Der Deutschordenspriester bis 1800 - Damian Hungs
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5.5.1 Priesterseminar zu Mergentheim<br />
Die Treibende Kraft einer Seminargründung war der Frankener Landkomtur von Eck,<br />
dem die Einrichtung desselben dann auch 1607 in Mergentheim gelang 77 . Noch im<br />
ausgehenden 18. Jahrhundert stammten die hiesigen Alumnen zum größten Teil aus<br />
mittleren oder ärmeren Volksschichten. Sie mussten ihre Hochschulausbildung aus<br />
eigener Tasche zahlen und erhielten mit dem Eintritt ins Alumnat, ob nun als<br />
Priesterbruder oder Weltpriester, einen Tischtitel. Sie waren zu diesem Zeitpunkt also<br />
für gewöhnlich bereits Priester und erhielten nun eine Ausbildung in der qualifizierten<br />
Seelsorge auf einem Ordensbenefizium 78 . Doch wie sah dies nun alles praktisch aus?<br />
Um überhaupt in das Seminar aufgenommen zu werden benötigte der Bewerber die<br />
Zeugnisse ehelicher Geburt, über wissenschaftliche und charakterliche Eigenschaften,<br />
das Alter von 22 Jahren vorweisen, einen Abschluss in Philosophie und zwei Jahre<br />
Moraltheologie gehört haben, körperliche Gesundheit und die Prüfung der<br />
Priesterberufung durch Exerzitien und frei von Irregularien sein. Fand er sich bereit alle<br />
Seminaraufgaben zu erfüllen, also Chorgebet oder die Unterrichtung der<br />
Seminarknaben nach der Praxis der Jesuiten, so stand der Aufnahme nichts mehr im<br />
Wege. Erfüllte er dann alle Voraussetzungen zum Empfang der Maiores und<br />
verpflichtete er sich dem Orden acht <strong>bis</strong> zehn Jahre zu dienen, so erhielt er einen<br />
Tischtitel. Als Gegenleistung erhielt der Alumne jedoch im Seminar, wenn er denn<br />
aufgenommen wurde, Essen und kostenfreie Wohnung, ein Jahres Gehalt (12<br />
Reichstaler nach der Subdiakonenweihe und 50 nach der Priesterweihe), Erstattung der<br />
Reise und Ordinationskosten nach Würzburg, die Anschaffung von Brevier und Habit,<br />
die Primizkosten (jedoch nur wenn sie in Mergentheim gefeiert wurde) und die<br />
Seminarausbildung zur praktischen Seelsorge und Pflege des geistlichen Lebens. Ein<br />
Aufnahmegesuch ging jeweils an den Landkomtur und da die Plätze sehr gering waren,<br />
zumeist schon während des zweiten Studienjahres (manchmal auch schon im ersten) an<br />
der Hochschule. Seit 1719 gehörte zum Aufnahmeverfahren auch das Ablegen einer<br />
theologischen Prüfung 79 . Das Seminarleben war streng geregelt und begann morgens<br />
um 5.00 Uhr mit dem Läuten der Glocke. <strong>Der</strong> Tag teilte sich dann zwischen<br />
77<br />
Bernhard Demel, Das Priesterseminar des Deutschen Orden zu Mergentheim, Bad Godesberg 1972, S.<br />
49<br />
78<br />
Bernhard Demel, Das Priesterseminar des Deutschen Orden zu Mergentheim, Bad Godesberg 1972, S.<br />
209-210<br />
79<br />
Bernhard Demel, Das Priesterseminar des Deutschen Orden zu Mergentheim, Bad Godesberg 1972, S.<br />
212-214<br />
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