Kopfkissen zeugen durchaus von einem gewissen Komfort. Wer<br />
nun den Haushalt führte, wissen wir nicht. Sicher ist nur, dass man über Gesinde<br />
verfügte, dessen Bier säuberlich von dem des Pfarrers getrennt gehalten wurde. Was die<br />
Speisen angeht, so übergab Pater Niclas seinem Nachfolger einiges an Fleisch und<br />
Käse 152 . Nähere Anhaltspunkte zum Haushalt eines Priesterbruders finden wir dann erst<br />
wieder in der Visitation des Jahres 1603. Hier nämlich gab der Pfarrer von Rachtig an,<br />
dass seine Mutter, seine Schwester und zwei Mägde ihm den Haushalt führten 153 , was<br />
wohl sicherlich nicht unüblich gewesen sein dürfte. So lebten 1767 zwei Verwandte im<br />
Haus des Pfarrers von Sarnthein, in dem, innerhalb von etwa 100 Jahren, die Zahl der<br />
Bediensteten von dreien (1685) auf sieben (1781) stieg. Das die Verwandtschaft auch<br />
nicht um Gotteslohn arbeitete, erfahren wir hier übrigens auch 154 . Personal wird<br />
jedenfalls wohl in jedem Pfarrhaus zu finden gewesen sein, was sich, wie in Vught,<br />
auch gut an den Grundrissplänen der Pfarrhäuser ablesen lässt 155 . Auf dieses Personal<br />
konnte im übrigen auch gar nicht verzichtet werden, besonders wenn der Pfarrhof, wie<br />
das Erwähnte Sarnthein, ein Gutshof war 156 . Von einem gehobenen Lebensstil künden<br />
auch die Exlibris verschiedener Priesterbrüder 157 . Handelte es sich doch hierbei um<br />
Kupferstiche, welche eigens für den Besitzer geschaffen wurden. Hieraus dürfen wir im<br />
Übrigen auch schließen, dass man sich nicht nur vereinzelte Bücher leistete, sondern<br />
wohl eher eine ganze Bibliothek. Denn eine Exlibrisanschaffung lohnte sich eigentlich<br />
nur im größeren Umfang. Einen ebenfalls eher herrschaftlichen Lebensstil<br />
dokumentieren, hier besonders in den südlichen Balleien, die zahlreichen Portraits von<br />
Ordenspriestern vorweisen können. Hierbei ist besonders das Portrait des Simon Tröger<br />
OT zu erwähnen, welches neben einer offenen Geldbörse, auch das Lebensmotto des<br />
Portraitierten trägt: „Lustig gelebt und selig gestorben ist den Teifl’s Concept<br />
152<br />
Josef Hemmerle, Die Deutschordens-Ballei Böhmen in ihren Rechnungsbüchern 1385-1411, Bad<br />
Godesberg 1967, S. 100<br />
153<br />
W. Jacobs, Kelchfuß mit Reliquiar-Aufsatz, in: Ritter und Priester. Acht Jahrhunderte Deutscher<br />
Orden in Nordwesteuropa. (Ausstellung der Landkommanderij Alden Biesen), Alden Biesen 1992, S. 136<br />
154<br />
Erika Kustatscher, Die Deutschordenspfarre Sarntheim, Marburg 1996, S. 99<br />
155<br />
vgl. C. G. De Dijn, Erdgeschoßgrundriß des Pfarrhauses der St. Lambertuspfarrei in Vught, in: Ritter<br />
und Priester. Acht Jahrhunderte Deutscher Orden in Nordwesteuropa. (Ausstellung der Landkommanderij<br />
Alden Biesen), Alden Biesen 1992, S. 202<br />
156<br />
Erika Kustatscher, Die Deutschordenspfarre Sarntheim, Marburg 1996, S. 99<br />
157<br />
So z. B. Johann Baptist Siebenfercher. Vgl. Franz-Heinz von Hye, Auf den Spuren des Deutschen<br />
Orden in Tirol. Eine Bilddokumentation., Bozen 1991, S. 284<br />
39