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Beelitzer Nachrichten - September 2013

Wittbrietzen hat aufgetafelt: Neue DorfGemeinschaftsMitte, Beelitz-Tag, Neubauern-Jubiläum: Eine Woche lang hat das Dorf gefeiert - und sich dabei neu erfunden. Auf Beeren-Jagd: Nach Spargel und Heidelbeeren wird jetzt die Aroniabeere zum Beelitzer Exportschlager. Landwirt Gerhard Jochen hat insgesamt fünf Tonnen geerntet. Unter Strom: Die Schlingnatter, Reptil des Jahres, kommt auch in Beelitz vor. Ihr Lebensraum unter einer Starkstromtrasse soll jetzt noch besser geschützt werden.

Wittbrietzen hat aufgetafelt: Neue DorfGemeinschaftsMitte, Beelitz-Tag, Neubauern-Jubiläum: Eine Woche lang hat das Dorf gefeiert - und sich dabei neu erfunden.
Auf Beeren-Jagd: Nach Spargel und Heidelbeeren wird jetzt die Aroniabeere zum Beelitzer Exportschlager. Landwirt Gerhard Jochen hat insgesamt fünf Tonnen geerntet.
Unter Strom: Die Schlingnatter, Reptil des Jahres, kommt auch in Beelitz vor. Ihr Lebensraum unter einer Starkstromtrasse soll jetzt noch besser geschützt werden.

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BEELITZER NACHRICHTEN<br />

Großes Foto: Niek<br />

Peters und Hugo Rocci<br />

sind als Pfadfinder<br />

aufgetreten und haben<br />

das Klinikgebäude mit<br />

Elementen eines Minigolfplatzes<br />

untersetzt.<br />

Kleines Bild, oben: Die<br />

Arbeit der türkischen<br />

Studentin Esra Ilbeyli,<br />

die sich mit den diesjährigen<br />

politischen Unruhen<br />

auf dem Taksim-<br />

Platz in Istanbul auseinandergesetzt<br />

hat. Kleines<br />

Bild, Mitte: Nia<br />

Konstantinova putzt die<br />

Außenterrasse. Sie will<br />

hier eine Installation mit<br />

windverwehten Folien<br />

errichten. Kleines Bild,<br />

unten: Ein Wanddurchbruch<br />

als Erinnerung an<br />

den Pragmatismus der<br />

Roten Armee.<br />

Fotos: Thomas Lähns /<br />

Gerd Ohligschläger<br />

NR. 8 / 24. JAHRGANG<br />

25. SEPTEMBER <strong>2013</strong>, SEITE 9<br />

Klinik als Atelier<br />

Kunststudenten aus zwölf Nationen ließen in Heilstätten wieder<br />

Erstaunliches, Groteskes und Sehnsüchtiges entstehen<br />

E s<br />

ist ein ziemlich morbider<br />

Zirkus, den Sanne<br />

Valstar da aufgebaut hat:<br />

Ein langer Weg aus oranger PVC<br />

-Folie, gesäumt von Moos, führt<br />

auf ein Zelt aus Pappe zu. Auf<br />

der Strecke verteilt liegen<br />

schwarze Käfer - tot. Die junge<br />

Kunststudentin aus den Niederlanden<br />

hat sie draußen gefunden<br />

und sie post mortem zu Besuchern<br />

einer fiktiven<br />

Vorstellung<br />

gemacht. Ihr Stillleben<br />

passt in diesen<br />

Raum, der von<br />

abgerissenen Tapeten<br />

und bröckelndem<br />

P utz<br />

geprägt ist - und<br />

im zweiten Stock<br />

der früheren Männerlungenklinik<br />

in<br />

Beelitz-Heilstätten<br />

liegt.<br />

Wo vor hundert<br />

Jahren vor allem<br />

Tuberkulosepatienten<br />

aus dem<br />

Berliner Arbeitermillieu<br />

kuriert<br />

wurden und wo<br />

bis vor 20 Jahren<br />

noch die Rote Armee stationiert<br />

war, sind heute regelmäßig Nachwuchskünstler<br />

unterwegs. Immer<br />

im Spätsommer wird im Gebäude<br />

B3 die European Exchange Academy<br />

organisiert - von verschie-<br />

denen Europäischen Kunsthochschulen<br />

gemeinsam mit der Stadt<br />

Beelitz und mit Unterstützung<br />

zahlreicher regionaler Sponsoren.<br />

Der Alltag der Studenten ist geprägt<br />

von Seminaren, Gesprächsrunden<br />

- und jeder Menge Raum<br />

für eigene Projekte. So auch in<br />

diesem Jahr: In den sonst so verwaisten<br />

Zimmern wurde gemalt,<br />

gefilmt, modelliert, wurden Installationengebaut.<br />

In der einmaligenAtmosphäre<br />

der <strong>Beelitzer</strong><br />

Heilstätten<br />

haben 40 Studenten<br />

aus zwölf Nationen<br />

jede Menge<br />

E r st a unl i ch e s,<br />

Komisches und<br />

Nachdenkliches<br />

entstehen lassen.<br />

So wie Nia Konstantinova:<br />

Die<br />

junge Bulgarin hat<br />

die Außenterrasse<br />

in Beschlag genommen<br />

und ist<br />

dabei, hier dünne<br />

Plastikfolien zwischen<br />

die Pfeiler<br />

zu hängen. Auf<br />

diesem Wege schafft sie ein riesiges<br />

Windspiel, erzählt sie. Die<br />

Idee dazu ist vor Ort gereift, die<br />

Umgebung biete tolle Inspirationen,<br />

erzählt sie. „Schade, dass<br />

wir hier nicht auch übernachten<br />

können“, erklärt Nia auf Englisch.<br />

Obwohl: Ein bisschen gruselig<br />

wäre es ihr wohl auch,<br />

räumt sie ein. Und so ist der<br />

Spargelhof in Lehnin vielleicht<br />

doch die bessere Herberge.<br />

Ab und zu schaut ein Kommilitone<br />

vorbei und lässt sich das Prinzip<br />

des Windspiels erklären. Das<br />

ist auch der Grundgedanke der<br />

internationalen Akademie: Junge<br />

Talente sollen in Kontakt miteinander<br />

treten und sich gegenseitig<br />

beflügeln - auch mit Kritik. Davon<br />

können auch wieder <strong>Beelitzer</strong><br />

Jugendliche profitieren: Wie<br />

in den Vorjahren sind auch dieses<br />

Mal wieder acht Schüler des Sally-Bein-Gymnasiums<br />

dabei und<br />

erleben, von den Studenten betreut,<br />

eine Woche Kunstunterricht<br />

der anderen Art.<br />

Die Organisatoren sind am Ende<br />

des Workshops zufrieden. Der<br />

Werdegang der Werke sei oft<br />

wichtiger als das Ergebnis, sagt<br />

Harry Heyink, Initiator und<br />

Kunstprofessor aus Amsterdam.<br />

Aber trotzdem können auch die<br />

Ergebnisse sich sehen lassen. Im<br />

Rahmen der Abschlussausstellung<br />

am ersten <strong>September</strong>wochenende<br />

waren über 500 Besucher<br />

nach Heilstätten gekommen.<br />

Mittlerweile herrscht wieder Ruhe<br />

in dem alten Klinikgebäude<br />

B3: Ein Jahr wird es warten müssen,<br />

bis es von Künstlern wieder<br />

belebt wird. T.L.

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