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Das Post und Telegrafenwesen von Gersau. - Gersau 2014

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1<br />

<strong>Das</strong> <strong>Post</strong> <strong>und</strong> <strong>Telegrafenwesen</strong><br />

<strong>von</strong><br />

<strong>Gersau</strong>.<br />

Marzell Camenzind<br />

Ursprünglich, als <strong>Gersau</strong> noch keine Strassen zu unseren Nachbarorten hatte<br />

wurden die Waren hauptsächlich mit Ruderschiffen transportiert. Zuständig für<br />

diese Transporte war die Marktschiff-Gesellschaft die jeden Dienstag mit dem<br />

sogenannten Landnauen nach Luzern führen. Aber auch alle andern Uferorte,<br />

wurden mit den „Stehruder-Nauen“ angefahren, speziell Flüelen, wo die Ware<br />

<strong>von</strong> Säumern <strong>von</strong> Italien her über den Gotthard gebracht wurde.<br />

Die Marktschiffgesellschaft war einer strengen, behördlichen<br />

Marktschiffverordnung dem s. g. „Nauenbrief“ unterstellt. In diesem wurde<br />

geregelt, was, wann <strong>und</strong> wie transportiert werden durfte. Die sog.<br />

„Marktschifflüt“ oder „Nauenknechte“ wurden <strong>von</strong> der Behörde, nach<br />

vertraglich festgelegter Zeit, immer wieder neu gewählt. Die<br />

Aufnahmebestimmungen waren hart, doch genossen die Mitglieder dann auch<br />

grosses Ansehen. Die Ruderknechte waren einem Schiffmeister unterstellt.<br />

Um die <strong>von</strong> den Schiffen transportierten Waren unter Dach zu bringen, gab es<br />

in der Nähe der Anlegestellen die sogenannten Susthäuser. So war das Hotel<br />

Seegarten ehemals eine Sust<br />

Ebenfalls eine Art <strong>Post</strong>boten waren in früher Jahren die Landweibel. Sie hatten<br />

die amtlichen Anzeigen in der Kirche <strong>und</strong> auf öffentlichen Plätzen auszurufen.


2<br />

Auch schriftliche Dokumente hatten dieselben zu Fuss über die alten<br />

Fusswege, über Stock <strong>und</strong> Stein, in die umliegenden Orte, speziell nach<br />

Schwyz, zu bringen.<br />

Im Jahre 1807, als die <strong>Gersau</strong>er mit der Planung <strong>und</strong> Finanzierung der jetzigen<br />

Pfarrkirche stark beschäftigt waren, sollen Schwyz <strong>und</strong> Luzern in <strong>Gersau</strong><br />

verhandelt haben, wie das „Botenwesen“ nach Luzern neu einzurichten sei.<br />

Im Jahre 1807 wurde in <strong>Gersau</strong> die erste <strong>Post</strong> eröffnet.<br />

Am 25. September 1818 schickte die Kanzlei <strong>Gersau</strong> eine Beschwerde an die<br />

Kantonsregierung wegen <strong>Post</strong>unfug. In Brunnen bestand ein <strong>Post</strong>büro das <strong>von</strong><br />

<strong>Gersau</strong> aus viermal befahren wurde um die Auswechselung der Briefe <strong>und</strong><br />

<strong>Post</strong>gegenstände zu besorgen. Der <strong>Post</strong>halter in Brunnen schob gelegentlich<br />

Briefe <strong>von</strong> der March, Einsiedeln, ja sogar Regierungs- <strong>und</strong> Kanzleischreiben in<br />

den Luzerner <strong>Post</strong>sack, so dass sie den Weg <strong>von</strong> Brunnen über Luzern nach<br />

<strong>Gersau</strong> machen mussten. Die Folge war, dass solche Briefe erst nach 2-3<br />

Tagen an ihrem Bestimmungsort ankamen <strong>und</strong> mit wenigstens 4 Kreuzer<br />

Mehrkosten. <strong>Gersau</strong> verlangte Abhilfe gegen diese Neckereien <strong>und</strong><br />

Schädigungen. Nun gab es eine Weile Ruhe.<br />

Wie schlecht <strong>und</strong> unzuverlässig die <strong>Post</strong> in diesen Jahren gewesen ist, ist aus<br />

einem Protokoll der Schützengesellschaft ersichtlich: Der Schützenrat <strong>von</strong><br />

Schwyz lud durch ein Schreiben vom 29. März 1826 die <strong>Gersau</strong>er-<br />

Schützengesellschaft ein, sich an einer Konferenz vom 3. April in der Treib zu<br />

beteiligen. Allein in Folge der herrlichen <strong>Post</strong>ordnung im Kanton Schwyz<br />

brauchte der Brief eine Zeit <strong>von</strong> 4 Tagen, um einen Weg <strong>von</strong> 2 St<strong>und</strong>en zu<br />

machen. Es war unmöglich, in dieser kurzen Zeit die Schützengemeinde zu<br />

versammeln <strong>und</strong> eine Abordnung zu wählen. Am 3. April gab der hiesige<br />

Schützenrat denjenigen <strong>von</strong> Schwyz <strong>von</strong> dieser Verspätung Kenntnis.<br />

Am 3. Dezember 1827 führten mehrere Handelsfirmen <strong>und</strong> Privatleute in<br />

einem Schreiben an Landammann <strong>und</strong> Rat in Schwyz, wieder ernste Klage<br />

gegen <strong>Post</strong>halter Dominik <strong>von</strong> Euw. Darin wurde Bemerkt, dass die hiesigen<br />

Briefe, die ohne hin schon zu hoch taxiert nach Brunnen kommen, dort noch<br />

einmal belastet werden. Unseres Briefbote dagegen, für seine Mühe bescheiden<br />

vergütet werde. Der <strong>Post</strong>halter habe die Briefe nur in Empfang zu nehmen <strong>und</strong><br />

unserem Boten gegen Kassierung des Portobetrages abzugeben. Ferner, dass<br />

er öfters Briefe über Schwyz oder Luzern umleite die dann mindestens 1 bis 3<br />

Tage später hier ankommen, wodurch nebst höherem Porto auch Schaden <strong>und</strong><br />

Nachteile für die Bevölkerung verursacht werde. Sie baten, dieser willkürlichen<br />

Handlung Einhalt zu gebieten <strong>und</strong> ihn zur gewissenhaften Erfüllung seiner<br />

Amtspflicht anzuhalten.<br />

Am 28. Dezember wurde dem Bezirksrat berichtet: Hr. <strong>von</strong> Euw habe den<br />

hiesigen Landammann bittlich ersucht, dass diese Klage zurückgenommen<br />

werde, indem er versprochen habe, seinen Fehler zu verbessern.


3<br />

Im Jahre 1835, zurzeit mit der Entstehung der meisten liberalen<br />

Kantonsverfassungen, wurden das ganze <strong>Post</strong>wesen an Zürich verpichter, <strong>und</strong><br />

sechs Jahre später ein Pachtvertrag mit St. Gallen abgeschlossen.<br />

Im Jahre 1837 wurde das erste Dampfschiff, die Rigi, vom Stapel gelassen.<br />

Damit wurde auch der <strong>Post</strong>verkehr zum grossen Teil <strong>von</strong> diesem<br />

aufgenommen <strong>und</strong> die Schifffahrt mit den Ruderboten der<br />

Martktschiffahrtsgesellschaft wurde rückläufig. Allerdings, eine regelmässige,<br />

organisierte Schiffpost existierte noch nicht.<br />

Die Handelshäuser <strong>von</strong> <strong>Gersau</strong> beklagen sich im Jahre 1838 vor dem Rat <strong>und</strong><br />

wünschen Abhilfe über die vorherrschende, unregelmässige Besorgung des<br />

<strong>Post</strong>wesens <strong>und</strong> willkürliche Taxierung der Brief- <strong>und</strong> Paketpost. Der Bez. Rat<br />

beschliesst: Es solle diese Tatsache dem Kantonsrat Schwyz mitgeteilt werden<br />

mit der dringenden Bitte dafür zu sorgen, dass diese Übelstände im Interesse<br />

der ganzen Kantonsbevölkerung gesichert <strong>und</strong> verbessert werde.<br />

<strong>Gersau</strong> <strong>und</strong> viele andere Stationen hatten damals noch keine Anlegestellen<br />

sondern nur sogenannte „Kahnstationen“. Vom Ufer aus wurden Kähne oder<br />

sog. „Stationsschiffe“ zum wartenden Dampfboot gerudert, Fahrgäste <strong>und</strong><br />

Waren wurden umgeladen <strong>und</strong> gelangten erst oft nach gefährlichen <strong>und</strong><br />

zeitraubenden Manövern auf das Schiff bzw. ans Land.<br />

Im Jahre 1842 wurde in <strong>Gersau</strong> neben der Marktschiffahrts-Gesellschafft eine<br />

zweite einheimische Gesellschaft, die <strong>Post</strong>-Schiffgesellschaft gegründet. Die<br />

<strong>Post</strong>-Kommission <strong>von</strong> St. Gallen hatte mit dieser Gesellschaft einen Vertrag<br />

auf 8 Monate abgeschlossen. Ihre Aufgabe war es, täglich morgens um 6 ¼<br />

<strong>und</strong> abends um 6 Uhr in einem Ruderschiff, mit „gewandten Schiffleuten“ die<br />

<strong>Post</strong>säcke <strong>und</strong> Effekten in das auf dem See wartende Luzerner <strong>Post</strong>schiff zu<br />

transportieren <strong>und</strong> abzuholen. Der Jahreslohn betrug Fr. 150.-<br />

Nach Ablauf dieses Vertrages forderte die Schiffgesellschaft eine Erhöhung <strong>von</strong><br />

Fr. 50.- also Fr. 200.- was für eine Fahrt 27 ½ Rappen ausmacht. Da aber die<br />

Zahlungen auf wiederholte Aufforderungen ausblieben wurde ein Schreiben an<br />

Herrn <strong>Post</strong>direktor Stierli mit der ausstehenden Rechnung <strong>von</strong> Fr. 66.64<br />

zugestellt. Die Antwort lautete:“ dass sie bereits schon Fr. 50.- zu viel<br />

bezahlen <strong>und</strong> die geforderte Rechnung nicht vergüten werden. In Zukunft<br />

habe laut Vertrag, die Dampfschiff Verwaltung in Luzern die Entschädigung<br />

den „Stations Schiffern“ zu leisten. Auf diese Zuschrift wandte sich die<br />

Schiffgesellschaft an die Dampfschiffverwaltung Luzern. Diese lehnten jede<br />

Verbindlichkeit ab. Auf diese Schikaniererei hin beschloss die Schiffgesellschaft<br />

ihre Tätigkeit einzustellen <strong>und</strong> dem Bezirksammann da<strong>von</strong> Kenntnis zu geben.<br />

Dieser fand, dass durch diese Unordnung für unsern Bezirk im <strong>Post</strong>wesen<br />

grosser Nachteil <strong>und</strong> Schaden erfolge. Sie bewogen die Schiffgesellschaft bis<br />

zur nächsten Bezirks-Versammlung fortzusetzen <strong>und</strong> garantierte ihnen die<br />

Bezahlung. <strong>Post</strong>halter Rigert bekam die Anweisung unverzüglich der <strong>Post</strong><br />

Administration St. Gallen <strong>von</strong> dem Vorgefallenen Kenntnis zu geben mit der


4<br />

Bemerkung, wenn nicht schnell Abhilfe erfolge, Klage an die hohe Regierung<br />

gestellt werde. Es erfolgte wiederum keine Antwort. Der Bezirksrat beschloss<br />

am 8. Okt. 1843 diese Sachlage dem hohen Regierungsrat mitzuteilen mit der<br />

Bitte, mit allem Ernste Massnahmen zu treffen diesen Übelstand im Interesse<br />

des ganzen Kantons <strong>und</strong> im Interesse unserer Schiffgesellschaft, dass ihr<br />

wohlverdienter Lohn bezahlt werde, recht bald ein allgemein befriedigendes<br />

Resultat herbei geführt werde.<br />

Am 12. Herbstmonat 1842 machte August Müller, im Waldstätterboten eine<br />

Anzeige, dass er <strong>von</strong> nun an regelmässig jeden Samstag <strong>von</strong> <strong>Gersau</strong> nach<br />

Schwyz komme, <strong>und</strong> <strong>von</strong> da Briefe, Valoren <strong>und</strong> Gepäck übernehmen werde.<br />

Er logiere bei Metzger Karl Gemsch in Schwyz, wo bis Nachmittag 2 Uhr auf<br />

Brunnen <strong>und</strong> <strong>Gersau</strong> bestimmte Gegenstände abgegeben werden können.<br />

Schnelle <strong>und</strong> pünktliche Besorgung der ihm anvertrauten Sachen versichert er<br />

zum Voraus, <strong>und</strong> empfiehlt sich zu geneigten Aufträgen bestens.<br />

Die <strong>Post</strong>verwaltung der Kantone St. Gallen <strong>und</strong> Schwyz reagierte am 14. Sept.<br />

1842 mit folgender Antwort: „Zu unserm nicht geringen Erstaunen lesen wir in<br />

Nr. 73 des Waldstädter-Boten, die öffentliche Empfehlung eines Augustin<br />

Müller als Bote zwischen Schwyz, Brunnen <strong>und</strong> <strong>Gersau</strong> zur Beförderung <strong>von</strong><br />

Briefen <strong>und</strong> Valoren <strong>und</strong> anderem mehr, wir sehen uns daher veranlasst,<br />

diesen sowie jeden andern nicht <strong>von</strong> uns angestellten Boten, oder auch Fuhr-<br />

<strong>und</strong> Schiffleute hiermit erneuert <strong>und</strong> öffentlich zu warnen keinerlei<br />

<strong>Post</strong>gegenstände, als Briefe, Valoren <strong>und</strong> versiegelte Pakete unter 15 Pfd. zur<br />

Beförderung anzunehmen, da das Recht hiezu als Regal, ausschliesslich dem<br />

Pächter der Schwyzer-<strong>Post</strong> zusteht, ansonsten wie Jeden der in dieses Recht<br />

eingreifen sollte, als „Defraudanten“ den Gerichten zur gesetzlichen Strafe<br />

einleiten müssten.<br />

Wir dürfen indessen erwarten, dass das Publikum, bei unsern täglichen <strong>Post</strong>en<br />

Coursens <strong>und</strong> den überaus billigen <strong>Post</strong>tarifen solchen Nebenboten keinerlei<br />

Vorschub geben wird <strong>und</strong> benutzen diesen Anlass zugleich, Jedermann<br />

aufzufordern uns allfällige Wünsche über Verbesserungen in den<br />

<strong>Post</strong>einrichtungen, oder Klagen über Beamte gefälligst zur Kenntnis zu<br />

bringen, da unser Hauptbestreben stets dahin geht die <strong>Post</strong>en ganz nur zum<br />

Besten des Publikums einzurichten.“<br />

Im Jahre 1842 wurde mit Luzern vereinbart, dass die <strong>Post</strong> <strong>Gersau</strong> dreimal<br />

wöchentlich mit dem italienischen <strong>Post</strong>schiff <strong>von</strong> Luzern aus bedient werde <strong>und</strong><br />

viermal <strong>von</strong> Schwyz aus im Anschluss an den Pferdepostkurs Luzern-Art-<br />

Schwyz-Brunnen-<br />

Die hiesige Schiffgesellschaft legt am 8. Nov. 1843 beim h. Bezirksrat Klage<br />

ein gegen die <strong>Post</strong>verwaltung des Kantons St. Gallen. Laut Vertrag zwischen<br />

beiden Parteien hat die Schiffgesellschaft gegen eine gewisse festgesetzte<br />

Entschädigung übernommen, die <strong>Post</strong>effekten in das Dampfschiff, das weit<br />

draussen auf dem See anhält <strong>und</strong> <strong>von</strong> dort wieder an Land zu bringen. Seit<br />

einiger Zeit wird der festgesetzte Lidlohn nicht mehr bezahlt <strong>und</strong> wenn diesem


5<br />

Übelstand nicht abgeholfen <strong>und</strong> ihrer wiederholt angebrachten Beschwerde<br />

keine Folge gegeben werde, die hiesigen Schiffleute die Besorgung dieses<br />

<strong>Post</strong>dienstes nicht mehr ausführen wollen. Der Rat beschliesst: Auf diese<br />

begründete Klage sollen die nötigen Vorkehren getroffen werden.<br />

Über das <strong>von</strong> der l. Kantonskanzlei d. 3. Jänner 1846 an hiesige l.<br />

Schiffgesellschaft erlassene Schreiben bei welchem eine Abschrift Erklärung<br />

der l. <strong>Post</strong>administration des Kantons St. Gallen, dass vom 1. Jänner laufenden<br />

Jahres, die <strong>Post</strong>verwaltung des Kantons Luzern die <strong>Post</strong>transportkosten, <strong>von</strong><br />

hiesigem Gestade in das Dampfschiff <strong>und</strong> vom selben zurück übernommen <strong>und</strong><br />

zu bezahlen; ward, da die hiesige Schiffgesellschaft den Transport einstweilen<br />

laut Vertrag mit der <strong>Post</strong>verwaltung in Luzern besorgt nichts verfügt, als dass<br />

<strong>von</strong> dieser obigen Erklärung <strong>von</strong> der hiesigen Schiffgesellschaft, der <strong>Post</strong>-<br />

Verwaltung Kenntnis geben soll.<br />

Im Jahre 1848 standen in <strong>Gersau</strong> alle Fabriken still <strong>und</strong> die Leute waren<br />

Arbeitslos. So beabsichtigte der Fabrikdirektor Bernard Camenzind die vakante<br />

gewordene Stelle eines <strong>Post</strong>halters zu bewerben blieb aber dann unterlassen.<br />

Im Jahre 1848 wurde die eidgenössische <strong>Post</strong>verwaltung gegründet. Mit dieser<br />

Gründung erfolgte die Ablösung der kantonalen <strong>Post</strong>verwaltungen durch den<br />

B<strong>und</strong>. Durch diese Monopolisierung konnte sichergestellt werden, dass die<br />

Bevölkerung eine zuverlässige flächendeckende <strong>und</strong> günstige Dienstleistung<br />

erhielt.<br />

Mit einem Schreiben <strong>von</strong> der l. <strong>Post</strong>dampfschiff Direktion in Luzern vom 6.<br />

Febr. 1848 ist ein gedrucktes Exemplar Warnung für die Schiffleüte welche<br />

Nachtzeit über den See fahren. Es war erkennt: dass dies Exemplar am<br />

künftigen Sonntag in der Kirche ausgekündet werde.<br />

Am 12 Januar 1849 erhielt der hohe Regierungsrat Schwyz <strong>von</strong> der <strong>Post</strong><br />

Verwaltung St. Gallen den Hinweis über eine Veruntreuung des<br />

<strong>Post</strong>kontrolleurs Franz Camenzind in <strong>Gersau</strong>. Der H. Regierungsrat<br />

ermächtigte das Bezirksammannamt <strong>Gersau</strong> den Franz Camenzind<br />

einzuvernehmen. Während den zahlreichen Einvernahmen verweigerte er ein<br />

Geständnis. Am 16. April 1849 mittags 12 Uhr wurden dem Franz<br />

Cammenzind nochmals die Wichtigkeit <strong>und</strong> der Ernst seiner Lage dargestellt.<br />

Er verweigerte weiterhin ein Geständnis. Infolge dieser Verweigerung wurde<br />

dem Landweibel der Befehl erteilt den Franz Camenzind in Haft zu setzen.<br />

Dieser aber entzog sich durch schnelle Flucht aus dem Rathause dem<br />

nacheilenden Landweibel. Sofort wurde dem Amtsschreiber der Befehl<br />

gegeben, den flüchtigen Franz Cammenzind polizeilich durch den Landjäger<br />

einholen <strong>und</strong> in Haft zu nehmen. Nach erfolgter Festnahme weigerte er sich<br />

auch in Haft zu treten. Sein Bruder Josef Maria hat sich daraufhin für ihn<br />

eingesetzt. Wie sich diese Angelegenheit weiter entwickelt hat ist leider nicht<br />

ausfindig zu machen.<br />

Im 1849 wurde dann auch in <strong>Gersau</strong> ein eidgenössisches <strong>Post</strong>büro eröffnet. Als<br />

erster <strong>Post</strong>halter wurde Marzell Rigert z. Jlgen aufgeführt, welcher ein


6<br />

Jahresgehalt <strong>von</strong> Fr. 340.- bezog. (11. Aug. 1814 – 26. Jan.1872) Marzell<br />

Rigert war zugleich mit seinem ledigen Bruder Alois Jlgenwirt.<br />

Am 1. Februar 1850 wurde ein regelmässiger <strong>Post</strong>verkehr mit dem<br />

Dampfschiff eingeführt. Vorerst mit einer Fahrt in jeder Richtung. Im<br />

Sommer1859 gab es bereits zwei tägliche Verbindungen nach Luzern <strong>und</strong> eine<br />

täglich nach Schwyz.<br />

Josef Müller (Papa Müller) erweiterte im Jahre 1853 die Hotellerie auf Rigi<br />

Scheidegg mit Küche, Speise- <strong>und</strong> Gesellschaftsräume etc. Auch ein <strong>Post</strong>- <strong>und</strong><br />

Telegrafenbüro wurde eingerichtet. Ein Sturm zerstörte aber im folgenden Jahr<br />

alle neuen Gebäude.<br />

Im Jahre 1860 übernahm Hr. Josef Müller, Papa Müller genannt, das Hotel zum<br />

Drei Königen <strong>und</strong> baute es zum Hotel Müller um. In diesem Hotel „Drei<br />

Kronen“ musst bereits ein <strong>Post</strong>büro bestanden haben, denn aus einem alten<br />

Protokoll ist zu lesen: „Als Inventar wird in den Kauf gegeben das Pult oder<br />

Gänterli im <strong>Post</strong>büreau.“ Ebenfalls im neuen Hotel Müller wurde auf der<br />

nördlichen Seite die <strong>Post</strong> untergebracht <strong>und</strong> zwar unentgeltlich. Einzig für<br />

Heizung <strong>und</strong> Beleuchtung wurden Fr. 50.- pro Jahr bezahlt. Erst im Jahre 1887<br />

wurde ein Mietvertrag <strong>von</strong> Fr. 150.- Jahreszins vereinbart.<br />

Bis zum Jahre 1889 war der jeweilige <strong>Post</strong>halter zugleich Briefträger, hatte<br />

also die <strong>Post</strong> selbst zu vertragen, oder dann auf seine Kosten vertragen zu<br />

lassen.<br />

Am 1. April 1863 legte eine Gesellschaft ein schriftliches Gesuch in Begleitung<br />

einer Subskription-Liste dem Bezirksrat vor, für Erstellung eines Telegraphen<br />

Bureau in <strong>Gersau</strong>. Die Subskription-Liste vermerkt, dass mehrere Private<br />

Personen auf 10 Jahre eine Verpflichtung <strong>von</strong> fr. 200.- übernommen haben<br />

<strong>und</strong> für Erstellung der Telegraphen-Stangen <strong>von</strong> Fr. 103.-. Es wurde<br />

beantragt, es sei hiefür eine Spezialkommission in den Personen <strong>von</strong> Hr.<br />

Bezirksammann <strong>und</strong> Hr. Kantonsrat Josef Müller zu wählen. Diese sollen den<br />

Auftrag <strong>und</strong> Vollmacht haben, bei den betreffenden Behörden für Erstellung<br />

dieses Telegraphen-Bureau die nötigen Schritte zu tätigen.<br />

Durch einen Vertrag vom 17. Dezember 1863 zwischen dem schweizerischen<br />

<strong>Post</strong>departement <strong>und</strong> dem H. Regierungsrat Schwyz wurde für <strong>Gersau</strong> unter<br />

folgenden Verpflichtungen ein eidgenössisches Telegrgraphen-Bureau auf die<br />

Dauer <strong>von</strong> zehn Jahren zu errichten gestattet:<br />

<strong>Das</strong>s die Gemeinde die nötigen Telegraphen-Stangen liefere<br />

<strong>Das</strong>s sie jährlich Fr. 200.- an die kosten des Beureau entrichte <strong>und</strong> sich<br />

überdies verpflichte, auf allfälliges Verlangen jährlich Fr. 100.- als<br />

Entschädigung für das Bureau-Lokal leisten.<br />

<strong>Das</strong>s sie für unentgeltliche Erlaubnis der Stangensetzung bei den Privat-<br />

Eigentümern sorge.<br />

Nach Ablauf der zehnjährigen Vertragszeit fielen die Verpflichtungen dahin,<br />

ohne dass das Telegraphen-Bureau einging.


7<br />

Am 6. Juni 1866 wurde im Bezirksrat eine Beschwerde behandelt wegen<br />

Umgehung des Nachmittag <strong>Post</strong>dampfschiff Flüelen-Luzern, durch welche<br />

<strong>Gersau</strong> <strong>von</strong> der schnellen <strong>Post</strong>verbindung zwischen Frankreich <strong>und</strong> Italien<br />

abgeschnitten wurde. Der Bezirksrat beschliesst, es sei sowohl die <strong>Post</strong> als<br />

Dampfschiff Verwaltung um Abänderung des seit Juni eingeführten Fahrtplanes<br />

anzusprechen <strong>und</strong> nötigenfalls an die h. Regierung Schwyz um Mitwirkung zu<br />

gelangen<br />

Am 9 Nov. 1866 erfolgte eine Aufforderung <strong>von</strong> Bern zur Leistung des<br />

jährlichen Beitrages <strong>von</strong> Fr. 200.- an die Telegrafen-Verwaltung lt. Vertrag der<br />

hies. Teleg. Gesellschaft <strong>und</strong> eine Anzeige, dass die Teleg. Station inskünftig<br />

zum Kreise Zürich gehöre.<br />

Am 1. Mai 1868 wurde die Stelle eines <strong>Post</strong>boten für den Transport der<br />

<strong>Post</strong>gegenstände vom <strong>Post</strong>büro zum Stationsschiff <strong>und</strong> umgekehrt, mit einem<br />

Jahresgehalt <strong>von</strong> Fr. 84.- ausgeschrieben.<br />

Am 6. August 1873 wurde der erste <strong>Gersau</strong>er <strong>Post</strong>halter Marzell Rigert Jlge <strong>von</strong><br />

Oberlehrer Alois Rigert, Rössli abgelöst. (26. Juni 1844 - 17. Aug. 1898)<br />

Der dritte <strong>Post</strong>halter <strong>und</strong> Telegraphist Eduard Amstad v. Beckenried, stellt mit<br />

Schreiben am 28. Juni das Gesuch, es möchte der Bezirksrat gleich andern<br />

Gemeinden nach Inhalt des B<strong>und</strong>esbeschlusses vom 27. Mai bei der tit.<br />

Telegraph. Inspektion Zürich dahin wirken, dass für hies. Büro je vom 1. Juli<br />

an die Teleg. Dienstzeit in folgender Weise für die Sonntage festgesetzt werden<br />

möchte. Vormittags <strong>von</strong> 7 bis 9 Uhr, nachmittags <strong>von</strong> 1- 4 Uhr <strong>und</strong> abends <strong>von</strong><br />

7 – 8 Uhr. Er verpflichtet sich, wenn für ihn diese Sonntagsruhe errichtet<br />

werde, er für gleiche Zeit auch den <strong>Post</strong>dienst versehen wolle, wozu er sonst<br />

nur während 4 St<strong>und</strong>en des Tages verpflichtet sei. Es wird diesem Ansuchen<br />

entsprochen <strong>und</strong> das Bez. Ammann Amt beauftragt, in diesem Sinne an die<br />

betrd. Stelle zu gelangen. (5. Juli 1852 – Dez. 1898)<br />

<strong>Post</strong>halter Amstad Eduard war gleichzeitig Privatbote nach Rigi-Scheidegg. Im<br />

Jahre 1880 wurde er als <strong>Post</strong>commis nach Luzern gewählt. An seine Stelle trat<br />

Josef Maria Küttel, welcher vorher schon in Luzern als <strong>Post</strong>commis tätig war.<br />

Im Jahre 1875 wurde die vom Kaltbad abzweigende Scheideggbahn in Betrieb<br />

gesetzt. Sie endete 48 m unterhalb des Kurhauses <strong>und</strong> führte zur Eröffnung<br />

auch die <strong>Post</strong> <strong>und</strong> die Telegrafie ein. Im Jahre 1931 wurde sie wieder<br />

aufgehoben.<br />

Die Floretspinnerei <strong>Gersau</strong> ersuchte am 25. Januar 1886 bei der Genossame<br />

<strong>Gersau</strong>, um die Bewilligung, eine Telefonleitung zwischen den 3 Fabriken <strong>und</strong><br />

die dazu nötigen Stangen auf Genossenland erstellen zu dürfen.<br />

Die Genossenverwaltung bewilligte dieses Gesuch, auf unbestimmte Zeit <strong>und</strong><br />

mit der Bedingung dass auf dem Genossenland kein Servitut entsteht.


8<br />

Für alle durch diese Anlage entstehenden Schäden ist der Gesuchsteller<br />

verantwortlich, <strong>und</strong> hat sich über die Stellung der Stangen mit<br />

dem bevollmächtigten Verwaltungsrat zu verständigen. Für<br />

Kosten der Extra Sitzung <strong>und</strong> Gebühren sind Fr. 12.- zu<br />

entrichten.<br />

Ab dem 5. April 1889 gab es einen selbständigen Briefträger<br />

<strong>und</strong> zwar in der Person <strong>von</strong> Johann Baggenstos, St. Xaver,<br />

Tschalun. Im März des Jahres 1886 wehte ein so starker<br />

Westwind, dass es ihm, den <strong>Post</strong>wagen <strong>von</strong> der<br />

Dampfschiffbrücke in den See hinauswarf. Seine Nachkommen<br />

wurden noch lange „S`Briefträgers“ genannt.<br />

Hr. Ratsherr <strong>und</strong> <strong>Post</strong>halter Mariä Küttel machte an<br />

der Ratssitzung vom 3. September 1890 die<br />

Mitteilung, dass das <strong>Post</strong>büro aus Ges<strong>und</strong>heits<br />

Rücksichten aus dem Hotel Müller entfernt <strong>und</strong><br />

anderswohin platziert werden müsse <strong>und</strong> hiefür das<br />

Erdgeschoss des Rathauses in Aussicht genommen<br />

werde. Er wünscht hierüber Auskunft <strong>und</strong> mit dem<br />

Bezirksrate in Unterhandlung zu treten <strong>und</strong> anerbietet<br />

vorläufig Fr. 150.- Mietzins per Jahr.<br />

Der Bezirksrat spricht hiefür seine Bereitwilligkeit aus<br />

mit Hr. <strong>Post</strong>halter resp. dass er sich Namens der<br />

Gemeinde jeder Am Erstellungskosten entschlage.<br />

23. März 1891 wurde der Mietvertrag zwischen der schweizerischen<br />

<strong>Post</strong>verwaltung <strong>und</strong> dem Bezirksrat <strong>Gersau</strong> abgeschlossen. Der Bezirksrat<br />

<strong>Gersau</strong> gibt der schweiz. <strong>Post</strong>verwaltung das im Erdgeschosse des Rathauses<br />

befindliche grosse Zimmer auf 6 Jahre mit Fr. 200.- Mietzins per Jahr mit<br />

brauchbarem Ofen <strong>und</strong> Vorfenstern versehen.<br />

Hr. <strong>Post</strong>halter Jos. Mariä Küttel geb. 1. Juni 1859 war auch politisch <strong>und</strong><br />

kulturell sehr aktiv. Er bekleidete das Amt des Schulpräsidenten <strong>und</strong> <strong>von</strong> 1895<br />

bis 1896 das Amt des Bez. Ammann. Auch war er im Jahre 1891<br />

Schützenpräsident. (Geb. 1. Mai 1859 gest. 11. Juni 1915.)<br />

Auf Verlangen der Telegrafen-Inspektion in Zürich vom 5. Juli 1898 musste die<br />

Telegrafenleitung infolge des elektrischen Leitungsrechtes gänzlich verlegt<br />

werden. Die Gemeinde hatte dafür zu sorgen, dass dies ohne Hindernisse<br />

geschehen kann. Durch Vermittlung des Bezirksamtes konnte die neue Linie<br />

ohne Kosten für die Gemeinde, dem See entlang erstellt werden<br />

Am 2. April 1899 verlangen 10 Abonnenten, dass in <strong>Gersau</strong> das Telefon mit<br />

einer Zentralstation eingeführt werde. Die unterzeichneten Telefon-Abonnenten<br />

garantieren für die Dauer <strong>von</strong> mindestens 10 Jahre jährlichen minimal<br />

Einnahmen <strong>von</strong> Fr. 350.- aus den Taxen der Gespräche. Die Telefon-<br />

Abonnenten <strong>von</strong> <strong>Gersau</strong> waren:


9<br />

1. Albert Müller (Hotel Müller)<br />

2. A. Ehrler-Siegward (Unbekannt)<br />

3. Sig. p.p. H. Camenzind u. C. C. J. Camenzind<br />

4. Dr. Erni (Arzt)<br />

5. M. Camenzind, Mechaniker (Stampfi)<br />

6. Max Metzger (Unbekannt)<br />

7. Zacharias Müller (Fuhrhandlung)<br />

8. Alfred Sommer (Hotel Beausejour)<br />

9. Tobias Nigg z. Schwert<br />

10. Gebrd. Jos. u. Carl Müller (Buchdruckerei)<br />

11. Andreas Camenzind, Metzgerei<br />

Die hiesigen Telefon-Abonnenten haben die <strong>von</strong> der Gemeinde gewünschte<br />

Rückbürgschaft Fr. 350.- <strong>von</strong> den Gesprächstaxen der Gemeinde gegenüber mit<br />

Garantieschein geleistet, so dass die Gemeinde diesbezüglich entlastet war.<br />

Am 4. Oktober 1899 hat sich der Bezirksrat entschlossen, für die Bezirkskanzlei<br />

ebenfalls für ein Telefon-Abonnent anzumelden. Am 7. Februar 1900 war dann<br />

das Telefon auf der Bezirkskanzlei installiert <strong>und</strong> kostete jährlich Fr. 44.-, an<br />

welchen Betrag die Kantonalbank Schwyz die Hälfte bezahlte.<br />

Am 4. Jan. 1899 findet die Kreispostdirektion in hiesigem <strong>Post</strong>lokal seien<br />

einzelne Reparaturen nötig, welche laut Bestimmungen des Vertrages die<br />

Gemeinde auszuführen habe. Dieses Gesuch wird an die Baukommission<br />

gewiesen mit dem Auftrage dieser Angelegenheit an Ort <strong>und</strong> Stelle zu prüfen<br />

<strong>und</strong> dem Bezirksrat eine Kostenberechnung der nötigen Reparaturen<br />

einzureichen.<br />

Die Baukommission erhält auf Anfrage vom Bezirksrat am 4. Dez. 1901<br />

Vollmacht, zwei neue elektrische Lampen im <strong>Post</strong>lokal installieren zu lassen<br />

Am 22. April 1903 verstarb Johann Baggenstos, St. Xaver Tschalun, Briefträger<br />

Die Telegraphen <strong>und</strong> Telefon Inspektion Zürich wünscht am 7. Sept. 1904 das<br />

s. g. Wachtlokal im Erdgeschoss des Rathauses für Einrichtung eines<br />

Telegraphischen <strong>und</strong> Telephonlokal in Miete zu nehmen <strong>und</strong> verlangt vom<br />

Bezirksrat Aufschluss ob <strong>und</strong> zu welchen Bedingungen das Lokal erhältlich<br />

wäre <strong>und</strong> ob dasselbe eventuell vom Bezirksrat in Stand gesetzt <strong>und</strong><br />

eingerichtet würde.<br />

Die Bau Kommission, welcher dieses Gesuch behufs Ermittlung der<br />

Einrichtungskosten zur Vernehmlassung übermittelt wurde, teilt mit, dass die<br />

Kosten für Einrichtung dieses Lokales auf ca. Fr. 1200.- zu stehen kämen <strong>und</strong><br />

legt hiefür bereits Pläne mit Kostenrechnung vor. Der Bezirksrat beschliesst,<br />

es sei auf das Gesuch der Telefon Inspektion einzutreten <strong>und</strong> dieselbe<br />

Mitteilung zu machen, dass man geneigt sei, dieses Lokal einzurichten <strong>und</strong> zu<br />

vermieten, falls man sich über die Bedingungen einigen könne.<br />

Demzufolge erhält die Baukommission Auftrag mit der Telefon-Inspektion in<br />

Unterhandlung zu treten, einen Entwurf des Mietvertrages zu vereinbaren <strong>und</strong>


10<br />

denselben dem Bezirksrate zu Handen der Bezirks Gemeinde zur<br />

Genehmigung vorzulegen.<br />

Die Telefon Inspektion Zürich teilt am 2. Nov. 1904 mit, dass sie bt.<br />

Telegraphenlokal im Rathause mit den vorgeschlagenen Umänderungen bt.<br />

Plan einig gehe <strong>und</strong> dass die Anbringen <strong>von</strong> Gittern etc. nichtig nötig sei,<br />

dagegen offeriert die Telegraphen Verwaltung einen höchst Mietzins <strong>von</strong> nur<br />

Fr. 350.-<br />

Der Bezirksrat beschliesst, es sei an einem Mietzins <strong>von</strong> fr. 400.- festzuhalten<br />

<strong>und</strong> <strong>von</strong> diesem Beschlusse der Telefon Verwaltung Zürich Mitteilung zu<br />

machen, mit dem Bemerken, dass der Bezirksrat ein Nichtentsprechensfall<br />

über das Lokal anders verfügen werde.<br />

Die Telefon Inspektion Zürich teilt am 7. Dez. 1904 mit, dass sie die<br />

Mietzinsforderung <strong>von</strong> Fr. 400.- für das Telephonlokal im Rathause genehmige<br />

<strong>und</strong> einen Mietvertrag im Doppel ausgefertigt habe. Dieser Vertrag wird<br />

belesen, vom Bezirksrate genehmigt <strong>und</strong> soll der Bezirksgemeinde nebst<br />

Kostenvoranschlag für Einrichtung des Lokales vorgelegt werden. Der<br />

Kostenvoranschlag beläuft sich auf Fr. 8 - 900.- im Total. Die Einberufung der<br />

Gemeinde wird dem Bezirksamt auf einen ihm gutfindenden Tag überlassen.<br />

An der Bezirksratssitzung vom 1. März 1905 wird Kenntnis gegeben, dass der<br />

Vertrag mit der Telegraphen Verwaltung Zürich btr. Einrichtung u. Miete eines<br />

Telephonlokales im Rathause vom Eidgen. <strong>Post</strong>departement genehmigt <strong>und</strong><br />

damit in Kraft getreten ist.<br />

Ab 1908 gab es zwei Briefträger, was nicht verw<strong>und</strong>ert, da <strong>von</strong> 1908 bis 1914<br />

die <strong>Post</strong> im Dorfe viermal zugestellt wurde. 1914 noch dreimal <strong>und</strong> ab 1915<br />

noch zweimal.<br />

Karl Baggenstos-Baggenstos „zum Frieden“, amtete unter der volkstümlichen<br />

Benennung „Briefträgers-Kari“. Er war noch einer jener Pöstler, wo seine<br />

Arbeit um 6.30 Uhr des morgens beginnen musste,<br />

um die beiden 7 Uhr Dampfer zu bedienen, <strong>und</strong><br />

abends, nachdem um 20.30 beide <strong>Post</strong>schiffe bedient<br />

waren, endlich Feierabend zu machen. Nebst der<br />

regelmässigen Verteilung der Sonntagspost waren<br />

damals in der Sommersaison vier <strong>Post</strong>austragungen,<br />

was in einer Gemeinde mit zirka 2000 Einwohnern für<br />

zwei Briefträger reichlich viel Arbeit erheischte.<br />

Später löste er das Arbeitsverhältnis mit der eidg.<br />

<strong>Post</strong>verwaltung auf <strong>und</strong> betätigte sich in einem<br />

Grossunternehmen in Winterthur. Er starb in den 68<br />

Altersjahren.<br />

25. Jan.1909 Hr. <strong>Post</strong>halter Küttel teilt mit. <strong>Das</strong>s wegen Mangel an Frequenzen<br />

die <strong>Post</strong>sendung mit Schiffkurs 3 im Winter eingestellt wurde. Es werden ab<br />

Seiten der Behörde keine Einwendungen gemacht dagegen solle die


11<br />

<strong>Post</strong>verbindung mit dem 11 Uhr Schiff nach Flüelen vom 15 März an<br />

aufrechterhalten bleiben.<br />

14. Dez. 1910. Nach Antrag der Baukommission soll mit der eidgenössischen<br />

<strong>Post</strong>verwaltung dahin unterhandelt werden dass die Miete für das <strong>Post</strong>lokal<br />

<strong>von</strong> Fr. 300.- auf Fr. 400 erhöht werden kann. Ansonsten der Baukommission<br />

ermächtigt ist, den Mietvertrag auf 31. Dez. 1910 zu künden.<br />

1. Febr. 1911. Die Kreisdirektion teilt mit Zuschrift mit, dass für die Erhöhung<br />

des Mietzinses für hiesiges <strong>Post</strong>lokal v. Fr. 300 auf Fr. 400.- gutheisse. Diese<br />

Erhöhung soll in einem Nachtrage zum Mietvertrag vorgemerkt werden, die<br />

übrigen Bestimmungen bleiben unverändert.<br />

6. Okt. 1915. Einem Vorschlag des <strong>Post</strong>bureau <strong>Gersau</strong>, die Schalteröffnung<br />

diesen Winter auf 2 Uhr statt 1 Uhr Mittags aufzusetzen wird mit dem<br />

Vorbehalt zugestimmt, dass diese Anordnung nur für diesen Winter<br />

ausnahmsweise Geltung haben solle <strong>und</strong> dass beim Eintritt normaler Zeiten<br />

der Schalter auch im Winter wiederum <strong>von</strong> 1 Uhr<br />

an geöffnet wird.<br />

Nach dem Ableben <strong>von</strong> <strong>Post</strong>halter Jos. M. Küttel im<br />

Jahre 1915 wurde Hr. Bezirksrichter Josef<br />

Camenzind angestellt. Seine Amtszeit dauerte bis<br />

zu seinem Ableben nur gerade 3 Jahre. Er war der<br />

Vater der älteren Generation, noch bestens<br />

bekannten Landschreiber Dr. Adelbert Camenzind,<br />

Im Jahre 1915 wurde Franz<br />

Camenzind als<br />

<strong>Post</strong>aushelfer angestellt <strong>und</strong><br />

am 16. Juni 1918 erfolgte seine vertragliche<br />

Anstellung. Im Jahre 1956 feierte Franz Camenzind das<br />

40 Jahre Jubiläum als Briefträger. Sowohl bei der<br />

<strong>Post</strong>verwaltung wie beim Publikum war unser Franz<br />

immer der beliebte <strong>und</strong> gewissenhafte Brieträger.<br />

Am 31. Dez. 1958 trat “Briefträger Franz”<br />

endgültig vom Briefträgerdienst zurück. Volle 43<br />

Jahren, stand Franz im <strong>Post</strong>dienst <strong>und</strong> hat der<br />

Bevölkerung <strong>von</strong> <strong>Gersau</strong> freudige <strong>und</strong> schmerzliche Nachrichten<br />

übermittelt. In jedem Hause fand er ein fre<strong>und</strong>liches Wort <strong>und</strong><br />

unterwegs pfiff er ein frohes Liedlein. Ein gerngesehener <strong>Post</strong>bote nahm<br />

damit Abschied <strong>von</strong> seinem Dienste.<br />

Nur zweieinhalb Jahre konnte Franz die schöne Zeit der Pensionierung<br />

in seinem kurz vorher erworbenen Eigenheime „Pilatusblick“ geniessen.<br />

Seine Dienstzeit erstreckt sich in die Dienstjahre <strong>von</strong> fünf <strong>Post</strong>haltern in<br />

<strong>Gersau</strong>.


12<br />

Im Jahre 1926 wurde durch die Kreispostdirektion Luzern die <strong>von</strong> der Behörde<br />

gewünschten Automaten für <strong>Post</strong>wertzeichen auf der Dampfschiffbrücke<br />

aufgestellt.<br />

51 Jahre stand Herr Martin Nigg-Büttiker<br />

„Lochwisis“ im Dienste der eidg. <strong>Post</strong>verwaltung,<br />

unter anderem als <strong>Post</strong>beamter in Olten <strong>und</strong> als<br />

<strong>Post</strong>halter in Zug. Im Jahre 1919 wurde in seiner<br />

Heimat die <strong>Post</strong>sthalterstelle frei. Herr Martin Nigg<br />

wurde für dieselbe gewählt <strong>und</strong> über ein Jahrzehnt<br />

kam er mit der Bevölkerung <strong>von</strong> <strong>Gersau</strong> als<br />

überaus fre<strong>und</strong>licher <strong>und</strong> zuvorkommender<br />

<strong>Post</strong>halter in engsten Kontakt. Er starb am 5.<br />

Oktober 1944 im Altersheim <strong>Gersau</strong>. (28. Juni<br />

1861 – 5. Okt. 1944)<br />

Im Jahre 1920 wurde <strong>von</strong> der eidgenössischen<br />

<strong>Post</strong>verwaltung die Telefonie <strong>und</strong> Telegrafie mit der <strong>Post</strong> zusammengelegt. Die<br />

Behörde hiess <strong>von</strong> nun PTT. (<strong>Post</strong>, Telefon, Telegrafie)<br />

Am 21. Dez. 1921 stellte das hiesige <strong>Post</strong>büro das Gesuch, die <strong>Post</strong>vertragung<br />

an Sonntagen ganz einzustellen. Es wurde die Zustimmung erteilt, mit der<br />

Bedingung, dass die offerierte <strong>Post</strong>austragung im Dorfkreise am Samstagabend<br />

nach eintreffen der letzten <strong>Post</strong> noch einmal ausgetragen werde <strong>und</strong> der<br />

<strong>Post</strong>halter an Sonntagen <strong>von</strong> 10-11 Uhr für die Bergbewohner, zum Abholen<br />

der <strong>Post</strong>sachen <strong>und</strong> zur Ausgabe <strong>von</strong> <strong>Post</strong>gegenständen geöffnet sei.<br />

Jean Deck besuchte nach der Primarschule, die er in<br />

Einsiedeln verbrachte, das Institut im Gottharddorf<br />

Göschenen. Zur Weiterbildung in der französischen<br />

Sprache weilte der <strong>Post</strong>beamte während des ersten<br />

Weltkrieges in Genf. <strong>Das</strong> Vaterland rief ihn auch in<br />

dieser Zeit in den Aktivdienst. Nach dem Genfer<br />

Aufenthalt war es Herr Deck vergönnt, als<br />

<strong>Post</strong>beamter in Luzern einzutreten, wo ihn der<br />

Bahnpostdienst viel beschäftigte. Auf seinen<br />

Diensttouren der Brünigbahn war es, wo er die<br />

Tochter der <strong>Post</strong>halterin <strong>von</strong> Kaiserstuhl kennen lernte.<br />

Überall in seinen Stellungen als <strong>Post</strong>gehilfe oder Beamten war sein<br />

Arbeitsdrang <strong>und</strong> seine Gewissenhaftigkeit <strong>von</strong> seinen Vorgesetzten sehr<br />

geschätzt <strong>und</strong> so war es ein Akt des Vertrauens, als der Kreispostdirektor<br />

Luzern Herrn Jean Deck am 1. August 1929 das <strong>Post</strong>büro <strong>Gersau</strong> zur<br />

Betreuung übergab. Hier hatte nun <strong>Post</strong>halter Deck seine Lebensaufgabe<br />

gef<strong>und</strong>en, der er sich mit Leib <strong>und</strong> Seele widmete. Am Schalter war er der<br />

fre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong> dienstfertige Beamte, im Büro der genaue <strong>und</strong> gewissenhafte


13<br />

Rechner <strong>und</strong> <strong>Post</strong>verwalter. In seiner Frau hatte er immer seine tüchtige <strong>und</strong><br />

verständige Mithelfern.<br />

Herr <strong>Post</strong>halter Deck hat die ganze Umstellung im hiesigen <strong>Post</strong>dienst<br />

durchgemacht. Als die Frage der Neugestaltung des <strong>Post</strong>gebäudes kam, legte<br />

er sich mit aller Kraft hinein. Es war ihm vergönnt, nur noch einige Monate im<br />

neuen <strong>Post</strong>gebäude zu arbeiten. In fünf<strong>und</strong>zwanzigjähriger <strong>Post</strong>haltertätigkeit<br />

hat sich Herr Deck eigentlich aufgerieben <strong>und</strong> war bei seiner Pensionierung<br />

ges<strong>und</strong>heitlich stark angeschlagen. Gleichwohl hoffte er nun auf einen<br />

Lebensabend, den er nach seinen Wünschen zu gestalten gedachte. Auf<br />

eigenem Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden in Kaiserstuhl hat er sich ein Häuschen geschaffen,<br />

das er am 1. April 1955 zu beziehen gedachte. Gott hat es nun anders gewollt,<br />

er verstarb am 8. März 1955. (21. Sept 1888 – 8. März 1955)<br />

Seit 1939 ist das Merkmal der Schweizer <strong>Post</strong> die gelbe Farbe. Briefkästen <strong>und</strong><br />

Briefmarkenautomaten erschienen seither in <strong>Post</strong>gelb.<br />

Im Jahre 1949 feierte die <strong>Post</strong> <strong>Gersau</strong> ihr 100 jähriges Bestehen. In einem<br />

damaligen Zeitungsausschnitt bemerkte der Korrespotent: Was hätten wohl<br />

unsere Vorfahren gesagt, wenn man ihnen erklärt hätte, dass keine h<strong>und</strong>ert<br />

Jahre vergehen werden, <strong>und</strong> in der Schweiz geschriebene Briefe oder<br />

gedruckte Zeitungen gleichentags in London oder noch weiter weg gelesen<br />

werden? Und wird man in weiteren 100 Jahren nicht uns Rückständigkeit<br />

vorhalten, wenn die Entwicklung der Technik im gleichen Tempo weitergeht?<br />

Der Nachfolger <strong>von</strong> Hr. Deck war der Hobby Historiker Josef Ulrich-Eschmann.<br />

Nach seiner Lehre avancierte er zum<br />

langjährigen Bürochef beim Bahnpostamt in<br />

Luzern. Am 1. Juli 1854 übernahm der die <strong>Post</strong><br />

in seinem Heimatort <strong>Gersau</strong>. Im April 1974<br />

wurde er als Verwalter-Stellvertreter in Brünnen<br />

gewählt. Ende November 1983 war für Josef<br />

Ulrich der letzte Arbeitstag. Er trat wegen<br />

Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand.<br />

(11. Okt.1918 – 18. Aug. 1999)<br />

1949 Droben in Schwyz im Altersheim trat dieser<br />

Tage Frau alt <strong>Post</strong>halter Veronika Küttel<br />

Camenzind ins 90. Lebensjahr. Die Hochbetagte erfreut sich noch einer<br />

ausgezeichneten geistigen Frische, leider ist ihr nicht mehr vergönnt, zu<br />

gehen, weshalb sie zum Verbleib im wohnlichen Altersheim gezwungen ist. In<br />

mustergültiger Weise besorgt Frau Witwe Küttel im Verein mit ihrem Gatten bis<br />

zum Jahre 1915 den <strong>Post</strong>dienst in <strong>Gersau</strong>. Einige Reminiszenzen aus jenem<br />

„golden Zeitalter“ erschienen vor einigen Wochen auch in der<br />

„SchwyzerZeitung“. Sicherlich denkt die einstige Frau <strong>Post</strong>halter gerne an die<br />

Zeiten zurück, da sie in unserem Dorfe am See die besten <strong>und</strong> wohl auch<br />

schönsten Lebensjahre verleben durfte. Der Greisin wünschen wir aus der<br />

„fryen Republik“ noch weiterhin goldene <strong>und</strong> sonnenverklärte Jahre. Sie lebe in


14<br />

Andenken der <strong>Gersau</strong>er, <strong>und</strong> natürlich vorab der alten Generation, in gutem<br />

Andenken fort.<br />

Im Jahre 1956 erfolgte der erste Telephonanschluss im Feuerwehrlokal<br />

Im Jahre 1959 wurde laut B<strong>und</strong>easratsbeschlusses die 46 St<strong>und</strong>enwoche für<br />

das B<strong>und</strong>espersonal eingeführt. Was zur Folge hatte, dass der Schalterschluss<br />

an Samstagen auf mittags 12.15 vorverlegt werden musste.<br />

An der ordentlichen Bezirks- <strong>und</strong> Kirchgemeinde vom 24. April 1966 wurde der<br />

Telephondirektion Luzern die Bewilligung erteilt auf der Liegenschaft Abendruh<br />

eine neue Telefonzentrale zu erstellen.<br />

Leo Camenzind trat am 1. April 1978 das Amt als <strong>Post</strong>halter an <strong>und</strong> am 31.<br />

März 1993 nach 44 Dienstjahren in die verdiente Pension.<br />

Vom 14. Oktober 1989 an wurde unser <strong>Post</strong>büro umgebaut. Während dieser<br />

Zeit stand ein <strong>Post</strong>container als Provisorium zur Verfügung. Die <strong>Post</strong> wurde mit<br />

einem Sicherheitsschalter ausgestattet <strong>und</strong> gleichzeitig auch die<br />

<strong>Post</strong>fachanlage erneuert <strong>und</strong> erweitert.<br />

Karl Kopp wurde 1. April 1993 <strong>von</strong> der Kreispostdirektion Luzern zum neuen<br />

<strong>Post</strong>halter <strong>von</strong> <strong>Gersau</strong> gewählt. Vorgängig war er <strong>Post</strong>halter auf dem<br />

Zugerberg.<br />

Gustav Camenzind geb 15. März 1947 <strong>von</strong> Vitznau (Bürger <strong>von</strong> <strong>Gersau</strong>), wollte<br />

nach der Schulentlassung Briefträger werden. Die Voraussetzungen für eine<br />

Pöstlerlehre waren damals sehr eingeschränkt. Aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen<br />

wurde er abgewiesen. Er absolvierte dann eine dreijährige Lehre als Gärtner.<br />

Anschliessend meldete er sich erneut zur <strong>Post</strong> <strong>und</strong> hatte diesmal Glück Die<br />

zweijährige <strong>Post</strong>lehre machte er auf den <strong>Post</strong>ämtern in Luzern <strong>und</strong> seinem<br />

Heimatort Vitznau. 1970 wurde er für ein Jahr nach Zürich versetzt bevor er<br />

als Zustellbeamter in <strong>Gersau</strong> gewählt wurde.<br />

Auf das Neujahr 2010, im Alter <strong>von</strong> 63 Jahren <strong>und</strong> 43 Dienstjahren, war sein<br />

letzter Arbeitstag. Ges<strong>und</strong>heitliche Gründe, wie Kälte <strong>und</strong> Nässe <strong>und</strong> die<br />

stetigen Umstrukturierungen haben ihn zu einer frühzeitigen Pensionierung<br />

bewogen.<br />

Gusti hat viele Hobbys. Vor allem hat es ihm die Blasmusik angetan. Er spielt<br />

in der Feldmusik <strong>Gersau</strong> <strong>und</strong> war dort 19 Jahre Kassier. Ferner spielt er in der<br />

Müliflue Musig Vitznau, Kantonalen Militärmusik, bei den lustigen<br />

Republikanern <strong>Gersau</strong>, <strong>und</strong> als Aushilfe auch in der H<strong>und</strong>sbuchmusig Vitznau.<br />

Seine grosse Leidenschaft ist das Büchelblasen mit dessen volkstümlichen<br />

Klängen er viel Freude bereitet.


15<br />

Nachtrag:<br />

Im Jahre 1842 wurde in <strong>Gersau</strong> neben der Marktschiffahrts-Gesellschafft eine<br />

zweite einheimische Gesellschaft, die <strong>Post</strong>-Schiffgesellschaft gegründet. Die<br />

<strong>Post</strong>-Kommission <strong>von</strong> St. Gallen hatte mit dieser Gesellschaft einen Vertrag<br />

auf 8 Monate abgeschlossen. Ihre Aufgabe war es, täglich morgens um 6 ¼<br />

<strong>und</strong> abends um 6 Uhr in einem Ruderschiff, mit „gewandten Schiffleuten“ die<br />

<strong>Post</strong>säcke <strong>und</strong> Effekten in das auf dem See wartende Luzerner <strong>Post</strong>schiff zu<br />

transportieren <strong>und</strong> abzuholen. Der Jahreslohn betrug Fr. 150.-<br />

Nach Ablauf dieses Vertrages forderte die Schiffgesellschaft eine Erhöhung <strong>von</strong><br />

Fr. 50.- also Fr. 200.- was für eine Fahrt 27 ½ Rappen ausmacht. Da aber die<br />

Zahlungen auf wiederholte Aufforderungen ausblieben wurde ein Schreiben an<br />

Herrn <strong>Post</strong>direktor Stierli mit der ausstehenden Rechnung <strong>von</strong> Fr. 66.64<br />

zugestellt. Die Antwort lautete:“ dass sie bereits schon Fr. 50.- zu viel<br />

bezahlen <strong>und</strong> die geforderte Rechnung nicht vergüten werden. In Zukunft<br />

habe laut Vertrag, die Dampfschiff Verwaltung in Luzern die Entschädigung<br />

den „Stations Schiffern“ zu leisten. Auf diese Zuschrift wandte sich die<br />

Schiffgesellschaft an die Dampfschiffverwaltung Luzern. Diese lehnten jede<br />

Verbindlichkeit ab. Auf diese Chikaniererei hin beschloss die Schiffgesellschaft<br />

ihre Tätigkeit einzustellen <strong>und</strong> dem Bezirksammann da<strong>von</strong> Kenntnis zu geben.<br />

Dieser fand, dass durch diese Unordnung für unsern Bezirk im <strong>Post</strong>wesen<br />

grosser Nachteil <strong>und</strong> Schaden erfolge. Sie bewogen die Schiffgesellschaft bis<br />

zur nächsten Bezirks-Versammlung fortzusetzen <strong>und</strong> garantierte ihnen die<br />

Bezahlung. <strong>Post</strong>halter Rigert bekam die Anweisung unverzüglich der <strong>Post</strong><br />

Administration St. Gallen <strong>von</strong> dem Vorgefallenen Kenntnis zu geben mit der<br />

Bemerkung, wenn nicht schnell Abhilfe erfolge, Klage an die hohe Regierung<br />

gestellt werde. Es erfolgte wiederum keine Antwort. Der Bezirksrat beschloss<br />

am 8. Okt. 1843 diese Sachlage dem hohen Regierungsrat mitzuteilen mit der<br />

Bitte, mit allem Ernste Massnahmen zu treffen diesen Übelstand im Interesse<br />

des ganzen Kantons <strong>und</strong> im Interesse unserer Schiffgesellschaft, dass ihr<br />

wohlverdienter Lohn bezahlt werde, recht bald ein allgemein befriedigendes<br />

Resultat herbei geführt werde.<br />

Anhang:<br />

Seite aus dem „Schweizerisches Orts-Lexikon“ <strong>von</strong> 1878 mit dem<br />

Eintrag <strong>von</strong> <strong>Gersau</strong><br />

Der Vermerk „B3“ steht für <strong>Post</strong>bureau 3. Klasse.<br />

Der Vermerk „T“ steht für Telegraphenstation

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