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JAKOB LENA KNEBL - Spike Art Quarterly

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<strong>JAKOB</strong> <strong>LENA</strong> <strong>KNEBL</strong>


„Seduction – without Certificat of Authenticity“,<br />

Reflecting Fashion, Mumok, Wien, 2012<br />

Das Interesse des Künstlers an der Dynamik zwischen Interieur, Design und bildender Kunst sowie<br />

deren identitätsstiftenden Momenten ist Grundlage für Jakob Lena Knebls Installation.<br />

In den letzten Jahren erfreut sich Wohndesign aus der sogenannten Mid-Century-Ära (ca. 1945–<br />

1970) dank seiner „functional beauty“ besonderer Beliebtheit bei „Bobos“(Bourgeois Bohemian)<br />

und erweist sich in Antiquitätenläden und in Internetkaufportalen als Verkaufsschlager. Das COA<br />

(Certificate of Authenticity/Echtheitszertifikat) macht die erworbenen Möbel und<br />

Einrichtungsaccessoires zu Statussymbolen.<br />

Auf zahlreichen Blogs präsentieren die Kreativen dieser Welt stolz ihre Wohnungen; als<br />

(ungewolltes) Nebenprodukt werden durch diese Einblicke in die Inszenierungen des Wohnens<br />

Identitätskonstruktionen sichtbar gemacht.<br />

Der fetischistischen Ebene der Objektophilie gilt ein besonderes Interesse derKünstlerin, da sie<br />

bewusst das Begehren nach dem Objekt sichtbar macht. Hier nun zeigt sich das Begehren am<br />

Objekt als körperliche Vereinigung mit den Objekten in dem (re)konstruierten Interieur.<br />

Die Installation besteht aus Objets trouvés sowie selbst hergestellten Gebilden. Damit thematisiert<br />

Knebl nicht nur die Frage nach dem Unterschied zwischen Gestaltung und Kunst, sondern auch<br />

jene nach der Funktion und Bedeutung des Objekts. So finden sich hier Lampen, die der<br />

Beleuchtung des Raumes dienen und solche, die durch Umgestaltung ihrer Funktionalität beraubt<br />

und daher ausschließlich ästhetisches Objekt bzw. Dekoration sind.<br />

In einer Zeit, in der dem Begriff Kopieren ein negativer Beigeschmack anhaftet, integriert Knebl<br />

affirmativ den Akt des Kopierens als kulturelles Werkzeug in seine Praxis und lässt so die Grenzen<br />

zwischen Original und Kopie verschwimmen.<br />

Zentraler Aspekt der Installation ist der performative Einsatz des eigenen Körpers durch den<br />

Künstler. Jakob Lena Knebls künstlerische Praxis ist geprägt von derAuseinandersetzung mit<br />

Identität als soziokulturelles Konstrukt. Durch ihre Interventionen unterwandert sie nicht nur<br />

normative Schönheits- und Geschlechterideale, sondern auch die formal-ästhetischen Normen des<br />

Interieurs und dessen soziale Konnotationen. Sie schreibt sich dem Interieur und<br />

Dekorationsstücken förmlich körperlich ein, verwandelt sich in eine Memphis-Design-Vase, ein<br />

Mondrian-Kleid und ein lebendes Picasso-Gemälde.<br />

Während sich bildende KünstlerInnen meist dagegen verwehren, dass ihre Kunst als Teil eines<br />

Interior Designs verstanden wird – auch wenn viele SammlerInnen sie in ihren Häusern also<br />

solche in Szene setzen – produziert Knebl bewusst Arbeiten, die Grenzen zwischen künstlerischen<br />

und gestalterischen Disziplinen aufbrechen.<br />

In Zusammenschau der Installation wird dabei der politische Impetus deutlich, der sich dem<br />

Aufbrechen starrer ästhetischer Normen ebenso zuwendet wie der Dekonstruktion<br />

vorherrschender Geschlechterbilder.<br />

Astrid Peterle<br />

Text: Astrid Peterle<br />

Foto: Georg Petermichl<br />

courtesy Jakob Lena Knebl<br />

Ausarbeitung Messingobjekte: Josif Kristaly<br />

Malerei auf Körper: Hans Scheirl<br />

www.jakoblenaknebl.com

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