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Divergierende institutionelle Logiken in öffentlich-privaten IT ... - Isprat

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1 <strong>Divergierende</strong> <strong><strong>in</strong>stitutionelle</strong> <strong>Logiken</strong> <strong>in</strong> <strong>öffentlich</strong><strong>privaten</strong><br />

<strong>IT</strong>-Partnerschaften<br />

Unterschiede <strong>öffentlich</strong>er und privatwirtschaftlicher Organisationen<br />

Die Herausforderungen <strong>in</strong> <strong>IT</strong>-Partnerschaften zwischen <strong>öffentlich</strong>en und privatwirtschaftlichen Organisationen<br />

entstehen maßgeblich durch das Aufe<strong>in</strong>andertreffen von unterschiedlichen organisationalen<br />

Kulturen. Die unterschwelligen Divergenzen zwischen <strong>öffentlich</strong>en und privatwirtschaftlichen Organisationen<br />

manifestieren sich <strong>in</strong> unterschiedlichen Denkweisen (z. B. Jobsicherheits- versus Karriereorientierung),<br />

Wissensbasen (z. B. implizite versus explizite <strong>IT</strong>-Prozesse) und organisationalen Strukturen (z.<br />

B. Kont<strong>in</strong>uitäts- versus Projektorientierung). Diese Unterschiede basieren auf <strong>in</strong>stitutionsspezifischen<br />

Normen, die sich über die Zeit h<strong>in</strong>weg entwickeln und so maßgeblich das Verhalten von Organisationen<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Die Steuerung des organisationalen Verhaltens erfolgt durch die Verwendung von „<strong><strong>in</strong>stitutionelle</strong>n<br />

<strong>Logiken</strong>“, die die <strong>in</strong>formalen und formalen Werte, Regeln und Praktiken für die Bee<strong>in</strong>flussung<br />

sozialer Interaktion <strong>in</strong> Organisationen be<strong>in</strong>halten. Das erstmalige Aufe<strong>in</strong>andertreffen von <strong>öffentlich</strong>en und<br />

<strong>privaten</strong> <strong>Logiken</strong> <strong>in</strong> <strong>öffentlich</strong>-<strong>privaten</strong> <strong>IT</strong>-Partnerschaften erschwert daher den erfolgreichen Partnerschaftsaufbau<br />

durch das Aufkommen von Missverständnissen und mangelndem Vertrauen auf beiden<br />

Seiten (siehe Abb.).<br />

Abb.: Etablierung erfolgreicher <strong>öffentlich</strong>-privater <strong>IT</strong>-Partnerschaften<br />

Etablierung e<strong>in</strong>er erfolgreichen <strong>öffentlich</strong>-<strong>privaten</strong> <strong>IT</strong>-Partnerschaft<br />

Für die erfolgreiche Etablierung e<strong>in</strong>er funktionierenden Partnerschaft ist der E<strong>in</strong>satz adäquater Partnerschaftsmanagement-Prozesse<br />

notwendig, um das Aufe<strong>in</strong>andertreffen divergierender <strong>Logiken</strong> zu nivellieren<br />

(siehe Abb. 1). Dies erfordert den Aufbau gegenseitigen Verständnisses und die Akzeptanz unterschiedlicher<br />

Denkweisen, Wissensbasen sowie organisationaler Strukturen zwischen den Partnern. Für<br />

den Aufbau gegenseitigen Verständnisses bedarf es des <strong>in</strong>tensiven Austauschs sowie der Erläuterung<br />

der Motive und Gründe organisationsspezifischer Vorgehensweisen und Strukturen, wie z. B. die Sicherstellung<br />

der Rechtskonformität von Verwaltungsabläufen oder der E<strong>in</strong>satz von Leistungsvere<strong>in</strong>barungen


2<br />

(Service Level Agreements) für die Steuerung von <strong>IT</strong>-Dienstleistungen. Die detaillierte Erläuterung und<br />

das Erzeugen von Transparenz über die unterschiedlichen <strong><strong>in</strong>stitutionelle</strong>n <strong>Logiken</strong> stellt jedoch lediglich<br />

die notwendige Bed<strong>in</strong>gung für die Etablierung e<strong>in</strong>er erfolgreichen Partnerschaft dar. Zusätzlich bed<strong>in</strong>gt<br />

die erfolgreiche Institutionalisierung e<strong>in</strong>er <strong>öffentlich</strong>-<strong>privaten</strong> <strong>IT</strong>-Partnerschaft den Aufbau e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

Identifikation mit der neuen Organisation. Dazu ist e<strong>in</strong>e Abkehr beider Partner von historisch<br />

gewachsenen Rout<strong>in</strong>en und die Etablierung sowie Legitimierung geme<strong>in</strong>samer Rout<strong>in</strong>en im Rahmen<br />

der Partnerschaft erforderlich, wie z. B. von geme<strong>in</strong>samen Steuerungsgremien. Maßgeblich trägt die<br />

E<strong>in</strong>beziehung sämtlicher Anspruchsgruppen auf <strong>öffentlich</strong>er (z. B. alle politischen Parteien) und privater<br />

Seite h<strong>in</strong>sichtlich der E<strong>in</strong>führung geme<strong>in</strong>samer Organisationsstrukturen zum Aufbau e<strong>in</strong>es Verantwortlichkeitsgefühl,<br />

wie es primär e<strong>in</strong>er <strong>öffentlich</strong>en Logik entspricht, sowie geme<strong>in</strong>samer Identifikation mit<br />

der Partnerschaft bei. Neben der Etablierung gegenseitigen Verständnisses und geme<strong>in</strong>samer Identifikation<br />

mit der Partnerschaft bee<strong>in</strong>flusst die Erläuterung divergierender <strong><strong>in</strong>stitutionelle</strong>r <strong>Logiken</strong> und die<br />

E<strong>in</strong>haltung beidseitiger Versprechen essentiell die Entwicklung von Vertrauen über die Zeit h<strong>in</strong>weg. Das<br />

E<strong>in</strong>gehen auf Empfehlungen des Partners, die bezüglich der eigenen <strong><strong>in</strong>stitutionelle</strong>n Logik ungewöhnlich<br />

s<strong>in</strong>d, und das Entwickeln von Kompromissen h<strong>in</strong>sichtlich der Steuerung und Umsetzung e<strong>in</strong>er „gelebten“<br />

Partnerschaft stellen daher zentrale Bauste<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>es erfolgreichen Partnerschaftsmanagement <strong>in</strong><br />

<strong>öffentlich</strong>-<strong>privaten</strong> Partnerschaften dar.<br />

Anforderungen erfolgreichen <strong>IT</strong>-Partnerschaftsmanagement<br />

Managern von <strong>öffentlich</strong>-<strong>privaten</strong> <strong>IT</strong>-Partnerschaften bedarf es des Bewusstse<strong>in</strong>s und Verständnis der<br />

Unterschiede zwischen <strong>öffentlich</strong>en und privatwirtschaftlichen Organisationen sowie der Akzeptanz<br />

derer Motive und Vorgehensweisen. Zudem erfordert die Vielfalt und Komplexität von verschiedenen<br />

Anspruchsgruppen des <strong>öffentlich</strong>-<strong>privaten</strong> Umfelds den kont<strong>in</strong>uierlichen E<strong>in</strong>bezug der Anspruchsgruppen<br />

beim Partnerschaftsaufbau sowie die Pflege der Partnerschaftsbeziehung durch die permanente<br />

Erläuterung der Unterschiede sowie das E<strong>in</strong>gehen auf Vorschläge des Partners. Insbesondere <strong>in</strong><br />

Partnerschaften mit unterschiedlichen organisationalen Kulturen ist es daher essentiell, im Vorfeld des<br />

E<strong>in</strong>gehens der Partnerschaft ke<strong>in</strong>e überzogenen Erwartungen aufzubauen oder Vorgehensweisen als<br />

selbstverständlich zu erachten, die ausschließlich im Kontext des eigenen Organisationstyps als allgeme<strong>in</strong><br />

bekannt vorausgesetzt werden können.<br />

Wissenschaftliche Projektleitung und Mitarbeit<br />

Prof. Dr. Roman Beck<br />

Stiftungsjuniorprofessur für Betriebswirtschaftslehre, <strong>in</strong>sb. E-F<strong>in</strong>ance & Services Science<br />

Oliver Marschollek<br />

Stiftungsjuniorprofessur für Betriebswirtschaftslehre, <strong>in</strong>sb. E-F<strong>in</strong>ance & Services Science<br />

Prof. Dr. Wolfgang König<br />

Professur für Betriebswirtschaftslehre, <strong>in</strong>sb. Informationsmanagement<br />

Weitere Informationen<br />

Marschollek, O. (2011) “Nobody w<strong>in</strong>s, but nobody loses either” – Understand<strong>in</strong>g different <strong>in</strong>stitutional<br />

logics <strong>in</strong> <strong>IT</strong> public-private partnerships, Proceed<strong>in</strong>gs of the 19th European Conference on Information<br />

System (ECIS 2011), Hels<strong>in</strong>ki, F<strong>in</strong>land

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