T °C - JuSER - Forschungszentrum Jülich
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32 Theoretische Grundlagen, Konzepte und Entwicklungsstrategien<br />
Bei diesem Konzept der Steuerung des Ausdehnungskoeffizienten durch gezielte<br />
Kristallisation geeigneter Phasen wird von einem homogenen Glas geeigneter<br />
Zusammensetzung ausgegangen. Dieses muss im gewünschten Temperaturintervall<br />
erweichen (Viskositätsniveau zwischen 4 und 6 für log , in dPa·s) und<br />
beim Kristallisieren geeignete Phasen bilden, sodass der thermische Ausdehnungskoeffizient<br />
des durchkristallisierten Lotes den gewünschten Wert annimmt. Hierbei<br />
muss man auch berücksichtigen, dass das ausgewählte Lot-Basissystem sich<br />
chemisch mit dem Fügepartner vertragen muss bzw. dass bestimmte Werte der<br />
elektrischen Leitfähigkeit eingehalten werden [Con 2009]. Man geht Folgendermaßen<br />
vor: Aus einem Glas mit geeignetem thermischem Ausdehnungsverhalten,<br />
lassen sich beliebig zusammengesetzte Gläser aus dem Zusammensetzungsbereich<br />
mit gut abschätzbarem thermischem Ausdehnungskoeffizienten<br />
vorhersagen. Hierzu werden geeignete oxidspezifische Faktoren der Literatur<br />
entnommen [Con 2009]. Die Berechnung erfolgt mit der Gleichung 3-1 durch eine<br />
gewichtete Summation der Oxidbeträge.<br />
Bei kristallisierenden Glasloten verändern sich während der Kristallisation auch die<br />
thermomechanischen Eigenschaften des Lotes. Dies lässt sich auch im Voraus<br />
abschätzen, indem man anhand von Phasendiagrammen oder durch<br />
thermodynamische Berechnungen (siehe Kapitel 3, Abschnitt 3.2.2) die zu<br />
erwartenden kristallinen Phasen identifiziert. Dabei wird der resultierende<br />
Ausdehnungskoeffizient der glaskeramischen Matrix durch Wichtung der<br />
Einzelbeiträge anhand der Stoffmengen von Kristallphasen und Restglasphase<br />
abgeschätzt. Hierbei unterscheidet sich der tatsächlich erzielte Phasenbestand oft<br />
deutlich vom thermodynamischen Gleichgewicht [Con 2009]. Neben der<br />
chemischen Zusammensetzung gehen auch anderen Faktoren wie die Körngroße<br />
des eingesetzten Glaspulvers und die Temperaturführung beim Fügeprozeß in den<br />
zu erwartenden Phasenbestand ein. Daher ist der Kristallisationsprozess,<br />
insbesondere bei komplexen Geometrien, die unterschiedliche lokale Aufheizraten<br />
bedingen, nur schwer zu beherrschen. Außerdem ist eine quantitative Berechnung<br />
der durchkristallisierten Phasen kaum möglich, sodass genaue und präzise Angabe<br />
des thermischen Ausdehnungskoeffizienten sich nur schwer vorhersagen lassen.<br />
3.2.3. Steuerung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten durch Beimengung<br />
kristalliner festen Phase<br />
Durch Zugabe von TiO2 in eine vorhandene Glasmatrix kann der thermische<br />
Ausdehnungskoeffizient gesenkt werden. Diese Aussage wurde von Kingery et al. in<br />
den 60er Jahren demonstriert und später von Scholze präsentiert [ScH 1990].