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Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs

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Zum Vergleich: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts benötigte man im Erz<strong>bis</strong>tum<br />

Köln zum Erhalt der Weihen einen Lebensunterhalt von 60 Reichstalern, von denen 30<br />

Reichstaler aus einem Dienstverhältnis stammen dürften. Doch waren 60 Reichstaler<br />

bereits ein Minimum, von welchem man, ohne Nebenverdienst, sein Leben nicht fristen<br />

konnte 132 . Becker bezeichnet die Einkommen der Landpfarrer, und da muss man wohl<br />

auch den Klerus von Kleinstädten hinzurechnen, für das 16. und 17. Jahrhundert nicht<br />

zu Unrecht als „ganz erbärmlich“ 133 . Hieran wird sich auch im folgenden Jahrhundert<br />

wohl kaum etwas geändert haben, so dass man die Priesterbrüder des Deutschen Orden<br />

im Vergleich zum Weltklerus keinesfalls als minderbemittelt sehen darf.<br />

6.3 Wohnung<br />

Wenn wir uns nun die Wohnräumlichkeiten der Priesterbrüder betrachten, so werden<br />

wir erkennen, dass es da doch zwischen dem mittelalterlichen <strong>Deutschordenspriester</strong>,<br />

der in Gemeinschaft lebte, und dem neuzeitlichen, der normalerweise auf sich alleine<br />

gestellt war, nicht unerhebliche Unterschiede gab.<br />

Über die Wohnverhältnisse des Mittelalters ist uns nichts bekannt. Hier können wir uns<br />

nur auf die Beschreibungen der Ritterbrüder verlassen, mit denen sie weitgehendst in<br />

Gemeinschaft lebten. Hierbei schnitt man sicherlich besonders schlecht ab, wenn man in<br />

einer der Burgen des Ordens stationiert war. Denn hier waren die Wohnverhältnisse<br />

äußerst begrenzt. Dies erkennen wir z. B. an der Ordensburg zu Riga. Hier waren auf<br />

einem Stockwerk, welches ein Quadrat von nicht ganz 60 m Länge umfasste,<br />

Dormitorium (Schlafsaal), Remter (Refektorium oder Speisesaal), Kapitelsaal und<br />

Kapelle für zahlreiche Brüder untergebracht. Auch auf den Burgen des Reiches sah dies<br />

nicht anders aus. Das Dormitorium selbst war noch einmal in einzelne Schlafstellen<br />

unterteilt, die durch Holzwände abgetrennt und durch Gittertüren zugänglich waren.<br />

Hierin befanden sich pro Bruder ein Strohsack, ein Leinentuch und eine Decke. <strong>Der</strong><br />

Komtur wohnte natürlich separat, jedoch auch nicht komfortabeler. Das Remter muss<br />

man sich als einen schlichten Raum mit wuchtigen Tischen und Bänken vorstellen und<br />

auch der Kapitelsaal dürfte von seiner Einrichtung her nicht mehr als einige Bänke<br />

132 Eduard, Hegel(Hg.), Geschichte des Erz<strong>bis</strong>tums Köln. 2. Band: Das Erz<strong>bis</strong>tum Köln im späten<br />

Mittelalter (1197-1515), Köln 1995, S. 170-171<br />

133 Thomas Paul Becker, Konfessionalisierung in Kurköln. Untersuchungen zur Durchsetzung der<br />

katholischen Reform in den Dekanaten Ahrgau und Bonn anhand von Visitationsprotokollen 1583-1761.,<br />

Bonn 1989, S. 92<br />

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