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Beelitzer Nachrichten - September 2013

Wittbrietzen hat aufgetafelt: Neue DorfGemeinschaftsMitte, Beelitz-Tag, Neubauern-Jubiläum: Eine Woche lang hat das Dorf gefeiert - und sich dabei neu erfunden. Auf Beeren-Jagd: Nach Spargel und Heidelbeeren wird jetzt die Aroniabeere zum Beelitzer Exportschlager. Landwirt Gerhard Jochen hat insgesamt fünf Tonnen geerntet. Unter Strom: Die Schlingnatter, Reptil des Jahres, kommt auch in Beelitz vor. Ihr Lebensraum unter einer Starkstromtrasse soll jetzt noch besser geschützt werden.

Wittbrietzen hat aufgetafelt: Neue DorfGemeinschaftsMitte, Beelitz-Tag, Neubauern-Jubiläum: Eine Woche lang hat das Dorf gefeiert - und sich dabei neu erfunden.
Auf Beeren-Jagd: Nach Spargel und Heidelbeeren wird jetzt die Aroniabeere zum Beelitzer Exportschlager. Landwirt Gerhard Jochen hat insgesamt fünf Tonnen geerntet.
Unter Strom: Die Schlingnatter, Reptil des Jahres, kommt auch in Beelitz vor. Ihr Lebensraum unter einer Starkstromtrasse soll jetzt noch besser geschützt werden.

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25. SEPTEMBER <strong>2013</strong>, SEITE 20 NR. 8 / 24. JAHRGANG<br />

Kriegsende 1945 in Reesdorf<br />

VON ANDREA UND<br />

MICHAELA KRANEPUHL<br />

Herr Thietke beschreibt diese Tage<br />

Ende April als eine relativ ruhige<br />

Phase. Den Kampflärm hörte man<br />

nur aus der Entfernung, aber jetzt<br />

versetzten die Tiefflieger die Reesdorfer<br />

in Angst und Schrecken, wenn<br />

sie plötzlich auftauchten und das<br />

Dorf beschossen. Herr Wiesenack<br />

berichtet, dass sich in diesen Tagen<br />

kurzfristig ein Behelfslazarett im<br />

Gasthof befand, in dem sich die Soldaten<br />

notdürftig selbst verarzteten.<br />

Die daneben wohnenden Wiesenacks<br />

konnten die Schreie der Verwundeten<br />

aus dem Bühnenkeller hören.<br />

In einiger Entfernung zum Dorf - in<br />

Richtung Schäpe - befand sich die<br />

zur Division „Scharnhorst“ gehörende<br />

III. Schwere Abteilung des Artillerieregiments,<br />

die bis in die Nacht<br />

vom 1. auf den 2. Mai Beelitz beschoss.<br />

Desweiteren agierten auch<br />

das Füsilierbataillon und Teile der 1.<br />

sowie der 3. Kompanie des Pionierbataillons<br />

der Division „Scharnhorst“<br />

im Gebiet um Reesdorf – vorrangig<br />

wahrscheinlich in den Wäldern<br />

westlich des Dorfes. Da man<br />

erwartete, dass die fliehenden Soldaten<br />

und Zivilisten aus dem Korridor<br />

zwischen Elsholz und Wittbrietzen in<br />

Richtung R eesdorf/B eelitz-Heilstätten<br />

kommen würden, sollten die<br />

bei Reesdorf stehenden Verbände<br />

nur noch die Rettung der Flüchtenden<br />

sicherstellen. Der ursprüngliche<br />

Plan, mit den Manövern im Großraum<br />

Ferch-Beelitz-Treuenbrietzen<br />

einen Zusammenschluss der 9. und<br />

der 12. Armee vorzubereiten, um in<br />

der Folge mit diesen Kräften die<br />

Reichshauptstadt zu entsetzen, war<br />

nun endgültig als illusorisch erkannt<br />

worden. „Nur nicht den Russen in<br />

die Hände fallen!“ war für alle die<br />

Parole.<br />

Für die Dorfbewohner war es eine<br />

angsterfüllte Zeit, denn der Kampflärm<br />

war überall um sie herum und<br />

niemand wusste, was als nächstes<br />

passieren würde. Die Reesdorfer<br />

„wohnten“ nun schon seit Mitte April<br />

überwiegend in ihren Kellern und<br />

verließen diese nur, um die Tiere zu<br />

versorgen. Neben den zivilen Flüchtlingen<br />

durchquerten jetzt auch immer<br />

mehr deutsche Soldaten auf dem<br />

Rückzug die Gegend um Reesdorf.<br />

Die Letzten waren vom 30. April bis<br />

Anfang Mai die Reste der 9. Armee<br />

– ein Bruchteil der ursprünglich eingekesselten<br />

200 000 Soldaten. Die<br />

vollkommen erschöpften Männer<br />

(Anm.: Es waren je nach Quelle zwischen<br />

3000 und 30000, denen der<br />

Ausbruch aus dem Kessel von Halbe<br />

gelang.) kamen aus Richtung Rieben/Elsholz/Schönefeld<br />

oder wenige<br />

auch aus R ichtung Zau chwitz/Schlunkendorf<br />

in den Großraum<br />

Beelitz hinein und strebten zu großen<br />

Teilen – unter ständigem Beschuss<br />

BEELITZER NACHRICHTEN<br />

Der Reesdorfer Gasthof um 1920. Ende des 2.<br />

Weltkrieges befand sich hier ein Behelfslazarett.<br />

durch die Rote Armee – nach Südwesten<br />

auf einen ca. 5 km breiten<br />

Frontabschnitt zwischen den <strong>Beelitzer</strong><br />

Heilstätten und Reesdorf zu, um<br />

hinter die deutschen Linien (der Divisionen<br />

„ S charnhorst“ und<br />

„Hutten“ ) zu gelangen und von dort<br />

vielleicht Richtung Westen zum Brückenkopf<br />

Barby abtransportiert zu<br />

werden. Die wenigen in Reesdorf<br />

ankommenden Soldaten waren erleichtert,<br />

den „Russen“ entkommen<br />

zu sein, doch es gab keine Ruhepause<br />

für sie, denn auch die in Reesdorf<br />

stehenden Soldaten der 12. Armee<br />

wollten nur noch eines –<br />

„verschwinden“ , denn auch sie konnten<br />

der Roten Armee keinen Widerstand<br />

mehr leisten und wollten sich<br />

um jeden Preis vor der sowjetischen<br />

Gefangenschaft retten.<br />

In diesen Tagen von Ende April bis<br />

zum 1. Mai packten die meisten<br />

Reesdorfer das Nötigste auf einen<br />

Hand- oder Pferdewagen, vergruben<br />

das wenige Wertvolle irgendwo auf<br />

dem Grundstück und flohen. Hauptsache<br />

nach Westen, zu Verwandten,<br />

vielleicht über die Elbe „zum Amerikaner“<br />

lautete auch hier in der bestehenden<br />

Panik die Devise. So erzählt<br />

Frau Schone, dass sie durch die<br />

Kämpfe vom 26./27. April so verängstigt<br />

waren, dass sie am nächsten<br />

Morgen sofort nach Neuendorf aufbrachen.<br />

Als sie auch dort Schüsse

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